30.11.2012 Aufrufe

Vanessa C. Duss Jacobi - Erste Europäische Internetzeitschrift für ...

Vanessa C. Duss Jacobi - Erste Europäische Internetzeitschrift für ...

Vanessa C. Duss Jacobi - Erste Europäische Internetzeitschrift für ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

(GG), dem Gesetz über die politischen Rechte des Kantons Bern (GPR) wie dem des Bundes<br />

(BPR) und dem Verwaltungsrechtspflegegesetz (VRPG) entwickeln, um schliesslich<br />

den Vorgaben der Rechtsweggarantie und der totalrevidierten Bundesrechtspflege (VwVG<br />

und Bundesgerichtsgesetz, BGG) weitgehend entsprechen zu können. 140 Im Abschnitt über<br />

den „Rechtsschutz gegen Verwaltungsakte“ zeigt, wie sehr die nachträgliche Verwaltungsrechtspflege<br />

verfügungszentriert ist – dies im Gegensatz zur Staatsrechtspflege –, was <strong>für</strong><br />

die Anfechtung von Realakten lediglich die Aufsichtsbeschwerde, die Geltendmachung von<br />

Schadenersatz- oder Genugtuungsansprüchen im Staatshaftungsverfahren sowie das Begehren<br />

auf Erlass einer Feststellungsverfügung zuliess. Neben diesen Rechtsschutzmitteln hat<br />

das Bundesgericht bei Realakten, die in Grundrechte eingreifen, eine direkte Anfechtungsmöglichkeit<br />

bejaht (analoge Anwendung von Verwaltungs- oder Verwaltungsgerichtsbeschwerde).<br />

Und neu (seit 1. Januar 2007) ermöglicht Art. 25a VwVG bei Vorliegen eines<br />

schutzwürdigen Interesses gegen widerrechtliche Handlungen, die sich auf öffentliches<br />

Recht des Bundes stützen und Rechte oder Pflichten berühren, ein Unterlassungs-, Einstellungs-,<br />

Widerrufs-, Beseitigungs- oder Feststellungsbegehren zu stellen und so eine Verfügung<br />

über Realakte zu erlangen, welche mittels Beschwerde angefochten werden kann. Zu<br />

dieser Regelung im Bundesrecht gibt es zahlreiche kantonalgesetzlich analoge Regelungen,<br />

(noch) nicht jedoch im Kanton Bern. 141 Der „Anwendungsbereich der ursprünglichen Verwaltungsrechtspflege“<br />

ist im VRPG 09 breit, stellt doch die Beurteilung der Streitigkeiten<br />

vom Verwaltungsgericht als einziger Instanz im Klageverfahren den Regelfall dar. Die<br />

Ausnahme, die die Regel bestätigt, findet sich in Einkommenssteuersachen, wo das Verwaltungsgericht<br />

über Beschwerden gegen Entscheide der kantonalen Rekurskommission<br />

entscheidet. Jedoch hat die ursprüngliche Verwaltungsrechtspflege seit dem VRPG 09 laufend<br />

an Bedeutung verloren, und wurde durch Anfechtungsstreitverfahren 142 weitgehend<br />

(v.a. in der Staatshaftung) verdrängt, bleibt aber vorab im Enteignungsrecht und bei öffentlich-rechtlichen<br />

Streitigkeiten zwischen Gemeinwesen gleicher Stufe und zwischen Privaten<br />

bedeutsam. Nach Ausleuchtung dieser Problemfelder zeigt Daums Blick in die Zukunft<br />

der bernischen Verwaltungsrechtspflege: „Der Ausbau der Verwaltungsgerichtsbarkeit im<br />

Kanton Bern ist an einem Endpunkt angelangt“, denn „mit der Umsetzung der Rechtsweggarantie<br />

ist ein grosser Reformschritt getan“, und prophezeit: „Kurz- und mittelfristig wird<br />

sich die bernische Verwaltungsrechtspflege punktuell weiterentwickeln. [...] Besondere<br />

Aufmerksamkeit gilt [...] dem Aspekt der Verfahrensharmonisierung.“ Und: „neben den<br />

eindgenössischen Prozessgesetzen greift auch das Bundesverwaltungsrecht immer stärker<br />

in die Verfahrensautonomie der Kantone ein“, 143 es „wird die Frage nach einer Vereinheit-<br />

140 Wenn auch der Systemwechsel zur Einheitsbeschwerde, wie ihn das BGG – wenn auch mit gebietsspezifischen<br />

Differenzierungen – vollzogen hat, im VRPG nicht erfolgte. Jedoch wurde die Gemeindebeschwerde<br />

in das VRPG integriert.<br />

141 Wo man sich in der Debatte zur VRPG-Revision vom 10. April 2008 mit der Einführung eines dem Art.<br />

25a VwVG entsprechenden Art. 49a VRPG auseinandersetzte, aber dagegen entschied. Somit bleibt in<br />

Bezug auf die Anfechtung von Realakten noch immer Handlungsbedarf.<br />

142 Welches zur Durchsetzung von Verantwortlichkeitsansprüchen in der Staatshaftung in der Teilrevision<br />

des VRPG vom 10. April 2008 eingeführt wurde.<br />

143 Z.B. hat das Bundesgericht in einem neueren Fall entschieden, dass kantonale Einsprache- und Auflage-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!