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Herbst 07 - Selbsthilfe-Kontaktstelle Frankfurt e.V.

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Titel<br />

zwei Jahre Wirkung zeigen könne, müsse man diese Zahl<br />

als Ermutigung ansehen. Kritiker halten dem entgegen,<br />

dass dies prozentual die schlechteste Eingliederungsmaßnahme<br />

überhaupt sei. Die Quote der übrigen Beschaffungsmaßnahmen<br />

liegt bei knapp 20 Prozent. Neben dem<br />

bereits erwähnten Argument der Verdrängung sowie Lohnsenkungen<br />

auf dem ersten Arbeitsmarkt werfen Kritiker<br />

dem Instrument Ein-Euro-Jobs weiterhin vor, eine verschleierte<br />

Zwangsarbeit zu sein. Problematisch ist hierbei der<br />

Umstand, dass gemeinnützige Arbeit im Erwachsenenstrafrecht<br />

als vorrangige Ersatzstrafe für Haftstrafe vorgesehen<br />

ist. Negativ bewertet werden auch die mangelhafte oder<br />

gar nicht stattfindende Weiterbildung.<br />

Missbrauch des Einsatzes ist ein häufig formulierter Vorwurf<br />

an das Instrument. Die Kommunen setzten die Ein-Euro-<br />

Jobber häufig dort ein, wo sie früher noch Handwerksbetriebe<br />

beauftragt oder eigene Angestellte beschäftigt<br />

hätten. Den klammen Kommunen spart das beträchtliche<br />

Kosten, dem Handwerk entstehen entsprechende Verluste.<br />

Das sieht sogar Frank-Jürgen Weise ähnlich, der Leiter der<br />

Bundesagentur für Arbeit: „Das Projekt Ein-Euro-Jobs droht<br />

auszufransen. Schon heute neigt manche Kommune dazu,<br />

die eigene Infrastruktur von Ein-Euro-Jobbern sanieren zu<br />

lassen.“ Ein-Euro-Jobs verschönern zudem die Arbeitslosenstatistik,<br />

und das mit einem simplen Trick. Wegen der<br />

zustehenden Mehraufwandsentschädigung gelten die Ein-<br />

Euro-Jobber nicht als arbeitslos, obwohl sie bei der Bundesagentur<br />

für Arbeit als arbeitslos gemeldet sind.<br />

Widersinnig? – Man muss schon hartgesottener Verfechter<br />

von Hartz IV sein, um das nicht als Schönfärberei zu<br />

enttarnen.<br />

Georg Kaiser übrigens, der arbeitslose Elektriker, der für<br />

1,50 Euro Mehraufwandsentschädigung beim DRK ein<br />

Dreivierteljahr Hausnotrufsysteme installiert hat, will noch<br />

bis Dezember warten. Sollte er bis dahin keine reguläre<br />

Arbeitsstelle haben, will er sich im Ausland umschauen.<br />

In Dänemark, so glaubt er zu wissen, stünden seine Chancen<br />

gut. Einen Ein-Euro-Job jedenfalls würde er nur dann<br />

nochmals annehmen, wenn man ihm eine Übernahme in<br />

eine Festanstellung garantieren könne. Das sei er sich und<br />

seinem täglichen Blick in den Spiegel schuldig.<br />

Hartz IV ist die landläufige Bezeichnung für das vierte<br />

Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt,<br />

das am 1. Januar 2005 in Kraft getreten ist.<br />

Die wichtigste und gleichzeitig umstrittenste Änderung,<br />

die mit dem Gesetz vorgenommen wurde, ist das<br />

Arbeitslosengeld II, kurz ALG II. Es fasst die frühere<br />

Arbeitslosenhilfe mit der Sozialhilfe auf Leistungsniveau<br />

des „soziokulturellen Existenzminimums“<br />

zusammen. Sozialhilfeempfänger fallen damit in den<br />

Verwaltungsbereich der Agentur für Arbeit. Das zentrale<br />

Ziel von Hartz IV ist die Integration der arbeitslosen<br />

Menschen in den Arbeitsmarkt. Deshalb muss jeder, der<br />

ALG II bezieht, auch jeden Job annehmen, der angeboten<br />

wird, um keine Leistungskürzungen zu riskieren.<br />

Durchgreifende gesetzliche Veränderungen gibt es auch<br />

beim Arbeitslosengeld, dessen Bewilligungszeitraum<br />

mit Hartz IV auf ein Jahr gekürzt wurde. Nach Ablauf<br />

eines ALG-I-Jahres muss das ALG II beantragt werden.<br />

Allerdings sieht das Gesetz die Zahlung eines Zuschlags<br />

für einen gewissen Zeitraum vor, um den Übergang zu<br />

erleichtern. Die Höhe des ALG II ist exakt vorgeschrieben.<br />

Besteht Anspruch auf das Arbeitslosengeld II,<br />

werden auch die Wohn- und Nebenkosten übernommen,<br />

sofern die Wohnung als „angemessen“ eingestuft<br />

wird. Vermögen darf vorhanden sein, jedoch nur bis zur<br />

Höhe der Grundfreibeträge. Wer darüber liegt, muss<br />

Vermögen veräußern.<br />

Hartz IV<br />

AUTOR:<br />

Volker Hütte<br />

Eschersheimer Landstraße 296, 60320 <strong>Frankfurt</strong> am Main<br />

E-Mail: volker.huette@gmx.de

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