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Der Portfolio-Ansatz in der Schülerbeurteilung der USA und seine ...

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Prüfl<strong>in</strong>gs wird an <strong>der</strong> Güte <strong>der</strong> Ergebnisse bzw. Antworten e<strong>in</strong>er bestimmten Gruppe<br />

von Prüfl<strong>in</strong>gen gemessen (AERA, APA, NCME, 1999, S. 49). Die Skala übersetzt mit<br />

an<strong>der</strong>en Worten den numerischen Wert <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Aussage darüber, wo die betreffende<br />

Person leistungsmässig <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er bestimmten Gruppe steht, die dieselbe <strong>Schülerbeurteilung</strong><br />

ebenfalls absolviert hat (Cronbach, 1972, S. 84–85). Metzger (1997,<br />

S. 540) spricht deshalb auch von e<strong>in</strong>er gruppenorientierten Bezugsnorm, während<br />

Klauer (1987, S. 184–186) sie als soziale Bezugsnorm bezeichnet. Typisch für e<strong>in</strong>e<br />

normorientierte Interpretation ist z.B. die Aussage: Die geprüfte Person hat <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Schülerbeurteilung</strong> e<strong>in</strong>en Wert erreicht, <strong>der</strong> höher liegt als jener von 95 % <strong>der</strong> Vergleichsgruppe.<br />

Die Güte <strong>der</strong> Ergebnisse bzw. Antworten e<strong>in</strong>es Prüfl<strong>in</strong>gs zeigt sich im<br />

Rangplatz, den er <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Vergleichsgruppe e<strong>in</strong>nimmt. Je besser/schlechter die<br />

erbrachte Leistung gemessen an <strong>der</strong> durchschnittlichen Leistung <strong>der</strong> Vergleichsgruppe<br />

(z.B. Klasse) ist, desto höher/tiefer wird sie bewertet. Die Aussagekraft e<strong>in</strong>er normorientierten<br />

Interpretation von Ergebnissen hängt somit sehr wesentlich von <strong>der</strong> zugr<strong>und</strong>e<br />

liegenden Vergleichsgruppe ab. Neben e<strong>in</strong>er angemessenen Vergleichsgruppe<br />

setzt e<strong>in</strong>e normorientierte Interpretation voraus, dass die <strong>Schülerbeurteilung</strong> Aufgaben<br />

enthält, die von den Prüfl<strong>in</strong>gen tatsächlich unterschiedlich gut gelöst werden können,<br />

so dass sie selektieren <strong>und</strong> zu e<strong>in</strong>er Streuung <strong>der</strong> Ergebnisse führen (Black, 1998,<br />

S. 59; McMillan, 1997, S. 303; Wolf, Bixby, Glenn & Gardner, 1991, S. 44). Entsprechend<br />

<strong>der</strong> psychometrischen Wurzeln wird dabei e<strong>in</strong>e Streuung angestrebt, die <strong>der</strong><br />

Normalverteilung entspricht (Mitchell, 1992, S. 17; Wolf, Bixby, Glenn & Gardner,<br />

1991, S. 44). Beson<strong>der</strong>s schwere Aufgaben, die nahezu niemand lösen kann, o<strong>der</strong> sehr<br />

e<strong>in</strong>fache Aufgaben, die quasi alle beantworten können, werden deshalb nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

<strong>Schülerbeurteilung</strong> aufgenommen. Die Abhängigkeit von <strong>der</strong> Vergleichsgruppe <strong>und</strong><br />

die Notwendigkeit, über die Aufgabenauswahl e<strong>in</strong>e bestimmte Streuung <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

sicherzustellen, um dann daraus e<strong>in</strong>e objektive, nach mathematisch-statistischen<br />

Regeln berechnete Rangreihenfolge festlegen zu können, haben sehr wichtige Konsequenzen<br />

für die Aussagekraft <strong>der</strong> Interpretation: E<strong>in</strong>e normorientierte Interpretation<br />

<strong>der</strong> Ergebnisse br<strong>in</strong>gt die Prüfl<strong>in</strong>ge zwar <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e bestimmte Rangreihenfolge, aber sie<br />

gibt ke<strong>in</strong>e aussagekräftigen Informationen über den Grad, mit dem e<strong>in</strong> Prüfl<strong>in</strong>g die<br />

angestrebten Lern<strong>in</strong>halte <strong>und</strong> -prozesse tatsächlich erreicht hat (Glaser, 1994a, S. 6–8;<br />

Wolf, Bixby, Glenn & Gardner, 1991, S 7). Denn e<strong>in</strong>e nach normorientierter Skala als<br />

sehr gut bewertete Leistung kann, gemessen an e<strong>in</strong>em sachlichen Standard, als<br />

ungenügend ersche<strong>in</strong>en. Die erbrachte Leistung war e<strong>in</strong>fach die Beste von den <strong>in</strong>sgesamt<br />

schlechten Leistungen. Umgekehrt kann e<strong>in</strong>e nach sachlichen Kriterien sehr gute<br />

Leistung nach normorientierter Skala als schlecht bewertet werden, weil die zugr<strong>und</strong>eliegende<br />

Vergleichsgruppe generell ausgezeichnete Leistungen erbracht hat, so dass<br />

bereits kle<strong>in</strong>ste Fehler zu e<strong>in</strong>er Zurückstufung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rangfolge bzw. zu e<strong>in</strong>er schlechteren<br />

Bewertung führen. E<strong>in</strong>e normorientierte Skala ist im Weiteren nur dann anwendbar,<br />

wenn ke<strong>in</strong>e gezielte Vorbereitung <strong>der</strong> Prüfl<strong>in</strong>ge auf die Aufgaben <strong>der</strong> <strong>Schülerbeurteilung</strong><br />

erfolgt. Denn sobald die Prüfl<strong>in</strong>ge die zu lösenden Aufgaben im voraus<br />

kennen <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> darauf speziell vorbereitet werden, kann die notwendige <strong>und</strong> angestrebte<br />

Streuung <strong>der</strong> Ergebnisse <strong>und</strong> damit e<strong>in</strong>e Rangreihenfolge nur sehr schwer o<strong>der</strong><br />

gar nicht entstehen, weil nun plötzlich alle die Aufgaben gut lösen können (Black,<br />

1998, S. 61). Nach Sacher (1996, S. 49–50; ähnlich Kubiszyn & Borich, 2000, S. 204–<br />

205) kann die normorientierte Interpretation <strong>der</strong> Ergebnisse schliesslich die Lernfortschritte<br />

<strong>der</strong> Lernenden verschleiern. Denn wenn sich im Zeitverlauf alle im gleichen

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