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Der Portfolio-Ansatz in der Schülerbeurteilung der USA und seine ...

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• Die Durchführung <strong>der</strong> <strong>Schülerbeurteilung</strong> wird streng kontrolliert <strong>und</strong> genau<br />

angeleitet, so dass alle Lernenden für die Lösung e<strong>in</strong>er Aufgabe exakt den gleichen<br />

Anweisungen <strong>und</strong> Verfahrensregeln folgen.<br />

• <strong>Der</strong> Inhalt <strong>der</strong> <strong>Schülerbeurteilung</strong> bleibt für die Lernenden geheim, so dass sie sich<br />

nicht auf die <strong>Schülerbeurteilung</strong> vorbereiten können.<br />

Diese Punkte sollen vor allem sicherstellen, dass die Ergebnisse <strong>der</strong> <strong>Schülerbeurteilung</strong><br />

mit Hilfe mathematisch-statistischer Verfahren e<strong>in</strong>deutig <strong>in</strong>terpretiert werden<br />

können (vgl. unten Abschnitt Merkmale h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Interpretation <strong>der</strong> <strong>Schülerbeurteilung</strong>).<br />

Für Resnick <strong>und</strong> Resnick (1992, S. 41–47; ähnlich Mitchell, 1992, S. 169–172) resultieren<br />

aus <strong>der</strong> psychometrisch geprägten Gestaltung <strong>der</strong> Prüfungssituation zwei Pr<strong>in</strong>zipien,<br />

welche die Schülerbeurteiung <strong>in</strong> methodischer H<strong>in</strong>sicht entscheidend lenken:<br />

1. Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Zerglie<strong>der</strong>ung: Wissen/Fähigkeiten müssen für ihre Überprüfung <strong>in</strong> elementare<br />

Wissens-/Fähigkeitse<strong>in</strong>heiten aufgespalten werden.<br />

2. Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Dekontextualisierung: Wissen/Fähigkeiten müssen losgelöst von ihrem<br />

Verwendungszweck geprüft werden.<br />

Das erste Pr<strong>in</strong>zip basiert auf <strong>der</strong> behavioristischen Vorstellung, dass sich komplexes<br />

Wissen/Fähigkeit im Lernprozess sequentiell-l<strong>in</strong>ear aus e<strong>in</strong>facheren Wissenselementen<br />

zusammensetzt. Es ist deshalb s<strong>in</strong>nvoll, die Verfügbarkeit <strong>der</strong> für e<strong>in</strong>en bestimmten<br />

Lernschritt als notwendig erachteten Wissenselemente als Indikator für das erworbene<br />

<strong>und</strong> somit gelernte Wissen/Fähigkeit zu überprüfen (Greeno, Coll<strong>in</strong>s & Resnick, 1996,<br />

S. 27 <strong>und</strong> 37; Resnick & Resnick, 1992, S. 41–42). S<strong>in</strong>d die notwendigen Wissenselemente<br />

vorhanden, so die Auffassung, dann kann man auch davon ausgehen,<br />

dass die betreffende Person über das sich daraus ergebende komplexe Wissen/Fähigkeit<br />

verfügt (Resnick & Resnick, 1992, S 42). Um also z.B. die komplexe Fähigkeit<br />

„Lesen“ zu überprüfen (siehe Hiebert & Raphael, 1996, S. 562–563), hat man diese <strong>in</strong><br />

die drei als gleich wichtig e<strong>in</strong>gestuften Komponenten Textverständnis, Wortschatz <strong>und</strong><br />

Wortanalyse (Rechtschreibung) zerlegt, jeden dieser Teilaspekte isoliert geprüft <strong>und</strong><br />

dann die Teilergebnisse zu e<strong>in</strong>em Gesamtwert addiert, <strong>der</strong> als Ausdruck für die Lesefähigkeit<br />

e<strong>in</strong>er Person verstanden worden ist. Die Überzeugung, dass sich die Qualität<br />

des Wissens bzw. <strong>der</strong> Lernfortschritt aus <strong>der</strong> Verfügbarkeit elementarer Wissense<strong>in</strong>heiten<br />

bzw. den daraus gebildeten Teilfähigkeiten ableiten lasse, führt nach Ansicht<br />

verschiedener Autoren (z.B. Greeno, Coll<strong>in</strong>s & Resnick, 1996, S. 38; Resnick &<br />

Resnick, 1992, S. 42; Wolf, Bixby, Glenn & Gardner, 1991, S. 43–37) zu e<strong>in</strong>em stark<br />

quantitativ geprägten Verständnis von Lernfortschritt, d.h. die <strong>Schülerbeurteilung</strong> im<br />

traditionellen Paradigma soll primär die Frage beantworten „Wieviel weiss e<strong>in</strong> Lerner?“<br />

<strong>und</strong> nicht so sehr „Was weiss e<strong>in</strong> Lerner?“ (Greeno, Coll<strong>in</strong>s & Resnick, 1996,<br />

S. 38; Wolf, Bixby, Glenn & Gardner, 1991, S. 47).<br />

Das zweite Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Dekontextualisierung drückt nach Resnick <strong>und</strong> Resnick (1992,<br />

S. 43) die Vorstellung aus, dass jede Komponente e<strong>in</strong>er komplexen Fähigkeit unverän<strong>der</strong>bar<br />

sei <strong>und</strong> deshalb unabhängig vom Verwendungszweck immer die gleiche Form<br />

annehme. Letztlich bedeutet diese Annahme, dass wenn die Lernenden e<strong>in</strong>mal über die<br />

unverän<strong>der</strong>baren re<strong>in</strong>en Wissens- bzw. Fähigkeitselemente sowie die sich daraus ergebenden<br />

komplexeren Wissens- bzw. Fähigkeitsstrukturen verfügen, sie diese automatisch<br />

auf e<strong>in</strong>e beliebige Anzahl von Anwendungssituationen übertragen können. Für

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