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Der Portfolio-Ansatz in der Schülerbeurteilung der USA und seine ...

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Lernbereich von Bloom, Engelhart, Furst, Walker <strong>und</strong> Krathwohl (1956/1973) <strong>und</strong> für<br />

den affektiven Lernbereich von Krathwohl, Bloom <strong>und</strong> Masia (1964/1975) fächerübergreifende<br />

Ansätze, um die Verhaltenskomponente zu konkretisieren. Die Forschergruppe<br />

um Benjam<strong>in</strong> S. Bloom hat bereits 1948 ihre Arbeit mit dem Ziel aufgenommen,<br />

die im Erziehungssystem gefor<strong>der</strong>ten vielfältigen Lernziele durch spezifische<br />

Verhaltensbeschreibungen e<strong>in</strong>deutig zu def<strong>in</strong>ieren <strong>und</strong> so e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliches Verständnis<br />

für diese gefor<strong>der</strong>ten Lernziele zu erreichen (Bloom et al. 1956/1973, S. 15– 19). In e<strong>in</strong>em<br />

ersten pragmatischen, an die philosophische Tradition angelehnten Schritt s<strong>in</strong>d<br />

dabei die Lernziele <strong>in</strong> drei unterschiedliche Bereiche geglie<strong>der</strong>t worden (Krathwohl,<br />

Bloom & Masia, 1964/1975, S 6–8) 10 : Lernziele für den kognitiven Bereich, Lernziele<br />

für den affektiven Bereich <strong>und</strong> Lernziele für den psychomotorischen Bereich. Nur für<br />

die ersten beiden haben jedoch Bloom <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Kollegen dann auch e<strong>in</strong> Klassifizierungssystem<br />

(Taxonomie) <strong>der</strong> Verhaltensbeschreibungen vorgelegt. Sowohl die<br />

kognitive wie die affektive Taxonomie klassifizieren die Lernziele nach e<strong>in</strong>em spezifischen<br />

Ordnungspr<strong>in</strong>zip, das <strong>in</strong> beiden Fällen zu e<strong>in</strong>em hierarchisch aufgebauten<br />

Kont<strong>in</strong>uum von Verhaltensweisen führt (vgl. Tab 6 <strong>und</strong> Tab. 7). Die kognitive Taxonomie<br />

(vgl. Tab. 6) ordnet die Lernziele nach dem Pr<strong>in</strong>zip „von e<strong>in</strong>fachen Verhaltensweisen<br />

zu komplexen Verhaltensweisen“, wobei jede komplexere Verhaltensweise die<br />

darunterliegenden e<strong>in</strong>facheren Verhaltensweisen mite<strong>in</strong>schliesst (Bloom et. al., 1956/<br />

1973, S. 29–33). Bloom et al. (1956/1973, S. 31) verweisen darauf, dass ke<strong>in</strong>e spezielle<br />

Lerntheorie dieses Ordnungspr<strong>in</strong>zip vorgegeben hat. <strong>Der</strong> hierarchische Aufbau<br />

<strong>der</strong> kognitiven Taxonomie vom E<strong>in</strong>fachen zum Komplexen <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>ene<br />

Aufspaltung <strong>der</strong> kognitiven Aktivität <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Reihe hierarchischer Teilaktivitäten<br />

deutet jedoch zum<strong>in</strong>dest auf e<strong>in</strong>e gewisse Nähe zur behavioristischen Lerntheorie h<strong>in</strong><br />

(ähnlich Wolf, Bixby, Glenn III & Gardner, 1991, S. 41). Auch die Aussage (Bloom et<br />

al., 1956/1973, S. 29), dass <strong>der</strong> Lehr-/Lernprozess die Lernenden von e<strong>in</strong>facheren zu<br />

komplexeren Verhaltensweisen führen soll, kann als Indiz für e<strong>in</strong>e behavioristisch<br />

orientierte Lernauffassung <strong>in</strong>terpretiert werden. Wie für den kognitiven Lernbereich so<br />

strebt auch die Taxonomie für den affektiven Lernbereich e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Term<strong>in</strong>ologie<br />

für „menschliche Reaktionsweisen o<strong>der</strong> Antwortverhalten“ an, die <strong>der</strong> Lehr-<br />

Lernprozess den Lernenden vermitteln soll (Krathwohl, Bloom & Masia, 1975/1964,<br />

S. 3–4). Die Taxonomie für den affektiven Bereich (vgl. Tab. 4) basiert auf dem Ordnungspr<strong>in</strong>zip<br />

<strong>der</strong> Internalisierung (Krathwohl, Bloom & Masia, 1964/ 1975, S. 23–34).<br />

<strong>Der</strong> Begriff „Internalisierung“ steht stellvertretend für e<strong>in</strong>en Prozess <strong>der</strong> fortlaufenden<br />

affektiven Verhaltensmodifikation (siehe Krathwohl, Bloom & Masia, 1964/1973,<br />

S. 30–32), <strong>der</strong> die idealtypische affektive Entwicklung e<strong>in</strong>es Menschen repräsentiert.<br />

Die höchste Entwicklungsstufe ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> affektiven Taxonomie bei dem Punkt erreicht,<br />

wo bestimmte Werte, E<strong>in</strong>stellungen, Interessen etc. das Handeln e<strong>in</strong>er Person von<br />

<strong>in</strong>nen heraus so lenken, dass ke<strong>in</strong>e äussere Kontrolle mehr nötig ist (Krathwohl,<br />

Bloom & Masia, 1964/1974, S. 31). Auch Krathwohl, Bloom <strong>und</strong> Masia (1964/1975,<br />

S. 27) weisen ausdrücklich darauf h<strong>in</strong>, dass die Taxonomie mit ihrem Ordnungspr<strong>in</strong>zip<br />

unabhängig von e<strong>in</strong>er speziellen Lerntheorie sei. Doch wie zuvor bei <strong>der</strong> kognitiven<br />

10 Die Forschergruppe um Bloom war sich sehr bewusst, welche Vere<strong>in</strong>fachung sie hier vorgenommen hat.<br />

Krathwohl, Bloom <strong>und</strong> Masia (1964/1975, S. 18–22; 43–59) erläutern <strong>und</strong> erklären ausführlich sowie mit<br />

Nachdruck, dass letztlich jedes Lernziel kognitive wie affektive Elemente enthalte <strong>und</strong> deshalb die kognitive<br />

<strong>und</strong> die affektive Taxonomie eng mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> <strong>in</strong> Beziehung stünden.

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