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Der Portfolio-Ansatz in der Schülerbeurteilung der USA und seine ...

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Modell entwickelt, mit dessen Hilfe systematisch <strong>der</strong> Frage nachgegangen wurde, für<br />

welche Art von Paradigmawechsel das <strong>Portfolio</strong> denn steht. Als Ergebnis dieser Forschungsarbeit<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abschnitt 2.3.2 <strong>und</strong> 2.3.3 die zentralen Merkmale <strong>der</strong> beiden<br />

Paradigmen <strong>der</strong> <strong>Schülerbeurteilung</strong>, die hier als traditionelles <strong>und</strong> alternatives Paradigma<br />

bezeichnet werden, herausgearbeitet <strong>und</strong> e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> gegenübergestellt worden.<br />

Anhand dieser Gegenüberstellung konnte e<strong>in</strong>erseits die Entwicklung <strong>der</strong> Theorie <strong>der</strong><br />

<strong>Schülerbeurteilung</strong> aus e<strong>in</strong>er ganzheitlichen Perspektive gezeigt werden, an<strong>der</strong>erseits<br />

verdeutlicht sie, dass mit dem <strong>Portfolio</strong>-<strong>Ansatz</strong> tatsächlich e<strong>in</strong>e gr<strong>und</strong>legende Neuorientierung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schülerbeurteilung</strong> angestrebt wird. Diese Neuorientierung zeichnet<br />

sich auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> <strong>Schülerbeurteilung</strong> dadurch aus, dass neben<br />

den fachlichen Kenntnissen im gleichen Mass Fähigkeiten <strong>und</strong> Fertigkeiten als Inhalte<br />

<strong>in</strong> die <strong>Schülerbeurteilung</strong> e<strong>in</strong>bezogen werden, welche für das Lernen als Prozess<br />

bedeutsam s<strong>in</strong>d. Die Ergebnisse <strong>der</strong> <strong>Schülerbeurteilung</strong> sollen nicht „nur“ Rückschlüsse<br />

auf das erworbene Wissen zulassen, son<strong>der</strong>n auch auf die Fähigkeiten <strong>und</strong> Fertigkeiten<br />

zum selbstgesteuerten Lernen. H<strong>in</strong>ter dieser gr<strong>und</strong>legenden Neuausrichtung,<br />

auch das geht aus <strong>der</strong> Gegenüberstellung hervor, steht e<strong>in</strong> durch die Fortschritte <strong>der</strong><br />

Lernpsychologie <strong>und</strong> Lerntheorie begründetes erweitertes Lernverständnis, aber auch<br />

<strong>der</strong> rasche gesellschaftliche <strong>und</strong> ökonomische Wandel, die beide e<strong>in</strong>e differenziertere,<br />

auch auf komplexe Konstrukte fokussierte <strong>Schülerbeurteilung</strong> verlangen. Dies bedeutet,<br />

dass den Lernenden <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schülerbeurteilung</strong>, wie im Lehr-Lernprozess, e<strong>in</strong>e aktivere<br />

Rolle zugewiesen wird. Die Lernenden sollen ihr Wissen <strong>und</strong> Können möglichst<br />

direkt an konkreten (praxisnahen) Lernhandlungen <strong>und</strong> -produkten demonstrieren. Mit<br />

e<strong>in</strong>er verstärkt zeitraumbezogenen Perspektive, wie sie für das <strong>Portfolio</strong> typisch ist,<br />

will diese Neuorientierung Lehr-Lernprozess <strong>und</strong> <strong>Schülerbeurteilung</strong> zu e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>heit<br />

verschmelzen, d.h. die <strong>Schülerbeurteilung</strong> zu e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>tegralen Bestandteil <strong>und</strong> nicht<br />

nur zum Abschluss des Lehr-Lernprozesses machen. Die Gegenüberstellung <strong>der</strong><br />

beiden Paradigmen legt auch offen, welche unterschiedlichen erkenntnisphilosophischen<br />

Ansätze sich jeweils dah<strong>in</strong>ter verbergen <strong>und</strong> welche Konsequenzen sich<br />

daraus für die Konzeption <strong>der</strong> Gütekriterien <strong>der</strong> <strong>Schülerbeurteilung</strong> ergeben. So lässt<br />

sich nachweisen, dass mit dem alternativen Paradigma e<strong>in</strong> erweitertes Validitätsverständnis<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Relativierung <strong>der</strong> Reliabilität e<strong>in</strong>hergeht.<br />

Nach <strong>der</strong> Klärung <strong>der</strong> paradigmatischen Gr<strong>und</strong>positionen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schülerbeurteilung</strong> hat<br />

sich die Arbeit e<strong>in</strong>gehend mit <strong>der</strong> Entstehung, <strong>der</strong> Praxis <strong>und</strong> <strong>der</strong> Forschung zum <strong>Portfolio</strong>-<strong>Ansatz</strong><br />

<strong>in</strong> den <strong>USA</strong> befasst, wo das <strong>Portfolio</strong> als alternative Form <strong>der</strong> <strong>Schülerbeurteilung</strong><br />

entwickelt <strong>und</strong> auch grossflächig e<strong>in</strong>gesetzt worden ist. Es hat sich gezeigt,<br />

dass für die Entstehung des <strong>Portfolio</strong>-<strong>Ansatz</strong>es <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>e wachsende<br />

Kritik an den <strong>in</strong> den <strong>USA</strong> weitverbreiteten standardisierten Tests <strong>und</strong> ihrer als schädlich<br />

wahrgenommenen Folgen für das Lehren <strong>und</strong> Lernen an den Schulen verantwortlich<br />

ist. <strong>Portfolio</strong>s werden deshalb scharf gegenüber solchen standardisierten Tests abgegrenzt.<br />

<strong>Der</strong> Begriff <strong>Portfolio</strong> selbst erweist sich bei näherer Betrachtung als e<strong>in</strong><br />

Sammelbegriff für e<strong>in</strong> spezifisches Lernprodukt (Sammlung, Mappe) <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en spezifischen<br />

Lernprozess, <strong>der</strong> sich aus den vier Teilprozessen Sammeln, Auswählen, Reflektieren<br />

<strong>und</strong> Beurteilen zusammensetzt. Die Gestaltung von <strong>Portfolio</strong>s fällt <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Praxis äusserst vielfältig aus. Es gibt nicht e<strong>in</strong>fach den <strong>Portfolio</strong>-<strong>Ansatz</strong> schlechth<strong>in</strong>,<br />

son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e Reihe verschiedener <strong>Portfolio</strong>-Konzeptionen <strong>und</strong> <strong>Portfolio</strong>-Typen. <strong>Portfolio</strong>s<br />

lassen sich deshalb auch nicht so e<strong>in</strong>deutig dem traditionellen o<strong>der</strong> dem alter-

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