30.11.2012 Aufrufe

Der Portfolio-Ansatz in der Schülerbeurteilung der USA und seine ...

Der Portfolio-Ansatz in der Schülerbeurteilung der USA und seine ...

Der Portfolio-Ansatz in der Schülerbeurteilung der USA und seine ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

27<br />

muss e<strong>in</strong>e <strong>Schülerbeurteilung</strong> ganz spezifische Aussagen <strong>und</strong> Interpretationen aus den<br />

Ergebnissen ableiten lassen. Auf <strong>in</strong>teressante <strong>und</strong> <strong>in</strong>formative Weise hat Stigg<strong>in</strong>s<br />

(1994, S. 48−53) diesen Zusammenhang konkretisiert, <strong>in</strong>dem er erstens die verschiedenen<br />

möglichen Funktionen <strong>der</strong> <strong>Schülerbeurteilung</strong> übersetzt hat <strong>in</strong> Informationsbedürfnisse<br />

verschiedener Personenkreise, <strong>und</strong> <strong>in</strong>dem er zweitens gleichzeitig auch noch<br />

grob charakterisiert hat, welche Art von Informationen die <strong>Schülerbeurteilung</strong> bereitstellen<br />

muss, um diese Informationsbedürfnisse abdecken zu können. Auf diese Weise<br />

ist e<strong>in</strong>e Typologie <strong>der</strong> Informationsbedürfnisse entstanden (vgl. Tab. 3), aus <strong>der</strong> sich<br />

herauslesen lässt, dass sich die Informationsbedürfnisse <strong>der</strong> verschiedenen Personenkreise<br />

wie erwartet <strong>in</strong> <strong>in</strong>haltlicher Sicht unterscheiden, dass aber zugleich – <strong>und</strong> dies<br />

ist aus me<strong>in</strong>er Sicht beson<strong>der</strong>s bedeutsam – für die Beantwortung <strong>der</strong> <strong>in</strong>haltlich verschieden<br />

ausgerichteten Informationsbedürfnisse Aussagen von sehr unterschiedlichem<br />

Abstraktions- bzw. Detaillierungsgrad erfor<strong>der</strong>lich s<strong>in</strong>d. Bezogen auf die <strong>in</strong> Abschnitt<br />

2.1 vorgenommene Unterscheidung <strong>in</strong> gesellschaftliche <strong>und</strong> pädagogische<br />

Funktionen <strong>der</strong> <strong>Schülerbeurteilung</strong> legt die Zusammenstellung von Stigg<strong>in</strong>s (1994,<br />

S. 48−53) den Schluss nahe, dass für die Erfüllung gesellschaftlicher Funktionen <strong>und</strong><br />

Informationsbedürfnisse (vgl. Schulaufsichtsbehörden; politische <strong>und</strong> gesellschaftliche<br />

Interessengruppen), tendenziell periodische Übersichts<strong>in</strong>formationen <strong>und</strong> somit Daten<br />

von e<strong>in</strong>em relativ hohen Abstraktionsgrad ausreichend s<strong>in</strong>d, während für pädagogische<br />

Funktionen <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Informationsbedürfnisse (vgl. Lernende <strong>und</strong> Lehrpersonen) tendenziell<br />

detaillierte, <strong>in</strong>dividualisierte <strong>und</strong> eventuell sogar situationsbezogene Informationen<br />

notwendig s<strong>in</strong>d, die kont<strong>in</strong>uierlich erhoben <strong>und</strong> ausgewertet werden müssen.<br />

Diese Feststellung hat für die Gestaltung <strong>der</strong> <strong>Schülerbeurteilung</strong> weitreichende Konsequenzen.<br />

Es gilt das Pr<strong>in</strong>zip „Form follows function“ (z.B. Guskey & Bailey, 2001,<br />

S. 174), d.h. bei <strong>der</strong> Gestaltung des gesamten Prozesses <strong>der</strong> <strong>Schülerbeurteilung</strong> ist zu<br />

beachten, dass aus den Ergebnissen <strong>der</strong> <strong>Schülerbeurteilung</strong> tatsächlich Aussagen <strong>und</strong><br />

Interpretationen abgeleitet werden können, die dem für das Informationsbedürfnis erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Abstraktions- <strong>und</strong> Detaillierungsgrad gerecht werden.<br />

Die Funktionen <strong>der</strong> <strong>Schülerbeurteilung</strong> wirken sich im Weiteren auch darauf aus, welcher<br />

Stellenwert den e<strong>in</strong>zelnen Gütekriterien zukommt, mit denen die Aussagekraft<br />

<strong>und</strong> die Vertrauenswürdigkeit <strong>der</strong> Aussagen <strong>und</strong> Interpretationen e<strong>in</strong>er <strong>Schülerbeurteilung</strong><br />

überprüft werden. So werden an <strong>Schülerbeurteilung</strong>en, welche den pädagogischen<br />

bzw. formativen Funktionen dienen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel ger<strong>in</strong>gere Anfor<strong>der</strong>ungen h<strong>in</strong>sichtlich<br />

<strong>der</strong> Gütekriterien gestellt als an <strong>Schülerbeurteilung</strong>en, welche gesellschaftlichen<br />

bzw. summativen Funktionen dienen. Dabei wird argumentiert, dass höhere Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an die Erfüllung <strong>der</strong> Gütekriterien bei gesellschaftlichen bzw. summativen<br />

Funktionen deshalb gerechtfertigt <strong>und</strong> notwendig s<strong>in</strong>d, weil die aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

<strong>der</strong> <strong>Schülerbeurteilung</strong> gebildeten Aussagen <strong>und</strong> Informationen zu Entscheiden<br />

führen, welche für den e<strong>in</strong>zelnen Lerner von beson<strong>der</strong>s grosser Tragweite seien<br />

<strong>und</strong> nur sehr schwer korrigiert werden könnten. Demgegenüber könnten die aufgr<strong>und</strong><br />

von formativen <strong>Schülerbeurteilung</strong>en getroffenen Entscheide relativ rasch korrigiert<br />

<strong>und</strong> mögliche negative Wirkungen ebenfalls rasch e<strong>in</strong>gedämmt werden.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!