Der Portfolio-Ansatz in der Schülerbeurteilung der USA und seine ...
Der Portfolio-Ansatz in der Schülerbeurteilung der USA und seine ...
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jedoch <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> <strong>Portfolio</strong>-Vertreter umstritten, weil e<strong>in</strong>ige von ihnen befürchten,<br />
dass zu rigide Vorschriften das <strong>Portfolio</strong> se<strong>in</strong>er konzeptionellen Vorteile<br />
beraube (vgl. oben). Diese ungelöste Frage <strong>der</strong> Vergleichbarkeit <strong>und</strong> Verallgeme<strong>in</strong>barkeit<br />
schränkt letztlich auch den Nutzen von <strong>Portfolio</strong>s für summative<br />
Funktionen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em System <strong>der</strong> <strong>Schülerbeurteilung</strong> wie den <strong>USA</strong> e<strong>in</strong>,<br />
das sich auf e<strong>in</strong> bürokratisches Modell (Broadfoot, 1994, S. 49) abstützt <strong>und</strong> dem<br />
Urteil von Lehrpersonen e<strong>in</strong>en relativ tiefen Stellenwert beimisst. <strong>Der</strong> <strong>Ansatz</strong><br />
von Arts PROPEL belegt jedoch, dass bei ausreichen<strong>der</strong> E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong><br />
Lehrpersonen <strong>in</strong> die Entwicklung des <strong>Portfolio</strong>s <strong>und</strong> <strong>der</strong> Beurteilungskriterien<br />
über e<strong>in</strong> alternatives, konsensorientiertes System <strong>der</strong> Beurteilung <strong>und</strong> Bewertung,<br />
hohe Übere<strong>in</strong>stimmungswerte zwischen verschiedenen Korrektoren erzielt<br />
werden können. Inwieweit es gel<strong>in</strong>gt, die Frage <strong>der</strong> begrenzten Vergleichbarkeit<br />
<strong>und</strong> Verallgeme<strong>in</strong>erung zu lösen, <strong>in</strong>dem anstelle <strong>der</strong> mathematisch-statistischen<br />
Konzeption <strong>der</strong> Zuverlässigkeit (Reliabilität) e<strong>in</strong>e qualitativ-hermeneutische<br />
Konzeption tritt, <strong>in</strong> welcher die Kriterien „Nachvollziehbarkeit“ <strong>und</strong> „ausreichende<br />
Begründung e<strong>in</strong>er Bewertung“ im Zentrum stehen, ist offen. Auch <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em solchen System bzw. gerade <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em solchen System müsste aber sichergestellt<br />
se<strong>in</strong>, dass die beurteilenden Personen sich fachlich <strong>und</strong> ethisch auf e<strong>in</strong>em<br />
hohen Niveau bewegen, so dass ihre Beurteilungen <strong>und</strong> die damit verknüpften<br />
Entscheide anerkannt werden.<br />
• Ke<strong>in</strong>e Immunität gegenüber negativen Auswirkungen<br />
E<strong>in</strong>deutig wi<strong>der</strong>legt hat die Forschung auch die Annahme, mit dem <strong>Portfolio</strong>-<strong>Ansatz</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schülerbeurteilung</strong> seien die negativen Auswirkungen <strong>der</strong> traditionellen<br />
Formen <strong>der</strong> <strong>Schülerbeurteilung</strong> ausgeräumt. Letztlich vermag auch <strong>der</strong> <strong>Portfolio</strong>-<strong>Ansatz</strong><br />
mit se<strong>in</strong>en zeitlich verzögerten Beurteilungen <strong>und</strong> Bewertungen<br />
nicht zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n, dass die mit summativen Beurteilungen <strong>und</strong> Bewertungen<br />
verb<strong>und</strong>enen Ängste <strong>und</strong> Unsicherheiten bei den Lernenden verschw<strong>in</strong>den. Im<br />
Gegenteil, aufgr<strong>und</strong> ihrer Neuartigkeit <strong>und</strong> Komplexität besteht bei <strong>Portfolio</strong>-<br />
Ansätzen sogar e<strong>in</strong>e zusätzliche Gefahr <strong>der</strong> Verunsicherung <strong>der</strong> Lernenden, weil<br />
sie nicht so recht wissen, was von ihnen erwartet wird. Negative Auswirkungen<br />
von <strong>Portfolio</strong>-Ansätzen s<strong>in</strong>d auch bei Lehrpersonen festgestellt worden. Hier ist<br />
es vor allem die Unsicherheit bei <strong>der</strong> Beurteilung <strong>und</strong> Bewertung von <strong>Portfolio</strong>s,<br />
welche Lehrpersonen belastet. Aber auch <strong>der</strong> zeitliche Aufwand, <strong>der</strong> mit <strong>der</strong><br />
Durchführung <strong>und</strong> Auswertung e<strong>in</strong>es <strong>Portfolio</strong>s verknüpft ist, macht Lehrenden<br />
wie Lernenden zu schaffen. Für Lehrpersonen ergibt sich <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e e<strong>in</strong> Spannungsfeld<br />
zwischen den vom <strong>Portfolio</strong> abgedeckten Inhalten <strong>und</strong> den übrigen<br />
Inhalten des Curriculums. Schliesslich s<strong>in</strong>d auch bei <strong>Portfolio</strong>-Ansätzen Verhaltensweisen<br />
möglich, welche das wahre Leistungsvermögen e<strong>in</strong>es Lernenden verfälschen.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e bei gross angelegten <strong>Portfolio</strong>-E<strong>in</strong>sätzen konnte e<strong>in</strong>e sehr<br />
grosse Bandbreite von Umsetzungsvarianten durch die Lehrpersonen festgestellt<br />
worden, so dass berechtigte Zweifel an <strong>der</strong> Chancengleichheit <strong>und</strong> <strong>der</strong> Vergleichbarkeit<br />
<strong>der</strong> <strong>Portfolio</strong>s anzubr<strong>in</strong>gen s<strong>in</strong>d.<br />
• Ke<strong>in</strong> Garant für die metakognitive Entwicklung<br />
Die Fähigkeit zur Selbstbeurteilung <strong>und</strong> zur Selbststeuerung des eigenen Lernens<br />
hängt erwiesenermassen stark von den metakognitiven Fähigkeiten e<strong>in</strong>er Person<br />
ab. Die Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen <strong>Portfolio</strong>-Ansätzen <strong>und</strong>