Der Portfolio-Ansatz in der Schülerbeurteilung der USA und seine ...
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<strong>Portfolio</strong>s s<strong>in</strong>d schwierig zu bewerten.<br />
In den analysierten Erfahrungsberichten weisen die Lehrpersonen immer wie<strong>der</strong> darauf<br />
h<strong>in</strong>, dass es ihnen aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Vielfalt <strong>und</strong> <strong>der</strong> z.T. sehr stark persönlich geprägten<br />
<strong>Portfolio</strong>s bzw. <strong>Portfolio</strong>-Inhalte schwer fällt, <strong>Portfolio</strong>s zu bewerten. Dabei<br />
nehmen die Lehrpersonen die erhöhte eigene Verantwortung auch als e<strong>in</strong>e zusätzliche<br />
Belastung wahr. In den untersuchten Erfahrungsberichten f<strong>in</strong>den sich auffallend viele<br />
Beispiele, <strong>in</strong> denen die Lehrpersonen die Lernenden <strong>in</strong> die Bewertung des <strong>Portfolio</strong>s<br />
mite<strong>in</strong>beziehen. Dabei kommen ganz verschiedene Varianten zum E<strong>in</strong>satz: Lernende<br />
bestimmen mit, nach welchen Kriterien bewertet wird; Lernende legen fest, mit welchem<br />
Gewicht ihre e<strong>in</strong>zelnen <strong>Portfolio</strong>-E<strong>in</strong>träge bewertet werden; Lernende bewerten<br />
ihr <strong>Portfolio</strong> gegenseitig <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> geme<strong>in</strong>sam mit <strong>der</strong> Lehrperson usw. Oft ist das<br />
<strong>Portfolio</strong> auch Gr<strong>und</strong>lage für e<strong>in</strong> Gespräch o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Präsentation, die dann bewertet<br />
werden. Als e<strong>in</strong>e zusätzliche Schwierigkeit wird schliesslich oft <strong>der</strong> hohe Zeitbedarf<br />
erwähnt, <strong>der</strong> für die Korrektur von <strong>Portfolio</strong>s anfällt.<br />
Lernende <strong>und</strong> Lehrende profitieren von <strong>Portfolio</strong>s.<br />
In <strong>der</strong> analysierten Literatur wird neben den zuvor ausgeführten Schwierigkeiten bei<br />
<strong>der</strong> Implementation von <strong>Portfolio</strong>s immer wie<strong>der</strong> auch darauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass sowohl<br />
Lernende wie Lehrende aus dem E<strong>in</strong>satz von <strong>Portfolio</strong>s e<strong>in</strong>en Nutzen ziehen. Für<br />
die Lernenden ermöglichte das <strong>Portfolio</strong> spätestens bei se<strong>in</strong>er Fertigstellung, e<strong>in</strong> Gefühl<br />
des Stolzes <strong>und</strong> e<strong>in</strong>es gesteigerten Selbstvertrauens, weil die eigene Leistung über<br />
e<strong>in</strong>en bestimmten Zeitraum physisch sichtbar wurde. Im Idealfall, d.h. wenn die Lernenden<br />
das <strong>Portfolio</strong> tatsächlich zur Selbstreflexion <strong>und</strong> Selbstbeurteilung nutzen<br />
konnten, wurde das <strong>Portfolio</strong> zu e<strong>in</strong>em Instrument <strong>der</strong> Selbsterkenntnis im H<strong>in</strong>blick<br />
auf das eigene Lernen, aber auch im H<strong>in</strong>blick auf die eigene Persönlichkeit <strong>und</strong> die<br />
eigenen Ziele. Die Lernenden entwickelten also tatsächlich ihre metakognitiven Fähigkeiten.<br />
Für die Lehrpersonen bestand <strong>der</strong> Nutzen des <strong>Portfolio</strong>s vor allem dar<strong>in</strong>, dass<br />
sie aufgr<strong>und</strong> des <strong>Portfolio</strong>s die eigenen Lernenden nicht nur besser kennen-, son<strong>der</strong>n<br />
auch verstehen lernten. Dies trug dazu bei, dass sie den eigenen Unterricht besser auf<br />
die Bedürfnisse <strong>der</strong> Lernenden ausrichten konnten. Das <strong>Portfolio</strong>, so die e<strong>in</strong>hellige<br />
Feststellung, ermöglichte es den Lehrpersonen, mehr als Coach <strong>und</strong> Berater tätig zu<br />
se<strong>in</strong>, bzw. eben e<strong>in</strong>en schülerzentrierten Unterricht zu pflegen. Zudem veranlasste das<br />
<strong>Portfolio</strong> bei den Lehrpersonen auch häufig e<strong>in</strong>e bewusstere Klärung <strong>der</strong> fachlichen<br />
Ziele, die man im Unterricht anstrebte. Insbeson<strong>der</strong>e dann, wenn e<strong>in</strong> <strong>Portfolio</strong>-<strong>Ansatz</strong><br />
von mehreren Lehrpersonen getragen wurde, löste dies e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive Diskussion <strong>und</strong><br />
Klärung <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>samen fachlichen Ziele, aber auch des Unterrichtens aus, die als<br />
bereichernd empf<strong>und</strong>en wurden.<br />
Die Erkenntnisse, die aus den Erfahrungsberichten zum <strong>Portfolio</strong>-E<strong>in</strong>satz im Klassenzimmer<br />
gewonnen werden konnten, decken sich weitgehend mit denjenigen, welche<br />
die Forschungen im Zusammenhang mit e<strong>in</strong>er grossflächigen (large-scale) Anwendung<br />
des <strong>Portfolio</strong>s erbrachten. <strong>Der</strong> wohl wichtigste Unterschied besteht dar<strong>in</strong>, dass<br />
bei den <strong>Portfolio</strong>s <strong>in</strong> den Klassenzimmern den Lernenden tendenziell mehr Mitsprache-<br />
<strong>und</strong> Mitgestaltungsrechte, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> Bewertungsfragen, e<strong>in</strong>geräumt wurden.