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Der Portfolio-Ansatz in der Schülerbeurteilung der USA und seine ...

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Performance Assessments nachgewiesener Massen e<strong>in</strong>e von verschiedenen möglichen<br />

Quellen ungerechtfertigter Ungleichbehandlung sei (Baker & O‘Neil, 1996, S. 197).<br />

Zum Aspekt <strong>der</strong> Chancengerechtigkeit gehört auch die Frage, ob die Lerngelegenheiten<br />

im <strong>und</strong> neben dem Unterricht (opportunity-to-learn) für alle Lernenden gleichartig<br />

s<strong>in</strong>d. Diesbezügliche Untersuchungen (siehe z.B. Borko & Elliott, 1998; Koretz,<br />

Stecher, Kle<strong>in</strong> McCaffery & Deibert, 1993; Koretz, Stecher, Kle<strong>in</strong> & McCaffery,<br />

1994; Stecher & Mitchell, 1995; Wolf & McIver, 1998) zeigen übere<strong>in</strong>stimmend, dass<br />

<strong>Portfolio</strong>s trotz mehr o<strong>der</strong> weniger konkreten Anweisungen im Unterricht durch die<br />

Lehrpersonen sehr unterschiedlich implementiert werden. Je nach Klassenzimmer<br />

bzw. Lehrperson wird den Lernenden e<strong>in</strong>e unterschiedlich <strong>in</strong>tensive Vorbereitung <strong>und</strong><br />

Unterstützung gewährt. Gemäss Gong <strong>und</strong> Reidy (1996, 224−225) offenbarten sich<br />

solche Unterschiede auch bei <strong>der</strong> Korrektur <strong>der</strong> summativen Schreib-<strong>Portfolio</strong>s <strong>in</strong><br />

Kentucky sehr deutlich. Aufgr<strong>und</strong> ihrer Erfahrungen identifizierten die Korrigierenden<br />

<strong>in</strong> Kentucky folgende Muster <strong>der</strong> <strong>Portfolio</strong>-Implementation:<br />

• „Cookie Cutter“ <strong>Portfolio</strong>s: Die <strong>Portfolio</strong>s e<strong>in</strong>er Klasse o<strong>der</strong> auch e<strong>in</strong>er Schule sahen<br />

praktisch identisch aus, d.h. alle E<strong>in</strong>träge bezogen sich auf dasselbe Thema/dieselbe<br />

Aufgabe. <strong>Portfolio</strong>s dieses Typs demonstrierten e<strong>in</strong>erseits, dass die Lernenden<br />

nur m<strong>in</strong>imale Beteiligungs- <strong>und</strong> Wahlmöglichkeiten hatten, an<strong>der</strong>erseits zeigten sie<br />

durchwegs ungenügend entwickelte Schreibfähigkeiten (lack of proficiency <strong>in</strong> writ<strong>in</strong>g).<br />

• „High Investment“ <strong>Portfolio</strong>s: Diese <strong>Portfolio</strong>s waren hochgradig <strong>in</strong>dividualisiert<br />

<strong>und</strong> persönlich. Sie demonstrierten die grosse Wahlfreiheit <strong>und</strong> den grossen E<strong>in</strong>satz<br />

<strong>der</strong> Lernenden. Die <strong>Portfolio</strong>-Aufgaben wurden jeweils auf eigenständige <strong>und</strong> kreative<br />

Art bearbeitet <strong>und</strong> zeigten gut entwickelte Schreibfähigkeiten (proficiency <strong>in</strong><br />

writ<strong>in</strong>g).<br />

• „<strong>Portfolio</strong> Week“ <strong>Portfolio</strong>s: Die Inhalte dieser <strong>Portfolio</strong>s waren e<strong>in</strong>deutig nur erste<br />

Entwürfe, wobei ihr Erstellungsdatum erkennen liess, dass sie <strong>in</strong> sehr kurzer Zeit<br />

<strong>und</strong> unmittelbar vor dem offiziellen Abgabeterm<strong>in</strong> des <strong>Portfolio</strong>s erstellt worden<br />

waren. Für das <strong>Portfolio</strong> wurde also nur wenig Zeit e<strong>in</strong>gesetzt, <strong>der</strong> Schreibprozess<br />

wurde nicht vollständig durchlaufen <strong>und</strong> die Schreibfähigkeiten waren nur ger<strong>in</strong>g<br />

entwickelt (low proficiency <strong>in</strong> writ<strong>in</strong>g).<br />

• „Content Deficient“ <strong>Portfolio</strong>s: Zusätzlich zu den bereits erwähnten Mustern zeichneten<br />

sich diese <strong>Portfolio</strong>s dadurch aus, dass sie über Inhalte verfügten, welche ursprünglich<br />

für e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es Fach <strong>und</strong> nicht im H<strong>in</strong>blick auf das Schreib-<strong>Portfolio</strong> erstellt<br />

worden waren. Die Bewertung dieser fachspezifischen Texte mit den Kriterien<br />

für das Schreiben führte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel zu e<strong>in</strong>er Verschlechterung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schätzung<br />

<strong>der</strong> Schreibfähigkeit e<strong>in</strong>es Lernenden. Dies verdeutlichte, dass dem Schreiben ausserhalb<br />

des dafür vorgesehenen Faches noch nicht die erfor<strong>der</strong>liche Aufmerksamkeit<br />

geschenkt wurde.<br />

• „Prompt“ <strong>Portfolio</strong>s: Bei diesen <strong>Portfolio</strong>s verfügten die Lernenden über zu wenig<br />

Wahlmöglichkeiten. Die Inhalte solcher <strong>Portfolio</strong>s beruhten alle<strong>in</strong> auf Anregungen<br />

<strong>der</strong> Lehrperson, die nicht angemessen waren <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> den Lernenden nicht die<br />

Möglichkeit gaben, sich bei ihrem Schreiben auf e<strong>in</strong>en relevanten Zweck <strong>und</strong>/o<strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>e Leserschaft auszurichten.

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