Der Portfolio-Ansatz in der Schülerbeurteilung der USA und seine ...
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dazu veranlasst e<strong>in</strong> bestimmtes Gebiet zu lernen bzw. sich auf e<strong>in</strong>e bestimmte Lernaktivität<br />
e<strong>in</strong>zulassen. Gleicher Ansicht s<strong>in</strong>d auch Middleton <strong>und</strong> Toluk (1999, S. 99–<br />
112), die deshalb e<strong>in</strong> entscheidungsorientiertes Erklärungsmodell für die Wert-Komponente<br />
<strong>der</strong> Motivation aufgestellt haben, <strong>in</strong>dem sie den Interessen e<strong>in</strong>e wichtige Bedeutung<br />
beimessen. Nach ihrem Modell s<strong>in</strong>d die Interessen dafür verantwortlich, ob<br />
e<strong>in</strong>e Person sich überhaupt erst auf e<strong>in</strong>e Aufgabe e<strong>in</strong>lässt, d.h. Interessen bilden e<strong>in</strong>e<br />
die Handlungsalternativen wertende Vorstufe für das motivierte Handeln. In ähnlicher<br />
Weise erklären auch Renn<strong>in</strong>ger (2000, S. 373–404) <strong>und</strong> Hidi (2000, S. 309–339) das<br />
Verhältnis zwischen den beiden theoretischen Konzepten Interesse <strong>und</strong> Motivation.<br />
Nach Hidi (2000, S. 311) ist Interesse im wissenschaftlichen S<strong>in</strong>n zu verstehen als e<strong>in</strong><br />
psychologischer Zustand, <strong>der</strong> sich auszeichnet durch zielgerichtete Aufmerksamkeit,<br />
erhöhte kognitive Tätigkeit, Ausdauer <strong>und</strong> affektive Betroffenheit. Dieser psychologische<br />
Zustand beruht auf e<strong>in</strong>er speziellen Beziehung e<strong>in</strong>er Person zu e<strong>in</strong>em spezifischen<br />
Objekt aus <strong>der</strong> Umwelt (Hidi, 2000, S. 317). Da das Interesse im S<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er<br />
solchen Person-Objekt-Beziehung unterschiedlich stark ausgeprägt se<strong>in</strong> kann, bewegt<br />
es sich auf e<strong>in</strong>em Kont<strong>in</strong>uum zwischen den beiden Polen situationsspezifisches Interesse<br />
<strong>und</strong> <strong>in</strong>dividuelles Interesse (Hidi, 2000, S. 309– 339; Renn<strong>in</strong>ger, 2000, S. 373–<br />
404). Während situationsspezifisches Interesse durch spezifische äussere Bed<strong>in</strong>gungen<br />
<strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Objekte <strong>der</strong> Umwelt ausgelöst werden kann <strong>und</strong> zur Folge hat, dass die<br />
Aufmerksamkeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e bestimmte Richtung gelenkt <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e affektive Reaktion<br />
provoziert wird, die entwe<strong>der</strong> nur kurzfristige o<strong>der</strong> dann aber langfristige Konsequenzen<br />
für das Handeln e<strong>in</strong>er Person verursacht, entspricht das <strong>in</strong>dividuelle Interesse e<strong>in</strong>er<br />
relativ stabilen Präferenz, auf bestimmte Reize, Objekte o<strong>der</strong> Ereignisse zu reagieren<br />
<strong>und</strong> sich auf damit verb<strong>und</strong>ene Aktivitäten e<strong>in</strong>zulassen, d.h. es entwickelt sich e<strong>in</strong>e<br />
sich vertiefende Beziehung zwischen Lerner <strong>und</strong> Lerngegenstand (Hidi, 2000,<br />
S. 312–315; Renn<strong>in</strong>ger, S. 373–374). Wichtig ist die Feststellung, dass gemäss<br />
Interessentheorie durch e<strong>in</strong>en äusseren Anreiz (z.B. beson<strong>der</strong>s ansprechende Problempräsentation<br />
durch die Lehrperson; Aussicht auf e<strong>in</strong>e Belohnung, Vermeiden e<strong>in</strong>er<br />
Strafe) zunächst e<strong>in</strong> situationsspezifisches Interesse entstehen kann, das sich dann im<br />
Verlaufe des Handlungsvollzugs <strong>in</strong> e<strong>in</strong> <strong>in</strong>dividuelles Interesse verwandelt (Hidi, 2000,<br />
S. 318–319; Renn<strong>in</strong>ger, 2000, S. 378; ähnlich Middelton & Toluk, 1999, S. 107).<br />
Voraussetzung dafür ist nach Renn<strong>in</strong>ger (2000, S. 375–377) erstens, dass Lernende<br />
über e<strong>in</strong>e ausreichend entwickelte prozedurale <strong>und</strong> deklarative Wissensstruktur verfügen,<br />
die sie <strong>in</strong> die Lage versetzt, <strong>in</strong>haltsbezogen weiterführende Fragen zu stellen, <strong>und</strong><br />
zweitens, dass sich allmählich e<strong>in</strong> Kompetenzgefühl entwickelt, wobei auf dem Weg<br />
zu diesem Kompetenzgefühl neben positiven auch negative Gefühle auftreten dürfen<br />
<strong>und</strong> werden. Individuelle Interessen entstehen <strong>und</strong> entwickeln sich also aus e<strong>in</strong>er<br />
Aktivität heraus, wobei diese durch äussere Anreize angeregt werden kann <strong>und</strong> von<br />
e<strong>in</strong>er soliden prozeduralen <strong>und</strong> deklarativen Wissensstruktur getragen werden muss.<br />
Diese Vorstellung <strong>der</strong> Interessentheorie, dass äussere Anreize dazu führen können,<br />
dass Lernende e<strong>in</strong> motivationales Verhalten entwickeln, das letztlich nicht mehr von<br />
diesem äusseren Anreiz, son<strong>der</strong>n von <strong>der</strong> Aktivität selbst getragen wird (<strong>in</strong>tr<strong>in</strong>sische<br />
Motivation), f<strong>in</strong>det auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Motivationstheorie zunehmend Beachtung. Insbeson<strong>der</strong>e<br />
verschiedene Untersuchungen zur Bedeutung <strong>der</strong> Zielsetzung <strong>der</strong> Lernenden im<br />
H<strong>in</strong>blick auf die Motivation kommen ebenfalls zur Schlussfolgerung, dass äussere Anreize<br />
die <strong>in</strong>tr<strong>in</strong>sische Motivation för<strong>der</strong>n können (siehe z.B. Harackiewicz, Barron &<br />
Elliot, 1998, S. 1–21; Harackiewicz & Sansone, 2000, S. 79–103). Dennoch bleibt