30.11.2012 Aufrufe

Der Portfolio-Ansatz in der Schülerbeurteilung der USA und seine ...

Der Portfolio-Ansatz in der Schülerbeurteilung der USA und seine ...

Der Portfolio-Ansatz in der Schülerbeurteilung der USA und seine ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

104<br />

dazu veranlasst e<strong>in</strong> bestimmtes Gebiet zu lernen bzw. sich auf e<strong>in</strong>e bestimmte Lernaktivität<br />

e<strong>in</strong>zulassen. Gleicher Ansicht s<strong>in</strong>d auch Middleton <strong>und</strong> Toluk (1999, S. 99–<br />

112), die deshalb e<strong>in</strong> entscheidungsorientiertes Erklärungsmodell für die Wert-Komponente<br />

<strong>der</strong> Motivation aufgestellt haben, <strong>in</strong>dem sie den Interessen e<strong>in</strong>e wichtige Bedeutung<br />

beimessen. Nach ihrem Modell s<strong>in</strong>d die Interessen dafür verantwortlich, ob<br />

e<strong>in</strong>e Person sich überhaupt erst auf e<strong>in</strong>e Aufgabe e<strong>in</strong>lässt, d.h. Interessen bilden e<strong>in</strong>e<br />

die Handlungsalternativen wertende Vorstufe für das motivierte Handeln. In ähnlicher<br />

Weise erklären auch Renn<strong>in</strong>ger (2000, S. 373–404) <strong>und</strong> Hidi (2000, S. 309–339) das<br />

Verhältnis zwischen den beiden theoretischen Konzepten Interesse <strong>und</strong> Motivation.<br />

Nach Hidi (2000, S. 311) ist Interesse im wissenschaftlichen S<strong>in</strong>n zu verstehen als e<strong>in</strong><br />

psychologischer Zustand, <strong>der</strong> sich auszeichnet durch zielgerichtete Aufmerksamkeit,<br />

erhöhte kognitive Tätigkeit, Ausdauer <strong>und</strong> affektive Betroffenheit. Dieser psychologische<br />

Zustand beruht auf e<strong>in</strong>er speziellen Beziehung e<strong>in</strong>er Person zu e<strong>in</strong>em spezifischen<br />

Objekt aus <strong>der</strong> Umwelt (Hidi, 2000, S. 317). Da das Interesse im S<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er<br />

solchen Person-Objekt-Beziehung unterschiedlich stark ausgeprägt se<strong>in</strong> kann, bewegt<br />

es sich auf e<strong>in</strong>em Kont<strong>in</strong>uum zwischen den beiden Polen situationsspezifisches Interesse<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong>dividuelles Interesse (Hidi, 2000, S. 309– 339; Renn<strong>in</strong>ger, 2000, S. 373–<br />

404). Während situationsspezifisches Interesse durch spezifische äussere Bed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Objekte <strong>der</strong> Umwelt ausgelöst werden kann <strong>und</strong> zur Folge hat, dass die<br />

Aufmerksamkeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e bestimmte Richtung gelenkt <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e affektive Reaktion<br />

provoziert wird, die entwe<strong>der</strong> nur kurzfristige o<strong>der</strong> dann aber langfristige Konsequenzen<br />

für das Handeln e<strong>in</strong>er Person verursacht, entspricht das <strong>in</strong>dividuelle Interesse e<strong>in</strong>er<br />

relativ stabilen Präferenz, auf bestimmte Reize, Objekte o<strong>der</strong> Ereignisse zu reagieren<br />

<strong>und</strong> sich auf damit verb<strong>und</strong>ene Aktivitäten e<strong>in</strong>zulassen, d.h. es entwickelt sich e<strong>in</strong>e<br />

sich vertiefende Beziehung zwischen Lerner <strong>und</strong> Lerngegenstand (Hidi, 2000,<br />

S. 312–315; Renn<strong>in</strong>ger, S. 373–374). Wichtig ist die Feststellung, dass gemäss<br />

Interessentheorie durch e<strong>in</strong>en äusseren Anreiz (z.B. beson<strong>der</strong>s ansprechende Problempräsentation<br />

durch die Lehrperson; Aussicht auf e<strong>in</strong>e Belohnung, Vermeiden e<strong>in</strong>er<br />

Strafe) zunächst e<strong>in</strong> situationsspezifisches Interesse entstehen kann, das sich dann im<br />

Verlaufe des Handlungsvollzugs <strong>in</strong> e<strong>in</strong> <strong>in</strong>dividuelles Interesse verwandelt (Hidi, 2000,<br />

S. 318–319; Renn<strong>in</strong>ger, 2000, S. 378; ähnlich Middelton & Toluk, 1999, S. 107).<br />

Voraussetzung dafür ist nach Renn<strong>in</strong>ger (2000, S. 375–377) erstens, dass Lernende<br />

über e<strong>in</strong>e ausreichend entwickelte prozedurale <strong>und</strong> deklarative Wissensstruktur verfügen,<br />

die sie <strong>in</strong> die Lage versetzt, <strong>in</strong>haltsbezogen weiterführende Fragen zu stellen, <strong>und</strong><br />

zweitens, dass sich allmählich e<strong>in</strong> Kompetenzgefühl entwickelt, wobei auf dem Weg<br />

zu diesem Kompetenzgefühl neben positiven auch negative Gefühle auftreten dürfen<br />

<strong>und</strong> werden. Individuelle Interessen entstehen <strong>und</strong> entwickeln sich also aus e<strong>in</strong>er<br />

Aktivität heraus, wobei diese durch äussere Anreize angeregt werden kann <strong>und</strong> von<br />

e<strong>in</strong>er soliden prozeduralen <strong>und</strong> deklarativen Wissensstruktur getragen werden muss.<br />

Diese Vorstellung <strong>der</strong> Interessentheorie, dass äussere Anreize dazu führen können,<br />

dass Lernende e<strong>in</strong> motivationales Verhalten entwickeln, das letztlich nicht mehr von<br />

diesem äusseren Anreiz, son<strong>der</strong>n von <strong>der</strong> Aktivität selbst getragen wird (<strong>in</strong>tr<strong>in</strong>sische<br />

Motivation), f<strong>in</strong>det auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Motivationstheorie zunehmend Beachtung. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

verschiedene Untersuchungen zur Bedeutung <strong>der</strong> Zielsetzung <strong>der</strong> Lernenden im<br />

H<strong>in</strong>blick auf die Motivation kommen ebenfalls zur Schlussfolgerung, dass äussere Anreize<br />

die <strong>in</strong>tr<strong>in</strong>sische Motivation för<strong>der</strong>n können (siehe z.B. Harackiewicz, Barron &<br />

Elliot, 1998, S. 1–21; Harackiewicz & Sansone, 2000, S. 79–103). Dennoch bleibt

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!