PDF Download - Tourismus Flandern-Brüssel - Presse
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FLANDERNS<br />
SCHÖNE<br />
SEITEN<br />
BRÜSSEL<br />
SHOPPEN BEI DEN ROYALS<br />
...............................................................................................<br />
GENT<br />
LIGHTLIFE MEETS NIGHTLIFE<br />
...............................................................................................<br />
MUST SEE, MUST HAVE<br />
WERTVOLLE TIPPS FÜR STÄDTETRIPS NACH FLANDERN<br />
MAGAZIN 2010
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
<strong>Flandern</strong>, das ist Belgiens Schokoladenseite. Hier vereinen sich malerische Innenstädte<br />
mit einem umfangreichen Kultur- und Shoppingangebot, kulinarischen Genüssen und<br />
einem entspannten Lebensgefühl. Wie in einer kleinen, aber feinen Boutique lässt sich<br />
in <strong>Flandern</strong> edle Designerware, aber auch Ausgefallenes, Trendiges und manch altes<br />
Schätzchen entdecken. Wer einmal da war und die flämischen Städte erlebt hat, will<br />
immer wieder dort hin und mehr erleben: Bei einem belgischen Bier in einem der unzähligen<br />
Straßencafés sitzen und die flämische Lust am Genuss zelebrieren – die verschiedensten<br />
Chocolaterien besuchen und testen, wo die Pralinen am besten schmecken<br />
– durch die malerischen Beginenhöfe schlendern und sich um Jahrhunderte in der Zeit<br />
zurückversetzt fühlen – üppige Rubensgemälde oder moderne Kunst betrachten – über<br />
den Trödelmarkt bummeln und nach Schnäppchen Ausschau halten.<br />
Wie auch immer Sie Ihren <strong>Flandern</strong>- Urlaub am liebsten gestalten, sie werden begeistert<br />
sein! Einige Tipps und Anregungen geben wir Ihnen mit „<strong>Flandern</strong>s Schönen Seiten“ mit<br />
auf den Weg. Noch mehr Informationen finden Sie im Internet unter www.flandern.com.<br />
Oder Sie fahren einfach hin und entdecken Ihre eigenen „schönsten Seiten“.<br />
Viel Spaß beim „<strong>Flandern</strong>“ wünschen Ihnen<br />
Carolin Wulke, Direktorin <strong>Tourismus</strong> <strong>Flandern</strong> – <strong>Brüssel</strong>, & ihr Team<br />
PS: Lassen Sie es uns wissen, wenn Ihnen etwas besonders gut gefallen hat.<br />
Schreiben Sie uns an: info@flandern.com
Inhalt<br />
4 Im Namen des Königs<br />
Eine Shopping-Tour bei den Königlichen Hoflieferanten<br />
8 Must see!<br />
Fünf Sehenswürdigkeiten die man gesehen haben muss<br />
10 Urlaub mit Einstein<br />
Im nostalgischen Seebad De Haan lebte der<br />
berühmte Physiker<br />
14 Must have!<br />
Drei hochwertige Souvenirs aus <strong>Flandern</strong><br />
16 Bruges la Morte<br />
Melancholie und Charme in Brügge<br />
4 16<br />
20 Jagd auf dem Antikmarkt<br />
In Tongeren findet der größte Antikmarkt von Benelux statt<br />
22 Must know!<br />
Kuriose belgische Erfindungen und Eigenarten<br />
36<br />
20 28 44<br />
24 Der Maler und das Meer<br />
Oostende ist die Stadt des Malers Ensor<br />
2 STD.<br />
28 Die Stadt der Mondlöscher<br />
Die Kunststadt Mechelen bringt Belgier zum Schmunzeln<br />
30 Das perfekte Wochenende<br />
Antwerpen, <strong>Flandern</strong>s Mode- und Shopping-Metropole<br />
36 Am Anfang war das Grut<br />
In Gent braut man wieder das Urbier<br />
40 Must taste!<br />
Vier Spezialitäten aus <strong>Flandern</strong> zum Probieren<br />
und Nachkochen<br />
42 Erasmus sei Dank<br />
Die Universitätsstadt Leuven lehrt noch immer<br />
im Geist von Erasmus<br />
44 Es werde Licht!<br />
Ein Lichtplan bringt Leben in das nächtliche Gent<br />
48 Termine 2010<br />
51 Autorenverzeichnis, Impressum
4 <strong>Brüssel</strong> Royale Shopping<br />
Im Namen des<br />
Königs von Manfred Schwarz
Die Königsstadt <strong>Brüssel</strong> bietet majestätische Perspektiven und fürstlichen Lebensgenuss, auch für<br />
ungekrönte Häupter. Denn hier kann man ungestört in königlichen Palästen flanieren. Und bei den<br />
belgischen Hoflieferanten, wo man zwar keine Krone erwerben kann, aber immerhin fürstlichen Kopfschmuck,<br />
ist der Kunde tatsächlich König.<br />
D<br />
er Königspalast in <strong>Brüssel</strong> steht jedermann offen.<br />
Um im Palais Royal Einlass zu finden, muss<br />
man nicht unbedingt mit einer achtspännigen<br />
Kutsche vorfahren. Man braucht nicht einmal ein offizielles<br />
Einladungsschreiben. Nicht immer, gewiss. Aber<br />
immerhin zu ausgewählten Zeiten. Im Sommer, wenn<br />
hier die Amtsgeschäfte ruhen. Dann kann man sich<br />
ganz ungeniert unter die vielen Schaulustigen reihen,<br />
die jeden Tag voller Neugier und Vorfreude die majestätische<br />
Ehrentreppe hinaufschreiten, als wären sie zur<br />
Audienz beim König von Belgien geladen.<br />
Fast so ist es ja auch, mag man sich dann denken,<br />
während man durch die prachtvoll prunkenden Räume<br />
schreitet, wo sonst Diplomaten räsonieren und Generäle<br />
schwadronieren, wo sonst bei Bällen in großer<br />
Garderobe getanzt wird und bei festlichen Empfängen<br />
kunstvoll verschnörkelte Reden gehalten werden:<br />
Denn dies hier ist ja kein Museum, auch wenn die mit<br />
Samt gepolsterten Sessel und die mit Gold verzierten<br />
Spiegel aus alten, ehrwürdigen Zeiten stammen und<br />
die Wände voll sind mit Gemälden berühmter Meister<br />
und Bildnissen historischer Personen. Dies hier ist der<br />
Amtssitz des belgischen Königs, seit jeher schon. Hier<br />
wird immer noch regiert und repräsentiert, hier werden<br />
Botschafter empfangen und Ehren verliehen. Und auf<br />
den Gemälden sind nicht irgendwelche anonymen Größen<br />
aus der Welt von gestern zu sehen, sondern die<br />
Vorfahren und Verwandten des derzeitigen Würdenträgers,<br />
König Albert II. Heute zählen wir gewissermaßen<br />
zu seinen Gästen.<br />
Königlicher Palast<br />
Brederodestraat 16<br />
www.monarchie.be<br />
Öffnungszeiten:<br />
Zwei Monate nach dem 21.07. jeden Jahres<br />
Eintritt: kostenlos<br />
oben: "Haus des Königs" auf dem Grote Markt<br />
links unten: Museum der Monarchie im Königlichen<br />
Palast<br />
rechts unten: Einkaufen in der Belle Epoque –<br />
die Königlichen Galerien Sankt Hubert<br />
Aber auch gleich nebenan, im Museum BELvue, werden<br />
Ihnen die königlichen Seiten <strong>Brüssel</strong>s vor Augen<br />
geführt: in der multimedialen, höchst unterhaltsamen<br />
Ausstellung zur Geschichte der belgischen Dynastie.<br />
BELvue<br />
Brederodestraat 16<br />
www.belvue.be/home.php?la=du<br />
Königliche Hoflieferanten<br />
Vieles von dem, was <strong>Brüssel</strong> Glanz und Größe verleiht,<br />
wurde im Namen und Auftrag des Königs geschaffen.<br />
Auch heute ist das noch so, denn immer noch wird für<br />
den König allerhand Großes, Schönes und Schmackhaftes<br />
gefertigt. Es sind sogar wahrhaft königliche Leckerbissen<br />
darunter: Von Krokant-Pralinen bis zu Tüll-Hüten,<br />
von Lederkoffern bis zu Kristallgläsern reicht der Bogen<br />
der Waren, die von ausgezeichneten Meistern ihres Metiers<br />
in <strong>Brüssel</strong> produziert werden, um damit das verwöhnte<br />
Königshaus zu beliefern. Sind die Waren exquisit<br />
genug, um das anhaltende Wohlgefallen des Königs<br />
und seiner Familie zu finden, so wird ihrem Hersteller<br />
dafür vielleicht einmal der offizielle und hochexklusive<br />
Titel eines „Hoflieferanten des belgischen Königshauses“<br />
verliehen. Höhere Weihen kann ein Händler auf<br />
dieser Welt nicht finden. Was für einen besonders tapferen<br />
Krieger im Mittelalter der Ritterschlag durch den<br />
König war, ist heute diese Gunstbezeugung für einen<br />
Händler.<br />
Deshalb macht er auch alle seine anderen Kunden<br />
gleichsam zu Königen. Der Hoflieferant gehört zur Aristokratie<br />
der Lieferanten, und wer bei ihm einkauft, darf<br />
sich auch irgendwie selbst geadelt fühlen. Etwa hundert<br />
Hoflieferanten besitzen derzeit das anhaltende Vertrauen<br />
des belgischen Königs. Über die Hälfte von ihnen<br />
5
6 <strong>Brüssel</strong> Royale Shopping<br />
sind mit ihren Geschäftslokalen und Werkstätten in<br />
der Königsstadt <strong>Brüssel</strong> ansässig. Man könnte also<br />
Wochen damit verbringen, bei den Hoflieferanten<br />
des belgischen Königshauses der Reihe nach einzukaufen.<br />
Man bräuchte dazu allerdings eine könig-<br />
KÖNIGLICHER<br />
EINKAUFSBUMMEL<br />
Den königlichen Einkaufsbummel sollte<br />
man am besten in den Königlichen<br />
Galerien beginnen lassen. Die eleganten,<br />
geradezu majestätischen Passagen der<br />
Galeries St. Hubert lassen auf den ersten<br />
Blick erkennen, dass auch das Einkaufen<br />
DELVAUX<br />
Bereits im Jahre 1829, 24 Jahre vor<br />
Louis Vuitton in Paris, eröffnete Charles<br />
Delvaux sein erstes Atelier. Die exquisiten<br />
handgefertigten Ledertaschen von<br />
Delvaux sind seit jeher in diesen künstlichen<br />
Paradiesen aus der Frühzeit des<br />
modernen Warenkonsums zu kaufen.<br />
CRÉATEUR CHOCO-<br />
LATIER NEUHAUS<br />
Der Apotheker Jean Neuhaus entwickelte<br />
1857 in <strong>Brüssel</strong> die erste Schokoladenpraline<br />
der Welt. Das erste Neuhaus-<br />
Geschäft wurde in der damals noch ganz<br />
neuen Galerie de la Reine eröffnet, wo<br />
als eine schöne Kunst betrieben<br />
werden kann.<br />
Königliche Galerien Sankt Hubert<br />
Grasmarkt<br />
Galerie der Königin 31<br />
www.delvaux.com<br />
sich natürlich auch heute noch eine schicke<br />
Filiale des Chocolatiers befindet.<br />
Königliche Galerien Sankt Hubert 25 - 27<br />
www.neuhaus.be<br />
lich gefüllte Brieftasche und am besten auch einen<br />
königlichen Appetit. Denn natürlich gehören gleich<br />
mehrere Schokoladen-, Gebäck- und Pralinen-Hersteller<br />
zum erlauchten Kreis der <strong>Brüssel</strong>er Hoflieferanten.
CHOCOLATERIE<br />
MARY<br />
Neben dem König kauft hier auch der<br />
Microsoftgründer Bill Gates seine Pralinen<br />
ein. Nicht nur wegen der siebzig<br />
unterschiedlichen Pralinensorten,<br />
die hier bis heute<br />
nach traditionellen Rezepten<br />
hergestellt werden, sondern<br />
FABIENNE DELVIGNE<br />
Ihre glamourösen Hutkreationen sind<br />
wirklich nicht zu übersehen, zumal sie in<br />
den letzten Jahren von der Königin und<br />
den Prinzessinnen häufiger zu öffentlichen<br />
Anlässen getragen werden. Diese<br />
werden vermutlich ohne Schwierigkeit<br />
einen Termin im Showroom Delvignes<br />
bekommen. Alle anderen müssen sich<br />
PATISSERIE<br />
WITTAMER<br />
Wirklich geschafft hat man es aber wohl<br />
erst dann, wenn man von der Patisserie<br />
Wittamer – die übrigens am Place du<br />
Grand Sablon ein auch von höchster<br />
Kundschaft gerne frequentiertes Café<br />
betreibt – jeden Morgen die ofenfrischen<br />
Tipp<br />
Eine Liste der etwa hundert belgischen Hoflieferanten findet man unter:<br />
www.lesfournisseursbrevetesdelacour.be/ge/fournisseur.php<br />
speziell auch wegen der Einrichtung des<br />
Lokals, die sich, mit viel Goldglanz und<br />
noch mehr blauem Samt, am königlichen<br />
Stil des Rokoko orientiert.<br />
Koningstraat 73<br />
www.marychoc.com<br />
in der Boutique Balthazar trösten, wo die<br />
fabelhaften Haute-Couture-Accessoires<br />
dieser aufstrebenden Hoflieferantin für<br />
Normalsterbliche zu kaufen sind.<br />
Boutique Balthazar<br />
Kaasmarkt 22<br />
www.balthazarstore.com<br />
Croissants nach Hause geliefert bekommt.<br />
Dann darf man sich schon fast<br />
wie ein richtiger König fühlen.<br />
Grote Zavel 12<br />
www.wittamer.be<br />
7
8 <strong>Flandern</strong> Must see<br />
Must see!<br />
Zugegeben: Wer shoppen in schönster historischer Kulisse will, ist in <strong>Flandern</strong> immer<br />
am richtigen Ort. Aber auch fernab von Boutiquen und Ladenstraßen gibt es Wunder zu<br />
entdecken, die man nicht versäumen sollte.<br />
UNSER FAVORIT<br />
........................................................<br />
Der Grote Markt von <strong>Brüssel</strong><br />
Der Dichter Victor Hugo nannte das Zentrum<br />
von <strong>Brüssel</strong>, den Grote Markt, "die schönste<br />
Theaterkulisse der Welt". Das gotische<br />
Rathaus und mehr als 30 alte Zunfthäuser<br />
mit herrlichen Renaissance- und Barockgiebeln<br />
bilden ein einzigartiges Ensemble.<br />
Besonders faszinierend ist der Besuch des<br />
Grote Markt am Abend, wenn die prachtvollen<br />
Fassaden ringsum angeleuchtet werden.<br />
1998 wurde der Grand Place von der<br />
UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
Das Lamm Gottes in Gent<br />
Burg Gravensteen in Gent<br />
Das Altarbild ist eines der wichtigsten<br />
Bilder der Kunstgeschichte. Jan van Eyck<br />
malte erstmals Menschen aus Fleisch und<br />
Blut. Damit war er Vorbild für Bruegel,<br />
Bosch, Raffael, Botticelli und da Vinci.<br />
Das vollendete Altarbild wurde mehrmals<br />
geraubt und steht hinter Panzerglas in der<br />
Taufkapelle.<br />
Das Rubenshaus in Antwerpen<br />
Der Malerfürst mit einer Vorliebe für<br />
üppige Frauen malte für Europas Könige<br />
und Fürsten. Peter Paul Rubens' Renaissancepalast<br />
war sowohl Atelier und<br />
Kuriositätenkabinett als auch Wohnhaus<br />
und Lustgarten. Zu den Glanzlichtern<br />
gehören einige der schönsten Porträts<br />
des Meisters.<br />
Die gewaltige Wasserburg im Herzen von Gent lässt mit<br />
ihren Zinnen und bewehrten Mauern die Herzen kleiner<br />
Jungs höher schlagen. Ritterrüstungen, riesige Schwerter<br />
und die Folterkammer lassen auch heute noch die Besucher<br />
erschauern.<br />
April - Sept. tgl. 9.00 - 18.00 Uhr,<br />
Okt. - März tgl. 9.00 -17.00 Uhr,<br />
Eintritt 8,00 Euro<br />
Die Grachten von Brügge<br />
Grachten und Kanäle durchziehen die<br />
einst reichste Stadt des Mittelalters. Auf<br />
einer Bootsfahrt kann man die Hansestadt<br />
Brügge am bequemsten entdecken.<br />
Vorsicht! An den uralten niedrigen<br />
Brücken muss man den Kopf einziehen.<br />
Die Fahrten in den offenen 30-Mann-<br />
Booten dauern rund eine halbe Stunde<br />
und kosten 5,20 EUR pro Person.<br />
Genter Altar<br />
April - Okt.<br />
Mo - Sa 9.30 - 17.00, So 13.00 - 17.00 Uhr,<br />
Nov. - März<br />
Mo - Sa 10.30 - 16.00, So 13.00 - 16.00 Uhr,<br />
Eintritt 3,00 Euro<br />
Di - So 10.00 - 17.00 Uhr<br />
Eintritt 6,00 Euro<br />
www.museum.antwerpen.be/rubenshuis<br />
9
© westtoer<br />
10<br />
De Haan Einstein am Strand<br />
Urlaub mit<br />
Einstein von Andreas Meyer<br />
© westtoer
A<br />
ch, Einstein. Ja natürlich, Moment.“ Die<br />
junge Frau im Touristenbüro von De Haan<br />
verschwindet hinter ihren Regalen, um kurz<br />
darauf mit jeder Menge Informationsmaterial zurückzukehren.<br />
Ein Stadtplan, eine Broschüre, kopierte<br />
Zettel. Keine Frage. Albert Einstein ist hier bekannt.<br />
Wohlmöglich posthum noch mehr als zu Lebzeiten.<br />
Dabei ist er nicht die einzige Berühmtheit, die sich<br />
früher in De Haan aufhielt. Zita, die letzte Kaiserin<br />
Österreichs, befindet sich ebenso auf der Gästeliste<br />
des Seebades wie die Schriftsteller Maurice Maeterlinck<br />
und Stefan Zweig. Aber natürlich berührt die<br />
Geschichte von Albert Einstein am meisten.<br />
Rückblende: Zusammen mit seiner Frau Elsa befin-<br />
det sich Einstein im März 1933 auf der Heimreise<br />
von den USA nach Europa. In Deutschland haben<br />
die Nazis die Macht übernommen und schon kurz<br />
nach seiner Ankunft in Antwerpen gibt der Physiker<br />
bekannt, nicht mehr nach Deutschland zurückkehren<br />
zu wollen. In dieser Situation bekommt Albert<br />
Einstein Hilfe von Albert I. und Elisabeth, dem belgischen<br />
Königspaar. Sie stellen dem Forscher das<br />
Ferienhaus „Savoyarde“ in De Haan zur Verfügung.<br />
Schon Jahre zuvor hatte Einstein König und Königin<br />
kennen gelernt, mit Elisabeth zusammen musiziert<br />
und im <strong>Brüssel</strong>er Schloss mit ihnen gegessen. In einem<br />
Brief erinnert sich Einstein später an „Königs“<br />
und den herzlichen Empfang: „Diese beiden Leutchen<br />
sind von einer Reinheit und Güte, die selten<br />
zu finden ist. (...) Es gefiel mir dort über die Maßen,<br />
und ich bin sicher, dass dieses Gefühl gegenseitig<br />
ist.“ Albert I. und Elisabeth lassen die Einsteins sogar<br />
tagaus, tagein von Polizisten bewachen. Doch<br />
als der Herbst kommt, können die Monarchen nicht<br />
mehr für die Sicherheit des Paares garantieren: Am<br />
9. September 1933 verlässt Einstein Belgien inkognito,<br />
um über London endgültig in die USA auszuwandern.<br />
Ein paar Fotos zeugen von den sechs<br />
Monaten, von dem letzten Sommer, den der Nobelpreisträger<br />
in Europa an der flämischen Küste verbrachte:<br />
Mit seiner Frau vor der Haustür des Savoyarde,<br />
allein beim Spaziergang auf dem Seedeich,<br />
zusammen mit dem Oostender Maler James Ensor<br />
und dem französischen Minister Anatole de Monzie<br />
im Gartencafé „Coeur Volant“. Im Plausch mit dem<br />
Künstler Alfons Blomme. Letzterer schaffte es sogar<br />
als einziger, Einstein zu überzeugen, ihm für ein<br />
Portrait Modell zu sitzen.<br />
Linke Seite:<br />
Einstein-Denkmal und<br />
Strandpromenade im<br />
Seebad De Haan<br />
Diese Seite links:<br />
Albert Einstein mit seinem<br />
Freund, dem belgischen<br />
Maler Blomme in De Haan<br />
rechts: Das Seebad der<br />
Villen – De Haan steht<br />
unter Denkmalschutz.<br />
unten: Die typischen<br />
Strandhäuschen säumen<br />
den Weg zwischen<br />
Dünen und Meer.<br />
© westtoer © westtoer<br />
11
12 De Haan Einstein am Strand<br />
Ein Spaziergang am Seedeich, danach einen Kaffee:<br />
An diesen typischen Freizeitbeschäftigungen<br />
der Küste hat sich über die Jahre nicht viel verändert.<br />
Auch das Stadtbild De Haans blieb weitgehend<br />
erhalten, denn seit 1995 steht die „Konzession“,<br />
so der Name des historischen Villenviertels, unter<br />
Denkmalschutz. Überhaupt sorgten strenge Bauvorschriften<br />
von Beginn des vergangenen Jahrhunderts<br />
an dafür, dass De Haan von den gigantischen<br />
Appartmenthäusern, die sonst <strong>Flandern</strong>s Küstenorte<br />
bestimmen, verschont blieb. Natürlich: Ein paar<br />
sonderbare Gebäude finden sich auch hier, aber immerhin<br />
sind es nostalgische. Das hoch aufgeschossene<br />
Eckhaus „Beau Séjour“ etwa, das aussieht als<br />
hätte man ein Fachwerkhaus ein bisschen zu heftig<br />
gegossen und gedüngt. Oder das „Astoria“, das<br />
mit seiner klaren, geometrischen Art-Déco-Fassade<br />
neben den verspielten Nachbarhäusern ein wenig<br />
streng und allzu ernst wirkt.<br />
Im nostalgischen Seebad<br />
De Haan fährt man am liebsten<br />
mit dem Fahrrad<br />
Ländlichen Charme entfaltet De Haan hingegen,<br />
wenn man die zentralen Achsen samt ihren<br />
Prachtbauten verlässt und durch die Nebenstraßen<br />
schlendert. Hinter Bäumen und Hecken, eingefasst<br />
in hübsche Gärten liegen alte, schmucke<br />
Cottage-Häuser, und die meisten von ihnen tragen,<br />
wie Einsteins „Savoyarde“, klingende Namen:<br />
„Die Wellen“, „Die Bienen“, „Der Taubenschlag“,<br />
aber auch „Rotkäppchen“ und – als Kontrast zum<br />
Strandhafer in den Dünen – „Alpenrose“. Vor einem<br />
besonders schönen Haus des Genter Architekten<br />
Valentin Vaerwyck in der Rembrandtlaan räkelt<br />
sich ein Hund auf der Wiese, im Liegestuhl hält<br />
eine Frau ein Nickerchen. Die beiden haben Glück.<br />
Denn auf der anderen Seite des Ortes döst es sich<br />
heute nicht ganz so entspannt. Auf dem zentralen<br />
Platz „La Potinière“ („Klatschbasentreff“) locken<br />
acht Hüpfburgen nicht nur sämtliche Kinder der<br />
Nachbarschaft an. Damit das Springen besser von<br />
© westtoer
der Sohle geht, wird der Nachwuchs zudem lautstark<br />
mit erfolgreichen Beachparty-Hits der letzten Jahrzehnte<br />
beschallt, so dass der Wind Ricky Martins „Un<br />
Dos Tres Maria“ über halb De Haan weht. Der „Ketchup-Song“<br />
zum „Belle Epoque“-Spaziergang: De Haan<br />
hat eine lässige Art gefunden, sein geschichtliches<br />
Erbe wie selbstverständlich in die Gegenwart zu integrieren.<br />
Trotz der vielen Baudenkmäler mutet dieses<br />
Städtchen weder wie ein Freilichtmuseum noch wie<br />
ein auf Hochglanz poliertes Disney-Land für Historiker<br />
an. De Haan ist nach wie vor das, was es schon zu<br />
Albert Einsteins Zeiten war: ein lebendiger, hübscher<br />
Badeort.<br />
Literatur-Tipps<br />
Die Touristen-Information in der denkmalgeschützten<br />
Tram-Station von De Haan hält Folgendes zum Thema<br />
„Einstein und Belle Epoque“ bereit:<br />
In den Fußstapfen Einsteins, Spaziergang durch das<br />
architektonische Erbe von De Haan<br />
Sehr hübsches und informatives Büchlein, das umfassend<br />
über Albert Einsteins Aufenthalt und das historische<br />
Zentrum De Haans informiert. (2,50 Euro)<br />
Belle Epoque mitten in den Dünen<br />
Stadtplan mit niederländisch kommentiertem, 3 Kilometer<br />
langem Spazierweg durch De Haan. Auf Nachfrage<br />
kann man eine deutsche Übersetzung als Kopie dazu<br />
bekommen. (2 Euro)<br />
Tel.: 0032-59-242135<br />
www.dehaan.be/vert_duits/toerisme.htm<br />
Im Sommer feiert<br />
De Haan mit einem<br />
nostalgischen Fest<br />
die "Belle Epoque"<br />
13<br />
Am Ende der Normandielaan treffe ich schließlich in<br />
einem kleinen Park auf Johnny Werkbroucks Albert-<br />
Einstein-Denkmal von 2006, eine lebensgroße Bronzestatue.<br />
Das Portrait von Alfons Blomme, denke ich<br />
bei mir, gefällt mir besser. Dieser Einstein, der dort<br />
auf der Bank sitzt, sieht mir irgendwie zu sehr nach<br />
Willy Millowitsch aus. Ob die Statue meine Gedanken<br />
erraten hat? Jedenfalls lächelt sie leise. Vielleicht<br />
geht ihr aber auch nur der „Maccarena“-Rhythmus<br />
vom Hüpfburgenplatz ins bronzene Ohr, lässt die Relativitätstheorie<br />
für einen Moment Relativitätstheorie<br />
sein und genießt die Nachmittagssonne. Hat sie nicht<br />
gerade mit dem Fuß gewippt?<br />
Event-Tipp<br />
Einmal im Jahr feiert De Haan mit historischen<br />
Modenschauen, Oldtimer-Paraden<br />
und Musik ein großes Belle-Epoque-Fest.<br />
(jeweils am ersten Samstag im August,<br />
nächster Termin: 07.08.2010)<br />
Gastro-Tipps<br />
Tearoom und Brasserie in einer hübschen<br />
Belle-Epoque-Villa. Von der Terrasse fällt<br />
der Blick bei Waffel, Pfannekuchen und<br />
Filterkaffee auf Flaneure und die Fassaden<br />
der Konzession.<br />
Beaufort, Koninklijk Plein 6<br />
Tel.: 0032-59-236333<br />
www.beaufort.be<br />
Biologisches, leckeres Eis vom Klassiker Vanille bis zu<br />
„Speculoos“, auch Diäteis mit Produkten von heimischen<br />
Bauernhöfen.<br />
Ijsbar Rene, Leopoldlaan 22<br />
Tel.: 0032-59-235453<br />
www.ijsrene.be<br />
Diese Bäckerei und Patisserie – seit drei Generationen<br />
in Familienhand – liegt zwar nicht direkt auf dem<br />
Belle-Epoque-Weg, aber von der Tram-Station lohnen die<br />
knapp 200 Meter über die Hauptverkehrsstraße allein<br />
schon wegen der fabelhaften Eclairs. Gebäckschachtel<br />
zusammenstellen, mitnehmen und später auf dem Seedeich<br />
mit Blick aufs Meer genießen.<br />
Staelens – St. Hubert, Stationsstraat<br />
Tel.: 0032-59-233464<br />
© westtoer
14 Shopping Must have<br />
Must have!<br />
DIAMANTEN –<br />
THE GIRLS BEST FRIENDS<br />
Das flämische Antwerpen ist die Diamantenhauptstadt<br />
der Welt. Rund 85<br />
Prozent der Rohdiamanten werden in<br />
der Stadt an der Schelde bearbeitet<br />
bzw. gehandelt. Die Diamantenbörsen,<br />
Schleifereien, das Diamantenmuseum<br />
und einige Hundert<br />
Juweliere befinden sich im Diamantenviertel<br />
neben dem Antwerpener<br />
Bahnhof.<br />
Diamantmuseum Provincie Antwerpen,<br />
Koningin Astridplein19 - 23, Antwerpen<br />
www.provant.be<br />
Bei dem großen Angebot sind die<br />
Preise für Diamanten günstiger als<br />
anderswo. Der Diamantenmakler<br />
Jewel in a box ist preislich interessant,<br />
da die Schmuckstücke privaten<br />
Verkäufern gehören, die lediglich<br />
einen Platz im Schaufenster mieten.<br />
Jewel in a Box<br />
Schuttershofstraat 34, Antwerpen<br />
Tel.: 32 (0)3 289 56 10<br />
jewelinabox@pandora.be<br />
www.jewelinabox.be<br />
SPITZE –<br />
FILIGRANES HANDWERK<br />
In der Renaissance und im Barock<br />
gehörten Spitzen genau wie Brokat<br />
und Juwelen zu den Statussymbolen<br />
der Adelsgeschlechter. Nicht<br />
nur Frauen schmückten sich gerne<br />
mit den filigranen Kunstwerken. Die<br />
Beherrschung dieses komplizierten<br />
Kunsthandwerks gehörte für "Töchter<br />
aus gutem Hause" lange Zeit zum guten<br />
Ton. In Brügge hat das Klöppeln<br />
eine jahrhundertealte Tradition. Besonders<br />
nachdem 1717 apostolische<br />
Schwestern die erste Klöppelschule<br />
eröffneten, erblühte der Handel. Mit<br />
Beginn der Industrialisierung drohte<br />
das alte Handwerk auszusterben. Um<br />
dies zu verhindern, wurde 1970 das<br />
„Kantzentrum“ eröffnet. Hier werden<br />
die traditionellen Techniken weitergegeben<br />
und Spitzen aus aller Herren<br />
Länder ausgestellt. Schauen Sie doch<br />
mal vorbei und sehen Sie einer der<br />
Klöpplerinnen über die Schulter oder<br />
nehmen Sie gleich selbst an einem<br />
Workshop teil. Handgemachte Spitze<br />
können Sie auch in zahlreichen Geschäften<br />
der Innenstadt erwerben.<br />
Kantcentrum<br />
Peperstraat 3A, Brügge<br />
www.kantcentrum.com<br />
TIERENTEYN –<br />
SENF MIT KULTSTATUS<br />
Seit 1818 stellt die Firma Tierenteyn<br />
nach einer geheimen Mixtur den<br />
legendären Senf aus Gent her. In<br />
dem kleinen nostalgischen Senfladen<br />
am Groentenmarkt, wird der traditionsreiche<br />
Senf vor den Augen der<br />
Kunden direkt aus dem Holzfass in<br />
die Töpfchen abgefüllt. Ob schwarz,<br />
gelb, scharf oder süß, der Tierenteyn-<br />
Senf ist ein pikantes Souvenir mit<br />
aphrodisierender Wirkung. Schwarz<br />
der Senf und rot der Wein, das lässt<br />
Männer glücklich sein. Tatsächlich<br />
soll ein Soldat aus Dijon im Gefolge<br />
Napoleons das scharfe Rezept seiner<br />
flämischen Geliebten im Bette allzu<br />
leichtfertig anvertraut haben.<br />
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zentral gelegen, nur 500 m vom Strand.<br />
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16 Brügge Wachgeküsst<br />
Bruges la Morte<br />
Anna Huer<br />
Bruges la Morte von<br />
W<br />
as für eine Schmonzette – aber meine Mutter<br />
ist von dem Film "Ein Traum aus Schokolade"<br />
begeistert. "Brügge, sehen und sterben" gefällt<br />
mir eher, vor allem der fluchende Colin Farrell, der<br />
sich in Brügge tödlich langweilte, ist mir sympathisch.<br />
Aber es geht ja nicht um mich, sondern um meine Eltern,<br />
denen ich zur silbernen Hochzeit eine ganz besondere<br />
Freude machen möchte. "Bruges la Morte" sagt<br />
mein Vater, ehemals Lehrer, nicht ohne Stolz, als ich<br />
meine Eltern in den Reiseplan einweihe. Meine Mutter<br />
gerät ins Schwärmen, und mein Vater hält einen Vortrag<br />
über den Literaten Charles Rodenbach, der Brügge,<br />
die tote Stadt, zum Wallfahrtsort für alle Grufties und<br />
Schwerenöter machte.<br />
Tatsächlich, mein Vater hat Recht: verlassene Straßen,<br />
düstere Kanäle, stumme Häuserfassaden, Nebel und<br />
Nieselregen. Brügge, im November. Bonjour, Tristesse!<br />
"Ein typisch flämisches Giebelhaus aus dem 16. Jahrhundert"<br />
bemerkt mein Vater, als wir mit den Koffern<br />
vor dem Bonifacius stehen. Eine große Flämin mit langen<br />
blonden Haaren öffnet die schwere Eichentür. "Hartelijk<br />
Welkom" sagt Lyne Vanhaeke, die das exklusive<br />
B&B mit viel Liebe aufgebaut hat. Die Türen wurden<br />
aus Parkett aus dem 16. Jahrhundert geschreinert, der<br />
antike Spülstein ist aus blauem Marmor, und der kleine<br />
Schemel kommt aus einem italienischen Kloster.<br />
Die Möbel und Accessoires erzählen Geschichten aus<br />
längst vergangenen Epochen. Meine Eltern machen<br />
eine Zeitreise in die Vergangenheit, und ich fühle mich<br />
wie der schwärmerische Ralph Fiennes. Jedenfalls<br />
schlafe ich heute Nacht in seinem Bett, während meine<br />
Eltern in der Suite von Colin Farrell schlafen. Morgens<br />
beim Frühstück genießen wir das Kaminfeuer und einen<br />
traumhaften Blick auf die malerische Gracht. Die<br />
Sonne hat Brügge wach geküsst.
"366 Stufen", keucht mein Vater. Wir sind auf dem Belfried,<br />
dem Rathausturm, und blicken hinab auf die gigantischen<br />
Tuchhallen. Dort wurde früher das feine Tuch aus <strong>Flandern</strong><br />
gelagert. Die Grachten durchziehen die ganze Stadt<br />
– Wasserstraßen zu den Kontoren aus allen Ländern. Bis<br />
zu 150 Schiffe legten dort täglich an und entluden Pelze,<br />
Wein, Leder, Öl, Seide und Luxusgüter. Kaufleute aus Italien,<br />
Spanien, England und Frankreich gaben sich hier die<br />
Klinke in die Hand. Brügge war im frühen Mittelalter die<br />
reichste Stadt der Welt. Mein Vater zeigt auf ein Haus<br />
und doziert weiter: Das ist das Haus der Kaufmannsfamilie<br />
"Van der Beurs". Hier wurde 1409 die Börse erfunden.<br />
Vor dem Kantor wurden die Kurse der Waren ausgehandelt<br />
und auf die Hauswand geschrieben. Das dröhnende<br />
Glockenspiel unterbricht die Ausführungen jäh. Weit in<br />
der Ferne am Ende der grünen Polderlandschaft sehe ich<br />
das Meer. Gut eine Viertelstunde bräuchten wir bis an die<br />
See. Im Mittelalter hatte die Hansestadt über den "Zwin",<br />
einen Meeresarm, direkten Zugang zur Nordsee. Als der<br />
Zwin verlandete und Brügge buchstäblich auf dem Trockenen<br />
lag, kam der Handel zum Erliegen. Die Brügger<br />
waren so arm, dass Sie keine neuen Häuser mehr bauen<br />
konnten, oder poetischer ausgedrückt: Brügge, die Schöne,<br />
fiel in einen Dornröschenschlaf. Der Autor Charles<br />
Rodenbach, der Maler Ferdinand Khnopff und vor allem<br />
der Massentourismus haben die tote Stadt wieder wach<br />
geküsst.<br />
Das Städtchen hat sich gefüllt und wimmelt von Touristen.<br />
Unzählige Boote mit Touristen aus aller Herren Länder<br />
tuckern auf den Grachten durch das Venedig des Nordens.<br />
Wie ein ewiges Mantra kommentiert der Kapitän<br />
die uralten Gebäude mit Anekdötchen auf Englisch, Französisch<br />
und Deutsch. 80 Brücken zählt Brügge. Sie gaben<br />
der Stadt ihren Namen. Bei der letzten Brücke muss<br />
selbst der Kapitän lächeln, weil wir auf sein Kommando<br />
die Köpfe einziehen müssen.<br />
Sage und schreibe 42 Chocolatiers gibt es in der Stadt.<br />
Wir schauen dem Chocolatier Dominique Persoone<br />
beim Gießen der Schokoladenpralinen in seinem Atelier<br />
zu. Ziemlich lecker und scharf sind die Pralinen mit<br />
Blumenkohl-Wasabi-Füllung. „Keine Experimente“, sagt<br />
mein Vater und nennt den Meister abfällig "Schock-olatier".<br />
Die klassischen belgischen Pralinen des ersten<br />
Brügger Chocolatiers "Sukerbuyc" sind mehr nach seinem<br />
Geschmack. Direkt gegenüber, im bekannten Brügger<br />
Teesalon "De Proeverie", trinken wir die leckerste<br />
"Heiße Schokolade" unseres Lebens. Auf meiner Tasse<br />
befindet sich eine Schale mit geschmolzener Schokolade.<br />
Die gieße ich langsam in die heiße Milch – köstlich!<br />
17<br />
Linke Seite: Das verfallene Brügge wurde um die Jahrhundertwende<br />
zum Wallfahrtsort für Melancholiker<br />
Eine Illustration von Fernand Khnopff zeigt die Faszination,<br />
die von dem Roman "Bruges la Morte" ausging.<br />
Diese Seite o. links: Die Brücke der Liebenden<br />
o. rechts: Frühstück mit Blick auf die Gracht im B&B<br />
Bonifacius<br />
Mi. links: Giebel des B&B Bonifacius<br />
Mi. rechts: Gracht mit dem Belfriedturm im Hintergrund<br />
u. links: Der Schwan "Lankhals" – Brügges Wappentier<br />
u. rechts: Eine Grachtenfahrt ist die wohl bequemste<br />
Art, Brügge zu entdecken
18 Brügge Wachgeküsst<br />
Die Innenstadt ist autofrei, dafür kann man Brügge entspannt mit der Kutsche entdecken.<br />
Dominique Persoone und seine ausgefallenen Pralinenkreationen<br />
Im Beginenhof "Den Wijngarten" entkommen wir den<br />
Touristenströmen. Es ist eine Oase der Ruhe. Wie Puppenhäuschen<br />
reihen sich die kleinen Wohnungen aneinander.<br />
Eine Tür ist offen, eine alte Frau klöppelt Spitzen,<br />
die Katze schnurrt vor dem heißen Öfchen. Im Gegensatz<br />
zu den Nonnen lebten die Beginen nicht in einem<br />
geschlossenen Kloster, sondern hatten zumindest tagsüber<br />
Freigang. Sie hatten sogar eigenen Besitz und<br />
durften ohne großes Tam Tam aus dem Orden wieder<br />
austreten. So viel Freiheit war dem Papst dann doch unheimlich,<br />
und so kam die Beginenbewegung allmählich<br />
zum Erliegen. Seit zehn Jahren gehört der Beginenhof<br />
zu den Weltkulturerbestätten der Unesco.<br />
Eine Brücke führt uns über den lieblichen Minnewater,<br />
den Liebessee, auf dem die Schwäne kreuzen. Mit diesen<br />
Schwänen hat es eine ganz besondere Bewandtnis:<br />
Im 15. Jahrhundert töteten die Brügger Bürger während<br />
eines Aufstands den Berater des Kaisers Maximilian,<br />
Pieter Lanckhals. Der Kaiser verdonnerte die Brügger<br />
daraufhin, die Langhälse auf ihren Grachten bis in alle<br />
Ewigkeit zu hegen und zu pflegen.<br />
Abenddämmerung. Das Kutschpferd unseres Einspänners<br />
säuft den Eimer leer. Der Brunnen vor dem Liebessee<br />
dient auch als Pferdetränke. Apropos trinken: Wo<br />
trinkt der Brügger sein Bier? Unser Kutscher verrät uns<br />
seinen persönlichen Favoriten „Den Dijver – ein Ort, an<br />
dem man Bier auch essen kann“, sind seine letzten vielsagenden<br />
Worte dieses Tages.<br />
Rätselhaft. Es ist so ruhig geworden. Zu hören ist nur<br />
das ferne Getrappel von Hufen. Wo sind nur die ganzen<br />
Menschen geblieben? Feuchte, klare Herbstluft. Eingehüllt<br />
in dicke Decken begeben wir uns auf unsere letzte<br />
Reise durch die in Nebel getauchten Gassen und über<br />
steinerne Brücken. Jahrhundertealt und doch zeitlos<br />
schön, verfällt die Stadt wieder in ihren geheimnisvollen<br />
Dornröschenschlaf.<br />
Schokoladen-Tipps<br />
"The Chocolate Line" (Dominique Persoone)<br />
Simon Stevinplein 19<br />
www.thechocolateline.be<br />
Teesalon "De Proeverie"<br />
Katelijnestraat 6<br />
www.deproeverie.be<br />
Schokoladenmuseum<br />
Wijnzakstraat 2<br />
www.choco-story.be<br />
Bier-Tipps<br />
Bierrestaurant "Den Dijver"<br />
Dijver 5, Tel.: 0032-50-336069<br />
www.dijver.be<br />
Bierkneipe "Brugs Bertje"<br />
Kemelstraat 5<br />
www.brugsbeertje.be<br />
Bierkneipe "De Garre"<br />
De Garre 1, Tel.: 0032-50-341029<br />
Hausbrauerei "De Halve Maan"<br />
Walplein 26, Tel.: 0032-50-332697<br />
www.halvemaan.be<br />
Hotel-Tipps<br />
B&B "Bonifacius"<br />
Groeninge 4, Tel.: 0032 (0) 50 490049<br />
www.bonifacius.be<br />
B&B "Number 11"<br />
Peerdenstraat 11, Tel.: 0032-50-330675<br />
www.number11.be
19<br />
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20 Tongeren Antikmärkte<br />
Jagd auf dem<br />
Antikmarkt von Jean Flamand<br />
D<br />
ieser Ausflug ist nichts für Langschläfer. Der<br />
größte Antikmarkt von Benelux liegt zwar<br />
nur anderthalb Stunden von Köln entfernt in<br />
Tongeren, aber bereits ab fünf Uhr in der Früh wird<br />
die Schnäppchenjagd eröffnet. Jäger müssen also<br />
früh aufstehen!<br />
Das Horrido beginnt vor dem Morgengrauen<br />
auf dem Parkplatz am südlichen<br />
Ende der mittelalterlichen Stadtumwallung.<br />
Zur Jagdausrüstung gehören<br />
Goretex-Jacken, Rucksack und vor allem<br />
Taschenlampen. Rund 350 Händler<br />
haben entlang der Stadtmauer, auf<br />
dem Viehmarkt und in zwei gewaltigen<br />
Hallen ihre Stände aufgebaut. Es ist<br />
ein gutes und zuverlässiges Jagdrevier,<br />
das jeden Sonntag, Sommer wie Winter, bei Regen<br />
oder Sonnenschein reiche Beute verspricht. Der<br />
größte Teil der Ware ist authentisch. Leider wissen<br />
dies auch die Verkäufer. Echte Schnäppchen, vor allem<br />
bei Qualitätsstücken, gehören meist zum Jägerlatein.<br />
Ins Auge fallen Möbel, vor allem Kleinmöbel,<br />
aber auch Kitsch und Kunst, Schmuck und Porzellan.<br />
Zum Glück wenig "Klamottenstände" und kaum Fake<br />
aus China! Tongeren reiht sich in Qualität und Größe<br />
direkt hinter Paris ein und lockt Antiquitätenliebhaber<br />
und Sammler aus Frankreich, Deutschland, Holland<br />
und sogar England an.<br />
Meine Leidenschaft sind Grammophone und Schellackplatten,<br />
und dafür kenne ich meine Händler<br />
schon. Jos kommt aus Gent. Schon sein Vater hatte<br />
in Tongeren einen Stand. Er verrät mir eine heiße<br />
Fährte: Schellackschätzchen bei Jan.<br />
Hier kennt jeder jeden – der Markt ist<br />
fest in der Hand von professionellen<br />
Antiquitätenhändlern aus ganz Belgien.<br />
Privatanbieter dürfen erst nach<br />
acht Uhr morgens ihren Stand aufbauen.<br />
Der Markt ist ein heißer Tipp für<br />
Trödel aus den 70er Jahren, doch ich<br />
schaue auch gerne mal bei den richtigen<br />
Antiquitätengeschäften herein.<br />
Ich kenne keinen Ort auf der Welt, an dem sich 45<br />
Antiquitätenläden aneinanderreihen. Konkurrenz belebt<br />
bekanntlich das Geschäft!<br />
Wenn um 13.00 Uhr die Stände abgebaut werden,<br />
bläst der Schnäppchenjäger innerlich zum Halali.<br />
Eine gute Gelegenheit für einen Spaziergang durch<br />
die älteste Stadt Belgiens. Es gibt Touristen, die kennen<br />
nur den Flohmarkt, dabei ist die ganz von einer
Stadtmauer umgebene Innenstadt auch sehr malerisch.<br />
Wir schlendern gerne vom mittelalterlichen Stadttor<br />
zum Beginenhof und folgen den bronzenen Ambiorix-<br />
Porträts auf dem Bürgersteig. Die Ambiorix-Wanderroute<br />
führt zu den interessantesten Sehenswürdigkeiten<br />
der Stadt. Ambiorix ist das belgische Pendant zu unserem<br />
Hermann, dem Cherusker, ein im 19. Jahrhundert<br />
zur Legende gemachter Freiheitskämpfer. Mit seinem<br />
Schnurrbart erinnert er ein bisschen an Asterix. Ein besonderes<br />
Bonbon ist die Ambiorix-Ausstellung im Gallorömischen<br />
Museum. Hier werden kostbare keltische<br />
Schätze gezeigt und die Schlacht gegen die Römer eindrucksvoll<br />
inszeniert.<br />
Stöbern längs der alten<br />
Stadtmauer von Tongeren<br />
Gastro-Tipp<br />
In der Nähe des Beginenhofs kann man nett auf der<br />
Terrasse des De Pelgrim ein frisch gezapftes Bierchen<br />
trinken oder auch ganz zünftig essen.<br />
Brouwersstraat 9, Tel.: 0032-12-23 83 22<br />
Rad-Tipp<br />
Fahrräder kann man gegen ein Pfand von 10 Euro gratis<br />
beim Verkehrsamt ausleihen.<br />
Ausstellungs-Tipp<br />
Ambiorix, König der Eburonen<br />
bis zum 13. Juni 2010, Gallorömisches Museum<br />
Kielenstraat 15, Tel.: 0032-12-670330<br />
www.gallo-romeinsmuseum.be<br />
Antik-Tipp<br />
Verzeichnis der 45 Antikhändler gibt es bei den Händlern<br />
selbst oder auch im Büro von Toerisme Tongeren,<br />
Julianus Galerien, Tel.: 0032-12-390255<br />
21<br />
Hotel-Tipp<br />
Das Design-Hotel Eburon befindet sich in einem ehemaligen<br />
Kloster aus dem 12. Jahrhundert.<br />
De Schiervelstraat 10, Tel.: 0032-12-230199<br />
www.eburonhotel.be
22<br />
<strong>Flandern</strong> Must know<br />
Must know!<br />
Dass es in <strong>Flandern</strong> die besten Pommes frites und die größte Pralinen- und Schokoladenvielfalt<br />
gibt, dürfte sich inzwischen rumgesprochen haben. Wir beweisen Ihnen, dass es<br />
noch viel mehr zu wissen gibt über uns...<br />
Hätten Sie gewusst dass, …<br />
... die Schlümpfe, Tim & Struppi, Lucky Luke und viele andere Comic-Helden Belgier sind?<br />
In der Comicmetropole <strong>Brüssel</strong> befindet sich das „Comicmuseum“, und ein „Comic Walk“ führt an riesigen,<br />
mit Comics bemalten Hauswänden vorbei.
... der Cluburlaub eine Erfindung<br />
eines Antwerpener Diamantenhändlers<br />
ist? Im Jahre 1950 gründete<br />
Gerard Blitz den ersten Club<br />
Mediterranée auf Mallorca.<br />
... über 500 verschiedene Biere<br />
in Belgien gebraut werden? Man<br />
bestellt hier kein Bier, sondern ein<br />
"Mort Subite" (einen plötzlichen<br />
Tod), ein "Delirium Tremens", ein<br />
Kwak, ein Kriek oder ein legendäres<br />
Trappistenbier.<br />
... die Pariser Metro von einem<br />
Belgier entworfen wurde? Der<br />
belgische Ingenieur Baron Edouard<br />
Empain (1852-1929) gründete<br />
auch Eisenbahngesellschaften in<br />
China, Kongo und Ägypten.<br />
... die ersten Atlanten und die<br />
ersten winkeltreuen Karten eine<br />
Erfindung des Belgiers Gerhard<br />
Kremer waren? Besser ist er<br />
unter seinem lateinischen Namen<br />
Mercator bekannt. Die nach ihm<br />
benannte Mercator-Projektion<br />
wird immer noch für nautische<br />
Karten verwendet.<br />
... die Kunst des Diamantschleifens<br />
ein Brügger Juwelier,<br />
Lodewijk van Berquem, im Jahre<br />
1456 erfand? Bis heute werden<br />
Diamanten auf die gleiche Weise<br />
geschliffen: auf rotierenden<br />
Scheiben mit Diamantstaub.<br />
***<br />
...Belgien auf den Einwohner<br />
gesehen mehr Michelin-Sterne<br />
als Frankreich zählt? Allein <strong>Brüssel</strong><br />
zählt 25 Michelin-Sterne. Die<br />
flämische Küche vereint französische<br />
Raffinesse mit burgundischer<br />
Reichhaltigkeit und ist<br />
wichtiger als Politik. Genießt doch<br />
ein Meisterkoch in <strong>Flandern</strong> mehr<br />
Ansehen als ein Minister.<br />
... <strong>Flandern</strong> mit 443 Einwohnern/<br />
km² zu den am dichtesten besiedelten<br />
Ländern der Welt zählt?<br />
... ein belgisches Reinheitsgebot<br />
für Schokolade besteht? Obgleich<br />
die EU im März 2000 entschieden<br />
hat, dass bis zu fünf Prozent<br />
Fremdfette der Schokolade beigemischt<br />
werden dürfen, halten<br />
die belgischen Chocolatiers an<br />
der teuren Kakaobutter fest und<br />
haben ein nationales Gütesiegel<br />
für ihre Schokoladen eingeführt.<br />
... die Jazzlegenden Django Reinhardt<br />
und Toots Thielemans aus<br />
Belgien stammen? Vermutlich<br />
ist die Melodie der Sesamstraße<br />
die bekannteste Mundharmonika-<br />
Komposition des legendären<br />
Toots, der heute immer noch auf<br />
der Bühne steht.<br />
23
© westtoer<br />
24<br />
Oostende Der Maler und das Meer<br />
Der Maler und<br />
das Meer<br />
Der König der Sirenen: Der Maler James Ensor hat in Oostende, zwischen Meeresküste und<br />
Mummenschanz, fast sein ganzes Leben verbracht. Als verachteter Sonderling erst, dann als<br />
ein weithin gefeierter Grandseigneur der Avantgarde, zu dessen Domizil in der Vlaanderenstraat<br />
Künstler und Schriftsteller aus ganz Europa pilgerten. Daran erinnert nun eine große<br />
Ausstellung, die ihm das flämische Seebad zu seinem 150. Geburtstag widmet. Aber auch<br />
sonst lässt sich in Oostende vorzüglich dem seltsamen Schillern dieses epochalen Malers –<br />
und Kauzes – nachspüren.<br />
von Manfred Schwarz
D<br />
ie Sonne scheint sehr vergnügt. Sie lacht<br />
sogar vom Himmel. Vermutlich über das tolle<br />
Treiben dort unten, am Strand. Über das<br />
ganze bunte, bizarre Menschengewimmel, das sich<br />
an diesem Sommertag hier versammelt hat. Zum<br />
Baden, zum Spielen, zum Posieren und Charmieren.<br />
Zum Glotzen auch. Am besten mit dem Fernglas.<br />
Einige haben sich sogar auf die Dächer der Badehäuschen<br />
gesetzt, um mit dem Fernrohr einen ungenierten<br />
Blick auf die bisweilen doch recht frivolen<br />
Wasserspiele zu haben, auf den einen oder anderen<br />
nackten Hintern, der zwischen den Wellen aufblitzt.<br />
Das alles erinnert an eine Theaterbühne. Mehr noch<br />
– an einen Rummelplatz. Willkommen im Strandbad<br />
von Oostende.<br />
So jedenfalls hat es James Ensor gesehen. 1890<br />
machte sich der belgische Maler mit einem skandalträchtigen<br />
„Wimmelbild“ über das Badeleben<br />
in seiner Heimatstadt lustig. Es wurde sogar aus<br />
einer Ausstellung entfernt, was den Weltschmerz<br />
des ebenso eitlen wie überempfindlichen Künstlers<br />
noch mehr gesteigert haben dürfte. Diesmal jedoch<br />
fand er wahrhaft fürstlichen Zuspruch. Der belgische<br />
König Leopold II., selbst ein Dauergast in Oostende<br />
und Mittelpunkt des mondänen sommerlichen<br />
Badetreibens in den Hochzeiten der Belle Époque,<br />
zeigte sich amüsiert über die Lästerei: „Herrn Ensor<br />
ist diese Darstellung sehr gut gelungen. Er hat nicht<br />
übertrieben. Genauso badet man in Oostende. Das<br />
Meer und das Bad bieten uns doch bisweilen sehr<br />
angenehme Überraschungen.“ Er ließ das Bild gut<br />
sichtbar wieder aufhängen.<br />
Damals wurde Oostende gerade in ganz Europa als<br />
„Königin der Seebäder“ gefeiert. Jeden Sommer<br />
kamen russische Fürsten, deutsche Prinzen und<br />
englische Lords mit ihrem Gefolge, um sich auf<br />
25<br />
elegante Weise die Ein Wimmelbild voller skandalöser Details:<br />
Baden in Oostende, James Ensor, 1891<br />
Zeit zu vertreiben. In<br />
(Ausschnitte) © SABAM Belgium 2010<br />
den Kabaretts traten<br />
die schönsten Pariser<br />
Tänzerinnen auf, im Kursaal sang Enrico Caruso für<br />
den Schah von Persien, und im Casino verspielte der<br />
norwegische Schriftsteller Knut Hamsun ein ganzes<br />
Vermögen, glücklicherweise nicht sein eigenes, sondern<br />
nur das seiner eben erst angetrauten Ehefrau.<br />
Auch Stefan Zweig, der zu den vielen Schaulustigen<br />
gehörte, die sich vom Glanz des Badelebens in<br />
Oostende anziehen ließen, bestaunte die „aparten<br />
Badetoiletten und die ziemlich weitgehende Freiheit<br />
der Sitten“ in diesem Eldorado des Plaisirs an der<br />
flämischen Goldküste.<br />
Der große Literat kam jedoch nicht nur hierher, weil<br />
ihn der „unverabredete Treffpunkt der echten und<br />
falschen Aristokratie“ verlockte. Er hat auch den –<br />
natürlich selbsternannten – „König der Sirenen“ hofiert,<br />
der inmitten von Karnevalsmasken und kleinen<br />
Schiffsmodellen, von bemalten Fächern und Muscheln,<br />
Chinoiserien und allerlei bunt gemischtem<br />
Firlefanz nur wenige Schritte vom Strand und vom<br />
Kursaal entfernt auf der Vlaanderenstraat residierte,<br />
über einem Ladengeschäft, in dem seine Familie<br />
einst Souvenirs und Kuriositäten an die Badegäste<br />
verkaufte: Der Maler James Ensor, der sich von der<br />
Welt nach Oostende zurückgezogen hatte, in seine<br />
Klause, um dann hier schließlich Weltruhm zu erlangen.<br />
Als einsamer Maler der Masken und Fratzen,<br />
als Ankläger einer Welt, die nichts anderes ist als ein<br />
greller und schriller Mummenschanz.<br />
Am 13. April 1860 ist James Ensor im schicken Oostende<br />
geboren worden, und er hat während seines<br />
ganzen Lebens diese verehrte „Göttin des blonden<br />
© SABAM Belgium 2010
26 Oostende Der Maler und das Meer<br />
Diese Seite: Unter den Königlichen Arkaden der Strandpromenade<br />
von Oostende suchte der blasse Adel Schutz<br />
vor der Sonne; der Hafen von Oostende<br />
Rechte Seite, links: James Ensor, Masques chantant,<br />
1928 - 1929, Collection JyR, Liège<br />
Mitte: "Ik, James Ensor", Installation von Daniel Spoerri<br />
o. rechts: Grab von James Ensor in Oostende<br />
ganz unten: James Ensor in seinem Atelier<br />
© Patrick Florizoone, James Ensor Archief, Gent<br />
© westtoer<br />
Lichts“ kaum je verlassen. Aus Liebe zur Nordsee,<br />
zur Küste. Aber auch, weil ihn die spezielle Atmosphäre<br />
des Seebads zwischen Fischmarkt und<br />
Grand Hotel inspirierte, jene immer noch reizvolle<br />
Mischung aus Rustikalem und Glamourösem, aus<br />
flämischem Frohsinn und weltläufiger Noblesse. Er<br />
hat Oostende geliebt, und er hat Oostende gehasst.<br />
Er wollte nirgendwo anders leben. Er fand hier ein<br />
„Paradies für Maler.“<br />
James Ensor, der neben van Gogh und Paul Gauguin<br />
zu den großen Pionieren der modernen Malerei<br />
gehört, hat Oostende dadurch zu einem<br />
Schauplatz und gleichzeitig zu einem Wallfahrtsort<br />
der künstlerischen Avantgarde im frühen 20. Jahrhundert<br />
werden lassen. Während seine Werke fast<br />
ausschließlich um das Meer, das Küstenleben und<br />
das schlüpfrige Treiben im Seebad kreisen, das mal<br />
mit düsterer Verzweiflung, mal mit schrillem Spott<br />
geschildert wird, lässt sich im Ensor-Haus auf der<br />
Vlaanderenstraat noch die spezielle Atmosphäre erspüren,<br />
in der er jahrzehntelang allein mit seinem<br />
Diener und seinen Dämonen lebte. Und wo er, im<br />
immer noch wie ehedem eingerichteten Blauen<br />
Salon in der ersten Etage, all jene namhaften Besucher<br />
empfing, von Erich Heckel bis Wassily Kandinsky,<br />
von Edouard Vuillard bis Emil Nolde, die sich<br />
von seinen Bildern inspirieren ließen.<br />
Diesen Besuchen bei Ensor und ihren künstlerischen<br />
Erträgen ist die große Geburtstagsausstellung gewidmet,<br />
mit der die Stadt Oostende im Frühjahr ihrem berühmtesten<br />
Sohn eine Reverenz erweist. Spätestens<br />
im Sommer bietet sich dann aber noch die Gelegenheit<br />
zu einer weiteren, ganz anderen Hommage: Indem<br />
wir, in Memoriam James Ensor, ein Bad nehmen<br />
am köstlich kunterbunten Strand von Oostende.<br />
© westtoer
Strandgut eines Malerdaseins:<br />
eine Küstenwanderung<br />
„Ich liebe die Masken, und ich lebe aus dem Meer“,<br />
hat James Ensor einmal bekannt. Man darf das ruhig<br />
wörtlich nehmen. Täglich führten ihn seine Spaziergänge<br />
zur Küste und zum Meeresufer, wo seine<br />
Seele und seine Augen Nahrung fanden. Man sollte<br />
sich deshalb unbedingt auf einen Streifzug entlang<br />
der Strandpromenade begeben. Weil man so dem<br />
Maler näherkommt, und weil man auf diesem Weg<br />
zugleich einigen der schönsten Seiten Oostendes<br />
begegnet.<br />
Man beginnt man besten am Visserskaai, den wir<br />
wegen seines lebhaften Trubels und seiner geschäftigen<br />
Hemdsärmeligkeit genauso lieben, wie Ensor<br />
es tat, der hier viele Motive seiner Gemälde fand.<br />
Wir sind schon mit einer Portion leckerer flämischer<br />
Fritjes zufrieden, die man hier gleich ungeziert am<br />
Quai verzehrt, mit dem Blick auf den Hafen und die<br />
einlaufenden Fischerboote: Ein Must für jeden Oostende-Besuch.<br />
Auf dem Digue Richtung Casino passieren wir die<br />
Installation "Ik, James Ensor" von Daniel Spoerri, die<br />
auf das Mansarden-Atelier des jungen Künstlers anspielt,<br />
das sich unweit von hier befand. Dann kommen<br />
wir zum zentralen Badestrand vor der grandiosen,<br />
fast 400 Meter langen „Königlichen Galerie“,<br />
die Leopold II. errichten ließ und wo sich schon<br />
damals das mondäne, von Ensor oftmals karikierte<br />
Strandleben konzentrierte.<br />
Statt uns gleich schon in den Sand zu werfen, gehen<br />
wir jedoch noch ein Stück weiter. Richtung Mariakerke,<br />
entlang eben jenes wesentlich einsameren<br />
© SABAM Belgium 2010<br />
und raueren Strandabschnitts, den Ensor wie auch<br />
Leopold II. besonders liebten.<br />
Bis wir zum Friedhof des kleinen Duinenkerkje kommen,<br />
wo der Maler begraben ist, gleich bei den Dünen,<br />
in größtmöglicher Nähe zum abgöttisch geliebten<br />
Meer. Auf Rufweite.<br />
Ausstellung<br />
© westtoer<br />
Zu Besuch bei Ensor<br />
13.02. - 29.08.2010<br />
Kunstmuseum aan Zee (Mu.Zee)<br />
Romestraat 11, 8400 Oostende<br />
Öffnungszeiten<br />
Di - So: 10 - 18 h<br />
montags geschlossen<br />
Eintrittspreise<br />
Erwachsene 9 �<br />
Ermäßigt 7,50 �<br />
Tel.: 0032 - 59 - 50 81 18<br />
Fax: 0032 - 59 - 80 56 26<br />
E-Mail: info@pmmk.be<br />
www.muzee.be<br />
27
28<br />
Mechelen<br />
Die Stadt<br />
der Mondlöscher<br />
Nein, sie leben nicht hinterm Mond, sondern<br />
gerade mal 20 Kilometer von der EU-Hauptstadt<br />
<strong>Brüssel</strong> entfernt. Auch wenn die Mechelener<br />
ihren Romboutsturm fast bis zum Mond bauen<br />
wollten. Mit 167 Metern wäre er der höchste<br />
Kirchturm der Welt geworden, aber den Mechelenern<br />
ging das Geld aus, und so ragt der unvollendete<br />
Turm ohne Spitze wie eine mächtige Burg<br />
weithin über die flämische Landschaft. Er ist das<br />
Wahrzeichen der Stadt, die einst die Hauptstadt<br />
der Niederlande war, und gilt als das Meisterwerk<br />
gotischer Turmbaukunst.<br />
von Jean Flamant
E<br />
ine Wendeltreppe mit 514 blankgewetzten Stufen<br />
führt uns immer höher hinauf, vorbei an<br />
Turmgeschossen, alten Holzkränen und einem<br />
monumentalen Räderwerk. Immer mächtiger dröhnt<br />
das himmlische Glockengeläut in unseren Ohren. Endlich<br />
oben! Über unseren Köpfen schwebt ein 40 Tonnen<br />
schweres Glockenspiel. „Man stelle sich ein Klavier mit<br />
einer Höhe von 400 Fuß vor und die Kathedrale als Flügel“,<br />
so beschrieb Victor Hugo, Schöpfer des „Glöckners<br />
von Notre-Dame“, die Kathedrale von St. Rombout.<br />
Aber hier hängt kein hässlicher Quasimodo in den Seilen<br />
und tanzt mit seinen geliebten Schwestern, den Glocken.<br />
Eine junge Frau mit langen schwarzen Haaren drischt<br />
wie ein Schlagzeuger mit Fäusten und Füßen auf Holzklöppel<br />
und Pedale. Schwerstarbeit! Katarina ist Russin,<br />
schweißgebadet, aber glücklich! Es ist eine besondere<br />
Ehre, als Meisterschülerin der Königlichen Glockenspielschule<br />
auf diesem gigantischen Carillion zu spielen. Glockenspiel<br />
heißt auf Russisch: "Mechelener Klänge". Das<br />
größte und schwerste Instrument der Welt. Es ist natürlich<br />
eine große Kunst, damit auch sauber zu spielen.<br />
Sonst müssten sich die Menschen überall in Mechelen<br />
die Ohren zuhalten.<br />
Das Wertvollste verbirgt sich jedoch im Innern der acht<br />
Mechelener Kirchen: sakrale Kunst von Weltruf. Anton<br />
van Dyck, Lucas Faydherbe und Peter Paul Rubens – keiner<br />
würde in den Kirchen von Mechelen Werke dieser<br />
Meister vermuten. Sakrale Kunst wurde in Deutschland<br />
ins Museum verbannt, aber hier in Mechelen können wir<br />
die Meisterwerke an dem Ort bewundern, für den sie<br />
ursprünglich geschaffen wurden.<br />
Natürlich sind die Mechelener stolz auf ihre Kunstschätze.<br />
Vor allem auf Lucas Faydherbe, den Rubens der Bildhauerei,<br />
der 1617 in Mechelen geboren wurde. Aber mit<br />
besonderem Stolz erfüllt die Mechelener etwas anderes,<br />
sagt der Stadtführer Marcel mit einem verschwörerischen<br />
Grinsen. "Wir haben versucht, den Mond zu<br />
löschen!" Am 27. Januar 1687, einem nebligen Winterabend,<br />
kamen zwei Männer etwas angeheitert aus dem<br />
Wirtshaus am Marktplatz. Sie sahen den Turm rot glühen<br />
und voller Rauch und riefen: "Feuer, der Turm brennt!"<br />
Die Bürger schleppten Eimer mit Wasser hinauf, um den<br />
Brand zu löschen. Nur das Feuer konnten sie nicht finden.<br />
Der rotglühende Mond hatte ihnen den Brand nur<br />
vorgegaukelt. Natürlich war die Angelegenheit den Mechelenern<br />
sehr peinlich, und es wurde beschlossen, das<br />
Ganze nicht an die große Glocke zu hängen. Aber bereits<br />
am nächsten Morgen trieben die <strong>Brüssel</strong>er und Antwerpener<br />
ihren Spott mit den übereifrigen Mondlöschern,<br />
und so heißen Sie noch heute "Maneblussers".<br />
1 2<br />
Pralinen-Tipp:<br />
Echte Mondlöscher-Pralinen in Mondform gibt es bei<br />
Patisserie Vanderbeek<br />
Steenweg 36 - 38, Tel.: 0032-15-203266<br />
www.vanderbeek.be<br />
Hotel-Tipp:<br />
Hotel Patershof (1)<br />
Schlafen in einer ehemaligen Karmeliter-Kirche.<br />
Karmelietenstraat 4, Tel.: 0032-15-464646<br />
www.martins-hotels.com<br />
Lunaluna (2)<br />
Bed and Breakfast in einem Stadtpalast. Mit dazu gehören<br />
die besonderen Stadtführungen des Gastgebers.<br />
Jef Denynplein 4 - 6 Tel.: 0032-486-296798<br />
www.lunaluna.be<br />
29<br />
oben: Vierzig Tonnen Glockenspiel<br />
Jo Haazen, der Direktor der Königlichen Glockenspielschule<br />
Mitte: Der Klassiker – "Maneblussers" aus Mechelen<br />
Der Prachtaltar des Meisters Lucas Faydherbe
30 Antwerpen Shopping<br />
Das perfekte<br />
Wochenende<br />
von Silke Hoffmann
M it<br />
meinen Freundinnen nach Antwerpen – die<br />
Vorfreude darauf hat mich durch den urlaubslosen<br />
Sommer gerettet.<br />
Scheldezicht heißt unser schnuckeliges Domizil für die<br />
nächsten zwei Tage, und wie der Name schon sagt, liegt<br />
es nur einen Steinwurf vom Fluss entfernt. Weiße Fassade,<br />
blaue Markisen und Blick auf einen baumbestandenen<br />
Platz: gefällt mir! Mit der Sicht auf die Schelde<br />
ist es nicht ganz so weit her, da müsste man schon um<br />
die Ecke gucken können. Aber das macht eigentlich gar<br />
nichts. Schließlich sind wir nicht hier, um aus dem Fenster<br />
zu sehen.<br />
Auf geht's ins Modeviertel. Das Fashion-Bermuda-Dreieck<br />
besteht aus drei Straßen.<br />
An der Nationalestraat liegen das Modemuseum und<br />
die noblen Flagship-Stores der großen Namen von Veronique<br />
Branquinho bis zu Dries van Noten. Mir ist es<br />
bei den bekannten Designern doch etwas zu teuer. Mein<br />
persönlicher Favorit heißt deshalb Kammenstraat, wo<br />
sich die Stores mit ausgefallener Street Ware, Vintage-<br />
Chic und Disco aneinanderreihen. Schuhe, schöne Schuhe.<br />
Zappa, hier muss ich rein! Ausgefallene Schuhe in<br />
allen Variationen reihen sich aneinander und ich entdecke<br />
ein wunderschönes Paar schwarzer Stiefeletten.<br />
300 Euro? Zu teuer!<br />
Wir ziehen weiter zu Walter. Walter van Beirendonck<br />
ist das exzentrische "Enfant terrible" der Antwerpener<br />
Modeszene. Er lässt die Models im Pariser Lido vom<br />
Laufsteg fallen und organisiert auch Ausstellungen zu<br />
plastischer Chirurgie und Selbstverstümmelung. Eklig!<br />
Aber sein Flagship-Store in dem ehemaligen Parkhaus<br />
auf der Sint-Antoniusstraat ist faszinierender und futuristischer<br />
als jede Kunstgalerie. Neben Walter entdecke<br />
ich das Cheap Thrills. Hört sich günstig an. Der Laden ist<br />
31<br />
oben: Der Modepalast von Dries van Noten<br />
unten: Zappa – ausgefallene Schuhe in allen Variationen
32<br />
Antwerpen Shopping<br />
Schuhe, schöne Schuhe. Hier muss ich rein!<br />
Es gibt in Antwerpen viele geschmackvolle Modeläden<br />
wie das "Escape" in der Schutterhofstraat<br />
das Outlet des Zappa, in dem ich vor einer Stunde<br />
die perfekten Stiefel entdeckt habe, und da sehe<br />
ich schon ganz ähnliche. Nur 195 Euro? Das heißt<br />
105 Euro gespart! Bei so viel Sparsamkeit kann ich<br />
mir auch noch die mintfarbenen Pumps für 70 Euro<br />
leisten! Irgendwann kehren wir dann stolz und mit<br />
vollen Tüten ins Hotel zurück, um uns für die Nacht<br />
schick zu machen.<br />
Längs der Schelde flanieren wir in der Abendsonne<br />
ins Zuid, das südliche Ausgehviertel. Die letzten<br />
Sonnenstrahlen genießen wir in urgemütlichen<br />
Sesseln auf der Terrasse des Mogador und trinken<br />
den besten Erdbeer-Daiquiri unseres Lebens. Lachen<br />
macht hungrig, und wir bekommen Hunger<br />
auf Fritten. Wir sind schließlich in Belgien! Haute<br />
Frituur, was auf den ersten Blick an eine schicke<br />
Boutique erinnert, ist tatsächlich die Designausführung<br />
einer Frittenbude. Statt der üblichen Mayonnaise<br />
probieren wir die hausgemachte Currysauce<br />
– hm, total lecker! Zum Abtanzen im angesagten<br />
Petrolclub sind wir zu träge, und ich will mit meinen<br />
Freundinnen noch unbedingt eine typisch flämische<br />
Spezialität probieren: Genever! Im Vagant, DER Geneverkneipe<br />
schlechthin, suchen wir uns dann aus<br />
400 der hochprozentigen Leckereien unsere Betthupferl<br />
aus. Vom schläfrigen Blick der getigerten<br />
Kneipenkatze begleitet, machen wir uns auf den<br />
Rückweg ins Hotel.<br />
Heute wollte ich aus Rücksicht auf mein Konto einen<br />
Kulturtag einlegen. Aber Britta liebt abgefahrene<br />
Möbel, und so schlendern wir auf die Antiquitätenmeile,<br />
die Kloosterstraat direkt hinter unserem<br />
Hotel. In Antwerpen sind sogar Antiquitäten avantgardistisch.<br />
Loftstyles haut mich um, Flugzeugtriebwerke<br />
haben sich in futuristische Schreibtische und<br />
Stühle verwandelt. Superbequem sitzt es sich im<br />
Oil Drum Chair, einem alten Ölfass – und Britta wird<br />
schwach. Glücklicherweise gibt es einen Lieferservice.
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34 Antwerpen Shopping<br />
Die letzten Sonnenstrahlen genießen wir in urgemütlichen<br />
Sesseln auf der Terrasse des Mogador und trinken den<br />
besten Erdbeer-Daiquiri unseres Lebens.<br />
oben: Der Stadsfeestzal, Antwerpens historische Einkaufspassage<br />
links: Der handwerfende Held Brabo<br />
rechts: Entspannen im Renaissancegarten des Rubenshauses<br />
Wir folgen dem filigranen weißen Turm der Liebfrauenkathedrale,<br />
Orientierungspunkt und weithin<br />
sichtbares Wahrzeichen der Hafenstadt. Auf dem<br />
Grote Markt trinken wir einen "koffie verkeerd", Latte<br />
Macchiato auf flämisch. Vor dem Rathaus sprudelt<br />
der Brabobrunnen, benannt nach dem bronzenen<br />
Helden, der auf dem Brunnen steht und die<br />
abgehackte Hand eines Riesen in Richtung Schelde<br />
wirft. Aus der Hand fließt zum Glück nur Wasser.<br />
Nach diesem "Handwerfen" soll, so die Legende,<br />
die Stadt Antwerpen benannt worden sein. Keine<br />
Legende und noch präsenter sind hingegen die<br />
Spuren des Malerfürsten Rubens. Pieter Paul Rubens<br />
lebte und arbeitete hier während des goldenen<br />
Zeitalters Antwerpens in einem Stadtpalast.<br />
Über die Meir, die große Einkaufsstraße, die die<br />
Liebfrauenkathedrale mit der Bahnhofskathedrale<br />
verbindet, schlendern wir zum Rubenshaus. Wir<br />
staunen, in welchem Luxus der bestbezahlte Maler<br />
seiner Zeit lebte und arbeitete. Der Palazzo ist<br />
eine Schatztruhe voll üppiger Gemälde, kostbarer<br />
spanischer Möbel und wertvoller Gobelins. Am gemütlichsten<br />
ist es in Rubens italienischem Renaissancegarten,<br />
wo wir auf der Parkbank, bewacht von<br />
der Liebesgöttin Venus, die Seele baumeln lassen.<br />
Nicht weit vom Rubenshaus befinden sich die neoklassischen<br />
Festhallen des Stadsfeestzals. Was für<br />
ein Ambiente! In der historischen Einkaufspassage<br />
steht, wie ein gigantischer Champagnerkelch,<br />
die futuristische Laurent-Perrier-Bar. Da müssen<br />
wir rauf! Wir gönnen uns einen Champagner und<br />
schweben wie auf einer Wolke unter dem Himmel<br />
aus Stuck und Blattgold.
Shopping-Tipps:<br />
Vintage, Lampen, Sideboards, Vasen und Uhren – alles<br />
second hand – gibt es bei<br />
Fiftie Fiftie, Kloosterstraat 156<br />
www.fiftie-fiftie.be<br />
Coole Möbel aus alten Ölfässern oder ausrangierten<br />
Flugzeugteilen findet man bei<br />
Loft Styles, Kloosterstraat 79<br />
www.loftstyles.be<br />
Massenhaft Stiefel, Schuhe und Accessoires gibt es bei<br />
Zappa, Kammenstraat 74, günstiger ist das<br />
Outlet Cheap Thrills, Sint Antoniusstraat 4<br />
Secondhand-Designermode vertreibt<br />
Labels Inc., Aalmoezenierstraat 4<br />
www.labelsinc.be<br />
In einer ehemaligen Parkgarage zeigt Walter van Beirendonck<br />
Hardcore-Mode à la "I wanna be your dog"<br />
Walter, Antoniusstraat 12<br />
www.waltervanbeirendonck.com<br />
Design von morgen bietet das<br />
Designcenter De Winkelhaak, Lange Winkelhaakstraat 26<br />
www.winkelhaak.be<br />
Shopping in neoklassischen Festhallen<br />
Stadsfeestzaal, Kolveniersstraat 7<br />
www.stadsfeestzaal.com<br />
Mit einem schönen Mann an der Seite einkaufen?<br />
Personal shopper, Tanguy Ottomer<br />
www.tanguyottomer.com<br />
Perfekt gerüstet für die Shoppingtour ist man mit den<br />
Broschüren Antwerp Fashion Walk (10,00 �) und<br />
Fashion Map (1,50 �) vom Flanders Fashion Institute,<br />
Nationalestraat 28/2, www.ffi.be<br />
Museums-Tipps:<br />
Die neuesten Trends, Stoffe, visionäres Design, elektronische<br />
Musik und Lifestyle präsentiert das<br />
Modemuseum, MoMu, Nationalestraat 28<br />
momu.be/de<br />
Einmal bestaunen, wie der flämische Malerfürst Rubens<br />
in seinem Stadtpalast lebte?<br />
Rubenshaus, Wapper 9-11<br />
www.rubenshuis.be<br />
Schlemmer-Tipps:<br />
Gourmet-Fritten im Designerambiente gibt's bei<br />
Haute Frituur, Vlaamsekaai 66<br />
Ehrliche flämische Küche in fünf aneinandergebauten<br />
Hexenhäuschen bietet das Restaurant<br />
Neuze Neuze, Wijngaardstraat 19<br />
www.neuzeneuze.be<br />
Den leckersten Erdbeer-Daiquiri<br />
im Ausgehviertel Zuid gibt es im<br />
Mogador, Graaf van Egmontstraat 57, 't Zuid<br />
Über 400 Geneversorten bietet die Geneverkneipe<br />
De Vagant, Reyndersstraat 1<br />
www.devagant.be<br />
Hotel-Tipps:<br />
Preisgünstig und geschmackvoll:<br />
Hotel Scheldezicht, Sint-Jans- Vliet 10-12<br />
www.hotelscheldezicht.be<br />
"The queen Mum of all Antwerp private<br />
guesthouses", so wirbt das<br />
Charles Rogier<br />
Karel Rogierstraat 11<br />
www.charlesrogierxi.be<br />
35
36<br />
Gent Bier brauen<br />
Am Anfang war<br />
das Grut von Jean Flamant
E<br />
s riecht nach würzigen Kräutern. Das ist der<br />
Geruch des Grut, der kostbaren Kräutermixtur,<br />
mit der man Bier über Jahrtausende<br />
würzte, lange bevor der preisgünstigere Hopfen per<br />
Reinheitsgebot von oben her Pflicht wurde. Dass<br />
man zu Hause sein eigenes Bier brauen kann, wissen<br />
wir aus einem Märchen.<br />
"Heute back ich, morgen brau ich,<br />
übermorgen hol ich der Königin ihr Kind.<br />
Oh wie gut, dass niemand weiß,<br />
dass ich Rumpelstilzchen heiß."<br />
Rumpelstilzchen gibt hier sein Arbeitsprogramm<br />
für die nächsten Tage preis. Im frühen Mittelalter<br />
gehörten Bierbrauen wie Brotbacken zu den alltäglichen<br />
Aufgaben der Frauen. Deshalb nahm die<br />
Frau in <strong>Flandern</strong> stets einen Braukessel als Mitgift<br />
mit in die Ehe. Bier war Grundnahrungsmittel und<br />
Medizin. "Bier ist eine wahrhaft göttliche Medizin",<br />
bemerkte schon der Arzt Paracelsus. Vielleicht, weil<br />
die brauenden Frauen verschiedenste pharmazeutische<br />
Kräuter für ihr Grut benutzten. Neben Gagelstrauch,<br />
Kümmel, Anis und Rosmarin verwendeten<br />
die Bierhexen manchmal sogar halluzinogene<br />
Kräuter wie Bilsenkaut oder Tollkirschen,<br />
um die euphorisierende Wirkung<br />
des Alkohols zu verstärken.<br />
Mit Bier war viel Geld zu<br />
verdienen, und so musste<br />
das Recht, die Kräuter für die<br />
Grutherstellung zu sammeln,<br />
Papiertheater INVISIUS - invisius.de<br />
zu mischen und zu handeln, vom König gekauft werden.<br />
Die sogenannten Gruter kamen so zu großem<br />
Reichtum, und die Bier brauenden Frauen kamen als<br />
Hexen wortwörtlich in Teufels Küche. Die letzte Verbrennung<br />
einer Bierhexe fand im Jahre 1591 statt.<br />
Heute, im 21. Jahrhundert, gibt es wieder drei Braumeisterinnen<br />
in <strong>Flandern</strong>. Eine davon ist Annik de<br />
Splenter, die letztes Jahr in Gent die Stadtbrauerei<br />
"Gruut" gegründet hat.<br />
Linke Seite: Wie eine große Kunstinstallation<br />
mutet der<br />
Innenraum der Brauerei Gruut an.<br />
Diese Seite, links: Abbildung aus<br />
der "Warhafftigen Zeitung" aus<br />
Schlerstadt / Elsass<br />
rechts: Annik de Splenter, eine<br />
von insgesamt drei belgischen<br />
Braumeisterinnen<br />
37
38 Gent Bier brauen<br />
Hausbrauerei Gruut<br />
Es riecht nicht nach Hopfen, sondern nach würzigem<br />
Grut. In den kupfernen Braukesseln und Edelstahltanks<br />
brodelt und gärt das ursprüngliche Bier.<br />
Wir sitzen direkt neben den Brauapparaturen und<br />
wollen das Urbier, das ohne Hopfen gebraut wird,<br />
probieren. Annik schenkt "Gruut Blond" ein. Da wir<br />
im Schutz des deutschen Reinheitsgebots aufgewachsen<br />
sind, befürchten wir Schlimmes. Hoffentlich<br />
ist kein Bilsenkraut drin! Annik will uns das<br />
Geheimnis ihrer Kräuter nicht verraten. Verdächtig!<br />
Sie hat das Rezept in Zusammenarbeit mit der katholischen<br />
Universität Gent recherchiert. Wenn jetzt<br />
auch schon die Kirche mit Hexen paktiert...<br />
Trotz aller gesunden Antioxidiantien schmeckt das<br />
Bier süffig, würzig und kein bisschen hopfenbitter!<br />
Wir fangen an, uns an das Urbier aus dem Mittelalter<br />
zu gewöhnen. Die Hausbrauerei liegt direkt am<br />
Ufer der Leie. Dieser Fluss teilte Gent im 13. Jahrhundert,<br />
als die Stadt noch 245 Brauereien zählte,<br />
in zwei Hälften. Auf der französischen, westlichen<br />
Seite musste mit Grut gebraut werden – ja, Reinheitsgebot<br />
mal andersrum – und auf der östlichen,<br />
deutschen Seite mit Hopfen. Aber der Handelskrieg<br />
zwischen Hopfen und Grut ist nicht unser Bier! Wir<br />
hatten vorher noch feuchtfröhlich leckeres Hopfenbier<br />
in der "Dullen Griet" (Verrückte Grete) gezecht.<br />
Moment mal! Die Grete auf meinem Bierglas ist ja<br />
nackt! Und wenn man das Bierglas hebt, verschwindet<br />
sie. Verrückt, Grete oder ich? Erotische Hexerei!<br />
Also doch Bilsenkraut oder Tollkirschen im Bier?<br />
Nein, nein, nein, Annick ist keine Hexe! Sie ist Braumeisterin<br />
und Mutter von vier Kindern. So etwas<br />
würde sie nie tun. Das dämonische Trugbild der wollüstigen<br />
Grete hat heute einen wissenschaftlichen<br />
Namen: Anamorphose. Der konvexe Spiegel auf<br />
dem Bierglas entzerrt die kryptischen Geheimzeichen<br />
und die nackte Hexe wird sichtbar, auch wenn<br />
wir nüchtern sind.<br />
Hausbrauerie Gruut<br />
Grote Huidevettershoek 10<br />
9000 Gent<br />
Tel.: 0032-92-336821<br />
www.gruut.be<br />
links: Mit dem Gagelstrauch,<br />
am Niederrhein auch "Grut"<br />
genannt, wurde im Mittealter<br />
Bier gebraut.<br />
rechts: Anamorphose –<br />
der Spiegel auf dem Bierglas<br />
verwandelt die kryptischen<br />
Zeichen des Bierdeckels in<br />
eine Frau
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40 Gastronomie Must taste<br />
Must taste!<br />
Wenn man ein Land von Gourmets und Gourmands seinen (französischen) Nachbarn nennt,<br />
ist es nicht leicht, in kulinarischer Hinsicht noch aufzutrumpfen.<br />
Aber es gelingt – mit Besonderheiten und Klassikern, die von hier aus die Welt erobern.<br />
UNSER FAVORIT<br />
........................................................<br />
Stoofvlees<br />
Wer einmal Stoofvlees, in Bier gesiedetes<br />
Fleisch, probiert hat, der wird sich nicht<br />
mehr mit Gulasch zufriedengeben. Kriek,<br />
das Kirschbier oder Trappistenbier sind ideal<br />
für die Zubereitung, Dunkelbier geht auch,<br />
aber bitte kein stark gehopftes Pils, sonst<br />
wird das Fleisch zu trocken.<br />
Rezept<br />
Drei kleine Flaschen Trappisten-, Abteioder<br />
Kirschbier (0,33 l)<br />
500 g Rindergulasch<br />
4 Zwiebeln<br />
3 Möhren<br />
Fett<br />
100 g Butter<br />
1 Esslöffel Zucker<br />
1 Esslöffel Essig<br />
1 Lorbeerblatt<br />
Salz und Pfeffer<br />
1 Scheibe Brot<br />
1 bis 3 Teelöffel Senf<br />
Möhren und Zwiebeln klein schneiden, mit<br />
Fett im Topf braten und mit einer Flasche Bier<br />
ablöschen. Das Rindfleisch portionsweise kurz in<br />
der Pfanne anbraten und dann in den Topf geben.<br />
Butter, Zucker, Essig und Gewürze hinzufügen.<br />
Die Brotscheibe mit Senf beschmieren und auf<br />
das Fleisch legen. Den Topf auf dem Herd oder<br />
im Ofen bei 80° ungefähr drei Stunden schmoren<br />
lassen. Das Fleisch darf auf keinen Fall kochen!<br />
Traditionsgemäß serviert man das Fleisch mit<br />
gebratenen Äpfeln, Kartoffeln oder Fritten. Dazu<br />
trinkt man die zwei übrig gebliebenen Flaschen<br />
Trappistenbier.
CHICOREE<br />
eine Waffe gegen die Geschmacksverflachung<br />
Dieser belgischen Erfindung verdanken<br />
wir das Ende der Saure-Gurken-Zeit. 1846<br />
entwickelte Bresier, der Gartenmeister<br />
des Botanischen Gartens von <strong>Brüssel</strong>,<br />
den systematischen Anbau des Wintergemüses.<br />
Nun gab es auch in der kalten<br />
Winterzeit knackigen Salat. Laut Felix<br />
Alen, dem ehemaligen Leibkoch des bel-<br />
TRAPPISTENBIERE<br />
die besten Biere der Welt<br />
Michael Jackson – nicht der King of<br />
Pop, sondern der Bierpapst – erklärte<br />
das Trappistenbier von Westvleteren<br />
zum besten Bier der Welt. Trotz riesiger<br />
Nachfrage wollen die Mönche ihre<br />
Produktion nicht steigern. Maximal zwei<br />
Holzkisten zu je 24 Flaschen verkaufen<br />
sie pro Person, gegen das Ehrenwort,<br />
41<br />
gischen Hofes, ist Chicoree eine Waffe<br />
gegen die internationale Geschmacksverflachung,<br />
die die bitteren Geschmacksnoten<br />
diskriminiert. Der Chicoree ist ein<br />
sehr kalorienarmes Gemüse. Auf 100g<br />
kommen nur etwa 17 Kalorien, was ihn<br />
vor allem für schlankheitsbewusste Menschen<br />
sehr interessant macht.<br />
PRALINEN<br />
Kunstwerke aus Schokolade<br />
Der Apotheker Jean Neuhaus erfand<br />
1857 in <strong>Brüssel</strong> die erste Schoko-Praline<br />
der Welt. Über zwölf Kilo Pralinen nascht<br />
der Belgier im Jahr. Es ist in Belgien<br />
üblich, bei einer Einladung statt Blumen<br />
eine Schachtel Pralinen zu überreichen<br />
– für die Gastgeberin eine moralische<br />
Verpflichtung, das geschmackvolle<br />
Mitbringsel ihren Gästen zum Dessert<br />
oder Kaffee anzubieten. Überall gibt<br />
es zahlreiche Pralinenläden der großen<br />
belgischen Praliniers, wie z.B.: Neuhaus,<br />
Leonidas oder Galler. Aber die besten<br />
Pralinen werden per Hand von Chocolatiers<br />
hergestellt. Die Maîtres Chocolatiers<br />
wie z.B. Dominique Persoone<br />
(Brügge), Marcoloni (<strong>Brüssel</strong>) und Burie<br />
in Antwerpen sind wahre Künstler.<br />
Allein die Kunststadt Brügge zählt über<br />
vierzig Chocolatiers.<br />
es nicht weiterzuveräußern. Potenzielle<br />
Käufer können sich unter Angabe des<br />
Kraftfahrzeugkennzeichens beim Kloster<br />
einen Abholtermin geben lassen. Der<br />
aktuelle Vorrat kann über ein "Biertelefon"<br />
erfragt werden.<br />
www.sintsixtus.be
42<br />
Leuven Offene Klöster<br />
oben: Der Beginenhof von Leuven,<br />
eine Stadt in der Stadt<br />
Mitte links: Der Gelehrte Erasmus ziert das<br />
Rathaus von Leuven<br />
rechts: Straßencafészene in der Nachmittagssonne<br />
unten: In den Cafés rund um das Leuvener<br />
Rathaus wird unter anderem "Kriek" ausgeschenkt,<br />
<strong>Flandern</strong>s legendäres Kirschbier
Erasmus sei Dank!<br />
von Anna Huer<br />
Nicht nur die großen Gelehrten Erasmus, Vesalius<br />
und Mercator studierten in der altehrwürdigen<br />
Universität von Leuven, auch ich hatte das Glück,<br />
dort ein Erasmus-Semester zu absolvieren. 35.000<br />
Studenten zählt die älteste Universität von Benelux,<br />
und deshalb ist Leuven auch die jüngste Stadt Belgiens.<br />
Jeder über dreißig fällt sofort auf.<br />
Gewohnt habe ich im großen Beginenhof, einer Art<br />
Kloster mitten in der Stadt. Hinter den hohen Mauern<br />
verbirgt sich eine eigene Welt, in der die Zeit still zu<br />
stehen scheint: Bleiverglaste Fenster und gewölbte<br />
Torbögen aus Sandstein erinnern an Cambridge.<br />
Meine mittelalterliche "Kot" (Studentenwohnung)<br />
lag im Spanischen Quartier, in dem sich die Häuschen<br />
adrett um einen kleinen Park reihen. Eine Oase<br />
der Ruhe und ein idealer Ort zum Lernen! Manchmal<br />
schlendern Touristen durch den Hof, gucken in<br />
die niedrigen Puppenhäuschen aus rotem Back- und<br />
weißem Sandstein und wundern sich, dass hier so<br />
junge Leute wohnen.<br />
Die 35 flämischen Beginenhöfe – und damit auch<br />
der größte unter ihnen in Leuven – wurden unlängst<br />
von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Nur<br />
drei Tore führen nach draußen in die gegenwärtige<br />
Welt. Als hier noch die Beginen lebten, wurden die<br />
Tore abends verschlossen. Heute ist das natürlich<br />
anders, zu groß sind die Verlockungen in der pulsierenden<br />
Altstadt.<br />
Ein absolutes Muss in Leuven ist das gotische Rathaus<br />
auf dem Großen Markt. Es ist wie ein kostbarer<br />
Schrein über und über mit filigranen Ornamenten<br />
und 236 Statuen geschmückt. Ich habe die steinernen<br />
Würdenträger nicht gezählt, aber den Kartografen<br />
Mercator habe ich am Globus erkannt.<br />
Erasmus hat natürlich ein Buch in der Hand<br />
und motivierte mich so jeden Tag zum Lernen.<br />
Erasmus, sei Dank! Die Konsolen unter<br />
den Statuen sind mit biblischen Szenen verziert,<br />
welche das Thema Sünde und Buße behandeln.<br />
Vielleicht hätte ich die Mahnungen<br />
ernster nehmen sollen, aber in Leuven gab es<br />
einfach zu viele Gelegenheiten zu sündigen.<br />
Unzählige Terrassen, Cafés und Bars ziehen die Studenten<br />
magisch in ihren Bann. Die längste Theke<br />
Belgiens befindet sich definitiv am Oude Markt gegenüber<br />
dem Rathaus.<br />
Ich habe dort das belgische Bier lieben gelernt. Für<br />
Anfänger empfehle ich das leckere Stella Bier, das<br />
nur 1,80 Euro kostet. Auf jeden Fall probieren sollte<br />
man auch Leffe, und das Kirschbier Kriek schmeckt<br />
viel besser, als es sich anhört!<br />
MEINE TIPPS<br />
Mein absolutes Lieblingscafé<br />
ist das Café Oman in der Parijsstraat.<br />
Hier gibt es die beste heiße Schokolade<br />
in Leuven!<br />
Gute Bagels<br />
isst man bei Nosh in der Naamsestraat,<br />
gegenüber der Muntstraat.<br />
Köstliche Suppen und gutes Brot<br />
gibt es im Pain Quotidien in der Parijsstraat,<br />
schräg gegenüber vom Café Oman<br />
(hier unbedingt auch die fresh lemonade<br />
probieren).<br />
Abends<br />
günstig beim Italiener Amici Mei in der<br />
Naamsestraat essen.<br />
Übernachten<br />
direkt am malerischen Beginenhof.<br />
Dort liegt das<br />
Begijnhof Congress Hotel<br />
Groot Begijnhof 15<br />
www.bchotel.be<br />
43
44<br />
Gent Lightlife<br />
Es werde Licht<br />
Wenn es dunkel wird in Gent, zeigt die Stadt ihre verführerischste Seite: Die Grachten,<br />
Gassen und historischen Gebäude sind in ein stimmungsvolles, geradezu poetisches Licht<br />
getaucht, das jeden Bummel zu einem Lichterlebnis macht.<br />
von Manfred Schwarz
F<br />
ür dieses Lichterlebnis in den Gassen von<br />
Gent sorgt ein ebenso aufwändiger wie<br />
subtiler „Lichtplan“, der eigens zur nächtlichen<br />
Illumination der Innenstadt entwickelt<br />
wurde. Das Genter Lightlife, das schon mit Preisen<br />
ausgezeichnet wurde und nun auch in einer Ausstellung<br />
beleuchtet wird, ist gewiss nichts für lichtscheues Gesindel.<br />
Aber ein wahres Paradies für Nachtschwärmer.<br />
Es war schon spät. Das Abendessen in einem eleganten<br />
Restaurant an der Graslei hatte sich hingezogen. Und<br />
anschließend wollten wir noch unbedingt einen Genever<br />
in dieser winzig kleinen Eckkneipe an der Vleeshuis<br />
Brug trinken, die uns von Eingeweihten wegen ihrer gemütlichen<br />
Atmosphäre und ihrer ganzen Enzyklopädie<br />
einheimischer Schnäpse empfohlen worden war. Nicht<br />
zu Unrecht, wie wir rasch feststellten. Wir konnten von<br />
beidem kaum genug bekommen.<br />
Deshalb war es schon wirklich spät, als wir wieder unter<br />
dem Nachthimmel auf der Brücke standen und unsere<br />
Blicke über das sanft dahinströmende Wasser der Leie<br />
streifen ließen. Es war spät, aber nicht wirklich dunkel.<br />
Und es war vor allem nicht einsam und leer hier. An beiden<br />
Ufern der Gracht wimmelte es von Nachtschwärmern,<br />
jungen und älteren, Einheimischen und Touristen.<br />
Die imposanten Fassaden der spätmittelalterlichen Häuser<br />
waren in zauberischer Weise beleuchtet, und auf<br />
dem dunklen Wasserspiegel tanzten die Lichtreflexe<br />
wie in einem Märchenreich. Es herrschte eine zugleich<br />
festliche und entspannte Stimmung, heiter, lebhaft und<br />
friedlich.<br />
Selten zuvor, wenn überhaupt jemals, hatte eine Stadt<br />
nach Einbruch der Dunkelheit so einladend auf uns gewirkt,<br />
so reich an Effekten, Einsichten und Blickfängen.<br />
Für einen Augenblick überlegten wir, ob dies alles nur<br />
eine Halluzination sei, ob der Genever uns vielleicht träumen<br />
ließe. Aber nein – das, was uns so schlagartig mit<br />
seiner Magie faszinierte, war einfach nur das ganz normale<br />
Nachtleben der Stadt. Auch auf dem Weg zurück<br />
zum Hotel, durch Einkaufsstraßen, die selbst lange nach<br />
Geschäftsschluss noch belebt und angenehm beleuchtet<br />
sind, konnten wir über eine Vielzahl von Flaneuren<br />
staunen. Niemand hat es hier eilig, nach Hause zu kommen.<br />
Niemand fühlt sich hier unsicher. Niemand muss<br />
hier die Dunkelheit fürchten. Gent ist seit neuestem ein<br />
wahres Paradies für Nachtschwärmer. Es ist hier Licht<br />
geworden.<br />
Linke Seite: Die Graslei in Gent – ein Erlebnis zu jeder<br />
Tages- und Nachtzeit<br />
Diese Seite, oben: Flanieren an der Michaels-Brücke<br />
unten: Der Fischmarkt mit Poseidon-Brunnen<br />
45
46 Gent Lightlife<br />
oben: Die Terrassencafés an der Fleischhalle sind der Treffpunkt für Nachtschwärmer; die St. Niklaas-Kirche im Abendlicht;<br />
unten: Die Graslei war früher der Hafen von Gent. In dem romanischen Stapelhaus aus dem 13. Jahrhundert befindet sich jetzt das Nobelrestaurant<br />
"Belga Queen"; der Belfried und die Tuchhallen von Gent
A<br />
m nächsten Tag konnten wir dann<br />
kaum warten, bis sich endlich wieder<br />
die Dunkelheit über die Stadt gelegt<br />
hatte. Während wir zunächst ganz<br />
ahnungslos in dieses Wunderland der illuminierten<br />
Stadt gestolpert waren, wollten wir jetzt die Genter<br />
Lichterspiele ausgiebig erkunden. Wir wollten mehr<br />
von diesem Lichterglanz. Denn in der Zwischenzeit<br />
hatten wir von dem „Lichtplan Gent“ gehört,<br />
mit dem die Stadt seit nun schon zehn Jahren eine<br />
durchgreifende Verwandlung ihrer Nachtseite in<br />
Angriff genommen hat. Jedes Jahr werden neue<br />
Straßen, Monumente und Schauplätze Gents durch<br />
dieses spezielle Beleuchtungsprojekt erschlossen.<br />
Die nächtliche Erscheinungsweise der Stadt soll einladender,<br />
sicherer und poetischer gemacht werden.<br />
Man kann nur staunen, wie gut das gelungen ist. Es<br />
gab dafür bereits drei Sterne vom Guide Michelin<br />
und einen internationalen Preis für den sozial und<br />
ästhetisch überzeugenden Einsatz des Mediums<br />
Licht auf den Straßen. Es ist im Lauf der letzten<br />
Jahre schon eine richtige Touristenattraktion daraus<br />
geworden. Spezielle Führungen werden mittlerweile<br />
angeboten, aber man kann sich auch auf eigene<br />
Faust mit einem Faltplan auf einen Rundgang durch<br />
die „verzauberte Stadt“ begeben.<br />
Kein Wunder also, dass hier das Nachtleben eine<br />
ganz besondere Note besitzt: Die Beleuchtung der<br />
Straßen und Plätze, die doch den größten Einfluss<br />
auf die Stimmung der Stadtlandschaft und ihrer<br />
Besucher hat, ist hier nicht dem Zufall und dem<br />
Wildwuchs überlassen. Hier haben Lichtkünstler<br />
wie Roland Jéol die Magie in die Stadt geholt – mit<br />
Tausenden von Leuchtkörpern, die überall, vor allem<br />
an den Hausfassaden, aber auch an Quaimauern<br />
und Dächern angebracht oder im Trottoir eingelassen<br />
sind, mit einem wohltemperierten, subtil ausgefeilten<br />
Zusammenspiel unterschiedlicher Helligkeitsgrade<br />
und Lichtkegel von mehr oder weniger<br />
Licht, abgestimmt auf die jeweilige Situation. Die<br />
Lichtspender im historischen Zentrum von Gent<br />
sind so sorgsam ausgewählt und gruppiert wie ein<br />
gigantisches Musikorchester. In der Nacht, wenn<br />
sie eingeschaltet werden, erzeugen sie eine ganze<br />
wunderbare Lichtsymphonie. Nie ist es zu grell, und<br />
vor allem ist es nie zu dunkel.<br />
Darauf weist der Führer während unseres Rundgangs<br />
hin: Dass es nicht zuletzt deswegen so viele<br />
Nachtschwärmer hier gebe, weil sich durch das<br />
wohltuend dosierte Licht niemand unsicher auf<br />
den Straßen fühle. Es gibt keine dunklen, unheimlichen<br />
Ecken auf dieser Insel des wohltemperierten<br />
Lichts. Deshalb wird sie so gerne des Nachts von<br />
Menschen bevölkert, die andernorts wohl zu Hause<br />
blieben. Außerdem sind die Lichtstrahler meist auf<br />
die Hausfassaden gerichtet und brennen eben nicht<br />
unbarmherzig herab von meterhohen Masten. Wie<br />
groß die Wirkung solcher Unterschiede ist, lässt sich<br />
hier auf einem Nachtbummel vorzüglich erleben. In<br />
Gent ist uns tatsächlich ein Licht aufgegangen.<br />
Lichtrundgang<br />
Als Nachtschwärmer in der Lichtstadt Gent, die ja<br />
auch glücklicherweise eine Stadt der Flüsse, Quais<br />
und Brücken ist, sollte man sich immer dicht an den<br />
verschlungen mäandernden Wasserläufen halten:<br />
Hier erwarten den Lichtsüchtigen die schönsten<br />
Momente und Effekte, die der Genter Lichtplan zu<br />
bieten hat. Gleich an der Leie liegt übrigens auch<br />
der alte Klosterbezirk De Bijloke mit dem gläsernen<br />
Neubau des Genter Stadtmuseums (STAM). Welchem<br />
Spektakel aus der städtischen Geschichte<br />
eine der ersten großen Ausstellungen gewidmet<br />
sein wird? Dem Licht natürlich. Den famosen Genter<br />
Lichterspielen.<br />
Ausstellung "Tag und Nacht in Gent"<br />
9. Oktober 2010 – 1. Mai 2011<br />
im Genter Stadtmuseum STAM.<br />
Die erste Ausstellung in der weitläufigen Abtei<br />
rückt die beleuchtete Stadt in den Mittelpunkt. Die<br />
Klostergänge bilden einen chronologischen Parcours.<br />
In den anliegenden Sälen werden die verschiedenen<br />
Perioden der Stadt Gent multimedial dargestellt.<br />
www.stamgent.be<br />
47
48 Termine<br />
Termine 2010<br />
El Greco<br />
© Museo El Greco<br />
4. Februar – 9. Mai 2010<br />
<strong>Brüssel</strong>, Bozar<br />
Rund 25 Gemälde El Grecos und 25<br />
Arbeiten seiner Zeitgenossen beleuchten<br />
die Laufbahn des Künstlers, der aus<br />
Griechenland über Italien schließlich<br />
nach Toledo kam. Sein Œuvre wurde<br />
durch seine zahlreichen Reisen geprägt<br />
und machte ihn zu einem Pionier<br />
abendländischer Malerei.<br />
www.bozar.be<br />
Zu Besuch bei Ensor<br />
13. Februar – 29. August 2010<br />
Ostende, mu.ZEE<br />
Anlässlich des 150. Geburtstags des<br />
Malers James Ensor widmet das Seebad<br />
Oostende seinem berühmten Sohn<br />
eine Ausstellung. Im Fokus stehen die<br />
illustren Freunde Ensors wie Kandinsky,<br />
Nolde und Vuillard.<br />
www.muzee.be<br />
Gustave Van de Woestyne –<br />
Retrospektive<br />
26. März – 27. Juni 2010<br />
Gent, Museum für Schöne Künste<br />
Die Retrospektive widmet sich einem<br />
der originellsten Maler der jüngeren<br />
belgischen Kunstgeschichte: Gustave<br />
Van de Woestyne, der sich vom Symbolismus<br />
und Expressionismus dem<br />
Neuen Realismus zuwandte.<br />
www.mskgent.be<br />
Symbolismus<br />
Oostende vor Anker<br />
27. – 30. Mai 2010<br />
26. März – 27. Juni 2010<br />
<strong>Brüssel</strong><br />
Königlich-Belgische Kunstmuseen<br />
Die Ausstellung zeichnet die Entwicklung<br />
des Symbolismus in den<br />
unterschiedlichen Genres Porträt,<br />
Landschaft, Träume, Religion nach. Präsentiert<br />
werden berühmte Künstler wie<br />
Fernand Khnopff und Félicien Rops,<br />
aber auch weniger bekannte Symbolisten.<br />
Die enge Beziehung zwischen Poesie<br />
und visueller Kunst und die Vorliebe<br />
für das Gesamtkunstwerk bestimmen<br />
das Konzept der Ausstellung.<br />
www.fine-arts-museum.be<br />
© westtoer<br />
© MRBAB-KMSKB<br />
Photo Guy Cussac.
Eröffnung der Königlichen<br />
Gewächshäuser von Laeken<br />
15. April – 9. Mai 2010<br />
<strong>Brüssel</strong>, Gewächshäuser in Laken<br />
Die Königlichen Gewächshäuser öffnen<br />
jedes Jahr im Frühling drei Wochen<br />
ihre Tore. Palmenriesen und exotische<br />
Pflanzen säumen den fast einen<br />
Kilometer langen Spaziergang durch<br />
historische Glasgalerien und Pavillons.<br />
www.monarchie.be<br />
Genter Floralien<br />
17. – 25. April 2010<br />
Gent, Flanders Expo<br />
Auf der Blumen- und Zierpflanzenmesse<br />
präsentieren Züchter, Gartenarchitekten,<br />
Floristen und Designer aus der<br />
ganzen Welt ihr Können.<br />
www.floralien.be<br />
Der Kongostrom<br />
27. April 2010 – 9. Januar 2011<br />
Tervuren<br />
Königliches Zentralafrikamuseum<br />
Anlass ist eine wissenschaftliche Expedition<br />
zum Kongostrom. Auf verständliche<br />
Weise wird die Forschung des<br />
Zentralafrikamuseums erklärt und die<br />
Expedition ins Museum verlegt.<br />
www.africamuseum.be<br />
Oostende vor Anker<br />
27. – 30. Mai 2010<br />
Oostende, Hafen<br />
Historische Großsegler und Schiffe<br />
gehen in Oostende vor Anker. Ein<br />
nautischer Flohmarkt (Boatjumble)<br />
und Musikbands sorgen für maritime<br />
Stimmung. Rund 300.000 Besucher<br />
kamen letztes Jahr zu dem Festival<br />
nach Ostende.<br />
www.oostendevooranker.be<br />
Ross-Beyaard-Umzug<br />
30. Mai 2010<br />
Dendermonde, Stadtzentrum<br />
Ein riesiges Holzpferd zieht begleitet<br />
von 1.000 Statisten in historischen<br />
Kostümen und Folkloregruppen durch<br />
die Straßen der Stadt. Der historische<br />
Umzug, der nur alle 10 Jahre stattfindet,<br />
wurde 2005 in die UNESCO-Liste<br />
des Weltkulturerbes aufgenommen.<br />
www.dendermonde.be<br />
GEO-graphics – Traditionelle und<br />
Zeitgenössische Kunst in Afrika<br />
9. Juni – 26. September 2010<br />
<strong>Brüssel</strong>, Bozar<br />
Anlässlich des 50. Geburtstags der<br />
Demokratischen Republik Kongo präsentiert<br />
der Palast der Schönen Künste<br />
200 Meisterwerke des kongolesischen<br />
Kulturerbes. Zum ersten Mal werden<br />
ethnografische Exponate im Kontext<br />
des heutigen afrikanischen Alltags<br />
ausgestellt.<br />
www.bozar.be<br />
49<br />
Marcel Broodthaers<br />
2. Juli – 26. September 2010<br />
<strong>Brüssel</strong><br />
Königlich-Belgische Kunstmuseen<br />
Zum ersten Mal werden die Werke von<br />
Marcel Broodthaers aus der Sammlung<br />
des Museums für Moderne Kunst in<br />
ihrer Gesamtheit ausgestellt.<br />
www.fine-arts-museum.be<br />
Ommegang Historischer Umzug<br />
29. Juni u. 1. Juli 2010<br />
<strong>Brüssel</strong>, Grote Markt<br />
Der historische Umzug, der zu Ehren<br />
Kaiser Karls V. unter Teilnahme des<br />
belgischen Adels gefeiert wird, ist eine<br />
der wichtigsten Kulturveranstaltungen<br />
<strong>Brüssel</strong>s. Rund 1.400 Statisten in historischen<br />
Kostümen, Pferde, Kutschen<br />
und Riesen lassen das Jahr 1549 wieder<br />
lebendig werden.<br />
www.ommegang.be<br />
Besuch des Königlichen<br />
Schlosses<br />
26. Juli – 5. September 2010<br />
<strong>Brüssel</strong>, Königliches Schloss<br />
Im <strong>Brüssel</strong>er Schloss, einem Gebäude<br />
im Stil Ludwigs XVI., finden das ganze<br />
Jahr über die offiziellen Empfänge der<br />
königlichen Familie statt. Nach dem<br />
Nationalfeiertag am 21. Juli wird das<br />
Schloss für zwei Monate der Öffentlichkeit<br />
zugänglich gemacht. Das<br />
allgemeine Interesse gilt vor allem den<br />
monumentalen Treppen und den Galasälen.<br />
Dort wurden einige Kunstwerke<br />
bekannter zeitgenössischer Künstler<br />
untergebracht, die im Auftrag Königin<br />
Paolas entstanden sind. Schon allein die<br />
Decke des Spiegelsaals verdient besondere<br />
Aufmerksamkeit: Der Künstler Jan<br />
Fabre verzierte sie mit 1,5 Millionen Panzern<br />
thailändischer Käfer, die auf beinah<br />
magische Weise das Licht reflektieren.<br />
www.monarchie.be
50 Termine<br />
Bierwochenende<br />
Anfang September 2010<br />
<strong>Brüssel</strong>, Grote Markt<br />
Auf dem Marktplatz von <strong>Brüssel</strong> laden<br />
rund 50 Brauereien und die traditionellen<br />
Bierbruderschaften zu einer großen<br />
Bierverköstigung ein.<br />
www.weekenddelabiere.be<br />
Kongo@Leuven<br />
1. Oktober 2010 – 15. Januar 2011<br />
Leuven, M<br />
Anlässlich des 50. Geburtstags der Demokratischen<br />
Republik Kongo präsentiert<br />
das Museum M über 1.500 ethnografische<br />
Objekte aus der ehemaligen<br />
Kolonie Belgisch-Kongo. Die Exponate,<br />
von denen ursprünglich viele bei Ritualen<br />
verwendet wurden, dienten lange<br />
Zeit als Studienmaterial für Belgier, die<br />
in die Kolonie auswanderten.<br />
www.mleuven.be<br />
Orientalismus<br />
15. Oktober 2010 – 9. Januar 2011<br />
<strong>Brüssel</strong><br />
Königlich-Belgische Kunstmuseen<br />
Wüsten, üppige Oasen, farbenfrohe<br />
Paläste und sinnliche Frauen – die<br />
Ausstellung präsentiert die orientalistische<br />
Kunst vom Ende des 18. bis zum<br />
Beginn des 20. Jahrhunderts.<br />
www.fine-arts-museum.be<br />
Lucas Cranach und seine Zeit<br />
16. Oktober 2010 – 23. Januar 2011<br />
<strong>Brüssel</strong>, Bozar<br />
Die erste Cranach-Ausstellung in<br />
Benelux stellt die Gemälde, Zeichnungen<br />
und Radierungen des deutschen<br />
Renaissance-Künstlers in den sozialen,<br />
kulturellen und künstlerischen Kontext<br />
seiner Epoche.<br />
www.bozar.be<br />
Hareng-Saur:<br />
Ensor und Moderne Kunst<br />
James Ensor, Dämonen, die mich quälen, 1895, MSK Gent<br />
16. Oktober 2010 – 13. Februar 2011<br />
Gent<br />
Museum für schöne Künste und<br />
S.M.A.K.<br />
Welchen Einfluss hat Ensors Œuvre<br />
auf Joseph Beuys, Pierre Alechinsky<br />
und andere moderne Künstler? Anhand<br />
von ca. 50 Ensor-Werken beleuchtet<br />
die Ausstellung beide Perspektiven –<br />
die moderne Kunst aus der Sicht von<br />
Ensor und den Einfluss Ensors auf die<br />
Moderne.<br />
www.mskgent.be<br />
www.smak.be<br />
Luc Tuymans:<br />
Blick auf Zentraleuropa<br />
22. Oktober 2010 – 23. Januar 2011<br />
Brügge<br />
verschiedene Veranstaltungsorte<br />
Luc Tuymans, einer der bedeutendsten<br />
Gegenwartskünstler, lädt als Kurator<br />
Künstler aus Zentraleuropa in die Kunststadt<br />
Brügge ein. Performances, Installationen<br />
und Ausstellungen der zumeist<br />
polnischen Gegenwartskünstler zeigen<br />
ein neues europäisches Bewusstsein.<br />
www.brugge-centraal.be<br />
Wim Delvoye – Knockin’ on<br />
heaven’s door<br />
28. Oktober 2010 – 23. Januar 2011<br />
<strong>Brüssel</strong>, Bozar<br />
Nach der Fäkalien produzierenden Maschine<br />
Cloaca und tätowierten Schweinen<br />
beschäftigt sich Wim Delvoye nun<br />
mit der Gotik und der Metamorphose.<br />
Entwürfe monumentaler Kathedralen,<br />
verformter Christusfiguren, obszöner<br />
Kirchenfenster und von Türmen aus<br />
Corten-Stahl zeugen von der Einbindung<br />
des Religiösen. Im Palast der<br />
Schönen Künste nimmt sein gotischer<br />
Turm einen Dialog in Zeit und Raum mit<br />
dem Turm des Rathauses von <strong>Brüssel</strong><br />
auf.<br />
www.bozar.be<br />
Eröffnung des STAM<br />
(Genter Stadtmuseum)<br />
9. Oktober 2010<br />
Gent, Bijloke-Komplex<br />
In der weitläufigen Bijloke-Abtei wird<br />
das Genter Stadtmuseum eröffnet. Die<br />
Klostergänge bilden einen chronologischen<br />
Parcours, in den anliegenden Sälen<br />
werden die verschiedenen Perioden<br />
der Stadt Gent multimedial dargestellt.<br />
www.stamgent.be
Van Eyck bis Dürer<br />
Jan Van Eyck © National Gallery (London)<br />
29. Oktober 2010 – 30. Januar 2011<br />
Brügge, Groeningemuseum<br />
Sowohl van Eyck als auch Dürer waren<br />
in ihrem Wirkungsgebiet die größten<br />
Künstler ihrer Zeit. Das Groeningemuseum<br />
untersucht erstmals den künstlerischen<br />
Einfluss, den die Flämischen<br />
Primitiven auf Mitteleuropa ausübten.<br />
Neben den Werken von van Eyck und<br />
Dürer sind auch Werke von Campin,<br />
van der Weyden, Van der Goes, Memling,<br />
Schongauer, Lochner, Altdorfer<br />
und Holbein zu sehen. Die Gemälde<br />
werden um Skulpturen, illuminierte<br />
Handschriften, Zeichnungen und Drucke<br />
ergänzt.<br />
www.brugge-centraal.be<br />
Gedächtnisausstellung<br />
Jan Moretus d. Ä.<br />
16. Oktober 2010 – 16. Januar 2011<br />
Antwerpen, Museum Plantin-Moretus<br />
Heute gehört die Plantinsche Druckerei<br />
– das Museum Plantin-Moretus – zum<br />
UNESCO-Kulturerbe. Die Ausstellung<br />
präsentiert nicht nur Bücher und<br />
Drucke, die zu Lebzeiten von Jan<br />
Moretus in der Druckerei entstanden,<br />
sondern auch zahlreiche Dokumente,<br />
die sein Leben beleuchten. Im Archiv<br />
der alten Druckerei befinden sich u.a.<br />
Testamente, Eheverträge, Briefe und<br />
Inventare, die mit Jan Moretus im<br />
Zusammenhang stehen. Anlass ist der<br />
400. Todestag des am 22. September<br />
1610 verstorbenen Jan Moretus.<br />
www.museumplantinmoretus.be<br />
Autoren<br />
Andreas Meyer<br />
Journalist, verbrachte Mitte der 70er Jahre<br />
den ersten Familienurlaub in Oost ende.<br />
Obwohl ihm sein Teddy aus dem Hotelfenster<br />
fiel, ist er seither bekennender<br />
<strong>Flandern</strong>-, Ensor- und Pralinen-Enthusiast.<br />
Er lebt in Bochum und arbeitet als Redakteur<br />
für das Lifestylemagazin PRINZ. Den<br />
Teddy besitzt er noch.<br />
Jean Flamand<br />
1956 in La Rochelle geboren. Wenn er<br />
nicht unterwegs ist, arbeitet er als freier<br />
Autor in <strong>Flandern</strong>, weil er nur dort sein<br />
geliebtes Trappistenbier bekommt.<br />
Manfred Schwarz<br />
(*1962) ist Kunstkritiker und lebt in Köln.<br />
Von dort aus beobachtet er seit vielen Jahren<br />
die Kunst und Lebenskultur in diesem<br />
bedeutendsten Land der Welt mit dem<br />
allergrößten Vergnügen.<br />
Silke Hoffmann<br />
(*1978) arbeitet seit zehn Jahren für <strong>Tourismus</strong><br />
<strong>Flandern</strong>-<strong>Brüssel</strong> in Köln. Als bekennende<br />
Shopping-Süchtige hat sie besonders<br />
die Modemetropole Antwerpen ins Herz geschlossen<br />
und fährt auch immer wieder mit<br />
Freunden in ihre flämische Lieblingsstadt.<br />
Anna Huer<br />
Impressum<br />
51<br />
(*1985) studierte dank Erasmus ein<br />
Auslandssemester an der Universität von<br />
Leuven Kunstgeschichte. Dabei lernte sie<br />
neben alten flämischen Meistern auch die<br />
flämische Lebensart kennen und lieben.<br />
Impressum<br />
Verantwortlicher Herausgeber<br />
Peter De Wilde<br />
Generalverwalter<br />
<strong>Tourismus</strong> Zentrale <strong>Flandern</strong><br />
Grasmarkt 61<br />
1000 <strong>Brüssel</strong>, Belgien<br />
Realisation & Koordination<br />
<strong>Tourismus</strong> <strong>Flandern</strong> – <strong>Brüssel</strong><br />
Cäcilienstraße 46<br />
50557 Köln, Deutschland<br />
Konzept, Design & Prepress<br />
Grafenstein Freizeit- und<br />
<strong>Tourismus</strong>werbung GmbH<br />
Dorothee Menden<br />
Kaunstraße 21<br />
14163 Berlin, Deutschland<br />
Druck<br />
westermann druck GmbH<br />
Braunschweig, Deutschland<br />
Copyright Fotos<br />
Titelbild: Jedrzej Marzecki<br />
Rainer Kiedrowski, Jens Rufenach, SABAM,<br />
Toerisme Mechelen, Westtoer, Charles Rogier,<br />
De Splenter, Chiva Congelado, Susanne<br />
Scheding, Toerisme Gent, Bruno De Regge,<br />
De Kievith, Diamond Council, Andreas Meyer,<br />
Van Hulst, Delvaux, Toerisme De Haan, Toerisme<br />
Dendermonde
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