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Die Fallstudie | Strategischer Hintergrund<br />

26 |<br />

3) Eine dritte Option für die Deutsche BP ergab<br />

sich eher als ein Nebeneffekt des Versuchs, den<br />

Wert einer reinen Finanzbeteiligung zu steigern<br />

und mehr Geld für den Shareholder BP zu erlösen.<br />

BP hatte 1978 von der Veba AG im Tausch<br />

gegen Rohöllieferungen deren Tochter Gelsenberg<br />

und damit einen Anteil von 25 % an der<br />

Ruhrgas AG erworben. Wegen der – ähnlich wie<br />

bei Aral – komplexen Eigentümerstruktur der<br />

Ruhrgas konnte aber keiner der Eigentümer die<br />

Steuerung der Ruhrgas übernehmen – es blieb<br />

für alle bei einer reinen Finanzbeteiligung. Die<br />

Ergebnissituation und die Dividendenausschüttung<br />

der Ruhrgas entsprachen allerdings aus der<br />

Sicht der deutschen BP nicht dem realen Wert<br />

der Ruhrgas, sodass sich die Deutsche BP Gedanken<br />

machte, wie man mehr aus dieser passiven<br />

Beteiligung machen könnte. Eine Möglichkeit<br />

wäre gewesen, Ruhrgas an die Börse zu bringen<br />

und dann den eigenen Anteil zu verkaufen, was<br />

ein Mehrfaches der weiterhin zu erwartenden<br />

Dividenden ausgemacht hätte. Zu diesem Zweck<br />

traf sich der Vorstandsvorsitzende der deutschen BP<br />

mit dem verantwortlichen Vorstand der E.ON AG<br />

als einem der Aktionäre und – über die Anteile<br />

der E.ON AG an der RAG AG – einem der einflussreichsten<br />

Manager innerhalb des Aktionärskreises<br />

der Ruhrgas. In diesem Gespräch wurde<br />

von der deutschen BP die Option erläutert, die<br />

Ruhrgas AG an die Börse zu bringen, woraufhin<br />

der Vorstand der E.ON eine neue Variante zur<br />

Sprache brachte. Warum sollte E.ON einem<br />

Börsengang der Ruhrgas zustimmen und nicht<br />

selbst die Anteile der deutschen BP an der<br />

Ruhrgas übernehmen? Ein Tauschobjekt für die<br />

Ruhrgas-Beteiligung der deutschen BP hätte die<br />

E.ON auch anzubieten: Veba Oel mit deren<br />

Tochtergesellschaft Aral. Die Deutsche BP begriff,<br />

welche historische Chance sich ihr hier bot:<br />

Mit einem Schlag konnte sie mit Veba Oel und<br />

Aral die Nummer eins auf dem deutschen Tankstellenmarkt<br />

übernehmen und selbst eine komfortable<br />

Marktposition erreichen. BP und E.ON<br />

vereinbarten nach intensiven, aber kurzen Verhandlungen<br />

in 2001, miteinander ins Geschäft<br />

zu kommen. Kernpunkt der Vereinbarung war,<br />

dass BP ihre über die Gelsenberg AG gehaltenen<br />

Anteile an der Ruhrgas AG (plus Barausgleich)<br />

an die E.ON abgeben und dafür im Gegenzug die<br />

E.ON-Tochter Veba Oel mit Aral erhalten würde.<br />

Sie vereinbarten einen Deal in zwei Schritten:<br />

Zum Jahreswechsel 2001/2002 sollten die BP<br />

und E.ON durch Kapitalerhöhungen an den zwei<br />

beteiligten Gesellschaften jeweils die Aktienmehrheit<br />

übernehmen. Schon mit dieser Übernahme<br />

von 51 % der Anteile zum 01.01.2002 erhielt<br />

BP die operative Kontrolle über Veba Oel<br />

und konnte die Integration starten. Ab April<br />

2002 konnten BP und E.ON ihre Put-Optionen<br />

ausüben und die restlichen Anteile an den vertraglich<br />

gebundenen Partner verkaufen, der so<br />

die betroffene Gesellschaft vollständig übernehmen<br />

konnte. 30 Lord Browne, CEO der BP plc,<br />

sagte anlässlich der Übernahme der Veba Oel<br />

zur Bedeutung dieser Übernahme für die BP:<br />

Es ist uns in den letzten drei Jahren gelungen,<br />

in den wichtigsten Märkten hervorragende<br />

Positionen aufzubauen, aber nach der Auflösung<br />

unseres Joint Ventures mit Mobil standen wir in<br />

Deutschland ohne nennenswerte assets da.<br />

Diese Transaktion hat das Potenzial, unsere<br />

Position schlagartig zu verändern, und bringt<br />

uns das führende und erfolgreichste Kraftstoffgeschäft<br />

in der drittgrößten Wirtschaftszone<br />

der Welt. 31<br />

Das Kartellamt gab den Verkauf der Veba Oel an<br />

die Deutsche BP und das Joint Venture zwischen<br />

Shell und DEA am 19.12.2001 nur unter Auflagen<br />

frei. Die Unternehmen BP/Veba Oel sowie<br />

Shell/DEA hätten zusammen einen Anteil von<br />

über 50 % am deutschen Markt erreicht, sodass<br />

sie Marktanteile abgeben mussten, damit die<br />

Deals genehmigt wurden.<br />

30 Vgl. die Pressemitteilung der BP: BP (2001) – BP sells<br />

Ruhrgas stake in deal that would make it market leader<br />

in German fuels. www.bp.com/genericarticle.do?category<br />

Id=2012968&contentId=2014392, Abfrage am 17.11.2005<br />

31 Deutsche BP AG (2003) – BP in Deutschland 2002.<br />

Bochum. S. 46

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