BertelsmannStiftung - Synergy Consult
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Unternehmenskultur<br />
16 |<br />
Die personelle Integration verfolgt ein umfang-<br />
reiches Zielpaket. Hierzu gehören in der Regel<br />
der Umgang mit Personalüberhang (oder -unterdeckung),<br />
die Handhabung unterschiedlicher<br />
Human-Resource-Regelwerke, die Kooperation<br />
mit mehreren Arbeitnehmervertretungen, die<br />
schnelle Besetzung der Führungspositionen, das<br />
Erhalten der Leistungsträger (statt: „exit of the<br />
best, merger of the rest“) sowie einer motivierten<br />
Belegschaft mit einer hohen Arbeitszufriedenheit.<br />
Als Diagnoseinstrumente kommen infrage: die<br />
Analyse der zugrunde liegenden arbeitsrechtlichen<br />
Vertragswerke (z. B. Tarifverträge, Betriebsvereinbarungen,<br />
Arbeitsverträge, Sozialpläne etc.),<br />
die Analyse von personalpolitischen Grundsätzen,<br />
die Analyse von Personalstruktur und -kosten,<br />
die Analyse der vorhandenen Qualifikationen<br />
etc. 20 Da Synergien bei den meisten M&A-Aktivitäten<br />
auch über Entlassungen von Mitarbeitern<br />
realisiert werden, sind die Maßnahmen der personellen<br />
Integration meistens negativ besetzt:<br />
Interessenausgleich und Sozialplan bei betriebsbedingten<br />
Kündigungen, Personalauswahl (z. B.<br />
über ein Management-appraisal), Einrichten einer<br />
Jobbörse, Gründen einer Transfergesellschaft,<br />
Umzugsregelungen, Frühpensionierungen, Altersteilzeitregelungen,<br />
Abfindungsregelungen oder<br />
das Auslaufen befristeter Verträge.<br />
Was bei den bisher dargestellten Ansätzen zur<br />
Integration allerdings wenig bedacht wird, ist<br />
die Tatsache, dass große Unternehmen mit eigenständig<br />
am Markt operierenden Tochterunternehmen21<br />
in der Regel Subkulturen neben der<br />
Unternehmenskultur der Muttergesellschaft ausbilden.<br />
Diese Subkulturen erfüllen eine wichtige<br />
Funktion, vermitteln sie doch den Mitarbeitern<br />
der Tochterunternehmen eine eindeutige und<br />
konkrete Identität mit diesem Unternehmen und<br />
seinen Produkten oder Dienstleistungen. Die<br />
Unternehmensleitung der Muttergesellschaft<br />
wird hier keine Notwendigkeit zum Eingreifen<br />
sehen, solange diese Subkulturen nicht dysfunktional<br />
werden, indem sie beispielsweise den<br />
Transfer von Know-how oder Mitarbeitern zwischen<br />
den Teilkonzernen behindern. Wichtig aus<br />
der Sicht der Muttergesellschaft wird es alleine<br />
sein, dass die Top-Führungskräfte aller Tochterunternehmen<br />
in dem Bewusstsein handeln, Teil<br />
eines größeren Ganzen zu sein, ihre Unternehmensstrategien<br />
auf die Strategie der Muttergesellschaft<br />
abstimmen und somit eine gemeinsame<br />
Identität entwickeln. In dieses Spannungsfeld<br />
zwischen mehreren Unternehmenskulturen geraten<br />
deshalb meistens nur die Top-Führungskräfte;<br />
die unmittelbar am Produkt oder beim<br />
Kunden tätigen Mitarbeiter der Tochterunternehmen<br />
werden daher selten als Zielgruppe von<br />
solchen kulturellen Integrationsmaßnahmen ausgemacht.<br />
Wichtig erscheint es daher, bei allen<br />
Integrationsmaßnahmen die Frage zu stellen,<br />
wie wichtig die Entwicklung einer einheitlichen<br />
Unternehmenskultur auf allen Hierarchieebenen<br />
eines Unternehmens ist oder ob es nicht ausreicht,<br />
für die Top-Führungskräfte eine gemeinsame<br />
Identität aufzubauen, ansonsten aber verbindende<br />
Elemente zwischen der Unternehmenskultur<br />
der Muttergesellschaft und denjenigen<br />
der Tochtergesellschaften herzustellen und eine<br />
partielle Autonomie der Subkulturen zuzulassen.<br />
20 Vgl. hierzu die Checkliste zu einer Due Diligence bei<br />
Berens, Wolfgang, Brauner, Hans W. & Strauch, Joachim<br />
(2005) – Due Diligence bei Unternehmensakquisitionen.<br />
Stuttgart. 4., überarbeitete und erweiterte Auflage.<br />
S. 857–860<br />
21 Vgl. beispielsweise die großen Automobilunternehmen<br />
DaimlerChrysler oder Ford, die mehrere Marken getrennt<br />
führen, das Handelsunternehmen Metro mit seinen<br />
verschiedenen Vertriebskanälen oder das Versicherungsunternehmen<br />
Ergo mit seinen unterschiedlichen Versicherungsunternehmen.