BertelsmannStiftung - Synergy Consult
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Unternehmenskultur<br />
10 |<br />
Haspeslagh und Jemison 11 waren die ersten<br />
Forscher, die systematisch den Möglichkeiten<br />
der strategischen Gestaltung einer Integration<br />
nach Mergers & Acquisitions nachgegangen<br />
sind. Als wichtigstes Ziel von M&A-Aktivitäten<br />
definieren sie dabei die Schaffung von Mehrwert<br />
durch das neue Unternehmen, relativ gesehen<br />
zum Wert der voneinander unabhängigen Unternehmen<br />
vor der Fusion oder der Akquisition.<br />
Der Transfer von strategisch wichtigem Wissen<br />
ist eine wichtige Quelle zur Schaffung von Mehrwert.<br />
Dieser Transfer reicht von der Koppelung<br />
von Einkaufsvolumen über die Übertragung<br />
von funktionellem oder Management-Know-how<br />
bis hin zum totalen Zusammenlegen aller<br />
Ressourcen. Nach Haspeslagh und Jemison steigen<br />
mit zunehmender Zusammenarbeit der<br />
Unternehmen die entstehenden Synergien; es<br />
wird allerdings auch wegen der notwendigen tiefen<br />
Eingriffe in Strukturen und Prozesse der<br />
beteiligten Unternehmen immer schwieriger,<br />
diese Synergien zu erreichen. Dieser erste, die<br />
Wahl einer Integrationsstrategie beeinflussende<br />
Faktor wird von ihnen die strategische Abhängigkeit<br />
der Unternehmen in Bezug auf die<br />
Schaffung von Mehrwert genannt. Paradoxerweise<br />
kann aber bei einer Integration genau dieses<br />
strategisch wichtige Wissen zerstört werden;<br />
beispielsweise verlassen Schlüsselpersonen das<br />
Unternehmen, weil Arbeitsweisen und Prozesse<br />
einschneidend verändert werden sollen. Dieser<br />
zweite, die Wahl einer Integrationsstrategie<br />
bestimmende Faktor ist das Ausmaß, in dem die<br />
organisatorische Autonomie der Unternehmen<br />
bewahrt werden muss, um den erwarteten<br />
Mehrwert zu schaffen. Es ergeben sich folgende<br />
vier Möglichkeiten einer Integrationsstrategie:<br />
Absorptionsstrategien in Bezug auf das über-<br />
nommene Unternehmen werden gewählt bei<br />
einer hohen strategischen Abhängigkeit beider<br />
Unternehmen und wenig Notwendigkeit, dem<br />
akquirierten Unternehmen eine organisatorische<br />
Autonomie zu gewähren, um die erwartete<br />
Wertsteigerung zu realisieren. Bei dieser<br />
Strategie wird dann auch in der Regel die<br />
Unternehmenskultur des aufgekauften<br />
Unternehmens oder des kleineren Fusionspartners<br />
vollständig absorbiert (Absorption,<br />
Assimilation oder Kulturübernahme), um die<br />
Grenzen zwischen den Unternehmen aufzulösen.<br />
Entscheidend sind hier nach Haspeslagh<br />
und Jemison der Wille des stärkeren Unternehmens,<br />
seinen Willen durchzusetzen, sowie die<br />
notwendige hohe Integrationsgeschwindigkeit. 12<br />
Erhaltungsstrategien werden hingegen gewählt<br />
bei einer geringen strategischen Abhängigkeit<br />
zwischen den Unternehmen und einer<br />
hohen Notwendigkeit, eine organisatorische<br />
Autonomie zu gewähren. Die Hauptaufgabe des<br />
übernehmenden Unternehmens besteht hier<br />
darin, die wichtigen Vermögenswerte des übernommenen<br />
Unternehmens zu erhalten; dazu<br />
zählen neben den materiellen Vermögenswerten<br />
(Produktionsanlagen, Lagerbestände,<br />
Gebäude etc.) vor allem die „flüchtigen“ immateriellen<br />
Vermögenswerte (wie beispielsweise<br />
Wissen und Motivation von Management und<br />
Mitarbeitern). Die Auswirkungen auf die Unternehmenskultur<br />
des übernommenen Unternehmens<br />
sind in der Regel unwesentlich und werden<br />
nur vorsichtig vorgenommen; beide Kulturen<br />
werden oftmals nebeneinander bestehen (Erhaltung,<br />
stand alone oder Kulturpluralismus).<br />
11 Haspeslagh, Philippe C. & Jemison, David B. (1991) -<br />
Managing Acquisitions. Creating Value Through<br />
Corporate Renewal. New York: Free Press. S. 145<br />
12 Zur Bedeutung der Integrationsgeschwindigkeit vgl.<br />
insbesondere Gerpott, Thorsten J. (1993) – Integrationsgestaltung<br />
und Erfolg von Unternehmensakquisitionen.<br />
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