Aus den kommunalen Senioren- vertretungen und -beiräten
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2<br />
2010<br />
15. Jahrgang<br />
Juli 2010<br />
Weitere Themen:<br />
Bestattungskosten (S. 6)<br />
Sozialgipfel (S. 7)<br />
Sozialstaat <strong>und</strong> soziale<br />
Rechte (S. 8)<br />
Armut in Pflegeeinrichtungen<br />
(S. 11)<br />
Aktion gegen<br />
Armut (S. 13)<br />
Jenaer Tafel (S. 15)<br />
Herberge Aubachtal (S. 16)<br />
Schuldnerberatung (S. 17)<br />
Armutsberichte (S. 19)<br />
<strong>Aus</strong> <strong>den</strong> <strong>Senioren</strong><strong>beiräten</strong><br />
(S. 21)<br />
Literatur (S. 27)<br />
Impressum (S. 28)<br />
SENIOREN<br />
REPORT<br />
Landesseniorenvertretung Thüringen e. V.<br />
Alter ist Kompetenz<br />
Armut<br />
im Alter<br />
Interview mit der Sozialministerin Thüringens<br />
-1-<br />
Politik
Abstiegsangst <strong>und</strong><br />
Altersarmut<br />
Eine düstere Zukunftsperspektive<br />
Bis zur Großen Rentenreform, die<br />
Konrad A<strong>den</strong>auer als damaligem<br />
Kanzler <strong>und</strong> seiner CDU als führender<br />
Regierungspartei bei der B<strong>und</strong>estagswahl<br />
im September 1957<br />
<strong>den</strong> größten Wahlerfolg hierzulande<br />
überhaupt bescherte, waren meistenteils<br />
ältere Frauen, die keine oder<br />
nur geringe Rentenansprüche hatten,<br />
von Armut betroffen. Über ein Jahrzehnt<br />
nach Kriegsende hausten immer<br />
noch zahlreiche Greisinnen auf<br />
Trümmergr<strong>und</strong>stücken <strong>und</strong> in feuchten<br />
Kellern, wo es kalt <strong>und</strong> die Nahrung<br />
knapp war. Nunmehr wurde<br />
das aus Bismarcks Zeiten stammende<br />
Kapitaldeckungsprinzip durch ein<br />
modifiziertes Umlageverfahren ersetzt<br />
<strong>und</strong> die Altersrente dynamisiert,<br />
d.h. dem wachsen<strong>den</strong> Wohlstandsniveau<br />
regelmäßig angepasst. Mit<br />
dem B<strong>und</strong>essozialhilfegesetz (BSHG)<br />
wurde 1961 das überkommene Fürsorgerecht<br />
abgelöst <strong>und</strong> ein vor Gericht<br />
einklagbarer Rechtsanspruch<br />
auf Mindestsicherung geschaffen. In<br />
einer Zeit des relativ kontinuierlichen<br />
Wachstums von Wirtschaft <strong>und</strong> allgemeinem<br />
Wohlstand setzten unterschiedlich<br />
zusammengesetzte B<strong>und</strong>esregierungen<br />
diese Traditionslinie<br />
der Sozialgesetzgebung fast bruchlos<br />
fort, wodurch Armut hierzulande<br />
zwar nicht ausgerottet, aber spürbar<br />
zurückgedrängt <strong>und</strong> jahrzehntelang<br />
eher zu einer gesellschaftlichen<br />
Rand(gruppen)erscheinung wurde.<br />
(Kinder-)Armut <strong>und</strong> Reichtum<br />
in der B<strong>und</strong>esrepublik –<br />
ein kurzer Überblick<br />
Auf dem Höhepunkt des konjunkturellen<br />
Aufschwungs lebten nach Angaben<br />
der B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit<br />
im März 2007 fast 1,929 Mio. Kin-<br />
Politik<br />
Armut im Alter<br />
der unter 15 Jahren (von ca. 11,44<br />
Mio. dieser Altersgruppe insgesamt)<br />
in SGB-II-Bedarfsgemeinschaften,<br />
landläufig „Hartz-IV-Haushalte“ genannt.<br />
Rechnet man die übrigen Betroffenen<br />
(Kinder in Sozialhilfehaushalten,<br />
in Flüchtlingsfamilien, die<br />
nach dem Asylbewerberleistungsgesetz<br />
ein Drittel weniger als die Sozialhilfe<br />
erhalten, <strong>und</strong> von sog. Illegalen,<br />
die gar keine Transferleistungen<br />
beantragen können) hinzu <strong>und</strong> berücksichtigt<br />
außerdem die sog. Dunkelziffer<br />
(d.h. die Zahl jener eigentlich<br />
Anspruchsberechtigter, die aus<br />
Unwissenheit, Scham oder anderen<br />
Grün<strong>den</strong> keinen Antrag auf Sozialhilfe<br />
bzw. Arbeitslosengeld II stellen),<br />
leben etwa 2,8 Millionen Kinder, d.h.<br />
mindestens jedes fünfte Kind dieses<br />
Alters, auf oder unter dem Sozialhilfeniveau.<br />
Gleichzeitig beträgt das<br />
Privatvermögen der bei<strong>den</strong> reichsten<br />
Deutschen, der Gebrüder Albrecht<br />
(Eigentümer der Aldi-Ketten Nord<br />
<strong>und</strong> Süd), nach jüngsten Angaben<br />
des US-Wirtschaftsmagazins Forbes<br />
50,2 Mrd. EUR (Frühjahr 2010).<br />
Verschärft wird das Problem der sozialen<br />
Polarisierung durch erhebliche<br />
regionale Disparitäten (Ost-West-<br />
<strong>und</strong> Nord-Süd-Gefälle). So lebten in<br />
Görlitz 44,1 % aller Kinder unter 15<br />
Jahren in Hartz-IV-Haushalten, wohingegen<br />
es beispielsweise im wohlhaben<strong>den</strong><br />
bayerischen Landkreis<br />
Starnberg nur 3,9 % waren.<br />
Karl <strong>und</strong> Theo Albrecht sind zwei<br />
alte Männer, die ein selbst für wohlhabende<br />
Deutsche unvorstellbar<br />
großes Vermögen angehäuft haben,<br />
während Millionen Kinder in<br />
der B<strong>und</strong>esrepublik aus Geldmangel<br />
vom Mittagstisch ihrer KiTa abgemeldet<br />
wer<strong>den</strong>, ohne Frühstück<br />
in die Schule kommen oder wegen<br />
angeblicher Unpässlichkeit nicht mit<br />
auf eine Klassenfahrt gehen. Auf <strong>den</strong><br />
ersten Blick sieht es so aus, als seien<br />
die <strong>Senioren</strong> reich <strong>und</strong> die Jungen<br />
-2-<br />
arm. Die soziale Polarisierung existiert<br />
allerdings nicht zwischen <strong>den</strong><br />
Generationen, sondern innerhalb<br />
sämtlicher Altersgruppen, bei <strong>den</strong><br />
Jüngeren genauso wie bei <strong>den</strong> Älteren:<br />
Die ten<strong>den</strong>ziell zunehmende Armut<br />
geht mit steigendem Wohlstand<br />
<strong>und</strong> vermehrtem Reichtum einher, ja<br />
sie bildet, wenn man so will, geradezu<br />
dessen Kehrseite. Es gab noch<br />
nie vergleichbar viele Haushalte<br />
ohne die geringsten materiellen Sorgen<br />
<strong>und</strong> so viele Kinder mit eigenem<br />
(Kapital-)Vermögen in der B<strong>und</strong>esrepublik<br />
wie heute. Um dadurch<br />
Steuervorteile (z.B. mehr Freibeträge<br />
pro Familie) zu erlangen, übertragen<br />
wohlhabende Eltern ihren Kindern<br />
bereits kurz nach der Geburt einen<br />
Teil des eigenen Besitzes, etwa ihres<br />
Wertpapierdepots.<br />
Umgekehrt gehören Rentner/innen<br />
neben <strong>den</strong> (Langzeit-)Arbeitslosen,<br />
Behinderten <strong>und</strong> Kranken bzw. ihren<br />
Kindern zu <strong>den</strong> Hauptbetroffenen der<br />
„Reformen“, die das System der sozialen<br />
Sicherung in <strong>den</strong> letzten Jahren<br />
bis ins Mark erschütterten. Dabei<br />
handelte es sich nicht bloß um Leistungskürzungen,<br />
die davon Betroffene<br />
im Einzelfall hart genug treffen,<br />
sondern auch um Strukturveränderungen,<br />
die zu einem Systemwechsel<br />
führen könnten. Durch die sog.<br />
Riester-Reform wurde beispielsweise<br />
das Prinzip der Lebensstandardsicherung<br />
in der Rentenversicherung<br />
aufgegeben, noch bevor man dies<br />
mittels Hartz IV im Arbeitsmarktbereich<br />
realisierte.<br />
Altersarmut – ein trüber <strong>Aus</strong>blick<br />
Wer aus Altersgrün<strong>den</strong> nicht mehr<br />
als postmoderner „Arbeitskraftunternehmer“<br />
(Günter G. Voß/Hans<br />
J. Pongratz), der sich selbst ausgebeutet<br />
<strong>und</strong> dabei kaum Rentenanwartschaften<br />
erwirbt, im Erwerbsleben<br />
stehen kann, wird im
Finanzmarktkapitalismus kurzerhand<br />
ausgemustert <strong>und</strong> auf seine Pflicht<br />
zur eigenen Altersvorsorge verwiesen.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der starken Zunahme<br />
diskontinuierlicher Erwerbsverläufe,<br />
Zeiten „abhängiger Selbstständigkeit“,<br />
von Ehescheidungen <strong>und</strong> zahlreicher<br />
Kürzungen im Sozialbereich<br />
dürfte sich die demografische Struktur<br />
der Armutspopulation schon bald<br />
wieder stärker in Richtung der Älteren<br />
verschieben. <strong>Aus</strong>drücklich genannt<br />
seien in diesem Zusammenhang:<br />
die Teilprivatisierung der Altersvorsorge<br />
<strong>und</strong> die Senkung des Rentenniveaus<br />
gemäß Altersvermögensergänzungsgesetz;<br />
die Einführung des<br />
sog. Riester-, „Nachhaltigkeits-“ <strong>und</strong><br />
des „Nachholfaktors“; Begrenzung<br />
<strong>und</strong> irrigerweise als „Nullr<strong>und</strong>e“ bezeichnete<br />
<strong>Aus</strong>setzung der jährlichen<br />
Rentenanpassung 2004; die wiederholte<br />
Verringerung der Beiträge<br />
zur Rentenversicherung, welche die<br />
B<strong>und</strong>esanstalt bzw. -agentur für Arbeit<br />
im Falle des Gr<strong>und</strong>sicherungsbezugs<br />
entrichtet; die schrittweise<br />
Anhebung des Rentenzugangsalters<br />
von 65 auf 67 Jahre nach dem RV-<br />
Altersgrenzenanpassungsgesetz <strong>und</strong><br />
dadurch künftig zu erwartende höhere<br />
Abschläge.<br />
Mit besonderer Härte trifft die Heraufsetzung<br />
des Rentenalters (unter)<br />
durchschnittlich Verdienende. Wer<br />
von <strong>den</strong> Betroffenen eine sog. Riester-Rente<br />
abgeschlossen hat, kann<br />
darauf nicht zurückgreifen, weil sie<br />
auf die Gr<strong>und</strong>sicherung im Alter<br />
voll angerechnet wird. Da es weder<br />
genügend Stellen für ältere Arbeitnehmer/innen<br />
noch Maßnahmen<br />
der Ges<strong>und</strong>heitsförderung <strong>und</strong> der<br />
beruflichen Weiterbildung gibt, die<br />
eine Annäherung des faktischen<br />
Renteneintrittsalters an die bisherige<br />
Regelaltersgrenze von 65 erlauben<br />
wür<strong>den</strong>, bedeutet die Rente mit 67<br />
deren Kürzung.<br />
Politik<br />
Armut im Alter<br />
Die sog. Hartz-Reformen haben nicht<br />
bloß die momentane Situation der<br />
Arbeitslosen verschlechtert, sondern<br />
auch die <strong>Aus</strong>gangslage der künftigen<br />
Rentnergenerationen durch<br />
Absenkung der Beiträge zur Gesetzlichen<br />
Rentenversicherung (GRV) in<br />
doppelter Hinsicht beeinträchtigt:<br />
Der für die Rente günstigere Arbeitslosengeldbezug<br />
wurde verkürzt<br />
<strong>und</strong> die Arbeitslosenhilfe durch das<br />
Arbeitslosengeld II ersetzt, wodurch<br />
ein (Langzeit-)Arbeitsloser bloß noch<br />
minimale Rentenanwartschaften erwirbt,<br />
die seine Monatsrente pro<br />
Jahr Hartz-IV-Bezug um gerade mal<br />
2,19 EUR erhöhen.<br />
Noch sieht zumindest die B<strong>und</strong>esregierung<br />
in der Altersarmut „kein<br />
aktuelles Problem“, wie ihr 3. Armuts-<br />
<strong>und</strong> Reichtumsbericht beschwichtigend<br />
erklärt: „Das Armutsrisiko<br />
Älterer hat trotz schwieriger<br />
wirtschaftlicher Rahmenbedingungen<br />
nicht zugenommen. Ende 2006<br />
bezogen nur 2,6 % der Frauen <strong>und</strong><br />
1,8 % der Männer <strong>und</strong> damit insgesamt<br />
2,3 % der Menschen im Alter<br />
ab 65 Jahren Gr<strong>und</strong>sicherung im<br />
Alter <strong>und</strong> bei Erwerbsminderung.<br />
Niedrige Alterseinkommen drohen<br />
jedoch bei Personengruppen, die<br />
längere Phasen selbständiger Tätigkeit<br />
mit geringem Einkommen,<br />
geringfügiger Beschäftigung, Arbeitslosigkeit<br />
oder familienbedingter<br />
Erwerbsunterbrechungen in ihren Erwerbsbiografien<br />
aufweisen.“ Verwiesen<br />
wurde an derselben Stelle auf<br />
die Notwendigkeit zusätzlicher, d.h.<br />
privater Altersvorsorge, wie sie die<br />
rot-grüne Koalition bei gleichzeitiger<br />
Kürzung der gesetzlichen Rente für<br />
alle in Gestalt der sog. Riester- <strong>und</strong><br />
der sog. Rürup-Rente mit staatlicher<br />
Unterstützung für wenige ermöglicht<br />
bzw. erleichtert hatte.<br />
An die Stelle der Infantilisierung<br />
dürfte künftig eine Seniorisierung<br />
-3-<br />
der Armut treten, zumal mittlere<br />
Jahrgänge, die gegenwärtig noch<br />
erwerbstätig sind, als „Generation<br />
im Übergang“ zur nachgelagerten<br />
Rentenbesteuerung durch das am<br />
1. Januar 2005 in Kraft getretene<br />
Alterseinkünftegesetz übermäßig belastet<br />
wer<strong>den</strong>. Nach dem <strong>Aus</strong>laufen<br />
der sog. 58er-Regelung, die dafür<br />
sorgte, dass ältere Langzeitarbeitslose<br />
dem Arbeitsmarkt nicht mehr<br />
zur Verfügung stehen mussten, um<br />
Transferleistungen beziehen zu können,<br />
wer<strong>den</strong> die Betroffenen mit 63<br />
Jahren zwangsverrentet, was ihre<br />
dürftigen Rentenansprüche weiter<br />
verringert. Für die genannte Ten<strong>den</strong>z<br />
zur „(Re-)Seniorisierung“ des<br />
Armutsproblems spricht auch, dass<br />
in der Diskussion über eine neuerliche<br />
Rentenreform radikalere Vorstellungen<br />
bezüglich der Privatisierung<br />
sozialer Risiken an Bo<strong>den</strong> gewinnen<br />
könnten, weil ihre Protagonisten<br />
nicht nur die Demografie als Mittel<br />
der Demagogie, sondern auch die<br />
Unterversorgung vieler Familien als<br />
geistige Waffe im sich zuspitzen<strong>den</strong><br />
gesellschaftlichen Verteilungskampf<br />
benutzen: So wird unter Hinweis<br />
auf die heute angeblich bestehende<br />
Generationenungerechtigkeit eine<br />
weitere Kürzung von Altersrenten<br />
verlangt, staatliche „Sparpolitik“ legitimiert<br />
sowie Kinderarmut im Sinne<br />
einer Spaltung der Armutspopulation<br />
in Jung <strong>und</strong> Alt instrumentalisiert.<br />
Eine Schlüsselgröße für die künftige<br />
Rentenhöhe ist die Bruttolohnsumme,<br />
nach der sich Arbeitnehmer- <strong>und</strong><br />
Arbeitgeberbeiträge zur gesetzlichen<br />
Rentenversicherung richten. Altersrenten<br />
dürften in ihrem Realwert wie<br />
in Relation zum allgemeinen Einkommensniveau<br />
weiter zurückbleiben,<br />
zumal CDU, CSU <strong>und</strong> SPD in<br />
der Großen Koalition beschlossen<br />
haben, die abgabenfreie Entgeltumwandlung<br />
als Dauerregelung beizubehalten.<br />
Die rot-grüne B<strong>und</strong>esre-
gierung hatte <strong>den</strong> Versicherten bis<br />
zum Jahr 2008 befristet das Recht<br />
eingeräumt, Teile ihres Lohns in –<br />
ausschließlich von <strong>den</strong> Beschäftigten<br />
finanzierte – Ansprüche auf betriebliche<br />
Altersrenten umzuwandeln, ohne<br />
dass für diese Lohnanteile Steuern<br />
<strong>und</strong> Sozialabgaben anfielen. Davon<br />
profitieren die Arbeitgeber, während<br />
die Einnahmenbasis der Rentenversicherungsträger<br />
unterminiert <strong>und</strong> der<br />
Leistungsanspruch aller Versicherten<br />
reduziert wird. Absehbar ist, dass der<br />
Anteil der Gr<strong>und</strong>sicherungs-Rentner/<br />
innen <strong>und</strong> damit das Problem der Altersarmut<br />
in <strong>den</strong> nächsten Jahrzehnten<br />
massiv zunehmen wird.<br />
Prof. Dr. Christoph Butterwegge<br />
Fragen an die Sozialministerin<br />
Thüringens,<br />
Heike Taubert<br />
Frage: Der 3. Armuts- <strong>und</strong> Reichtumsbericht<br />
der B<strong>und</strong>esregierung weist<br />
aus, dass die Armut in Deutschland<br />
zugenommen <strong>und</strong> die Schere zwischen<br />
arm <strong>und</strong> reich größer gewor<strong>den</strong><br />
ist. Wie sieht die aktuelle <strong>und</strong> zukünftige<br />
Situation in Thüringen aus?<br />
Antwort: Ein spezifisches Thüringer<br />
Problem ist die in der Vergangenheit<br />
praktizierte Niedriglohnstrategie.<br />
Die damalige Landesregierung<br />
hat dies in einem Bericht gegenüber<br />
dem Landtag (DS 4/4899) ausdrücklich<br />
bestätigt. Dort heißt es<br />
u. a.: „Die seit der Wiedervereinigung<br />
in Thüringen, gemessen am B<strong>und</strong>esdurchschnitt,<br />
gezahlten niedrigsten<br />
Durchschnittsentgelte führen mittel-<br />
<strong>und</strong> langfristig zu diesen geringen<br />
Rentenzahlbeträgen.“ Im Klartext:<br />
niedrige Löhne sind eine wesentliche<br />
Ursache für das <strong>Aus</strong>einanderklaffen<br />
der Schere zwischen Arm <strong>und</strong> Reich<br />
in der Gegenwart <strong>und</strong> sind Ursache<br />
Politik<br />
Armut im Alter<br />
Literatur<br />
Christoph Butterwegge, Krise <strong>und</strong><br />
Zukunft des Sozialstaates, 3. Aufl.<br />
Wiesba<strong>den</strong> 2006<br />
Christoph Butterwegge/Michael<br />
Kl<strong>und</strong>t/Matthias Belke-Zeng, Kinderarmut<br />
in Ost- <strong>und</strong> Westdeutschland,<br />
2. Aufl. Wiesba<strong>den</strong> 2008<br />
Christoph Butterwegge, Armut in<br />
einem reichen Land. Wie das Problem<br />
verharmlost <strong>und</strong> verdrängt wird,<br />
Frankfurt am Main/New York 2009<br />
für künftige geringe Rentenansprüche.<br />
Dementsprechend setzt sich die<br />
neue Landesregierung auf Betreiben<br />
des Koalitionspartners SPD ausdrücklich<br />
für tarifgerechte Einkommen,<br />
gute Arbeit, faire Löhne <strong>und</strong><br />
eine aktive Arbeitsmarktpolitik zur<br />
Bekämpfung von Langzeitarbeitslosigkeit<br />
ein. Eine derartige Politik hilft<br />
<strong>den</strong> Menschen in der Phase ihrer<br />
aktiven Arbeit <strong>und</strong> im Alter, sie sichert<br />
<strong>den</strong> Wirtschaftsstandort Thüringen,<br />
vermeidet Abwanderung <strong>und</strong> Fachkräftemangel<br />
<strong>und</strong> sorgt für mehr soziale<br />
Gerechtigkeit.<br />
Frage: Die Armutsrisikoquote von Älteren<br />
war in <strong>den</strong> vergangenen Jahrzehnten<br />
relativ gering. Wohlfahrts-<br />
<strong>und</strong> Sozialverbände schätzen ein,<br />
dass sie aber in <strong>den</strong> nächsten Jahren<br />
drastisch steigen wird. Wie schätzen<br />
Sie diese Situation für Thüringen ein?<br />
Worauf müssen sich ältere Menschen<br />
einstellen?<br />
Antwort: Wie ich schon sagte, wird<br />
der Anteil von Menschen mit geringem<br />
Alterseinkommen zunehmen.<br />
Neben <strong>den</strong> niedrigen Löhnen trägt<br />
-4-<br />
Zur Person<br />
Prof. Dr. Christoph Butterwegge,<br />
geb. 1951, lehrt seit 1998 Politikwissenschaft<br />
an der Universität zu<br />
Köln.<br />
die nach der Wende häufige Unterbrechung<br />
der Erwerbsbiografien<br />
durch Arbeitslosigkeit dazu bei. Diese<br />
Entwicklung muss man zunächst<br />
realistisch zur Kenntnis nehmen. Politische<br />
Aufgabe im B<strong>und</strong>, im Land<br />
<strong>und</strong> <strong>den</strong> Kommunen muss es sein,<br />
Lebensqualität <strong>und</strong> Teilhabe am<br />
gesellschaftlichen Leben auch <strong>und</strong><br />
besonders <strong>den</strong> Menschen zu ermöglichen,<br />
die zukünftig nur über<br />
geringe Renteneinkommen verfügen<br />
wer<strong>den</strong>.<br />
Frage: Sozialwissenschaftler sehen<br />
eine wesentliche Ursache für<br />
die drohende Altersarmut in <strong>den</strong><br />
schwierigen Arbeitsmarktbedingungen<br />
für Ältere, in <strong>den</strong> veränderten<br />
sozialstaatlichen Rahmenbedingungen<br />
<strong>und</strong> in der veränderten Sozialgesetzgebung,<br />
insbesondere der<br />
sog. Harz IV-Gesetzgebung <strong>und</strong> dem<br />
Rentenrecht. Was kann die Politik auf<br />
B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Landesebene, was können<br />
Kommunen tun, um Armut im<br />
Alter zu verhindern?
Antwort: Auch wenn ich mich wiederhole:<br />
Zunächst <strong>und</strong> vor allen<br />
Dingen ist es mein Ziel, Arbeitslosigkeit<br />
zu beseitigen <strong>und</strong> Rahmenbedingungen<br />
für gute Arbeit <strong>und</strong><br />
faire Löhne zu schaffen. Dies kann<br />
nur im gemeinsamen Handeln aller<br />
drei politischen Ebenen gelingen.<br />
Das Spektrum der politischen<br />
Handlungsmöglichkeiten reicht vom<br />
guten Bildungsangebot von früher<br />
Kindheit an <strong>und</strong> für alle Kinder über<br />
die individuelle Förderung <strong>und</strong> Beratung<br />
arbeitsloser Menschen bis hin<br />
zu gesetzlich geregelten Mindestlöhnen,<br />
aktiver Arbeitsmarktpolitik,<br />
gezielter Wirtschaftsförderung <strong>und</strong><br />
einem Vergabegesetz, welches z. B.<br />
für existenzsichernde Einkommen<br />
sorgt. In all <strong>den</strong> Bereichen ist die<br />
neue Landesregierung bereits tätig<br />
gewor<strong>den</strong> – da hat ein Kurswechsel<br />
stattgefun<strong>den</strong>. Darüber hinaus müssen<br />
wir die Rentengesetzgebung auf<br />
B<strong>und</strong>esebene auch unter dem Blickpunkt<br />
der Vermeidung von Altersarmut<br />
überprüfen.<br />
Frage: Armut ist nach unserer Überzeugung<br />
nicht nur eine Frage des<br />
Einkommens, sondern auch der sozialen<br />
Kontakte, der Bildung, der<br />
Selbsthilfepotentiale. Wo sehen Sie<br />
die Verantwortung von Wohlfahrtsverbän<strong>den</strong>,<br />
die zunehmend unter<br />
ökonomischem Druck stehen <strong>und</strong><br />
die ihre Leistungen für Notlei<strong>den</strong>de<br />
refinanziert sehen wollen? Wo sehen<br />
sie angesichts der Haushaltszwänge<br />
Handlungsmöglichkeiten der Kommunen,<br />
die freiwillige Leistungen<br />
kürzen, um soziale Netzwerke zu erhalten<br />
<strong>und</strong> zu schaffen.<br />
Antwort: Ich will hier nicht bagatellisieren,<br />
unter welchem Druck<br />
die öffentlichen Haushalte stehen.<br />
Dennoch bin ich der festen Überzeugung,<br />
dass die Gewährleistung<br />
von Teilhabe <strong>und</strong> die Stärkung der<br />
Selbsthilfepotenziale im Bereich der<br />
Politik<br />
Armut im Alter<br />
gesamten Sozialpolitik – von jung<br />
bis alt – ausbaufähig sind. Dies zu<br />
leisten wird eine Frage der politischen<br />
Prioritätensetzung vor allem<br />
in <strong>den</strong> Kommunen, aber auch beim<br />
Land sein wie auch innerhalb der<br />
Verbände. Lassen Sie es mich so sagen:<br />
Unser Ziel muss es sein, mehr<br />
Teilhabe <strong>und</strong> mehr Mitbestimmung<br />
älterer Menschen vor allem dort zu<br />
erreichen, wo die Menschen leben<br />
– also in unseren Dörfern <strong>und</strong> Städten.<br />
Eines ist mir dabei besonders<br />
wichtig: Die Vermeidung von Vereinsamung<br />
im Alter muss auf der Prioritätenliste<br />
in <strong>den</strong> Verbän<strong>den</strong> <strong>und</strong> bei<br />
<strong>den</strong> politi schen Entscheidungsträgern<br />
ganz oben stehen.<br />
Frage: Armutsprävention orientiert<br />
bei Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen auf<br />
gute Bildung <strong>und</strong> gleiche Bildungschancen,<br />
bei jungen Erwachsenen<br />
auf qualifizierte <strong>Aus</strong>bildungsplätze<br />
<strong>und</strong> schnelle Integration in <strong>den</strong> Arbeitsmarkt,<br />
bei Arbeitslosen <strong>und</strong> Harz<br />
IV-Empfängern auf das Fordern <strong>und</strong><br />
Fördern, d.h. auf eine schnelle Reintegration<br />
in <strong>den</strong> Arbeitsmarkt. Andere<br />
Forderungen zielen auf einen<br />
Mindestlohn, kapitalgedeckte Altersvorsorge<br />
<strong>und</strong> Eigentumsbildung.<br />
Wo sehen Sie aber armutspräventive<br />
Ressourcen bei Älteren, vor allem<br />
dann, wenn sie das 65. Lebensjahr<br />
bereits überschritten haben?<br />
Antwort: Zu <strong>den</strong> armutspräventiven<br />
Maßnahmen während der Kinder-<br />
<strong>und</strong> Jugendzeit sowie des Erwerbslebens<br />
habe ich zuvor bereits das<br />
Wesentliche gesagt. Wenn das Rentenalter<br />
erreicht ist, wird eine materielle<br />
Verbesserung der Lebenssituation<br />
des Einzelnen mit staatlichen<br />
Mitteln angesichts der Finanzsituation<br />
der öffentlichen Haushalte realistisch<br />
nicht im Vordergr<strong>und</strong> stehen.<br />
Armutsprävention im Alter ist meines<br />
Erachtens eben mehr als die Steigerung<br />
geringer Renteneinkommen.<br />
Mir geht es z. B. um die Gewähr-<br />
-5-<br />
leistung eines seniorenfre<strong>und</strong>lichen<br />
Umfeldes einschließlich der dafür<br />
erforderlichen öffentlichen <strong>und</strong> privaten<br />
Infrastruktur, vom Verkehrsmittel<br />
über <strong>den</strong> Einkauf bis hin zur ärztlichen<br />
Versorgung. Es geht mir um<br />
generationsübergreifendes Zusammenleben<br />
in unseren Dörfern <strong>und</strong><br />
Städten. Es geht mir um das aktive<br />
ehrenamtliche Einbringen der Erfahrungen<br />
<strong>und</strong> der Kompetenzen älter<br />
Menschen in Vereine <strong>und</strong> Verbände<br />
<strong>und</strong> die Gestaltung ihres Lebensumfeldes.<br />
Fazit: Es geht mir um umfassende<br />
Teilhabe <strong>und</strong> Vermeidung<br />
von Einsamkeit der Menschen nach<br />
Abschluss ihrer aktiven Berufslaufbahn.<br />
All das ist eben auch aktive<br />
Armutsprävention. Ich bin mir sicher,<br />
dass wir dabei sowohl in der Politik<br />
als auch in <strong>den</strong> Verbän<strong>den</strong> noch viel<br />
zu leisten haben <strong>und</strong> noch viel leisten<br />
können. Selbst ohne zusätzliche<br />
finanziellen Mittel – das gehört zur<br />
ehrlichen Debatte in der derzeitigen<br />
Wirtschaftskrise unseres Landes <strong>und</strong><br />
der gesamten EU.<br />
Heike Taubert<br />
Zur Person:<br />
Heike Taubert ist seit 2004 Mitglied<br />
des Thüringer Landtages <strong>und</strong> seit<br />
November 2009 Ministerin für Soziales,<br />
Familie <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit in der<br />
Thüringer Landesregierung.
Kein Geld<br />
für Bestattungskosten<br />
Nach einer Meldung der Thüringer<br />
Allgemeinen Zeitung vom 30. März<br />
2010 müssen Thüringer Kommunen<br />
zunehmend die Kosten für Bestattungen<br />
tragen. Seit 2005 steigt die Zahl<br />
der Fälle zur Übernahme der Bestattungskosten<br />
stetig an. Im Jahr 2008<br />
gab die öffentliche Hand in Thüringen<br />
1,1 Millionen Euro für private<br />
Beerdigungen aus. Der Betrag lag<br />
2005 noch bei 741.000 Euro. Für<br />
das vergangene Jahr hat das Landesamt<br />
für Statistik noch keine offiziellen<br />
Zahlen veröffentlicht. Allerdings<br />
ergab eine Umfrage der Thüringer<br />
Allgemeinen bei <strong>den</strong> Sozialämtern,<br />
dass auch 2009 die Kosten in <strong>den</strong><br />
meisten Landkreisen <strong>und</strong> kreisfreien<br />
Städten leicht gestiegen sind.<br />
In Erfurt wuchsen die Fälle der auf<br />
Kommunalkosten vorgenommenen<br />
Bestattungen von 114 auf 119 an.<br />
Diese Entwicklung lässt sich auch<br />
b<strong>und</strong>esweit verfolgen. Laut einer TA-<br />
Anfrage beim B<strong>und</strong>esverband der<br />
Bestatter wer<strong>den</strong> – mit steigender<br />
Ten<strong>den</strong>z – bis zu 15 % aller Beerdigungen<br />
von <strong>den</strong> Kommunen übernommen.<br />
Mit Sorge reagierte auch die Thüringer<br />
Sozialministerin Heike Taubert<br />
(SPD). Die Zahlen seien ein Zeichen<br />
dafür, dass die Schere zwischen<br />
arm <strong>und</strong> reich immer weiter auseinanderklafft,<br />
sagte Taubert der TA.<br />
In Zukunft müssten viele mit einer<br />
Rente unterhalb des Niveaus der<br />
Gr<strong>und</strong>sicherung zurechtkommen.<br />
Daher werde sich das Phänomen<br />
der Altersarmut noch verschärfen.<br />
Kritik am bürokratischen Umgang<br />
mit <strong>den</strong> Anträgen äußert der Paritätische<br />
Wohlfahrtsverband in Thüringen.<br />
Zum einen werde das Sozialgesetzbuch<br />
in der Praxis sehr<br />
unterschiedlich ausgelegt <strong>und</strong> zum<br />
Aktuelles<br />
Bestattungskosten - Wie bezahlen?<br />
anderen lasse die Bearbeitungszeit<br />
zu wünschen übrig, sagte Sprecher<br />
Stephan Werner.<br />
Als unsozial <strong>und</strong> inhuman beklagte<br />
auch der Bestatter-Verband die Verwaltungspraxis.<br />
Obwohl die Rechtsprechung<br />
eindeutig sei, blieben<br />
viele Unternehmen auf <strong>den</strong> Kosten<br />
sitzen, da die Ämter nicht wie vorgeschrieben<br />
in Vorleistung gehen,<br />
sagte Sprecher Rolf Lichtner.<br />
Robert Friedrich<br />
Landesseniorenvertretung<br />
Thüringen e. V.<br />
Übernahme von Bestattungskosten<br />
nach § 74 SGB XII<br />
Rechtgr<strong>und</strong>lage für die Übernahme<br />
von Bestattungskosten ist<br />
§ 74 SGB XII. Danach wer<strong>den</strong> die<br />
erforderlichen Kosten für eine Bestattung<br />
übernommen, soweit <strong>den</strong><br />
hierzu Verpflichteten nicht zugemutet<br />
wer<strong>den</strong> kann, die Kosten zu<br />
tragen.<br />
In welchem Fall kann ich die<br />
Übernahme von Bestattungskosten<br />
beantragen?<br />
Eine Leistung kommt gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
nur dann in Betracht, wenn die /<br />
der Verstorbene keinen (ausreichen<strong>den</strong>)<br />
Nachlass hinterlassen<br />
hat <strong>und</strong> die Verpflichteten nicht<br />
in der Lage sind, die Kosten aus<br />
eigenen Mitteln zu tragen <strong>und</strong> es<br />
keine anderen Personen gibt, die<br />
zur Leistung verpflichtet sind.<br />
Wer kann die Übernahme von<br />
Bestattungskosten beantragen?<br />
Eine Übernahme der Bestattungskosten<br />
kann beantragen, wer<br />
rechtlich verpflichtet ist, die Bestattungskosten<br />
zu tragen. Dies sind<br />
vertraglich Verpflichtete (z. B. aus<br />
einem notariellen Vertrag heraus),<br />
der Erbe oder die Erben, der Vater<br />
des Kindes beim Tode der nicht mit<br />
-6-<br />
ihm verheirateten Mutter infolge<br />
der Schwangerschaft oder der Entbindung,<br />
die Unterhaltspflichtigen<br />
(Ehegatte, Abkömmlinge, Eltern),<br />
soweit die Kosten nicht von <strong>den</strong><br />
Erben getragen wer<strong>den</strong> oder derjenige,<br />
der aufgr<strong>und</strong> einer öffentlich-rechtlichen<br />
Bestattungspflicht<br />
tätig gewor<strong>den</strong> ist <strong>und</strong> die Kosten<br />
zu tragen hat.<br />
Welche Bestattungskosten wer<strong>den</strong><br />
übernommen?<br />
Es können nur die unter sozialhilferechtlichen<br />
Aspekten erforderlichen<br />
Bestattungskosten übernommen<br />
wer<strong>den</strong>.<br />
Wer ist zuständig für die Bearbeitung<br />
<strong>und</strong> Übernahme der<br />
Bestattungskosten?<br />
Falls die Verstorbene / der Verstorbene<br />
bis zum Tode Sozialhilfe<br />
nach dem SGB XII erhalten hat,<br />
ist die Behörde, die diese Leistungen<br />
gewährt hat, in anderen Fällen<br />
die Gemeinde oder Stadt am<br />
Sterbeort (nicht Wohnort). Falls der<br />
Verstorbene Leistungen der Gr<strong>und</strong>sicherung<br />
für Arbeitssuchende (Arbeitslosengeld<br />
II) nach dem SGB II<br />
erhalten hat, ist ebenfalls die Gemeinde<br />
/ Stadt, in dem der Sterbeort<br />
liegt, zuständig.<br />
Quelle: www.erkelenz.de
„Gleiche Chancen<br />
für alle“<br />
Dritter Sozialgipfel von Thüringer<br />
Sozialverbän<strong>den</strong> <strong>und</strong> der Landesseniorenvertretung<br />
Die Teilnehmer des Dritten Thüringer<br />
Sozialgipfels haben am<br />
10. Juni 2010 im Erfurter Landtag<br />
eine gemeinsame Erklärung beschlossen.<br />
Darin fordern die Vertreter<br />
der Thüringer Volkssolidarität,<br />
des Thüringer <strong>Senioren</strong>verbandes<br />
BRH e. V., des Sozialverbandes VdK<br />
Hessen-Thüringen, des Sozialverbandes<br />
Deutschland Landesverband<br />
Thüringen (SoVD) gemeinsam mit der<br />
Landesseniorenvertretung Thürin-<br />
gen e. V. die Politik auf, schnellstens<br />
für bestimmte soziale <strong>und</strong> soziokulturelle<br />
Aufgaben entsprechende Rahmenbedingungen<br />
zu schaffen.<br />
Die über 150 Tagungsteilnehmer<br />
waren sich einig: <strong>Senioren</strong> brauchen<br />
mehr Teilhabe an gesellschaftlichen<br />
Entscheidungen <strong>und</strong> Sicherheit in<br />
der eigenen Lebensplanung, gesellschaftliche<br />
Vertretung auf kommunaler<br />
<strong>und</strong> auf Landesebene sowie<br />
eine zuverlässige Absicherung der<br />
Lebensrisiken im Alter, die Altersarmut<br />
vermeidet. <strong>Senioren</strong> sind bereit,<br />
ihren Anteil zur Bewahrung des Sozialstaates<br />
<strong>und</strong> zur Generationengerechtigkeit<br />
zu leisten. Allerdings<br />
Aktuelles<br />
Sozialgipfel<br />
fordern sie dazu vom Staat Unterstützung<br />
sowie Würdigung ihrer<br />
Leistungen. Die Redner gingen dabei<br />
auf unterschiedliche Weise der<br />
Frage nach: „Ist Thüringen sozial?“<br />
Im Eingangsreferat zeichnete Prof.<br />
Dr. Ronald Lutz nicht nur Defizite<br />
auf, sondern gab auch Denkanstöße.<br />
Lutz prägte die Worte der „erschöpften<br />
Menschen <strong>und</strong> Familien,“<br />
die der Hilfe bedürfen. Er bezog sich<br />
auf die Kindergr<strong>und</strong>sicherung, flexible<br />
Betreuungsangebote für Kinder<br />
sowie auf einen Familienlastenausgleich.<br />
Der Erfurter Dozent mahnte<br />
ein Langzeit<strong>den</strong>ken an. „Die Chancen<br />
für <strong>den</strong> Zugang zur Bildung, Kultur<br />
<strong>und</strong> zu anderen Lebensbereichen<br />
müssen gleich sein!“<br />
Anschließend forderte der Landesvorsitzende<br />
Dr. Frank-Michael Pietzsch<br />
Kommune, Land <strong>und</strong> B<strong>und</strong> auf, alles<br />
zu tun, um soziokulturelle Arbeit<br />
zu fördern <strong>und</strong> nicht durch Kürzungen<br />
von freiwilligen Leistungen <strong>den</strong><br />
sozialen Frie<strong>den</strong> zu gefähr<strong>den</strong>. Er<br />
betonte, dass die öffentliche Hand<br />
aller Ebenen ihrer Verpflichtung zur<br />
Schaffung der materiellen Voraussetzungen<br />
für diese Arbeit gerecht<br />
wer<strong>den</strong> muss. Der Landesvorsitzende<br />
des Thüringer <strong>Senioren</strong>verbandes<br />
BRH, Günther Nickol, betonte in seinem<br />
Referat die Notwendigkeit einer<br />
gesicherten Altersversorgung als<br />
wichtige Voraussetzung für Partizipation<br />
älterer Menschen. Ein entschei-<br />
-7-<br />
<strong>den</strong>der Schritt sei die Angleichung<br />
der Rentenwerte in ost <strong>und</strong> west.<br />
Der stellv. Landesvorsitzende des Sozialverbandes<br />
VdK Hessen-Thüringen<br />
wusste indes um die Bedeutung der<br />
sozialrechtlichen Beratung <strong>und</strong> Vertretung<br />
der Bürger. Dr. Claus Junker<br />
forderte die Beibehaltung der eigenständigen<br />
Sozialgerichtsbarkeit, die<br />
gr<strong>und</strong>sätzliche Gebührenfreiheit der<br />
Verfahren sowie die Verkürzung der<br />
Verfahrensdauer.<br />
Letztendlich positionierte sich die Vorsitzende<br />
der Landesseniorenvertretung<br />
Irene Ellenberger zu konkreten<br />
Rahmenbedingungen für Partizipation.<br />
Ihre Vorschläge für ein <strong>Senioren</strong>mitwirkungsgesetz<br />
<strong>und</strong> Ehrenamtsgesetz<br />
stießen auf Zustimmung.<br />
Vertreter aller Fraktionen kamen in<br />
einem Podiumsgespräch zu Wort.<br />
„Wir brauchen Solidarität <strong>und</strong> wissen<br />
um die Bedeutung des Ehrenamtes,“<br />
stellte die Schirmherrin Birgit Diezel<br />
in ihren Schlussworten fest. „Und<br />
wir erinnern die Politiker an ihre<br />
Zusagen,“ meinte abschließend Dr.<br />
Frank-Michael Pietzsch. Denn mit<br />
einer gemeinsamen Stimme wer<strong>den</strong><br />
in <strong>den</strong> nächsten Tagen <strong>und</strong> Wochen<br />
die Politik <strong>und</strong> Gesellschaft vom Dritten<br />
Thüringer Sozialgipfel <strong>und</strong> seiner<br />
Erklärung hören <strong>und</strong> eine erneute<br />
Diskussion ankurbeln.<br />
Die gemeinsame Erklärung zum Dritten<br />
Sozialgipfel fin<strong>den</strong> Sie unter:<br />
www.landesseniorenvertretungthueringen.de.<br />
Kirsten Seyfarth<br />
Pressesprecherin der Volkssolidarität<br />
Thüringen<br />
Tel.: 0361/51 15 96 70<br />
Kirsten.seyfarth@volkssolidaritaet.de<br />
In der ersten Reihe die Vorsitzen<strong>den</strong> der Sozialverbände<br />
sowie der Landesseniorenvertretung<br />
auf dem Dritten Thüringer Sozialgipfel.<br />
In der zweiten Reihe die sozialpolitischen<br />
Sprecher der Landtagsfraktionen.
Sozialstaat <strong>und</strong> soziale<br />
Rechte<br />
Die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />
versteht sich als sozialer Rechtsstaat.<br />
Dieser Verfassungsgr<strong>und</strong>satz unterliegt<br />
der sogenannten Ewigkeitsklausel.<br />
Seine Änderung ist ausgeschlossen.<br />
Er impliziert, dass der Staat in<br />
seinem Handeln soziale Sicherheit<br />
<strong>und</strong> soziale Gerechtigkeit anstrebt,<br />
um die Teilnahme aller an <strong>den</strong> gesellschaftlichen<br />
<strong>und</strong> politischen Entwicklungen<br />
zu gewährleisten. Der<br />
Staat stellt sich damit das Ziel, Lebensrisiken<br />
von Menschen <strong>und</strong> soziale<br />
Folgewirkungen abzufedern.<br />
Die mit diesem Verfassungsgr<strong>und</strong>satz<br />
verbun<strong>den</strong>en sozialen Rechte<br />
verfolgen das Ziel, allen Menschen<br />
gleiche Zugangschancen zu zentralen<br />
gesellschaftlichen Lebensbereichen<br />
zu gewähren. Sie beziehen<br />
sich nicht nur auf ein auskömmliches<br />
Einkommen, sondern auf Bildung,<br />
Erziehung, Ges<strong>und</strong>heit, Ernährung,<br />
Wohnung, Arbeit, soziale <strong>und</strong> kulturelle<br />
Teilhabe. 1<br />
Armut<br />
In der Sozialwissenschaft <strong>und</strong> Sozialpolitik<br />
unterscheidet man absolute<br />
<strong>und</strong> relative Armut. Absolute Armut<br />
meint existenzgefähr<strong>den</strong>de Armut.<br />
Sie liegt dann vor, wenn mehrere<br />
Problemlagen zusammenwirken,<br />
etwa Langzeitarbeitslosigkeit, geringes<br />
Einkommen, Obdachlosigkeit,<br />
Drogenmissbrauch, Straffälligkeit,<br />
ges<strong>und</strong>heitliche Einschränkungen,<br />
fehlende soziale Netzwerke <strong>und</strong> geringe<br />
Sozialkompetenz. Zu <strong>den</strong> extrem<br />
von Armut Betroffenen zählen<br />
in Deutschland laut 3. Armuts- <strong>und</strong><br />
Reichtumsbericht immerhin 260.000<br />
wohnungslose Menschen.<br />
Relative Armut bemisst sich am<br />
Versorgungsgrad des Durchschnitts<br />
der Bevölkerung. Sie bezieht sich<br />
auf die Versorgung eines Menschen<br />
unterhalb eines durchschnittlichen<br />
Informationen<br />
Sozialstaat <strong>und</strong> soziale Rechte<br />
Maßes innerhalb einer Gesellschaft.<br />
D. h., arm ist, wer <strong>den</strong> in der Gesellschaft<br />
allgemein anerkannten<br />
minimalen Konsumstandard unterschreitet.<br />
Sie ist <strong>Aus</strong>druck einer<br />
Unterversorgung in verschie<strong>den</strong>en<br />
essentiellen Lebensbereichen wie Ernährung,<br />
Ges<strong>und</strong>heit, Einkommen,<br />
soziale <strong>und</strong> kulturelle Teilhabe.<br />
Einkommensarmut<br />
Sie bezieht Armutsphänomene auf<br />
einkommensbezogene Ressourcen.<br />
Dabei wer<strong>den</strong> vier Schweregrade<br />
unterschie<strong>den</strong>: Strenge Armut liegt<br />
vor, wenn das Einkommen eines<br />
Haushaltes unter 40 %, Armut, wenn<br />
es unter 50 %, milde Armut wenn es<br />
unter 60 % <strong>und</strong> prekärer Wohlstand<br />
wenn es unter 75 % des gewichteten<br />
Nettoäquivalenzeinkommens liegt.<br />
Lebenslagen (im Alter)<br />
Das Lebenslagekonzept steht in gewissem<br />
Sinne konträr zum Konzept<br />
der Einkommensarmut. Es rekurriert<br />
nicht nur auf die Verfügbarkeit von<br />
ökonomischen Ressourcen, sondern<br />
zieht die Gesamtlebenssituation in<br />
Betracht. Es unterscheidet folgende<br />
Bereiche:<br />
- die Wohnung, die Wohnfläche<br />
pro Kopf, <strong>Aus</strong>stattung, Miethöhe<br />
u.a.m.;<br />
- das Wohnumfeld, die Versorgungsinfrastruktur,Verkehrsanbindung,<br />
Sozialstruktur, Sicherheit,<br />
Belästigungspotentiale;<br />
- Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> mögliche Beeinträchtigungen,<br />
Behinderungen<br />
oder Pflegebedürftigkeit, Ressourcen<br />
zur ges<strong>und</strong>heitsbezogenen<br />
Selbsthilfe <strong>und</strong> zur Nutzung von<br />
Ressourcen des Ges<strong>und</strong>heitssystems;<br />
- das Einkommen <strong>und</strong> Vermögen,<br />
Nettohaushaltseinkommen,<br />
Vermögenswerte, Wertanlagen;<br />
- die Erwerbstätigkeit <strong>und</strong> die<br />
damit zusammenhängen<strong>den</strong> Arbeitsbedingungen,<br />
die Arbeitszu-<br />
-8-<br />
frie<strong>den</strong>heit <strong>und</strong> arbeitsrechtliche<br />
Situation (Vollzeit oder Teilzeit, befristet<br />
oder unbefristet);<br />
- die Freizeit, Freizeitaktivitäten,<br />
Urlaubsmöglichkeiten, Einbindung<br />
durch bürgerschaftliches Engagement;<br />
- die Einbindung in soziale<br />
Netzwerke, Hilfepotentiale in<br />
der Verwandtschaft, Fre<strong>und</strong>schaften,<br />
Hilfepotentiale in der Nachbarschaft;<br />
- die Bildung, Schul- <strong>und</strong> <strong>Aus</strong>bildungsabschlüsse,<br />
Bildung als<br />
Ressource zur aktiven Lebensbewältigung<br />
<strong>und</strong> Selbsthilfe, als<br />
Gradmesser für Kompetenzen zur<br />
aktiven Lebensgestaltung;<br />
- die Zufrie<strong>den</strong>heit, d. h. wie<br />
subjektive Bewertung der eigenen<br />
Lebenssituation <strong>und</strong> der eigenen<br />
Lebenschancen <strong>und</strong> –risiken.<br />
Während in einem auf ökonomische<br />
Ressourcen orientierten Armutskonzept<br />
ältere Menschen derzeit nicht<br />
als Problemgruppe wahrgenommen<br />
wer<strong>den</strong>, können in einem auf<br />
Lebenslagen orientierten Konzept<br />
Lebensbedürfnisse von Älteren <strong>und</strong><br />
insbesondere Hochaltrigen differenziert<br />
beschrieben <strong>und</strong> i<strong>den</strong>tifiziert<br />
wer<strong>den</strong>.<br />
Armutsrisikoquote<br />
Sie gibt an, wie hoch der Anteil der<br />
Personen mit einem Einkommen unterhalb<br />
der Armutsrisikoschwelle an<br />
der Bevölkerung ist. Sie bezieht sich<br />
in der Regel auf das Einkommen. Sie<br />
gibt in der Regel die Zahl der Personen<br />
mit einem Nettoäquivalenzeinkommen<br />
(berechnet auf Gr<strong>und</strong>lage<br />
der alten OECD-Skala) von weniger<br />
als 50 bzw. 60 % vom arithmetischen<br />
Mittel der Nettoäquivalenzeinkommen<br />
der Gesamtbevölkerung je 100<br />
Personen der Bevölkerung an. Die<br />
Armutsrisikoquote differenziert nach<br />
Alter lag 2007 bei <strong>den</strong><br />
- bis 15-Jährigen: bei 15,0 %<br />
- bei 16-24-Jährigen: bei 19,1%
Informationen<br />
Sozialstaat <strong>und</strong> soziale Rechte<br />
- bei 25-49-Jährigen: bei 13,5%<br />
- bei 50-64-Jährigen: 11,5 %<br />
- bei über 65-Jährigen: bei 11,4 %<br />
- bei Arbeitslosen liegt sie bei ca. 40 %,<br />
- bei Alleinerziehen<strong>den</strong> bei ca. 35 %,<br />
bei Frauen ist sie höher als bei Männern,<br />
bei kinderreichen Familien<br />
höher als bei Familien ohne Kinder<br />
oder nur mit ein oder zwei Kindern.<br />
Sie stieg in <strong>den</strong> letzten Jahren auch<br />
bei Erwerbstätigen an.<br />
Quelle: www.armutsatlas.de<br />
Altersarmut<br />
Altersarmut ist verglichen etwa mit<br />
der Armut von Kindern oder Alleinerziehen<strong>den</strong><br />
derzeit kein akutes gesellschaftliches<br />
Problem. Das Armutsrisiko<br />
Älterer hat trotz schwieriger<br />
wirtschaftlicher Rahmenbedingungen<br />
nicht wesentlich zugenommen.<br />
Ende 2006 bezogen nur 2,6% der<br />
Frauen <strong>und</strong> 1,8% der Männer <strong>und</strong><br />
damit insgesamt 2,3% der Men-<br />
-9-<br />
schen im Alter ab 65 Jahren Gr<strong>und</strong>sicherung<br />
im Alter <strong>und</strong> bei Erwerbsminderung.<br />
2 Trotz eines Anstiegs der<br />
Empfänger der Gr<strong>und</strong>sicherung im<br />
Alter liegt der prozentuale Anteil in<br />
Thüringen aufgr<strong>und</strong> der Erwerbstätigkeit<br />
der Frauen in <strong>den</strong> vergangenen<br />
Jahrzehnten noch unter dem<br />
B<strong>und</strong>esdurchschnitt.<br />
Diese Bestandsaufnahme sagt aber<br />
nichts über die Zukunft aus. Niedrige<br />
Alterseinkommen drohen in<br />
Zukunft bei Personengruppen, die<br />
längere Phasen selbständiger oder<br />
unselbständiger Tätigkeit mit geringem<br />
Einkommen, geringfügiger<br />
Beschäftigung, Arbeitslosigkeit oder<br />
familienbedingter Erwerbsunterbrechungen<br />
in ihren Erwerbsbiografien<br />
aufweisen. Gute <strong>Aus</strong>bildung <strong>und</strong><br />
eine möglichst durchgängige Erwerbsbiografie<br />
bei ausreichendem<br />
Einkommen verbessern die Möglichkeiten<br />
für die erforderliche zusätzliche<br />
Altersvorsorge. Sie sind aber<br />
kein Garant mehr für eine lebensstandardsichernde<br />
Rente.<br />
Wohlfahrtsverbände vermuten, dass<br />
die Armutsrisikoquote von Älteren in<br />
<strong>den</strong> nächsten Jahren drastisch steigt.<br />
Gründe sind u. a. die hohe Arbeitslosigkeit<br />
von über 50-Jährigen, die<br />
hohe Anzahl von prekären <strong>und</strong> gering<br />
bezahlten Beschäftigungsverhältnissen<br />
älterer Arbeitnehmer sowie<br />
das veränderte Rentenrecht.<br />
Die Gr<strong>und</strong>sicherung im Alter<br />
<strong>und</strong> bei Erwerbsminderung<br />
§ 41ff. SGB XII ist eine bedarfsorientierte<br />
Sozialleistung zur Sicherstellung<br />
des notwendigen Lebensunterhalts.<br />
Personen die die Altersgrenze<br />
erreicht haben oder wegen Ewerbsminderung<br />
auf Dauer aus dem Erwerbsleben<br />
ausgeschie<strong>den</strong> sind <strong>und</strong><br />
ihren Lebensunterhalt nicht selbst bestreiten<br />
können, erhalten damit eine<br />
Unterstützung, mit der das soziokulturelle<br />
Existenzminimum ge deckt<br />
wer<strong>den</strong> kann. Die Gr<strong>und</strong>sicherung
im Alter <strong>und</strong> bei Erwerbsminderung<br />
ist eine Leistung der Sozialhilfe<br />
<strong>und</strong> erfüllt die gleiche Funktion<br />
wie die Hilfe zum Lebensunterhalt,<br />
jedoch für einen speziellen Personenkreis.<br />
Gr<strong>und</strong>sicherung wird nur<br />
auf Antrag gewährt. Zuständig sind<br />
die Sozialämter. Gr<strong>und</strong>sicherung<br />
im Alter <strong>und</strong> bei Erwerbsminde-<br />
Informationen<br />
Sozialstaat <strong>und</strong> soziale Rechte<br />
rung erhält, wer das 18. Lebensjahr<br />
vollendet hat <strong>und</strong> dauerhaft voll<br />
erwerbsgemindert ist im Sinne der<br />
gesetzlichen Rentenversicherung<br />
§ 43 Abs. 2 SGB VI) oder die Altersgrenze<br />
erreicht hat. Die Leistungen<br />
richten sich nach § 42 SGB XII <strong>und</strong><br />
entsprechen <strong>den</strong>en der Hilfe zum Lebensunterhalt<br />
in der Sozialhilfe. Die<br />
Empfänger laufender Hilfe zum Lebensunterhalt insgesamt nach Geschlecht, Altersgruppen <strong>und</strong> Kreisen ( Wohnkreis )<br />
Gebietsstand: 31.12.2008, Quelle: www.tls.thueringen.de<br />
Kreisfreie Stadt<br />
Landkreis<br />
---<br />
Außerhalb Thüringens<br />
Insgesamt<br />
31.12.2008<br />
Insgesamt<br />
unter 7 7 – 18<br />
davon im Alter von ... bis<br />
unter ... Jahren<br />
18 –<br />
25<br />
25 –<br />
50<br />
-10-<br />
50 – 65<br />
Und zwar<br />
Personen<br />
65 <strong>und</strong><br />
mehr<br />
Leistungen wer<strong>den</strong> nach Regelsätzen<br />
pauschaliert bemessen, die von<br />
<strong>den</strong> Landesregierungen festgelegt<br />
wer<strong>den</strong> § 28 Abs. 2 SGB XII). Dazu<br />
kommen die Mehrbedarfe nach<br />
§ 30 SGB XII, etwa bei notwendiger<br />
Krankenkost, die Übernahme der<br />
Kranken- <strong>und</strong> Pflegeversicherungsbeiträge<br />
sowie Leistungen für Un-<br />
männlich weiblich <strong>Aus</strong>länder<br />
Stadt Erfurt 914 50 104 86 324 176 174 505 409 21<br />
Stadt Gera 426 16 21 54 174 106 55 253 173 4<br />
Stadt Jena 306 4 10 34 133 71 54 158 148 1<br />
Stadt Suhl 116 3 9 6 43 33 22 70 46 1<br />
Stadt Weimar 289 10 48 43 102 46 40 168 121 7<br />
Stadt Eisenach 355 11 21 32 169 85 37 208 147 14<br />
Eichsfeld 441 4 18 21 137 126 135 237 204 1<br />
Nordhausen 393 11 22 32 164 73 91 213 180 4<br />
Wartburgkreis 289 2 5 19 104 90 69 166 123 1<br />
Unstrut-Hainich-Kreis 532 18 27 38 172 149 128 268 264 -<br />
Kyffhäuserkreis 293 13 19 20 99 78 64 152 141 -<br />
Schmalkal<strong>den</strong>-Meiningen 292 1 20 21 92 86 72 161 131 1<br />
Gotha 494 9 36 35 205 121 88 302 192 2<br />
Sömmerda 263 12 54 45 71 30 51 159 104 -<br />
Hildburghausen 297 2 16 24 118 64 73 171 126 2<br />
Ilm-Kreis 367 14 60 39 126 74 54 213 154 1<br />
Weimarer Land 328 13 17 18 127 104 49 181 147 1<br />
Sonneberg 150 1 3 5 61 47 33 77 73 -<br />
Saalfeld-Rudolstadt 455 13 69 41 161 108 63 284 171 1<br />
Saale-Holzland-Kreis 175 10 7 20 73 40 25 102 73 1<br />
Saale-Orla-Kreis 402 14 42 67 154 61 64 234 168 -<br />
Greiz 312 9 21 31 127 78 46 204 108 -<br />
Altenburger Land 309 8 16 15 105 82 83 173 136 5<br />
Thüringen zusammen 8198 248 665 746 3041 1928 1570 4659 3539 68<br />
Außerhalb Thüringens 482 2 16 82 181 101 100 270 212 2<br />
Insgesamt 8680 250 681 828 3222 2029 1670 4929 3751 70
Informationen<br />
Armut in Pflegeeinrichtungen<br />
terkunft <strong>und</strong> Heizung. Anspruch auf<br />
Leistungen der Gr<strong>und</strong>sicherung im<br />
Alter <strong>und</strong> bei Erwerbsminderung haben<br />
die berechtigten Personen nur,<br />
soweit der Lebensunterhalt nicht aus<br />
dem Einkommen <strong>und</strong>/oder dem Vermögen<br />
sichergestellt wer<strong>den</strong> kann.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der niedriger wer<strong>den</strong><strong>den</strong><br />
Renteneinkommen ist ein starker Anstieg<br />
der Empfänger zu erwarten, die<br />
Gr<strong>und</strong>sicherung im Alter beziehen.<br />
R<strong>und</strong> ein Viertel der Gr<strong>und</strong>sicherungsbezieher<br />
leben gegenwärtig in<br />
stationären Einrichtungen. Pflegebedürftigkeit<br />
in stationären Einrichtungen<br />
wird aufgr<strong>und</strong> der steigen<strong>den</strong><br />
Heimentgelte <strong>und</strong> der geringer wer<strong>den</strong><strong>den</strong><br />
Rentenzahlbeträge ein hohes<br />
Armutsrisiko.<br />
§ 71 Altenhilfe SGB XII sagt folgendes<br />
aus:<br />
(1) Alten Menschen soll außer <strong>den</strong><br />
Leistungen nach <strong>den</strong> übrigen Bestimmungen<br />
dieses Buches Altenhilfe<br />
gewährt wer<strong>den</strong>. Die Altenhilfe soll<br />
dazu beitragen, Schwierigkeiten, die<br />
durch das Alter entstehen, zu verhüten,<br />
zu überwin<strong>den</strong> oder zu mildern<br />
<strong>und</strong> alten Menschen die Möglichkeit<br />
zu erhalten, am Leben in der Gemeinschaft<br />
teilzunehmen.<br />
(2) Als Leistungen der Altenhilfe kommen<br />
insbesondere in Betracht:<br />
1. Leistungen zu einer Betätigung <strong>und</strong><br />
zum gesellschaftlichen Engagement,<br />
wenn sie vom alten Menschen gewünscht<br />
wird,<br />
2. Leistungen bei der Beschaffung <strong>und</strong><br />
zur Erhaltung einer Wohnung, die<br />
<strong>den</strong> Bedürfnissen des alten Menschen<br />
entspricht,<br />
3. Beratung <strong>und</strong> Unterstützung in allen<br />
Fragen der Aufnahme in eine<br />
Einrichtung, die der Betreuung alter<br />
Menschen dient, insbesondere bei<br />
der Beschaffung eines geeigneten<br />
Heimplatzes,<br />
4. Beratung <strong>und</strong> Unterstützung in allen<br />
Fragen der Inanspruchnahme altersgerechter<br />
Dienste,<br />
5. Leistungen zum Besuch von Veranstaltungen<br />
oder Einrichtungen, die<br />
der Geselligkeit, der Unterhaltung,<br />
der Bildung oder <strong>den</strong> kulturellen Bedürfnissen<br />
alter Menschen dienen,<br />
6. Leistungen, die alten Menschen die<br />
Verbindung mit nahe stehen<strong>den</strong> Personen<br />
ermöglichen.<br />
(3) Leistungen nach Absatz 1 sollen<br />
auch erbracht wer<strong>den</strong>, wenn sie der<br />
Vorbereitung auf das Alter dienen.<br />
(4) Altenhilfe soll ohne Rücksicht auf<br />
vorhan<strong>den</strong>es Einkommen oder Vermögen<br />
geleistet wer<strong>den</strong>, soweit im<br />
Einzelfall Beratung <strong>und</strong> Unterstützung<br />
erforderlich sind.<br />
Dr. Jan Steinhaußen, Soziokulturelles<br />
Forum der Marie-Seebach-Stiftung<br />
Weimar, JSteinhaussen@gmx.de<br />
1 Vgl. 3. Armuts- <strong>und</strong> Reichtumsbericht<br />
2008, S.165 f.<br />
2 Vgl. 3. Armuts- <strong>und</strong> Reichtumsbericht<br />
2008, S.V.<br />
Armut in Pflegeeinrichtungen<br />
–<br />
Die wirklich Armen<br />
kommen erst noch<br />
Während in Thüringen die Anzahl<br />
der Empfänger von Leistungen<br />
nach dem 5. bis 9. Kapitel SGB XII<br />
von 2003 bis 2007 insgesamt um<br />
12 Prozent gesunken ist, hat sich die<br />
Anzahl der Empfänger in der Altersgruppe<br />
der über 65-Jährigen um<br />
26 Prozent erhöht.<br />
Die Anzahl der Empfänger von<br />
Gr<strong>und</strong>sicherung im Alter ist von<br />
3.260 im Jahr 2003 auf 4.630 im<br />
Jahr 2007 um 30 Prozent gestiegen.<br />
In Thüringen <strong>und</strong> in Sachsen sind die<br />
Bezugsquoten b<strong>und</strong>esweit <strong>den</strong>noch<br />
mit 0,6 Prozent am niedrigsten.<br />
Hilfe zur Pflege nach SGB XII bezogen<br />
2003 4.802 Personen. 2007<br />
-11-<br />
waren es bereits 5.954 Leistungsempfänger.<br />
Das entspricht einer<br />
Steigerung um 24 Prozent.<br />
Gleichzeitig ist in Deutschland aber<br />
auch die Anzahl der über 65-Jährigen<br />
von 2003 bis 2008 um<br />
14 Prozent gestiegen. 2003 waren<br />
447.747 Menschen 65 Jahre <strong>und</strong><br />
älter, 2008 bereits 512.431. Um<br />
19 Prozent erhöhte sich auch die<br />
Anzahl der Pflegebedürftigen in stationären<br />
Pflegeeinrichtungen, von<br />
16.835 im Jahr 2003 auf 20.052<br />
in 2007.<br />
In <strong>den</strong> 26 Pflegeinrichtungen der<br />
AWO AJS gGmbH hat sich die Anzahl<br />
der Sozialleistungsempfänger<br />
um 18 Prozent erhöht, die Entwicklungen<br />
sind aber im Einzelnen sehr<br />
unterschiedlich. Sie reichen von einer<br />
Zunahme um 33 Prozent bis zu<br />
einem rückläufigen Trend. Auch der<br />
Anteil der Leistungsempfänger gemessen<br />
an der Bewohnerzahl der<br />
Einrichtung liegt bei einer Quote<br />
zwischen 10 bis 45 Prozent.<br />
Ursache hierfür sind unterschiedliche<br />
Kosten in <strong>den</strong> Einrichtungen,<br />
die aus der Höhe des Investitionskostensatzes,<br />
der zwischen 2,56 <strong>und</strong><br />
22 Euro pflegetäglich liegen kann,<br />
resultieren. Die Investitionskosten<br />
bestimmen die Eigenbeteiligung der<br />
Bewohner, die sich je nach Pflegestufe<br />
um bis 600 Euro monatlich unterschei<strong>den</strong><br />
kann. Einkommensschwache<br />
<strong>Senioren</strong> <strong>und</strong> deren Angehörige<br />
wählen deshalb bevorzugt die mit<br />
öffentlichen Mitteln geförderten <strong>und</strong><br />
deshalb preisgünstigeren Einrichtungen,<br />
sofern sie wohnortnah zur Verfügung<br />
stehen.<br />
In der Erfurter Pflegeeinrichtung der<br />
AWO AJS gGmbH liegt der Eigenanteil<br />
für die Bewohner beispielweise<br />
zwischen 689 <strong>und</strong> 963 Euro<br />
monatlich je nach Pflegestufe, das<br />
durchschnittliche Einkommen aus Altersrente<br />
<strong>und</strong> Witwenrente zwischen
800 <strong>und</strong> 1.000 Euro monatlich. Nur<br />
wenige müssen deshalb ergänzende<br />
Hilfen in Anspruch nehmen. „Würde<br />
dieses zusätzliche Einkommen wegfallen,<br />
müsste nahezu jeder Zweite<br />
Sozialleistungen beantragen.“, sagt<br />
Franziska Apley, Einrichtungsleiterin<br />
des Hauses. Diese Einschätzung teilen<br />
auch viele ihrer Kollegen in <strong>den</strong><br />
andern Einrichtungen.<br />
Wirklich schwierig wird die finanzielle<br />
Situation bei <strong>den</strong> ledigen oder<br />
geschie<strong>den</strong>en <strong>und</strong> kinderlosen Bewohnern,<br />
die neben ihrer Altersrente<br />
keine zusätzlichen Einkommen beziehen.<br />
Besonders dann, wenn es<br />
sich um sehr aktive <strong>Senioren</strong> handelt,<br />
die gern noch <strong>Aus</strong>flüge oder<br />
Reisen machen, Bücher kaufen oder<br />
Veranstaltungen besuchen. Das sind<br />
in der Mehrzahl Frauen. Betroffen<br />
sind aber auch Menschen mit vielen<br />
Krankheiten, die zwar zuzahlungsbefreit<br />
sind, aber <strong>den</strong>noch bis zu<br />
80 Euro im Monat für benötigte,<br />
aber nicht verschreibungspflichtige<br />
Medikamente ausgeben müssen.<br />
Insgesamt – so die Einschätzung der<br />
Einrichtungsleiter – können die meisten<br />
Bewohner heute unabhängig, ob<br />
aus ihrem eigenen Einkommen oder<br />
mit ergänzen<strong>den</strong> Sozialleistungen,<br />
gut in <strong>den</strong> Einrichtungen leben. Es<br />
wer<strong>den</strong> hier nur selten Unterschiede<br />
zwischen mittellosen <strong>und</strong> finanziell<br />
gut gestellten <strong>Senioren</strong> deutlich. Defizitäre<br />
Zustände in der sächlichen<br />
<strong>Aus</strong>stattung der Bewohner sind eher<br />
selten. Zudem sind die Zimmer mit<br />
einem sehr guten Standard ausgestattet,<br />
die das Mitbringen von weiteren<br />
Möbelstücken nicht unbedingt<br />
erforderlich machen.<br />
Für viele kann das Leben im Pflegeheim<br />
– unabhängig von der finanziellen<br />
Situation – sogar ein Mehr an<br />
Lebensqualität bedeuten, insbesondere<br />
dann, wenn der ältere Mensch<br />
vorher in der Häuslichkeit isoliert<br />
lebte ohne Angehörige <strong>und</strong> Hilfe<br />
Informationen<br />
Armut in Pflegeeinrichtungen<br />
von außen, ohne geregelte Essenversorgung<br />
oder pflegerische <strong>und</strong><br />
hauswirtschaftliche Betreuung.<br />
Armut im Pflegeheim ist heute noch<br />
kein Problem. Das könnte sich ändern,<br />
<strong>den</strong>n die wirklich Armen kommen<br />
erst noch.<br />
Nach einer Studie des Deutschen Instituts<br />
für Wirtschaftsforschung (DIW)<br />
hat sich die Einkommenssituation<br />
der Älteren seit Mitte der achtziger<br />
Jahre <strong>und</strong> besonders in <strong>den</strong> neunziger<br />
Jahren noch deutlich verbessert:<br />
Die Armutsrate bei alleinleben<strong>den</strong><br />
älteren Menschen sank um knapp<br />
8 Prozent. Nur knapp 2 Prozent<br />
aller Rentner beziehen lediglich die<br />
Gr<strong>und</strong>sicherung im Alter. Die älteren<br />
ostdeutschen Jahrgänge können<br />
heute im Mittel noch 900 bis<br />
1000 Euro Rente erwarten.<br />
Künftig wer<strong>den</strong> die Renten in Ostdeutschland<br />
aber im Durchschnitt<br />
deutlich sinken. Dies ist eines der<br />
zentralen Ergebnisse einer Studie<br />
des DIW. Für einen Großteil derjenigen,<br />
die in zehn bis zwanzig<br />
Jahren in Rente gehen, wird die<br />
gesetzliche Rente sogar nahe oder<br />
unter der Gr<strong>und</strong>sicherung von<br />
600 Euro liegen. Hauptgr<strong>und</strong> für<br />
diese Entwicklung ist die anhaltend<br />
hohe Arbeitslosigkeit sowie das niedrige<br />
Lohnniveau in <strong>den</strong> ostdeutschen<br />
B<strong>und</strong>esländern in Kombination mit<br />
der Absenkung des Rentenniveaus.<br />
Hinzu kommt der Trend zu mehr<br />
-12-<br />
Teilzeit- <strong>und</strong> geringfügiger Beschäftigung,<br />
zu wenig Vermögen <strong>und</strong> eine<br />
eingeschränkte Sparfähigkeit durch<br />
diskontinuierliche Erwerbsbiografien.<br />
Und während in Westdeutschland<br />
die niedrigen Renten von Frauen<br />
häufig noch durch höhere Renten<br />
des Mannes ausgeglichen wer<strong>den</strong><br />
können, entfällt auch dieser Effekt in<br />
Ostdeutschland.<br />
In <strong>den</strong> kommen<strong>den</strong> Jahrzehnten<br />
ist deshalb auch in <strong>den</strong> Thüringer<br />
Pflegeeinrichtungen mit einem Anstieg<br />
der Sozialleistungsbezieher zu<br />
rechnen. Fraglich ist, ob die sozialen<br />
Sicherungssysteme in der Lage<br />
sind, die Zunahme der Hilfebedürftigen<br />
zu verkraften oder ob künftig<br />
sinkende soziale Leistungen mit<br />
sinken<strong>den</strong> baulichen, personellen<br />
<strong>und</strong> fachlichen Standards einhergehen.<br />
Für arme <strong>Senioren</strong> könnte das<br />
das Mehrbettzimmer statt Ein- <strong>und</strong><br />
Zweibettzimmer oder die Gr<strong>und</strong>versorgung<br />
statt einer umfassen<strong>den</strong><br />
Betreuung <strong>und</strong> Pflege bedeuten. Erst<br />
dann würde Armut im Alter auch in<br />
Pflegeeinrichtungen deutlich sichtbar<br />
wer<strong>den</strong>.<br />
Steffi Lange<br />
AWO Landesverband Thüringen e. V.<br />
Pfeiffersgasse 12<br />
99084 Erfurt<br />
Tel.: 0361/21 03 11 57<br />
Fax: 0361/21 03 11 49<br />
E-Mail: Steffi.lange@awo-thueringen.de<br />
www.awo-thueringen.de
Aktion gegen Armut –<br />
Der Sozialverband VdK reagiert<br />
auf eine alarmierende Entwicklung<br />
Während 3 Millionen Rentner<br />
von Armut bedroht sind, leben in<br />
Deutschland bereits 2,5 Millionen<br />
Kinder in Armut. Die Neurenten des<br />
Jahres 2006 liegen durchschnittlich<br />
mehr als 10 % unter <strong>den</strong>en des Jahres<br />
2000. Im Jahr 2020 wird laut<br />
Prognosen der OECD jeder vierte<br />
Rentenempfänger von Armut betroffen<br />
sein. Auf diese alarmierende Entwicklung<br />
reagiert der Sozialverband<br />
VdK Deutschland seit 2008 mit einer<br />
b<strong>und</strong>esweiten „Aktion gegen Armut“.<br />
Plakatmotiv der Kampagne zur Altersarmut.<br />
Projekte<br />
Aktion gegen Armut<br />
Die VdK will damit Politik, Wirtschaft<br />
<strong>und</strong> Bevölkerung aufrütteln, aber vor<br />
allem <strong>den</strong> Druck auf die Sozialpolitik<br />
der Regierungsparteien in B<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />
Ländern erhöhen: „Armutsbekämpfung<br />
<strong>und</strong> -vermeidung gehört ganz<br />
oben auf die politische Tagesordnung“,<br />
betont VdK-Präsi<strong>den</strong>tin Ulrike<br />
Mascher.<br />
Als armutsgefährdet gelten Menschen,<br />
die monatlich nur 60 % des<br />
Durchschnittseinkommens zur Verfügung<br />
haben. Dabei handelt es sich<br />
um Menschen, die mit weniger als<br />
880 Euro zurechtkommen müssen.<br />
In Deutschland sind davon 3 Millionen<br />
Rentner betroffen. Derzeit<br />
ist jede Dritte alleinstehende Rentnerin<br />
von Armut bedroht. Obwohl<br />
die Rentner in <strong>den</strong> letzten Jahren<br />
stärker zur Kasse gebeten wur<strong>den</strong><br />
als andere Bevölkerungsgruppen,<br />
hat nach Rechnungen des VdK ein<br />
Durchschnittsrentner durch die Renten-<br />
<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsreformen der<br />
letzten Jahre heute r<strong>und</strong> 130 Euro<br />
pro Monat weniger zur Verfügung<br />
als noch vor fünf Jahren.<br />
Um der wachsen<strong>den</strong> Altersarmut<br />
präventiv entgegenzuwirken fordert<br />
die VdK:<br />
-13-<br />
1. Die gesetzliche Rente darf nicht<br />
noch weiter in Richtung Gr<strong>und</strong>sicherung<br />
im Alter sinken. Der<br />
für 2011 geplante Nachholfaktor<br />
darf nicht in Kraft treten.<br />
2. Die Wiederbelebung der „Rente<br />
nach Mindesteinkommen“. Dabei<br />
wird Geringverdienern der<br />
Rentenversicherungsbeitrag aufgestockt<br />
<strong>und</strong> zwar auf eine Beitragshöhe,<br />
die 75 Prozent des<br />
Beitrags eines Durchschnittsverdieners<br />
entspricht.<br />
3. Dass die Rentenversicherungsbeitragszahlungen<br />
für ALG II-Empfänger<br />
deutlich erhöht wer<strong>den</strong>,<br />
so dass auch Langzeitarbeitslose<br />
wieder Rentenanwartschaften<br />
in nennenswerter Höhe erzielen<br />
können.<br />
4. Die Riester-Rente darf künftig nicht<br />
mehr in vollem Maße auf die<br />
Gr<strong>und</strong>sicherung im Alter angerechnet<br />
wer<strong>den</strong>. Sonst wird derjenige,<br />
der trotz geringen Einkommens<br />
zusätzlich privat vorgesorgt<br />
hat, um Armut im Alter zu verhindern,<br />
am Ende noch bestraft.<br />
Zusätzlich muss das Schonvermögen<br />
bei Hartz IV erhöht wer<strong>den</strong>,<br />
damit Menschen die privat<br />
fürs Alter vorsorgen im Falle der<br />
Arbeitslosigkeit das Ersparte nicht<br />
wieder weggenommen wird.<br />
5. Nur wenn alle Arbeitnehmer einen<br />
Lohn erhalten, von dem sie ohne<br />
staatliche Aufstockung leben können,<br />
wer<strong>den</strong> sie eine ausreichende<br />
Rente fürs Alter aufbauen.<br />
6. Um die Beschäftigungschancen<br />
älterer Arbeitnehmer zu verbessern,<br />
dürfen Weiterbildungs- <strong>und</strong><br />
Qualifizierungsmaßnahmen keiner<br />
Al tersgrenze unterliegen.<br />
Ohne bessere Beschäftigungschancen<br />
für Ältere macht „Rente<br />
mit 67“ keinen Sinn, sie führt<br />
lediglich zu Rentenkürzungen<br />
durch Abschläge bei vorzeitigem<br />
Rentenbeginn <strong>und</strong> fördert damit<br />
die Altersarmut.
Mit seiner b<strong>und</strong>esweiten „Aktion gegen<br />
Armut“ will der Sozialverband<br />
VdK jetzt ein Zeichen setzen für mehr<br />
Solidarität mit <strong>den</strong> Schwächsten im<br />
Land. Denn: „Kinder- <strong>und</strong> Altersarmut<br />
in Deutschland ist ein Armutszeugnis<br />
für unser Land“, betont die<br />
Präsi<strong>den</strong>tin des Sozialverbands VdK<br />
Deutschland, Ulrike Mascher.<br />
Robert Friedrich<br />
Landesseniorenvertretung<br />
Thüringen e. V.<br />
Der Sozialverband VdK<br />
Deutschland e. V. ist ein gemeinnütziger<br />
Verein mit Hauptsitz<br />
in Bonn-Bad Godesberg. Gegründet<br />
wurde er in Deutschland<br />
im Jahr 1950 unter dem Namen<br />
„Verband der Kriegsbe schädigten,<br />
Kriegshinterbliebenen <strong>und</strong> Sozialrentner<br />
Deutschlands e. V.“<br />
Mit 1,5 Millionen Mitgliedern ist<br />
er der größte Sozialverband in<br />
Deutschland. Er vertritt die Interessen<br />
von Menschen mit Behinderungen,<br />
chronisch Kranken,<br />
Seniorinnen <strong>und</strong> <strong>Senioren</strong>,<br />
Gäste der Blankenhainer Tafel.<br />
Projekte<br />
Aktion gegen Armut<br />
Weitere Informationen sowie Materialien<br />
zum herunterla<strong>den</strong> fin<strong>den</strong> Sie<br />
auf: www.aktion-gegen-armut.de<br />
Sozialverband VdK Deutschland e. V.<br />
Wurzerstraße 4 a<br />
53175 Bonn<br />
Telefon: 0228/8 20 93-0<br />
Telefax: 0228/8 20 93-43<br />
info@aktion-gegen-armut.de<br />
Patientinnen <strong>und</strong> Patienten gegenüber<br />
der Politik <strong>und</strong> an <strong>den</strong><br />
Sozial gerichten. Ob Ges<strong>und</strong>heits-,<br />
Rente- <strong>und</strong> Pflegereform,<br />
Behinderten- oder Arbeitsmarktpolitik<br />
- der Sozialverband VdK<br />
bringt seine Erfahrung in die Gremien<br />
der B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Landesparlamente<br />
ein, damit sozial Schwache<br />
zu ihrem Recht kommen.<br />
-14-<br />
Sozialverband VdK<br />
Hessen-Thüringen e. V.<br />
Geschäftsstelle Thüringen<br />
Am Anger 32<br />
07743 Jena<br />
Tel.: 03641/28 89-0<br />
Fax: 03641/28 89-33<br />
bgst.ostthueringen@vdk.de
Armutsfürsorge<br />
für Bedürftige im Jenaer<br />
Tafel Verein<br />
Die Jenaer Tafel setzt sich seit 15 Jahren<br />
dafür ein, für in Not geratene Bürger<br />
der Stadt Jena <strong>und</strong> des Umlandes<br />
nicht mehr benötigte, aber noch verwendungsfähige<br />
Nahrungsmittel <strong>und</strong><br />
gebrauchte Textilien zu sammeln <strong>und</strong><br />
an die Bedürftigen weiterzugeben.<br />
Zur Zielgruppe, die von der Jenaer<br />
Tafel unterstützt wer<strong>den</strong>, gehören<br />
Bürger mit niedrigem Einkommen,<br />
die nicht in der Lage sind, für ihren<br />
Lebensunterhalt allein aufzukommen.<br />
Das sind vor allem Hartz-IV-Empfänger,<br />
alleinerziehende Personen mit<br />
Kindern <strong>und</strong> 10 % Rentner. Unter <strong>den</strong><br />
Rentnern ist eine große Gruppe von<br />
Spätaussiedlern aus <strong>den</strong> ehemaligen<br />
Ländern der Sowjetunion.<br />
Derzeit versorgt die Tafel 950 Bedürftige.<br />
Supermärkte, Lebensmittelhändler,<br />
Bäckereien, Gärtnereien,<br />
Getränkemärkte, Fleischbetriebe<br />
u.a. stellen der Tafel Lebensmittel,<br />
die am Ende des Tages übrig bleiben<br />
oder nahe am Verfalldatum sind, zur<br />
Verfügung. Zwei gesponserte Kleinlaster<br />
der Jenaer Tafel holen nach<br />
einem täglichen Routenplan die Lebensmittel<br />
ab. Am Tafelhaus wer<strong>den</strong><br />
die gesponserten Lebensmittel von<br />
ehrenamtlichen Helfern sortiert <strong>und</strong><br />
täglich von Montag bis Freitag an die<br />
Bedürftigen ausgegeben. Das Besondere<br />
der Jenaer Tafel ist, dass täglich<br />
von Montag bis Freitag auch ein in<br />
der eigenen Küche zubereitetes Frühstück,<br />
Mittagessen wie auch Kaffeetrinken<br />
angeboten wird.<br />
Die Arbeiten an der Jenaer Tafel<br />
wer<strong>den</strong> hauptsächlich von <strong>den</strong> 65<br />
ehrenamtliche Mitarbeitern, aber<br />
auch einigen ABM-Kräften, Ein-<br />
Euro-Jobbern, schwer vermittelbaren<br />
Arbeitskräften <strong>und</strong> Schwerbeschädigten<br />
durchgeführt.<br />
Organisationen stellen sich vor<br />
Jenaer Tafel<br />
Jürgen Bromme in seinem Büro bei der Jenaer Tafel.<br />
Für Lebensmittel, Essen <strong>und</strong> Kleidung<br />
geben die Bedürftigen jeweils eine<br />
symbolische Spende zur Mitfinanzierung<br />
für die an der Tafel anfallen<strong>den</strong><br />
Betriebskosten. Weitere Einnahmen<br />
kommen überwiegend von <strong>den</strong> Beiträgen<br />
der 72 Vereinsmitglieder, von<br />
Privatpersonen, Firmen <strong>und</strong> Institutionen.<br />
Die Spen<strong>den</strong>freudigkeit nimmt<br />
aber spürbar ab.<br />
Es sind immer größere Anstrengungen<br />
erforderlich, um Unterstützung<br />
zu bekommen.<br />
Seit 1997 befindet sich das Tafelhaus<br />
mit <strong>den</strong> Geschäftsräumen in der Seidelstraße<br />
Nr. 21.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der arbeitsmarktpolitischen<br />
Veränderungen nehmen immer mehr<br />
in Not geratene Menschen die Angebote<br />
<strong>und</strong> Hilfeleistungen der Jenaer<br />
Tafel in Anspruch. Seit 2007 stößt sie<br />
mit <strong>den</strong> derzeitigen Räumlichkeiten an<br />
ihre Kapazitätsgrenze, so dass immer<br />
wieder bedürftige Personen abgewiesen<br />
wer<strong>den</strong> müssen. Deshalb hat die<br />
Jenaer Tafel von der Stadt Jena ein<br />
größeres Objekt in Lobeda-West auf<br />
Basis des Erbbaurechts erworben.<br />
Um die ehemalige Kindertagesstätte<br />
für die Tafel nutzen zu können, sind<br />
eine Reihe von Umbaumaßnahmen<br />
erforderlich. Diese sind aber nur zu<br />
realisieren, wenn dafür das erforderliche<br />
Geld durch Fördermittel des<br />
-15-<br />
Landes <strong>und</strong> der Stadt Jena, durch<br />
Eigenleistungen des Tafelvereins <strong>und</strong><br />
durch Spen<strong>den</strong> von Firmen <strong>und</strong> Privatpersonen<br />
aufgebracht wird.<br />
Der Vorstand der Jenaer Tafel unternimmt<br />
alles, damit der Umzug im IV.<br />
Quartal dieses Jahres erfolgen kann,<br />
um in Zukunft noch mehr Bedürftige<br />
unterstützen zu können.<br />
Jürgen Bromme, Vereinsvorsitzender<br />
Jenaer Tafel e. V.<br />
Jenaer Tafel<br />
Seidelstraße 21, 07749 Jena<br />
Tel.: 03641/33 69 20<br />
Fax: 03641/33 69 21<br />
E-Mail: tafelhaus@jenaertafel.de
Sozial-WG „Herberge<br />
Aubachtal“ – Betreuung<br />
sozial benachteiligter<br />
Bürger<br />
Seit 1993 betreibt die Volkssolidarität<br />
eine Unterkunft für obdachlose<br />
Bürger. Das Haus mit dem Namen<br />
„Herberge Aubachtal“ hat eine<br />
Übernachtungskapazität von<br />
bis zu 30 Betten <strong>und</strong> ist ganztägig<br />
geöffnet.<br />
Bürger ohne festen Wohnsitz können<br />
sich hier bis zu drei Tagen aufhalten.<br />
Seit dem 01. Mai 2008 konnten<br />
wir mit Hilfe <strong>und</strong> Unterstützung der<br />
Stadtverwaltung <strong>und</strong> dem Landkreis<br />
Greiz <strong>den</strong> Charakter des Obdachlosenhauses<br />
in eine Dauer-Wohnunterkunft<br />
umwandeln. Das neue Projekt<br />
heißt jetzt: „Sozial-WG“.<br />
Die Betreuung erfolgt wieder<br />
24 Stun<strong>den</strong> am Tag. Neben der Vermietung<br />
von Wohnraum bleibt auch<br />
die Betreuung von Menschen ohne<br />
festen Wohnsitz (Durchwanderer)<br />
eine weitere Aufgabe.<br />
Hintergr<strong>und</strong> für Wohnungslosigkeit<br />
bzw. der Betreuung von Menschen<br />
ohne eigner Wohnung sind: Sucht-<br />
Organisationen stellen sich vor<br />
Herberge Aubachtal<br />
krankheiten, Hilflosigkeit im Alter,<br />
Ehescheidungen, dauerhafte Arbeitslosigkeit,<br />
Haftentlassung oder<br />
andere Gründe.<br />
Ein weiteres Ziel ist die Wohnfähigkeit<br />
von betroffenen wiederherzustellen.<br />
Wir bieten Bürgern, die in Not geraten<br />
sind, eine Übernachtungsmöglichkeit.<br />
Thomas Gerling<br />
Kreisgeschäftsführer der Volkssolidarität<br />
– Kreisverband Greiz e. V.<br />
„Herberge Aubachtal“<br />
Reichenbacher Str. 158,<br />
07973 Greiz<br />
Tel.: 03661/67 29 67<br />
-16-<br />
Sprechst<strong>und</strong>e:<br />
Montag-Mittwoch-Freitag:<br />
08.00 - 12.00 Uhr<br />
sowie nach Vereinbarung<br />
Öffnungszeiten der „Herberge<br />
Aubachtal“:<br />
täglich ganztätig geöffnet.<br />
Ansprechpartner: Mara Schnabel/<br />
Leiterin<br />
Bewohner im Projekt<br />
Sozial-WG der<br />
Herberge Aubachtal.
Schuldnerberatung<br />
in Thüringen<br />
Organisationen stellen sich vor<br />
Schuldnerberatung Thüringen<br />
Situation:<br />
In Deutschland sind mehr als 3 Millionen<br />
Haushalte überschuldet <strong>und</strong><br />
jedes Jahr kommen weitere hinzu.<br />
<strong>Aus</strong> der Schuldnerberatung ist bekannt,<br />
dass Überschuldung mehrere<br />
<strong>Aus</strong>löser hat.<br />
Arbeitslosigkeit, mit in der Regel<br />
deutlichen Einkommenseinbußen, ist<br />
der empirisch wichtigste Einzelüberschuldungsfaktor.<br />
Es handelt sich hier<br />
um ein kritisches Lebensereignis, das<br />
in vielen Fällen schwer vorhersehbar<br />
ist. Mit länger andauernder Arbeitslosigkeit<br />
steigt das Überschuldungsrisiko<br />
weiter an. Weitere kritische Lebensereignisse<br />
wie Unfall, Krankheit<br />
oder Trennung treffen die Haushalte<br />
in der Regel unerwartet <strong>und</strong> destabilisieren<br />
sie häufig sowohl ökonomisch<br />
wie psychosozial. Ursache, in<br />
die Überschuldung zu geraten, kann<br />
auch ein geringes Einkommen sein,<br />
das zur Aufnahme von Krediten führt,<br />
um <strong>den</strong> gewohnten Lebensstandard<br />
zu sichern.<br />
Mangelnde finanzwirtschaftliche<br />
Kenntnisse können dazu führen,<br />
dass das Risiko der Kreditaufnahme<br />
nicht adäquat abgeschätzt wer<strong>den</strong><br />
kann, möglicherweise eine hohe Anfälligkeit<br />
gegenüber <strong>den</strong> aufdringlichen<br />
Werbepraktiken von unseriösen<br />
Anbietern besteht <strong>und</strong>/oder die<br />
aufgenommenen Kredite in einem<br />
Missverhältnis zum Einkommen stehen.<br />
Hier agieren Finanzanbieter<br />
mit aggressiver Kun<strong>den</strong>werbung für<br />
Konsumentenkredite <strong>und</strong> versäumen<br />
es, die Kreditwürdigkeit ihrer<br />
Kreditkun<strong>den</strong> auch bei der Vergabe<br />
von Kleinstkrediten zu prüfen. Diese<br />
Praktiken sind für eine Vielzahl der<br />
Überschuldungsfälle zumindest mit<br />
ursächlich (3. Armuts- <strong>und</strong> Reichtumsbericht).<br />
<strong>Senioren</strong> machen keine Schul<strong>den</strong>,<br />
<strong>Senioren</strong> sind vernünftig <strong>und</strong> kommen<br />
aus einer Generation, in der<br />
man keine Schul<strong>den</strong> macht: Beides<br />
sind gängige Vorurteile, dabei können<br />
sich <strong>Senioren</strong> ebenso schnell<br />
verschul<strong>den</strong>, sei es um <strong>den</strong> Herzenswunsch<br />
des Enkels zu erfüllen oder<br />
dessen Führerschein zu bezahlen.<br />
<strong>Senioren</strong> wer<strong>den</strong> auch Opfer von<br />
diversen Gewinnspielen. Um <strong>den</strong><br />
Gewinn einzulösen, heißt es oft, benötigt<br />
man noch ein Startgeld von<br />
15 bis 50 Euro, je nach Anbieter.<br />
Zu viele <strong>Senioren</strong> fallen auf diesen<br />
Trick herein <strong>und</strong> zahlen <strong>den</strong> geforderten<br />
Betrag. Sie fallen oft durch<br />
ihre Gutmütigkeit in die Schul<strong>den</strong>falle.<br />
Oftmals gibt es auch noch eine<br />
Hypothek auf das Haus oder es sind<br />
noch andere Schul<strong>den</strong> aus früheren<br />
Jahren vorhan<strong>den</strong>.<br />
Fakten:<br />
Bei älteren Menschen liegen die<br />
Gründe für Überschuldung häufig<br />
in einer misslungenen Immobilienfinanzierung<br />
oder in einer unzureichen<strong>den</strong><br />
Beratung durch Banken<br />
(Schul<strong>den</strong>report 2009, S. 34). Mit zunehmendem<br />
Alter wird die Schul<strong>den</strong>last<br />
immer höher. Die durchschnittlich<br />
höchsten Schul<strong>den</strong> hat nach<br />
Angaben des Schul<strong>den</strong>report 2009<br />
die Altersgruppe der 65-70-Jährigen.<br />
Im Durchschnitt stehen sie mit<br />
59.000,- Euro im Soll (ebenda,<br />
S. 38).<br />
Hilfe für Betroffene:<br />
Wenn eine Überschuldung bereits<br />
eingetreten ist, ermöglicht das seit<br />
1999 existierende Verbraucherinsolvenzverfahren<br />
sich nach einer Wohlverhaltensphase<br />
von <strong>den</strong> restlichen<br />
Verbindlichkeiten zu befreien <strong>und</strong><br />
damit einen wirtschaftlichen Neuanfang.<br />
Das vorhan<strong>den</strong>e Vermögen einer<br />
zahlungsunfähigen, natürlichen<br />
Person wird verwertet <strong>und</strong> der Erlös<br />
gleichmäßig an die Gläubigerinnen<br />
-17-<br />
<strong>und</strong> Gläubiger verteilt, wenn die<br />
Schuldnerinnen <strong>und</strong> Schuldner trotz<br />
redlichen Bemühens wirtschaftlich<br />
gescheitert sind.<br />
Die Schuldnerberatung nimmt im<br />
Entschuldungsprozess eine Schlüsselrolle<br />
ein. Sie hilft durch konkrete<br />
Handlungsempfehlungen, eine realistische<br />
Schul<strong>den</strong>bereinigung für<br />
Überschuldete <strong>und</strong> Gläubiger in Angriff<br />
zu nehmen. Dadurch wird die<br />
Arbeitsaufnahme für Überschuldete<br />
wieder attraktiv <strong>und</strong> die Teilhabe am<br />
sozialen <strong>und</strong> wirtschaftlichen Leben<br />
wieder möglich.<br />
Betroffene erhalten bei Schul<strong>den</strong>problemen<br />
kostenfreie Beratung <strong>und</strong><br />
Unterstützung in öffentlich geförderten,<br />
bei Wohlfahrtsverbän<strong>den</strong> <strong>und</strong><br />
Städten bzw. Landkreisen eingerichteten<br />
Schuldnerberatungsstellen.<br />
Die nächstgelegene Schuldnerberatungsstelle<br />
können Ratsuchende im<br />
Internet unter www.meine-schul<strong>den</strong>.<br />
de, der Hotline des B<strong>und</strong>esfamilienministeriums<br />
unter 01805-329 329<br />
(0,12 EUR/Anruf) <strong>und</strong> beim örtlichen<br />
Sozialamt in Erfahrung bringen.<br />
Weiterführende Informationen zum<br />
Thema erhalten sie im Internet unter:<br />
www.meine-schul<strong>den</strong>.de.<br />
Kompetenzzentrum:<br />
Die Fachberatungsstelle für Schuldner-<br />
<strong>und</strong> Verbraucherinsolvenzberatung<br />
<strong>und</strong> Schul<strong>den</strong>prävention befindet<br />
sich in der Trägerschaft der<br />
LIGA der Freien Wohlfahrtspflege<br />
in Thüringen <strong>und</strong> ist ein Dienstleistungsangebot,<br />
das sich in erster<br />
Linie an die geeigneten Stellen im<br />
Verbraucherinsolvenzverfahren des<br />
Freistaats Thüringen richtet. Darüber<br />
hinaus gelten die Angebote im Sinne<br />
einer übergreifen<strong>den</strong> Vernetzung<br />
auch für Einrichtungen der Kinder-,<br />
Jugend- <strong>und</strong> Familienhilfe.
Unser Anliegen ist eine nachhaltige<br />
Überschuldungsprävention sowie die<br />
Flankierung der Beratungsprozesse,<br />
die eine Entschuldung durch ein<br />
rechtlich geordnetes Verfahren zum<br />
Gegenstand haben. Ziel ist es, die<br />
Fachkräfte in <strong>den</strong> Schuldner- <strong>und</strong><br />
Verbraucherinsolvenzberatungsstellen<br />
durch direkte fachliche Beratung<br />
<strong>und</strong> Informationsvermittlung<br />
zu unterstützen. Das Leistungsangebot<br />
umfasst im juristischen Bereich<br />
die fachliche Beratung <strong>und</strong> Information<br />
der Beratungsfachkräfte in<br />
<strong>den</strong> Schuldnerberatungsstellen im<br />
Rahmen der Einzelfallhilfe, die systematische<br />
Aufarbeitung <strong>und</strong> Weiterleitung<br />
von Entscheidungen aus<br />
dem Rechts- <strong>und</strong> Finanzbereich an<br />
die Fachkräfte, die regelmäßige<br />
Bereitstellung entsprechender Informationen<br />
sowie die Planung <strong>und</strong><br />
Durchführung geeigneter regionaler<br />
Fortbildungsangebote <strong>und</strong> die fachliche<br />
Begleitung von Arbeitskreisen,<br />
Praxisforen oder Workshops.<br />
Zum präventiven Arbeitsbereich gehören<br />
die Betreuung <strong>und</strong> Beratung<br />
der Fachkräfte aus <strong>den</strong> Schuldner-<br />
<strong>und</strong> Verbraucherinsolvenzberatungsstellen,<br />
die Aktualisierung <strong>und</strong> Weiterentwicklung<br />
von Konzepten <strong>und</strong><br />
Materialien zur Schul<strong>den</strong>prävention,<br />
die Initiierung <strong>und</strong> fachliche Begleitung<br />
von regionalen Netzwerken<br />
(R<strong>und</strong>e Tische), die Weiterbildung<br />
von Multiplikatoren in Schulen, Beratungsstellen<br />
<strong>und</strong> anderen Einrichtungen,<br />
die Betreuung <strong>und</strong> <strong>Aus</strong>leihe<br />
der Präventionskoffer, die Betreuung<br />
<strong>und</strong> Weiterentwicklung der Internetplattform<br />
der Fachberatungsstelle<br />
www.knappbeikasse.de sowie die<br />
fachliche Betreuung des Projektes<br />
„Netzwerk Schul<strong>den</strong>prävention“ im Arbeitsprogramm<br />
der Landesregierung.<br />
(www.thueringen.de/de/tmsfg/<br />
familie/beratungsdienste/schul<strong>den</strong>praevention/content.html)<br />
Yvonne Hoyer-Bachmann<br />
Organisationen stellen sich vor<br />
Schuldnerberatung Thüringen<br />
Literatur:<br />
Verbraucherzentrale B<strong>und</strong>esver-<br />
band e. V. (Hrsg.): Schul<strong>den</strong>report<br />
2009 - Fakten, Analysen, Perspektiven,<br />
Juni 2009<br />
B<strong>und</strong>esregierung (Hrsg.): Lebenslagen<br />
in Deutschland- Der 3. Armuts-<br />
<strong>und</strong> Reichtumsbericht der B<strong>und</strong>esregierung.<br />
B<strong>und</strong>esanzeiger Verlag,<br />
Juni 2008<br />
-18-<br />
Schuldnerberatung Jena e. V.<br />
Fischergasse 2<br />
07743 Jena<br />
Tel.: 03641/42 55 09<br />
Fax: 03641/42 55 11<br />
E-Mail: sb-jena-ev@web.de<br />
Sprechzeiten:<br />
Montag<br />
von 9.00 - 12.00 u. 14.00 - 17.00 Uhr<br />
Dienstag <strong>und</strong> Donnerstag<br />
von 8.00 Uhr - 12.00 <strong>und</strong><br />
14.00 - 17.30 Uhr<br />
Mittwoch <strong>und</strong> Freitag<br />
von 9.00 - 12.00 Uhr<br />
sowie nach Vereinbarung<br />
Schul<strong>den</strong> - Wie weiter? Die Schuldnerberatungsstellen können helfen.
Ich, Anita Pilling, geb. am<br />
25.09.1938 in Schlesien, kam<br />
1945 mit dem Flüchtlingstreck nach<br />
Mecklenburg. Dort wurde ich bis zur<br />
8. Klasse in Mehrklassen unterrichtet.<br />
Nachdem ich anschließend ein Jahr<br />
als pflegerische Hilfskraft gearbeitet<br />
hatte, wurde ich an die Medizinische<br />
Fachschule Strals<strong>und</strong> zur <strong>Aus</strong>bildung<br />
als Krankenschwester delegiert.<br />
1960 kam ich durch Heirat nach<br />
Jena <strong>und</strong> arbeitete 40 Jahre an der<br />
Uni-Frauen-Klinik. Ab dem Zeitpunkt<br />
als mein Sohn geboren wurde, arbeitete<br />
ich verkürzt – <strong>und</strong> das sagt<br />
ja schon eine geringere Rente voraus.<br />
Da mein damaliger Mann eine<br />
gesicherte Existenz hatte, dachte ich<br />
nicht weiter über die zukünftige Rente<br />
nach. Dann kam die Wende <strong>und</strong><br />
ein paar Jahre später die Scheidung.<br />
Mein Lebenshaus brach zusammen!<br />
Ich bekomme mit dem Versorgungsausgleich<br />
673 Euro Rente<br />
<strong>und</strong> 92 Euro Wohngeld, also insgesamt<br />
765 Euro. Davon gehen<br />
monatlich 452 Euro ab: 406 Euro<br />
Miete, 20 Euro Sterbeversicherung,<br />
14 Euro Antenne, 12 Euro<br />
Telefon. Für die vierteljährlichen<br />
Abbuchungen muss ich wiederum<br />
100 Euro je<strong>den</strong> Monat zurücklegen:<br />
53,94 Euro GEZ-Gebühren,<br />
20 Euro Haftpflichtversicherung,<br />
88 Euro Strom. Dazu kommt noch<br />
eine jährliche Abbuchung von<br />
37 Euro für die Hausratversicherung.<br />
Alles notwendige <strong>Aus</strong>gaben.<br />
Da ich chronisch krank bin, brauche<br />
ich nur 1 % für alle rezeptpflichtigen<br />
Verordnungen zuzahlen. Sonst könnte<br />
ich mir die Zuzahlungen für Physio-<br />
Therapien, Einlagen für Schuhe etc.<br />
gar nicht leisten, obwohl es ärztliche<br />
Verordnungen sind. An eine neue Brille<br />
oder Zahnersatz gar nicht zu <strong>den</strong>ken.<br />
Für Garderobe sorgt eine Fre<strong>und</strong>in von<br />
mir. Ein weiteres großes Thema sind die<br />
Kosten für Friseur <strong>und</strong> Schuhe; weil ich<br />
Einlagen tragen muss, kann ich keine<br />
billigen Schuhe tragen.<br />
Erfahrungsaustausch<br />
Armutsberichte<br />
Jedes Wochenende lese ich die<br />
Angebotsbroschüren der Einkaufscenter.<br />
Wie gern würde ich meinen<br />
Enkelkindern öfters mal eine Freude<br />
machen, oder mal schön Essen gehen<br />
mit ihnen <strong>und</strong> wenn es nur ein<br />
schöner Eisbecher wäre.<br />
Als Rentnerin hatte ich mir vorgenommen<br />
viel an kulturellen Angeboten<br />
teilzunehmen, wie Schwimmen<br />
oder Sauna. Dabei könnte ich ges<strong>und</strong>heitlich<br />
noch viel tun, wozu ich<br />
Lust habe, aber das geht finanziell<br />
nicht. Ich bin froh, beim Jugendamt<br />
einen sporadischen Job zu haben,<br />
der meinem Leben noch einen Sinn<br />
gibt. Dadurch kann ich mir ein Konzertabonnement<br />
leisten (dankbar<br />
bin ich für das Frauen-Nacht-Taxi<br />
während des Winterhalbjahres) <strong>und</strong><br />
kleine Geschenke, damit ich mir<br />
auch mal eine Freude machen kann.<br />
Ansonsten wäre das Rentenalter für<br />
mich nicht lebenswert, oder?<br />
Wenn man dann je<strong>den</strong> Abend im<br />
Fernsehen von <strong>den</strong> Sparmaßnahmen<br />
im Ges<strong>und</strong>heitswesen, <strong>den</strong> höheren<br />
Stromkosten <strong>und</strong> <strong>den</strong> real sinken<strong>den</strong><br />
Renten hört, dann kann man doch<br />
vor Zukunftsangst nachts nicht mehr<br />
schlafen. In diesem Sinne wünsche<br />
ich mir, dass ein „Sozialstaat“ auch<br />
sozial handelt.<br />
Danke für die erlaubte Meinungsäußerung!<br />
Frau H. aus E., Mai 2010<br />
Es ist schwer über sozial schwierige<br />
Lebensweise zu berichten, da man<br />
sich das auf keinen Fall selbst ausgesucht<br />
hat, sondern ich z. B. bin in<br />
diese Situation aufgr<strong>und</strong> zahlreicher<br />
Umstände hineingeschlittert <strong>und</strong><br />
muss mich permanent erklären.<br />
Ich bin fast 66 Jahre alt, geschie<strong>den</strong><br />
<strong>und</strong> habe zwei Töchter großgezogen,<br />
die 42 <strong>und</strong> 46 Jahre alt sind.<br />
Die eine hat studiert <strong>und</strong> arbeitet im<br />
Westen, die andere wohnt im gleichen<br />
Ort wie ich. Es gehören auch<br />
-19-<br />
4 Enkel zu mir, die auch studiert haben,<br />
zum einen Physik <strong>und</strong> Gymnasiallehrer<br />
sowie Erzieherin <strong>und</strong> Apothekenangestellte.<br />
Diese Enkel haben monatlich mehr<br />
Geld zu Verfügung (z. B. BAföG oder<br />
Lehrlingsgeld), als ich Rente beziehe.<br />
Ich freue mich darüber, aber leider<br />
kann man mit einer Rente von<br />
530 Euro <strong>den</strong> Enkeln sowie Kindern<br />
keine normalen Geschenke machen,<br />
<strong>und</strong> dort fangen die Selbstvorwürfe<br />
an. Wie kam es zu einer solch<br />
niedrigen Mindestrente? Also, ich<br />
bin 10 Jahre zur Schule gegangen<br />
<strong>und</strong> erlernte <strong>den</strong> Beruf einer Chemielaborantin.<br />
Ich verdiente normal<br />
gut, wie alle anderen. Später absolvierte<br />
ich einen Meisterlehrgang, der<br />
aber nicht anerkannt wurde, da es<br />
sich um <strong>den</strong> „Meister soz. Industrie“<br />
handelte. Ich arbeitete viele Jahre im<br />
Beruf. Wir zogen später alle in einen<br />
anderen Ort, da mein Mann versetzt<br />
wurde, der auch studiert hatte. Nach<br />
einigen Jahren wurde meine Ehe<br />
geschie<strong>den</strong> <strong>und</strong> ich war alleine mit<br />
<strong>den</strong> Kindern. Ich hatte damals gute<br />
Verdienste, einige Jahre arbeitete ich<br />
wegen meiner Kinder verkürzt. Ich<br />
trat aber beizeiten der FZR (Freiwillige<br />
Zusatzrentenversicherung) bei,<br />
was nichts brachte, wie sich später<br />
herausstellte.<br />
Als die Wende kam, waren die Kinder<br />
aus dem Haus <strong>und</strong> ich zog wieder<br />
um. 2 Jahre hatte ich noch eine<br />
Arbeit mit gutem Verdienst, doch<br />
dann kamen die geringen Verdienste<br />
<strong>und</strong> geringen Punkte für die Rente.<br />
Man schlug sich mit ABM oder SAM<br />
durch. Es machte Spaß, besser als<br />
keine Arbeit war es auf alle Fälle.<br />
Doch für die Rente später war es keine<br />
gute Gr<strong>und</strong>lage mehr.<br />
Ich besitze jetzt, mit 61 Jahren in<br />
Rente gegangen, die Mindestrente.<br />
Ich kann mich ernähren, auch fahre<br />
ich ein kleines Auto, im Wert von<br />
900 Euro. Die Ernährung sieht wie<br />
folgt aus: Ich kaufe nur im Verfalls-
datum oder gehe zur „Tafel“, die<br />
Anziehsachen hole ich ebenfalls aus<br />
<strong>den</strong> Märkten mit reduzierten Preisen,<br />
<strong>den</strong>n anders geht das nicht. Es muss<br />
noch Geld für Miete, Nebenkosten,<br />
Stadtwerke, Benzin, Reparaturen<br />
elektrische Geräte etc. vorhan<strong>den</strong><br />
sein. Ich würde gerne Englisch- bzw.<br />
andere Lehrgänge besuchen, aber<br />
das ist zu teuer. Der Etat muss sehr<br />
gut durchdacht <strong>und</strong> geplant sein.<br />
Ich bin außerdem ein kultureller <strong>und</strong><br />
kreativorientierter Mensch, diese<br />
Neigungen müssen im Argen bleiben,<br />
verständlicher Weise. So bin<br />
ich glücklich, in einem <strong>Senioren</strong>heim<br />
ehrenamtlich tätig sein zu können,<br />
da dort kreativ gestaltet wird, es fin<strong>den</strong><br />
auch Vorträge statt. Diese sind<br />
sehr interessant <strong>und</strong> für umsonst.<br />
Ich versorge meinen 95-Jährigen<br />
dementen Vater, außerdem besuche<br />
ich sehr häufig einen krebskranken<br />
Fre<strong>und</strong>, dem ich eine wichtige Hilfe<br />
bin.<br />
Ja, es ist erniedrigend <strong>und</strong> deprimierend,<br />
vor allen Leuten <strong>und</strong> vor<br />
allem <strong>den</strong> Kindern gegenüber, eine<br />
Sozialrente zu bekommen. Denn dadurch<br />
können vorher gute Verhältnisse<br />
sehr abgeschwächt wer<strong>den</strong>,<br />
was wiederum krank macht. Jobben<br />
gehen macht mir keine Freude, auch<br />
das macht schwermütig. So hatte ich<br />
über Jahre fotografiert <strong>und</strong> Sehenswertes<br />
auf Bildern festgehalten.<br />
Internet kann ich mir nicht leisten,<br />
doch vor Jahren konnte ich das<br />
noch <strong>und</strong> das war super. Denn im<br />
Internet surfen zu können, hebt die<br />
Laune <strong>und</strong> macht Spaß bzw. man<br />
kann sich bil<strong>den</strong>, es war auch ein<br />
Hobby von mir. Ich war u. a. sehr<br />
viele Jahre krank <strong>und</strong> konnte aus<br />
diesen Grün<strong>den</strong> das Studium als<br />
„Ökonom“ in Leipzig nicht antreten.<br />
Dieses hätte meinen Lebensstandard<br />
sicher erleichtert, da ich evtl. länger<br />
Arbeit gehabt hätte?<br />
Erfahrungsaustausch<br />
Armutsberichte<br />
Alt wie ein Baum möchte man wer<strong>den</strong> - aber in Würde <strong>und</strong> nich an der Armutsgrenze!<br />
Fazit: Ich verbringe die Freizeit nur<br />
zu Hause, hätte aber noch so viele<br />
Ziele <strong>und</strong> Fernweh, doch aus finanziellen<br />
Grün<strong>den</strong> bleiben diese Wünsche<br />
nur Utopie <strong>und</strong> das wiederum<br />
macht krank <strong>und</strong> wenig freudig. Man<br />
stirbt eher! Ich würde mir wünschen,<br />
noch mal ein klein wenig in die Welt<br />
hinauszukommen <strong>und</strong> Sehenswürdigkeiten<br />
sowie Länder <strong>und</strong> Leute kennen<br />
lernen zu dürfen. Da das nicht<br />
möglich ist, muss ich mich mit meiner<br />
„LAGE“ abfin<strong>den</strong> <strong>und</strong> gelassen bleiben<br />
sowie <strong>den</strong> wenigen Humor nicht<br />
gänzlich schwin<strong>den</strong> lassen.<br />
-20-<br />
Frau W. aus S.<br />
Immer gekämpft, viel verloren <strong>und</strong><br />
nie aufgegeben. Das Leben hat es<br />
mit mir nicht sehr gut gemeint. 1935<br />
geboren, Schule in Dres<strong>den</strong>, Bombenangriffe<br />
<strong>und</strong> verschüttet, dann<br />
Oberschule bis zur 11. Klasse ohne<br />
Abschluss, da ohne finanzielle Unterstützung,<br />
dann zur Schwesternschule.<br />
Ich war ein Jahr Hilfsschwester,<br />
dann drei Jahre Vollschwester bis<br />
zur staatlichen Anerkennung, dann<br />
habe ich eine Zusatzqualifizierung<br />
zur OP-Schwester absolviert.
Erfahrungsaustausch<br />
<strong>Aus</strong> <strong>den</strong> <strong>kommunalen</strong> <strong>Senioren</strong><strong>vertretungen</strong><br />
<strong>und</strong> -<strong>beiräten</strong><br />
Später heiratete ich. Ich habe drei<br />
Söhne geboren (1957, 1960, 1971),<br />
alle lernten einen soli<strong>den</strong> Beruf.<br />
Ich arbeitete später im Betriebsges<strong>und</strong>heitswesen<br />
als Betriebsschwester.<br />
Ich hatte dafür einen Abschluss<br />
für Arbeitsmedizin gemacht. Später<br />
absolvierte ich noch ein Fernstudium<br />
für Ges<strong>und</strong>heitserziehung. Ich<br />
war dann leitende Schwester in einer<br />
Stadtambulanz. In dieser Zeit hatte<br />
ich ständig Bereitschaftsdienste<br />
in der SMH, außerdem Bereitschaft<br />
bei Personalmangel im Pflegeheim.<br />
Nach der Wende wurde ich Arzthelferin<br />
in einer Privatpraxis. Da ich<br />
etwas mehr verdienen wollte, wechselte<br />
ich nach Coburg in eine Praxis.<br />
Der Preis war hoch. Ich war bis zu<br />
13 Stun<strong>den</strong> täglich unterwegs, <strong>und</strong><br />
bezahlt wurde ich wie eine Ostdeutsche.<br />
Nach 46 Arbeitsjahren beträgt<br />
meine Rente heute 667 Euro. Außerdem<br />
erhalte ich eine Witwenrente<br />
von 580 Euro.<br />
Wie es weitergeht? Ich habe Angst,<br />
wie ich die Wohnung mit dieser Rente<br />
bezahlen soll? Jetzt bin ich fast<br />
75 Jahre alt <strong>und</strong> „Ruhe“ ist für mich<br />
nicht drin, viele Ehrenämter brauchen<br />
meine ganze Kraft. Was ich mit<br />
noch Wünsche? Ges<strong>und</strong>heit, einen<br />
Job in einer Praxis, um zusätzlich<br />
meine Rente aufzubessern, <strong>und</strong> vielleicht<br />
auch einmal einen Wellness-<br />
Urlaub. Aber was wird dann mit <strong>den</strong><br />
vielen Ehrenämtern? Die <strong>Senioren</strong><br />
brauchen mich. Ich will für sie etwas<br />
bewegen <strong>und</strong> verbessern können.<br />
Arnstadt<br />
Armut im Alter<br />
Von der „Armut im Alter“ wird nicht<br />
gern gesprochen, weil dieser Begriff<br />
eine Schattenseite unserer Gesellschaft<br />
aufzeigt. Ein Gr<strong>und</strong> für diese<br />
Erscheinung ist zweifellos in der noch<br />
immer unterschiedlichen Rentenberechnung<br />
in <strong>den</strong> alten <strong>und</strong> neues<br />
B<strong>und</strong>esländern zu sehen. Dieser<br />
Umstand wurde bereits oft kritisiert,<br />
ohne dass eine Änderung eingetreten<br />
wäre. Es ist aber eine Tatsache<br />
dass diese Armut häufiger im Osten<br />
Deutschlands anzutreffen ist.<br />
Dass die Gehälter im Osten geringer<br />
waren als im Westen ist hinreichend<br />
bekannt. In der damaligen DDR wurde<br />
das mit der „zweiten Lohntüte“<br />
begründet. Da man die Anzahl der<br />
erwirtschafteten Rentenpunkte aus<br />
<strong>den</strong> Jahresverdiensten errechnet,<br />
war also die erreichbare Punktezahl<br />
im Osten geringer. Eine weitere Vergrößerung<br />
des Rentenunterschieds<br />
ergibt sich durch die Bewertung der<br />
Punkte. Nach der Rentenwertbestimmungsverordnung<br />
2009 beträgt der<br />
aktuelle Rentenwert (West) 27,20<br />
Euro <strong>und</strong> der aktuelle Rentenwert<br />
(Ost) 24,13 Euro. Da sich die Höhe<br />
der monatlichen Rente aus der Multiplikation<br />
der erwirtschafteten Punkte<br />
(deren Anzahl konstant bleibt) mit<br />
dem aktuellen Punktwert ergibt, wird<br />
der Rentner (Ost) nochmals benachteiligt.<br />
Das ist sicher <strong>den</strong> meisten<br />
Rentnern bekannt.<br />
Weniger bekannt ist aber eine weitere<br />
Benachteiligung, die sich für <strong>den</strong><br />
Rentner (Ost) ergibt, wenn er einen<br />
Arbeits- oder Wegeunfall hatte <strong>und</strong><br />
aus diesem Gr<strong>und</strong> eine Unfallrente<br />
bezieht. Bei einer Leistung aus der<br />
Unfallrente neben der Rente aus<br />
der Rentenversicherung spricht man<br />
vom „Zusammentreffen mehrerer<br />
Ansprüche“. In diesem Fall wird die<br />
-21-<br />
aus der Rentenversicherung um die<br />
Summe der Leistung aus der Unfallversicherung<br />
abzüglich eines Gr<strong>und</strong>freibetrags,<br />
der sich entsprechend<br />
der Minderung der Erwerbsfähigkeit<br />
(MdE) ergibt, verringert.<br />
In mehreren Pressebeiträgen wurde<br />
der Deutschen Rentenversicherung<br />
B<strong>und</strong> eine bewusste Verschleppung<br />
in der Umsetzung der BSG-Urteile<br />
vorgeworfen <strong>und</strong> der Klageweg vor<br />
dem Sozialgericht empfohlen.<br />
Jürgen Lang<br />
<strong>Senioren</strong>beirat Arnstadt<br />
Bad Langensalza<br />
Arbeiten im Stiftsgut<br />
Nägelstedt ist einer der Ortsteile<br />
von Bad Langensalza. Zu <strong>den</strong> historischen<br />
Gebäu<strong>den</strong>, die das besondere<br />
Flair ausmachen, gehört<br />
auch das ehemalige Stiftsgut, das<br />
über Jahrzehnte dem Verfall preisgegeben<br />
war. In der Nachwende<br />
übernahm der Diakonie-Verb<strong>und</strong><br />
die ver bliebenen Wirtschaftsgebäude<br />
<strong>und</strong> Stallungen, um 15 Arbeitsplätze<br />
für Heimbewohner unterschiedlicher<br />
Altersgruppen einzurichten <strong>und</strong> dem<br />
Leben der Behinderten neuen Sinn<br />
<strong>und</strong> eine Erfüllung zu geben. Heute<br />
betreuen diese die Tiere in <strong>den</strong> Ställen,<br />
das Geflügel <strong>und</strong> ca. 100 Bienenvölker.<br />
Der „Honig vom Gut“ ist<br />
inzwischen gefragt <strong>und</strong> besitzt einen<br />
treuen Kun<strong>den</strong>stamm.<br />
Für <strong>den</strong> <strong>Senioren</strong>beirat Bad Langensalza<br />
war es eine wertvolle Erfahrung,<br />
sich bei einem Besuch überzeugen<br />
zu können, wie aus beschei<strong>den</strong>en<br />
Anfängen Wege gefun<strong>den</strong> wur<strong>den</strong>,<br />
um Menschen neuen Mut für die<br />
Bewältigung ihres Alltags zu schenken.<br />
Nicht minder erfreulich ist, dass<br />
noch in diesem Sommer im Gelände<br />
des Stiftsguts der Gr<strong>und</strong>stein für ein<br />
neues Wohnheim gelegt wird. Dann
entfallen für die hier Beschäftigten<br />
die täglichen Busfahrten zu <strong>den</strong> Arbeitsplätzen<br />
<strong>und</strong> zurück in die Heime<br />
bis in <strong>den</strong> Wartburgkreis.<br />
Waltraud Laeschler<br />
<strong>Senioren</strong>beirat Bad Langensalza<br />
Bad Salzungen<br />
Veränderungen im <strong>Senioren</strong>beirat<br />
Die Satzung des <strong>Senioren</strong>beirats<br />
sieht alle drei Jahre die Neuwahl<br />
der Leitung des <strong>Senioren</strong>beirats vor.<br />
Doch diesmal gab es nicht eine Bestätigung<br />
der bisherigen Leitung,<br />
sondern eine wirkliche Neuwahl.<br />
Annegret Spengler, die <strong>den</strong> <strong>Senioren</strong>beirat<br />
aufgebaut <strong>und</strong> seit 2003<br />
geleitet hat, bat um Entlastung.<br />
Gleichfalls Wiltraut Schmidt, <strong>und</strong> Iris<br />
Emmelmann schied aus, weil sie sich<br />
beruflich veränderte.<br />
Manfred Lesser, der schon Mitglied<br />
des <strong>Senioren</strong>beirats war, erklärte<br />
sich bereit, <strong>den</strong> Vorsitz zu übernehmen.<br />
So sieht die Leitung unseres<br />
<strong>Senioren</strong>beirats nun aus:<br />
Manfred Lesser, Vorsitzender, Annegret<br />
Spengler, stellvertretende Vorsitzende,<br />
Joachim Lebens, Vorstand.<br />
Annegret Spengler will <strong>den</strong> <strong>Senioren</strong>beirat<br />
mit ihren reichen Erfahrungen,<br />
die sie in <strong>den</strong> Jahren gesammelt<br />
hat noch ein wenig unterstützen. Mit<br />
Joachim Lebens haben wir einen<br />
erfahrenen Mann auf dem Gebiet<br />
Wohnen im Alter gefun<strong>den</strong>. Er leitet<br />
ehrenamtlich die Wohnberatungsstelle<br />
des <strong>Senioren</strong>beirats.<br />
Ilse Noll<br />
<strong>Senioren</strong>beirat Bad Salzungen<br />
Im Bild die Teilnehmer von „Alt wie ein<br />
Baum“.<br />
Erfahrungsaustausch<br />
<strong>Aus</strong> <strong>den</strong> <strong>kommunalen</strong> <strong>Senioren</strong><strong>vertretungen</strong><br />
<strong>und</strong> -<strong>beiräten</strong><br />
Eisenberg<br />
Ein Possenstreich<br />
Die Eisenberger freuten sich, dass<br />
auf einer frei gewor<strong>den</strong>en, <strong>und</strong> seit<br />
Jahren liederlichen Fläche, ein Einkaufsmarkt<br />
ein großes Kaufhauszentrum<br />
errichten wollte. Die Kaufhalle<br />
befindet sich gleich neben dem<br />
Busbahnhof <strong>und</strong> ein Gehweg führte<br />
seit Menschenge<strong>den</strong>ken an diesem<br />
Gelände vorbei. Einige Meter dieses<br />
Gehwegs waren seit Jahren gepflastert<br />
<strong>und</strong> es wäre keine große<br />
Sache gewesen, das letzte Stück bis<br />
zur Kaufhalle zu pflastern, wie es im<br />
Vorvertrag zugesichert war. Als nun<br />
die Bauarbeiten rings um die Kaufhalle<br />
abgeschlossen waren, hatte<br />
man <strong>den</strong> schon vorhan<strong>den</strong>en, gepflasterten<br />
Gehweg herausgerissen<br />
<strong>und</strong> eine große Grünfläche angelegt.<br />
Der Markt ist für Fußgänger nur<br />
über eine Treppe zu erreichen, oder<br />
mit einem großen Umweg, bei dem<br />
mehrere Straßen überquert wer<strong>den</strong><br />
müssen. Man muss als alter Mensch<br />
mit Rollator, als Rollstuhlfahrer oder<br />
als Mutter mit Kinderwagen diesen<br />
Umweg auf sich nehmen <strong>und</strong> sich<br />
dann auch noch das letzte Stück des<br />
-22-<br />
Weges mit <strong>den</strong> vielen einfahren<strong>den</strong><br />
Autos teilen. Man hat <strong>den</strong> Eindruck,<br />
dass der Betreiber nur Interesse an<br />
Autofahrern hat, die für eine Großfamilie<br />
einkaufen. In unserer letzten<br />
Sitzung des <strong>Senioren</strong>beirates beschlossen<br />
wir einige Aktionen, die<br />
das Verhalten des Investors anprangern.<br />
Renate Stegmann<br />
Mitglied des <strong>Senioren</strong>beirates<br />
Gera<br />
Alt wie ein Baum<br />
Das war im April ein Thema in der<br />
Ländlichen Heimvolkshochschule<br />
Thü ringen im Kloster Donndorf.<br />
Unter der Leitung der Vorsitzen<strong>den</strong><br />
des Landesverbandes <strong>Senioren</strong>tanz<br />
Thüringen, Anneliese Merker, <strong>und</strong><br />
von Dr. Susanne Schmidt waren unter<br />
<strong>den</strong> Teilnehmern auch acht Teilnehmerinnen<br />
aus der Gruppe „Tanz<br />
als Therapie für Leib <strong>und</strong> Seele“ aus<br />
Gera-Langenberg. Mit Singen <strong>und</strong><br />
Tanzen haben wir unsere Seele <strong>und</strong><br />
unsere Gelenke zum Schwingen gebracht,<br />
uns an der Gemeinschaft erfreut.<br />
Die Betrachtungen zu Bäumen,
Hermsdorf<br />
Altersarmut steigt<br />
Erfahrungsaustausch<br />
<strong>Aus</strong> <strong>den</strong> <strong>kommunalen</strong> <strong>Senioren</strong><strong>vertretungen</strong><br />
<strong>und</strong> -<strong>beiräten</strong><br />
Literatur <strong>und</strong> Musik zwischen <strong>den</strong><br />
einzelnen Tänzen erweiterten unser<br />
Wissen bzw. erinnerten uns an<br />
Vergessenes. Aber wir fan<strong>den</strong> auch<br />
Parallelen zu uns selbst, suchten<br />
unsere Wurzeln, unser Wer<strong>den</strong> <strong>und</strong><br />
Wachsen <strong>und</strong> die Früchte, die wir in<br />
unserem Leben bringen. Die schöne<br />
Umgebung <strong>und</strong> die gute Bewirtung<br />
vervollständigten die gelungene Veranstaltung.<br />
Unsere neuen Visionen,<br />
die eigenen Kräfte zu aktivieren, sie<br />
mit Mobilität für das eigene Leben<br />
auch im Alter zu nutzen <strong>und</strong> offen für<br />
andere zu sein, nehmen wir mit in<br />
unseren Alltag.<br />
Waltraut Münzberg<br />
<strong>Senioren</strong>beirat Gera<br />
Die Renten aus der gesetzlichen<br />
Rentenversicherung sind bei weitem<br />
die wichtigste Einkommensquelle im<br />
Alter. Um einen angemessenen Lebensstandard<br />
im Alter zu sichern, ist<br />
ein verlässliches, dauerhaftes <strong>und</strong><br />
stabiles Nettorenteneinkommen in<br />
angemessener Höhe erforderlich.<br />
Dieses kann nur durch zuverlässige<br />
Rentenanpassungen gewährleistet<br />
wer<strong>den</strong>. Wie sieht es jedoch zurzeit<br />
bei uns aus? Die Lebenshaltungskosten<br />
liegen zwischen West <strong>und</strong> Ost<br />
mittlerweile auf gleichem Niveau,<br />
aber die Rentenanpassung in <strong>den</strong><br />
neuen Ländern liegt noch immer weit<br />
hinter dem der alten B<strong>und</strong>esländer.<br />
Für das Jahr 2010 ist für die Rentner<br />
der B<strong>und</strong>esrepublik wieder ein Jahr<br />
der Nullrun<strong>den</strong> bei der Rentenerhöhung<br />
beschlossen Die Durchschnittsrenten<br />
der heute 38- bis 48jährigen<br />
in <strong>den</strong> neuen Ländern wer<strong>den</strong> voraussichtlich<br />
unter dem Niveau der<br />
Gr<strong>und</strong>sicherung liegen. Die Ursa-<br />
chen dafür sind die steigende Zahl<br />
der Minijobs, Teilzeitarbeit, unterbrochene<br />
Erwerbstätigkeit <strong>und</strong> hohe<br />
Langzeitarbeitslosigkeit, wie es aus<br />
einer Studie des Deutschen Instituts<br />
für Wirtschaftsforschung hervorgeht.<br />
Ein weiterer Faktor ist die Anhebung<br />
des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre,<br />
welche auch für die meisten Menschen<br />
eine Rentenkürzung bedeutet.<br />
Dieses <strong>und</strong> noch andere Faktoren<br />
tragen dazu bei, die Altersarmut rasant<br />
ansteigen zu lassen.<br />
Herbert Gürtler<br />
Vorsitzender des <strong>Senioren</strong>beirats<br />
Ilmenau<br />
Interessantes Seminar<br />
„Szenario Thüringen“ war ein dreitägiges<br />
Seminar unter der Schirmherrschaft<br />
der Friedrich-Ebert-Stiftung,<br />
die auch für die Arbeit der <strong>Senioren</strong>beiräte<br />
äußerst wichtig war. Es<br />
ging dabei um Vorstellungen für<br />
Thüringen in 20 Jahren, getrennt<br />
nach städtischem <strong>und</strong> ländlichem<br />
Bereich. Es wur<strong>den</strong> die Belange aller<br />
Altersgruppen untersucht, also<br />
auch die der <strong>Senioren</strong>, aber nicht<br />
vordergründig. Die Untersuchungen<br />
erfolgten nach negativen <strong>und</strong> positiven<br />
Aspekten. Dazu gehörten die<br />
Altersstrukturen, Besiedlungsdichte,<br />
Infrastruktur, Wirtschaft, Umwelt,<br />
Kultur, das gesellschaftliche Leben,<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich alles, was wir für das<br />
normale Leben brauchen. Wichtig<br />
war allen Beteiligten die Frage, wie<br />
kann unser Thüringen in 20 Jahren<br />
aussehen.<br />
Um all unsere Vorstellungen zu verwirklichen<br />
brauchen wir Arbeitsplätze<br />
vor Ort. Die kleinen Dörfer sollten<br />
wieder anziehend wer<strong>den</strong>, das ist<br />
besonders für die Altersstruktur vor<br />
Ort wichtig, damit die jungen Leute<br />
bleiben <strong>und</strong> nicht in die Großstadt<br />
abwandern.<br />
-23-<br />
Lebenswert heißt für mich, das Einkaufen<br />
ist auch ohne Auto kaum ein<br />
Problem, eine Arztpraxis ist in unmittelbarer<br />
Nähe, Der öffentliche Personennahverkehr<br />
ist <strong>den</strong> Bedürfnissen<br />
aller angepasst. All das ist eine kurz<br />
gefasste Schilderung eines sehr interessanten<br />
Seminars. Die Ergebnisse<br />
wer<strong>den</strong> in einem Buch festgehalten.<br />
Wer sich dafür interessiert kann es<br />
beziehen über: Friedrich-Ebert-Stiftung,<br />
Landesbüro Thüringen, Herrn<br />
Severin Schmidt, Nonnengasse 11,<br />
99084 Erfurt<br />
Christel Wilinski<br />
<strong>Senioren</strong>beirat Ilmenau<br />
Jena<br />
Was ist Armut?<br />
Über das Leitthema kommt man ins<br />
Grübeln, <strong>den</strong>n Armut nur auf das Finanzielle<br />
zu beschränken wäre zu kurz<br />
gegriffen. Ist nicht jemand auch arm<br />
dran, wenn er einsam ist, wenn er<br />
keine Kommunikation pflegen kann,<br />
wenn er nicht gelernt hat sich zu beschäftigen,<br />
allein oder in vertrautem<br />
Kreis? Die finanziellen Probleme können<br />
vielgestaltig sein. Alleinstehende,<br />
zu DDR-Zeiten geschie<strong>den</strong>e Frauen<br />
sind im Nachteil. Doch die ganz großen<br />
Probleme kommen auf uns zu,<br />
wenn die, die nach der Wende keine<br />
Arbeit mehr fan<strong>den</strong>, in Rente gehen<br />
wer<strong>den</strong>. Da ist die Politik gefragt,<br />
<strong>den</strong>n die einstige Rentenformel kann<br />
nicht mehr funktionieren aufgr<strong>und</strong> der<br />
viel höheren Lebenserwartungen. Hinzu<br />
kommen die schon jetzt steigen<strong>den</strong><br />
Anforderungen an <strong>den</strong> medizinischen<br />
<strong>und</strong> Pflegebereich.<br />
Doch zurück zur Gegenwart: Abgesehen<br />
von punktuellen Angeboten in Begegnungsstätten,<br />
Vereinen, betreutem<br />
Wohnen oder Mehrgenerationenwohnen<br />
bleibt für uns als <strong>Senioren</strong><strong>vertretungen</strong><br />
die Aufgabe, diesbezügliche<br />
Signale wahrzunehmen, um mit po-
litisch Verantwortlichen <strong>und</strong> gesellschaftlichen<br />
Partnern zu reagieren.<br />
Konkret ist dies oft schwierig, <strong>den</strong>n wer<br />
gesteht schon öffentlich seine Armut<br />
ein in einer Gesellschaft zunehmender<br />
Individualisierung <strong>und</strong> Abgrenzung ins<br />
Private. Gäbe es nicht so etwas wie<br />
Nachbarschaftshilfe oder Aktivitäten<br />
sozial aktiver Mitbürger in Vereinen,<br />
Verbän<strong>den</strong> <strong>und</strong> anderswo, dann sähe<br />
es heutzutage schlimmer aus <strong>und</strong><br />
die Sozialämter könnten kaum allein<br />
aufgr<strong>und</strong> ihrer zahlenmäßigen Besetzungen<br />
<strong>den</strong> Anforderungen gerecht<br />
wer<strong>den</strong>.<br />
Hans Lehmann<br />
<strong>Senioren</strong>beirat der Stadt Jena<br />
Mühlhausen<br />
Dunkelziffer ist hoch<br />
Bereits heute gibt es eine Vielzahl<br />
von Armen in unserer Region, die<br />
vielfach von <strong>den</strong> politisch Verantwortlichen<br />
kaum wahrgenommen<br />
wer<strong>den</strong>. Die „armen Alten“ rekrutieren<br />
sich aus der Vielzahl der Geringverdiener,<br />
aus <strong>den</strong> 300.000 geschie<strong>den</strong>en<br />
ehemaligen „mithelfen<strong>den</strong><br />
Ehefrauen“, für die auch 20 Jahre<br />
nach der Wende keine akzeptable<br />
Lösung gefun<strong>den</strong> wurde. Ein Teil der<br />
Altersarmut entsteht vermutlich auch<br />
durch Nicht-Inanspruchnahme sozialer<br />
Vergünstigungen (Telefon, Fernsehen,<br />
Wohngeld usw.). Es ist kaum<br />
bekannt, wie groß die Zahl dieser<br />
stolzen <strong>und</strong> gleichzeitig beschei<strong>den</strong>en<br />
Menschen ist. Viele fin<strong>den</strong> auch<br />
<strong>den</strong> Weg nicht zu <strong>den</strong> Sozialämtern<br />
oder anderen sozialen Einrichtungen<br />
oder verzweifeln an <strong>den</strong> umfangreichen<br />
Fragebögen.<br />
Mit Wucht wer<strong>den</strong> Land <strong>und</strong> Kommunen<br />
von der Armut der nächsten<br />
Rentnergeneration getroffen wer<strong>den</strong>,<br />
die 20 Jahre <strong>und</strong> mehr nichts in die<br />
Rentenkasse einzahlen konnten.<br />
Herr Dr. Zeh hat mir, damals als So-<br />
Erfahrungsaustausch<br />
<strong>Aus</strong> <strong>den</strong> <strong>kommunalen</strong> <strong>Senioren</strong><strong>vertretungen</strong><br />
<strong>und</strong> -<strong>beiräten</strong><br />
zialminister, auf die dazu geäußerte<br />
Besorgnis geantwortet: ich sollte<br />
nicht so ängstlich sein, irgendein<br />
bezahlbarer Platz würde sich schon<br />
fin<strong>den</strong>. Seitdem grüble ich darüber<br />
nach, was wohl ein Platz unter einer<br />
Brücke in zehn Jahren kosten wird.<br />
Dr. Hans Weigel<br />
Vorsitzender der <strong>Senioren</strong>vertretung<br />
Neuhaus<br />
Armut macht Angst<br />
Bei vielen älteren Bürgern zeigt sich<br />
wachsende Angst vor Armut. Das<br />
wird uns vom <strong>Senioren</strong>beirat in immer<br />
deutlicher sichtbar. Vor allem<br />
Frauen, die eine geringe Rente erhalten,<br />
beängstigt der Gedanke an<br />
eventuelle Armut. Wir bemühen uns<br />
deshalb in Gesprächen mit älteren<br />
Bürgern, die Auffassung, dass Armut<br />
allein durch geringe Höhe der Rente<br />
bzw. des Einkommens bestimmt<br />
wird, zu korrigieren. Dabei lassen<br />
wir uns von der Charakterisierung<br />
der Armut in einem Papier der bei<strong>den</strong><br />
großen christlichen Kirchen<br />
leiten. In ihrem gemeinsamen Wort<br />
„Für eine Zukunft in Solidarität <strong>und</strong><br />
Gerechtigkeit“ hieß es: „Armut ist<br />
mehr als Einkommensarmut. Armut<br />
im strengen Sinne ist ein komplexes<br />
„Verliererschicksal“, bei dem mehrere<br />
Belastungen kumulieren, wie etwa<br />
geringes Einkommen, ungesicherte<br />
<strong>und</strong> zudem schlechte Wohnverhältnisse,<br />
hohe Verschuldung, chronische<br />
Erkrankung, psychische Probleme,<br />
langdauernde Arbeitslosigkeit,<br />
soziale <strong>Aus</strong>grenzung, aufzehrende<br />
Versorgungsverpflichtungen, Perspektivlosigkeit.“<br />
Unser <strong>Senioren</strong>beirat<br />
wird deshalb seine Arbeit noch<br />
effektiver auf <strong>den</strong> Kampf gegen die<br />
Armut älterer Menschen in diesem<br />
Sinne ausrichten. Dazu gehört u.<br />
a., <strong>Senioren</strong> mit Kindern <strong>und</strong> ande-<br />
-24-<br />
ren Generationen zu gemeinsamen<br />
Begegnungen, zu Gedankenaustausch,<br />
Unterhaltung <strong>und</strong> Spiel sowie<br />
zu weiteren gemeinsamen Projekten<br />
zusammen zu führen.<br />
Dagobert Hentschel<br />
<strong>Senioren</strong>beirat Neuhaus a. Rwg<br />
Nordhausen<br />
<strong>Senioren</strong>plan fertig gestellt<br />
Die <strong>Senioren</strong>vertretung hatte 2005<br />
die Erarbeitung eines <strong>Senioren</strong>plans<br />
für <strong>den</strong> Landkreis gefordert. Der<br />
Kreistag verpflichtete die Kreisverwaltung,<br />
diesen Plan mit uns zu erarbeiten.<br />
Am 12. Mai 2010 wurde<br />
der <strong>Senioren</strong>plan in der <strong>Senioren</strong>vertretung<br />
vom Fachbereich Soziales<br />
<strong>und</strong> Jugend des Landratsamtes<br />
vorgestellt. Wesentliche Gr<strong>und</strong>lagen<br />
für die Erarbeitung waren die<br />
Ergebnisse der repräsentativen <strong>Senioren</strong>befragung<br />
2006, sowie mehrere<br />
Umfragen im Landkreis <strong>und</strong><br />
Sozialraumkonferenzen, in <strong>den</strong>en<br />
die Bedürfnisse, Befindlichkeiten<br />
<strong>und</strong> Erwartungen älterer Menschen<br />
ermittelt wur<strong>den</strong>. Mittels dieser Untersuchungskriterien<br />
konnten die<br />
einheitlichen Bedürfnisse der älteren<br />
Generation erfasst, sowie Bedarfe<br />
aus fachlicher Sicht beschrieben<br />
wer<strong>den</strong>. Die daraus abgeleiteten<br />
Kriterien <strong>und</strong> Anforderungen für die<br />
Bedarfsfestsetzung sind in dem Sozialplan<br />
umfassend begründet <strong>und</strong><br />
festgeschrieben.<br />
- Wohnform im Alter<br />
- Soziale Netzwerke mit der Forderung<br />
nach <strong>Senioren</strong><strong>vertretungen</strong>,<br />
<strong>Senioren</strong><strong>beiräten</strong>, <strong>Senioren</strong>büros<br />
<strong>und</strong> <strong>Senioren</strong>beauftragten im<br />
Landkreis<br />
- Lebensumfeld<br />
- Hilfekombinationen<br />
- Betreuung <strong>und</strong> Pflege
In dem gesamten Prozess zur Erarbeitung<br />
des <strong>Senioren</strong>planes waren<br />
wir als <strong>Senioren</strong>vertretung der Stadt<br />
maßgeblich beteiligt:<br />
- <strong>Aus</strong>sprachen im Gremium mit <strong>den</strong><br />
Verantwortlichen des Landratsamtes<br />
- aktive Teilnahme bei <strong>den</strong> einzelnen<br />
Umfragen <strong>und</strong> Befragungen<br />
- Teilnahme <strong>und</strong> Mitarbeit an <strong>den</strong><br />
Sozialraumkonferenzen<br />
- Erarbeitung von Konzeptionen <strong>und</strong><br />
Stellungnahmen zu bestimmten<br />
Themen <strong>und</strong> Schwerpunkten<br />
Nach der Erörterung im Kreistagsausschuss<br />
für Soziales wird der<br />
<strong>Senioren</strong>plan dem Kreistag zur Beschlussfassung<br />
vorgelegt. Damit<br />
wird die Gr<strong>und</strong>lage für die Gestaltung<br />
einer modernen <strong>Senioren</strong>politik<br />
gelegt.<br />
Volkmar Pischel<br />
Vorsitzender der <strong>Senioren</strong>vertretung<br />
Rudolstadt<br />
Praxisberichte<br />
<strong>Aus</strong> <strong>den</strong> <strong>kommunalen</strong> <strong>Senioren</strong><strong>vertretungen</strong><br />
<strong>und</strong> -<strong>beiräten</strong><br />
Bemühen um soziale Netzwerke<br />
Es ist schwer in einer Kommune an<br />
Zahlen zur Altersarmut zu kommen.<br />
Sicher ist, sie bleibt ein brisantes<br />
Thema für die <strong>Senioren</strong><strong>vertretungen</strong>;<br />
zumal alte Menschen sich häufig<br />
schämen, in Armut geraten zu sein.<br />
Viele der alten Armen sind durch<br />
körperliche Gebrechen <strong>und</strong> mangelnde<br />
lebenspraktische Fähigkeiten<br />
zusätzlich belastet. Kontaktschwierigkeiten<br />
oder Einsamkeit kommen<br />
häufig dazu.<br />
In Anbetracht der wachsen<strong>den</strong> sozialen<br />
Schieflage vor allem in <strong>den</strong> ostdeutschen<br />
B<strong>und</strong>esländern wird die<br />
Altersarmut sprunghaft ansteigen.<br />
Die thüringische Landesseniorenvertretung<br />
bemüht sich um soziale<br />
Netzwerke, wendet sich gegen drohende<br />
Altersarmut <strong>und</strong> fordert soziale<br />
Gerechtigkeit für alle Generationen.<br />
Sie unterstützte Tagungen unter<br />
der Losung „Zukunft für Thüringen –<br />
Leben ohne Armut“ der Fraktion Die<br />
Linke oder die „Die Zukunft des Alters“<br />
der Konrad-A<strong>den</strong>auer-Stiftung<br />
<strong>und</strong> arbeitete dem seniorenpolitischen<br />
Konzept der Landesregierung<br />
Thüringen vom Frühjahr 2009 zu.<br />
Bereits im Demographie-Bericht des<br />
Freistaats Thüringen vom Juni 2006<br />
wurde auf die <strong>Aus</strong>wertung der Bevölkerungsentwicklung<br />
hingewiesen.<br />
In unserem Heft Nr. 3/2007 sind die<br />
Antworten der drei Fraktionen des<br />
Thüringer Landtags zur Frage „Armut<br />
von älteren Menschen wird voraussichtlich<br />
in <strong>den</strong> kommen<strong>den</strong> Jahren<br />
in Thüringen eine Erscheinung des<br />
sozialen Lebens sein. Wie kann man<br />
aus Ihrer Sicht Armutslagen vermei<strong>den</strong><br />
oder lindern“? nachzulesen.<br />
Was wurde erfüllt? Wie steht man<br />
dazu? Bekommen wir in Thüringen<br />
ein <strong>Senioren</strong>mitwirkungsgesetz?<br />
Konrad Eberitzsch<br />
Vorsitzender des <strong>Senioren</strong>beirats<br />
Sömmerda<br />
Die Hoffnung stirbt zuletzt<br />
Die Angst vor der Altersarmut begleitet<br />
auch die Seniorinnen, deren<br />
Ehe in der DDR geschie<strong>den</strong> wurde,<br />
die keine finanzielle Absicherung<br />
durch <strong>den</strong> Exmann erhielten <strong>und</strong> die<br />
ihre Kinder allein erzogen. Auch ich<br />
gehöre zu diesen Frauen. Meine Ehe<br />
wurde 1970 geschie<strong>den</strong>. Das Sorgerecht<br />
erhielt ich allein für unsere<br />
vier Kinder im Alter zwischen drei<br />
<strong>und</strong> dreizehn Jahren. Sowohl vor als<br />
auch während meiner Ehe habe ich,<br />
bis auf vier Jahre, immer in meinem<br />
erlernten Beruf als Verwaltungsangestellte<br />
gearbeitet. Nach der Scheidung<br />
absolvierte ich ein Journalistik<br />
Fernstudium <strong>und</strong> war als solche bis<br />
1990 tätig. Drei meiner vier Kinder<br />
konnten gleichfalls studieren, der<br />
-25-<br />
Jüngste wurde ein guter Handwerker.<br />
Wir konnten bis zum Ende meiner<br />
Berufstätigkeit immer sorgenfrei<br />
leben, <strong>den</strong>n ich verdiente ebensoviel<br />
wie meine männlichen Kollegen.<br />
1994 trat ich dem Schutzb<strong>und</strong> der<br />
<strong>Senioren</strong> <strong>und</strong> Vorruheständler, Kreisverband<br />
Sömmerda bei <strong>und</strong> bin seitdem<br />
ehrenamtlich tätig. So bin ich<br />
auch heute, mit 77 Jahren <strong>und</strong> Oma<br />
von acht Enkeln <strong>und</strong> zwei Urenkeln,<br />
für das von der Thüringer Ehrenamtsstiftung<br />
geförderte Generationenprojekt<br />
„Lesen bildet“ als Projektkoordinatorin<br />
tätig, was mir viel<br />
Freude bereitet <strong>und</strong> für mich selbst<br />
ein Jungbrunnen ist. Was mir allerdings<br />
große Sorge bereitet ist die<br />
Frage, wie für mich die Armut im Alter<br />
vermeidbar ist. Meine Rente reicht<br />
weder für eine seniorengerechte<br />
Wohnung, noch für ein gutes Pflegeheim.<br />
Deshalb kann ich nur hoffen,<br />
dass sich endlich unsere Regierung<br />
auch dafür einsetzt, dass die Renten<br />
in Ost- wie in Westdeutschland zum<br />
gleichen Umrechnungsfaktor gezahlt<br />
wer<strong>den</strong>, so wie es 1990 beschlossen<br />
wurde.<br />
Margot Haubner<br />
Schutzb<strong>und</strong> der <strong>Senioren</strong>- <strong>und</strong><br />
Vorruheständler Sömmerda<br />
Sonneberg<br />
Ges<strong>und</strong>erhaltung ist teuer<br />
Armut im Alter trifft auch immer jüngere<br />
Menschen. Die Errichtung von<br />
Tafeln in vielen Städten <strong>und</strong> Gemein<strong>den</strong><br />
ist keine Errungenschaft auf die<br />
wir stolz sein können. Die Politik ist<br />
gefragt <strong>und</strong> sollte sich vermehrt bei<br />
<strong>den</strong> Menschen an der Basis orientieren.<br />
Der demografische Wandel ist eine<br />
große Herausforderung. Die Menschen<br />
wer<strong>den</strong> immer älter <strong>und</strong> sind<br />
zur Selbsterhaltung ihrer Ges<strong>und</strong>heit
aufgefordert, um solange wie möglich<br />
fit <strong>und</strong> aktiv zu bleiben. Viele haben<br />
eine kleine Rente <strong>und</strong> kommen<br />
damit schwer aus. Bleibt dann durch<br />
Todesfall ein Lebenspartner allein<br />
zurück, wird das zum Problem. Wie<br />
nun die Miete allein bezahlen? Der<br />
Umzug kostet Geld <strong>und</strong> kleinere<br />
Wohnungen sind knapp. Gefragt<br />
sind die Wohngenossenschaften, bei<br />
ihren Planungen kleinere <strong>und</strong> bezahlbare<br />
Wohnungen zu schaffen.<br />
Aber trotz eigener Initiativen, um so<br />
lange wie möglich fit <strong>und</strong> unabhängig<br />
zu bleiben,<br />
kommen doch Probleme. Vorsorgeuntersuchungen<br />
wer<strong>den</strong> genutzt,<br />
solange sie von <strong>den</strong> Kassen bezuschusst<br />
wer<strong>den</strong>. Den Zahnarzt sucht<br />
man schon mit Angst auf, <strong>den</strong>n<br />
Zahnersatz ist teuer, ebenso Brille<br />
<strong>und</strong> Hörgerät. Für all das <strong>und</strong> vieles<br />
mehr gibt es nur kleine Zuschüsse<br />
von <strong>den</strong> Krankenkassen. Zusätzliche<br />
Schä<strong>den</strong> der Ges<strong>und</strong>heit sind<br />
vorprogrammiert, wenn nicht in<br />
der Ges<strong>und</strong>heitspolitik Änderungen<br />
geschaffen wer<strong>den</strong>. Beim Ärztekongress<br />
in Dres<strong>den</strong> sprach man von<br />
einer dramatischen Überalterung.<br />
Wir alle kennen langfristige Termine<br />
<strong>und</strong> die Wartezeiten in <strong>den</strong> Sprechstun<strong>den</strong>.<br />
Der Zeitdruck ist zum Problem<br />
gewor<strong>den</strong>. Aber gerade der<br />
alte Mensch braucht die Zeit seines<br />
Arztes.<br />
Rosemarie Weigel<br />
Vorsitzende des <strong>Senioren</strong>beirates<br />
Erfahrungsaustausch<br />
<strong>Aus</strong> <strong>den</strong> <strong>kommunalen</strong> <strong>Senioren</strong><strong>vertretungen</strong><br />
<strong>und</strong> -<strong>beiräten</strong><br />
Weimar<br />
Alles schon vergessen?<br />
Für das Jahr 2009 wünschten wir<br />
uns größere Aufgeschlossenheit der<br />
Parteien <strong>und</strong> der Regierung für die<br />
Interessen <strong>und</strong> Rechte der älteren<br />
Generation. Mit Freude nahmen wir<br />
zur Kenntnis, dass einige Parteien<br />
seniorenpolitische Konzeptionen erarbeitet<br />
hatten. Jedoch seit der Thüringer<br />
Landtagswahl als auch nach<br />
der B<strong>und</strong>estagswahl ist von <strong>den</strong> Vorhaben<br />
nichts mehr zu hören. Die im<br />
Wahljahr von <strong>den</strong> Kandidaten <strong>und</strong><br />
Politikern geforderte „Rentenangleichung“<br />
ist erneut in Vergessenheit<br />
geraten.<br />
Die Kluft zwischen arm <strong>und</strong> reich<br />
nimmt weiter zu. Die Lebenshaltungskosten<br />
steigen auch 2010.<br />
Die Inflation hat seit 1990 die bisherigen<br />
Rentenerhöhungen nahezu<br />
aufgefressen. Wir müssen immer<br />
wieder feststellen: Die Verletzbarkeit<br />
der Würde der alten Menschen wird<br />
von der Politik nicht zur Kenntnis genommen.<br />
Wer bei der Definition von<br />
„Altersarmut“ <strong>und</strong> „Altersdiskriminierung“<br />
immer noch Schwierigkeiten<br />
hat, kann mit dem Vertrauen der<br />
älteren Bürger nicht rechnen.<br />
Leider verhalten sich viele alte Menschen<br />
zu angepasst gegenüber<br />
gesellschaftlichen <strong>und</strong> politischen<br />
Fragen. Nicht wenige vereinsamen,<br />
wenn sie nicht gerade noch gelegentlich<br />
Kontakte zu ihren Kindern<br />
oder Enkeln haben.<br />
Es ist frustrierend, wenn man das<br />
Verhältnis von Aufwand <strong>und</strong> Ergebnis<br />
ehrenamtlicher gesellschaftlicher<br />
Aktivitäten analysiert. Parteien,<br />
Gewerkschaften, gesellschaftliche<br />
Organisationen, Vereine, Verbände,<br />
selbst die Kirchen verlieren Mitglieder.<br />
Resignation, Politikverdrossenheit<br />
<strong>und</strong> selbst die zunehmende<br />
Altersarmut haben Ursachen, die zu<br />
-26-<br />
analysieren wären. Immerhin, aus<br />
der Koalitionsvereinbarung zwischen<br />
CDU <strong>und</strong> SPD geht hervor, dass ein<br />
seniorenpolitisches Konzept entwickelt<br />
wird. Die Frage ist berechtigt,<br />
wann <strong>den</strong>n nun mit der <strong>Aus</strong>arbeitung<br />
dieses Konzepts begonnen wird<br />
<strong>und</strong> wie <strong>Senioren</strong><strong>vertretungen</strong>, der<br />
Landesseniorenbeirat <strong>und</strong> sachk<strong>und</strong>ige<br />
<strong>Senioren</strong> in diesem Prozess einbezogen<br />
wer<strong>den</strong>.<br />
Dr. Hans-Jürgen Paul<br />
Unabhängige <strong>Senioren</strong>vertretung<br />
Weimar<br />
Weimar Land<br />
Zeit für Veränderungen<br />
Mit zunehmen<strong>den</strong> Jahren steigt die<br />
Angst <strong>und</strong> die Sorge, im Alter seinen<br />
Lebensunterhalt nicht mehr bestreiten<br />
<strong>und</strong> finanzieren zu können.<br />
Die <strong>Aus</strong>gaben steigen, ohne dabei<br />
erhöhte Ansprüche zu stellen. Bei Alleinleben<strong>den</strong><br />
<strong>und</strong> sozial schwachen<br />
Familien sinken die Einkommen <strong>und</strong><br />
auch die zu erwartende Altersrente.<br />
Wir haben in Deutschland schon einen<br />
großen Teil an <strong>Senioren</strong>, die an<br />
der Armutsgrenze <strong>und</strong> auch schon<br />
in Armut leben, ohne dieses selbst<br />
verschuldet zu haben. Es ist an der<br />
Zeit das Rentensystem zu verändern<br />
<strong>und</strong> einheitlich in Deutschland anzupassen.<br />
Monika Mittermeier<br />
Vorsitzende des <strong>Senioren</strong>beirats<br />
Weimar Land
Tipps<br />
Literaturhinweise<br />
Sozialreport 50+<br />
- Daten <strong>und</strong> Fakten zur<br />
sozialen Lage von Bürgern<br />
ab 50 Jahre in <strong>den</strong><br />
neuen B<strong>und</strong>esländern<br />
Der Sozialreport 50plus 2009 informiert<br />
über objektive <strong>und</strong> subjektive<br />
Veränderungen seit 1990 als auch<br />
über aktuelle Situationen <strong>und</strong> soziale<br />
Trends.<br />
In der Darstellung wer<strong>den</strong> die Meinungen<br />
der älteren Ostdeutschen<br />
über eine Vielzahl sozialer Bereiche,<br />
mit ihren Gewinnen <strong>und</strong> Verlusten,<br />
Defiziten <strong>und</strong> Fortschritten (u. a. Teilhabe<br />
am Erwerbsleben, Familienalltag,<br />
Wohnen, Soziale Sicherheit <strong>und</strong><br />
Gerechtigkeit) verallgemeinernd zusammengefasst.<br />
Die im Sozialreport<br />
50plus 2009 vorgestellten Ergebnisse<br />
der Untersuchung „Leben in <strong>den</strong><br />
neuen B<strong>und</strong>esländern“ basieren auf<br />
<strong>den</strong> <strong>Aus</strong>sagen von insgesamt 1.240<br />
Lebenslagen in Deutschland<br />
– Der 3. Armuts-<br />
<strong>und</strong> Reichtumsbericht<br />
der B<strong>und</strong>esregierung<br />
Armut ist ein gesellschaftliches Phänomen<br />
mit vielen Gesichtern. Es entzieht<br />
sich deshalb einer eindeutigen<br />
Messung. Die Armuts- <strong>und</strong> Reichtumsberichterstattung<br />
der B<strong>und</strong>esregierung<br />
orientiert sich an einem<br />
umfassen<strong>den</strong> Analyseansatz, der die<br />
Risiken für Armut <strong>und</strong> soziale <strong>Aus</strong>grenzung<br />
in verschie<strong>den</strong>en Lebenslagen<br />
beschreibt. Der vorliegende<br />
dritte Bericht setzt die im Jahr 2001<br />
begonnene Bestandsaufnahme der<br />
sozialen Lage in Deutschland fort<br />
<strong>und</strong> eröffnet einen Zehnjahresvergleich<br />
der Entwicklung der sozialen<br />
Integration.<br />
-27-<br />
Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürgern ab dem<br />
50. Lebensjahr, darunter ein Drittel<br />
(426 Befragte) im Alter zwischen 50<br />
<strong>und</strong> 59 Jahren.<br />
Der Sozialreport kann auf der Internetpräsenz<br />
des Volkssolidarität B<strong>und</strong>esverband<br />
e. V. als PDF-Dokument<br />
(im Bereich Sozialpolitik unter Studien<br />
<strong>und</strong> Publikationen 2010) kostenlos<br />
heruntergela<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>.<br />
VOLKSSOLIDARITÄT B<strong>und</strong>esverband<br />
e. V.<br />
Alte Schönhauser Straße 16<br />
10119 Berlin<br />
Telefon: 030/27 89 70<br />
Fax: 030/27 59 39 59<br />
E-Mail: b<strong>und</strong>esverband@volkssolidaritaet.de<br />
Home: www.volkssolidaritaet.de<br />
Der Bericht bietet eine umfassende<br />
Analyse der gesellschaftlichen Entwicklung<br />
in Deutschland seit 2003.<br />
Diese umfasst neben <strong>den</strong> Bereichen<br />
Einkommen <strong>und</strong> Vermögen die Bereiche<br />
Erwerbstätigkeit, Bildung,<br />
Wohnen, Ges<strong>und</strong>heit sowie die Situation<br />
von Kindern, Menschen mit<br />
Migrationshintergr<strong>und</strong>, behinderten<br />
Menschen <strong>und</strong> Wohnungslosen.<br />
Der Bericht kann kostenlos heruntergela<strong>den</strong><br />
wer<strong>den</strong> unter: www.bmas.<br />
de/portal/26896<br />
B<strong>und</strong>esanzeiger Verlag<br />
Postfach 10 05 34<br />
50445 Köln<br />
Tel.: 0221/97 66 83 40<br />
Fax: 0221/97 66 83 44
Die Würde des Menschen beginnt mit der Geburt, er braucht<br />
Liebe, Nahrung, Respekt <strong>und</strong> Sicherheit bis zu seinem Tode.<br />
Helmut Kutin<br />
Man muß etwas, <strong>und</strong> sei es noch so wenig, für diejenigen tun,<br />
die Hilfe brauchen, etwas, was keinen Lohn bringt, sondern die<br />
Freude, es tun zu dürfen.<br />
Albert Schweitzer<br />
Landesseniorenvertretung Thüringen e. V.<br />
Alter ist Kompetenz Impressum<br />
Neue Bildungsdatenbank<br />
für die Generation 55+<br />
Die neue BAGSO-Veranstaltungsdatenbank<br />
vwwv.wissensdurstig.de<br />
steht allen Verbän<strong>den</strong>, Organisationen,<br />
Institutionen zur Verfügung,<br />
die geeignete Veranstaltungen für<br />
die Generation 50+ anbieten. Hier<br />
können Veranstaltungen kostenlos<br />
<strong>und</strong> zielgruppengerecht im Internet<br />
beworben wer<strong>den</strong>. Seniorinnen <strong>und</strong><br />
<strong>Senioren</strong> fin<strong>den</strong> schnell <strong>und</strong> unkom-<br />
Thema nächster SenIorenREPoRT:<br />
Selbsthilfe im Alter<br />
pliziert Bildungsangebote vor Ort,<br />
regional sowie auch b<strong>und</strong>esweit.<br />
Eingestellt wer<strong>den</strong> können alle Arten<br />
von Veranstaltungen, die ältere<br />
Menschen <strong>und</strong> Haupt- <strong>und</strong> Ehrenamtliche<br />
in der <strong>Senioren</strong>arbeit interessieren:<br />
Hinweise auf Tagungen,<br />
Kurse, Vorträge, Sportgruppen,<br />
E-Lear ning-Angebote, berufliche<br />
Wei terbildungsangebote, Reisen <strong>und</strong><br />
vieles mehr.<br />
Weitere lnformationen fin<strong>den</strong> Sie unter:<br />
www.wissensdurstig.de<br />
Unter unseren Verhältnissen…!<br />
Der erste Armutsatlas für<br />
Regionen in Deutschland<br />
Diesen sozialen Zustand bildet der<br />
Armutsatlas für die Jahre 2005 bis<br />
2007 ab: Deutschland noch ohne<br />
Krise <strong>und</strong> im Wachstum, aber mit<br />
vielen Nullrun<strong>den</strong> bei Einkommen<br />
<strong>und</strong> Sozialleistungen.<br />
Das Projekt des Deutschen Paritätischen<br />
Wohlfahrtsverbandes ist zu<br />
fin<strong>den</strong> unter: www.armutsatlas.de<br />
-28-<br />
SENIORENREPORT,<br />
15. Jahrg. 2/2010<br />
Erscheinungsweise viermal jährlich;<br />
Auflage 1000<br />
Nächste <strong>Aus</strong>gabe erscheint im<br />
Oktober 2010<br />
Redaktionsschluss: 20.9. 2010<br />
Herausgeber:<br />
Landesseniorenvertretung Thüringen e. V.<br />
Prager Straße 5/11, 99091 Erfurt<br />
Telefon: 0361/562 16 49<br />
Fax: 0361/601 37 46<br />
info@landesseniorenvertretungthueringen.de<br />
www.landesseniorenvertretung<br />
-thueringen.de<br />
Vorsitzende: Irene Ellenberger<br />
Zeitschriftenbeirat: Konrad Eberitzsch,<br />
Dr. Jan Steinhaußen<br />
Redaktion: Robert Friedrich (Ge schäfts -<br />
führer), Dr. Jan Steinhaußen<br />
Reinhild Rubin (<strong>Senioren</strong>büro)<br />
„55plus“/DRK<br />
Dammstraße 32, 07749 Jena,<br />
Tel.: 03641/40 01 84,<br />
Fax: 03641/40 01 11<br />
reinhild.rubin@drk-jena.de<br />
Layout <strong>und</strong> Satz: Dr. Kerstin Ramm, Grafik <strong>und</strong><br />
Werbung, Untere Zense 36, 07616 Bürgel,<br />
Tel.: 036692/213 82,<br />
Fax: 036692/355 77,<br />
www.grafik<strong>und</strong>werbung-ramm.de<br />
Produktion: Förster & Borries GmbH &<br />
Co. KG, Zwickau<br />
Ehrenamtliche Mitarbeit: Charlotte Birnstiel,<br />
Konrad Eberitzsch, Lisa Gutsche, Günther<br />
Koniarcyk<br />
Fotos:<br />
Titelfoto, S. 6, S. 17 oben, S. 18 unten: forolia.de;<br />
S. 15 oben: Jenaer Tafel; S. 18 oben,<br />
S. 20 oben rechts, S. 27 oben: Kerstin Ramm;<br />
S. 2, 3, S. 4 oben, S. 5 oben, S. 7, 8, 9, 10,<br />
12, 14, S. 15 unten, S. 16, S. 19, 20, 21,<br />
S. 22 oben, S. 23, 24, 25, 26: Kirsten Seyfarth;<br />
S. 4 oben rechts, S. 5 unten rechts: privat;<br />
S. 22 unten: SB Gera<br />
Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die<br />
Meinung der Autoren wieder <strong>und</strong> sind keine<br />
Stellungnahmen der Redaktion. Die Redaktion<br />
behält sich vor, eingereichte Beiträge zu kürzen<br />
<strong>und</strong> zu überarbeiten.<br />
Die Nutzung von Texten <strong>und</strong> Bildern ist nur nach<br />
Rücksprache mit der Landesseniorenvertretung<br />
Thüringen e. V. möglich.<br />
Gefördert durch <strong>den</strong><br />
Freistaat Thüringen.