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Den guten Kameraden gibt es nicht - Österreichische ...

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<strong>Den</strong> <strong>guten</strong> <strong>Kameraden</strong> <strong>gibt</strong> <strong>es</strong> <strong>nicht</strong>Haben Sie damals von den Verbrechenund Massenmorden gehört?Nein, da ist nie etwas zu mir durchgedrungen.Was wir aber wussten, war,dass die Waffen-SS den Ruf hatte,keine Gefangenen zu machen... Aberein<strong>es</strong> muss ich auch sagen: damalswaren wir froh, wenn <strong>es</strong> hieß, dassneben uns eine SS-Division liegt. Diewaren ganz fanatisch, ganz auf Hitlereing<strong>es</strong>chworen und hatten eine starkeKampfkraft.Spur von einem „ritterlichen Krieg“.<strong>Den</strong>n das ärgert mich auch immer,wenn ich im Fernsehen oder sonst wovon Veteranen oder auch Historikernhöre, dass die Wehrmacht „ritterlichgekämpft hat“. Ich weiß <strong>nicht</strong>, was aneinem Krieg auch nur ansatzweise „ritterlich“sein soll. Ganz unweigerlichkommt <strong>es</strong> zu zehntausenden, hunderttausendenja zu Millionen von völligunschuldigen Opfern – und zwar aufallen beteiligten Seiten.Die Zivilbevölkerung als Hauptleidtragende?Auf jeden Fall. Ich glaube, das ist allenKriegen gemeinsam. Damals war<strong>es</strong> freilich b<strong>es</strong>onders schlimm. Aberauch was die Leute in den Städten inden Luftschutzkellern durchgemachthaben… oder als dann die Russenüber die Bewohner herfielen… An derFront war man aber auch selbst schuld,dass man die Zivilbevölkerung gegensich [gegen Deutschland, Anmerk.]aufgebracht hat. Man trat als B<strong>es</strong>atzerund <strong>nicht</strong> als „Befreier“ auf… Obwohlwir Österreicher in der Zivilbevölkerungeinen b<strong>es</strong>seren Ruf als dieDeutschen hatten, das muss ich schonsagen. Das „<strong>Österreichische</strong>“ war allerdingsverpönt in der Wehrmacht.Wir galten als zu nachsichtig und vorallem als zu nachlässig.Haben Sie – im Gefecht - auch jemandentöten müssen?Ja sicher! Wi<strong>es</strong>o soll ich mich voneinem anderen erschießen lassen?Wenn ich <strong>nicht</strong> g<strong>es</strong>chossen hätte,wäre ich tot. Ich habe überlebt, weilich schneller g<strong>es</strong>chossen und b<strong>es</strong>sergetroffen habe. So einfach ist das.Haben Sie je daran gedacht, damalseinfach davon zu laufen?Wohin denn? In einem fremden Land,d<strong>es</strong>sen Sprache man <strong>nicht</strong> kann, wodie Uniform das Tod<strong>es</strong>urteil war. Werden Partisanen oder den Russen in dieHände gefallen ist…Ich habe jeden Tag an zu Hause gedacht.Das hat mich am Leben gehalten.Das hat mir Kraft gegeben.Glaubten Sie an Hitler?Meine Kindheit war geprägt vonHunger, Not und Elend. Wir hatten<strong>nicht</strong>s. Der Vater ist auf und davonund die Mutter stand da, ohne Berufund mit vier Kindern. Man hat sichviel vom Hitler versprochen. Und anfänglichwurde auch viel<strong>es</strong> b<strong>es</strong>ser. Ja,ich glaubte an ihn.Wenn man g<strong>es</strong>ehen hat, wie arm diedortige Bevölkerung war bzw. wiearmselig die dort teilweise vegetierthaben… Wenn jemand bereits am Bodenliegt, dann tritt man <strong>nicht</strong> nochmit dem Stiefel drauf, oder? Vielentaten die Leute dort leid, aber manmusste auch vorsichtig sein.Persönliche Frage - haben Sie Angst vordem Tod?Nein. Ich habe so viele Menschensterben g<strong>es</strong>ehen - jung sterben g<strong>es</strong>ehen.Unter den schlimmsten Umständen.Da relativiert sich viel<strong>es</strong>. Ich bing<strong>es</strong>und heimgekommen. Habe meinLeben trotz allem leben können. Ichhabe 60 Jahre mehr erleben dürfen,als jene, die in den Kriegsjahren g<strong>es</strong>torbensind. Viele noch in den letztenKriegstagen. Man braucht <strong>nicht</strong>zu glauben, dass, als der Krieg offiziellbeendet war, das Sterben aufgehörthätte. Das ging noch sehr sehr langeweiter.Was wünschen Sie sich für die Zukunft?Das die Menschen aufhören, sich gegenseitigdas Leben zur Hölle zu machen.Die Welt könnte ein Paradi<strong>es</strong>sein, oder <strong>nicht</strong>?martin.mayer@oeh.jku.atÖH-Courier SS09 #13 | 5

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