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PDF-Paket - Paulinus

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4 PAULINUS VORBEREITUNGSJAHRSonderausgabe · 13. März 2011Was heißt Erlösung?Erlösung –Wir sind zu neuenMenschen befreitAls Christen sehen wir nicht nur das, was ist, sondern auchdas, was sein könnte. Wir sind „Möglichkeitsmenschen“, nicht,weil wir weltfremde Träumer sind, sondern weil wir erlösteMenschen sind. Durch Jesus Christus sind wir neu geschaffenund fähig, aufzustehen gegen das, was Leben behindert.„Christus inDornen“, moderneIkone von AntonWollenek. DerMensch, ist verstricktin die Nöteund Verführungendes Lebens. DochChristus tritt mitbefreiender Hand indie Dornen desMenschseins.Foto: Franz JosefRupprechtVon Engelbert FeltenIn seinem Roman „Der Mann ohneEigenschaften“ schildert der österreichischeSchriftsteller Robert Musilzwei Typen von Menschen beziehungsweisevon „Sinnen“: den„Wirklichkeitssinn“ und den „Möglichkeitssinn“.Von letzterem sagt er:„Wer ihn besitzt, sagt beispielsweisenicht: hier ist dies oder das geschehen,wird geschehen, muss geschehen;sondern er erfindet: Hier könnte,sollte oder müsste geschehn; undwenn man ihm von irgendetwas erklärt,dass es so sei, wie es sei, danndenkt er: Nun, es könnte wahrscheinlichauch anders sein. SolcheMöglichkeitsmenschen leben, wieman sagt, in einem feineren Gespinst,in einem Gespinst von Dunst,Einbildung, Träumerei und Konjunktiven;Kindern, die diesen Hanghaben, treibt man ihn nachdrücklichaus und nennt solche MenschenPhantasten, Träumer, Schwächlingeund Besserwisser oder Krittler.“Es gibt sie tatsächlich, diese beidenMenschentypen: Die einen, dieder Wirklichkeit das Wort reden, dienüchternen Realisten: „So ist es nunmal! Man muss sich abfinden mitden Dingen, wie sie sind!“Die anderen, die immer wieder sagen:„Es könnte auch ganz anderssein!“ Visionäre könnte man solcheMenschen auch nennen. Menschen,die kreativ sich ihren Träumen überlassen,deren Phantasie schier unerschöpflicherscheint, denen immernoch einmal etwas Neues einfällt.Vielleicht braucht man diese Menschentypenja gar nicht aufzuteilenin „die einen“ und „die anderen“.Wahrscheinlich entdecken wir beigenauerem Hinsehen beide Typenoder Sinne in uns selbst. Mal mehrso, mal mehr anders.Die eine Seite: der Wirklichkeitsmensch.Wir müssen alle unserenAlltag meistern. Zum Träumen undPhantasieren ist dann keine oderkaum Zeit. Wir müssen unser Lebengestalten – ganz praktisch und nüchtern.Wenn das nicht geschähe, wärenwir verantwortungslos gegenüberuns selbst und gegenüber denMenschen, für die wir Verantwortungtragen.Die andere Seite: der Möglichkeitsmensch.Im nächsten Momentmeldet er sich zu Wort, melden sichunsere Tagträume, die uns sagen lassen:„Wie schön wäre es, wenn …“ DieSeite in uns, die sich nicht einfachabfindet mit dem Alltäglichen, diehinausreicht über das, was unmittelbarvor den Augen sichtbar ist undanliegt. Die Seite, mit der wir uns ineine Zukunft hinein fühlen, von derwir nicht wissen, was sie bringt, unddie uns dennoch – oder gerade deshalb– hoffen lässt, bisweilen sogargegen allen Grund zu hoffen, gegenbesseres Wissen. Die Seite, die unsnicht zufrieden sein lässt mit dem,was wir schon greifen und anfassenkönnen; die uns vielmehr mit denBildern, die sie in uns malt, nach vornezieht und uns in Unruhe hält.Als Christen sehe ich uns auf derSeite des „Möglichkeitsmenschen“.Oder zumindest als seine Anwälte.Nicht, weil wir weltfremde Träumerwären, die den Boden unter den Füßenverloren hätten und in den Wolkenschwebten.Sondern weil wir erlöste Menschensind.Erlösung –das ist der Kernbegriffunseres Glaubens„Jesus Christus, Heiland und Erlöser“– so wird das Heilig-Rock-Wallfahrtsgebeteröffnet.In der Religionswissenschaft istdas Christentum unter den „Erlösungsreligionen“eingeordnet. Andersallerdings als die fernöstlichenReligionen glauben wir nicht, dasswir uns selbst erlösen könnten –durch Wissen oder durch einen inMeditation und Übung erworbenenvollkommeneren störungsfreien Zusammenklangmit der Welt, mit mirselbst, mit einer wie immer gedachtengöttlichen Wirklichkeit.Als Christen glauben wir: Wirwurden erlöst durch den MenschenJesus von Nazaret, den wir als GottesSohn verehren. Ein- für allemal istdas geschehen. Wir ernten sozusagendie Früchte dessen, was mit JesusChristus war.Was ihn zum Erlöser macht, istsein Leben, das ganz und gar von derLiebe zu Gott und den Menschen geprägtist; das ist sein Tod, die letzteKonsequenz und der höchste Ausdruckseiner Liebe; das ist seine Auferstehung,mit der Gott diesen WegJesu der Liebe bestätigt und vollendet.„Jesus hat uns von unseren Sündenerlöst“ – sagen wir.Was heißt das?Sünde – das ist alles, was dem Lebenentgegen steht, was Leben behindert,was es zerstört. Deshalb istdie letzte Konsequenz der Sünde derTod. Der Tod ist die Ver-nicht-ung,die Ver-nein-ung des Lebensschlechthin. Wenn Jesus als GottesSohn in diesen Tod hinein geht,dann liegt auf ihm die Sünde derganzen Schöpfung, wo auch immerquer durch die ganze Geschichteund quer durch alle Räume derSchöpfung hindurch Leben behindert,zerstört wurde und wird.Und wenn Gott in der AuferweckungJesu aus dem Tod das Lebensiegen lässt, dann wird es damit „neugeschaffen“ – wie wir im viertenHochgebet der Eucharistiefeier beten.Unvergänglich.Was durch und mit Jesus Christusgeschehen ist, betrifft also nicht nuruns Christen. Es betrifft die ganze

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