16 PAULINUS VORBEREITUNGSJAHRSonderausgabe · 13. März 2011Erlöst wird überall. Im Sport,im Märchen, am Fahrkartenautomaten.Ein kleiner Text,gewidmet den etwas anderenErlösungserfahrungen.Von Sabrina NotkaBeispiel 1: „Tooor! Endlich! Poldi erlöst!“Ja, na super, aber muss mandenn da gleich so brüllen? Manierenhaben diese Sportreporter ... Da ahntman nichts böses, sitzt zufrieden Keksemümmelnd vor dem Radio unddann schreit einen dieser wildfremdeMensch an. Ist es Ihnen schon einmalaufgefallen – im Fußball wird ständigerlöst. Ganze Mannschaften strotzennur so vor Erlösungsbedürftigkeit.Zweifellos: Das Tor zu treffen ist füreinen Profispieler eine kaum zumutbareAufgabe. Dabei wäre das Problemleicht zu lösen. Jeder Spielersollte endlich seinen eigenen Ball bekommen!Dann wäre Ruhe. Da spartder DFB einfach an der falschen Ecke.Erlösung im Sport = Wenn eineMannschaft gewinnt, die 90 Minutendas Tor nicht trifft und in der Nachspielzeiterstaunt ist, wenn sie einenBall versenkt. (Man nennt diese Erlösungsformin der Wissenschaft auchliebevoll das „FC-Bayern-Theorem“).Beispiel 2: Märchen. Haben Sie esgelesen? Frösche sind vom Aussterbenbedroht. Das verwundert nicht.Schließlich werden die alle zu Prinzen.Und wenn sie nicht alle zu Prinzenwerden, dann werden sie Opfervon Millionen kleiner Mädels, dieGlosseÜber Torschusspanik, Frösche und so ...Fans leiden – Erlösung verspricht erst der entscheidende Treffer.Foto: Imagodenken, sie würden zu Prinzen. Siemüssen ja nur erlöst werden, unddas geht bekanntlich mit diesem berüchtigtenWurf ... Nein, „Jugendforscht“ am Gartenteich ist für Fröschewenig erbaulich. Erlösung imMärchen ist einfach zu gefährlich.Naturschützer konnten durch diegezielte Massenmanipulation vonMärchenbüchern immerhin erreichen,dass sich diese Kuss-Variantedurchsetzte. Erlösung im Märchen =Böse Flüche brechen, oft auf leichtbefremdliche Weise.Beispiel 3: Er löst die Fahrkarte.Das ist jetzt geschummelt, aber dennochvon gesellschaftlicher Relevanz.Wer kennt ihn nicht – den Kampf mitdem bösartigen Fahrkartenautomaten?Es ist ein Drama unserer technisiertenZeit. Jeder Schwarzfahrer istein gescheiterter Fahrkartenkäufer!Wenn der Automat nach Minutenunkoordinierter Tastendrückerei den(gewünschten) Fahrschein druckt, istdas Erlösung – oder wenn der Schaffnernicht kommt ...Genauso wie: Er löst die Rechenaufgabe.Obwohl das auch schon wiederungerecht ist. Sie löst schließlichauch. Die klassische Erlösungsformin der Schule = Pausengong.Irgendwie scheint es kleine Erlösungenüberall im Alltag zu geben.Da ist der sprichwörtlich erlösendeAnruf, dass jemand gut angekommenist, der Brief, dass eine Arbeitsstellegefunden wurde, oder eben Poldi, derdas Tor getroffen hat. Ja gut – danndarf man auch mal ganz laut jubeln.Erlösung ist schließlich etwas ganzBesonderes.Pressetext:Reichsburg CochemZu einem wunderschönen Moselnachmittaggehört für den Liebhaber der Ritterzeitauch eine Führung durch die alten Gemäuerder über dem Moseltal gelegenenReichsburg.Hoch über Cochem an der Mosel erhebtsich als reizvoller Anblick auf mächtigemFels gelegen die Reichsburg mit Erkernund Zinnen, die größte Höhenburg an derMosel. Die mittelalterliche Burg, die im Eigentumder Kurfürsten von Trier währenddes pfälzischen Erbfolgekrieges beschädigtwurde, hat der Berliner Kommerzienrat,Louis Ravené, im Zuge der Burgenromantikim 19. Jahrhundert liebevoll restauriertund im neugotischen Stil wiederaufgebaut.Hier erlebt der Besucher eine eindrucksvolleGestaltung der Innenräume, wie Rittersaal,Speisesaal, Jagdzimmer, Kemenateusw. Neben diesen Burgführungen bietetdie Reichsburg zu Cochem die „Gastereynach Art der alten Rittersleut“, freitagsund samstags, an. Nach einem Rundgangdurch die Burg erleben die Gäste imBurgkeller ein rustikales Rittermahl beidem mittelalterliche Sitten, Gebräuche unsStrafen vorgestellt werden. Der Abendwird musikalisch untermalt und als Höhepunkterfolgen die Ritterspiele mit anschließendemRitterschlag.Jedes Jahr am ersten Augustwochenende(6. und 7. August 2011) warten in mittelalterlichemAmbiente Akteure und allerleiVolk auf den Besucher der stolzen Festung.In der traumhaften Kulisse der altenReichsburg wird mit rustikalen Ständenund Aktionsbühnen ein mittelalterlichesMarktszenario aufgebaut, bei dem allerleiVolk und Gaukler dem Besucher interessanteUnterhaltung und ein spannendesProgramm bei „Kurzweyl und gar deftigSpeyss und Tranck“ bieten. Verschiedene,zeitgenössische Handwerker führen ihrealte Kunst vor. Met, Wein und Leckeresvom Grill schaffen leibliches Wohlbefinden.Mittelalterliche Gauklergruppen sorgenfür ein kurzweiliges Programm, währendMusiker auf alten Instrumenten ihreLieder vortragen.Reichsburg Cochem GmbHSchloßstraße 36 · 56812 CochemTel. 02671 – 255 · Fax 02671 – 5691E-Mail: info@reichsburg-cochem.deInternet: www.reichsburg-cochem.deÖffnungszeiten:Vom 15. März bis 01. November täglichBurgführungen von 9:00 bis 17:00 UhrVom 02. November bis 14. Märzgeänderte Öffnungszeiten(siehe www.reichsburg-cochem.de)
Sonderausgabe · 13. März 2011 VORBEREITUNGSJAHR PAULINUS 17MeditationBeataPassioFoto: Rita Heyen,Amt für kirchlicheDenkmalpflegeGedanken zu einemBronzekreuzvon Ulrich Henn (1974)Stephan Wahl,KommunikationsdirektorimBistum Trier.Foto: Bistum TrierManchmal muss man hinabum hinaufzusehen …Stufen,sie führen hinunterin die Ostkrypta im Trierer Dom.Das Kreuz über dem Petrusaltarzieht alle Blicke auf sich.Eine schaurige Dornenkroneumrahmt die Balken,von weitem betrachtet.Tritt man näher heran,wandelt sie sich.In einen Kranz von Engeln.Golden, leicht, schwebend,ganz zart verbunden.In der MitteJesus, der Christus.Gekreuzigtund auferstanden zugleich.Gloria, Ostern, Herrlichkeit.„Durch seine Wundensind wir geheilt“,heißt es beim Propheten Jesaja(Jes 53, 5).Beata Passio, heilbringendes Leiden,das uns erlöst hat.Der abgestiegene Gott,im Staub,menschlicher als wir es je werden.Uns näher als wir uns selbst.„Auf welchen Baum steigen,um den Himmel zu berühren?“,fragt die Dichterin Marie Noel.„Für die Begegnung Gottesmit dem Menschensteigt der Mensch vergeblich.Gott steigt herab.Er steigt nicht viel tieferzum Sünder als zum Gerechten.“Zu allen.Immer wieder.Zu uns,zu mir, dem unerlösten Erlösten.Kein Paradox.Ich kenne mich,jedenfalls zum größten Teil.Nichts ist perfekt,nicht alles so, wie ich es gerne hätte.So viel ist schwach an mir.Nicht immer ist mir danachdie Hände zu falten,nicht immer Amen zu sagenbei allem was geschieht.Ich kenne die Zweifler,ich kenne mich.Und doch brennst du mir in der Seele,Rätselhafter, Ewiger, Dreifaltiger.Das Engelkreuz erzählt von dir.Der goldene Kreis,in sich geschlossen:Gott als der Ursprung, die Kraftdie alles umhüllt und umfängt.Die Flügel, dynamisch, in Bewegung:Der Geist, der wirkt wo er will.Das Kreuz als die Mitte:Jesus Christus, Heiland und Erlöser …Jetzt sitze, knie,stehe ich vor Deinem Kreuzund werde still.Wie viele vor mirmit ihren Gebeten, Bitten, Sorgen.Ob fassungslos schweigendin bitteren Stunden,ob mit ratlosen Blicken,in schwierigen Zeiten.Ob mit froher Leichtigkeit,dann wenn das Leben heiter mit unstanzt.Und ahne staunend das Heiligeund seinen Funken in mir.Der mir Kraft gibtbei meiner Wut überAusbeutung und Unrecht.Der mich den Mund aufmachen lässt,wenn es auf mich ankommt.Der mir hilftmehr der zu werden der ich bin:Ein Mensch. Ein Christ.Mit Glaube, Hoffnung, Liebe.Erlöst.Manchmal muss man hinabum hinaufzusehen …