30.11.2012 Aufrufe

Die Varusschlacht - im Egge Gebirge - lasvegascoup.de

Die Varusschlacht - im Egge Gebirge - lasvegascoup.de

Die Varusschlacht - im Egge Gebirge - lasvegascoup.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Varusschlacht</strong><br />

Augustus<br />

mailto:varusschlacht@aol.<strong>de</strong><br />

Fundstücke Reelsen Bad Driburg<br />

Klick auf Bil<strong>de</strong>r<br />

http://www.<strong>lasvegascoup</strong>.<strong>de</strong>/<br />

RM<br />

Interessante Fun<strong>de</strong> in Reelsen – Bad Driburg - Lkr. Höxter<br />

Dr. Peter Eisermann<br />

<strong>Die</strong> <strong>Varusschlacht</strong> - <strong>im</strong> <strong>Egge</strong> <strong>Gebirge</strong><br />

Der Untergang <strong>de</strong>r römischen Legionen<br />

in Reelsen Bad Driburg<br />

Im Jahre 2009 jährt sich zum 2000. Mal die <strong>Varusschlacht</strong>, die nach Berichten<br />

römischer Autoren mit einer vernichten<strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlage <strong>de</strong>s römischen Heeres<br />

en<strong>de</strong>te. Dabei wur<strong>de</strong>n drei Legionen mit <strong>de</strong>n dazugehörigen Hilfstruppen (drei<br />

Alen Reiter und sechs Auxiliarcohorten) fast vollständig aufgerieben (ca. 20.000<br />

Mann). Varus beging in <strong>de</strong>r sich abzeichnen<strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlage während <strong>de</strong>s Kampfes<br />

Selbstmord. Nur ganz wenigen gelang es, <strong>de</strong>m Gemetzel zu entkommen. Sie<br />

flohen nach Aliso, das einzige römische Lager an <strong>de</strong>r Lippe, das nach <strong>de</strong>r<br />

<strong>Varusschlacht</strong> von <strong>de</strong>n Germanen nicht erobert wer<strong>de</strong>n konnte.<br />

Der Autor hat sich zum Ziel gesetzt, <strong>de</strong>n wahren Ort vorzustellen, an <strong>de</strong>m Varus<br />

mit seinen Legionen, <strong>de</strong>r XVII, XVIII und XIX unterging. Nach intensiver<br />

Spurensuche scheint nun das Schlachtfeld <strong>im</strong> <strong>Egge</strong>gebirge gefun<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n zu<br />

sein; fernab von Kalkriese. Berücksichtigt wur<strong>de</strong>n vor allem <strong>im</strong> Gegensatz zu <strong>de</strong>n<br />

Archäologen und Wissenschaftlern <strong>de</strong>s Grabungsgelän<strong>de</strong>s in Kalkriese die<br />

Überlieferungen <strong>de</strong>r antiken Schriftsteller, die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Hinweise gaben.<br />

Eigene, sensationelle archäologische Fun<strong>de</strong> stützen die Behauptung, das<br />

<strong>Varusschlacht</strong>feld gefun<strong>de</strong>n zu haben. Es wur<strong>de</strong> mit erhöhter Anstrengung an<br />

einer systematischen Auswertung von historischen Quellen und eigenen Fun<strong>de</strong>n<br />

gearbeitet, um die Beweise <strong>de</strong>s wahren Kampfplatzes zum 2000- jährigen<br />

Jubiläum vorzulegen.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Varusschlacht</strong> ist von großer historischer Be<strong>de</strong>utung: <strong>de</strong>n Römern gelang<br />

nicht das große Ziel, Germanien zu erobern und in das römische Weltreich<br />

einzuglie<strong>de</strong>rn. Nach weiteren Verlusten und wechseln<strong>de</strong>m Kriegsglück wur<strong>de</strong> <strong>im</strong><br />

Jahr 16 das Ziel <strong>de</strong>r Unterwerfung Germaniens und Aus<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>s Römischen<br />

Reiches bis zur Elbe endgültig aufgegeben. Über 700 Theorien, unzählige<br />

Veröffentlichungen konnten we<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n wahren Verlauf noch <strong>de</strong>n richtigen Ort<br />

Page 1 of 12<br />

Germanicus<br />

latein24.<strong>de</strong>/uebersetzungen<br />

Fundstücke Reelsen Bad Driburg<br />

Klick auf Bil<strong>de</strong>r<br />

18.10.2010


<strong>Varusschlacht</strong><br />

http://www.<strong>lasvegascoup</strong>.<strong>de</strong>/<br />

dieser Schlacht klären. Zur Zeit hat sich die Ansicht von Theodor Mommsen<br />

durchgesetzt, dass sich dieses Schlachtfeld am Kalkrieser Berg bei Bramsche<br />

befin<strong>de</strong>t. <strong>Die</strong>se Behauptung Mommsens ist lei<strong>de</strong>r in keiner Weise mit <strong>de</strong>n<br />

Überlieferungen <strong>de</strong>r antiken Schriftsteller in Einklang zu bringen. Der Ort dieser<br />

Tragödie muss östlich <strong>de</strong>r Quellen von Ems und Lippe, <strong>im</strong> nahe gelegenen<br />

Waldgebirge liegen, nicht weit entfernt von Aliso, das an <strong>de</strong>r Lippe geschanzt<br />

wur<strong>de</strong>. Kalkriese liegt von dieser relativ genauen Ortsangabe ungefähr 100 km<br />

entfernt und schei<strong>de</strong>t allein aus diesem Grun<strong>de</strong> aus.<br />

<strong>Die</strong> Leute, die diese Nie<strong>de</strong>rlage überlebt hatten und <strong>de</strong>r Schlacht o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Gefangenschaft entronnen waren, erzählten, hier seien die Legaten gefallen, dort<br />

die Adler von <strong>de</strong>n Fein<strong>de</strong>n erbeutet wor<strong>de</strong>n; sie zeigten, wo Varus die erste<br />

Wun<strong>de</strong> erhalten, wo er mit seiner unseligen Rechten sich selbst <strong>de</strong>n To<strong>de</strong>sstoß<br />

beigebracht habe; wo Arminius von <strong>de</strong>r Tribüne herunter eine Ansprache gehalten<br />

habe, wie viele Marterhölzer für die Gefangenen, was für Köpfgruben er habe<br />

herstellen lassen, wie er die Feldzeichen und Adler übermütig verhöhnt habe.“<br />

Von Tacitus erfahren wir <strong>de</strong>n ungefähren Ort <strong>de</strong>r Varuskatastrophe:“ dann wur<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Heereszug zu <strong>de</strong>n äußersten Brukterern geführt und alles zwischen <strong>de</strong>n<br />

Flüssen Ems und Lippe verwüstet, nicht weit vom Teutoburger Wald (früher<br />

Osning), wo die Reste <strong>de</strong>s Varus und <strong>de</strong>r Legionen noch unbestattet liegen<br />

sollten!“ Wo sie<strong>de</strong>lten die Brukterer: sie waren die westlichen Nachbarn <strong>de</strong>r<br />

Cherusker, <strong>de</strong>r Osning war die natürliche Grenze zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Stämmen.<br />

<strong>Die</strong> Aussage Tacitus - äußere Brukterer- bezieht sich aus seiner Sicht vom Rhein<br />

aus; die äußeren Brukterer müssen <strong>de</strong>mnach die Östlichsten sein. Germanicus<br />

führte sein Heer also über die Quellen von Ems und Lippe bis an <strong>de</strong>n Osning<br />

heran und verwüstete das gesamte Gebiet zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Flüssen und <strong>de</strong>m<br />

Rand <strong>de</strong>s Osnings. Von hier soll es nicht mehr weit sein, wo noch die bleichen<strong>de</strong>n<br />

Gebeine unbestattet lagen.“ Nicht weit“ kann nur be<strong>de</strong>uten, dass es näher als einen<br />

Tagesmarsch entfernt war, Richtung Osten und keinesfalls Richtung Kalkriese,<br />

das ca. 100 km von dieser Ortsangabe entfernt liegt.<br />

Es ist schon erstaunlich, dass trotz dieser präzisen Ortsangabe <strong>de</strong>s Tacitus,<br />

Kalkriese diese unhaltbare Varus- Hypothese aufgestellt hat. Von Strabon<br />

erfahren wir in seiner Geographika (17.1.4.41):“ Gegen diese Völker ist<br />

Misstrauen von großem Nutzen, weil diejenigen, <strong>de</strong>nen man traute, <strong>de</strong>n größten<br />

Scha<strong>de</strong>n angerichtet haben, wie zum Beispiel die Cherusker und ihre<br />

Verbün<strong>de</strong>ten, in <strong>de</strong>ren Gebiet drei römische Legionen mit ihrem Feldherrn Varus<br />

Quintilius unter Vertragsverletzung hinterhältig vernichtet wur<strong>de</strong>n. Das<br />

<strong>Varusschlacht</strong>feld liegt also <strong>im</strong> Gebiet <strong>de</strong>r Cherusker <strong>im</strong> Waldgebirge-<br />

„mittendrin“ - wie es früher auch <strong>im</strong>mer hieß. Das verwüstete Brukterergebiet<br />

muß etwa zwischen <strong>de</strong>n Quellen <strong>de</strong>r Ems und Lippe vor <strong>de</strong>n Pässen Veldrom und<br />

Buke vor <strong>de</strong>m <strong>Gebirge</strong> en<strong>de</strong>n. <strong>Die</strong> Quellen von Ems und Lippe entspringen in <strong>de</strong>r<br />

Senne. Caecina wird laut Tacitus vorgeschickt: damit er die Schluchten <strong>de</strong>r<br />

Bergwäl<strong>de</strong>r erkun<strong>de</strong> und Brücken und Dämme anlege, wo sumpfige Wiesen und<br />

trügerischer Moorbo<strong>de</strong>n dies erfor<strong>de</strong>rlich mache. Dann betreten sie die trostlosen<br />

Stätten, die für <strong>de</strong>n Anblick wie für die Erinnerung schauerlich waren. Das erste<br />

Lager <strong>de</strong>s Varus zeigte durch weiten Umfang und die Ausmaße <strong>de</strong>s<br />

Feldherrnplatzes die Arbeit von drei Legionen. Germanicus sieht ein sehr großes<br />

Lager, wie es von 3 Legionen geschaffen wur<strong>de</strong>, und auch die Größe <strong>de</strong>r<br />

Kommandantur wird beson<strong>de</strong>rs erwähnt. <strong>Die</strong>se Beschreibung von Tacitus passt<br />

auf keinen Fall zu einem Marschlager, hier muss es sich um das große<br />

Sommerlager <strong>de</strong>s Varus han<strong>de</strong>ln. Nach <strong>de</strong>r Überlieferung von Tacitus hat man das<br />

Sommerlager <strong>de</strong>s Varus an <strong>de</strong>n Pässen bei Horn, Veldrom , Altenbeken o<strong>de</strong>r Bad<br />

Driburg zu suchen.<br />

Das Lager war wohl dazu best<strong>im</strong>mt, <strong>de</strong>m römischen Heer auf <strong>de</strong>m Rückzug <strong>de</strong>n<br />

Paß offen zu halten, auch ein Teil <strong>de</strong>r Vorräte aufzunehmen. Es lassen sich aber<br />

durch die Überlieferungen weitere Aufschlüsse über die noch genauere Lage <strong>de</strong>s<br />

<strong>Varusschlacht</strong>fel<strong>de</strong>s ziehen. So wussten die Römer auch <strong>de</strong>n Wasserweg für ihre<br />

Feldzüge nutzbar zu machen. Bis nach Aliso konnten sie ihre Vorräte auf <strong>de</strong>r<br />

Lippe transportieren. <strong>Die</strong> Lippelinie mit <strong>de</strong>n Römerlagern in Abstän<strong>de</strong>n von ca. 20<br />

km war für <strong>de</strong>n Verpflegungstransport <strong>de</strong>r Römer in die Mitte Germaniens extrem<br />

wichtig. <strong>Die</strong> „Lippestraße“ <strong>de</strong>r Römer mün<strong>de</strong>t bei Castra Vetera Xanten in <strong>de</strong>n<br />

Rhein und führt flussaufwärts bis ins Quellgebirge vor <strong>de</strong>n Teutoburger Wald.<br />

Wissenschaftlich sind von <strong>de</strong>n Archäologen bisher die Römerlager Castra Vetera,<br />

Holstenhausen, Haltern, Berkinghausen, Obera<strong>de</strong>n und Anreppen belegt. Das in<br />

<strong>de</strong>n Quellen <strong>im</strong>mer wie<strong>de</strong>r erwähnte Römerlager Aliso wird bei Pa<strong>de</strong>rborn-<br />

Neuhaus vermutet. Wie bereits in <strong>de</strong>n vorhergehen<strong>de</strong>n Kapiteln beschrieben, muss<br />

<strong>de</strong>r Ort <strong>de</strong>r <strong>Varusschlacht</strong> in einem <strong>de</strong>r Pässe <strong>de</strong>s Teuteburger Wal<strong>de</strong>s o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />

<strong>Egge</strong>gebirges lokalisiert sein. Auf gar keinen Fall kann sich die Tragödie nach <strong>de</strong>n<br />

Beschreibungen <strong>de</strong>s Cassius Dio zugetragen haben, ein Heer das über –zig<br />

Kilometer <strong>im</strong> germanischen Urwald aufgerieben wor<strong>de</strong>n sein soll. Vielmehr wird<br />

das Gemetzel nach <strong>de</strong>n Überlieferungen <strong>de</strong>s Velleius Paterculus, Florus und<br />

Tacitus abgelaufen sein. Nach <strong>de</strong>r Darstellung dieser antiken Autoren hat sich das<br />

Kampfgeschehen <strong>im</strong> Sommerlager <strong>de</strong>s Varus und um dieses herum zugetragen.<br />

Tacitus gibt von allen Autoren die genaueste Beschreibung <strong>de</strong>s Schlachtfel<strong>de</strong>s<br />

anlässlich <strong>de</strong>s Besuches von Germanicus während <strong>de</strong>r Rachefeldzüge (Tl,61, 1b)<br />

(15 n.d.Zw): „nach<strong>de</strong>m Caecina vorausgeschickt war, damit er die schwer<br />

zugänglichen Waldberge auskundschaftete und Brücken und Dämme über die<br />

Nässe <strong>de</strong>r Sümpfe und gefährliches Gelän<strong>de</strong> anlegte, betraten sie die traurigen<br />

Orte, die durch Anblick und Erinnerung schmachvoll waren“. T 1,61, 2a) „Das<br />

erste Lager <strong>de</strong>s Varus zeigte durch <strong>de</strong>n großen Umfang und die Abmessungen <strong>de</strong>s<br />

Feldherrnplatzes die Hän<strong>de</strong> dreier Legionen; weiterhin erkannte man an <strong>de</strong>m<br />

Page 2 of 12<br />

18.10.2010


<strong>Varusschlacht</strong><br />

Weitere Fun<strong>de</strong>: Reelsen Bad Driburg<br />

Klick auf Bil<strong>de</strong>r<br />

http://www.<strong>lasvegascoup</strong>.<strong>de</strong>/<br />

halbzerstörten Wall und <strong>de</strong>m flachen Graben, dass schon geschwächte Reste sich<br />

festgesetzt hatten“. Bei <strong>de</strong>r Beschreibung <strong>de</strong>s Tacitus kann es sich nur um das<br />

große Sommerlager <strong>de</strong>s Varus han<strong>de</strong>ln. Bei einem Marschlager wür<strong>de</strong> man sechs<br />

Jahre später kaum noch Spuren dieser Legionen fin<strong>de</strong>n. Hier aber sieht man nach<br />

sechs Jahren noch die Arbeit von drei Legionen. Das Lager hat einen weiten<br />

Umfang und auch die Größe <strong>de</strong>r Kommandantur wird beson<strong>de</strong>rs betont. Bei <strong>de</strong>n<br />

Kämpfen scheinen we<strong>de</strong>r die Wälle noch die Gräben, die das Großlager sicherten,<br />

zerstört wor<strong>de</strong>n zu sein. Allerdings erkennt man dann an einem halbzerstörten<br />

Wall und einem flachen Graben, dass sich dort noch einmal die geschwächten<br />

Reste <strong>de</strong>r Legionen ein kleines Notlager entwe<strong>de</strong>r <strong>im</strong> Sommerlager o<strong>de</strong>r neben<br />

diesem geschanzt hatten. Vielleicht dienten sogar Teile <strong>de</strong>r Wallanlage <strong>de</strong>s<br />

Sommerlagers zur Sicherung <strong>de</strong>s kleinen Notlagers. (T 1,61, 2b) „Mitten <strong>im</strong> Feld<br />

bleichen<strong>de</strong> Gebeine, wie sie geflohen waren o<strong>de</strong>r Wi<strong>de</strong>rstand geleistet hatten,<br />

vereinzelt o<strong>de</strong>r beisammen. T1, 61,39 Dabei lagen Teile von Wurfwaffen und<br />

Pfer<strong>de</strong>gerippen zusammen mit an Baumstämmen befestigten Schä<strong>de</strong>ln“. Wie war<br />

dieser grässliche Anblick möglich?! In einem germanischen Urwald wür<strong>de</strong> nach<br />

sechs Jahren kaum noch etwas von <strong>de</strong>n römischen Legionären auffindbar sein.<br />

Alles wäre von Unkraut, Gras und Sträuchern überwuchert. Da <strong>de</strong>r Kampf aber <strong>im</strong><br />

Sommerlager stattfand, lagen die bleichen<strong>de</strong>n Gebeine auf <strong>de</strong>r steinharten<br />

Oberfläche. <strong>Die</strong>se war min<strong>de</strong>stens ein halbes Jahr lang von einer Unmenge von<br />

Soldatenfüßen festgetreten wor<strong>de</strong>n. Natürlich wuchs so gut wie gar nichts mehr<br />

auf diesem verdichteten Bo<strong>de</strong>n. Nur so war es Germanicus möglich, die traurigen<br />

Orte noch sechs Jahre später in Augenschein nehmen zu können. Nach <strong>de</strong>r<br />

Beschreibung <strong>de</strong>s Tacitus erkannte man scheinbar trotz dieser vergangenen Zeit<br />

<strong>im</strong>mer noch an <strong>de</strong>r Lage <strong>de</strong>r bleichen<strong>de</strong>n Gebeine wie je<strong>de</strong>r einzelne Legionär zu<br />

To<strong>de</strong> gekommen war, sei es auf <strong>de</strong>r Flucht o<strong>de</strong>r sei Wi<strong>de</strong>rstand geleistet wor<strong>de</strong>n;<br />

an Baumstämmen waren Schä<strong>de</strong>l befestigt, das muss in <strong>de</strong>r Tat ein grässlicher<br />

Anblick gewesen sein. In <strong>de</strong>n benachbarten Hainen stan<strong>de</strong>n die Altäre <strong>de</strong>r<br />

Germanen, an welchen sie die Tribunen und Centurionen Erster Ordnung geopfert<br />

hatten. Es lagen also in unmittelbarer Nähe <strong>de</strong>s Sommerlagerschlachtfel<strong>de</strong>s heilige<br />

Haine. Hier opferten die Germanen <strong>de</strong>n Göttern Tiere, Gefäße und Waffen,<br />

führten aber auch – wie bei diesem Geschehen – rituelle Hinrichtungen aus.<br />

Wer <strong>de</strong>n Ort <strong>de</strong>r <strong>Varusschlacht</strong> gefun<strong>de</strong>n zu haben glaubt, sollte also in<br />

unmittelbarer Nähe eine germanische Kultstätte, einen heiligen Hain, nachweisen.<br />

Gegebenenfalls sind dort noch die Opfergruben archäologisch nachweisbar.<br />

Darüber wird noch zu einem späteren Zeitpunkt ausführlich zu berichten sein.<br />

Nach <strong>de</strong>n Überlieferungen <strong>de</strong>r vier Schriftsteller Tacitus, Florus, Velleius<br />

Paterculus und Frontinus kann man nach Ansicht <strong>de</strong>s Autors fast sicher sein, dass<br />

<strong>de</strong>r Untergang <strong>de</strong>r drei römischen Elite- Einheiten während <strong>de</strong>r<br />

Gerichtsverhandlung <strong>im</strong> Sommerlager selbst und in <strong>de</strong>r näheren Umgebung <strong>de</strong>s<br />

Lagers stattgefun<strong>de</strong>n hat. Auf keinen Fall wur<strong>de</strong>n die Legionen auf <strong>de</strong>m Marsch<br />

vernichtet. Frontinus 2,9,4 ergänzt noch in seinen Ausführungen, dass Arminius<br />

die Köpfe <strong>de</strong>rer, die getötet wur<strong>de</strong>n, auf Lanzen gesteckt an die Palisa<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Fein<strong>de</strong> bringen ließ, um die Hartnäckigkeit <strong>de</strong>r Gegner zu brechen, <strong>de</strong>m Beispiel<br />

Sullas in Preneste folgend. Frontinus bestätigt praktisch die Beschreibung <strong>de</strong>s<br />

Tacitus, dass sich geschwächte Reste noch mal <strong>im</strong> Sommerlager bzw. neben <strong>de</strong>m<br />

Sommerlager geschanzt hatten. Wie aber war es möglich, dass die späteste aller<br />

Überlieferungen <strong>de</strong>r <strong>Varusschlacht</strong> durch Cassius Dio das Geschehen so an<strong>de</strong>rs<br />

darstellen konnte? Dio selbst hat erkannt, dass die Senatsunterlagen nicht ganz<br />

<strong>de</strong>n Tatsachen entsprechen konnten. Gezielte Schönfärbereien und<br />

Desinformationen waren wohl auch für ihn zu erkennen. Trotz seiner<br />

Überzeugung, dass die Quellen manipuliert sein könnten, will er berichten und<br />

nicht berücksichtigen, ob sich die Dinge in Wahrheit so o<strong>de</strong>r auf an<strong>de</strong>re Weise<br />

zugetragen haben. Cassius Dios Berichte wer<strong>de</strong>n also kritiklos aus <strong>de</strong>n<br />

Staatsarchiven übernommen, ohne sie mit an<strong>de</strong>ren Quellen o<strong>de</strong>r Überlieferungen<br />

abzugleichen. Wenn man sich nun kritisch mit seiner Schil<strong>de</strong>rung über die<br />

<strong>Varusschlacht</strong> auseinan<strong>de</strong>rsetzt, dann sollte man prüfen, ob sich die Ereignisse<br />

überhaupt so zugetragen haben können.<br />

Welche Grün<strong>de</strong> sprechen gegen die Glaubwürdigkeit <strong>de</strong>s Cassius Dios?<br />

a) Varus sei aus seinem Sommerlager ausmarschiert, um einen aufständischen<br />

germanischen Stamm zu befrie<strong>de</strong>n. Alle an<strong>de</strong>ren Überlieferungen erwähnen we<strong>de</strong>r<br />

solch einen Marsch noch wird berichtet, um welchen Stamm es sich han<strong>de</strong>ln soll,<br />

und welche Richtung das Heer genommen haben könnte.<br />

b) <strong>Die</strong> Römer sollen durch <strong>de</strong>n germanischen Urwald abseits <strong>de</strong>r Heerwege<br />

marschiert sein und die Wege durch undurchdringliche Wäl<strong>de</strong>r erst durch das<br />

Fällen übergroßer Bäume gangbar gemacht haben.<br />

c) Unablässiger Regen und Sturm sollen für ungünstige Bo<strong>de</strong>nverhältnisse gesorgt<br />

haben.<br />

d) Baumkronen, die durch <strong>de</strong>n Sturm abgebrochen waren, sorgten für zusätzliche<br />

Verwirrung.<br />

e) Der Marsch zu einem angeblich aufständischen Stamm wird ungeordnet mit<br />

Frauen und Kin<strong>de</strong>rn durchgeführt, abseits römischer Heerstraßen durch <strong>de</strong>n<br />

germanischen Urwald.<br />

f) Wie sollte Germanicus sechs Jahre später noch die bleichen<strong>de</strong>n Gebeine fin<strong>de</strong>n<br />

Page 3 of 12<br />

Weitere Fun<strong>de</strong>: Reelsen Bad<br />

Driburg<br />

Klick auf Bil<strong>de</strong>r<br />

18.10.2010


<strong>Varusschlacht</strong><br />

http://www.<strong>lasvegascoup</strong>.<strong>de</strong>/<br />

und bestatten, wenn dieser Kampf über ein Gebiet von 50-60 Kilometer stattfand.<br />

<strong>Die</strong> bleichen<strong>de</strong>n Gebeine wären vom Gestrüpp, Büschen und Bäumen<br />

überwuchert und nicht mehr auffindbar.<br />

g) Bei<strong>de</strong> Lagerpräfekten, L. Eggius und Ceionius sind in die Kämpfe verwickelt,<br />

da es sich um das Sommerlager han<strong>de</strong>lte, auf <strong>de</strong>m Marsch wären diese nicht in die<br />

Kämpfe verwickelt.<br />

h) <strong>Die</strong> Angesehensten und alle Legionäre begingen Selbstmord (D 56, 22, 1).<br />

i) Drei nicht zum Kampf aufgestellte Legionen (T2,46,1b) hatten dienstfrei wegen<br />

Kaisers Geburtstag und können sich <strong>de</strong>swegen nicht auf <strong>de</strong>m Marsch befun<strong>de</strong>n<br />

haben.<br />

Nach allen Überlegungen kann man sich nur <strong>de</strong>r Meinung von Paul Höfer,<br />

Walther John, Ritter Schaumburg und Manfred Millhoff anschließen. Der Bericht<br />

<strong>de</strong>s Cassius Dio ist eine einzige Märchenerzählung, die durch die gefälschten<br />

Senatsunterlagen in Rom entstand. Augustus ließ die Staatsarchive durch gezielte<br />

Desinformation <strong>de</strong>rart manipulieren, dass Cassius Dio selbst an seinen<br />

überlieferten Quellen zweifelte. Nach Abwägen aller antiken Informationen<br />

komme ich zu <strong>de</strong>m Ergebnis: die Überlieferungen zur <strong>Varusschlacht</strong> <strong>de</strong>r<br />

römischen Schriftsteller Florus, Velleius, Tacitus und Frontin lassen <strong>de</strong>n<br />

ein<strong>de</strong>utigen Schluss zu, die <strong>Varusschlacht</strong> fand <strong>im</strong> und um das Sommerlager <strong>de</strong>s<br />

Varus statt, als dieser auf <strong>de</strong>m Gerichtsstuhl mit Willkür und Hochmut<br />

selbstherrlich über Germanen richtete. <strong>Die</strong>ser Convent muss <strong>im</strong> Gebiet <strong>de</strong>r<br />

Cherusker abgehalten wor<strong>de</strong>n sein (Dio D 56, 18, 5).<br />

Für <strong>de</strong>n Ablauf <strong>de</strong>r <strong>Varusschlacht</strong> lassen sich die Darstellungen aus <strong>de</strong>n Quellen<br />

<strong>de</strong>s Florus, Frontin, Tacitus und Velleins gut in Einklang bringen. Es soll jetzt <strong>de</strong>r<br />

Versuch unternommen wer<strong>de</strong>n, eine Beschreibung <strong>de</strong>s Schlachtgeschehens zu<br />

geben, wobei die Überlieferungen <strong>de</strong>r antiken Quellen- mit Ausnahme die <strong>de</strong>s Dio<br />

-als Grundlage dienen. Varus hielt sich mit seinen drei Elite-Legionen XVII,<br />

XVIII und XIX <strong>im</strong> Sommerlager bei Bad Driburg – Reelsen auf. Sein Aufenthalt<br />

diente anfangs nur <strong>de</strong>r römischen Verwaltung, <strong>de</strong>m römischen Recht und <strong>de</strong>r<br />

Eintreibung von Steuern. Dabei wur<strong>de</strong>n die Germanen wie Untertanen behan<strong>de</strong>lt<br />

und bestraft, ja sogar die To<strong>de</strong>sstrafe wur<strong>de</strong> angewen<strong>de</strong>t. Arminius war <strong>im</strong> Jahre 8<br />

n.d.Z.w. mit <strong>de</strong>r von ihm geführten cheruskischen Reitereinheit siegreich aus <strong>de</strong>m<br />

Pannonischen Krieg zurückgekehrt; etwa zur gleichen Zeit starb sein Vater, <strong>de</strong>r<br />

Cheruskerfürst Seg<strong>im</strong>er, <strong>de</strong>r mit Tiberius einen Vertrag abgeschlossen hatte. Um<br />

die Nachfolge wetteiferten Arminius, <strong>de</strong>ssen Onkel Ingniomer und Segestes, <strong>de</strong>r<br />

Schwiegervater von Arminius.<br />

Mit <strong>de</strong>m Tod <strong>de</strong>s Cheruskerfürsten Seg<strong>im</strong>er war <strong>de</strong>r Vertrag mit <strong>de</strong>r Römern<br />

erloschen und hätte wie<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>ssen Nachfolger erneuert wer<strong>de</strong>n müssen. Varus<br />

wusste das als ständig Rechtsprechen<strong>de</strong>r sicher ganz genau, wollte das<br />

wahrscheinlich gar nicht mehr, weil er die Germanen als Unterworfene<br />

betrachtete. Er hielt lieber Gerichtssitzungen über freie Germanen mit seinen<br />

verhassten Advokaten ab, <strong>de</strong>nn nach Florus wer<strong>de</strong>n Provinzen zwar mit Gewalt<br />

erobert, aber durch Rechtsprechung wer<strong>de</strong>n sie gehalten. <strong>Die</strong> Germanen hassten<br />

<strong>de</strong>n Hochmut <strong>de</strong>s brutalen Varus nicht weniger als seine Willkür, <strong>de</strong>nn dieser<br />

versuchte, sie statt mit <strong>de</strong>m Schwert durch Rechtsprechung zu bändigen.<br />

Trotz dieses Verhaltens <strong>de</strong>s Varus wur<strong>de</strong>n die Germanen von Arminius<br />

aufgefor<strong>de</strong>rt, möglichst viele erfun<strong>de</strong>ne Streitigkeiten vor <strong>de</strong>m Tribunal<br />

vorzutragen mit <strong>de</strong>r Bitte, ein Urteil zu fällen. Je mehr Streitfälle, umso mehr<br />

bewaffnete Germanen befän<strong>de</strong>n sich neben <strong>de</strong>n germanischen Hilfstruppen <strong>im</strong><br />

Lager. Das „Trojanische Pferd“ stand also bereits <strong>im</strong> Sommerlager, nur <strong>de</strong>r<br />

Termin <strong>de</strong>s Angriffes musste noch best<strong>im</strong>mt wer<strong>de</strong>n.Von Velleius erfährt man,<br />

dass ein junger Mann von vornehmer Abstammung mit schneller<br />

Auffassungsgabe, <strong>de</strong>r früher ständiger Begleiter <strong>de</strong>r römischen Feldzüge war, die<br />

Sorglosigkeit <strong>de</strong>s Varus zu einem Unheil nutzte. Er weihte zunächst nur wenige,<br />

später mehrere ein, dass die Römer überwältigt wer<strong>de</strong>n könnten und legte <strong>de</strong>n<br />

Zeitpunkt für <strong>de</strong>n Überfall fest. Er legte nur <strong>de</strong>n Zeitpunkt nicht aber <strong>de</strong>n Ort für<br />

<strong>de</strong>n Anschlag fest, weil dieser sowieso bekannt war. Man wusste, dass nur ein<br />

Angriff auf das Sommerlager während <strong>de</strong>r Gerichtsverhandlung für einen<br />

erfolgversprechen<strong>de</strong>n Ausgang <strong>de</strong>s Geschehens mit wenigen Verlusten auf<br />

germanischer Seite spräche. <strong>Die</strong> einzige Erfolg versprechen<strong>de</strong> Strategie bestand<br />

darin, Varus zu einem für die Germanen günstigen Termin <strong>im</strong> Sommerlager<br />

anzugreifen.<br />

Welcher Zeitpunkt für <strong>de</strong>n Überfall wur<strong>de</strong> von Arminius ausgewählt?<br />

<strong>Die</strong> Römer durften auf gar keinen Fall misstrauisch wer<strong>de</strong>n, dass sich die Zahl <strong>de</strong>r<br />

Germanen, die in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s Sommerlagers eintrafen, zusehends anschwoll. Für<br />

eine solche Möglichkeit trafen nur ganz wenige Tage <strong>im</strong> Jahr zu.<br />

Ein Glücksfall für Arminius war die Zeit um <strong>de</strong>n 23. September <strong>de</strong>s Jahres 9 n.d.<br />

Zw., die er für seine Pläne genutzt haben sollte: an diesem Tag war nicht nur das<br />

Äquinoktium (Tag- und Nachtgleiche) -das germanische Neujahrsfest- son<strong>de</strong>rn<br />

auch Vollmond und noch <strong>de</strong>r Geburtstag von Kaiser Augustus.<br />

Nach Tacitus (Germania Kap. 11) waren die Mondphasen für die Germanen von<br />

Page 4 of 12<br />

18.10.2010


<strong>Varusschlacht</strong><br />

http://www.<strong>lasvegascoup</strong>.<strong>de</strong>/<br />

großer Wichtigkeit. Voll- und Neumond versprachen Glück und Erfolg, weshalb<br />

man an solchen Tagen zu festlichen Anlässen und für alle Neubeginne<br />

zusammenkam. <strong>Die</strong> Germanen meinten nämlich, dass das <strong>de</strong>r günstigste Zeitpunkt<br />

für <strong>de</strong>n Beginn aller neuen Planungen wäre. Nach <strong>de</strong>n Berechnungen von Dr. A.<br />

Bruch vom Astronomischen Institut <strong>de</strong>r Universität Münster (zitiert nach Ritter<br />

Schaumburg S.125f) trat am 23. September 0 Uhr 29 Minuten Weltzeit Vollmond<br />

ein. Man sollte davon ausgehen, dass die Germanen an diesem Tag in <strong>de</strong>n<br />

benachbarten heiligen Hainen um das Sommerlager in großer Zahl<br />

zusammenkamen, ohne dass es <strong>de</strong>n Römern auffiel, weil diese davon ausgingen,<br />

dass man das Neujahrsfest feierte. Arminius konnte schon Monate vorher seinen<br />

eingeweihten Mitstreitern diesen Termin mitteilen, <strong>de</strong>nn je<strong>de</strong>r wusste, wann die<br />

Tag- und Nachtgleiche und Vollmond waren. Auf diese Weise gelang ihm, eine<br />

sehr große Zahl germanischer Kämpfer in <strong>de</strong>n heiligen Hainen zu versammeln,<br />

ohne das Misstrauen <strong>de</strong>r Römer geweckt zu haben. Wo hat man nun diese heiligen<br />

Opferwäl<strong>de</strong>r zu suchen, die sich ganz in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s Sommerlagers befun<strong>de</strong>n<br />

haben müssen? Geht man von Reelsen- Bad Driburg als Ort <strong>de</strong>s Sommerlagers<br />

aus, dann wer<strong>de</strong>n sich die heiligen Haine auf <strong>de</strong>m <strong>Egge</strong>- Kamm befun<strong>de</strong>n haben.<br />

Be<strong>im</strong> Blick auf die Landkarte sticht einem sofort ein Name ins Auge:<br />

Dübelsnacken –ins Hoch<strong>de</strong>utsch übersetzt – Teufelsnacken. <strong>Die</strong> Christen<br />

verwandten für die heiligen, heidnischen Plätze abschrecken<strong>de</strong> Namen. So lassen<br />

alle Bezeichnungen mit <strong>de</strong>m Namen „Teufel“ auf alte germanische Kultplätze<br />

schließen. <strong>Die</strong> Christen verän<strong>de</strong>rten die ehemals heiligen Orte zu<br />

Hinrichtungsstätten, um so die Orte ihren N<strong>im</strong>bus <strong>de</strong>r Heiligkeit zu nehmen. Aber<br />

auch bei <strong>de</strong>n Germanen waren viele heilige Orte schon Hinrichtungsstätten, das<br />

heißt Opferstätten bei <strong>de</strong>nen auch Menschen geopfert wur<strong>de</strong>n. Beson<strong>de</strong>rs nach<br />

existentiellen Siegen wur<strong>de</strong> Odin o<strong>de</strong>r Thor gedankt, in<strong>de</strong>m man Kriegsgefangene<br />

in <strong>de</strong>n heiligen Hainen opferte. Nach Tacitus wur<strong>de</strong>n Gefangene <strong>de</strong>r<br />

<strong>Varusschlacht</strong> Tribunen und Centurionen Erster Ordnung an <strong>de</strong>n Altären <strong>de</strong>r<br />

Germanen in <strong>de</strong>n heiligen Hainen geopfert.<br />

Man kann davon ausgehen, dass diese rituellen Hinrichtungen ganz in <strong>de</strong>r Nähe<br />

<strong>de</strong>s Sommerlagers Reelsen auf <strong>de</strong>m <strong>Egge</strong>-Kamm- und zwar auf <strong>de</strong>m<br />

Dübelsnacken—ausgeführt wur<strong>de</strong>n. Während <strong>de</strong>r Tag- und Nachtgleiche<br />

versammelten sich verabredungsgemäß eine große Anzahl germanische Kämpfer<br />

in <strong>de</strong>n heiligen Hainen, um angeblich das germanische Neujahrsfest zu begehen;<br />

die Zahl <strong>de</strong>r Germanen wird sicher so groß gewesen sein, dass sie es auch mit<br />

einem Drei-Legionen-Heer aufnehmen konnten. Marser, Brukterer und Cherusker<br />

sie<strong>de</strong>lten in unmittelbarer Nähe. Auch das Chattengebiet war nicht fern.<br />

<strong>Die</strong> Römer ihrerseits hatten am 23. September 9 n.d.Zw. dienstfrei wegen <strong>de</strong>s<br />

Geburtstages von Kaiser Augustus und <strong>de</strong>s stattfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Conventes. Das wird<br />

durch Tacitus bestätigt, <strong>de</strong>r in 2.46.lb Marbod sagen lässt: „Arminius sei<br />

wahnsinnig und nehme unwissend frem<strong>de</strong>n Ruhm in Anspruch, nach<strong>de</strong>m er drei<br />

nicht zum Kampf aufgestellte Legionen und <strong>de</strong>n keine Täuschung ahnen<strong>de</strong>n<br />

Feldherrn durch Treulosigkeit überlistet habe, zum großen Unglück für<br />

Germanien und zu seiner Schan<strong>de</strong>, da seine Gattin und sein Sohn noch weiter<br />

Knechtschaft ertragen wür<strong>de</strong>n.“ Auch dieser Aussage von Marbod wi<strong>de</strong>rspricht<br />

Dios „Erzählung“ auf <strong>de</strong>m Marsch, <strong>de</strong>nn dann hätten die römischen Truppen kein<br />

dienstfrei. <strong>Die</strong> Wirklichkeit <strong>de</strong>s Kampfgeschehens kann mit Dios Legen<strong>de</strong> auf<br />

keinen Fall in Einklang gebracht wer<strong>de</strong>n und muß sich ganz an<strong>de</strong>rs zugetragen<br />

haben: dieser Feldzug <strong>de</strong>s Varus <strong>im</strong> Jahre 9 n.d.Zw. in die Mitte Germaniens<br />

neigte sich <strong>de</strong>m En<strong>de</strong>. Der Feldherr hatte seine Planungen <strong>im</strong> Herbst für die<br />

Rückkehr in die angenehmeren Winterquartiere sicher schon weit vorangetrieben.<br />

Ein entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Konvent wur<strong>de</strong> abgehalten, bei <strong>de</strong>m Varus zum letzten Mal als<br />

Prätor beabsichtigte, über Germanen zu Gericht zu sitzen, und auch gleichzeitig<br />

die Steuern und neuen rechtlichen Bedingungen für das kommen<strong>de</strong> Jahr<br />

festzulegen.<br />

Der römische Statthalter konnte nicht wissen, dass sein Sommerlager bereits von<br />

<strong>de</strong>n germanischen Kampfverbän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Chatten, Cherusker, Marser und<br />

Brukterern umstellt war. Es ist sicher, dass diese Stämme beteiligt gewesen sein<br />

müssen, da sie alle Beutestücke aus <strong>de</strong>m Varusheer besaßen und sich die<br />

Rachefeldzüge <strong>de</strong>s Germanicus gegen sie richteten. Arminius hatte durch seine<br />

frühzeitigen Planungen das große Ziel erreicht: die Germanen stan<strong>de</strong>n bewaffnet<br />

<strong>im</strong> Sommerlager; und zwar sowohl Germanen, die an Gerichtsverhandlungen<br />

teilnahmen, als auch die Hilfstruppen, die wahrscheinlich <strong>im</strong> Gegensatz zu <strong>de</strong>n<br />

römischen Stammlegionen he<strong>im</strong>lich bewaffnet waren. Im Sommerlager stand das<br />

Trojanische Pferd (die bewaffneten Germanen), nur <strong>de</strong>r sorglose Varus war völlig<br />

unvorbereitet. Seine römischen Soldaten hatten dienstfrei, mit Ausnahme <strong>de</strong>r<br />

Lagermannschaft. <strong>Die</strong> Soldaten hielten sich in ihren Zelten auf und feierten <strong>de</strong>n<br />

Geburtstag von Kaiser Augustus. Sie waren in <strong>de</strong>m Moment, in <strong>de</strong>m die<br />

Germanen unter Führung von Arminius zuschlugen, waffenlos und<br />

verteidigungsunfähig, zum einen wegen fehlen<strong>de</strong>n Schil<strong>de</strong>s und fehlen<strong>de</strong>r Lanze,<br />

zum an<strong>de</strong>ren aufgrund übermäßigen Alkoholgenusses. Varus, <strong>de</strong>r sich wohl mehr<br />

als Jurist und Verwaltungsfachmann sah, überschätzte die Kampfkraft seiner<br />

Legionen und unterschätzte <strong>de</strong>n Kampfeswillen und die Kampfkraft <strong>de</strong>r<br />

Germanen. Während er als Prätor über Germanen richtete, begann Arminius mit<br />

seinen Kriegern, das Sommerlager zu stürmen. Zu Beginn <strong>de</strong>s Angriffs wird<br />

Varus in <strong>de</strong>m Sommerlager von großem Ausmaß kaum die hoffnungslose Lage<br />

erkannt haben. <strong>Die</strong> ersten Angriffe nahm man irritiert zur Kenntnis und schätzte<br />

die Situation völlig falsch ein. Während dieser Zeit nahmen die Germanen die<br />

Legionsadler und Standarten in ihren Besitz, sie stürmten das Zeughaus, in <strong>de</strong>m<br />

die Waffen lagerten und nahmen die Offiziere fest, die greifbar waren. <strong>Die</strong><br />

Page 5 of 12<br />

18.10.2010


<strong>Varusschlacht</strong><br />

http://www.<strong>lasvegascoup</strong>.<strong>de</strong>/<br />

germanischen Gerichtsteilnehmer öffneten die Tore, so daß <strong>im</strong>mer mehr<br />

Germanen in das Lager strömten. Aus <strong>de</strong>n heiligen Hainen stürmte eine gewaltige<br />

Menge bewaffneter Germanen heran, die von <strong>de</strong>n Lauten <strong>de</strong>r Hörner über <strong>de</strong>n<br />

Beginn <strong>de</strong>s Überfalls unterrichtet wur<strong>de</strong>n. Den römischen Soldaten war die<br />

Möglichkeit genommen, sich um die Feldzeichen geordnet zu sammeln, wegen<br />

fehlen<strong>de</strong>r Waffen und ohne ihre Offiziere waren sie nahezu handlungs- und<br />

kampfunfähig; niemand konnte <strong>de</strong>n Soldaten Befehle geben, ohne ihre<br />

militärische Führung entstand ein heilloses Durcheinan<strong>de</strong>r. Der ihrer Waffen<br />

beraubte, engere Kern <strong>de</strong>r Armee wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>n heranströmen<strong>de</strong>n Germanen<br />

nie<strong>de</strong>rgemetzelt.<br />

Arminius und seine Gefolgsleute wussten ganz genau, daß sie keine große<br />

Gegenwehr bei dieser Strategie <strong>im</strong> Sommerlager zu erwarten hatten. Durch <strong>de</strong>n<br />

Plan <strong>de</strong>s Arminius wur<strong>de</strong>n die eigenen Verluste niedrig gehalten, <strong>de</strong>n Römern<br />

dagegen die höchst möglichen Verluste zugefügt. Als man die Situation auf Seiten<br />

<strong>de</strong>r Römer richtig eingeschätzt hatte, daß nämlich <strong>de</strong>r Aufstand <strong>de</strong>r Germanen<br />

durch Überrumpelung <strong>im</strong> eigenen Sommerlager stattfand, war es schon für das<br />

eigene Überleben fast zu spät. <strong>Die</strong> dienstfreien Legionen wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>m<br />

unvorstellbaren Chaos fast ohne Gegenwehr abgeschlachtet. Da sich die<br />

Germanen inzwischen <strong>de</strong>r Türme an <strong>de</strong>n Toren bemächtigt hatten, konnten <strong>im</strong>mer<br />

mehr germanische Kämpfe nachdrängen.<br />

<strong>Die</strong> Lage für Varus war schon zu Beginn <strong>de</strong>s Überfalls wegen <strong>de</strong>s<br />

Überraschungsmomentes fast hoffnungslos gewor<strong>de</strong>n. <strong>Die</strong> römische Reiterei unter<br />

Numonius Vala galoppierte davon und ging trotz<strong>de</strong>m zugrun<strong>de</strong>, wahrscheinlich<br />

auf <strong>de</strong>m Winnfeld bei Berlebeck. In dieser ausweglosen Situation versuchten<br />

Gruppen waffenloser Römer meist vergeblich ihr Heil in <strong>de</strong>r Flucht, um das<br />

„nackte Leben“ zu retten. Ein erheblicher Teil <strong>de</strong>r Legionen, <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m<br />

Sommerlager entkommen konnte, wur<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>r Flucht nach Aliso und zum Rhein<br />

in Sümpfen und Wäl<strong>de</strong>rn nie<strong>de</strong>rgemetzelt. Es gelang wohl nur wenigen die Flucht<br />

aus <strong>de</strong>m Lager nach Aliso, das ca. 20km entfernt war. <strong>Die</strong> germanischen<br />

Legionäre <strong>im</strong> Sommerlager waren sicher ausnahmslos zu Arminius übergelaufen.<br />

Dennoch war die Lage für Varus nicht völlig aussichtslos; trotz <strong>de</strong>s Desertierens<br />

<strong>de</strong>r Reiterei und panischer Flucht vieler Soldaten zog sich Varus mit seinem<br />

verbliebenen Offizieren, Centurionen und <strong>de</strong>n Resten <strong>de</strong>r Eliteeinheiten in eine<br />

Ecke <strong>de</strong>s Sommerlagers zurück, wo man noch einen kleineren Wall und einen<br />

flachen Graben anlegte. Aber selbst diese Notmaßnahmen nützten nichts mehr:<br />

Arminius greift dieses Notlager am folgen<strong>de</strong>n Tag mit einer gewaltigen<br />

Übermacht germanischer Kämpfer an und überrannte es dann irgendwann am<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s zweiten Tages. Als die Lage während <strong>de</strong>s zweiten Kampftages für die<br />

Römer <strong>im</strong>mer katastrophaler wur<strong>de</strong>, fällte <strong>de</strong>r schon Verletzte Varus <strong>de</strong>n<br />

Entschluß, sich selbst zu töten. Er stürzte sich in sein Schwert und verstarb. Man<br />

versuchte zunächst die Leiche <strong>de</strong>s Varus zu verbrennen und beerdigte <strong>de</strong>n nur<br />

halbverbrannten Körper. Später aber wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Leichnam von <strong>de</strong>n Germanen<br />

wie<strong>de</strong>r ausgegraben und man trennte ihm <strong>de</strong>n Kopf ab. Arminius sandte <strong>de</strong>n Kopf<br />

zu Marbod, wahrscheinlich mit <strong>de</strong>r Hoffnung, dass sich dieser <strong>de</strong>m Aufstand<br />

anschloss. Marbod wi<strong>de</strong>rsetzte sich allerdings <strong>de</strong>n Vorstellungen <strong>de</strong>s Arminius, er<br />

unterstützte ihn nicht gegen die Römer: Marbod leitete <strong>de</strong>n Kopf <strong>de</strong>s Varus weiter<br />

nach Rom, wo dieser schließlich <strong>im</strong> Familiengrab beigesetzt wur<strong>de</strong>. Der Versuch<br />

<strong>de</strong>r Römer, die Leiche <strong>de</strong>s Varus zu verbrennen und zu bestatten war auf keinen<br />

Fall ohne ein Lager mit festgetretenem Bo<strong>de</strong>n vorstellbar. Man mache sich ein<br />

anschauliches Bild von <strong>de</strong>m Versuch, Varus mitten <strong>im</strong> Urwald Germaniens zu<br />

verbrennen; davon erzählt Dio gar nichts in <strong>de</strong>m überlieferten Text.<br />

Der Wi<strong>de</strong>rstand <strong>de</strong>r Römer brach <strong>de</strong>r Reihe nach <strong>im</strong>mer weiter zusammen,<br />

beson<strong>de</strong>rs als die Germanen die aufgespießten Köpfe <strong>de</strong>r getöteten Offiziere mit<br />

Speeren vor <strong>de</strong>m Wall <strong>de</strong>s Notlagers aufstellten. <strong>Die</strong>ser grässliche Anblick<br />

<strong>de</strong>moralisierte die noch kämpfen<strong>de</strong>n Soldaten und sorgte für Entsetzen und<br />

Bestürzung und brach auf diese Weise <strong>de</strong>n Wi<strong>de</strong>rstand <strong>de</strong>r Übriggebliebenen.<br />

Velleius berichtet, dass von <strong>de</strong>n Lager-Präfekten <strong>de</strong>r eine, Eggius, ein gutes, <strong>de</strong>r<br />

an<strong>de</strong>re, Ceionus, ein sch<strong>im</strong>pfliches Beispiel gegeben haben, weil er lieber<br />

kapitulieren und hingerichtet wer<strong>de</strong>n wollte, als <strong>im</strong> Kampf zu sterben. Truppen,<br />

die auf <strong>de</strong>m Marsch waren, hätten sowieso nicht kapitulieren können; sowohl die<br />

bei<strong>de</strong>n Lagerpräfekten wie auch die Kapitulation sprechen für das<br />

Kampfgeschehen in einem festen Lager. Nach<strong>de</strong>m Varus sich durch Selbstmord<br />

<strong>de</strong>r Verantwortung entzogen hatte, gingen auch die Reste <strong>de</strong>s Heeres unter. Wer<br />

nicht schon <strong>im</strong> Kampf gefallen war, wur<strong>de</strong> nach <strong>de</strong>r „schändlichen“ Kapitulation<br />

<strong>de</strong>s Lagerpräfekten Ceionus (VII 119,4) gefangen genommen und anschließend<br />

am Galgen o<strong>de</strong>r in Martergruben hingerichtet (T Am I 61).<br />

Der Verrat <strong>de</strong>s Segestes kann keine so große Rolle gespielt haben, wie bisher<br />

<strong>im</strong>mer angenommen. Je<strong>de</strong> verdächtige Aktion <strong>de</strong>r Germanen wäre sofort zum<br />

Scheitern verurteilt gewesen, wenn Segest vor <strong>de</strong>m Überfall wirklich die<br />

Anschlagspläne <strong>de</strong>s Arminus <strong>de</strong>m Varus verraten hätte, wie er Germanicus<br />

weißmachen wollte. Wie kam Segest dann in Besitz von Beutestücken <strong>de</strong>r<br />

Varusarmee. Nach seinen eigenen Bekundungen hatte er sich gar nicht an <strong>de</strong>r<br />

<strong>Varusschlacht</strong> beteiligt, <strong>de</strong>nnoch hatte er Beute gemacht, die er Germanicus<br />

anläßlich seiner Befreiung übergab. Es spricht alles dafür, dass Segest von einem<br />

schnellen Sieg <strong>de</strong>s Germanicus über die Germanen ausging und <strong>de</strong>shalb Arminius<br />

verriet. Mit <strong>de</strong>n Planungen und <strong>de</strong>n Überfall auf das Sommerlager war Segest<br />

sicher einverstan<strong>de</strong>n. Erst als Germanicus mit einem riesigen Heer in Anmarsch<br />

war, schwenkte er auf die Seite <strong>de</strong>r Römer ein. <strong>Die</strong> Aussage <strong>de</strong>s Segest<br />

beschuldigt Varus als alleinigen Sün<strong>de</strong>nbock dieser Katastrophe.<br />

Page 6 of 12<br />

18.10.2010


<strong>Varusschlacht</strong><br />

http://www.<strong>lasvegascoup</strong>.<strong>de</strong>/<br />

Der Neffe von Varus, Asprenas, <strong>de</strong>r zwei Legionen befehligte, muss sich zum<br />

Zeitpunkt <strong>de</strong>s Überfalles westlich <strong>de</strong>s Sommerlagers aufgehalten haben. Hätte er<br />

sich <strong>im</strong> Bereich <strong>de</strong>r Weser befun<strong>de</strong>n, wäre er mit seinen zwei Legionen <strong>de</strong>n<br />

Germanen sicherlich nicht entkommen. Wahrscheinlich war sein Standort zu<br />

Beginn <strong>de</strong>r <strong>Varusschlacht</strong> be<strong>im</strong> Römerlager Aliso. Da sein Onkel schon gleich<br />

nach <strong>de</strong>m Überfall in eine fast hoffnungslose Lage geraten war, entschloss sich<br />

Asprenas, in Eilmärschen die Römerlager am Rhein zu erreichen. Durch diese<br />

mutige, umsichtige Entscheidung verhin<strong>de</strong>rte er <strong>de</strong>n Aufstand <strong>de</strong>r linksrheinischen<br />

Stämme, die schon schwankend waren in ihrer Loyalität zu Rom. Dass sich<br />

Asprenas <strong>im</strong> Bereich Aliso aufhielt während Varus <strong>im</strong> Sommerlager zu Gericht<br />

saß, spricht dafür, dass Varus doch nicht so vertrauensselig war, wie <strong>im</strong>mer<br />

behauptet. Wahrscheinlich hat er seinem Neffen Asprenas aus Sicherheitsgrün<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>n Befehl erteilt, nach Aliso zu ziehen, weil er durch Aufstandsgerüchte<br />

misstrauisch gewor<strong>de</strong>n war. Asprenas sollte seinem Onkel <strong>de</strong>n Rücken freihalten<br />

und vor allem <strong>de</strong>n Rückzug zum Rhein für <strong>de</strong>n Notfall absichern. Dass Varus mit<br />

drei Legionen schon nach kürzester Zeit in eine so hoffnungslose Situation geriet,<br />

hatte man vorher sicher nicht für möglich gehalten; die nötige Hilfe seines Neffen<br />

Asprenas wäre sicher nicht nur zu spät gekommen, er hätte die bei<strong>de</strong>n restlichen<br />

römischen Legionen auch noch <strong>de</strong>m Risiko <strong>de</strong>r Vernichtung ausgesetzt. Für<br />

Asprenas war es sicher mehr als schwierig die richtige Entscheidung zu treffen.<br />

Aliso konnte sich trotz eines großen Ansturms <strong>de</strong>r Germanen als einziges<br />

römisches Lager auf <strong>de</strong>r rechtsrheinischen Seite verteidigen. Grund hierfür war,<br />

dass Asprenas die Auxiliareinheiten dieser Legionen in Aliso zurückließ; <strong>de</strong>nn<br />

nach <strong>de</strong>m Bericht <strong>de</strong>s Zonaras befan<strong>de</strong>n sich in Aliso Bogenschützen, was auf die<br />

Anwesenheit von Auxiliartruppen hinwies. So konnte das Römerlager als einziges<br />

<strong>de</strong>n Angriffen <strong>de</strong>r Germanen wi<strong>de</strong>rstehen und gleichzeitig die entkommen<strong>de</strong>n<br />

Überleben<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r <strong>Varusschlacht</strong> aufnehmen. Der römische Historiker Cassius Dio<br />

hat beschrieben, dass Varus <strong>im</strong> Jahre 9 n.d.Zw. irgendwo an <strong>de</strong>r Weser o<strong>de</strong>r auf<br />

die Weser zu sein Sommerlager aufschlug. Von dort aus maschierte er los in die<br />

entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Schlacht mit <strong>de</strong>n Cheruskern.<br />

Tacitus, die zweite zeitgenössische Quelle, wie<strong>de</strong>rum beschreibt <strong>de</strong>n Weg <strong>de</strong>s<br />

Germanicus, <strong>de</strong>r sechs Jahre nach <strong>de</strong>r verheeren<strong>de</strong>n Schlacht mit Überleben<strong>de</strong>n<br />

das Schlachtfeld aufsuchte. Der <strong>de</strong>signierte römische Kaiser lan<strong>de</strong>te an <strong>de</strong>r<br />

Emsmündung, maschierte mit seinen Truppen südlich bis zu <strong>de</strong>n äußersten<br />

Grenzen <strong>de</strong>r Brukterer, „dort wo Ems und Lippe parallel laufen“, ein Gebiet<br />

ungefähr zwischen Münster, Detmold und Pa<strong>de</strong>rborn gelegen. Von dort aus (von<br />

<strong>de</strong>n Quellen <strong>de</strong>r Ems und Lippe) sei es bis zum Schlachtfeld, <strong>im</strong> Waldgebirge<br />

nicht weit gewesen. Warum, so fragt sich Berke berechtigterweise, habe<br />

Germanicus einen Umweg so weit nach Sü<strong>de</strong>n machen sollen, wenn er doch<br />

genau wusste, wo das Schlachtfeld zu fin<strong>de</strong>n sei?“ Germanicus schlug diese<br />

Richtung ein, weil er genau wusste, wo <strong>de</strong>r Ort <strong>de</strong>r Varusnie<strong>de</strong>rlage aufzusuchen<br />

war. Auch die Schwertschei<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Legio Pr<strong>im</strong>a Augusta, eine Caecina Legion,<br />

stellt <strong>de</strong>n Ort <strong>de</strong>s Schlachtfel<strong>de</strong>s in Frage. Wie man <strong>de</strong>m Museum Kalkriese<br />

entnehmen kann, sind tausen<strong>de</strong> Fundgegenstän<strong>de</strong> kartiert, seltsamerweise ist nur<br />

ein einziger Fund ein<strong>de</strong>utig <strong>de</strong>n Germanen zuzuordnen (ein Rittersporn). Wie ist<br />

das möglich? Mit welchen Waffen haben die Germanen gegen die Römer<br />

gekämpft? Wahrscheinlich haben sie mit römischen Waffen gekämpft, die<br />

während und nach <strong>de</strong>r Varusnie<strong>de</strong>rlage erbeutet wur<strong>de</strong>n. Der Versuch, durch eine<br />

numismatische Datierung <strong>de</strong>n Beweis für die <strong>Varusschlacht</strong>-Hypothese Kalkriese<br />

zu führen, ist bisher nicht gelungen und wird auch zukünftig nicht gelingen;<br />

Tatsache ist, dass 8 Legionen <strong>de</strong>s Germanicus <strong>im</strong> Jahr 15 und 16 n.d.Zw. das<br />

Schlachtfeld aufgeräumt haben. Es ist völlig ausgeschlossen, dass bei <strong>de</strong>r Vielzahl<br />

an Soldaten keine Münzen später als 9 n.d.Zw. in <strong>de</strong>n Erdbo<strong>de</strong>n gelangt sein<br />

sollen. Beweiskräftig sind einzig und allein Ritz- o<strong>de</strong>r Punzinschriften (erhabene<br />

o<strong>de</strong>r vertiefte Metallarbeiten) auf Fundobjekten. Nur sie können Aufschluss über<br />

die <strong>im</strong> Kampf beteiligten Legionen geben. Wertet man nun die Fundobjekte vom<br />

Kalkrieser Schlachtfeld aus, dann stellt man fest, dass es durchaus Fun<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>r<br />

Inschrift I und V gibt; diese weisen auf die I. und V. Legion <strong>de</strong>s Caecina hin:<br />

Fundobjekte mit Ritz- und Punzinschriften <strong>de</strong>r drei Varuslegionen (XVII, XVIII,<br />

XIX o<strong>de</strong>r XVIIII) sind bisher in Kalkriese nicht gefun<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n und wer<strong>de</strong>n<br />

wohl nach nunmehr über zwanzigjähriger Grabungen auch nicht mehr gefun<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n. Zum gegenwärtigen Erkenntnisstand ist festzustellen, dass eine<br />

ein<strong>de</strong>utige, wissenschaftlich fundierte Aussage, in Kalkriese hätten die 17. ,18.<br />

und 19. Legion gekämpft, nicht zulässig ist.<br />

1.) Tacitus (Ann,I,60,3) beschreibt die Lokalisierung in <strong>de</strong>r Region<br />

Ostwestfalen-Lippe:“ Von dort aus führte man <strong>de</strong>n Heereszug in die<br />

entferntesten Gebiete <strong>de</strong>r Brukterer und verwüstete das Land zwischen<br />

Ems und Lippe, nicht weit vom Waldgebirge, wo die Überreste <strong>de</strong>s Varus<br />

und <strong>de</strong>r Legionen unbestattet liegen sollen.“ Höfer weist darauf hin, dass<br />

Mommsen, „ ehe er durch die Münzen von Barenaue abgelenkt wur<strong>de</strong>“ <strong>im</strong><br />

fünften Band seiner Römischen Geschichte (S.47f)“ die Ansicht teilte, dass<br />

die <strong>Varusschlacht</strong> in <strong>de</strong>r „Gegend <strong>de</strong>s Lippischen Wal<strong>de</strong>s“ zu suchen sei.<br />

2.) Schlüter (1999.S.l4ff) hat einen alten Weg <strong>im</strong> Engpass von Kalkriese<br />

nachgewiesen. Auch Wiegels (1999.S.652) kommt zu <strong>de</strong>m Ergebnis, dass<br />

es sich bei dieser „von <strong>de</strong>n Römern gewählten Route durchaus um einen<br />

alten Verkehrsweg han<strong>de</strong>lt“. <strong>Die</strong> Auffassung, dass auf diesem Weg die<br />

Varus-Legionen vernichtet sein könnten, steht konträr zu allen historischen<br />

Quellen. Bei <strong>de</strong>r Beschreibung <strong>de</strong>r Schlacht wird nirgends auf „einen<br />

bekannten Weg hingewiesen- allerdings trifft das auf die Beschreibung für<br />

<strong>de</strong>n Kampf mit Caecina (15n.d.Zw) zu.<br />

Page 7 of 12<br />

18.10.2010


<strong>Varusschlacht</strong><br />

http://www.<strong>lasvegascoup</strong>.<strong>de</strong>/<br />

3.) Wolters (KLIO 2003:S.l59) äußert sich zu <strong>de</strong>n Vorstellungen <strong>de</strong>r<br />

Kalkrieser Archäologen einen ausgegrabenen Wall betreffend<br />

folgen<strong>de</strong>rmaßen: „Nun scheint aber… die Vorstellung, in lang<br />

auseinan<strong>de</strong>rgezogener Formation, dicht an einem Wall vorbeiziehen<strong>de</strong>r<br />

Römer, die dort <strong>de</strong>n Angriffen <strong>de</strong>r geschützten Germanen... wehrlos<br />

ausgeliefert waren,…eigenartig naiv. Er äußert seine Zweifel an <strong>de</strong>m Wall<br />

sowohl in seiner behaupteten Länge als auch in <strong>de</strong>r behaupteten Funktion<br />

als Hinterhalt <strong>de</strong>r Germanen gegen die Römer. Während bei Caecina<br />

Kämpfe an einem Wall zwischen Römern und Germanen beschrieben<br />

wer<strong>de</strong>n, gibt es in <strong>de</strong>n Überlieferungen kein <strong>de</strong>rartiges Kampfgeschehen<br />

während <strong>de</strong>r <strong>Varusschlacht</strong>. Zu<strong>de</strong>m ist die Höhe und Lage <strong>de</strong>s Walles<br />

gera<strong>de</strong>zu lächerlich, einer ausgebil<strong>de</strong>ten Armee ein unüberwindbares<br />

Hin<strong>de</strong>rnis zu bil<strong>de</strong>n.<br />

4.) Aus archäologischer Sicht lassen sich in Kalkriese, streng wissenschaftlich<br />

betrachtet, keine germanischen Krieger durch Fun<strong>de</strong> nachweisen.<br />

5.) Das Kampffeld liegt mitten <strong>im</strong> Lan<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Angrivarier; dieser<br />

germanischer Stamm wird von keiner Überlieferung als Beteiligter an <strong>de</strong>r<br />

<strong>Varusschlacht</strong> erwähnt. Erst <strong>im</strong> Jahre 16 n.d.Zw. kämpfen die Angrivarier<br />

auf cheruskischer Seite.<br />

6.) Von Strabon erfährt man in seiner Geographika (7.1.4.4): gegen diese<br />

Völker ist Misstrauen von großem Nutzen, weil diejenigen, <strong>de</strong>nen man<br />

traute, <strong>de</strong>n größten Scha<strong>de</strong>n angerichtet haben, wie zum Beispiel die<br />

Cherusker und ihre Verbün<strong>de</strong>ten, in <strong>de</strong>ren Gebiet drei römische Legionen<br />

mit ihrem Feldherrn Quintilus Varus unter Vertragsverletzung hinterhältig<br />

vernichtet wur<strong>de</strong>n. Der Kalkrieser Engpass liegt also nicht nur sehr weit<br />

von <strong>de</strong>r Lokalisation <strong>de</strong>s <strong>Varusschlacht</strong>fel<strong>de</strong>s <strong>de</strong>s Tacitus entfernt son<strong>de</strong>rn<br />

auch <strong>im</strong> Lan<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Angrivarier.<br />

7.) Betrachtet man die Rachefeldzüge <strong>de</strong>s Germanicus, so war in <strong>de</strong>n Jahren<br />

14 und 15 die römische Strategie aller Stämme, die mit <strong>de</strong>n Cheruskern<br />

verbün<strong>de</strong>t und benachbart waren Chatten, Marser, Brukterer einzeln in<br />

eien solchem Maße zu schwächen, daß sie Arminius nicht mehr zur Seite<br />

stehen konnten. Nach <strong>de</strong>m Verlust seiner befreun<strong>de</strong>ten Bun<strong>de</strong>sgenossen<br />

sollte das Endziel <strong>de</strong>r Römer <strong>de</strong>r Vernichtungsschlag gegen Arminius<br />

selbst und seinen Stamm sein. Nach <strong>de</strong>r Unterwerfung <strong>de</strong>r Cherusker<br />

stän<strong>de</strong> dann <strong>de</strong>m Durchzug <strong>de</strong>r römischen Truppen bis zur EIbe nichts<br />

mehr <strong>im</strong> Weg. Wie verhält es sich <strong>de</strong>nn nun mit <strong>de</strong>r topographischen Lage<br />

von Kalkriese? Es gibt dort Hügel (keine Berge) auf <strong>de</strong>r einen Seite und<br />

Moor auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite. Das ist zwar ein Engpaß, aber dazwischen<br />

befin<strong>de</strong>t sich ein ca. 200 Meter breiter gangbarer Streifen, eine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong><br />

Straße auf <strong>de</strong>r sich die Römer hätten formieren können. <strong>Die</strong>se<br />

Militärstraße wur<strong>de</strong> von Germanicus <strong>im</strong> Jahr 16 n.d.Zw. zwe<strong>im</strong>al genutzt,<br />

als er an die Weser und wie<strong>de</strong>r zurück zog. Auf einer so breiten Straße<br />

hätte man Varus nicht schlagen können, weil sich seine Truppen hätten<br />

formieren können.<br />

8.) Als Beweis für die <strong>Varusschlacht</strong> Kalkriese gelten auch Maultierknochen<br />

und Wagenreste, wobei vergessen wird, dass Varus am vorletzten Tag <strong>de</strong>r<br />

Endschlacht seinen Tross verbrannt haben soll (nach Dios gängiger<br />

Lehrmeinung).<br />

9.) Es fehlt auch eine Erklärung für das fast vollständige Fehlen germanischer<br />

Waffen. Mit ziemlicher Sicherheit wer<strong>de</strong>n die Germanen mit <strong>de</strong>n<br />

erbeuteten hochwertigen Waffen <strong>de</strong>r <strong>Varusschlacht</strong> gekämpft haben; auch<br />

das spricht ein<strong>de</strong>utig gegen die <strong>Varusschlacht</strong> in Kalkriese.<br />

10.) Wo befin<strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>r Tumulus, in <strong>de</strong>m ca. 20.000 Skelette beigesetzt<br />

wor<strong>de</strong>n sein sollen? In Kalkriese wird <strong>de</strong>r erwähnte Grabhügel in Zweifel<br />

gezogen und durch Knochengruben für eine winzige Anzahl an Menschen ersetzt.<br />

Der Grabtumulus muss sich in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s Schlachtzentrums befin<strong>de</strong>n, wo die<br />

Opferzahl während <strong>de</strong>r Schlacht beson<strong>de</strong>rs hoch war. Er muß sich gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r<br />

Nähe <strong>de</strong>r höchsten Anzahl übrig gebliebener Skelette befin<strong>de</strong>n; ausgerechnet<br />

Knochengruben <strong>im</strong> Zentrum <strong>de</strong>s Schlachtgeschehens sind völlig wi<strong>de</strong>rsprüchlich,<br />

<strong>im</strong> Schlachtzentrum nahezu auszuschließen.<br />

11.) Varus unterlag <strong>de</strong>n verbün<strong>de</strong>ten germanischen Stämmen <strong>de</strong>r Cherusker,<br />

Chatten, Marser und Brukterer. Wie soll es Arminius gelungen sein, die<br />

verschie<strong>de</strong>nen Stämme <strong>de</strong>r Germanen über eine Entfernung von 100-150 km zu<br />

mobilisieren, ohne das es <strong>de</strong>r römischen Aufklärung auffiel? Ein Heer von ca.<br />

20.000 Kämpfern musste versorgt wer<strong>de</strong>n, und das konnte für die Römer niemals<br />

unauffällig organisiert wer<strong>de</strong>n. Das Sammeln <strong>de</strong>s germanischen Heeres aus <strong>de</strong>n<br />

genannten Stämmen unmittelbar vor <strong>de</strong>r <strong>Varusschlacht</strong> hätte mit Sicherheit <strong>de</strong>n<br />

Argwohn <strong>de</strong>r in Germanien stationierten Römer erweckt. <strong>Die</strong> <strong>Varusschlacht</strong> kann<br />

sich <strong>de</strong>mnach nur <strong>im</strong> Grenzgebiet <strong>de</strong>r vier genannten Stämme Cherusker, Chatten,<br />

Marser und Brukterer zugetragen haben. Es wur<strong>de</strong> bereits beschrieben, wie es <strong>de</strong>n<br />

Germanen wahrscheinlich gelingen konnte, tausen<strong>de</strong> von Kämpfern in die Nähe<br />

<strong>de</strong>s Kampfplatzes zu bringen, ohne dass die Römer Verdacht schöpfen. Der<br />

Fundort Kalkriese liegt, wie bereits Knoke feststellte, zu weit nördlich um mit <strong>de</strong>r<br />

Varustragödie in Verbindung zu stehen.<br />

Page 8 of 12<br />

18.10.2010


<strong>Varusschlacht</strong><br />

http://www.<strong>lasvegascoup</strong>.<strong>de</strong>/<br />

12.) Niemand zwingt die Archäologen von Kalkriese, <strong>de</strong>n Fundort einem<br />

bekannten Ereignis zuzuordnen. Ein Wissenschaftler kann eine <strong>de</strong>rartige<br />

Festlegung nur treffen, wenn ein<strong>de</strong>utige Beweisstücke vorliegen, in diesem Falle<br />

müssten Legionserkennungen auf Punz- o<strong>de</strong>r Ritzinschriften vorliegen. Für die<br />

Wissenschaftler sollte dieLegionserkennung LPA ( legio pr<strong>im</strong>a augusta) auf <strong>de</strong>m<br />

Mundblech einer Schwertschei<strong>de</strong> für die I<strong>de</strong>ntifizierung <strong>de</strong>r beteiligten Truppen<br />

von größter Wichtigkeit sein; die Legion <strong>de</strong>utet auf Caecina hin, <strong>de</strong>r hier wohl die<br />

„langen Brücken“ reparieren sollte. Punz- und Ritzinschriften <strong>de</strong>r XVII., XVIII.<br />

o<strong>de</strong>r XIX. Legion, die auf <strong>de</strong>ren Anwesenheit schließen lassen könnten, fehlen in<br />

Kalkriese gänzlich.<br />

13.) Kalkriese als Ort <strong>de</strong>r <strong>Varusschlacht</strong> entstand nur <strong>de</strong>shalb, weil man die<br />

Erzählung <strong>de</strong>s Dio Cassius viel zu ernst genommen hat. <strong>Die</strong> oberflächliche<br />

Überlieferung <strong>de</strong>s Dio vom Schlachtgeschehen auf <strong>de</strong>m Marsch durch <strong>de</strong>n<br />

germanischen Urwald mit Frauen und Kin<strong>de</strong>rn, Bäume fällend, abseits aller<br />

Heerwege ist keinesfalls annehmbar. Velleius, Florus, Frontinus und Tacitus<br />

verlegen übereinst<strong>im</strong>mend <strong>de</strong>n Ort in das Sommerlager <strong>de</strong>s Varus. <strong>Die</strong> Ausmaße<br />

dieses Lagers waren nach <strong>de</strong>n Schil<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Tacitus so groß, daß die<br />

topographische Lage in Kalkriese kaum Platz für ein so großes Lager böte.<br />

a.) Velleius spricht davon, daß das Heer eingeschlossen wur<strong>de</strong> „durch die<br />

Schlaffheit <strong>de</strong>s Führers, die Hinterlist <strong>de</strong>s Fein<strong>de</strong>s und ein ungerechtes Schicksal.<br />

Nicht einmal eine straflose Gelegenheit zum Kampf o<strong>de</strong>r Ausbruch war gegeben.<br />

Das Heer wur<strong>de</strong> von Wäl<strong>de</strong>rn, Sümpfen und Hinterhalten eingeschlossen und<br />

nie<strong>de</strong>rgemetzelt“ (Vell 119,1 ff). <strong>Die</strong> Wäl<strong>de</strong>r und Sümpfe haben das Sommerlager<br />

<strong>de</strong>s Varus eingeschlossen, <strong>de</strong>nn innerhalb <strong>de</strong>s Lagers, in welchem Varus wie ein<br />

Stadtprätor auf <strong>de</strong>m Forum Recht sprach (Vell 118,1 ff).<br />

b.) Florus (Fl 2,30.29-39) spricht von einem abgehaltenen Landtag, von<br />

Sorglosigkeit, mit welcher Varus die Germanen zu Gericht vorlud, und dass die<br />

Germanen von allen Seiten in das Lager hereinbrachen. Nichts war blutiger als das<br />

Gemetzel in Sümpfen und Wäl<strong>de</strong>rn.<br />

c.) Tacitus (Nr. 15, strat 2,9,4) berichtet, dass Arminius die Köpfe <strong>de</strong>rer, die er<br />

getötet hatte, aufspießen und an <strong>de</strong>n feindlichen Wall herantragen ließ.<br />

14.) <strong>Die</strong> Überleben<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r <strong>Varusschlacht</strong> flüchteten zu <strong>de</strong>m an <strong>de</strong>r Lippe<br />

liegen<strong>de</strong>n Römerlager Aliso. Man weiß zwar noch nicht genau, wo dieses zu<br />

lokalisieren ist; es ist aber eine Tatsache, daß die Lippe etwa 110 km von<br />

Kalkriese entfernt liegt. Warum gab es keine Streuung <strong>de</strong>r Flüchten<strong>de</strong>n entwe<strong>de</strong>r<br />

an die Ems o<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>n Rhein, wohin eine Flucht viel logischer wäre. <strong>Die</strong> Route<br />

führt durch das Gebiet aufständischer Stämme. Von Kalkriese nach Xanten<br />

han<strong>de</strong>lt es sich um eine Entfernung von ca. 160 Kilometern. Warum sollten sich<br />

die Überleben<strong>de</strong>n von Kalkriese durch feindliches Gebiet ca. 110 Kilometer nach<br />

Aliso an <strong>de</strong>r Lippe durchgeschlagen haben, wenn <strong>de</strong>r Fluchtweg nach Xanten nur<br />

50 Kilometer weiter ist. Von Aliso ist bekannt, dass es nach <strong>de</strong>r <strong>Varusschlacht</strong> von<br />

<strong>de</strong>n Germanen belagert wur<strong>de</strong>, und <strong>de</strong>r Ausbruch aus diesem Lager für die Römer<br />

verlustreich war. <strong>Die</strong> Überleben<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>n bei nur 50 Kilometern Unterschied<br />

ganz best<strong>im</strong>mt die erheblich sichere Lage von Castra Vetera bevorzugt haben.<br />

15.) Während <strong>de</strong>r <strong>Varusschlacht</strong> wur<strong>de</strong>n Centurionen und Vorgesetzte in <strong>de</strong>n<br />

benachbarten heiligen Hainen auf <strong>de</strong>n Altären <strong>de</strong>r Germanen geopfert, Galgen<br />

errichtet und Martergruben gebaut. Trotz zwanzigjähriger Grabungen fehlt bis<br />

heute zu allem noch je<strong>de</strong> Spur. Es ist davon auszugehen, dass die Legionäre <strong>de</strong>r<br />

zwei Asprenas-Legionen (V und XXI), die später von Caecina geführt wur<strong>de</strong>n,<br />

ihren Sold aus <strong>de</strong>n Münzvorräten <strong>de</strong>r vernichteten Varuslegionen <strong>de</strong>r XVII, XVIII<br />

und XIX erhielten. Man muss sich fragen, wo Asprenas sich mit seinen zwei<br />

Legionen während <strong>de</strong>r <strong>Varusschlacht</strong> aufhielt, und von welchem Ort aus er seine<br />

Legionen unversehrt durch Eilmärsche in die unteren Winterlager rettete. A.<br />

Renner (Neue Erkenntnisse über die Hermannschlacht <strong>im</strong> Teutoburger Wald,<br />

1970,S.41) gibt einen wichtigen Hinweis. Er fragte sich zu Recht: wo befand sich<br />

<strong>de</strong>r Legat Asprenas mit seinen Legionen zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Varusnie<strong>de</strong>rlage? Es<br />

ist bekannt, daß Asprenas nach <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rlage <strong>de</strong>s Varus, noch vor Eintreffen <strong>de</strong>s<br />

Tiberius, die Reste <strong>de</strong>r Rheinarmee in die unteren Winterquartiere führte. Nur<br />

durch sein mannhaftes Verhalten wur<strong>de</strong> sein Heer unversehrt aus <strong>de</strong>r Katastrophe<br />

gerettet. <strong>Die</strong> Mitteilung <strong>de</strong>s Velleius (II,120,3) lässt Varus gar nicht so dumm,<br />

träge und vertrauensselig erscheinen, wie er von <strong>de</strong>n Quellen charakterisiert wird.<br />

Alles spricht dafür, daß Varus seinen angeblichen Freund Arminius misstraute;<br />

<strong>de</strong>nn wie sollte Asprenas sonst seine Legionen unversehrt aus <strong>de</strong>r Katastrophe<br />

retten können, wenn er sich nicht in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s Sommerlagers <strong>de</strong>s Varus zur<br />

Absicherung Richtung Rhein aufhielt. Wahrscheinlich war sein Standort entwe<strong>de</strong>r<br />

in Aliso o<strong>de</strong>r Anreppen. Als Asprenas dann von <strong>de</strong>m Angriff auf seinen Onkel<br />

Varus erfuhr, wur<strong>de</strong> seine Truppe sofort in Alarmbereitschaft gesetzt, um diesem<br />

zu helfen. Während <strong>de</strong>r Vorbereitung zum Abmarsch wur<strong>de</strong> er dann durch neu<br />

eingehen<strong>de</strong> Nachrichten davon überzeugt, daß Varus, <strong>de</strong>r sich nach <strong>de</strong>m Angriff<br />

in kürzester Zeit in hoffnungsloser Lage befand, nicht mehr zuretten war. Statt das<br />

abmarschbereite Heer Richtung Sommerlager zu führen, entschied er sich<br />

„schweren Herzens“, die entgegengesetzte Richtung einzuschlagen, um die<br />

Katastrophe nicht noch zu vergrößern. <strong>Die</strong> Lagermannschaft von Aliso wur<strong>de</strong><br />

durch Auxiliareinheiten (Bogenschützen) <strong>de</strong>s Asprenas verstärkt. Aliso konnte<br />

dadurch noch solange gehalten wer<strong>de</strong>n, wie die Verpflegung reichte. Nur so<br />

gelang es noch weiterhin die Überleben<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r <strong>Varusschlacht</strong> in Aliso<br />

aufzunehmen. Zonaras (10,37): „<strong>Die</strong> Barbaren aber nahmen sämtliche<br />

Page 9 of 12<br />

18.10.2010


<strong>Varusschlacht</strong><br />

http://www.<strong>lasvegascoup</strong>.<strong>de</strong>/<br />

Befestigungen in Besitz, mit Ausnahme einer einzigen ….in <strong>de</strong>r konnten sie die<br />

Festung doch nicht erobern, da sie sich auf die Belagerungskunst nicht verstan<strong>de</strong>n,<br />

die Römer aber über zahlreiche Bogenschützen verfügten, mit <strong>de</strong>ren Hilfe die<br />

Fein<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>rholt zurückgeschlagen wur<strong>de</strong>n und sehr schwere Verluste erlitten“.<br />

Auf <strong>de</strong>m Rückmarsch zum Rhein haben Asprenas und seine Legionäre alles <strong>im</strong><br />

Lager Haltern geräumt was wertvoll und transportierbar war. Archäologische<br />

Untersuchungen in Haltern wiesen auf die geplante aber eilige Räumung durch die<br />

römischen Truppen hin. Natürlich hatte man es ganz beson<strong>de</strong>rs auf die<br />

Münzschätze <strong>de</strong>r toten Kamera<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Varusarmee abgesehen. Nach<strong>de</strong>m man sich<br />

nun die Münzen aus <strong>de</strong>m Lager Haltern geteilt hatte, verfuhr man anschließend<br />

genauso mit <strong>de</strong>n Münzen aus <strong>de</strong>m Nachlass <strong>de</strong>r toten Kamera<strong>de</strong>n aus Castra<br />

Vetera und Novaesium. Nach <strong>de</strong>r Bestattung <strong>de</strong>r bleichen<strong>de</strong>n Gebeine <strong>de</strong>r<br />

Varusarmee erhielt Caecina <strong>de</strong>n Auftrag, mit seinen vier Legionen (I, V, XX,<br />

XXI) auf bekannten Wegen an <strong>de</strong>n Rhein zurückzumarschieren, wobei er die<br />

„langen Brücken“ wie<strong>de</strong>r reparieren sollte. Aus <strong>de</strong>r topographischen Beschreibung<br />

<strong>de</strong>s Tacitus geht ein<strong>de</strong>utig hervor, daß er as Gelän<strong>de</strong> von Kalkriese für die<br />

Caecinaschlacht schil<strong>de</strong>rt. Nun behaupten die Osnabrücker Archäologen <strong>im</strong>mer<br />

wie<strong>de</strong>r, daß sie die Münzen <strong>de</strong>r Varuslegionäre gefun<strong>de</strong>n hätten. <strong>Die</strong> Archäologen<br />

haben zwar Recht, daß sie die Münzen <strong>de</strong>r Varuslegionen ausgegraben haben,<br />

vergessen aber, daß die Caecinalegionäre sie verloren haben. Sie kamen durch<br />

Nachlaßraub in <strong>de</strong>n Besitz <strong>de</strong>r V. und XXI. Legion; diese waren in Kalkriese in<br />

schwere Kämpfe verwickelt und hatten große Verluste, wobei die Varusmünzen<br />

verloren gingen. <strong>Die</strong> von Tacitus wie<strong>de</strong>rgegebene Überlieferung <strong>de</strong>r Germanicus-<br />

Rachefeldzüge Richtung <strong>Varusschlacht</strong>feld, an <strong>de</strong>ren Wahrheitsgehalt man nicht<br />

zweifeln sollte, weist uns <strong>de</strong>n richtigen Weg zum Sommerlager. Bei <strong>de</strong>n vier<br />

römischen Schriftstellern Velleius Paterculus, Frontinus, Florus und Tacitus wird<br />

das Sommerlager <strong>de</strong>s Varus beschrieben, in <strong>de</strong>m Varus über Germanen als Prätor<br />

richtete. Wo <strong>de</strong>r Richterstuhl <strong>de</strong>s Varus gestan<strong>de</strong>n haben wird, vor <strong>de</strong>m die<br />

Germanen ihm ganze Reihen erdichteter Rechtsstreitigkeiten vorheuchelten,<br />

wur<strong>de</strong> bereits in an<strong>de</strong>ren Kapiteln dieses Buches erarbeitet. Varus hatte sein<br />

Heerlager natürlich nicht an einem beliebigen Ort aufgeschlagen, son<strong>de</strong>rn an<br />

einem Pass über <strong>de</strong>n Teutoburger Wald o<strong>de</strong>r das <strong>Egge</strong>-<strong>Gebirge</strong>, wobei er das<br />

<strong>Gebirge</strong> bereits überschritten haben wird. Von diesem Standort diente ihm die<br />

Lippe-Versorgungslinie, <strong>de</strong>r Lippe- Heerweg und das Römer-Lager Aliso als<br />

Rückzugslinie und Absicherung bei eventuellen Angriffen germanischer Fein<strong>de</strong>.<br />

Sein Neffe Asprenas wird sich, <strong>im</strong> Moment <strong>de</strong>s Überfalls in Aliso o<strong>de</strong>r Anreppen<br />

mit zwei Legionen zum Schutz <strong>de</strong>s Sommerlagers aufgehalten haben. Das<br />

Sommerlager <strong>de</strong>s Varus wur<strong>de</strong> mit großer Wahrscheinlichkeit in Reelsen-Bad<br />

Driburg geschanzt, weil sich <strong>de</strong>r Überfall nur <strong>im</strong> Grenzgebiet <strong>de</strong>r vier verbün<strong>de</strong>ten<br />

Stämme <strong>de</strong>r Cherusker, Chatten, Marser und Brukterer zugetragen haben kann.<br />

Allein so konnte es Arminius gelingen, die Soldaten <strong>de</strong>r vereinigten Stämme in<br />

die Nähe <strong>de</strong>s Überfallortes zu bringen. Der Pass über das <strong>Egge</strong>-<strong>Gebirge</strong> bei<br />

Altenbeken liegt genau in <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s Grenzgebietes dieser vier germanischen<br />

Stämme. Bei <strong>de</strong>r Suche nach verdächtigen Lagerstrukturen ist die neue Computer-<br />

Technik von Google-Earth sehr hilfreich. Man erkennt be<strong>im</strong> Blick aus <strong>de</strong>r<br />

„Vogelperspektive“, dass die bekannten Römerlager an <strong>de</strong>r Lippe, Holsterhausen,<br />

Haltern, Obera<strong>de</strong>n, Anreppen und Aliso in Richtung <strong>de</strong>s <strong>Egge</strong>gebirges und <strong>de</strong>r<br />

Weser führen, wobei die <strong>Egge</strong> bei Altenbeken nach Reelsen überquert wer<strong>de</strong>n<br />

muß. In dieser Region sollte die Suche nach <strong>de</strong>m Sommerlager <strong>de</strong>s Varus<br />

beginnen!<br />

Pfarrer Dr. Gotthardt aus Pömbsen verlegte <strong>de</strong>n Ort <strong>de</strong>r <strong>Varusschlacht</strong> in <strong>de</strong>n<br />

Westen Reelsens und schrieb <strong>im</strong> Jahre 1923 (Reelsen in Geschichte und Sage):<br />

„Reelsen ist in seiner einmaligen Lage in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s <strong>Egge</strong>gebirges und <strong>de</strong>s<br />

Teutoburger Wal<strong>de</strong>s die Stätte epochemachen<strong>de</strong>r historischer Vorgänge. In <strong>de</strong>m<br />

mul<strong>de</strong>nförmigen, nach Bembüren sich zusammenziehen<strong>de</strong>n Gefil<strong>de</strong> tobte ohne<br />

Zweifel die Entscheidungsschlacht zwischen <strong>de</strong>n Deutschen und Römern.<br />

Römische Hufeisen sind wie<strong>de</strong>rholt gefun<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n und st<strong>im</strong>men mit <strong>de</strong>n als<br />

echt anerkannten in <strong>de</strong>n antik-römischen Museen überein. Römische Götterfiguren<br />

en miniature sind nicht min<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Anlage von Grenz- und Drainagegräben<br />

und sonstigen Grabungen gefun<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n. Ebenso sind hier und da angebrannte<br />

Pilen, Wurflanzen und Schwertknäufe aufgestöbert wor<strong>de</strong>n. Bedauerlich ist nur,<br />

dass die vereinzelt auftreten<strong>de</strong>n römischen Fun<strong>de</strong> in Privathän<strong>de</strong>n bleiben.“ <strong>Die</strong><br />

Festlegung <strong>de</strong>s <strong>Varusschlacht</strong>ortes auf Reelsen seitens <strong>de</strong>s Pfarrers Gotthardt<br />

scheint sich nach fast einem Jahrhun<strong>de</strong>rt zu bestätigen; <strong>de</strong>nn nach <strong>de</strong>r Auswertung<br />

von Infrarot-Luftbildaufnahmen von Herrn Koch sind in Reelsen mehrere<br />

Römerlager unterschiedlicher Größe zu erkennen.<br />

Zusätzliche Hinweise für die Anwesenheit <strong>de</strong>r Römer <strong>im</strong> Bereich Reelsen,<br />

Bembüren geben <strong>de</strong>r Romberg und <strong>de</strong>r Name Herke-Straße (Her-cu-les-Straße).<br />

<strong>Die</strong> Herke-Straße führt zum Nackenberg; da Nacken selbst schon Berg be<strong>de</strong>utet,<br />

ist nicht auszuschließen, dass <strong>de</strong>r Nackenberg früher Herkules-Nacken hieß. Am<br />

Nackenberg entspringt heute noch eine heilige Quelle, <strong>de</strong>r Ostersiek. <strong>Die</strong> Göttin<br />

Ostara wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>n Germanen verehrt; die Quelle war ein Heiligtum für die<br />

Göttin Ostara. Neben diesem germanischen Quellenheiligtum, das <strong>de</strong>m religiösen<br />

<strong>Die</strong>nst <strong>de</strong>r Ostaragottheit gewidmet war, spricht vieles dafür, dass sich um die<br />

Römerlager von Reelsen weitere <strong>de</strong>n Göttern geweihte heilige Haine und Wäl<strong>de</strong>r<br />

befun<strong>de</strong>n haben müssen, <strong>de</strong>nn diese germanischen Kultstätten wur<strong>de</strong>n in<br />

christlicher Zeit umbenannt in Dübelsnacken (Teufelsnacken) und Trötenberg. Im<br />

Zusammenhang mit <strong>de</strong>r <strong>Varusschlacht</strong> lagen die heiligen Opferwäl<strong>de</strong>r in<br />

unmittelbarer Nähe <strong>de</strong>s Schlachtgeschehens. War die Suche nach <strong>de</strong>m<br />

Schlachtfeld erfolgreich, müsste man in diesen heiligen Hainen heute noch<br />

archäologische Nachweise erbringen können: Opfergruben, in <strong>de</strong>nen die<br />

Page 10 of 12<br />

18.10.2010


<strong>Varusschlacht</strong><br />

http://www.<strong>lasvegascoup</strong>.<strong>de</strong>/<br />

gefangenen Tribunen und Centurionen hingerichtet wur<strong>de</strong>n<br />

Auf Grund <strong>de</strong>r (vorausgegangenen, theoretischen) Studien wur<strong>de</strong> damit begonnen,<br />

durch eigene Untersuchungen zu konkreten Ergebnissen zu kommen. Durch die<br />

Spatenwissenschaft können sich außergewöhnlich glückliche Bo<strong>de</strong>nfun<strong>de</strong> allein<br />

als Geschichtsquellen erweisen. <strong>Die</strong> geschichtliche Frage nach <strong>de</strong>m Ort und <strong>de</strong>m<br />

Verlauf <strong>de</strong>r <strong>Varusschlacht</strong> schob sich von selbst nach <strong>de</strong>m Studium <strong>de</strong>r<br />

historischen Überlieferungen in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund, beson<strong>de</strong>rs nach <strong>de</strong>r Kalkrieser<br />

Behauptung, dort <strong>de</strong>n Ort <strong>de</strong>r „Schlacht <strong>im</strong> Teutoburger Wald“ gefun<strong>de</strong>n zu<br />

haben. Es ist einfach unbegreiflich, mit welcher Unbekümmertheit man sich dort<br />

in Wi<strong>de</strong>rspruch mit <strong>de</strong>n Überlieferungen <strong>de</strong>r römischen Schriftsteller setzt; diese<br />

historischen Quellen geben uns ein<strong>de</strong>utig geographische Grundlagen für <strong>de</strong>n Ort<br />

<strong>de</strong>r <strong>Varusschlacht</strong>: danach kann die Schlacht nur in <strong>de</strong>r Gegend um die<br />

Grotenburg-Teutoburg stattgefun<strong>de</strong>n haben, wo die Grenzen <strong>de</strong>r germanischen<br />

Stämme <strong>de</strong>r Marser, Brukterer, Cherusker und etwas südlicher die <strong>de</strong>r Chatten<br />

zusammenstoßen. Kalkriese liegt dagegen <strong>im</strong> Siedlungsgebiet <strong>de</strong>r Angrivarier und<br />

ist viel zu weit entfernt. Auch das römische Kastell Aliso, das nach <strong>de</strong>r<br />

Überlieferung an <strong>de</strong>r Lippe geschanzt wur<strong>de</strong>, hätte bei einer <strong>de</strong>rartigen Entfernung<br />

von Kalkriese niemals als Zufluchtsort für Überleben<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Katastrophe dienen<br />

können. Nach Tacitus hat <strong>de</strong>r Zusammenbruch <strong>de</strong>r Varianischen Heeresmacht in<br />

einem Waldgebirge, das sich in <strong>de</strong>r Nähe einer Teutoburg befin<strong>de</strong>t, stattgefun<strong>de</strong>n.<br />

Es gibt nur eine Burg, die <strong>de</strong>n alten Namen beanspruchen kann, und das ist die<br />

Teutoburg-Grotenburq bei Detmold. In <strong>de</strong>n letzten Jahrhun<strong>de</strong>rten han<strong>de</strong>lte sich<br />

die Meinungsverschie<strong>de</strong>nheit wegen <strong>de</strong>r Örtlichkeit <strong>de</strong>r Schlacht lediglich um die<br />

Frage, ob <strong>de</strong>r Ort nördlich, östlich, südlich o<strong>de</strong>r westlich <strong>de</strong>r Teutoburg -<br />

Grotenburg zu suchen wäre. Der Teutoburgiensis saltus ließ diesen berechtigten<br />

Streit natürlich zu. Inzwischen wur<strong>de</strong> die Schlacht durch Auslegungskunststücke -<br />

beson<strong>de</strong>rs durch Mommsen- an alle möglichen Stellen, wo römische Bo<strong>de</strong>nfun<strong>de</strong><br />

sich boten, verlegt. <strong>Die</strong> alte Überlieferung mit ihrer völligen Übereinst<strong>im</strong>mung<br />

geschichtlicher, militärischer und geographischer in Betracht kommen<strong>de</strong>r<br />

Umstän<strong>de</strong> weist jedoch <strong>de</strong>n richtigen Weg zum Auffin<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />

<strong>Varusschlacht</strong>fel<strong>de</strong>s. Nach Auswertung <strong>de</strong>r überlieferten Hinweise und Ereignisse<br />

ist das <strong>Varusschlacht</strong>feld in <strong>de</strong>r Nähe o<strong>de</strong>r gar um die Teutoburg-Grotenburg bei<br />

Detmold zu lokalisieren.<br />

Das Herrmanns<strong>de</strong>nkmal auf <strong>de</strong>r Grotenburg befin<strong>de</strong>t sich nach Auffassung <strong>de</strong>s<br />

Autors am richtigen Standort und muss nicht -wie vom „Kalkriesekastell“<br />

gefor<strong>de</strong>rt - nach Bramsche versetzt wer<strong>de</strong>n. Nach jahrzehntelangen Forschungen<br />

gelangte <strong>de</strong>r Verfasser zu <strong>de</strong>r Überzeugung, das Sommerlager <strong>de</strong>s Varus befand<br />

sich südlich <strong>de</strong>r Grotenburg bei Reelsen/Bembüren. Hier wur<strong>de</strong>n die drei Varus<br />

Legionen in ihrem eigenen Sommerlager selbst überfallen, während Varus einen<br />

Konvent abhielt. Da Varus von <strong>de</strong>m Überfall völlig überrascht wur<strong>de</strong>, befan<strong>de</strong>n<br />

sich seine Legionen schon zu Beginn <strong>de</strong>s Angriffs in hoffnungsloser Lage. <strong>Die</strong><br />

dienstfreien Legionen wur<strong>de</strong>n in einem unvorstellbaren Chaos nie<strong>de</strong>rgemetzelt;<br />

das war auch <strong>de</strong>r Grund, warum <strong>de</strong>r Neffe <strong>de</strong>s Varus, Asprenas, mit seinen zwei<br />

Legionen von Aliso o<strong>de</strong>r Anreppen die Flucht zum Rhein antrat, statt seinem<br />

Onkel Varus zur Hilfe zu eilen. Auch die Reiterei <strong>de</strong>s Vala Numonius galoppierte<br />

in dieser für Varus völlig hoffnungslosen Lage davon und wur<strong>de</strong> wahrscheinlich<br />

auf <strong>de</strong>m Winnfeld bei Berlebeck aufgerieben. In dieser auswegslosen Situation<br />

versuchten Überleben<strong>de</strong> <strong>de</strong>r <strong>Varusschlacht</strong> ihre „nackte Haut“ zu retten, in<strong>de</strong>m sie<br />

versuchten sich nach Aliso und zum Rhein durchzuschlagen. Einem Teil <strong>de</strong>r<br />

fliehen<strong>de</strong>n und zurückeilen<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r versprengten römischen Legionäre gelang<br />

vielleicht <strong>de</strong>r Durchbruch; viele wer<strong>de</strong>n auch versucht haben, gesperrte Pässe zu<br />

umgehen, in<strong>de</strong>m sie weiter entfernt liegen<strong>de</strong> scheinbar sichere Übergänge<br />

wählten. Am En<strong>de</strong> wur<strong>de</strong>n die Reste <strong>de</strong>r versprengten römischen Einheiten<br />

entwe<strong>de</strong>r gefangengenommen o<strong>de</strong>r gingen kämpfend unter. Der Hauptort <strong>de</strong>r<br />

<strong>Varusschlacht</strong> befand sich allerdings <strong>im</strong> wahrscheinlichen Sommerlager <strong>de</strong>s Varus<br />

bei Reelsen-Bembüren. Für diese Behauptung sollen inzwischen gefun<strong>de</strong>ne<br />

Beweise dienen, die vom Verfasser mit einem treuen Weggefährten auf <strong>de</strong>n<br />

abgeernteten Fel<strong>de</strong>rn von Reelsen gefun<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n. Im Gegensatz zu Kalkriese,<br />

wo römische Münzfun<strong>de</strong> genau bis zum Jahr 9 n.d.Zw. datiert wer<strong>de</strong>n - was<br />

wissenschaftlich keinesfalls haltbar ist -wur<strong>de</strong>n in Reelsen mehrere Punz- und<br />

Ritzinschriften <strong>de</strong>r XVII. und XIX. Legion gefun<strong>de</strong>n. Auch weitere Indizien<br />

sprechen dafür, dass dort Drusus zunächst ein Römerlager schanzte, das von<br />

Tiberius später ausgebaut wur<strong>de</strong>. Auf diesen Römerlagern hat dann Varus sein<br />

Sommerlager angelegt, das nicht weit weg von Aliso entfernt sein kann, <strong>de</strong>nn<br />

Drusus schanzte dieses Lager „<strong>de</strong>n Fein<strong>de</strong>n vor die Stirn“, nach<strong>de</strong>m er fast bei<br />

Arbalo von <strong>de</strong>n Germanen vernichtet wur<strong>de</strong>.<br />

Nutzungsbedingungen <strong>de</strong>r Dokumente:<br />

Alle Rechte an Text und Bild verbleiben bei Dr. Peter Eisermann. Verwendung<br />

o<strong>de</strong>r Vervielfältigung zu privaten o<strong>de</strong>r schulischen Zwecken sind gestattet;<br />

Vervielfältigungen zu gewerblichen Zwecken - auch in Auszügen - ohne<br />

ausdrückliche Genehmigung von Dr. Peter Eisermann sind untersagt!<br />

Page 11 of 12<br />

18.10.2010


<strong>Varusschlacht</strong><br />

http://www.<strong>lasvegascoup</strong>.<strong>de</strong>/<br />

©RM<br />

Page 12 of 12<br />

18.10.2010

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!