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<strong>Varusschlacht</strong><br />
Augustus<br />
mailto:varusschlacht@aol.<strong>de</strong><br />
Fundstücke Reelsen Bad Driburg<br />
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RM<br />
Interessante Fun<strong>de</strong> in Reelsen – Bad Driburg - Lkr. Höxter<br />
Dr. Peter Eisermann<br />
<strong>Die</strong> <strong>Varusschlacht</strong> - <strong>im</strong> <strong>Egge</strong> <strong>Gebirge</strong><br />
Der Untergang <strong>de</strong>r römischen Legionen<br />
in Reelsen Bad Driburg<br />
Im Jahre 2009 jährt sich zum 2000. Mal die <strong>Varusschlacht</strong>, die nach Berichten<br />
römischer Autoren mit einer vernichten<strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlage <strong>de</strong>s römischen Heeres<br />
en<strong>de</strong>te. Dabei wur<strong>de</strong>n drei Legionen mit <strong>de</strong>n dazugehörigen Hilfstruppen (drei<br />
Alen Reiter und sechs Auxiliarcohorten) fast vollständig aufgerieben (ca. 20.000<br />
Mann). Varus beging in <strong>de</strong>r sich abzeichnen<strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlage während <strong>de</strong>s Kampfes<br />
Selbstmord. Nur ganz wenigen gelang es, <strong>de</strong>m Gemetzel zu entkommen. Sie<br />
flohen nach Aliso, das einzige römische Lager an <strong>de</strong>r Lippe, das nach <strong>de</strong>r<br />
<strong>Varusschlacht</strong> von <strong>de</strong>n Germanen nicht erobert wer<strong>de</strong>n konnte.<br />
Der Autor hat sich zum Ziel gesetzt, <strong>de</strong>n wahren Ort vorzustellen, an <strong>de</strong>m Varus<br />
mit seinen Legionen, <strong>de</strong>r XVII, XVIII und XIX unterging. Nach intensiver<br />
Spurensuche scheint nun das Schlachtfeld <strong>im</strong> <strong>Egge</strong>gebirge gefun<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n zu<br />
sein; fernab von Kalkriese. Berücksichtigt wur<strong>de</strong>n vor allem <strong>im</strong> Gegensatz zu <strong>de</strong>n<br />
Archäologen und Wissenschaftlern <strong>de</strong>s Grabungsgelän<strong>de</strong>s in Kalkriese die<br />
Überlieferungen <strong>de</strong>r antiken Schriftsteller, die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Hinweise gaben.<br />
Eigene, sensationelle archäologische Fun<strong>de</strong> stützen die Behauptung, das<br />
<strong>Varusschlacht</strong>feld gefun<strong>de</strong>n zu haben. Es wur<strong>de</strong> mit erhöhter Anstrengung an<br />
einer systematischen Auswertung von historischen Quellen und eigenen Fun<strong>de</strong>n<br />
gearbeitet, um die Beweise <strong>de</strong>s wahren Kampfplatzes zum 2000- jährigen<br />
Jubiläum vorzulegen.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Varusschlacht</strong> ist von großer historischer Be<strong>de</strong>utung: <strong>de</strong>n Römern gelang<br />
nicht das große Ziel, Germanien zu erobern und in das römische Weltreich<br />
einzuglie<strong>de</strong>rn. Nach weiteren Verlusten und wechseln<strong>de</strong>m Kriegsglück wur<strong>de</strong> <strong>im</strong><br />
Jahr 16 das Ziel <strong>de</strong>r Unterwerfung Germaniens und Aus<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>s Römischen<br />
Reiches bis zur Elbe endgültig aufgegeben. Über 700 Theorien, unzählige<br />
Veröffentlichungen konnten we<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n wahren Verlauf noch <strong>de</strong>n richtigen Ort<br />
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Germanicus<br />
latein24.<strong>de</strong>/uebersetzungen<br />
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<strong>Varusschlacht</strong><br />
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dieser Schlacht klären. Zur Zeit hat sich die Ansicht von Theodor Mommsen<br />
durchgesetzt, dass sich dieses Schlachtfeld am Kalkrieser Berg bei Bramsche<br />
befin<strong>de</strong>t. <strong>Die</strong>se Behauptung Mommsens ist lei<strong>de</strong>r in keiner Weise mit <strong>de</strong>n<br />
Überlieferungen <strong>de</strong>r antiken Schriftsteller in Einklang zu bringen. Der Ort dieser<br />
Tragödie muss östlich <strong>de</strong>r Quellen von Ems und Lippe, <strong>im</strong> nahe gelegenen<br />
Waldgebirge liegen, nicht weit entfernt von Aliso, das an <strong>de</strong>r Lippe geschanzt<br />
wur<strong>de</strong>. Kalkriese liegt von dieser relativ genauen Ortsangabe ungefähr 100 km<br />
entfernt und schei<strong>de</strong>t allein aus diesem Grun<strong>de</strong> aus.<br />
<strong>Die</strong> Leute, die diese Nie<strong>de</strong>rlage überlebt hatten und <strong>de</strong>r Schlacht o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
Gefangenschaft entronnen waren, erzählten, hier seien die Legaten gefallen, dort<br />
die Adler von <strong>de</strong>n Fein<strong>de</strong>n erbeutet wor<strong>de</strong>n; sie zeigten, wo Varus die erste<br />
Wun<strong>de</strong> erhalten, wo er mit seiner unseligen Rechten sich selbst <strong>de</strong>n To<strong>de</strong>sstoß<br />
beigebracht habe; wo Arminius von <strong>de</strong>r Tribüne herunter eine Ansprache gehalten<br />
habe, wie viele Marterhölzer für die Gefangenen, was für Köpfgruben er habe<br />
herstellen lassen, wie er die Feldzeichen und Adler übermütig verhöhnt habe.“<br />
Von Tacitus erfahren wir <strong>de</strong>n ungefähren Ort <strong>de</strong>r Varuskatastrophe:“ dann wur<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r Heereszug zu <strong>de</strong>n äußersten Brukterern geführt und alles zwischen <strong>de</strong>n<br />
Flüssen Ems und Lippe verwüstet, nicht weit vom Teutoburger Wald (früher<br />
Osning), wo die Reste <strong>de</strong>s Varus und <strong>de</strong>r Legionen noch unbestattet liegen<br />
sollten!“ Wo sie<strong>de</strong>lten die Brukterer: sie waren die westlichen Nachbarn <strong>de</strong>r<br />
Cherusker, <strong>de</strong>r Osning war die natürliche Grenze zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Stämmen.<br />
<strong>Die</strong> Aussage Tacitus - äußere Brukterer- bezieht sich aus seiner Sicht vom Rhein<br />
aus; die äußeren Brukterer müssen <strong>de</strong>mnach die Östlichsten sein. Germanicus<br />
führte sein Heer also über die Quellen von Ems und Lippe bis an <strong>de</strong>n Osning<br />
heran und verwüstete das gesamte Gebiet zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Flüssen und <strong>de</strong>m<br />
Rand <strong>de</strong>s Osnings. Von hier soll es nicht mehr weit sein, wo noch die bleichen<strong>de</strong>n<br />
Gebeine unbestattet lagen.“ Nicht weit“ kann nur be<strong>de</strong>uten, dass es näher als einen<br />
Tagesmarsch entfernt war, Richtung Osten und keinesfalls Richtung Kalkriese,<br />
das ca. 100 km von dieser Ortsangabe entfernt liegt.<br />
Es ist schon erstaunlich, dass trotz dieser präzisen Ortsangabe <strong>de</strong>s Tacitus,<br />
Kalkriese diese unhaltbare Varus- Hypothese aufgestellt hat. Von Strabon<br />
erfahren wir in seiner Geographika (17.1.4.41):“ Gegen diese Völker ist<br />
Misstrauen von großem Nutzen, weil diejenigen, <strong>de</strong>nen man traute, <strong>de</strong>n größten<br />
Scha<strong>de</strong>n angerichtet haben, wie zum Beispiel die Cherusker und ihre<br />
Verbün<strong>de</strong>ten, in <strong>de</strong>ren Gebiet drei römische Legionen mit ihrem Feldherrn Varus<br />
Quintilius unter Vertragsverletzung hinterhältig vernichtet wur<strong>de</strong>n. Das<br />
<strong>Varusschlacht</strong>feld liegt also <strong>im</strong> Gebiet <strong>de</strong>r Cherusker <strong>im</strong> Waldgebirge-<br />
„mittendrin“ - wie es früher auch <strong>im</strong>mer hieß. Das verwüstete Brukterergebiet<br />
muß etwa zwischen <strong>de</strong>n Quellen <strong>de</strong>r Ems und Lippe vor <strong>de</strong>n Pässen Veldrom und<br />
Buke vor <strong>de</strong>m <strong>Gebirge</strong> en<strong>de</strong>n. <strong>Die</strong> Quellen von Ems und Lippe entspringen in <strong>de</strong>r<br />
Senne. Caecina wird laut Tacitus vorgeschickt: damit er die Schluchten <strong>de</strong>r<br />
Bergwäl<strong>de</strong>r erkun<strong>de</strong> und Brücken und Dämme anlege, wo sumpfige Wiesen und<br />
trügerischer Moorbo<strong>de</strong>n dies erfor<strong>de</strong>rlich mache. Dann betreten sie die trostlosen<br />
Stätten, die für <strong>de</strong>n Anblick wie für die Erinnerung schauerlich waren. Das erste<br />
Lager <strong>de</strong>s Varus zeigte durch weiten Umfang und die Ausmaße <strong>de</strong>s<br />
Feldherrnplatzes die Arbeit von drei Legionen. Germanicus sieht ein sehr großes<br />
Lager, wie es von 3 Legionen geschaffen wur<strong>de</strong>, und auch die Größe <strong>de</strong>r<br />
Kommandantur wird beson<strong>de</strong>rs erwähnt. <strong>Die</strong>se Beschreibung von Tacitus passt<br />
auf keinen Fall zu einem Marschlager, hier muss es sich um das große<br />
Sommerlager <strong>de</strong>s Varus han<strong>de</strong>ln. Nach <strong>de</strong>r Überlieferung von Tacitus hat man das<br />
Sommerlager <strong>de</strong>s Varus an <strong>de</strong>n Pässen bei Horn, Veldrom , Altenbeken o<strong>de</strong>r Bad<br />
Driburg zu suchen.<br />
Das Lager war wohl dazu best<strong>im</strong>mt, <strong>de</strong>m römischen Heer auf <strong>de</strong>m Rückzug <strong>de</strong>n<br />
Paß offen zu halten, auch ein Teil <strong>de</strong>r Vorräte aufzunehmen. Es lassen sich aber<br />
durch die Überlieferungen weitere Aufschlüsse über die noch genauere Lage <strong>de</strong>s<br />
<strong>Varusschlacht</strong>fel<strong>de</strong>s ziehen. So wussten die Römer auch <strong>de</strong>n Wasserweg für ihre<br />
Feldzüge nutzbar zu machen. Bis nach Aliso konnten sie ihre Vorräte auf <strong>de</strong>r<br />
Lippe transportieren. <strong>Die</strong> Lippelinie mit <strong>de</strong>n Römerlagern in Abstän<strong>de</strong>n von ca. 20<br />
km war für <strong>de</strong>n Verpflegungstransport <strong>de</strong>r Römer in die Mitte Germaniens extrem<br />
wichtig. <strong>Die</strong> „Lippestraße“ <strong>de</strong>r Römer mün<strong>de</strong>t bei Castra Vetera Xanten in <strong>de</strong>n<br />
Rhein und führt flussaufwärts bis ins Quellgebirge vor <strong>de</strong>n Teutoburger Wald.<br />
Wissenschaftlich sind von <strong>de</strong>n Archäologen bisher die Römerlager Castra Vetera,<br />
Holstenhausen, Haltern, Berkinghausen, Obera<strong>de</strong>n und Anreppen belegt. Das in<br />
<strong>de</strong>n Quellen <strong>im</strong>mer wie<strong>de</strong>r erwähnte Römerlager Aliso wird bei Pa<strong>de</strong>rborn-<br />
Neuhaus vermutet. Wie bereits in <strong>de</strong>n vorhergehen<strong>de</strong>n Kapiteln beschrieben, muss<br />
<strong>de</strong>r Ort <strong>de</strong>r <strong>Varusschlacht</strong> in einem <strong>de</strong>r Pässe <strong>de</strong>s Teuteburger Wal<strong>de</strong>s o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />
<strong>Egge</strong>gebirges lokalisiert sein. Auf gar keinen Fall kann sich die Tragödie nach <strong>de</strong>n<br />
Beschreibungen <strong>de</strong>s Cassius Dio zugetragen haben, ein Heer das über –zig<br />
Kilometer <strong>im</strong> germanischen Urwald aufgerieben wor<strong>de</strong>n sein soll. Vielmehr wird<br />
das Gemetzel nach <strong>de</strong>n Überlieferungen <strong>de</strong>s Velleius Paterculus, Florus und<br />
Tacitus abgelaufen sein. Nach <strong>de</strong>r Darstellung dieser antiken Autoren hat sich das<br />
Kampfgeschehen <strong>im</strong> Sommerlager <strong>de</strong>s Varus und um dieses herum zugetragen.<br />
Tacitus gibt von allen Autoren die genaueste Beschreibung <strong>de</strong>s Schlachtfel<strong>de</strong>s<br />
anlässlich <strong>de</strong>s Besuches von Germanicus während <strong>de</strong>r Rachefeldzüge (Tl,61, 1b)<br />
(15 n.d.Zw): „nach<strong>de</strong>m Caecina vorausgeschickt war, damit er die schwer<br />
zugänglichen Waldberge auskundschaftete und Brücken und Dämme über die<br />
Nässe <strong>de</strong>r Sümpfe und gefährliches Gelän<strong>de</strong> anlegte, betraten sie die traurigen<br />
Orte, die durch Anblick und Erinnerung schmachvoll waren“. T 1,61, 2a) „Das<br />
erste Lager <strong>de</strong>s Varus zeigte durch <strong>de</strong>n großen Umfang und die Abmessungen <strong>de</strong>s<br />
Feldherrnplatzes die Hän<strong>de</strong> dreier Legionen; weiterhin erkannte man an <strong>de</strong>m<br />
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<strong>Varusschlacht</strong><br />
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halbzerstörten Wall und <strong>de</strong>m flachen Graben, dass schon geschwächte Reste sich<br />
festgesetzt hatten“. Bei <strong>de</strong>r Beschreibung <strong>de</strong>s Tacitus kann es sich nur um das<br />
große Sommerlager <strong>de</strong>s Varus han<strong>de</strong>ln. Bei einem Marschlager wür<strong>de</strong> man sechs<br />
Jahre später kaum noch Spuren dieser Legionen fin<strong>de</strong>n. Hier aber sieht man nach<br />
sechs Jahren noch die Arbeit von drei Legionen. Das Lager hat einen weiten<br />
Umfang und auch die Größe <strong>de</strong>r Kommandantur wird beson<strong>de</strong>rs betont. Bei <strong>de</strong>n<br />
Kämpfen scheinen we<strong>de</strong>r die Wälle noch die Gräben, die das Großlager sicherten,<br />
zerstört wor<strong>de</strong>n zu sein. Allerdings erkennt man dann an einem halbzerstörten<br />
Wall und einem flachen Graben, dass sich dort noch einmal die geschwächten<br />
Reste <strong>de</strong>r Legionen ein kleines Notlager entwe<strong>de</strong>r <strong>im</strong> Sommerlager o<strong>de</strong>r neben<br />
diesem geschanzt hatten. Vielleicht dienten sogar Teile <strong>de</strong>r Wallanlage <strong>de</strong>s<br />
Sommerlagers zur Sicherung <strong>de</strong>s kleinen Notlagers. (T 1,61, 2b) „Mitten <strong>im</strong> Feld<br />
bleichen<strong>de</strong> Gebeine, wie sie geflohen waren o<strong>de</strong>r Wi<strong>de</strong>rstand geleistet hatten,<br />
vereinzelt o<strong>de</strong>r beisammen. T1, 61,39 Dabei lagen Teile von Wurfwaffen und<br />
Pfer<strong>de</strong>gerippen zusammen mit an Baumstämmen befestigten Schä<strong>de</strong>ln“. Wie war<br />
dieser grässliche Anblick möglich?! In einem germanischen Urwald wür<strong>de</strong> nach<br />
sechs Jahren kaum noch etwas von <strong>de</strong>n römischen Legionären auffindbar sein.<br />
Alles wäre von Unkraut, Gras und Sträuchern überwuchert. Da <strong>de</strong>r Kampf aber <strong>im</strong><br />
Sommerlager stattfand, lagen die bleichen<strong>de</strong>n Gebeine auf <strong>de</strong>r steinharten<br />
Oberfläche. <strong>Die</strong>se war min<strong>de</strong>stens ein halbes Jahr lang von einer Unmenge von<br />
Soldatenfüßen festgetreten wor<strong>de</strong>n. Natürlich wuchs so gut wie gar nichts mehr<br />
auf diesem verdichteten Bo<strong>de</strong>n. Nur so war es Germanicus möglich, die traurigen<br />
Orte noch sechs Jahre später in Augenschein nehmen zu können. Nach <strong>de</strong>r<br />
Beschreibung <strong>de</strong>s Tacitus erkannte man scheinbar trotz dieser vergangenen Zeit<br />
<strong>im</strong>mer noch an <strong>de</strong>r Lage <strong>de</strong>r bleichen<strong>de</strong>n Gebeine wie je<strong>de</strong>r einzelne Legionär zu<br />
To<strong>de</strong> gekommen war, sei es auf <strong>de</strong>r Flucht o<strong>de</strong>r sei Wi<strong>de</strong>rstand geleistet wor<strong>de</strong>n;<br />
an Baumstämmen waren Schä<strong>de</strong>l befestigt, das muss in <strong>de</strong>r Tat ein grässlicher<br />
Anblick gewesen sein. In <strong>de</strong>n benachbarten Hainen stan<strong>de</strong>n die Altäre <strong>de</strong>r<br />
Germanen, an welchen sie die Tribunen und Centurionen Erster Ordnung geopfert<br />
hatten. Es lagen also in unmittelbarer Nähe <strong>de</strong>s Sommerlagerschlachtfel<strong>de</strong>s heilige<br />
Haine. Hier opferten die Germanen <strong>de</strong>n Göttern Tiere, Gefäße und Waffen,<br />
führten aber auch – wie bei diesem Geschehen – rituelle Hinrichtungen aus.<br />
Wer <strong>de</strong>n Ort <strong>de</strong>r <strong>Varusschlacht</strong> gefun<strong>de</strong>n zu haben glaubt, sollte also in<br />
unmittelbarer Nähe eine germanische Kultstätte, einen heiligen Hain, nachweisen.<br />
Gegebenenfalls sind dort noch die Opfergruben archäologisch nachweisbar.<br />
Darüber wird noch zu einem späteren Zeitpunkt ausführlich zu berichten sein.<br />
Nach <strong>de</strong>n Überlieferungen <strong>de</strong>r vier Schriftsteller Tacitus, Florus, Velleius<br />
Paterculus und Frontinus kann man nach Ansicht <strong>de</strong>s Autors fast sicher sein, dass<br />
<strong>de</strong>r Untergang <strong>de</strong>r drei römischen Elite- Einheiten während <strong>de</strong>r<br />
Gerichtsverhandlung <strong>im</strong> Sommerlager selbst und in <strong>de</strong>r näheren Umgebung <strong>de</strong>s<br />
Lagers stattgefun<strong>de</strong>n hat. Auf keinen Fall wur<strong>de</strong>n die Legionen auf <strong>de</strong>m Marsch<br />
vernichtet. Frontinus 2,9,4 ergänzt noch in seinen Ausführungen, dass Arminius<br />
die Köpfe <strong>de</strong>rer, die getötet wur<strong>de</strong>n, auf Lanzen gesteckt an die Palisa<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />
Fein<strong>de</strong> bringen ließ, um die Hartnäckigkeit <strong>de</strong>r Gegner zu brechen, <strong>de</strong>m Beispiel<br />
Sullas in Preneste folgend. Frontinus bestätigt praktisch die Beschreibung <strong>de</strong>s<br />
Tacitus, dass sich geschwächte Reste noch mal <strong>im</strong> Sommerlager bzw. neben <strong>de</strong>m<br />
Sommerlager geschanzt hatten. Wie aber war es möglich, dass die späteste aller<br />
Überlieferungen <strong>de</strong>r <strong>Varusschlacht</strong> durch Cassius Dio das Geschehen so an<strong>de</strong>rs<br />
darstellen konnte? Dio selbst hat erkannt, dass die Senatsunterlagen nicht ganz<br />
<strong>de</strong>n Tatsachen entsprechen konnten. Gezielte Schönfärbereien und<br />
Desinformationen waren wohl auch für ihn zu erkennen. Trotz seiner<br />
Überzeugung, dass die Quellen manipuliert sein könnten, will er berichten und<br />
nicht berücksichtigen, ob sich die Dinge in Wahrheit so o<strong>de</strong>r auf an<strong>de</strong>re Weise<br />
zugetragen haben. Cassius Dios Berichte wer<strong>de</strong>n also kritiklos aus <strong>de</strong>n<br />
Staatsarchiven übernommen, ohne sie mit an<strong>de</strong>ren Quellen o<strong>de</strong>r Überlieferungen<br />
abzugleichen. Wenn man sich nun kritisch mit seiner Schil<strong>de</strong>rung über die<br />
<strong>Varusschlacht</strong> auseinan<strong>de</strong>rsetzt, dann sollte man prüfen, ob sich die Ereignisse<br />
überhaupt so zugetragen haben können.<br />
Welche Grün<strong>de</strong> sprechen gegen die Glaubwürdigkeit <strong>de</strong>s Cassius Dios?<br />
a) Varus sei aus seinem Sommerlager ausmarschiert, um einen aufständischen<br />
germanischen Stamm zu befrie<strong>de</strong>n. Alle an<strong>de</strong>ren Überlieferungen erwähnen we<strong>de</strong>r<br />
solch einen Marsch noch wird berichtet, um welchen Stamm es sich han<strong>de</strong>ln soll,<br />
und welche Richtung das Heer genommen haben könnte.<br />
b) <strong>Die</strong> Römer sollen durch <strong>de</strong>n germanischen Urwald abseits <strong>de</strong>r Heerwege<br />
marschiert sein und die Wege durch undurchdringliche Wäl<strong>de</strong>r erst durch das<br />
Fällen übergroßer Bäume gangbar gemacht haben.<br />
c) Unablässiger Regen und Sturm sollen für ungünstige Bo<strong>de</strong>nverhältnisse gesorgt<br />
haben.<br />
d) Baumkronen, die durch <strong>de</strong>n Sturm abgebrochen waren, sorgten für zusätzliche<br />
Verwirrung.<br />
e) Der Marsch zu einem angeblich aufständischen Stamm wird ungeordnet mit<br />
Frauen und Kin<strong>de</strong>rn durchgeführt, abseits römischer Heerstraßen durch <strong>de</strong>n<br />
germanischen Urwald.<br />
f) Wie sollte Germanicus sechs Jahre später noch die bleichen<strong>de</strong>n Gebeine fin<strong>de</strong>n<br />
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<strong>Varusschlacht</strong><br />
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und bestatten, wenn dieser Kampf über ein Gebiet von 50-60 Kilometer stattfand.<br />
<strong>Die</strong> bleichen<strong>de</strong>n Gebeine wären vom Gestrüpp, Büschen und Bäumen<br />
überwuchert und nicht mehr auffindbar.<br />
g) Bei<strong>de</strong> Lagerpräfekten, L. Eggius und Ceionius sind in die Kämpfe verwickelt,<br />
da es sich um das Sommerlager han<strong>de</strong>lte, auf <strong>de</strong>m Marsch wären diese nicht in die<br />
Kämpfe verwickelt.<br />
h) <strong>Die</strong> Angesehensten und alle Legionäre begingen Selbstmord (D 56, 22, 1).<br />
i) Drei nicht zum Kampf aufgestellte Legionen (T2,46,1b) hatten dienstfrei wegen<br />
Kaisers Geburtstag und können sich <strong>de</strong>swegen nicht auf <strong>de</strong>m Marsch befun<strong>de</strong>n<br />
haben.<br />
Nach allen Überlegungen kann man sich nur <strong>de</strong>r Meinung von Paul Höfer,<br />
Walther John, Ritter Schaumburg und Manfred Millhoff anschließen. Der Bericht<br />
<strong>de</strong>s Cassius Dio ist eine einzige Märchenerzählung, die durch die gefälschten<br />
Senatsunterlagen in Rom entstand. Augustus ließ die Staatsarchive durch gezielte<br />
Desinformation <strong>de</strong>rart manipulieren, dass Cassius Dio selbst an seinen<br />
überlieferten Quellen zweifelte. Nach Abwägen aller antiken Informationen<br />
komme ich zu <strong>de</strong>m Ergebnis: die Überlieferungen zur <strong>Varusschlacht</strong> <strong>de</strong>r<br />
römischen Schriftsteller Florus, Velleius, Tacitus und Frontin lassen <strong>de</strong>n<br />
ein<strong>de</strong>utigen Schluss zu, die <strong>Varusschlacht</strong> fand <strong>im</strong> und um das Sommerlager <strong>de</strong>s<br />
Varus statt, als dieser auf <strong>de</strong>m Gerichtsstuhl mit Willkür und Hochmut<br />
selbstherrlich über Germanen richtete. <strong>Die</strong>ser Convent muss <strong>im</strong> Gebiet <strong>de</strong>r<br />
Cherusker abgehalten wor<strong>de</strong>n sein (Dio D 56, 18, 5).<br />
Für <strong>de</strong>n Ablauf <strong>de</strong>r <strong>Varusschlacht</strong> lassen sich die Darstellungen aus <strong>de</strong>n Quellen<br />
<strong>de</strong>s Florus, Frontin, Tacitus und Velleins gut in Einklang bringen. Es soll jetzt <strong>de</strong>r<br />
Versuch unternommen wer<strong>de</strong>n, eine Beschreibung <strong>de</strong>s Schlachtgeschehens zu<br />
geben, wobei die Überlieferungen <strong>de</strong>r antiken Quellen- mit Ausnahme die <strong>de</strong>s Dio<br />
-als Grundlage dienen. Varus hielt sich mit seinen drei Elite-Legionen XVII,<br />
XVIII und XIX <strong>im</strong> Sommerlager bei Bad Driburg – Reelsen auf. Sein Aufenthalt<br />
diente anfangs nur <strong>de</strong>r römischen Verwaltung, <strong>de</strong>m römischen Recht und <strong>de</strong>r<br />
Eintreibung von Steuern. Dabei wur<strong>de</strong>n die Germanen wie Untertanen behan<strong>de</strong>lt<br />
und bestraft, ja sogar die To<strong>de</strong>sstrafe wur<strong>de</strong> angewen<strong>de</strong>t. Arminius war <strong>im</strong> Jahre 8<br />
n.d.Z.w. mit <strong>de</strong>r von ihm geführten cheruskischen Reitereinheit siegreich aus <strong>de</strong>m<br />
Pannonischen Krieg zurückgekehrt; etwa zur gleichen Zeit starb sein Vater, <strong>de</strong>r<br />
Cheruskerfürst Seg<strong>im</strong>er, <strong>de</strong>r mit Tiberius einen Vertrag abgeschlossen hatte. Um<br />
die Nachfolge wetteiferten Arminius, <strong>de</strong>ssen Onkel Ingniomer und Segestes, <strong>de</strong>r<br />
Schwiegervater von Arminius.<br />
Mit <strong>de</strong>m Tod <strong>de</strong>s Cheruskerfürsten Seg<strong>im</strong>er war <strong>de</strong>r Vertrag mit <strong>de</strong>r Römern<br />
erloschen und hätte wie<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>ssen Nachfolger erneuert wer<strong>de</strong>n müssen. Varus<br />
wusste das als ständig Rechtsprechen<strong>de</strong>r sicher ganz genau, wollte das<br />
wahrscheinlich gar nicht mehr, weil er die Germanen als Unterworfene<br />
betrachtete. Er hielt lieber Gerichtssitzungen über freie Germanen mit seinen<br />
verhassten Advokaten ab, <strong>de</strong>nn nach Florus wer<strong>de</strong>n Provinzen zwar mit Gewalt<br />
erobert, aber durch Rechtsprechung wer<strong>de</strong>n sie gehalten. <strong>Die</strong> Germanen hassten<br />
<strong>de</strong>n Hochmut <strong>de</strong>s brutalen Varus nicht weniger als seine Willkür, <strong>de</strong>nn dieser<br />
versuchte, sie statt mit <strong>de</strong>m Schwert durch Rechtsprechung zu bändigen.<br />
Trotz dieses Verhaltens <strong>de</strong>s Varus wur<strong>de</strong>n die Germanen von Arminius<br />
aufgefor<strong>de</strong>rt, möglichst viele erfun<strong>de</strong>ne Streitigkeiten vor <strong>de</strong>m Tribunal<br />
vorzutragen mit <strong>de</strong>r Bitte, ein Urteil zu fällen. Je mehr Streitfälle, umso mehr<br />
bewaffnete Germanen befän<strong>de</strong>n sich neben <strong>de</strong>n germanischen Hilfstruppen <strong>im</strong><br />
Lager. Das „Trojanische Pferd“ stand also bereits <strong>im</strong> Sommerlager, nur <strong>de</strong>r<br />
Termin <strong>de</strong>s Angriffes musste noch best<strong>im</strong>mt wer<strong>de</strong>n.Von Velleius erfährt man,<br />
dass ein junger Mann von vornehmer Abstammung mit schneller<br />
Auffassungsgabe, <strong>de</strong>r früher ständiger Begleiter <strong>de</strong>r römischen Feldzüge war, die<br />
Sorglosigkeit <strong>de</strong>s Varus zu einem Unheil nutzte. Er weihte zunächst nur wenige,<br />
später mehrere ein, dass die Römer überwältigt wer<strong>de</strong>n könnten und legte <strong>de</strong>n<br />
Zeitpunkt für <strong>de</strong>n Überfall fest. Er legte nur <strong>de</strong>n Zeitpunkt nicht aber <strong>de</strong>n Ort für<br />
<strong>de</strong>n Anschlag fest, weil dieser sowieso bekannt war. Man wusste, dass nur ein<br />
Angriff auf das Sommerlager während <strong>de</strong>r Gerichtsverhandlung für einen<br />
erfolgversprechen<strong>de</strong>n Ausgang <strong>de</strong>s Geschehens mit wenigen Verlusten auf<br />
germanischer Seite spräche. <strong>Die</strong> einzige Erfolg versprechen<strong>de</strong> Strategie bestand<br />
darin, Varus zu einem für die Germanen günstigen Termin <strong>im</strong> Sommerlager<br />
anzugreifen.<br />
Welcher Zeitpunkt für <strong>de</strong>n Überfall wur<strong>de</strong> von Arminius ausgewählt?<br />
<strong>Die</strong> Römer durften auf gar keinen Fall misstrauisch wer<strong>de</strong>n, dass sich die Zahl <strong>de</strong>r<br />
Germanen, die in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s Sommerlagers eintrafen, zusehends anschwoll. Für<br />
eine solche Möglichkeit trafen nur ganz wenige Tage <strong>im</strong> Jahr zu.<br />
Ein Glücksfall für Arminius war die Zeit um <strong>de</strong>n 23. September <strong>de</strong>s Jahres 9 n.d.<br />
Zw., die er für seine Pläne genutzt haben sollte: an diesem Tag war nicht nur das<br />
Äquinoktium (Tag- und Nachtgleiche) -das germanische Neujahrsfest- son<strong>de</strong>rn<br />
auch Vollmond und noch <strong>de</strong>r Geburtstag von Kaiser Augustus.<br />
Nach Tacitus (Germania Kap. 11) waren die Mondphasen für die Germanen von<br />
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großer Wichtigkeit. Voll- und Neumond versprachen Glück und Erfolg, weshalb<br />
man an solchen Tagen zu festlichen Anlässen und für alle Neubeginne<br />
zusammenkam. <strong>Die</strong> Germanen meinten nämlich, dass das <strong>de</strong>r günstigste Zeitpunkt<br />
für <strong>de</strong>n Beginn aller neuen Planungen wäre. Nach <strong>de</strong>n Berechnungen von Dr. A.<br />
Bruch vom Astronomischen Institut <strong>de</strong>r Universität Münster (zitiert nach Ritter<br />
Schaumburg S.125f) trat am 23. September 0 Uhr 29 Minuten Weltzeit Vollmond<br />
ein. Man sollte davon ausgehen, dass die Germanen an diesem Tag in <strong>de</strong>n<br />
benachbarten heiligen Hainen um das Sommerlager in großer Zahl<br />
zusammenkamen, ohne dass es <strong>de</strong>n Römern auffiel, weil diese davon ausgingen,<br />
dass man das Neujahrsfest feierte. Arminius konnte schon Monate vorher seinen<br />
eingeweihten Mitstreitern diesen Termin mitteilen, <strong>de</strong>nn je<strong>de</strong>r wusste, wann die<br />
Tag- und Nachtgleiche und Vollmond waren. Auf diese Weise gelang ihm, eine<br />
sehr große Zahl germanischer Kämpfer in <strong>de</strong>n heiligen Hainen zu versammeln,<br />
ohne das Misstrauen <strong>de</strong>r Römer geweckt zu haben. Wo hat man nun diese heiligen<br />
Opferwäl<strong>de</strong>r zu suchen, die sich ganz in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s Sommerlagers befun<strong>de</strong>n<br />
haben müssen? Geht man von Reelsen- Bad Driburg als Ort <strong>de</strong>s Sommerlagers<br />
aus, dann wer<strong>de</strong>n sich die heiligen Haine auf <strong>de</strong>m <strong>Egge</strong>- Kamm befun<strong>de</strong>n haben.<br />
Be<strong>im</strong> Blick auf die Landkarte sticht einem sofort ein Name ins Auge:<br />
Dübelsnacken –ins Hoch<strong>de</strong>utsch übersetzt – Teufelsnacken. <strong>Die</strong> Christen<br />
verwandten für die heiligen, heidnischen Plätze abschrecken<strong>de</strong> Namen. So lassen<br />
alle Bezeichnungen mit <strong>de</strong>m Namen „Teufel“ auf alte germanische Kultplätze<br />
schließen. <strong>Die</strong> Christen verän<strong>de</strong>rten die ehemals heiligen Orte zu<br />
Hinrichtungsstätten, um so die Orte ihren N<strong>im</strong>bus <strong>de</strong>r Heiligkeit zu nehmen. Aber<br />
auch bei <strong>de</strong>n Germanen waren viele heilige Orte schon Hinrichtungsstätten, das<br />
heißt Opferstätten bei <strong>de</strong>nen auch Menschen geopfert wur<strong>de</strong>n. Beson<strong>de</strong>rs nach<br />
existentiellen Siegen wur<strong>de</strong> Odin o<strong>de</strong>r Thor gedankt, in<strong>de</strong>m man Kriegsgefangene<br />
in <strong>de</strong>n heiligen Hainen opferte. Nach Tacitus wur<strong>de</strong>n Gefangene <strong>de</strong>r<br />
<strong>Varusschlacht</strong> Tribunen und Centurionen Erster Ordnung an <strong>de</strong>n Altären <strong>de</strong>r<br />
Germanen in <strong>de</strong>n heiligen Hainen geopfert.<br />
Man kann davon ausgehen, dass diese rituellen Hinrichtungen ganz in <strong>de</strong>r Nähe<br />
<strong>de</strong>s Sommerlagers Reelsen auf <strong>de</strong>m <strong>Egge</strong>-Kamm- und zwar auf <strong>de</strong>m<br />
Dübelsnacken—ausgeführt wur<strong>de</strong>n. Während <strong>de</strong>r Tag- und Nachtgleiche<br />
versammelten sich verabredungsgemäß eine große Anzahl germanische Kämpfer<br />
in <strong>de</strong>n heiligen Hainen, um angeblich das germanische Neujahrsfest zu begehen;<br />
die Zahl <strong>de</strong>r Germanen wird sicher so groß gewesen sein, dass sie es auch mit<br />
einem Drei-Legionen-Heer aufnehmen konnten. Marser, Brukterer und Cherusker<br />
sie<strong>de</strong>lten in unmittelbarer Nähe. Auch das Chattengebiet war nicht fern.<br />
<strong>Die</strong> Römer ihrerseits hatten am 23. September 9 n.d.Zw. dienstfrei wegen <strong>de</strong>s<br />
Geburtstages von Kaiser Augustus und <strong>de</strong>s stattfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Conventes. Das wird<br />
durch Tacitus bestätigt, <strong>de</strong>r in 2.46.lb Marbod sagen lässt: „Arminius sei<br />
wahnsinnig und nehme unwissend frem<strong>de</strong>n Ruhm in Anspruch, nach<strong>de</strong>m er drei<br />
nicht zum Kampf aufgestellte Legionen und <strong>de</strong>n keine Täuschung ahnen<strong>de</strong>n<br />
Feldherrn durch Treulosigkeit überlistet habe, zum großen Unglück für<br />
Germanien und zu seiner Schan<strong>de</strong>, da seine Gattin und sein Sohn noch weiter<br />
Knechtschaft ertragen wür<strong>de</strong>n.“ Auch dieser Aussage von Marbod wi<strong>de</strong>rspricht<br />
Dios „Erzählung“ auf <strong>de</strong>m Marsch, <strong>de</strong>nn dann hätten die römischen Truppen kein<br />
dienstfrei. <strong>Die</strong> Wirklichkeit <strong>de</strong>s Kampfgeschehens kann mit Dios Legen<strong>de</strong> auf<br />
keinen Fall in Einklang gebracht wer<strong>de</strong>n und muß sich ganz an<strong>de</strong>rs zugetragen<br />
haben: dieser Feldzug <strong>de</strong>s Varus <strong>im</strong> Jahre 9 n.d.Zw. in die Mitte Germaniens<br />
neigte sich <strong>de</strong>m En<strong>de</strong>. Der Feldherr hatte seine Planungen <strong>im</strong> Herbst für die<br />
Rückkehr in die angenehmeren Winterquartiere sicher schon weit vorangetrieben.<br />
Ein entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Konvent wur<strong>de</strong> abgehalten, bei <strong>de</strong>m Varus zum letzten Mal als<br />
Prätor beabsichtigte, über Germanen zu Gericht zu sitzen, und auch gleichzeitig<br />
die Steuern und neuen rechtlichen Bedingungen für das kommen<strong>de</strong> Jahr<br />
festzulegen.<br />
Der römische Statthalter konnte nicht wissen, dass sein Sommerlager bereits von<br />
<strong>de</strong>n germanischen Kampfverbän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Chatten, Cherusker, Marser und<br />
Brukterern umstellt war. Es ist sicher, dass diese Stämme beteiligt gewesen sein<br />
müssen, da sie alle Beutestücke aus <strong>de</strong>m Varusheer besaßen und sich die<br />
Rachefeldzüge <strong>de</strong>s Germanicus gegen sie richteten. Arminius hatte durch seine<br />
frühzeitigen Planungen das große Ziel erreicht: die Germanen stan<strong>de</strong>n bewaffnet<br />
<strong>im</strong> Sommerlager; und zwar sowohl Germanen, die an Gerichtsverhandlungen<br />
teilnahmen, als auch die Hilfstruppen, die wahrscheinlich <strong>im</strong> Gegensatz zu <strong>de</strong>n<br />
römischen Stammlegionen he<strong>im</strong>lich bewaffnet waren. Im Sommerlager stand das<br />
Trojanische Pferd (die bewaffneten Germanen), nur <strong>de</strong>r sorglose Varus war völlig<br />
unvorbereitet. Seine römischen Soldaten hatten dienstfrei, mit Ausnahme <strong>de</strong>r<br />
Lagermannschaft. <strong>Die</strong> Soldaten hielten sich in ihren Zelten auf und feierten <strong>de</strong>n<br />
Geburtstag von Kaiser Augustus. Sie waren in <strong>de</strong>m Moment, in <strong>de</strong>m die<br />
Germanen unter Führung von Arminius zuschlugen, waffenlos und<br />
verteidigungsunfähig, zum einen wegen fehlen<strong>de</strong>n Schil<strong>de</strong>s und fehlen<strong>de</strong>r Lanze,<br />
zum an<strong>de</strong>ren aufgrund übermäßigen Alkoholgenusses. Varus, <strong>de</strong>r sich wohl mehr<br />
als Jurist und Verwaltungsfachmann sah, überschätzte die Kampfkraft seiner<br />
Legionen und unterschätzte <strong>de</strong>n Kampfeswillen und die Kampfkraft <strong>de</strong>r<br />
Germanen. Während er als Prätor über Germanen richtete, begann Arminius mit<br />
seinen Kriegern, das Sommerlager zu stürmen. Zu Beginn <strong>de</strong>s Angriffs wird<br />
Varus in <strong>de</strong>m Sommerlager von großem Ausmaß kaum die hoffnungslose Lage<br />
erkannt haben. <strong>Die</strong> ersten Angriffe nahm man irritiert zur Kenntnis und schätzte<br />
die Situation völlig falsch ein. Während dieser Zeit nahmen die Germanen die<br />
Legionsadler und Standarten in ihren Besitz, sie stürmten das Zeughaus, in <strong>de</strong>m<br />
die Waffen lagerten und nahmen die Offiziere fest, die greifbar waren. <strong>Die</strong><br />
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<strong>Varusschlacht</strong><br />
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germanischen Gerichtsteilnehmer öffneten die Tore, so daß <strong>im</strong>mer mehr<br />
Germanen in das Lager strömten. Aus <strong>de</strong>n heiligen Hainen stürmte eine gewaltige<br />
Menge bewaffneter Germanen heran, die von <strong>de</strong>n Lauten <strong>de</strong>r Hörner über <strong>de</strong>n<br />
Beginn <strong>de</strong>s Überfalls unterrichtet wur<strong>de</strong>n. Den römischen Soldaten war die<br />
Möglichkeit genommen, sich um die Feldzeichen geordnet zu sammeln, wegen<br />
fehlen<strong>de</strong>r Waffen und ohne ihre Offiziere waren sie nahezu handlungs- und<br />
kampfunfähig; niemand konnte <strong>de</strong>n Soldaten Befehle geben, ohne ihre<br />
militärische Führung entstand ein heilloses Durcheinan<strong>de</strong>r. Der ihrer Waffen<br />
beraubte, engere Kern <strong>de</strong>r Armee wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>n heranströmen<strong>de</strong>n Germanen<br />
nie<strong>de</strong>rgemetzelt.<br />
Arminius und seine Gefolgsleute wussten ganz genau, daß sie keine große<br />
Gegenwehr bei dieser Strategie <strong>im</strong> Sommerlager zu erwarten hatten. Durch <strong>de</strong>n<br />
Plan <strong>de</strong>s Arminius wur<strong>de</strong>n die eigenen Verluste niedrig gehalten, <strong>de</strong>n Römern<br />
dagegen die höchst möglichen Verluste zugefügt. Als man die Situation auf Seiten<br />
<strong>de</strong>r Römer richtig eingeschätzt hatte, daß nämlich <strong>de</strong>r Aufstand <strong>de</strong>r Germanen<br />
durch Überrumpelung <strong>im</strong> eigenen Sommerlager stattfand, war es schon für das<br />
eigene Überleben fast zu spät. <strong>Die</strong> dienstfreien Legionen wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>m<br />
unvorstellbaren Chaos fast ohne Gegenwehr abgeschlachtet. Da sich die<br />
Germanen inzwischen <strong>de</strong>r Türme an <strong>de</strong>n Toren bemächtigt hatten, konnten <strong>im</strong>mer<br />
mehr germanische Kämpfe nachdrängen.<br />
<strong>Die</strong> Lage für Varus war schon zu Beginn <strong>de</strong>s Überfalls wegen <strong>de</strong>s<br />
Überraschungsmomentes fast hoffnungslos gewor<strong>de</strong>n. <strong>Die</strong> römische Reiterei unter<br />
Numonius Vala galoppierte davon und ging trotz<strong>de</strong>m zugrun<strong>de</strong>, wahrscheinlich<br />
auf <strong>de</strong>m Winnfeld bei Berlebeck. In dieser ausweglosen Situation versuchten<br />
Gruppen waffenloser Römer meist vergeblich ihr Heil in <strong>de</strong>r Flucht, um das<br />
„nackte Leben“ zu retten. Ein erheblicher Teil <strong>de</strong>r Legionen, <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m<br />
Sommerlager entkommen konnte, wur<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>r Flucht nach Aliso und zum Rhein<br />
in Sümpfen und Wäl<strong>de</strong>rn nie<strong>de</strong>rgemetzelt. Es gelang wohl nur wenigen die Flucht<br />
aus <strong>de</strong>m Lager nach Aliso, das ca. 20km entfernt war. <strong>Die</strong> germanischen<br />
Legionäre <strong>im</strong> Sommerlager waren sicher ausnahmslos zu Arminius übergelaufen.<br />
Dennoch war die Lage für Varus nicht völlig aussichtslos; trotz <strong>de</strong>s Desertierens<br />
<strong>de</strong>r Reiterei und panischer Flucht vieler Soldaten zog sich Varus mit seinem<br />
verbliebenen Offizieren, Centurionen und <strong>de</strong>n Resten <strong>de</strong>r Eliteeinheiten in eine<br />
Ecke <strong>de</strong>s Sommerlagers zurück, wo man noch einen kleineren Wall und einen<br />
flachen Graben anlegte. Aber selbst diese Notmaßnahmen nützten nichts mehr:<br />
Arminius greift dieses Notlager am folgen<strong>de</strong>n Tag mit einer gewaltigen<br />
Übermacht germanischer Kämpfer an und überrannte es dann irgendwann am<br />
En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s zweiten Tages. Als die Lage während <strong>de</strong>s zweiten Kampftages für die<br />
Römer <strong>im</strong>mer katastrophaler wur<strong>de</strong>, fällte <strong>de</strong>r schon Verletzte Varus <strong>de</strong>n<br />
Entschluß, sich selbst zu töten. Er stürzte sich in sein Schwert und verstarb. Man<br />
versuchte zunächst die Leiche <strong>de</strong>s Varus zu verbrennen und beerdigte <strong>de</strong>n nur<br />
halbverbrannten Körper. Später aber wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Leichnam von <strong>de</strong>n Germanen<br />
wie<strong>de</strong>r ausgegraben und man trennte ihm <strong>de</strong>n Kopf ab. Arminius sandte <strong>de</strong>n Kopf<br />
zu Marbod, wahrscheinlich mit <strong>de</strong>r Hoffnung, dass sich dieser <strong>de</strong>m Aufstand<br />
anschloss. Marbod wi<strong>de</strong>rsetzte sich allerdings <strong>de</strong>n Vorstellungen <strong>de</strong>s Arminius, er<br />
unterstützte ihn nicht gegen die Römer: Marbod leitete <strong>de</strong>n Kopf <strong>de</strong>s Varus weiter<br />
nach Rom, wo dieser schließlich <strong>im</strong> Familiengrab beigesetzt wur<strong>de</strong>. Der Versuch<br />
<strong>de</strong>r Römer, die Leiche <strong>de</strong>s Varus zu verbrennen und zu bestatten war auf keinen<br />
Fall ohne ein Lager mit festgetretenem Bo<strong>de</strong>n vorstellbar. Man mache sich ein<br />
anschauliches Bild von <strong>de</strong>m Versuch, Varus mitten <strong>im</strong> Urwald Germaniens zu<br />
verbrennen; davon erzählt Dio gar nichts in <strong>de</strong>m überlieferten Text.<br />
Der Wi<strong>de</strong>rstand <strong>de</strong>r Römer brach <strong>de</strong>r Reihe nach <strong>im</strong>mer weiter zusammen,<br />
beson<strong>de</strong>rs als die Germanen die aufgespießten Köpfe <strong>de</strong>r getöteten Offiziere mit<br />
Speeren vor <strong>de</strong>m Wall <strong>de</strong>s Notlagers aufstellten. <strong>Die</strong>ser grässliche Anblick<br />
<strong>de</strong>moralisierte die noch kämpfen<strong>de</strong>n Soldaten und sorgte für Entsetzen und<br />
Bestürzung und brach auf diese Weise <strong>de</strong>n Wi<strong>de</strong>rstand <strong>de</strong>r Übriggebliebenen.<br />
Velleius berichtet, dass von <strong>de</strong>n Lager-Präfekten <strong>de</strong>r eine, Eggius, ein gutes, <strong>de</strong>r<br />
an<strong>de</strong>re, Ceionus, ein sch<strong>im</strong>pfliches Beispiel gegeben haben, weil er lieber<br />
kapitulieren und hingerichtet wer<strong>de</strong>n wollte, als <strong>im</strong> Kampf zu sterben. Truppen,<br />
die auf <strong>de</strong>m Marsch waren, hätten sowieso nicht kapitulieren können; sowohl die<br />
bei<strong>de</strong>n Lagerpräfekten wie auch die Kapitulation sprechen für das<br />
Kampfgeschehen in einem festen Lager. Nach<strong>de</strong>m Varus sich durch Selbstmord<br />
<strong>de</strong>r Verantwortung entzogen hatte, gingen auch die Reste <strong>de</strong>s Heeres unter. Wer<br />
nicht schon <strong>im</strong> Kampf gefallen war, wur<strong>de</strong> nach <strong>de</strong>r „schändlichen“ Kapitulation<br />
<strong>de</strong>s Lagerpräfekten Ceionus (VII 119,4) gefangen genommen und anschließend<br />
am Galgen o<strong>de</strong>r in Martergruben hingerichtet (T Am I 61).<br />
Der Verrat <strong>de</strong>s Segestes kann keine so große Rolle gespielt haben, wie bisher<br />
<strong>im</strong>mer angenommen. Je<strong>de</strong> verdächtige Aktion <strong>de</strong>r Germanen wäre sofort zum<br />
Scheitern verurteilt gewesen, wenn Segest vor <strong>de</strong>m Überfall wirklich die<br />
Anschlagspläne <strong>de</strong>s Arminus <strong>de</strong>m Varus verraten hätte, wie er Germanicus<br />
weißmachen wollte. Wie kam Segest dann in Besitz von Beutestücken <strong>de</strong>r<br />
Varusarmee. Nach seinen eigenen Bekundungen hatte er sich gar nicht an <strong>de</strong>r<br />
<strong>Varusschlacht</strong> beteiligt, <strong>de</strong>nnoch hatte er Beute gemacht, die er Germanicus<br />
anläßlich seiner Befreiung übergab. Es spricht alles dafür, dass Segest von einem<br />
schnellen Sieg <strong>de</strong>s Germanicus über die Germanen ausging und <strong>de</strong>shalb Arminius<br />
verriet. Mit <strong>de</strong>n Planungen und <strong>de</strong>n Überfall auf das Sommerlager war Segest<br />
sicher einverstan<strong>de</strong>n. Erst als Germanicus mit einem riesigen Heer in Anmarsch<br />
war, schwenkte er auf die Seite <strong>de</strong>r Römer ein. <strong>Die</strong> Aussage <strong>de</strong>s Segest<br />
beschuldigt Varus als alleinigen Sün<strong>de</strong>nbock dieser Katastrophe.<br />
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<strong>Varusschlacht</strong><br />
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Der Neffe von Varus, Asprenas, <strong>de</strong>r zwei Legionen befehligte, muss sich zum<br />
Zeitpunkt <strong>de</strong>s Überfalles westlich <strong>de</strong>s Sommerlagers aufgehalten haben. Hätte er<br />
sich <strong>im</strong> Bereich <strong>de</strong>r Weser befun<strong>de</strong>n, wäre er mit seinen zwei Legionen <strong>de</strong>n<br />
Germanen sicherlich nicht entkommen. Wahrscheinlich war sein Standort zu<br />
Beginn <strong>de</strong>r <strong>Varusschlacht</strong> be<strong>im</strong> Römerlager Aliso. Da sein Onkel schon gleich<br />
nach <strong>de</strong>m Überfall in eine fast hoffnungslose Lage geraten war, entschloss sich<br />
Asprenas, in Eilmärschen die Römerlager am Rhein zu erreichen. Durch diese<br />
mutige, umsichtige Entscheidung verhin<strong>de</strong>rte er <strong>de</strong>n Aufstand <strong>de</strong>r linksrheinischen<br />
Stämme, die schon schwankend waren in ihrer Loyalität zu Rom. Dass sich<br />
Asprenas <strong>im</strong> Bereich Aliso aufhielt während Varus <strong>im</strong> Sommerlager zu Gericht<br />
saß, spricht dafür, dass Varus doch nicht so vertrauensselig war, wie <strong>im</strong>mer<br />
behauptet. Wahrscheinlich hat er seinem Neffen Asprenas aus Sicherheitsgrün<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>n Befehl erteilt, nach Aliso zu ziehen, weil er durch Aufstandsgerüchte<br />
misstrauisch gewor<strong>de</strong>n war. Asprenas sollte seinem Onkel <strong>de</strong>n Rücken freihalten<br />
und vor allem <strong>de</strong>n Rückzug zum Rhein für <strong>de</strong>n Notfall absichern. Dass Varus mit<br />
drei Legionen schon nach kürzester Zeit in eine so hoffnungslose Situation geriet,<br />
hatte man vorher sicher nicht für möglich gehalten; die nötige Hilfe seines Neffen<br />
Asprenas wäre sicher nicht nur zu spät gekommen, er hätte die bei<strong>de</strong>n restlichen<br />
römischen Legionen auch noch <strong>de</strong>m Risiko <strong>de</strong>r Vernichtung ausgesetzt. Für<br />
Asprenas war es sicher mehr als schwierig die richtige Entscheidung zu treffen.<br />
Aliso konnte sich trotz eines großen Ansturms <strong>de</strong>r Germanen als einziges<br />
römisches Lager auf <strong>de</strong>r rechtsrheinischen Seite verteidigen. Grund hierfür war,<br />
dass Asprenas die Auxiliareinheiten dieser Legionen in Aliso zurückließ; <strong>de</strong>nn<br />
nach <strong>de</strong>m Bericht <strong>de</strong>s Zonaras befan<strong>de</strong>n sich in Aliso Bogenschützen, was auf die<br />
Anwesenheit von Auxiliartruppen hinwies. So konnte das Römerlager als einziges<br />
<strong>de</strong>n Angriffen <strong>de</strong>r Germanen wi<strong>de</strong>rstehen und gleichzeitig die entkommen<strong>de</strong>n<br />
Überleben<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r <strong>Varusschlacht</strong> aufnehmen. Der römische Historiker Cassius Dio<br />
hat beschrieben, dass Varus <strong>im</strong> Jahre 9 n.d.Zw. irgendwo an <strong>de</strong>r Weser o<strong>de</strong>r auf<br />
die Weser zu sein Sommerlager aufschlug. Von dort aus maschierte er los in die<br />
entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Schlacht mit <strong>de</strong>n Cheruskern.<br />
Tacitus, die zweite zeitgenössische Quelle, wie<strong>de</strong>rum beschreibt <strong>de</strong>n Weg <strong>de</strong>s<br />
Germanicus, <strong>de</strong>r sechs Jahre nach <strong>de</strong>r verheeren<strong>de</strong>n Schlacht mit Überleben<strong>de</strong>n<br />
das Schlachtfeld aufsuchte. Der <strong>de</strong>signierte römische Kaiser lan<strong>de</strong>te an <strong>de</strong>r<br />
Emsmündung, maschierte mit seinen Truppen südlich bis zu <strong>de</strong>n äußersten<br />
Grenzen <strong>de</strong>r Brukterer, „dort wo Ems und Lippe parallel laufen“, ein Gebiet<br />
ungefähr zwischen Münster, Detmold und Pa<strong>de</strong>rborn gelegen. Von dort aus (von<br />
<strong>de</strong>n Quellen <strong>de</strong>r Ems und Lippe) sei es bis zum Schlachtfeld, <strong>im</strong> Waldgebirge<br />
nicht weit gewesen. Warum, so fragt sich Berke berechtigterweise, habe<br />
Germanicus einen Umweg so weit nach Sü<strong>de</strong>n machen sollen, wenn er doch<br />
genau wusste, wo das Schlachtfeld zu fin<strong>de</strong>n sei?“ Germanicus schlug diese<br />
Richtung ein, weil er genau wusste, wo <strong>de</strong>r Ort <strong>de</strong>r Varusnie<strong>de</strong>rlage aufzusuchen<br />
war. Auch die Schwertschei<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Legio Pr<strong>im</strong>a Augusta, eine Caecina Legion,<br />
stellt <strong>de</strong>n Ort <strong>de</strong>s Schlachtfel<strong>de</strong>s in Frage. Wie man <strong>de</strong>m Museum Kalkriese<br />
entnehmen kann, sind tausen<strong>de</strong> Fundgegenstän<strong>de</strong> kartiert, seltsamerweise ist nur<br />
ein einziger Fund ein<strong>de</strong>utig <strong>de</strong>n Germanen zuzuordnen (ein Rittersporn). Wie ist<br />
das möglich? Mit welchen Waffen haben die Germanen gegen die Römer<br />
gekämpft? Wahrscheinlich haben sie mit römischen Waffen gekämpft, die<br />
während und nach <strong>de</strong>r Varusnie<strong>de</strong>rlage erbeutet wur<strong>de</strong>n. Der Versuch, durch eine<br />
numismatische Datierung <strong>de</strong>n Beweis für die <strong>Varusschlacht</strong>-Hypothese Kalkriese<br />
zu führen, ist bisher nicht gelungen und wird auch zukünftig nicht gelingen;<br />
Tatsache ist, dass 8 Legionen <strong>de</strong>s Germanicus <strong>im</strong> Jahr 15 und 16 n.d.Zw. das<br />
Schlachtfeld aufgeräumt haben. Es ist völlig ausgeschlossen, dass bei <strong>de</strong>r Vielzahl<br />
an Soldaten keine Münzen später als 9 n.d.Zw. in <strong>de</strong>n Erdbo<strong>de</strong>n gelangt sein<br />
sollen. Beweiskräftig sind einzig und allein Ritz- o<strong>de</strong>r Punzinschriften (erhabene<br />
o<strong>de</strong>r vertiefte Metallarbeiten) auf Fundobjekten. Nur sie können Aufschluss über<br />
die <strong>im</strong> Kampf beteiligten Legionen geben. Wertet man nun die Fundobjekte vom<br />
Kalkrieser Schlachtfeld aus, dann stellt man fest, dass es durchaus Fun<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>r<br />
Inschrift I und V gibt; diese weisen auf die I. und V. Legion <strong>de</strong>s Caecina hin:<br />
Fundobjekte mit Ritz- und Punzinschriften <strong>de</strong>r drei Varuslegionen (XVII, XVIII,<br />
XIX o<strong>de</strong>r XVIIII) sind bisher in Kalkriese nicht gefun<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n und wer<strong>de</strong>n<br />
wohl nach nunmehr über zwanzigjähriger Grabungen auch nicht mehr gefun<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n. Zum gegenwärtigen Erkenntnisstand ist festzustellen, dass eine<br />
ein<strong>de</strong>utige, wissenschaftlich fundierte Aussage, in Kalkriese hätten die 17. ,18.<br />
und 19. Legion gekämpft, nicht zulässig ist.<br />
1.) Tacitus (Ann,I,60,3) beschreibt die Lokalisierung in <strong>de</strong>r Region<br />
Ostwestfalen-Lippe:“ Von dort aus führte man <strong>de</strong>n Heereszug in die<br />
entferntesten Gebiete <strong>de</strong>r Brukterer und verwüstete das Land zwischen<br />
Ems und Lippe, nicht weit vom Waldgebirge, wo die Überreste <strong>de</strong>s Varus<br />
und <strong>de</strong>r Legionen unbestattet liegen sollen.“ Höfer weist darauf hin, dass<br />
Mommsen, „ ehe er durch die Münzen von Barenaue abgelenkt wur<strong>de</strong>“ <strong>im</strong><br />
fünften Band seiner Römischen Geschichte (S.47f)“ die Ansicht teilte, dass<br />
die <strong>Varusschlacht</strong> in <strong>de</strong>r „Gegend <strong>de</strong>s Lippischen Wal<strong>de</strong>s“ zu suchen sei.<br />
2.) Schlüter (1999.S.l4ff) hat einen alten Weg <strong>im</strong> Engpass von Kalkriese<br />
nachgewiesen. Auch Wiegels (1999.S.652) kommt zu <strong>de</strong>m Ergebnis, dass<br />
es sich bei dieser „von <strong>de</strong>n Römern gewählten Route durchaus um einen<br />
alten Verkehrsweg han<strong>de</strong>lt“. <strong>Die</strong> Auffassung, dass auf diesem Weg die<br />
Varus-Legionen vernichtet sein könnten, steht konträr zu allen historischen<br />
Quellen. Bei <strong>de</strong>r Beschreibung <strong>de</strong>r Schlacht wird nirgends auf „einen<br />
bekannten Weg hingewiesen- allerdings trifft das auf die Beschreibung für<br />
<strong>de</strong>n Kampf mit Caecina (15n.d.Zw) zu.<br />
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<strong>Varusschlacht</strong><br />
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3.) Wolters (KLIO 2003:S.l59) äußert sich zu <strong>de</strong>n Vorstellungen <strong>de</strong>r<br />
Kalkrieser Archäologen einen ausgegrabenen Wall betreffend<br />
folgen<strong>de</strong>rmaßen: „Nun scheint aber… die Vorstellung, in lang<br />
auseinan<strong>de</strong>rgezogener Formation, dicht an einem Wall vorbeiziehen<strong>de</strong>r<br />
Römer, die dort <strong>de</strong>n Angriffen <strong>de</strong>r geschützten Germanen... wehrlos<br />
ausgeliefert waren,…eigenartig naiv. Er äußert seine Zweifel an <strong>de</strong>m Wall<br />
sowohl in seiner behaupteten Länge als auch in <strong>de</strong>r behaupteten Funktion<br />
als Hinterhalt <strong>de</strong>r Germanen gegen die Römer. Während bei Caecina<br />
Kämpfe an einem Wall zwischen Römern und Germanen beschrieben<br />
wer<strong>de</strong>n, gibt es in <strong>de</strong>n Überlieferungen kein <strong>de</strong>rartiges Kampfgeschehen<br />
während <strong>de</strong>r <strong>Varusschlacht</strong>. Zu<strong>de</strong>m ist die Höhe und Lage <strong>de</strong>s Walles<br />
gera<strong>de</strong>zu lächerlich, einer ausgebil<strong>de</strong>ten Armee ein unüberwindbares<br />
Hin<strong>de</strong>rnis zu bil<strong>de</strong>n.<br />
4.) Aus archäologischer Sicht lassen sich in Kalkriese, streng wissenschaftlich<br />
betrachtet, keine germanischen Krieger durch Fun<strong>de</strong> nachweisen.<br />
5.) Das Kampffeld liegt mitten <strong>im</strong> Lan<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Angrivarier; dieser<br />
germanischer Stamm wird von keiner Überlieferung als Beteiligter an <strong>de</strong>r<br />
<strong>Varusschlacht</strong> erwähnt. Erst <strong>im</strong> Jahre 16 n.d.Zw. kämpfen die Angrivarier<br />
auf cheruskischer Seite.<br />
6.) Von Strabon erfährt man in seiner Geographika (7.1.4.4): gegen diese<br />
Völker ist Misstrauen von großem Nutzen, weil diejenigen, <strong>de</strong>nen man<br />
traute, <strong>de</strong>n größten Scha<strong>de</strong>n angerichtet haben, wie zum Beispiel die<br />
Cherusker und ihre Verbün<strong>de</strong>ten, in <strong>de</strong>ren Gebiet drei römische Legionen<br />
mit ihrem Feldherrn Quintilus Varus unter Vertragsverletzung hinterhältig<br />
vernichtet wur<strong>de</strong>n. Der Kalkrieser Engpass liegt also nicht nur sehr weit<br />
von <strong>de</strong>r Lokalisation <strong>de</strong>s <strong>Varusschlacht</strong>fel<strong>de</strong>s <strong>de</strong>s Tacitus entfernt son<strong>de</strong>rn<br />
auch <strong>im</strong> Lan<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Angrivarier.<br />
7.) Betrachtet man die Rachefeldzüge <strong>de</strong>s Germanicus, so war in <strong>de</strong>n Jahren<br />
14 und 15 die römische Strategie aller Stämme, die mit <strong>de</strong>n Cheruskern<br />
verbün<strong>de</strong>t und benachbart waren Chatten, Marser, Brukterer einzeln in<br />
eien solchem Maße zu schwächen, daß sie Arminius nicht mehr zur Seite<br />
stehen konnten. Nach <strong>de</strong>m Verlust seiner befreun<strong>de</strong>ten Bun<strong>de</strong>sgenossen<br />
sollte das Endziel <strong>de</strong>r Römer <strong>de</strong>r Vernichtungsschlag gegen Arminius<br />
selbst und seinen Stamm sein. Nach <strong>de</strong>r Unterwerfung <strong>de</strong>r Cherusker<br />
stän<strong>de</strong> dann <strong>de</strong>m Durchzug <strong>de</strong>r römischen Truppen bis zur EIbe nichts<br />
mehr <strong>im</strong> Weg. Wie verhält es sich <strong>de</strong>nn nun mit <strong>de</strong>r topographischen Lage<br />
von Kalkriese? Es gibt dort Hügel (keine Berge) auf <strong>de</strong>r einen Seite und<br />
Moor auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite. Das ist zwar ein Engpaß, aber dazwischen<br />
befin<strong>de</strong>t sich ein ca. 200 Meter breiter gangbarer Streifen, eine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong><br />
Straße auf <strong>de</strong>r sich die Römer hätten formieren können. <strong>Die</strong>se<br />
Militärstraße wur<strong>de</strong> von Germanicus <strong>im</strong> Jahr 16 n.d.Zw. zwe<strong>im</strong>al genutzt,<br />
als er an die Weser und wie<strong>de</strong>r zurück zog. Auf einer so breiten Straße<br />
hätte man Varus nicht schlagen können, weil sich seine Truppen hätten<br />
formieren können.<br />
8.) Als Beweis für die <strong>Varusschlacht</strong> Kalkriese gelten auch Maultierknochen<br />
und Wagenreste, wobei vergessen wird, dass Varus am vorletzten Tag <strong>de</strong>r<br />
Endschlacht seinen Tross verbrannt haben soll (nach Dios gängiger<br />
Lehrmeinung).<br />
9.) Es fehlt auch eine Erklärung für das fast vollständige Fehlen germanischer<br />
Waffen. Mit ziemlicher Sicherheit wer<strong>de</strong>n die Germanen mit <strong>de</strong>n<br />
erbeuteten hochwertigen Waffen <strong>de</strong>r <strong>Varusschlacht</strong> gekämpft haben; auch<br />
das spricht ein<strong>de</strong>utig gegen die <strong>Varusschlacht</strong> in Kalkriese.<br />
10.) Wo befin<strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>r Tumulus, in <strong>de</strong>m ca. 20.000 Skelette beigesetzt<br />
wor<strong>de</strong>n sein sollen? In Kalkriese wird <strong>de</strong>r erwähnte Grabhügel in Zweifel<br />
gezogen und durch Knochengruben für eine winzige Anzahl an Menschen ersetzt.<br />
Der Grabtumulus muss sich in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s Schlachtzentrums befin<strong>de</strong>n, wo die<br />
Opferzahl während <strong>de</strong>r Schlacht beson<strong>de</strong>rs hoch war. Er muß sich gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r<br />
Nähe <strong>de</strong>r höchsten Anzahl übrig gebliebener Skelette befin<strong>de</strong>n; ausgerechnet<br />
Knochengruben <strong>im</strong> Zentrum <strong>de</strong>s Schlachtgeschehens sind völlig wi<strong>de</strong>rsprüchlich,<br />
<strong>im</strong> Schlachtzentrum nahezu auszuschließen.<br />
11.) Varus unterlag <strong>de</strong>n verbün<strong>de</strong>ten germanischen Stämmen <strong>de</strong>r Cherusker,<br />
Chatten, Marser und Brukterer. Wie soll es Arminius gelungen sein, die<br />
verschie<strong>de</strong>nen Stämme <strong>de</strong>r Germanen über eine Entfernung von 100-150 km zu<br />
mobilisieren, ohne das es <strong>de</strong>r römischen Aufklärung auffiel? Ein Heer von ca.<br />
20.000 Kämpfern musste versorgt wer<strong>de</strong>n, und das konnte für die Römer niemals<br />
unauffällig organisiert wer<strong>de</strong>n. Das Sammeln <strong>de</strong>s germanischen Heeres aus <strong>de</strong>n<br />
genannten Stämmen unmittelbar vor <strong>de</strong>r <strong>Varusschlacht</strong> hätte mit Sicherheit <strong>de</strong>n<br />
Argwohn <strong>de</strong>r in Germanien stationierten Römer erweckt. <strong>Die</strong> <strong>Varusschlacht</strong> kann<br />
sich <strong>de</strong>mnach nur <strong>im</strong> Grenzgebiet <strong>de</strong>r vier genannten Stämme Cherusker, Chatten,<br />
Marser und Brukterer zugetragen haben. Es wur<strong>de</strong> bereits beschrieben, wie es <strong>de</strong>n<br />
Germanen wahrscheinlich gelingen konnte, tausen<strong>de</strong> von Kämpfern in die Nähe<br />
<strong>de</strong>s Kampfplatzes zu bringen, ohne dass die Römer Verdacht schöpfen. Der<br />
Fundort Kalkriese liegt, wie bereits Knoke feststellte, zu weit nördlich um mit <strong>de</strong>r<br />
Varustragödie in Verbindung zu stehen.<br />
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<strong>Varusschlacht</strong><br />
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12.) Niemand zwingt die Archäologen von Kalkriese, <strong>de</strong>n Fundort einem<br />
bekannten Ereignis zuzuordnen. Ein Wissenschaftler kann eine <strong>de</strong>rartige<br />
Festlegung nur treffen, wenn ein<strong>de</strong>utige Beweisstücke vorliegen, in diesem Falle<br />
müssten Legionserkennungen auf Punz- o<strong>de</strong>r Ritzinschriften vorliegen. Für die<br />
Wissenschaftler sollte dieLegionserkennung LPA ( legio pr<strong>im</strong>a augusta) auf <strong>de</strong>m<br />
Mundblech einer Schwertschei<strong>de</strong> für die I<strong>de</strong>ntifizierung <strong>de</strong>r beteiligten Truppen<br />
von größter Wichtigkeit sein; die Legion <strong>de</strong>utet auf Caecina hin, <strong>de</strong>r hier wohl die<br />
„langen Brücken“ reparieren sollte. Punz- und Ritzinschriften <strong>de</strong>r XVII., XVIII.<br />
o<strong>de</strong>r XIX. Legion, die auf <strong>de</strong>ren Anwesenheit schließen lassen könnten, fehlen in<br />
Kalkriese gänzlich.<br />
13.) Kalkriese als Ort <strong>de</strong>r <strong>Varusschlacht</strong> entstand nur <strong>de</strong>shalb, weil man die<br />
Erzählung <strong>de</strong>s Dio Cassius viel zu ernst genommen hat. <strong>Die</strong> oberflächliche<br />
Überlieferung <strong>de</strong>s Dio vom Schlachtgeschehen auf <strong>de</strong>m Marsch durch <strong>de</strong>n<br />
germanischen Urwald mit Frauen und Kin<strong>de</strong>rn, Bäume fällend, abseits aller<br />
Heerwege ist keinesfalls annehmbar. Velleius, Florus, Frontinus und Tacitus<br />
verlegen übereinst<strong>im</strong>mend <strong>de</strong>n Ort in das Sommerlager <strong>de</strong>s Varus. <strong>Die</strong> Ausmaße<br />
dieses Lagers waren nach <strong>de</strong>n Schil<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Tacitus so groß, daß die<br />
topographische Lage in Kalkriese kaum Platz für ein so großes Lager böte.<br />
a.) Velleius spricht davon, daß das Heer eingeschlossen wur<strong>de</strong> „durch die<br />
Schlaffheit <strong>de</strong>s Führers, die Hinterlist <strong>de</strong>s Fein<strong>de</strong>s und ein ungerechtes Schicksal.<br />
Nicht einmal eine straflose Gelegenheit zum Kampf o<strong>de</strong>r Ausbruch war gegeben.<br />
Das Heer wur<strong>de</strong> von Wäl<strong>de</strong>rn, Sümpfen und Hinterhalten eingeschlossen und<br />
nie<strong>de</strong>rgemetzelt“ (Vell 119,1 ff). <strong>Die</strong> Wäl<strong>de</strong>r und Sümpfe haben das Sommerlager<br />
<strong>de</strong>s Varus eingeschlossen, <strong>de</strong>nn innerhalb <strong>de</strong>s Lagers, in welchem Varus wie ein<br />
Stadtprätor auf <strong>de</strong>m Forum Recht sprach (Vell 118,1 ff).<br />
b.) Florus (Fl 2,30.29-39) spricht von einem abgehaltenen Landtag, von<br />
Sorglosigkeit, mit welcher Varus die Germanen zu Gericht vorlud, und dass die<br />
Germanen von allen Seiten in das Lager hereinbrachen. Nichts war blutiger als das<br />
Gemetzel in Sümpfen und Wäl<strong>de</strong>rn.<br />
c.) Tacitus (Nr. 15, strat 2,9,4) berichtet, dass Arminius die Köpfe <strong>de</strong>rer, die er<br />
getötet hatte, aufspießen und an <strong>de</strong>n feindlichen Wall herantragen ließ.<br />
14.) <strong>Die</strong> Überleben<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r <strong>Varusschlacht</strong> flüchteten zu <strong>de</strong>m an <strong>de</strong>r Lippe<br />
liegen<strong>de</strong>n Römerlager Aliso. Man weiß zwar noch nicht genau, wo dieses zu<br />
lokalisieren ist; es ist aber eine Tatsache, daß die Lippe etwa 110 km von<br />
Kalkriese entfernt liegt. Warum gab es keine Streuung <strong>de</strong>r Flüchten<strong>de</strong>n entwe<strong>de</strong>r<br />
an die Ems o<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>n Rhein, wohin eine Flucht viel logischer wäre. <strong>Die</strong> Route<br />
führt durch das Gebiet aufständischer Stämme. Von Kalkriese nach Xanten<br />
han<strong>de</strong>lt es sich um eine Entfernung von ca. 160 Kilometern. Warum sollten sich<br />
die Überleben<strong>de</strong>n von Kalkriese durch feindliches Gebiet ca. 110 Kilometer nach<br />
Aliso an <strong>de</strong>r Lippe durchgeschlagen haben, wenn <strong>de</strong>r Fluchtweg nach Xanten nur<br />
50 Kilometer weiter ist. Von Aliso ist bekannt, dass es nach <strong>de</strong>r <strong>Varusschlacht</strong> von<br />
<strong>de</strong>n Germanen belagert wur<strong>de</strong>, und <strong>de</strong>r Ausbruch aus diesem Lager für die Römer<br />
verlustreich war. <strong>Die</strong> Überleben<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>n bei nur 50 Kilometern Unterschied<br />
ganz best<strong>im</strong>mt die erheblich sichere Lage von Castra Vetera bevorzugt haben.<br />
15.) Während <strong>de</strong>r <strong>Varusschlacht</strong> wur<strong>de</strong>n Centurionen und Vorgesetzte in <strong>de</strong>n<br />
benachbarten heiligen Hainen auf <strong>de</strong>n Altären <strong>de</strong>r Germanen geopfert, Galgen<br />
errichtet und Martergruben gebaut. Trotz zwanzigjähriger Grabungen fehlt bis<br />
heute zu allem noch je<strong>de</strong> Spur. Es ist davon auszugehen, dass die Legionäre <strong>de</strong>r<br />
zwei Asprenas-Legionen (V und XXI), die später von Caecina geführt wur<strong>de</strong>n,<br />
ihren Sold aus <strong>de</strong>n Münzvorräten <strong>de</strong>r vernichteten Varuslegionen <strong>de</strong>r XVII, XVIII<br />
und XIX erhielten. Man muss sich fragen, wo Asprenas sich mit seinen zwei<br />
Legionen während <strong>de</strong>r <strong>Varusschlacht</strong> aufhielt, und von welchem Ort aus er seine<br />
Legionen unversehrt durch Eilmärsche in die unteren Winterlager rettete. A.<br />
Renner (Neue Erkenntnisse über die Hermannschlacht <strong>im</strong> Teutoburger Wald,<br />
1970,S.41) gibt einen wichtigen Hinweis. Er fragte sich zu Recht: wo befand sich<br />
<strong>de</strong>r Legat Asprenas mit seinen Legionen zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Varusnie<strong>de</strong>rlage? Es<br />
ist bekannt, daß Asprenas nach <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rlage <strong>de</strong>s Varus, noch vor Eintreffen <strong>de</strong>s<br />
Tiberius, die Reste <strong>de</strong>r Rheinarmee in die unteren Winterquartiere führte. Nur<br />
durch sein mannhaftes Verhalten wur<strong>de</strong> sein Heer unversehrt aus <strong>de</strong>r Katastrophe<br />
gerettet. <strong>Die</strong> Mitteilung <strong>de</strong>s Velleius (II,120,3) lässt Varus gar nicht so dumm,<br />
träge und vertrauensselig erscheinen, wie er von <strong>de</strong>n Quellen charakterisiert wird.<br />
Alles spricht dafür, daß Varus seinen angeblichen Freund Arminius misstraute;<br />
<strong>de</strong>nn wie sollte Asprenas sonst seine Legionen unversehrt aus <strong>de</strong>r Katastrophe<br />
retten können, wenn er sich nicht in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s Sommerlagers <strong>de</strong>s Varus zur<br />
Absicherung Richtung Rhein aufhielt. Wahrscheinlich war sein Standort entwe<strong>de</strong>r<br />
in Aliso o<strong>de</strong>r Anreppen. Als Asprenas dann von <strong>de</strong>m Angriff auf seinen Onkel<br />
Varus erfuhr, wur<strong>de</strong> seine Truppe sofort in Alarmbereitschaft gesetzt, um diesem<br />
zu helfen. Während <strong>de</strong>r Vorbereitung zum Abmarsch wur<strong>de</strong> er dann durch neu<br />
eingehen<strong>de</strong> Nachrichten davon überzeugt, daß Varus, <strong>de</strong>r sich nach <strong>de</strong>m Angriff<br />
in kürzester Zeit in hoffnungsloser Lage befand, nicht mehr zuretten war. Statt das<br />
abmarschbereite Heer Richtung Sommerlager zu führen, entschied er sich<br />
„schweren Herzens“, die entgegengesetzte Richtung einzuschlagen, um die<br />
Katastrophe nicht noch zu vergrößern. <strong>Die</strong> Lagermannschaft von Aliso wur<strong>de</strong><br />
durch Auxiliareinheiten (Bogenschützen) <strong>de</strong>s Asprenas verstärkt. Aliso konnte<br />
dadurch noch solange gehalten wer<strong>de</strong>n, wie die Verpflegung reichte. Nur so<br />
gelang es noch weiterhin die Überleben<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r <strong>Varusschlacht</strong> in Aliso<br />
aufzunehmen. Zonaras (10,37): „<strong>Die</strong> Barbaren aber nahmen sämtliche<br />
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Befestigungen in Besitz, mit Ausnahme einer einzigen ….in <strong>de</strong>r konnten sie die<br />
Festung doch nicht erobern, da sie sich auf die Belagerungskunst nicht verstan<strong>de</strong>n,<br />
die Römer aber über zahlreiche Bogenschützen verfügten, mit <strong>de</strong>ren Hilfe die<br />
Fein<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>rholt zurückgeschlagen wur<strong>de</strong>n und sehr schwere Verluste erlitten“.<br />
Auf <strong>de</strong>m Rückmarsch zum Rhein haben Asprenas und seine Legionäre alles <strong>im</strong><br />
Lager Haltern geräumt was wertvoll und transportierbar war. Archäologische<br />
Untersuchungen in Haltern wiesen auf die geplante aber eilige Räumung durch die<br />
römischen Truppen hin. Natürlich hatte man es ganz beson<strong>de</strong>rs auf die<br />
Münzschätze <strong>de</strong>r toten Kamera<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Varusarmee abgesehen. Nach<strong>de</strong>m man sich<br />
nun die Münzen aus <strong>de</strong>m Lager Haltern geteilt hatte, verfuhr man anschließend<br />
genauso mit <strong>de</strong>n Münzen aus <strong>de</strong>m Nachlass <strong>de</strong>r toten Kamera<strong>de</strong>n aus Castra<br />
Vetera und Novaesium. Nach <strong>de</strong>r Bestattung <strong>de</strong>r bleichen<strong>de</strong>n Gebeine <strong>de</strong>r<br />
Varusarmee erhielt Caecina <strong>de</strong>n Auftrag, mit seinen vier Legionen (I, V, XX,<br />
XXI) auf bekannten Wegen an <strong>de</strong>n Rhein zurückzumarschieren, wobei er die<br />
„langen Brücken“ wie<strong>de</strong>r reparieren sollte. Aus <strong>de</strong>r topographischen Beschreibung<br />
<strong>de</strong>s Tacitus geht ein<strong>de</strong>utig hervor, daß er as Gelän<strong>de</strong> von Kalkriese für die<br />
Caecinaschlacht schil<strong>de</strong>rt. Nun behaupten die Osnabrücker Archäologen <strong>im</strong>mer<br />
wie<strong>de</strong>r, daß sie die Münzen <strong>de</strong>r Varuslegionäre gefun<strong>de</strong>n hätten. <strong>Die</strong> Archäologen<br />
haben zwar Recht, daß sie die Münzen <strong>de</strong>r Varuslegionen ausgegraben haben,<br />
vergessen aber, daß die Caecinalegionäre sie verloren haben. Sie kamen durch<br />
Nachlaßraub in <strong>de</strong>n Besitz <strong>de</strong>r V. und XXI. Legion; diese waren in Kalkriese in<br />
schwere Kämpfe verwickelt und hatten große Verluste, wobei die Varusmünzen<br />
verloren gingen. <strong>Die</strong> von Tacitus wie<strong>de</strong>rgegebene Überlieferung <strong>de</strong>r Germanicus-<br />
Rachefeldzüge Richtung <strong>Varusschlacht</strong>feld, an <strong>de</strong>ren Wahrheitsgehalt man nicht<br />
zweifeln sollte, weist uns <strong>de</strong>n richtigen Weg zum Sommerlager. Bei <strong>de</strong>n vier<br />
römischen Schriftstellern Velleius Paterculus, Frontinus, Florus und Tacitus wird<br />
das Sommerlager <strong>de</strong>s Varus beschrieben, in <strong>de</strong>m Varus über Germanen als Prätor<br />
richtete. Wo <strong>de</strong>r Richterstuhl <strong>de</strong>s Varus gestan<strong>de</strong>n haben wird, vor <strong>de</strong>m die<br />
Germanen ihm ganze Reihen erdichteter Rechtsstreitigkeiten vorheuchelten,<br />
wur<strong>de</strong> bereits in an<strong>de</strong>ren Kapiteln dieses Buches erarbeitet. Varus hatte sein<br />
Heerlager natürlich nicht an einem beliebigen Ort aufgeschlagen, son<strong>de</strong>rn an<br />
einem Pass über <strong>de</strong>n Teutoburger Wald o<strong>de</strong>r das <strong>Egge</strong>-<strong>Gebirge</strong>, wobei er das<br />
<strong>Gebirge</strong> bereits überschritten haben wird. Von diesem Standort diente ihm die<br />
Lippe-Versorgungslinie, <strong>de</strong>r Lippe- Heerweg und das Römer-Lager Aliso als<br />
Rückzugslinie und Absicherung bei eventuellen Angriffen germanischer Fein<strong>de</strong>.<br />
Sein Neffe Asprenas wird sich, <strong>im</strong> Moment <strong>de</strong>s Überfalls in Aliso o<strong>de</strong>r Anreppen<br />
mit zwei Legionen zum Schutz <strong>de</strong>s Sommerlagers aufgehalten haben. Das<br />
Sommerlager <strong>de</strong>s Varus wur<strong>de</strong> mit großer Wahrscheinlichkeit in Reelsen-Bad<br />
Driburg geschanzt, weil sich <strong>de</strong>r Überfall nur <strong>im</strong> Grenzgebiet <strong>de</strong>r vier verbün<strong>de</strong>ten<br />
Stämme <strong>de</strong>r Cherusker, Chatten, Marser und Brukterer zugetragen haben kann.<br />
Allein so konnte es Arminius gelingen, die Soldaten <strong>de</strong>r vereinigten Stämme in<br />
die Nähe <strong>de</strong>s Überfallortes zu bringen. Der Pass über das <strong>Egge</strong>-<strong>Gebirge</strong> bei<br />
Altenbeken liegt genau in <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s Grenzgebietes dieser vier germanischen<br />
Stämme. Bei <strong>de</strong>r Suche nach verdächtigen Lagerstrukturen ist die neue Computer-<br />
Technik von Google-Earth sehr hilfreich. Man erkennt be<strong>im</strong> Blick aus <strong>de</strong>r<br />
„Vogelperspektive“, dass die bekannten Römerlager an <strong>de</strong>r Lippe, Holsterhausen,<br />
Haltern, Obera<strong>de</strong>n, Anreppen und Aliso in Richtung <strong>de</strong>s <strong>Egge</strong>gebirges und <strong>de</strong>r<br />
Weser führen, wobei die <strong>Egge</strong> bei Altenbeken nach Reelsen überquert wer<strong>de</strong>n<br />
muß. In dieser Region sollte die Suche nach <strong>de</strong>m Sommerlager <strong>de</strong>s Varus<br />
beginnen!<br />
Pfarrer Dr. Gotthardt aus Pömbsen verlegte <strong>de</strong>n Ort <strong>de</strong>r <strong>Varusschlacht</strong> in <strong>de</strong>n<br />
Westen Reelsens und schrieb <strong>im</strong> Jahre 1923 (Reelsen in Geschichte und Sage):<br />
„Reelsen ist in seiner einmaligen Lage in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s <strong>Egge</strong>gebirges und <strong>de</strong>s<br />
Teutoburger Wal<strong>de</strong>s die Stätte epochemachen<strong>de</strong>r historischer Vorgänge. In <strong>de</strong>m<br />
mul<strong>de</strong>nförmigen, nach Bembüren sich zusammenziehen<strong>de</strong>n Gefil<strong>de</strong> tobte ohne<br />
Zweifel die Entscheidungsschlacht zwischen <strong>de</strong>n Deutschen und Römern.<br />
Römische Hufeisen sind wie<strong>de</strong>rholt gefun<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n und st<strong>im</strong>men mit <strong>de</strong>n als<br />
echt anerkannten in <strong>de</strong>n antik-römischen Museen überein. Römische Götterfiguren<br />
en miniature sind nicht min<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Anlage von Grenz- und Drainagegräben<br />
und sonstigen Grabungen gefun<strong>de</strong>n wor<strong>de</strong>n. Ebenso sind hier und da angebrannte<br />
Pilen, Wurflanzen und Schwertknäufe aufgestöbert wor<strong>de</strong>n. Bedauerlich ist nur,<br />
dass die vereinzelt auftreten<strong>de</strong>n römischen Fun<strong>de</strong> in Privathän<strong>de</strong>n bleiben.“ <strong>Die</strong><br />
Festlegung <strong>de</strong>s <strong>Varusschlacht</strong>ortes auf Reelsen seitens <strong>de</strong>s Pfarrers Gotthardt<br />
scheint sich nach fast einem Jahrhun<strong>de</strong>rt zu bestätigen; <strong>de</strong>nn nach <strong>de</strong>r Auswertung<br />
von Infrarot-Luftbildaufnahmen von Herrn Koch sind in Reelsen mehrere<br />
Römerlager unterschiedlicher Größe zu erkennen.<br />
Zusätzliche Hinweise für die Anwesenheit <strong>de</strong>r Römer <strong>im</strong> Bereich Reelsen,<br />
Bembüren geben <strong>de</strong>r Romberg und <strong>de</strong>r Name Herke-Straße (Her-cu-les-Straße).<br />
<strong>Die</strong> Herke-Straße führt zum Nackenberg; da Nacken selbst schon Berg be<strong>de</strong>utet,<br />
ist nicht auszuschließen, dass <strong>de</strong>r Nackenberg früher Herkules-Nacken hieß. Am<br />
Nackenberg entspringt heute noch eine heilige Quelle, <strong>de</strong>r Ostersiek. <strong>Die</strong> Göttin<br />
Ostara wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>n Germanen verehrt; die Quelle war ein Heiligtum für die<br />
Göttin Ostara. Neben diesem germanischen Quellenheiligtum, das <strong>de</strong>m religiösen<br />
<strong>Die</strong>nst <strong>de</strong>r Ostaragottheit gewidmet war, spricht vieles dafür, dass sich um die<br />
Römerlager von Reelsen weitere <strong>de</strong>n Göttern geweihte heilige Haine und Wäl<strong>de</strong>r<br />
befun<strong>de</strong>n haben müssen, <strong>de</strong>nn diese germanischen Kultstätten wur<strong>de</strong>n in<br />
christlicher Zeit umbenannt in Dübelsnacken (Teufelsnacken) und Trötenberg. Im<br />
Zusammenhang mit <strong>de</strong>r <strong>Varusschlacht</strong> lagen die heiligen Opferwäl<strong>de</strong>r in<br />
unmittelbarer Nähe <strong>de</strong>s Schlachtgeschehens. War die Suche nach <strong>de</strong>m<br />
Schlachtfeld erfolgreich, müsste man in diesen heiligen Hainen heute noch<br />
archäologische Nachweise erbringen können: Opfergruben, in <strong>de</strong>nen die<br />
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<strong>Varusschlacht</strong><br />
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gefangenen Tribunen und Centurionen hingerichtet wur<strong>de</strong>n<br />
Auf Grund <strong>de</strong>r (vorausgegangenen, theoretischen) Studien wur<strong>de</strong> damit begonnen,<br />
durch eigene Untersuchungen zu konkreten Ergebnissen zu kommen. Durch die<br />
Spatenwissenschaft können sich außergewöhnlich glückliche Bo<strong>de</strong>nfun<strong>de</strong> allein<br />
als Geschichtsquellen erweisen. <strong>Die</strong> geschichtliche Frage nach <strong>de</strong>m Ort und <strong>de</strong>m<br />
Verlauf <strong>de</strong>r <strong>Varusschlacht</strong> schob sich von selbst nach <strong>de</strong>m Studium <strong>de</strong>r<br />
historischen Überlieferungen in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund, beson<strong>de</strong>rs nach <strong>de</strong>r Kalkrieser<br />
Behauptung, dort <strong>de</strong>n Ort <strong>de</strong>r „Schlacht <strong>im</strong> Teutoburger Wald“ gefun<strong>de</strong>n zu<br />
haben. Es ist einfach unbegreiflich, mit welcher Unbekümmertheit man sich dort<br />
in Wi<strong>de</strong>rspruch mit <strong>de</strong>n Überlieferungen <strong>de</strong>r römischen Schriftsteller setzt; diese<br />
historischen Quellen geben uns ein<strong>de</strong>utig geographische Grundlagen für <strong>de</strong>n Ort<br />
<strong>de</strong>r <strong>Varusschlacht</strong>: danach kann die Schlacht nur in <strong>de</strong>r Gegend um die<br />
Grotenburg-Teutoburg stattgefun<strong>de</strong>n haben, wo die Grenzen <strong>de</strong>r germanischen<br />
Stämme <strong>de</strong>r Marser, Brukterer, Cherusker und etwas südlicher die <strong>de</strong>r Chatten<br />
zusammenstoßen. Kalkriese liegt dagegen <strong>im</strong> Siedlungsgebiet <strong>de</strong>r Angrivarier und<br />
ist viel zu weit entfernt. Auch das römische Kastell Aliso, das nach <strong>de</strong>r<br />
Überlieferung an <strong>de</strong>r Lippe geschanzt wur<strong>de</strong>, hätte bei einer <strong>de</strong>rartigen Entfernung<br />
von Kalkriese niemals als Zufluchtsort für Überleben<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Katastrophe dienen<br />
können. Nach Tacitus hat <strong>de</strong>r Zusammenbruch <strong>de</strong>r Varianischen Heeresmacht in<br />
einem Waldgebirge, das sich in <strong>de</strong>r Nähe einer Teutoburg befin<strong>de</strong>t, stattgefun<strong>de</strong>n.<br />
Es gibt nur eine Burg, die <strong>de</strong>n alten Namen beanspruchen kann, und das ist die<br />
Teutoburg-Grotenburq bei Detmold. In <strong>de</strong>n letzten Jahrhun<strong>de</strong>rten han<strong>de</strong>lte sich<br />
die Meinungsverschie<strong>de</strong>nheit wegen <strong>de</strong>r Örtlichkeit <strong>de</strong>r Schlacht lediglich um die<br />
Frage, ob <strong>de</strong>r Ort nördlich, östlich, südlich o<strong>de</strong>r westlich <strong>de</strong>r Teutoburg -<br />
Grotenburg zu suchen wäre. Der Teutoburgiensis saltus ließ diesen berechtigten<br />
Streit natürlich zu. Inzwischen wur<strong>de</strong> die Schlacht durch Auslegungskunststücke -<br />
beson<strong>de</strong>rs durch Mommsen- an alle möglichen Stellen, wo römische Bo<strong>de</strong>nfun<strong>de</strong><br />
sich boten, verlegt. <strong>Die</strong> alte Überlieferung mit ihrer völligen Übereinst<strong>im</strong>mung<br />
geschichtlicher, militärischer und geographischer in Betracht kommen<strong>de</strong>r<br />
Umstän<strong>de</strong> weist jedoch <strong>de</strong>n richtigen Weg zum Auffin<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />
<strong>Varusschlacht</strong>fel<strong>de</strong>s. Nach Auswertung <strong>de</strong>r überlieferten Hinweise und Ereignisse<br />
ist das <strong>Varusschlacht</strong>feld in <strong>de</strong>r Nähe o<strong>de</strong>r gar um die Teutoburg-Grotenburg bei<br />
Detmold zu lokalisieren.<br />
Das Herrmanns<strong>de</strong>nkmal auf <strong>de</strong>r Grotenburg befin<strong>de</strong>t sich nach Auffassung <strong>de</strong>s<br />
Autors am richtigen Standort und muss nicht -wie vom „Kalkriesekastell“<br />
gefor<strong>de</strong>rt - nach Bramsche versetzt wer<strong>de</strong>n. Nach jahrzehntelangen Forschungen<br />
gelangte <strong>de</strong>r Verfasser zu <strong>de</strong>r Überzeugung, das Sommerlager <strong>de</strong>s Varus befand<br />
sich südlich <strong>de</strong>r Grotenburg bei Reelsen/Bembüren. Hier wur<strong>de</strong>n die drei Varus<br />
Legionen in ihrem eigenen Sommerlager selbst überfallen, während Varus einen<br />
Konvent abhielt. Da Varus von <strong>de</strong>m Überfall völlig überrascht wur<strong>de</strong>, befan<strong>de</strong>n<br />
sich seine Legionen schon zu Beginn <strong>de</strong>s Angriffs in hoffnungsloser Lage. <strong>Die</strong><br />
dienstfreien Legionen wur<strong>de</strong>n in einem unvorstellbaren Chaos nie<strong>de</strong>rgemetzelt;<br />
das war auch <strong>de</strong>r Grund, warum <strong>de</strong>r Neffe <strong>de</strong>s Varus, Asprenas, mit seinen zwei<br />
Legionen von Aliso o<strong>de</strong>r Anreppen die Flucht zum Rhein antrat, statt seinem<br />
Onkel Varus zur Hilfe zu eilen. Auch die Reiterei <strong>de</strong>s Vala Numonius galoppierte<br />
in dieser für Varus völlig hoffnungslosen Lage davon und wur<strong>de</strong> wahrscheinlich<br />
auf <strong>de</strong>m Winnfeld bei Berlebeck aufgerieben. In dieser auswegslosen Situation<br />
versuchten Überleben<strong>de</strong> <strong>de</strong>r <strong>Varusschlacht</strong> ihre „nackte Haut“ zu retten, in<strong>de</strong>m sie<br />
versuchten sich nach Aliso und zum Rhein durchzuschlagen. Einem Teil <strong>de</strong>r<br />
fliehen<strong>de</strong>n und zurückeilen<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r versprengten römischen Legionäre gelang<br />
vielleicht <strong>de</strong>r Durchbruch; viele wer<strong>de</strong>n auch versucht haben, gesperrte Pässe zu<br />
umgehen, in<strong>de</strong>m sie weiter entfernt liegen<strong>de</strong> scheinbar sichere Übergänge<br />
wählten. Am En<strong>de</strong> wur<strong>de</strong>n die Reste <strong>de</strong>r versprengten römischen Einheiten<br />
entwe<strong>de</strong>r gefangengenommen o<strong>de</strong>r gingen kämpfend unter. Der Hauptort <strong>de</strong>r<br />
<strong>Varusschlacht</strong> befand sich allerdings <strong>im</strong> wahrscheinlichen Sommerlager <strong>de</strong>s Varus<br />
bei Reelsen-Bembüren. Für diese Behauptung sollen inzwischen gefun<strong>de</strong>ne<br />
Beweise dienen, die vom Verfasser mit einem treuen Weggefährten auf <strong>de</strong>n<br />
abgeernteten Fel<strong>de</strong>rn von Reelsen gefun<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n. Im Gegensatz zu Kalkriese,<br />
wo römische Münzfun<strong>de</strong> genau bis zum Jahr 9 n.d.Zw. datiert wer<strong>de</strong>n - was<br />
wissenschaftlich keinesfalls haltbar ist -wur<strong>de</strong>n in Reelsen mehrere Punz- und<br />
Ritzinschriften <strong>de</strong>r XVII. und XIX. Legion gefun<strong>de</strong>n. Auch weitere Indizien<br />
sprechen dafür, dass dort Drusus zunächst ein Römerlager schanzte, das von<br />
Tiberius später ausgebaut wur<strong>de</strong>. Auf diesen Römerlagern hat dann Varus sein<br />
Sommerlager angelegt, das nicht weit weg von Aliso entfernt sein kann, <strong>de</strong>nn<br />
Drusus schanzte dieses Lager „<strong>de</strong>n Fein<strong>de</strong>n vor die Stirn“, nach<strong>de</strong>m er fast bei<br />
Arbalo von <strong>de</strong>n Germanen vernichtet wur<strong>de</strong>.<br />
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