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- 97 -Das ist indes nicht allein als Ausfluß eines prononcierten kognitivenSelbstbewußtseins zu interpretieren, sondern deutet möglicherweiseauch auf ein spezifisches Legitimationsdefizit des Faches alssolchem hin, das sich seiner Relevanz durch den. Verweis auf die inihrer ge,sellschaftlichen Bedeutsamkei t zweifeii'os 'untimstri tterenNatur- und Technikwissenschaften rückversichert.Doch nicht nur als"Grundlage der Naturwissenschaften" oder der"Technik", oder 'gar als "Königin der Wissensch~ften" gewinnt dasmathematische-logische Denken in den Augen der"Mathematiker"Bildungswert.Auch zur Bew~ltigung des Alltags scheint es unverzichtbar.Denn ebenfalls jedes siebte Unterrichtsziel läßt die Absichterkennen,. "die Anwendung (der Mathematik) im allt~glichen Leben"deutlich zu machen, sowie. zum "selbst~digen Lösen realer Al1tagsprobleme"und zum "mathematischen Erfassen allt~glicher Probleme",zu befähigen. Dies alles I~ßt ein Persönlichkei tside,al der Mathematikerdeutlich werden, dessen Prototyp noch am ehesten in dem(fiktiven) Selbstbild der rationalistischen Philosophen und Naturforscherdes 17. Jahrhunderts gesehen werden könnte. Im Mittelpunktsteht das vollst~dig verkopfte Individuum, dessen logische Fähigkeitenihm nicht nur dieBew~ltigung seines individuellen Alltagsermöglichen, sondern auch die VorausetzUng jedweder wissenschaftlich-rationalenErschließung und Aneignung seiner Welt darstellen.Die (ja keineswegs alternativlose) mathematische Deduktionslogikwird zur alleinigen Form rationalen Denkens, dogmatisiert und zumKern der charakterlichen Bildung jenes logischen Individuums, dasauch die Gesellschaft allein durch die Brille dieses mathematischenDenkformideals betrachtet.Die Gesel1.schaft erscheint den"Mathematikern"folgerichtig nur inihrem Bezug zur mathematischen Wissenschaft interessant, bleibt ansonsten-a~er relativ kontur- und strukturlos. Ähnlich wie imliterarischen Weltbild der Deutschlehrer wird sie vollkommen vomInidividuum her entworfen, jenem sich autonom dunkenden bürgerlichenIndividuum, das sich Kraft seines Geistes über alle soziale Widrigkeiten erheben und 'damit Gesellschaft nicht nur durchschaubar ,sondern auch handhabbar machen zu können glaubt. Diese traditionellgeisteswissenschaftliche Fiktion des Ve!,hältnisses von Ge'sellschaftund Individuum besitzt jedoch in einem Punkt bei den "Mathematikern"einen grundsätzlich anderen Charakter als bei den"Germanisten/~

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