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12.07.2015 Aufrufe

- 87 -mittlung politisch-gesellschaftlicher Einsichten und Orientierungengerichtet sind, erreichen bei den meisten F~chern nicht einmal zusammenden Anteil der rein fachlichen Bildungsziele. Dabei wirdim Durchschnitt aller Fächer den klassischen Bildungszielen runddoppelt soviel Aufmerksamkeit gewidmet wie den bildungsreformerischen- was Uber den Stellenwert der Reformdiskussion der lEtzten 15 Jahreim Bewußtsein derer, die in dieser Zeit die gymnasiale Oberstufeabsolviert und ihr Lehrerstudium begonnen haben, eine recht desillusionierendeAuskunft gibt. Auffällig hierbei ist, daß die zukUnftigenNaturwissenschaftslehrer ebenso wie ihre Fremqsprachenkollegengesellschaftsorientier'ten Zielvorstellungen erheblich mehrzuneigen als etwa die zukUnftigen Deutsch- und Mathematiklehrer.Letztere machen demgegenUber ~nlich wie die Sportlehrer eher aufdas Individuum gerichtete Zielaussagen. Dabei erstaunt die in diesemZusammenhang deutlich werdende Parallelität von Deutsch und Mathematikinsofern, als die Mathematik in herk~mmlichen Fächerverständniseher den Naturwissenschaften zugeschlagen wird.Der relativ hohe Anteil gesellsChaftsbezogener Unterrichtsziele beiden naturwissenschaftlichen Lehrerstudenten widerspricht im übrigender in Fachsozialisationsuntersuchungen vielgeäußerten Vermutung,daß die Naturwissenschaftsstudenten im allgemeinen in einem wesentlichhöheren Maße als die Studenten anderer Fächer Fragen nach dergesellschaftlichen Relevanz ihre Faches ausklammern und verdrängen.Dies ist allerdings insofern nicht allzu überraschend, als mit derBildungsreform der 60er und 70er Jahre ein enormer Prestigegewinnund eine beachtliche Ausweitung des naturwissenschaftlichen Unterrichtseinherging 12). Insbesondere für die mehrheitlich techno~kratisch-bildungsökonomistischen Befürworter dieser Reform warengerade die Naturwissenschaften das Vorbild 'der erstrebten effizienteBeherrschbarkeit verheißende Wissenschaftlichkeit. Infolge der damitverbundenen "Aufwertung" der Naturwissenschaften zur Leitideologietechnokratischer Gesellschaftsvorstellungen gewinnt dernaturwissenschaftliche Unterricht zunehmend die Funktion einesWeltanschauungsfaches, was die ,unerwartet hohe Besetzung gesell­~chaftsbezogener Zielsetzungen durch die naturwissenschaftlichen12) Rainer Brämer, Armin Kremer: Der unaufhaltsame Aufs~.g desnaturwissenschaftlichen Unterrichts. Soznat H2/1980 und H4/S0.

- 88 -Lehrerstudenten zumindest partiell erklärt.Allerdings tritt bei den Physik-und Chemiestudenten derzeit die Gesellschaftnoch weitgehend unter dem verengten Blickwinkel des umdie Relevanz seines Tuns besorgten Fachmanns in Erscheinung. Nahezuausschließlich werden von ihnen die gesellschaftlichen Bedingungenund'Probleme ihrer Wissenschaft und nicht die ihrer Schüler thematisiert,womit die Wissenschaft zum Kern der zu vermittelndenpolitischen und sozialen Orientierung avanciert.Die~ wird besonders im Vergleich ,mit den'Fremdsprachlern"deutl~ch,di~ - ebens9 gesellschaftsorient1ert - die politisch-ökonomischenund kulturell-ideologischen Probleme der (allerdings fremden) Gesellschaften.und der- dort Lebenden ansprechen wollen. Wenn sie auch'damit den sozialen Lerninteressen ihrer Schüler nicht wesentlichnäher sein dUrfteIt als ihre Physik- und Chemiekollegen" so erscheintdoch bei ihnen die Gesellschaft zumindest nicht allein unter derElfenbeinturmperspektive ihrer (Sprach- bzw. Li teratur- )W'issenschaft.,Als ähnlich divergent erweist sich bei genauerem Hinsehen auch diezunächst so einheitlich erscheinende Orientierung der Mathematik-,Deutsch-,Politik-und Sportstudenten auf die bildungsmäßige Entfaltungdes Individuums. Speziell im Vergleich von Deutsch und Mathematikdeutet sich geradezu ein Widerspruch an. Denn was dem einen diestrenge . (Deduktions-)Logik, ,ist dem anderen die selbstbewußte Kreativität.Nimmt man noch die politische Kritikfähigkeit und emanzipatorischeSelbstbewußtheit, um die es den Politik- und Geschichtsstudentengeht,und das Sportlerideal des sich trotz Berufs~ oderSchulstreß sozial verhaltenden Mitmenschen hinzu, so läßt sich nurschwerlich ein Sozialisationstyp denken,der alle diese Charakteranforderungenin sich vereint.'2'.4.Das Fehlen des Subjekts "Schüler"Der Vielfalt fachlicher Bildungsperspektiven und der Unterschiedlichkeitder außerfachlichen Zielvorstellungen steht ein nur sehrgeringer Anteil solcher Bildungsziele gegenüber, denen der Versuchunterliegt, die unmittelbare Lebens- und Sozialsituation des Schülerszum integrierenden Ausgangspunkt fachdidaktischer Überlegungen zumachen. Sieht man von den Sportstudenten einmal ab, die immerhin

- 88 -Lehrerstudenten zumindest partiell erklärt.Allerdings tritt bei den Physik-und Chemiestudenten derzeit die Gesellschaftnoch weitgehend unter dem verengten Blickwinkel des umdie Relevanz seines Tuns besorgten Fachmanns in Erscheinung. Nahezuausschließlich werden von ihnen die gesellschaftlichen Bedingungenund'Probleme ihrer Wissenschaft und nicht die ihrer Schüler thematisiert,womit die Wissenschaft zum Kern der zu vermittelndenpolitischen und sozialen Orientierung avanciert.Die~ wird besonders im Vergleich ,mit den'Fremdsprachlern"deutl~ch,di~ - ebens9 gesellschaftsorient1ert - die politisch-ökonomischenund kulturell-ideologischen Probleme der (allerdings fremden) Gesellschaften.und der- dort Lebenden ansprechen wollen. Wenn sie auch'damit den sozialen Lerninteressen ihrer Schüler nicht wesentlichnäher sein dUrfteIt als ihre Physik- und Chemiekollegen" so erscheintdoch bei ihnen die Gesellschaft zumindest nicht allein unter derElfenbeinturmperspektive ihrer (Sprach- bzw. Li teratur- )W'issenschaft.,Als ähnlich divergent erweist sich bei genauerem Hinsehen auch diezunächst so einheitlich erscheinende Orientierung der Mathematik-,Deutsch-,Politik-und Sportstudenten auf die bildungsmäßige Entfaltungdes Individuums. Speziell im Vergleich von Deutsch und Mathematikdeutet sich geradezu ein Widerspruch an. Denn was dem einen diestrenge . (Deduktions-)Logik, ,ist dem anderen die selbstbewußte Kreativität.Nimmt man noch die politische Kritikfähigkeit und emanzipatorischeSelbstbewußtheit, um die es den Politik- und Geschichtsstudentengeht,und das Sportlerideal des sich trotz Berufs~ oderSchulstreß sozial verhaltenden Mitmenschen hinzu, so läßt sich nurschwerlich ein Sozialisationstyp denken,der alle diese Charakteranforderungenin sich vereint.'2'.4.Das Fehlen des Subjekts "Schüler"Der Vielfalt fachlicher Bildungsperspektiven und der Unterschiedlichkeitder außerfachlichen Zielvorstellungen steht ein nur sehrgeringer Anteil solcher Bildungsziele gegenüber, denen der Versuchunterliegt, die unmittelbare Lebens- und Sozialsituation des Schülerszum integrierenden Ausgangspunkt fachdidaktischer Überlegungen zumachen. Sieht man von den Sportstudenten einmal ab, die immerhin

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