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12.07.2015 Aufrufe

-73-die Schüler neuerdings "propädeutis2.h" auf die akademischen Disziplinen.Dem en~:spricht die Organisation der Lehrer aller ,Schularten nichtnur nach ihrem Stand, sondern auch nach ihrem jeweiligen (Haupt-)Fach. Den wissenschaftJ.ichen Gesellschaften der Hochschulle'hrerentsprechen die Berufsverbände der Fachlehrer auf der Oberschulebene. Dazwi.schen haben sich gewissermaßen als Transmissionsriemenin den letzten Jahren zahlreiche Fachdidaktikerverbände konstituiert,die -in der Regel unmittelbar den entsprechenden wissenschaftlichen'Fachverbänden angegliedert -die theoretisch-didaktische Führerschafthinsichtlich des gymnasialen Fachunterrichts beanspruchen.Der damit eröffnete direkte Zugriff der Fachwissenschaften auf denFachunterricht der "Höheren" Schule verlängert sich durch die Einbeziehungder Haupt- und Realschullehrerausbildung in die Universitätenbei gleichzeitiger Akademisierung ihrer Fachausbildung mehrund mehr auch in die "unteren" Bildungsebenen. Folgeri chti,g habensich auch hier bereits erste Fachdidaktikerverbände (wie die "Gesellschaftfür die Didaktik der Physik und Chemie") gebildet, dieihrerseits nun schon wieder die Differenzierung der Grundschullehrerausbildu'n.gund -tätigkeit nach fachlichen ,Schwerpunkten vorbereiten.Es ist also längst nicht me:'lr eine am Ideal der Universalitätorientierte Universität, die sich, vermittelt über die allgemeinePädagogik und Didaktik, Im Allgemeinbildungsanspruch der Gymnasienwiderspiegelt. VieJ,mehr greife:'l die untereinander weitgehend verbindungslosgewordenen Einzeldisziplinen der Hochschule unter weit­"ehander Urr,gehung der möglicherweise noch integrierend wirkendenErziehungswissenschaft immer direkter und tiefer in die Schulehi.nein und sichern hier mittels einer immer fachspezifischerenLel1.rerausbildung einerseits und über die Hierarchie der entsprechendenFachverbände als orgar::isatorisches Steuerungs instrument andererseitsihre angestammten Reservate. An die Stalle pädagcgischerIdeale ist die anarchische Konkurrenz der Fachvertreter getreten,der Kampf um die Bildungsinhalte ist weitgehend ein Kampf um fachlicheS-'::llndenanteile geworden, das B ildungssysterri zerfällt bis inseine untersten Ebenen hinein in un"':ereinander zu:~ehmend unververbundeneEinflußbereict1e, i-~nerhalt derer nur die jeweils zuständigenDislipliner. und sonst niemand etwas zu sagen haben.

-74-Kurz: Das Bildungssystem sinkt zunehmend zu einem bloßen Kolonialgebietder Universität herab, zersplittert unter dem Ansturm derSonderinteressen akademischer' Einzeldisziplinen • und die FachdidaktÜ:ersind deren K ~. lonisat6ren 1)Diese Entwicklung kann nicht ohne Folge~'l für das allgemeine Bildungsverständnisbleiben. An die Stelle allgemein verbindlicherBildungsziele mUssen mehr und mehr fachspezifische Sonderzieletreten, das angestrebte Persönlichkeitsbild des Schülers zerfälltzunehmend in unverbunden nebeneinanderstehende Persönlichkeitsaspekte.Diese ParzelIierung der bürgerlichen Persönlichkeitsfiktion indie babylonische Vielfalt ko~onialer Fachfiktionen ist als Antithesezum Mündigkeits- oder gar AIIseibgkeitskonstrukt der Pädagogikbislang noch recht unzureichend ausgeleucll.tet worden. Insbesonderefehlt es an empirischen Arbeiten in dieser Richtung, diezuallererst an der Front dieser Entwicklung, der Fachlehrerausbildung,anzusetzen hätten. Zwar gi.bt es eine Reihe von Arbeiten über.die Hochschulsozialisation von Lelrerstudenten 2), und von daherweiß man immerhin schon, daß diese Sozialisation primär eine Fachsozialisationist. Doch w~lche fachspezifischen Vorstellungen dieangehenden Le ;'lrer als unfreiwillige Bannerträger der zukUnftigenFachkolonisati.on der Schule im Rahmen dieser ihrer Fachsozialisationentwickeln, darüber gibt es unseres Wissens keine empirisch ver-,gle ichendE.n Erhebungen.1) Rainer Brämer: Wie dj.e Fachdidaktik die Allgemeinbil dung kolonialisiert.päd.extra H7/8 1978, S. 77ff.2) Einen einführenden Überblick über die bis 1973 publiziertenUntersuchunge'1- zur Hochschul- und Fachsozialisation der Lehrerstudentenund zum Berufsverständnis der Lehrer gibt Dagmar Hänsel.Weiterführende Arbeiten insbesond 7re zur Fachspezifität der Hochschul-und Berufss.ozialisation sind danach u.a. von Frech, Reiss undRUrmann vorgelegt worden.DagIl(8.r Hänsel: Die Anpassc:ng des Lehrers. Weinheim 1975H. W., F:.:-ech: Beru::'svorbere i tung und Fachsozialisation von Gymnasiallehrern (Studien '.md Berichte des Nax-Plank Instituts für Bildungsforsch1 mg,Band 34 Al. Berlin 197(,.Veroni.ka Reiss, F'achspezifische Sozialisation in der Ausbildung vonGymnasial] e.hrern mit naturwisföenschaftlichen Unterrichtsfächern.Neue Sammlung H LI /1975, S . 298 ff.Jörg BUrmanE: De r "typische Naturwissenschaftler" - ein intelligenterVersager? Dia Deutsche Schuie H5/1979, S. 273 ff.

-73-die Schüler neuerdings "propädeutis2.h" auf die akademischen Disziplinen.Dem en~:spricht die Organisation der Lehrer aller ,Schularten nichtnur nach ihrem Stand, sondern auch nach ihrem jeweiligen (Haupt-)Fach. Den wissenschaftJ.ichen Gesellschaften der Hochschulle'hrerentsprechen die Berufsverbände der Fachlehrer auf der Oberschulebene. Dazwi.schen haben sich gewissermaßen als Transmissionsriemenin den letzten Jahren zahlreiche Fachdidaktikerverbände konstituiert,die -in der Regel unmittelbar den entsprechenden wissenschaftlichen'Fachverbänden angegliedert -die theoretisch-didaktische Führerschafthinsichtlich des gymnasialen Fachunterrichts beanspruchen.Der damit eröffnete direkte Zugriff der Fachwissenschaften auf denFachunterricht der "Höheren" Schule verlängert sich durch die Einbeziehungder Haupt- und Realschullehrerausbildung in die Universitätenbei gleichzeitiger Akademisierung ihrer Fachausbildung mehrund mehr auch in die "unteren" Bildungsebenen. Folgeri chti,g habensich auch hier bereits erste Fachdidaktikerverbände (wie die "Gesellschaftfür die Didaktik der Physik und Chemie") gebildet, dieihrerseits nun schon wieder die Differenzierung der Grundschullehrerausbildu'n.gund -tätigkeit nach fachlichen ,Schwerpunkten vorbereiten.Es ist also längst nicht me:'lr eine am Ideal der Universalitätorientierte Universität, die sich, vermittelt über die allgemeinePädagogik und Didaktik, Im Allgemeinbildungsanspruch der Gymnasienwiderspiegelt. VieJ,mehr greife:'l die untereinander weitgehend verbindungslosgewordenen Einzeldisziplinen der Hochschule unter weit­"ehander Urr,gehung der möglicherweise noch integrierend wirkendenErziehungswissenschaft immer direkter und tiefer in die Schulehi.nein und sichern hier mittels einer immer fachspezifischerenLel1.rerausbildung einerseits und über die Hierarchie der entsprechendenFachverbände als orgar::isatorisches Steuerungs instrument andererseitsihre angestammten Reservate. An die Stalle pädagcgischerIdeale ist die anarchische Konkurrenz der Fachvertreter getreten,der Kampf um die Bildungsinhalte ist weitgehend ein Kampf um fachlicheS-'::llndenanteile geworden, das B ildungssysterri zerfällt bis inseine untersten Ebenen hinein in un"':ereinander zu:~ehmend unververbundeneEinflußbereict1e, i-~nerhalt derer nur die jeweils zuständigenDislipliner. und sonst niemand etwas zu sagen haben.

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