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12.07.2015 Aufrufe

.- 115 -Daß es im Fachunterricht tatsächlich um die Vermittlung der den jeweiligenBezugsdisziplinen eigenen .Fachsozialisation geht, zeigtein nochmaliger Blick auf die fachspezifischen Zielcharaktere, wiesie im letzten Abschnitt aus -den Bildungs·zielvorstellungen derLehrerstudenten synthetisiert wurden. So orientieren sich beispielsweisedie Physik- und Chemie"lehrer' in ihren Bildungszielvorstellungensogar ganz offen an der Sozialisation ihrer fachwissenschaftlichen"Kollegen". Offenbar ist der Typ des Naturforschers derart gesellschafts-bzw. vorbildfähig, daß die naturwissenschaftlichenLehrerstudenten ihn lediglich zum Wissenschaftler schlechthin hochzustillisierenbrauchen, um ihren fachspezifischen Bildungszielenübergreifende Legitimität zu verleihen 16)BEll den "Mathe·matikern" ist es nicht die· wissenschaftliche Mathematik,sondern das mathematische Denken in jedweder Form, daß zur allgemeinenDenknorm dogmatisiert wird. Doch ist genau dieses Dogma derKern der mathematikwissenschaftlichen Fachsozialisation und -legitimation,so daß das Verhältnis von akademischer Disziplin und Schulfachim Grunde dasselbe ist wie bei den exakten Naturwissenschaften,ohne das es jedoch so explizit artikuliert wird.Ähnliches gilt für die Biologie mit ihrer Fiktion des integriertenNaturmenschen, die Germanistik mit ihrer Definition des ·Menschendurch Literatur, die FremdSPrachen mit ihrem kosmopolitischen Aufklärungsanspruch,die Sozialwi~senschaften mit ihrer politischenFunktionärsperspektive und den Sport mit seinem Kompensationskonzeptfür Karrierestreßgeschädigte. Stets stellen die Zielcharaktereall dieser Fächer eine legitimatorische Verallgemeinerung der Fachcharakteredar, ohne daß dabei jedoch ein expliziter Bezug zur jeweiligenakademischen Disziplin hergestellt wird.16) Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, daß das Verständnisvon wissenschaftlichem Denken und Handeln, das die befragten PhysikundChemie studenten entfalten, die tatsächlichen naturwissenschaftlichenTätigkeiten extrem idealisiert, ja zum Teil sogar auf denKopf stellt. Doch befinden sie sich damit durchaus in Übereinstimmungmit dem herrschenden Fremd- wie Selbstbild der NaturWissenschaftler,sie nutzen also lediglich eine schon vorhandene legitimatorischeFiktion zur Legitimierung ihrer eigenen Bildungszieleund -existenz.

!L- 116 -Damit wird ein einheitlicher Mechanismus des Zugriffs der akademischenDisziplin auf die allgemeinbildende Schule erkennbar. EntscheidendesMedium dieses Zugriffs ist die Fachsozialisation, derim übrigen nicht nur die hiervon besonders tangierten Schüler,sondern vor allem auch die Fachlehrer selber unterworfen sind.Legitimiert wird dieser fachspezifische Sozialisationsanspruchdurch die Verallgemeinerung des Fachtypus zum Prototyp desjenigen,der sein individuelles und soziales Schicksal meistert. Als lebendigerVertreter dieses Prototyps tritt in der Schule der fachsozialisierteLehrer auf, der dort versucht, die Schüler qua persönlicherAusstrahlung und/oder fachlichen Engagement nach seinemselbstlegitimatorischen Bild zu formen.Erfolg hat er damit allerdings nur bei einer kleinen fachspezifischenMinderheit, während der überwiegenden Schülermehrheit dieFachansprüche äußerlich bleiben. Aus dieser kleinen Minderheit(pro Fach)rekrutiert sich jedoch sowohl die akademische Bezugsdisziplin als auch die Fachlehrerschaft selber, für die die Schuledamit als entscheidendes Instrument ihrer Nachwuchssicherung,- selektion und -sozialisation fungiert. Di e Hochschule brauchtdiese Fachsozialisation ihrer Studenten zumindest in den in eepSchule vertretenen Disziplinen dann nur noch geringfügig zu verstärken,um sie guten Gewissens in die . jeweilige Scientificcommunity aufnehmen oder in den Sozialisationszirkel Schule zurückschickenzu können.Doch ist weniger die eigene Nachwuchsrekutierung für die akademischenDisziplinen das eigentlichWesentliche an diesem Prozess,sondern ihre über das Medium der Fa

!L- 116 -Damit wird ein einheitlicher Mechanismus des Zugriffs der akademischenDisziplin auf die allgemeinbildende Schule erkennbar. EntscheidendesMedium dieses Zugriffs ist die Fachsozialisation, derim übrigen nicht nur die hiervon besonders tangierten Schüler,sondern vor allem auch die Fachlehrer selber unterworfen sind.Legitimiert wird dieser fachspezifische Sozialisationsanspruchdurch die Verallgemeinerung des Fachtypus zum Prototyp desjenigen,der sein individuelles und soziales Schicksal meistert. Als lebendigerVertreter dieses Prototyps tritt in der Schule der fachsozialisierteLehrer auf, der dort versucht, die Schüler qua persönlicherAusstrahlung und/oder fachlichen Engagement nach seinemselbstlegitimatorischen Bild zu formen.Erfolg hat er damit allerdings nur bei einer kleinen fachspezifischenMinderheit, während der überwiegenden Schülermehrheit dieFachansprüche äußerlich bleiben. Aus dieser kleinen Minderheit(pro Fach)rekrutiert sich jedoch sowohl die akademische Bezugsdisziplin als auch die Fachlehrerschaft selber, für die die Schuledamit als entscheidendes Instrument ihrer Nachwuchssicherung,- selektion und -sozialisation fungiert. Di e Hochschule brauchtdiese Fachsozialisation ihrer Studenten zumindest in den in eepSchule vertretenen Disziplinen dann nur noch geringfügig zu verstärken,um sie guten Gewissens in die . jeweilige Scientificcommunity aufnehmen oder in den Sozialisationszirkel Schule zurückschickenzu können.Doch ist weniger die eigene Nachwuchsrekutierung für die akademischenDisziplinen das eigentlichWesentliche an diesem Prozess,sondern ihre über das Medium der Fa

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