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- 113 -Interessenkonstrukt ein ganz wesentliches Moment der Ana.lyse, und-im deutschen und fremdsprachlichen Literaturunterricht wird dieUmwel t gar überh'aupt nur durch und über die beteiligten Subjekteerfahrbar. Dementsprechend sind aus dem mathematisch-naturwissenschaftlichenObjektverhältnis alle Werthaltungen und Emotionenausgeschlossen, in der Lrteratur sind sie umgekehrt geradezuobligatorisch.Man könnte diese Konfrontation der fachspezifischen Sozialisationsansprüche- etwa unter den Aspekten der Innen- und Außenzentrierungder Persönlichkeit, ihrer Sach-, Personen- und Gruppenorientierungoder ihrer Kopf-, Affekt- und Körperbestimmtheit - noch eine ganzeWeile fortführen, doch dürften die genannten Beispiele ausreichen,um die theoretische Inkonsistenz der Gesamtheit der Bildungszielvorstellungenunserer Lehrerstudenten zu belegen. Überdies wirddiese Inkonsistenzfeststellung von "der schulisch~n Praxis drasti&chuntermauert. Denn es dürfte wohl kaum ein Lehrerkollegium geben,in dem auch nur ein einziger Kollege das von der Lehrergesamtheitangestre,bte Bildungsideal in sich auch nur ansatzweise repräsentiert.Ja, die Institution des Fachlehrers setzt zu seiner Begründunggeradezu umgekehrt voraus, daß es 1l'l der Erwachsenenweltkeinerlei integriertes Vorbild für das g~bt, was der .Schülereinmal werden. soll. Das gilt sowohl hin'sichtlich der Fülle der vonden SchUlern zu erwerbenden Kenntnisse, die in ihrer. enzyklopädisehenGesamtheit in der Regel von keinem ihrer Lehrer beherrschtwerden, als auch im Hinblick auf die erwähnten Denkweisen, Einstellungenund Verhaltensdispositionen, die im Kollegium nichtselten tiefe Gräben aufwerfen.Wenn die Fächer also nicht auf ein gemeinsames Bildungsideal verpflichtetsind, weil sich die Summe ihrer Bildungsansprüche garnicht realisieren läßt, dann stellt sich natUrlieh die Frage, welcheallgemeinen Ziele die Einzelfächer anstelle dieses nicht zuletzt quaFachlehrerprinzip außer Kraft gesetzten Ideals verfolgen. Unserestudentischen Zielvorstellungen geben hierüber eine relativ eindeutigeAuskunft : Jede Fachlehrergruppe versucht ganz offensichtlich,die SchUler so weit als möglich zu sich herUberzuziehen. Das" beginnt beim zu vermittelnden "Spaß" an der jeweiligen Disziplinund geht Uber die implizite Verpflichtung auf die fachspezifischeSprache und Denkweise bis hin zur Suggerierung eines ganzen Welt-
-114 -bildes aus der Sicht der betreffenden Fachdisziplin.Die Schüler werden dementspre~hend von Stunde zu Stunde zwischenden paradigmatischen Ansprüchen der Fächer hin und her gezerrtund sollen bald abgehobene Denker, bald feinfühlige Sozialwesen,bald selbstdisziplinierte Arbeiter sein. Kein Wunder, daß sie sichrecht bald für das eine oder andere Fach entscheiden, um den AnpassungswUnschenihrer Leh~er wenigstens partiell nachzukommen.Diesem Identifikationsbedürfnis der Schüler im Chaos des schulischenSozialisationsangebotes kommen die Lehrer mehr (Sozialkunde)oder weniger (Mathemati~hysik) entgegen. Auch dabei sind sie jedochprimär den Interessen ihres Faches verpflichtet, ihr Eingehenauf die Schüler ist als bloße Motivationstechnologie lediglichtaktischer Natur 14). Das Ergebnis sind Schüler mit Lieblingsfächer,die nur hier den in sie gesetzten Bildungserwartungeneinigermaßen nachkommen, und Lehrer mit Lieblingsschülern, die zunehmendzum Hauptorientierungspunkt ihrer Unterrichtsplanungavancieren. Und das Ganze beschreibt nichts anderes als den anunseren Schulen dominierenden Prozess der Fachsozialisation, derWeitergab~ fachspezifischer Einstellungen und Sichtweisen an eineMinderheit von dafür - aus welchen Gründen auch immer - besondersempfänglichen SchUlern 15)14) Das wird auch durch das geringe, kaum Uber Motivationsfragenhinausgehende Interesse der' Fachdidaktiker an der Beschäftigung mitdem Unterrichtsfaktor "Schüler" deutlich. Vergleiche hierzuRainer BräIDer:Was erfahren wir aus unseren fachdidaktischen ZeitschriftenUber die Wirklichkeit des naturwissenschaftlichen Unterrichts?physica didactika H 3/1979, S. 137 ff.15) Vergleiche hierzu Rainer Brämer: Die Beliebtheit des naturwissenschaftlichenUnterrichts als Kriterium fUr seine Sozialisatlonswirksamkeit.Zeitschrift fUr Pädagogik H 2/1979, S. 259 ff
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