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12.07.2015 Aufrufe

- 111 -denkbar wäre. Vielmehr geht es in allen Fällen mehr oder wenigerum die Formung von Persönlichkeiten mit spezi«ischen Denkgewohnheiten,Haltungen und Einstellungen. Diese vielfältigen Sozial i­sationsan~prüche sind aber nicht so einfach voneinander zu trennenwie , die fachspezifischen Wiss'ensquanten,. und die Frage ist eben,ob sie dort, wo sie einander überdecken, widersprüchliche Anforderungenan die Sozialisation der Schüler zur Folge haben.Nicht gerade widersprüchlich, aber realistischerw,eisekaum in einerPerson zu vereinen sind die Lernanforderungen in solchen Zielbereichen,die von allen Fächern gleichermaßen angegangen werden.Ein Beispiel hierfür ist die Sprache der Schüler, an die nicht nurim Deutsch- und Fremdsprachenunterricht , sondern auch in anderenUnterrichtsdisziplinen zum Teil erhebliche Ansprüche in Hinblickauf das Erlernen der Lexik und Syntax der je spezifischen Fachsprachegestellt werden 13). Ein anderes Besipiel ist das ästhetischeEmpfinden, auf dessen erzieherische Ausformung jedes Fachseinen eigenen Anspruch erhebt; gleichzeitig jedoch die abstraktenKonstruktionen der Mathematik, die Gesetzhaftigkeit der Physik;das harmonische Ineinandergreifen der Lebensvorgänge in der Biologie,die Bewegungsformen des menschlichen Körpers im Sportunterricht,die Produk~e , deutscher und ausländischer Schriftsteller, Lyriker,Maier, Bildhauer und Komponisten in den Kulturfächern - das andereGeschlecht taucht ,in dieser Liste übrigens nicht auf - ästhetischansprechend zu finden, das dürfte ein normales ästhetisches Fassungsvermögenbei weitem übersteigen. Ähnliches gilt schließlich auchfür die von den Fachvertretern intendierte emotionale Vereinnahmung'der Schüler f~r ihre jeweiligen Disziplinen; auch hierdürfte die Kapazität der SChülerpsyche,an allen schulisch repräsentiertenFachgegenständen und -methoden gleichermaßen "Spaß" zuhaben ,und Über sie "Freude" zu empfinden, überfordert sein.13) So weisen Bräm~~ und Clemens nach, daß beispielsweise derPhysikunterricht in der Regel weitaus höhere Anforderungen hinsichtlichder Aneignung von (Fach-)vokabeln stellt als der Englischunterricht.Ra i ner Brämer, Hans Clemens: Physik als Fremdsprache.Der Physikunterricht H3/1980, im Druck.

"- 112 -Abgesehen von derartigen intenti.onalen Uberbesetzungen bestimmterZielbereithe lassen sich zwischen den Sozialisati.onsabsichten dervon uns befragten Studentengruppen aber auch eindeutige Widersprücheausmachen, S.o beanspruchen etwa die zukünftigen Mathematiklehrer,in ihrem Fach die Grund~agen allen, insbes.ondere aberdes logischen und abstrakten Denkens zu vermitteln. D.och widersprichtdie mathematische Rati.onalität nicht nur den überwiegendenDenkanforderungen des Alltags, auch die Fächer Politik oderDeutsch können nur hoffen, daß die Schüler nicht allzuviel davonverinnerlicht haben. Denn die lineare Deduktionslogik der Mathematikverträgt sich durchaus nicht mit den komplexen DenkmusternsozialkWldlicher oder literarischer Provenienz. Und selbst dieNaturwissenschaften haben bei einem hartgesottenen mathematischenDenker Schwierigkeiten, ihre pragmatischen Verfahrensweisen plausibelzu machen. Uberdies setzen die Mathematiklehrer ihre axiomatischenDenkkonstrukte scheinbar in den luftleeren Raum reinenDenkens,um sich dann jedesmal aufs neue zu wundern, wenn sie sichin der UmWelt als anwendbar erweisen. Die Naturwissenschaftler erdenkendemgegenüber ihre Erkenntnisse in der mühsamen Abarbeitungan den objektiven Gegebenheiten der Materie, während die Kulturschaffendenihre Einsichten schließlich aus den Tiefen der menschlichenPsyche gewinnen.Noch deutlicher als in diesen unterschiedlichen Denkansätzen und-weisen wird der Gegensatz der Fachansprüche hinsichtlich des demSchüler anzuerziehenden Verhältnisses zu den Dingen und Strukturenseiner Umwelt. Während die Mathematik Phänomene und Strukturenstreng trennt und nur letztere als wesentlich gelten läßt, bildensch.on in der Biologie, von der Gesellschaftslehre ganz zu schweigen,Phänomene und Strukturen eine unlösbare (bzw. dialektische ) Einheit.Auch das Zergliedern von Sachen in seine Aspekte - in der Physikhöchste Tugend - ist in der Biologie zugunsten eines ganzheitlichenErfassens der Wirklichkeit nur" sehr begrenzt zugelassen, währendim Deutschunterricht hierin sogar ein ausgesprochener Kunstfehlergesehen wird.Ähnliches gilt für die Einbeziehung des mit seiner sächlichen Umweltin Beziehung tretenden Subjektes in die fachliche Reflexion.Während im naturwissenschaftlichen Unterricht das beobachtende Subjektgänzlich außen vor bleibt, in der Sachanalyse also nichtansatzweise auftaucht, ist es im politischen Unterricht über das

- 111 -denkbar wäre. Vielmehr geht es in allen Fällen mehr oder wenigerum die Formung von Persönlichkeiten mit spezi«ischen Denkgewohnheiten,Haltungen und Einstellungen. Diese vielfältigen Sozial i­sationsan~prüche sind aber nicht so einfach voneinander zu trennenwie , die fachspezifischen Wiss'ensquanten,. und die Frage ist eben,ob sie dort, wo sie einander überdecken, widersprüchliche Anforderungenan die Sozialisation der Schüler zur Folge haben.Nicht gerade widersprüchlich, aber realistischerw,eisekaum in einerPerson zu vereinen sind die Lernanforderungen in solchen Zielbereichen,die von allen Fächern gleichermaßen angegangen werden.Ein Beispiel hierfür ist die Sprache der Schüler, an die nicht nurim Deutsch- und Fremdsprachenunterricht , sondern auch in anderenUnterrichtsdisziplinen zum Teil erhebliche Ansprüche in Hinblickauf das Erlernen der Lexik und Syntax der je spezifischen Fachsprachegestellt werden 13). Ein anderes Besipiel ist das ästhetischeEmpfinden, auf dessen erzieherische Ausformung jedes Fachseinen eigenen Anspruch erhebt; gleichzeitig jedoch die abstraktenKonstruktionen der Mathematik, die Gesetzhaftigkeit der Physik;das harmonische Ineinandergreifen der Lebensvorgänge in der Biologie,die Bewegungsformen des menschlichen Körpers im Sportunterricht,die Produk~e , deutscher und ausländischer Schriftsteller, Lyriker,Maier, Bildhauer und Komponisten in den Kulturfächern - das andereGeschlecht taucht ,in dieser Liste übrigens nicht auf - ästhetischansprechend zu finden, das dürfte ein normales ästhetisches Fassungsvermögenbei weitem übersteigen. Ähnliches gilt schließlich auchfür die von den Fachvertretern intendierte emotionale Vereinnahmung'der Schüler f~r ihre jeweiligen Disziplinen; auch hierdürfte die Kapazität der SChülerpsyche,an allen schulisch repräsentiertenFachgegenständen und -methoden gleichermaßen "Spaß" zuhaben ,und Über sie "Freude" zu empfinden, überfordert sein.13) So weisen Bräm~~ und Clemens nach, daß beispielsweise derPhysikunterricht in der Regel weitaus höhere Anforderungen hinsichtlichder Aneignung von (Fach-)vokabeln stellt als der Englischunterricht.Ra i ner Brämer, Hans Clemens: Physik als Fremdsprache.Der Physikunterricht H3/1980, im Druck.

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