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Damian Stier - Haranni-Gymnasium Herne

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Essay-Wettbewerb 2011<strong>Damian</strong> <strong>Stier</strong>Klasse: 11Frau MiddelhaufeVerändert das Lesen die Sicht auf die Welt?Kompositionen aus Wörtern und Zeichen ergeben letztlich das, was wir heute einenText nennen. Oft sind diese Texte, die wir heute lesen für uns etwas, das wirnicht mehr so ansehen, als ob es für uns Bezug hätte, doch es gibt auchMenschen, die in der Lage sind tiefer zu Blicken. Einige Menschen sind in derLage eine Intention aus einem Text zu ziehen. Sie sind vielleicht in der Lageeinen Text zu analysieren und zu versuchen, alles herauszubekommen, was derAutor in diesem Text ausdrückt und doch scheint es oft so, als würde man nur ander Oberfläche kratzen, nur Aussagen und Argumente des Autors halbherzig lesenund herausarbeiten. Leider bleibt oft bei diesem Lesen eines auf der Strecke:die Gefühle, die der Autor in sein Werk überträgt. Wie kann ein Mensch sichersein, ob er wirklich versteht, was ein Autor mit seinem Werk ausdrücken möchte?Wie soll ein Mensch wissen, wie es sich angefühlt haben muss, diesen Text zuverfassen und zu schreiben? Ich denke, dass sich vor allem die Frage aufdrängt,wie es möglich ist einen Text zu werten oder ihm gar eine Ordnung zu geben, soist es doch immer auf die Subjektivität des Lesers zu beziehen und diese kannsich unterscheiden von der Sichtweise des Verfassers. Die Sichtweisen könnenmit einander harmonieren oder einander ändern und dadurch einen neuen Blick aufdie Welt kreieren kann.Ich persönlich schreite in meinem Leben voran und suche oft in dem was ich tuenach einem Sinn und oft fällt mir auf, dass es eigentlich keinen Sinn gibt, docheinige Jahre oder auch Tage später verändert sich genau diese Sichtweise, weilich manchmal einfach nachgedacht habe oder aber weil es tatsächlich Literaturgibt, die in der Lage war meine Sichtweise zu ändern. So kann mir ein TextGefühle, Informationen oder Einsichten schenken.Wenn ich in die Zeitungen von Heute blicke und die Todesanzeigen oder alleineirgendwelche Titel lese, in denen mal wieder die Toten von irgendwelchenKatastrophen aufgeführt sind, dann stimmt es mich traurig und ich beginne sofortüber genau diese Opfer nachzudenken, wobei sich auch meine Welt und dieSichtweise auf diese Welt zu verändern scheint. Vielleicht steht der Name voneiner Person, die man mag in den Todesanzeigen und man selbst bricht in Tränenaus, weil der Verlust einfach Trauer in das Leben bringt, wodurch die Hoffnungin einem erstmal zum erliegen kommt. Doch wenn man dann die Sprüche und dieAnteilnahme auf den Beileidskarten ließt, kommen die Menschen, die sich selbsthinsetzten und eine solche Karte schreiben, einem näher vor als zuvor undendlich spürt man wieder Wärme und Nähe, weil man weiß, dass man nicht alleineist.Wir Menschen lesen, weil wir neugierig sind und wissen wollen, wie sich etwasentwickelt und doch zeigt sich bei uns größte Ignoranz, weil wir niemals so tiefbohren könnten, als das wir verstehen könnten, was der Autor uns sagen will. Esist nicht das Lesen, dass uns verändert, sondern es ist die Veränderung, dieunser Lesen verändert, so wie die Veränderung das Schreiben verändert. Es istjemandem der tief in sich Trauer, Frust oder Verzweiflung spürt nur in denseltensten Gelegenheiten möglich, einen Text zu schreiben, der einem Anderen einGefühl von Glück und Freude bereitet. Vielmehr ist es möglich in dem Text vonjemandem der Trauer empfindet, nachzufühlen, wie sehr er sich doch innerlichwindet, um alldem zu entkommen.Der schwarze Strand der Trauer wirkt so leer und trostlos, wenn wir nichtbeginnen zu fühlen, was der Autor uns mit seinen Worten mitteilen will. Wirdürfen nicht nur die Komposition als solches in uns aufnehmen, in dem wir


probieren diese Wortgefüge rein kausal zu verstehen, sondern es mangelt wirklicheinem jedem daran, dass er fühlt, was uns gegenüber nicht direkt ausgeschriebenwird. Wie soll sich denn etwas verändern, wenn der Blick auf eine Welt sichversteinert und fokussiert bleibt, die Ignoranz in jedem Moment erneut aufbaut?Wann kommt es schon dazu, dass wir angehalten sind, die Gefühle andereraufzunehmen oder gar durch unsere Hilfe zu ändern?Ich persönlich begann Essays zu schreiben, damit meine Gefühle eineBeschwichtigung in den Texten finden können, die meiner Trauer, aber auch meinemWohlsein entspringen. Durch genau diese Texte ist es mein Ziel, den schwarzenStrand der Trauer ein wenig zu füllen und ihm Trost zu schenken, weil ichbeginnen will, in der Zukunft ein Licht der Hoffnung zu finden. Ich will meineGefühle mit der Welt teilen: darum schreibe ich Essays und andere Dinge, durchdie ich verbreiten möchte, was nur geschah, um so die Sichtweise von Menschen zuändern, die vielleicht ähnlich, wie ich denken und fühlen.Nicht ein jeder Autor erreicht mit seinen Büchern jeden Leser, doch ist einjeder Verfasser in meinen Augen ein Held, weil er wenigstens den Versuch nichtunterlässt, die Welt zu ändern. Ich bewundere jeden, der in der Lage ist, auchnur einen von sich zu überzeugen oder einem einzigen den rechten Weg zu weisen.So sehe ich selbst, dass ich mir wünsche, die Kunst, die sich auch durchRhetorik und andere Techniken ergibt, zu Leben.Wenn ich das Haus, in dem ich lebe, verlasse, dann würde es mich freuen, wennich in eine Sonne sehe, die mir Liebe sendet, so wie vielleicht irgendeinVerfasser sich eine solche Sonne vorstellt. Wie gerne würde ich auf einenSchulhof kommen, auf dem alle Schüler einander gleich ansehen und auch keinerein Vorurteil gegen einen anderen hat, wie es die Verfasser immer mahnen. Waseine Welt wäre es, wenn wir unser selbst finden würden und Verständnis hättenfüreinander und uns selbst? Verfasser beschreiben viele dieser Welten in denengenau solche Dinge möglich sind und in denen wir noch wahre Träume entdeckenkönnen.Wichtig ist einfach, dass der Mensch beginnt zu Träumen, denn auch wenn die Weltdies schon lange nicht mehr lohnenswert macht und scheinbar jeden Traum in einenAlptraum verwandeln will, so kann doch alleine das Lesen eines Buches schoneiner der Wege sein, der uns aus all dem führt, weil uns ein Verfasser an dieHand nimmt und uns einen Weg zeigt, den wir zuvor nicht kannten.Ob es der Friedensvertrag in der Politik ist, der vielen Opfern des Krieges einebessere Welt zeigt oder ob es für einige von uns ein Gedicht oder ein Liedtextist, der uns mit der Selbstsicherheit versorgt, durch welche wir den Tag, dersich vor uns auftut, überstehen. Für einen Kranken kann sich die Welt auch dannändern, wenn er in einem Arztbericht liest, dass seine Krankheit geheilt werdenkann.Für eine taub-stumme Frau kann das Lesen der Mimik und Gestik ihrer Kinder daseinzige Tor zur Welt sein und ihr Leben so ändern, dass sie es als lebenswertansieht. All diese Beispiele haben etwas gemeinsam. Alle Ergebnisse, die inniedergeschriebener Form existieren müssen von uns akzeptiert und erwirktwerden, so ist das Niederschreiben nur der erste Schritt unter vielen.Eventuell ist das Schreiben und Lesen dieser Dinge der erste Schritt untervielen, doch es ist für jeden das Wichtigste erstmals zu erkennen in welcheRichtung er schreiten muss, denn wie sonst soll ein Ziel anvisiert und erreichtwerden? Wie soll Lesen etwas ändern, ohne das wir ein Ziel kennen zu dem esalles ändern soll?Wenn nun ein Mensch, der in der Lage ist tiefer zu blicken auch nur einen Textfinden sollte, der irgendeinen Ausschlag geben kann, dann denke ich sehr wohl,dass Lesen die Sicht auf die Welt verändern kann, wenn es letztlich nicht sogardie gesamte Welt verändert, in dem es den Menschen und seine Sichtweise schultund lehrt.

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