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HNO - St. Barbara-Klinik Hamm-Heessen GmbH

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<strong>HNO</strong><br />

Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie<br />

Deutsche Akademie für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie<br />

Elektronischer Sonderdruck für<br />

J. Abrams<br />

Ein Service von Springer Medizin<br />

<strong>HNO</strong> 2011 · 59:1215–1218 · DOI 10.1007/s00106-011-2314-z<br />

© Springer-Verlag 2011<br />

www.<strong>HNO</strong>.springer.de<br />

zur nichtkommerziellen Nutzung auf der<br />

privaten Homepage und Institutssite des Autors<br />

J. Abrams<br />

Zur sonographischen Differenzialdiagnose des<br />

Schilddrüsenknotens<br />

Das pharyngoösophageale Divertikel


<strong>HNO</strong> 2011 · 59:1215–1218<br />

DOI 10.1007/s00106-011-2314-z<br />

Online publiziert: 22. April 2011<br />

© Springer-Verlag 2011<br />

Redaktion<br />

C. Matthias, Göttingen<br />

Die Divertikel des paraösophagealen<br />

Übergangs sind im deutschen Schrifttum<br />

vor allen Dingen mit dem Namen Zenker<br />

verbunden. Friedrich Albert Zenker hat<br />

das Hypopharynxdivertikel im Jahr 1874<br />

zum ersten Mal beschrieben [12]. Weniger<br />

bekannt ist das Killian-Jamieson-Divertikel,<br />

das zuerst von Killian im frühen<br />

20. Jh. erwähnt wurde [4].<br />

Die Schwachstelle im Bereich des<br />

Hypopharynx, durch die sich das Zenker-Divertikel<br />

entwickelt, wird als Killian-Dreieck<br />

bezeichnet, während die<br />

Schwachstelle im Ösophagus für das Killian-Jamieson-Divertikel<br />

als Laimer-Dreieck<br />

bezeichnet wird. Letzteres wird im<br />

deutschen Schrifttum immer wieder verwechselt,<br />

wohl auch darauf zurückzuführen,<br />

dass das Killian-Jamieson-Divertikel<br />

nur wenig bekannt ist.<br />

Aufgrund der anatomischen Gegebenheiten<br />

entwickelt sich das Zenker-Diver-<br />

Abb. 1 7 Schildrüsensonographie.<br />

Vergleich prä- und<br />

postoperativ. Ein Pfeil Divertikel<br />

präoperativ, 2 Pfeile<br />

Ösophagus postoperativ<br />

(Patientin 1)<br />

Kasuistiken<br />

J. Abrams<br />

Belegabteilung für <strong>HNO</strong>-Heilkunde, Kopf-und Halschirurgie,<br />

Plastische Operationen, Schilddrüsenchirurgie, <strong>Hamm</strong><br />

Zur sonographischen<br />

Differenzialdiagnose des<br />

Schilddrüsenknotens<br />

Das pharyngoösophageale Divertikel<br />

tikel primär nach dorsal und später erst<br />

nach lateral. Durch die leicht links betonte<br />

Lage des Ösophagus tritt es in den allermeisten<br />

Fällen auf der linken Seite des<br />

Hypopharynx aus, was für die spätere sonographische<br />

Darstellung von Wichtigkeit<br />

ist [3, 11].<br />

In der Breischluckuntersuchung stellt<br />

sich das Zenker-Divertikel im Endstadium<br />

meistens als konstante, links betonte,<br />

größere Auswölbung dar. Die radiologische<br />

Entwicklung wird nach Brombart<br />

[2] in 4 <strong>St</strong>adien beschrieben. Das<br />

<strong>St</strong>adium I ist eine kleine 2–3 mm große<br />

Nischenbildung („Rosendorn“), im <strong>St</strong>adium<br />

II zeigt sich eine bis 10 mm große<br />

Aussackung des Hypopharynx. Diese beiden<br />

<strong>St</strong>adien sind nicht konstant und führen<br />

zu keiner Retention von Speiseresten.<br />

<strong>St</strong>adium III und IV sind dauerhafte Veränderungen<br />

von mehr als 10 mm Größe.<br />

Im Gegensatz zum <strong>St</strong>adium III ist das <strong>St</strong>a-<br />

dium IV mit einer Kompression des Ösophagus<br />

verbunden.<br />

Neben der radiologischen Untersuchung<br />

durch die Breischluckuntersuchung<br />

des Ösophagus kann die Diagnose<br />

bei anamnestischem Verdacht und ausreichender<br />

Größe der Aussackung (<strong>St</strong>adium<br />

III und IV) auch sonographisch gestellt<br />

werden. Darüber hinaus bietet die<br />

Sonographie auch die Möglichkeit der<br />

postoperativen Verlaufskontrolle.<br />

Kasuistiken<br />

Es wird im Folgenden über 3 Patienten<br />

berichtet, die sich im Rahmen unserer<br />

Schilddrüsensprechstunde wegen sonographisch<br />

aufgefallener Schilddrüsenknoten<br />

vorstellten und gleichzeitig über<br />

Schluckbeschwerden klagten.<br />

<strong>HNO</strong> 12 · 2011 |<br />

1215


Patientin 1<br />

Die 62-jährige Patientin suchte unsere<br />

Praxis zur Untersuchung der Schilddrüse<br />

auf und berichtete nebenbei über ein<br />

Fremdkörpergefühl nach dem Essen und<br />

gelegentliches Aufstoßen von Nahrung.<br />

Die Untersuchung ergab einen unauffälligen<br />

<strong>HNO</strong>-Spiegelbefund. Bei der Sonographie<br />

des Halses und der Schilddrü-<br />

1216 | <strong>HNO</strong> 12 · 2011<br />

Kasuistiken<br />

Abb. 2 9 Intraoperativer<br />

Situs. Schwellendurchtrennung.<br />

Pfeil<br />

Durchtrennte Divertikelschwelle(Patientin<br />

1)<br />

se (Gerät: Siemens Adara, 7,5-MHz-Linear-Schallkopf)<br />

zeigte sich ein runder<br />

Knoten links lateral mit verstärktem Hinterwandecho<br />

und darunter liegender peripher<br />

echoarmer Zone. Das innere des<br />

Knotens war echodicht. Bei Kompression<br />

ließ sich eine Größenveränderung erahnen<br />

(. Abb. 1).<br />

Der daraufhin veranlasste Ösophagusbreischluck<br />

ergab ein deutliches, links be-<br />

Abb. 3 9 Schildrüsensonographie.<br />

Vergleich prä- und<br />

postoperativ. Ein Pfeil Divertikel<br />

präoperativ, 2 Pfeile<br />

Ösophagus postoperativ<br />

(Patient 2)<br />

Abb. 4 9 Schildrüsensonographie.<br />

Vergleich prä- und<br />

postoperativ. Pfeil Schilddrüsenknoten<br />

links, Differenzialdiagnose:Zenker-Divertikel<br />

(Patientin 3)<br />

tontes Hypopharynxdivertikel. Therapeutisch<br />

wurde eine Schwellendurchtrennung<br />

des Hypopharynxdivertikels mit dem<br />

CO2-Laser vorgenommen (. Abb. 2).<br />

Nach unkompliziertem postoperativem<br />

Verlauf konnte die Patientin kurzfristig<br />

entlassen werden. Die postoperative Sonographie<br />

der Schilddrüse zeigte ein nahezu<br />

vollständiges Verschwinden des<br />

Schilddrüsenknotens links.


Es handelte sich also, wie schon präoperativ<br />

vermutet, bei dem links betonten<br />

Schilddrüsenknoten um ein Hypopharynxdivertikel,<br />

das durch die Lasertherapie<br />

ausreichend therapiert wurde.<br />

Patient 2<br />

Der 66 Jahre alte Patient stellte sich in<br />

unserer Schilddrüsensprechstunde zur<br />

Kontrolluntersuchung der Schilddrüse<br />

vor. Er berichtete nebenbei über ein<br />

dumpfes Hören rechts seit 3 Wochen nach<br />

einer Erkältung sowie weiterhin über starkes<br />

Aufstoßen von Speiseresten nach dem<br />

Essen, was er als sehr störend empfände.<br />

Der <strong>HNO</strong>-Spiegelbefund ergab einen<br />

Paukenerguss rechts, ansonsten keinerlei<br />

Auffälligkeiten. Bei der Sonographie<br />

der Schilddrüse (Gerät: Siemens Sonoline<br />

G50, 7,5-MHz-Linear-Schallkopf) zeigte<br />

sich ein großer, links betonter Knoten mit<br />

dorsaler Randverstärkung und darunter<br />

liegendem echoarmem Saum (. Abb. 3).<br />

Der Knoten selbst war zentral echodicht.<br />

Wegen der anamnestisch geschilderten<br />

Schluckbeschwerden veranlassten<br />

wir eine Ösophagusbreischluckuntersuchung.<br />

Hier fand sich ein etwa 3 cm großes<br />

Zenker-Divertikel im kaudalen Abschnitt<br />

des Hypopharynx. Therapeutisch<br />

erfolgte auch hier die Laserdurchtrennung<br />

des Divertikels, und der Patient konnte<br />

bei problemlosem Verlauf nach Entfernung<br />

der Magensonde entlassen werden.<br />

Bei der nächsten Kontrolluntersuchung<br />

einen Monat später waren die Schluckbeschwerden<br />

vollständig verschwunden. Die<br />

Sonographie der Schilddrüse zeigte eine<br />

nahezu normale Darstellung des Ösophagus.<br />

Der vormals beschriebene Schilddrüsenknoten<br />

war vollständig verschwunden.<br />

Patientin 3<br />

Die 79-jährige Patientin suchte unsere<br />

Praxis wegen eines seit 4 Jahren bekannten<br />

Divertikels auf, das im Rahmen einer<br />

Gastroskopie aufgefallen war. Sie berichtete<br />

zudem über starke Schluckbeschwerden.<br />

Der <strong>HNO</strong>-Spiegelbefund war im Wesentlichen<br />

unauffällig, die Patientin war<br />

im Ober- und Unterkiefer totalprothetisch<br />

versorgt. Sonographisch (Gerät:<br />

Siemens Sonoline G50, 7,5-MHz-Linear-<br />

Schallkopf) erkannte man einen großen,<br />

echowechselnden Knoten der linken<br />

Schilddrüse mit zentralen Aufhellungen<br />

ohne dorsale Randverstärkung und auch<br />

ohne echoarmen Bezirk unterhalb des<br />

echodichten Randes (. Abb. 4)<br />

Therapeutisch wurde hier ebenfalls die<br />

Laserdurchtrennung des röntgenologisch<br />

beschriebenen Zenker-Divertikels mit<br />

dem CO2-Laser vorgenommen.<br />

Der postoperative Verlauf war ebenfalls<br />

komplikationslos, die Patientin wurde<br />

nach Entfernung der Magensonde entlassen.<br />

Bei der nächsten Kontrolluntersuchung,<br />

die etwa eine Woche nach Entlassung<br />

stattfand, war die Patientin bezüglich<br />

des Schluckens vollständig beschwerdefrei.<br />

Sonographisch konnte hier im Gegensatz<br />

zu den zuvor beschriebenen Patienten<br />

der eingangs beschriebene Schilddrüsenknoten<br />

weiterhin dargestellt werden,<br />

sodass davon auszugehen war, dass<br />

bei der Patientin neben dem beschriebenen<br />

Hypopharynxdivertikel ein links betonter<br />

Schilddrüsenknoten bestand, der<br />

auch szintigraphisch verifiziert wurde<br />

Diskussion<br />

Schilddrüsenknoten sind im Gegensatz zu<br />

Divertikeln sehr häufige Befunde. Nach<br />

den Ergebnissen der Papillon-<strong>St</strong>udie hat<br />

jeder 2. Bundesbürger ab dem 45. Lebensjahr<br />

einen Schilddrüsenbefund, jeder 4.<br />

einen Schilddrüsenknoten. Dagegen betrifft<br />

die Veränderung des Zenker-Divertikels<br />

lediglich 0,01–0,1% der älteren Bevölkerung<br />

in den westlichen Ländern [11]<br />

und hiervon etwa 80% Männer.<br />

Schilddrüsenknoten können in beiden<br />

Schilddrüsenlappen lokalisiert sein. Man<br />

unterscheidet sonographisch zwischen<br />

echoarmen Knoten (z. B. Zysten) und<br />

echodichten Knoten. Die Knoten können<br />

einen unregelmäßigen Rand haben (Verdacht<br />

auf Malignität) oder einen deutlichen<br />

Rand mit einem Halo und einer dorsalen<br />

Schallverstärkung. Der Darstellung<br />

von Kalk innerhalb eines Schilddrüsenknotens<br />

kommt besondere Bedeutung zu,<br />

da diese mit einer höheren Wahrscheinlichkeit<br />

auf ein Malignom hinweist.<br />

Für die sonographische Beschreibung<br />

eines Hypopharynx- bzw. Ösophagusdivertikels<br />

lassen sich eindeutige Kriterien<br />

Zusammenfassung · Abstract<br />

<strong>HNO</strong> 2011 · 59:1215–1218<br />

DOI 10.1007/s00106-011-2314-z<br />

© Springer-Verlag 2011<br />

J. Abrams<br />

Zur sonographischen<br />

Differenzialdiagnose des<br />

Schilddrüsenknotens.<br />

Das pharyngoösophageale<br />

Divertikel<br />

Zusammenfassung<br />

Die <strong>St</strong>andarddiagnostik des Divertikels des<br />

pharyngoösophagealen Übergangs ist die<br />

Breischluckuntersuchung des Ösophagus.<br />

Weniger bekannt ist die Darstellung des Divertikels<br />

in der Sonographie der Schilddrüse.<br />

Links tracheanah gelegene Schilddrüsenknoten<br />

mit echodichtem Rand, darunter gelegener<br />

hypoechogener Zone und echodichtem<br />

Zentrum sind hochgradig verdächtig auf<br />

ein Divertikel des Hypopharynx/Ösophagus<br />

und sollten weiter abgeklärt werden. In der<br />

postoperativen Phase ist die Erfolgskontrolle<br />

durch die schnelle sonographische Involution<br />

des präoperativ beschriebenen Knotens<br />

deutlich erleichtert.<br />

Schlüsselwörter<br />

Schilddrüsenknoten · Sonographie ·<br />

Divertikel · Hypopharynx · Ösophagus<br />

Sonographic differential<br />

diagnosis of thyroid nodule.<br />

Pharyngoesophageal<br />

diverticulum<br />

Abstract<br />

Esophagography is the standard diagnostic<br />

method for diverticulum of the pharyngoesophageal<br />

junction. Less known is detection<br />

of the diverticulum during thyroid gland ultrasonography.<br />

Thyroid nodules located near<br />

the left trachea with a hyperechogenic border,<br />

beneath which a hypoechogenic zone<br />

and an echogenic center are seen, are highly<br />

suspicious for diverticulum of the hypopharynx/esophagus<br />

and should be investigated<br />

further. Postoperative follow-up is facilitated<br />

by the rapid sonographic involution of the<br />

preoperatively described nodule.<br />

Keywords<br />

Thyroid nodule · Ultrasonography ·<br />

Diverticulum · Hypopharynx · Esophagus<br />

<strong>HNO</strong> 12 · 2011 |<br />

1217


Infobox 1 Kriterien des Divertikels in der<br />

Sonographie der Schilddrüse<br />

F Heterogener, linksgelegener „Schilddrüsenknoten“<br />

F Zentral echogene Herde wie Mikrokalzifikationen<br />

(Malignität?)<br />

F Peripher echodichte Zone mit darunter<br />

liegender echoarmer Zone<br />

F Größenveränderung (häufig bei und nach<br />

dem Schlucken)<br />

F Größenveränderung durch Kompression<br />

F Größenzunahme beim Schlucken von<br />

Wasser<br />

F Eintritt von Luftblasen beim Schlucken<br />

F Im Längsschnitt enger Kontakt zum Ösophagus<br />

F Farbkodierter Doppler: keine Perfusion<br />

definieren, aufgrund derer der hochgradige<br />

Verdacht auf ein Pulsationsdivertikel<br />

des oberen Ösophagussphinkters geäußert<br />

werden kann. Es handelt sich nahezu<br />

ausschließlich um heterogene, links<br />

gelegene Knoten im dorsalen Bereich der<br />

Schilddrüse. Auffällig ist auch eine echodichte<br />

Zone am Rand mit einer darunter<br />

liegenden echoarmen Zone. Auch sind<br />

zentral echodichte Zonen, die sich wie<br />

Mikrokalzifikationen darstellen, häufig.<br />

Sie sind teilweise auf Lufteinschlüsse oder<br />

Kalkinhalt von Nahrungsbestandteilen<br />

zurückzuführen ([5, 8]; . Infobox 1) Der<br />

Nachweis von Lufteinschlüssen in der Sonographie<br />

der Schilddrüse wird als wichtigster<br />

differenzialdiagnostischer Hinweis<br />

auf ein Divertikel angesehen [9] Bei der<br />

Ultraschalluntersuchung zeigt sich häufig<br />

eine Größenveränderung beim Schlucken.<br />

Aus diesem Grund sollte der Patient<br />

bei dem Verdacht auf ein Pulsationsdivertikel<br />

während der Diagnostik einmal<br />

Wasser schlucken. Bei dem Schluckversuch<br />

kommt es häufig zu einer Größenzunahme<br />

des Knotens. Ebenfalls lässt sich<br />

beim Schlucken der Eintritt von Luftblasen<br />

nachweisen. Im Längsschnitt zeigt das<br />

Divertikel einen engen Kontakt zum Ösophagus<br />

[1, 3, 5, 6, 8, 11].<br />

Insgesamt sind die sonographischen Kriterien<br />

zusammen mit den anamnestischen<br />

Angaben häufig richtungsweisend, um daraus<br />

die Verdachtsdiagnose auf ein Pulsationsdivertikel<br />

des oberen Ösophagusspinkters<br />

zu stellen. Zur weiteren Abklärung sollte<br />

dann auf jeden Fall die Indikation zum Ösophagusbreischluck<br />

gestellt werden.<br />

1218 | <strong>HNO</strong> 12 · 2011<br />

Kasuistiken<br />

Differenzialdiagnostisch sind neben<br />

den benignen bzw. malignen Schilddrüsenknoten<br />

(Mikrokalzifikation!) weitere<br />

Veränderungen, vor allen Dingen im parathyreoidalen<br />

Gewebe, auszuschließen.<br />

Zu nennen sind hier Lymphknotenvergrößerungen,Nebenschilddrüsenadenome,<br />

Paragangliome, Lipome, Zysten und<br />

Dermoide.<br />

Ein thyreoidaler Abzess, der durchaus<br />

gleiche sonographische Veränderungen<br />

hervorrufen kann, ist zum einen selten<br />

und er lässt sich auch aufgrund der fehlenden<br />

Anamnese ausschließen [7]. Bei<br />

den sonographisch darstellbaren Divertikeln<br />

sollen sich allein aufgrund der Lage<br />

(linkslateral) überproportional viele Killian-Jamieson-Divertikel<br />

finden.<br />

In der Literatur nicht erwähnt ist der<br />

<strong>St</strong>ellenwert der Sonographie in der Nachsorge<br />

des endoskopisch operierten Hypopharynxdivertikels.<br />

Wie unsere sonographischen Vergleiche<br />

zeigen, kann durch die Sonographie<br />

schon kurz nach der Operation eine deutliche<br />

Involution des endoskopisch operierten<br />

Divertikels nachgewiesen werden.<br />

Dies ist neben der postoperativen Beschwerdefreiheit<br />

als ein deutlicher Hinweis<br />

auf das erfolgreich operierte Divertikel<br />

zu werten. Es ist erstaunlich zu sehen,<br />

dass sich schon ein paar Tage nach erfolgreicher<br />

Schwellendurchtrennung ein Divertikel<br />

nicht mehr darstellen lässt. Andererseits<br />

sollte auch postoperativ immer<br />

eine erneute Sonographie der Schilddrüse<br />

erfolgen, um eine möglichen Schilddrüsenknoten<br />

zu erkennen, der zuvor evtl. als<br />

ein Divertikel missgedeutet wurde.<br />

Fazit für die Praxis<br />

F Im Rahmen der Schilddrüsensonographie<br />

ist bei tracheanahen Knoten<br />

der linken Schilddrüse an ein Divertikel<br />

des pharyngoösophagealen Übergangs<br />

zu denken.<br />

F Auch wenn der die Breischluckuntersuchung<br />

aus operativen Gründen<br />

durch die Sonographie nicht ersetzt<br />

werden kann, sind die sonographischdiagnostischen<br />

Kriterien in Kombination<br />

mit den anamnestischen Angaben<br />

so eindeutig, dass die Diagnose<br />

auch schon vor dem Vorliegen einer<br />

röntgenologischen Untersuchung gestellt<br />

werden kann.<br />

F Nach Schwellendurchtrennung des<br />

Pulsationsdivertikels ist die Sonographie<br />

der Schilddrüse zur Erfolgskontrolle<br />

aufgrund der schnellen Involution<br />

des operierten Divertikels sehr<br />

hilfreich.<br />

Korrespondenzadresse<br />

Dr. Dr. J. Abrams<br />

Belegabteilung für <strong>HNO</strong>-<br />

Heilkunde<br />

Kopf-und Halschirurgie<br />

Plastische Operationen<br />

Schilddrüsenchirurgie<br />

Am <strong>Heessen</strong>er Wald 1,<br />

59073 <strong>Hamm</strong><br />

abrams@hno-hamm.de<br />

Interessenkonflikt. Der korrespondierende Autor<br />

gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.<br />

Literatur<br />

1. Biggi E, Derchi LE, Cicio GR, Neumaier CE (1982)<br />

Sonographic findings of Zenker’s diverticulum. J<br />

Clin Ultrasound 10:395–396<br />

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de Zenker. Considerations pathogenetiques.<br />

J Belg Radiol 76:128<br />

3. Defriend DE, Dubbins PA (2000) Sonographic demonstration<br />

of a pharyngoesophageal diverticulum.<br />

J Clin Ultrasound 28:485–487<br />

4. Ekberg O (1983) Lateral diverticula from the pharyngo-esophageal<br />

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146:117<br />

5. Kim J, Kim YJ, Kim EK, Park CS (2002) Incidentally<br />

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Yonsei Med J 43:271–273<br />

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(Zenker’s) diverticulum mimicking thyroid<br />

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Eur J Radiol: Epub 2010 Jun 22<br />

10. Pang JC, Chong S, Na HI et al (2009) Killian-Jamieson<br />

diverticulum mimicking a suspicious thyroid<br />

nodule: sonographic diagnosis. J Clin Ultrasound<br />

37:528–530<br />

11. Walts AE, Braunstein G (2006) Fine-needle aspiration<br />

of a paraesophageal diverticulum masquerading<br />

as a thyroid nodule. Diagn Cytopathol<br />

34:843–845<br />

12. Zenker FA, Ziemsen von (1874) Krankheiten des<br />

Ösophagus. In: Ziemsen H von (Hrsg) Handbuch<br />

der Speziellen Pathologie und Therapie,<br />

Bd 7(Suppl). F.C.W Vogel, Leipzig, S 1–87

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