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mh-info 2004-3 - medienhilfe

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Beauty oder Big Fish produziert haben.Es könnte ein interessanter Film werden.Nur erwarte ich keine ernsthafte historischeRekonstruktion, sondern einen Film,der allgemein und einfach verständlichsein wird für ein breites Publikum.Hat sich B92 im Lauf der Zeit und <strong>info</strong>lgeder gewachsenen Konkurrenz zum Mainstream-Senderentwickelt, der seine ursprünglichenkritischen Werte aufgegebenhat, um dem breiten Publikum zu gefallen?Obwohl wir nicht grundsätzlich gegenden Mainstream sind, möchten wir dieWerte, für die wir seit Beginn gekämpfthaben, nicht aufgeben. Sendungen überMenschenrechte, alternative Kultur, Bildungsprogrammeusw. bleiben unserMarkenzeichen. Wir ändern also nicht dieInhalte unserer zentralen Sendungen, wohlaber die Instrumente zur Vergrösserungunseres Einflusses. Dazu gehört unserneues Unterhaltungsprogramm, mit demwir unsere nicht-kommerziellen Sendungenfinanzieren möchten.Glauben Sie, serbische Medien werden inZukunft wieder Hass schüren nach denjüngsten gewalttätigen Ausschreitungenin Kosovo?Es waren beträchtliche Unterschiede inder Berichterstattung der Medien nachdiesen Ereignissen zu bemerken. Andersals während den Ausschreitungen in Kosovoam 17. März reagierten elektronischeMedien vernünftiger als die Printmedien.Vor allem in der Politik wird nachdem Abbrennen der Moscheen in Belgradund Nis noch viel getan werden müssen,um den angerichteten Schaden zu reparieren.Nach dem 5. Oktober 2000 wurde mitMilosevics Regime nicht gänzlich gebrochen,d.h. das “kulturelle Modell” jenerZeit hat überlebt und ist weiterhin in derLage, Ereignisse dieser Art zu aktivieren.Ich denke jedoch, dass die alten Hassredennie wieder im gleichen Mass geführtwerden.Denken Sie, dass wir noch einmal Angriffeauf die Redefreiheit in Serbien erlebenmüssen?Weiterhin werden Druckmittel gegen dieMedien eingesetzt, Journalisten bedrohtund sogar mit Gewalt angegriffen. Ichdenke jedoch nicht, dass die neue Regierungspolitiksolche Zuwiderhandlungenunterstützt. Die neue Regierung möchteals Beschützerin der Freiheit und desGesetzes einen guten Eindruck machen.In der Vergangenheit hatten wir nur einVeran Matic, Chefredaktor von RTV B92:Medienmacher mit Werten und aus ÜberzeugungMachtzentrum, das für die Gewalt verantwortlichwar. Heute haben wir zahlreicheGruppen, die ökonomische, politische oderkriminelle Interessen verfolgen. SolcheGruppen wollen mit Einschüchterungenund anderen Druckmitteln die Kontrolleüber die Medien an sich reissen, um so diebereits instabile Regierung noch weiter zudestabilisieren.Fürchten Sie, dass in Serbien erneut dieGefahr von politischem Radikalismus besteht?Ich möchte die Möglichkeit eines erneutenRadikalismus in Politik und Gesellschaftnicht in Abrede stellen. Ich glaubeindes nicht, dass wir jemals wieder solcheVerhältnisse wie in den 1990er Jahrenhaben werden. Wir sind allerdings nochnicht in der Lage zu sehen, was in denkommenden Jahren in der Region passierenwird. Man muss sich vor Augenführen, dass erneuter Radikalismus inSerbien die ganze Region, also auch dieFriedensprozesse in Kosovo, Monteneground besonders Bosnien-Herzegowina destabilisierenkönnte.Was ist nach Ihrer Einschätzung derGrund für die Tatsache, dass Serbien esbis jetzt unterlassen hat, für die Medienentscheidende Gesetze wie das Informationsfreiheitsgesetzzu verabschieden?<strong>mh</strong><strong>info</strong>6Die letzte Regierung war mit den Gesetzender ökonomischen Reformen beschäftigt,während die jetzige Regierung an derneuen Verfassung arbeitet. Die aktuelleRegierung wird das Informationsgesetzwohl in den kommenden Monaten bearbeiten.Mir bereitet etwas anderes Sorgen:Die Gesetze könnten demokratischverabschiedet, aber in der Praxis vondemselben Parlament, das es verabschiedethat, gebrochen werden, wie das beimFernmeldegesetz geschehen ist.Haben die Medien im ehemaligen Jugoslawieneinen Reifeprozess hinsichtlichProfessionalität und moralischer Verantwortungdurchlaufen?Die jüngsten Ereignisse in Kosovo zeigen,dass es beträchliche Unterschiedegibt, wie Medien auf neu entfachten Radikalismusund Extremismus reagieren.Das bestätigt auch die von der OSZE lancierteUntersuchung über die Rolle derMedien in den Ausschreitungen in Kosovo.Selbstverständlich ist die Bedeutungder Medien enorm, und sie wird mit Sicherheitweiter zunehmen. Aber der Sinnder Medienschaffenden für Professionalitätund moralische Verantwortung istimmer noch viel zu schwach entwickelt.Sogar wenn ein bestimmter Grad an Professionalitätder Medien erreicht ist, brauchtes nicht viel, um professionelle Berichterstattungunter dem Druck patriotischerLeidenschaften zu Fall zu bringen.* Das Gespräch führte Davor Konjikusic für dieSoutheast European Times in Belgrad. Es erschienam 17. Mai dieses Jahres.<strong>medienhilfe</strong> für ANEMSechs Monate lang, von Anfang Februarbis Ende Juli, konnte die <strong>medienhilfe</strong> ausgewählteANEM-Stationen in Serbienunterstützen (siehe <strong>mh</strong>-<strong>info</strong> <strong>2004</strong>-1).Möglich war dies dank Geldern des NationalEndowment for Democracy NED,der Stiftung des US-amerikanischenKongressesEin Rückblick zeigt, wie schwierig dieSituation in Serbien nach wie vor ist. Dieneue Regierung hat den Reform- undDemokratisierungsprozess gestoppt undeinen Prozess der Wiederherstellung desalten Systemes eingeleitet. Auch harrendie gesetzlichen Grundlagen zur Medienregulierungnoch immer ihrer Umsetzung.Politiker versuchen weiterhin, Kontrolleüber die Medien auszuüben. Angesichtsder politischen Unsicherheit und wirtschaftlichenSchwierigkeiten stellt dieUnterstützung durch NED eine wesentlicheÜberlebenshilfe für die neun ausgewähltenANEM-Mitglieder dar.Während der sechs Monate wurde einVorschlag ausgearbeitet, der die festgefahrenenFronten bei der Umsetzung desRundfunkgesetzes überwinden sollte.Obwohl der Vorschlag von allen Seitenpositiv bewertet wurde, lehnte die Regierungdie Umsetzung ab.

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