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mh-info 2004-3 - medienhilfe

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<strong>mh</strong><strong>medienhilfe</strong>Postfach, CH-8031 ZürichTel: +41/(0)1/272 46 37, Fax: +41/(0)1/ 272 46 82<strong>info</strong>@<strong>medienhilfe</strong>.ch, http://www.<strong>medienhilfe</strong>.ch<strong>info</strong>01.09.<strong>2004</strong><strong>2004</strong>/03Hoffnung auf dem BalkanFünfzehn Jahre ist es her, dass nach der Machtergreifung von Slobodan Milosevic in Serbienund der Machtübernahme nationalistischer Kräfte in anderen ehemaligen Republikendas ehemalige Jugoslawien in jahrewährenden Zerfall und Kriegswirren versank.Bald zehn Jahre sind es, dass mit dem Abkommen von Dayton der Krieg in Bosnien-Herzegowinabeendet ist und auch die Nato-Intervention in Kosov@ liegt schon wieder fünfJahre zurück.Und heute? Der Kosov@ war gerade dieses Frühjahr wieder Schauplatz heftigster ethnischerAuseinandersetzungen und für Bosnien-Herzegowina diskutiert der Nationalrateine Schweizer Beteiligung an der EU-Truppe. Auch Jahre nach dem Ende der Kriegewarten die Menschen in den neuen Ländern auf den Frieden. Warten? Ja, viele, allzu vielewarten. Aber einige engagieren sich auch seit Jahren aktiv für die Verarbeitung desGeschehenen und für eine Versöhnung der Menschen und Nationen untereinander. DerBalkan zwischen Nationalismus und Demokratie, zwischen Isolation und EU-Beitritt,zwischen Wirtschaftskrise und Aufbruchstimmung, zwischen Resignation und Hoffnung.Können die Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien auf Frieden und Perspektivenfür die Zukunft hoffen? Die Frage darf die Schweiz nicht gleichgültig lassen: fast400’000 Menschen aus dieser Region leben bei uns. Dass daraus Schwierigkeiten erwachsen,ist bekannt. Doch diese Einwanderung bringt, entgegen den gängigen Vorurteilen,auch eine vielfältige und wertvolle Bereicherung für unser Land.Politische und wirtschaftliche Erwägungen allein werden auf dem Balkan noch keineLösung bringen. Worte und Bilder gehören ebenso zur Versöhnung. So wie die Kultur miteiner extrem nationalistischen Ausrichtung zum Krieg beitragen kann, kann sie auch demFrieden dienen.Um das gegenseitige Verständnis zu fördern, organisiert das Schweizer Komitee derEuropäischen Kulturstiftung in Zusammenarbeit mit dem Eidg. Departement für auswärtigeAngelegenheiten (EDA), der Direktion für Zusammenarbeit und Entwicklung (DEZA),Pro Helvetia, der Stadt Zürich, Migros Kulturprozent und der Ringier AG vom 17. bis 19.September <strong>2004</strong> ein Begegnungs-Wochenende in Zürich mit Intellektuellen und Medienschaffendenaus Ex-Jugoslawien.Einige der bemerkenswertesten Persönlichkeiten des kulturellen Lebens auf dem Balkanwurden nach Zürich eingeladen. Die Veranstaltung unter dem Motto “Voix d'Europe– Hoffnung auf dem Balkan” ist ein Zeichen der Wertschätzung gegenüber dieser oft verkanntenBevölkerung. Dieses Wochenende soll den angereisten Kultur-, Sprach- undMedienschaffenden erlauben, unter sich und mit dem Schweizer Publikum die wohl brennendsteFrage zu diskutieren: Gibt es Hoffnung für den Balkan?Medien haben in den Kriegen des ehemaligen Jugoslawien eine wesentliche Rollegespielt, indem sie sich zu Sprachrohren und aktiven Propagandainstrumenten der jeweiligenRegierung machen liessen. Medienschaffende gehören aber auch zu den engagiertestenKräften für die Demokratisierung der Gesellschaft. Medien können ein zentralesMittel der Friedensförderung sein, denn sie erlauben der Gesellschaft und dem politischenSystem die Auseinandersetzung mit sich selber, mit den inhärenten Problemen und Konflikten.Als Kanal für Information und Forum für Meinungen sind Medien der Austragungsortgewaltfreier Konfliktbearbeitung und aktiver Konflikttransformation. DieUnterstützung für professionelles Medienschaffen und unabhängige Medien ist ein Beitragzur Demokratisierung und positiven Entwicklung der Gesellschaft.Die <strong>medienhilfe</strong> organisiert deshalb im Rahmen der Veranstaltung “Hoffnung auf demBalkan” ein Fach- und Mediengespräch sowie einen Workshop mit prominenten Medienschaffenden,die sich seit Jahren in ihrer Arbeit für Demokratie und Versöhnung einsetzen.Wir laden Sie zu diesen Anlässen herzlich ein. Es lohnt sich, dabei zu sein.Roland Brunner, <strong>medienhilfe</strong>Keine Selbstkritik im Kosov@Die Kritik der internationalen Gemeinschaftan kosov@-albanischenMedien als Mitverantwortliche dergewaltsamen März-Ausschreitungenwar massiv. Geändert hat sich jeochkaum etwasSeite 2/3B92: Ein Sender mit WertenRadio B92 symbolisierte in den 90er-Jahren in Belgrad Freiheit und Widerstand.Heute ist RTV B92 eine derrenomiertesten Stationen. Ein Interviewmit Chefredaktor Veran Maticzur Mediensituation in Serbien heute.Seite 5/6VeranstaltungHoffnung auf dem Balkan –unter diesem Titel finden vom17. bis 19. September in ZürichVeranstaltungen statt, zu denenprominente Kultur-, Sprach- undMedienschaffende aus dem ehemaligenJugoslawien eingeladensind.Sie finden die Informationendazu hier im <strong>mh</strong>-<strong>info</strong> auf Seite 1(Editorial) und auf Seite 4 sowieunter www.<strong>medienhilfe</strong>.ch


Medien in Kosov@ nach den MärzausschreitungenTrotz Schelte keine SelbstkritikMassiv war die Kritik an den kosov@-albanischen Medien als Mitverantwortlicheder gewaltvollen AusschreitungenMitte März. Geändert hat sichjedoch kaum etwas.Von Carole Gürtler*Bereits ein halbes Jahr ist es her, dassfalsche Medienberichte in Kosov@ zugewaltvollen Ausschreitungen seitens derAlbaner vor allem gegen die serbischeMinderheit geführt haben. Rund 51'000Menschen waren in die Unruhen involviert,19 Menschen verloren dabei ihrLeben und zahlreiche Häuser der serbischenund Roma Minderheit sowie serbisch-orthodoxeSakralbauten wurdenzerstört. Die Eskalation dauerte zweiTage. Sie endete ebenso rasch, wie siebegonnen hatte, hinterliess aber anhaltendeErnüchterung und Perspektivlosigkeitauf allen Seiten.Boll Ma! Genug! Plakatkampagne gegen Gewalt in Kosov@.Patriotische Medienhysterie bei RTKBald nach den Ereignissen wurde von unbefangenenBeobachtern massive Kritikan den beteiligten Akteuren – den kosov@-albanischenPolitikern, der KFORund der UNMIK – geäussert. Auch diealbanisch-sprachigen Medien, denen eineHauptschuld an der Eskalation zugesprochenwird, wurden nicht verschont. Vorallem Radio und Fernsehen Kosovo RTK,von der internationalen Gemeinschaftzum öffentlich-rechtlichen Sender erklärtund finanziert, wird vorgeworfen, durchhetzerische und falsche Berichterstattungwesentlich zur Eskalation beigetragen zuhaben. Robert Gillette, im Namen derinternationalen Gemeinschaft als TemporaryMedia Commissioner (TMC) inKosov@ tätig, spricht von einer “explosivenAtmosphäre patriotischer Hysterie”,welche RTK evoziiert habe.Miklos Haraszti, Medienverantwortlicherder OSZE, schreibt in seinem Bericht:“Ohne die leichtsinnige und sensationslüsterneBerichterstattung der Medien …hätten die Ereignisse eine andere Richtungnehmen können. Sie hätten wenigerbrutal sein können, ja vielleicht gar nichtstattfinden müssen.” Den OSZE-Berichtüber die Rolle der Medien während derMärzereignisse schliessen 16 Empfehlungenab, wie die offensichtlichen Defiziteder Medien überwunden und solcheSituationen in Zukunft vermieden werdenkönnen. Die Empfehlungen beinhalteneine Stärkung des RTK-Managementsund der Redaktion, mehr Training undAusbildung für Journalisten und ein wirksamesMediengesetz.Gängelband und Eingriffe...Es gehört wohl zum Wesen der Kritik,dass sie nur zu oft zurückgewiesen wird.So auch in diesem Falle. KFOR weistjedes Versagen von sich, UNMIK gibtzumindest einige Fehler zu und diekosov@-albanischen Politiker haben nuraufgrund beträchtlichen internationalenDrucks Fehler eingestanden und Wiederaufbaupläneverkündet. Und die Medien?Keine der Empfehlungen wurde bis anhinumgesetzt, keine verlegerischen oder programmspezifischenVeränderungen vorgenommen.Statt sich dem Versagen der Medienselbstkritisch zu stellen, streiten Vertreterder lokalen Medien ihre Verantwortungab. Die Kritik wird als ungerecht empfunden.So akzeptiert Baton Haxhiu, Direktordes Journalistenverbandes (Associationof Professional Journalists of Kosova -AGPK) zwar die in den Berichten geäusserteKritik und gibt Fehler und fehlendeProfessionalität zu. Er argumentiert aber,dass die Kritik übertrieben sei, vor allem<strong>mh</strong><strong>info</strong>2was die Rolle der Medien innerhalb derGesellschaft beträfe.Die fehlende Selbstkritik und Selbstkontrolleder Medien verführt die internationaleGemeinschaft zu verstärkter Kontrolle.Die UNMIK hat im Rahmen ihrerUntersuchungen über die März-Ereignissebei verschiedenen Medien Zugriff aufMaterial und Quellen verlangt. Dies trägtnicht zu einer Verbesserung der Situationund Stärkung der Professionalität bei,sondern stellt vielmehr einen Angriff aufdie Medienfreiheit und das Recht aufQuellenschutz dar.... statt Selbstkritik und Selbstkontrolle“Eine selbstkritische öffentliche Überprüfungder Rolle, welche die Medien beiden Pogromen spielten, hat bisher kaumstattgefunden”, schreibt der Korrespondentder Basler Zeitung (31.07.<strong>2004</strong>) undzitiert Astrit Salihu, Vize-Direktor vonRTK mit den Worten: “Unsere professionellenMängel sind nicht zuletzt dasResultat der fehlenden Professionalitätvon OSZE, US-Aid und der ganzen NGO-Mafia, die uns in den letzten Jahren unterstütztund ausgebildet hat … Man hat inuns den Sündenbock für die Märzereignissegefunden und will uns ans Gängelbandnehmen, von dem man uns eben erstlosgelassen hat.”


Die unkritische Selbstreflexion und dieoffensichtliche Selbstgefälligkeit der albanischsprachigenMedienszene war auchThema einer von der OSZE organisiertenGeberkonferenz im Mai <strong>2004</strong>. Viele Medienschaffende,so die Erfahrungen derKonferenzteilnehmer, halten sich fälschlicherweisefür genügend professionellund ausgebildet.Überlegtes Handeln ist angesagtStatt die Verantwortung zwischen lokalenMedien und internationalen Organisationenwie eine heisse Kartoffel hin und herzu schieben und sich aus der eigenen Verantwortungstehlen zu wollen, ist eineAufarbeitung des Geschehenen und entschiedenesHandeln angesagt. Mit Medien,die in ihren ethnischen Schützengräbenverharren, wird weder Demokratie nochVersöhnung zu machen sein. Eine Verbesserungder Mediensituation wird mitmehr Training allein nicht eintreten. Esmüssen Strukturen geschaffen werden,die professionelles und unabhängigesMedienschaffen erlauben. Und um dieGräben ethnischer Feindberichterstattungaufzuschütten, muss mit den Medien undMedienschaffenden gearbeitet werden,die seit Jahren beweisen, dass sie Rechtstaatlichkeitund Minderheitenschutz alsihre Aufgabe verstehen.* Carole Gürtler ist Projektveranwortliche Kosov@der <strong>medienhilfe</strong>Weitere Informationen auf der Websiteder <strong>medienhilfe</strong>: www.<strong>medienhilfe</strong>.chCerpiK - Brückender VerständigungDie <strong>medienhilfe</strong> setzt sich mit dem Projekt CerpiK (Cross-ethnic radio programmingin Kosov@) für qualitativ hochstehende Radioproduktionen und für interethnischeKooperation ein. CerpiK baut auf die Zusammenarbeit elf lokaler Radiostationen inalbanischer, serbischer und türkischer Sprache. Zusammen decken sie rund 90 Prozentdes Kosov@ ab. Sie setzen sich in ihren 30-minütigen, wöchentlichen Programmen einfür Frieden, Demokratie sowie Minderheitenrechte und sie verpflichten sich zu ausgewogenerBerichterstattung.Bajram Rexhepi, Premierminister des Kosov@ (Bild Mitte sitzend) charakterisiertein einem Exklusivinterview für CerpiK das Projekt so: “Das ist ein sehr gutes Projektund es dient der Durchsetzung der Standards, welche die internationale Gemeinschaftfür Kosova festgelegt hat. Dieses Projekt zeigt und beweist, dass die Menschen sichgegenseitig respektieren können. Ihr und die Organisationen, die dieses Projekt unterstützen,unternehmt wesentliche Anstrengungen zur Stärkung der Toleranz und leistetdamit einen Beitrag zum Fortschritt aller Gemeinschaften, die in Kosova leben. Ich binpersönlich beeindruckt von der Zusammensetzung eures Projektes, das VertreterInnenaller Gemeinschaften einschliesst. Ihr seid das beste Beispiel für die Einhaltung derStandards in Kosova.”Ein Projekt wie CerpiK erfordert nicht nur Sensibilität, sondern auch viel Hartnäckigkeitund Mut der JournalistInnen. Gerade die März-Unruhen haben gezeigt, wiewichtig eine ausgewogene Berichterstattung und Akteure sind, die Brücken der Verständigungzwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen bauen.Mit Ihrer Spende unterstützen Sie diese wichtige Arbeit und helfen mit, dass daseinizige erfolgreiche interethnische Medienprojekt in Kosov@ trotz schwierigsterUmstände weiter existiert.Benötigter Betrag <strong>2004</strong>: 20'000 Euro. Spendenvermerk: CerpiKNeu bei der<strong>medienhilfe</strong>Daniela KrálováVerantwortliche Roma-NetzwerkSeit 1. Juni <strong>2004</strong> ist Daniela Královábei der <strong>medienhilfe</strong> als Projektverantwortlichefür Roma-Medien tätig undtritt in dieser Funktion die Nachfolgevon Peter Kasser an, der die <strong>medienhilfe</strong>Ende April verlassen hat.Aufgewachsen in Prag studierte DanielaKrálová Publizistik- und Kommunikationswissenschaftenin Bochumund Berlin und absolvierte ein Nachdiplomstudiumder Entwicklungszusammenarbeit(NADEL) an der ETHZürich. Letztes Jahr war Daniela Králováim Rahmen dieses Studiums fürneun Monate in Äthiopien als Projektassistentinbei der deutschen Gesellschaftfür Technische Zusammenarbeit(GTZ) tätig. Davor produzierte sieRadiosendungen für die MigrantinnenorganisationNosotras in Zürich. Alsehemalige Pressesprecherin von AmnestyInternational in Tschechien undder Schweiz kennt sie sich in SachenMedienarbeit aus. Als frühere Rundfunkjournalistinist sie zudem mit derMedienlandschaft in Osteuropa unddem Thema Roma vertraut, ist sie dochauch aufgrund ihrer tschechischenHerkunft mit der Region verwuzelt.Kontakt: dkr@<strong>medienhilfe</strong>.ch<strong>mh</strong><strong>info</strong>3


Interview mit Veran Matic, Chefredaktor bei RTV B92, BelgradEin Sender mit WertenDer Gründer und Chefredaktor desBelgrader Radio- und Fernsehen B92,Veran Matic, wurde vor kurzem vonder Stadt Belgrad für seine hervorragendenLeistungen ausgezeichnet. EinInterview über die Mediensituation inSerbien heute.*Herzliche Glückwünsche für den Journalist’sAward der Stadt Belgrad. Ihr Senderist während 15 Jahren von der Regierungbekämpft worden. Wie fühlen Siesich heute, wo Sie endlich für Ihre Arbeitöffentlich anerkannt werden?Veran Matic: Eine solche Auszeichnungist natürlich sehr befriedigend. Es ist eineechte, authentische Anerkennung seitensBelgrad. Sie ist eine Bestätigung für dieAusdauer, Sachlichkeit und die Professionalitätvon B92. Ich bin auch froh, dassdieser Preis nicht sofort nach der neuenSituation im Jahr 2000 verliehen wurde;das hätte als blosses Zeichen der Dankbarkeitfür unsere Tätigkeit während derkriegerischen Vergangenheit, und nichtals Anerkennung von Qualität gedeutetwerden können. In den letzten vier Jahrenhaben wir bewiesen, dass unsere Aufgabedieselbe bleibt wie während der Kriegsjahre,unabhängig davon, wer an der Macht<strong>mh</strong><strong>info</strong>Friedensförderung durch Brücken der VerständigungEmpfangsschein /RØcØpissØ /Ricevuta Einzahlung Giro Versement Virement Versamento GirataEinzahlung f r /Versement pour /Versamento per Einzahlung f r /Versement pour /Versamento per Zahlungszweck /Motif versement /Motivo versamento<strong>medienhilfe</strong>Postfach8031 Zürichist, sei es ein Diktator oder ein angeblicherDemokrat. Wir halten an unserenPrinzipien des kritischen Journalismusfest. Wir sind nicht den Versuchungen derMacht erlegen.Produzenten in Hollywood sind daraninteressiert, einen Film über Radio B92und seinen Kampf gegen das Regime<strong>medienhilfe</strong>Postfach8031 Zürich5Milosevic zu drehen. Könnten Sie unsmehr erzählen über dieses Filmprojekt?Leider haben wir nur ungenaue Informationenvon Hollywood, sie stammen ausder Filmzeitschrift Variety. Die Namender möglichen Produzenten sind alle erstklassig,wenn man in Betracht zieht, dasssie Filme wie Schindlers Liste, American“How we were banned”Am 28. Juni <strong>2004</strong> ist der Dokumentarfilm“How we were banned” erstmalsam Fernsehen ausgestrahlt worden. DerFilm ist Teil der Serie "Truth, Responsibility,Reconciliation" von TV B92. Erhat die Schliessung verschiedener serbischerRadio- und Fernsehstationen –alles Mitglieder des Netzwerks unabhängigerelektronischer Medien in Serbien(ANEM) – während des vergangenenJahrzehnts zum Thema. Mehr alsfünfzehn Journalisten, Redaktoren, Verwalterund Besitzer von Radio- undFernsehstationen berichten von dramatischenMomenten in ihrer Tätigkeit, vonSendeverboten, Beschlagnahmungen desSendematerials, von gewaltsamen Eingriffender Polizei und Inspektoren desMinisteriums für Telekommunikation.Sie berichten davon, wie sie trotz solchenEinschränkungen in diesen schwierigenZeiten mutig weiter gearbeitet haben.Die Medienschaffenden betonen, dasssich die heutige Situation nicht grossvon der damaligen unterscheidet. DieselbenLeute, die einst die unabhängigenMedien kontrolliert haben tun diesimmer noch. Der Film zeigt, dass nochkein wesentlicher Wandel in SachenMedien stattgefunden hat: Auch diegegenwärtige, angeblich demokratischeRegierung ist nicht bereit, die Kontrolleüber die Medien zu lockern. Mitgliederbeitrag <strong>2004</strong>(inkl. <strong>mh</strong><strong>info</strong>) ab Fr. 25.– Spende Verdankung erwünscht80-32253-980-32253-9Giro aus KontoVirement du compteGirata dal contoEinbezahlt von / VersØ par / Versato da(bitte gut leserlich in Blockschrift ausf llen)Konto/Compte/ ContoKonto/Compte/ ContoFr. c. Fr. c.441.02105Die AnnahmestelleL office de dØp tL ufficio d accettazione


Beauty oder Big Fish produziert haben.Es könnte ein interessanter Film werden.Nur erwarte ich keine ernsthafte historischeRekonstruktion, sondern einen Film,der allgemein und einfach verständlichsein wird für ein breites Publikum.Hat sich B92 im Lauf der Zeit und <strong>info</strong>lgeder gewachsenen Konkurrenz zum Mainstream-Senderentwickelt, der seine ursprünglichenkritischen Werte aufgegebenhat, um dem breiten Publikum zu gefallen?Obwohl wir nicht grundsätzlich gegenden Mainstream sind, möchten wir dieWerte, für die wir seit Beginn gekämpfthaben, nicht aufgeben. Sendungen überMenschenrechte, alternative Kultur, Bildungsprogrammeusw. bleiben unserMarkenzeichen. Wir ändern also nicht dieInhalte unserer zentralen Sendungen, wohlaber die Instrumente zur Vergrösserungunseres Einflusses. Dazu gehört unserneues Unterhaltungsprogramm, mit demwir unsere nicht-kommerziellen Sendungenfinanzieren möchten.Glauben Sie, serbische Medien werden inZukunft wieder Hass schüren nach denjüngsten gewalttätigen Ausschreitungenin Kosovo?Es waren beträchtliche Unterschiede inder Berichterstattung der Medien nachdiesen Ereignissen zu bemerken. Andersals während den Ausschreitungen in Kosovoam 17. März reagierten elektronischeMedien vernünftiger als die Printmedien.Vor allem in der Politik wird nachdem Abbrennen der Moscheen in Belgradund Nis noch viel getan werden müssen,um den angerichteten Schaden zu reparieren.Nach dem 5. Oktober 2000 wurde mitMilosevics Regime nicht gänzlich gebrochen,d.h. das “kulturelle Modell” jenerZeit hat überlebt und ist weiterhin in derLage, Ereignisse dieser Art zu aktivieren.Ich denke jedoch, dass die alten Hassredennie wieder im gleichen Mass geführtwerden.Denken Sie, dass wir noch einmal Angriffeauf die Redefreiheit in Serbien erlebenmüssen?Weiterhin werden Druckmittel gegen dieMedien eingesetzt, Journalisten bedrohtund sogar mit Gewalt angegriffen. Ichdenke jedoch nicht, dass die neue Regierungspolitiksolche Zuwiderhandlungenunterstützt. Die neue Regierung möchteals Beschützerin der Freiheit und desGesetzes einen guten Eindruck machen.In der Vergangenheit hatten wir nur einVeran Matic, Chefredaktor von RTV B92:Medienmacher mit Werten und aus ÜberzeugungMachtzentrum, das für die Gewalt verantwortlichwar. Heute haben wir zahlreicheGruppen, die ökonomische, politische oderkriminelle Interessen verfolgen. SolcheGruppen wollen mit Einschüchterungenund anderen Druckmitteln die Kontrolleüber die Medien an sich reissen, um so diebereits instabile Regierung noch weiter zudestabilisieren.Fürchten Sie, dass in Serbien erneut dieGefahr von politischem Radikalismus besteht?Ich möchte die Möglichkeit eines erneutenRadikalismus in Politik und Gesellschaftnicht in Abrede stellen. Ich glaubeindes nicht, dass wir jemals wieder solcheVerhältnisse wie in den 1990er Jahrenhaben werden. Wir sind allerdings nochnicht in der Lage zu sehen, was in denkommenden Jahren in der Region passierenwird. Man muss sich vor Augenführen, dass erneuter Radikalismus inSerbien die ganze Region, also auch dieFriedensprozesse in Kosovo, Monteneground besonders Bosnien-Herzegowina destabilisierenkönnte.Was ist nach Ihrer Einschätzung derGrund für die Tatsache, dass Serbien esbis jetzt unterlassen hat, für die Medienentscheidende Gesetze wie das Informationsfreiheitsgesetzzu verabschieden?<strong>mh</strong><strong>info</strong>6Die letzte Regierung war mit den Gesetzender ökonomischen Reformen beschäftigt,während die jetzige Regierung an derneuen Verfassung arbeitet. Die aktuelleRegierung wird das Informationsgesetzwohl in den kommenden Monaten bearbeiten.Mir bereitet etwas anderes Sorgen:Die Gesetze könnten demokratischverabschiedet, aber in der Praxis vondemselben Parlament, das es verabschiedethat, gebrochen werden, wie das beimFernmeldegesetz geschehen ist.Haben die Medien im ehemaligen Jugoslawieneinen Reifeprozess hinsichtlichProfessionalität und moralischer Verantwortungdurchlaufen?Die jüngsten Ereignisse in Kosovo zeigen,dass es beträchliche Unterschiedegibt, wie Medien auf neu entfachten Radikalismusund Extremismus reagieren.Das bestätigt auch die von der OSZE lancierteUntersuchung über die Rolle derMedien in den Ausschreitungen in Kosovo.Selbstverständlich ist die Bedeutungder Medien enorm, und sie wird mit Sicherheitweiter zunehmen. Aber der Sinnder Medienschaffenden für Professionalitätund moralische Verantwortung istimmer noch viel zu schwach entwickelt.Sogar wenn ein bestimmter Grad an Professionalitätder Medien erreicht ist, brauchtes nicht viel, um professionelle Berichterstattungunter dem Druck patriotischerLeidenschaften zu Fall zu bringen.* Das Gespräch führte Davor Konjikusic für dieSoutheast European Times in Belgrad. Es erschienam 17. Mai dieses Jahres.<strong>medienhilfe</strong> für ANEMSechs Monate lang, von Anfang Februarbis Ende Juli, konnte die <strong>medienhilfe</strong> ausgewählteANEM-Stationen in Serbienunterstützen (siehe <strong>mh</strong>-<strong>info</strong> <strong>2004</strong>-1).Möglich war dies dank Geldern des NationalEndowment for Democracy NED,der Stiftung des US-amerikanischenKongressesEin Rückblick zeigt, wie schwierig dieSituation in Serbien nach wie vor ist. Dieneue Regierung hat den Reform- undDemokratisierungsprozess gestoppt undeinen Prozess der Wiederherstellung desalten Systemes eingeleitet. Auch harrendie gesetzlichen Grundlagen zur Medienregulierungnoch immer ihrer Umsetzung.Politiker versuchen weiterhin, Kontrolleüber die Medien auszuüben. Angesichtsder politischen Unsicherheit und wirtschaftlichenSchwierigkeiten stellt dieUnterstützung durch NED eine wesentlicheÜberlebenshilfe für die neun ausgewähltenANEM-Mitglieder dar.Während der sechs Monate wurde einVorschlag ausgearbeitet, der die festgefahrenenFronten bei der Umsetzung desRundfunkgesetzes überwinden sollte.Obwohl der Vorschlag von allen Seitenpositiv bewertet wurde, lehnte die Regierungdie Umsetzung ab.


AZB 8031 ZürichPP/Journal CH - 8031 ZürichIMPRESSUMHerausgeberin: <strong>medienhilfe</strong>Postfach, CH - 8031 ZürichTel. +41 / (01) - 272 46 37Fax +41 / (01) - 272 46 82<strong>info</strong>@<strong>medienhilfe</strong>.chPostcheckkonto: 80-32253-9Bankkonto: Zürcher KantonalbankZKB ZH Aussersihl 1120-0027.533Verantwortlich: Roland BrunnerDas <strong>medienhilfe</strong>-<strong>info</strong> erscheint 4 bis 6mal jährlich. Es geht an die Mitgliederdes Vereins <strong>medienhilfe</strong>.Druck: Peter Druck AG, ZürichAdressänderungen an<strong>medienhilfe</strong>, Postfach, CH-8031 ZürichTagungsprogramm: Zürich, 17. - 19. SeptemberHoffnung auf dem BalkanFreitag, 17. September <strong>2004</strong>16 Uhr: Fach- und Mediengespräch“Medien und Versöhnung im ehemaligenJugoslawien”17.30 Uhr: Pressekonferenz18 Uhr: Eröffnung der Tagung durchBundesrätin Micheline Calmy-Rey19 Uhr: Vernissage der AusstellungCorax/Chapatte und Apéro19.45 Uhr: Konzert Interventionen20.45 Uhr: Abendessen mit den geladenenGästenab 21 Uhr: Kulturnacht mit Film undkulinarischen SpezialitätenSamstag, 18. September <strong>2004</strong>Der Morgen von 10 bis 13 Uhr ist denGruppendiskussionen gewidmet, in denenGäste aus dem ehemaligen Jugoslawienzusammen mit Schweizern undVertretern anderer Länder diskutieren:• Journalismus. Medienbrücken derHoffnung. Diskussion zwischen Medienschaffendenaus dem ehemaligenJugoslawien über Medienarbeit zwischenKriegslast und Zukunftshoffnungen.• Worte und Bilder zwischen Kriegund Frieden. Kann die Kultur einenBeitrag an die Versöhnung leisten?Die Bücher und Filme erzählen vomKrieg. Welche Bilder des Friedensgeben sie? Wie kann ein balkanischerKulturraum entstehen, der offen ist fürden Austausch zwischen den Nachbarn?Treffen zwischen Autoren ausEx-Jugoslawien und der Schweiz.• Migration. Wie erleben die Immigrantenaus Ex-Jugoslawien ihr Lebenin der Schweiz? Welche Verbindungenhalten sie mit ihrem Ursprungslandaufrecht? Was sagen sie den Jungen,die an Ort geblieben sind und dieebenfalls davon träumen, dorthin zugehen? Wie entsteht der Dialog mitden Schweizern?Am Nachmittag um 14.30 Uhr findetdie grosse öffentliche Veranstaltungstatt, an der neben der Information überdie Diskussionen des Morgens Vorträgezu hören sind. Anschliessend Diskussion.Vorträge von Dubravka Ugresic, MigjenKelmendi, Hanifa Kapidzic, BorkaPavicevic, Ivana Vujic, Daniel de Rouletund anderen.ab 20 Uhr: Kulturnacht mit Film,Musik, Theater und kulinarischen SpezialitätenSonntag, 19. September <strong>2004</strong>11.00 Uhr: Film-Matinée und SchlussdiskussionDetailprogramm, Veranstaltungsorte undAnmeldung unter www.<strong>medienhilfe</strong>.ch<strong>mh</strong><strong>info</strong>4<strong>medienhilfe</strong>unabhängig, professionell, engagiert...dank Ihrer UnterstützungFriedensförderung durch Brücken der VerständigungBundesrätinMicheline Calmy-Rey«Mein Departement hatdie <strong>medienhilfe</strong> vorab imBereich Friedensförderungschätzen gelernt. In dermehrjährigen Zusammenarbeithat sich die <strong>medienhilfe</strong>als kompetente Partnerinerwiesen, die durch ihr ausgeprägtesKontaktnetz undlangjährige Erfahrung diePotenziale und Risiken imMedienbereich im ehemaligenJugoslawien bestenseinzuschätzen wusste.»

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