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Forschung mit Synchrotronstrahlung in Deutschland 2009 - SNI-Portal

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FREIE-ELEKTRONEN-LASERBereit für die RevolutionIm Bereich der Freie-Elektronen-Laser nimmt <strong>Deutschland</strong>e<strong>in</strong>e Führungsposition e<strong>in</strong>. Diese gilt es <strong>in</strong> den nächstenJahren zu sichern und auszubauen.Freie-Elektronen-Laser (FEL) liefern Röntgenblitze von unerreichterQualität. Mit hundertmillionenfach erhöhter Brillanzbei gleichzeitig mehr als 10.000 Mal kürzeren Pulszeiten imVergleich zu den besten bisherigen Quellen eröffnen sich völligneue Dimensionen. Diese Quellen haben das Potential, e<strong>in</strong>e Revolution<strong>in</strong> den verschiedensten Wissensgebieten e<strong>in</strong>zuleiten.Mit Hilfe dieser Röntgenlaser wird es <strong>in</strong>nerhalb des nächstenJahrzehnts möglich se<strong>in</strong>, Echtzeitaufnahmen vom Ablaufchemischer Reaktionen <strong>mit</strong> atomarer Auflösung zu erstellen –<strong>mit</strong> Auswirkungen auf für die chemische Industrie relevanteProzesse. Zudem wird die geometrische Struktur von e<strong>in</strong>zelnenNanoteilchen wie etwa großen Biomolekülen und deren Elektronenverteilungzugänglich werden – <strong>mit</strong> entscheidender Bedeutungfür die mediz<strong>in</strong>ische und die pharmazeutische<strong>Forschung</strong>. Die kurzen Pulse im Zusammenhang <strong>mit</strong> der Laserlichtartigkeit(Kohärenz) der Strahlung erlauben völlig neueE<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> Nanomaterialien auf atomaren Zeit- und Längenskalen– <strong>mit</strong> höchster Relevanz für die Entwicklung neuerMaterialien und Speicher für die Computer- und Elektronik<strong>in</strong>dustrie.Röntgenlaser werden aber auch fundamental neue Erkenntnisseüber die Grundlagen der Licht-Materiewechselwirkungan e<strong>in</strong>fachen Systemen aus Atomen und Ionen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>emIntensitätsbereich liefern, der viele Größenordnungen entferntvon bisher Bekanntem ist. Sie ermöglichen erstmals die Untersuchungder Bildung und des Zerfalls von Molekülionen undRadikalen unter E<strong>in</strong>fluss von energiereicher Strahlung <strong>in</strong> irdischenLabors. Beide Reaktionen s<strong>in</strong>d von höchster Bedeutung –nicht nur <strong>in</strong> der Atmosphärenchemie unter Sonnene<strong>in</strong>strahlung,sondern auch für das Verständnis der Grundlagen der Molekülentstehungim Weltraum, wo man <strong>in</strong>zwischen mehr alshundert verschiedene, zum Teil komplexe Moleküle bis h<strong>in</strong> zuden Konstituenten des Lebens nachgewiesen hat (siehe <strong>Forschung</strong>sbeispielauf der rechten Seite).Nicht zuletzt s<strong>in</strong>d Röntgenlaser aufgrund der enormenSpitzen<strong>in</strong>tensitäten <strong>in</strong> der Lage, heiße Plasmen, wie sie etwa imKernbereich von Planeten auftreten, zu erzeugen und derendynamisches Verhalten zeitaufgelöst zu verfolgen.<strong>Deutschland</strong> ist weltweit führend auf dem Gebiet der Freie-Elektronen-Laser. Bei DESY <strong>in</strong> Hamburg wird FLASH als weltweiterster FEL für Nutzer betrieben. Er liefert äußerst kurzePulse im extremen Ultraviolet (XUV) und da<strong>mit</strong> im für die Lebenswissenschaftenwichtigen Wellenlängenbereich des Wasserfensters.Bei FLASH werden unter Federführung odermaßgeblicher Beteiligung von Gruppen aus <strong>Deutschland</strong> zurzeitPionierexperimente <strong>in</strong> vielen Wissenschaftsfeldern durchgeführt.Unterstützt wird dies durch die E<strong>in</strong>richtung desBMBF-<strong>Forschung</strong>sschwerpunkts „FLASH: Materie im Licht ultrakurzerund extrem <strong>in</strong>tensiver Röntgenpulse“. Die Nutzung derphantastischen Möglichkeiten der neuen Quellen wird durchdie Gründung <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ärer <strong>Forschung</strong>szentren wie desCenter for Free-Electron Laser Science (CFEL) <strong>in</strong> Hamburg gefördert.<strong>Deutschland</strong> hat e<strong>in</strong>e herausragende Stellung bei derEntwicklung von FEL-Quellen für den XUV- und Röntgenspektralbereichund ist federführend beim Bau des European XFEL.Mittel- und langfristig ist es entscheidend, die Führungsposition<strong>Deutschland</strong>s bei Entwicklung, Betrieb und Nutzung von FEL-Quellen zu sichern und auszubauen. Dazu s<strong>in</strong>d folgende Maßnahmennotwendig:• die starke deutsche Beteiligung am European XFEL <strong>mit</strong> demZiel e<strong>in</strong>er signifikanten Mitwirkung an der Konzeption und Realisierungder Experimentiermöglichkeiten und dem Aufbau e<strong>in</strong>erstarken deutschen Nutzergeme<strong>in</strong>de für den European XFEL,• die Weiterentwicklung von FLASH zu FLASH II durch die Zusammenarbeitvon DESY und dem Helmholtz-Zentrum Berl<strong>in</strong><strong>mit</strong> dem Ziel, XUV-Strahlung für e<strong>in</strong>e größere Nutzerschaft zurVerfügung zu stellen und gleichzeitig neue Konzepte zu realisieren,die z. B. Experimente ermöglichen, bei denen Terahertzundoptische Pulse <strong>mit</strong> den FEL-Pulsen perfekt synchronisierts<strong>in</strong>d,• die deutsche Beteiligung bei LCLS <strong>in</strong> Stanford, die <strong>2009</strong> alserste FEL-Quelle für Röntgenstrahlung <strong>in</strong> Betrieb gehen wird• und die Intensivierung der Zusammenarbeit <strong>mit</strong> der traditionellenLaserphysik <strong>mit</strong> dem Ziel, die komplementäre Entwicklungim Bereich der Quellen für höhere Harmonische, sowieder durch kompakte Laser getriebenen Beschleuniger- und Attosekundenquellenfür FELs zu nutzen und den Transfer vonetablierten experimentellen Konzepten und neuen Entwicklungenaus der Laserphysik an die FEL-Quellen zu ermöglichen.34 <strong>Synchrotronstrahlung</strong> <strong>2009</strong>

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