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Forschung mit Synchrotronstrahlung in Deutschland 2009 - SNI-Portal

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Abbildung 1 Abbildung 2Probleme der organischen SchichtarbeitUntersuchungen <strong>mit</strong> <strong>Synchrotronstrahlung</strong>squellen liefernden Grund für Li<strong>mit</strong>ierungen bei der Herstellung dünnerHalbleiterschichten aus e<strong>in</strong>em organischen Material.Moderne Synchrotronquellen ermöglichen Nachweisverfahren,<strong>mit</strong> denen auch kle<strong>in</strong>ste Änderungen <strong>in</strong> der Struktur vonorganischen Molekülen <strong>in</strong> dünnen Filmen sichtbar gemachtwerden können. Weiche organische Materie weist dabei beimFilmwachstum Besonderheiten gegenüber anorganischen Materialienauf, die aus der komplexeren molekularen Struktur undder daraus resultierenden Flexibilität entstehen.Mittels Nahkanten-Röntgenabsorptionsspektroskopie(NEXAFS) konnte e<strong>in</strong> Forscherteam an BEESY II des Helmholtz-Zentrum Berl<strong>in</strong> für Materialien und Energie zeigen, dass dieKristallisation von dünnen Filmen aus Rubren (C42H28) allgeme<strong>in</strong>dadurch erschwert wird, dass die Atome des Moleküls <strong>in</strong> derGasphase beziehungsweise im Kristallverband verschieden angeordnets<strong>in</strong>d (siehe Abbildung 1). Diese Erkenntnis ist von entscheidenderBedeutung, da Rubren im Bereich der organischenElektronik als Halbleiter – z. B. <strong>in</strong> organischen Feldeffekt-Transistoren– e<strong>in</strong>gesetzt wird und nur leistungsfähige Bauteile hergestelltwerden können, wenn die Rubrenfilme hochkristall<strong>in</strong>s<strong>in</strong>d.Die Forscher verglichen die NEXAFS-Daten von Rubrenfilmenunterschiedlicher Schichtdicke und entdeckten e<strong>in</strong>e anderespektroskopische Signatur für jene Filme, die sehr dünnwaren oder kalt aufgedampft wurden. Während für alle anderenPräparationsbed<strong>in</strong>gungen drei scharfe Adsorptionsl<strong>in</strong>ien(siehe Abbildung 2a) zu sehen s<strong>in</strong>d, konnte e<strong>in</strong>e vierte L<strong>in</strong>ie nurfür Filme gefunden werden, die entweder bei Temperaturenunter 300 K aufgedampft wurden oder die dünner als 12 nmwaren (siehe Abbildungen 2 b-d). Das Auftreten dieser zusätzlichenSpitze kann darauf zurückgeführt werden, dass die Rubrenmoleküle<strong>in</strong> sehr dünnen Filmen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er verdrillten Formvorliegen. E<strong>in</strong>e solche Konformation ist charakteristisch für dieGasphase, während für dickere Filme die Moleküle – wie im perfektenKristallverband – e<strong>in</strong>e fast exakte planare Geometrie aufweisen.Wenn der Film bei nicht allzu hohen Temperaturen entsteht,werden die Rubrenmoleküle aus der Gasphase kommend <strong>mit</strong>e<strong>in</strong>er verdrillten Geometrie auf der Oberfläche e<strong>in</strong>gefroren, dadie für e<strong>in</strong>e Umwandlung <strong>in</strong> die planare Konformation erforderlicheEnergie von rund 200 Millielektronenvolt zunächstnicht aufgebracht werden kann. Bei höheren Temperaturen istdie Umwandlung <strong>in</strong> die Volumenkristallstruktur h<strong>in</strong>gegen möglich,wobei zusätzlich die resultierende Gitterenergie frei wird.Die Umwandlung f<strong>in</strong>det auch oberhalb e<strong>in</strong>er kritischen Filmdickefür Filme statt, die bei niedrigeren Temperaturen hergestelltwurden, da der Gew<strong>in</strong>n an Kristallenergie irgendwann denEnergieaufwand zur Konformationsänderung überkompensiert.E<strong>in</strong>e genaue Analyse der NEXAFS-Daten zeigt, dass dies bei etwaneun Moleküllagen der Fall ist. In den Daten verschw<strong>in</strong>det diezusätzliche Absorptionsl<strong>in</strong>ie dann vollständig, also nehmendann auch die etwa neuen Lagen des bisherigen dünnen Filmsdie Volumenkristallstruktur an.Bei dünnen Filmen oder solchen, die auf kalte Substrateaufgedampft wurden, kommt es aufgrund des Vorliegens unsymmetrischer,nicht effizient packbarer Moleküle und e<strong>in</strong>er zum<strong>in</strong>destpartiellen Teil-Reorientierung, zu e<strong>in</strong>er hohenDefektdichte. Dies hat negative Folgen für die Verwendung derFilme <strong>in</strong> organischen Bauelementen. Zur Herstellung von leistungsfähigenBauelementen werden hochkristall<strong>in</strong>e Schichtenbenötigt, die entsprechend bei hohen Temperaturen erzeugtwerden müssen.Da die Moleküle an der direkten Oberfläche verglichen <strong>mit</strong>solchen <strong>in</strong>nerhalb dickerer Filme immer e<strong>in</strong>e andere Konformationaufweisen, wird e<strong>in</strong>e wichtige Voraussetzung für die Molekularstrahlepitaxie,e<strong>in</strong> Verfahren zur Herstellung dünnerSchichten, nicht erfüllt. Das weitere Filmwachstum wird immeraus verdrillten Molekülen erfolgen. Da die meisten (auch der imBereich organische Elektronik verwendeten) großen organischenMoleküle mehrere energetisch dicht beie<strong>in</strong>ander liegendeKonformationen aufweisen, ist diese Wachstumsli<strong>mit</strong>ierung vongroßer Bedeutung für die Methoden zur Filmherstellung – wiedie organische Molekularstrahldeposition (OMBD) bzw. die organischeMolekularstrahlepitaxie (OMBE).Abbildung 1:Der Umbau des verdrilltenMoleküls <strong>in</strong> der Gasphase(l<strong>in</strong>ks) <strong>in</strong> die Konformationim Rubrenkristallrechts bedarf e<strong>in</strong>erEnergie von 210 meV, diedurch erhöhte Temperaturoder Gew<strong>in</strong>n an Gitterenergieaufgebracht werdenmuss.Abbildung 2:a) NEXAFS-Spektrume<strong>in</strong>es 30 nm dickenRubrenfilms;b) und c) Ausschnittehöchster Auflösung für0,5 bzw. 2 nm dicke Filmeaufgewachsen bei 170und 300 K auf Au(111)d) Die Entwicklung derFläche der Zusatzspitze.WissenschaftlicheVeröffentlichung:D. Käfer, L. Ruppel,G. Witte and Ch. Wöll:The role of molecularconformations <strong>in</strong> th<strong>in</strong> filmgrowth: Why soft mattercan be special. Phys. Rev.Lett. 95, 166602 (2005)<strong>Synchrotronstrahlung</strong> <strong>2009</strong> 29

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