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Forschung mit Synchrotronstrahlung in Deutschland 2009 - SNI-Portal

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STRUKTUR UND EIGENSCHAFTEN DER KONDENSIERTEN MATERIEFestkörper und weiche Materie ergründenDie Festkörperphysik profitiert <strong>in</strong> ihrer Vielfalt besondersvon den zahlreichen Untersuchungsmöglichkeiten, die<strong>Synchrotronstrahlung</strong>squellen zur Verfügung stellen.Die Festkörperphysik <strong>mit</strong> ihrer extremen Vielseitigkeit istder Wegbereiter für nahezu alle bisherigen und zukünftigentechnologischen Innovationen – angefangen von der Halbleitertechnologie,der Photovoltaik bis h<strong>in</strong> zur Informationstechnologie.Die Festkörperforschung analysiert und modelliertdabei die strukturellen, dynamischen, optischen und magnetischenEigenschaften sowie Transportaspekte von geordnetenund ungeordneten Materialien auf verschiedenen Längenskalen.Dabei kommt der Festkörpertheorie e<strong>in</strong>e herausragende Rollezu: Sie erklärt fundamentale Zustände und Phasenübergänge,leitet optische, elektrische und magnetische Eigenschaften abund besitzt durch Simulation der Elektronendichte e<strong>in</strong>e hoheVorhersagekraft für physikalische Parameter.Da auch die weiche Materie <strong>in</strong> Form von Polymeren, Mizellenund Kolloiden sowie organische Materialien und Flüssigkeiten<strong>in</strong> zunehmendem Maße <strong>in</strong> den Fokus der Festkörperforschungrücken, charakterisiert die Bezeichnung „<strong>Forschung</strong>der kondensierten Materie“ zutreffender die derzeitigenund zukünftigen Aktivitäten dieses <strong>Forschung</strong>sbereiches als dieältere Bezeichnung „Festkörperforschung“.Trotz der Vielfalt der untersuchten Materialien und ihrer Eigenschaftenkönnen <strong>in</strong> der heutigen <strong>Forschung</strong> drei Hauptrichtungenunterschieden werden:• e<strong>in</strong> vertieftes und fundamentales Verständnis von physikalischenEigenschaften bekannter Materialien,• die Komb<strong>in</strong>ation bekannter Materialien zur Erzeugungneuer bahnbrechender Eigenschaften,• die Entwicklung neuer Materialien <strong>mit</strong> maßgeschneidertenEigenschaften wie photonische Kristalle, Shape-memory-Legierungen, <strong>in</strong>klusive der Strukturierung durch Top-downoderBottom-up-Verfahren.Die Festkörperforschung benötigt grundsätzlich die gesamtePalette physikalischer Messmethoden, um die vielfältigenFacetten von geordneten oder ungeordneten Materialenauf Längenskalen bestimmen zu können, die vom Makroskopischenzum Nanoskopischen reichen. Bei dieser Analyse spieltdie <strong>Synchrotronstrahlung</strong> e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle, da siee<strong>in</strong>e besonders große Vielfalt analytischer Methoden zurVerfügung stellt. Zur Strukturbestimmung stehen Beugungsmethoden(XRD, XRR, SAXS, Stand<strong>in</strong>g waves), spektroskopischenMethoden (EXAFS) und mikroskopische Methoden (XTM,XPEEM, Holographie) zur Verfügung.Die Elektronenverteilung von Festkörpern sowie Korrelationseffektezwischen Elektronen können über zahlreiche spektroskopischeMethoden bestimmt werden, die vom fernenInfrarot bis zur harten Röntgenstrahlung reichen (THz-Spektroskopie,ARPES, Auger, nukleare Resonanz, etc.). Für magnetischeUntersuchungen ist die Palette der Methoden besondersgroß und umfasst sowohl magnetisch-sensitive resonanteStreumethoden (XRMS) als auch spektroskopische Methoden,<strong>mit</strong> deren Hilfe die Sp<strong>in</strong>- und Orbital-Komponenten derMagnetisierung quantitativ bestimmbar s<strong>in</strong>d (XMCD). Allediese Methoden können <strong>mit</strong> komplexen Probenumgebungenwie hohen Magnetfeldern, hohen Drücken und tiefen Temperaturenkomb<strong>in</strong>iert werden.Viele Untersuchungsmethoden erfordern e<strong>in</strong>e Präparationvon Proben im Ultrahochvakuum (<strong>in</strong>-situ). Darüber h<strong>in</strong>aus wird<strong>in</strong>zwischen e<strong>in</strong>e Reihe von Methoden, die bisher im Laborpraktiziert wurden, an <strong>Synchrotronstrahlung</strong>squellen <strong>mit</strong>erhöhter Intensität durchgeführt wie z. B. die Mößbauer-Spektroskopie, die ferromagnetische Resonanz sowie die Infrarot-und Terahertz-Spektroskopie.Weiterh<strong>in</strong> eröffnet der Vorstoß <strong>in</strong> bisher nicht erreichbareZeit- und Längendimensionen völlig neue E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die Strukturund Dynamik von Festkörpern. Z. B. zeigen Echtzeitexperimente<strong>mit</strong> Auflösungen bis <strong>in</strong> den Femtosekundenbereich ganzneue Experimentiermöglichkeiten auf, die wiederum zu neuenFragestellungen <strong>in</strong> der Festkörperphysik führen. Als Beispiel seidie überraschend schnelle Entmagnetisierung bestimmter Metallenach gepulster Anregung genannt, während die Remagnetisierungum Größenordnungen langsamer erfolgt. DerMechanismus dah<strong>in</strong>ter ist noch ungeklärt (siehe <strong>Forschung</strong>sbeispielrechts).Sehr große Fortschritte s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den letzten Jahren h<strong>in</strong>sichtlichder Fokussierung von <strong>Synchrotronstrahlung</strong> erzieltworden. Daher können im Bereich der Nanobeugung sowie derNanomikroskopie <strong>mit</strong> <strong>Synchrotronstrahlung</strong> an Clustern undQuantenpunkten große Fortschritte <strong>in</strong> der Zukunft erwartetwerden.24 <strong>Synchrotronstrahlung</strong> <strong>2009</strong>

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