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Forschung mit Synchrotronstrahlung in Deutschland 2009 - SNI-Portal

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GEOWISSENSCHAFTENE<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong>s Erd<strong>in</strong>nereDas Erd<strong>in</strong>nere entzieht sich der direkten Beobachtung.<strong>Synchrotronstrahlung</strong> ermöglicht jedoch <strong>in</strong>direkte E<strong>in</strong>sichten.Die e<strong>in</strong>zigartigen Eigenschaften der <strong>Synchrotronstrahlung</strong>erlauben die Anwendung e<strong>in</strong>er Vielzahl analytischer Techniken.Mit ihnen lassen sich wichtige Informationen über die Naturvon M<strong>in</strong>eralien und anderen Erdmaterialien gew<strong>in</strong>nen, darunterderen kristall<strong>in</strong>e Struktur, chemische Zusammensetzung, dieOberflächen- und Grenzflächenstruktur, die elektronischeStruktur sowie Elastizität und Porosität.Erdmaterialien s<strong>in</strong>d oftmals heterogen zusammengesetztund Röntgen-Mikrostrahlen, <strong>mit</strong> Auflösungen von bis zu 100Nanometern, können dabei helfen, diese Komplexität zu entschlüsseln.Zudem bietet die große Durchdr<strong>in</strong>gung von <strong>in</strong>sbesonderehochenergetischer Röntgenstrahlung den Vorteil,Proben unter nahezu natürlichen Bed<strong>in</strong>gungen zu untersuchen,zum Beispiel bei Drücken und Temperaturen, wie sie im Erdkernoder Erdmantel vorliegen.Die simultane Anwendung mehrerer Methoden ermöglichtes beispielsweise, die Verteilung von Elementen und deren M<strong>in</strong>eralogiean ausgewählten Stellen des Geste<strong>in</strong>s <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er Genauigkeitvon besser als e<strong>in</strong>em Atom <strong>in</strong> Millionen von anderenzu bestimmen.Die Komb<strong>in</strong>ation von Absorptions- und Fluoreszenztechnikenist besonders hilfreich bei geochemischen Untersuchungenetwa der Bildung von Metall- und Hydroe<strong>in</strong>schlüssen sowieder Prozesse <strong>in</strong> Magmakammern. E<strong>in</strong> gutes Beispiel für dieLösung geochemischer Probleme bei niedrigen Temperaturenliefert hier die erfolgreiche Er<strong>mit</strong>tlung der Verteilung von Chrom<strong>in</strong> natürlichen Proben und der Verunre<strong>in</strong>igung des Erdbodens<strong>mit</strong> gefährlichen chemischen Verb<strong>in</strong>dungen <strong>mit</strong> Nickel, Cobalt,Z<strong>in</strong>k, Cäsium oder Plutonium.Röntgen-Mikrotomographie-Aufnahmen ermöglichen es,die Verteilung von Verunre<strong>in</strong>igungen <strong>in</strong> m<strong>in</strong>eralisierten Pflanzenzu bestimmen, M<strong>in</strong>eraliene<strong>in</strong>schlüsse <strong>in</strong> aus dem Erd<strong>in</strong>nerenkommenden Diamanten zu orten, die Belastungen von Böden<strong>mit</strong> Öl und Wasser zu visualisieren und die Formen von Dampfblasen<strong>in</strong> Schmelzen zu beobachten. Besonders attraktiv an derMikrotomographie ist dabei, dass ke<strong>in</strong>e Probenpräparation vorgenommenwerden muss und nahezu jedes Objekt untersuchtwerden kann – darunter die Zähne von Neandertalern, D<strong>in</strong>osaurierembryosund 100 Millionen Jahre alte Fossilien, die <strong>in</strong>undurchsichtigem Bernste<strong>in</strong> e<strong>in</strong>geschlossen s<strong>in</strong>d.Die zentrale wissenschaftliche Idee h<strong>in</strong>ter der M<strong>in</strong>eralphysikbesteht dar<strong>in</strong>, dass wir durch e<strong>in</strong> besseres Verständnis derBestandteile der Erde wichtige Informationen über unseren Planetengew<strong>in</strong>nen können. Die Geophysik etwa untersucht derzeitdie Größe und räumliche Veränderung der Schallgeschw<strong>in</strong>digkeit,der elektrischen Leitfähigkeit und der Magnetisierung imErdmantel. Die ausgemachten Variationen spiegeln die Prozesseim Erd<strong>in</strong>neren wider und s<strong>in</strong>d <strong>mit</strong> dem Ursprung der Plattenverschiebung,<strong>mit</strong> Erdbeben und Vulkanen verknüpft. OhneKenntnis der physikalischen Eigenschaften der Materialien, ausdenen die Erde besteht, können Geowissenschaftler die geophysikalischenund geochemischen Beobachtungen jedochnicht richtig deuten. Wesentlich s<strong>in</strong>d hier die Temperatur, derFluss von Materie und Wärme sowie Phasenübergänge. DieEigenschaften von M<strong>in</strong>eralien werden dazu <strong>mit</strong> den verschiedenenexperimentellen und theoretischen Methoden bei immerhöheren Drücken und Temperaturen untersucht. Nur so kannden extremen Bed<strong>in</strong>gungen im Erd<strong>in</strong>neren Rechnung getragenwerden.Hochenergetische <strong>Synchrotronstrahlung</strong> ermöglicht Experimente<strong>in</strong> Apparaturen zur Erzeugung hoher Drücke wieGroßvolumenpressen und Diamant-Stempel-Zellen <strong>mit</strong>telsRöntgenbeugung, <strong>in</strong>elastischer Röntgenstreuung sowie Kernresonanzstreuung.Zusätzlich können die Proben auf hohe Temperaturenerhitzt werden. Proben von wenigen Nanogramm(Pulver oder e<strong>in</strong>zelne Kristalle) lassen sich auf diese Weise aufüber 200 Gigapascal und <strong>mit</strong>tels Laserbestrahlung auf mehreretausend Grad Celsius br<strong>in</strong>gen – dies s<strong>in</strong>d die Bed<strong>in</strong>gungen, wiesie im äußeren Erdmantel herrschen (siehe <strong>Forschung</strong>sbeispielauf der rechten Seite). Die Ergebnisse dieser Experimenteliefern wesentliche Informationen über die tiefsten Regionenunseres Planeten.22 <strong>Synchrotronstrahlung</strong> <strong>2009</strong>

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