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Forschung mit Synchrotronstrahlung in Deutschland 2009 - SNI-Portal

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KULTURWISSENSCHAFTENAltes <strong>in</strong> neuem Licht<strong>Synchrotronstrahlung</strong> ermöglicht zerstörungsfreie E<strong>in</strong>blicke<strong>in</strong> historische Objekte. Die multidiszipl<strong>in</strong>äre <strong>Forschung</strong>stellt dabei eigene Anforderungen an die Infrastrukturder Strahlungsquellen.Wer unsere heutige Kultur verstehen will, dem helfen vielfachE<strong>in</strong>sichten <strong>in</strong> die Bedeutung historischer Objekte. DetaillierteKenntnisse über die Entstehung von Kunstwerken oderden E<strong>in</strong>satz von Kult- oder Gebrauchsgegenständen ermöglichene<strong>in</strong> tieferes historisches Verständnis.Die e<strong>in</strong>zigartigen Möglichkeiten zur zerstörungsfreien Materialuntersuchung<strong>mit</strong> <strong>Synchrotronstrahlung</strong> haben dazu geführt,dass entsprechende Methoden verstärkt bei derUntersuchung historischer Objekte e<strong>in</strong>gesetzt werden. Die Untersuchungsobjektereichen dabei von Bildern antiker Meisterbis zu Teilen versunkener Schiffe, von Schriften des Archimedesbis zu Kultgegenständen wie der Himmelsscheibe von Nebra(siehe rechte Seite) sowie von den Qumran-Rollen bis zum Berl<strong>in</strong>erGoldhut. In der Regel stehen dabei Fragen der Entstehung,der Herkunft, der Echtheit und Aspekte der Konservierung imVordergrund.Die zerstörungsfreie und räumlich aufgelöste Untersuchungder chemischen Zusammensetzung <strong>mit</strong>tels Röntgenfluoreszenzanalyseist dabei e<strong>in</strong>e der gebräuchlichstenTechniken. Bei dieser Methode wird das Phänomen der Fluoreszenzausgenutzt, bei dem bestimmte Stoffe Licht niedrigerEnergie abgeben, wenn sie <strong>mit</strong> Licht höherer Energie beschienenwerden.Aufgrund der Prom<strong>in</strong>enz der untersuchten Objekte und derRelevanz der <strong>Forschung</strong>sergebnisse für unser Weltbild ist dieÖffentlichkeitswirkung dieser Aktivitäten sehr groß. Oft werdendie Resultate dieser <strong>Forschung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Synchrotronstrahlung</strong> <strong>in</strong> denMassenmedien verbreitet. Es ergibt sich daher e<strong>in</strong>e willkommeneMöglichkeit, die Arbeit von und <strong>mit</strong> <strong>Synchrotronstrahlung</strong>squellene<strong>in</strong>er breiten Öffentlichkeit darzustellen.Die Nutzer <strong>in</strong> diesem Bereich kommen <strong>in</strong> der Regel nichtaus dem angestammten Kreis der <strong>Synchrotronstrahlung</strong>sgeme<strong>in</strong>schaft,sondern s<strong>in</strong>d multidiszipl<strong>in</strong>äre Gruppen, die sichbeispielsweise aus Archäologen, Historikern, Konservatoren undNaturwissenschaftlern zusammensetzen. Die Gesamtzahl derNutzer ist noch vergleichsweise kle<strong>in</strong>, steigt aber <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>zusammen <strong>mit</strong> der weltweiten Entwicklung kont<strong>in</strong>uierlich.E<strong>in</strong>e signifikante Ausweitung dieser Aktivitäten erfordert <strong>in</strong> ersterL<strong>in</strong>ie die Bereitstellung geeigneter Laborumgebungen fürdie ungewöhnlichen Proben. Die Erfordernisse s<strong>in</strong>d so verschiedenwie die Untersuchungsobjekte. Beispiele s<strong>in</strong>d klimatisierteProbenhütten oder Tresore für die Zwischenlagerung deroft sehr wertvollen Objekte. Zusätzlich ist wesentlich, dass die<strong>Synchrotronstrahlung</strong>squellen Ansprechpartner bereitstellen,welche die Untersuchungsmöglichkeiten aufzeigen und imE<strong>in</strong>zelfall sogar angepasste Lösungen für Experimente schaffenkönnen.Trotz der Vielfältigkeit des Feldes gibt es übergreifendeTrends für technische Verbesserungen. Diese zielen auf dieEmpf<strong>in</strong>dlichkeit der Analysemethoden bei gleichzeitiger Verr<strong>in</strong>gerungder Strahlendosis, um die Objekte nicht zu beschädigen.In diesen Bereich fällt die Entwicklung und Nutzung effizientererDetektoren und schnellerer Messsysteme. Weiterh<strong>in</strong> ist esfür viele Nutzer wesentlich, e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliches Koord<strong>in</strong>atensystemfür die Kopplung verschiedener Untersuchungsmethoden anderselben Probe etablieren zu können. Die Fähigkeit e<strong>in</strong>er externen,mikrometergenauen lichtmikroskopischen Orientierungder Probe und die Möglichkeit, diese Koord<strong>in</strong>aten für ortsaufgelösteMessungen <strong>in</strong> alle beteiligten <strong>Synchrotronstrahlung</strong>s-Messstationen zu übernehmen, würde zu e<strong>in</strong>er substantiellenVerbesserung der Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen führen. Gegenüber diesenpotentiellen Verbesserungen ist die gegenwärtige Weiterentwicklungder <strong>Synchrotronstrahlung</strong>squellen zu höhererBrillanz sekundär.Die <strong>in</strong> den Kultur- und Geisteswissenschaften ebenso wie<strong>in</strong> den Naturwissenschaften e<strong>in</strong>gebettete Archäometrie bildetderzeit e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es, aber aufstrebendes Anwendungsgebiet der<strong>Synchrotronstrahlung</strong>, das von den überragenden spektroskopischenund mikroskopischen Untersuchungsmethoden <strong>in</strong>Komb<strong>in</strong>ation <strong>mit</strong> der Zerstörungsfreiheit der Methoden lebt. DieAktivitäten an deutschen <strong>Synchrotronstrahlung</strong>squellen sowiean der ESRF s<strong>in</strong>d auf höchstem <strong>in</strong>ternationalem Niveau, wiezahlreiche Arbeiten <strong>in</strong>sbesondere an BESSY II <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> (sieheSeite 38), DORIS III <strong>in</strong> Hamburg (siehe Seite 40) sowie der ESRF<strong>in</strong> Grenoble (siehe Seite 48) belegen. Insbesondere über die Verbesserungder oben genannten weichen Faktoren im Umfeldder Infrastruktur der Strahlungsquellen werden sich diese Aktivitäten<strong>in</strong> Zukunft ausweiten lassen.18 <strong>Synchrotronstrahlung</strong> <strong>2009</strong>

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