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Forschung mit Synchrotronstrahlung in Deutschland 2009 - SNI-Portal

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MATERIALWISSENSCHAFTENWerkstoffe der Zukunft erforschen<strong>Synchrotronstrahlung</strong> gew<strong>in</strong>nt <strong>in</strong> den Materialwissenschaftenzunehmend an Bedeutung. E<strong>in</strong> besonderes <strong>Forschung</strong>s<strong>in</strong>teresserichtet sich dabei auf möglichstrealistische Prozesse.Materialien bee<strong>in</strong>flussen die technologische und gesellschaftlicheEntwicklung <strong>in</strong> besonderer Weise: Ganze Periodender Menschheitsgeschichte wurden nach den jeweils dom<strong>in</strong>ierendenMaterialien wie Kupfer, Bronze oder Eisen e<strong>in</strong>geteilt undauch heute noch prägen neue Materialien den technischenForschritt. Ob bei Halbleitern, Gläsern, Kunststoffen oder Stahl– erst die Entwicklung neuer Werkstoffe ermöglicht viele Neuerungenwie etwa <strong>in</strong> der Informationstechnologie, Textil<strong>in</strong>dustrieoder Architektur.Die Eigenschaften von Materialien werden durch derenAufbau von den Atomen bis zum Bauteil bestimmt. E<strong>in</strong>en wesentlichenAnteil daran haben die Dimensionen vom Nanometerbis zum Mikrometer, die <strong>mit</strong> <strong>Synchrotronstrahlung</strong> <strong>in</strong>unvergleichlicher Weise studiert werden können. Seit vielenJahren schon leistet die <strong>Synchrotronstrahlung</strong> e<strong>in</strong>en wichtigenBeitrag zur Materialforschung und ergänzt ganz wesentlich dieMöglichkeiten anderer hochauflösender Methoden wie etwader Elektronenmikroskopie. E<strong>in</strong>e Analyse aller Veröffentlichungenaus diesem <strong>Forschung</strong>sfeld zeigt, dass die Zahl der Publikationen<strong>in</strong> der Materialforschung, welche das Stichwort„Synchrotron“ enthalten, seit den späten 1980er Jahren praktischl<strong>in</strong>ear von null auf heute mehr als 450 pro Jahr angestiegenist (Quelle: Web of Science). Die meistzitierten Veröffentlichungennutzen dabei klassische Werkzeuge der <strong>Synchrotronstrahlung</strong>,zum Beispiel Pulverdiffraktometrie, Reflektivität,Kle<strong>in</strong>w<strong>in</strong>kelstreuung und spektroskopische Technikenwie EXAFS. Daher ist es extrem wichtig, diese klassischen Technikenauf sehr hohem Niveau verfügbar zu halten.Neue Entwicklungen gehen dah<strong>in</strong>, nicht nur Strukturen,sondern auch Prozesse zu erforschen. Das hilft bei derEntwicklung von Syntheseverfahren, beim Verständnis der mechanischenVerformung oder der Analyse von Umwandlungsreaktionen.Die Voraussetzung für solche Untersuchungen istdie Möglichkeit e<strong>in</strong>er Messung <strong>in</strong> Abhängigkeit der Zeit sowiedie Verfügbarkeit von Probenumgebungen, die e<strong>in</strong>e kontrollierteVeränderung der Probe erlauben. E<strong>in</strong> hervorragendes Beispielfür e<strong>in</strong>e Untersuchung dieser Art ist die Erforschung von Katalyseprozessen(siehe <strong>Forschung</strong>sbeispiel) <strong>mit</strong>tels Photoelektronenspektroskopieim Röntgenlicht. E<strong>in</strong> besseres Verständnis desProzesses wird hier über die direkte Beobachtung während derReaktion erreicht. Dazu ist e<strong>in</strong>e komplexe maßgeschneiderteProbenumgebung nötig, die es erlaubt, die realen Bed<strong>in</strong>gungenso genau wie nötig nachzustellen. Ähnliches gilt für viele anderematerialwissenschaftliche Probleme, bei denen mehrere physikalischeParameter (wie etwa Druck, Temperatur, Feuchte, mechanischeBelastung) gleichzeitig kontrolliert und verändertwerden, um die jeweilige Antwort des Materials darauf zu studieren.Neue <strong>Synchrotronstrahlung</strong>squellen wie PETRA III <strong>in</strong>Hamburg und – <strong>in</strong> noch viel höherem Maße – die zukünftigenFEL-Quellen werden es <strong>in</strong> Zukunft erlauben, die Zeitauflösungso sehr zu verbessern, dass es möglich se<strong>in</strong> wird, Details vonchemischen Reaktionen sichtbar zu machen.Moderne Materialien zeichnen sich <strong>in</strong> besonderem Maßedurch ihre strukturelle Komplexität aus. Elektronische Bauelemente,Biomaterialien oder neuartige Kunststoffe s<strong>in</strong>d auf verschiedenenGrößenskalen unterschiedlich strukturiert, ihrAufbau kann dabei vom Kle<strong>in</strong>en (Nanometerebene) bis zurnächsten Skala (Mikrometerebene) variabel se<strong>in</strong>. Das macht dieCharakterisierung extrem schwierig. E<strong>in</strong> vielversprechender Ansatzist die Verwendung von extrem fe<strong>in</strong>en Röntgenstrahlen <strong>mit</strong>Durchmessern im Mikrometer- oder Nanometerbereich, welche<strong>in</strong> den letzten Jahren an hochbrillanten <strong>Synchrotronstrahlung</strong>squellenwie der ESRF <strong>in</strong> Grenoble entwickelt wurden. DieGröße des Strahls bestimmt, <strong>in</strong> welchem Bereich die Probeanalysiert wird. E<strong>in</strong>e noch bessere Verfügbarkeit von Röntgenquellen<strong>mit</strong> extremer Brillanz ist daher für die Materialforschungvon höchster Bedeutung. Auch Abbildungsmethoden<strong>mit</strong>tels kohärenter Strahlung s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> diesem Kontext e<strong>in</strong> sehrwichtiges Zukunftsthema.Die neuen Röntgenquellen <strong>mit</strong> hoher Brillanz und Kohärenzwerden <strong>in</strong> der modernen Materialforschung e<strong>in</strong>e wesentlicheRolle spielen. Zusätzlich erfordert die Erforschung vonProzessen und Verfahren wie der Materialsynthese sehr komplexeProbenumgebungen und entsprechende Präparationslabors.Es wird daher auch für die Materialforschung zunehmendwichtig, dedizierte Laborräume und begleitende Untersuchungsmöglichkeitendirekt an der <strong>Synchrotronstrahlung</strong>squellezur Verfügung zu haben.12 <strong>Synchrotronstrahlung</strong> <strong>2009</strong>

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