Vollständiger Band - Hansischer Geschichtsverein

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— 32 —wurde ^. Es bestanden später drei Kupferhämmer auf dem Hofe,von denen einer verpachtet blieb, während zwei, wie die Rechnungenausweisen, von 1592 bis 1596 von der Besitzerin desGutes, Frau Barbara Rantzau, selbst betrieben wurden. DieHämmer leitete Isaak Soldener, ein Meister aus dem Stolbergischen,der auch einen Anteil am Ertrag der Hämmer besaß.Dazu ließ Frau Barbara 1594 von einem Oldesloer Zimmermanneine Papiermühle von zwei Geschirren errichten, um ausHaderlumpen Papier zu machen, und nahm eine zweite in Aussicht.Auch eine Messingmühle ließ sie errichten^. Sie hatteMessingbrenner,Brennerknechte, Messingschaber, Drahtzieher undDrahtschneider, einen „Kroppe Messingslager", Kesselschläger,Kupfer-garmacher und -Schläger,Eisenschmiede, Stangenschmiedein Arbeit, dazu Pulvermacher und Salpetersieder für die Herstellungvon Pulver, und Meister und Knechte für die Papiermühle^. Ferner benutzte sie ihre Bauern zu Fuhren und übernahmin Verträgen gern die Fuhrlast, da sie ihr keine Unkostenbrachten. Mit ihrem Personal hatte sie manchen Streit. Mancheflohen von Hofe, stahlen usw. Es waren wohl auch nicht diebesten Elemente, da man in den Städten diese Betätigung desAdels nicht gern sah, seinen Leuten Schwierigkeiten machte undstädtische Meister hinderte, in den Dienst des Adels zu treten.Auch die Bauern fühlten sich durch ungerechte Fuhrlasten bedrückt.Ihr Rohmaterial bezog Frau Barbara aus Lübeck, meistvon Markus Mews, einem Großkaufmann, der zeitweilig dasKupferausfuhrmonopol aus Schweden hatte : schwedischen „krohnen"oder molden Kupfer, Osemunt oder Eisen (Stockholmisch Gut oftgenannt). Über Lübeck bezog sie auch pommerschen Salpeter,soweit sie ihn nicht selbst herstellen ließ. Dazu kam über Hamburgbrihlsche (= aus Brilon?) Galmey, hessische Erde, spanischesSalz, von verschiedenen, auch fremden Kaufleuten geliefert.Das schwarze Moldenkupfer wurde mit Holzkohlen gargemacht1 Poorter 395.2 Jahrbb. 2, 275.3 Nach Unterschriften, doch ist nicht ganz sicher, ob alle zumHofe gehörten.

— 33 —und mitunter so verkauft. Meist aber wurde es weiter verarbeitet,geschmiedet und ausgeschlagen, je 10— 12 Schiffspfundwurden gleichzeitig verarbeitet^. Man stellte „vierkandte bleckenkupper", „runde kupper bodemen", ungarische Platten, Kessel,westfälische Kupferbleche und -bodemen her, dazu Eisenblech,Hamischplatten, Schloßblech und ganz dünne Eisenstangen undim Messingwerk Lattuhn, d. h. schwarzes Messing, wie es ausdem Schmelzofen und vom Schneiden kommt, Rollenmessing,Messingdraht, gezogenen Draht. Nur z. T. wurden die Warenim Lande abgesetzt, so in Neumünster; ein Lübecker Kaufmann,Hans Kropp, tat Frau Barbaras wegen den Verlag (Vörlach),d. h. er bezog Waren von ihr und besorgte den Absatz^ (auchlieferte er dagegen Rohmaterial); das meiste aber lieferte sieHamburger Kaufleuten. Dabei hat sie ihre Waren offenbar hierwie in Lübeck zollfrei ein- und ausgeführt, wie auch HeinrichRantzau (1590 Mai 9) dem Hamburger Rat mitteilte, daß ereine Messingmühle in Nütschau habe einrichten lassen, mit derBitte, alles, was sein Diener dort handeln werde, zollfrei ausundeinpassieren zu lassen^, was das Geschäft sehr erleichtemmußte. Sonst erfuhr Frau Barbara aber in Hamburg mancheHinderung und hatte besonders zu klagen, daß ihr der Wagemeisterder Hamburger Wage den Unterschied von Hamburgerund Lübecker Gewicht mit 6 statt mit 3 Pfd. zu ihrem Schadenrechnete und nach Regelung der Sache trotz seines Versprechenskeinen Schadenersatz leisten wollte*. Auch fernere Märktesuchte sie sich zu erschließen. So schloß sie mit Dirick Helleraus Bremen einen Vertrag, daß dieser ihr fremde und einheimischeKaufleute zuführen solle, die allen Messing, soviel sie her-1 Poorter S. 378.2 Ebenda 536, 2—537.Die Namen : Melden = schwarzes Mulm Erz bezeichnete silberlosesErz; krohnen= grün? S. Lazari Brokers Probierbuch. Frankfurt1673 S. 6 und 34. Auch Kyllkupfer wird oft erwähnt; zuschwed. kyllfarg oder zu deutsch Kiel-Röhre?3 Hbg. St. Cl. n Nr. 16 a vol. 2.4 Poorter 517, 2 f., 520, 2 f.Jürgens, Zur Geschichte des sohlesw. -holst. Handels. 3

— 32 —wurde ^. Es bestanden später drei Kupferhämmer auf dem Hofe,von denen einer verpachtet blieb, während zwei, wie die Rechnungenausweisen, von 1592 bis 1596 von der Besitzerin desGutes, Frau Barbara Rantzau, selbst betrieben wurden. DieHämmer leitete Isaak Soldener, ein Meister aus dem Stolbergischen,der auch einen Anteil am Ertrag der Hämmer besaß.Dazu ließ Frau Barbara 1594 von einem Oldesloer Zimmermanneine Papiermühle von zwei Geschirren errichten, um ausHaderlumpen Papier zu machen, und nahm eine zweite in Aussicht.Auch eine Messingmühle ließ sie errichten^. Sie hatteMessingbrenner,Brennerknechte, Messingschaber, Drahtzieher undDrahtschneider, einen „Kroppe Messingslager", Kesselschläger,Kupfer-garmacher und -Schläger,Eisenschmiede, Stangenschmiedein Arbeit, dazu Pulvermacher und Salpetersieder für die Herstellungvon Pulver, und Meister und Knechte für die Papiermühle^. Ferner benutzte sie ihre Bauern zu Fuhren und übernahmin Verträgen gern die Fuhrlast, da sie ihr keine Unkostenbrachten. Mit ihrem Personal hatte sie manchen Streit. Mancheflohen von Hofe, stahlen usw. Es waren wohl auch nicht diebesten Elemente, da man in den Städten diese Betätigung desAdels nicht gern sah, seinen Leuten Schwierigkeiten machte undstädtische Meister hinderte, in den Dienst des Adels zu treten.Auch die Bauern fühlten sich durch ungerechte Fuhrlasten bedrückt.Ihr Rohmaterial bezog Frau Barbara aus Lübeck, meistvon Markus Mews, einem Großkaufmann, der zeitweilig dasKupferausfuhrmonopol aus Schweden hatte : schwedischen „krohnen"oder molden Kupfer, Osemunt oder Eisen (Stockholmisch Gut oftgenannt). Über Lübeck bezog sie auch pommerschen Salpeter,soweit sie ihn nicht selbst herstellen ließ. Dazu kam über Hamburgbrihlsche (= aus Brilon?) Galmey, hessische Erde, spanischesSalz, von verschiedenen, auch fremden Kaufleuten geliefert.Das schwarze Moldenkupfer wurde mit Holzkohlen gargemacht1 Poorter 395.2 Jahrbb. 2, 275.3 Nach Unterschriften, doch ist nicht ganz sicher, ob alle zumHofe gehörten.

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