Vollständiger Band - Hansischer Geschichtsverein
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Kapitel II.Ausfuhrwaren und Ausfuhrgewerbe.Der älteste schleswig-holsteinische Handel des 8. bis 12.Jahrhunderts hatte vor allem der Vermittlung des Warenüberschussesfremder Länder gedient. Nachdem aber Lübeck undHamburg diesen Verkehr an sich gerissen hatten, mußte sich derschleswig-holsteinische Handel auf eine ganz andere Grundlagestellen. Das Territorium und seine Produkte sind die ursprünglicheGrundlage der Volkswirtschaft, von da mußte jetzt auch dieNeubegründung des Handels vor sich gehen. Holz und Kornwaren da die für den Handel zunächst in Betracht kommendenProdukte. Im Binnenlande konnte dieser Handel wie auch dermit Holz weitere Ausdehnung nicht nehmen,da die Voraussetzungallen Handels mit Waren von großem Rauminhalt und relativgeringem Wert meist fehlte, nämlich eine bequeme Transportmöglichkeit,wie sie damals nur Wasserstraßen darboten. Hamburgund Lübeck sind nun natürlich stets von Holstein mit Getreide usw*versorgt worden. Die Lage des Landes am Meer ermöglichteaber auch die Abfuhr in weiter entfernte Gegenden. Hier botsich schon damals in den Niederlanden ein Markt dar, der desGetreides und Holzes bedurfte. Alte Handelsverbindungen wiesenden Weg dahin. Vor allem die Kirchen und Klöster mit ihrenRenten und der holsteinische Adel, dem aus den Abgaben derBauern an den Grund- und Gerichtsherrn bedeutende MengenGetreides zuflössen, vermochten diese Lage auszunutzen. Schon1317 wurde in Lübeck ein Getreideausfuhrverbot erlassen^. Mit1 Ich folge hier Sering 154 ff., 222 ff. ; Zeitschr. f. lüb. Gesch. XIV 1Hörig, Agrargesch. u. Agrarverf. Schleswig-Holsteins vorn. Ostholsteins.
— 9 —dem 15. Jahrhundert trat eine große Steigerung des Getreidebedarfesin den Niederlanden ein, da man sich hier mehr undmehr gewerblichen Betrieben zuwandte. Wie dies auf Schleswig-Holstein einwirkte, zeigt deutlichdie Entwicklung Dithmarschens,das Anfang des 15. Jahrhunderts noch oft Seeräubern Unterschlupfgewährte, 1480 aber ein Bündnis mit mehreren Hansestädtenzur Bekämpfung ostfriesischer Seeräuber schloß ^. Husumwurde im 15. Jahrhundert Flecken und erhielt schon 1465 Erlaubnis,einen Stadtvogt anzustellen und erlangte andere wichtigePrivilegien, die seine Handelsblüte bezeugen.Auch der holsteinischeAdel beteiligte sich an dem Kornversand nach Westen^. ImLaufe des 16. Jahrhunderts wurden dann auch England undSpanien Getreideeinfuhrländer,während Frankreich stets Getreideausfuhrlandblieb. Gleichzeitig ging eine große Steigerung derWarenpreise vor sich, die durch das Einströmen großer MengenEdelmetalls herbeigeführt wurde. So sammelten sich große Kapitalien,die es z. B. dem holsteinischen Adel schon im 15. Jahrhundertermöglichten, sich durch Geldleihen an Christian I. inden Pfandbesitz eines großen Teiles des Landes zu setzen. Vorallem wurden die großen Kapitalien zur Güterbildung benutzt,schon im 15. und namentlich im 16. Jahrhundert. Solche Gutsbezirke,die für den Markt im großen produzierten, bildeten sichin ganz Holstein, besonders in Wagrien und den südöstlichenLandschaften Schleswigs, im Dänischen Wohld, Schwansen, Angeln.Wie der Adel kauften auch die Fürsten Land, um Güter zugründen, so im Amt Hadersleben, Apenrade^, Tondern, im Sundewitt,in Angeln und auf Alsen. In den Marschen machten sich diereichen Bauern die Wirtschaftslage zunutze und kauften dieärmeren aus. Auch hier traten überall große Höfe an Stellemehrerer kleiner. Im 16. Jahrhundert trat nun eine bedeutendeVerschiebung in der Kornproduktion ein. Den ersten Platz unterden Erzeugnissen eines ausgesprochen agrarischen Landes nahm1 Hagedorn I 7; Dithm. Landrecht von 1447 § 39 — 41 überden Kornverkauf nach Westen, A. L. J. Michelsen, Samml. altdithm.Rechtsquellen. 1842.2 Naude 40.
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