ART Basel – Entstehung und Erfolgs- faktoren einer ... - Galerie Hilt
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Philosophische Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg<br />
ZEGK – Zentrum für Europäische Geschichts- <strong>und</strong> Kulturwissenschaft<br />
Institut für Europäische Kunstgeschichte<br />
Magisterarbeit<br />
<strong>ART</strong> <strong>Basel</strong> – <strong>Entstehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Erfolgs</strong>-<br />
<strong>faktoren</strong> <strong>einer</strong> Kunstmesse<br />
Die Basler Messe im Vergleich mit dem Kunstmarkt<br />
Köln<br />
Arbeit zur Erlangung des Grades <strong>einer</strong><br />
Magistra Artium an der<br />
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg<br />
Erstgutachter: Prof. Dr. Raphael Rosenberg<br />
Zweitgutachter: Prof. Dr. Michael Hesse<br />
vorgelegt von:<br />
Corina Rombach<br />
Mannheim<br />
15. August 2007
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Einleitung 4<br />
1.1 Zielsetzung..................................................................................................................4<br />
1.2 Forschungsstand <strong>und</strong> Vorgehensweise.........................................................................5<br />
1.3 Was ist eine Kunstmesse <strong>und</strong> wie lässt sich ihr Erfolg messen?...................................6<br />
2 Die <strong>Entstehung</strong>sjahre des Kunstmarktes Köln 8<br />
2.1 Ausgangsbedingungen <strong>und</strong> Konzeption der Messe ......................................................8<br />
2.2 Standort Köln............................................................................................................12<br />
2.3 Kunstmarkt '67 – Die erste Kunstmesse.....................................................................15<br />
2.3.1 Rahmenbedingungen........................................................................................15<br />
2.3.2 Die vertretenen <strong>Galerie</strong>n ..................................................................................16<br />
2.3.3 Künstler <strong>und</strong> Kunstrichtungen..........................................................................17<br />
2.3.4 Resultate, Reflexionen, Tendenzen...................................................................18<br />
2.4 Kunstmarkt '68 <strong>und</strong> '69 – Die beiden Folgejahre........................................................20<br />
2.4.1 Rahmenbedingungen........................................................................................20<br />
2.4.2 Die vertretenen <strong>Galerie</strong>n ..................................................................................21<br />
2.4.3 Künstler <strong>und</strong> Kunstrichtungen..........................................................................22<br />
2.4.4 Resultate, Reflexionen, Tendenzen...................................................................23<br />
2.5 Gegenveranstaltungen <strong>und</strong> Zwischenfazit..................................................................24<br />
3 Die <strong>Entstehung</strong>sjahre der Art <strong>Basel</strong> 27<br />
3.1 Ausgangsbedingungen <strong>und</strong> Konzeption der Messe ....................................................27<br />
3.2 Standort <strong>Basel</strong>...........................................................................................................30<br />
3.3 <strong>ART</strong> 70 – Die erste internationale Kunstmesse in <strong>Basel</strong> ............................................32<br />
3.3.1 Rahmenbedingungen........................................................................................32<br />
3.3.2 Die vertretenen <strong>Galerie</strong>n ..................................................................................33<br />
3.3.3 Künstler <strong>und</strong> Kunstrichtungen..........................................................................36<br />
3.3.4 Resultate, Reflexionen, Tendenzen...................................................................38<br />
4 <strong>ART</strong> 1971 – 1974: Die Basler Kunstmesse im Vergleich mit dem Kunstmarkt Köln 41<br />
4.1 1971 – Der Boykott der Kölner Kunsthändler............................................................41<br />
4.1.1 Rahmenbedingungen........................................................................................41<br />
4.1.2 Die vertretenen <strong>Galerie</strong>n ..................................................................................42<br />
4.1.3 Künstler <strong>und</strong> Kunstrichtungen..........................................................................43<br />
4.1.4 Resultate, Reflexionen, Tendenzen...................................................................45<br />
4.2 1972 – Konsolidierungsphase....................................................................................46<br />
4.2.1 Rahmenbedingungen........................................................................................46<br />
4.2.2 Die vertretenen <strong>Galerie</strong>n ..................................................................................46<br />
4.2.3 Künstler <strong>und</strong> Kunstrichtungen..........................................................................50<br />
4.2.4 Resultate, Reflexionen, Tendenzen...................................................................51<br />
4.3 1973 – Die Wachstumsgrenze ist erreicht..................................................................53<br />
4.3.1 Rahmenbedingungen........................................................................................53<br />
4.3.2 Die vertretenen <strong>Galerie</strong>n ..................................................................................55<br />
4.3.3 Künstler <strong>und</strong> Kunstrichtungen..........................................................................56<br />
2
4.3.4 Resultate, Reflexionen, Tendenzen...................................................................58<br />
4.4 1974 – Der Durchbruch.............................................................................................61<br />
4.4.1 Rahmenbedingungen........................................................................................61<br />
4.4.2 Die vertretenen <strong>Galerie</strong>n ..................................................................................63<br />
4.4.3 Künstler <strong>und</strong> Kunstrichtungen..........................................................................65<br />
4.4.4 Resultate, Reflexionen, Tendenzen...................................................................67<br />
5 Fazit <strong>und</strong> Ausblick 71<br />
Literatur <strong>und</strong> Abkürzungen 74<br />
Tabellenverzeichnis 79<br />
Abbildungsverzeichnis 80<br />
Quellenverzeichnis 81<br />
Anhang 84<br />
3
1 Einleitung<br />
1.1 Zielsetzung<br />
Die Art <strong>Basel</strong> hat heute den Ruf inne, die bedeutendste Kunstmesse für zeitgenössische Kunst<br />
weltweit zu sein. So schreibt der Hamburger Kunstsammler Harald Falkenberg in der Zeit:<br />
„Die Art <strong>Basel</strong> ist eine Klasse für sich, keine andere Kunstmesse reicht an sie heran. 99 Pro-<br />
zent aller Galeristen, die einmal auf der Messe vertreten waren, wollen wieder hin. Und ähn-<br />
lich ergeht es den Sammlern.“ 1 Rose-Maria Gropp behauptet in einem Artikel der FAZ im<br />
Juni 2003: „Alle Messen wollen so sein wie die Schweizer Paradeschau“ 2 . Die weltweit erste<br />
Kunstmesse für zeitgenössische Kunst entsteht jedoch 1967 in Köln. Das „Aufregendste <strong>und</strong><br />
Erregendste“ am Kunstmarkt Köln ist für Willi Bongard „in der Tat die Offenheit, um nicht<br />
zu sagen Schonungslosigkeit, mit der Kunst unserer Zeit ‚zu Markte getragen’ <strong>und</strong> den Be-<br />
dingungen anderer Güter unterworfen wird.“ 3 Die Nachfrage ist groß <strong>und</strong> das Phänomen<br />
Kunstmesse scheint Erfolg zu haben. In den folgenden Jahren entstehen weitere Messen, u. a.<br />
in Berlin (1969), Düsseldorf <strong>und</strong> München (1971). Mit Köln konkurrieren kann jedoch nur<br />
die Art <strong>Basel</strong>, welche im Juni 1970 zum ersten Mal ihre Tore öffnet. Mit den Jahren überholt<br />
sie Köln an Größe <strong>und</strong> Qualität <strong>und</strong> entwickelt sich zur weltweit bedeutendsten Kunstmesse.<br />
Schon nach den ersten fünf Jahren treten in der Presse vermehrt Äußerungen auf, dass <strong>Basel</strong><br />
Köln den Rang abgelaufen habe. So schreibt 1974 Eduard Beaucamp in der FAZ, die Basler<br />
Messe habe in fünf Jahren „ein Zentrum des Welthandels etabliert“ <strong>und</strong> „das Wettrennen mit<br />
dem Kölner <strong>und</strong> Düsseldorfer Konkurrenzunternehmen scheint heute entschieden.“ 4 Es schei-<br />
nen sich also schon in den Anfangsjahren die Weichen für diese positive Entwicklung der<br />
Messe zu stellen.<br />
Ziel dieser Arbeit ist es, die ersten fünf Jahre der Art <strong>Basel</strong> zu rekonstruieren <strong>und</strong> auf<br />
die Frage hin zu analysieren, was die <strong>Erfolgs</strong><strong>faktoren</strong> der Messe waren bzw. bis heute sind.<br />
Zeigen sich die Gründe schon in <strong>einer</strong> besseren Ausgangssituation oder entwickeln sie sich<br />
erst mit den Jahren heraus? Auswirkungen auf den Erfolg könnten der Standort <strong>Basel</strong>, die<br />
teilnehmenden <strong>Galerie</strong>n, die vertretenen Künstler <strong>und</strong> Kunstrichtungen <strong>und</strong> die Struktur der<br />
Messe haben. Auf diese Aspekte wird sich die Analyse konzentrieren.<br />
1 Harald Falkenberg: Kunst kommt von kaufen. In: Die Zeit, 27.4.2006.<br />
2 Rose-Maria Gropp: Die wahre Saison ist doch das Frühjahr. In: FAZ, 13.06.2006.<br />
3 Willi Bongard: Das Kölner Kunst-Kartell. In: Die Zeit, 8.9.1967.<br />
4 Eduard Beaucamp: Das imaginäre Museum des Kunstmarkts. In: FAZ, 24.6.1974.<br />
4
1.2 Forschungsstand <strong>und</strong> Vorgehensweise<br />
Zur <strong>Entstehung</strong>sgeschichte der Art Cologne (damals Kunstmarkt Köln) existieren bereits drei<br />
Publikationen. 1986 veröffentlicht der B<strong>und</strong>esverband Deutscher <strong>Galerie</strong>n (BVDG) „20 Jahre<br />
Kunstmarkt“ 5 . Nach zehn Jahren folgt die Veröffentlichung „Vom Kunstmarkt 67 zur Art<br />
Cologne 96“, herausgegeben von der KölnMesse <strong>und</strong> dem BVDG. 6 Beiden Arbeiten fehlen<br />
jedoch Quellenverweise. Die neueste Publikation über die <strong>Entstehung</strong>sgeschichte der Art Co-<br />
logne entsteht 2003 vom Zentralarchiv des Internationalen Kunsthandels in der Zeitschrift<br />
sediment unter dem Titel „Kunstmarkt Köln '67. <strong>Entstehung</strong> <strong>und</strong> Entwicklung der ersten Mes-<br />
se für Moderne Kunst 1966-1974“. 7 Die komplette Ausgabe der Zeitschrift ist den Anfangs-<br />
jahren der Art Cologne gewidmet. Die einzelnen Artikel gehen prof<strong>und</strong> <strong>und</strong> gut recherchiert<br />
auf die <strong>Entstehung</strong>sgründe der Art Cologne ein.<br />
Über die Art <strong>Basel</strong> hingegen gibt es bislang nur eine Veröffentlichung von Annemarie<br />
Monteil unter dem Titel „Zeigen, schauen, kaufen“ in welcher pro Seite ein Messejahr von<br />
1970-1994 kommentiert wird. 8 Eine Promotion über die frühen Jahre der Art <strong>Basel</strong> wird mo-<br />
mentan an der Universität Zürich von Ilona Genoni vorbereitet, die Veröffentlichung steht<br />
jedoch noch aus. Die <strong>Entstehung</strong>sjahre <strong>und</strong> Gründe für den Erfolg der Messe sind also bislang<br />
weitgehend unerforscht.<br />
Die vorliegende Arbeit versteht sich deshalb als erster Schritt zur Erfassung <strong>und</strong> Analy-<br />
se der <strong>Entstehung</strong>sjahre der Kunstmesse <strong>Basel</strong>. Die Recherche begrenzt sich auf die ersten<br />
fünf Jahre. Um einen Maßstab zu haben, soll die Art <strong>Basel</strong> dem Kölner Kunstmarkt gegen-<br />
übergestellt werden, da man davon ausgehen kann, dass die Kölner Messe als die erste von<br />
beiden <strong>Basel</strong> als Vorbild diente. Als Gr<strong>und</strong>lage für den Vergleich dienen hauptsächlich die<br />
Ausstellungskataloge der Messen, vor Ort gesichtete Archivdokumente der Art <strong>Basel</strong> sowie<br />
Archivdokumente des Kunstmarkts Köln <strong>und</strong> Presseberichte über die Messen. Die Auswahl<br />
der Presseberichte beschränkt sich auf die großen, überregionalen Zeitungen wie Die Zeit, Die<br />
Welt, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Neue Zürcher Zeitung <strong>und</strong> International Herald Tribu-<br />
5 Volker RATTEMEYER [1986] informiert über die Jahre 1967 – 1986 des Kunstmarktes Köln. Die einzelnen<br />
Jahre werden gut durchleuchtet durch Presseberichte, Beschlüsse der Mitgliederversammlungen, etc. Leider<br />
fehlen Quellenverweise, welche die Informationen belegen.<br />
6 Werner KRÜGER [1996] behandelt die Jahre von 1967 bis 1996. Er trägt Informationen über die einzelnen Jahre<br />
zusammen <strong>und</strong> zitiert Katalogvorworte <strong>und</strong> Presseberichte – jedoch meistens ohne Quellenverweise. Auch geht<br />
er kaum auf die am Kunstmarkt vertretenen Künstler <strong>und</strong> Kunstrichtungen ein.<br />
7 HERZOG/JACOBS [2003].<br />
8 Begleitet wird jedes Jahr von Bildern des Fotografen Kurt Wyss einzelner Kunstwerke <strong>und</strong> ihrer Betrachter.<br />
Annemarie MONTEIL [1994, 9] nennt ihre Publikation ein „Bilderbuch“ <strong>und</strong> bemerkt: „dokumentiert wird nicht<br />
‚die’ Art, sondern die Art des Kurt Wyss“. Diese Publikation behandelt die Art <strong>Basel</strong> nicht wissenschaftlich.<br />
Wichtig sind jedoch das Vorwort des damaligen Messeleiters Emil Bammatter <strong>und</strong> Angaben über die jährlichen<br />
Besucherzahlen der Art <strong>Basel</strong>.<br />
5
ne 9 <strong>und</strong> Fachzeitschriften wie Art International, Das Kunstwerk <strong>und</strong> Die Weltkunst. Außer-<br />
dem dienen persönliche Gespräche mit Ernst Beyeler <strong>und</strong> Klaus Staeck als Quellen.<br />
1.3 Was ist eine Kunstmesse <strong>und</strong> wie lässt sich ihr Erfolg messen?<br />
Laut der deutschen Gewerbeordnung ist eine Messe „eine zeitlich begrenzte, im allgemeinen<br />
regelmäßig wiederkehrende Veranstaltung, auf der eine Vielzahl von Ausstellern das wesent-<br />
liche Angebot eines oder mehrerer Wirtschaftszweige ausstellt <strong>und</strong> überwiegend nach Muster<br />
an gewerbliche Wiederverkäufer, gewerbliche Verbraucher oder Großabnehmer vertreibt.“ 10<br />
Die Form der Mustermesse, die vor allem dem Informationsaspekt dient <strong>und</strong> auf der die Pro-<br />
dukte überwiegend als Muster ausgestellt werden, ist heute die übliche Form. Sie wurde im<br />
19. Jahrh<strong>und</strong>ert in Leipzig gegründet <strong>und</strong> löste die Warenmesse, die dem unmittelbaren Aus-<br />
tausch von Waren diente, ab. 11 Da auf den Kunstmessen neben Reproduktionen überwiegend<br />
Originale direkt verkauft werden, sind sie jedoch den Warenmessen zuzuordnen. 12<br />
Vorgänger der Messen für Moderne Kunst sind die Kunst- <strong>und</strong> Antiquitätenmessen. 13<br />
Neben dem Verkauf der Ware dient eine Kunstmesse dazu, neue Kontakte zwischen Käufern<br />
<strong>und</strong> Händlern zu erschließen. Bei <strong>einer</strong> Kunstmesse befinden sich zahlreiche <strong>Galerie</strong>n in un-<br />
mittelbarer räumlicher Nähe zueinander. Hiermit verschafft die Messe dem Käuferpublikum<br />
einen größeren <strong>und</strong> objektiveren Marktüberblick als beispielsweise die Besuche einzelner<br />
<strong>Galerie</strong>n. 14 Die Messe dient den <strong>Galerie</strong>n als Werbung, nicht zuletzt weil die Medienpräsenz<br />
beträchtlich höher ist als bei <strong>einer</strong> einzelnen <strong>Galerie</strong>ausstellung. 15<br />
Was fällt unter den Erfolg <strong>einer</strong> Kunstmesse? Als <strong>Erfolgs</strong>kriterien könnten folgende an-<br />
gesehen werden: ideeller Erfolg <strong>und</strong> finanzieller Erfolg. Als ideeller Erfolg wird in der vorlie-<br />
genden Arbeit Erfolg durch Ansehen <strong>und</strong> Bekanntheit bei Sammlern, Händlern <strong>und</strong> Besu-<br />
chern der Messe verstanden. Finanzieller Erfolg ist durch hohe Umsätze <strong>und</strong> die Einnahmen<br />
aus Eintritten auszumachen. Ideeller Erfolg ist durch hohe Besucherzahlen, durch Lob in der<br />
Presse, die Teilnahme bedeutender <strong>Galerie</strong>n, durch qualitativ hochwertige Ware bzw. Kunst<br />
<strong>und</strong> durch einen guten Standort, einen übersichtlichen Aufbau <strong>und</strong> eine auf der Messe ge-<br />
währleistete Marktübersicht über das wesentliche Angebot des Bereichs der Modernen Kunst<br />
9 Hier sind insbesondere Eduard Beaucamp, Georg Jappe (FAZ) <strong>und</strong> Gottfried Sello (Die Zeit) hervorzuheben,<br />
da sie die Kunstmessen über die Jahre hin beobachten, sie kritisch hinterfragen <strong>und</strong> tiefgründiger als andere<br />
Journalisten auf die Marktsituation <strong>und</strong> Tendenzen eingehen.<br />
10 Deutsche Gewerbeordnung, § 64 (1) zitiert nach TETTINGER/WANK [1999, 679].<br />
11 HERZOG [2003, 11].<br />
12 OSCHATZ [1995, 20].<br />
13 HERCHENRÖDER [1990, 268ff].<br />
14 HERSTATT [2002, 95].<br />
15 BOLL [2005, 274ff].<br />
6
auszumachen. Ist ein ideeller Erfolg gegeben, so ist anzunehmen, dass sich mit hoher Wahr-<br />
scheinlichkeit auch ein finanzieller Erfolg einstellt. Auch wenn der finanzielle Erfolg einen<br />
großen Einfluss auf den Gesamterfolg der Messe haben dürfte, kann in der vorliegenden Ar-<br />
beit nicht darauf eingegangen werden, da verlässliche Quellen fehlen. 16 Der Schwerpunkt der<br />
vorliegenden Arbeit liegt somit auf dem ideellen Erfolg der Messe. Wie ist dieser jedoch zu<br />
messen? Die genaue Untersuchung der Städte Köln <strong>und</strong> <strong>Basel</strong> zeigt auf, wie bedeutend diese<br />
als Kunststadt sind <strong>und</strong> in welchem Maße die Stadtverwaltungen <strong>und</strong> öffentlichen Einrichtun-<br />
gen die Messen unterstützen. Welche <strong>Galerie</strong>n sind bedeutend <strong>und</strong> besitzt die Messe eine vor-<br />
teilhafte Struktur? Für die Beantwortung dieser Fragen werden die Presseberichte herangezo-<br />
gen. Bei der Frage, ob bedeutende zeitgenössische Künstler an der Messe teilnehmen, zieht<br />
die Untersuchung den im Jahre 1970 von Willi Bongard erstellten Kunstkompass heran. (Ta-<br />
belle 14) Dieser soll in einem ersten Schritt darüber Aufschluss geben, welche lebenden<br />
Künstler in den Jahren 1970 - 1974 durch Ausstellungen in <strong>Galerie</strong>n, Museen etc. einen gro-<br />
ßen Bekanntheitsgrad erreicht haben. In einem zweiten Schritt wird dann untersucht, ob <strong>und</strong><br />
in welchem Maße diese Künstler auf der Basler <strong>und</strong> Kölner Messe anzutreffen sind. Eine A-<br />
nalyse der beiden Messen auf die Frage, welche Kunstströmungen vertreten waren, soll Auf-<br />
schluss darüber geben, ob die Messen eine Übersicht des wesentlichen Angebots der Moder-<br />
nen Kunst geben. (Tabelle 12/13)<br />
16 Immer wieder wird in Presseberichten, auf die Undurchsichtigkeit der Kunstmessen in Bezug auf Gewinn <strong>und</strong><br />
Umsatz hingewiesen, wie beispielsweise von G. Sello: „Aber der Umsatz enthält eine statistisch nicht erfassbare<br />
Dunkelziffer, weil der Handel mit sich selbst handelt.“ Gottfried Sello: Heiter bis wolkig. In: Die Zeit,<br />
28.06.1974, S. 15. Die im Archiv der Art <strong>Basel</strong> verfügbaren Zahlen zum finanziellen Erfolg der Messe sind nicht<br />
zur Einsicht freigegeben.<br />
7
2 Die <strong>Entstehung</strong>sjahre des Kunstmarktes Köln<br />
Um die Art <strong>Basel</strong> <strong>und</strong> ihre <strong>Entstehung</strong> besser verstehen zu können, soll im Folgenden die<br />
Vorgängermesse, der Kunstmarkt Köln, untersucht werden auf ihre <strong>Entstehung</strong>, den Standort<br />
Köln <strong>und</strong> die ersten drei Jahre bis 1970. Besondere Beachtung soll der Kunstkritik geschenkt<br />
werden: Was wird gelobt, was wird kritisiert? Entstehen Bedürfnisse der Aussteller oder Be-<br />
sucher, die Köln nicht erfüllen kann <strong>und</strong> die <strong>Basel</strong> später aufgreifen wird?<br />
2.1 Ausgangsbedingungen <strong>und</strong> Konzeption der Messe<br />
Im Jahre 1967 findet zum ersten Mal der Kunstmarkt Köln, die erste Messe für zeitgenössi-<br />
sche Kunst statt. Wie kam es hierzu <strong>und</strong> was waren die Gründe? In den Sechziger Jahren lie-<br />
gen die wichtigsten deutschen <strong>Galerie</strong>n, die sich auf zeitgenössische Kunst spezialisieren,<br />
verstreut in den unterschiedlichsten deutschen Städten. Betrachtet man die teilnehmenden<br />
<strong>Galerie</strong>n des Kölner Kunstmarktes ’67, die den Anspruch haben, Avantgardegalerien zu sein,<br />
so zeigt sich, dass keine Stadt mehr als drei dieser <strong>Galerie</strong>n hervorbringt. Um nur einige zu<br />
nennen: die <strong>Galerie</strong> Anne Äbels hat ihren Sitz in Köln, die <strong>Galerie</strong> René Block befindet sich<br />
in Berlin, die <strong>Galerie</strong> Neuendorf in Hamburg, die <strong>Galerie</strong> Alfred Schmela in Düsseldorf <strong>und</strong><br />
die <strong>Galerie</strong> van der Loo kommt aus München. (K67, o.p.)<br />
Mit dem zweiten Weltkrieg hatte Berlin den Status als deutsches Kunsthandelszentrum<br />
verloren. 17 Die wichtigsten Zentren sind Paris <strong>und</strong> ab Anfang der Sechziger Jahre überwie-<br />
gend New York. Hier befinden sich auf der 57. Straße mehr als 50 Kunstgalerien, bei welchen<br />
sich laut Willi Bongard „unter dem Gesichtspunkt zeitgenössischer Kunst“ ein Besuch bei<br />
mindestens fünfzehn lohnt. In Manhattan befänden sich neben der hohen Konzentration an<br />
<strong>Galerie</strong>n, die bedeutendsten Museen, privaten Kunstsammlungen, das größte Auktionshaus<br />
Parke-Bernet <strong>und</strong> hier arbeiteten an die fünfzigtausend Künstler. „Im Unterschied zu New<br />
York (oder London oder Paris) ist der deutsche Kunstmarkt in ein halbes Dutzend <strong>und</strong> mehr<br />
Teilmärkte aufgesplittert – mit der sattsam bekannten Folge, dass dieser Markt ein Schatten-<br />
dasein <strong>und</strong> die deutsche Kunst der Gegenwart international keinen Kurswert hat, mit Aus-<br />
nahme vielleicht der Zero-Gruppe.“ 18 Rudolf Zwirner gibt zu Bedenken, dass amerikanische<br />
Sammler in den 60er <strong>und</strong> 70er Jahren keine zeitgenössischen Werke deutscher Künstler kauf-<br />
ten. 19<br />
17 Hierauf verweisen sowohl THURN [1994, 205] als auch HERZOG [2003, 13f].<br />
18 Willi Bongard: Das Kölner-Kunstkartell. In: Die Zeit, 8.9.1967, S. 36.<br />
19 Unter dem Titel „Ausverkauf der Moderne“ hielt Rudolf Zwirner am 8. Mai 2006 auf der Mitgliederversammlung<br />
des B<strong>und</strong>esverbandes deutscher Galeristen einen Vortrag. Die im Jahre 2000 entstandene Publikation dieses<br />
8
Viele deutsche <strong>Galerie</strong>n konzentrieren sich in den 50er Jahren auf Kunst der Ecole de<br />
Paris, der Klassischen Moderne <strong>und</strong> nach Preisstürzen der Ecole de Paris auf die neue ameri-<br />
kanische Malerei. 20 Diese jedoch, so Günter HERZOG, „wurde knapp oder von den Amerika-<br />
nern oder Franzosen kontrolliert, so dass es sich dringend empfahl, die junge einheimische<br />
Kunstproduktion zu stimulieren. Die ‚klassischen’ Sammler waren gesättigt, <strong>und</strong> es musste<br />
eine neue Generation wenn nicht gar ‚Spezies’ von Sammlern gewonnen beziehungsweise<br />
herangezüchtet werden…“ [HERZOG 2003,14] Dass solch ein Publikum von neuen Sammlern,<br />
die sich für zeitgenössische Kunst interessieren, schon existiert, wird Hein Stünke auf der<br />
documenta von 1959 klar. Da ihm als documenta-Ratsmitglied kein Honorar gezahlt werden<br />
kann, schlägt Arnold Bode vor, er könne an einem Grafik-Stand Werke seines <strong>Galerie</strong>-<br />
Programms verkaufen. Der daraus resultierende finanzielle Erfolg macht Hein Stünke <strong>und</strong><br />
Rudolf Zwirner, der zu dieser Zeit das Sekretariat der documenta leitet, klar, dass die Besu-<br />
cher nicht nur Ausstellungen besuchen, sondern dort auch zu kaufen bereit sind. 21<br />
Laut Hein STÜNKE [1986, 344] war es um die wirtschaftliche Situation der Avantgarde-<br />
galerien Mitte der Sechziger Jahre schlechter bestellt als beispielsweise um den Markt für die<br />
Klassische Moderne. Diesem habe sich das Auktionshaus Norbert Ketterer aus Stuttgart mit<br />
großem Erfolg zugewandt <strong>und</strong> für die damalige Zeit hohe Preise erzielt. In dieser Situation<br />
kommt es im Mai 1966 zu ersten Gesprächen zwischen den Galeristen Rudolf Zwirner, Hein<br />
Stünke <strong>und</strong> Rudolf Springer. Sie tauschen Ideen aus, wie man die deutschen Avantgardegale-<br />
rien unterstützen, die deutsche Kunstproduktion ankurbeln <strong>und</strong> Köln zu deren Zentrum ma-<br />
chen könnte. Rudolf Zwirner wünscht sich eine Ausstellung mit Werken von verschiedenen<br />
<strong>Galerie</strong>n, die sowohl einen Überblick über die Arbeit des Kunsthandels, als auch „über die<br />
neuesten Tendenzen von Malerei <strong>und</strong> Plastik gibt“. (Quelle 1,17) 22 Rudolf Springer spricht<br />
sich für eine „Anti-documenta“ aus, was er sich jedoch genau darunter vorstellt, wird in den<br />
Aufzeichnungen des Treffens nicht dokumentiert. Nach Hein Stünkes Ansicht müsse wer eine<br />
neue Form der Ausstellung von Kunst wolle auch eine andere Form der Auswahl <strong>und</strong> Präsen-<br />
tation suchen. (Quelle 1,17) Stünke erwägt eine weitere Möglichkeit:<br />
„Meine Absicht war, eine Messe zu veranstalten, also eine Form<br />
händlerischen Anbietens zu versuchen, wie sie nicht durch die Auktion <strong>und</strong><br />
nicht durch die <strong>Galerie</strong> geleistet werden kann, also keine Ausstellung son-<br />
Vortrages wurde gekürzt <strong>und</strong> enthält die oben erwähnte Passage nicht. Vgl. ZWIRNER [2000]. Deshalb kann nur<br />
auf eine Internetquelle verwiesen werden: www.artnet.de/magazine/features/zwirner/zwirner06-09-06.asp.<br />
20 HERZOG [2003, 14]; STÜNKE [1986, 343].<br />
21 Sturm, Birgit Maria: Die diffizile Ware Kunst. Ein Interview mit dem Kölner Galeristen Hein Stünke über die<br />
<strong>Entstehung</strong>sgeschichte des Kölner Kunstmarktes. In: Art Position 5 (1993) 22, S. 21.<br />
22 Redemanuskript Stünkes, 23.5.1966, Bl. 17.<br />
9
dern eine handfeste Sache, ein kaufmännisches Unternehmen mit allen<br />
Kennzeichen eines solchen. Das Vorbild ist nicht die Lausanner Ausstellung<br />
Pilot, sondern die kleine, aber doch respektable Messe der Antiquare in<br />
Stuttgart.“ (Quelle 1,16)<br />
Eine zusätzliche Ausstellung mit Werken der <strong>Galerie</strong>n – wie von Rudolf Zwirner ge-<br />
wünscht – sollte die Messe erweitern <strong>und</strong> ihren „programmatischen Charakter“ (Quelle 1, 16)<br />
hervorheben. Diese Form der Messe scheint den größten Anklang bei den drei Galeristen zu<br />
finden, da sie sich letztendlich durchsetzt. Aus rechtlichen Gründen halten die Galeristen die<br />
Gründung eines Vereins für notwendig. Sie sind sich einig, dass die Stadt Köln nicht mit ein-<br />
zelnen Personen, sondern nur mit einem Verein oder Verband als Träger einen Vertrag ab-<br />
schließen würde, um eine Messe durchzuführen. (Quelle 1, 16) Mitglieder sollen jedoch nicht<br />
unbegrenzt aufgenommen werden. Galeristen, die nur „gelegentlich“ neuere Kunst handeln<br />
sind nicht erwünscht. Mitglieder werden sollten nur diejenigen, die „durch die Arbeit in ihren<br />
<strong>Galerie</strong>n den Beweis eines besonderen Interesses an gegenwärtiger künstlerischer Produktion<br />
geliefert haben“ (Quelle 1, 15).<br />
Des Weitern äußert sich Hein Stünke gegen eine Mitgliedschaft ausländischer Galeris-<br />
ten: „Nicht weil sie Ausländer sind möchten wir sie nicht in unserem Kreis aufnehmen. Auf<br />
ausländische Kollegen zu verzichten hat folgende Gründe: Alle Händler Deutschlands sind<br />
mehr oder weniger Importeure. Sie alle haben sich – <strong>und</strong> damit auch den vertretenen Künst-<br />
lern – mit großen Kosten <strong>und</strong> Anstrengungen einen Platz geschaffen, haben der französischen,<br />
englischen <strong>und</strong> amerikanischen Kunst hier einen größeren Markt <strong>und</strong> eine größere Publizität<br />
gesichert. Man kann darum dem hiesigen Kunsthändler nicht zumuten, was kein anderer<br />
Händler oder Hersteller s<strong>einer</strong> deutschen Vertretung zumuten würde: eine Messe vorzuberei-<br />
ten, damit hier verkauft wird, was fairerweise die hiesigen Vertreter verkaufen müßten.“<br />
(Quelle 1, 14f) Hieraus geht eindeutig das Ziel des Vereins hervor, den deutschen Kunsthan-<br />
del <strong>und</strong> die deutschen Händler zu unterstützen.<br />
In der Gründungsversammlung vom 4. Juli 1966 wird eine Satzung beschlossen, die den<br />
Zweck definiert: „Zweck des Vereins ist die Förderung des Interesses an zeitgenössischer<br />
deutscher <strong>und</strong> internationaler Kunst <strong>und</strong> die Förderung des Handels mit solcher Kunst.“<br />
(Quelle 4,1) Dem Zweck soll „die Veranstaltung von Ausstellungen zeitgenössischer Kunst“<br />
dienen. Aufnahmeanträge weiterer Galeristen, die eine Mitgliedschaft anstreben, müssen von<br />
fünf Vereinsmitgliedern befürwortet werden. Eine tatsächliche Aufnahme eines neuen Mit-<br />
glieds muss von der Mitgliederversammlung einstimmig befürwortet werden. (Quelle 4, 2)<br />
Somit sind die rechtlichen Gr<strong>und</strong>lagen für die erste Messe gelegt, die im Jahre 1967 stattfin-<br />
10
den soll. Bei der Gründungsversammlung vom 4. Juli 1966 zählen folgende Galeristen zu den<br />
Vereinsmitgliedern: Adler, Dr. Appel, Block, Brusberg, Mayer, Müller, Niepel, Pooch,<br />
Schmela, Springer, Stangl, Stünke, Ricke, Thomas, van de Loo, Zwirner. (Quelle 3, 42)<br />
Der Planungszeitraum für die Messe erstreckt sich von Mai 1966 bis zu Beginn der ers-<br />
ten Messe im September 1967 über 16 Monate. In den folgenden Vereinssitzungen werden<br />
die Rahmenbedingungen geschaffen: Der Name der Messe soll „Kunstmarkt '67“ lauten.<br />
(Quelle 2, 94) Im Gebäudekomplex des Gürzenich sollen allen Mitgliedern gleichgroße Kojen<br />
– über Losverfahren ermittelt – zugeteilt werden. Auch die verschiedenen Gattungen, die aus-<br />
gestellt werden können, bestimmen die Vereinsmitglieder: „In den Kojen können nach Belie-<br />
ben Bilder, Plastiken, Grafiken <strong>und</strong> bibliophile Pressedrucke gezeigt werden.“ (Quelle 3, 42)<br />
In der Vereinssitzung vom 24.1.67 wird zusätzlich festgelegt, dass die auf der Messe zu<br />
verkaufenden Bilder <strong>und</strong> Plastiken erst ab 1910 entstanden sein dürfen. „Es wird erwartet,<br />
dass hier der progressive Charakter dominiert.“ (Quelle 5, 20) Des Weiteren müssen alle<br />
Kunstwerke, die auf der Messe präsentiert werden, zu Beginn verkäuflich sein. Die Kojen-<br />
größe wird auf 6 x 4 x 5 m festgelegt. (Quelle 5, 20) Für die zusätzliche Ausstellung im<br />
Kunstverein, bei welcher jede <strong>Galerie</strong> ein bis drei Künstler ausstellen soll, wird eine Hänge-<br />
kommission durch die Galeristen Stangl, Springer <strong>und</strong> Müller beauftragt. (Quelle 5, 20) Dies<br />
unterstreicht den Ausstellungscharakter. Auf der Messe im Gürzenich hingegen besteht für<br />
die Galeristen „völlige Freiheit bezüglich der Künstler <strong>und</strong> Auswahl der Kunstwerke“ (Quelle<br />
6, 131). Die Kosten pro Mitglied werden auf 1.800 DM festgelegt. (Quelle 6, 133)<br />
Auf einen wichtigen Punkt wird in einem R<strong>und</strong>schreiben an die Mitglieder hingewie-<br />
sen: „Zu den Eröffnungen müssen von allen <strong>Galerie</strong>n Preislisten vorliegen, von denen eine<br />
Durchschrift an die Geschäftsführung zu senden ist.“ (Quelle 7, 110) Betont wird hierbei, dass<br />
es wichtig sei, dass die Besucher sich über die Preise informieren könnten. Dieser Aspekt ist<br />
bedeutend, denn zuvor wurde stets darauf hingewiesen, wie <strong>und</strong>urchsichtig der Kunstmarkt in<br />
Bezug auf die Preistransparenz der Werke sei. Christian HERCHENRÖDER berichtet: „Der<br />
Handel mit Kunst <strong>und</strong> edlem Kunstgewerbe wurde vor dem Krieg noch als absolut intime<br />
Transaktion begriffen, die den jeweiligen Händler <strong>und</strong> seinen Klienten zu <strong>einer</strong> verschwiege-<br />
nen Interessengemeinschaft verband. […] Die großen Kunsthäuser hatten ihre Geheimkabi-<br />
nette, in denen die kostbaren Bildwerke potenten Sammlern auf <strong>einer</strong> samtbezogenen Staffelei<br />
präsentiert wurden. Einlass in dieses „Allerheiligste“ hatte nur der arrivierte, dem Händler<br />
schon fast hörige Kunstkäufer. Diese mystifizierende Handelspraxis nötigt uns heute, im Zeit-<br />
alter erwünschter Markttransparenz ein überlegenes Lächeln ab; <strong>und</strong> doch gibt es noch einige<br />
wenige Händler alten Schlages, die abseits vom grellen Messegeschäft mit dieser diskreten<br />
11
Methode dauerhaft Markterfolge haben.“ [HERCHENRÖDER 1990, 260] Dass auch bei den<br />
Mitgliedern des Vereins progressiver deutscher Kunsthändler solche Methoden praktiziert<br />
werden, bestätigt Willi Bongard, der verschiedene Galeristen zu ihren Geschäftsmethoden<br />
<strong>und</strong> Umsätzen interviewt <strong>und</strong> von der Kölner Galeristin Änne Abels erfährt: „Unser Jeschäft<br />
hat einen Nimbus <strong>und</strong> den jefährden Se, wenn Se über’ t Jeschäftliche schreiben. […] Der<br />
Kunsthandel sei, versicherte mir Frau Abels, ‚dat unmoralischte Jeschäft der Welt’. Wenn<br />
man ihren Worten glauben schenken würde, entzöge er sich überhaupt jeglicher kommerziel-<br />
ler Betrachtung…“ 23 Von diesem Blickpunkt aus könnte man die nun vom Verein geforderte<br />
Preistransparenz als äußerst progressiv bezeichnen.<br />
2.2 Standort Köln<br />
Wie wichtig ist für den erfolgreichen Beginn des Kölner Kunstmarktes der Standort Köln,<br />
seine Geschichte, Kunst- <strong>und</strong> Kulturlandschaft <strong>und</strong> die Förderung durch die Stadt? Die Stadt<br />
Köln blickt auf eine bis ins Mittelalter zurückreichende Sammlertradition ihrer Bürger zurück.<br />
Zu nennen sind hier beispielsweise die Sammlungen von Ferdinand Franz Wallraf, die Kunst-<br />
sammlung des Baumeisters Johann Peter Weyer <strong>und</strong> des Barons Hüpsch. Die meisten Kölner<br />
Museen verdanken einen großen Teil ihrer Bestände den Schenkungen <strong>und</strong> Leihgaben der<br />
Sammler. 24 Laut Klaus Staeck besitzt das Rheinland auch heute noch eine große „Sammler-<br />
schaft“, was als eindeutiger Standortvorteil für Köln gesehen werden kann. (Siehe S. 102)<br />
Obwohl die meisten Kölner Museen im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört<br />
wurden, kann ein Großteil ihrer Sammlungen rechtzeitig evakuiert werden. Auch der Kölner<br />
Rechtsanwalt Dr. Josef Haubrich trägt einen beträchtlichen Teil von Werken der ersten Hälfte<br />
des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts zusammen, versteckt sie <strong>und</strong> rettet sie somit vor <strong>einer</strong> Beschlagnahmung<br />
durch die Nationalsozialisten. Da die Museen zerstört sind, fehlen Ausstellungsräume <strong>und</strong><br />
somit schickt man die Kölner Sammlungen – allen voran die Sammlung Haubrich – auf Rei-<br />
sen. So präsentiert sich die Sammlung Haubrich anfangs in deutschen Städten, in den fünfzi-<br />
ger Jahren auch in anderen europäischen Städten wie Amsterdam (1951), Turin (1952) <strong>und</strong><br />
<strong>Basel</strong> (1955). Diese Präsentation des „Kölner Kulturguts“ in den verschiedensten Städten <strong>und</strong><br />
Regionen ist sicherlich ein Aspekt, der Köln zu einem Namen als Museumsstadt verhilft. 25<br />
Nachdem in Köln 1956 das Schnütgen-Museum, 1957 das Wallraf-Richartz-Museum<br />
<strong>und</strong> 1967 die Josef Haubrich Kunsthalle eröffnen, folgt nun in der Stadt Köln selbst eine Wel-<br />
le von Ausstellungen, die große Besucherzahlen anziehen. Bedeutende Ausstellungen zu die-<br />
23 Willi Bongard: Das Geschäft mit der Kunst (I): Maler, Bilder, Spekulanten. In: Die Zeit, 26.11.1965, S.45.<br />
24 ILLNER [1996, 13].<br />
25 BLOCHMANN [1996, 191ff].<br />
12
ser Zeit sind beispielsweise die Ausstellungen „Kunst <strong>und</strong> Leben der Etrusker“ (1956,<br />
160.000 Besucher) oder „Toulouse Lautrec“ (1961/62, 158.000 Besucher). 26 Bei den beiden<br />
ersten Ausstellungen in der Josef Haubrich Kunsthalle „Die Römer am Rhein“ <strong>und</strong> „Marc<br />
Chagall“ zählen die Veranstalter in den ersten fünf Monaten über 300.000 Besucher. 27 Diese<br />
Zeit des wachsenden Interesses an Kunst bzw. des Wachstums des Museums- <strong>und</strong> Ausstel-<br />
lungswesens wirkt sich sicherlich positiv auf die <strong>Entstehung</strong> des Kunstmarkts Köln aus. Da-<br />
mit einher geht 1969 die Leihgabe von 170 Werken des Sammlers Peter Ludwig an das Wall-<br />
raf-Richartz-Museum, die u. a. Werke der amerikanischen Pop Art Künstler beinhaltet. 28<br />
Diese Leihgabe ist sicherlich mit ein Gr<strong>und</strong>, dass im Jahre 1969 die Museums- <strong>und</strong> Ausstel-<br />
lungsbesuche die Millionengrenze überschreiten. 29<br />
Schon zu Beginn der Planung des Kunstmarkts ’67 ist die Stadt Köln bereit, das Vorha-<br />
ben zu unterstützen. Bei dem ersten Treffen der zukünftigen Vereinsmitglieder vom<br />
23.5.1966 berichtet Hein Stünke von Verhandlungen mit dem Kulturdezernenten Kurt Ha-<br />
ckenberg „wobei insbesondere die Zweiteilung der Unternehmung in Messe <strong>und</strong> Ausstellung<br />
in Gürzenich <strong>und</strong> Overstolzenhaus erläutert wurde.“ (Quelle 2, 94) Bei der Gründerversamm-<br />
lung vom 4. Juli 1966 ist bereits klar: „Die Stadt Köln ist bereit, Gürzenich <strong>und</strong> Overstolzen-<br />
haus für eine Kunstmesse <strong>und</strong> gemeinsame Ausstellung zur Verfügung zu stellen <strong>und</strong> finan-<br />
zielle Zuwendung zu geben.“ (Quelle 3, 42) Des Weiteren finanziert die Stadt Köln in den<br />
Anfangsjahren den Ausstellungskatalog <strong>und</strong> beteiligt sich an Werbungskosten. 30 Dass der<br />
Verein diese finanzielle Zuwendung erhält, erklärt sich sicherlich auch aus der Tatsache, dass<br />
man neben der kommerziellen Verkaufsschau auch eine Kunstausstellung plant.<br />
Wie kommt es dazu, dass die Stadt Köln sich diesem Projekt gegenüber so offen zeigt?<br />
Immer wieder wird dem Kulturdezernenten der Stadt Köln, Kurt Hackenberg, eine bedeuten-<br />
de Rolle bei der Unterstützung des Kölner Kunstmarktes beigemessen. Mit s<strong>einer</strong> Kulturpoli-<br />
26<br />
Eine ausführliche Liste der Ausstellungen in Köln bis 1966 bei: HACKENBERG [1966, 4ff].<br />
27<br />
ILLNER [2003, 45f].<br />
28<br />
Laut Georg Jappe könne „kein zweites Museum der Welt so viel zeitgenössische Kunst vorweisen“ wie das<br />
Wallraf-Richartz Museum mit der Sammlung Ludwig. S<strong>einer</strong> Meinung nach sei Köln „durch eine kluge Fortführung<br />
der Sammlung […] die einmalige Chance gegeben, Sammelpunkt dieser zweiten goldenen Zeit der modernen<br />
Kunst zu werden“. Georg Jappe: Die goldenen Sechziger. In: FAZ, 7.3.1969, S. 32.<br />
29<br />
ILLNER [1996, 13].<br />
30<br />
In dem Sitzungsprotokoll vom 17.11.67 ist zu lesen: „Die Stadt Köln ist darüber hinaus bereit, in 2 oder 3<br />
amerikanischen Zeitschriften ganzseitig für ihre Museen <strong>und</strong> für den Kunstmarkt 68 zu werben.“ (Quelle 8, 183)<br />
Das Sitzungsprotokoll des Vereins vom 23.2.1968 beinhaltet: „Die Stadt Köln gibt einen Zuschuss von DM<br />
19.000 für den normalen Katalog…“ (Quelle 9, 52) Bei der Diskussion über die Fortführung <strong>einer</strong> Begleitausstellung<br />
betont Rudolf Zwirner bei <strong>einer</strong> Mitgliedsversammlung im Januar 1969: „Die Stadt Köln wird die Katalogkosten,<br />
sowie bis zu <strong>einer</strong> gewissen Summe, die Transportkosten übernehmen.“ (Quelle 12, 176) 1970 geht<br />
aus den Protokollen keine Information über eine finanzielle Unterstützung der Stadt hervor. Ab 1971 scheint der<br />
Verein eine Kojenmiete an die Stadt Köln zahlen zu müssen: “Die voraussichtlich nur einmal an die Stadt Köln<br />
zu zahlende Kojenmiete (in Höhe von DM 35.000)…“ (Quelle 15, 127) Danach sind in den Protokollen der<br />
Mitgliederversammlungen keine Hinweise auf finanzielle Hilfe durch die Stadt gegeben.<br />
13
tik, die auf eine demokratische Gr<strong>und</strong>haltung zurückgeht, setze er sich laut ILLNER [1996, 13]<br />
u. a. das Ziel, die bildende Kunst für breite Bevölkerungsschichten zu öffnen <strong>und</strong> förderte<br />
dies durch die oben erwähnten stark zunehmenden Kölner Ausstellungen.<br />
Im Sommer 1968 ist in der Zeitschrift „Art International“ eine Anzeige der Stadt Köln<br />
unter dem Titel „Cologne goes Art“ zu finden. (Quelle 22) Hier wird zum einen für die Köl-<br />
ner Museen, zum anderen für die <strong>Galerie</strong>n <strong>und</strong> den Kunstmarkt geworben. Diese Anzeige<br />
zeigt, dass die Stadt Köln, bzw. Hackenberg durch die Kombination von Museen <strong>und</strong> Kunst-<br />
markt auf eine erfolgreiche Entwicklung Kölns als Kunststadt baut. Ab Ende der Sechziger<br />
<strong>und</strong> Anfang der Siebziger Jahre setzt er sich auch vermehrt für zeitgenössische Kunst ein. So<br />
unterstützt er neben dem Kölner Kunstmarkt auch weitere Veranstaltungen wie 1969 den<br />
Kölner „Neumarkt der Künste“, für den er neben dem Gelände des Kölner Neumarktes auch<br />
eine Summe von 27.500 DM zur Verfügung stellt. 31 Des Weiteren beauftragt er 1970 Harald<br />
Szeemann, den documenta-Geschäftsführer, die Ausstellung „Happening <strong>und</strong> Fluxus“ zu or-<br />
ganisieren. Diese Ausstellung stieß teilweise auf große Kritik, da sowohl Wolf Vostell als<br />
auch die Wiener Aktionisten Otto Muehl <strong>und</strong> Hermann Nitsch blutverschmierte Gegenstände,<br />
Tierkadaver <strong>und</strong> ähnliches präsentierten. 32 Obwohl Hackenberg nach heftigen Protesten der<br />
Öffentlichkeit einige Werke entfernen ließ, zeigt die Beauftragung Seemans doch seine Be-<br />
reitschaft, Vertreter zeitgenössischer, avantgardistischer Strömungen auszustellen. Diese Ver-<br />
anstaltungen trugen gewiss einen Teil zu Kölns Ruf als Stadt bei, in der zeitgenössische Kunst<br />
gezeigt <strong>und</strong> gefördert wird.<br />
Karl Ruhrberg, der damalige Direktor der Kunsthalle Düsseldorf reflektiert im Jahre<br />
1993 über Kölns Rang im Bereich der zeitgenössischen Kunst: „Bis Anfang der siebziger Jah-<br />
re war Düsseldorf im Bereich der zeitgenössischen Kunst unangefochten auf dem ersten Platz<br />
in Deutschland <strong>und</strong> hat ihn dann an Köln verloren. Das liegt an der Lethargie der Düsseldor-<br />
fer Kulturpolitik <strong>einer</strong>seits <strong>und</strong> der andere war die Aktivität von Hackenberg, der das genau<br />
gesehen hat <strong>und</strong> dann via Kunstmarkt anfing das zu installieren.“ 33<br />
Somit schaffen das aufkommende Interesse an Bildender Kunst, der Zuwachs an Muse-<br />
en <strong>und</strong> Ausstellungen in Köln <strong>und</strong> die Unterstützung durch die Stadt Köln, im Besonderen<br />
durch den Kulturdezernenten Kurt Hackenberg günstige Voraussetzungen für die <strong>Entstehung</strong><br />
des Kunstmarktes. Im Gegenzug ist es dann der Kunstmarkt selbst, der in den Siebziger Jah-<br />
ren Köln zu <strong>einer</strong> Metropole der zeitgenössischen Kunst werden lässt. Dies zeigt beispiels-<br />
31 ILLNER [2003, 52ff].<br />
32 HERZOGENRATH/LUEG [1986, 474ff].<br />
33 Zeitungsgespräch mit Karl Ruhrberg am 28.5.1993; Historisches Archiv der Stadt Köln, Dokumentation Kölner<br />
Kulturleben nach 1945. Zitiert nach ILLNER [2003, 43].<br />
14
weise die steigende Anzahl der <strong>Galerie</strong>n Ende der Sechziger Jahre. Im Februar 1968 zählt<br />
man in Köln 27 <strong>Galerie</strong>n. Laut einem Bericht der R<strong>und</strong>schau vom Februar 1968 seien die<br />
letzten Monate sieben neue <strong>Galerie</strong>n in Köln entstanden bzw. nach Köln gezogen, wie bei-<br />
spielsweise die <strong>Galerie</strong> Wilbrand aus Münster <strong>und</strong> die <strong>Galerie</strong> Ricke aus Kassel. 34 Laut Georg<br />
JAPPE [1986, 573] habe Peter Ludwig sogar „die Atmosphäre des Kunstmarktes“ dazu bewo-<br />
gen, seine Sammlung der Stadt Köln als Dauerleihgabe anzubieten. 35<br />
2.3 Kunstmarkt '67 – Die erste Kunstmesse<br />
Der Ruf Kölns als Kunst- <strong>und</strong> Museumsstadt <strong>und</strong> die finanzielle <strong>und</strong> ideelle Unterstützung<br />
durch die Stadt schaffen gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche Messe. Im Folgenden<br />
soll nun untersucht werden, inwieweit der erste Kunstmarkt durch seine Zielsetzung <strong>und</strong><br />
Form, die vertretenen <strong>Galerie</strong>n <strong>und</strong> Künstler tatsächlich erfolgreich war.<br />
2.3.1 Rahmenbedingungen<br />
Vom 13. bis 17. September 1967 findet der erste Kunstmarkt mit insgesamt 18 <strong>Galerie</strong>n statt,<br />
die ihre Stände im Kölner Gürzenich präsentieren. Begleitet wird die Messe von der Ausstel-<br />
lung „18 <strong>Galerie</strong>n 36 Künstler“ im Kölner Kunstverein. Hier stellt jede <strong>Galerie</strong> die Arbeiten<br />
von 1-3 Künstlern aus. (K67, o.p.) Dokumentiert wird das Ereignis durch einen Katalog mit<br />
<strong>einer</strong> Auflage von 5.000 Exemplaren. Der 32 x 45 cm große Katalog beinhaltet die Namen<br />
der auf der Messe ausgestellten Künstler <strong>und</strong> deren Werke, sowie Abbildungen einiger Wer-<br />
ke. Preise sind hier nicht abgedruckt, dafür müssen alle Objekte sowohl im Gürzenich als<br />
auch bei der Ausstellung in der Kunsthalle mit Preisen ausgezeichnet sein. Der Erwerb <strong>einer</strong><br />
Luxusausgabe des Katalogs mit Originalgrafiken von 19 Künstlern wie Antes, Lenk, Mack,<br />
Vasarely ist für 350 DM möglich. Der Verkauf der Luxusausgabe soll die bei der Vorberei-<br />
tung entstandenen Kosten decken. (Quelle 6, 133) In den fünf Tagen besichtigen 15.000 –<br />
16.000 Besucher die Messe. (Tabelle 2)<br />
Der Gürzenich befindet sich im Zentrum der Altstadt <strong>und</strong> dient als Fest- <strong>und</strong> Veranstal-<br />
tungssaal. Die durch weiße Stellwände voneinander abgetrennten, gleichgroßen Kojen sind in<br />
drei Reihen gegliedert, dazwischen befinden sich zwei Gänge. (Abb.1/2) Auf der Bühne resi-<br />
dieren die <strong>Galerie</strong>n „Der Spiegel“ <strong>und</strong> Änne Abels. (Abb.3) Durch die Beleuchtung – insbe-<br />
sondere die imposanten Kronleuchter – <strong>und</strong> die Orgel bewahrt der Saal seinen festlichen Cha-<br />
rakter.<br />
34<br />
Günther Engels: Köln, heimliche Hauptstadt des Kunsthandels. In: R<strong>und</strong>schau, 10.2.1968, zitiert nach<br />
HERZOGENRATH/LUEG [1986, 340].<br />
35<br />
Leider gibt Jappe nicht an, aus welchen Quellen er diese Information bezieht.<br />
15
2.3.2 Die vertretenen <strong>Galerie</strong>n<br />
Folgende 18 <strong>Galerie</strong>n nehmen am Kunstmarkt teil:<br />
<strong>Galerie</strong> Änne Abels (Köln), <strong>Galerie</strong> Appel & Fertsch (Frankfurt), <strong>Galerie</strong> Block (Berlin), Ga-<br />
lerie Brusberg (Hannover), <strong>Galerie</strong> Gunar (Düsseldorf), <strong>Galerie</strong> Müller (Stuttgart), <strong>Galerie</strong><br />
Neuendorf (Hamburg), <strong>Galerie</strong> Niepel (Düsseldorf), (op) art <strong>Galerie</strong> (Esslingen), <strong>Galerie</strong> Ri-<br />
cke (Kassel), <strong>Galerie</strong> Schmela (Düsseldorf), <strong>Galerie</strong> Der Spiegel (Köln), <strong>Galerie</strong> Springer<br />
(Berlin), <strong>Galerie</strong> Stangl (München), <strong>Galerie</strong> Thomas (München), <strong>Galerie</strong> Tobiès & Silex<br />
(Köln), <strong>Galerie</strong> van de Loo (München), <strong>Galerie</strong> Zwirner (Köln). (Tabelle 11) Neben den 18<br />
<strong>Galerie</strong>n besitzt auch die „Bücherstube am Dom“ einen Bücherstand. Die <strong>Galerie</strong>n bieten von<br />
Bildern über Skulpturen <strong>und</strong> Grafikeditionen bis zu kinetischen Objekten <strong>und</strong> Happening-<br />
Aktionen ein breites Spektrum an.<br />
Wie präsentieren sich die <strong>Galerie</strong>n am ersten Kunstmarkt von 1967? Ein „viel klareres Bild<br />
von jeder <strong>Galerie</strong>“ als bei der Ausstellung im Kunstverein, so Georg Jappe, zeige sich auf<br />
dem eigentlichen Kunstmarkt im Gürzenich. 36 Ein Teil der <strong>Galerie</strong>n spezialisiert sich auf be-<br />
stimmte Gebiete, der andere Teil zeigt eine Mischung verschiedenster Kunstrichtungen. Zur<br />
ersten Gruppe gehört die <strong>Galerie</strong> Neuendorf, welche mit Künstlern wie David Hockney, Andy<br />
Warhol <strong>und</strong> Robert Indiana vor allem Künstler der Pop Art ausstellt. 37 Überwiegend kon-<br />
struktive Kunst beispielsweise von Josef Albers, Karl Pfahler <strong>und</strong> Lothar Quinte zeigt die<br />
<strong>Galerie</strong> Müller. Auch die (op) art <strong>Galerie</strong> präsentiert überwiegend Kunst aus konstruktiven<br />
Formen. Der Bogen spannt sich hier von einem abstrakt-geometrischen Bild von Franz Kupka<br />
über Kunstwerke der Zürcher Konkreten wie Max Bill <strong>und</strong> Camille Graeser hin zu den mit<br />
der optischen Wahrnehmung spielenden Bildern der Op Art Künstler wie Victor Vasarely <strong>und</strong><br />
Jesus Raphael Soto. Georg Jappe betont, dass die (op) art <strong>Galerie</strong> von Hans Mayer „mit ihrem<br />
geschlossenen Stand die beste Präsentation auf dieser Messe für sich in Anspruch nehmen<br />
darf.“ 38 Auf informelle Künstler wie Wols, Antoni Tápies <strong>und</strong> Emil Schumacher konzentriert<br />
sich die <strong>Galerie</strong> van de Loo. Ebenfalls informelle Kunst zeigt die <strong>Galerie</strong> Änne Abels. Neben<br />
Karl-Fred Dahmen, K.R.H. Sonderborg <strong>und</strong> Georges Mathieu präsentiert sie der informellen<br />
Kunst ähnliche Bilder des Abstrakten Expressionismus von Jackson Pollock <strong>und</strong> Franz Kline.<br />
Junge deutsche Künstler wie Sigmar Polke, Gerhard Richter <strong>und</strong> Wolf Vostell – alle Absol-<br />
36 Georg Jappe: Der Progress tanzt. In: FAZ, 15.09.1967, S. 32.<br />
37 Die folgenden Beschreibungen beziehen sich auf die Angaben <strong>und</strong> Abbildungen der von den <strong>Galerie</strong>n vertretenen<br />
Künstlern im Katalog des Kunstmarktes Köln von 1967. Da nicht alle Arbeiten der Künstler abgebildet<br />
sind, kann die Beschreibung nur Tendenzen eines <strong>Galerie</strong>profils aufzeigen.<br />
38 Georg Jappe, a.a.O. 15.09.1967. Bezieht sich die vorliegende Arbeit auf einen Zeitungs- oder Zeitschriftenartikel,<br />
so sind die vollständigen Angaben in der Fußnote zu finden. Wird der Bericht mehrmals an verschiedenen<br />
Stellen zitiert, so steht der Name des Autors sowie „a.a.O.“ Beinhaltet die Arbeit Artikel eines Autors, die<br />
mehrmals angeführt werden, wird das Erscheinungsdatum des Artikels ebenfalls hinzugefügt.<br />
16
venten der Kunstakademie Düsseldorf – vertritt die <strong>Galerie</strong> René Block. Diese Künstler wid-<br />
men sich überwiegend neuen Formen der Kunst wie Aktionskunst <strong>und</strong> dem Kapitalistischen<br />
Realismus. (Tabelle 12) 39<br />
Die zweite Gruppe der <strong>Galerie</strong>n spezialisiert sich auf keinen bestimmten Bereich, son-<br />
dern präsentiert die verschiedensten Strömungen, wie beispielsweise die <strong>Galerie</strong>n Brusberg,<br />
Schmela, Springer, Stangl <strong>und</strong> Zwirner. Bei der <strong>Galerie</strong> Springer fällt neben Werken von<br />
George Grosz, Pablo Picasso <strong>und</strong> Frank Stella eine stehende Kriegerfigur auf, die auf das Jahr<br />
400 n. Ch. datiert ist. Dies verw<strong>und</strong>ert, da Springer – <strong>einer</strong> der Mitbegründer des Vereins –<br />
sich eigentlich der progressiven Kunst widmet <strong>und</strong> laut <strong>einer</strong> Vereinssitzung Kunst erst ab<br />
1910 ausgestellt werden darf. (Vgl. Kapitel 2.1) Auch bei der <strong>Galerie</strong> Zwirner sind neben a-<br />
merikanischen Pop Art Künstlern wie Lichtenstein <strong>und</strong> Warhol auch frühe Bilder von Max<br />
Ernst (1919-25) <strong>und</strong> von deutschen Expressionisten wie Otto Mueller <strong>und</strong> Emil Nolde zu se-<br />
hen.<br />
2.3.3 Künstler <strong>und</strong> Kunstrichtungen<br />
Vertreten sind Kunstrichtungen von Klassischer Moderne, Informel, Pop Art, über konstruk-<br />
tive Kunst, Op Art, Hard Edge, hin zu Vertretern des Nouveau Réalisme, fantastischen Rea-<br />
lismus’ <strong>und</strong> der Aktionskunst. Angeboten werden neben Malerei <strong>und</strong> Grafik auch Plastik <strong>und</strong><br />
die verschiedensten Arten von Objekten, beispielsweise aus dem Bereich der Kinetik. (K67,<br />
o.p.) Den Kunstmarkt dominieren die Vertreter der Pop Art, insbesondere Roy Lichtenstein,<br />
der von sieben <strong>Galerie</strong>n vertreten wird sowie Andy Warhol <strong>und</strong> Allen Jones, die von vier Ga-<br />
lerien vertreten werden. Aber auch informelle Künstler wie Wols <strong>und</strong> Tàpies oder Vertreter<br />
der Klassischen Moderne wie Max Ernst <strong>und</strong> Picasso werden von zahlreichen <strong>Galerie</strong>n ausge-<br />
stellt. (Tabelle 12) Rein quantitativ trifft der Besucher am häufigsten auf Roy Lichtenstein,<br />
Max Ernst, Victor Vasarely, Joseph Albers, Horst Antes, Hans Bellmer <strong>und</strong> Rupprecht Gei-<br />
ger. (Tabelle 3)<br />
Als eines der Ziele formuliert der Verein progressiver deutscher Kunsthändler die „För-<br />
derung des Interesses an zeitgenössischer deutscher Kunst“. (Kapitel 2.1) Am konsequentes-<br />
ten realisiert dies der Galerist René Block, der ausschließlich junge deutsche Künstler auf<br />
39 Werden in der vorliegenden Arbeit Stilbezeichnungen oder Kunstströmungen genannt, so ist in den Fußnoten<br />
zu Tabelle 12 angeführt, welche Quellen hierfür zugr<strong>und</strong>e liegen <strong>und</strong> welche Künstler in der vorliegenden Arbeit<br />
unter diese Stilbezeichnung bzw. Strömung fallen. Der Anspruch auf Vollständigkeit kann nicht erhoben werden,<br />
da die Tabelle nicht alle Künstler die diesen Stilrichtungen zugeordnet werden aufführt, sondern vor allem<br />
jene, die auf den Kunstmessen vertreten sind. Des Weiteren enthalten die Tabellen nicht alle auf den Messen<br />
vertretenen Künstler. Die Einordnung in Stilgruppen ist eine Vereinfachung <strong>und</strong> Verallgem<strong>einer</strong>ung. Da auf der<br />
Art <strong>Basel</strong> jedoch pro Jahr bis zu 2.000 verschiedene Künstler ausgestellt werden, muss eine Vereinfachung <strong>und</strong><br />
Kategorisierung vorgenommen werden, um Tendenzen aufzeigen zu können.<br />
17
dem Kunstmarkt ausstellt, darunter die Vertreter des Kapitalistischen Realismus wie Sigmar<br />
Polke, Gerhard Richter <strong>und</strong> K. H. Hödicke. (K67, o.p.)<br />
2.3.4 Resultate, Reflexionen, Tendenzen<br />
Die Messe zieht zwischen 15.000 <strong>und</strong> 16.000 Besucher an <strong>und</strong> setzt offiziell 1 Mio. DM<br />
um. 40 (Quelle 2) Positive Kritiker verlauten: „Als Verkaufsmesse, als Einkaufszentrum für<br />
Sammler <strong>und</strong> Händler hat der Kunstmarkt sich bewährt. Der Erfolg ist so eindeutig, dass die<br />
Initiatoren sich entschlossen haben, das gelungene Experiment zu institutionalisieren.“ 41 Be-<br />
sonderes Aufsehen erregt die neue Art <strong>und</strong> Weise, wie Kunst verkauft wird. Laut dem Journa-<br />
listen Gerd Fischer werde in Köln Kunst gehandelt „wie auf <strong>einer</strong> Hausratsmesse Kühl-<br />
schränke <strong>und</strong> Nähmaschinen“ 42 . Und hier stelle sich bei jenen, für die „Bilder <strong>und</strong> Plastiken<br />
etwas vom Himmel Gekommenes zu sein scheinen“ immer wieder die Frage: „Kann man das<br />
machen…?“ 43<br />
Das „Aufregendste <strong>und</strong> Erregendste“ am Kunstmarkt ist für Willi Bongard „in der Tat<br />
die Offenheit, um nicht zu sagen Schonungslosigkeit, mit der Kunst unserer Zeit ‚zu Markte<br />
getragen’ <strong>und</strong> den Bedingungen anderer Güter unterworfen wird. Bis vor kurzem noch wäre<br />
es wahrscheinlich als ein Sakrileg oder zumindest eine Geschmacklosigkeit empf<strong>und</strong>en wor-<br />
den, Werke moderner Kunst nach der Art anderer Messen feilzubieten. Es hat eine ganze<br />
Weile gedauert, bis sich die Erkenntnis eines Adorno durchgesetzt hat, wonach ‚solange<br />
Kunst überhaupt nach Brot geht, sie derjenigen ökonomischen Form (bedarf), die den Produk-<br />
tionsverhältnissen <strong>einer</strong> Epoche angemessen sind’.“ 44 Sind also die Produktionsverhältnisse<br />
der Epoche durch die freie Marktwirtschaft bestimmt, so müsse auch Kunst auf einem freien<br />
Markt angeboten werden.<br />
Die Presse äußert sich jedoch kritisch zum Begriff „progressiv“, denn verkauft worden<br />
sei vor allem nicht progressive Kunst. Gottfried Sello bemerkt: „bei anderen <strong>und</strong> gerade auch<br />
den renommierten <strong>Galerie</strong>n hatte man den Eindruck, dass die progressive linke Hand nicht<br />
immer wusste, was die kommerzielle rechte tat. […] Vorn zeigte man das Allerneuste, aber<br />
die Geschäfte machte man hinten mit deutschen Expressionisten <strong>und</strong> der antiquierten Ecole de<br />
40 Gottfried Sello: Mehr kommerziell als progressiv. In: Die Zeit, 22.09.1967, S. 22.; Georg Jappe: Progresspflichtig.<br />
In: FAZ, 19.09.1967, S. 19. Da die Umsatzwerte wahrscheinlich von den Händlern selbst angegeben<br />
wurden, ist anzumerken, dass diese nicht verpflichtet sind, richtige Angaben zu machen. Außerdem kaufen auch<br />
Händler von Händlern, was ebenfalls in den Umsatzzahlen enthalten ist.<br />
41 Gottfried Sello, a.a.O. 19.09.1967.<br />
42 Gerd Fischer: Im Gürzenich ist Kunstbasar. In: Neue Rhein Zeitung, 14.9.1967, zitiert nach HERZOG [2003,<br />
12].<br />
43 Ebd.<br />
44 Willi Bongard, a.a.O., 8.9.1967.<br />
18
Paris.“ 45 Gleiches berichtet Georg Jappe, hier bezüglich des Umsatzes: „Davon ist die Hälfte<br />
den Klassikern der Moderne zu verdanken; als man den Trend sah, wurde unter dem Laden-<br />
tisch auch besorgt, was nicht im progressiven Katalog stand <strong>und</strong> was man mit einigem Wohl-<br />
wollen eben noch klassisch nennen darf. Demgegenüber ist eine <strong>Galerie</strong>, die mehr Progressi-<br />
on als Wertobjekte anbot, gerade nur ‚aus dem Schneider’.“ 46 Diese Angaben könnten darauf<br />
hinweisen, dass sich das Käuferpublikum neben „progressiver“ Avantgardekunst auch für<br />
Werke der Klassischen Moderne interessiert <strong>und</strong> dass der Verein progressiver Kunsthändler<br />
mit seinem Programm den allgemeinen Käuferwünschen nicht ganz entsprechen kann.<br />
Weitere Kritik äußert Jappe zu den Begrüßungsworten des Vorsitzenden Hein Stünke,<br />
der „im Namen der deutschen progressiven Kunsthändler“ spricht. Dieser Anspruch der Pro-<br />
gressivität sei, so Jappe, nicht gewährleistet: „Ein klares Bild der Kunst in Deutschland ist<br />
nicht gegeben: es fehlen <strong>Galerie</strong>n <strong>und</strong> es fehlen Künstler, die Auswahl ist zu sehr den Um-<br />
ständen angepasst, als daß sich hier im Ernst der alleinprogressivmachende Handel prokla-<br />
mieren könnte. Die Schau definiert nicht, was progressiv ist, <strong>und</strong> rechtfertigt dadurch ihre<br />
Exklusivität nicht. […] Hier ist zuviel progressiv, was gerade arriviert ist.“ 47 Als Beispiel<br />
nennt er „progressive“ Händler, die u. a. Werke von Braque <strong>und</strong> Nolde zeigten. Gottfried Sel-<br />
lo gibt zu bedenken, dass neue unbekannte Künstler auf dem Kunstmarkt fehlten. Die Gale-<br />
rien präsentierten die „Arrivierten“ <strong>und</strong> „Halbarrivierten“, die sich schon auf der documenta,<br />
der Biennale in Venedig oder in anderen Kollektivausstellungen einen Namen gemacht hät-<br />
ten: “Wenn sie aber auf <strong>einer</strong> progressiven Schau das Feld beherrschen, wird das Unterneh-<br />
men fragwürdig, weil Progressivität <strong>und</strong> Arriviertheit miteinander kollidieren.“ 48 Eine Gefahr<br />
sieht Jappe darin, dass auf der Messe nicht vertretene Künstler von <strong>einer</strong> avantgardistischen<br />
zu <strong>einer</strong> progressiven, auf der Messe vertretenen <strong>Galerie</strong> übertreten könnten, was auch schon<br />
eingetroffen sei. „Da sehen sich dann die Ausgeschlossenen zu recht vor einem Monopol,<br />
fürchten eine Deklassierung.“ 49 Deshalb fordert er, dass „die Schranken der Exklusivität“ fal-<br />
45 Gottfried Sello, a.a.O. 19.9.1967.<br />
46 Georg Jappe, a.a.O. 15.09.1967. Leider gibt Jappe nicht an, woher er diese Informationen erhalten hat. Da<br />
Gottfried Sello jedoch Ähnliches hierzu schreibt, ist es möglich eine Tendenz zu sehen, dass eine hohe Nachfrage<br />
nach Werken der Klassischen Moderne wahrzunehmen war.<br />
47 Georg Jappe, a.a.O. 15.09.1967.<br />
48 Sello definiert den Begriff progressiv als den Schritt nach vorn, „ins ungesicherte Terrain, progressiv ist der<br />
Augenblick, wo Fontana zum ersten Mal eine Leinwand durchlöchert oder Max Ernst die Frottage erfindet, wenn<br />
Paolozzi seine Frottage auf dem Schrotthaufen sucht…“ Gottfried Sello, a.a. O., 19.09.1967.<br />
49 Georg Jappe, a.a.O. 15.09.1967. Leider nennt Jappe die von ihm angesprochenen Künstler, die von <strong>einer</strong> nicht<br />
progressiven zu <strong>einer</strong> progressiven <strong>Galerie</strong> wechselten nicht. Die Aussage kann deshalb nicht auf ihren Wahrheitsgehalt<br />
überprüft werden.<br />
19
len müssten: „Durch eine höhere Beteiligung sänken die Kosten, stiege der Überblick, stärkte<br />
sich die Objektivität.“ 50<br />
Die Kritik veranlasst den Verein der progressiven deutschen Kunsthändler zum Nach-<br />
denken über bestimmte Aspekte <strong>und</strong> Abkommen des Vereins: In der Mitgliederversammlung<br />
vom 23. Februar 1968 wird der Begriff „progressiv“ ausführlich diskutiert <strong>und</strong> die Mitglieder<br />
entscheiden sich dafür, ihn bei der Werbung für den Kunstmarkt 68 wegzulassen. „Ferner soll<br />
darauf hingearbeitet werden, dass das Wort „progressiv“ bei der Presse richtig interpretiert<br />
wird.“ (Quelle 9, 51) Leider erfährt man hier nicht, was die Galeristen genau unter „progres-<br />
siv“ verstehen. Des Weiteren nehmen die Vereinsmitglieder bei der Jahresversammlung im<br />
Oktober 1967 eine Satzungsänderung vor: Eventuell angeregt durch die Kritik an der Mono-<br />
polstellung des Vereins soll nun eine Zweidrittelmehrheit für die Aufnahme neuer Vereins-<br />
mitglieder genügen. (Quelle 8, 182)<br />
2.4 Kunstmarkt '68 <strong>und</strong> '69 – Die beiden Folgejahre<br />
Trotz der Kritik steigert sich der Erfolg des ersten Kölner Kunstmarktes in den Folgejahren.<br />
Diese Anfangsjahre der weltweit ersten Kunstmesse für zeitgenössische Kunst sind auch eine<br />
Suche nach der bestmöglichen Form der Messe. Was ist der adäquate Veranstaltungsort? Wie<br />
verhalten sich die Mitglieder in Bezug auf die Teilnahme ausländischer <strong>Galerie</strong>n? Wie ist die<br />
Reaktion auf die Kombination von Ausstellung <strong>und</strong> Verkaufsveranstaltung?<br />
2.4.1 Rahmenbedingungen<br />
In den Folgejahren verdoppeln sich die Besucherzahlen von 15.000- 16.000 Besuchern im<br />
Jahre 1967 auf 30.000 im Jahre 1968 <strong>und</strong> 50.000 im Jahre 1969. Auch die Umsätze steigen<br />
von ca. 1 Mio. auf ca. 2 Mio. <strong>und</strong> 1969 auf ca. 3,5 Mio. DM. 51 Auf dem Kunstmarkt ’68 trifft<br />
der Besucher 26 <strong>Galerie</strong>n an, davon sechs aus dem Ausland, 1969 sind 22 ausschließlich<br />
deutsche <strong>Galerie</strong>n vertreten. (Tabelle 11) 1968 siedelt die Veranstaltung vom Kölner Gürze-<br />
nich in die Kölner Kunsthalle über, welche die Stadt zur Verfügung stellt. Die Anordnung der<br />
Kojen gleicht jener des Vorjahres: Die gleichgroßen Stände sind in zwei Reihen angeordnet<br />
<strong>und</strong> durch Trennwände unterteilt. (Abb. 4/5) Die Verkaufsmesse findet in der Kunsthalle statt,<br />
eine Sonderausstellung, in welcher jede <strong>Galerie</strong> ein bis zwei Künstler vorstellt, im Kölner<br />
Kunstverein. Dieser Umzug ist von Vorteil, weil sich zum einen Messe <strong>und</strong> Ausstellung nun<br />
50 Ebd.<br />
51 Auf diese Angaben weist Dieter Brusberg im Vorwort zum Katalog des Kölner Kunstmarktes von 1970 hin.<br />
Statistische Angaben der Zeitschrift sediment, die vom Zentralarchiv des Internationalen Kunsthandels herausgegeben<br />
wird <strong>und</strong> weiteres Archivmaterial veröffentlicht, geben hingegen andere Werte an. Vgl. Tabelle 2.<br />
20
innerhalb eines Gebäudekomplexes befinden <strong>und</strong> zum anderen die Kunsthalle „eine großzü-<br />
gigere Raumaufteilung ermöglicht“ (K68, o.p.). Die Messedauer pendelt sich auf sechs Tage<br />
ein, <strong>und</strong> findet sowohl 1968 als auch 1969 Mitte Oktober statt.<br />
Im Vorwort des Messekataloges von 1968 informiert der Vorsitzende Otto van de Loo<br />
über die Absicht des Vereins: „Die Veranstalter der Kunstmesse haben sich zwei Ziele ge-<br />
setzt: Einmal, durch ein jährliches, in einem Messeraum konzentriertes Angebot zeitgenössi-<br />
scher Kunst, den Handel mit dieser Kunst auch hierzulande lebendiger <strong>und</strong> müheloser zu ges-<br />
talten <strong>und</strong> populär zu machen. Zum anderen erhoffen sich die Veranstalter von der<br />
Sonderausstellung im Kunstverein ein verstärktes Interesse des Publikums an der Auseinan-<br />
dersetzung mit der Kunst unserer Tage.“ (K68, o.p.) Möglicherweise als Reaktion oder gar<br />
Rechtfertigung auf die Kritik in der Presse, die Messe sei nicht progressiv <strong>und</strong> würde keine<br />
neuen, unbekannten Künstler zeigen, bemerkt er: „Auch besteht nicht der falsche Ehrgeiz,<br />
sogenannte Kunstrichtungen, oder gar ihre ersten Schritte von morgen, zu prophezeien, viel-<br />
mehr der Wunsch, das gefilterte Angebot von heute vorzulegen <strong>und</strong> die Qualität aus der na-<br />
hen Vergangenheit zu vermitteln. Dabei versteht es sich von selbst, dass in diesem Programm<br />
die begabten <strong>und</strong> ernst zu nehmenden Kräfte der jungen Generation vorgestellt <strong>und</strong> zu Worte<br />
kommen werden.“ (K68, o.p.) Diese Aussage wirkt wie ein Versuch, sich von dem vermeint-<br />
lich progressiven Image der Messe zu distanzieren <strong>und</strong> klarzumachen, dass die Veranstalter<br />
auch arrivierte Kunst oder wie van de Loo es ausdrückt „Qualität aus der nahen Vergangen-<br />
heit“ präsentieren werden.<br />
2.4.2 Die vertretenen <strong>Galerie</strong>n<br />
Auf dem Kunstmarkt 1968 trifft der Messebesucher auf sechs ausländische <strong>Galerie</strong>n. Wie<br />
kommt es zu dieser Öffnung der Messe für nichtdeutsche <strong>Galerie</strong>n, die der Kunsthändlerver-<br />
ein im Vorjahr noch vehement ablehnte? Dieser nicht sofort verständliche Entschluss wurde<br />
hauptsächlich aus einem bestimmten Gr<strong>und</strong> gefasst: In Düsseldorf planen die Galeristen Kon-<br />
rad Fischer <strong>und</strong> Hans Strelow eine Ausstellung mit dem Namen „Prospect 68“, zu welcher sie<br />
ausländische <strong>Galerie</strong>n einladen möchten. Um diese Pläne zu durchkreuzen berichtet der Vor-<br />
stand Otto van der Loo in einem Mitgliederbrief: „Es wurde beschlossen, alle die ausländi-<br />
schen <strong>Galerie</strong>n, die im Sinne <strong>einer</strong> progressiven <strong>Galerie</strong>arbeit für das Düsseldorfer Unterneh-<br />
men von Interesse gewesen wären, durch eine Einladung unsererseits von den Düsseldorfer<br />
Plänen abzulenken.“ (Quelle 10, 47) 52 Daraufhin nehmen von den insgesamt 26 <strong>Galerie</strong>n fol-<br />
gende ausländische Aussteller als Gäste am Kunstmarkt ’68 teil: Dell Ariete (Mailand),<br />
52 Brief von Otto van de Loo an die Vereinsmitglieder vom 25.4.1968.<br />
21
Castelli (New York), Denise René (Paris), Feigen (New York), Fischbach (New York) <strong>und</strong><br />
Rowan (London). (K68, o.p.)<br />
Für jede deutsche <strong>Galerie</strong> wird eine Koje zur Verfügung gestellt, die ausländischen Ga-<br />
lerien hingegen stellen im Foyer des Obergeschosses der Kunsthalle aus. (K68, o.p.) Dass<br />
ihnen weniger Platz zur Verfügung steht als den deutschen Kunsthändlern <strong>und</strong> dass sie keine<br />
eigene Koje besitzen, weist auf ihre Sonderstellung hin. Die Teilnahme ausländischer Gale-<br />
rien bleibt auch nach dem Kunstmarkt `68 ein Thema der Vereinsmitglieder. Im Vorwort des<br />
Kataloges von 1968 beteuert Otto van de Loo noch: „Es ist vorgesehen, in der Zukunft diese<br />
Teilnahme ausländischer <strong>Galerie</strong>n zu erweitern.“ In einem Protokoll der Mitgliederversamm-<br />
lung im November ´68 – also nach dem zweiten Kunstmarkt – wird Folgendes dokumentiert:<br />
„Die Herren Müller <strong>und</strong> Wilbrand äußern sich eindringlich für eine Beteiligung ausländischer<br />
<strong>Galerie</strong>n, deren Anzahl <strong>und</strong> Namen unter Beachtung der verschiedenen Interessen der Ver-<br />
einsmitglieder sorgfältig ausgewählt werden müssten. Sie weisen auf die Gefahr hin, dass sich<br />
die Bedeutung des Kölner Kunstmarktes verringern wird, wenn die Ausländer kategorisch<br />
vom Kunstmarkt ausgeschlossen werden <strong>und</strong> sich dadurch gezwungen sehen, selbst einen<br />
Kunstmarkt zu organisieren, der dem Kölner Kunstmarkt eine provinzielle Bedeutung zu-<br />
kommen ließe.“ (Quelle 11, 24) Die Mitglieder sind sich also durchaus der Problematik ihrer<br />
Exklusivität bewusst <strong>und</strong> sprechen ein Thema an, das den Verein auch in den kommenden<br />
Jahren beschäftigen wird. Bei dem gleichen Treffen kontert Hein Stünke jedoch, dass 2/3 der<br />
Verkäufe der Mitglieder ausländische Kunst <strong>und</strong> deshalb die Teilnahme ausländischer Gale-<br />
rien gegen das Interesse des Vereins sei. (Quelle 11, 24) Letztendlich setzt er sich bzw. setzt<br />
sich seine Ansicht durch, da in den Jahren 1969 <strong>und</strong> 1970 nur deutsche <strong>Galerie</strong>n auf der Mes-<br />
se ausstellen.<br />
2.4.3 Künstler <strong>und</strong> Kunstrichtungen<br />
Wie als Bestätigung für Stünkes Ansicht dominieren sowohl 1968 als auch 1969 die Pop Art<br />
Künstler den Markt. Quantitativ am häufigsten vertreten sind 1968 Roy Lichtenstein, Tom<br />
Wesselmann, Jim Dine, Claes Oldenburg <strong>und</strong> Andy Warhol. (Tabelle 12) Die Preise für Bil-<br />
der dieser Künstler sind rapide angestiegen. Rudolf Zwirner weist darauf hin, dass sich bei-<br />
spielsweise die Preise für Kunst von Roy Lichtenstein innerhalb eines Jahres verdoppelt hät-<br />
ten. 53 Dies liegt sicherlich auch daran, dass die oben genannten Pop Art Künstler 1968 zum<br />
53 Hans Kinkel: Die Schlacht der Kunsthändler. In: FAZ, 18.10.1968, S. 22.<br />
22
ersten Mal bei der documenta 4 in Kassel vertreten waren. 54 Damit steigt auch das Ansehen<br />
dieser Künstler, was zeigt, dass viele Galeristen auf dem Kölner Kunstmarkt ihren Schwer-<br />
punkt auf arrivierte Kunst setzen. Neben den Pop Art Künstlern präsentieren die <strong>Galerie</strong>n<br />
jedoch auch ein breites Angebot von konstruktiver Kunst über Op Art – <strong>und</strong> hier insbesondere<br />
Victor Vasarely –, Nouveau Réalisme hin zu informeller <strong>und</strong> monochromer Malerei. (Tabelle<br />
12).<br />
1969 trifft der Besucher vermehrt auf neue Tendenzen wie Minimal Art, Land Art <strong>und</strong><br />
Konzeptkunst. Diese findet er in den <strong>Galerie</strong>n Konrad Fischer aus Düsseldorf <strong>und</strong> H<strong>einer</strong><br />
Friedrich aus München. (Kat 68, o.p.) Vertreten sind hier u. a. Carl Andre, Donald Judd, Sol<br />
Le Witt <strong>und</strong> Konzeptkünstler wie Mel Bochner <strong>und</strong> Hanne Darboven. (Tabelle 12)<br />
In den Verkaufskojen setzt sich die Tendenz fort, dass jede <strong>Galerie</strong> viele verschiedene<br />
Künstler ausstellt, teilweise mit Programmen, die sich auf einzelne Tendenzen oder Stilrich-<br />
tungen konzentrieren wie beispielsweise die <strong>Galerie</strong> Appel & Fertsch mit überwiegend abs-<br />
trakter Plastik, die <strong>Galerie</strong> Fischer mit Land Art, Konzept- <strong>und</strong> Minimal Art oder die <strong>Galerie</strong><br />
Sydow mit Grafikeditionen surrealistischer <strong>und</strong> fantastischer Malerei. Andere <strong>Galerie</strong>n kon-<br />
zentrieren sich auf ein gemischtes Programm, wie beispielsweise die <strong>Galerie</strong> Thomas, die<br />
neben Vertretern der Klassischen Moderne wie Heckel <strong>und</strong> Nolde sowohl Pop Art Künstler<br />
wie Roy Lichtenstein als auch Künstler wie Joseph Beuys oder Horst Antes ausstellt. (K68,<br />
o.p.)<br />
2.4.4 Resultate, Reflexionen, Tendenzen<br />
Als positiv bewertet wird die Übersiedlung im Jahr 1968 vom Gürzenich in die von der Stadt<br />
zur Verfügung gestellte, größere Kunsthalle. 55 Aus <strong>einer</strong> Mitgliederversammlung vom Januar<br />
1969 geht hervor, dass viele der Vereinsmitglieder sich negativ gegen die Form der Son-<br />
derausstellung äußern. Die Gründe hierfür werden jedoch nicht thematisiert. Rudolf Zwirner<br />
weist darauf hin, dass die Stadt den Kunstverein für eine Ausstellung zur Verfügung stelle<br />
<strong>und</strong> dies nicht ungenutzt bleiben dürfe. Deshalb schlägt er vor, dass der Verein eine Ausstel-<br />
lung internationaler Kunst konzipieren könnte, <strong>einer</strong> documenta gleich, welche „die wichtigen<br />
Tendenzen der heutigen Kunst zeigen soll.“ (Quelle 12, 175) Begrüßt wird der Vorschlag von<br />
Hein Stünke, weil somit junge ausländische Künstler auf dem Kunstmarkt vertreten seien,<br />
„ohne dass eine Konkurrenzgefahr durch ausländische <strong>Galerie</strong>n entsteht.“ (Quelle 12, 176)<br />
54 Zum ersten Mal auf der documenta 4 im Jahre 1968 vertreten waren folgende Pop Art Künstler: Jim Dine, Roy<br />
Lichtenstein, Claes Oldenburg, James Rosenquist, Andy Warhol <strong>und</strong> Tom Wesselmann. Siehe<br />
SCHNECKENBURGER [1983, 213ff].<br />
55 Hans Kinkel, a.a.O.<br />
23
Zum Einen zeigt dieser Ausspruch die große Angst vor der ausländischen Konkurrenz.<br />
Zum Anderen geht aus diesem Protokoll hervor, dass die Sonderausstellung besonders des-<br />
halb durchgeführt wird, weil die Stadt die Sonderausstellung finanziell unterstützt: „Die Stadt<br />
Köln wird die Katalogkosten, sowie bis zu <strong>einer</strong> bestimmten Summe die Transportkosten ü-<br />
bernehmen.“ (Quelle 12,176) Die Ausstellung findet unter dem Titel „Eine Tendenz zeitge-<br />
nössischer Malerei – Malerei 1960-1969, Licht in der Malerei“ statt. Ausgestellt sind interna-<br />
tionale Künstler wie Morris Louis, Kenneth Noland <strong>und</strong> Larry Poons. Kritische Bemerkungen<br />
zur Ausstellung sind beispielsweise in der Zeit zu finden. Petra Kipphoff sieht in der Ausstel-<br />
lung keine neuen Tendenzen <strong>und</strong> ein Programm, das völlig unabhängig von dem der <strong>Galerie</strong>n<br />
sei. Sie geht soweit, dass sie von weiteren Zusatzausstellungen abrät. 56 Da die Transportkos-<br />
ten enorm hoch waren – <strong>und</strong> eventuell auch aufgr<strong>und</strong> der Reaktionen der Öffentlichkeit –<br />
beschließt der Verein im Oktober ´69 in den Folgejahren keine Ausstellung mehr zu veran-<br />
stalten <strong>und</strong> den Kunstverein für weitere Verkaufskojen zu verwenden. (Quelle 13, 59) Somit<br />
durchläuft der Kölner Kunstmarkt in den ersten drei Jahren eine Entwicklung, die von <strong>einer</strong><br />
Messe mit paralleler Informationsausstellung zu <strong>einer</strong> reinen Verkaufsmesse führt.<br />
2.5 Gegenveranstaltungen <strong>und</strong> Zwischenfazit<br />
Auf die Exklusivität des Kunstmarktes reagiert nicht nur die Presse, sondern auch der<br />
Münchner Galerist H<strong>einer</strong> Friedrich, der sich entscheidet, eine Gegenausstellung zu veranstal-<br />
ten. Unter dem Titel Demonstrative ’67 stellt er im Studio DuMont Künstler wie Sigmar Pol-<br />
ke, Gerhard Richter, Konrad Lueg, Palermo <strong>und</strong> R<strong>einer</strong> Ruthenbeck aus. Seine Ausstellung<br />
sieht er als „Demonstration der Nichtbeteiligung“ am Kölner Kunstmarkt an, die besser sei als<br />
„zu prozessieren oder zu klagen“ 57 . Er ordnet sich ein in eine Reihe von Gegenveranstaltun-<br />
gen, die den Kunstmarkt auch in den Folgejahren begleiten werden. Bereits 1968 folgt eine<br />
weitere Konkurrenzveranstaltung zu Köln in der Düsseldorfer Kunsthalle. Initiiert wird sie<br />
von dem Künstler <strong>und</strong> Galeristen Konrad Lueg <strong>und</strong> dem Kunstkritiker Hans Strelow. Ein in-<br />
ternationales Ausstellungskomitee wählt überwiegend ausländische <strong>Galerie</strong>n aus, die aktuelle<br />
internationale Kunst der letzten zehn Jahre präsentieren sollen. Zu sehen sind Kunstrichtun-<br />
gen wie Conceptual Art, Land Art <strong>und</strong> Minimal Art. 58 Obwohl der Verein progressiver deut-<br />
scher Kunsthändler dem Düsseldorfer Unternehmen einige der ausländischen <strong>Galerie</strong>n ab-<br />
56 Petra Kipphoff: Die Kunst Geld zu machen. In: Die Zeit, 24.10.1969. Zitiert nach RATTEMEYER [1986, 41]<br />
57 Georg Jappe: Aggressiv oder progressiv – Ausstellungen r<strong>und</strong> um den Kölner Kunstmarkt. In: FAZ,<br />
23.9.1967.<br />
58 JACOBS [2003, 30].<br />
24
werben kann, wie in Kapitel 3.3 genauer ausgeführt, findet Prospect ’68 in der Presse großen<br />
Anklang <strong>und</strong> kann auf internationales Publikum zählen. 59<br />
Zum gleichen Zeitpunkt <strong>und</strong> in unmittelbarer Nähe zum Kölner Kunstmarkt – auf Kölns<br />
zentralem Platz, dem Neumarkt – veranstalten 1969 Michael Siebrasse <strong>und</strong> Ingo Kümmel<br />
unter dem Titel „Neumarkt der Künste“ eine Art Ergänzungs- bzw. Konkurrenzveranstaltung<br />
zum Kölner Kunstmarkt. Auch diese Veranstaltung wird von der Stadt Köln unterstützt <strong>und</strong> es<br />
finden sich hier die <strong>Galerie</strong>n ein, die nicht zum Kölner Kunstmarkt zugelassen werden. Eben-<br />
falls vertreten sind sowohl Künstlergruppen, die Happenings <strong>und</strong> Dichterlesungen vorführen<br />
als auch Studentengruppen wie der ASTA der Kölner Kunstakademie. Seine Vertreter agieren<br />
vor allem politisch <strong>und</strong> errichten auf dem Neumarkt eine Mauer, um zu zeigen, dass sie sich<br />
wie im Ghetto fühlen. Sehr günstige, signierte Seriendrucke von Künstlern wie Beuys, Vostell<br />
<strong>und</strong> Uecker sind schon für acht Mark zu erwerben <strong>und</strong> „tatsächlich dürften noch nie so viele<br />
Arbeiter <strong>und</strong> Hausfrauen, Verkäuferinnen <strong>und</strong> Lehrlinge Kunst von heute gesehen haben wie<br />
hier in den Spitzenbuden.“ 60 Der Neumarkt ist zum einen ein „ ‚politisches Ventil’, um den<br />
nicht zum ‚elitären’ Kunstmarkt zugelassenen <strong>Galerie</strong>n ein Terrain zu bieten“. 61 Zum anderen<br />
kann man ihn jedoch auch als Indiz für die einsetzende Popularisierung der Kunst sehen. Dass<br />
der „elitäre“ Kunstmarkt Köln nicht die einzige Form hierfür ist, wird durch den Neumarkt<br />
der Künste, der laut JACOBS [2003, 31] „enorme Besucherzahlen“ anzieht, bestätigt. Die vie-<br />
len Gegenveranstaltungen können zwar als Konkurrenz zu Köln gesehen werden, da sie je-<br />
doch immer aus Protest gegen Köln entstehen, bleibt Köln stets Mittelpunkt <strong>und</strong> Maßstab. 62<br />
1969 wird die Internationale Frühjahrsmesse von Berliner Galeristen gegründet. 1971<br />
folgen Messen in Duisburg, Göttingen, Kiel <strong>und</strong> München. Volker RATTENMEYER drückt die<br />
Entwicklung treffend aus: „Kunst als Ware ist kein Tabu mehr, sondern inzwischen schon fast<br />
zur Selbstverständlichkeit geworden.“ [RATTEMEYER 1986, 44]<br />
Mit dem Kunstmarkt Köln ist eine Institution entstanden, die eine neue Vermarktungs-<br />
form zeitgenössischer Kunst einführt. Der Empörung, dass sie Kunst vom Sockel stieße <strong>und</strong><br />
wie Konsumgüter verkaufe, stehen die hohen Umsatz- <strong>und</strong> Besucherzahlen des Kunstmarktes<br />
Köln gegenüber. „Der Kölner Kunstmarkt“, so schreibt Ewald Rathke schon 1967 „hat sicher<br />
vielen zum erstenmal vor Augen geführt, dass Kunstwerke zu kaufen sind, er hat sicher die<br />
59 Anna Klapheck: Blick in die neue Kunstszene. In: Rheinische Post, 20.09.1968, zitiert nach JAKOBS [2003,<br />
30]; Georg Jappe: Noch progressiver. „Prospect 68“ in Düsseldorf. In: FAZ, 27.4.1968.<br />
60 Georg Jappe: Oktoberrevolution – farbig. In: FAZ, 17.09.1969, S. 14.<br />
61 JAKOBS [2003, 30f].<br />
62 Georg Jappe, a.a.O., 23.9.1967.<br />
25
Scheu vor der <strong>Galerie</strong> abgebaut“. 63 Das Phänomen Kunstmarkt hat sich etabliert <strong>und</strong> scheint<br />
weniger in Frage gestellt zu werden oder in zu große Kritik zu geraten, als im Gründungsjahr<br />
des Kunstmarktes Köln. Anders verhält es sich mit der Form dieser Messe: Die vermeintliche<br />
Progressivität <strong>und</strong> die Zulassungsbeschränkungen, welche die Vorwürfe eines Kartells herauf<br />
beschwören, werden weiterhin von Seiten der Presse <strong>und</strong> von Künstlern <strong>und</strong> nichtteilnehmen-<br />
den Galeristen kritisiert. Das ist die Ausgangssituation für die <strong>Entstehung</strong> der Art <strong>Basel</strong>.<br />
63 Ewald Rathke: Ist der deutsche Kunstmarkt progressiv? In: Schweizerische Handelszeitung, 12.10.1967. Zi-<br />
tiert nach HERZOG [2003, 11f].<br />
26
3 Die <strong>Entstehung</strong>sjahre der Art <strong>Basel</strong><br />
Die Exklusivität des Kunstmarktes Köln, welche zum Ausschluss vieler <strong>Galerie</strong>n führt, ist ein<br />
wichtiger Gr<strong>und</strong> für die <strong>Entstehung</strong> neuer Messen. Der Erfolg dieser neuen Form, Kunst aus-<br />
zustellen <strong>und</strong> zu verkaufen, lässt auch Basler Galeristen über die Gründung <strong>einer</strong> Messe<br />
nachdenken.<br />
3.1 Ausgangsbedingungen <strong>und</strong> Konzeption der Messe<br />
Ende der sechziger Jahre finden regelmäßige Treffen der Basler Galeristen statt, bei welchen<br />
sich alle „über den schlechten Gang der Geschäfte“ beschweren. 64 Wie kommt es zu dieser<br />
unbefriedigenden Lage? Der damalige Direktor des Kunstmuseums <strong>Basel</strong>, Franz Meyer, be-<br />
merkt zum kulturellen Klima <strong>Basel</strong>s: „…es war ein kulturelles Defizit in <strong>Basel</strong> entstanden.<br />
<strong>Basel</strong> im ‚down’ brauchte dringendst ein aktives, kulturbewusstes <strong>und</strong> aufgeschlossenes Pub-<br />
likum.“ 65 Laut dem Galeristen Balz <strong>Hilt</strong> besaß <strong>Basel</strong> nach dem Zweiten Weltkrieg einen sehr<br />
guten Ruf als <strong>Galerie</strong>nplatz, da sowohl Franzosen als auch Deutsche aufgr<strong>und</strong> der noch nicht<br />
intakten <strong>Galerie</strong>nszenen in ihren Ländern in <strong>Basel</strong> Kunst kauften. Als in den Sechziger Jahren<br />
zum einen die Zollbedingungen erschwert wurden, zum anderen Zürich als Kunsthandelsplatz<br />
mit <strong>Basel</strong> in immer stärkere Konkurrenz trat, habe sich die Lage verschlechtert. (Quelle 24,<br />
1) 66 Die zunehmende Bedeutung Zürichs bestätigt 1973 Paul Fischer: „Die jüngste Entwick-<br />
lung führte dahin, dass Zürich zum größten internationalen Umschlagplatz besonders für mo-<br />
derne Kunst geworden ist, wo die meisten bedeutenden Firmen der Welt auf diesem Gebiet<br />
vertreten sind.“ 67 Margit Staber präzisiert: Die Konzentration des Kunsthandels in Zürich sei<br />
in den Jahren 1970/71 zur Tatsache geworden <strong>und</strong> zwar durch die Niederlassung ausländi-<br />
scher <strong>Galerie</strong>n wie Paul Faccetti (Paris), Aimé Maeght (Paris) <strong>und</strong> auswärtiger <strong>Galerie</strong>n wie<br />
Eberhard Kornfeld, der von Bern nach Zürich wechselte. „Sie können auf die von den altein-<br />
gesessenen Kunsthandlungen Nathan <strong>und</strong> Feilchenfeldt geleistete Vorarbeit zählen, wie auf<br />
64<br />
Trudl Bruckner in einem Interview mit Samuel Herzog: Die erste „Art“ – ein voller Erfolg. In: Neue Zürcher<br />
Zeitung, 14.6.1999, S. 61. Gleiches behauptet Balz <strong>Hilt</strong>. Im Archiv der <strong>Galerie</strong> <strong>Hilt</strong> befindet sich ein Text von<br />
Balz <strong>Hilt</strong> über die Vorgeschichte <strong>und</strong> Gründung der Art <strong>Basel</strong>. (Quelle 24) Ursprünglich war er nach Anfrage<br />
der Messe <strong>Basel</strong> für eine Publikation für das 20. Jubiläum der Art <strong>Basel</strong> gedacht. (Quelle 23)<br />
65<br />
Leider präzisiert er nicht, was er unter „kulturellem Defizit“ versteht. Er scheint es jedoch vor allem auf die<br />
Situation der Museen zu beziehen, da er sich über die Situation der Kunsthalle äußert: „Um die nicht mehr so<br />
aktive Kunsthalle war es ruhiger geworden.“ Sigmar Gassert: Franz Meyer über die Anfänge der „Art“ in <strong>Basel</strong>.<br />
In: Basler Zeitung, 13.06.1989.<br />
66<br />
Auch Annemarie MONTEIL [2001, 29] bestätigt, dass bei der Galeristenzusammenkunft das Problem diskutiert<br />
wurde, dass Zürich <strong>Basel</strong> den Rang ablaufe.<br />
67<br />
Fischer, Paul: Kunsthandel in der Schweiz. In: Die Weltkunst, (1973) 17, S. 1348.<br />
27
die Lockerung des Terrains durch die progressiven <strong>Galerie</strong>n Bruno Bischofberger <strong>und</strong> René<br />
Ziegler.“ 68<br />
Somit zeigt sich die Konkurrenzsituation mit Zürich als wichtiger Gr<strong>und</strong>, der die Basler<br />
Galeristen veranlasst, neue Möglichkeiten zu suchen, um <strong>Basel</strong> als bedeutenden Kunsthan-<br />
delsplatz zu bewahren. Erste Erfolge zeigen sich laut Balz <strong>Hilt</strong> durch eine Ausstellung im<br />
Freiburger Kunstverein unter dem Titel „Europäische Kunst aus Basler <strong>Galerie</strong>nbesitz“. Ein<br />
Versuch von Balz <strong>Hilt</strong> <strong>und</strong> Trudl Bruckner, näher mit Mulhouser Galeristen zusammenzuar-<br />
beiten, scheitert hingegen. 69 Letztendlich ist der Auslöser für die Gründung der Basler Messe,<br />
so Balz <strong>Hilt</strong>, ein Zeitungsbericht, der auf eine geplante Kunstmesse in Stuttgart hinweist. A-<br />
larmiert habe er Frau Bruckner angerufen <strong>und</strong> beide hätten beschlossen: „Wenn schon eine<br />
Kunstmesse, dann aber in <strong>Basel</strong>“. (Quelle 24) 70 Dass der Kunstmarkt Köln einen Einfluss auf<br />
die <strong>Entstehung</strong> <strong>einer</strong> Messe in <strong>Basel</strong> hat, bestätigt sowohl Ernst Beyeler (Siehe S. 83) als auch<br />
Balz <strong>Hilt</strong>: „Durch die beschränkten Platzverhältnisse der Kunstmesse Köln-Düsseldorf <strong>und</strong><br />
der exklusiven Ausstellerpolitik der dortigen Messeleitung stellte sich uns zudem die Frage,<br />
eine zweite, kl<strong>einer</strong>e Messe in <strong>Basel</strong> zu gründen.“ (Quelle 24) Unter den Basler Galeristen,<br />
die zu den Teilnehmern der Galeristentreffen gehören, stößt die Idee eines Kunstmarktes auf<br />
allgemeine Zustimmung, über den Veranstaltungsort sind sich die Galeristen jedoch uneinig.<br />
Die Vorschläge reichen von der Kunsthalle bis zur Schweizer Mustermesse. (Quelle 26) 71<br />
Letztere setzt sich durch. Die Messeleitung habe sich nach <strong>einer</strong> Anfrage sofort für das Pro-<br />
jekt begeistert. (Quelle 24) 72 Anders als in Köln beschließen die Basler Galeristen die Kunst-<br />
messe schon im ersten Jahr in <strong>einer</strong> Messehalle zu veranstalten. Trudl Bruckner betont, dass<br />
sie die Messe nicht ohne Ernst Beyeler veranstalten konnte, da er die wichtigen internationa-<br />
68 Stabler, Margit: Zürcher Kunstbrief. In: Art International (1971) XV/3, S. 36.<br />
69 Über diese Versuche berichten <strong>Hilt</strong> <strong>und</strong> Bruckner bei einem Galeristentreffen am 16.5.1968 (Quelle 25). Balz<br />
<strong>Hilt</strong> schreibt von den Versuchen <strong>einer</strong> Zusammenarbeit der Basler Galeristen mit Mulhouse. (Quelle 24) Aus<br />
dem Bericht geht jedoch nicht hervor, ob man mit der Stadt Mulhouse oder mit den Galeristen zusammenarbeiten<br />
will, auch gibt <strong>Hilt</strong> keine genauen Gründe über das Scheitern der Zusammenarbeit an. Dieser Schritt zeigt<br />
jedoch das Streben nach überregionaler Zusammenarbeit. Er zeigt eine Richtung an, die sich in der späteren<br />
Messe zeigt: die länderübergreifende Zusammenarbeit von Galeristen.<br />
70 Trudl Bruckner hingegen behauptet, die Messe sei ihre Idee gewesen. Siehe Samuel Herzog, a.a.O. Trotz den<br />
unterschiedlichen Aussagen, die teilweise subjektiv geprägt sind, bestätigen jedoch andere Aussagen, dass der<br />
„Initialfunke“ von Balz <strong>Hilt</strong> <strong>und</strong> Trudl Bruckner ausging. Siehe Interview von Franz Meyer. Sigmar Gassert,<br />
a.a.O. <strong>und</strong> Interview mit Ernst Beyeler vom 23.5.2007. (Siehe S. 83)<br />
71 Dies geht aus dem Protokoll <strong>einer</strong> Galeristenzusammenkunft vom 10.6.1968 hervor.<br />
72 Das gleiche behauptet auch Trudl Bruckner in einem Interview. Samuel Herzog, a.a.O. Etwas anders stellt<br />
jedoch Emil Bammatter, der damalige Messeleiter, die Situation dar. In einem Interview betont er, dass es innerhalb<br />
der Messegesellschaft anfangs Widerstand gegen eine „nichttechnische Messe“ gegeben hätte: „Der damalige<br />
Generaldirektor Hauswirth war zuerst strikt dagegen.“ Emil Bammatter in einem Interview mit Raphael<br />
Suter: Der Kunstmarkt braucht eine Plattform wie die Art (Beilage Art 30). In: Basler Zeitung, 16.06.1999, S.<br />
b5.<br />
28
len Kontakte gehabt habe. 73 Der Idee <strong>einer</strong> Messe gegenüber anfangs misstrauisch eingestellt,<br />
stimmt Beyeler letztendlich zu, das Projekt zu unterstützen. (Siehe S. 83f)<br />
Am 30. Juni 1969 treffen die Basler Galeristen Herbert Cahn, Ernst Beyeler, Balz <strong>Hilt</strong><br />
<strong>und</strong> Trudl Bruckner mit Vertretern der Schweizer Mustermesse <strong>und</strong> des Schweizerischen<br />
Buchhändler- <strong>und</strong> Verleger-Vereins im Direktionszimmer der Schweizer Mustermesse in Ba-<br />
sel zusammen. Ziel der „Konstituierenden Sitzung des Messekomitees“ ist die „Durchführung<br />
<strong>einer</strong> Fachmesse für den Kunsthandel“. (Quelle 27) Die Mitglieder beschließen, dass sowohl<br />
Kunstwerke des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts als auch Kunstbücher ausgestellt werden sollen. (Quelle 27,<br />
Trakt. 2) Zugelassen sind auch ausländische Aussteller: „Das Angebot soll international sein<br />
<strong>und</strong> auch Firmen aus den Ostblockstaaten sind als Aussteller zugelassen.“ (Quelle 27, Trakt.<br />
3) Als Datum wird der Zeitraum vom 11. – 22. Juni 1970 vorgeschlagen, als Veranstaltungs-<br />
ort sieht das Messekomitee die Halle 8 der Schweizer Mustermesse vor. (Quelle 27, Trakt.<br />
4/6)<br />
Bei der zweiten Sitzung des Messekomitees vom 12. August 1969 tritt Franz Meyer, der<br />
Direktor des Kunstmuseums <strong>Basel</strong> dem Messekomitee bei. Die Standmiete wird auf 95<br />
Schweizer Franken pro Quadratmeter festgesetzt. (Quelle 28, Trakt. 2.2) Entschließen sich die<br />
Mitglieder des Messekomitees in der ersten Sitzung noch für eine Expertengruppe, die dar-<br />
über entscheiden soll, was ausgestellt werden darf (Quelle 27, Trakt. 3), so wird darauf in der<br />
zweiten Sitzung schon verzichtet: „Die Echtheit der ausgestellten Werke ist vom Aussteller zu<br />
garantieren. Auf die Konstituierung <strong>einer</strong> Jury, die über die Zulassung der Objekte entschei-<br />
det, wird verzichtet.“ (Quelle 28, Trakt. 3.2) Da mehr Kunsthändler als erwartet an der Messe<br />
teilnehmen möchten, wird das Messekomitee mit Peter F. Althaus (Kunsthalle <strong>Basel</strong>) <strong>und</strong> Dr.<br />
Paul Gutzwiller (Verkehrsverein <strong>Basel</strong>) erweitert. (Quelle 28, Trakt. 3.2) Das große Interesse<br />
der Kunsthändler zeigt, dass die Idee <strong>und</strong> Form der Basler Messe erfolgreich zu sein scheint.<br />
Anfangs zieht das Messekomitee die Überlegung in Betracht, die Messe später durch<br />
den Antiquitätenbereich zu erweitern. (Quelle 27, Trakt. 6) Der Verband Schweizer Antiquare<br />
<strong>und</strong> Kunsthändler lehnt dies jedoch ab, obwohl er das Vorhaben <strong>einer</strong> Kunstmesse für gut<br />
heiße. (Quelle 28, Trakt. 3.2) Diese Überlegungen des Messekomitees zeigen, wie unter-<br />
schiedlich die Vorstellung von <strong>einer</strong> Kunstmesse im Vergleich zu jener des Vereins progres-<br />
73 Samuel Herzog, a.a.O. Dies bestätigt Ernst Beyeler in einem Interview vom 23. 5. 2007: Der damalige Messedirektor<br />
Hauswirth habe Beyeler zu verstehen gegeben, dass die Messe nur mit ihm <strong>und</strong> s<strong>einer</strong> Unterstützung<br />
stattfinden könne. (Siehe S. 83f) Ernst Beyeler berichtet in einem weiteren Interview mit Christophe Mory, dass<br />
er beispielsweise Kontakte zu den beiden [bedeutenden] New Yorker Galeristen Leo Castelli <strong>und</strong> Sidney Janis<br />
<strong>und</strong> zu William Rubin, dem Direktor des Ressorts Malerei des MoMA pflegte [BEYELER/MORY 2005, 101ff].<br />
Auch Franz Meyer betont, dass Beyeler mit seinen „Kenntnissen <strong>und</strong> Beziehungen“ geholfen habe. Siehe Interview<br />
vom 13.6.1989, a.a.O.<br />
29
siver deutscher Kunsthändler sind. Letztere bestehen auf eine begrenzte Anzahl von Teilneh-<br />
mern, bei welchen der progressive Charakter der Werke überwiegen solle, wie in Kapitel 2.1<br />
dargelegt wird. Den Basler Veranstaltern scheint sowohl die Öffnung in Bezug auf ausländi-<br />
sche <strong>Galerie</strong>n als auch ein breites Angebot – man möchte sogar den Antiquitätenbereich mit<br />
einbeziehen – wichtig zu sein. Anders als bei den Veranstaltern des Kunstmarkts Köln, die<br />
nur aus Kunsthändlern bestehen, bildet sich in <strong>Basel</strong> ein Komitee, das sich aus breiter gefä-<br />
cherten Berufs- <strong>und</strong> Interessengruppen wie Galeristen, Vertretern der Mustermesse, aber auch<br />
dem Direktor des Kunstmuseums zusammen setzt.<br />
3.2 Standort <strong>Basel</strong><br />
Welche Bedeutung hat der Standort <strong>Basel</strong> <strong>und</strong> seine Museen- <strong>und</strong> Kulturlandschaft? Ein be-<br />
deutender Vorteil der Art <strong>Basel</strong> gegenüber dem Kölner Kunstmarkt liegt am Standort Schweiz<br />
in Bezug auf das Folgerecht, welches in Deutschland existiert, in der Schweiz hingegen nicht.<br />
Das Folgerecht ist ein Teil des Urheberrechts <strong>und</strong> beeinflusst unmittelbar das Kunstmarktge-<br />
schehen. 74 Das Folgerecht ermöglicht Künstlern oder deren Nachfahren Erlöse aus dem Wei-<br />
terverkauf ihrer Kunstwerke zu erzielen. Laut § 26 UrhG sind Kunsthändler, Galeristen <strong>und</strong><br />
Auktionatoren verpflichtet, fünf Prozent des Verkaufs eines Kunstwerkes, das folgerechts-<br />
pflichtig ist, abzugeben. 75 Als folgerechtspflichtig gelten künstlerische Originale, die weiter<br />
veräußert werden. Unter den Begriff des künstlerischen Originals fallen sowohl Unikate als<br />
auch limitierte Editionen wie Druckgrafiken, Güsse <strong>und</strong> Fotografien. Nach dem Tod des Ur-<br />
hebers wird das Folgerecht auf seine Erben übertragen <strong>und</strong> endet nach 70 Jahren. 76 Bei zeit-<br />
genössischer Kunst sind die Galeristen somit bei fast allen Werken verpflichtet, eine Folge-<br />
rechtsvergütung zu leisten. Birgit Maria Sturm weist darauf hin, dass Galeristen in<br />
folgerechtspflichtigen Ländern ihre Werke entweder teurer verkaufen müssen als jene in den<br />
Ländern ohne Folgerechtsabgaben wie der Schweiz oder Gewinneinbußen unterliegen. 77<br />
Für einen positiven Verlauf der Messe spricht sicherlich auch die günstige Lage der<br />
Stadt <strong>Basel</strong>, die sich im Dreiländereck an der Grenze zu Frankreich <strong>und</strong> Deutschland befindet.<br />
Auch besitzt <strong>Basel</strong> einen Ruf als bedeutende Museumsstadt. Laut Harry ZELLWEGER [1991,<br />
50] gehören das Kunstmuseum, das Museum für Völkerk<strong>und</strong>e <strong>und</strong> das Antikenmuseum zu<br />
74 CHRISTOPHERSEN [1995, 116ff].<br />
75 Sturm, Birgit Maria: Zehn Fragen <strong>und</strong> Antworten zum Thema Folgerecht. In: Kunst <strong>und</strong> Urheberrecht (2005)<br />
5, S. 135. Dass die Abgabe auch in den siebziger Jahren 5 Prozent beträgt, bestätigt ein Mitgliedsprotokoll des<br />
Vereins progressiver deutscher Kunsthändler vom 10.04.1972. Die Mitglieder sprechen darüber, dass sich einige<br />
Bestimmungen geändert haben: „Die 5% Abgabe vom Erlös eines folgerechtspflichtigen Werkes ist dagegen<br />
geblieben…“ (Quelle 16, 107)<br />
76 Birgit Maria Sturm, a.a.O., 2005, S.135f.<br />
77 Ebd. S. 136.<br />
30
den international bedeutendsten Museen. Auch Willi Bongard ordnet in den Siebziger Jahren<br />
das Kunstmuseum <strong>Basel</strong> in die Reihe bedeutender Museen wie das Museum of Modern Art,<br />
New York, die Tate Gallery in London oder das Stedelijk Museum in Amsterdam ein. 78 Laut<br />
ZELLWEGER kommt das Kunstmuseum <strong>Basel</strong> in den sechziger <strong>und</strong> siebziger Jahren „dank der<br />
kühnen, vorwärtsgewandten Ankaufpolitik Franz Meyers <strong>und</strong> den pionierhaften Zeichnungs-<br />
<strong>und</strong> Grafikausstellungen Dieter Koepplins allmählich in den Ruf des progressivsten Kunstmu-<br />
seums auf dem Kontinent“. [ZELLWEGER 1991, 54] Das Kunstmuseum erhält 1958 durch eine<br />
Schenkung der Schweizerischen-National-Versicherungsgesellschaft vier Gemälde von Kline,<br />
Newman, Rothko <strong>und</strong> Still, womit es sich als das erste Museum Europas mit Werken des<br />
Abstrakten Expressionismus rühmen kann. 79 Diese Begebenheit verweist <strong>einer</strong>seits auf die<br />
Progressivität des Museums, macht andererseits jedoch auch auf <strong>Basel</strong>s Bedeutung als Kapi-<br />
tal- <strong>und</strong> Bankenzentrum aufmerksam <strong>und</strong> somit auf potentielle Kaufkraft. Auf die Bedeutung<br />
<strong>Basel</strong>s als internationaler Bankenplatz weist auch Klaus Staeck hin. (Siehe S. 99)<br />
Über großes Vermögen verfügen auch bedeutende Basler Stiftungen, wie die Christoph<br />
Merian Stiftung, Max Geldner Stiftung, Rudolf Staehelinsche Familienstiftung <strong>und</strong> die Ema-<br />
nuel Hoffmann Stiftung. Vor allem letztere schenkte dem Kunstmuseum zahlreiche Werke<br />
zeitgenössischer Kunst, <strong>und</strong> könnte somit auch potentieller Käufer auf der Basler Kunstmesse<br />
sein. 80 Für den Standort <strong>Basel</strong> spricht auch die seit 1917 existierende Schweizer Mustermesse,<br />
die sich durch jahrelange Messeerfahrung profiliert hat <strong>und</strong> von ihrem zentralen Standort zwi-<br />
schen dem Badischen Bahnhof <strong>und</strong> der Altstadt profitiert. 81<br />
„Von den Basler Institutionen zu reden, ohne die <strong>Galerie</strong> Beyeler zu erwähnen, ist un-<br />
möglich“, so ZELLWEGER, da sie „über eine Potenz gebietet, wie sie selbst in europäischen<br />
<strong>und</strong> amerikanischen Metropolen selten ist“. [ZELLWEGER 1991, 60] Ist von bedeutenden<br />
Kunsthändlern die Rede, so hört man den Namen Ernst Beyeler. Dies gilt sowohl innerhalb<br />
als auch außerhalb der Schweiz: Paul Fischer zählt zu den wichtigsten Schweizer Kunsthänd-<br />
lern, „die in weitesten Kreisen Interesse an alter <strong>und</strong> moderner Kunst“ weckten für die Stadt<br />
<strong>Basel</strong> Ernst Beyeler <strong>und</strong> Willy Raeber. 82 Genauere Angaben hierzu geben Willy Bongard <strong>und</strong><br />
Harry Zellweger. Laut BONGARD ist die heraus stechende Qualität, welche die <strong>Galerie</strong> Beye-<br />
78 Willi Bongard: Capital Kunst Kompass. In: Capital (1970) 10, S. 148.<br />
79 Einleitung von Katharina Schmidt. In: SCHMIDT/URSPRUNG [1999, 10]<br />
80 Im Zeitraum von 1948 – 1970 schenkte die Emanuel Hoffmann Stiftung dem Kunstmuseum 11 Werke. Eine<br />
ausführliche Liste der Erwerbungen <strong>und</strong> Schenkungen des Museums ist bei SCHMIDT/ URSPRUNG [1999, 19ff] zu<br />
finden.<br />
81 Peter Killer bemerkt zur ersten Kunstmesse 1970: „Die Durchführung wurde dadurch erleichtert, dass <strong>Basel</strong><br />
auf dem Mustermessegelände riesige Ausstellungshallen besitzt <strong>und</strong> auf eine Administration zählen kann, die<br />
von den verschiedensten Fachmessen hier bestens trainiert ist.“ Peter Killer: Nach <strong>Basel</strong> der Reklame wegen. In:<br />
Die Zeit, 19.06.1970, S. 12.<br />
82 Paul Fischer: Kunsthandel in der Schweiz. In: Die Weltkunst (1973) 17, S. 1348<br />
31
ler neben einigen anderen europäischen <strong>Galerie</strong>n biete „ein Reservoir von Kunstschätzen, das<br />
auch den anspruchsvollsten Museumsdirektor oder Sammler befriedigen dürfte.“ [BONGARD<br />
1967, 61] Ein weiterer Gr<strong>und</strong> für die Bedeutung der <strong>Galerie</strong> seien die Initiative, die Bezie-<br />
hungen <strong>und</strong> das Organisationstalent Ernst Beyelers. 83 Dass der wohl bedeutendste Galerist der<br />
Stadt, der über die Grenzen Europas bekannt ist, <strong>und</strong> der Direktor eines der wichtigsten Mu-<br />
seen Europas Mitglieder des Messekomitees sind, steigert sicherlich den Anreiz für Sammler,<br />
die Messe zu besuchen.<br />
Anders als der Verein progressiver deutscher Kunsthändler, der auf große Unterstützung<br />
der Stadt Köln zählen kann, erhält das Basler Messekomitee keine Unterstützung der Stadt<br />
<strong>Basel</strong>. Dietrich Lohberger bemerkt zur ersten Messe 1970, dass sie „mit äußerst geringer i-<br />
deeller <strong>und</strong> praktischer Unterstützung durch die Stadt <strong>Basel</strong>“ statt gef<strong>und</strong>en habe. 84 Bestätigt<br />
wird diese Aussage von Ernst Beyeler. (Siehe S. 31)<br />
3.3 <strong>ART</strong> 70 – Die erste internationale Kunstmesse in <strong>Basel</strong><br />
Vom 12. bis 16. Juni eröffnet die Messe unter dem Namen „Art 70 – Internationale Kunst-<br />
messe“ zum ersten Mal ihre Tore. In den Messehallen 8 <strong>und</strong> 9 der Schweizer Mustermesse<br />
bieten 110 Aussteller aus zehn verschiedenen Ländern auf knapp 6000 m² Kunst des 20. Jahr-<br />
h<strong>und</strong>erts <strong>und</strong> Kunstbücher der letzten zehn Jahre zum Verkauf an. Darunter befinden sich 90<br />
Kunsthändler <strong>und</strong> 20 Kunstbuchverleger. (Tabelle 1) Das Angebot der Messe reicht von Ma-<br />
lerei, Skulptur <strong>und</strong> Grafik-Editionen über verschiedene Formen von Objekten <strong>und</strong> Happe-<br />
nings bis hin zu Kunstbuchbänden.<br />
3.3.1 Rahmenbedingungen<br />
Zur Messe erscheint ein dreisprachiger Katalog auf Deutsch, Französisch <strong>und</strong> Englisch, in<br />
welchem den einzelnen <strong>Galerie</strong>n ein bis drei Seiten zur Verfügung stehen. Diesem Katalog ist<br />
ein Verzeichnis der ausgestellten Werke beigelegt, das jedoch unvollständig ist. Neben dem in<br />
Kapitel 3.1 aufgeführten Organisationskomitee wird im Katalog auch ein „Auswärtiges Ko-<br />
mitee“ genannt. Mitglieder sind die Galeristen André Emmerich (New York), Graziano Ghi-<br />
ringhelli (Mailand), Charles <strong>und</strong> Peter Gimpel (London), Eberhard Kornfeld (Bern), Aimé<br />
Maeght (Paris) <strong>und</strong> Rudolf Zwirner (Köln). Des Weiteren beteiligen sich die Verlage Du<br />
Mont Schauberg aus Köln <strong>und</strong> Thames + Hudson aus London. Der schweizerische B<strong>und</strong>es-<br />
präsident Prof. Dr. H.P. Tschudi übernimmt das Patronat für die Messe. (B70, 3)<br />
83<br />
ZELLWEGER [1991, 60]. Auf die internationalen Beziehungen verweist auch Franz Meyer. Siehe Sigmar Gassert,<br />
a.a.O.<br />
84<br />
Dietrich Lohberger: <strong>Basel</strong> war keine Messe wert. In: Die Welt, 18.06.1970, S. 23.<br />
32
Das Messekomitee äußert sich im Vorwort über <strong>Entstehung</strong>sgründe der Messe: „Ver-<br />
mehrte Freizeit, gute Löhne, weitreichende Kommunikationsmittel <strong>und</strong> ein intensives Aus-<br />
stellungswesen haben dazu geführt, dass sich heute immer mehr Menschen für die Kunst un-<br />
serer Zeit interessieren. Die dynamische Entwicklung der aktuellen Kunst hat breite Schichten<br />
aktiviert <strong>und</strong> aus vielen Betrachtern interessierte Teilnehmer am Kunstleben, Sammler <strong>und</strong><br />
potentielle Sammler gemacht.“ (B70, 6) Auch findet der Kölner Kunstmarkt als Vorgänger<br />
der Basler Messe im Katalog Beachtung: „So hat beispielsweise der anhaltende Erfolg des<br />
von <strong>einer</strong> Gruppe westdeutscher progressiver Kunsthändler veranstalteten Kölner Kunstmark-<br />
tes gezeigt, wie notwendig gerade heute für die aktuelle Kunst ein solcher Markt ist, der den<br />
Kunsthändlern Kontakte mit neuen Käuferschichten <strong>und</strong> dem Publikum ausser dem Kontakt<br />
mit dem Kunsthandel auch eine Übersicht über das Angebot, die Möglichkeit des Preisver-<br />
gleichs <strong>und</strong> damit eine größere Transparenz des Marktes vermittelt.“ (B70, 6) Des Weiteren<br />
wird betont, dass alle ausgestellten Werke verkäuflich seien <strong>und</strong> dass die Aussteller für die<br />
Echtheit ihrer Werke garantierten. (B70, 7)<br />
Anders als die nebeneinander in <strong>einer</strong> Reihe angeordneten, gleichgroßen Kojen auf dem<br />
Kölner Kunstmarkt (Abb. 4/5) gruppieren sich die Kojen in <strong>Basel</strong> zu einzelnen Blöcken.<br />
(Abb. 6) Bildet in Köln jede Koje eine abgeschlossene Einheit, so wirkt die Anordnung der<br />
teilweise ineinander verschachtelten Kojen in <strong>Basel</strong> luftiger, offener <strong>und</strong> abwechslungsrei-<br />
cher. (Abb. 7) Auffällig ist die unterschiedliche Kojengröße, die auf die finanziellen Mög-<br />
lichkeiten <strong>und</strong> die Bedeutung der einzelnen <strong>Galerie</strong>n in <strong>Basel</strong> verweist. Den mit Abstand<br />
größten Raum nimmt die <strong>Galerie</strong> Marlborough mit Vertretern ihrer Dependancen aus New<br />
York, London <strong>und</strong> Rom ein, die sich auf der <strong>Galerie</strong> der Halle 8 befindet. (Abb. 6)<br />
Neben den Kojen in den Hallen präsentieren einige <strong>Galerie</strong>n in den Grünanlagen um das<br />
Basler Messegelände Großbronzen von beispielsweise Jean Arp, Joan Mirò <strong>und</strong> Henry Moo-<br />
re. Daneben befinden sich u. a. „Nanas“ von Niki de Saint Phalle sowie eine Wasserplastik<br />
von Jean Tinguely. Des Weiteren führen Künstler im Park Aktionen <strong>und</strong> „künstlerische Pro-<br />
zesse“ vor, beispielsweise eine „Staubstraße“ <strong>und</strong> „Fongi ‚Aktionen’“ bei der <strong>Galerie</strong> Küm-<br />
mel aus Köln. (Quelle 29). Auch wenn der „Skulpturengarten“ den Charakter <strong>einer</strong> Ausstel-<br />
lung besitzt, ist eine Begleitausstellung wie in den ersten Jahren in Köln in <strong>Basel</strong> nicht<br />
vorgesehen.<br />
3.3.2 Die vertretenen <strong>Galerie</strong>n<br />
Anders als in Köln stellen in <strong>Basel</strong> Aussteller aus zehn verschiedenen Ländern aus. Darunter<br />
befinden sich <strong>Galerie</strong>n, Editionen <strong>und</strong> Verlage. Eine genaue Abgrenzung ist jedoch schwierig,<br />
da manche Aussteller sowohl <strong>Galerie</strong> als auch Edition sind. Teilweise geht aus den Informati-<br />
33
onen der Kataloge nicht genau hervor, ob es sich um eine <strong>Galerie</strong> oder Edition handelt. Zah-<br />
lenmäßig am häufigsten vertreten sind die 45 deutschen Aussteller, gefolgt von den Schwei-<br />
zern mit 40 <strong>und</strong> den Franzosen mit 11 Teilnehmern. Aus Italien nehmen fünf, aus England<br />
drei <strong>und</strong> aus den USA zwei Aussteller teil. Aus Österreich, Norwegen, Spanien <strong>und</strong> Holland<br />
ist je eine <strong>Galerie</strong> vertreten. (Tabelle 11) Wie auf dem Kunstmarkt Köln ist eindeutig festzu-<br />
stellen, dass fast alle <strong>Galerie</strong>n sich auf mehrere Künstler konzentrieren. Eine Ausnahme bil-<br />
den die norwegische <strong>Galerie</strong> 27 A/S mit dem Künstler Arne Bendik Sjur, Kornfeld <strong>und</strong><br />
Klippstein mit Picasso <strong>und</strong> die Galleria Lorenzelli mit Arturo Bonfanti. 85<br />
Welche <strong>Galerie</strong>n gelten als die Wichtigen <strong>und</strong> Großen? Waren alle in <strong>Basel</strong> dabei? Als<br />
„Magnaten“ bezeichnet Dietrich Lohberger <strong>Galerie</strong>n wie Beyeler, Marlborough (London,<br />
Rom, New York), Maeght (Paris), Faccetti (Paris-Zürich) <strong>und</strong> Krugier (Genf). 86 Letztere wird<br />
sowohl bei Lohberger als auch bei Eduard Beaucamp vor allem ihrer hohen Preise wegen<br />
erwähnt. 87 Neben Beyeler, Krugier aus Genf <strong>und</strong> Maeght aus Paris führt Beaucamp als „ton-<br />
angebende Giganten“ die <strong>Galerie</strong> Stadler <strong>und</strong> Denise René aus Frankreich an. Er weist auf die<br />
Rolle der Marlborough <strong>Galerie</strong>n hin: „Strategie <strong>und</strong> Macht eines Großkonzerns der Kunst<br />
demonstriert in <strong>Basel</strong> geradezu einschüchternd Marlborough, die mit ihren drei Filialen Lon-<br />
don, New York <strong>und</strong> Rom geschlossen auftreten, die r<strong>und</strong> zehnfache Fläche der Durch-<br />
schnittsgalerien beanspruchten <strong>und</strong> von der Empore souverän residieren.“ 88 Hier zeigt sich ein<br />
großer Unterschied zum Kölner Kunstmarkt, bei welchem den <strong>Galerie</strong>n gleichgroße Stände<br />
zugeteilt werden. In <strong>Basel</strong> hingegen herrscht das Prinzip, dass die <strong>Galerie</strong>n – je nach wirt-<br />
schaftlicher Macht – die Größe ihrer Koje bestimmen können.<br />
Margit Staber teilt einige der <strong>Galerie</strong>n in zwei Gruppen ein, diejenigen „die ihr Prestige<br />
– seit langem bewährt, teuer <strong>und</strong> gewinnträchtig – in starken Dosen zur Geltung brachten“<br />
<strong>und</strong> in jene <strong>Galerie</strong>n, „die asketisch ihr Image der Kunstspezialitäten mit einem mehr oder<br />
minder starken Flair für Avantgarde pflegten“. 89 Zur ersten Gruppe zählt sie die <strong>Galerie</strong>n<br />
Beyeler, Marlborough, Maeght, Emmerich (New York) <strong>und</strong> Krugier, zur zweiten Gruppe<br />
ordnet sie Denise René <strong>und</strong> Hans Mayer, Bruno Bischofberger <strong>und</strong> Suzanne Bollag aus Zü-<br />
rich <strong>und</strong> die Galeristen Schmela aus Düsseldorf <strong>und</strong> Friedrich aus München, welche auch auf<br />
der Kölner Messe ausstellen. Sie betont jedoch, dass die wichtigen <strong>Galerie</strong>n aus den USA<br />
fehlen.<br />
85<br />
Die Angaben sind im „Verzeichnis der ausgestellten Werke“ zu finden, das dem Messekatalog von 1970 beiliegt<br />
(B70, o.p.).<br />
86<br />
Dietrich Lohberger, a.a.O., 18.06.1970.<br />
87<br />
Eduard Beaucamp: Start der Basler Kunstmesse. In: FAZ, 15.6.1970, S. 2.<br />
88<br />
Ebd.<br />
89<br />
Staber, Margit: Kunstsommer 1970. In: Art International (1970) XIV/8, S.65.<br />
34
Obwohl der größte Beweggr<strong>und</strong> sicherlich der Verkauf ihrer Werke ist, so geben Inter-<br />
views mit Galeristen doch Aufschluss über weitere Gründe ihrer Teilnahme. Für Bruno Bi-<br />
schofberger aus Zürich ist eine Messe eine sehr gute Form, um Kunst zu verkaufen: „Es<br />
kommen Sammler aus ganz Europa <strong>und</strong> Amerika. Wir profitieren hier von der Anziehungs-<br />
kraft, die die Schweiz in verschiedener Hinsicht ausübt, <strong>und</strong> der Kornfeld-Auktion, die in den<br />
nächsten Tagen stattfindet.“ 90 Für die <strong>Galerie</strong> Maeght aus Paris ist es besonders wichtig, Kon-<br />
takte aufzunehmen, da sie plant, im kommenden Herbst eine <strong>Galerie</strong> in Zürich zu eröffnen.<br />
Des Weiteren wolle sie Künstler der <strong>Galerie</strong> vorstellen. 91 Einige Galeristen kommen in der<br />
Hoffnung, dass die Messe zukünftig großen Erfolg haben könnte, an welchem die Galeristen<br />
dann teil hätten: „Daß man dabei ist, ist letztendlich eine Prestigesache. Wenn uns das Publi-<br />
kum nicht im Stich lässt, wird die Kunstmesse schon nächstes Jahr eine ganz große Sache.“ 92<br />
Eberhard W. Kornfeld aus Bern gibt an, er sei nur aus Solidarität gegenüber seinen Kollegen<br />
gekommen. 93 Mit „Kollegen“ könnte er sich auf die Gründungsmitglieder der Messe bezie-<br />
hen. Dies deutet darauf hin, wie wichtig die Kontakte dieser sein müssen, um bedeutende Ga-<br />
leristen zu <strong>einer</strong> Teilnahme zu bewegen.<br />
Obwohl es schon in Köln eine Messe gibt, an der nur deutsche <strong>Galerie</strong>n teilnehmen dür-<br />
fen, zählt die Art <strong>Basel</strong> 45 deutsche Aussteller, die Deutschland zum meist vertretenen Land<br />
auf der Messe machen. Wolfgang Ketterer aus München äußert sich zu seinen Beweggrün-<br />
den: „Wir kommen in erster Linie der Reklame wegen. Da wir ja nicht zum progressiven<br />
Kunsthandel gehören, sondern vorerst Auktionen machen, können wir in Köln nichts zeigen.<br />
Dazu kommt, dass <strong>Basel</strong> für uns ganz gut gelegen ist.“ 94 Klaus Staeck nennt einen weiteren<br />
Gr<strong>und</strong>: „Ich habe mich damals bei der Basler Messeleitung beworben, weil ich für meine Edi-<br />
tion keine Chance sah, beim Kölner Kunstmarkt zugelassen zu werden, obwohl ich all die<br />
Künstler auch im Programm hatte, die dann von anderen Kollegen auf der Messe vertreten<br />
wurden. Die Gründer hatten dieses Exklusivmodell für sich gepachtet.“ (Siehe S. 99)<br />
Unter den teilnehmenden <strong>Galerie</strong>n der Basler Messe befinden sich zehn Mitglieder des<br />
Vereins progressiver deutscher Kunsthändler, wie beispielsweise die <strong>Galerie</strong>n Schmela aus<br />
Düsseldorf, Thomas <strong>und</strong> Otto Stangl aus München. (Tabelle 11) Aus der zahlreichen Teil-<br />
nahme der Mitglieder des Kölner Vereins lässt sich schließen, dass <strong>Basel</strong> Vorteile bietet, wel-<br />
che Köln nicht bieten kann. Otto Stangl entschließt sich zu <strong>einer</strong> Teilnahme „weil wir hier auf<br />
90<br />
Peter Killer, a.a.O. 19.06.1970.<br />
91<br />
Ebd.<br />
92<br />
Hier wird nur auf die <strong>Galerie</strong> Gimpel & Hanover verwiesen, jedoch nicht darauf von wem der Ausspruch<br />
stammt. Ebd.<br />
93 Ebd.<br />
94 Ebd.<br />
35
internationaler Ebene deutsche Kunst mitzeigen dürfen, Kontakte aufnehmen <strong>und</strong> unsere<br />
Maßstäbe vergleichen können. Im Gegensatz zu Köln sind in <strong>Basel</strong> nicht nur die progressivs-<br />
ten der Kunsthändler; bei den meisten – so auch bei mir gehört die Liebe immer noch der Ma-<br />
lerei.“ 95<br />
Der Kontakt zu ausländischen Sammlern <strong>und</strong> Händlern, die Möglichkeit internationale<br />
Preise <strong>und</strong> Angebote zu vergleichen <strong>und</strong> die Möglichkeit, nicht nur „progressive“ Kunst zei-<br />
gen zu müssen sind demnach wichtige Aspekte, welche die Basler Messe für einige Galeristen<br />
interessanter als die Kölner Messe machen. Es wird jedoch auch ersichtlich, dass <strong>Basel</strong> Auf-<br />
fangbecken für einige <strong>Galerie</strong>n ist, die in Köln nicht zugelassen wurden.<br />
3.3.3 Künstler <strong>und</strong> Kunstrichtungen<br />
Einige der in Kapitel 3.3.2 erwähnten Kunsthändler betonen, dass in Köln progressivere Gale-<br />
rien vertreten seien als in <strong>Basel</strong>. Dieser Behauptung soll nun durch den Vergleich der vertre-<br />
tenen Künstler <strong>und</strong> Kunstrichtungen nachgegangen werden. Welche Künstler <strong>und</strong> welche<br />
Kunstrichtungen werden ausgestellt? Welche Tendenzen zeigen sich in <strong>Basel</strong>? Was unter-<br />
scheidet <strong>Basel</strong> von Köln?<br />
Aus dem „Verzeichnis der ausgestellten Werke“, das dem Katalog beiliegt <strong>und</strong> weiteren<br />
Informationen des Katalogs der Basler Messe gehen 553 verschiedene Künstler hervor. (B70)<br />
Die Informationen sind jedoch unvollständig <strong>und</strong> die Angaben sind ungenau. 96 Deshalb kön-<br />
nen in der folgenden Analyse nur Tendenzen aufgezeigt werden, jedoch kein genauer „Ist-<br />
Zustand“ zu allen damals vertretenen Künstlern <strong>und</strong> Kunstrichtungen. Die laut den vorhande-<br />
nen Informationen zahlenmäßig am häufigsten vertretenen Künstler sind Horst Antes, Lucio<br />
Fontana, Pablo Picasso, Max Bill, Miguel Berrocal <strong>und</strong> Victor Vasarely. (Tabelle 6) In Köln<br />
sind 1970 496 verschiedene Künstler im Katalog vermerkt, hier dominieren zahlenmäßig Die-<br />
ter Roth, Antoní Tàpies, Victor Vasarely, Arman, David Hockney <strong>und</strong> Joseph Beuys. (Tabel-<br />
le 6)<br />
Beide Messen präsentieren konstruktive Kunst, in <strong>Basel</strong> vermehrt die Vertreter der<br />
„Schule der Zürcher Konkreten“ wie Bill, Graeser <strong>und</strong> Lohse, in Köln Künstler wie<br />
Fruhtrunk, Pfahler <strong>und</strong> Heerich. Von den Op Art Vertretern tritt auf beiden Messen Victor<br />
95 Ebd.<br />
96 64 Aussteller von insgesamt 110 informieren im Verzeichnis über die auf der Messe ausgestellten Werke.<br />
Über 26 weitere Aussteller gibt der Katalog mit Abbildungen der Werke Auskunft. Es wird nicht bestätigt, dass<br />
die Abbildungen im Katalog identisch mit den von der <strong>Galerie</strong> ausgestellten Werken auf der Messe sind. Da die<br />
tatsächlich ausgestellten Werke im „Verzeichnis der ausgestellten Werke“ mit den Katalogabbildungen mit einigen<br />
Ausnahmen übereinstimmen, wird in dieser Arbeit davon ausgegangen, dass die im Katalog abgebildeten<br />
Werke auch auf der Messe zu sehen waren. In der Neuen Zürcher Zeitung ist hierzu zu lesen: „In dem über 200<br />
Seiten starken Katalog zeigte jede <strong>Galerie</strong> eine Auswahl der vorgelegten Werke.“ Paul Werder: Erste internationale<br />
Kunstmesse in <strong>Basel</strong>. In: NZZ, 15.06.1970.<br />
36
Vasarely hervor, von der Gruppe Nouveau Réalisme vor allem Arman <strong>und</strong> von den Malern,<br />
die sich der monochromen Malerei widmen Lucio Fontana. Künstler des Abstrakten Expres-<br />
sionismus sind sowohl in <strong>Basel</strong> als auch in Köln kaum vertreten. Auf beiden Messen findet<br />
der Besucher die Vertreter der Pop Art, wobei sie in Köln quantitativ dominieren. Von den<br />
Amerikanern sind Dine, Lichtenstein, Oldenburg <strong>und</strong> Wesselmann fünf Mal <strong>und</strong> Warhol<br />
sechs Mal vertreten, auf die englischen Vertreter Hockney <strong>und</strong> Jones trifft man sieben bzw.<br />
sechs Mal. Bei den Happening- <strong>und</strong> Aktionskünstlern sind vor allem Wolf Vostell <strong>und</strong> Joseph<br />
Beuys zu nennen. (Tabelle 12/13)<br />
Es zeigen sich auf den beiden Messen jedoch auch deutliche Unterschiede in Bezug auf<br />
die Schwerpunkte der Aussteller. In <strong>Basel</strong> dominiert die Klassische Moderne mit Künstlern<br />
wie Picasso, Arp, Kokoschka <strong>und</strong> den „Brücke“- Künstlern, die der Besucher in Köln kaum<br />
antrifft. Von den Surrealisten sind Künstler wie Dalí, Ernst, Matta <strong>und</strong> Miró häufig vertreten.<br />
(Tabelle 13) In Köln hingegen stellen die Galeristen Künstler neuerer Strömungen wie Kon-<br />
zeptkunst, Land- <strong>und</strong> Minimal Art aus. Zu nennen sind hier u. a. Dan Flavin, Donald Judd,<br />
Hanne Darboven <strong>und</strong> Dan Graham. (Tabelle 12) Der wohl größte Unterschied beider Messen<br />
in Bezug auf die vertretenen Künstler zeigt sich somit darin, dass ein großer Teil der Basler<br />
Aussteller Kunst der Klassischen Moderne ausstellt, in Köln hingegen neuere Kunstströmun-<br />
gen Beachtung finden.<br />
Ist es möglich eine Aussage zu treffen, welches die bedeutenden Künstler der Sechziger<br />
<strong>und</strong> Siebziger Jahre waren, um dann in einem zweiten Schritt zu analysieren, welche der Mes-<br />
sen die meisten dieser Künstler präsentiert? Die vorliegende Arbeit zieht hierzu den erstmals<br />
1970 in der Zeitschrift Capital erscheinenden Kunstkompass heran. Laut Capital habe die<br />
Zeitschrift gemeinsam mit Experten einen Kunstkompass entwickelt, „der wichtige Anhalts-<br />
punkte für die Einschätzung des Werts aktueller Kunst bietet <strong>und</strong> die Orientierung auf dem<br />
Internationalen Kunstmarkt erleichtern soll.“ 97 Der Kompass soll die h<strong>und</strong>ert angesehensten<br />
Künstler der Sechziger Jahre ausmachen. <strong>Galerie</strong>-Inhaber, Museumsdirektoren <strong>und</strong> Leiter<br />
sonstiger Kunstinstitutionen wurden befragt, welche <strong>Galerie</strong>n, Museen <strong>und</strong> internationalen<br />
Ausstellungsinstitutionen sie für die wichtigsten hielten. Aufgr<strong>und</strong> dieser Aussagen wird eine<br />
Liste der bedeutendsten Institutionen erstellt <strong>und</strong> daraufhin untersucht, welche Künstler in den<br />
genannten Institutionen ausgestellt waren. Je nach Bedeutung der Institutionen, in welchen<br />
die Künstler ausgestellt wurden, werden Punkte vergeben. Der Künstler mit der höchsten<br />
Punktzahl führt die Kompass-Liste an. Der Kompass solle jedoch „lediglich eine Orientie-<br />
97 Capital Kunstkompass. In: Capital 10/1970, S. 143. Der Name des Verfassers wird nicht genannt, 1971 erfährt<br />
der Leser jedoch, dass der Journalist Willi Bongard den Kompass erstellt. Capital 10/1971, S. 67.<br />
37
ungshilfe für die Einschätzung von Künstlern bieten“ <strong>und</strong> sage nichts aus über „junge Künst-<br />
ler, die sich erst seit kurzem hervorgetan haben – <strong>und</strong> möglicherweise noch größere Bedeu-<br />
tung erlangen werden.“ 98<br />
1970 gehören laut Kompass Rauschenberg, Vasarely, Fontana, Johns <strong>und</strong> Oldenburg zu<br />
den bekanntesten Künstlern. Ingesamt werden in der Liste u. a. 16 Pop Art Künstler ange-<br />
führt, neun Vertreter des Nouveau Réalisme, je fünf Op Art, Minimal Art-Künstler <strong>und</strong><br />
Künstler kinetischer Kunst, vier Vertreter konstruktiver Kunst <strong>und</strong> unter den ersten 25 je drei<br />
Vertreter der Hard-Edge Malerei <strong>und</strong> der Zero-Gruppe. In Köln sind 78 Künstler der Liste<br />
vertreten, in <strong>Basel</strong> 51. (Tabelle 14) Da im Künstlerverzeichnis des Basler Katalogs von 1970<br />
nicht alle Künstler aufgeführt sind, bleibt unklar, ob noch weitere Künstler auf der Kompass-<br />
Liste in <strong>Basel</strong> vertreten waren. Der Kunstkompass könnte jedoch die Tendenz anzeigen, dass<br />
Köln vermehrt zeitgenössische Künstler ausstellt, die in den Sechziger Jahren verstärkt Be-<br />
kanntheit durch Präsenz in Museen, Ausstellungen, <strong>Galerie</strong>n erworben haben.<br />
3.3.4 Resultate, Reflexionen, Tendenzen<br />
Laut Angaben der Basler Messeleitung zählten die Veranstalter innerhalb der fünf Tage<br />
16.300 Besucher <strong>und</strong> setzten 5,78 Mio. Schweizer Franken um. 99 Betont wird, dass der Um-<br />
satz den des letzten Kölner Kunstmarktes um 2 Millionen Schweizer Franken übersteige.<br />
(Quelle 30) Die Basler Messe rühmt sich damit, dass sie Köln in der Umsatzhöhe überholt<br />
habe, es wird jedoch nicht darauf hingewiesen, dass in Köln nur 24 <strong>Galerie</strong>n teilgenommen<br />
haben, was nicht mit den 110 Ausstellern in <strong>Basel</strong> vergleichbar ist. Nimmt man diese Anga-<br />
98 Ebd. S. 147. Zur Methode der Expertenumfrage wird betont: „Es sollte ein Höchstmaß an Objektivität in der<br />
Beurteilung dessen gesichert werden, was zur Bewertung der Kunst der Gegenwart beiträgt.“ Transparent ist die<br />
Vorgehensweise jedoch nicht, da der Bericht keinen Aufschluss über die Experten gibt, die befragt wurden. Es<br />
werden nur die Namen der bedeutenden Institutionen aufgeführt. Außerdem wird nicht angegeben, innerhalb<br />
welchen Zeitraums die Ausstellungen der Museen untersucht wurden. Der Kompass stößt auf große Kritik. Es<br />
wird bemängelt, dass viele bedeutende Künstler fehlten, wie beispielsweise Picasso oder Max Ernst. Siehe<br />
BAUMANN [2001, 13]. In einem Brief an Bongard wünscht der Künstler Jean Tinguely, von der Liste gestrichen<br />
zu werden, da er in den genannten <strong>Galerie</strong>n bewusst nicht ausstelle. Siehe BAUMANN [2001, 15]. Einige Bewertungen<br />
des Kunstkompasses sind nicht nachvollziehbar <strong>und</strong> verfälschend. So werden beispielsweise Robert Rauschenberg<br />
auf Platz eins, die Künstler Victor Vasarely <strong>und</strong> Lucio Fontana 1970 auf die Plätze zwei bzw. drei<br />
gesetzt. Im folgenden Jahr ist zu lesen: „Fünf Namen vom letzten Jahr erscheinen nur deshalb nicht wieder, weil<br />
sie bereits als ‚Alte Meister der Moderne’ angesehen werden können, deren Überleben weithin nicht mehr in<br />
Frage steht: Joseph Albers, Max Bill, Lucio Fontana, Richard Lindner <strong>und</strong> Victor Vasarely.“ Capital 10/71, S.<br />
65. Robert Rauschenberg hingegen führt die Liste auch die folgenden Jahre an; die Erläuterungen zum Kompass<br />
geben jedoch keinen Aufschluss darüber, ab wann <strong>und</strong> warum ein Künstler als „Alter Meister der Moderne“ gilt.<br />
Trotz den Mängeln des Kunstkompasses gibt es keine genauere <strong>und</strong> umfangreichere Untersuchung darüber,<br />
welche Künstler in den Sechziger Jahren in welchen bedeutenden Museen <strong>und</strong> <strong>Galerie</strong>n ausstellten. Der Kompass<br />
wird in der vorliegenden Arbeit verwendet, um anzuzeigen, welche Künstler bei den verschiedensten Ausstellungen<br />
vertreten waren <strong>und</strong> somit einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht haben. Er soll helfen, bestimmte<br />
Tendenzen aufzuzeigen, nicht jedoch dazu dienen, die „100 Größten“ zu ermitteln.<br />
99 Georg Jappe weist darauf hin, dass der Umsatz „um ein beträchtliches höher liegen dürfte“. Augr<strong>und</strong> der Zollbestimmungen<br />
würden die ausländischen Kunsthändler „vorsichtige Angaben machen“. Georg Jappe: Bilanz der<br />
Basler Kunstmesse. In: FAZ, 22.6.1970, S. 14.<br />
38
en als Gr<strong>und</strong>lage <strong>und</strong> berechnet den Umsatz pro <strong>Galerie</strong> auf der Basis eines Umsatzes von<br />
5,78 Mio. Schweizer Franken für die Art <strong>Basel</strong> <strong>und</strong> von 3,78 Mio. Schweizer Franken für den<br />
Kölner Kunstmarkt so erhält man 52.545 Schweizer Franken pro <strong>Galerie</strong> in <strong>Basel</strong> <strong>und</strong><br />
157.500 Schweizer Franken pro <strong>Galerie</strong> in Köln. Damit war Köln auf einzelne <strong>Galerie</strong>n bezo-<br />
gen finanziell etwa dreimal so erfolgreich wie <strong>Basel</strong>. Keine Aussage lässt sich jedoch treffen<br />
über die Verteilung des Umsatzes. Es ist beispielsweise möglich, dass ein Großteil des Um-<br />
satzes von <strong>einer</strong> vergleichsweise geringen Anzahl <strong>Galerie</strong>n erzielt wurde. Zudem wird der<br />
Umsatz des Kölner Kunstmarktes 1969 an anderer Stelle mit 3,5 Mio. DM angegeben (Tabel-<br />
le 2), was unter den 3,78 Mio. Schweizer Franken liegen dürfte.<br />
Zu den Verkäufen bemerkt die Messeleitung, dass die Aussteller eine sehr hohe Anzahl<br />
an Grafikkäufen zwischen 100 <strong>und</strong> 5.000 Schweizer Franken pro Blatt meldeten. (Quelle 30)<br />
Aufgr<strong>und</strong> der „Zurückhaltung des amerikanischen Handels“, der durch die schlechte Börsen-<br />
lage hervorgerufen worden sei, verkauften sich die „hochkotierten Meisterwerke der Moder-<br />
ne“ bis hin zu den „klassischen Werken der Popart“ in preislichen Bereichen von <strong>einer</strong> Viertel<br />
bis zu <strong>einer</strong> Million schlecht. Gut verkauft hingegen hätten sich Werke von Antes, Beuys,<br />
Tàpies <strong>und</strong> Twombly in Preislagen zwischen 15.000 <strong>und</strong> 30.000 Schweizer Franken. Auf e-<br />
benfalls großes Interesse stießen kl<strong>einer</strong>e Multiples der kinetischen Kunst, die für 700 <strong>und</strong><br />
3.000 Schweizer Franken viele Abnehmer fanden <strong>und</strong> „Livres Objet“ in <strong>einer</strong> Preislage von<br />
2.000 Schweizer Franken. Diese Tendenzen könnten ein Hinweis darauf sein, dass sich in<br />
<strong>Basel</strong> ein neues Käuferpublikum auftut, das nicht in exklusiv wirkende <strong>Galerie</strong>n geht <strong>und</strong><br />
auch keine teuren Werke kaufen würde, für welche jedoch Grafiken in einem Wert von 100<br />
Franken erschwinglich sind. Dass nicht nur die Stammk<strong>und</strong>schaft, sondern auch neue Käufer<br />
die Stände besuchen, bestätigen Ergebnisse von Befragungen der Galeristen. (Quelle 30)<br />
Gelobt wird der vorteilhafte Zeitpunkt der Messe; sie verläuft fast parallel zur Biennale<br />
von Venedig <strong>und</strong> liege „im Schnittpunkt der großen Auktionen“. 100 Im Vergleich zum<br />
Kunstmarkt Köln, bei welchem die Veranstalter 1970 eine Besucherzahl von ca. 40.000 –<br />
50.000 angeben, ist der Andrang in <strong>Basel</strong> jedoch gemäßigt. (Tabelle 1/2) Des Weiteren wird<br />
der Mangel an Werbung im In- <strong>und</strong> Ausland kritisiert. 101 Als „durchweg ungenügend“ be-<br />
zeichnen sie fast alle Aussteller in einem Fragebogen. (Quelle 31) Weitere Kritik bringt der<br />
laut Lohberger zu hohe Eintrittspreis von fünf Franken ein, der nicht auf das „normale Aus-<br />
100 Beaucamp, a.a.O. 15.6.1970. Auch der Galerist Bruno Bischofberger sieht in der fast zeitgleichen Auktion bei<br />
Kornfeld einen Vorteil für die Basler Messe. Peter Killer, a.a.O.<br />
101 Dietrich Lohberger, a.a.O. 18.06.1970; Georg Jappe, a.a.O. 22.6.1970.<br />
39
stellungspublikum“ abgestimmt sei. 102 Auch habe das Publikum, so ein Bericht der FAZ, über<br />
mangelnden Überblick geklagt, da die <strong>Galerie</strong>n nicht nach Themengruppen geordnet seien.<br />
Des Weiteren hätten Galeristen <strong>und</strong> Käufer die Zollbedingungen als sehr störend emp-<br />
f<strong>und</strong>en, „da man mit jedem K<strong>und</strong>en mit jedem Blatt zum Zoll musste“. 103 Das große „Kölner<br />
ABC der Kunstpolitik“ sei noch nicht beherrscht worden <strong>und</strong> es seien fast alle Fehler gemacht<br />
worden, die gemacht werden konnten: „Aber – sie sind leicht zu beheben. Deshalb wird der<br />
Kölner Kunstmarkt sich wahrscheinlich internationalisieren müssen, will er gegenüber <strong>einer</strong><br />
verbesserten Neuauflage der Basler Kunstmesse seine Position halten.“ 104<br />
Nicht nur eine mögliche Internationalisierung des Kölner Kunstmarktes wird in der<br />
Presse <strong>und</strong> Öffentlichkeit diskutiert, sondern auch die Zulassungsbeschränkung für <strong>Galerie</strong>n.<br />
Für besonderes Aufsehen sorgt die Aktion „Wir betreten den Kunstmarkt“ des Galeristen<br />
Helmut Rywelski, der beiden Künstler Wolf Vostell <strong>und</strong> Joseph Beuys <strong>und</strong> des Galeristen <strong>und</strong><br />
Künstlers Klaus Staeck. Ihren Protest zeigen sie, indem sie am Tag vor der Eröffnung des<br />
Kölner Kunstmarktes bei der Pressekonferenz mit Schlüsseln <strong>und</strong> Uhren gegen die Türe der<br />
Messe klopfen <strong>und</strong> Einlass erbitten, der ihnen letztendlich auch gewährt wird. 105 Mit dieser<br />
Aktion demonstrieren sie gegen das Kölner „Exklusivsystem“ <strong>und</strong> setzen sich für eine Öff-<br />
nung des Kunstmarktes ein. Klaus Staeck macht darauf aufmerksam, dass die Exklusivität<br />
Kölns dem Geist der damaligen Zeit, der vom Streben nach Demokratisierung geprägt war,<br />
nicht entsprach. (Siehe S. 100) In einem Interview wird Joseph Beuys die Frage gestellt, wa-<br />
rum er <strong>einer</strong>seits Preisfavorit auf dem Kunstmarkt sei <strong>und</strong> andererseits gegen ihn demonstrie-<br />
re. Beuys Antwort lautet: „Ich habe nicht gegen die demonstriert, die den Kunstmarkt betrei-<br />
ben, ich habe für einen neuen, freien Kunstmarkt demonstriert. Ich denke, so wie bisher kann<br />
es auf dem Kunstmarkt nicht weitergehen. Man muß einen Ort finden, der groß genug ist,<br />
damit alle, die aktuelle Kunst handeln <strong>und</strong> machen – also auch die Künstler selbst – , unter<br />
gleichen Bedingungen ausstellen können.“ 106 Diese Aussage Beuys’ ist ein Beispiel für die<br />
Sichtweise eines Künstlers, der den Kunstmarkt als Institution akzeptiert, sich jedoch gegen<br />
die Eigenart Kölns ausspricht, nur eine beschränkte, auserwählte Anzahl an Galeristen aufzu-<br />
nehmen.<br />
102<br />
Ebd.<br />
103<br />
Georg Jappe, a.a.O. 22.6.1970.<br />
104<br />
Ebd.<br />
105<br />
RATTENMEYER [1986, 46f].<br />
106<br />
Joseph Beuys in einem Interview im Kölner Stadtanzeiger. Schreiber/Krüger: Ich protestiere für den freien<br />
Kunstmarkt. In: Kölner Stadtanzeiger, 21.10.1970. Zitiert nach RATTEMEYER [1986, 52].<br />
40
4 <strong>ART</strong> 1971 – 1974: Die Basler Kunstmesse im Vergleich mit<br />
dem Kunstmarkt Köln<br />
Trotz der Anfangsschwierigkeiten öffnet die Basler Messe auch in den Folgejahren ihre Tore.<br />
Das offene <strong>und</strong> juryfreie Messekonzept <strong>Basel</strong>s bleibt nicht ohne Auswirkungen auf den Köl-<br />
ner Kunstmarkt, was sich in konzeptionellen Veränderungen in Köln manifestiert. Die Jahre<br />
1971-1974 spiegeln die Suche beider Messen nach der besten Form <strong>und</strong> Struktur <strong>einer</strong> Messe.<br />
4.1 1971 – Der Boykott der Kölner Kunsthändler<br />
Schon im zweiten Messejahr scheinen die Veranstalter des Kölner Kunstmarktes die Basler<br />
Messe als ernsthafte Konkurrenz wahrzunehmen, da sie ihre Mitglieder vor die Wahl stellen:<br />
entweder eine Teilnahme an der Basler Messe oder am Kunstmarkt Köln.<br />
4.1.1 Rahmenbedingungen<br />
Vom 24.-29. Juni 1971 findet die zweite Internationale Kunstmesse <strong>Basel</strong> unter dem Namen<br />
„<strong>ART</strong> 2’71“ in den Hallen 8 <strong>und</strong> 9 der Schweizer Mustermesse statt. Vertreten sind 132 Aus-<br />
steller aus 11 Ländern. (Tabelle 1) Im Vorwort des Messekatalogs betont Hermann Haus-<br />
wirth, der Direktor der Schweizer Mustermesse, dass die Messe „allen Kunsthändlern als<br />
Aussteller offen steht“ (B71,4).<br />
Etwa drei Monate später öffnet zum fünften Mal der Kölner Kunstmarkt vom 5.-10. Ok-<br />
tober 1971 seine Tore. Zu den achtzehn Mitgliedern des Vereins progressiver deutscher<br />
Kunsthändler werden weitere sieben deutsche <strong>und</strong> zehn ausländische <strong>Galerie</strong>n aus Europa <strong>und</strong><br />
den USA eingeladen. Der Vorsitzende des Vereins Dieter Brusberg begründet den Beschluss,<br />
ausländische <strong>Galerie</strong>n teilnehmen zu lassen, in seinem Vorwort zum Ausstellungskatalog des<br />
fünften Kunstmarktes: „Wenn es zunächst darum ging, die Interessen des meist kapitalschwa-<br />
chen jüngeren deutschen Kunsthandels überhaupt erst einmal wahrzunehmen <strong>und</strong> in diesem<br />
Anfangsstadium aus ökonomischen Gründen vor solcher meist sehr kapitalkräftigen Konkur-<br />
renz zu schützen, so sind es heute (unter anderem) wieder wirtschaftliche Erwägungen, die<br />
ihre Einladung nicht nur rechtfertigen, sondern geradezu verlangen: der Kölner Kunstmarkt,<br />
von vornherein weder mit monopolistischen noch chauvinistischen Hintergedanken veranstal-<br />
tet, hat mittlerweile eine Position erlangt, die ein buchstäbliches internationales Angebot er-<br />
fordert – <strong>und</strong> die damit nicht nur behauptet, sondern ausgebaut werden soll.“ (K71, o.p.)<br />
Ein anderer Gr<strong>und</strong> scheint jedoch wahrscheinlicher: Köln reagiert auf die internationale<br />
Basler Messe. Ein Mitgliederprotokoll des Vereins gibt hierüber Aufschluss: Kurze Zeit nach<br />
41
der Basler Messe von 1970 diskutiert der Verein progressiver deutscher Kunsthändler über<br />
mögliche Konsequenzen für die Kölner Messe. Der Verein ist sich zwar einig darüber, dass in<br />
<strong>Basel</strong> zu viele <strong>Galerie</strong>n teilgenommen hätten <strong>und</strong> das Niveau zu unterschiedlich gewesen sei<br />
<strong>und</strong> möchte deshalb nicht vom Einladungsprinzip abkommen. 107 Jedoch beschließt der Verein<br />
1971 auch europäische <strong>und</strong> möglicherweise amerikanische <strong>Galerie</strong>n nach Köln einzuladen.<br />
Auch bei der Frage nach dem möglichen Ort der Veranstaltung ziehen die Vereinsmit-<br />
glieder das Basler Konzept in Erwägung. Da der Platz zu eng werden könnte, wird nun auch<br />
in Köln die Überlegung herangezogen, den Kunstmarkt auf einem Messegelände zu veranstal-<br />
ten. (Quelle 14, 32) Diese ersten Überlegungen deuten darauf hin, dass die Kunsthalle <strong>und</strong> der<br />
Kunstverein für eine große Messe aufgr<strong>und</strong> des eingeschränkten Platzes auf Dauer nicht die<br />
beste Wahl sein könnten. Letztendlich findet die Messe jedoch wieder in der Kunsthalle <strong>und</strong><br />
im Kölner Kunstverein statt.<br />
4.1.2 Die vertretenen <strong>Galerie</strong>n<br />
Von den 132 Ausstellern in <strong>Basel</strong> sind 92 <strong>und</strong> damit mehr als zwei Drittel aus Deutschland<br />
<strong>und</strong> der Schweiz (Tabelle 1). Darauf folgen zahlenmäßig sechzehn französische <strong>und</strong> zwölf<br />
italienische <strong>Galerie</strong>n sowie einige weitere europäische <strong>Galerie</strong>n. Aus den USA hingegen sind<br />
nur drei Aussteller vertreten.<br />
In Köln kommen zu den 25 deutschen Ausstellern vier <strong>Galerie</strong>n aus New York, je zwei<br />
italienische <strong>und</strong> französische, eine schweizerische <strong>und</strong> eine belgische <strong>Galerie</strong>. Die meisten<br />
sind sehr namhafte <strong>und</strong> bedeutende <strong>Galerie</strong>n wie Leo Castelli, Richard Feigen <strong>und</strong> André<br />
Emmerich aus New York <strong>und</strong> Ileana Sonnabend <strong>und</strong> Denise René aus Paris. 108 (Tabelle 2)<br />
Auf der Basler Messe sind viele <strong>Galerie</strong>n des Vorjahres nicht mehr vertreten. So fehlen<br />
beispielsweise die 1970 in der Presse immer wieder erwähnten <strong>Galerie</strong>n Marlborough <strong>und</strong><br />
Maeght. Auch fehlen in diesem Jahr fast alle Mitglieder des Vereins progressiver deutscher<br />
Kunsthändler. Der Gr<strong>und</strong> für letzteres ist ein Aufruf des Vereins, in welchem den Mitgliedern<br />
<strong>und</strong> Gästen nahegelegt wurde, 1971 nicht an der Basler Messe teilzunehmen, was laut Presse-<br />
107 Schon zu Beginn beschließt der Verein: „<strong>Galerie</strong>n, die nicht Mitglieder des Vereins sind, können als Gäste zu<br />
Ausstellung <strong>und</strong> Messe eingeladen werden. Über die Einladung entscheidet die Mitgliederversammlung einstimmig.“<br />
(Quelle 2, 93)<br />
108 Als die „großen New Yorker <strong>Galerie</strong>n“ bezeichnet Eduard Beaucamp Castelli, Feigen, Emmerich <strong>und</strong> Sonnabend.<br />
Eduard Beaucamp: Boykott für <strong>Basel</strong>. In: FAZ, 28.06.1971, S. 2. Leo Castelli, der u. a. Robert Rauschenberg<br />
unter Vertrag hat, war schon in den Sechziger Jahren <strong>einer</strong> der wichtigsten Galeristen in New York.<br />
BONGARD [1967, 132ff]; THURN [1994, 196ff] Denise René, die ab 1944 konstruktivistische <strong>und</strong> kinetische<br />
Kunst ausstellt, kann laut THURN [1994, 208f] besonders ab 1970 großen „kulturellen <strong>und</strong> ökonomischen“ Erfolg<br />
verbuchen.<br />
42
stimmen einem Boykott gleichkomme. 109 Dieter Brusberg kommentiert die Empfehlung des<br />
Vereins im Vorwort des Messekatalogs von 1971: „Der Entschluß der in Köln ausstellenden<br />
Händler, auf eine solche finanzielle wie künstlerische Doppelbelastung zu verzichten <strong>und</strong> zum<br />
Kunstmarkt 71 von den zahlreichen Interessenten diejenigen einzuladen, die ebenfalls nicht<br />
auf allen Märkten tanzen wollen, ist frühzeitig veröffentlicht <strong>und</strong> begründet worden – <strong>und</strong> es<br />
kann eigentlich nur in Unkenntnis dessen geschehen sein, dass man diese Entscheidung hier<br />
<strong>und</strong> da <strong>und</strong> sogar in <strong>Basel</strong> selbst ‚als deutschen Monopolanspruch’ <strong>und</strong> ‚Aufruf zum Boykott’<br />
mißverstanden hat. Wenn schon die beiden wichtigsten europäischen Kunstmessen nur durch<br />
drei Sommermonate <strong>und</strong> vier Autost<strong>und</strong>en voneinander getrennt sind – wem sollte es dienen,<br />
wenn sie sich letztlich nur durch die Zahl der Teilnehmer unterscheiden?“ (K71, o.p.) Diese<br />
Maßnahme lässt erahnen, wie stark der Verein die Basler Messe als Konkurrenz wahrnimmt<br />
<strong>und</strong> fürchtet. Sie demonstriert jedoch auch die Macht, die der Kölner Verein inne hat: Fast<br />
alle <strong>Galerie</strong>n des Vereins progressiver deutscher Kunsthändler, die 1970 auch in <strong>Basel</strong> vertre-<br />
ten waren, entscheiden sich für Köln: Block, Buchholz, Müller, Rothe, Stangl, Thelen, Tho-<br />
mas, van de Loo. Auch die New Yorker <strong>Galerie</strong> André Emmerich wechselt nach Köln. (Ta-<br />
belle 11) Die <strong>Galerie</strong>n Denise René aus Paris, Arturo Schwarz aus Mailand <strong>und</strong> René Ziegler<br />
aus Zürich beugen sich der Aufforderung der Kölner nicht <strong>und</strong> präsentieren sich auf beiden<br />
Messen. Der Galerist H<strong>einer</strong> Friedrich tritt in <strong>Basel</strong> in Form eines Gemeinschaftsstandes mit<br />
<strong>einer</strong> Grafik-Edition auf <strong>und</strong> findet somit einen Weg, um an beiden Messen teilzunehmen. 110<br />
Es gibt jedoch keine <strong>Galerie</strong>, die 1971 von Köln nach <strong>Basel</strong> wechselt.<br />
4.1.3 Künstler <strong>und</strong> Kunstrichtungen<br />
Unter den zehn meistvertretenen Künstlern findet der Besucher in <strong>Basel</strong> Künstler wie Max<br />
Ernst, Pablo Picasso <strong>und</strong> Horst Antes. (Tabelle 7) Anders als in Köln sind in <strong>Basel</strong> eine be-<br />
trächtliche Menge an Surrealisten wie Miró <strong>und</strong> Dalí <strong>und</strong> weitere Klassiker der Moderne wie<br />
Beckmann <strong>und</strong> Nolde häufig vertreten. Von den Pop Art Künstlern sind wie in Köln David<br />
Hockney <strong>und</strong> Jim Dine die meistvertretenen. Auch Dieter Roth <strong>und</strong> Victor Vasarely sind auf<br />
beiden Messen häufig gesehene Künstler. Zeigt sich bei den Basler Galeristen ein gemischtes<br />
Programm der Stile – klassischer als in Köln mit vielen Surrealisten, aber auch Pop Art <strong>und</strong><br />
konstruktive Kunst von Albers, Bill <strong>und</strong> Vasarely – so sind in Köln eindeutig die Pop Art<br />
Künstler am häufigsten vertreten. Beispielsweise präsentieren zehn Galeristen u. a. Warhol,<br />
neun Hockney <strong>und</strong> acht zeigen Lichtenstein. (Tabelle 7)<br />
109 Hecht, Axel: Progressive boykottieren <strong>Basel</strong>. In: Die Welt, 29.6.1971, S.12. Eduard Beaucamp, a.a.O.<br />
28.06.1971.<br />
110 Beaucamp, a.a.O., 28.06.1971.<br />
43
Auch im Allgemeinen konzentriert sich <strong>Basel</strong> neben zeitgenössischen Künstlern auf<br />
Klassiker der Moderne. Trifft der Besucher hier häufig auf Expressionisten, Kubisten, Kon-<br />
struktivisten <strong>und</strong> Vertreter der neuen Sachlichkeit, so findet er diese auf dem Kölner Kunst-<br />
markt kaum. Künstler wie Braque, Chagall oder Giacometti, die in <strong>Basel</strong> an vielen Ständen zu<br />
sehen sind, werden auf dem Kunstmarkt Köln nicht zum Verkauf angeboten. Informelle<br />
Künstler sind auf beiden Messen in ungefähr gleichem Maße vertreten, am häufigsten in Köln<br />
Bernard Schultze, in <strong>Basel</strong> Karl-Fred Dahmen, bei beiden Messen Antoni Tàpies. Auch die<br />
Strömungen des Phantastischen Realismus, Pop Art, Op Art <strong>und</strong> konstruktive Kunst, „Zero“<br />
Künstler fehlen auf k<strong>einer</strong> der beiden Messen. (Tabelle 12/13)<br />
Kunstströmungen, die Mitte der Sechziger Jahre aufkommen, wie die Minimal Art <strong>und</strong><br />
später Land Art, Arte Povera <strong>und</strong> Konzeptkunst sind wie im Vorjahr in <strong>Basel</strong> weniger zu fin-<br />
den als in Köln. Dass die Künstler der Minimal Art jedoch im Jahre 1971 an Bekanntheit ge-<br />
winnen, ist aus der Kompassliste ersichtlich: Sowohl bei Robert Morris <strong>und</strong> Carl Andre als<br />
auch bei Sol Le Witt ist ein großer Anstieg zu beobachten. (Tabelle 12) Haben sich in <strong>Basel</strong><br />
einige Vertreter der Minimal Art wie Le Witt, Flavin <strong>und</strong> Judd schon durchgesetzt – Carl<br />
Andre <strong>und</strong> Robert Morris fehlen – , so findet der Besucher fast keine Vertreter der Land Art<br />
<strong>und</strong> Concept Art <strong>und</strong> nur vereinzelt Künstler, die der Arte Povera zugeordnet werden. (Tabel-<br />
le 13)<br />
Im Kunstkompass 1971 von Willi Bongard befinden sich folgende Künstler auf den ers-<br />
ten zehn Rängen: Robert Rauschenberg, Claes Oldenburg, Jasper Johns, Jean Tinguely, Yves<br />
Klein, Jim Dine, Fernandez Arman, Joseph Beuys, Roy Lichtenstein <strong>und</strong> Frank Stella. In<br />
Köln sind 78 der Künstler der Rangliste vertreten, in <strong>Basel</strong> 71. (Tabelle 14) Die Galeristen in<br />
Köln präsentieren eine größere Anzahl an amerikanischen Künstlern, die im Kunstkompass<br />
bei den oberen 50 Plätzen liegen, wie Morris, Noland, Kitaj, Andre <strong>und</strong> Bontecou. Dass diese<br />
in <strong>Basel</strong> nicht vertreten sind, liegt daran, dass in <strong>Basel</strong> die bedeutenden New Yorker <strong>Galerie</strong>n<br />
fehlen, welche diese Künstler vertreten. So zeigt Castelli in Köln die Künstler Morris, Bonte-<br />
cou, Chamberlain, Sonnier <strong>und</strong> André Emmerich stellt Noland, Caro <strong>und</strong> Frankenthaler aus.<br />
(K71, o.p.) Die Galeristen in <strong>Basel</strong> hingegen bieten viele italienische Künstler wie Rotella,<br />
Pomodoro <strong>und</strong> Colombo, die in Köln nicht zu finden sind.<br />
Alles in allem sind in Köln jedoch mehr Künstler vertreten, die laut Kunstkompass im<br />
Jahre 1971 die angesehensten sind. Was sich 1970 ankündigt, bestätigt sich 1971: In <strong>Basel</strong><br />
konzentrieren sich die Galeristen stärker auf die Klassische Moderne, in Köln auf neuere<br />
Strömungen.<br />
44
4.1.4 Resultate, Reflexionen, Tendenzen<br />
Gegen Ende der Art `71 gibt Eduard Beaucamp zu bedenken: „Das offene Modell, der freie<br />
Markt dürfte mehr Zukunft haben, sofern diese Messe ihre Anfangsschwierigkeiten durch-<br />
steht. Auch beim zweiten Mal sind diese Kinderkrankheiten nicht überw<strong>und</strong>en. Wie zu <strong>einer</strong><br />
großen Saisonschau strömt das Publikum von selbst in die Kunsthalle. Die Basler stehen noch<br />
im Ruch <strong>einer</strong> Fischmesse, sie müssen ihr Publikum noch suchen.“ 111 Tatsächlich zählen die<br />
Kölner Veranstalter 1971 40.000 Besucher, <strong>Basel</strong> hingegen besuchten nur 21.500. (Tabelle<br />
1/2)<br />
Sowohl Eduard Beaucamp als auch Axel Hecht loben das Konzept der <strong>Galerie</strong>n, die auf einen<br />
einzigen Künstler oder eine sehr reduzierte Anzahl von Künstlern setzen. Damit werde mehr<br />
Information gegeben, als „so manche <strong>Galerie</strong>, die glaubt, von jeder Schule etwas präsentieren<br />
zu müssen“. 112 Zu nennen sind hier die <strong>Galerie</strong> Juda aus London mit Christo (B71, 128) <strong>und</strong><br />
Kornfeld <strong>und</strong> Klippstein mit Sam Francis <strong>und</strong> Alfred Jensen (B71, 138). 113 Auch wenn diese<br />
Art der Präsentation gelobt wird, so sind die meisten <strong>Galerie</strong>n jedoch eindeutig auf die Prä-<br />
sentation mehrerer Künstler ausgerichtet. Gleiches zeigt sich in Köln. Laut Katalog speziali-<br />
sieren sich nur zwei <strong>Galerie</strong>n auf einen Künstler: Denise René auf Max Bill <strong>und</strong> die Wide<br />
White Space <strong>Galerie</strong> auf Marcel Broodthaers. (K71, o.p.)<br />
Paul Werder lobt in der „Neuen Zürcher Zeitung“ die „freie“ Struktur der Basler Messe,<br />
die eine klare Trendentwicklung anzeige: „Darum sind in <strong>einer</strong> freien Veranstaltung mit Mes-<br />
secharakter, wo jedermann zugelassen ist, der aktuelle Originalkunst anbietet, die Trends eher<br />
erkennbar als in <strong>einer</strong> Sammelausstellung, wo die Veranstalter aus didaktischen oder anderen<br />
Gründen die anfallende Produktion sichten <strong>und</strong> gruppieren.“ 114<br />
Trotz vielen lobenden Worten weist Axel Hecht darauf hin, dass viele renommierte Ga-<br />
lerien – im Besonderen die bedeutenden New Yorker – nicht vertreten waren, <strong>und</strong> dass die<br />
Messe sich noch behaupten müsse: „Die Veranstalter der Basler Kunstmesse sollten beim<br />
Planen von Art 3`72 den Kölner Fehdehandschuh aufnehmen <strong>und</strong> stärker um die international<br />
renommierten <strong>Galerie</strong>n werben, zugleich sollten sie auch versuchen, die Vertreter der Avant-<br />
garde für das kommende Jahr intensiver zu engagieren.[…] Wenn das nicht gelingt, dann<br />
111 Ebd.<br />
112 Hecht, a.a.O. , 29.6.1971.<br />
113 Sowohl Beaucamp als auch Hecht weisen auf die <strong>Galerie</strong> Onnasch hin, die viele Objekte von Edward Kienholz<br />
zeige. Die Konzentration der <strong>Galerie</strong> auf Kienholz geht aus dem Katalog jedoch nicht hervor. Vgl. B71,<br />
216.<br />
114 Paul Weder: „Art 2`71“ Zweite internationale Kunstmesse in <strong>Basel</strong>. In: NZZ, 26.06.1971, S. 33. Dies ist<br />
gewiss ein wichtiger Aspekt <strong>einer</strong> freien Messe wie der Art <strong>Basel</strong>. Werder erwähnt jedoch nicht den Aspekt, dass<br />
die Art <strong>Basel</strong> trotz ihres „freien“ Prinzips im Jahr 1971 nicht alle aktuellen Trends zeigen kann, da wichtige<br />
Avantgardegalerien – im Besonderen die deutschen – aufgr<strong>und</strong> des Kölner Boykotts fehlen.<br />
45
könnte die Kunstmesse Gefahr laufen, ihr Image zu verlieren, bevor sie es überzeugend profi-<br />
liert hat.“ 115 Dass sich fast alle Galeristen unter Druck für Köln entschieden haben zeigt, dass<br />
<strong>Basel</strong> in den Anfangsjahren den Ruf als bedeutendste Kunstmesse noch nicht inne hat.<br />
4.2 1972 – Konsolidierungsphase<br />
Bereits im Jahr 1972 festigt sich die Art <strong>Basel</strong> als Institution. Die Besucherzahl steigt, <strong>und</strong><br />
auch die Anzahl bedeutender ausländischer <strong>Galerie</strong>n. Die Presse ist der Messe gegenüber<br />
fre<strong>und</strong>licher gestimmt als im Vorjahr. Der Verein progressiver deutscher Kunsthändler hinge-<br />
gen wird durch das neue Messekonzept der Düsseldorfer Messe gezwungen sein „exklusives“<br />
Prinzip zu überdenken.<br />
4.2.1 Rahmenbedingungen<br />
Mit einem weiteren Zuwachs an Ausstellern zieht die Art 3’72 in die großen Hallen 10, 11<br />
<strong>und</strong> 13 der Schweizer Mustermesse, die sich um einen großen, r<strong>und</strong>en Innenhof gruppieren.<br />
(Abb. 8-10) Nahmen im Vorjahr noch 132 Aussteller teil, so sind es 1972 schon 204, also<br />
mehr als 50 % Zuwachs. In Köln hingegen verändert sich die Teilnehmerzahl kaum, der Ka-<br />
talog zählt 33 Aussteller. Neben den Ausstellern steigt in <strong>Basel</strong> auch die Besucherzahl um ein<br />
Drittel von 21.500 im Vorjahr auf 28.300 <strong>und</strong> nähert sich somit den in den Vorjahren deutlich<br />
höheren Besucherzahlen des Kunstmarktes Köln an. Diese reduzieren sich 1972 auf 30.000.<br />
Der knapp 490 Seiten starke Basler Messekatalog zählt 1.377 verschiedene Künstler. (Tabelle<br />
1/2)<br />
Der Verein progressiver deutscher Kunsthändler beschließt im Dezember 1971: „Für<br />
1972 gilt weiterhin für Mitglieder <strong>und</strong> Gäste die Alternative zwischen der Basler <strong>und</strong> der<br />
Kölner Kunstmesse.“ (Quelle 15, 128) Laut Presseberichten hebt der Verein kurze Zeit vor<br />
der Basler Messe seine Forderung auf: „Yesterday at the press conference, one of the Frank-<br />
furt fair representatives, Hans Onnasch of Onnasch <strong>Galerie</strong>, said the boycott was off.“ 116 Die-<br />
se Auflösung des „Boykotts“ kommt jedoch so spät, dass sich viele Galeristen nicht mehr für<br />
die Basler Messe anmelden können. 117<br />
4.2.2 Die vertretenen <strong>Galerie</strong>n<br />
Neben 73 schweizerischen Ausstellern folgen in <strong>Basel</strong> 59 aus Deutschland, 16 aus Italien, 14<br />
aus den USA <strong>und</strong> 12 aus Frankreich. Mehr als ein Drittel der Teilnehmer des Vorjahres sind<br />
115 Axel Hecht, a.a.O. 29.6.1971.<br />
116 Souren Melikian: <strong>Basel</strong>’s Parochialism And Internationalism. In: International Herald Tribune, 24./25. 06.<br />
1972, S. 7. Siehe auch Eduard Beaucamp: Der Kunstmarkt reproduziert sich. In: FAZ, 22.6.1972, S. 2.<br />
117 Beaucamp, a.a.O., 22.6.1972.<br />
46
in diesem Jahr in <strong>Basel</strong> nicht mehr anwesend. In Köln beteiligen sich von den insgesamt 33<br />
<strong>Galerie</strong>n wieder 26 des Vorjahres am Kunstmarkt. (Tabelle 11) Dem Kölner Aufruf schenken<br />
1972 fünf <strong>Galerie</strong>n keine Aufmerksamkeit <strong>und</strong> nehmen an beiden Messen teil. Wie im Vor-<br />
jahr ist die <strong>Galerie</strong> Denise René wieder bei beiden Messen anzutreffen. Ihr gleich tun es in<br />
diesem Jahr Leo Castelli, H<strong>einer</strong> Friedrich, Margret Müller aus Stuttgart <strong>und</strong> die Onnasch<br />
<strong>Galerie</strong> aus Köln. Allein für <strong>Basel</strong> entscheiden sich nun drei <strong>Galerie</strong>n, die zuvor nur bzw.<br />
auch in Köln waren: die <strong>Galerie</strong> Rothe aus Heidelberg, die <strong>Galerie</strong> Schwarz aus Mailand <strong>und</strong><br />
die <strong>Galerie</strong> René Ziegler aus Zürich. (Tabelle 11)<br />
Souren Melikian weist auf die vielen englischen <strong>und</strong> amerikanischen <strong>Galerie</strong>n hin, die<br />
in diesem Jahr erstmals in <strong>Basel</strong> ausstellen. Als sehr bedeutend für die Messe betont er die<br />
Teilnahme wichtiger amerikanischer <strong>Galerie</strong>n wie Sidney Janis <strong>und</strong> Leo Castelli: „American<br />
participation this year is regarded by many as the final push toward consecration on the <strong>Basel</strong><br />
show.“ 118<br />
Janis <strong>und</strong> Castelli werden in den meisten Presseberichten erwähnt 119 , jedoch nicht im-<br />
mer wegen ihres besonderen Programms oder wegen hervorragender Kunst. So schreibt bei-<br />
spielsweise Eduard Beaucamp. „Auch der diesjährige Aufmarsch der ‚großen’ Amerikaner<br />
besagt nicht allzu viel. Castelli <strong>und</strong> Janis demonstrieren ihre Anwesenheit, Castelli fast sym-<br />
bolisch mit fünf großformatigen Farbfolienobjekten des Kaliforniers Ron Davie…“ 120 Die<br />
bloße Nennung dieser <strong>Galerie</strong>n in den meisten Artikeln weist jedoch auf ihre Bedeutung hin.<br />
Auf einen der Gründe warum vermehrt amerikanische <strong>und</strong> englische <strong>Galerie</strong>n in diesem<br />
Jahr in <strong>Basel</strong> teilnehmen verweist Souren Melikian. Er befragte hierzu einige der Galeristen<br />
wie Spencer Samuel <strong>und</strong> Sidney Janis aus New York <strong>und</strong> Leslie Waddington aus London <strong>und</strong><br />
stellt fest: „…and all frankly admit that their decision was influenced by Ernst Beyeler, the<br />
director of the world-famous modern art gallery in <strong>Basel</strong>.” 121 Ihm <strong>und</strong> seinen internationalen<br />
118 Souren Melikian, a.a.O. In Anbetracht der Tatsache, dass sich in den Siebziger Jahren das Kunsthandelszentrum<br />
in New York befindet, ist die Teilnahme amerikanischer <strong>Galerie</strong>n sehr bedeutend, auch für das internationale<br />
Renommee der Basler Messe. Melikian spricht hier einen wichtigen Aspekt an. Er konzentriert sich jedoch<br />
hauptsächlich auf die amerikanischen <strong>und</strong> englischen <strong>Galerie</strong>n wie Leslie Waddington, Spencer Samuel, Leo<br />
Castelli <strong>und</strong> Sidney Janis. Teilweise sind seine Äußerungen subjektiv <strong>und</strong> verfälschend. So schreibt er „American<br />
tastes and trends are a dominating feature.[…] Some other German galleries, whose names are best forgotten,<br />
offer a perfect parody of American trends.” Er vernachlässigt jedoch den Aspekt, dass auf der Basler Messe<br />
sehr viele <strong>Galerie</strong>n sich auf europäische Kunst <strong>und</strong> Kunst der Klassischen Moderne konzentrieren <strong>und</strong> viele<br />
europäische zeitgenössische Künstler eine wichtige Rolle einnehmen <strong>und</strong> häufig vertreten sind. Um nur einige zu<br />
nennen: Dieter Roth, Victor Vasarely, Lucio Fontana, etc.<br />
119 Eduard Beaucamp, a.a.O., 22.06.1972. Souren Melikian, a.a.O. <strong>und</strong> Axel Hecht: Strelows Koje war die<br />
schönste. In: Die Welt, 26.06.1972, S. 15.<br />
120 Eduard Beaucamp, a.a.O., 22.06.1972.<br />
121 Souren Melikian, a.a.O.<br />
47
Kontakten misst er auch eine bedeutende Rolle für den Erfolg der Messe bei: „His prestige<br />
and backing has had an obvious impact on the growing success of the entreprise.“ 122<br />
Die wohl größte Aufmerksamkeit erhalten die Kojen der <strong>Galerie</strong> Denise René <strong>und</strong> Hans<br />
Mayer Paris/Krefeld/Düssseldorf, die „in der von Max Bill delikat ausgestatteten Nobelkoje<br />
ihr erlesenes Hausprogramm zeigen“ 123 . Eduard Beaucamp bezeichnet die Galeristen als „ü-<br />
ber Marktveränderungen <strong>und</strong> Niveauschwankungen erhaben“ 124 . Wie in den Jahren zuvor<br />
wird der Auftritt der <strong>Galerie</strong> Beyeler als „museumswürdige Schau“ 125 gelobt. Mit <strong>einer</strong> Aus-<br />
stellung unter dem Titel „Von Venus zu Venus“ zeigt sie „fast das ganze Spektrum internati-<br />
onal renommierter Künstler unseres Jahrh<strong>und</strong>erts“ 126 . Als <strong>Galerie</strong>, die sich auf aktuelle Kunst<br />
konzentriert, wird stets die <strong>Galerie</strong> Bischofberger erwähnt. 127 Sie ist eine der wenigen Gale-<br />
rien, die Konzeptkünstler wie Art & Language <strong>und</strong> Joseph Kosuth ausstellt. (B72, 82) Sowohl<br />
Beaucamp als auch Hecht loben die Gemeinschaftskoje von Lawrence Rubin <strong>und</strong> Hans Stre-<br />
low, die amerikanische Koloristen wie Bannard, Olitski, Poons <strong>und</strong> Stella präsentieren. (B72,<br />
375) Axel Hecht bew<strong>und</strong>ert die „sehr ruhige, kontemplative Koje“ als eine der „schönsten<br />
Stände von Art 3’72“ 128 . Laut Beaucamp setzen die Galeristen „einen großzügigen neuen <strong>und</strong><br />
frischen Akzent“ mit „einem halben Dutzend großer <strong>und</strong> souveräner Formate“ 129 . Des weite-<br />
ren lobt er „geschlossene Programme“ von nationaler Art wie bei der <strong>Galerie</strong> Onnasch aus<br />
Köln (junge deutsche Künstler wie Richter <strong>und</strong> Palermo), der Nürnberger <strong>Galerie</strong> Defet (ü-<br />
berwiegend deutsche Plastik) oder der Mailänder <strong>Galerie</strong> Ariete (italienische Künstler wie<br />
Fontana, Pomodoro, Dorazio). Außerdem empfiehlt Beaucamp die „meist sehr qualifizierten<br />
Spezialangebote“. Zu letzteren zählt er beispielsweise die <strong>Galerie</strong> Gmurzynska, die osteuropä-<br />
ische Avantgarde ausstellt, Piccadilly aus London mit einem Symbolistenprogramm oder die<br />
<strong>Galerie</strong> Schwarz aus Mailand, die sich auf Dada Künstler spezialisiert.<br />
Im Allgemeinen loben die Kritiker überwiegend übersichtlich aufgebaute Stände mit ei-<br />
nem geschlossenen Programm. Dies können erstens unterschiedliche Künstler sein, die jedoch<br />
unter ein Thema gestellt werden wie bei Beyeler, zweitens <strong>Galerie</strong>n, die eine bestimmte Stil-<br />
richtung vertreten wie die oben genannte <strong>Galerie</strong> Schwarz aus Mailand oder drittens <strong>Galerie</strong>n,<br />
122 Ebd.<br />
123 Axel Hecht, a.a.O., 26.06.1972.<br />
124 Beaucamp, a.a.O., 22.06.1972. Leider sind im Katalog der Art <strong>Basel</strong> keine Angaben über die Künstler gegeben.<br />
Beaucamp spricht vom „Konstruktivisten-Programm“ der <strong>Galerie</strong>. Ebenfalls lobend erwähnt Souren Melikian<br />
die <strong>Galerie</strong> als „one significant international aspect of the Fair“ <strong>und</strong> die Koje bezeichnet er als „impressive“.<br />
Souren Melikian, a.a.O.<br />
125 Beaucamp, a.a.O., 22.06.1972.<br />
126 Axel Hecht, a.a.O., 26.06.1972. Die <strong>Galerie</strong> zeigt Werke von 38 Künstlern von Albers, Antes, Arp über Francis,<br />
de Kooning, Tobey hin zu Mack <strong>und</strong> Piene. (B72,76)<br />
127 Eduard Beaucamp, a.a.O., 22.06.1972.<br />
128 Axel Hecht, a.a.O., 26.06.1972.<br />
129 Eduard Beaucamp, a.a.O., 22.6.1972.<br />
48
die sich auf wenige Künstler beschränken. Ein Bericht der „Neuen Zürcher Zeitung“ fasst die<br />
Argumente zusammen: „Einigen <strong>Galerie</strong>n ist es erfreulich gut gelungen, etwas von der Atmo-<br />
sphäre ihrer eigenen Räume auf die ihnen zugewiesene Koje zu übertragen, indem sie bei-<br />
spielsweise ihre Präsentation unter ein bestimmtes Thema stellen oder sich auf ein paar weni-<br />
ge Künstler beschränken. Viele der Präsentationen enttäuschen, weil versucht wird, von allem<br />
<strong>und</strong> jedem etwas ins „Schaufenster“ zu stellen.“ 130 Ähnliches formuliert Axel Hecht, er sieht<br />
jedoch einen eindeutigen Zuwachs an <strong>Galerie</strong>n – <strong>und</strong> zwar stärker als im Vorjahr – , die ein<br />
geschlossenes Programm mit wenigen Arbeiten vorstellten. 131<br />
Auch auf dem Kölner Kunstmarkt zeigen sich diese Tendenzen. Es wird vermehrt dar-<br />
auf hingewiesen, dass die <strong>Galerie</strong>n ihr Angebot reduziert haben <strong>und</strong> jede Koje ihr eigenes<br />
Profil besitze, um sich vom Nachbarn zu unterscheiden. 132 Georg Jappe betitelt die Tendenz<br />
in Köln als „das Kölner Prinzip Visitenkarte: wenige groß herausgestellte Werke von Klassi-<br />
kern“ 133 <strong>und</strong> behauptet, man pflege nun „das Image exklusiver Qualität“. 134 Neben Jappe be-<br />
merkt auch Eo Plunien, dass man „durchweg alten Bekannten“ begegne: „Es sieht so aus, als<br />
gäben die ‚Progressiven’ jetzt, wo es ernst wird, der Qualität die bessere Konterchance als der<br />
ungeprüften <strong>und</strong> unverlässlichen Novität.“ 135 Zur Qualität kann allein aufgr<strong>und</strong> der Katalog-<br />
angaben keine gültige Aussage getroffen werden, denn viele <strong>Galerie</strong>n geben im Katalog nur<br />
die Namen der Künstler an, jedoch nicht die ausgestellten Werke. Beim Vergleich mit dem<br />
Katalog des Vorjahres bestätigen sich die Angaben der Presseberichte in Bezug auf das redu-<br />
zierte Programm der <strong>Galerie</strong>n. Tatsächlich ist bei einigen der 25 <strong>Galerie</strong>n, die im Katalog<br />
Informationen über ihr Programm geben, ein reduziertes Angebot erkennbar, wie beispiels-<br />
weise bei den <strong>Galerie</strong>n Reckermann, van de Loo <strong>und</strong> Thelen. Die <strong>Galerie</strong> Reckermann prä-<br />
sentiert nur zwei Künstler: Tadaaki Kuwayama <strong>und</strong> Fred Sandback. Bei der <strong>Galerie</strong> Müller<br />
wird ausschließlich ein Künstler – Robin Page – ausgestellt. Auch H<strong>einer</strong> Friedrich be-<br />
schränkt sich, indem er zwar mehrere Künstler ausstellt, jedoch jeden Tag nur Bilder von ei-<br />
nem dieser Künstler präsentiert. Zu sehen sind u. a. <strong>Basel</strong>itz, Polke, Richter. (K72, o.p.) Über<br />
zwei weitere reduzierte Programme, auf welche im Katalog nicht hingewiesen wird, berichtet<br />
130 Paul Weder: „Art 3, 72“ Internationale Kunstmesse in <strong>Basel</strong>. In: NZZ, 23.06.1972. Der Artikel geht hauptsächlich<br />
auf allgemeine Tendenzen ein, leider werden die Feststellungen nicht durch Beispiele erläutert bzw.<br />
belegt. Aber wie in den anderen Berichten, wird auch in diesem Bericht der Wunsch nach einem klaren Profil<br />
der <strong>Galerie</strong>n, die sich auf wenige Künstler beschränken, deutlich.<br />
131 Axel Hecht, a.a.O., 26.06.1972.<br />
132 Gottfried Sello: Mafia, Markt <strong>und</strong> Messe. Der Düsseldorfer hat den Kölner Kunstmarkt überr<strong>und</strong>et. In: Die<br />
Zeit, 13.10.1972, S. 17. Auch Horst Richter betont das „Prinzip der Beschränkung“, das auf dem Kölner Kunstmarkt<br />
geherrscht habe. Horst Richter: Kunstmärkte in Köln <strong>und</strong> Düsseldorf. In: Weltkunst, (1972) 21, S. 1649.<br />
133 Georg Jappe: Die Leiden des jungen Sammlers. In: FAZ, 10.10.1972, S. 21.<br />
134 Georg Jappe: Ein Appell an das Auge. In: FAZ, 5.10.1972, S. 28.<br />
135 Eo Plunien: Der Handel vertraut dem Bewährten. In: Die Welt, 5.10.1972, S. 21.<br />
49
Horst Richter: Konrad Fischer präsentiere ausschließlich Zeichnungen von <strong>Basel</strong>itz, <strong>und</strong> bei<br />
der <strong>Galerie</strong> Art & Project aus Amsterdam fände der Besucher an den Kojenwänden keine Ar-<br />
beiten sondern ausschließlich Ausstellungsmitteilungen. 136<br />
4.2.3 Künstler <strong>und</strong> Kunstrichtungen<br />
Sicherlich auch aufgr<strong>und</strong> der großen Anzahl an <strong>Galerie</strong>n sind auf der Basler Messe einige<br />
Künstler mehr als zehnfach vertreten. So zählt der Katalog 17 Mal Dieter Roth, 16 Mal Miró,<br />
15 Mal Picasso <strong>und</strong> Dalí, 13 Mal Horst Antes, 12 Mal Max Ernst, Vasarely, Tàpies <strong>und</strong> 10<br />
Mal Jean Arp. Wie im Vorjahr dominieren die Surrealisten in <strong>Basel</strong> <strong>und</strong> die Pop Art Künstler<br />
in Köln. In Köln führt die Liste der meistvertretenen Künstler Andy Warhol mit Vertretungen<br />
in 8 <strong>Galerie</strong>n, David Hockney mit 7 <strong>und</strong> Cy Twombly, Dieter Roth, Roy Lichtenstein, Ri-<br />
chard Hamilton, <strong>und</strong> Joseph Beuys mit je 6 Vertretungen. (Tabelle 8)<br />
Im Allgemeinen zeigen sich ähnliche Tendenzen wie im Vorjahr. Künstler der in <strong>Basel</strong><br />
stark vertretenen Klassischen Moderne findet der Besucher in Köln noch seltener als im Vor-<br />
jahr. Expressionisten, Kubisten <strong>und</strong> Künstler wie Dalí, Miró, Picasso oder Chagall sind auf<br />
dem Kölner Kunstmarkt nicht vertreten. (Tabelle 13) Schwerpunkte liegen in Köln neben der<br />
Pop Art bei jungen deutschen Künstlern. So sind beispielsweise neben Beuys die Künstler<br />
Palermo, Richter, Walther <strong>und</strong> Polke häufig vertreten. (Tabelle 12) In <strong>Basel</strong> ist ein vermehrter<br />
Anstieg von Künstlern der verschiedensten Stilrichtungen zu beobachten. So stellen 1972<br />
<strong>Galerie</strong>n vermehrt Künstler des Abstrakten Expressionismus aus, vor allem jedoch im Vorjahr<br />
noch nicht vertretene Stilrichtungen wie Künstler, die der Arte Povera zugeordnet werden <strong>und</strong><br />
Konzeptkünstler wie u. a. Daniel Buren, Lawrence W<strong>einer</strong> <strong>und</strong> Joseph Kosuth. Die Konzept-<br />
künstler werden in <strong>Basel</strong> überwiegend von der <strong>Galerie</strong> Yvonne Lambert aus Paris ausgestellt.<br />
(B72, 240) Im gleichen Jahr erscheinen erstmals vermehrt Konzeptkünstler wie Jan Dibbets,<br />
Douglas Huebler, Hans Haacke, Joseph Kosuth <strong>und</strong> Lawrence W<strong>einer</strong> auf der Liste des<br />
Kunstkompasses. In Köln stellen die Galeristen schon ab 1969 Konzeptkünstler aus <strong>und</strong> ver-<br />
mehrt im Jahre 1971. Dies zeigt, dass die damals noch eher unbekannten Konzeptkünstler<br />
zumeist in Köln ausgestellt wurden. In diesem Fall kann der „progressive“ Ruf des Kölner<br />
Kunstmarktes bestätigt werden. Andererseits findet der Besucher auf dem Kölner Kunstmarkt<br />
weniger Strömungen, die 1972 auf der documenta zu sehen sind, wie beispielsweise Künstler<br />
des Fotorealismus. 137 In <strong>Basel</strong> hingegen sind die meisten dieser Künstler von der <strong>Galerie</strong> de<br />
136 Horst Richter, a.a.O.<br />
137 Auf der documenta 5 sind 1972 folgende Vertreter des Fotorealismus vertreten: Chuck Close, Robert Cottingham,<br />
Richard Estes, Franz Gertsch, Howard Kanovitz, Malcolm Morley, John Salt <strong>und</strong> Ben Schonzeit. Siehe<br />
SCHNECKENBURGER [1983, 213ff].<br />
50
Gestlo aus Hamburg vertreten. (B72, 102) Trifft der Besucher in <strong>Basel</strong> auf 84 der laut Kunst-<br />
kompass „angesehensten Künstler“, sind es in Köln 77. (Tabelle 14)<br />
4.2.4 Resultate, Reflexionen, Tendenzen<br />
Am Ende der Art 3`72 sind die meisten Pressekritiken sehr positiv. Axel Hecht bemerkt „Die<br />
fünf Basler Kunsttage haben mit ‚Art ’72’ endgültig den Durchbruch geschafft.“ 138 Einen<br />
Schritt weiter geht Beaucamp: „Beim dritten Mal scheint die Basler Kunstmesse endgültig zur<br />
Institution geworden, die weltweit nicht ihresgleichen hat.“ 139<br />
Wird im Vorjahr noch darüber gesprochen, dass die Museen Köln bevorzugten, so wird<br />
1972 zweimal auf Ankäufe von Museen auf der Basler Messe hingewiesen: Die Ankaufs-<br />
kommission des Kunstmuseums <strong>Basel</strong> kauft ein Bild von Frank Stella <strong>und</strong> der Sammler Karl<br />
Ströher das Editionsprogramm des Verlags Friedrich/Hahn aus München für das Darmstädter<br />
Landesmuseum. 140 In einem Fragebogen des Messekomitees an die Galeristen stellt sich je-<br />
doch heraus, dass von den 155 Befragten 92 mangelnde Kontakte zu Museumsdirektoren be-<br />
klagten. (Quelle 32) Zufriedener äußern sich die meisten Aussteller über Kontakte zu privaten<br />
Sammlern <strong>und</strong> „ernsthaft interessierten Besuchern“. Als sehr gut stellt sich die Messe für<br />
Kontakte unter den „ausstellenden oder nicht ausstellenden Galeristen“ heraus. Diese Anga-<br />
ben der Galeristen zeigen, wie wichtig die Messe ist, um Netzwerke unter den Galeristen auf-<br />
zubauen <strong>und</strong> mit wenig Aufwand einen Preis- <strong>und</strong> Angebotsvergleich anzustellen. Ihren Er-<br />
folg bezüglich der erzielten Umsätze bewerten die meisten, sprich 71 Aussteller als<br />
befriedigend, 41 als gut <strong>und</strong> 43 als unbefriedigend. Insgesamt scheinen die Galeristen mit der<br />
Messe zufrieden gewesen zu sein, da von den 155 Befragten 118 angeben, sich im kommen-<br />
den Jahr wieder beteiligen zu wollen.<br />
Ein weiteres Ereignis beeinflusst 1972 die Kunstmarktsituation: Neben der Basler <strong>und</strong><br />
der Kölner Messe öffnet fast zeitgleich mit dem Kunstmarkt Köln vom 6.-11. Oktober in Düs-<br />
seldorf die „Internationale Kunst- <strong>und</strong> Informationsmesse e.V.“ (IKI) zum zweiten Mal ihre<br />
Tore. In diesem Jahr findet die IKI nicht mehr in der Volkshochschule <strong>und</strong> dem Belgischen<br />
Haus in Köln wie im Vorjahr statt. Gemeinsam mit der Düsseldorfer Messegesellschaft prä-<br />
sentieren 188 Aussteller aus dem In- <strong>und</strong> Ausland moderne Kunst in der Düsseldorfer Messe-<br />
halle auf <strong>einer</strong> Fläche von 12.000 m². 141 Die Initiatoren der Messe Ingo Kümmel, Michael<br />
138 Axel Hecht, a.a.O., 26.6.1972.<br />
139 Eduard Beaucamp, a.a.O., 22.6.1972.<br />
140 1971 weist Axel Hecht darauf hin, „dass Sammler <strong>und</strong> Museumsleute Köln den Vorzug gaben.“ Axel Hecht:<br />
Progressive boykottieren <strong>Basel</strong>. In: Die Welt, 28.06.1971. Er gibt jedoch keine Beispiele, die seine Aussage<br />
belegen könnten. Auf die Museumskäufe von 1972 weist Beaucamp, a.a.O., 22.06.1972, hin.<br />
141 Georg Jappe, a.a.O., 10.10.1972.<br />
51
Siebrasse <strong>und</strong> Helmut Rywelski erklären: „Wir gingen von dem Gedanken aus, dass jedem,<br />
der an der Vermittlung aktueller Kunst in irgend<strong>einer</strong> Form beteiligt ist, die Möglichkeit zur<br />
Präsentation geboten werden muss.“ 142 Durch ihr „offenes Prinzip“, die hohe Teilnehmerzahl<br />
<strong>und</strong> den Veranstaltungsort in <strong>einer</strong> Messehalle gleicht sie der Basler Messe. Georg Jappe be-<br />
merkt zur Messe: „IKI hat nun ihre Machtdemonstration gehabt, dem Kölner Kunstmarkt ge-<br />
wachsen zu sein, ja ihn im Angebot weit zu übertreffen, nur geht das Angebot unter. Vor zwei<br />
Jahren, als sich die Stagnation des selbst gewählten Eliteklubs zeigte, wäre diese Schau eine<br />
kunstpolitische Tat gewesen, ad oculos vorzuführen, wie viele <strong>Galerie</strong>n von Rang auf der<br />
ganzen Welt auf den mitteleuropäischen Markt drängen. Doch diese Tat hat die Basler Früh-<br />
sommermesse schon geleistet…“ 143 Wie in <strong>Basel</strong> <strong>und</strong> in Köln nehmen in Düsseldorf bedeu-<br />
tende <strong>Galerie</strong>n wie Leo Castelli <strong>und</strong> Denise René teil, aber laut Laszlo Glozer ist es auch „ein<br />
Fest der mittleren <strong>Galerie</strong>n, die bislang wie Rothe aus Heidelberg oder Defet aus Nürnberg,<br />
nicht so recht das Kunstmarkt-Licht auf sich lenken konnten.“ 144 Durch die größere Auswahl<br />
an <strong>Galerie</strong>n <strong>und</strong> Kunst <strong>und</strong> die räumliche <strong>und</strong> zeitliche Nähe tritt die Düsseldorfer Messe in<br />
direkte Konkurrenz zum Kölner Kunstmarkt. Als Beleg für die Konkurrenz der beiden Städte<br />
berichtet Axel Hecht von einem mit „Plakaten übersäten Werbebus“, den die Initiatoren der<br />
IKI während des Kölner Kunstmarktes direkt vor der Kölner Kunsthalle platziert hatten. 145<br />
Auch Gottfried Sello berichtet von einem „spannenden Kampf“ zwischen den beiden Messen<br />
<strong>und</strong> behauptet, dass die IKI in Düsseldorf klar in Führung gegangen sei. Als Begründung<br />
nennt er, dass Düsseldorf eine größere Übersicht über die Kunst des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts biete als<br />
Köln. Auf der IKI präsentierten die Aussteller sowohl eine große Auswahl an Künstlern der<br />
Klassischen Moderne wie beispielsweise Norbert Ketterer, als auch die neuesten Tendenzen<br />
der Kunst, die beispielsweise die <strong>Galerie</strong> Bischofberger aus Zürich <strong>und</strong> Alfred Schmela aus<br />
Düsseldorf ausstellen. 146<br />
Die neue Situation regt den Verein progressiver deutscher Kunsthändler zu <strong>einer</strong> Dis-<br />
kussion über die Situation des Kölner Kunstmarktes an. Bei <strong>einer</strong> Mitgliederversammlung im<br />
September ’72 beratschlagt der Verein, ob es noch sinnvoll sei, den Kunstmarkt in der glei-<br />
142 Gottfried Sello, a.a.O., 13.10.1972.<br />
143 Jappe fährt fort: “Im Gr<strong>und</strong>e entlastet IKI den Kölner Kunstmarkt von seinem gesellschaftlichen Auftrag <strong>und</strong><br />
macht ihn zur ersten Spezialmesse, was die Sammler honorieren (in Köln war man wider aller Erwartung in<br />
bester Laune), <strong>und</strong> richtet sich in seinem ganzen Image <strong>und</strong> in seinen Vergleichsmöglichkeiten gegen <strong>Basel</strong>:<br />
Welche Messe wird wichtiger?“ Georg Jappe, a.a.O., 10.10.1972. Dass sich Köln von der IKI durch seine Exklusivität<br />
abgrenzt, was sicherlich von einem Teil der Sammler geschätzt wird, ist verständlich. Jappe vernachlässigt<br />
jedoch den Aspekt, dass die Basler Messe zu einem anderen Zeitpunkt <strong>und</strong> in <strong>einer</strong> anderen Region stattfindet,<br />
die IKI hingegen fast zeitgleich <strong>und</strong> in räumlicher Nähe zu Köln, was sie vor allem in unmittelbare<br />
Konkurrenz zu Köln treten lässt.<br />
144 Laszlo Glozer: Mammutrevue der <strong>Galerie</strong>n. In: Süddeutsche Zeitung, 11.10.1972.<br />
145 Gottfried Sello: Das Museum in der Messe-Koje. In: Die Welt, 10.10.1972, S.21.<br />
146 Gottfried Sello, a.a.O., 13.10.1972.<br />
52
chen Form <strong>und</strong> am gleichen Ort weiterzuführen. Als Alternativen werden verschiedene Vari-<br />
anten besprochen: Der Kunstmarkt soll in die Kölner Messehallen ziehen <strong>und</strong> sich somit ver-<br />
größern oder abwechselnd mit der IKI in den Kölner oder Düsseldorfer Messehallen stattfin-<br />
den. Eine weitere Möglichkeit sei ein alternierendes Modell zwischen Kunstmarkt <strong>und</strong> IKI<br />
<strong>und</strong> der Art <strong>Basel</strong>. Sogar die Auflösung des Kunstmarktes wird in Betracht gezogen. (Quelle<br />
17, 95) Auch wenn die Mitglieder am Ende an ihrem alten Prinzip der Exklusivität <strong>und</strong> <strong>einer</strong><br />
Messe in der Kunsthalle festhalten, so zeigt diese Diskussion doch die schwierige Lage, in der<br />
sich der Kölner Kunstmarkt durch seine neue Konkurrenz befindet.<br />
Gottfried Sello vergleicht die Kunstmesse mit der Buchmesse <strong>und</strong> stellt dabei einen<br />
deutlichen Unterschied fest: Eine Buchmesse präsentiere Neuerscheinungen eines Jahres,<br />
„Kunstmärkte dagegen, ob sie in Köln oder Düsseldorf stattfinden, ob sie sich aktuell oder<br />
progressiv nennen, sind retrospektiv eingestellt, sie versuchen eine möglichst komplette Über-<br />
sicht der Kunst des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts [zu zeigen]“ 147 Hiermit spricht er einen wichtigen Aspekt<br />
der Gattung oder des Modells Messe an. Ob sich dieser Aspekt in den Folgejahren durchsetzt,<br />
soll in den folgenden Kapiteln weiter untersucht werden. Ist dies der Fall, so hat die Basler<br />
Messe mit ihrem breiten Spektrum eine gute Vorraussetzung für einen erfolgreichen Verlauf.<br />
4.3 1973 – Die Wachstumsgrenze ist erreicht<br />
Mit <strong>einer</strong> nochmals erhöhten Teilnehmerzahl von 279 Ausstellern findet die Art 4’73 vom<br />
20.-25. Juni in den Hallen 10-17 der Schweizer Mustermesse statt. Über einen Zeitraum von<br />
acht Tagen erstreckt sich vom 29.9.-6.10. der Kunstmarkt Köln, der 39 Aussteller zählt. Der<br />
Veranstaltungsort bleibt trotz einiger Diskussionen der Vereinsmitglieder in der Kölner<br />
Kunsthalle <strong>und</strong> im Kunstverein.<br />
4.3.1 Rahmenbedingungen<br />
Im Vorfeld planen sowohl das Basler Messekomitee als auch der Verein progressiver deut-<br />
scher Kunsthändler einige Neuerungen <strong>und</strong> Zusatzveranstaltungen. In <strong>Basel</strong> beschließt das<br />
Komitee eine Unterteilung zwischen Editionen, Kunstbuchverlagen <strong>und</strong> Grafikhändlern, die<br />
im ersten Stock platziert <strong>und</strong> zwischen <strong>Galerie</strong>n mit Originalen, die im Parterre ausstellen.<br />
Des Weiteren plant Ernst Beyeler in Zusammenarbeit mit den New Yorker Galeristen Leo<br />
Castelli, Sidney Janis <strong>und</strong> Pace Editions aus New York eine „Artist Show“ mit bekannten<br />
147 Ebd. Auch wenn man Sello aus heutiger Sicht Recht geben muss, denn bei den Messen 2007 zeigt sowohl<br />
Köln als auch <strong>Basel</strong> ein breites Spektrum an Kunst des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts, so spezialisieren sich die Galeristen des<br />
Kölner Marktes 1972 auf tendenziell jüngere Kunst <strong>und</strong> präsentieren so gut wie keine Künstler der Klassischen<br />
Moderne, die ebenfalls zum Spektrum der Kunst des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts gehören.<br />
53
amerikanischen Künstlern im ersten Stock. (Quelle 33,4) Diese Ausstellung ist der Beginn<br />
<strong>einer</strong> Reihe von Sonderschauen, welche in den Folgejahren fortgesetzt werden <strong>und</strong> sich im-<br />
mer den Künstlern eines Landes widmen werden. 148 Laut Ernst Beyeler war es keine Ver-<br />
kaufsausstellung. (Siehe S. 92) Zusätzlich wird 1973 ein Wohltätigkeitsabend vorbereitet, der<br />
u. a. eine Auktion von gespendeten Bildern beinhaltet; der Erlös soll einem Kinderdorf zu<br />
Gute kommen. Wie im Vorjahr wird die Art 4’73 von Filmvorführungen in dem sich inner-<br />
halb der Messehallen befindenden Messekino begleitet. 149<br />
Nicht nur in <strong>Basel</strong> ist die Zunahme an Zusatzveranstaltungen zu beobachten, auch in<br />
Köln werden neue Programmpunkte erarbeitet. Der Kunsthändlerverein führt eine jährliche<br />
Preisverleihung an eine Person oder Organisation ein, die einen wichtigen Beitrag zur<br />
„Durchsetzung der modernen Kunst“ geleistet hat. Die Funktion dieses Preises sei „die Public<br />
Relation für den Verein <strong>und</strong> den Kunsthandel im allgemeinen“. (Quelle 18, 62) Auch plant<br />
der Verein eine Rahmenveranstaltung während des Kunstmarktes unter dem Titel „Kunst-<br />
markt Tage Köln“ mit Programmpunkten aus den Bereichen Theater, Ballett, Musik <strong>und</strong> Poe-<br />
sie. Hier soll eng mit der Stadt Köln zusammengearbeitet werden. (Quelle 18, 63f) Neben den<br />
Zusatzveranstaltungen versucht der Verein wie auch das Messekomitee in <strong>Basel</strong> die Messe<br />
klarer als im Vorjahr zu strukturieren: „die Kojen sollen klar <strong>und</strong> übersichtlich sein <strong>und</strong> Gra-<br />
fik, die nicht in direktem Zusammenhang mit den ausgestellten Werken steht“ soll getrennt in<br />
<strong>einer</strong> Grafikkoje gezeigt werden. (Quelle 18, 63) Sowohl die Besucher der Art’73 als auch<br />
jene des Kölner Kunstmarktes finden 1973 strukturierte Messen vor, die sich vermehrt um<br />
Zusatzprogramme bemühen.<br />
Des Weiteren publiziert der Kölner Kunsthändlerverein 1973 zwei Ausgaben <strong>einer</strong> Zeit-<br />
schrift unter dem Titel „Zeitschrift des Vereins progressiver deutscher Kunsthändler“. Die<br />
zweite Ausgabe der Zeitschrift beinhaltet den Messekatalog. Neben den Informationen zu den<br />
<strong>Galerie</strong>n wird u. a. auch über das Rahmenprogramm <strong>und</strong> die Preisverleihung berichtet. Nach-<br />
dem die Vereinsmitglieder des Öfteren über die Kataloggröße diskutierten <strong>und</strong> einige dessen<br />
Unhandlichkeit bemängelten (Quelle 17, 94), wird 1973 die Kataloggröße von 45 x 32 cm auf<br />
DinA4 Format verkl<strong>einer</strong>t. 150<br />
148 Die letzte Länderschau findet 1983 statt. Bis dahin werden die Sonderschauen beispielsweise 1975 britischen<br />
(B75,8), 1976 spanischen (B76, 8) <strong>und</strong> 1977 deutschen Künstlern (B77, 8) gewidmet.<br />
149 Paul Weder: „Art 4 ’73“ Internationale Kunstmesse in <strong>Basel</strong>. In: NZZ, 21.06.1973, S. 29.<br />
150 Nicht nur unter den Vereinsmitgliedern wird das unhandliche Format diskutiert. Georg Jappe betitelt das<br />
1972 noch größere Format als „Handatlas um 1800“. Georg Jappe, a.a.O., 5.10.1972.<br />
54
4.3.2 Die vertretenen <strong>Galerie</strong>n<br />
Von den 279 Ausstellern in <strong>Basel</strong> stammen u. a. je 75 aus der Schweiz <strong>und</strong> aus Deutschland,<br />
33 aus Italien, 27 aus Frankreich, 15 aus Großbritannien <strong>und</strong> 16 aus den USA. In Köln kom-<br />
men von den insgesamt 39 Ausstellern 28 aus Deutschland <strong>und</strong> 11 aus dem Ausland, darunter<br />
drei New Yorker <strong>und</strong> drei Pariser <strong>Galerie</strong>n. (Tabelle 11) Auffallend ist, dass drei bedeutende<br />
New Yorker <strong>Galerie</strong>n, die in den Vorjahren nur in Köln oder auf beiden Messen vertreten<br />
waren, nun ausschließlich in <strong>Basel</strong> ausstellen: Leo Castelli, André Emmerich <strong>und</strong> Richard L.<br />
Feigen. Auch die Münchner <strong>Galerie</strong> van de Loo ist 1973 nur noch in <strong>Basel</strong> vertreten. Des<br />
Weiteren trifft der Besucher auf viele <strong>Galerie</strong>n, die zuvor nur in Köln ausstellten <strong>und</strong> nun so-<br />
wohl in Köln als auch in <strong>Basel</strong> zu finden sind, wie beispielsweise die <strong>Galerie</strong>n Sonnabend,<br />
René Block, <strong>und</strong> Thomas. (Tabelle 11) Gleiches geschieht auch mit zuvor nur in <strong>Basel</strong> vertre-<br />
tenen <strong>Galerie</strong>n, die nach Köln wechseln. Zu nennen sind hier die <strong>Galerie</strong>n Handschin (<strong>Basel</strong>),<br />
Lambert (Paris), Müller (Stuttgart), Onnasch (Köln) <strong>und</strong> Strelow (Düsseldorf). Ein Prestige-<br />
anstieg ist jedoch vor allem bei der Basler Messe zu sehen: Zum Einen wechseln sehr nam-<br />
hafte <strong>Galerie</strong>n nach <strong>Basel</strong> – insbesondere Leo Castelli – , zum Anderen zeigt sich eine zu-<br />
nehmende Bedeutung der Basler Messe durch die Tatsache, dass sich 1971 noch alle <strong>Galerie</strong>n<br />
für Köln entschieden, 1973 hingegen diese hohe Attraktivität des Kölner Kunstmarktes im<br />
Vergleich zu <strong>Basel</strong> abzunehmen scheint.<br />
Einigkeit herrscht in der Presse über den Hang der <strong>Galerie</strong>n, auf der Art 4’73 vermehrt<br />
„Klassiker“ <strong>und</strong> arrivierte Künstler zu präsentieren, so Walo von Fellenberg: „Es zeigt sich<br />
dieses Jahr noch deutlicher als 1972 die Absicht der Galeristen, bekannte Namen anzuführen<br />
<strong>und</strong> die Käuferschicht mit Werken zu konfrontieren, über die sich ein Konsens gebildet<br />
hat.“ 151 Heidi Bürklin betitelt ihren Artikel über die Art ’73: „Rückzug auf das Klassische“ 152<br />
<strong>und</strong> Joy Davenport bemerkt: „The popular International artists Matta, Max Ernst, Jean Dubuf-<br />
fet, Miró […] seem to be everywhere and are not news“ 153 . Auch Paul Weder stellt fest „dass<br />
sich das Angebot in Richtung auf die ‚Klassiker der Moderne’ <strong>und</strong> damit auf die höchstkotier-<br />
ten Werte verschoben hat.“ 154 Diesen Behauptungen ist zuzustimmen, denn 1973 präsentieren<br />
die <strong>Galerie</strong>n vermehrt Künstler der Klassischen Moderne wie beispielsweise Expressionisten,<br />
Surrealisten <strong>und</strong> Kubisten. (Tabelle 13 <strong>und</strong> Kapitel 4.3.3) Eduard Beaucamp sieht in dieser<br />
Entwicklung einen „konservierenden“ Aspekt, „ferner erfinderisch im Aufspüren <strong>und</strong> Aufar-<br />
151<br />
Walo von Fellenberg: <strong>Basel</strong> Art’73 – eine Messe mit Wachstumsschwierigkeiten. In: Die Weltkunst (1973)<br />
12, S. 1028.<br />
152<br />
Heidi Bürklin: Rückzug auf das Klassische. In: Die Welt, 25.6.1973.<br />
153<br />
Joy Davenport: <strong>Basel</strong> Fair – A Gigantic Panorama. In: International Herald Tribune, 23/24.6.1973, S. 7.<br />
154 Paul Weder, a.a.O. 21.06.1973.<br />
55
eiten von verlorener Historie“ 155 . Dass <strong>Galerie</strong>n Strömungen wie beispielsweise Künstler des<br />
osteuropäischen Konstruktivismus <strong>und</strong> der Neuen Sachlichkeit wiederentdeckt hätten, sieht er<br />
als positiv. Hiermit bestätigt sich eine Tendenz, auf die 1972 schon Gottfried Sello hinweist,<br />
nämlich dass Kunstmessen retrospektiv eingestellt seien <strong>und</strong> versuchten „eine möglichst<br />
komplette Übersicht der Kunst des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts“ zu zeigen. (Kapitel 4.2.4)<br />
Wie in den Vorjahren werden vor allem die <strong>Galerie</strong>n gelobt, die einen Schwerpunkt set-<br />
zen oder sich auf wenige Künstler konzentrieren. Stets Beachtung finden die <strong>Galerie</strong>n Denise<br />
René/Hans Mayer <strong>und</strong> Ernst Beyeler: „So arrangierten die Giganten häufig erlesene Schau-<br />
fenster wie der Basler Galerist Beyeler mit seinen Rothkos – eine Oase prachtvoller Malerei –<br />
oder man arrangierte ein nobles Mini-Museum, wie Denise René/Hans Mayer mit der Zero-<br />
Gruppe <strong>und</strong> Konstruktivisten.“ 156 Auch bei den kl<strong>einer</strong>en <strong>Galerie</strong>n sieht Bürklin Erfolg <strong>und</strong><br />
Profilierung des Programms, indem sie sich auf Schwerpunkte konzentrieren. Diese Entwick-<br />
lung ist auch auf dem Kölner Kunstmarkt zu beobachten: „fast jede [Koje] eine Visitenkarte<br />
der <strong>Galerie</strong> statt Basar, statt Abstoßung von Ramsch eine Konzentration auf wenige Beispiele<br />
des <strong>Galerie</strong>programms, so stellt sich der Kölner Kunstmarkt dar.“ 157 Bestätigung findet diese<br />
Aussage darin, dass fünf der 32 im Kölner Katalog genannten <strong>Galerie</strong>n nur einen bzw. zwei<br />
Künstler präsentieren: Block mit Lueg <strong>und</strong> Richter, Buchholz mit Erró, Onnasch mit Kien-<br />
holz, Denise René/Hans Mayer mit Agam, Springer mit Jost Vobeck. (K73, o.p.) Heidi<br />
Bürklin sieht auch bei den in Köln vertretenen <strong>Galerie</strong>n eine Tendenz zu Werken der Klassi-<br />
schen Moderne. 158<br />
4.3.3 Künstler <strong>und</strong> Kunstrichtungen<br />
Manche Künstler sind auf der Art 4’73 doppelt so häufig vertreten wie im Vorjahr. In <strong>Basel</strong><br />
dominiert in diesem Jahr Picasso, der bei 32 <strong>Galerie</strong>n zu finden ist, gefolgt von den Surrealis-<br />
ten Miró, Ernst <strong>und</strong> Dalí. Wie im letzten Jahr gehören Vasarely, Antes <strong>und</strong> Roth zu den<br />
155 Eduard Beaucamp: Der Kunstmarkt als Salon. In: FAZ, 25.6.1973, S. 24.<br />
156 Heidi Bürklin, a.a.O., 25.6.1973. Joy Davenport bemerkt zu Beyelers Stand: „The effect, needless to say is<br />
splendid“ <strong>und</strong> „The fascination of abstract rationalisme is to be fo<strong>und</strong> in two of the outstanding booths – those of<br />
Denise René/Hans Mayer”. Joy Davenport, a.a.O. Und Beaucamp nennt ihren Stand “ein kleines Museum von<br />
Spitzenwerken”. Eduard Beaucamp, a.a.O., 25.6.1973.<br />
157 Georg Jappe: Große Bankspekulation <strong>und</strong> kleine Zufallskäufe. In: FAZ, 4.10.1973, S.26.<br />
158 Bürklin schreibt sogar: „Auf den Kunstmessen Düsseldorf <strong>und</strong> Köln dominiert die klassische Moderne“.<br />
Wirft man jedoch einen Blick auf die ausgestellten Werke, so sind wie in den Vorjahren die Vertreter der Klassischen<br />
Moderne kaum zu finden. (Tabelle 12) Von <strong>einer</strong> Dominanz der Klassischen Moderne kann nicht gesprochen<br />
werden. Es stellt sich hier die Frage, wie Bürklin zu dieser Feststellung kommt. Ein Gr<strong>und</strong> hierfür könnte<br />
sein, dass Werke der Klassischen Moderne damals ausgestellt wurden, diese jedoch nicht im Katalog vermerkt<br />
sind. Dieser gibt nur Informationen über 32 von insgesamt 39 <strong>Galerie</strong>n. Weitere Gründe könnten eine andere<br />
Definition Bürklins von „Klassischer Moderne“ sein, worüber der Leser jedoch nichts erfährt. Des Weiteren<br />
könnte die Feststellung Bürklins auch darüber Aufschluss geben, wie subjektiv die Wahrnehmung des Messeangebots<br />
aus der Sicht der Besucher sein kann, <strong>und</strong> wie wichtig eine statistische Auswertung des Angebotes ist, um<br />
objektivere Aussagen treffen zu können.<br />
56
meistvertretenen Künstlern. (Tabelle 9) In Köln trifft der Besucher in diesem Jahr am häufigs-<br />
ten auf Dan Flavin, Cy Twombly <strong>und</strong> Andy Warhol. Im Vergleich zum Vorjahr ist ein deutli-<br />
cher Rückgang der Pop Art Künstler auszumachen. Sehr häufig ausgestellt sind die Künstler<br />
der Minimal Art Flavin, Le Witt <strong>und</strong> Judd, <strong>und</strong> konzeptuelle Künstler wie Buren <strong>und</strong> W<strong>einer</strong>,<br />
aber auch junge deutsche Künstler wie Sigmar Polke <strong>und</strong> Gerhard Richter. (Tabelle 9) 159<br />
Im Allgemeinen setzen sich die Tendenzen des Vorjahres bei beiden Messen fort: in<br />
<strong>Basel</strong> liegt ein deutlicher Schwerpunkt auf der Klassischen Moderne. Besonders auffällig ist<br />
die steigende Anzahl an Werken von Beckmann, Braque, Heckel, Kirchner <strong>und</strong> Kokoschka,<br />
die sich im Vergleich zum Vorjahr verdreifachen <strong>und</strong> Chagall, Giacometti, Kandinsky, Jaw-<br />
lensky, Miró die sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppeln. (Tabelle 13) Dies könnte zeigen,<br />
dass sich viele der in diesem Jahr neu hinzu gekommenen <strong>Galerie</strong>n auf die klassischen Werke<br />
konzentrieren.<br />
Neben Werken der Klassischen Moderne nimmt auch die Präsenz der Pop Art Künstler<br />
1973 in <strong>Basel</strong> zu. Im Vergleich zum Vorjahr stellen die <strong>Galerie</strong>n vermehrt Werke der engli-<br />
schen Künstler R. B. Kitaj <strong>und</strong> David Hockney <strong>und</strong> der Amerikaner Warhol, Dine <strong>und</strong> India-<br />
na aus. (Tabelle 13) Andere Tendenzen zeigen sich in Köln: 1973 ist ein Rückgang der Pop<br />
Art Künstler insbesondere bei Hamilton, Hockney <strong>und</strong> Lichtenstein zu beobachten. (Tabelle<br />
12) Hier stellt sich die Frage warum? Laut den Angaben des von Bongard erstellten Kunst-<br />
kompasses sind 16 Pop Art Künstler auf der Liste der angesehenen Künstler verzeichnet –<br />
<strong>und</strong> dies seit 1970. Das heißt, dass diese Künstler sich durch Ausstellungen <strong>und</strong> die Präsenz in<br />
Museen bis 1973 schon einen Namen gemacht haben. Die Basler Galeristen zeigen mit den<br />
Pop Art Künstlern wieder – wie bei der Klassischen Moderne – arrivierte Künstler. Ein<br />
Gr<strong>und</strong>, warum die Zahl der Pop Art Künstler in Köln abnimmt, könnte das Bestreben der<br />
Kölner <strong>Galerie</strong>n sein, progressive Kunst zu zeigen, was die Pop Art im Jahre 1973 nicht mehr<br />
in dem Maße ist, wie zu Beginn des Kunstmarktes Ende der Sechziger Jahre. 160 Eine neuere<br />
Tendenz in den Siebziger Jahren ist die Konzeptkunst <strong>und</strong> diese tritt in Köln 1973 noch stär-<br />
ker als in den Vorjahren auf. Zu nennen sind Künstler wie Daniel Buren, Hanne Darboven,<br />
Jan Dibbets <strong>und</strong> Lawrence W<strong>einer</strong>. (Tabelle 12) In <strong>Basel</strong> hingegen präsentieren die <strong>Galerie</strong>n<br />
weniger Konzeptkünstler als im Vorjahr. Trifft man jedoch in <strong>Basel</strong> 83 der im Kunstkompass<br />
aufgeführten Künstler an, so sind es in Köln nur 69. In <strong>Basel</strong> sind alle der ersten 45 Künstler<br />
159 Der Katalog des Kunstmarktes Köln gibt Aufschluss über Künstler von 31 der insgesamt 39 Aussteller. <strong>Galerie</strong>n<br />
wie Ileana Sonnabend, Paul Maenz <strong>und</strong> Springer führen im Katalog keine Künstler auf. In <strong>Basel</strong> geben 20<br />
Aussteller keine Katalogangaben. In der folgenden Analyse kann somit nur mit unvollständigen Angaben über<br />
die Künstler gearbeitet <strong>und</strong> deshalb können nur Tendenzen aufgezeigt werden.<br />
160 1972 zählt beispielsweise Eo Plunien Lichtenstein <strong>und</strong> Warhol schon zu Klassikern <strong>und</strong> „Arrivierten“. Eo<br />
Plunien, a.a.O.<br />
57
der Liste anzutreffen, die im Kunstkompass als die bekanntesten angesehen werden. (Tabelle<br />
14) Die Basler Messe bietet somit eine größere Bandbreite an Stilen wie Expressionismus,<br />
Konstruktivismus <strong>und</strong> eine größere Anzahl an zeitgenössischen Künstlern, die einen hohen<br />
Bekanntheitsgrad erreicht haben.<br />
4.3.4 Resultate, Reflexionen, Tendenzen<br />
Beide Messen werden von Zusatzveranstaltungen begleitet. Die neugegründete „Stiftung des<br />
Vereins progressiver deutscher Kunsthändler e.V.“ verleiht ihren Kunstpreis an Willem<br />
J.H.B. Sandberg, den einstigen Direktor des Stedelijk Museums in Amsterdam <strong>und</strong> Präsident<br />
des Vorstandes des Israel Museums in Jerusalem. (Quelle 19, 33) Wie in Kapitel 4.3.1 schon<br />
erwähnt, sieht der Verein die Preisverleihung als Öffentlichkeitsarbeit. Für größeres Aufsehen<br />
scheint jedoch das „Art Festival“ in <strong>Basel</strong> zu sorgen, dem die Presse große Beachtung<br />
schenkt. In <strong>einer</strong> Auktion werden von Künstlern, <strong>Galerie</strong>n <strong>und</strong> Privatpersonen gespendete<br />
Kunstwerke versteigert <strong>und</strong> der Erlös kommt einem Kinderdorf zu gute. 161 Heidi Bürklin be-<br />
merkt: „Als ‚gesellschaftlicher Höhepunkt’ wurde das Festival annonciert, in dem sich Publi-<br />
city mit gutem Zweck paarte.“ 162 Walo von Fellenberg gibt zu bedenken, dass man durch den<br />
zusätzlichen Auftritt von Fernsehen <strong>und</strong> „Vertretern des Show-Business“ der Veranstaltung<br />
einen „besonderen Glanz“ verleihen wolle. Die Aussteller seien damit jedoch nicht zufrieden,<br />
da ihnen somit eine Kaufkraft von 1 bis 1,5 Millionen Franken entgehen könnte. 163 Dass die<br />
Mehrzahl der Aussteller von <strong>einer</strong> Auktion tatsächlich nicht begeistert ist, zeigt die Auswer-<br />
tung der Umfragebögen von 1972. (Quelle 32) Hier stimmten 69 für <strong>und</strong> 86 Aussteller gegen<br />
eine Auktion. Das „Art Festival“ zeigt, wie wichtig es den Veranstaltern ist, dass die Messe –<br />
wenn auch nicht immer zum finanziellen Besten der Aussteller – durch Zusatzveranstaltungen<br />
die Aufmerksamkeit auf sich zieht <strong>und</strong> sich somit einen Namen macht. Von Fellenberg kriti-<br />
siert, dass durch das Festival die Attraktivität der Messe mit Mitteln erhöht werden solle, die<br />
„von der wahren Problemstellung“ ablenkten, nämlich dem enormen Wachstum der Messe. 164<br />
161<br />
Beachtung findet dieses Ereignis bei Paul Weder, a.a.O, 21.06.1973; Walo von Fellenberg, a.a.O. <strong>und</strong> Heidi<br />
Bürklin, a.a.O., 25.06.1973.<br />
162<br />
Heidi Bürklin, a.a.O., 25.06.1973.<br />
163<br />
Walo von Fellenberg, a.a.O.<br />
164<br />
Von Fellenberg hinterfragt das Phänomen der Basler Messe <strong>und</strong> ihres enormen Wachstums zu Recht kritisch,<br />
er beachtet jedoch nicht den Aspekt, dass Ereignisse wie die Auktion mehr Besucher anziehen könnten. Dem<br />
Patronatskomitee der Auktion gehören wichtige Persönlichkeiten aus Kunst, Industrie <strong>und</strong> Politik an wie Walther<br />
Scheel, der Botschafter Paul Jolles <strong>und</strong> der parlamentarische Sekretär für Industrie Peter Emery aus London.<br />
Siehe Paul Weder, a.a.O., 21.06.1973. Diese bekannten Namen dienen der Messe als Aushängeschild <strong>und</strong> Werbung.<br />
Und besonders der Mangel an Werbung wurde in den Anfangsjahren der Messe kritisiert. (Siehe Kapitel<br />
3.3.4)<br />
58
In den Pressekritiken von 1973 über die Art <strong>Basel</strong> ist die Größe der Messe ein dauerhaft<br />
präsentes Thema. Der Direktor Frédéric Walthard schreibt im Vorwort zum Messekatalog:<br />
„Wir sind deshalb glücklich <strong>und</strong> stolz, dem diesjährigen Katalog, der als Begleiter zur noch<br />
umfangreicher <strong>und</strong> umfassender gewordenen vierten „Art“ dienen soll, ein Wort vorauszu-<br />
schicken, das vor allem als Einladung <strong>und</strong> Willkommen verstanden sein will.“ (B73,4) Diese<br />
Steigerung an Umfang <strong>und</strong> Größe lässt viele Kritiker an einen Wettbewerb denken: „Rekorde<br />
zu brechen, das Vorjahresergebnis zu übertreffen, mehr Hallen zu beanspruchen <strong>und</strong> noch<br />
mehr Aussteller anzuziehen: das war offensichtlich bis heute das Ziel jeder neuen Art.“ 165 Joy<br />
Davenport betont: „With roughly 300 galleries and editors <strong>und</strong>er one gargantuan roof, statisti-<br />
cally the Art <strong>Basel</strong> Fair has reached some kind of world record. 166 Auch Heidi Bürklin erin-<br />
nert die Messe an eine Olympiade mit dem Streben nach Rekorden: “Rekorde müssen pur-<br />
zeln, was hier bedeutet: noch zahlreicher die <strong>Galerie</strong>n, noch schwerer der Katalog, noch höher<br />
die Umsätze.” 167 Eduard Beaucamp ist der Meinung, dass die Wachstumsgrenze nun endgül-<br />
tig überschritten sei: „Nichts gegen Expansion die in <strong>einer</strong> Fachmesse <strong>und</strong> <strong>einer</strong> Branche wie<br />
dem Kunsthandel ansteht. Aber der Rahmen verschlingt seinen Gegenstand, wenn die Ware<br />
Kunst heißt <strong>und</strong> wenn dieses empfindlichste, individuellste optische Angebot in einem Brei,<br />
gegen den es gerade ankämpft verschwimmt <strong>und</strong> untergeht.“ 168 Warum entwickelt sich die<br />
Basler Messe zu <strong>einer</strong> „Mammutmesse“, wie sie in der Presse betitelt wird? 169 Ein Gr<strong>und</strong> liegt<br />
sicherlich darin, dass die „Art“ in den Hallen der Schweizer Mustermesse stattfindet <strong>und</strong> das<br />
Hauptinteresse der Messegesellschaft darin besteht, ihre Hallen mit Ausstellern zu füllen. Wa-<br />
lo von Fellenberg betont: „Erschwerend kommt hinzu, dass die Kunsthändler gegenüber der<br />
Mustermesse nicht als Gesellschaft auftreten, wie etwa die Schweizerische Kunst- <strong>und</strong> Anti-<br />
quitätenmesse, <strong>und</strong> dass sie in keinem offiziellen Organ vereinigt sind.“ 170 Hier zeigt sich ein<br />
bedeutender Unterschied zum Kölner Kunstmarkt, der von einem Kunsthändlerverein organi-<br />
siert wird, der auf eine überschaubare Messe Wert legt, die nicht durch zu viele unterschiedli-<br />
che <strong>Galerie</strong>n Niveauschwankungen unterliegen soll. (Kapitel 4.1.1) Dass die Wachstumsgren-<br />
ze in <strong>Basel</strong> nun endgültig überschritten ist, erkennt auch die Messeleitung. In <strong>einer</strong><br />
Pressekonferenz verweist sie auf eine geplante Besprechung, in der sie über eine Begrenzung<br />
der Teilnehmerzahl diskutieren möchte. 171<br />
165 Paul Weder, a.a.O., 21.06.1973.<br />
166 Joy Davenport, a.a.O.<br />
167 Heidi Bürklin, a.a.O., 25.06.1973.<br />
168 Eduard Beaucamp, a.a.O., 25.6.1973.<br />
169 Als Mammutmesse bezeichnen sie beispielsweise Heidi Bürklin, 25.6.1973, a.a.O. <strong>und</strong> Gottfried Sello: „Seit<br />
der Mammutmesse 1973…“ Gottfried Sello: Heiter bis wolkig. In: Die Zeit, 28.06.1974, S.15.<br />
170 Walo von Fellenberg, a.a.O.<br />
171 Ebd.<br />
59
Unterschiedlicher als im Jahre 1973 könnten die beiden Kunstmarktmodelle <strong>Basel</strong> <strong>und</strong><br />
Köln kaum sein. In <strong>Basel</strong> führen die Veranstalter das offene, demokratische Prinzip fort, das<br />
letztendlich in Diskussionen über ihre Übergröße gipfelt. <strong>Basel</strong> wirbt mit gesellschaftlichen<br />
Ereignissen <strong>und</strong> Eduard Beaucamp weist auf eine Fülle an museumswürdigen aber auch sehr<br />
teuren Gemälden hin, „vom millionenschweren Dalí über Redon <strong>und</strong> Max Ernst (jeweils über<br />
500.000 Mark), Oelze <strong>und</strong> die Konstruktiven bis zu Asger Jorn (Spitzenpreis 122.000) <strong>und</strong><br />
den amerikanischen Klassikern.“ 172 In Köln hingegen bleiben die Zulassungsbeschränkungen<br />
bestehen. Der Auftritt der <strong>Galerie</strong>n erinnert an eine Museumsausstellung, das Angebot wirkt<br />
gezielt ausgewählt aber überschaubar <strong>und</strong> laut Georg Jappe habe sich der Kölner Kunstmarkt<br />
auf den Mittelwert eingependelt. Sensationen seien genauso wenig anzutreffen wie „Herbst-<br />
schlussverkauf“, der Kölner Markt suche die Solidarität der Teilnehmer <strong>und</strong> konzentriere sich<br />
auf „das mittlere Preisformat <strong>und</strong> den mittelgroßen Sammler“. 173<br />
Sehr deutlich wird in diesem Jahr die Tatsache, dass die Institution Kunstmarkt sich<br />
vollkommen etabliert hat. Georg Jappe betont, dass sowohl <strong>Basel</strong> als auch Köln <strong>und</strong> Düssel-<br />
dorf nicht mehr „Spiegel der regionalen Situation“ seien, sondern von internationalem Rang.<br />
Die Messen hätten laut Jappe „die Funktion der Publicity übernommen“ <strong>und</strong> der Erfolg <strong>einer</strong><br />
<strong>Galerie</strong> mache sich nicht nur am Umsatz auf der Messe aus, sondern ebenfalls an den interna-<br />
tionalen Kontakten <strong>und</strong> „langfristigen Vertragsabschlüssen“. Die Teilnahme an <strong>einer</strong> der „re-<br />
nommierten“ Messen komme <strong>einer</strong> „optischen Anzeige“ gleich: „Wer nicht teilnimmt, dem<br />
wird unterstellt werden, sich einen Auftritt vom Programm oder von den Finanzen her nicht<br />
leisten zu können – <strong>und</strong> vor allem wird er im Überangebot präsenter <strong>Galerie</strong>n vergessen wer-<br />
den.“ 174 Dieser Druck, an <strong>einer</strong> der Messen teilnehmen zu müssen, der bei vielen Galeristen<br />
entsteht, könnte darauf hinweisen, dass viele <strong>Galerie</strong>n eine Teilnahme erstreben, auch wenn es<br />
sich möglicherweise für ihr Unternehmen nicht rechnet. Wie Georg Jappe betont auch Eduard<br />
Beaucamp die zunehmende Bedeutung <strong>und</strong> Macht der Kunstmessen: „Was der Salon für das<br />
19. Jahrh<strong>und</strong>ert <strong>und</strong> später dazu im Widerspruch die Sezessionsausstellungen waren, wird für<br />
die zweite Hälfte des Jahrh<strong>und</strong>erts zunehmend der offene Markt. Je mehr jurierte oder pro-<br />
grammatische Ausstellungen in die Krise gerieten, umso mehr sind die Märkte erstarkt. Man<br />
kann darüber gesellschaftskritisch w<strong>und</strong>erbar räsonieren, kommt aber kaum darum herum,<br />
172 Beaucamp gibt keine Angaben darüber, ob die Bilder auf der Messe mit Preisen versehen sind, oder ob er die<br />
Information aus Presseberichten der Messe selbst erhalten hat. Seine Preisangaben können zwar nicht überprüft<br />
werden, weisen jedoch auf die Tendenz hin, dass in <strong>Basel</strong> des Öfteren teure Werke zu finden sind. Eduard Beaucamp,<br />
a.a.O., 25.6.1973.<br />
173 Georg Jappe, a.a.O., 4.10.1973.<br />
174 Ebd.<br />
60
dass der Markt ein realistisches Modell ist, was selbst linke <strong>Galerie</strong>n <strong>und</strong> Künstler durch ihre<br />
Teilnahme unterstreichen.“ 175<br />
Gegen Ende des Jahres 1973 kristallisiert sich also heraus, dass die Institution Messe als<br />
„realistisches Modell“ zunehmend akzeptiert ist. Bemerkenswert ist dies, wenn man sich die<br />
Kritik nochmals vor Augen führt, die gerade in den ersten Jahren am Kunstmarkt Köln geübt<br />
wurde (s. Kapitel 2.3). Die Messen entwickeln sich zunehmend zu einem Ort, an dem interna-<br />
tionale Kontakte geknüpft werden. Eine Teilnahme wird fast schon zu einem „Muss“ für die<br />
<strong>Galerie</strong>n, um für sich zu werben <strong>und</strong> im Gespräch zu bleiben. Unterstützt wird dies durch<br />
vermehrte pressewirksame Zusatzveranstaltungen von Seiten der Kölner <strong>und</strong> Basler Organisa-<br />
toren – wobei <strong>Basel</strong> mit dem „Art Festival“ stärker die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf<br />
sich zieht als Köln.<br />
4.4 1974 – Der Durchbruch<br />
Durch weitere Zusatzveranstaltungen <strong>und</strong> Maßnahmen, die Messe besser zu gliedern, setzt die<br />
Basler Messe ihren <strong>Erfolgs</strong>kurs auch 1974 fort. Zudem schwächen sich die beiden Mitbewer-<br />
ber Köln <strong>und</strong> Düsseldorf durch ihren Konkurrenzkampf. Durch Neuerungen gleicht sich die<br />
Kölner Messestruktur in ihrem Aufbau der Basler an <strong>und</strong> unterstreicht somit den Erfolg der<br />
Art 5’74.<br />
4.4.1 Rahmenbedingungen<br />
287 Aussteller belegen vom 19.- 24.6.1974 ca. 13.000 m² Nettostandfläche der Basler Messe-<br />
hallen. Im Vergleich zum Vorjahr steigt die Teilnehmerzahl von 279 auf 287 nur gering an.<br />
Laut einem Pressecommuniqué wurden bis zum März 1973 schon 170 Neuinteressenten ab-<br />
gewiesen, da man die Messe nicht nochmals erweitern wollte. (Quelle 35) Dieser Entschluss<br />
ist sicherlich eine Reaktion auf die vielen kritischen Stimmen des Vorjahres, dass die Messe<br />
ihre Wachstumsgrenze überschritten habe. In einem Beschlussprotokoll des Arbeitsausschus-<br />
ses ist zu lesen: „Die Liste der Neuinteressenten wird kritisch durchgegangen. Herr Dr. Felix<br />
liefert eine Namensliste geeigneter <strong>Galerie</strong>n, welche noch angefragt werden, sich an der Art<br />
5`74 zu beteiligen.“ (Quelle 34) Zwar geht aus diesem Kommentar nicht eindeutig hervor,<br />
dass weniger geeignete <strong>Galerie</strong>n abgewiesen wurden, das Adjektiv „kritisch“ könnte jedoch<br />
darauf schließen lassen. Um die Messe überschaubarer zu gestalten, nimmt der Arbeitsaus-<br />
175 Eduard Beaucamp, a.a.O., 25.6.1973. In Bezug auf den Aspekt, dass die Basler Messe alle Teilnehmer zulässt,<br />
zeigt sich ein Unterschied zum Salon. Die Sezessionen waren jedoch meistens Abspaltungen zum akademischen<br />
Kunstbetrieb. Häufig stellten hier Avantgardekünstler aus, die vom Salon abgewiesen wurden. In <strong>Basel</strong><br />
werden jedoch sehr viele etablierte Künstler ausgestellt, oft wird sogar bemängelt, dass die Avantgarde fehlt.<br />
Deshalb ist der Vergleich mit <strong>einer</strong> Sezessionsausstellung weniger angebracht.<br />
61
schuss eine neue Einteilung vor: etwa 50 Avantgardegalerien werden zu <strong>einer</strong> Gruppe unter<br />
dem Titel „Neue Tendenzen“ zusammengefasst <strong>und</strong> stellen im 1. Stock in der Halle 15 aus.<br />
Zusätzlich konzentrieren sich 40 <strong>Galerie</strong>n nach <strong>einer</strong> Aufforderung durch den Ausstellerbeirat<br />
auf eine „One-man-show“. Die Konzentration auf einen Künstler – das habe man an den frü-<br />
heren Messen feststellen können – fände bei großen Messen mit einem reichhaltigen Angebot<br />
stärkere Beachtung als ein gemischtes Programm. (Quelle 36)<br />
In Köln zeigen sich 1974 große Veränderungen. Der Kunstmarkt findet mit 71 Ausstel-<br />
lern, davon 38 deutschen <strong>und</strong> 33 ausländischen <strong>Galerie</strong>n in den Rheinhallen Köln statt <strong>und</strong><br />
wird nicht mehr vom Verein deutscher progressiver Kunsthändler veranstaltet, sondern von<br />
der Europäischen Kunsthändlervereinigung e.V. Ein R<strong>und</strong>brief an die Vereinsmitglieder gibt<br />
erste Anhaltspunkte zu dieser plötzlichen Veränderung: Hein Stünke informiert, dass sich in<br />
Zürich eine Vereinigung europäischer Kunsthändler gegründet habe. (Quelle 20, 21) Dieser<br />
Vereinigung seien Gespräche europäischer Kunsthändler vorausgegangen, die sich einen Zu-<br />
sammenschluss internationaler Kunsthändler wünschten, mit dem Ziel einen Kunstmarkt mit<br />
ca. 80 – 100 Teilnehmern zu veranstalten. Je zwei Vertreter eines Landes bilden den Vor-<br />
stand, die Geschäftsführung übernimmt 1974 Rudolf Zwirner. Die Vorstandsmitglieder erhal-<br />
ten die Aufgabe, <strong>Galerie</strong>n ihres Landes für eine Mitgliedschaft vorzuschlagen. (Quelle 21,18)<br />
Ab 1974 soll nun die europäische Kunsthändlervereinigung den ehemaligen Kunstmarkt<br />
Köln durchführen. „Die Organisation übernimmt die Messegesellschaft, die aber k<strong>einer</strong>lei<br />
Anspruchsrecht bezüglich der Teilnehmer hat. Die Messe darf nicht selbständig Kojen an die<br />
<strong>Galerie</strong>n verkaufen. Die <strong>Galerie</strong>n werden ausschließlich von der europäischen Kunsthändler-<br />
Vereinigung eingeladen <strong>und</strong> unterliegen damit automatisch den Vereinsbedingungen, d. h.<br />
keine reinen Grafikhändler, keine Verlage <strong>und</strong> keine Teilnahme an <strong>einer</strong> anderen deutschen<br />
Messe.“ 176 (Quelle 21, 20) Bemerkenswert ist hier die Tatsache, dass sich auch die europäi-<br />
176 Der R<strong>und</strong>brief Stünkes an die Vereinsmitglieder weist darauf hin, dass einige Mitglieder des Vereins progressiver<br />
deutscher Kunsthändler sich im Alleingang an der Gründung des europäischen Kunsthändlervereins beteiligten:<br />
„Durch Presse <strong>und</strong> R<strong>und</strong>funk sind Meldungen über die Gründung <strong>einer</strong> Vereinigung europäischer Kunsthändler<br />
verbreitet worden, die zum Teil nicht den Tatsachen entsprechen. Tatsache ist, dass die Vereinigung sich<br />
in Zürich gebildet hat.“ (Quelle 20, 21) Dass Stünke diese Begebenheit erklärt, zeigt, dass viele Vereinsmitglieder<br />
hiervon nichts wussten. Stünke fährt fort: „Durch die Aktivitäten einiger Mitglieder unseres Vereins für die<br />
internationale Vereinigung sah sich Herr Thomas veranlasst als Vorsitzender des Vereins zurückzutreten.“ Diese<br />
Aussage bestätigt den Alleingang einiger Mitglieder <strong>und</strong> die Konflikte die dadurch im deutschen Kunsthändlerverein<br />
entstanden. Unkritisch äußert sich zu dieser Begebenheit Werner KRÜGER [1996, 63], der nur erwähnt,<br />
dass Stünke <strong>und</strong> Zwirner die Schrittmacher für eine „andere Gestaltung“ der Messe gewesen seien. Volker<br />
RATTEMEYER [1986, 92] geht ausführlich auf die Gründung der „Europäischen Kunsthändlervereinigung e.V.“<br />
(EKV) ein: Der Vorschlag, in die Rheinhallen umzuziehen, sei von Rudolf Zwirner <strong>und</strong> Hein Stünke gekommen<br />
<strong>und</strong> vom Verein progressiver deutscher Kunsthändler befürwortet worden. Erst danach hätte sich die EKV gebildet.<br />
Diese wichtigen Informationen können jedoch nicht nachgeprüft werden, da er auf Quellenverweise verzichtet.<br />
Weder KRÜGER [1996] noch RATTEMEYER [1986] erwähnen, dass die Aussteller beim Kunstmarkt 1974 an<br />
k<strong>einer</strong> anderen deutschen Messe teilnehmen dürfen. Diese Begebenheit ist jedoch wichtig, da sie wieder an einen<br />
Boykott erinnert, diesmal jedoch gegenüber der Düsseldorfer Messe. Und besonders die Feindschaft zwischen<br />
62
sche Kunsthändlervereinigung wieder für eine Messe mit Zugangsbeschränkungen entschei-<br />
det – also ganz im Gegensatz zur Art <strong>Basel</strong>. Wie in <strong>Basel</strong> hat sich hingegen auch in Köln das<br />
Prinzip durchgesetzt, dass die Kojengröße, je nach den finanziellen Möglichkeiten der Gale-<br />
rien, variiert. (Abb. 11) Die Beschränkung des Vereins progressiver deutscher Kunsthändler<br />
auf Kunst ab 1910 scheint aufgehoben zu sein, denn bei der <strong>Galerie</strong> Krugier trifft der Besu-<br />
cher auf Werke von Cézanne, Pissarro <strong>und</strong> sogar Courbet. (K74, 94)<br />
Wurde der Katalog des Kunstmarktes Köln 1973 schon in s<strong>einer</strong> Größe an den Basler<br />
Katalog angepasst, so gleicht er ihm 1974 auch in seinem Aufbau. Von dem Prinzip, den Ka-<br />
talog wieder mit der Kunstmarkt-Zeitschrift zu verbinden, sind die Vereinsmitglieder abge-<br />
kommen. Wie in <strong>Basel</strong> geht den Doppelseiten, die den <strong>Galerie</strong>n gewidmet sind, nun auch ein<br />
Ausstellerverzeichnis <strong>und</strong> ein Künstlerverzeichnis voraus, die dem Basler gleichen. (K74,<br />
11ff) Schon seit 1971 beinhaltet der Basler Messekatalog ein Verzeichnis, das sowohl jeden<br />
auf der Messe vertretenen Künstler aufführt als auch die <strong>Galerie</strong>n, bei welchen er zu finden<br />
ist, was dem Besucher die Übersicht erleichtert. (B71, 12ff) Diese klare Struktur wird durch<br />
den Namen „Art’71 <strong>Basel</strong>“, der in den Folgejahren analog verwendet wird, noch verstärkt.<br />
(Tabelle 2) In Köln hingegen vermerkt der Messekatalog fast jährlich einen veränderten Na-<br />
men der Messe. (Tabelle 1)<br />
Die Neuerungen des Kunstmarktes Köln gleichen diesen der Art <strong>Basel</strong> an <strong>und</strong> verwei-<br />
sen somit auf <strong>Basel</strong>s Vorreiterfunktion in Bezug auf den Veranstaltungsort in Messehallen,<br />
die unterschiedliche Kojengröße, die Präsentation von Kunst auch vor 1910 <strong>und</strong> die Gestal-<br />
tung des Messekatalogs.<br />
4.4.2 Die vertretenen <strong>Galerie</strong>n<br />
Stärker als in den Vorjahren gliedern die Basler Messeveranstalter die <strong>Galerie</strong>n inhaltlich <strong>und</strong><br />
räumlich nach ihren Programmen. 49 Galeristen präsentieren in 15 Blöcken, die zwei Drittel<br />
des Platzes der Halle 15 einnehmen, laut Pressemitteilung der Mustermesse „die jüngsten Er-<br />
scheinungsformen der zeitgenössischen Kunst“. (Quelle 37). Zu finden sind hier <strong>Galerie</strong>n wie<br />
beispielsweise Leo Castelli (New York), Block (Berlin), Onnasch (Köln, New York), Sperone<br />
(Turin), Sonnabend (Paris, New York, Genf), Ziegler (Zürich, Genf), welche „Werke der Pop<br />
Art, der Minimal-Art, der Conceptual-Art, der Body-Art, Filme <strong>und</strong> Videos“ ausstellen.<br />
(Quelle 37) Die <strong>Galerie</strong>n werden als „progressiv“ bezeichnet. Da Pop Art <strong>und</strong> Minimal Art<br />
jedoch schon in den Anfangsjahren des Kölner Kunstmarktes zu sehen sind, <strong>und</strong> viele ihrer<br />
der Düsseldorfer <strong>und</strong> Kölner Messe wird in der Presse immer wieder als ein wichtiger Gr<strong>und</strong> angeführt, warum<br />
<strong>Basel</strong> Köln den Rang abgelaufen hat. (Siehe Kapitel 4.4.4 )<br />
63
Vertreter laut Kunstkompass in den Siebziger Jahren zu den angesehensten Künstlern gehö-<br />
ren, fallen sie nicht mehr unter die Bezeichnung „jüngste Erscheinungsformen der zeitgenös-<br />
sischen Kunst“. Die Einteilung in „Neue Tendenzen“ zeigt jedoch den Versuch der Basler<br />
Veranstalter sich als Messe darzustellen, die sich sowohl auf Klassische Moderne speziali-<br />
siert, als auch „progressive“ <strong>Galerie</strong>n präsentiert.<br />
Auf eine weitere inhaltliche Gliederung verweisen die „One-man-shows“, welche 40<br />
<strong>Galerie</strong>n einem ihrer Künstler widmen. (Quelle 36) Bevorzugt werden von den Galeristen vor<br />
allem die schon bekannten Künstler wie Jean Dubuffet (Beyeler) (B74, 86), Sam Francis (Ga-<br />
lerie d’Art Moderne) (B74, 74), Yves Klein (Karl Flinker) (B74, 210) oder Horst Antes (Ga-<br />
lerie Schmücking) (B74, 560). Diese Neuerung stößt auf allgemeinen Zuspruch. Die Messe-<br />
leitung habe die Idee „erfolgreich propagiert“. 177 Laut Eduard Beaucamp fühle sich der<br />
Besucher dadurch „besser geführt <strong>und</strong> orientiert“ 178 <strong>und</strong> Heidi Bürklin ist der Meinung, dass<br />
die Konzentration auf einen Künstler sich schon in den Vorjahren als „publikumswirksam“<br />
erwiesen habe. 179 Tatsächlich fanden in den Vorjahren in Presseberichten vor allem jene Gale-<br />
rien Beachtung, die ihr Programm auf wenige Künstler reduzierten. (Siehe Kapitel 4.1.4,<br />
4.2.2, 4.3.2.) Auch Rudolf ZWIRNER weist rückblickend auf Sinn <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong> hin, sich auf ei-<br />
nen oder zwei Künstler zu konzentrieren, wie es bis heute – laut Zwirner – von den Messe-<br />
veranstaltern empfohlen werde: „damit der verheerende Eindruck der Beliebigkeit vermindert<br />
wird“. [ZWIRNER 2000, 59] Die Basler Messeleitung hat somit eine Strategie entdeckt, wie die<br />
Messe übersichtlicher gestaltet werden kann; diese wird konsequent umgesetzt – indem die<br />
Aussteller zu „One man shows“ aufgefordert werden – <strong>und</strong> dieser Strategie wird zusätzlich<br />
ein pressewirksamer Name gegeben.<br />
Eine Tendenz, die in <strong>Basel</strong> schon sehr früh zu erkennen war, ist 1974 auch verstärkt auf<br />
dem Internationalen Kunstmarkt Köln zu beobachten: Die hohe Anzahl an <strong>Galerie</strong>n, die sich<br />
auf die Werke der Klassischen Moderne konzentrieren. Ausschließlich Werke der Klassiker<br />
der Moderne präsentieren auf dem Internationalen Kunstmarkt Köln die <strong>Galerie</strong>n Gunzenhau-<br />
ser aus München <strong>und</strong> die <strong>Galerie</strong> Sabarsky aus New York mit u. a. Vertretern der Neuen<br />
Sachlichkeit <strong>und</strong> Brücke-Künstlern. Sowohl Klassische Moderne als auch neuere Kunstrich-<br />
tungen findet der Besucher bei den <strong>Galerie</strong>n Bargera (Köln), Borgmann (Köln), Krugier<br />
(Genf), Motte (Genf), New Smith Gallery (Brüssel), Pudelko (Bonn), Thomas (München).<br />
In Bezug auf den Kunstmarkt Köln, welcher eine betont progressive Position in der<br />
Auswahl der <strong>Galerie</strong>n einnahm, stellt sich nun die Frage, worauf der steigende Anteil an Ga-<br />
177 Gottfried Sello: Heiter bis wolkig. In: Die Zeit, 28.06.1974, S. 15.<br />
178 Eduard Beaucamp: Das imaginäre Museum des Kunstmarkts. In: FAZ, 24.6.1974, S. 25.<br />
179 Heidi Bürklin: Picasso bleibt Superstar. In: Die Welt, 24.6.1974, S.15.<br />
64
lerien mit Klassischer Moderne zurückzuführen ist. Eine Erklärung könnte das Wachstum des<br />
Kunstmarkts Köln sein: Durch die bewusste Auswahl von progressiven <strong>Galerie</strong>n stellten die<br />
Kölner Messeveranstalter in den ersten Jahren nur einen eingeschränkten Bereich des Kunst-<br />
marktes dar. Durch die nun steigende Zahl der Aussteller wird ein größerer Ausschnitt des<br />
Marktes dargestellt. Der sich in Köln vollziehende Wandel im Angebot würde somit einfach<br />
ein größeres <strong>und</strong> damit repräsentativeres Bild der tatsächlichen Verhältnisse am Kunstmarkt<br />
wiedergeben. In <strong>Basel</strong> sind die <strong>Galerie</strong>n von Anfang an unselektiert <strong>und</strong> zeigen schon seit<br />
Beginn der Basler Messen einen großen Anteil an Werken der Klassischen Moderne. (Tabelle<br />
13) Die Werke der Klassischen Moderne nehmen also bei den <strong>Galerie</strong>n einen hohen Stellen-<br />
wert ein. Dies lässt wiederum darauf schließen, dass die Nachfrage nach diesen Werken vor-<br />
handen ist.<br />
Wie in Kapitel 2.3.4 angeführt, wurden 1967 in Köln laut Presseangaben viele Werke<br />
der Klassischen Moderne verkauft bzw. mit ihnen die größten Gewinne erzielt. Diese Ent-<br />
wicklung scheint sich mit den Jahren noch zu steigern. Laut Christian HERCHENRÖDER [1990,<br />
205] war 1973 „das Jahr der größten deutschen Expressionisten-Erfolge“. Künstler wie Erich<br />
Heckel, Emil Nolde <strong>und</strong> Karl Schmidt-Rotluff erzielen in diesem Jahr auf Auktionen Höchst-<br />
preise. 180 Eine ähnliche Marktsituation zeigt sich bei den Surrealisten. Auch hier beginnen die<br />
Preise Anfang der Siebziger Jahre zu steigen <strong>und</strong> laut HERCHENRÖDER [1990, 198ff] werden<br />
Surrealisten zu „Klassikern“. Dieser Preisanstieg – <strong>und</strong> der damit eventuell einhergehende<br />
Prestigeanstieg – könnte ein zusätzlicher Gr<strong>und</strong> sein, warum im Folgejahr 1974 in Köln viele<br />
Galeristen vermehrt Bilder der Expressionisten <strong>und</strong> Surrealisten ausstellen.<br />
4.4.3 Künstler <strong>und</strong> Kunstrichtungen<br />
Wie im Vorjahr sind in <strong>Basel</strong> Picasso mit 35 Vertretungen <strong>und</strong> Dalí <strong>und</strong> Ernst, deren Werke<br />
der Besucher je 31 mal antrifft, die meistvertretenen Künstler. Joan Miró <strong>und</strong> Roberto Matta<br />
sind 29 bzw. 19 mal auf der Messe zu finden. (Tabelle 10) Damit setzen die Galeristen wieder<br />
einen Schwerpunkt auf die Surrealisten. Wie kommt es jedoch dazu, dass Picasso die beiden<br />
letzten Jahre der meistvertretene Künstler <strong>und</strong> von 1970-1972 unter den zwei bzw. drei meist-<br />
vertretenen Künstlern anzutreffen ist? Immer wieder wird die Volksabstimmung der Basler<br />
180 Laut HERCHENRÖDER [1990, 207] wurde in Hamburg 1973 für das Gemälde „Blühende Bäume“ von Karl<br />
Schmidt-Rottluff netto 410.000 DM geboten. Das Gemälde „Leuchtende Sonnenblumen“ von Emil Nolde wurde<br />
von R.N. Ketterer bei Hauswedell & Nolde für 310.000 DM gekauft <strong>und</strong> nur wenige Monate später - im Herbst<br />
1973 - schon für knapp 450.000 DM in <strong>einer</strong> Düsseldorfer Sonderschau angeboten. Ein weiterer Verkauf des<br />
Gemäldes des Brücke-Künstlers Erich Heckel zeigt die enorm hohen Summen, die 1973 für Expressionisten-<br />
Gemälde gezahlt wurden: „Ein II b-Druck des nicht gerade seltenen Farbholzschnitts ‚Fränzi liegend’ wurde in<br />
Hamburg auf 52.000 DM netto hochgeboten.“ 1977 hingegen konnte das Gemälde „Drei Frauen vor roter Uferwand“<br />
bei <strong>einer</strong> Hauswedell-Auktion „nur mit Mühe einen Auftragskäufer“ bei 48.000 DM finden.<br />
65
Bürger für den Kauf zweier Picasso Bilder erwähnt. In der ständigen Sammlung des Basler<br />
Kunstmuseums befanden sich zwei Werke Picassos (Arlequin assis <strong>und</strong> Les Deux Frères) aus<br />
der Sammlung Rudolf Staechlin. Als Staechlins Sohn die beiden Bilder 1967 verkaufen woll-<br />
te, führte dies zu <strong>einer</strong> Volksabstimmung, ob die Stadt die Bilder kaufen solle oder nicht.<br />
Nachdem die Bevölkerung zugestimmt hatte, schenkte Picasso dem Kunstmuseum zusätzlich<br />
vier s<strong>einer</strong> Werke <strong>und</strong> die Kunstsammlerin Maja Sacher ein weiteres s<strong>einer</strong> kubistischen<br />
Werke. 181 Laut Emil Bammatter habe dieses Ereignis die Aufmerksamkeit vieler Galeristen<br />
<strong>und</strong> Künstler in der ganzen Welt erregt <strong>und</strong> somit <strong>Basel</strong> als Kunststadt ins Gespräch ge-<br />
bracht. 182 Franz Meyer ist der Meinung, dass dieses Ereignis einen wichtigen Beitrag zur<br />
„Anerkennung der Kunst in der Öffentlichkeit“ bedeutete. 183 Dieses Ereignis könnte ein<br />
Gr<strong>und</strong> dafür sein, dass man sowohl in <strong>Basel</strong> als auch außerhalb <strong>Basel</strong>s die Stadt mit Picasso<br />
verbindet, was die enorme Anzahl an Picassogemälden auf der Messe verständlich machen<br />
würde.<br />
Stärker als im Vorjahr dominieren in Köln die Konzeptkünstler. Der Katalog zählt zehn<br />
Mal Daniel Buren, <strong>und</strong> je sechs Mal Robert Barry, Stanley Brouwn, Jan Dibbets <strong>und</strong> Douglas<br />
Huebler, Lawrence W<strong>einer</strong> <strong>und</strong> fünf Mal Hanne Darboven. (Tabelle 12) Vergleicht man die<br />
Ränge der Konzeptkünstler in der Kunstkompassliste mit jenen des Vorjahres, so ist bei allen<br />
ein deutlicher Anstieg nach oben zu erkennen. Fand man Jan Dibbets im Vorjahr noch auf<br />
Rang 63, belegt er 1974 schon Rang 38. Daniel Buren <strong>und</strong> Lawrence W<strong>einer</strong> waren 1973<br />
noch nicht in der Liste genannt. (Tabelle 14) Dies lässt darauf schließen, dass die Konzept-<br />
künstler im Jahre 1974 einen deutlichen Prestigeanstieg erleben.<br />
Neben den Konzeptkünstlern ist in Köln jedoch auch ein beträchtlicher Anstieg der<br />
Meister der Klassischen Moderne zu beobachten. War in den Jahren 1972 <strong>und</strong> 1973 laut Kata-<br />
log kein Künstler der Gruppe „Brücke“ vertreten, so zeigen die <strong>Galerie</strong>n 1974 zwei bis drei<br />
Mal Kirchner, Nolde, Heckel <strong>und</strong> Pechstein. (Tabelle 12) Ähnliches zeigt sich bei Jawlensky<br />
<strong>und</strong> Kandinsky. Ebenfalls auffällig ist der enorme Anstieg von surrealistischen Künstlern wie<br />
Max Ernst – der 1974 zehn Mal vertreten ist – Magritte, Tanguy, Miró <strong>und</strong> Dalí. Ein Gr<strong>und</strong>,<br />
wie es zu dieser Entwicklung kommen konnte, ist der enorme Zuwachs an neu hinzugekom-<br />
menen <strong>Galerie</strong>n <strong>und</strong> <strong>einer</strong> wahrscheinlich hohen Nachfrage nach diesen Werken. (Siehe Kapi-<br />
tel 4.4.2)<br />
Es stellt sich hier die Frage, warum die Nachfrage nach klassischen Werken so hoch ist.<br />
Ernst BEYELER gibt zu bedenken: „Das Publikum misstraut gewöhnlich zeitgenössischen<br />
181 BEYELER [2005, 21f].<br />
182 Raphael Suter, a.a.O.<br />
183 Franz Meyer in einem Interview. In: Le Bulletin des Arts. Sonderausgabe Art 5’ 74 , 20.06.1974.<br />
66
Künstlern, weil ihr Wert sich noch nicht in der Zeit bestätigt hat“. [BEYELER 2005, 13] Auch<br />
Willy BONGARD betont: „Damals wie heute ist das Käuferpublikum um zwei bis drei Jahr-<br />
zehnte hinter s<strong>einer</strong> Zeit zurück.“ [BONGARD 1967, 42] Als schon „akzeptierte“ <strong>und</strong> „hono-<br />
rierte“ Künstler nennt er im Jahre 1967 Matisse, Braque, Kandinsky, Mondrian, Klee, Magrit-<br />
te, Arp, Giacometti <strong>und</strong> auch die zu diesem Zeitpunkt noch lebenden „modernen Meister“ wie<br />
Picasso, Chagall, Miró, Ernst <strong>und</strong> Kokoschka. [1967, 42] Bongards Aussage, die nahe legt,<br />
dass es kaum Käuferpublikum für zeitgenössische Kunst gibt, muss widersprochen werden.<br />
Die hohen Besucher- <strong>und</strong> Umsatzzahlen auf dem Kölner Kunstmarkt, der bis 1974 hauptsäch-<br />
lich für progressive Kunst steht, widerlegen dies. Dass es jedoch auch viele Interessenten <strong>und</strong><br />
Käufer für die Klassische Moderne gibt, die der zeitgenössischen Kunst gegenüber misstrau-<br />
isch sind, zeigt das Angebot der Basler Messe, die neben Avantgardekunst auch die Werke<br />
der Klassischen Moderne präsentiert <strong>und</strong> damit Erfolg zu haben scheint. Bestätigung findet<br />
dieser Erfolg darin, dass nun durch die partielle Öffnung des Kölner Kunstmarktes auch hier<br />
ähnliche Tendenzen entstehen. Anzumerken sei hier, dass sich dieses Prinzip des gemischten<br />
Programms auf beiden Messen bis heute gehalten hat.<br />
Eine weitere Überlegung weist auf die neue Entwicklung in Köln hin. Ist in den Sechzi-<br />
ger Jahren ein enormer Anstieg an neuen, innovativen Kunstrichtungen wie Pop Art, Minimal<br />
Art, Concept Art, Land Art <strong>und</strong> auch an neuen Formen wie Happening <strong>und</strong> Aktionskunst zu<br />
beobachten, so stellt der Anfang der Siebziger Jahre eine bloße „Verlängerung, Verbreiterung<br />
<strong>und</strong> Verdünnung“ der Leistungen der Sechziger <strong>und</strong> auch der Fünfziger Jahre dar. 184 Somit<br />
wird es auch für die <strong>Galerie</strong>n, die sich progressiv nennen immer schwieriger, jedes Jahr neue,<br />
innovative, avantgardistische Kunst auszustellen.<br />
4.4.4 Resultate, Reflexionen, Tendenzen<br />
Dass in <strong>Basel</strong> trotz der Abteilung „Neue Tendenzen“ die Tendenzen jedoch nicht so neu wa-<br />
ren bemängelt Heidi Bürklin. 185 Sie weist darauf hin, dass das Etablierte dominiere, neue Ak-<br />
zente hingegen kaum zu finden seien. Auch Gottfried Sello betont diese Tendenz <strong>und</strong> schließt<br />
daraus: „Junge, unerprobte Künstler zu präsentieren, die aktuelle Kunstszene sichtbar zu ma-<br />
184 Dies ist ein Teil der Gedanken, die sich Willi Bongard 1972 <strong>und</strong> 1973 über die Situation des Kunstmarktes<br />
macht. Hierauf verweist Volker RATTEMEYER [1986, 82]. Bedauerlicherweise gibt er – wie auch bei anderen<br />
Aussagen s<strong>einer</strong> Publikation – keine Literatur- bzw. Quellenverweise, was die Aussagen nicht überprüfbar<br />
macht. Da diese Überlegungen jedoch auf einen wichtigen Aspekt der Entwicklung der Kunst <strong>und</strong> des Kunstmarktes<br />
hinweisen, sollen sie in der vorliegenden Arbeit diskutiert werden. Tatsächlich sind Anfang der Siebziger<br />
Jahre auf den Kunstmessen kaum neue Stilrichtungen vertreten. Die <strong>Galerie</strong>n präsentieren weiterhin Künstler<br />
der Minimal Art, Concept Art, Arte Povera, etc. (Tabelle 12/13) Die Liste der angesehenen Künstler auf der<br />
Liste Bongards führen wie in den Vorjahren die Pop Art Künstler an. (Tabelle 14)<br />
185 Heidi Bürklin, a.a.O., 24.06.1974.<br />
67
chen, liegt außerhalb der Kompetenzen <strong>und</strong> Zielvorstellungen <strong>einer</strong> Kunstmesse. 186 Sowohl in<br />
<strong>Basel</strong> als auch in Köln wird die hervorragende Qualität gelobt. 187 Des Öfteren wird die Art<br />
’74 mit einem Museum verglichen: „Nie zuvor kam die schon immer nobel ausstaffierte Bas-<br />
ler Kunstmesse einem kostbaren Museum so nah.“ 188 Gottfried Sello sieht die Basler Messe<br />
nicht nur als „rein kommerzielles Unternehmen“, sondern behauptet „sie will sich zur Infor-<br />
mationsmesse, zur Kunstausstellung, zum Sechs-Tage Museum hochstilisieren“ 189 . Zu diesem<br />
Ruf der Messe trägt gewiss die neue Gliederung, die von allen Seiten gelobt wird, einen gro-<br />
ßen Teil bei. „Der Besucher fühlt sich diesmal besonders geführt <strong>und</strong> orientiert.“ 190 Die Mes-<br />
se sei übersichtlicher gegliedert <strong>und</strong> die Kojen großzügig gestaltet. 191 Die Basler Messe hat es<br />
geschafft, ohne die Teilnehmerzahl zu verringern, durch ihre neue Einteilung <strong>und</strong> die „One<br />
Man Shows“ die Veranstaltung klarer zu strukturieren, einem Museum ähnlich zu machen.<br />
Georg Jappe schreibt ähnliches über den Kölner Kunstmarkt: „Kein Museum der Welt<br />
hat auf <strong>einer</strong> Fläche, die etwa zwei bis drei Sälen entspricht, eine so komplette Auswahl des<br />
20. Jahrh<strong>und</strong>erts mit so guten bis hervorragenden Belegen zu bieten.“ 192 Ihm fehle jedoch die<br />
Inszenierung, die den Markt einem Museum gleichgemacht hätte <strong>und</strong> er kritisiert die „fast<br />
bunkerartig gegeneinander verschachtelten“ Kojen. Sowohl Jappe als auch Friedrich beobach-<br />
ten in Köln, dass jede <strong>Galerie</strong> versuche ein geschlossenes, klares Programm zu präsentie-<br />
ren. 193 Neben <strong>einer</strong> ähnlichen Entwicklung beider Messen hin zu größter Qualität <strong>und</strong> Struk-<br />
tur zeigt sich eine weitere Tendenz: Auf beiden Messen seien die Preise enorm gestiegen <strong>und</strong><br />
beide entwickelten sich weg vom „Markt des kleinen Mannes“ hin zu „Investmentmärk-<br />
186<br />
Gottfried Sello, a.a.O., 28.06.1974.<br />
187<br />
Zum Kölner Kunstmarkt schreibt Yvonne Friedrichs: „Die Präsentation ist hervorragend, die Qualität optimal.“<br />
In: Die Weltkunst (1974), 21, S. 1926. Was versteht sie unter Qualität? Sie gibt zwar keine Definition,<br />
versucht jedoch durch ihre Beschreibung darauf hinzuweisen, was für sie Qualität bedeutet: „Die <strong>Galerie</strong> Denise-<br />
René – Hans Mayer […] zeigt auf ihrem makellos schönen, lichten Stand ihr exquisites Programm von Calder,<br />
Newman <strong>und</strong> Kelly…“. Ohne Erläuterung des Begriffs der Qualität hingegen behauptet Barbara Catoir, dass die<br />
Basler Messe „in diesem Jahr ein derart hohes Qualitätsniveau präsentiert, das ihr eine zentrale Rolle zu garantieren<br />
scheint.“ Barbara Catoir: Fünfte Internationale Kunstmesse <strong>Basel</strong> Art 5’74. In: Das Kunstwerk (1974) 5-6<br />
XXVII, S.154.<br />
188<br />
Eduard Beaucamp, a.a.O., 24.6.1974. Auch Heidi Bürklin behauptet, man könne in den sechs Tagen <strong>Basel</strong> ein<br />
„Museum of Modern Art“ erleben. Heidi Bürklin, a.a.O., 24.06.1974.<br />
189<br />
Gottfried Sello, a.a.O., 28.06.1974.<br />
190<br />
Eduard Beaucamp, a.a.O., 24.06.1974.<br />
191<br />
Heidi Bürklin, a.a.O., 24.06.1974.<br />
192<br />
Georg Jappe: Spiegeln die Kunstmessen noch die Kunst? In: FAZ, 21.10.1974, S. 21.<br />
193<br />
Yvonne Friedrichs formuliert es lobend: „Trotz des bereits überreichen Angebots von 73 Galeristen […] ist<br />
der Eindruck nicht verwirrend. Immer wieder wurden gezielt Schwerpunkte gesetzt durch <strong>Galerie</strong>programme,<br />
die sich auf wenige Künstler <strong>und</strong> bestimmte Stilrichtungen beschränken.“ Yvonne Friedrichs, a.a.O. Georg Jappe<br />
sieht diese Tendenz kritisch: „Und in jeder Koje findet sozusagen eine kleine Supereröffnung statt, von der Accrochage<br />
bis zur Einzelausstellung, so chic, so perfekt, so ‚seriös’ wie möglich. Das, womit Konrad Fischer <strong>und</strong><br />
Hans Mayer herausragten, die gestochene Visitenkarte: das machen nun alle.“ Ihm fehle jedoch die Lebendigkeit.<br />
Georg Jappe, a.a.O., 21.10.1974. Ob diese Entwicklung als positiv oder negativ zu bewerten ist, sei dahingestellt;<br />
sie zeigt jedenfalls welches Messemodell für die Präsentation der <strong>Galerie</strong>n sich bis zum Jahr 1974<br />
durchsetzt: ein auf wenige Künstler reduziertes, ausgewähltes <strong>Galerie</strong>programm.<br />
68
ten“. 194 Trotz den ähnlichen Entwicklungen auf beiden Messen behaupten Pressestimmen<br />
1974, dass <strong>Basel</strong> Köln den Rang abgelaufen habe. So hört man von Eduard Beaucamp: „Das<br />
Wettrennen mit den Kölner <strong>und</strong> Düsseldorfer Konkurrenzunternehmen scheint heute ent-<br />
schieden.[…] 1970 schien noch alles offen. Doch bereits durch seine Konstruktion war das<br />
offene <strong>und</strong> liberale Basler Modell dem exklusiven Kölner <strong>Galerie</strong>verband mit seinem Mono-<br />
polanspruch überlegen.“ 195 Der Erfolg der Basler Messe verstärkt sich durch die Konkurrenz<br />
<strong>und</strong> den damit einhergehenden Streitigkeiten <strong>und</strong> gegenseitigen Abwerbungsversuchen von<br />
<strong>Galerie</strong>n zwischen Köln <strong>und</strong> Düsseldorf. Für Yvonne Friedrichs sind die Kölner <strong>und</strong> Düssel-<br />
dorfer Messen „ein Beispiel wirtschaftlicher Unvernunft, rückhaltslosen egoistischen Ge-<br />
winn- <strong>und</strong> Prestigestrebens <strong>und</strong> mangelnder Kooperationsbereitschaft, die man einseitig Köln<br />
anlasten muß.“ 196 Bestätigt wird diese Aussage durch Ingo Kümmel, den Mitbegründer der<br />
IKI, der 1974 Köln <strong>und</strong> Düsseldorfs Chance, „zum wichtigsten internationalen Kunstzentrum<br />
nach New York zu werden“ als verspielt ansieht. Gründe hierfür seien u. a. die „ewigen Que-<br />
relen“ zwischen dem Kölner Kunstmarkt <strong>und</strong> der IKI, welchen der internationale Kunstmarkt<br />
überdrüssig sei, <strong>und</strong> in deren Streit er nicht hineingezogen werden wolle. Dies ist für Kümmel<br />
<strong>einer</strong> der Gründe, warum <strong>Basel</strong> „unzweifelhaft“ im Vorteil sei. 197 Auch Georg Jappe sieht in<br />
den beiden „konkurrierenden Riesenmessen im Abstand von 60 km“ ein Problem <strong>und</strong> folgert<br />
hieraus: „Die Basler Kunstmesse ist die lachende Dritte, die Architektur <strong>und</strong> die Jahreszeit<br />
sind fre<strong>und</strong>licher, das psychische <strong>und</strong> ökonomische Klima lockerer.“ 198 Tatsächlich wirkt die<br />
Architektur der Basler Messehallen offen <strong>und</strong> fre<strong>und</strong>lich, da diese sich zum R<strong>und</strong>hof hin öff-<br />
nen <strong>und</strong> so den Einfall von Tageslicht gewährleisten. (Abb. 8-10) Paul Weder weist darauf<br />
hin, dass sich der Besucher durch den R<strong>und</strong>hof leichter orientieren könne, <strong>und</strong> Barbara Catoir<br />
spricht von <strong>einer</strong> glücklicheren Architektur der Basler Messehallen im Vergleich zu Düssel-<br />
194<br />
Jappe weist darauf hin, dass die „Spekulanten“ in <strong>einer</strong> Pressemitteilung erstmals offen genannt würden:<br />
„Privatsammler, Museumsfachleute <strong>und</strong> Vertreter des Kunstinvestments aus vielen Ländern haben ihren Besuch<br />
in Köln angekündigt.“ Jappe behauptet sogar, dass der kleine Privatsammler kaum mehr erwünscht sei, da Käufe<br />
unter 1.000 DM kaum mehr möglich seien. Ebd. Dies liegt mitunter sicherlich daran, dass laut Yvonne Friedrichs<br />
kaum Grafik angeboten wurde, sondern hauptsächlich Originale. Yvonne Friedrichs, a.a.O. Sowohl Georg<br />
Jappe als auch Eduard Beaucamp beklagen, dass in Köln bzw. <strong>Basel</strong> die Werke kaum mit Preisen versehen seien.<br />
Eduard Beaucamp schreibt: „Die Preise sind, wo sie überhaupt noch mitgeteilt werden, enorm gestiegen. Wo<br />
man auch hinhört, das Geschäft scheint exklusiv unter Händlern zu laufen.“ Beaucamp, a.a.O., 24.06.1974. Bestätigt<br />
wird diese Aussage von Gottfried Sello, a.a.O., 28.06.1974.<br />
195<br />
Beaucamp, a.a.O., 24.6.1974.<br />
196<br />
Yvonne Friedrichs, a.a.O.<br />
197<br />
Ingo Kümmel: Verspielte Chancen. In: Das Kunstwerk (1974), 5-6 XXVII, S. 6.<br />
198<br />
Georg Jappe, a.a.O., 21.10.1974. Jappe präzisiert nicht, was er unter dem „psychischen Klima“ versteht. Er<br />
könnte jedoch auf die Streitigkeiten <strong>und</strong> Abwerbungsversuche der Kölner <strong>und</strong> Düsseldorfer Veranstalter anspielen.<br />
69
dorf oder Köln, da die Hallen in zwei Etagen unterteilt seien, die eine intimere <strong>und</strong> „weniger<br />
ermüdende Atmosphäre als Großhallen“ schaffen. 199<br />
1974 trifft der Besucher in <strong>Basel</strong> auf eine übersichtlichere Messstruktur als in den Vor-<br />
jahren. Diese neue Strategie wird konsequent umgesetzt <strong>und</strong> mit Bezeichnungen wie „One<br />
Man Show“ <strong>und</strong> „Neue Tendenzen“ dem Besucher transparent gemacht. Ganz besonders tritt<br />
in diesem Jahr die Vorreiterfunktion <strong>Basel</strong>s hervor, denn die Struktur des „Internationalen<br />
Kunstmarkts Köln“ wird der Struktur der Basler „Art“ angeglichen. So wird eine höhere Teil-<br />
nehmerzahl zugelassen <strong>und</strong> der Standort in eine Messehalle verlagert, womit unterschiedliche<br />
Kojengrößen einhergehen. Außerdem präsentiert Köln vermehrt Kunst, die vor 1910 entstan-<br />
den ist <strong>und</strong> gestaltet den Messekatalog in Anlehnung an den Basler Katalog. Auch die Messe-<br />
architektur <strong>Basel</strong>s erweist sich als vorteilhafter. Die Streitigkeiten zwischen den Düsseldorfer<br />
<strong>und</strong> Kölner Veranstaltern verschlechtern die Stimmung auf den Messen im Rheinland weiter,<br />
während die Basler Messe 1974 in der Presse überwiegend gelobt wird. Daher kann man mit<br />
der Art 5’74 von einem Durchbruch sprechen <strong>und</strong> bestätigen, dass sie den Kölner Kunstmarkt<br />
überholt hat.<br />
199 Paul Weder, a.a.O., 21.6.1973; Barbara Catoir, a.a.O.<br />
70
5 Fazit <strong>und</strong> Ausblick<br />
Die <strong>Entstehung</strong> <strong>und</strong> die ersten Erfolge des Phänomens Kunstmesse sind dem Kölner Kunst-<br />
markt zuzuschreiben. Die Messe nimmt vielen Besuchern die Schwellenangst vor den Gale-<br />
rien, führt zu <strong>einer</strong> größeren Preistransparenz <strong>und</strong> Popularisierung von zeitgenössischer<br />
Kunst. Die hohen Besucherzahlen <strong>und</strong> der große finanzielle Erfolg zeigen, dass eine Nachfra-<br />
ge nach dieser Form Kunst zu präsentieren <strong>und</strong> zu verkaufen ab den Sechziger Jahren vorhan-<br />
den ist. Der Messeerfolg führt zusätzlich zu einem hohen Zuwachs an <strong>Galerie</strong>n in der Stadt<br />
Köln, die sich somit zum deutschen Kunsthandelszentrum entwickelt. Köln hat mindestens<br />
bis 1971 den Ruf inne, die bedeutendste Kunstmesse zu sein, was die hohen Besucherzahlen<br />
<strong>und</strong> Reaktionen auf den Boykottaufruf gegen <strong>Basel</strong> zeigen: Fast alle <strong>Galerie</strong>n entscheiden<br />
sich für Köln. Des Weiteren präsentieren Anfang der Siebziger Jahre – im Vergleich zur Art<br />
<strong>Basel</strong> – vor allem die <strong>Galerie</strong>n auf dem Kunstmarkt Köln die neuesten Strömungen wie bei-<br />
spielsweise Konzeptkunst.<br />
Der Verein progressiver deutscher Kunsthändler leistet mit dem Kölner Kunstmarkt Pi-<br />
onierarbeit, die jedoch auch viel Kritik hervorruft, welche wiederum zeigt, dass die perfekte<br />
Form für eine Kunstmesse noch nicht gef<strong>und</strong>en wurde. Davon zeugen auch die zahlreichen<br />
Gegenveranstaltungen <strong>und</strong> Künstlerproteste. Die Kritik an der Exklusivität des Kölner<br />
Kunstmarktes ist sicherlich ein wichtiger Faktor, welcher der Basler Messe von Anfang an zu<br />
<strong>einer</strong> verbesserten Form verhilft, die letztendlich zu ihrem Erfolg führt. Dieser lässt sich in<br />
verschiedene Faktoren unterteilen, wie beispielsweise der Standort. Die Schweiz ist ein wirt-<br />
schaftlich stabiles Land, in welchem die Galeristen zu keinen Folgerechtsabgaben verpflichtet<br />
sind. Der Standort <strong>Basel</strong> eignet sich sehr gut für eine Messe, da er sich im Dreiländereck zwi-<br />
schen Frankreich <strong>und</strong> Deutschland befindet <strong>und</strong> <strong>Basel</strong> eine der finanzstärksten Städte der<br />
Schweiz ist. Des Weiteren verfügt <strong>Basel</strong> über bedeutende Museen, insbesondere das Kunst-<br />
museum, dessen Direktor Franz Meyer Mitglied des Messekomitees der Art <strong>Basel</strong> ist. Von<br />
Vorteil ist auch die zentral gelegene Schweizer Mustermesse, die auf eine langjährige Erfah-<br />
rung in der Organisation <strong>und</strong> Durchführung von Messen zurückblicken kann.<br />
Neben guten Voraussetzungen in Bezug auf den Standort verhilft die Organisation <strong>und</strong><br />
Struktur der Art <strong>Basel</strong> zu ihrem Erfolg. Indem sie international ausgerichtet ist, kann sie auch<br />
auf dem internationalen Markt mithalten <strong>und</strong> Galeristen <strong>und</strong> Sammler können hier Preise ver-<br />
gleichen <strong>und</strong> weltweit Kontakte knüpfen. Dies ist von großer Bedeutung, da sich das wich-<br />
tigste Kunsthandelszentrum in New York befindet <strong>und</strong> wie Eduard Beaucamp treffend aus-<br />
71
drückt, gewährleisten nur „internationale Foren“ einen zuverlässigen Marktüberblick. 200 Auch<br />
der Zeitpunkt ist sinnvoll ausgewählt, da er nahe an bedeutenden Auktionen wie bei Kornfeld,<br />
an der Biennale in Venedig <strong>und</strong> der documenta liegt, was viele ausländische Besucher veran-<br />
lasst, die Termine im Urlaubsmonat Juni mit einem Messebesuch zu verbinden. Hilfreich für<br />
den Erfolg der Art <strong>Basel</strong> sind auch die Mitglieder des Messekomitees wie Franz Meyer <strong>und</strong><br />
vor allem Ernst Beyeler, der durch seine internationalen Kontakte bedeutende ausländische<br />
<strong>Galerie</strong>n zu <strong>einer</strong> Teilnahme veranlasst. Auch heben seine stets in der Presse gelobten muse-<br />
umsähnlichen Präsentationen das Niveau der Messe.<br />
Weitere <strong>Erfolgs</strong><strong>faktoren</strong> der Art <strong>Basel</strong> sind gleichzeitig Entwicklungen, die sich bis<br />
heute gehalten haben: Die Anzahl der Aussteller hat sich heute bei vielen Messen auf 200 -<br />
300 eingependelt. 201 Ob diese „Mammutmessen“ – als welche die Art <strong>Basel</strong> von Beginn an<br />
gesehen wird – eine positive oder negative Entwicklung darstellen, sei dahingestellt; sie zei-<br />
gen jedoch eindeutig, dass sich das Basler Konzept gegenüber dem Kölner durchgesetzt hat.<br />
Um Internationalität bemühen sich heute fast alle Messen, auch die Art Cologne, die sich<br />
dementsprechend nun ebenfalls „<strong>ART</strong>“ nennt. Wie in <strong>Basel</strong> schon von Beginn an, so setzt<br />
besonders ab 1974 auch in Köln die Entwicklung ein, einen Überblick über die Kunst des 20.<br />
<strong>und</strong> 21. Jahrh<strong>und</strong>erts zu geben. Dem gleich tun es die Kunstmessen FIAC in Paris, ARCO in<br />
Madrid <strong>und</strong> auch die Art Karlsruhe. Die schon 1972 von Gottfried Sello festgestellte Tendenz<br />
der Institution Kunstmesse hat sich bis heute erhalten: „Kunstmärkte […] ob sie sich aktuell<br />
oder progressiv nennen, sind retrospektiv eingestellt, sie versuchen eine möglichst komplette<br />
Übersicht der Kunst des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts [zu zeigen].“ (Siehe Kapitel 4.2.4) 202 Die Basler<br />
Messeleitung hat diese Tendenz schon sehr früh erkannt, wie auch die Bedeutung von pres-<br />
sewirksamen Zusatzveranstaltungen, die heute bei den meisten Messen ein fester Bestandteil<br />
geworden sind. Die Art <strong>Basel</strong> scheint bis heute durch ihre ständigen Neuerungen eine Vorrei-<br />
terfunktion inne zu haben. Um nur ein Beispiel zu nennen: 2002 entsteht die Tochtermesse<br />
der Art <strong>Basel</strong>, die Art <strong>Basel</strong> Miami Beach. Fünf Jahre später werden nun die Veranstalter der<br />
200 Eduard Beaucamp, a.a.O., 25.6.1973.<br />
201 Auf der Art Cologne nahmen 2007 306 Aussteller teil, inklusive 117 Verlagen, Institutionen, etc. Quelle:<br />
http://www.artcologne.de/wDeutsch/artcologne/img/dokumente/ArtCologne_Daten_Fakten.pdf. Bei der Madrider<br />
Kunstmesse ARCO zählten die Veranstalter 2007 an die 250 <strong>Galerie</strong>n. Quelle:<br />
http://www.ifema.es/ferias/arco/default.html. In <strong>Basel</strong> waren 2007 über 300 <strong>Galerie</strong>n vertreten. Quelle:<br />
http://www.art.ch/go/id/elb. Bei FIAC in Paris werden 2007 voraussichtlich 171 <strong>Galerie</strong>n teilnehmen. Quelle:<br />
http://www.fiacparis.com/themes/front/pdf/uk/exhibitor_list.pdf.<br />
202 Auf der Homepage der Art Cologne ist zu lesen, dass die internationalen <strong>Galerie</strong>n auf der Messe „einen umfassenden<br />
Überblick über das Kunstgeschehen des 20. <strong>und</strong> 21. Jahrh<strong>und</strong>erts – von der Klassischen Moderne bis<br />
zu aktuellsten Kunstproduktionen“ geben. Quelle: http://www.artcologne.de. Gleiches gilt für ARCO in Madrid:<br />
“The work on view covers the historical avant-gardes, classic contemporary and emerging art.” Quelle:<br />
http://www.ifema.es/ferias/arco/default_i.html. Auch das Programm der <strong>Galerie</strong>n, die bei FIAC in Paris ausstellen,<br />
schließt Werke der Klassischen Moderne ein. Quelle: http://www.fiacparis.com/galeries.php?lang=uk.<br />
72
Art Cologne vom 19.-23. September 2007 ebenfalls eine Tochtermesse – die Art Cologne<br />
Palma de Mallorca – auf Mallorca ausrichten.<br />
Die vorliegende Arbeit hat die <strong>Entstehung</strong>sjahre <strong>und</strong> die wichtigen <strong>Erfolgs</strong><strong>faktoren</strong> der<br />
Anfangsjahre der Art <strong>Basel</strong> von 1970 bis 1974 dargelegt. Der finanzielle Erfolg der Messe<br />
konnte mangels verwendbarer Daten nicht berücksichtigt werden <strong>und</strong> bleibt eine offene For-<br />
schungsfrage. Offen bleibt auch die Frage, wie sich in den Jahren ab 1975 weitere <strong>Erfolgs</strong>kri-<br />
terien der Art <strong>Basel</strong> herausentwickelten. Eine Analyse dieser Jahre, die bis jetzt vollkommen<br />
unerforscht sind, wäre in Bezug auf die Bedeutung der Messe eine lohnende Aufgabe für wei-<br />
tere Forschungsarbeiten.<br />
73
Literatur <strong>und</strong> Abkürzungen<br />
K67-74 = Kataloge des Kölner Kunstmarktes von 1967 bis 1974<br />
B70-B77 = Kataloge der Art <strong>Basel</strong> von 1970 bis 1977<br />
ZADIK = Zentralarchiv des Internationalen Kunsthandels e. V.<br />
BÄTZNER, Nike: Arte Povera: zwischen Erinnerung <strong>und</strong> Ereignis. Nürnberg 2000.<br />
BAUMANN, Margret: Die <strong>Entstehung</strong> des Kunstkompass. In: Rohr-Bongard, Linde (Hrsg.):<br />
Kunst = Kapital. Der Capital Kunstkompass von 1970 bis heute. Köln 2001, S. 10-15.<br />
BEYELER, Ernst; MORY, Christophe: Leidenschaftlich für die Kunst. Zürich 2005.<br />
BLOCHMANN, Georg: Das W<strong>und</strong>er von Köln. Zum Wiederbeginn der Kölner Museen nach<br />
1945. In: Kunst <strong>und</strong> Kultur in Köln nach 1945. Herausgegeben vom Historischen Archiv<br />
der Stadt Köln. Köln 1996, S. 191-206.<br />
BLOCK, René (Hrsg.): Grafik des Kapitalistischen Realismus. Berlin 1971.<br />
BOLL, Dirk: Der Kampf um die Kunst. Handel <strong>und</strong> Auktionen positionieren sich am<br />
Kunstmarkt. Dissertation am Institut für Kulturmanagement der Pädagogischen<br />
Hochschule Ludwigsburg 2004. Halle 2005.<br />
BONGARD, Willi: Kunst & Kommerz. Zwischen Passion <strong>und</strong> Spekulation. Oldenburg<br />
Hamburg 1967.<br />
CHRISTOPHERSEN, Doris: Umfeldanalyse von Kunsthandels- <strong>und</strong> Kunstauktionsunternehmen:<br />
Ein Beitrag zur Ökonomie des Kunstmarktes. Bergisch Gladbach 1995.<br />
HACKENBERG, Kurt: Ausstellungen in Köln. In: Ausstellungen in Köln 1946-1966. Amt für<br />
Kunst <strong>und</strong> Volksbildung (Hrsg.). Köln 1966.<br />
HERCHENRÖDER, Christian: Die Kunstmärkte. Unveränderter Nachdruck der völlig revidierten<br />
<strong>und</strong> ergänzten Neuauflage von 1979. Düsseldorf 1990.<br />
HERSTATT, Claudia: Fit für den Kunstmarkt. Ostfilder-Ruit 2002.<br />
HERZOG, GÜNTER; JACOBS, BRIGITTE (Hrsg.): Sediment. Mitteilungen zur Geschichte des<br />
Kunsthandels (2003) 6.<br />
HERZOG, Günter: Aus dem Himmel auf den Markt. Die <strong>Entstehung</strong> der Kunstmesse <strong>und</strong> die<br />
„Säkularisierung“ der Modernen Kunst. In: Sediment. Mitteilungen zur Geschichte des<br />
Kunsthandels (2003) 6, S. 11-18.<br />
HERZOGENRATH, Wulf; LUEG, Gabriele (Hrsg.): Die 60er Jahre: Kölns Weg zur<br />
Kunstmetropole. Vom Happening zum Kunstmarkt. Köln 1986.<br />
74
HOLTMANN, Heinz (Hrsg.): Concept Art [Ausstellungskatalog, Kunstverein Braunschweig,<br />
25. Januar bis 17. Februar 1974] Braunschweig 1974.<br />
HOLTMANN, Heinz: Amerikanischer Fotorealismus. Grafik. [Ausstellungskatalog,<br />
Kunstverein Braunschweig 14. September bis 28. Oktober 1973] Braunschweig 1973.<br />
HONNEF, Klaus: Concept Art. In: Holtmann, Heinz (Hrsg.): Concept Art.<br />
[Ausstellungskatalog, Kunstverein Braunschweig, 25. Januar bis 17. Februar 1974]<br />
Braunschweig 1974.<br />
ILLNER, Eberhard: „Kenner, kauft Kunst in Köln auf dem Kunstmarkt 68“. Die Stadt Köln<br />
<strong>und</strong> der Kölner Kunstmarkt. In: Sediment. Mitteilungen zur Geschichte des Kunsthandels<br />
(2003) 6, S. 43-58.<br />
ILLNER, Eberhard: Von der Botschaft zur Gesellschaftskritik. Kulturpolitik 1945-1979. In:<br />
Kunst <strong>und</strong> Kultur in Köln nach 1945. Herausgegeben vom Historischen Archiv der Stadt<br />
Köln. Köln 1996, S. 13-44.<br />
JAKOBS, Brigitte: Im Spannungsfeld zwischen Kunstelite <strong>und</strong> Populärkultur. Der Kölner<br />
Kunstmarkt <strong>und</strong> seine Gegen- <strong>und</strong> Konkurrenzveranstaltungen in der Medienkritik. In:<br />
Sediment. Mitteilungen zur Geschichte des Kunsthandels (2003) 6, S. 25-42.<br />
JAPPE, Elisabeth: Performance Ritual Prozeß. Handbuch der Aktionskunst in Europa.<br />
München New York 1993.<br />
JAPPE, Georg: Ein kurzer Traum mit langen Folgen. In: Herzogenrath, Wulf; Lueg, Gabriele<br />
(Hrsg.): Die 60er Jahre: Kölns Weg zur Kunstmetropole. Vom Happening zum<br />
Kunstmarkt. Köln 1986, S. 572-575.<br />
KÖLTZSCH, Georg-W.: Informel in Deutschland. In: Anna, Susanne (Hrsg.): Die Informellen<br />
von Pollock bis Schumacher. [anlässlich der gleichnamigen Ausstellung vom 13.9. –<br />
22.11.1998 <strong>und</strong> des Morsbroicher Kolloquiums (21.11.1998) im Städtischen Museum<br />
Leverkusen Morsbroich] Ostfildern-Ruit 1999, S. 23-32.<br />
KRÜGER, Werner: Vom Kunstmarkt 67 zur Art Cologne 96. Herausgegeben von der<br />
KölnMesse <strong>und</strong> dem B<strong>und</strong>esverband Deutscher <strong>Galerie</strong>n. Köln 1996.<br />
LINK, Jochen: Pop Art in Deutschland. Die Rezeption der amerikanischen <strong>und</strong> englischen Pop<br />
Art durch deutsche Museen, <strong>Galerie</strong>n, Sammler <strong>und</strong> ausgewählte Zeitungen in der Zeit<br />
von 1959 bis 1972. Stuttgart 2000.<br />
LIPPERT, Werner: 1965. Fragmente <strong>einer</strong> Reise durch die Kunst. 1975. In: Concept Art,<br />
Minimal Art, Arte Povera, Land Art. [Ausstellungskatalog, Kunsthalle Bielefeld,<br />
18. Februar – 8. April 1990] Stuttgart 1990, S. 9-78.<br />
75
LIVINGSTONE, Marco: Pop Art. [Ausstellungskatalog, Museum Ludwig Köln, 22. Januar -<br />
21. April 1992] München 1992.<br />
LUEG, Gabriele: Studien zur Malerei des deutschen Informel. Aachen 1983.<br />
MAUR, Karin von: Munch, Nolde, Beckmann… Private Kunstschätze aus Süddeutschland<br />
[Ausstellungskatalog, Staatsgalerie Stuttgart, 3.7.-7.11.2004] Heidelberg 2004.<br />
MEYER, Franz: Nach dem Abstrakten Expressionismus. Ein Rückblick auf die Minimal Art.<br />
Vortrag im Kunstmuseum <strong>Basel</strong> 1988. In: Friedli, Isabel (Hrsg.): Franz Meyer. Testfälle<br />
der Kunstgeschichte. Von Odilon Redon bis Bruce Nauman. <strong>Basel</strong> 2005.<br />
MONTEIL, Annemarie: Trudl Bruckner. Die frühen Jahre. Die Galeristin. Im inneren Kreis.<br />
<strong>Basel</strong> 2001.<br />
MONTEIL, Annemarie: Zeigen, schauen, kaufen: 25 Jahre Art, 1970-1994. <strong>Basel</strong> 1994.<br />
NEUBURGER, Susanne (Hrsg.): Nouveau Réalisme. Wien 2005.<br />
OSCHATZ, Andreas: Kunstmessen in Deutschland <strong>und</strong> der Schweiz als Indikator für die<br />
Entwicklung des Kunstmarktes. Diplomarbeit Albert-Ludwigs-Universität Freiburg 1995.<br />
RATTEMEYER, Volker: 20 Jahre Kunstmarkt. Herausgegeben vom B<strong>und</strong>esverband Deutscher<br />
<strong>Galerie</strong>n e.V. Köln 1986.<br />
RICHTER, Horst: Geschichte der Malerei im 20. Jahrh<strong>und</strong>ert. Stile <strong>und</strong> Künstler. Köln ²1998.<br />
ROHR-BONGARD, Linde (Hrsg.): Kunst = Kapital. Der Capital Kunstkompass von 1970 bis<br />
heute. Köln 2001.<br />
ROTZLER, Willy: Konstruktive Konzepte. Zürich ³1995.<br />
ROTZLER, Willy: Objektkunst: von Duchamp bis zur Gegenwart. Köln 1981.<br />
RUHRBERG, Karl: Malerei. In: Walther, Ingo F. (Hrsg.): Kunst des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts. Bd. 1.<br />
Köln ²2005.<br />
SCHMIDT, Katharina; URSPRUNG, Philip: White Fire – Flying Man. Amerikanische Kunst<br />
1959-1999 in <strong>Basel</strong>. <strong>Basel</strong> 1999.<br />
SCHMIED, Wieland: 200 Jahre Phantastische Malerei. Berlin 1973.<br />
SCHNECKENBURGER, Manfred: Skulpturen <strong>und</strong> Objekte. In: Walther, Ingo F. (Hrsg.): Kunst<br />
des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts. Bd. 2. Köln ²2005, S. 407-575.<br />
SCHNECKENBURGER, Manfred (Hrsg.): documenta. Idee <strong>und</strong> Institution. Tendenzen Konzepte<br />
Materialien. München 1983.<br />
SCHNEEDE, Uwe M.: Die Kunst des Surrealismus. München 2006.<br />
SCHNEEDE, Uwe M.: Amerikanischer Fotorealismus [Ausstellungskatalog, Württembergischer<br />
Kunstverein, 16. November - 26. Dezember 1972] Stuttgart 1972.<br />
76
STÜNKE, Hein: Bemerkungen zur Vorgeschichte <strong>und</strong> Geschichte des Kölner Kunstmarktes.<br />
In: Herzogenrath, Wulf (Hrsg.): Die 60er Jahre. Kölns Weg zur Kunstmetropole. Vom<br />
Happening zum Kunstmarkt. Köln 1986, S. 342-346.<br />
TETTINGER, Peter J.; WANK, Rolf: Gewerbeordnung. München 1999.<br />
THOMAS, Karin: Bis Heute: Stilgeschichte der bildenden Kunst im 20. Jahrh<strong>und</strong>ert. Köln<br />
1986.<br />
THURN, Hans Peter: Der Kunsthändler. Wandlungen eines Berufes. München 1994.<br />
WEINH<strong>ART</strong>, Martina; HOLLEIN, Max: OP <strong>ART</strong>. [Ausstellungskatalog, Schirn Kunsthalle<br />
Frankfurt, 17.2.- 20.5. 2007] Köln 2007.<br />
ZDENEK, Felix (Hrsg.): Arte Povera 1971 <strong>und</strong> 20 Jahre danach. Köln 1991.<br />
ZELLWEGER, Harry: Kunst in <strong>Basel</strong>. In: Fischer, Robert; Russek, Pidu P. (Hrsg.): Kunst in der<br />
Schweiz. Köln 1991, S. 50-73.<br />
ZUSCHLAG, Christoph: Undeutbar – <strong>und</strong> doch bedeutsam. Überlegungen zur informellen<br />
Malerei. In: Zuschlag, Christoph; Gerke, Hans; Frese, Anette (Hrsg.): Brennpunkt<br />
Informel. Köln 1998, S. 38-44.<br />
ZWIRNER, Rudolf: Ausverkauf der Moderne. Die Entwicklung des Kunsthandels nach 1945.<br />
In: Jäger, Joachim; Schuster, Peter-Klaus (Hrsg.): Das Ende des XX. Jahrh<strong>und</strong>erts.<br />
Standpunkte zur Kunst in Deutschland. Köln 2000, S.47-68.<br />
77
Katalogverzeichnis<br />
K67: Kunstmarkt 67 [Hrsg.: Verein progressiver Kunsthändler e.V.] Köln 1967.<br />
K68: Kunstmarkt – 68 [Hrsg.: Verein progressiver Kunsthändler e.V.] Köln 1968.<br />
K69: Kunstmarkt Köln 1969 [Hrsg.: Verein progressiver Kunsthändler e.V.] Köln 1969.<br />
K70: Kölner Kunstmarkt 70 [Hrsg.: Verein progressiver Kunsthändler e.V.] Köln 1970.<br />
K71: Kölner Kunstmarkt ’71 [Hrsg.: Verein progressiver Kunsthändler e.V.] Köln 1971.<br />
K72: Kölner Kunstmarkt 1972 [Hrsg.: Verein progressiver Kunsthändler e.V.] Köln 1972.<br />
K73: 7. Kölner Kunstmarkt. Zeitschrift des Vereins progressiver deutscher Kunsthändler<br />
<strong>und</strong> Katalog zum 7. Kölner Kunstmarkt. Köln 1973.<br />
K74: Internationaler Kunstmarkt Köln 1974. [Hrsg.: Messe- u. Ausstellungs-Ges. mbH<br />
Köln in Zusammenarbeit mit der Europäischen Kunsthändler-Vereinigung e.V., Köln]<br />
Köln 1974.<br />
B70: Internationale Kunstmesse Salon International International Art Fair. <strong>Basel</strong> 1970.<br />
B71: Art 2’71 Zweite Internationale Kunstmesse <strong>Basel</strong>. <strong>Basel</strong> 1971.<br />
B72: Art 3’72 Dritte Internationale Kunstmesse Art 3’72 <strong>Basel</strong>. <strong>Basel</strong> 1972.<br />
B73: Art 4’73 Vierte Internationale Kunstmesse <strong>Basel</strong>. <strong>Basel</strong> 1973.<br />
B74: Art 5’74 Fünfte Internationale Kunstmesse <strong>Basel</strong>. <strong>Basel</strong> 1974.<br />
B75: Art 6’75 Sechste Internationale Kunstmesse <strong>Basel</strong>. <strong>Basel</strong> 1975.<br />
B76: Art 7’76 Siebte Internationale Kunstmesse <strong>Basel</strong>. <strong>Basel</strong> 1976.<br />
78
Tabellenverzeichnis<br />
Tabelle 1: Überblick über die Art <strong>Basel</strong>. Quellen: B70-74, MONTEIL [1994], <strong>Hilt</strong> (Quelle 24).<br />
Tabelle 2: Überblick über den Kölner Kunstmarkt. Quellen: K67-74, HERZOG/JAKOBS<br />
[2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />
Tabelle 3: Meistvertretene Künstler auf dem Kunstmarkt '67. Quelle: K67.<br />
Tabelle 4: Meistvertretene Künstler auf dem Kunstmarkt '68. Quelle: K68.<br />
Tabelle 5: Meistvertretene Künstler auf dem Kunstmarkt '69. Quelle: K69.<br />
Tabelle 6: Meistvertretene Künstler im Jahr 1970. Quellen: K70; B70.<br />
Tabelle 7: Meistvertretene Künstler im Jahr 1971. Quellen: K71; B71.<br />
Tabelle 8: Meistvertretene Künstler im Jahr 1972. Quellen: K72; B72.<br />
Tabelle 9: Meistvertretene Künstler im Jahr 1973. Quellen: K73; B73.<br />
Tabelle 10: Meistvertretene Künstler im Jahr 1974. Quellen: K74; B74.<br />
Tabelle 11: Vertretene <strong>Galerie</strong>n Art <strong>Basel</strong>/Kunstmarkt Köln. Quellen: K67-74; B70-74.<br />
Tabelle 12: Künstler auf dem Kölner Kunstmarkt. Quellen: K67-74.<br />
Tabelle 13: Künstler auf der Art <strong>Basel</strong>. Quellen: B70-74.<br />
Tabelle 14: Rangliste des Kunstkompass' 1970-1974. Quellen: ROHR-BONGARD [2001]; K70-<br />
74; B70-74.<br />
79
Abbildungsverzeichnis<br />
Abb. 1: Kojenplan des Kunstmarktes Köln '67. In: HERZOG/JAKOBS [2003]:<br />
Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />
Abb. 2: Kojenarchitektur, Gürzenich, Kunstmarkt '67. In: HERZOG/JAKOBS [2003]:<br />
Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />
Abb. 3: Koje der <strong>Galerie</strong> Änne Abels, Gürzenich, Kunstmarkt '67. In: HERZOG/JAKOBS<br />
[2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />
Abb. 4: Gr<strong>und</strong>riss, Kunsthalle Köln, Kunstmarkt ’68. In: HERZOG/JAKOBS [2003]:<br />
Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />
Abb. 5: Kunsthalle Untergeschoss, Kunstmarkt ’68. In: HERZOG/JAKOBS [2003]:<br />
Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />
Abb. 6: Gr<strong>und</strong>riss, Hallen 8/9, Art ’70. In: B70, 18f.<br />
Abb. 7: Blick von der <strong>Galerie</strong> auf die Messehalle 8, Art ’70. In: Claudia Herstatt: Das<br />
Auge der Art <strong>Basel</strong>. In: Weltkunst Contemporary (2006) 2, S. 48.<br />
Abb. 8: Gr<strong>und</strong>riss, Hallen 10/12, Art 4’73. In: B72, 486f.<br />
Abb. 9: Blick in die Messehalle, Art 5’74. In: Archiv Art <strong>Basel</strong>, Ordner: Fotos.<br />
Abb. 10: Blick in den R<strong>und</strong>hof, 1976. In: Archiv Art <strong>Basel</strong>, Ordner: Fotos.<br />
Abb. 11: Kojenplan, Internationaler Kunstmarkt Köln `74: In: HERZOG/JAKOBS [2003]:<br />
Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />
80
Quellenverzeichnis<br />
Quelle 1: Zentralarchiv des Internationalen Kunsthandels e.V (ZADIK) C2, IV, 15, Bl. 13-<br />
17, Redemanuskript Hein Stünkes vom 23.5.1966. In: Herzog/Jacobs [2003]:<br />
Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />
Quelle 2: ZADIK C2, IV, 15, Bl. 93-94, Protokoll des ersten Treffens des Vereins<br />
progressiver deutscher Kunsthändler vom 23.5.1966. In: Herzog/Jacobs [2003]:<br />
Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />
Quelle 3: ZADIK C2, IV, 15, Bl. 41-42, Protokoll der Gründungsversammlung des Vereins<br />
progressiver deutscher Kunsthändler vom 4.7.1966. In: Herzog/Jacobs [2003]:<br />
Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />
Quelle 4: ZADIK A12, XVII, 6, Bl. 1-7; Satzung des Vereins progressiver deutscher<br />
Kunsthändler e.V. vom 25.11.1966. In: Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf<br />
CD-ROM.<br />
Quelle 5: ZADIK A72, IV, 1, Bl. 20-21; Protokoll der Sitzung des Vereins progressiver<br />
deutscher Kunsthändler vom 24.1. 1967. In: Herzog/Jacobs [2003]:<br />
Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />
Quelle 6: ZADIK A72, IV, Bl. 131-133, Sitzungsprotokoll vom 31.3.1967. In:<br />
Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />
Quelle 7: ZADIK C2, IV, 15, Bl.108-111; R<strong>und</strong>schreiben an die Vereinsmitglieder<br />
bezüglich Termin <strong>und</strong> Planung für den Kunstmarkt ´67 vom 27.7.1967. In:<br />
Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />
Quelle 8: ZADIK C2, IV, 15, Bl. 179-183; Protokoll der Jahreshauptversammlung des<br />
Vereins vom 17.11.1967. In: Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-<br />
ROM.<br />
Quelle 9: ZADIK A72, IV,1, Bl. 51-55, Protokoll der Mitgliederversammlung vom<br />
23.2.1968. In: Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />
Quelle 10: ZADIK A 72, IV, 1, Bl. 47-48; Otto van de Loo, Brief an die Mitglieder,<br />
München, 25.4.1968. In: Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />
Quelle 11: ZADIK A 72, IV, 1, Bl. 22-26; Protokoll der Jahreshauptversammlung vom<br />
29.11.1968. In: Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />
Quelle 12: ZADIK A72, IV, 2, Bl. 175-177; Protokoll der Mitgliederversammlung vom<br />
24.1.1969. In: Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />
81
Quelle 13: ZADIK A 72, IV, 2, Bl. 59-61: Protokoll der Mitgliederversammlung vom<br />
19.10.1969. In: Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />
Quelle 14: ZADIK A 72, IV, 2, Bl. 32-33: Bericht über die Mitgliederdiskussion vom<br />
2.7.1970. In: Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />
Quelle 15: ZADIK A 72, IV, 3, Bl. 126-128, Protokoll der Mitgliederversammlung vom<br />
8.12.71. In: Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />
Quelle 16: ZADIK A 72, IV, 3, Bl. 106-108, Protokoll der Mitgliederversammlung vom<br />
10.4.1972. In: Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />
Quelle 17: ZADIK A 72, IV, 3, Bl. 94-96, Protokoll der Mitgliederversammlung vom<br />
6.9.1972. In: Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />
Quelle 18: ZADIK A 72, IV,3, Bl. 58-68, Protokoll der Mitgliederversammlung vom 20./21.<br />
1. 1973. In: Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />
Quelle 19: ZADIK A 72, IV, 3, Bl. 32, Geschäftsstelle Kölner Kunstmarkt: Pressemeldung<br />
vom 24.7.1973. In: Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />
Quelle 20: ZADIK A 72, IV, 3, Bl. 21-22, R<strong>und</strong>schreiben von Hein Stünke an die Mitglieder<br />
des Vereins progressiver deutscher Kunsthändler vom 4.12.1973. In:<br />
Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />
Quelle 21: ZADIK A 72, IV, 3, 17-20, Protokoll der Mitgliederversammlung vom 7.2.1974.<br />
In: Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />
Quelle 22: Anzeige der Stadt Köln „Art goes Cologne“ In: Art International (1968) Vol.<br />
XII, 6.<br />
Quelle 23: Archiv der <strong>Galerie</strong> <strong>Hilt</strong>, Brief von Peter Wirth an Balz <strong>Hilt</strong> vom 5.1.1989.<br />
Quelle 24: Archiv der <strong>Galerie</strong> <strong>Hilt</strong>, Brief von Balz <strong>Hilt</strong> an Philipe Lévy mit <strong>Hilt</strong>s Bericht<br />
über die Vorgeschichte der Art <strong>Basel</strong> vom 29.3.1989.<br />
Quelle 25: Archiv der <strong>Galerie</strong> <strong>Hilt</strong>, Protokoll des Treffens Basler Galeristen im Restaurant<br />
Drachen vom 16.5.1968.<br />
Quelle 26: Archiv der <strong>Galerie</strong> <strong>Hilt</strong>, Protokoll der Galeristenzusammenkunft im<br />
Matterhornstübli vom 10.6.1968.<br />
Quelle 27: Archiv der Art <strong>Basel</strong>, Ordner „Art 1970“, Protokoll: „Konstituierende Sitzung des<br />
Messekomitees zur Durchführung <strong>einer</strong> Fachmesse für den Kunsthandel, Montag,<br />
30. Juni 1969“.<br />
Quelle 28: Archiv der Art <strong>Basel</strong>, Ordner „Art 1970“, „Protokoll der 2. Sitzung des<br />
Messekomitees der Internationalen Kunstmesse <strong>Basel</strong>. Dienstag, den 12. August“.<br />
82
Quelle 29: Archiv der Art <strong>Basel</strong>, Ordner „Art 1970“, Pressemitteilung “Der Skulpturengarten<br />
der Art: von Arp bis Aktion“.<br />
Quelle 30: Archiv der Art <strong>Basel</strong>, Ordner „Art 1970“, Pressemitteilung „Erfolgreicher<br />
Abschluss der Art 70 in <strong>Basel</strong>“ vom 18.6.1970.<br />
Quelle 31: Archiv der Art <strong>Basel</strong>, Ordner „Art 1970“, Fragebogen an die Aussteller der Art<br />
<strong>Basel</strong> <strong>und</strong> Umfrageauswertung, 7.7.1970.<br />
Quelle 32: Archiv der Art <strong>Basel</strong>, Ordner 1973, Umfrageauswertung der Art 3’72.<br />
Quelle 33: Archiv der Art <strong>Basel</strong>, Ordner „Art 1973“, Protokoll der Sitzung des<br />
Messekomitees der Art 4’73, 24. Januar 1973.<br />
Quelle 34: Archiv der Art <strong>Basel</strong>, Ordner „Art 1974“, „Beschlussprotokoll“ des<br />
Arbeitsausschusses der Art 5’74, 10.12.1973.<br />
Quelle 35: Archiv der Art <strong>Basel</strong>, Ordner „Art 1974“, „Pressecommuniqué Nr.1“, 11.3.1974.<br />
Quelle 36: Archiv der Art <strong>Basel</strong>, Ordner „Art 1974“, „Pressemappe ’74: Pressebericht der<br />
Mustermesse: „’One-man-shows’ an der Art 5’74 in <strong>Basel</strong>“.<br />
Quelle 37: Archiv der Art <strong>Basel</strong>, Order „Art 1974“, Pressemappe ’74: Pressemitteilung der<br />
Mustermesse: „Neue Tendenzen an der Art 5’74“.<br />
83
Anhang<br />
Anhang 1: Abschrift des Interviews mit Ernst Beyeler 85<br />
Anhang 2: Abschrift des Interviews mit Klaus Staeck 101<br />
Anhang 3: Tabellen 104<br />
Anhang 4: Abbildungen 143<br />
84
Anhang 1: Abschrift des Interviews mit Ernst Beyeler<br />
Interview mit Ernst Beyeler, 23. Mai 2007, 10.00-11.00 Uhr<br />
Das Gespräch fand in der <strong>Galerie</strong> Beyeler statt. Anwesend waren Ernst Beyeler (EB), Gioia<br />
Dal Molin (GM), Ilona Genoni (IG), Dora Imhof (DI), Claudia Munz (CM), Corina Rombach<br />
(CR), Philip Ursprung (PU).<br />
Gioia Dal Molin: Beginnen wir gleich mit der Vorgeschichte der Art <strong>und</strong> zwar gehörten<br />
Sie zusammen mit Frau Bruckner <strong>und</strong> mit Herr <strong>Hilt</strong> zu den Begründern der Art <strong>Basel</strong>. Wenn<br />
Sie sich zurückerinnern, von wem ging die Initiative für die Lancierung <strong>einer</strong> Kunstmesse<br />
damals aus?<br />
Ernst Beyeler: Also von Bruckner, Trudl Bruckner <strong>und</strong> von <strong>Hilt</strong>. Und die wollten das<br />
unbedingt machen, weil Köln eben gerade was gemacht hatte. ( ) Ich halte nicht so viel von<br />
Messen, die etwas „Gleichschalterisches“ haben. Und ich habe nicht grosses Interesse daran<br />
gehabt, weil ich zufrieden war mit der <strong>Galerie</strong> <strong>und</strong> mit unserer Ausströmung. ( ) Ja, also ich<br />
war nicht so begeistert, weil ich nicht so viel von Kunst hielt, die zu populär gemacht wird.<br />
Kunst war für mich noch so etwas Ausgewähltes <strong>und</strong> nicht etwas, das an Massen geht. Und<br />
dann hat der Messedirektor, der damalige Messedirektor Hauswirth gesagt: “Also, Herr Beye-<br />
ler wenn Sie nicht mitmachen, dann können sie das nicht machen. Und es wäre eine Chance<br />
für <strong>Basel</strong>“. Da habe ich gedacht, dass begreif ich schon. Da habe ich mir das überlegt, da kann<br />
ich ja nicht so forsch sein, dass <strong>Basel</strong> diese Chance nicht hat. Und habe ja gesagt – <strong>und</strong> war<br />
erstaunt, wie schnell der Erfolg eintraf – ein gewisser Erfolg natürlich. Natürlich Anfangser-<br />
folg, aber dass er doch internationale <strong>Galerie</strong>n <strong>und</strong> so weiter [angezogen hat]. Man kann<br />
schon sagen, dass wegen mir in der Ausstellung <strong>und</strong> in der <strong>Galerie</strong>, das stattgef<strong>und</strong>en hat.<br />
Und das war ermutigend <strong>und</strong> dann haben wir an dieser Messe gearbeitet <strong>und</strong> auch diskutiert<br />
<strong>und</strong> heftige Kämpfe gehabt. Es hat langsam die Form angenommen, die dann (Pause) berühmt<br />
geworden ist, muss man schon sagen. (…) Es war auch eine gute - muss man auch sagen -<br />
eine gute Chance für <strong>Basel</strong>, weil, ich habe natürlich gedacht, da haben wir keine Chance ge-<br />
genüber Köln oder so einen grösseren Ort (Telefon klingelt). Aber die Chance war erstens<br />
mal, weil es war noch ziemlich früh nach den Ereignissen, die stattgef<strong>und</strong>en haben. Da kamen<br />
also die Juden; die jüdische K<strong>und</strong>schaft, die nicht gerne nach Deutschland (gehen wollte), das<br />
hat sich ausgewirkt. Und dann kam noch dazu, <strong>Basel</strong>, also eine Schweizer Stadt - Schweiz<br />
eben mit Bankgelegenheit, Möglichkeiten <strong>und</strong> so weiter – da kamen Leute vorbei, die hatten,<br />
was auch immer, ein Konto in der Schweiz <strong>und</strong> fanden dann, ja das wäre eine Gelegenheit<br />
85
<strong>und</strong> dann könnte man ja auch etwas von dem Geld abheben. Und so wuchs der Erfolg der<br />
Messe <strong>Basel</strong>, langsam aber stetig. Ich würde sagen, die Messe ist auch gut eingestiegen, wir<br />
haben auch kräftig Forderungen gestellt, alles Verbesserungen verlangt <strong>und</strong> so. Und das hat<br />
das Ganze dann sehr gefördert.<br />
GM: Und jetzt nochmals konkret zu dieser Zusammenarbeit, Sie sagten, Sie wurden<br />
dann angefragt von Frau Bruckner <strong>und</strong> von Herrn <strong>Hilt</strong> oder vom Messedirektor, oder wie<br />
ging das?<br />
EB: Das heißt, Hauswirth der Direktor der Messe, hat sofort gesagt, da müssten sie<br />
mich dabei haben, so was könnten sie nie daran denken zu starten. Und dann hat er mich ge-<br />
rufen, <strong>und</strong> ich habe gesagt, da mache ich eigentlich nicht mit - im Prinzip, weil ich nicht für<br />
Messen bin. Und dann habe ich, wie gesagt, die Chance von <strong>Basel</strong> auch gesehen. Und ich<br />
denke das muss man schon wahrnehmen, dass es ein solcher Erfolg wird, natürlich auch für<br />
die <strong>Galerie</strong>n nachher. Das hat sich sicher auch enorm ausgewirkt, das hat man nicht voraus<br />
gesehen.<br />
GM: Dann waren Sie damals nicht zwingend der Meinung, dass <strong>Basel</strong> so eine Messe<br />
gebraucht hätte?(…) Sie haben ja jetzt vom Erfolg für die <strong>Galerie</strong>n geredet…<br />
EB: Nein, ich hatte damals schon den für mich zufriedenstellenden Erfolg. So dass ich<br />
so was gar nicht gesucht habe. Und da habe ich einfach so gedacht, ich setzte das fort. Ich<br />
wurde mehr <strong>und</strong> mehr als <strong>Galerie</strong> bekannt. Wir haben ja ziemlich früh… weil ich sehr rasch<br />
Kataloge publiziert habe, was die <strong>Galerie</strong>n noch international noch wenig gemacht haben. Die<br />
<strong>Galerie</strong>n in Paris, aber auch London haben einfach Ausstellungen gemacht am Schluss. Und<br />
ich habe gedacht, ich muss doch bekannt werden <strong>und</strong> dann habe ich Kataloge gemacht. Die<br />
wurden ziemlich rasch bekannt. Ich habe Gewicht auf gute Reproduktionen gelegt <strong>und</strong> gute<br />
Aufmachung, <strong>und</strong> diese Kataloge wurden dann ziemlich rasch berühmt. Die Künstler aus dem<br />
Ausland haben dann auch gesagt, wir möchten aber gerne einen Beyeler-Katalog <strong>und</strong> das hat<br />
dann die <strong>Galerie</strong>n dann aufgerüttelt <strong>und</strong> so kam alles in Fluss.<br />
GM: Als Sie dann zusagten, für die Mitarbeit an der Kunstmesse, der Art <strong>Basel</strong>, hatten<br />
Sie eine persönliche Vision, wie diese Messe aussehen sollte?<br />
(längere Pause)<br />
EB: Nein, ich war schon von Anfang an eigentlich beeindruckt – was für gute <strong>Galerie</strong>n<br />
kamen mit internationaler Kunst. Es war also nicht ein lokales Unternehmen, sondern es war<br />
schon auf internationaler Basis. Die anderen <strong>Galerie</strong>n, gut, das waren lokale <strong>und</strong> auch <strong>Basel</strong>,<br />
Zürich <strong>und</strong> da <strong>und</strong> da ( ), aber es waren auch schon markante ausländische <strong>Galerie</strong>n da, die<br />
86
das Gepräge der Messe rasch geprägt haben <strong>und</strong> dann hat sich das herumgesprochen. Und wie<br />
gesagt, mit den Gründen gegen Köln, ist <strong>Basel</strong> stärker <strong>und</strong> stärker geworden.<br />
GM: War Köln ein Vorbild? Oder waren Sie zum Beispiel am Kunstmarkt in Köln?<br />
EB: Ich glaube, ich war einmal. Ja, ich glaub’ da war ich nur einmal, ja.<br />
GM: Und für die Konzipierung von <strong>Basel</strong>, diente Köln so als Vorbild, oder wollte man<br />
etwas anderes machen?<br />
EB: Nein, (Köln) war nicht gross Vorbild, weil es ist doch sehr lokal-deutsch geworden<br />
<strong>und</strong> deutsch geblieben. Das ist es auch, <strong>und</strong> das war unsere Chance, wir haben eben rasch<br />
einen internationalen Touch gehabt, <strong>und</strong> die Beliebtheit von <strong>Basel</strong> eben auch aus den Gründen<br />
dass Leute gerne hierher kamen. Wir wären auch in eine andere Stadt, aber warum sind nicht<br />
nach Zürich? Aber Zürich hatte nicht so den Drang danach <strong>und</strong> das Gefühl dafür war nicht so<br />
vorhanden. Die kamen dann alle hinten nach.<br />
Und ich glaube es hat auch mit <strong>Basel</strong> zu tun. Als die Stadt des Humanismus – frühe U-<br />
ni, frühe Kunstkontakte auch mit Böcklin <strong>und</strong> wer da früher war, <strong>und</strong> <strong>und</strong>. Es war eine grös-<br />
sere Tradition hier, nicht. Schliesslich ist hier vis-à-vis auch das Haus von Erasmus, wo er<br />
gelebt hat, die letzten Jahre, als Gast des Buchdruckes Froben. Ich glaube, das alles prägt.<br />
Und auch der Geist von Georg Schmidt, der hat auch sehr mitgewirkt. Georg Schmidt war<br />
auch europäisch berühmt, weil er einen gewissen Standard von Museum <strong>und</strong> so weiter <strong>und</strong><br />
auch moderne Kunst sehr geprägt hat, wobei er auch in der Schweiz verschiedentlich mit Vor-<br />
trägen (gewirkt) <strong>und</strong> es so verbreitet hat. Diese Tradition hat auch sehr mitgewirkt. Die<br />
Kunsthalle hatte auch eine gute Tradition. Das war der Dr. Lichtenhahn, Lukas Lichtenhahn,<br />
der hatte ein sehr gutes Gespür <strong>und</strong> war auch zum Beispiel mit Monets Sohn, Michel Monet,<br />
bekannt. Und hat die erste Ausstellung gemacht in <strong>Basel</strong> der späten Monet-Bilder. Abgesehen<br />
davon sind die Traditionen in Basler Kunsthalle waren sowieso schon stark mit [Wilhelm]<br />
Barth, der hat die ersten Picasso-Ausstellungen <strong>und</strong> so weiter nach <strong>Basel</strong> gebracht, die zum<br />
Teil auch in Zürich waren. Und es war wie gesagt eine gewisse Tradition, die da sehr mitge-<br />
wirkt hat.<br />
GM: Die erste Art wurde ja dann im Sommer, im Juni, durchgeführt. Können Sie sich<br />
erinnern wieso man gerade den Sommer ausgewählt hat? Das wurde ja beibehalten bis jetzt.<br />
Oder wurden da alternative Durchführungszeiten auch diskutiert?<br />
EB: Es wurde schon noch Gewisses diskutiert, aber im Allgemeinen doch beibehalten.<br />
Weil – im Allgemeinen ist eben das Frühjahr, späteres Frühjahr, Sommer der allgemeine Rei-<br />
semonat, wo man auch Ausstellungen besucht <strong>und</strong> öfters vorbei kommt. Es kamen ja auch<br />
kaum Leute vorbei unter dem Jahr, ausser eben dann zu dieser Saison.<br />
87
GM: Und noch zum Namen - Art <strong>Basel</strong> ist ja heute ein fester Begriff, fast ein Branding.<br />
Stand der Name von Anfang an fest, erinnern Sie sich da? Oder wurden da andere Namen<br />
diskutiert?<br />
EB: Nein, nichts anderes. Nein<br />
GM: Also es stand von Anfang an fest?<br />
EB: Ja.<br />
GM: Wissen Sie, wessen Idee das war?<br />
EB: Art?<br />
GM: Ja, das man es Art <strong>Basel</strong> nennt?<br />
EB: Ich müsste mal nachsehen, ob da noch andere Titel vorher zur Rede gestanden ha-<br />
ben. Aber ich glaube, es war nie in Diskussion. Ich glaube, es lief von Anfang an als das.<br />
GM: Bei der Durchführung der ersten Art, fanden Sie da, dass Ihre Ideen <strong>und</strong> Ihre Visi-<br />
onen auch verwirklicht werden konnten? – Also, waren Sie zufrieden, sagen wir einmal, mit<br />
der ersten Art?<br />
EB: Nein. Wir haben ständig reklamiert (allgemeines Schmunzeln).<br />
Haben mehr gefordert <strong>und</strong> wollten mehr Organisation. Damals war noch alles ein biss-<br />
chen primitiv: Es war noch keine Lüftung, es war noch heiss im Sommer <strong>und</strong> <strong>und</strong> <strong>und</strong>. Und<br />
dann hat man immer schönere Wände, <strong>und</strong> bequemere Korridore <strong>und</strong> so weiter ( ). Man hat<br />
alles langsam verbessert. Man muss ja auch sagen, die Art, die Messeorganisation in <strong>Basel</strong><br />
hatte schon eine Tradition <strong>und</strong> darauf konnte man auch aufbauen. Das war sehr wichtig. Und<br />
auch die Bereitschaft in der Bevölkerung, also zum Beispiel, die Leute, die Kunsthändler<br />
wurden, wurden als noch was Exotisches betrachtet <strong>und</strong> man hat da nicht unbedingt gast-<br />
fre<strong>und</strong>lich gewirkt. Und dann haben gewisse Kunstinteressierte eingeladen zu Nachtessen<br />
oder Partys. Und das war dann natürlich schon etwas besonderes, wenn man dabei sein konnte<br />
– der Martin Burckhardt, der hatte ja einen w<strong>und</strong>erbaren Besitzt im Gellertpark – an so gewis-<br />
sen Orten. Und dann gab es dann eine gewisse kleine Konkurrenz unter diesen Damen <strong>und</strong><br />
Herren, die da mitgewirkt haben, das hat alles stimulierend gewirkt. Das ist ja in anderen<br />
Städten auch so gewesen. Und es war sehr, sehr wichtig, dass es eben mehr <strong>und</strong> mehr ver-<br />
knüpft wird <strong>und</strong> nicht einfach der Kunsthandel einfach da ist. Das ist ganz ganz etwas ande-<br />
res, es muss mehr <strong>und</strong> mehr Verbindung geschaffen werden. Das ist überall sehr wichtig, in<br />
Köln <strong>und</strong> so passiert das auch; genau so.<br />
Claudia Munz: Sie haben gesagt, Herr Hauswirth habe Sie überzeugen müssen bei der<br />
Kunstmesse mitzumachen. War es von Anfang an klar, wer von den drei – also von Trudl<br />
88
Bruckner, Balz <strong>Hilt</strong> <strong>und</strong> von Ihnen – welche Aufgaben übernimmt? Oder hat man da mal<br />
spontan einfach das Beste daraus gemacht?<br />
EB: Nein, der damalige Sekretär dieser Geschichte ... Es gab einen Ausstellungsbeirat<br />
<strong>und</strong> die haben alle mitgewirkt <strong>und</strong> jeder hat auch auf seine Weise versucht, noch andere Leute<br />
hierher zu holen. Und so wuchs das alles. Es gab dann einen Beirat, der hat jedes Jahr ent-<br />
schieden über Zulassungen, ob die Qualität gut genug ist <strong>und</strong> man hat versucht, das Niveau<br />
hoch zu halten.<br />
CM: Sie waren – wenn ich mich nicht täusche – im Organisationskomitee zusammen mit<br />
Bruckner <strong>und</strong> <strong>Hilt</strong>. Was war die Aufgabe dieses Organisationskomitees? Waren Sie für die<br />
internationalen Kontakte zuständig oder haben Sie auch sonst organisatorische Dinge ge-<br />
macht?<br />
EB: Auch lokale Dinge musste man machen. Und das war unsere Aufgabe, dass wir<br />
diese Verbindung mit <strong>Basel</strong>, mit der Basler Szene hatten. Und das hat man natürlich gepflegt.<br />
CM: Wie würden Sie die Zusammenarbeit mit den zwei anderen Galeristen charakteri-<br />
sieren, das Trio?<br />
EB: Ja, die haben sich also nicht mehr so gut darum gekümmert. Also das heisst, die<br />
Trudl Bruckner, die ja eine Fre<strong>und</strong>in war, die war sehr aktiv, auch mit den Künstlern. <strong>Hilt</strong><br />
jedoch hat sich nicht so sehr interessiert. Das war [ihm] also nicht so wichtig, aber Trudl<br />
Bruckner war immer ein sehr aktives Element.<br />
die Form…<br />
CM: Und zwischen Ihnen verlief alles reibungslos oder gab es manchmal Konflikte über<br />
EB: Nein, es gab höchstens Konflikte um lokale <strong>Galerie</strong>n, die auch rein wollten, die<br />
dann aber nicht gut genug waren in der Qualität. Aber das ging eigentlich gut. Ich habe eher<br />
für das internationale Element gesorgt. Trudl Bruckner hatte nicht so die Verbindungen. Ich<br />
hatte noch die <strong>Galerie</strong>n in London <strong>und</strong> in New York usw. automatisch gepflegt. Und ich<br />
glaube – also ich will mich da jetzt auch nicht rühmen – aber dank meinen internationalen<br />
Verbindungen hat es sich automatisch ergeben, dass ich eben mit diesen <strong>Galerie</strong>n in New Y-<br />
ork <strong>und</strong> da <strong>und</strong> da <strong>und</strong> da, die auch her holte. Und da haben dann die Deutschen oder an ande-<br />
ren Orten, die das gemacht haben, die haben nicht so Verbindungen gehabt wie ich. Das spielt<br />
schon noch eine Rolle.<br />
CM: Sie haben ja auch als <strong>Galerie</strong> an der Art <strong>Basel</strong> teilgenommen. Gab es da Interes-<br />
senkonflikte zwischen Ihrer Position als Begründer <strong>und</strong> Ihrer Teilnahme als <strong>Galerie</strong>?<br />
EB: Ja, ich habe immer versucht, mit der <strong>Galerie</strong> mit <strong>einer</strong> guten Ausstellung zu kom-<br />
men. Die anderen <strong>Galerie</strong>n kommen einfach an eine Messe mit dem, was sie haben, so quasi<br />
89
kommerziell. Und ich habe versucht – weil ich fand, für <strong>Basel</strong> müsse ich ja etwas Besonderes<br />
tun, musste besonders gut kommen, um da mitzuhelfen – dem Ganzen ein Gesicht zugeben.<br />
Das waren also meine egoistischen Interessen <strong>und</strong> gleichzeitig die Interessen für die Stadt.<br />
Und das ging so Hand in Hand. Ich musste auch mich mehr <strong>und</strong> mehr besinnen, was kann ich<br />
da bieten. Ich musste auch überlegen <strong>und</strong> musste vor allem versuchen, dem Ganzen keinen zu<br />
kommerziellen Anstrich zu geben.<br />
CM: Wenn Sie sich an die Eröffnung der ersten Art <strong>Basel</strong> erinnern, wie würden Sie Ihre<br />
Stimmung da beschreiben? Können Sie sich da noch zurück erinnern?<br />
EB: Ja, das war so eine gewisse Begeisterung – immer natürlich, das ist eine Vorausset-<br />
zung –, aber auch eine gewisse „Festlichkeit“, weil da schliesslich doch sehr viele auswärtige<br />
Gäste kamen, auch sehr hübsche Gäste. Das war natürlich eine Attraktion auch für die Stadt.<br />
Das wurde da berühmt, dass man sich eben an der Messe zeigt, weil man diese Attraktionen<br />
hat. Und das wurde auch einfach so das Image besser <strong>und</strong> besser. Und da kamen zu der Zeit<br />
auch die jungen Damen zum Teil sehr extravagant gekleidet. Das war damals noch nicht so<br />
<strong>und</strong> das fiel natürlich auch auf. Das war auch eine Propaganda für die Messe. Und da wusste<br />
man, dass da etwas Besonderes passiert, auch in der Hinsicht. Und das steigerte eben auch die<br />
Attraktivität.<br />
CM: Sie sagen ja, dass die erste Art <strong>Basel</strong> ein ziemlicher Erfolg war. War damals schon<br />
eine nächste Art geplant oder wie weit gingen die Zukunftspläne?<br />
EB: Nein. Was einmal gestartet war, das ruft natürlich nach Fortsetzung. Und obwohl<br />
manche ihre Spesen noch nicht einmal gemacht haben oder manchmal auch unter dem Strich<br />
nicht sehr viel herausschaute mit dem Aufwand. ( ) Das ist dann einfach so gelaufen. Aber so<br />
toll war es kommerziell nicht. Ich habe solche Ausstellungen gemacht an der Art mit einem<br />
Künstler <strong>und</strong> habe praktisch nichts verkauft. Ich weiss noch eine Ausstellung mit Dubuffet –<br />
das weiss ich zufällig – da hatte ich noch nichts verkauft, da kam eine Fre<strong>und</strong>in aus London<br />
vorbei <strong>und</strong> hat sich sozusagen erbarmt <strong>und</strong> hat gesagt „ich kaufe ein Bild“. Da war noch so<br />
damals, solche Zustände. Da war noch gar nichts festgeschrieben. Das läuft wie es jetzt eben<br />
fast übertrieben, in der heutigen Gesichtsform.<br />
CM: Wie war das denn für die <strong>Galerie</strong>n gewesen Ende der 60er Jahre? Da gab es viel-<br />
leicht eine Krise in der <strong>Galerie</strong>szene, wie Sie jetzt beschreiben, kann man ja in den ersten<br />
Jahren noch keinen so klaren Erfolg für die <strong>Galerie</strong>n sehen.<br />
EB: Nein, nein.<br />
CM: Aber was war dann der Antrieb gewesen doch weiter zumachen?<br />
90
EB: Ja, das ist eben dieser Massentrieb, dass man da einfach mitmachen muss. Wenn<br />
<strong>einer</strong> keinen Erfolg hat, dann zeigt er das nicht, sondern es muss dann einfach so getan wer-<br />
den, als ob es doch läuft. Und bei einem anderen läuft es eben, der hat Erfolg. Und dann<br />
kommt irgend<strong>einer</strong> aus Deutschland oder aus Skandinavien <strong>und</strong> so <strong>und</strong> hat eine gute Sache<br />
<strong>und</strong> verkauft <strong>und</strong> das stimuliert. Und dann denkt man: „Donnerwetter, das kann ich doch<br />
auch!“ Und diese Konkurrenz befruchtet natürlich auch sehr. Und das hat zum Erfolg beige-<br />
tragen. Wie gesagt, das Klima, die Atmosphäre, all das ist sehr wichtig für den Erfolg <strong>einer</strong><br />
Messe, auch an anderen Orten.<br />
CM: Wie reagierte dann die Öffentlichkeit? In dem Fall reagierte sie sehr positiv auf<br />
die erste Art <strong>Basel</strong>?<br />
EB: Ja, doch, doch. Dann haben sich allmählich auch Leute – wir sind ja eine kleine<br />
Stadt <strong>und</strong> haben nicht so grosse finanzielle Möglichkeiten, aber es sind doch auch grosse Fir-<br />
men da, wie Roche usw. Diese haben dann auch Einkäufe getätigt <strong>und</strong> auch Banken <strong>und</strong> so.<br />
Und das hat sich alles auch ausgewirkt.<br />
CM: Und gab es keine kritischen Stimmen wie beispielsweise in Köln?<br />
EB: Nein …<br />
CM: Dass eben die kommerzielle Seite kritisiert wird <strong>und</strong> dass die Kunst … Das was<br />
eben Sie vielleicht auch an <strong>einer</strong> Kunstmesse kritisieren, dass Kunst <strong>und</strong> Popularität kritisch<br />
betrachtet werden.<br />
EB: Aha … Nein, da war eigentlich nicht viel Kritik da, weil es ja so eine multikulturel-<br />
le Veranstaltung, nach verschiedenen Seiten. Und da kann ja <strong>einer</strong> einen Stand kritisieren <strong>und</strong><br />
sagen, „das gefällt mir gar nicht!“ Aber die Vielfalt hebt das auf. Die Vielfalt ist dann so reich<br />
gestreut, dass es automatisch zu einem Erfolg wird.<br />
CM: Wenn Sie an das Publikum, an die Aussteller, an die Käufer denken – inwiefern<br />
haben sich diese verändert? Sie haben ja lange an der Art <strong>Basel</strong> teilgenommen. Können Sie<br />
sich da erinnern? Ist das Publikum jetzt anders?<br />
EB: Das Publikum will zum vornherein nicht gerne Geld ausgeben. Aber dann kommen<br />
die Frauen <strong>und</strong> stupfen den Mann <strong>und</strong> sagen „Das hätte ich eigentlich gern“. Und das belebt<br />
dann das Ganze. Und eben diese Vielfalt trägt dann dazu bei, dass es zu einem Erfolg wird. Es<br />
gab ja – das sehe ich auch an Pariser Messen <strong>und</strong> so weiter – solche, die bis zum Schluss kei-<br />
nen Erfolg haben, obwohl sie sehr viel verdienten mit dem Material. Aber das ist eben auch<br />
das Verkaufsgenie oder das Verkaufstalent der Galeristen. Ich war kein besonders guter Ver-<br />
käufer. Bei mir mussten eigentlich die Ausstellungen bewirken, dass die Käufer sich auch<br />
angestrengt haben. Das war aber auch schon so in der <strong>Galerie</strong>, andere haben Leute überreden<br />
91
können. Ich habe zum Beispiel an der Messe einen Konkurrenten aus Köln immer vis-à-vis<br />
gehabt. Der hatte erstens einmal einen sehr guten, einen sehr spektakulären Auftritt gehabt<br />
mit dem, was er ausgestellt hat, zweitens auch wie er gesprochen hat. Der hat den Leuten qua-<br />
si den Himmel versprochen, hat aber die Leute gar nicht angeguckt, er hat nur gegen den<br />
Himmel geguckt. Und ich habe mir dauernd gesagt, „Wenn ich nur das machen könnte, wie<br />
der das macht“. Das war aber auch richtig, das hat mich auch animiert <strong>und</strong> ich habe mir über-<br />
legt, dass man das nächste Mal vielleicht doch noch das <strong>und</strong> das noch besser machen könnte.<br />
Aber im Grossen <strong>und</strong> Ganzen kann man nicht hexen. Im Grossen <strong>und</strong> Ganzen ist es das, was<br />
man bietet an Qualität, ob man etwas Gescheites zu bieten hat, oder etwas was überzeugt,<br />
auch wenn es im Moment noch kein grosser Erfolg ist.<br />
CM: Würden Sie sagen, das Publikum war von Anfang an sehr bunt, sehr unterschied-<br />
lich. Eben weil auch die Aussteller – wie Sie gesagt haben – sehr abwechslungsreich waren<br />
<strong>und</strong> weil das ganze Programm geboten haben <strong>und</strong> dass das Publikum dementsprechend…<br />
EB: Ich glaube, das Konzept war sehr gut, wir hatten einen guten Ausstellungsraum von<br />
dem Architekten… Wie heisst er gleich, der aus Zürich, ein guter Architekt, der die Uhr ge-<br />
macht hat…<br />
Dora Imhof: War das Otto Senn?<br />
EB: Nein, nein. Es kommt mir nicht in den Sinn. Das Konzept war gut, die Aufteilung<br />
der Räume war gut übersichtlich. Unten war die Klassik <strong>und</strong> oben die Moderne, <strong>und</strong> zum Teil<br />
noch eben die Avantgarde. Und diese Aufteilung – die man zwar nicht gerade als sehr seriös<br />
angesehen hat – hat doch die Messe frisch gehalten, immer wieder vorne, vorne <strong>und</strong> nicht<br />
erstickt in der Tradition. Und das hat sich sehr bewährt.<br />
kann?<br />
lange“.<br />
CM: Hätten Sie gedacht, dass die Art <strong>Basel</strong> ihren 38. Geburtstag dieses Jahr feiern<br />
EB: Das habe ich mir gar nicht überlegt. Ich habe nur gedacht „hoffentlich halte ich so<br />
CM: Sie haben gesagt, am Anfang hätten Sie keine klaren Ideen oder Visionen gehabt,<br />
wie denn diese Kunstmesse ausschauen sollte. Aber wenn Sie zurückdenken an 1970 <strong>und</strong> an<br />
jetzt – sind Sie immer noch zufrieden mit der Kunstmesse, wie sie heute auftritt?<br />
EB: Ja, die tritt sehr vielfältig <strong>und</strong> sehr andersartig auf <strong>und</strong> mit vieler Kunst, die mich<br />
überhaupt nicht mehr interessiert. Aber das ist normal, das schreitet eben weiter <strong>und</strong> geht wei-<br />
ter. Und was mich noch interessiert oder was mich interessiert hat, das kann den nächsten<br />
schon nicht mehr interessieren, er muss auch seine Existenz finden. Und das regt mich also<br />
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gar nicht auf. Gut ist nur, dass die Messe darüber wacht <strong>und</strong> dass geachtet wird, dass das<br />
Image, dass die Qualität lebendig bleibt.<br />
CM: Und wenn jetzt Kritiker vielleicht sagen, dass die Art <strong>Basel</strong> zu Kommerz tendiert –<br />
was meinen Sie dazu?<br />
EB: Ja, das tendiert sowieso dahin. Aber es wird immerhin doch immer etwas übrig<br />
bleiben. Aber es ist weltweit eben schwer, Qualität aufzuspüren, <strong>und</strong> wenn man ganz gründ-<br />
lich durchsieht, dann ist es sehr, sehr schwer. Und Qualität kann oft nicht an die Messe kom-<br />
men, weil man oft gewisse Dinge nicht an die Messe bringen will. Heute ist das alles ein biss-<br />
chen ausgeglichener <strong>und</strong> nicht so differenziert. Aber – wie gesagt – es ist sehr schwer das zu<br />
steuern. Schlussendlich muss man fast sagen, es ist so gross, dass es sich selber steuert <strong>und</strong><br />
reguliert. Und es geht so weiter, wie es ist. Und wenn jemand an die Messe kommt <strong>und</strong> sagt<br />
„Da ist ja nichts Gescheites da“, <strong>und</strong> es gibt die anderen die sagen, dass das ja hochinteressant<br />
ist, was es da hat. Man muss nur sehen, wo sind noch gute Dinge, wo hat es noch eine gewis-<br />
se Qualität.<br />
Mein Nachfolger, Sam Keller, der die Fondation (Beyeler) weiter führt nach mir, weil<br />
ich ja habe sehen müssen, dass das in gute Hände kommt, der macht ja auch die Messe weiter.<br />
Und er hat das von mir übernommen, dieses Prinzip, dass man eben das eben lebendig hält,<br />
aufrecht erhält, soviel man eben kann. Wie die Qualität weiter verläuft, kann man schwer sa-<br />
gen. Wie Kunst dann überhaupt noch aussehen wird in ein paar Jahren, kann man auch<br />
schwer sagen. Vielleicht ist das Ganze ein bisschen ein Vergnügungspark oder was auch im-<br />
mer. Aber das wird sich eben so (…) (entwickeln), wie es kommen muss. Und wie Kunst e-<br />
ben ausschaut. Wir sehen im kleinen Rahmen schon hier oder im grösseren Rahmen dann an<br />
der Messe, die Leute haben immer noch das Bedürfnis nach Qualität, dass ihnen Kunst etwas<br />
bietet, dass sie in <strong>einer</strong> gewissen Hinsicht befriedigt. Und sie sind im Allgemeinen nicht rasch<br />
abzufertigen mit oberflächlicher, billiger Kunst, obwohl es das auch gibt, geben wird zu Ge-<br />
nüge. Es gibt auch Kunstzentren in der Schweiz von solcher Kunst, das hat es immer gegeben.<br />
Wichtig ist, dass irgendwie ein Standart aufrecht erhalten werden kann.<br />
Philip Ursprung: Sie hatten gesagt, dass Sie in Ihrer <strong>Galerie</strong> schon früh immer schon<br />
Kataloge zu den Ausstellungen produziert haben. Es gehört auch ja zum Auftritt der Art Ba-<br />
sel, dass ein substanzieller Katalog dabei ist. Können Sie uns erzählen, wie es dazu kam, war<br />
es von Anfang an klar, wie wurde das diskutiert, wie dieser Katalog aussehen muss?<br />
EB: Ja, ja, das wurde sehr intensiv diskutiert, aber es wurde im Allgemeinen realisiert,<br />
dass die nötigen Informationen zu geben sind, was die <strong>Galerie</strong> jeweils zu bieten hat, <strong>und</strong> dass<br />
es auf einem gewissen Standart, einem gewissen Niveau passiert. Das ist aber überall so. Aber<br />
93
ich glaube, manchmal war es gut (…), dass es hier eine gewisse Tradition von Grafiken gibt,<br />
es waren gute Grafiker hier, <strong>und</strong> das hat auch dazu beigetragen.<br />
PU: Am Anfang wurde ja Peter Althaus mit der Kataloggestaltung beauftragt, wenn ich<br />
mich richtig erinnere. Wie war das? Können Sie sich da erinnern, was seine Funktion war?<br />
EB: Ja, aber er hat nicht speziell eingegriffen. Es wurde einfach die Information gelie-<br />
fert nach den Unterlagen <strong>und</strong> das war massgebend. Aber Althaus hat nicht eine besondere<br />
Gestaltung gesucht oder beigetragen, nein. Das hatte insofern kein Gesicht.<br />
PU: Wie war generell der Austausch zwischen den Verantwortlichen der Art <strong>und</strong> der<br />
Museumsdirektoren <strong>und</strong> den Kunsthallendirektoren in <strong>Basel</strong> <strong>und</strong> in der weiteren Umgebung?<br />
EB: Ja, wir haben natürlich immer auch die Museen eingeladen, dass sie teilnehmen, die<br />
waren ein bisschen zögerlich, wie diese Museen oft sind, aber sie haben dann auch die Chan-<br />
ce wahrgenommen, dass man dort doch auch auftreten kann <strong>und</strong> haben auch dazu beigetragen.<br />
Ich habe auch ziemlich bald mit ein paar Kollegen aus Amerika Sonderausstellungen gemacht<br />
– oder manchmal nur mit einem, zwei. Janis <strong>und</strong> Castelli, das wir beide Sonderausstellungen<br />
gemacht haben. Zum Beispiel über amerikanische Kunst. Und das war eine Weile so, aber es<br />
wurde dann zu kompliziert <strong>und</strong> wir mussten das Konzept dann relativ bald aufgeben, weil<br />
dann die <strong>Galerie</strong>n keine Bilder zur Verfügung stellen wollten, die wir haben wollten. Das<br />
konnte man nicht auf die Länge durchführen. Aber es waren alles solche Versuche, die Messe<br />
aktueller <strong>und</strong> stärker zu machen.<br />
PU: Und eine solche Ausstellung hätten Sie dann mit Castelli kuratiert? Und das haben<br />
Sie auch gemacht?<br />
EB: Ja, ein, zwei Mal. Einmal Janis, einmal Castelli.<br />
Ilona Genoni: Das war dann aber keine Verkaufsaustellung, sondern eine Sonderschau?<br />
EB: Ja. Da hatten wir auch oben noch ein paar Räume, die nur dafür reserviert waren.<br />
IG: Ich finde, etwas besonders Revolutionäres an der Art ist, dass sie in der Mustermes-<br />
se war. Köln war ja in der Kunsthalle ganz am Anfang, in diesem Grüzenich. Und die Art war<br />
in der Mustermesse. Wissen Sie noch, wie es dazu gekommen ist?<br />
EB: Ja, wir hatten keine anderen Lokalitäten. Die Kunsthalle <strong>Basel</strong> war ja doch sehr be-<br />
schränkt, es sind zwar gute Räume in der Kunsthalle, aber das sind doch wenige <strong>Galerie</strong>n.<br />
Wir mussten von Anfang an grössere Räume haben. Und dann war eben – Gott sei Dank –<br />
dieser Neubau vorhanden, der das ermöglicht hat. Und trotzdem auch in zentraler Lage.<br />
IG: In einem ganz frühen Protokoll steht dann noch der Safransaal zur Diskussion <strong>und</strong><br />
irgendein Saal <strong>einer</strong> Möbelschau – „En Gros Möbel“…<br />
94
gen)<br />
EB: Das weiss ich nicht mehr… Das waren jedenfalls keine seriösen (…) (Überlegun-<br />
DI: Sie haben gesagt, dass <strong>Basel</strong> als Standort gut war, als Kleinstadt. Spielte da auch<br />
das Zollfreilager eine Rolle?<br />
EB: Ganz sicher, ja, ja! Es gab am Anfang gewissen Schwierigkeiten, weil die Händler<br />
gemeint haben, in <strong>Basel</strong> dürfte man frei einführen <strong>und</strong> man sei nicht diesen Kontrollen unter-<br />
legen. Und dann hat sich doch herausgestellt, dass da auch ein Zollbeamter kommt <strong>und</strong> das<br />
kontrolliert, das hat ihnen gar nicht gepasst. (…) Das hat Zeit gebraucht bis sich das etwas<br />
etabliert hat. (Ernst Beyeler führt kurzes Telefongespräch).<br />
Das mit dem Zollfreilager war auch für die Beamten noch sehr neu, die waren noch sehr<br />
misstrauisch, <strong>und</strong> die Ausländer haben natürlich gedacht, „ja, in <strong>Basel</strong> kann man frei rein <strong>und</strong><br />
raus“. Und das hat sehr viel gebraucht. Es gab auch einige Prozesse, bis die das kapiert haben.<br />
Sowohl die Schweizer K<strong>und</strong>en (…). Der Zoll wird auf der ganzen Welt umgangen, wenn es<br />
geht.<br />
Corina Rombach: Köln wurde ja von Anfang an von der Stadt Köln unterstützt. Gab es<br />
das in <strong>Basel</strong> auch?<br />
EB: Nicht in dem Masse. Das heisst, es ist eine Genossenschaft, die Messe. Auch mit<br />
staatlicher Beteiligung, aber die hat da nicht so grosse Beiträge gesprochen. Manchmal woll-<br />
ten die ausländischen Aussteller schon grössere Unterstützung, aber (…). Eigentlich habe ich<br />
immer die Aussteller bew<strong>und</strong>ert, die auf eigene Kosten herkamen. Die ganzen Kosten für<br />
Transport, Hotel <strong>und</strong> was da alles, da habe ich immer gedacht, das würde ich gar nicht gerne<br />
machen (allgemeines Schmunzeln). Und es waren doch grosse Opfer, die die erbringen muss-<br />
ten <strong>und</strong> manchmal nichts verkauft haben. Das war sehr erstaunlich, <strong>und</strong> da hab ich mir natür-<br />
lich gefreut darüber, hier auf eigenem Boden zu sein. Aber dass war nur ein kl<strong>einer</strong> Sektor.<br />
Ich hatte dafür Kirschen aus dem Garten mitgebracht (allgemeines Schmunzeln), hab da groß-<br />
zügig verteilt an die Stände.<br />
CR: Sie als Organisationskomitee bekamen nicht noch irgendwelche Zuschüsse von der<br />
Stadt <strong>Basel</strong>?<br />
EB: Nein.<br />
CR: Das haben sie alles komplett allein finanziert?<br />
EB: Wir haben da gar nicht daran gedacht, dass so was möglich wäre. Und haben auch<br />
nicht daran gedacht, dass die Stadt mehr an die Messe beitragen könnte. Das hat man gedacht,<br />
das ist so, das war eben das (Prinzip des) „Selbsterbringens“.<br />
CR: Und Sponsoren gab es die ersten Jahre wahrscheinlich auch noch nicht?<br />
95
EB: Nein, nein. Es gibt auch jetzt noch keine Sponsoren, aber es gibt vielleicht Gale-<br />
rien, die haben gewisse Unterstützung. Also, ich weiß zum Beispiel österreichische <strong>Galerie</strong>n<br />
haben schon Unterstützung von der – weiß nicht wie die Behörde heißt – in Wien, bekommen<br />
<strong>und</strong> bekommen diese auch an anderen Orten, wenn sie nach Graz, oder weiß ich wo, hinge-<br />
hen. Als Schweizer kennen wir das überhaupt nicht. Aber ist heute alles so vermischt. Je nach<br />
Staat gibt es Beiträge oder nicht.<br />
so weiter.<br />
CR: Aber private Sponsoren das gibt’s ja schon viele für die Art <strong>Basel</strong> jetzt, Bulgari <strong>und</strong><br />
EB: Ja, nein, dass ist nicht die Art. Das ist für die Uhrenmesse, da wird Geld ausgege-<br />
ben, enorm - Bulgari <strong>und</strong> so weiter, ja. Aber nicht für Kunst. Aber es kann schon sein, dass ...<br />
ich habe schon gehört, dass Pariser <strong>Galerie</strong>n mit solchen Geldern herkommen. Hab ich das<br />
noch nicht gehört, ich glaube auch nicht. Das ist denen zu wenig wichtig.<br />
Ja, aber heute ist alles möglich. Wenn geschickte Teilnehmer jemanden mobilisieren als<br />
Sponsor; ist das sicher möglich heute. Es ist aber noch nicht „Gang <strong>und</strong> Gäbe“, wie man sagt.<br />
(Längere Pause)<br />
PU: Sie haben gesagt Sie waren vor allem für internationale Verbindungen zuständig.<br />
Können Sie uns sagen, welches die für Sie wichtigsten <strong>Galerie</strong>n in USA, London <strong>und</strong> Deutsch-<br />
land damals waren?<br />
EB: Ja, also in Amerika war es eindeutig Sidney Janis, der war auch Nachbar bei den<br />
Ausstellungen, ständig via à vis bei mir; <strong>und</strong> Leo Castelli, das waren damals die wichtigsten.<br />
In London Marlborough <strong>und</strong> der hatte ja auch eine Filiale in Zürich gehabt, <strong>und</strong> dann hat er<br />
das sehr auf diesen Sparten geritten. Und äh, (…) international (…) Paris? Nein, nichts Be-<br />
sonderes.<br />
PU: Und Deutschland?<br />
EB: Wüsste ich jetzt nichts mehr.<br />
IG: Der Zwirner vielleicht?<br />
EB: Zwirner am Anfang, aber der hat sehr rasch nur Köln bevorzugt. Er hat mit <strong>Basel</strong><br />
keinen starken Auftritt gehabt. Und, ich studier noch wer ... Nein, könnt jetzt nicht mehr nen-<br />
nen ...<br />
Es ist so dass, die Art <strong>Basel</strong> Miami sehr stark geworden ist <strong>und</strong> dass Miami eine größere<br />
Attraktion für New Yorker <strong>Galerie</strong>n ist als New York. Die gehen nach Miami <strong>und</strong> das läuft<br />
als Art <strong>Basel</strong> Miami <strong>und</strong> hat enormen Erfolg. Da müssen also diese internationalen <strong>Galerie</strong>n<br />
nach Miami um dort ihren Auftritt zu haben.<br />
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CM: Wird die Art <strong>Basel</strong> Miami Konkurrentin für die Art <strong>Basel</strong>, wenn es um die ameri-<br />
kanischen <strong>Galerie</strong>n geht?<br />
EB: Nein, das hat man schon vermutet, aber das kann nicht so schnell ausgelöscht wer-<br />
den, weil es ist qualitativ nicht zu vergleichen, nicht zu vergleichen! Aber es hat so einen ge-<br />
wissen exotischen Wert.<br />
CM: Also mehr Event?<br />
EB: Ja, ja. Aber natürlich, dadurch dass der Sam Keller Miami hat, hat er die natürlich<br />
auch Aufsicht darüber <strong>und</strong> er ist interessiert daran, das <strong>Basel</strong> sehr stark ist, nicht aus lokalen<br />
Gründen, sondern einfach weil er spürt, wo etwas läuft, wo etwas gehen kann <strong>und</strong> was an<br />
Stärke ausgespielt werden kann <strong>und</strong> was einen gewissen Auftritt haben kann. Sonst würde er<br />
sich da auch nicht so verpflichten.<br />
GM: Wie standen eigentlich die Künstler, die Sie hier in der <strong>Galerie</strong> ausgestellt haben<br />
<strong>und</strong> mit denen Sie dann an die Art <strong>Basel</strong> gegangen sind, zur Kunstmesse?<br />
EB: Ja, das ist eine sehr gute Frage, weil die Künstler wollten auf keinen Fall an der Art<br />
mitmachen. Das war direkt ein Gebot, ja nicht an der Art! Das war ihnen zu kommerziell.<br />
Was wir früher mal hatten, hatten die Künstler weiter getragen, dass sie nicht so kommerziell<br />
auftreten wollten <strong>und</strong> ja nicht an der Art. Sie zeigen heute, heute hat sich alles verbessert. Da<br />
kommt sogar der <strong>und</strong> der <strong>und</strong> der <strong>und</strong> zeigt sich an der Messe <strong>und</strong> es wird ein Essen für ihn<br />
veranstaltet <strong>und</strong> was da alles so läuft. Es ist alles vermischt <strong>und</strong> vermengt.<br />
CR: Aber Sie würden sagen, der Grossteil der Künstler war dagegen? Nicht dass es die<br />
Künstler gab, die wussten, dass sie auch daran verdienen würden. Sie würden sagen, ein gro-<br />
ßer Teil der Künstler war dagegen?<br />
EB: Ja. Ich weiß zum Beispiel, Kiefer, von dem hatte ich damals eine Ausstellung, <strong>und</strong><br />
dann hat er gesagt, aber wenn Sie an der Art Kiefer bringen, dann mach ich nicht mehr mit.<br />
Und so wie er war, so waren manche. Das war noch sehr strikt. Ich glaube zum Beispiel, Kie-<br />
fer würde es auch heute noch nicht schätzen, wenn er an der Art wäre. Aber man nimmt es<br />
nicht mehr so genau.<br />
CR: Wenn Sie sich noch einmal in die 70er Jahre, in die Anfänge der Art zurückversetz-<br />
ten, was würden Sie sagen, mit welcher Kunst hat man <strong>Basel</strong> verb<strong>und</strong>en? War das eher die<br />
klassische Moderne oder war das eher die avantgardistische Kunst?<br />
EB: Weitgehend die klassische Moderne. Das war die Stärke, <strong>und</strong> darauf hat man ge-<br />
baut. Denn die Leute die gekauft haben, die wollten auch etwas Etabliertes haben. Und die,<br />
die dann Avantgarde gekauft haben, das war noch so etwas gewagt <strong>und</strong> wacklig. Und sofern<br />
war das auch der Garant des <strong>Erfolgs</strong>, die klassische Moderne.<br />
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CR: Das Basler Publikum hat eher auf Sicherheit gesetzt?<br />
EB: Ja, auch. Aber es gab schon seit jeher einige Leute die in <strong>Basel</strong> auch, Georg<br />
Schmidt <strong>und</strong> so, die Avantgarde gepflegt haben, die mitgemacht haben. Aber es ist natürlich<br />
wie überall in der Schweiz, dass traditionelle Kunst es leichter hat. Aber eine Stadt im Nie-<br />
mandsland, sagen wir Wolfsburg, da wäre was ich weiß möglich. Aber hier geht man zuerst<br />
doch noch auf Qualität.<br />
PU: Ich wollte zum Kommerziellen noch eine Frage stellen. Und zwar ist es ja so, dass<br />
man beobachten kann, dass der Kunstmarkt für Gegenwartskunst ab den 70er Jahren sehr<br />
stark zu wachsen beginnt, dass auch die Preise vor allem in den späten 70er <strong>und</strong> in den 80er<br />
Jahren sehr stark steigen, etwas das in den 50er <strong>und</strong> 60er Jahren noch nicht so der Fall war.<br />
Würden Sie sagen, dass die Art <strong>Basel</strong> ein Gr<strong>und</strong>, ein Motor für diese Veränderungen ist, oder<br />
ist sie quasi im richtigen Moment am richtigen Ort gewesen, um an diesem Wachstum teilzu-<br />
haben?<br />
EB: Ja, sicher sie war gut platziert.<br />
PU: Aber wenn es die Art jetzt nicht gegeben hätte, wenn sie nie gegründet worden wä-<br />
re, hätte sich dann der Kunstmarkt anders entwickelt?<br />
EB: Sie wäre auch gekommen. Es geht einfach nach dem großen Geld, wo das läuft <strong>und</strong><br />
dann ( ) geht es einfach darum, wo am meisten bezahlt wird. Und da läuft die Kunst hin, da<br />
laufen auch die Käufer <strong>und</strong> Verkäufer hin. Das die Funktion des Marktes <strong>und</strong> die ist doch<br />
sehr, sehr stark. Auch heute noch bei den irren Preisen, die man täglich liest, geht es nach<br />
Angebot <strong>und</strong> Nachfrage.<br />
PU: Habe Sie sich da mit anderen <strong>Galerie</strong>n jeweils vorher abgesprochen, was Sie unge-<br />
fähr zeigen werden? Wenn Sie jetzt einen Janis gegenüber haben beispielsweise, haben Sie da<br />
ihr Programm aufeinander abgestimmt?<br />
EB: Nein, gar nicht. Damals sowieso schon nicht. Aber heute natürlich geht es sehr,<br />
sehr schwierig, <strong>und</strong> dann gibt es Absprachen über Länder <strong>und</strong> über Grenzen hinweg, das gibt<br />
es schon. Wie gesagt, es ist halt alles doch begrenzt, am Schluss verkauft <strong>einer</strong> die Kunst, die<br />
er am besten verkaufen kann, die die besten Voraussetzungen hat. Die schaffen sich jeweils<br />
diese Galeristen <strong>und</strong> das verteilt sich dann nach den gegebenen Möglichkeiten.<br />
DI: Die Zulassung zur Art ist ja für die <strong>Galerie</strong>n ganz zentral, dass sie da ausstellen<br />
können. Gab es da Probleme, wenn <strong>Galerie</strong>n abgewiesen wurden oder wer da entscheidet?<br />
EB: Ja, die haben auch mit Prozessen gedroht, es wurden auch schon Prozesse geführt.<br />
Und da wurde das sehr strikt gehandhabt, dass nämlich einfach versucht wurde, die Qualität<br />
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hochzuhalten, denn das ist das Gr<strong>und</strong>prinzip der Art, <strong>und</strong> die Gefahr dass sie schlechter wird<br />
<strong>und</strong> dass auch das Niveau sinkt <strong>und</strong> sie nicht mehr lebendig genug ist.<br />
CM: Sie haben gesagt, dass Qualität das Kriterium für die Teilnahme an der Art ist,<br />
dass es auch das ist, was die Art <strong>Basel</strong> auszeichnet. Können Sie sagen, was für Sie der Quali-<br />
tätsbegriff bedeutet?<br />
fällt?<br />
EB: Ja, das was Sie gut finden.<br />
CM: Also Sie richten sich nach dem Publikum? Qualität ist das, was dem Publikum ge-<br />
EB: Nein, nicht was dem Publikum gefällt. Aber was man voraus setzen kann, dass je-<br />
mand diesen Anspruch von der Qualität auch mit trägt, <strong>und</strong> das auch zum Ausdruck bringt.<br />
Das ist nicht ganz leicht festzulegen, aber das was wir unter Qualität verstehen, das setzt man<br />
voraus. Qualität ist eigentlich immer wieder das Wort, das im Raum steht, das überall ver-<br />
langt wird oder angestrebt wird. Die Qualität der Kunst. Davon lebt auch die Messe, der gan-<br />
ze Messebetrieb <strong>und</strong> der ganze Kunstbetrieb.<br />
CM: Haben Sie ein paar Beispiele?<br />
EB: Das ist sehr schwer zu sagen. Ich habe schon festgestellt, dass wir Dinge ausstellen,<br />
von denen wir denken, dass sie sehr, sehr gut sind <strong>und</strong> dann kommen Leute <strong>und</strong> sagen, das<br />
gefällt uns gar nicht. Zum Beispiel, als wir die erste Picasso-Ausstellung gemacht haben, da<br />
wurde er noch gar nicht gut gef<strong>und</strong>en.<br />
Gerade jetzt, wie ich da runter gucke (in das Zimmer, das in sein Büro führt) ( ), wir ha-<br />
ben diese Räume (…) wir haben ja diese Haus nicht von Anfang an besetzt gehabt, wir haben<br />
immer wieder Räume dazubekommen. Und jetzt hatten wir diese Räume zum ersten Mal <strong>und</strong><br />
da ging das grad so durch, da war alles leer. Und da habe ich grad eine Giacometti-Sammlung<br />
gekauft in Amerika <strong>und</strong> habe gedacht, das ist w<strong>und</strong>erbar, ich stelle das hier aus, von hier bis<br />
da vorne. Das waren siebzig Skulpturen <strong>und</strong> Zeichnungen. Und dann kam grad zufällig Alber-<br />
to Giacometti auf der Durchreise vorbei <strong>und</strong> hat gesagt, das sieht ja aus wie bei mir im Ate-<br />
lier. Weil wir auch diese Enge hatten. Und das war so w<strong>und</strong>erbar. Das war das einzige erste<br />
Mal… Ich denke nur gerade daran, weil ich jetzt gerade da durch gucke. Das war so schön…<br />
Und das ist auch Qualität. Er (Giacometti) hätte Gelegenheit gehabt in Paris ein guter<br />
Künstler zu werden, ein beachteter Künstler. Sicher ein beachteter Schweizer Künstler. Weil<br />
sein Vater war ja schon bekannt, sein Onkel war (Cuno) Amiet <strong>und</strong> Hodler war auch mit der<br />
Familie verb<strong>und</strong>en. Es war also alles da, dass er eine gute Karriere hätte machen können.<br />
Nein, er ist in diesem ganz bescheidenen, ärmlichen Atelier (geblieben), hat da gehaust. Nicht<br />
weil er arm <strong>und</strong> bescheiden sein wollte. Aber er wollte eigentlich aus dem Nichts anfangen<br />
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<strong>und</strong> sich beweisen, wie er durchkommt, obwohl er am Anfang noch das Geld von seinem Va-<br />
ter bekommen hat aus dem Bergell. Aber er hat sich dann selbst durchgebracht, hat daran ge-<br />
schaffen. Ich meine nur, das ist so ein Beispiel von Qualität, er hat einfach dann etwas in die<br />
Welt gesetzt. (In <strong>einer</strong> Welt) wo so viel produziert wird, dass da noch <strong>einer</strong> eine Aussage ma-<br />
chen kann, die verbindlich ist. Ich weiß noch, als ich das erste Mal eine solche Skulpturen-<br />
Ausstellung gemacht habe, <strong>und</strong> die Leute gesagt haben, „aber diese Skulpturen <strong>und</strong> was soll<br />
das?“ Aber das hat sich dann einfach eisern durchgesetzt <strong>und</strong> ist eine Weltmarke geworden,<br />
die fantastisch ist. Und so ist es doch mit allem auch, mit den Tätigkeiten, von denen wir<br />
sprechen. Qualität ist schwer zu beschreiben, aber es ist etwas das Talent braucht, das auch<br />
Können braucht, das auch den Geist braucht. Und das kommt immer wieder durch <strong>und</strong> das ist<br />
die Chance.<br />
Jetzt weiß ich nicht, ob ich genug gesagt habe, ob ich genug geschwatzt habe?<br />
Alle: Ja, auf jeden Fall. Das war sehr interessant. Vielen Dank für dieses Gespräch.<br />
100
Anhang 2: Abschrift des Interviews mit Klaus Staeck<br />
Interview mit Klaus Staeck, 7. August, 2007, 11.30-12.00 Uhr<br />
Das Gespräch fand in der <strong>Galerie</strong> Staeck statt. Anwesend waren Klaus Staeck (KS) <strong>und</strong> Cori-<br />
na Rombach (CR).<br />
CR: Sie nahmen seit 1970 – also von Anfang an – an der Art <strong>Basel</strong> teil. Was waren Ihre<br />
Beweggründe?<br />
KS: Ich habe mich damals bei der Basler Messeleitung beworben, weil ich für meine<br />
Edition keine Chance sah, beim Kölner Kunstmarkt zugelassen zu werden, obwohl ich all die<br />
Künstler auch im Programm hatte, die dann von anderen Kollegen auf der Messe vertreten<br />
wurden. Die Gründer hatten dieses Exklusivmodell für sich gepachtet. Die erste Basler war<br />
eine seltsame Messe. Es ging recht dilettantisch zu. Die Messeleitung war damals auf Kunst-<br />
messen offenbar gar nicht vorbereitet. Ich erinnere mich an einen Ausstellerabend in <strong>einer</strong><br />
leeren Messehalle. Die Marlborough <strong>Galerie</strong> aus London hatte wohl sehr teure Arbeiten zur<br />
Messe mitgebracht. Deshalb patrouillierte immer eine Doppelstreife von Wachleuten durch<br />
die Gänge, was dem Ganzen ein recht martialisches Ansehen verlieh.<br />
CR: Der Hauptgr<strong>und</strong> <strong>einer</strong> Teilnahme war also hauptsächlich deshalb, weil Sie in Köln<br />
nicht zugelassen wurden?<br />
KS: Viele, die damals in <strong>Basel</strong> teilnahmen, waren <strong>Galerie</strong>n, die in Köln keine Chance<br />
sahen. Mir hat eine Galeristin, die in Köln einmal als Gast zugelassen worden war, gesagt:<br />
"Herr Staeck, der Kunstmarkt ist eine w<strong>und</strong>erbare Sache. Man verdient dort sehr viel Geld in<br />
wenigen Tagen". Sie würde alles unternehmen, um wieder teilzunehmen <strong>und</strong> sich nicht dafür<br />
engagieren, dass der Kreis noch größer wird. Die Kölner wollten den Kuchen einfach unter<br />
sich aufteilen. Ich habe das als einen der größten Fehler angesehen, weil sich die Exklusivität<br />
nicht halten lassen würde. Auch die Buchmesse ist eine Messe, die viele Aussteller zulässt. Es<br />
war immer absehbar, dass früher oder später eine Konkurrenzsituation entstehen würde <strong>und</strong><br />
<strong>Basel</strong> bot sich da natürlich an. Auch, weil <strong>Basel</strong> ein internationaler Bankenplatz ist, an dem<br />
viele Leute ihr Geld deponiert haben. Daraus ergeben sich auch ganz besondere Geschäfte.<br />
Aber am Anfang spielte das wohl noch keine Rolle. Erst später. Zunächst haben die Leute<br />
über <strong>Basel</strong> nur gelächelt. Es war nicht die große Konkurrenz wie heute. Aber für mich war<br />
immer klar, dass dieses Exklusivsystem, wie es der Kölner Kunstmarkt praktizierte, auf Dauer<br />
nicht aufrecht erhalten werden kann. Deshalb sind wir sehr früh – auch als Künstler – für eine<br />
Öffnung des Kunstmarkts eingetreten. Deshalb haben wir damals auch mit Beuys an die Tü-<br />
101
en geklopft. Aber es war den Kölnern nicht klar zu machen, dass sie sich mit ihrer Starrheit<br />
ins eigene Fleisch schneiden.<br />
CR: War somit die Exklusivität der größte Unterschied der beiden Messen <strong>und</strong> gab es<br />
weitere Gründe?<br />
KS: Die Exklusivität widersprach auch dem Geist der damaligen Zeit. Es hat 1968 ge-<br />
geben, den Neumarkt der Künste. Dort herrschte ein w<strong>und</strong>erbares Chaos. Die Exklusivität<br />
entsprach nicht dem Demokratisierungsgedanken. Es war auch die große Zeit der Grafik. Man<br />
wollte auch Leuten mit kleinem Geldbeutel Zugang verschaffen <strong>und</strong> zum Sammeln anregen.<br />
Das soll heute teilweise wieder zurückgedreht werden, wenn ich höre, dass eine Kunstmesse<br />
in Amerika Grafiken ganz ausschließt, weil sie meinen, es störe die hochpreisigen Geschäfte.<br />
CR: Und weitere Unterschiede?<br />
KS: Für mich war es Hauptgr<strong>und</strong>. Es war nicht in Ordnung, dass <strong>Galerie</strong>n, die in der<br />
Provinz oft schwierige Vermittlungsarbeit leisten, wie Bettler behandelt wurden, mit Warte-<br />
listen <strong>und</strong> Abweisungen.<br />
CR: Ab 1974 hörte man in der Presse vermehrt, dass die Art <strong>Basel</strong> der Art Cologne den<br />
Rang abgelaufen hätte. Würden Sie dem zustimmen <strong>und</strong> wenn ja, warum?<br />
KS: Damals war es noch nicht so extrem. Aber im Laufe der Zeit traf es zu. Es gab ja<br />
dann auch noch eine Messegründung, die IKI. Ich war <strong>einer</strong> der Mitbegründer. Überlebt hat<br />
schließlich das Modell der IKI. Beide haben sich dann auch irgendwann zusammen getan.<br />
Nochmals: Der Kölner Kunstmarkt beruhte auf dem Exklusivmodell, das war mit der IKI<br />
nicht zu vereinbaren. Mit dem Zusammenschluss war in Wahrheit der Kölner Kunstmarkt<br />
beendet. Durchgesetzt hat sich das offene Modell der IKI, die sich heute Art Cologne nennt.<br />
Die IKI war ja zunächst in Düsseldorf, auch teilweise in Köln. Ich erinnere mich noch an eine<br />
Veranstaltung in der Kölner Volkshochschule. Da saßen wir dem Kunstmarkt nebenan unmit-<br />
telbar im Kreuz. Meinen Stand hatte ich in einem Klassenzimmer.<br />
CR: Um nochmals zur Art <strong>Basel</strong> zurückzukommen. Worin sehen Sie die Faktoren für<br />
den Erfolg der Basler Messe?<br />
KS: Es sind sicher die Internationalität <strong>und</strong> der Geldplatz, an dem lange Zeit nicht so<br />
genau gefragt wurde, woher das Geld kommt.<br />
CR: Und wie war das mit den Zollfreilagern?<br />
KS: Das spielt sicherlich eine Rolle. Auch ist der Zoll in der Schweiz eigenartig. Man<br />
muss alles nach Gewicht verzollen. Ich weiß nicht, ob das heute noch so ist. Uns hat das ir-<br />
gendwann so gestört, dass wir nicht mehr hingegangen sind. Ich habe ja jahrelang an der Bas-<br />
ler Messe teilgenommen.<br />
102
CR: Und weitere Kriterien für den Erfolg?<br />
KS: Das ganze hat auch viel mit Psychologie zu tun. Es ist wie bei <strong>einer</strong> Wahl. Man<br />
wird nicht gewählt, weil man so gut ist, sondern man wird abgewählt. Das ist ein altes Prinzip<br />
bei politischen Wahlen. Köln hat auch einige Fehler gemacht. Zum Beispiel die mehrmalige<br />
räumliche Verlagerung. Das ist nie gut für eine Messe. An der Standmiete kann es nicht lie-<br />
gen. Die ist in <strong>Basel</strong> sicherlich höher als in Köln. Ich glaube, es ist das Internationale, was<br />
<strong>Basel</strong> besser verstanden hat. Da hat Köln etwas verschlafen. Und ob jetzt der Versuch mit der<br />
Messe in Mallorca ein Erfolg wird, wage ich zu bezweifeln. Aber ich lasse mich gerne über-<br />
raschen. Auch weil ich natürlich wünsche <strong>und</strong> hoffe, dass die Kölner Messe überlebt. Gerade<br />
für die kleinen <strong>Galerie</strong>n aus der Provinz ist Köln überlebensnotwendig. Köln hatte immer<br />
einen großen Vorteil, weil es im Rheinland eine große Sammlerschaft gibt. Aber darauf kann<br />
man sich nicht ausruhen. Das ist keine Garantie für ewiges Überleben. Dennoch war Köln<br />
immer ein guter Standort. Aber ich habe auch keine endgültige Erklärung. Das sind auch<br />
schleichende Entwicklungen. Irgendwann setzte sich die Behauptung durch, dass <strong>Basel</strong> Köln<br />
den Rang abgelaufen habe. Nun widerlegen Sie das mal.<br />
103
Anhang 3: Tabellen<br />
Tabelle 1: Überblick über die Art <strong>Basel</strong> 203<br />
Name Art 70 Art 2`71 Art 3`72 Art 4`73 Art 5`74<br />
Jahr 1970 1971 1972 1973 1974<br />
Anzahl der Aussteller insges. 110 132 204 279 287<br />
davon Kollektivstände 9 20<br />
Brasilien 0 0 0 1 1<br />
Deutschland 45 42 59 75 73<br />
Belgien 0 0 2 4 4<br />
Dänemark 0 0 1 2 2<br />
Großbritannien 3 1 7 15 20<br />
Frankreich 11 16 12 27 30<br />
Japan 0 0 0 1 1<br />
Iran 0 0 0 1 0<br />
Israel 0 1 1 1 3<br />
Italien 5 12 16 33 26<br />
Kanada 0 0 1 1 2<br />
Liechtenstein 0 1 0 0 0<br />
Niederlande 1 1 5 7 2<br />
Norwegen 1 0 0 0 0<br />
Österreich 1 4 6 12 11<br />
Polen 0 0 0 1 0<br />
Schweden 0 0 3 1 2<br />
Schweiz 40 49 73 75 78<br />
Spanien 1 2 3 5 7<br />
Südafrika 0 0 0 0 1<br />
Venezuela 0 0 1 1 2<br />
USA 2 3 14 16 22<br />
Ort (Mustermesse <strong>Basel</strong>) Hallen 8/9 Hallen 8/9 Hallen 10- Hallen 10- Hallen<br />
13 17 10-17<br />
Dauer 12. - 16. Juni 24 .- 29. 22. - 26. 20. - 25. 19. - 24.<br />
Juni Juni Juni Juni<br />
Besucherzahl 16.300 21.500 28.300 32.043 30.000<br />
Eintrittspreise SFr. 5,- SFr. 5,- SFr. 5,- SFr. 6,- SFr. 6,belegte<br />
Ausstellungsfläche<br />
(m²)<br />
3.442 keine Info 6.270 10.050 13.059<br />
Anzahl der vertretenen Künst- keine vollstän- 939 1.377 2.046 2.247<br />
lerdigeInformation<br />
203 Die Daten basieren auf den Messekatalogen von 1970 – 1974 sowie den Angaben bei MONTEIL [1994] <strong>und</strong><br />
HILT (Quelle 24). Wo die Angaben zwischen verschiedenen Quellen nicht übereinstimmten, wurden eigene<br />
Auswertungen der Katalogdaten herangezogen.<br />
104
Tabelle 2: Überblick über den Kölner Kunstmarkt<br />
Name Kunstmarkt<br />
67<br />
Kunstmarkt<br />
68<br />
Kunstmarkt<br />
Köln 1969<br />
Kölner<br />
Kunstmarkt<br />
70<br />
Kölner<br />
Kunstmarkt<br />
`71<br />
Kölner<br />
Kunstmarkt<br />
1972<br />
7. Kölner<br />
Kunstmarkt<br />
Internationaler<br />
Kunstmarkt<br />
Köln<br />
Jahr 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974<br />
Anzahl der<br />
Aussteller insges.<br />
18 26 22 24 35 33 39 71<br />
davon Inland 18 20 22 24 25 25 28 38<br />
davon Ausland - 6 - - 10 8 11 33<br />
Ort Gürzenich,<br />
Kunstverein<br />
(Ausstellung:<br />
13.9.-18.10.)<br />
Kunsthalle,<br />
Kunstverein<br />
(Ausstellung:<br />
15.10-15.11.)<br />
Kunsthalle,<br />
Kunstverein<br />
(Ausstellung:<br />
14.10-9.11.)<br />
Kunsthalle,<br />
Kunstverein<br />
Kunsthalle,<br />
Kunstverein<br />
Kunsthalle,<br />
Kunstverein<br />
Kunsthalle,<br />
Kunstverein<br />
Rheinhallen<br />
Köln<br />
Dauer 13.-17. 9. 15.-20.10. 14.-19.10. 13.-18.10. 5.10-10.10 3.10.-8.10 29.9.-6.10. 19.10-24.10<br />
Besucherzahl 15.-16.000 ca. 30.-50.000 35.-40.000 40.-50.000 40.000 30.000 30.000<br />
Eintrittspreise - - - -<br />
ca. 3,5- 4<br />
- - - 5 DM, erm. 3<br />
Umsätze in DM ca. 1 Mio. ca. 2 Mio. ca. 3,5 Mio. Mio. ca. 4 Mio. ca. 4,5 Mio. ca. 2,5 Mio. Keine Inform.
Tabelle 3: Meistvertretene Künstler auf dem Kunstmarkt '67<br />
Künstler Vorname Köln 67<br />
Lichtenstein Roy 7<br />
Ernst Max 6<br />
Vasarely Victor 6<br />
Albers Josef 5<br />
Antes Horst 5<br />
Bellmer Hans 5<br />
Geiger Rupprecht 5<br />
Dubuffet Jean 4<br />
Götz K.O. 4<br />
Jones Allen 4<br />
Picasso Pablo 4<br />
Schröder-Sonnenstern Friedrich 4<br />
Tàpies Antoni 4<br />
Warhol Andy 4<br />
Wols 4<br />
Tabelle 4: Meistvertretene Künstler auf dem Kunstmarkt '68<br />
Künstler Vorname<br />
Lichtenstein Roy 6<br />
Vasarely Victor 6<br />
Wesselmann Tom 6<br />
Albers Josef 5<br />
Dine Jim 5<br />
Oldenburg Claes 5<br />
Twombly Cy 5<br />
Antes Horst 4<br />
Christo Javacheff 4<br />
Ernst Max 4<br />
Fontana Lucio 4<br />
Jones Allen 4<br />
Krushenick Nikolas 4<br />
Léger Fernand 4<br />
Richter Gerhard 4<br />
Roth Dieter 4<br />
Warhol Andy 4<br />
Wols 4<br />
Anzahl<br />
<strong>Galerie</strong>n<br />
106
Tabelle 5: Meistvertretene Künstler auf dem Kunstmarkt '69<br />
Künstler Vorname<br />
Arman 6<br />
Ernst Max 5<br />
Roth Dieter 5<br />
Albers Josef 4<br />
Bellmer Hans 4<br />
Beuys Joseph 4<br />
Fontana Lucio 4<br />
Hockney David 4<br />
Lichtenstein Roy 4<br />
Twombly Cy 4<br />
Wols 4<br />
Anzahl<br />
<strong>Galerie</strong>n<br />
Tabelle 6: Meistvertretene Künstler im Jahr 1970<br />
Kunstmarkt Köln 1970 Art <strong>Basel</strong> 1970<br />
Künstler Vorname<br />
Anzahl<br />
<strong>Galerie</strong>n Name Vorname<br />
Roth Dieter 10 Antes Horst 11<br />
Tàpies Antoni 8 Fontana Lucio 8<br />
Vasarely Victor 8 Picasso Pablo 8<br />
Arman 7 Berrocal Miguel 6<br />
Hockney David 7 Bill Max 6<br />
Beuys Joseph 6 Arp Hans 5<br />
Fontana Lucio 6 Chilida Eduardo 5<br />
Jones Allen 6 Dalí Salvador 5<br />
Rainer Arnulf 6 Marini Marino 5<br />
Richter Gerhard 6 Vasarely Victor 5<br />
Warhol Andy 6<br />
Tabelle 7: Meistvertretene Künstler im Jahr 1971<br />
Kunstmarkt Köln 1971<br />
Anzahl<br />
Art <strong>Basel</strong> 1971<br />
Künstler Vorname <strong>Galerie</strong>n Künstler Vorname<br />
Anzahl<br />
<strong>Galerie</strong>n<br />
Warhol Andy 10 Ernst Max 12<br />
Hockney David 9 Picasso Pablo 11<br />
Lichtenstein Roy 8 Antes Horst 9<br />
Rainer Arnulf 8 Miró Joan 9<br />
Roth Dieter 8 Roth Dieter 9<br />
Dine Jim 7 Vasarely Victor 9<br />
Fontana Lucio 7 Dalí Salvador 8<br />
Jones Allen 7 Albers Josef 7<br />
Nauman Bruce 6 Arman 7<br />
Anzahl<br />
<strong>Galerie</strong>n<br />
107
Kunstmarkt Köln 1971<br />
Anzahl<br />
Art <strong>Basel</strong> 1971<br />
Künstler Vorname <strong>Galerie</strong>n Künstler Vorname<br />
Richter Gerhard 6 Arp Jean 7<br />
Vasarely Victor 6 Beckmann Max 7<br />
Wesselmann Tom 6 Bill Max 7<br />
Tabelle 8: Meistvertretene Künstler im Jahr 1972<br />
Chagall Marc 7<br />
Dine Jim 7<br />
Hockney David 7<br />
H<strong>und</strong>ertwasser Friedensreich 7<br />
Nolde Emil 7<br />
Tobey Marc 7<br />
Kunstmarkt Köln 1972 Art <strong>Basel</strong> 1972<br />
Künstler Vorname<br />
Anzahl<br />
<strong>Galerie</strong>n Künstler Vorname<br />
Warhol Andy 8 Roth Dieter 17<br />
Hockney David 7 Miró Joan 16<br />
Beuys Joseph 6 Dalí Salvador 15<br />
Hamilton Richard 6 Picasso Pablo 15<br />
Roth Dieter 6 Antes Horst 13<br />
Twombly Cy 6 Ernst Max 12<br />
Flavin Dan 5 Tàpies Antoni 12<br />
Palermo Blinky 5 Vasarely Victor 12<br />
Richter Gerhard 5 Arp Jean 10<br />
Rosenquist James 5 Matta Roberto 9<br />
Walther Franz Erhard 5 Poliakoff Serge 9<br />
Wewerka Stefan 5<br />
Lichtenstein Roy 5<br />
Tabelle 9: Meistvertretene Künstler im Jahr 1973<br />
Kunstmarkt Köln 1973<br />
Anzahl<br />
Art <strong>Basel</strong> 1973<br />
Künstler Vorname <strong>Galerie</strong>n Vorname Künstler<br />
Flavin Dan 6 Picasso Pablo 32<br />
Twombly Cy 6 Miró Joan 28<br />
Warhol Andy 6 Ernst Max 23<br />
LeWitt Sol 5 Dalí Salvador 22<br />
Broodthaers Marcel 4 Vasarely Victor 21<br />
Buren Daniel 4 H<strong>und</strong>ertwasser Friedensreich 18<br />
Girke Raim<strong>und</strong> 4 Antes Horst 17<br />
Judd Donald 4 Calder Alexander 17<br />
Long Richard 4 Braque Georges 15<br />
Anzahl<br />
<strong>Galerie</strong>n<br />
Anzahl<br />
<strong>Galerie</strong>n<br />
Anzahl<br />
<strong>Galerie</strong>n<br />
108
Kunstmarkt Köln 1973<br />
Anzahl<br />
Art <strong>Basel</strong> 1973<br />
Künstler Vorname <strong>Galerie</strong>n Vorname Künstler<br />
Merz Mario 4 Chagall Marc 15<br />
Nauman Bruce 4 Fontana Lucio 15<br />
Oldenburg Claes 4 Roth Dieter 15<br />
Polke Sigmar 4 Tàpies Antoni 15<br />
Richter Gerhard 4<br />
Roth Dieter 4<br />
Ryman Robert 4<br />
W<strong>einer</strong> Lawrence 4<br />
Wesselmann Tom 4<br />
W<strong>und</strong>erlich Paul 4<br />
Tabelle 10: Meistvertretene Künstler im Jahr 1974<br />
Anzahl<br />
<strong>Galerie</strong>n<br />
Kunstmarkt Köln 1974 Art <strong>Basel</strong> 1974<br />
Künstler Vorname Anzahl<br />
Anzahl<br />
<strong>Galerie</strong>n Künstler Vorname <strong>Galerie</strong>n<br />
LeWitt Sol 12<br />
Picasso Pablo 35<br />
Buren Daniel 10<br />
Dalí Salvador 31<br />
Ernst Max 10<br />
Ernst Max 31<br />
Twombly Cy 10<br />
Miró Joan 29<br />
Warhol Andy 9<br />
Tàpies Antoni 21<br />
Broodthaers Marcel 8<br />
Chagall Marc 20<br />
Ryman Robert 8<br />
Vasarely Victor 20<br />
Francis Sam 7<br />
Matta Roberto 19<br />
Magritte René 7<br />
Roth Dieter 18<br />
Oldenburg Claes 7<br />
Antes Horst 17<br />
Tàpies Antoni 7<br />
Tabelle 11: Vertretene <strong>Galerie</strong>n Art <strong>Basel</strong>/Kunstmarkt Köln<br />
<strong>Galerie</strong> 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974<br />
Abrams Original Editions, N. Y. (USA)/Abrams<br />
<strong>Galerie</strong> (NL) B<br />
Aberbach Fine Art , N.Y. (USA) B<br />
<strong>Galerie</strong> Abis, Berlin (D) B + K<br />
Galleria Adelphi, Mailand (I) B<br />
<strong>Galerie</strong> Änne Abels (D) K<br />
The Agra Galleries, Washington D.C./Palm<br />
Beach (USA) B<br />
Acoris - The Surrealist Art Centre, London (GB) B B B<br />
Adeva, Akademische Druck- <strong>und</strong> Verlagsanstalt,<br />
Graz (A) B<br />
A.H. Grafik, Stockholm (S) B<br />
Aktionsgalerie Bern (CH) B B B<br />
109
<strong>Galerie</strong> 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974<br />
Brooke Alexander, Inc., N. Y. (USA) B<br />
Amelia Arte, Mailand (I) B B<br />
<strong>Galerie</strong> Angelo, Wollerau (CH) B B<br />
<strong>Galerie</strong> Annagasse, Wien (A) B<br />
Salone Annunciata, Mailand (I) B B<br />
Editions d’Art Antarès, Saint Cloud (F) B B<br />
<strong>Galerie</strong> Antoinette, Paris (F) B B B B<br />
AP-AP Limited, London (GB) B B<br />
<strong>Galerie</strong> Apfelbaum, Karlsruhe (D) B<br />
<strong>Galerie</strong> d'Art L'Apogée, Québec, (CDN) B<br />
<strong>Galerie</strong> Appel & Fertsch (D) K K K K K<br />
<strong>Galerie</strong> <strong>und</strong> Edition Argelander, Bonn (D) B<br />
<strong>Galerie</strong> Ariadne, Wien (A) B B B B K<br />
Galleria dell’Ariete, Mailand (I) K B B B B<br />
<strong>Galerie</strong> Aronowitsch (S) K<br />
Ars Grafica, Bad Wildungen (D) B<br />
Ars Moderna, <strong>Basel</strong> (CH) B<br />
Arta S.A., Genf (CH) B B<br />
Art-C.C. Christophe Czwiklitzer, Paris-<strong>Basel</strong> (F-<br />
CH) B<br />
Art Courrier, Paris (F) B<br />
Art de I’II France, Paris (F) B B<br />
Galleria Arte/SI, Mailand (I) B<br />
<strong>Galerie</strong> Art in Progress AG, Zürich (CH)/1974:<br />
München B B B + K<br />
art intermedia Helmut Rywelski, Köln (D) B<br />
Art & Project (NL) K K K<br />
Galleria Arte Borgogna, Mailand (I) B B B + K<br />
Galleria Artecentro, Milano (I) B<br />
<strong>Galerie</strong> d’ Art Moderne <strong>Basel</strong> (CH) B B B B B<br />
Art Protis, J.B. Bronimann, Mézières (CH) B<br />
<strong>Galerie</strong> Arts/Contacts, Paris (F) B<br />
Arts et Lettres - Berrocal-Multicetero, Brüssel<br />
(B) B<br />
Art Vivant (F) K<br />
<strong>Galerie</strong> Badkeller, Dulliken (CH), ab 1974<br />
Kaufmann, Olten (CH) B B B<br />
<strong>Galerie</strong> Bargera, Köln (D) B B + K<br />
Galeria da Barra S.A., Barcelona (E) B<br />
Basilius-Presse AG, <strong>Basel</strong> (CH) B B B<br />
Batik-<strong>Galerie</strong>, Köln (D) B<br />
<strong>Galerie</strong> Beaubourg (F) K<br />
Edition de Beauclaire, Frankfurt (D) B B B<br />
Belser Verlag, Stuttgart (D) B<br />
<strong>Galerie</strong> D. Bénador, Genf (CH) B<br />
110
<strong>Galerie</strong> 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974<br />
<strong>Galerie</strong> d’ Art Benedek-Grenier, Québec (Canada)<br />
B<br />
<strong>Galerie</strong> Bernard, Paris (F) B<br />
<strong>Galerie</strong> Bernard, Solothurn (CH), ab 1973 <strong>Galerie</strong><br />
Medici B B<br />
<strong>Galerie</strong> Ernst Beyeler, <strong>Basel</strong> (CH) B B B B B<br />
Bibliothèque des Arts, Lausanne (CH) B B<br />
<strong>Galerie</strong> Bilder-Klause, Riehen (CH) B<br />
<strong>Galerie</strong> Birch, Kopenhagen (DK) B B<br />
<strong>Galerie</strong> Bischofberger, Zürich (CH) B B B B + K B + K<br />
„Il Bisonte“ di Maria Luigia Guaita, Firenze (I) B B<br />
Edition René Block, Berlin (D) K K K B + K K K B + K B + K<br />
Dario Boccara, Paris (F) B<br />
Galleria Bocchi, Mailand (I) B<br />
La Boetie, Inc., Helene Serger, N.Y. (USA) B<br />
<strong>Galerie</strong> Suzanne Bollag, Zürich (CH) B B B B<br />
<strong>Galerie</strong> Bonnier, Genf (CH) B B<br />
<strong>Galerie</strong> Thomas Borgmann, Köln (D) B B B B B + K<br />
<strong>Galerie</strong> Isy Brachot, Köln (D)/ ab 1974 Belgien B B + K<br />
<strong>Galerie</strong> Claire Brambach, <strong>Basel</strong> (CH)/ab 1973<br />
auch Bremen (D) B B B<br />
<strong>Galerie</strong> Toni Brechbühl, Brenchen (CH) B B<br />
<strong>Galerie</strong> Brockstedt, Hamburg (D) B B + K<br />
Brook Street Gallery, London (GB) B<br />
Michèle Broutta, Paris (F) B B B<br />
Studio Bruckmann, München (D) B B<br />
Dieter Brusberg, <strong>Galerie</strong> <strong>und</strong> Verlag (D) K K K K K K K K<br />
Edition Bucher, Luzern (CH) B B B B<br />
<strong>Galerie</strong> Bucher, Paris (F) B<br />
<strong>Galerie</strong> Buchholz, München (D) K K B + K K K K<br />
<strong>Galerie</strong> Eva Callejo, Genf (CH) B B<br />
Galleria della Cappelletta, Osnago (I) B<br />
Leo Castelli, N.Y. (USA) K K B + K B B + K<br />
Galleria del Cavallino, Venedig (I) B B<br />
Jacqueline de Champvallins, Paris (F) B B<br />
<strong>Galerie</strong> Chiquet, <strong>Basel</strong> (CH) B<br />
Christie's Contemporary Art, London (GB) B<br />
Cirrus Editionen Ltd., Los Angeles (USA) B B<br />
Club de Livre, Paris (F) B B<br />
Codifrance "Plaisir de France", Paris (F) B<br />
Galeria Conkright C.A., Caracas (YV) B B B<br />
<strong>Galerie</strong> Les Contards, Lacoste (F) B<br />
<strong>Galerie</strong> Contemporaine & Co., Carouge-Genf<br />
(CH) B B B<br />
<strong>Galerie</strong> Gilles Corbeil, Montreal (CDN) B<br />
111
<strong>Galerie</strong> 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974<br />
<strong>Galerie</strong> Cornels, Baden-Baden (D) B B B B<br />
Editions Cougniac, Brüssel (B) B<br />
<strong>Galerie</strong> Cour St.-Pierre, Genf (CH) B B<br />
<strong>Galerie</strong> Cramer, Genf (CH) B B<br />
<strong>Galerie</strong> Craven, Paris (F) B<br />
Editions du Damier, Paris (F) B B B<br />
<strong>Galerie</strong> Defet, Nürnberg (D) B B B<br />
<strong>Galerie</strong> Demenga, Riehen (CH) B<br />
Diagramma, Mailand (I) B B<br />
<strong>Galerie</strong> Diana, Rheinfelden (CH) B<br />
<strong>Galerie</strong> Die Treppe, Lahr (D) B B<br />
Dietz Offizin, Lengmoos Post Soyen (D) B<br />
<strong>Galerie</strong> Ditesheim, Neuchâtel (CH) B<br />
<strong>Galerie</strong> Dina Vierny, Paris (F) B<br />
<strong>Galerie</strong> + Edition Domberger, Reutlingen (D) B B B B<br />
<strong>Galerie</strong> Doyle (USA) K<br />
<strong>Galerie</strong> Dreiseitel (D) K<br />
René Dreyfus, Neuilly-sur-Seine (F) B B<br />
<strong>Galerie</strong> Elke Dröscher, Hamburg (D) B B B + K<br />
Duerreci, Editione Grafiche, Rom (I) B<br />
Verlag DuMont Schauberg, Köln (D) B B B B B<br />
<strong>Galerie</strong> d’Art Alain Durvil, Paris (F) B<br />
Eat-Art <strong>Galerie</strong>, Carlo Schröter, Düsseldorf (D) B<br />
Atelier de l'Ecluse, Neuchâtel (CH) B<br />
<strong>Galerie</strong> D’Eendt N.V., Amsterdam (NL) B B B B B<br />
Edition Bremen im Schünemann Verlag, Bremen<br />
(D) B B B<br />
Edition 999, Zollikon (CH) B<br />
<strong>Galerie</strong> Suzanne Eggloff, <strong>Basel</strong> (CH) B B B<br />
Electric Gallery, Toronto (CDN) B B<br />
Robert Elkon Gallery, N.Y. (USA) B B B<br />
André Emmerich Gallery Inc., N.Y.<br />
(USA)/Zürich (CH) B K K B B + K<br />
Editions Empreinte, Paris (F) B B<br />
Epogravure, Lausanne (CH) B B<br />
Erker-<strong>Galerie</strong>, St. Gallen (CH) B<br />
<strong>Galerie</strong> Ernst, Hannover (D) B B + K<br />
<strong>Galerie</strong> Espace, Montréal (CA) B B<br />
Estudio Actual, Caracas, (YV) B<br />
Euro Art, Europa Verlag AG, Wien (A) B B<br />
<strong>Galerie</strong> Paul Facchetti, Lille (F)/Zürich (CH) B K<br />
Fackelträger-Verlag Schmidt-Küster GmbH,<br />
Hannover (D) B<br />
<strong>Galerie</strong> Fagel, P.C., Amsterdam (NL) B<br />
112
<strong>Galerie</strong> 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974<br />
Edition Georges Fall, Paris (F) B B<br />
"Il Cechio" Galleria d'Arte Moderne (I) K<br />
Galleria "Il Fante di Spade", Rom (I) B<br />
Galleria Il Fauno, Turin (I) B<br />
Richard L. Feigen & Co. N.Y. (USA) K K B<br />
Roland Feldman, Fine Art, N.Y. (USA) B<br />
<strong>Galerie</strong> Fey & Nothelfer, Berlin (D) B B<br />
Ernst Fick, Tempagraphie, Ars Multiplicata,<br />
Niederteufen (CH) B<br />
Fischbach (USA) K<br />
<strong>Galerie</strong> Konrad Fischer (D) K K K K<br />
<strong>Galerie</strong> Susanne Fischer, Baden-Baden (D) B<br />
Edition Flamberg, Zürich (CH) B<br />
Galleria/Edizione Flaviana, Lugano (CH) B B<br />
<strong>Galerie</strong> Karl Flinker, Paris (F) K B<br />
Angela Flowers Gallery, London (GB) B<br />
Fotogalerie die Brücke, Wien (A) B B + K<br />
Kunstkeller, Dorothe Freiburghaus, Bern (CH) B B<br />
<strong>Galerie</strong> H<strong>einer</strong> Friedrich, München (D) K K B + K K B + K B + K B + K<br />
<strong>Galerie</strong> Gaetan, Carouge (CH) B B B<br />
<strong>Galerie</strong> 21, Johannesburg (Südafrika ZA) B<br />
Galleri 27 A/S, Oslo (N) B<br />
galerie 68, F. Häuselmann, Zofingen/Strengelbach<br />
(CH) B<br />
<strong>Galerie</strong> 1640, Montréal (CDN) B<br />
galeriepress, Konstanz (D) B<br />
Galeria LP 220, Turin (I) B<br />
<strong>Galerie</strong> S.A.P.Q., VieuB Montréal (CDN)<br />
<strong>Galerie</strong> T, Haarlem (NL) B B<br />
<strong>Galerie</strong> Zwei, Stuttgat (D) B<br />
Editorial Gustavo Gili, Barcelona (E) B<br />
Gemini G.E.L., Los Angeles (USA) B B<br />
Georg & Cie. S.A., Genf (CH) B<br />
galerie + edition toni gerber, Bern (CH) B B B<br />
<strong>Galerie</strong> Daniel Gervis, Paris (F) B<br />
<strong>Galerie</strong> Germain, Paris (F) B<br />
<strong>Galerie</strong> de Gestlo, Hamburg (D) B B B B + K<br />
John Gibson, N.Y. (USA) B B + K<br />
Gimpel & Hanover <strong>Galerie</strong>, Zürich (CH) B B B B B<br />
Galleria del Girasole, Udine (I) B B<br />
<strong>Galerie</strong> Gmuzynska, Köln (D) B B B B B<br />
Goldman’s Art Gallery, Haifa (IL) B B B B<br />
A. et P. Gonin, Lausanne (CH) B<br />
Martin Gordon Gallery, N.Y. (USA) B<br />
113
<strong>Galerie</strong> 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974<br />
Graphica Contemporanea, Mailand (I) B<br />
Edition Graphika, <strong>Basel</strong> (CH) B B B<br />
Galleri Grafikhuset, Stockholm (S) B<br />
Grafikmeyer, Karlsruhe (D) B B B<br />
<strong>Galerie</strong> am Grasholz, Rottendorf (D) B<br />
Nigel Greenwood, London (GB) B<br />
Editions du Griffon, Neuchâtel (CH) B B<br />
Groupe des Editeurs d'Art, Paris (F) B B B B B<br />
<strong>Galerie</strong> Grünangergasse 12, Wien (A) B B B + K<br />
GTPS – Gdanskie Towarzystwo Przyjaciol Sztuki,<br />
Gdansk (PL) B<br />
<strong>Galerie</strong> Odile Guerin, Avignon (F) B<br />
Guilde Graphique, Montréal (CDN) B<br />
<strong>Galerie</strong> Gunar (D) K K K<br />
<strong>Galerie</strong> Gunzenhauser, München (D) B B B + K<br />
<strong>Galerie</strong> Haas, Vaduz (FL) B<br />
<strong>Galerie</strong> Evelyn Hagenbeck, Hamburg (D) B B B B B<br />
<strong>Galerie</strong> Felix Handschin, <strong>Basel</strong> (CH) B B K K<br />
<strong>Galerie</strong> Richard P. Hartmann, München (D) B B B B B<br />
A. Harnach & Co, Buchhandlung, Hannover (D) B<br />
<strong>Galerie</strong> Hasenclever, München (D) B + K<br />
Helbing & Lichtenhahn, Buchhandlung, <strong>Basel</strong><br />
(CH) B B B B<br />
Galleria Henze S.A.S., Campione d’Italia (CH) B B B B<br />
<strong>Galerie</strong> Paul Hervieu, Nizza (F) B<br />
<strong>Galerie</strong> Herzog, Ladenburg (D) B B<br />
<strong>Galerie</strong> Herzog, Wien (A) B B<br />
<strong>Galerie</strong> Heseler München (D) B<br />
Les Heures Claires, Paris (F) B<br />
<strong>Galerie</strong> <strong>Hilt</strong> A. B. <strong>Hilt</strong>, <strong>Basel</strong> (CH) B B B B B<br />
<strong>Galerie</strong> Henry Hirts, Berlin (D) B<br />
<strong>Galerie</strong> Historial, Nyon (CH) B<br />
<strong>Galerie</strong>n Graphische Editionen Hans Hoeppner,<br />
Trittau (D) B B B<br />
Renate Hörmann, Schlangenbad-Georgenborn<br />
(D) B<br />
Edition Hoffmann, Frankfurt (D) B B B<br />
Hofhaus Presse, Düsseldorf (D) B B<br />
<strong>Galerie</strong> Dr. Rainer Horstmann, Düsseldorf (D) B<br />
<strong>Galerie</strong> Edition Howeg, Hinwil (CH) B B<br />
<strong>Galerie</strong> Semiha Huber, Zürich (CH) B B B B K<br />
Edition Volker Huber, Offenbach a. M., ab '74:<br />
Frankfurt (D) B B B<br />
Humbert Collection, Münster (D) B<br />
Edition <strong>und</strong> Buchhandlung H<strong>und</strong>ertmark, Berlin<br />
(D) B B B<br />
114
<strong>Galerie</strong> 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974<br />
Leonard Hutton Galleries, N. Y. (USA) B<br />
International Artist Center Zürich, Pfäffikon (CH) B B B<br />
Internationale Agentur Edition, Kehl (D) B B<br />
Galleria dell`Incisione, Elio Palmisano, Mailand,<br />
(I) B B B<br />
Inter Art, <strong>Galerie</strong> H. Reich, Köln (D) B B<br />
I.T.F. Edizioni, Milano (I) B<br />
Bernard Jacobson Ltd., London (GB) B B<br />
Edition Friedrich Jahn, München (D) B<br />
Sidney Janis Gallery, N.Y. (USA) B B B<br />
<strong>Galerie</strong> Stéphane Janssen, Brüssel (B) B B + K<br />
Annely Juda Fine Art, London (GB) B B B B B<br />
<strong>Galerie</strong> Kaiser, Wien (A) B<br />
Hartmut Kaminsky, Düsseldorf (D) B B<br />
<strong>Galerie</strong> Hansjürgen Kammer, Hamburg (D) B B<br />
<strong>Galerie</strong> Jaques Kaplan, N. Y. (USA) B B<br />
<strong>Galerie</strong> Katakombe, <strong>Basel</strong> (CH) B B B B<br />
<strong>Galerie</strong> Daniel Keel, Zürich (CH) B<br />
KKB Kunstkreis Graphika, <strong>Basel</strong> (CH) B<br />
<strong>Galerie</strong> Thomas Keller, München (D) B B<br />
<strong>Galerie</strong> Roman Norbert Ketterer, Campione d'Italia<br />
(I) B<br />
<strong>Galerie</strong> Wolfgang Ketterer, München (D) B<br />
<strong>Galerie</strong> Klang (D) K<br />
<strong>Galerie</strong> Kley, Hamm (D) B B<br />
M. Knoedler + Co, New York (USA) B<br />
Verlag <strong>und</strong> Buchhandlung Walter König, Köln<br />
(D) B<br />
Kornfeld <strong>und</strong> Klippstein, Bern (CH) B B<br />
<strong>Galerie</strong> Rochus Kowallek (D) K K<br />
Buchhandlung Robert Krauthammer, Zürich<br />
(CH) B B B B<br />
<strong>Galerie</strong> Krebs, Bern (CH) B B B B<br />
Galeria Kreisler, Madrid (E) B<br />
Kölner Kunstkabinett, Köln (D) B<br />
<strong>Galerie</strong> Krinzinger, Innsbruck, (A) B B B + K<br />
<strong>Galerie</strong> Charles Kriwin, Brüssel (B) B B<br />
<strong>Galerie</strong> Dr. Luise Krohn, Badenweiler (D) B B B B<br />
Jan Krugier, Genf (CH) B B B B B + K<br />
<strong>Galerie</strong> Kühl, Hannover (D) B B<br />
<strong>Galerie</strong> Kümmel, Köln (D) B B<br />
Kunstkabinett Wien, Wien (A) B B B<br />
Kunstkeller Kriens (CH) B<br />
Kunstkreis AG, Luzern (CH) B B<br />
<strong>Galerie</strong> Werner Kunze, Berlin (D) B<br />
115
<strong>Galerie</strong> 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974<br />
<strong>Galerie</strong> Kurfis, Zürich (CH) B B<br />
La Boetie, Helen Seger, N.Y. (USA) B<br />
Lacourière et Frélaut, Paris (F) B<br />
<strong>Galerie</strong> La Gravure, Pully-Lausanne (CH) B<br />
Editions Lahumière, Paris (F) B B B B B<br />
Lambert, Yvonne, Paris (F)/Francoise, Mailand<br />
(I) B B K K<br />
Landfall Press, Chicago (USA) B<br />
Edition Lanz, <strong>Basel</strong> (CH) B<br />
<strong>Galerie</strong> La Pochade, Paris (F) B<br />
<strong>Galerie</strong> Laurent, Genf (CH) B<br />
<strong>Galerie</strong> Carl Lazlo, <strong>Basel</strong> (CH) B B B B B<br />
<strong>Galerie</strong> Margarete Lauter, Mannhein (D) B B<br />
Le Corbusier <strong>Galerie</strong>, Heidi Weber, Zürich (CH) B<br />
Editions Le Moulin, Muri (CH) B<br />
<strong>Galerie</strong> Leger, Malmö (S) B<br />
<strong>Galerie</strong> Leresche, Montreux (CH) B<br />
Galleria del Levante, Mailand (I)/München (D) B<br />
Galleria Levi, Mailand (I) B B + K<br />
<strong>Galerie</strong> Levy, Hamburg (D) (1972: Artoma- <strong>Galerie</strong>)<br />
B B B<br />
<strong>Galerie</strong> Liatowitsch, <strong>Basel</strong> (CH) B B B<br />
<strong>Galerie</strong> Edition Udo Liebelt, Marburg (D) B<br />
<strong>Galerie</strong> Ursula Lichter (D) K K<br />
<strong>Galerie</strong> Lietzow, Berlin (D) B B<br />
Galeri Edition Siggi Limbrock, Dienstlaken (D) B B<br />
Lineart, Gesellsch. für Sammeleditionen, Offenbach<br />
(D) B<br />
<strong>Galerie</strong> Albert Loeb, Paris (F) B<br />
<strong>Galerie</strong> Loeb, Bern (CH) B B B B B<br />
<strong>Galerie</strong> Lock, St. Gallen (CH) B<br />
<strong>Galerie</strong> Dorothea Loehr, Frankfurt (D) B B<br />
<strong>Galerie</strong> von Loeper, Hamburg (D) B B<br />
<strong>Galerie</strong> Löwenadler, Stockholm (S) B<br />
Galleria LP-220, Turin (I) B<br />
Galleria Lorenzelli, Bergamo (I) B<br />
Lunn, Graphics International (USA) B<br />
<strong>Galerie</strong> Maeght, Zürich (CH)/ Paris (F) B B B B<br />
<strong>Galerie</strong> Paul Maenz (D) K K K<br />
<strong>Galerie</strong> Daniel Malingue, Paris (F) B<br />
Maltzahn Gallery Ldt., London (GB) B<br />
Galerei Mammouth, Bassecourt (CH) B B<br />
Manus Presse GmbH, Stuttgat-Möhringen (D) B B<br />
<strong>Galerie</strong> Marbach, Bern (CH)1973 / Paris (F)<br />
1971/72 B B B B<br />
116
<strong>Galerie</strong> 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974<br />
<strong>Galerie</strong> Mark, Vedbaek (DK) B<br />
Marlborough <strong>Galerie</strong> AG, Zürich (CH)/London<br />
(GB)/N.Y (USA) B B B B<br />
Gravure Matignon, Paris (F) B<br />
"Il Moro" Galleria Studio'Arte, Florenz (I) B<br />
A & G de May, Lausanne (CH) B B B B B<br />
<strong>Galerie</strong> Maya, Brüssel (B) B<br />
Mayer, (op) art <strong>Galerie</strong> 1967 Esslingen, ab 1968<br />
Krefeld (D) K K<br />
<strong>Galerie</strong> Mayor, London (GB) B B<br />
Média Gravures et Multiples, Montréal (CAN) B<br />
<strong>Galerie</strong> Medici, vormals <strong>Galerie</strong> Bernard (1972),<br />
Solothurn (CH) B B<br />
Meissner Edition, Hamburg (D) B B<br />
Librairie et <strong>Galerie</strong> Melisa, Lausanne (CH) B B<br />
<strong>Galerie</strong> Melki, Paris (F) B B<br />
Ursula Menzer, Hamburg (D) B<br />
Mercury-Gallery, London (GB) B B B<br />
<strong>Galerie</strong> René Metras, Barcelona (E) B<br />
<strong>Galerie</strong> Herbert Meyer-Ellinger, Frankfurt (D) B B K<br />
<strong>Galerie</strong> Mikro, Berlin (D) B B<br />
Galleria Milano, Mailand (I) B B B<br />
Galleria del Milione, Mailand (I) B<br />
Mitch Morse Graphics Inc., N.Y. (USA) B<br />
Modern Art Agency, Neapel (I) B B B + K B + K<br />
Modern Art <strong>Galerie</strong>, Berlin (D) B B<br />
<strong>Galerie</strong> Möllenhof, Köln (D) B B B<br />
Achim Moeller, London (GB) B<br />
<strong>Galerie</strong> Mona Lisa, Paris (F) B<br />
<strong>Galerie</strong> de Montréal, Montréal (CDN) B<br />
<strong>Galerie</strong> George Moos, Genf (CH) B B<br />
Galeria Juana Mordó, Madrid (E) B B<br />
<strong>Galerie</strong> Motte (CH) K<br />
<strong>Galerie</strong> des 4 Mouvements, Paris (F) B B<br />
<strong>Galerie</strong> Münsterberg, <strong>Basel</strong> (CH) B B<br />
<strong>Galerie</strong> Margret Müller, Stuttgart (D) K K K B + K K B + K K B + K<br />
<strong>Galerie</strong> Verena Müller, Bern (CH) B<br />
<strong>Galerie</strong> Müller <strong>und</strong> Kunst-Börse, Köln (D) B<br />
Multiples Inc. N.Y. (USA) B B + K B<br />
<strong>Galerie</strong> Multiples, Paris (F) B<br />
Galleria Multipli, Turin (I) B<br />
Myriades Diffusion et Edition Krugier, Genf<br />
(CH) B B B<br />
<strong>Galerie</strong> Nächst St. Stephan, Wien (A) B B B<br />
Richard Nathanson, London (GB) B<br />
117
<strong>Galerie</strong> 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974<br />
Nanthenshi Gallery, Tokyo (J) B<br />
Galleria d’arte del Naviglio, Mailand (I) B B B<br />
<strong>Galerie</strong> Nebenan, Berlin (D) B<br />
<strong>Galerie</strong> Neuendorf, Köln (D) K K K K K K K K<br />
New Art Center; London (GB) B<br />
New Art Gallery, Odense (DK) B B<br />
New Smith Gallery (B) K<br />
Neue <strong>Galerie</strong>, Dr. P. Nathan, Zürich (CH) B B B<br />
Neue Schweizer Bibliothek, Zürich (CH) B<br />
<strong>Galerie</strong> Niebuhr, Berlin (D) B B<br />
Atelier Edition Niemeyer-Partanen, Feldberg (D) B<br />
<strong>Galerie</strong> Niepel, Düsseldorf (D) K K K K K K K<br />
<strong>Galerie</strong> Ida Niggli, Niederteufen (CH) B B B B B<br />
Fritz Nonn, Stuttgarter Buchdienst, Stuttgart (D) B<br />
Editions Nouvelle Images, Lombreuil (F) B B B B B<br />
Galleria „Fiamma Vigo“/ Rom; “Numero“/Venedig<br />
(I) B B B<br />
Object Art, Döttingen (CH) B B B<br />
Object Art, Düsseldorf (D) B<br />
<strong>Galerie</strong> Hervé Odermatt, Paris (F) B B<br />
Ofakim Art Gallery, Tel Aviv (IL) B<br />
Office du Livre, Fribourg (CH) B B<br />
Galleri Östermalm, Stockholm (S) B<br />
Edition Olympia 1972, München (D) B B B<br />
Onnasch <strong>Galerie</strong>, Köln (D) B B B + K K B + K<br />
<strong>Galerie</strong> Oppenheim, Köln (D)/Brüssel (B) B<br />
<strong>Galerie</strong> <strong>und</strong> Verlag Orangerie, Köln (D) B B B B B<br />
<strong>Galerie</strong> Orly, <strong>Basel</strong> (CH) B B B<br />
Studio Carla Ortelli, Mailand (I) B<br />
Centa Ottiger, Luzern (CH) B<br />
Pace Editions, New York (USA) B<br />
Pantheon Presse, Rom (I) B B<br />
P.A.P. Filmgalerie, K. Hein, München (D) B B B<br />
Parasol-Press, Ney York (USA) B B B<br />
Galleria "Pari e Dispari", Reggio Emilia (I) B B<br />
<strong>Galerie</strong> du Passeur, Paris (F) B<br />
P & P <strong>Galerie</strong> Zug, Zug (CH) B B<br />
Edition Patjes, <strong>Basel</strong> (CH) B B B<br />
<strong>Galerie</strong> Alice Pauli, Lausanne (CH) B B<br />
PBO Fine Arts, New York (USA) B<br />
<strong>Galerie</strong> Peithner-Lichtenfels, Wien (A) B B B B<br />
Petersburg Press, London (GB) B B B B<br />
Petschek Arts, London (GB) B<br />
118
<strong>Galerie</strong> 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974<br />
Piccadilly Gallery, London (GB) B B B<br />
Ediciones Polígrafa, Barcelona (E) B B B B<br />
<strong>Galerie</strong> Poll, Berlin (D) K<br />
Alexander Postan Fine Art, London (GB) B B<br />
Rolf Preisig (D) K<br />
Présences, Fryns & Cie., Brüssel (B) B<br />
Printshop, Amsterdam (NL) B B<br />
Galleria d’Arte Primo Piano, Rom (I) B B<br />
<strong>Galerie</strong> Pro Arte Kasper, Morges (CH) B B B<br />
Propyläen Verlag (Ullstein), Berlin (D) B<br />
MaB Protetch, Washington DC (USA) B<br />
<strong>Galerie</strong> Pudelko (D) K<br />
Galeria de Arte Punto, Valencia (E) B<br />
Edition Pyra AG, Zumikon (CH) B B B B<br />
Timm Rabofsky, Kunstkabinett, Berlin (D) B B<br />
<strong>Galerie</strong> Raeber Luzern, Luzern (CH) B B<br />
<strong>Galerie</strong> Rasser, <strong>Basel</strong> (CH) B<br />
Galleria Ravagnan, Venedig (I) B<br />
<strong>Galerie</strong> Reckermann, Köln (D) K K K K K K K B + K<br />
Reese Palley (USA) K<br />
<strong>Galerie</strong> Regio, Lörrach (D) B B B B B<br />
Rembrandt-Verlag, Berlin (D) B<br />
<strong>Galerie</strong> Schloss Remseck, Neckarems b. Stuttgart<br />
(D) B B B<br />
Denise René (D/F/USA) K K K K<br />
<strong>Galerie</strong> Denise René, Hans Mayer, Düsseldorf<br />
(D) B B B B B + K<br />
<strong>Galerie</strong> Ricke, Köln (D) K K K K K K K K<br />
<strong>Galerie</strong> Riehentor, <strong>Basel</strong> (CH) B B B B B<br />
Delson Richter <strong>Galerie</strong>s, Jaffa (Israel) B B<br />
<strong>Galerie</strong> Rivolta, Lausanne (CH) B<br />
Editions d'Art Robert S.A., Moutier (CH) B<br />
Gallerie Rondanini, Rom (I) B<br />
Edition Rose-Verlag, München (D) B<br />
<strong>Galerie</strong> Rosenbach, Hannover (D) B B B B B<br />
<strong>Galerie</strong> Rothe, Heidelberg (D) B + K K B B K<br />
Edition Rottloff, Karlsruhe (D) B B B B B<br />
Editions Rousseau, Genf (CH) B B B<br />
Lawrence Rubin, N.Y. (USA) B<br />
<strong>Galerie</strong> Saint-Léger, Genf (CH) B<br />
<strong>Galerie</strong> Salzbüchsle <strong>Galerie</strong> Presse, Konstanz (D) B<br />
Felicity Samuel Gallery, London (GB) B<br />
Spencer A. Samuels & Co., N.Y. (USA) B B B<br />
Sander Gallery Inc. (USA) K<br />
119
<strong>Galerie</strong> 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974<br />
"Sant' Ambroeus" Bottega d’Arte, Mailand (I) B B B<br />
Santa Reperata, Florenz (I) B<br />
<strong>Galerie</strong> Scandinavia, Stockholm (S) B<br />
<strong>Galerie</strong> Scheidegger + Maurer, Zürich (CH) B B B<br />
Edition Jörg Schellmann, Nünchen (D) B<br />
<strong>Galerie</strong> Schiessel, Freiburg i.Br. (D) B B B<br />
<strong>Galerie</strong> Schindler, Bern (CH) B B B B<br />
Schirmer, Mosel München Verlagsgesellschaft,<br />
München (D) B<br />
<strong>Galerie</strong> & Edition Dr. Istvan Schlégl, Zürich<br />
(CH) B B<br />
<strong>Galerie</strong> Alfred Schmela, Düsseldorf (D) K K K B + K B<br />
<strong>Galerie</strong> Schmücking, Braunschweig (D) B B B B B<br />
<strong>Galerie</strong> Schneider, Karlsruhe (D) B B B B<br />
<strong>Galerie</strong> Schoeneck (vormals <strong>Galerie</strong> Spatz), Riehen<br />
(CH) B B<br />
<strong>Galerie</strong> Schöttle, München (D) B B<br />
<strong>Galerie</strong> Schr<strong>einer</strong>, <strong>Basel</strong> (CH) B B<br />
Galleria Schubert, Milano (I) B<br />
Edition Schünemann, Bremen (D) B<br />
<strong>Galerie</strong> Schulze-Theiler, Münster (D) B<br />
Gerry Schum, Videogalerie, Düsseldorf (D) K K<br />
Schwarz, Galleria d’Arte, Mailand (I) B + K B B<br />
Schwitter Reproduktion, <strong>Basel</strong> (CH) B<br />
<strong>Galerie</strong> Seebacher, Bludenz-Nüziders (A) B B<br />
<strong>Galerie</strong> de Seine, Paris B<br />
Seriaal N.V., Amsterdam (NL) B B<br />
Seyhoun-Khalil, Téhéran (Iran) B<br />
Shorewood Atelier Inc., New York (USA)/<br />
München (D) B B B B B<br />
Editions d'Art Albert Skira, Genf (CH) B<br />
<strong>Galerie</strong> Folker Skulima, Berlin (D) K B + K<br />
Carl Solway Gallery, Ohio (USA) B B<br />
Editions Sonet, Lidingö (S) B<br />
<strong>Galerie</strong> Sonnabend, N. Y. (F)/ (USA) K B + K B<br />
<strong>Galerie</strong> Spatz, Riehen (CH) B B B<br />
Galleria Sperone, Turin (I) K K K B + K<br />
<strong>Galerie</strong> Der Spiegel, Köln (D) K K K K K K K K<br />
<strong>Galerie</strong> Springer, Berlin (D) K K K K K K K<br />
<strong>Galerie</strong> & Edition S Press, Hattingen-<br />
Blankenstein (D) B B B<br />
<strong>Galerie</strong> Stadler, Paris (F) B<br />
Edition Staeck, Heidelberg (D) B B B B B<br />
P. B. Stähli, Luzern (CH) B B B<br />
<strong>Galerie</strong> Stampa, <strong>Basel</strong> (CH) B B B B B<br />
120
<strong>Galerie</strong> 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974<br />
<strong>Galerie</strong> Stangl München (D) K K K B + K K K<br />
Brigitte Starckmann, Paris (F) B<br />
Andrée Stassart, Paris (F) B<br />
Stefanotty Gallery, New York (USA) B<br />
<strong>Galerie</strong> Steiger, Moers (D) B<br />
<strong>Galerie</strong> V. Still, Berlin (D) B<br />
Stolperverlag Rosemarie Haas, Berlin (D) B<br />
Danielle Stonyer, London (GB) B<br />
Hans Strelow, Düsseldorf (D) B K K<br />
Studio Brescia, Brescia (I) B<br />
Sudio d'Arte Lia Rummer, Napoli (I) B<br />
Studio Morra, Neapel (I) B<br />
Studio LD, Pescara (I) B<br />
Studio S, Roma (I) B<br />
<strong>Galerie</strong> Stummer & Hubschmid, Zürich (CH) B B B B<br />
Stuttgarter Buchdienst, Stuttgart (D) B<br />
<strong>Galerie</strong> Sydow, Frankfurt (D) K B B<br />
Team Colore (<strong>Galerie</strong> E), Mailand (I) B<br />
<strong>Galerie</strong> Teufel, 1970-72: Koblenz/ 1973: Köln<br />
(D) B B B B + K K<br />
<strong>Galerie</strong> M.E. Thelen, Köln/Essen (D) B + K K K K K<br />
<strong>Galerie</strong> Thomas, München (D) K K K B + K K K B + K B + K<br />
<strong>Galerie</strong> Tobiès & Silex, Löln (D) K K K K K K<br />
Tomić <strong>Galerie</strong>, München, ab 1974: Kampen auf<br />
Sylt (D) B B<br />
Toninelli Arte Moderne, Mailand (I) B B B + K B + K<br />
Il Nuovo Torcoliere, Roma (I) B B B<br />
Editions de la Tortue, Paris, (F) B B B<br />
Transworld Art Corporation, N. Y. (USA) B B<br />
Nicholas Treadwell Galleries, London (GB) B B<br />
Nuova Galería Trece S.A., Barcelona (E) B B<br />
<strong>Galerie</strong>/Verlag Tsamas, Villingen (D) B<br />
Union Latine d'Editions, Paris (F) B<br />
Galerei „Val i 30“, Valencia (E) B B<br />
<strong>Galerie</strong> Valentien Stuttgat (D) B B B B B + K<br />
<strong>Galerie</strong> Van de Loo, München (D) K K K B + K K K B B + K<br />
Galería Carl van der Voort, Ibiza (E) B B B<br />
Galeria Vandres (E) K<br />
Daniel Varenne, Paris (I) B<br />
Galerei Vayhinger Radolfzell (D) B<br />
Véhicule Art, Montréal (CDN) B<br />
Galleria Venturi Arte, Cadriano-Bologna (I) B B<br />
<strong>Galerie</strong> <strong>und</strong> Edition A. Verna, Zürich (CH) B B B B<br />
Vernissage Galeria de Arte Ltda., Rio de Janeiro B B<br />
121
<strong>Galerie</strong> 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974<br />
(BR)<br />
<strong>Galerie</strong> Vierny, Paris (F) B B B<br />
Galeria Vinciana, Mailand (I) B B<br />
Vision Nouvelle, Paris (D) B<br />
Edition Vogelsperger, Birsfelden (CH) B B B B B<br />
U. Voigt KG, Grafisches Kunstkabinett, Bremen<br />
(D) B<br />
<strong>Galerie</strong> Voort, Ibiza (E) B<br />
Edition Wack, Kaiserslautern (D) B B<br />
The Waddington Galleries, London (GB) B B B B<br />
<strong>Galerie</strong> Waldersee AG, Kreuzlingen (CH) B<br />
<strong>Galerie</strong> Ben Wargin, Berlin (D) B B<br />
John Weber Gallery, N.Y. (USA) K B + K K<br />
Weber S.A. Editions, Genf (CH) B B<br />
<strong>Galerie</strong> Judith Weingarten, Amsterdam (NL) B<br />
Henriette Weisz, <strong>Galerie</strong>, Cannes (F) B<br />
<strong>Galerie</strong> Bogislav von Wentzel, Hamburg (D) B B + K<br />
<strong>Galerie</strong> Michael Werner, Köln (D) K K K K K<br />
Kunsthandel Wolfgang Werner KG, Bremen B B + K<br />
Wide White Space Gallery (B) K K K K<br />
White Gallery, Lutry-Lausanne (CH) B B<br />
<strong>Galerie</strong> et Editions Wiebenga, Epalinges (CH) B B<br />
Kunsthandel Tjerk Wiegersma, Deurne (NL) B B<br />
<strong>Galerie</strong> Wilbrand, Köln (D) K K K K K K<br />
Edition William Wise, Lacoste (F) B<br />
<strong>Galerie</strong> Wolfrum, Wien (A) B B B<br />
Kunstsalon Wolfsberg, J. E. Wolfenberger AG,<br />
Zürich (CH) B B B B B<br />
Bartcollection, Bart AG, Zürich (CH) B B<br />
Donald Young, Gennets Farm, SusseB (GB) B B B<br />
zehn neun, München (D) B<br />
<strong>Galerie</strong> für Zeitgenössische Kunst, Hamburg (D) B B<br />
Ziegler Editionen <strong>und</strong> Grafik, Zürich (CH) B B<br />
<strong>Galerie</strong> Ziegler S.A., Genf/Zürich (CH) B B + K B B B<br />
<strong>Galerie</strong> Zielemp, Olten (CH) B B B B<br />
<strong>Galerie</strong> Rudolf Zwirner, Köln (D) K K K K K K K K<br />
122
Tabelle 12: Künstler auf dem Kölner Kunstmarkt<br />
Künstler Vorname 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974<br />
Klassische Moderne 204<br />
Arp Jean 3 3 2 2 3 2 2 1<br />
Baumeister Willi 3 2 3 - 2 - 1 4<br />
Beckmann Max 1 - - - 1 - - 3<br />
Giacometti Alberto 1 - - - - - - 2<br />
Kandinsky Wassily 1 - - - - - 1 4<br />
Klee Paul 1 - - 1 - - - 4<br />
Picasso Pablo 4 1 1 2 1 - 1 6<br />
Expressionismus*<br />
Barlach Ernst - - - - - - -<br />
Heckel Erich 1 - 1 - - - - 2<br />
Jawlensky Alexej, von - - 1 - - - - 4<br />
Kirchner Ernst Ludwig 2 - 1 - - - - 2<br />
Klimt Gustav - 1 - - - - - 1<br />
Kokoschka Oskar 1 - - 1 1 - - 1<br />
Kubin Alfred - - - - - - - 2<br />
Macke August - - - - - - 1 2<br />
Marc Franz 1 1 - - - - - 1<br />
Meidner Ludwig - - - - - - - 1<br />
Modersohn-Becker Paula - - - - - - - -<br />
Mueller Otto 1 - 1 - - - - -<br />
Münter Gabriele - - - - - - - 1<br />
Munch Edvard - - - - - - 1<br />
Nolde Emil 2 - 1 - - - - 2<br />
Pechstein Max 1 - - - - - - 3<br />
Rohlfs Christian 1 - - - - - 2<br />
Schiele Egon - 1 - - - - - 1<br />
Schmidt-Rottluff Karl - - - - - - - 2<br />
Werefkin - - - - - - - -<br />
Fauvismus*<br />
204 Die Herkunft <strong>und</strong> Geschichte des Begriffs „Klassische Moderne“ ist meines Wissens nicht erforscht. Auch<br />
Fachlexika verweisen nicht darauf. Der Begriff taucht sehr oft im Kunsthandel <strong>und</strong> in den in dieser Arbeit angeführten<br />
Presseberichten über die Art <strong>Basel</strong> auf. Karin von MAUR [2004, 10ff] definiert den Begriff als Kunst der<br />
ersten Hälfte des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts, die „im wesentlichen die Strömungen des Expressionismus, Fauvismus, Kubismus,<br />
Konstruktivismus <strong>und</strong> Surrealismus“ umfasst. Des Weiteren zählt sie die Bauhaus-Künstler <strong>und</strong> jene, die<br />
der Neuen Sachlichkeit zugeordnet werden, zu Künstlern der Klassischen Moderne. Da der Begriff schon zu<br />
Beginn der Art <strong>Basel</strong> in der Presse im Zusammenhang mit den dort ausgestellten Werken verwendet wird, soll er<br />
auch in dieser Arbeit Verwendung finden. Folgende Richtungen, die in der Tabelle mit einem Stern (*) versehen<br />
sind, fallen in der vorliegenden Arbeit unter „Klassische Moderne“: Expressionismus, Fauvismus, Konstruktivismus,<br />
Bauhaus, Surrealismus, Dada <strong>und</strong> Neue Sachlichkeit. Auch Künstler, die k<strong>einer</strong> dieser Richtungen zuzuordnen<br />
sind, wie beispielsweise Beckmann, Baumeister <strong>und</strong> Giacometti, oder die verschiedenen Gruppen oder<br />
Stilrichtungen der ersten Hälfte des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts angehörten, wie Arp, Klee <strong>und</strong> Picasso, fallen unter „Klassische<br />
Moderne“.<br />
123
Künstler Vorname 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974<br />
Derain André - 1 - - - - - -<br />
Dufy Raoul - - - - - - - -<br />
Marquet Albert - - - - - - - -<br />
Matisse Henri - - - - 1 - - 1<br />
Vlaminck Maurice, de - - - - - - - -<br />
Kubismus*<br />
Braque Georges 2 1 1 - - - - -<br />
Gris Juan - 1 - - - - - 1<br />
Léger Fernand - 4 1 - - 1 2 4<br />
Picasso Pablo 1 1 2 1 - 6<br />
Konstruktivismus 205 *<br />
Doesburg Theo, van - - - - - - 1<br />
Kassák Lajos 1 1 1 - - - - 1<br />
Leck Bart, van der - - - - - - - -<br />
Lissitzky El - - - - - - - 1<br />
Malewitsch Kasimir - - - - - - - 1<br />
Mondrian Piet - - - - - - - 1<br />
Bauhaus*<br />
Feininger Lyonel 2 - 1 - - - - 2<br />
Moholy-Nagy László - - - 1 1 1 2 3<br />
Schlemmer Oskar 1 1 - 1 1 1 1 4<br />
Surrealismus 206 *<br />
Brauner Victor - - - - - - - 5<br />
De Chirico Giorgio - - - - 1 - - 3<br />
Dalí Salvador - 1 2 1 - - 1 4<br />
Delvaux Paul - - - - - - - 3<br />
Ernst Max 6 4 5 4 5 4 3 10<br />
Magritte René 1 2 2 3 3 3 2 7<br />
Masson André - - - - - - 1 -<br />
Matta Roberto 2 1 2 1 1 - - 6<br />
Miró Joan 1 2 1 - 2 - 1 4<br />
Tanguy Yves 1 - - 1 - - 1 5<br />
205 Unter der Bezeichnung „konstruktivistische Kunst“ fallen in der vorliegenden Arbeit die Hauptvertreter von<br />
De Stijl (van Doesburg, van der Leck, Mondrian) sowie des Suprematismus (Malewitsch) <strong>und</strong> Konstruktivismus<br />
(El Lissitzky, Kassák). Siehe RICHTER [1998, 87ff] <strong>und</strong> THOMAS [1986, 134ff].<br />
206 Hierzu zählen die Künstler, die der Begründer der surrealistischen Bewegung André Breton 1925 in der Juliausgabe<br />
der Zeitschrift „La Revolution Surréaliste“ als surrealistische Maler betitelt: de Chirico, Picasso, Ernst,<br />
Masson, Man Ray [SCHNEEDE 2006, 84f]. U. a. schließen sich in den kommenden Jahren weitere Künstler der<br />
surrealistischen Bewegung an: Joan Miró (1924), Victor Brauner (1933), Tanguy (1927), Salvador Dalí, Roberto<br />
Matta, René Magritte. Durch seine Nähe zu der Gruppe soll in dieser Arbeit auch Paul Delvaux genannt werden,<br />
obwohl er nicht Mitglied war. Jean Arp <strong>und</strong> Alberto Giacometti treten für kurze Zeit den Surrealisten bei, fallen<br />
in dieser Arbeit jedoch nicht unter diese Gruppe: Arp steht laut SCHNEEDE [2006, 235] durch die Nähe bzw.<br />
Mitbegründung anderer Gruppen „am Rand der [surrealistischen] Bewegung“ <strong>und</strong> von Giacometti distanziert<br />
sich Breton aufgr<strong>und</strong> s<strong>einer</strong> figürlichen Skulpturen, die ab 1933 entstehen [2006, 242].<br />
124
Künstler Vorname 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974<br />
Neue Sachlichkeit*<br />
Dix Otto - 1 1 1 - - - 2<br />
Grosz George 2 1 - - - - - 3<br />
Dada*<br />
Duchamp Marcel - - 1 1 - 1 2<br />
Man Ray 1 1 1 1 2 3 1 -<br />
Schwitters Kurt 2 2 1 1 1 2 - 5<br />
Konstruktive Kunst ab 1945 207<br />
Baier Jean - 1 - - -<br />
Bill Max 2 2 - 2 5 1 2 1<br />
Fleischmann Adolf Richard - - - - 2 - - 3<br />
Fruhtrunk Günther 2 2 3 5 4 3 2 3<br />
Girke Raim<strong>und</strong> - 1 3 3 4 3 4 5<br />
Glarner Fritz - - - - - - - -<br />
Graeser Camille 1 - 1 - - - 1 1<br />
Hauser Erich 3 2 2 3 1 - 1 1<br />
Heerich Erwin 3 3 3 3 3 4 1 1<br />
Herbin Auguste 3 - - - 2 - 1 3<br />
Lenk Thomas 2 2 1 1 3 1 - 1<br />
Loewensberg Verena - - - - - - - -<br />
Lohse Paul Richard 1 1 - 1 3 - 1 -<br />
Pfahler Karl Georg 2 3 2 3 3 1 1 1<br />
Vordemberge-Gildewart Friedrich 1 - 1 1 1 - - 3<br />
Op Art 208<br />
Agam Yaacov 1 1 - 1 1 1 1 -<br />
Anuszkiewicz Richard 2 1 1 1 2 1 1 1<br />
Cruz-Diez Carlos 1 - 1 1 2 1 1 -<br />
Mavignier Almir 3 3 1 3 2 1 2 2<br />
Riley Bridget 1 2 2 1 3 1 - -<br />
207 Unter diese Bezeichnung fallen in der vorliegenden Arbeit Strömungen, denen ungegenständliche, geometrische<br />
Formen zugr<strong>und</strong>e liegen. Willi ROTZLER [³1995, 152] weist darauf hin, dass nach 1945 viele Künstler <strong>und</strong><br />
Bildhauer zu <strong>einer</strong> konstruktiven Arbeitsweise übergegangen sind. Konstruktiv verwendet er für abstraktgeometrische<br />
Formen. Unter dem Titel „Konstruktive Konzepte“ fasst er alle Kunst zusammen, die auf geometrischen<br />
Gr<strong>und</strong>strukturen beruht, vom Kubismus bis zur Minimal Art.<br />
Da auf den Messen in <strong>Basel</strong> <strong>und</strong> Köln zahlreiche Werke konstruktiver Kunst vor allem ab 1945 ausgestellt werden,<br />
soll diese Gruppe in der vorliegenden Arbeit unter der Bezeichnung „Konstruktive Kunst ab 1945“ besprochen<br />
werden. Hierunter fallen sowohl die Werke der „Zürcher Konkrete“ von Max Bill, Camille Graeser, Verena<br />
Loewensberg, Richard Paul Lohse als auch Günter Fruhtrunk, Adolf Fleischmann, Raim<strong>und</strong> Girke, Georg-Karl<br />
Pfahler, Kaspar-Thomas Lenk, Fritz Glarner, Friedrich Vordemberge-Gildewart, Jean Baier <strong>und</strong> die Bildhauer<br />
Erich Hauser <strong>und</strong> Erwin Heerich. Der Franzose Auguste Herbin setzt sich zwar schon vor 1945 mit geometrischen<br />
Formen auseinander, ist auf den Messen jedoch meistens durch seine neuesten Werke vertreten.<br />
208 Zu der in den 1960er Jahren aufkommenden Op Art, zählt RICHTER [²1998, 197f] folgende Künstler: Yaacov<br />
Agam, Almir Mavignier, Bridget Riley, Victor Vasarely. Neben den schon genannten Künstlern nennt Karl<br />
RUHRBERG [2005, 344ff] Richard Anuszkiew, Jesús Rafael Soto <strong>und</strong> Carlos Cruz-Diez. Bei der Ausstellung „Op<br />
Art“ 2007 in der Schirn Kunsthalle in Frankfurt werden neben anderen alle in der Tabelle aufgeführten Künstler<br />
ausgestellt [WEINHARD/HOLLEIN 2007, 314ff].<br />
125
Künstler Vorname 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974<br />
Soto Jesús-Rafael 3 2 1 1 3 2 2 3<br />
Vasarely Victor 6 6 3 8 6 2 2 6<br />
Kinetische <strong>und</strong> kybernetische<br />
Kunst 209<br />
Calder Alexander - 1 - - - - - 2<br />
Bury Pol 2 1 3 3 4 2 1 1<br />
Le Parc Julio 2 3 3 2 2 1 - -<br />
Rickey George 1 - - 1 - - - -<br />
Schoeffer Nicolas - 2 - - - - - -<br />
Tinguely Jean<br />
Informelle Kunst 210<br />
Brüning Peter 3 1 1 1 2 1 2 2<br />
Buchheister Carl 2 1 2 - - - 2 4<br />
Burri Alberto 1 - - - - - - -<br />
Dahmen Karl Fred 2 - - 1 1 - 1 2<br />
Fautrier Jean - - - - - - - 1<br />
Gaul Winfred 3 1 1 1 2 2 1 -<br />
Götz K.O. 4 2 - - - - 1 1<br />
Greis Otto 1 1 - - 1 - - -<br />
Hartung Hans - 2 1 1 - 5<br />
Hoehme Gerhard - - - 1 1 - 1 1<br />
Mathieu Georges 2 - - - - - 1 3<br />
Michaux Henry 1 1 2 1 1 - 1 2<br />
Poliakoff Serge 1 2 1 - 5<br />
Saura Antonio 1 1 1 2 2 - - 1<br />
Schultze Bernard 2 4 4 3 3 5<br />
Schumacher Emil 3 1 1 3 3 - 2 2<br />
Sonderborg K.H.R. 3 2 1 2 1 - 1 3<br />
209 In der vorliegenden Arbeit zählen zu dieser Gruppe sowohl Alexander Calder, der sich vor allem durch seine<br />
bewegten <strong>und</strong> somit veränderlichen Mobiles auszeichnet, George Rickey, Pol Bury <strong>und</strong> Julio Le Parc, die sich<br />
kinetischen Skulpturen bzw. Objekten widmen <strong>und</strong> Jean Tinguely mit seinen Maschinenskulpturen, als auch<br />
Nicolas Schoeffer, der die kinetische Kunst zur kybernetischen weiterführt. Unter dem Titel „Die kinetische<br />
Expansion“ führt Manfred SCHNECKENBURGER [²2005, 499ff] Le Parc, Rickey <strong>und</strong> Bury auf. Auch Willi Bongard<br />
teilt im Kunstkompass die Künstler Bury, Le Parc <strong>und</strong> Tinguely unter „Richtung Kinetik“ ein [ROHR-<br />
BONGARD 2001, 42ff].<br />
210 Die Bezeichnung “Informel“ geht auf den Kritiker Michel Tapié zurück, der den Begriff im Kontext der Ausstellung<br />
„Signifiants de l’informel“ im Jahre 1951 im Pariser Studio Paul Facchetti prägt. Unter dem Titel „Un<br />
art autre, où il s’agit de nouveaux dévidages du réel“ veröffentlicht er im folgenden Jahr die Programmschrift<br />
des Informels [ZUSCHLAG 1998, 40]. Neben dem Begriff „Informel“ existieren für diese Strömung auch die<br />
Begriffe „Tachismus“ <strong>und</strong> „Lyrische Abstraktion“. Zu <strong>einer</strong> ausführlichen Auseinandersetzung mit den Begriffen<br />
siehe LUEG [1983, 15ff]. Da sich vor allem der Begriff des „Informel“ durchsetzt, soll er in dieser Arbeit als<br />
Sammelbegriff für die oben genannten Künstler verwendet werden. Unter diesen Begriff fallen in der vorliegenden<br />
Arbeit folgende Künstler laut RUHRBERG [2005, 252ff]: Alberto Burri, Jean Fautrier, Georges Mathieu,<br />
Henri Michaux, Antonio Saura, Antoni Tàpies, Wols <strong>und</strong> auch die Vertreter der abstrakten Ecole de Paris wie<br />
Hans Hartung, Pierre Soulages <strong>und</strong> Serge Poliakoff [2005, 230ff]. Als die wichtigen deutschen Maler des Informel<br />
nennt Georg-W. KÖLTZSCH [1999, 26]: Peter Brüning, Carl Buchheister, Karl-Fred Dahmen, Winfred Gaul,<br />
K.O. Götz, Otto Greis, Gerhard Hoehme, Bernard Schultze, Emil Schumacher, K.H.R. Sonderborg, Fred Thieler,<br />
Hann Trier.<br />
126
Künstler Vorname 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974<br />
Soulages Pierre - - -<br />
Tàpies Antoni 4 3 3 8 4 2 2 7<br />
Thieler Fred - - - - - 1 - -<br />
Trier Hann 2 1 1 2 - - 1 -<br />
Wols 4 4 4 2 2 - 1 6<br />
Abstrakter Expressionismus 211<br />
Baziotes William - - - - - 1 - -<br />
Francis Sam 3 1 2 1 1 1 1 7<br />
Frankenthaler Helen - 1 - - 1 1 - 2<br />
Gottlieb Adolph - - - - - - - -<br />
Gorky Arshile - - - - 2 - - -<br />
Guston Philip - - - - - - - -<br />
Kline Franz 2 - - - - - 1 -<br />
De Kooning Willem - - - - - - 1 -<br />
Motherwell Robert 1 1 - - 1 - - 3<br />
Newman Barnett - - - - - - - 1<br />
Pollock Jackson 1 - - - - - 1 1<br />
Rothko Mark - - - - - - - 1<br />
Still Clyfford - - - - - - - -<br />
Twombly Cy 3 5 4 5 4 6 6 10<br />
Hard Edge 212<br />
Held Al 1 1 1 2 1 - 1<br />
Kelly Ellsworth 1 - - - - - 2<br />
Noland Kenneth 1 - 1 2 3 2 2 6<br />
Stella Frank 2 1 3 4 3 2 4<br />
211 Unter den Begriff „Abstrakter Expressionismus“ fallen in dieser Arbeit sowohl die Maler des „Action Painting“<br />
wie William Baziotes, Sam Francis, Helen Frankenthaler, Adolph Gottlieb, Arshile Gorky, Philip Guston,<br />
Franz Kline, Willem De Kooning, Robert Motherwell, Jackson Pollock, Clyfford Still als auch die Farbfeldmaler<br />
wie Mark Rothko <strong>und</strong> Barnett Newman. Hiermit beziehe ich mich auf die Einteilung von Willy ROTZLER [1981,<br />
152]. Für Karl RUHRBERG hingegen gilt der Bergriff „Abstrakter Expressionismus“ nur für die Maler des Action<br />
Paintings. Vgl. RUHRBERG [²2005, 270ff]. Da jedoch sowohl die Bilder Rothkos als auch jene Newmans über<br />
den Bildrand hinaus wirken <strong>und</strong> meist von großem Format sind, zeigen sie eine Ähnlichkeit zu den Bildern des<br />
Action Paintings. Sie grenzen sich hingegen von den Hard-Edge-Paintings wie beispielsweise von Frank Stella<br />
ab, in welchen die einzelnen Formen scharfkantig voneinander abgetrennt sind. Siehe RICHTER [²1998, 200].<br />
Auch Cy Twombly, dessen Malerei vom Action Painting ausgeht, sich dann jedoch laut RUHRBERG [2005, 285]<br />
inhaltlich <strong>und</strong> formal weiterentwickelt, wird in dieser Arbeit dem Abstrakten Expressionismus zugerechnet.<br />
212 Den 1958 von Jules Langsner im Rahmen der Vorbereitung <strong>einer</strong> Ausstellung für konstruktiv- geometrische<br />
Kunst geprägten Bergriff beziehen ROTZLER [ 3 1995, 270ff] <strong>und</strong> RICHTER [ 2 1998, 200ff] auf Al Held, Ellsworth<br />
Kelly, Frank Stella. Sowohl ROTZLER als auch RUHRBERG [2005, 350] zählen Kenneth Noland in den Umkreis<br />
der Hard Edge Malerei.<br />
127
Künstler Vorname 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974<br />
Pop Art 213<br />
D' Arcangelo Allan 3 1 1 1 5 1 - -<br />
Blake Peter 1 - - - - - - 1<br />
Chamberlain John - 1 - 1 3 1 - 3<br />
Dine Jim 3 5 3 5 7 4 2 3<br />
Hamilton Richard 3 3 2 3 3 6 1 3<br />
Hockney David 3 3 4 7 9 7 3 3<br />
Indiana Robert 2 2 1 1 4 1 - 1<br />
Jones Allen 4 4 2 6 7 4 2 1<br />
Kitaj R.B. 2 1 2 4 2 - -<br />
Lichtenstein Roy 7 6 4 5 8 5 2 2<br />
Oldenburg Claes 3 5 2 5 5 4 4 7<br />
Paolozzi Eduardo 2 1 3 1 1 1 - 1<br />
Phillips Peter 3 - 2 - 2 1 1 -<br />
Ramos Mel 3 1 - 1 - - 1 .<br />
Rosenquist James 3 1 1 4 4 5 3 3<br />
Smith Richard - 2 - - 2 - - 2<br />
Tilson Joe 1 3 2 1 1 - - -<br />
Warhol Andy 4 4 3 6 10 8 6 9<br />
Wesselmann Tom 3 6 2 5 6 1 4 2<br />
Nouveau Réalisme 214<br />
Arman 2 3 6 7 3 3 2 5<br />
César - - - - - 1 - 4<br />
Christo Javacheff 3 4 1 2 4 4 1 6<br />
Dufrene Francois - - - - - - - -<br />
Hains Raymond - - - 1 1 1 1 3<br />
Klein Yves - - 1 4 3 - 3 2<br />
Raysse Martial - 1 2 3 2 2 2 3<br />
Rotella Mimmo 1 1 - 1 - - 1 2<br />
Saint Phalle Niki, de 1 2 3 2 2 1 - 2<br />
Spoerri Daniel 2 3 3 2 1 2 1 2<br />
Tinguely Jean 3 2 1 2 3 2 3 6<br />
213 Zu dem von Lawrence Alloway geprägten Stilbegriff „Pop Art“ zählt Horst RICHTER [1998, 208] folgende<br />
britische Künstler: Hamilton, Paolozzi, Peter Blake, R. B. Kitaj, Richard Smith, David Hockney, Allen Jones<br />
<strong>und</strong> Peter Phillips. Jochen LINK [2000, 21] nennt zusätzlich Joe Tilson.<br />
Zu den amerikanischen Pop Art Künstlern in ihrer „reinsten Form“ zählt Constance W. Glenn in ihrem Artikel<br />
„Amerikanische Pop Art: Wie der Mythos geschaffen wurde“ ausschließlich sechs Künstler: Warhol, Lichtenstein,<br />
Rosenquist, Dine, Oldenburg <strong>und</strong> Wesselmann. In: LIVINGSTONE [1992, 31]. In der vorliegenden Arbeit<br />
werden noch folgende Künstler unter den Stilbegriff „Amerikanische Pop Art“ eingeordnet: Allen D’Arcangelo,<br />
John Chamberlain, Robert Indiana, Mel Ramos. Siehe LINK [2000, 21].<br />
214 Hierzu zählen sowohl die Künstler, die am 27. Oktober 1960 die Gründungserklärung der Nouveau Réalistes<br />
unterzeichnen, genauer: Arman, Francois Dufrêne, Raymond Hains, Yves Klein, Martial Raysse, Daniel Spoerri<br />
<strong>und</strong> Jean Tinguely, als auch die später zur Gruppe stoßenden Künstler César, Mimmo Rotella, Niki de Saint<br />
Phalle <strong>und</strong> Christo. Siehe NEUBURGER [2005, 123]; SCHNECKENBURGER [²2005, 518].<br />
128
Künstler Vorname 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974<br />
Fantastischer Realismus 215<br />
Bellmer Hans 5 1 4 2 3 1 2 3<br />
Brauer Erich - - 1 1 - - - -<br />
Bremer Uwe - - - 1 2 2 - -<br />
Fuchs Ernst - - 1 - 1 - - -<br />
Hausner Rudolf - - - 1 1 - - 1<br />
Hutter Wolfgang - - - - - - - -<br />
Lehmden Anton - - - - - - - -<br />
Oelze Richard 1 - - - - - - 2<br />
Schröder-Sonnenstern Friedrich 4 1 2 1 1 - - -<br />
W<strong>und</strong>erlich Paul 2 1 2 2 4 3 4 2<br />
Monochrome Malerei/Plastik 216<br />
Fontana Lucio 3 4 4 6 7 1 3 6<br />
Geiger Rupprecht 5 3 3 4 4 4 2 -<br />
Graubner Gotthard 2 1 2 3 4 2 1 3<br />
Klein Yves - - 1 3 - 3 2<br />
Mack Heinz 3 3 1 3 5 4 2 3<br />
Manzoni Piero - - 1 5 4 2 1 5<br />
Piene Otto 1 1 2 2 4 2 1 1<br />
Uecker Günter 3 3 3 2 5 3 3 3<br />
Minimal Art 217<br />
Andre Carl - - 2 2 3 3 3 6<br />
Flavin Dan - 1 1 5 4 5 6 5<br />
Judd Donald - - 2 2 4 4 4 4<br />
LeWitt Sol - 1 2 3 4 4 5 12<br />
Morris Robert 3 3 1 2 3 1 2 3<br />
Land Art 218<br />
Heizer Mike - - 2 2 1 1 2 2<br />
215 Die Bezeichnung „Malerei des Phantastischen Realismus“, die erstmals Mitte der Fünfziger Jahre von dem<br />
Kunsthistoriker Johann Muschig verwendet wird, bezieht sich hauptsächlich auf die Maler der „Wiener Schule<br />
des phantastischen Realismus“. Laut Wieland SCHMIED [1973, 13] zählen zu den bedeutendsten Künstlern der<br />
Wiener Schule Rudolf Hausner, Ernst Fuchs, Erich Brauer, Anton Lehmden, Wolfgang Hutter. Horst RICHTER<br />
[1998, 225] nennt zusätzlich Hans Bellmer, Uwe Bremer, Richard Oelze, Friedrich Schröder-Sonnenstern, Bernhard<br />
Schultze <strong>und</strong> Paul W<strong>und</strong>erlich als Vertreter der „Phantastischen Malerei“.<br />
216 Ganz im Gegensatz zum Abstrakten Expressionismus widmen sich Künstler wie Lucio Fontana, Yves Klein,<br />
Gotthard Graubner, Rupprecht Geiger <strong>und</strong> die Künstler der ZERO Gruppe (Mack, Piene, Uecker) Anfang der<br />
Sechziger Jahre <strong>einer</strong> monochromen Malerei bzw. Plastik. Themen sind die Wirkung von Farbe, Lichtwert der<br />
Farbe, die Einheit von Farbe <strong>und</strong> Raum. Otto Piene versteht Farbe als „Licht <strong>und</strong> Energie“, Yves Klein als „sensibilisierte<br />
Materie“ [zitiert nach RUHRBERG ²2005, 294]. Fontana möchte das Bild zum Raum hin öffnen, indem<br />
er die Leinwand aufschlitzt oder durchlöchert. Siehe RICHTER [2005, 344ff]. Graubner entwickelt die „Farbraumkörper“<br />
<strong>und</strong> Manzoni in weiß gehaltene Arbeiten, die er „Achromes“ nennt. Gemeinsam ist diesen Arbeiten<br />
die Reduktion auf eine Farbe.<br />
217 Die in der Tabelle aufgeführten Künstler sieht Franz MEYER [2005, 270] als „die wichtigsten Protagonisten<br />
der Minimal Art“. SCHNECKENBURGER [²2005, 525] nennt sie den „inneren Kern“.<br />
218 Zu den Künstlern, die sich ab Ende der 1960er Jahre dem natürlichen Landschaftsraum widmen <strong>und</strong> diesen<br />
zum wichtigsten Bestandteil ihres Kunstwerkes machen, zählen Lippert, Ruhrberg <strong>und</strong> Thomas u. a. die in der<br />
Tabelle aufgeführten Künstler. Siehe LIPPERT [1990, 72ff], RUHRBERG [2005, 543ff], THOMAS [1986, 333]<br />
129
Künstler Vorname 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974<br />
Long Richard - - 1 1 2 1 4 5<br />
Maria Walter, de - 1 1 1 2 2 1 1<br />
Smithson Robert - - 1 1 1 1 1 1<br />
Arte Povera 219<br />
Anselmo Giovanni - - - - 2 1 2 4<br />
Boetti Alighiero - - - - 3 1 2 6<br />
Calzolari Pier Paolo - - - - 1 - 1 1<br />
Fabro Luciano - - - - 1 - - 2<br />
Kounellis Jannis - - - - 1 - 2 3<br />
Merz Mario - - - 1 4 2 4 3<br />
Paolini Giulio - - - - 1 1 3 6<br />
Pascali Pino - - - - 1 - - -<br />
Penone Giuseppe - - - - 1 1 1 2<br />
Pistoletto Michelangelo 1 1 - - 2 - 1 2<br />
Prini Emilio - - - - - - - -<br />
Salvo - - - - 2 1 2 5<br />
Zorio Gilberto - - - - 2 1 1 4<br />
Konzeptkunst 220<br />
Art & Language - - - - 1 1 2 4<br />
Baldessari John - - - - 1 1 1 6<br />
Barry Robert - - - - 2 1 2 6<br />
Becher Bernd <strong>und</strong> Hilla - - 1 1 1 - 1 1<br />
Bochner Mel - - 2 1 2 - 1 -<br />
Brouwn Stanley - - 1 1 3 1 2 6<br />
Buren Daniel - - - 1 4 2 4 10<br />
Darboven Hanne - - 2 3 4 2 3 5<br />
Dibbets Jan - - 1 1 3 1 3 6<br />
Fulton Hamish - - - 1 3 - 2 5<br />
Gilbert & George - - - 1 4 1 3 5<br />
219 Die Einordnung der Künstler unter den von Germano Celant stammenden Begriff „Arte Povera“ verändert<br />
sich über die Jahre. Unter diesen Begriff fallen in der vorliegenden Arbeit zum einen die Künstler, die am 27.<br />
September 1967 in der Galleria La Bertesca in Genua unter dem Titel “Arte Povera” ausstellten (Alighiero Boetti,<br />
Luciano Fabro, Jannis Kounellis, Giulio Paolini, Pino Pascali, Emilio Prini). Zum anderen kommen bei weiteren<br />
Ausstellungen unter dem Titel „Arte Povera“ in den Jahren 1967-1969 folgende Künstler hinzu: Giovanni<br />
Anselmo, Pier Calzolari, Mario Merz, Michelangelo Pistoletto <strong>und</strong> Gilberto Zorio. Siehe BÄTZNER [2000, 23ff].<br />
Im Kunstverein München werden unter dem Titel „Arte Povera. 1971 <strong>und</strong> 20 Jahre danach“ auch Giuseppe Penone<br />
<strong>und</strong> SALVO zu dieser Strömung gezählt. Siehe ZDENEK [1991, 5].<br />
220 Der von Sol Lewitt erstmals 1967 in der Kunstzeitschrift „Artforum“ angeführte Begriff in seinem Aufsatz<br />
„Paragraphs on Conceptual Art“, der zu Beginn von den Künstlern heftigst diskutiert wird, bezeichnet keinen<br />
einheitlichen Stil. Im Mittelpunkt steht jedoch bei allen Künstlern die Idee <strong>und</strong> das Konzept, die Ausführung ist<br />
von sek<strong>und</strong>ärer Bedeutung. Siehe HONNEF [1974, o. p.]. Unter dem Titel „Concept Art“ stellt der Kunstverein<br />
Braunschweig 1974 folgende Künstler aus: Robert Barry, Stanley Brouwn, Daniel Buren, Hanne Darboven, Jan<br />
Dibbets, Gilbert & George, Douglas Huebler, On Kawara, Joseph Kosuth, Sol Lewitt, Lawrence W<strong>einer</strong>, Ian<br />
Wilson. Siehe HOLTMANN [1974, o. p.]. Karin THOMAS [1986, 335f] nennt zusätzlich Hans Haacke <strong>und</strong> die<br />
Gruppe Art & Language. Werner LIPPERT [1990, 55ff] zählt zusätzlich folgende Künstler zu den Konzeptkünstlern:<br />
John Baldessari, Mel Bochner, Hamish Fulton, Dan Graham <strong>und</strong> Bernd <strong>und</strong> Hilla Becher.<br />
130
Künstler Vorname 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974<br />
Graham Dan - - - 2 1 2 1 3<br />
Haacke Hans - - - - 1 2 1 2<br />
Huebler Douglas - - - 1 1 - 2 6<br />
Kawara On - - - - 1 - 1 1<br />
Kosuth Joseph - - 1 - 2 1 2 3<br />
W<strong>einer</strong> Lawrence - - 1 1 4 2 4 6<br />
Wilson Ian - - - - 1 - 1 4<br />
Aktionskunst 221<br />
Beuys Joseph 2 2 4 6 4 6 3 6<br />
Nauman Bruce - 2 1 6 3 4 6<br />
Vostell Wolf 2 2 2 2 1 1 - 2<br />
Walther Franz Erhard 3 3 5 5 3 2<br />
Kapitalistischer Realismus 222<br />
Brehmer K.P. 1 1 1 1 - 1 - 1<br />
Hödicke K.H. 1 1 1 1 - 1 - 1<br />
Lueg (ab 1968 Konrad Fischer) Konrad 1 2 1 1 - - 1 1<br />
Polke Sigmar 1 1 2 3 4 4 4 4<br />
Richter Gerhard 1 4 3 6 6 5 4 6<br />
Fotorealismus 223<br />
Clarke John Clem - - - 1 1 - - -<br />
Close Chuck - - - - - - - 1<br />
Cottinham Robert - - - - - - - 2<br />
Estes Richard - - - - - - - 1<br />
Gertsch Franz - - - - - - 1 -<br />
Goings Ralph - - - 1 - - - -<br />
Kacere John - - - - - - - 2<br />
Kanovitz Howard - - - 1 1 1 1 2<br />
221 Franz Eberhart Walther beginnt ab 1963 mit Aktionen, die er selbst jedoch „Werkhandlungen“ <strong>und</strong> „Werkvorführungen“<br />
nennt. Siehe JAPPE, E. [1993, 212]. Joseph Beuys führt ab 1965 Aktionen durch <strong>und</strong> Rolf Vostell<br />
ab 1961 erste Happenings. Siehe JAPPE, E. [1993, 162]. Bruce Nauman widmet sich ab 1965 dem eigenen Körper<br />
als „Instrument für Erk<strong>und</strong>ungen über die Kunst <strong>und</strong> die Identität des Künstlers.“ Siehe SCHNECKENBURGER<br />
[ 2 2005, 548].<br />
222 Die beiden Künstler Konrad Lueg <strong>und</strong> Gerhard Richter veranstalten am 11.10.1963 „Eine Demonstration für<br />
den kapitalistischen Realismus“ in einem Düsseldorfer Möbelhaus, in welchem sie ihre eigenen Werke inmitten<br />
der Ausstellungsmöbel präsentieren. Siehe THOMAS [1986, 303]. Seit diesem „Happening“ wird der Begriff<br />
„Kapitalistischer Realismus“ vor allem durch den Galeristen René Block geprägt, der zu dieser Gruppe bzw.<br />
Richtung neben Lueg, Richter, Sigmar Polke, KP Brehmer <strong>und</strong> KH Hödike zählt. Siehe BLOCK [1971, 190ff].<br />
Der Begriff bezieht sich laut THOMAS [1986, 303] vor allem auf die Frühphasen dieser Künstler. Die Werke<br />
dieser Frühphase sind auf den Messen von 1967-1974 vertreten, insbesondere bei der <strong>Galerie</strong> René Block. Deshalb<br />
fallen die Künstler in der vorliegenden Arbeit unter diese Einteilung, auch wenn sie sich laut BLOCK [1971,<br />
30] in den späteren Jahren von diesem Begriff distanzieren.<br />
223 1972 werden auf der documenta 5 folgende Künstler unter der Rubrik „Realismus“ ausgestellt: Chuck Close,<br />
Cottingham, Don Eddy, Estes, Kanovitz, Morley, John Salt, Ben Schonzeit <strong>und</strong> Franz Gertsch. Siehe<br />
SCHNECKENBURGER [1983, 213ff]. Bei den beiden Ausstellungen mit dem Titel „Amerikanischer Fotorealismus“<br />
im Württembergischen bzw. Frankfurter Kunstverein 1972/73 <strong>und</strong> bei der Ausstellung im Jahr 1973 in Braunschweig<br />
werden noch folgende Künstler zu den Fotorealisten gezählt: John Clem Clarke, Ralph Goings, John<br />
Kacere. Siehe HOLTMANN [1973, 22ff]; SCHNEEDE [1972, 36ff].<br />
131
Künstler Vorname 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974<br />
Morley Malcolm - - - 1 1 1 1 2<br />
Nesbitt Lowell - - - 1 2 1 2 1<br />
Salt John - - - 1 1 - - 1<br />
Schonzeit Ben - - - - - - - 1<br />
Abstrakte Plastik<br />
Chillida Eduardo - 1 2 2 1 1 -<br />
Moore Henry 1 - - - - - -<br />
Zadkine Ossip 1 - 1 - - - -<br />
Tabelle 13: Künstler auf der Art <strong>Basel</strong><br />
Künstler Vorname 1970 1971 1972 1973 1974<br />
Klassische Moderne<br />
Arp Jean 5 7 10 10 14<br />
Baumeister Willi 1 3 5 5 10<br />
Beckmann Max 3 7 4 12 5<br />
Giacometti Alberto 2 5 6 14 7<br />
Kandinsky Wassily 2 4 6 13 8<br />
Klee Paul 2 4 1 11 15<br />
Picasso Pablo 8 11 15 32 35<br />
Expressionismus<br />
Barlach Ernst - 2 3 1<br />
Heckel Erich 2 2 2 7 7<br />
Jawlensky Alexej, von 3 4 3 6 3<br />
Kirchner Ernst Ludwig 2 5 3 8 7<br />
Klimt Gustav 2 1 3 4 6<br />
Kokoschka Oskar 4 6 3 11 10<br />
Kubin Alfred 1 2 6 3 6<br />
Macke August - 2 1 2 2<br />
Marc Franz - - - 3 3<br />
Meidner Ludwig 1 1 - - -<br />
Modersohn-Becker Paula - - 2 1 1<br />
Mueller Otto - 2 3 4 2<br />
Münter Gabriele - - 2 1 -<br />
Munch Edvard - 1 1 3 5<br />
Nolde Emil 2 7 5 11 8<br />
Pechstein Max - 2 4 10 5<br />
Rohlfs Christian - - 1 2 2<br />
Schiele Egon - 1 4 2 7<br />
Schmidt-Rottluff Karl 3 3 3 4 3<br />
Werefkin - - - - -<br />
Fauvismus<br />
Derain André - - 2 3 5<br />
132
Künstler Vorname 1970 1971 1972 1973 1974<br />
Dufy Raoul - 1 3 4 4<br />
Marquet Albert - - 1 2 2<br />
Matisse Henri - 3 5 6 5<br />
Vlaminck Maurice, de - 1 - 3<br />
Kubismus<br />
Braque Georges 1 6 3 15 14<br />
Gris Juan 1 - 2 4<br />
Léger Fernand 3 3 5 9 12<br />
Picasso Pablo 11 15 32 35<br />
Konstruktivismus<br />
Doesburg Theo, van - - - 3 2<br />
Kassák Lajos 1 3 3 6 4<br />
Leck Bart, van der - - - - -<br />
Lissitzky El - - - 6 2<br />
Malewitsch Kasimir 1 4 1 6 1<br />
Mondrian Piet 1 1 3 2 2<br />
Bauhaus<br />
Feininger Lyonel 2 4 1 11 6<br />
Moholy-Nagy László 1 4 2 4 4<br />
Schlemmer Oskar 2 - 2 3 7<br />
Surrealismus<br />
Brauner Victor 2 1 2 5 10<br />
De Chirico Giorgio 2 6 5 6 2<br />
Dalí Salvador 5 8 15 22 31<br />
Delvaux Paul 3 5 2 7 10<br />
Ernst Max 4 12 12 23 31<br />
Magritte René 1 1 7 10 14<br />
Masson André - 2 3 8 13<br />
Matta Roberto 4 4 9 12 19<br />
Miró Joan 4 9 16 28 29<br />
Tanguy Yves - 1 4 6 8<br />
Neue Sachlichkeit<br />
Dix Otto 3 3 4 3 6<br />
Grosz George 1 4 4 4 4<br />
Dada<br />
Duchamp Marcel 1 2 2 1 4<br />
Man Ray 1 2 4 9 9<br />
Schwitters Kurt 1 2 3 4 5<br />
Konstruktive Kunst<br />
Baier Jean 2 2 5 6 3<br />
Bill Max 6 7 8 14 11<br />
Fleischmann Adolf Richard 1 3 4 3 6<br />
133
Künstler Vorname 1970 1971 1972 1973 1974<br />
Fruhtrunk Günther 2 1 1 2 1<br />
Girke Raim<strong>und</strong> 1 2 3 4 4<br />
Glarner Fritz 1 - 1 - -<br />
Graeser Camille 2 2 5 4 1<br />
Hauser Erich 2 2 5 2 2<br />
Heerich Erwin - 1 5 3 3<br />
Herbin Auguste 2 4 6 8 9<br />
Lenk Thomas-Kaspar 1 3 3 2 2<br />
Loewensberg Verena 1 1 3 2 2<br />
Lohse Richard 4 3 6 6 1<br />
Pfahler Karl Georg 2 2 3 7 4<br />
Vordemberge-Gildewart Friedrich 2 1 3 4 7<br />
Op Art<br />
Agam Yaacov 1 2 4 5 6<br />
Anuszkiewicz Richard 1 2 - 1 2<br />
Cruz-Diez Carlos 2 - - 1 1<br />
Mavignier Almir 1 1 1 2 1<br />
Riley Bridget - - 2 2 1<br />
Soto Jesús-Rafael 2 - 3 8 3<br />
Vasarely Victor 5 9 12 21 20<br />
Kinetische <strong>und</strong> kybernetische Kunst<br />
Calder Alexander 1 3 7 17 13<br />
Bury Pol - - 1 3 -<br />
Le Parc Julio - - - - 1<br />
Rickey George - 2 1 1 -<br />
Schoeffer Nicolas - - - 1 1<br />
Tinguely Jean<br />
Informelle Kunst<br />
Brüning Peter - - 1 - -<br />
Buchheister Carl 1 1 4 3 3<br />
Burri Alberto - - - 3 2<br />
Dahmen Karl Fred 2 4 6 3 6<br />
Fautrier Jean - - - 1 3<br />
Gaul Winfred - 1 - 1 1<br />
Götz K.O. - - 1 - 2<br />
Greis Otto - 1 - - -<br />
Hartung Hans 2 5 4 5 9<br />
Hoehme Gerhard - - 1 - -<br />
Mathieu Georges 1 1 - 1 2<br />
Michaux Henri 1 - - 2 2<br />
Poliakoff Serge 3 5 9 14 14<br />
Saura Antonio - 1 3 3 5<br />
134
Künstler Vorname 1970 1971 1972 1973 1974<br />
Schultze Bernard 2 1 4 4 3<br />
Schumacher Emil - 1 5 2 1<br />
Sonderborg K.H.R. 1 - 2 2 2<br />
Soulages Pierre - 2 - 3 4<br />
Tàpies Antoni 2 5 12 15 21<br />
Thieler Fred - - 1 - -<br />
Trier Hann - - - - -<br />
Wols 1 4 1 4 4<br />
Abstrakter Expressionismus<br />
Baziotes William - - - - -<br />
Francis Sam - 3 2 6 8<br />
Frankenthaler Helen - - 1 3 2<br />
Gottlieb Adolph 1 - - 1 1<br />
Gorky Arshile - - 1 1 -<br />
Guston Philip - - - - -<br />
Kline Franz - 1 1 1 3<br />
De Kooning Willem - - 2 3 -<br />
Motherwell Robert 1 - 1 2 4<br />
Newman Barnett - - - - -<br />
Pollock Jackson 1 - 1 1 1<br />
Rothko Mark 1 1 1 5 1<br />
Still Clyfford 1 - - - 1<br />
Twombly Cy - 4 7 8 6<br />
Hard Edge<br />
Held Al 1 1 - 2 2<br />
Kelly Ellsthworth - 1 4 4 4<br />
Noland Kenneth 2 - 3 3 3<br />
Stella Frank - 2 4 7 3<br />
Pop Art<br />
D’Arcangelo Allan 2 2 4 3 3<br />
Blake Peter - 2 3 3 4<br />
Chamberlain John - - - 1 -<br />
Dine Jim 4 7 8 12 8<br />
Hamilton Richard 1 1 4 3 6<br />
Hockney David 3 7 8 12 16<br />
Indiana Robert 1 3 3 7 1<br />
Jones Allen 3 2 5 7 6<br />
Kitaj Ronald B. 2 - 1 4 2<br />
Lichtenstein Roy 2 4 6 8 7<br />
Oldenbourg Claes 1 3 3 8 4<br />
Paolozzi Eduardo 2 3 4 2 4<br />
Phillips Peter 1 2 3 2 2<br />
Ramos Mel 1 2 1 1 1<br />
135
Künstler Vorname 1970 1971 1972 1973 1974<br />
Rosenquist James - 2 4 6 7<br />
Smith Richard 1 1 4 2 6<br />
Tilson Joe 2 1 2 2 2<br />
Warhol Andy 2 5 3 10 8<br />
Wesselmann Tom 1 2 2 4 7<br />
Nouveaux Realisme<br />
Arman 4 7 7 8 13<br />
César 1 3 5 5 6<br />
Christo Javacheff 4 2 8 11 14<br />
Dufrene Francois - - - - -<br />
Hains Raymond - - - - 1<br />
Klein Yves - 1 3 6 5<br />
Raysse Martial - 1 2 2 2<br />
Rotella Mimmo - 1 1 - -<br />
Saint Phalle Niki, de 2 3 4 4 4<br />
Spoerri Daniel 1 4 4 2 2<br />
Tinguely Jean 1 5 4 4 4<br />
Fantastischer Realismus<br />
Bellmer Hans 3 4 7 8 15<br />
Brauer Erich - 6 4 9 3<br />
Bremer Uwe 2 4 2 7 5<br />
Fuchs Ernst 4 6 2 11 9<br />
Hausner Rudolf - 1 3 7 5<br />
Hutter Wolfgang - - 1 4 2<br />
Lehmden Anton - - - 6 3<br />
Oelze Richard - - - 1 2<br />
Schröder-Sonnenstern Friedrich 1 2 3 10 5<br />
W<strong>und</strong>erlich Paul 1 4 7 14 14<br />
Monochrome Malerei/Plastik<br />
Fontana Lucio 8 5 8 15 9<br />
Geiger Rupprecht 3 5 3 - 3<br />
Graubner Gotthard 2 - 6 4 8<br />
Klein Yves 1 1 3 6 5<br />
Mack Heinz 2 3 6 7 4<br />
Manzoni Piero 2 2 5 6 9<br />
Piene Otto 1 3 2 3 2<br />
Uecker Günther 2 2 3 5 5<br />
Minimal Art<br />
Andre Carl - - 2 2 2<br />
Flavin Dan - 2 2 4 5<br />
Judd Donald - 3 1 4 3<br />
LeWitt Sol 1 4 5 7 8<br />
136
Künstler Vorname 1970 1971 1972 1973 1974<br />
Morris Robert 1 - - 2 1<br />
Land Art<br />
Heizer Mike - 1 1 1 1<br />
Long Richard - - 1 1 -<br />
Maria Walter, de - - 1 - 1<br />
Smithson Robert - - - - -<br />
Arte Povera<br />
Anselmo Giovanni - - - 1 -<br />
Boetti Alghiero - - - 2 -<br />
Calzolari Pier Paolo - - - - -<br />
Fabro Luciano - - 1 1 2<br />
Kounellis Jannis - 1 1 1 2<br />
Merz Mario - 1 - 2 3<br />
Paolini Giulio - - 2 2 4<br />
Pascali Pino - - - - 1<br />
Penone Giuseppe - - - - -<br />
Pistoletto Michelangelo - - 1 1 2<br />
Prini Emilio - - - 1 -<br />
Salvo - - 1 1 -<br />
Zorio Gilberto - - 1 2 -<br />
Konzeptkunst<br />
Art & Language - - 1 1 2<br />
Baldessari John - - 1 1 -<br />
Barry Robert - - 1 - -<br />
Becher Bernd <strong>und</strong> Hilla - - - - 1<br />
Bochner Mel - - - 1 2<br />
Brouwn Stanley - - - - -<br />
Buren Daniel - - 2 1 2<br />
Darboven Hanne - - 1 1 3<br />
Dibbets Jan - - 1 - -<br />
Fulton Hamish - - - - -<br />
Gilbert & George - - - - -<br />
Graham Dan - - 2 1 5<br />
Haacke Hans - - 1 - -<br />
Huebler Douglas - - 1 - 1<br />
Kawara On - - 1 - -<br />
Kosuth Joseph - - 1 1 1<br />
W<strong>einer</strong> Lawrence - - 1 - 1<br />
Wilson Ian - - - - -<br />
Happening <strong>und</strong> Aktionskunst<br />
Beuys Joseph 3 4 6 6 12<br />
Nauman Bruce - 1 2 4 4<br />
137
Künstler Vorname 1970 1971 1972 1973 1974<br />
Vostell Wolf 3 4 3 1 6<br />
Walther Franz Erhard - - 1 2 1<br />
Kapitalistischer Realismus<br />
Brehmer KP 1 - - - 1<br />
Hödicke KH 1 - - 1 2<br />
Lueg (ab 1968 Konrad Fischer) 1 - - - -<br />
Polke Sigmar 1 4 5 6 8<br />
Richter Gerhard 1 5 5 6 12<br />
Fotorealismus<br />
Clarke John Clem - 1 2 1 2<br />
Close Chuck - - 1 2 1<br />
Cottingham Robert - - 1 5 4<br />
Estes Richard - 1 1 3 2<br />
Gertsch Franz - - 1 2 2<br />
Goings Ralph - 1 1 3 3<br />
Kacere John - 1 1 1 3<br />
Kanovitz Howard 1 1 1 - 1<br />
Morley Malcolm - 1 1 3 4<br />
Nesbitt Lowell 1 1 3 3 1<br />
Salt John - 1 1 3 3<br />
Schonzeit Ben - - 2 2 2<br />
Abstrakte Plastik<br />
Chillida Eduardo 5 4 4 6 8<br />
Moore Henry 3 6 7 14 10<br />
Zadkine Ossip 4 3 7 8 5<br />
138
Tabelle 14: Rangliste des Kunstkompass' 1970-1974<br />
Vertreten<br />
Vertreten<br />
Vertreten<br />
Vertreten<br />
Vertreten<br />
Rang Liste 1970 1970 Rang Liste 1971 1971 Liste 1972 1972 Liste 1973 1973 Liste 1974 1974<br />
1 Rauschenberg K 1 Rauschenberg B + K Rauschenberg B + K Rauschenberg B + K Rauschenberg B + K<br />
2 Vasarely B + K 2 Oldenburg B + K Oldenburg B + K Johns B + K Oldenburg B + K<br />
3 Fontana B + K 3 Johns B + K Johns B + K Oldenburg B + K Johns B + K<br />
4 Johns 4 Tinguely B + K Tinguely B + K Beuys B + K Tinguely B + K<br />
5 Oldenburg B + K 5 Klein B + K Beuys B + K Klein B + K Beuys B + K<br />
6 Tinguely B + K 6 Dine B + K Klein B Warhol B + K Warhol B + K<br />
7 Arman B + K 7 Arman B + K Arman B + K Lichtenstein B + K Klein B + K<br />
8 Klein B + K 8 Beuys B + K Warhol B + K Tinguely B + K Lichtenstein B + K<br />
9 Lichtenstein B + K 9 Lichtenstein B + K Lichtenstein B + K Stella B + K Stella B + K<br />
10 Dine B + K 10 Stella B + K Dine B + K Arman B + K Arman B + K<br />
11 Stella K 11 Soto B + K Soto B + K Dine B + K Christo B + K<br />
12 Paolozzi B + K 12 Warhol B + K Stella B + K Soto B Dine B + K<br />
13 Soto B + K 13 Paolozzi B + K Cesar B + K Christo B Soto B + K<br />
14 Warhol B + K 14 Hockney B + K Christo B + K Louis B + K Rosenquist B + K<br />
15 Rosenquist K 15 Rosenquist B + K Paolozzi B + K Noland B + K Morris B + K<br />
16 Hockney B + K 16 Morris K Uecker B + K Rosenquist B + K Louis B + K<br />
17 Louis 17 Uecker B + K Morris K Morris B + K Uecker B + K<br />
18 Uecker B + K 18 Christo B + K Noland B + K Cesar B Segal B + K<br />
19 Mack B + K 19 Noland K Rosenquist B + K Uecker B + K Lewitt B + K<br />
20 Piene B + K 20 Louis B + K Mack B + K Paolozzi B Kelly B + K<br />
21 Kelly 21 Raysse B + K Louis B + K Kelly B Noland B + K<br />
22 Raysse K 22 Kelly B Hockney B + K Lewitt B + K Judd B + K<br />
23 Kitay B + K 23 Mack B + K Raysse B + K Bury B + K Paolozzi B + K<br />
24 Noland B + K 24 Piene B + K Kienholz B + K Judd B + K Manzoni B + K<br />
25 Albers K 25 Judd B + K Piene B + K Hockney B + K Hamilton B + K<br />
26 Jones B + K 26 Cesar B + K Hamilton B + K Kienholz B + K Bury K<br />
27 Morris B + K 27 Riley K Bury K Flavin B + K Cesar B + K<br />
28 Segal K 28 Segal B + K Jones B + K Hamilton B + K Mack B + K<br />
29 Judd K 29 Kienholz B + K Judd B + K Raysse B + K Flavin B + K<br />
30 Christo B + K 30 Jones B + K Naumann B + K Segal B + K Nauman B + K<br />
31 Antes B + K 31 Kitaj K Segal B + K Mack B + K Andre B + K<br />
32 Beuys B + K 32 Antes B + K Kelly B Andre B + K Hockney B + K<br />
139
Vertreten<br />
Vertreten<br />
Vertreten<br />
Vertreten<br />
Vertreten<br />
Rang Liste 1970 1970 Rang Liste 1971 1971 Liste 1972 1972 Liste 1973 1973 Liste 1974 1974<br />
33 Cesar B 33 Flavin B + K Andre B + K Manzoni B + K Kienholz B + K<br />
34 Le Parc K 34 Le Parc K Wesselmann B + K Nauman B + K Serra B + K<br />
35 Riley K 35 Wesselmann B + K LeWitt B + K Schoeffer B Raysse B + K<br />
36 Flavin K 36 Pistoletto B + K Schoeffer Piene B + K Rot B + K<br />
37 Hamilton B + K 37 Andre K Kitaj B + K Jones B + K Wesselmann B + K<br />
38 Schoeffer 38 Tilson B + K Riley B + K Kitaj B Dibbets K<br />
39 Tilson B + K 39 Indiana B + K Antes B + K Wesselmann B + K Spoerri B + K<br />
40 Wesselmann B + K 40 Smith, R. B Manzoni B + K Pistoletto B + K De Maria B + K<br />
41 Indiana B + K 41 Hamilton B + K Le Parc Klapheck B + K Twombly B + K<br />
42 Bill B + K 42 Schoeffer Dorazio B + K Indiana B Richter B + K<br />
43 Rivers B 43 Spoerri B + K Flavin B + K Serra B + K Schoeffer B<br />
44 Pistoletto 44 Bury K Spoerri B + K Twombly B + K Pistoletto B + K<br />
45 Smith, R B 45 Nauman B + K Indiana B + K Riley Klapheck B + K<br />
46 Brüning K 46 Lewitt B + K Pistoletto B Chillida B Kitaj B<br />
47 H<strong>und</strong>ertwasser B + K 47 H<strong>und</strong>ertwasser B Klapheck B + K De Maria K Gnoli B + K<br />
48 Bell K 48 Rivers B Tilson B Le Parc Piene B + K<br />
49 Schultze B + K 49 St. Phalle B + K Dibbets B + K Rot B + K Jones B + K<br />
50 Kienholz K 50 Bontecou K Smith, R. B Tilson B Schoonhoven B + K<br />
51 Klapheck K 51 Twombly B + K Chillida B + K Caro B Chillida B<br />
52 Twombly K 52 Dorazio B + K Serra B + K Antes B + K Ryman B + K<br />
53 King 53 Chillida B + K Caro K Spoerri B + K Kosuth B + K<br />
54 Fahlström 54 Fahlström De Maria B + K Schoonhoven B + K Arakawa B + K<br />
54 Lindner B + K 55 Bell K Huebler B Richter B + K Long K<br />
56 Geiger B + K 56 Klapheck B + K Sonnier B + K Rivers B St. Phalle B + K<br />
57 Richter B + K 57 Caro K Rot B + K Long B + K Riley B<br />
58 Frankenthaler 58 King Chamberlain K Huebler K Caro B + K<br />
59 Bury K 59 Chamberlain K St. Phalle B + K Agam B + K Tilson B<br />
60 St. Phalle B +K 60 Schultze B + K Richter B + K Saint Phalle B Agam B<br />
61 Lewitt B + K 61 Brüning Morellet B + K Smith, R. B Indiana B + K<br />
62 Andre K + K 62 Chryssa K Merz K Arakawa B + K Sonnier B + K<br />
62 Chamberlain K + K 63 Arakawa B + K King B Dibbets K Huebler B + K<br />
62 Marisol 64 Manzoni B + K Bontecou K Chamberlain B Merz B + K<br />
65 Pomodoro B + K 65 Geiger B + K Twombly B + K Bontecou Gilbert & B + K<br />
140
Vertreten<br />
Vertreten<br />
Vertreten<br />
Vertreten<br />
Vertreten<br />
Rang Liste 1970 1970 Rang Liste 1971 1971 Liste 1972 1972 Liste 1973 1973 Liste 1974<br />
George<br />
1974<br />
66 Caro 66 Frankenthaler K Fahlström B Sonnier B + K Le Parc B<br />
67 Phillips B 67 Phillips B + K Smithson Olitsky B W<strong>einer</strong> B + K<br />
67 Berrocal B + K 68 Poons Arakawa B + K Gnoli B Ruscha B + K<br />
69 Arakawa B + K 69 D'Arcangelo B + K Rivers B Kosuth B + K Walther B + K<br />
69 Poons 70 Morellet K Blake B King B Darboven B + K<br />
71 Naumann K 71 Marisol Haacke B + K Walther B + K Rivers B + K<br />
72 Chryssa K 72 Haese Smith, T. B Fahlström B Chamberlain K<br />
73 Rickey K 73 Pomodoro, A. Brüning B + K Bell B + K Antes B + K<br />
74 Manzoni B + K 74 Richter B + K Long B + K D'Arcangelo B Smith, T.<br />
75 Spoerri B + K 75 Blake B Visser B + K Smith, T. Smith, R. B + K<br />
75 Lenk B + K 76 Rotella B Luginbühl B Takis K Bontecou B<br />
77 Gaul K 77 Rickey B Pomodoro, A. K Kolar B Morellet B + K<br />
78 Trova K 78 Smith, T. Rotella B + K Luginbühl B King B<br />
79 Pfahler B + K 79 Luginbühl B + K Agam B + K Ryman B + K Martin B<br />
80 Haese 80 Pomodoro, G. B Heizer B + K Krushenik B Broodthaers B + K<br />
81 Morellet K 81 Berrocal B + K Bell<br />
Gilbert &<br />
K Jensen Dekkers B<br />
82 Blake 82 Rainer B + K George K Poons B + K Filliou B + K<br />
83 Bontecou 83 Sonnier K Walther B + K Haacke K Olitski B + K<br />
84 Heerich K 84 Serra B + K Kosuth B + K Heerich B + K Poons B + K<br />
85 Demarco 85 Ipostegy B Gaul K Chryssa<br />
Gilbert &<br />
Graubner B + K<br />
86 Mavignier B + K 86 Smithson K Marisol<br />
George K Blake B + K<br />
87 Smith, T 87 Mavignier B + K D'Arcangelo B Morellet B + K Heerich B + K<br />
88 D'Arcangelo K 88 Visser Poons B Samaras Takis B + K<br />
88 Luginbühl B + K 89 De Maria K Hains K Darboven B + K Panamarenko B + K<br />
90 Smithson K 90 Gaul K Geiger B + K Heyboer Jensen B<br />
91 Colombo B + K 91 Trova B + K Phillips B + K Merz B + K Fahlström B + K<br />
92 W<strong>und</strong>erlich B + K 92 Hoyland B + K W<strong>einer</strong> B + K Rainer B + K Visser K<br />
93 Anuszkiewicz B + K 93 Pfahler B + K Iposteguy Graubner B + K Rainer B + K<br />
93 Kramer K 94 Demarco Rickey B Marisol B D`Arcangelo B + K<br />
95 De Maria K 95 Heerich B + K Pomodoro, G. B Alviani B + K Alviani B + K<br />
95 Gerstner B + K 96 Verheyen B + K Filliou B + K Blake B Buren B + K<br />
141
Vertreten<br />
Vertreten<br />
Vertreten<br />
Vertreten<br />
Vertreten<br />
Rang Liste 1970 1970 Rang Liste 1971 1971 Liste 1972 1972 Liste 1973 1973 Liste 1974 1974<br />
95 Sonnier K 97 Rot B + K Haese B Ruscha B + K Heizer B + K<br />
98 Hains K 98 Colombo B Oppenheim B + K Brüning K Kolár B + K<br />
99 Serra K 99 Krushenick B + K Rainer B + K Davis, R. K Ruthenbeck B + K<br />
100 Hoyland 100 Lenk B + K Artschwager B + K Geiger K Haacke K<br />
142
Anhang 4: Abbildungen<br />
Abbildung 1: Kojenplan des Kunstmarktes Köln '67<br />
Abbildung 2: Kojenarchitektur, Gürzenich, Kunstmarkt '67<br />
143
Abbildung 3: Koje der <strong>Galerie</strong> Änne Abels, Gürzenich, Kunstmarkt '67<br />
Abbildung 4: Gr<strong>und</strong>riss, Kunsthalle Köln, Kunstmarkt ’68<br />
144
Abbildung 5: Kunsthalle Untergeschoss, Kunstmarkt ’68<br />
Abbildung 6: Gr<strong>und</strong>riss, Hallen 8/9, Art '70<br />
145
Abbildung 7: Blick von der <strong>Galerie</strong> auf die Messehalle 8, Art ’70<br />
Abbildung 8: Gr<strong>und</strong>riss, Hallen 10/12, Art `73<br />
146
Abbildung 9: Blick in die Messehalle, Art' 74<br />
Abbildung 10: Blick in den R<strong>und</strong>hof, 1976<br />
147
Abbildung 11: Kojenplan, Internationaler Kunstmarkt Köln `74<br />
148