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ART Basel – Entstehung und Erfolgs- faktoren einer ... - Galerie Hilt

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Philosophische Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg<br />

ZEGK – Zentrum für Europäische Geschichts- <strong>und</strong> Kulturwissenschaft<br />

Institut für Europäische Kunstgeschichte<br />

Magisterarbeit<br />

<strong>ART</strong> <strong>Basel</strong> – <strong>Entstehung</strong> <strong>und</strong> <strong>Erfolgs</strong>-<br />

<strong>faktoren</strong> <strong>einer</strong> Kunstmesse<br />

Die Basler Messe im Vergleich mit dem Kunstmarkt<br />

Köln<br />

Arbeit zur Erlangung des Grades <strong>einer</strong><br />

Magistra Artium an der<br />

Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg<br />

Erstgutachter: Prof. Dr. Raphael Rosenberg<br />

Zweitgutachter: Prof. Dr. Michael Hesse<br />

vorgelegt von:<br />

Corina Rombach<br />

Mannheim<br />

15. August 2007


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einleitung 4<br />

1.1 Zielsetzung..................................................................................................................4<br />

1.2 Forschungsstand <strong>und</strong> Vorgehensweise.........................................................................5<br />

1.3 Was ist eine Kunstmesse <strong>und</strong> wie lässt sich ihr Erfolg messen?...................................6<br />

2 Die <strong>Entstehung</strong>sjahre des Kunstmarktes Köln 8<br />

2.1 Ausgangsbedingungen <strong>und</strong> Konzeption der Messe ......................................................8<br />

2.2 Standort Köln............................................................................................................12<br />

2.3 Kunstmarkt '67 – Die erste Kunstmesse.....................................................................15<br />

2.3.1 Rahmenbedingungen........................................................................................15<br />

2.3.2 Die vertretenen <strong>Galerie</strong>n ..................................................................................16<br />

2.3.3 Künstler <strong>und</strong> Kunstrichtungen..........................................................................17<br />

2.3.4 Resultate, Reflexionen, Tendenzen...................................................................18<br />

2.4 Kunstmarkt '68 <strong>und</strong> '69 – Die beiden Folgejahre........................................................20<br />

2.4.1 Rahmenbedingungen........................................................................................20<br />

2.4.2 Die vertretenen <strong>Galerie</strong>n ..................................................................................21<br />

2.4.3 Künstler <strong>und</strong> Kunstrichtungen..........................................................................22<br />

2.4.4 Resultate, Reflexionen, Tendenzen...................................................................23<br />

2.5 Gegenveranstaltungen <strong>und</strong> Zwischenfazit..................................................................24<br />

3 Die <strong>Entstehung</strong>sjahre der Art <strong>Basel</strong> 27<br />

3.1 Ausgangsbedingungen <strong>und</strong> Konzeption der Messe ....................................................27<br />

3.2 Standort <strong>Basel</strong>...........................................................................................................30<br />

3.3 <strong>ART</strong> 70 – Die erste internationale Kunstmesse in <strong>Basel</strong> ............................................32<br />

3.3.1 Rahmenbedingungen........................................................................................32<br />

3.3.2 Die vertretenen <strong>Galerie</strong>n ..................................................................................33<br />

3.3.3 Künstler <strong>und</strong> Kunstrichtungen..........................................................................36<br />

3.3.4 Resultate, Reflexionen, Tendenzen...................................................................38<br />

4 <strong>ART</strong> 1971 – 1974: Die Basler Kunstmesse im Vergleich mit dem Kunstmarkt Köln 41<br />

4.1 1971 – Der Boykott der Kölner Kunsthändler............................................................41<br />

4.1.1 Rahmenbedingungen........................................................................................41<br />

4.1.2 Die vertretenen <strong>Galerie</strong>n ..................................................................................42<br />

4.1.3 Künstler <strong>und</strong> Kunstrichtungen..........................................................................43<br />

4.1.4 Resultate, Reflexionen, Tendenzen...................................................................45<br />

4.2 1972 – Konsolidierungsphase....................................................................................46<br />

4.2.1 Rahmenbedingungen........................................................................................46<br />

4.2.2 Die vertretenen <strong>Galerie</strong>n ..................................................................................46<br />

4.2.3 Künstler <strong>und</strong> Kunstrichtungen..........................................................................50<br />

4.2.4 Resultate, Reflexionen, Tendenzen...................................................................51<br />

4.3 1973 – Die Wachstumsgrenze ist erreicht..................................................................53<br />

4.3.1 Rahmenbedingungen........................................................................................53<br />

4.3.2 Die vertretenen <strong>Galerie</strong>n ..................................................................................55<br />

4.3.3 Künstler <strong>und</strong> Kunstrichtungen..........................................................................56<br />

2


4.3.4 Resultate, Reflexionen, Tendenzen...................................................................58<br />

4.4 1974 – Der Durchbruch.............................................................................................61<br />

4.4.1 Rahmenbedingungen........................................................................................61<br />

4.4.2 Die vertretenen <strong>Galerie</strong>n ..................................................................................63<br />

4.4.3 Künstler <strong>und</strong> Kunstrichtungen..........................................................................65<br />

4.4.4 Resultate, Reflexionen, Tendenzen...................................................................67<br />

5 Fazit <strong>und</strong> Ausblick 71<br />

Literatur <strong>und</strong> Abkürzungen 74<br />

Tabellenverzeichnis 79<br />

Abbildungsverzeichnis 80<br />

Quellenverzeichnis 81<br />

Anhang 84<br />

3


1 Einleitung<br />

1.1 Zielsetzung<br />

Die Art <strong>Basel</strong> hat heute den Ruf inne, die bedeutendste Kunstmesse für zeitgenössische Kunst<br />

weltweit zu sein. So schreibt der Hamburger Kunstsammler Harald Falkenberg in der Zeit:<br />

„Die Art <strong>Basel</strong> ist eine Klasse für sich, keine andere Kunstmesse reicht an sie heran. 99 Pro-<br />

zent aller Galeristen, die einmal auf der Messe vertreten waren, wollen wieder hin. Und ähn-<br />

lich ergeht es den Sammlern.“ 1 Rose-Maria Gropp behauptet in einem Artikel der FAZ im<br />

Juni 2003: „Alle Messen wollen so sein wie die Schweizer Paradeschau“ 2 . Die weltweit erste<br />

Kunstmesse für zeitgenössische Kunst entsteht jedoch 1967 in Köln. Das „Aufregendste <strong>und</strong><br />

Erregendste“ am Kunstmarkt Köln ist für Willi Bongard „in der Tat die Offenheit, um nicht<br />

zu sagen Schonungslosigkeit, mit der Kunst unserer Zeit ‚zu Markte getragen’ <strong>und</strong> den Be-<br />

dingungen anderer Güter unterworfen wird.“ 3 Die Nachfrage ist groß <strong>und</strong> das Phänomen<br />

Kunstmesse scheint Erfolg zu haben. In den folgenden Jahren entstehen weitere Messen, u. a.<br />

in Berlin (1969), Düsseldorf <strong>und</strong> München (1971). Mit Köln konkurrieren kann jedoch nur<br />

die Art <strong>Basel</strong>, welche im Juni 1970 zum ersten Mal ihre Tore öffnet. Mit den Jahren überholt<br />

sie Köln an Größe <strong>und</strong> Qualität <strong>und</strong> entwickelt sich zur weltweit bedeutendsten Kunstmesse.<br />

Schon nach den ersten fünf Jahren treten in der Presse vermehrt Äußerungen auf, dass <strong>Basel</strong><br />

Köln den Rang abgelaufen habe. So schreibt 1974 Eduard Beaucamp in der FAZ, die Basler<br />

Messe habe in fünf Jahren „ein Zentrum des Welthandels etabliert“ <strong>und</strong> „das Wettrennen mit<br />

dem Kölner <strong>und</strong> Düsseldorfer Konkurrenzunternehmen scheint heute entschieden.“ 4 Es schei-<br />

nen sich also schon in den Anfangsjahren die Weichen für diese positive Entwicklung der<br />

Messe zu stellen.<br />

Ziel dieser Arbeit ist es, die ersten fünf Jahre der Art <strong>Basel</strong> zu rekonstruieren <strong>und</strong> auf<br />

die Frage hin zu analysieren, was die <strong>Erfolgs</strong><strong>faktoren</strong> der Messe waren bzw. bis heute sind.<br />

Zeigen sich die Gründe schon in <strong>einer</strong> besseren Ausgangssituation oder entwickeln sie sich<br />

erst mit den Jahren heraus? Auswirkungen auf den Erfolg könnten der Standort <strong>Basel</strong>, die<br />

teilnehmenden <strong>Galerie</strong>n, die vertretenen Künstler <strong>und</strong> Kunstrichtungen <strong>und</strong> die Struktur der<br />

Messe haben. Auf diese Aspekte wird sich die Analyse konzentrieren.<br />

1 Harald Falkenberg: Kunst kommt von kaufen. In: Die Zeit, 27.4.2006.<br />

2 Rose-Maria Gropp: Die wahre Saison ist doch das Frühjahr. In: FAZ, 13.06.2006.<br />

3 Willi Bongard: Das Kölner Kunst-Kartell. In: Die Zeit, 8.9.1967.<br />

4 Eduard Beaucamp: Das imaginäre Museum des Kunstmarkts. In: FAZ, 24.6.1974.<br />

4


1.2 Forschungsstand <strong>und</strong> Vorgehensweise<br />

Zur <strong>Entstehung</strong>sgeschichte der Art Cologne (damals Kunstmarkt Köln) existieren bereits drei<br />

Publikationen. 1986 veröffentlicht der B<strong>und</strong>esverband Deutscher <strong>Galerie</strong>n (BVDG) „20 Jahre<br />

Kunstmarkt“ 5 . Nach zehn Jahren folgt die Veröffentlichung „Vom Kunstmarkt 67 zur Art<br />

Cologne 96“, herausgegeben von der KölnMesse <strong>und</strong> dem BVDG. 6 Beiden Arbeiten fehlen<br />

jedoch Quellenverweise. Die neueste Publikation über die <strong>Entstehung</strong>sgeschichte der Art Co-<br />

logne entsteht 2003 vom Zentralarchiv des Internationalen Kunsthandels in der Zeitschrift<br />

sediment unter dem Titel „Kunstmarkt Köln '67. <strong>Entstehung</strong> <strong>und</strong> Entwicklung der ersten Mes-<br />

se für Moderne Kunst 1966-1974“. 7 Die komplette Ausgabe der Zeitschrift ist den Anfangs-<br />

jahren der Art Cologne gewidmet. Die einzelnen Artikel gehen prof<strong>und</strong> <strong>und</strong> gut recherchiert<br />

auf die <strong>Entstehung</strong>sgründe der Art Cologne ein.<br />

Über die Art <strong>Basel</strong> hingegen gibt es bislang nur eine Veröffentlichung von Annemarie<br />

Monteil unter dem Titel „Zeigen, schauen, kaufen“ in welcher pro Seite ein Messejahr von<br />

1970-1994 kommentiert wird. 8 Eine Promotion über die frühen Jahre der Art <strong>Basel</strong> wird mo-<br />

mentan an der Universität Zürich von Ilona Genoni vorbereitet, die Veröffentlichung steht<br />

jedoch noch aus. Die <strong>Entstehung</strong>sjahre <strong>und</strong> Gründe für den Erfolg der Messe sind also bislang<br />

weitgehend unerforscht.<br />

Die vorliegende Arbeit versteht sich deshalb als erster Schritt zur Erfassung <strong>und</strong> Analy-<br />

se der <strong>Entstehung</strong>sjahre der Kunstmesse <strong>Basel</strong>. Die Recherche begrenzt sich auf die ersten<br />

fünf Jahre. Um einen Maßstab zu haben, soll die Art <strong>Basel</strong> dem Kölner Kunstmarkt gegen-<br />

übergestellt werden, da man davon ausgehen kann, dass die Kölner Messe als die erste von<br />

beiden <strong>Basel</strong> als Vorbild diente. Als Gr<strong>und</strong>lage für den Vergleich dienen hauptsächlich die<br />

Ausstellungskataloge der Messen, vor Ort gesichtete Archivdokumente der Art <strong>Basel</strong> sowie<br />

Archivdokumente des Kunstmarkts Köln <strong>und</strong> Presseberichte über die Messen. Die Auswahl<br />

der Presseberichte beschränkt sich auf die großen, überregionalen Zeitungen wie Die Zeit, Die<br />

Welt, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Neue Zürcher Zeitung <strong>und</strong> International Herald Tribu-<br />

5 Volker RATTEMEYER [1986] informiert über die Jahre 1967 – 1986 des Kunstmarktes Köln. Die einzelnen<br />

Jahre werden gut durchleuchtet durch Presseberichte, Beschlüsse der Mitgliederversammlungen, etc. Leider<br />

fehlen Quellenverweise, welche die Informationen belegen.<br />

6 Werner KRÜGER [1996] behandelt die Jahre von 1967 bis 1996. Er trägt Informationen über die einzelnen Jahre<br />

zusammen <strong>und</strong> zitiert Katalogvorworte <strong>und</strong> Presseberichte – jedoch meistens ohne Quellenverweise. Auch geht<br />

er kaum auf die am Kunstmarkt vertretenen Künstler <strong>und</strong> Kunstrichtungen ein.<br />

7 HERZOG/JACOBS [2003].<br />

8 Begleitet wird jedes Jahr von Bildern des Fotografen Kurt Wyss einzelner Kunstwerke <strong>und</strong> ihrer Betrachter.<br />

Annemarie MONTEIL [1994, 9] nennt ihre Publikation ein „Bilderbuch“ <strong>und</strong> bemerkt: „dokumentiert wird nicht<br />

‚die’ Art, sondern die Art des Kurt Wyss“. Diese Publikation behandelt die Art <strong>Basel</strong> nicht wissenschaftlich.<br />

Wichtig sind jedoch das Vorwort des damaligen Messeleiters Emil Bammatter <strong>und</strong> Angaben über die jährlichen<br />

Besucherzahlen der Art <strong>Basel</strong>.<br />

5


ne 9 <strong>und</strong> Fachzeitschriften wie Art International, Das Kunstwerk <strong>und</strong> Die Weltkunst. Außer-<br />

dem dienen persönliche Gespräche mit Ernst Beyeler <strong>und</strong> Klaus Staeck als Quellen.<br />

1.3 Was ist eine Kunstmesse <strong>und</strong> wie lässt sich ihr Erfolg messen?<br />

Laut der deutschen Gewerbeordnung ist eine Messe „eine zeitlich begrenzte, im allgemeinen<br />

regelmäßig wiederkehrende Veranstaltung, auf der eine Vielzahl von Ausstellern das wesent-<br />

liche Angebot eines oder mehrerer Wirtschaftszweige ausstellt <strong>und</strong> überwiegend nach Muster<br />

an gewerbliche Wiederverkäufer, gewerbliche Verbraucher oder Großabnehmer vertreibt.“ 10<br />

Die Form der Mustermesse, die vor allem dem Informationsaspekt dient <strong>und</strong> auf der die Pro-<br />

dukte überwiegend als Muster ausgestellt werden, ist heute die übliche Form. Sie wurde im<br />

19. Jahrh<strong>und</strong>ert in Leipzig gegründet <strong>und</strong> löste die Warenmesse, die dem unmittelbaren Aus-<br />

tausch von Waren diente, ab. 11 Da auf den Kunstmessen neben Reproduktionen überwiegend<br />

Originale direkt verkauft werden, sind sie jedoch den Warenmessen zuzuordnen. 12<br />

Vorgänger der Messen für Moderne Kunst sind die Kunst- <strong>und</strong> Antiquitätenmessen. 13<br />

Neben dem Verkauf der Ware dient eine Kunstmesse dazu, neue Kontakte zwischen Käufern<br />

<strong>und</strong> Händlern zu erschließen. Bei <strong>einer</strong> Kunstmesse befinden sich zahlreiche <strong>Galerie</strong>n in un-<br />

mittelbarer räumlicher Nähe zueinander. Hiermit verschafft die Messe dem Käuferpublikum<br />

einen größeren <strong>und</strong> objektiveren Marktüberblick als beispielsweise die Besuche einzelner<br />

<strong>Galerie</strong>n. 14 Die Messe dient den <strong>Galerie</strong>n als Werbung, nicht zuletzt weil die Medienpräsenz<br />

beträchtlich höher ist als bei <strong>einer</strong> einzelnen <strong>Galerie</strong>ausstellung. 15<br />

Was fällt unter den Erfolg <strong>einer</strong> Kunstmesse? Als <strong>Erfolgs</strong>kriterien könnten folgende an-<br />

gesehen werden: ideeller Erfolg <strong>und</strong> finanzieller Erfolg. Als ideeller Erfolg wird in der vorlie-<br />

genden Arbeit Erfolg durch Ansehen <strong>und</strong> Bekanntheit bei Sammlern, Händlern <strong>und</strong> Besu-<br />

chern der Messe verstanden. Finanzieller Erfolg ist durch hohe Umsätze <strong>und</strong> die Einnahmen<br />

aus Eintritten auszumachen. Ideeller Erfolg ist durch hohe Besucherzahlen, durch Lob in der<br />

Presse, die Teilnahme bedeutender <strong>Galerie</strong>n, durch qualitativ hochwertige Ware bzw. Kunst<br />

<strong>und</strong> durch einen guten Standort, einen übersichtlichen Aufbau <strong>und</strong> eine auf der Messe ge-<br />

währleistete Marktübersicht über das wesentliche Angebot des Bereichs der Modernen Kunst<br />

9 Hier sind insbesondere Eduard Beaucamp, Georg Jappe (FAZ) <strong>und</strong> Gottfried Sello (Die Zeit) hervorzuheben,<br />

da sie die Kunstmessen über die Jahre hin beobachten, sie kritisch hinterfragen <strong>und</strong> tiefgründiger als andere<br />

Journalisten auf die Marktsituation <strong>und</strong> Tendenzen eingehen.<br />

10 Deutsche Gewerbeordnung, § 64 (1) zitiert nach TETTINGER/WANK [1999, 679].<br />

11 HERZOG [2003, 11].<br />

12 OSCHATZ [1995, 20].<br />

13 HERCHENRÖDER [1990, 268ff].<br />

14 HERSTATT [2002, 95].<br />

15 BOLL [2005, 274ff].<br />

6


auszumachen. Ist ein ideeller Erfolg gegeben, so ist anzunehmen, dass sich mit hoher Wahr-<br />

scheinlichkeit auch ein finanzieller Erfolg einstellt. Auch wenn der finanzielle Erfolg einen<br />

großen Einfluss auf den Gesamterfolg der Messe haben dürfte, kann in der vorliegenden Ar-<br />

beit nicht darauf eingegangen werden, da verlässliche Quellen fehlen. 16 Der Schwerpunkt der<br />

vorliegenden Arbeit liegt somit auf dem ideellen Erfolg der Messe. Wie ist dieser jedoch zu<br />

messen? Die genaue Untersuchung der Städte Köln <strong>und</strong> <strong>Basel</strong> zeigt auf, wie bedeutend diese<br />

als Kunststadt sind <strong>und</strong> in welchem Maße die Stadtverwaltungen <strong>und</strong> öffentlichen Einrichtun-<br />

gen die Messen unterstützen. Welche <strong>Galerie</strong>n sind bedeutend <strong>und</strong> besitzt die Messe eine vor-<br />

teilhafte Struktur? Für die Beantwortung dieser Fragen werden die Presseberichte herangezo-<br />

gen. Bei der Frage, ob bedeutende zeitgenössische Künstler an der Messe teilnehmen, zieht<br />

die Untersuchung den im Jahre 1970 von Willi Bongard erstellten Kunstkompass heran. (Ta-<br />

belle 14) Dieser soll in einem ersten Schritt darüber Aufschluss geben, welche lebenden<br />

Künstler in den Jahren 1970 - 1974 durch Ausstellungen in <strong>Galerie</strong>n, Museen etc. einen gro-<br />

ßen Bekanntheitsgrad erreicht haben. In einem zweiten Schritt wird dann untersucht, ob <strong>und</strong><br />

in welchem Maße diese Künstler auf der Basler <strong>und</strong> Kölner Messe anzutreffen sind. Eine A-<br />

nalyse der beiden Messen auf die Frage, welche Kunstströmungen vertreten waren, soll Auf-<br />

schluss darüber geben, ob die Messen eine Übersicht des wesentlichen Angebots der Moder-<br />

nen Kunst geben. (Tabelle 12/13)<br />

16 Immer wieder wird in Presseberichten, auf die Undurchsichtigkeit der Kunstmessen in Bezug auf Gewinn <strong>und</strong><br />

Umsatz hingewiesen, wie beispielsweise von G. Sello: „Aber der Umsatz enthält eine statistisch nicht erfassbare<br />

Dunkelziffer, weil der Handel mit sich selbst handelt.“ Gottfried Sello: Heiter bis wolkig. In: Die Zeit,<br />

28.06.1974, S. 15. Die im Archiv der Art <strong>Basel</strong> verfügbaren Zahlen zum finanziellen Erfolg der Messe sind nicht<br />

zur Einsicht freigegeben.<br />

7


2 Die <strong>Entstehung</strong>sjahre des Kunstmarktes Köln<br />

Um die Art <strong>Basel</strong> <strong>und</strong> ihre <strong>Entstehung</strong> besser verstehen zu können, soll im Folgenden die<br />

Vorgängermesse, der Kunstmarkt Köln, untersucht werden auf ihre <strong>Entstehung</strong>, den Standort<br />

Köln <strong>und</strong> die ersten drei Jahre bis 1970. Besondere Beachtung soll der Kunstkritik geschenkt<br />

werden: Was wird gelobt, was wird kritisiert? Entstehen Bedürfnisse der Aussteller oder Be-<br />

sucher, die Köln nicht erfüllen kann <strong>und</strong> die <strong>Basel</strong> später aufgreifen wird?<br />

2.1 Ausgangsbedingungen <strong>und</strong> Konzeption der Messe<br />

Im Jahre 1967 findet zum ersten Mal der Kunstmarkt Köln, die erste Messe für zeitgenössi-<br />

sche Kunst statt. Wie kam es hierzu <strong>und</strong> was waren die Gründe? In den Sechziger Jahren lie-<br />

gen die wichtigsten deutschen <strong>Galerie</strong>n, die sich auf zeitgenössische Kunst spezialisieren,<br />

verstreut in den unterschiedlichsten deutschen Städten. Betrachtet man die teilnehmenden<br />

<strong>Galerie</strong>n des Kölner Kunstmarktes ’67, die den Anspruch haben, Avantgardegalerien zu sein,<br />

so zeigt sich, dass keine Stadt mehr als drei dieser <strong>Galerie</strong>n hervorbringt. Um nur einige zu<br />

nennen: die <strong>Galerie</strong> Anne Äbels hat ihren Sitz in Köln, die <strong>Galerie</strong> René Block befindet sich<br />

in Berlin, die <strong>Galerie</strong> Neuendorf in Hamburg, die <strong>Galerie</strong> Alfred Schmela in Düsseldorf <strong>und</strong><br />

die <strong>Galerie</strong> van der Loo kommt aus München. (K67, o.p.)<br />

Mit dem zweiten Weltkrieg hatte Berlin den Status als deutsches Kunsthandelszentrum<br />

verloren. 17 Die wichtigsten Zentren sind Paris <strong>und</strong> ab Anfang der Sechziger Jahre überwie-<br />

gend New York. Hier befinden sich auf der 57. Straße mehr als 50 Kunstgalerien, bei welchen<br />

sich laut Willi Bongard „unter dem Gesichtspunkt zeitgenössischer Kunst“ ein Besuch bei<br />

mindestens fünfzehn lohnt. In Manhattan befänden sich neben der hohen Konzentration an<br />

<strong>Galerie</strong>n, die bedeutendsten Museen, privaten Kunstsammlungen, das größte Auktionshaus<br />

Parke-Bernet <strong>und</strong> hier arbeiteten an die fünfzigtausend Künstler. „Im Unterschied zu New<br />

York (oder London oder Paris) ist der deutsche Kunstmarkt in ein halbes Dutzend <strong>und</strong> mehr<br />

Teilmärkte aufgesplittert – mit der sattsam bekannten Folge, dass dieser Markt ein Schatten-<br />

dasein <strong>und</strong> die deutsche Kunst der Gegenwart international keinen Kurswert hat, mit Aus-<br />

nahme vielleicht der Zero-Gruppe.“ 18 Rudolf Zwirner gibt zu Bedenken, dass amerikanische<br />

Sammler in den 60er <strong>und</strong> 70er Jahren keine zeitgenössischen Werke deutscher Künstler kauf-<br />

ten. 19<br />

17 Hierauf verweisen sowohl THURN [1994, 205] als auch HERZOG [2003, 13f].<br />

18 Willi Bongard: Das Kölner-Kunstkartell. In: Die Zeit, 8.9.1967, S. 36.<br />

19 Unter dem Titel „Ausverkauf der Moderne“ hielt Rudolf Zwirner am 8. Mai 2006 auf der Mitgliederversammlung<br />

des B<strong>und</strong>esverbandes deutscher Galeristen einen Vortrag. Die im Jahre 2000 entstandene Publikation dieses<br />

8


Viele deutsche <strong>Galerie</strong>n konzentrieren sich in den 50er Jahren auf Kunst der Ecole de<br />

Paris, der Klassischen Moderne <strong>und</strong> nach Preisstürzen der Ecole de Paris auf die neue ameri-<br />

kanische Malerei. 20 Diese jedoch, so Günter HERZOG, „wurde knapp oder von den Amerika-<br />

nern oder Franzosen kontrolliert, so dass es sich dringend empfahl, die junge einheimische<br />

Kunstproduktion zu stimulieren. Die ‚klassischen’ Sammler waren gesättigt, <strong>und</strong> es musste<br />

eine neue Generation wenn nicht gar ‚Spezies’ von Sammlern gewonnen beziehungsweise<br />

herangezüchtet werden…“ [HERZOG 2003,14] Dass solch ein Publikum von neuen Sammlern,<br />

die sich für zeitgenössische Kunst interessieren, schon existiert, wird Hein Stünke auf der<br />

documenta von 1959 klar. Da ihm als documenta-Ratsmitglied kein Honorar gezahlt werden<br />

kann, schlägt Arnold Bode vor, er könne an einem Grafik-Stand Werke seines <strong>Galerie</strong>-<br />

Programms verkaufen. Der daraus resultierende finanzielle Erfolg macht Hein Stünke <strong>und</strong><br />

Rudolf Zwirner, der zu dieser Zeit das Sekretariat der documenta leitet, klar, dass die Besu-<br />

cher nicht nur Ausstellungen besuchen, sondern dort auch zu kaufen bereit sind. 21<br />

Laut Hein STÜNKE [1986, 344] war es um die wirtschaftliche Situation der Avantgarde-<br />

galerien Mitte der Sechziger Jahre schlechter bestellt als beispielsweise um den Markt für die<br />

Klassische Moderne. Diesem habe sich das Auktionshaus Norbert Ketterer aus Stuttgart mit<br />

großem Erfolg zugewandt <strong>und</strong> für die damalige Zeit hohe Preise erzielt. In dieser Situation<br />

kommt es im Mai 1966 zu ersten Gesprächen zwischen den Galeristen Rudolf Zwirner, Hein<br />

Stünke <strong>und</strong> Rudolf Springer. Sie tauschen Ideen aus, wie man die deutschen Avantgardegale-<br />

rien unterstützen, die deutsche Kunstproduktion ankurbeln <strong>und</strong> Köln zu deren Zentrum ma-<br />

chen könnte. Rudolf Zwirner wünscht sich eine Ausstellung mit Werken von verschiedenen<br />

<strong>Galerie</strong>n, die sowohl einen Überblick über die Arbeit des Kunsthandels, als auch „über die<br />

neuesten Tendenzen von Malerei <strong>und</strong> Plastik gibt“. (Quelle 1,17) 22 Rudolf Springer spricht<br />

sich für eine „Anti-documenta“ aus, was er sich jedoch genau darunter vorstellt, wird in den<br />

Aufzeichnungen des Treffens nicht dokumentiert. Nach Hein Stünkes Ansicht müsse wer eine<br />

neue Form der Ausstellung von Kunst wolle auch eine andere Form der Auswahl <strong>und</strong> Präsen-<br />

tation suchen. (Quelle 1,17) Stünke erwägt eine weitere Möglichkeit:<br />

„Meine Absicht war, eine Messe zu veranstalten, also eine Form<br />

händlerischen Anbietens zu versuchen, wie sie nicht durch die Auktion <strong>und</strong><br />

nicht durch die <strong>Galerie</strong> geleistet werden kann, also keine Ausstellung son-<br />

Vortrages wurde gekürzt <strong>und</strong> enthält die oben erwähnte Passage nicht. Vgl. ZWIRNER [2000]. Deshalb kann nur<br />

auf eine Internetquelle verwiesen werden: www.artnet.de/magazine/features/zwirner/zwirner06-09-06.asp.<br />

20 HERZOG [2003, 14]; STÜNKE [1986, 343].<br />

21 Sturm, Birgit Maria: Die diffizile Ware Kunst. Ein Interview mit dem Kölner Galeristen Hein Stünke über die<br />

<strong>Entstehung</strong>sgeschichte des Kölner Kunstmarktes. In: Art Position 5 (1993) 22, S. 21.<br />

22 Redemanuskript Stünkes, 23.5.1966, Bl. 17.<br />

9


dern eine handfeste Sache, ein kaufmännisches Unternehmen mit allen<br />

Kennzeichen eines solchen. Das Vorbild ist nicht die Lausanner Ausstellung<br />

Pilot, sondern die kleine, aber doch respektable Messe der Antiquare in<br />

Stuttgart.“ (Quelle 1,16)<br />

Eine zusätzliche Ausstellung mit Werken der <strong>Galerie</strong>n – wie von Rudolf Zwirner ge-<br />

wünscht – sollte die Messe erweitern <strong>und</strong> ihren „programmatischen Charakter“ (Quelle 1, 16)<br />

hervorheben. Diese Form der Messe scheint den größten Anklang bei den drei Galeristen zu<br />

finden, da sie sich letztendlich durchsetzt. Aus rechtlichen Gründen halten die Galeristen die<br />

Gründung eines Vereins für notwendig. Sie sind sich einig, dass die Stadt Köln nicht mit ein-<br />

zelnen Personen, sondern nur mit einem Verein oder Verband als Träger einen Vertrag ab-<br />

schließen würde, um eine Messe durchzuführen. (Quelle 1, 16) Mitglieder sollen jedoch nicht<br />

unbegrenzt aufgenommen werden. Galeristen, die nur „gelegentlich“ neuere Kunst handeln<br />

sind nicht erwünscht. Mitglieder werden sollten nur diejenigen, die „durch die Arbeit in ihren<br />

<strong>Galerie</strong>n den Beweis eines besonderen Interesses an gegenwärtiger künstlerischer Produktion<br />

geliefert haben“ (Quelle 1, 15).<br />

Des Weitern äußert sich Hein Stünke gegen eine Mitgliedschaft ausländischer Galeris-<br />

ten: „Nicht weil sie Ausländer sind möchten wir sie nicht in unserem Kreis aufnehmen. Auf<br />

ausländische Kollegen zu verzichten hat folgende Gründe: Alle Händler Deutschlands sind<br />

mehr oder weniger Importeure. Sie alle haben sich – <strong>und</strong> damit auch den vertretenen Künst-<br />

lern – mit großen Kosten <strong>und</strong> Anstrengungen einen Platz geschaffen, haben der französischen,<br />

englischen <strong>und</strong> amerikanischen Kunst hier einen größeren Markt <strong>und</strong> eine größere Publizität<br />

gesichert. Man kann darum dem hiesigen Kunsthändler nicht zumuten, was kein anderer<br />

Händler oder Hersteller s<strong>einer</strong> deutschen Vertretung zumuten würde: eine Messe vorzuberei-<br />

ten, damit hier verkauft wird, was fairerweise die hiesigen Vertreter verkaufen müßten.“<br />

(Quelle 1, 14f) Hieraus geht eindeutig das Ziel des Vereins hervor, den deutschen Kunsthan-<br />

del <strong>und</strong> die deutschen Händler zu unterstützen.<br />

In der Gründungsversammlung vom 4. Juli 1966 wird eine Satzung beschlossen, die den<br />

Zweck definiert: „Zweck des Vereins ist die Förderung des Interesses an zeitgenössischer<br />

deutscher <strong>und</strong> internationaler Kunst <strong>und</strong> die Förderung des Handels mit solcher Kunst.“<br />

(Quelle 4,1) Dem Zweck soll „die Veranstaltung von Ausstellungen zeitgenössischer Kunst“<br />

dienen. Aufnahmeanträge weiterer Galeristen, die eine Mitgliedschaft anstreben, müssen von<br />

fünf Vereinsmitgliedern befürwortet werden. Eine tatsächliche Aufnahme eines neuen Mit-<br />

glieds muss von der Mitgliederversammlung einstimmig befürwortet werden. (Quelle 4, 2)<br />

Somit sind die rechtlichen Gr<strong>und</strong>lagen für die erste Messe gelegt, die im Jahre 1967 stattfin-<br />

10


den soll. Bei der Gründungsversammlung vom 4. Juli 1966 zählen folgende Galeristen zu den<br />

Vereinsmitgliedern: Adler, Dr. Appel, Block, Brusberg, Mayer, Müller, Niepel, Pooch,<br />

Schmela, Springer, Stangl, Stünke, Ricke, Thomas, van de Loo, Zwirner. (Quelle 3, 42)<br />

Der Planungszeitraum für die Messe erstreckt sich von Mai 1966 bis zu Beginn der ers-<br />

ten Messe im September 1967 über 16 Monate. In den folgenden Vereinssitzungen werden<br />

die Rahmenbedingungen geschaffen: Der Name der Messe soll „Kunstmarkt '67“ lauten.<br />

(Quelle 2, 94) Im Gebäudekomplex des Gürzenich sollen allen Mitgliedern gleichgroße Kojen<br />

– über Losverfahren ermittelt – zugeteilt werden. Auch die verschiedenen Gattungen, die aus-<br />

gestellt werden können, bestimmen die Vereinsmitglieder: „In den Kojen können nach Belie-<br />

ben Bilder, Plastiken, Grafiken <strong>und</strong> bibliophile Pressedrucke gezeigt werden.“ (Quelle 3, 42)<br />

In der Vereinssitzung vom 24.1.67 wird zusätzlich festgelegt, dass die auf der Messe zu<br />

verkaufenden Bilder <strong>und</strong> Plastiken erst ab 1910 entstanden sein dürfen. „Es wird erwartet,<br />

dass hier der progressive Charakter dominiert.“ (Quelle 5, 20) Des Weiteren müssen alle<br />

Kunstwerke, die auf der Messe präsentiert werden, zu Beginn verkäuflich sein. Die Kojen-<br />

größe wird auf 6 x 4 x 5 m festgelegt. (Quelle 5, 20) Für die zusätzliche Ausstellung im<br />

Kunstverein, bei welcher jede <strong>Galerie</strong> ein bis drei Künstler ausstellen soll, wird eine Hänge-<br />

kommission durch die Galeristen Stangl, Springer <strong>und</strong> Müller beauftragt. (Quelle 5, 20) Dies<br />

unterstreicht den Ausstellungscharakter. Auf der Messe im Gürzenich hingegen besteht für<br />

die Galeristen „völlige Freiheit bezüglich der Künstler <strong>und</strong> Auswahl der Kunstwerke“ (Quelle<br />

6, 131). Die Kosten pro Mitglied werden auf 1.800 DM festgelegt. (Quelle 6, 133)<br />

Auf einen wichtigen Punkt wird in einem R<strong>und</strong>schreiben an die Mitglieder hingewie-<br />

sen: „Zu den Eröffnungen müssen von allen <strong>Galerie</strong>n Preislisten vorliegen, von denen eine<br />

Durchschrift an die Geschäftsführung zu senden ist.“ (Quelle 7, 110) Betont wird hierbei, dass<br />

es wichtig sei, dass die Besucher sich über die Preise informieren könnten. Dieser Aspekt ist<br />

bedeutend, denn zuvor wurde stets darauf hingewiesen, wie <strong>und</strong>urchsichtig der Kunstmarkt in<br />

Bezug auf die Preistransparenz der Werke sei. Christian HERCHENRÖDER berichtet: „Der<br />

Handel mit Kunst <strong>und</strong> edlem Kunstgewerbe wurde vor dem Krieg noch als absolut intime<br />

Transaktion begriffen, die den jeweiligen Händler <strong>und</strong> seinen Klienten zu <strong>einer</strong> verschwiege-<br />

nen Interessengemeinschaft verband. […] Die großen Kunsthäuser hatten ihre Geheimkabi-<br />

nette, in denen die kostbaren Bildwerke potenten Sammlern auf <strong>einer</strong> samtbezogenen Staffelei<br />

präsentiert wurden. Einlass in dieses „Allerheiligste“ hatte nur der arrivierte, dem Händler<br />

schon fast hörige Kunstkäufer. Diese mystifizierende Handelspraxis nötigt uns heute, im Zeit-<br />

alter erwünschter Markttransparenz ein überlegenes Lächeln ab; <strong>und</strong> doch gibt es noch einige<br />

wenige Händler alten Schlages, die abseits vom grellen Messegeschäft mit dieser diskreten<br />

11


Methode dauerhaft Markterfolge haben.“ [HERCHENRÖDER 1990, 260] Dass auch bei den<br />

Mitgliedern des Vereins progressiver deutscher Kunsthändler solche Methoden praktiziert<br />

werden, bestätigt Willi Bongard, der verschiedene Galeristen zu ihren Geschäftsmethoden<br />

<strong>und</strong> Umsätzen interviewt <strong>und</strong> von der Kölner Galeristin Änne Abels erfährt: „Unser Jeschäft<br />

hat einen Nimbus <strong>und</strong> den jefährden Se, wenn Se über’ t Jeschäftliche schreiben. […] Der<br />

Kunsthandel sei, versicherte mir Frau Abels, ‚dat unmoralischte Jeschäft der Welt’. Wenn<br />

man ihren Worten glauben schenken würde, entzöge er sich überhaupt jeglicher kommerziel-<br />

ler Betrachtung…“ 23 Von diesem Blickpunkt aus könnte man die nun vom Verein geforderte<br />

Preistransparenz als äußerst progressiv bezeichnen.<br />

2.2 Standort Köln<br />

Wie wichtig ist für den erfolgreichen Beginn des Kölner Kunstmarktes der Standort Köln,<br />

seine Geschichte, Kunst- <strong>und</strong> Kulturlandschaft <strong>und</strong> die Förderung durch die Stadt? Die Stadt<br />

Köln blickt auf eine bis ins Mittelalter zurückreichende Sammlertradition ihrer Bürger zurück.<br />

Zu nennen sind hier beispielsweise die Sammlungen von Ferdinand Franz Wallraf, die Kunst-<br />

sammlung des Baumeisters Johann Peter Weyer <strong>und</strong> des Barons Hüpsch. Die meisten Kölner<br />

Museen verdanken einen großen Teil ihrer Bestände den Schenkungen <strong>und</strong> Leihgaben der<br />

Sammler. 24 Laut Klaus Staeck besitzt das Rheinland auch heute noch eine große „Sammler-<br />

schaft“, was als eindeutiger Standortvorteil für Köln gesehen werden kann. (Siehe S. 102)<br />

Obwohl die meisten Kölner Museen im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört<br />

wurden, kann ein Großteil ihrer Sammlungen rechtzeitig evakuiert werden. Auch der Kölner<br />

Rechtsanwalt Dr. Josef Haubrich trägt einen beträchtlichen Teil von Werken der ersten Hälfte<br />

des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts zusammen, versteckt sie <strong>und</strong> rettet sie somit vor <strong>einer</strong> Beschlagnahmung<br />

durch die Nationalsozialisten. Da die Museen zerstört sind, fehlen Ausstellungsräume <strong>und</strong><br />

somit schickt man die Kölner Sammlungen – allen voran die Sammlung Haubrich – auf Rei-<br />

sen. So präsentiert sich die Sammlung Haubrich anfangs in deutschen Städten, in den fünfzi-<br />

ger Jahren auch in anderen europäischen Städten wie Amsterdam (1951), Turin (1952) <strong>und</strong><br />

<strong>Basel</strong> (1955). Diese Präsentation des „Kölner Kulturguts“ in den verschiedensten Städten <strong>und</strong><br />

Regionen ist sicherlich ein Aspekt, der Köln zu einem Namen als Museumsstadt verhilft. 25<br />

Nachdem in Köln 1956 das Schnütgen-Museum, 1957 das Wallraf-Richartz-Museum<br />

<strong>und</strong> 1967 die Josef Haubrich Kunsthalle eröffnen, folgt nun in der Stadt Köln selbst eine Wel-<br />

le von Ausstellungen, die große Besucherzahlen anziehen. Bedeutende Ausstellungen zu die-<br />

23 Willi Bongard: Das Geschäft mit der Kunst (I): Maler, Bilder, Spekulanten. In: Die Zeit, 26.11.1965, S.45.<br />

24 ILLNER [1996, 13].<br />

25 BLOCHMANN [1996, 191ff].<br />

12


ser Zeit sind beispielsweise die Ausstellungen „Kunst <strong>und</strong> Leben der Etrusker“ (1956,<br />

160.000 Besucher) oder „Toulouse Lautrec“ (1961/62, 158.000 Besucher). 26 Bei den beiden<br />

ersten Ausstellungen in der Josef Haubrich Kunsthalle „Die Römer am Rhein“ <strong>und</strong> „Marc<br />

Chagall“ zählen die Veranstalter in den ersten fünf Monaten über 300.000 Besucher. 27 Diese<br />

Zeit des wachsenden Interesses an Kunst bzw. des Wachstums des Museums- <strong>und</strong> Ausstel-<br />

lungswesens wirkt sich sicherlich positiv auf die <strong>Entstehung</strong> des Kunstmarkts Köln aus. Da-<br />

mit einher geht 1969 die Leihgabe von 170 Werken des Sammlers Peter Ludwig an das Wall-<br />

raf-Richartz-Museum, die u. a. Werke der amerikanischen Pop Art Künstler beinhaltet. 28<br />

Diese Leihgabe ist sicherlich mit ein Gr<strong>und</strong>, dass im Jahre 1969 die Museums- <strong>und</strong> Ausstel-<br />

lungsbesuche die Millionengrenze überschreiten. 29<br />

Schon zu Beginn der Planung des Kunstmarkts ’67 ist die Stadt Köln bereit, das Vorha-<br />

ben zu unterstützen. Bei dem ersten Treffen der zukünftigen Vereinsmitglieder vom<br />

23.5.1966 berichtet Hein Stünke von Verhandlungen mit dem Kulturdezernenten Kurt Ha-<br />

ckenberg „wobei insbesondere die Zweiteilung der Unternehmung in Messe <strong>und</strong> Ausstellung<br />

in Gürzenich <strong>und</strong> Overstolzenhaus erläutert wurde.“ (Quelle 2, 94) Bei der Gründerversamm-<br />

lung vom 4. Juli 1966 ist bereits klar: „Die Stadt Köln ist bereit, Gürzenich <strong>und</strong> Overstolzen-<br />

haus für eine Kunstmesse <strong>und</strong> gemeinsame Ausstellung zur Verfügung zu stellen <strong>und</strong> finan-<br />

zielle Zuwendung zu geben.“ (Quelle 3, 42) Des Weiteren finanziert die Stadt Köln in den<br />

Anfangsjahren den Ausstellungskatalog <strong>und</strong> beteiligt sich an Werbungskosten. 30 Dass der<br />

Verein diese finanzielle Zuwendung erhält, erklärt sich sicherlich auch aus der Tatsache, dass<br />

man neben der kommerziellen Verkaufsschau auch eine Kunstausstellung plant.<br />

Wie kommt es dazu, dass die Stadt Köln sich diesem Projekt gegenüber so offen zeigt?<br />

Immer wieder wird dem Kulturdezernenten der Stadt Köln, Kurt Hackenberg, eine bedeuten-<br />

de Rolle bei der Unterstützung des Kölner Kunstmarktes beigemessen. Mit s<strong>einer</strong> Kulturpoli-<br />

26<br />

Eine ausführliche Liste der Ausstellungen in Köln bis 1966 bei: HACKENBERG [1966, 4ff].<br />

27<br />

ILLNER [2003, 45f].<br />

28<br />

Laut Georg Jappe könne „kein zweites Museum der Welt so viel zeitgenössische Kunst vorweisen“ wie das<br />

Wallraf-Richartz Museum mit der Sammlung Ludwig. S<strong>einer</strong> Meinung nach sei Köln „durch eine kluge Fortführung<br />

der Sammlung […] die einmalige Chance gegeben, Sammelpunkt dieser zweiten goldenen Zeit der modernen<br />

Kunst zu werden“. Georg Jappe: Die goldenen Sechziger. In: FAZ, 7.3.1969, S. 32.<br />

29<br />

ILLNER [1996, 13].<br />

30<br />

In dem Sitzungsprotokoll vom 17.11.67 ist zu lesen: „Die Stadt Köln ist darüber hinaus bereit, in 2 oder 3<br />

amerikanischen Zeitschriften ganzseitig für ihre Museen <strong>und</strong> für den Kunstmarkt 68 zu werben.“ (Quelle 8, 183)<br />

Das Sitzungsprotokoll des Vereins vom 23.2.1968 beinhaltet: „Die Stadt Köln gibt einen Zuschuss von DM<br />

19.000 für den normalen Katalog…“ (Quelle 9, 52) Bei der Diskussion über die Fortführung <strong>einer</strong> Begleitausstellung<br />

betont Rudolf Zwirner bei <strong>einer</strong> Mitgliedsversammlung im Januar 1969: „Die Stadt Köln wird die Katalogkosten,<br />

sowie bis zu <strong>einer</strong> gewissen Summe, die Transportkosten übernehmen.“ (Quelle 12, 176) 1970 geht<br />

aus den Protokollen keine Information über eine finanzielle Unterstützung der Stadt hervor. Ab 1971 scheint der<br />

Verein eine Kojenmiete an die Stadt Köln zahlen zu müssen: “Die voraussichtlich nur einmal an die Stadt Köln<br />

zu zahlende Kojenmiete (in Höhe von DM 35.000)…“ (Quelle 15, 127) Danach sind in den Protokollen der<br />

Mitgliederversammlungen keine Hinweise auf finanzielle Hilfe durch die Stadt gegeben.<br />

13


tik, die auf eine demokratische Gr<strong>und</strong>haltung zurückgeht, setze er sich laut ILLNER [1996, 13]<br />

u. a. das Ziel, die bildende Kunst für breite Bevölkerungsschichten zu öffnen <strong>und</strong> förderte<br />

dies durch die oben erwähnten stark zunehmenden Kölner Ausstellungen.<br />

Im Sommer 1968 ist in der Zeitschrift „Art International“ eine Anzeige der Stadt Köln<br />

unter dem Titel „Cologne goes Art“ zu finden. (Quelle 22) Hier wird zum einen für die Köl-<br />

ner Museen, zum anderen für die <strong>Galerie</strong>n <strong>und</strong> den Kunstmarkt geworben. Diese Anzeige<br />

zeigt, dass die Stadt Köln, bzw. Hackenberg durch die Kombination von Museen <strong>und</strong> Kunst-<br />

markt auf eine erfolgreiche Entwicklung Kölns als Kunststadt baut. Ab Ende der Sechziger<br />

<strong>und</strong> Anfang der Siebziger Jahre setzt er sich auch vermehrt für zeitgenössische Kunst ein. So<br />

unterstützt er neben dem Kölner Kunstmarkt auch weitere Veranstaltungen wie 1969 den<br />

Kölner „Neumarkt der Künste“, für den er neben dem Gelände des Kölner Neumarktes auch<br />

eine Summe von 27.500 DM zur Verfügung stellt. 31 Des Weiteren beauftragt er 1970 Harald<br />

Szeemann, den documenta-Geschäftsführer, die Ausstellung „Happening <strong>und</strong> Fluxus“ zu or-<br />

ganisieren. Diese Ausstellung stieß teilweise auf große Kritik, da sowohl Wolf Vostell als<br />

auch die Wiener Aktionisten Otto Muehl <strong>und</strong> Hermann Nitsch blutverschmierte Gegenstände,<br />

Tierkadaver <strong>und</strong> ähnliches präsentierten. 32 Obwohl Hackenberg nach heftigen Protesten der<br />

Öffentlichkeit einige Werke entfernen ließ, zeigt die Beauftragung Seemans doch seine Be-<br />

reitschaft, Vertreter zeitgenössischer, avantgardistischer Strömungen auszustellen. Diese Ver-<br />

anstaltungen trugen gewiss einen Teil zu Kölns Ruf als Stadt bei, in der zeitgenössische Kunst<br />

gezeigt <strong>und</strong> gefördert wird.<br />

Karl Ruhrberg, der damalige Direktor der Kunsthalle Düsseldorf reflektiert im Jahre<br />

1993 über Kölns Rang im Bereich der zeitgenössischen Kunst: „Bis Anfang der siebziger Jah-<br />

re war Düsseldorf im Bereich der zeitgenössischen Kunst unangefochten auf dem ersten Platz<br />

in Deutschland <strong>und</strong> hat ihn dann an Köln verloren. Das liegt an der Lethargie der Düsseldor-<br />

fer Kulturpolitik <strong>einer</strong>seits <strong>und</strong> der andere war die Aktivität von Hackenberg, der das genau<br />

gesehen hat <strong>und</strong> dann via Kunstmarkt anfing das zu installieren.“ 33<br />

Somit schaffen das aufkommende Interesse an Bildender Kunst, der Zuwachs an Muse-<br />

en <strong>und</strong> Ausstellungen in Köln <strong>und</strong> die Unterstützung durch die Stadt Köln, im Besonderen<br />

durch den Kulturdezernenten Kurt Hackenberg günstige Voraussetzungen für die <strong>Entstehung</strong><br />

des Kunstmarktes. Im Gegenzug ist es dann der Kunstmarkt selbst, der in den Siebziger Jah-<br />

ren Köln zu <strong>einer</strong> Metropole der zeitgenössischen Kunst werden lässt. Dies zeigt beispiels-<br />

31 ILLNER [2003, 52ff].<br />

32 HERZOGENRATH/LUEG [1986, 474ff].<br />

33 Zeitungsgespräch mit Karl Ruhrberg am 28.5.1993; Historisches Archiv der Stadt Köln, Dokumentation Kölner<br />

Kulturleben nach 1945. Zitiert nach ILLNER [2003, 43].<br />

14


weise die steigende Anzahl der <strong>Galerie</strong>n Ende der Sechziger Jahre. Im Februar 1968 zählt<br />

man in Köln 27 <strong>Galerie</strong>n. Laut einem Bericht der R<strong>und</strong>schau vom Februar 1968 seien die<br />

letzten Monate sieben neue <strong>Galerie</strong>n in Köln entstanden bzw. nach Köln gezogen, wie bei-<br />

spielsweise die <strong>Galerie</strong> Wilbrand aus Münster <strong>und</strong> die <strong>Galerie</strong> Ricke aus Kassel. 34 Laut Georg<br />

JAPPE [1986, 573] habe Peter Ludwig sogar „die Atmosphäre des Kunstmarktes“ dazu bewo-<br />

gen, seine Sammlung der Stadt Köln als Dauerleihgabe anzubieten. 35<br />

2.3 Kunstmarkt '67 – Die erste Kunstmesse<br />

Der Ruf Kölns als Kunst- <strong>und</strong> Museumsstadt <strong>und</strong> die finanzielle <strong>und</strong> ideelle Unterstützung<br />

durch die Stadt schaffen gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche Messe. Im Folgenden<br />

soll nun untersucht werden, inwieweit der erste Kunstmarkt durch seine Zielsetzung <strong>und</strong><br />

Form, die vertretenen <strong>Galerie</strong>n <strong>und</strong> Künstler tatsächlich erfolgreich war.<br />

2.3.1 Rahmenbedingungen<br />

Vom 13. bis 17. September 1967 findet der erste Kunstmarkt mit insgesamt 18 <strong>Galerie</strong>n statt,<br />

die ihre Stände im Kölner Gürzenich präsentieren. Begleitet wird die Messe von der Ausstel-<br />

lung „18 <strong>Galerie</strong>n 36 Künstler“ im Kölner Kunstverein. Hier stellt jede <strong>Galerie</strong> die Arbeiten<br />

von 1-3 Künstlern aus. (K67, o.p.) Dokumentiert wird das Ereignis durch einen Katalog mit<br />

<strong>einer</strong> Auflage von 5.000 Exemplaren. Der 32 x 45 cm große Katalog beinhaltet die Namen<br />

der auf der Messe ausgestellten Künstler <strong>und</strong> deren Werke, sowie Abbildungen einiger Wer-<br />

ke. Preise sind hier nicht abgedruckt, dafür müssen alle Objekte sowohl im Gürzenich als<br />

auch bei der Ausstellung in der Kunsthalle mit Preisen ausgezeichnet sein. Der Erwerb <strong>einer</strong><br />

Luxusausgabe des Katalogs mit Originalgrafiken von 19 Künstlern wie Antes, Lenk, Mack,<br />

Vasarely ist für 350 DM möglich. Der Verkauf der Luxusausgabe soll die bei der Vorberei-<br />

tung entstandenen Kosten decken. (Quelle 6, 133) In den fünf Tagen besichtigen 15.000 –<br />

16.000 Besucher die Messe. (Tabelle 2)<br />

Der Gürzenich befindet sich im Zentrum der Altstadt <strong>und</strong> dient als Fest- <strong>und</strong> Veranstal-<br />

tungssaal. Die durch weiße Stellwände voneinander abgetrennten, gleichgroßen Kojen sind in<br />

drei Reihen gegliedert, dazwischen befinden sich zwei Gänge. (Abb.1/2) Auf der Bühne resi-<br />

dieren die <strong>Galerie</strong>n „Der Spiegel“ <strong>und</strong> Änne Abels. (Abb.3) Durch die Beleuchtung – insbe-<br />

sondere die imposanten Kronleuchter – <strong>und</strong> die Orgel bewahrt der Saal seinen festlichen Cha-<br />

rakter.<br />

34<br />

Günther Engels: Köln, heimliche Hauptstadt des Kunsthandels. In: R<strong>und</strong>schau, 10.2.1968, zitiert nach<br />

HERZOGENRATH/LUEG [1986, 340].<br />

35<br />

Leider gibt Jappe nicht an, aus welchen Quellen er diese Information bezieht.<br />

15


2.3.2 Die vertretenen <strong>Galerie</strong>n<br />

Folgende 18 <strong>Galerie</strong>n nehmen am Kunstmarkt teil:<br />

<strong>Galerie</strong> Änne Abels (Köln), <strong>Galerie</strong> Appel & Fertsch (Frankfurt), <strong>Galerie</strong> Block (Berlin), Ga-<br />

lerie Brusberg (Hannover), <strong>Galerie</strong> Gunar (Düsseldorf), <strong>Galerie</strong> Müller (Stuttgart), <strong>Galerie</strong><br />

Neuendorf (Hamburg), <strong>Galerie</strong> Niepel (Düsseldorf), (op) art <strong>Galerie</strong> (Esslingen), <strong>Galerie</strong> Ri-<br />

cke (Kassel), <strong>Galerie</strong> Schmela (Düsseldorf), <strong>Galerie</strong> Der Spiegel (Köln), <strong>Galerie</strong> Springer<br />

(Berlin), <strong>Galerie</strong> Stangl (München), <strong>Galerie</strong> Thomas (München), <strong>Galerie</strong> Tobiès & Silex<br />

(Köln), <strong>Galerie</strong> van de Loo (München), <strong>Galerie</strong> Zwirner (Köln). (Tabelle 11) Neben den 18<br />

<strong>Galerie</strong>n besitzt auch die „Bücherstube am Dom“ einen Bücherstand. Die <strong>Galerie</strong>n bieten von<br />

Bildern über Skulpturen <strong>und</strong> Grafikeditionen bis zu kinetischen Objekten <strong>und</strong> Happening-<br />

Aktionen ein breites Spektrum an.<br />

Wie präsentieren sich die <strong>Galerie</strong>n am ersten Kunstmarkt von 1967? Ein „viel klareres Bild<br />

von jeder <strong>Galerie</strong>“ als bei der Ausstellung im Kunstverein, so Georg Jappe, zeige sich auf<br />

dem eigentlichen Kunstmarkt im Gürzenich. 36 Ein Teil der <strong>Galerie</strong>n spezialisiert sich auf be-<br />

stimmte Gebiete, der andere Teil zeigt eine Mischung verschiedenster Kunstrichtungen. Zur<br />

ersten Gruppe gehört die <strong>Galerie</strong> Neuendorf, welche mit Künstlern wie David Hockney, Andy<br />

Warhol <strong>und</strong> Robert Indiana vor allem Künstler der Pop Art ausstellt. 37 Überwiegend kon-<br />

struktive Kunst beispielsweise von Josef Albers, Karl Pfahler <strong>und</strong> Lothar Quinte zeigt die<br />

<strong>Galerie</strong> Müller. Auch die (op) art <strong>Galerie</strong> präsentiert überwiegend Kunst aus konstruktiven<br />

Formen. Der Bogen spannt sich hier von einem abstrakt-geometrischen Bild von Franz Kupka<br />

über Kunstwerke der Zürcher Konkreten wie Max Bill <strong>und</strong> Camille Graeser hin zu den mit<br />

der optischen Wahrnehmung spielenden Bildern der Op Art Künstler wie Victor Vasarely <strong>und</strong><br />

Jesus Raphael Soto. Georg Jappe betont, dass die (op) art <strong>Galerie</strong> von Hans Mayer „mit ihrem<br />

geschlossenen Stand die beste Präsentation auf dieser Messe für sich in Anspruch nehmen<br />

darf.“ 38 Auf informelle Künstler wie Wols, Antoni Tápies <strong>und</strong> Emil Schumacher konzentriert<br />

sich die <strong>Galerie</strong> van de Loo. Ebenfalls informelle Kunst zeigt die <strong>Galerie</strong> Änne Abels. Neben<br />

Karl-Fred Dahmen, K.R.H. Sonderborg <strong>und</strong> Georges Mathieu präsentiert sie der informellen<br />

Kunst ähnliche Bilder des Abstrakten Expressionismus von Jackson Pollock <strong>und</strong> Franz Kline.<br />

Junge deutsche Künstler wie Sigmar Polke, Gerhard Richter <strong>und</strong> Wolf Vostell – alle Absol-<br />

36 Georg Jappe: Der Progress tanzt. In: FAZ, 15.09.1967, S. 32.<br />

37 Die folgenden Beschreibungen beziehen sich auf die Angaben <strong>und</strong> Abbildungen der von den <strong>Galerie</strong>n vertretenen<br />

Künstlern im Katalog des Kunstmarktes Köln von 1967. Da nicht alle Arbeiten der Künstler abgebildet<br />

sind, kann die Beschreibung nur Tendenzen eines <strong>Galerie</strong>profils aufzeigen.<br />

38 Georg Jappe, a.a.O. 15.09.1967. Bezieht sich die vorliegende Arbeit auf einen Zeitungs- oder Zeitschriftenartikel,<br />

so sind die vollständigen Angaben in der Fußnote zu finden. Wird der Bericht mehrmals an verschiedenen<br />

Stellen zitiert, so steht der Name des Autors sowie „a.a.O.“ Beinhaltet die Arbeit Artikel eines Autors, die<br />

mehrmals angeführt werden, wird das Erscheinungsdatum des Artikels ebenfalls hinzugefügt.<br />

16


venten der Kunstakademie Düsseldorf – vertritt die <strong>Galerie</strong> René Block. Diese Künstler wid-<br />

men sich überwiegend neuen Formen der Kunst wie Aktionskunst <strong>und</strong> dem Kapitalistischen<br />

Realismus. (Tabelle 12) 39<br />

Die zweite Gruppe der <strong>Galerie</strong>n spezialisiert sich auf keinen bestimmten Bereich, son-<br />

dern präsentiert die verschiedensten Strömungen, wie beispielsweise die <strong>Galerie</strong>n Brusberg,<br />

Schmela, Springer, Stangl <strong>und</strong> Zwirner. Bei der <strong>Galerie</strong> Springer fällt neben Werken von<br />

George Grosz, Pablo Picasso <strong>und</strong> Frank Stella eine stehende Kriegerfigur auf, die auf das Jahr<br />

400 n. Ch. datiert ist. Dies verw<strong>und</strong>ert, da Springer – <strong>einer</strong> der Mitbegründer des Vereins –<br />

sich eigentlich der progressiven Kunst widmet <strong>und</strong> laut <strong>einer</strong> Vereinssitzung Kunst erst ab<br />

1910 ausgestellt werden darf. (Vgl. Kapitel 2.1) Auch bei der <strong>Galerie</strong> Zwirner sind neben a-<br />

merikanischen Pop Art Künstlern wie Lichtenstein <strong>und</strong> Warhol auch frühe Bilder von Max<br />

Ernst (1919-25) <strong>und</strong> von deutschen Expressionisten wie Otto Mueller <strong>und</strong> Emil Nolde zu se-<br />

hen.<br />

2.3.3 Künstler <strong>und</strong> Kunstrichtungen<br />

Vertreten sind Kunstrichtungen von Klassischer Moderne, Informel, Pop Art, über konstruk-<br />

tive Kunst, Op Art, Hard Edge, hin zu Vertretern des Nouveau Réalisme, fantastischen Rea-<br />

lismus’ <strong>und</strong> der Aktionskunst. Angeboten werden neben Malerei <strong>und</strong> Grafik auch Plastik <strong>und</strong><br />

die verschiedensten Arten von Objekten, beispielsweise aus dem Bereich der Kinetik. (K67,<br />

o.p.) Den Kunstmarkt dominieren die Vertreter der Pop Art, insbesondere Roy Lichtenstein,<br />

der von sieben <strong>Galerie</strong>n vertreten wird sowie Andy Warhol <strong>und</strong> Allen Jones, die von vier Ga-<br />

lerien vertreten werden. Aber auch informelle Künstler wie Wols <strong>und</strong> Tàpies oder Vertreter<br />

der Klassischen Moderne wie Max Ernst <strong>und</strong> Picasso werden von zahlreichen <strong>Galerie</strong>n ausge-<br />

stellt. (Tabelle 12) Rein quantitativ trifft der Besucher am häufigsten auf Roy Lichtenstein,<br />

Max Ernst, Victor Vasarely, Joseph Albers, Horst Antes, Hans Bellmer <strong>und</strong> Rupprecht Gei-<br />

ger. (Tabelle 3)<br />

Als eines der Ziele formuliert der Verein progressiver deutscher Kunsthändler die „För-<br />

derung des Interesses an zeitgenössischer deutscher Kunst“. (Kapitel 2.1) Am konsequentes-<br />

ten realisiert dies der Galerist René Block, der ausschließlich junge deutsche Künstler auf<br />

39 Werden in der vorliegenden Arbeit Stilbezeichnungen oder Kunstströmungen genannt, so ist in den Fußnoten<br />

zu Tabelle 12 angeführt, welche Quellen hierfür zugr<strong>und</strong>e liegen <strong>und</strong> welche Künstler in der vorliegenden Arbeit<br />

unter diese Stilbezeichnung bzw. Strömung fallen. Der Anspruch auf Vollständigkeit kann nicht erhoben werden,<br />

da die Tabelle nicht alle Künstler die diesen Stilrichtungen zugeordnet werden aufführt, sondern vor allem<br />

jene, die auf den Kunstmessen vertreten sind. Des Weiteren enthalten die Tabellen nicht alle auf den Messen<br />

vertretenen Künstler. Die Einordnung in Stilgruppen ist eine Vereinfachung <strong>und</strong> Verallgem<strong>einer</strong>ung. Da auf der<br />

Art <strong>Basel</strong> jedoch pro Jahr bis zu 2.000 verschiedene Künstler ausgestellt werden, muss eine Vereinfachung <strong>und</strong><br />

Kategorisierung vorgenommen werden, um Tendenzen aufzeigen zu können.<br />

17


dem Kunstmarkt ausstellt, darunter die Vertreter des Kapitalistischen Realismus wie Sigmar<br />

Polke, Gerhard Richter <strong>und</strong> K. H. Hödicke. (K67, o.p.)<br />

2.3.4 Resultate, Reflexionen, Tendenzen<br />

Die Messe zieht zwischen 15.000 <strong>und</strong> 16.000 Besucher an <strong>und</strong> setzt offiziell 1 Mio. DM<br />

um. 40 (Quelle 2) Positive Kritiker verlauten: „Als Verkaufsmesse, als Einkaufszentrum für<br />

Sammler <strong>und</strong> Händler hat der Kunstmarkt sich bewährt. Der Erfolg ist so eindeutig, dass die<br />

Initiatoren sich entschlossen haben, das gelungene Experiment zu institutionalisieren.“ 41 Be-<br />

sonderes Aufsehen erregt die neue Art <strong>und</strong> Weise, wie Kunst verkauft wird. Laut dem Journa-<br />

listen Gerd Fischer werde in Köln Kunst gehandelt „wie auf <strong>einer</strong> Hausratsmesse Kühl-<br />

schränke <strong>und</strong> Nähmaschinen“ 42 . Und hier stelle sich bei jenen, für die „Bilder <strong>und</strong> Plastiken<br />

etwas vom Himmel Gekommenes zu sein scheinen“ immer wieder die Frage: „Kann man das<br />

machen…?“ 43<br />

Das „Aufregendste <strong>und</strong> Erregendste“ am Kunstmarkt ist für Willi Bongard „in der Tat<br />

die Offenheit, um nicht zu sagen Schonungslosigkeit, mit der Kunst unserer Zeit ‚zu Markte<br />

getragen’ <strong>und</strong> den Bedingungen anderer Güter unterworfen wird. Bis vor kurzem noch wäre<br />

es wahrscheinlich als ein Sakrileg oder zumindest eine Geschmacklosigkeit empf<strong>und</strong>en wor-<br />

den, Werke moderner Kunst nach der Art anderer Messen feilzubieten. Es hat eine ganze<br />

Weile gedauert, bis sich die Erkenntnis eines Adorno durchgesetzt hat, wonach ‚solange<br />

Kunst überhaupt nach Brot geht, sie derjenigen ökonomischen Form (bedarf), die den Produk-<br />

tionsverhältnissen <strong>einer</strong> Epoche angemessen sind’.“ 44 Sind also die Produktionsverhältnisse<br />

der Epoche durch die freie Marktwirtschaft bestimmt, so müsse auch Kunst auf einem freien<br />

Markt angeboten werden.<br />

Die Presse äußert sich jedoch kritisch zum Begriff „progressiv“, denn verkauft worden<br />

sei vor allem nicht progressive Kunst. Gottfried Sello bemerkt: „bei anderen <strong>und</strong> gerade auch<br />

den renommierten <strong>Galerie</strong>n hatte man den Eindruck, dass die progressive linke Hand nicht<br />

immer wusste, was die kommerzielle rechte tat. […] Vorn zeigte man das Allerneuste, aber<br />

die Geschäfte machte man hinten mit deutschen Expressionisten <strong>und</strong> der antiquierten Ecole de<br />

40 Gottfried Sello: Mehr kommerziell als progressiv. In: Die Zeit, 22.09.1967, S. 22.; Georg Jappe: Progresspflichtig.<br />

In: FAZ, 19.09.1967, S. 19. Da die Umsatzwerte wahrscheinlich von den Händlern selbst angegeben<br />

wurden, ist anzumerken, dass diese nicht verpflichtet sind, richtige Angaben zu machen. Außerdem kaufen auch<br />

Händler von Händlern, was ebenfalls in den Umsatzzahlen enthalten ist.<br />

41 Gottfried Sello, a.a.O. 19.09.1967.<br />

42 Gerd Fischer: Im Gürzenich ist Kunstbasar. In: Neue Rhein Zeitung, 14.9.1967, zitiert nach HERZOG [2003,<br />

12].<br />

43 Ebd.<br />

44 Willi Bongard, a.a.O., 8.9.1967.<br />

18


Paris.“ 45 Gleiches berichtet Georg Jappe, hier bezüglich des Umsatzes: „Davon ist die Hälfte<br />

den Klassikern der Moderne zu verdanken; als man den Trend sah, wurde unter dem Laden-<br />

tisch auch besorgt, was nicht im progressiven Katalog stand <strong>und</strong> was man mit einigem Wohl-<br />

wollen eben noch klassisch nennen darf. Demgegenüber ist eine <strong>Galerie</strong>, die mehr Progressi-<br />

on als Wertobjekte anbot, gerade nur ‚aus dem Schneider’.“ 46 Diese Angaben könnten darauf<br />

hinweisen, dass sich das Käuferpublikum neben „progressiver“ Avantgardekunst auch für<br />

Werke der Klassischen Moderne interessiert <strong>und</strong> dass der Verein progressiver Kunsthändler<br />

mit seinem Programm den allgemeinen Käuferwünschen nicht ganz entsprechen kann.<br />

Weitere Kritik äußert Jappe zu den Begrüßungsworten des Vorsitzenden Hein Stünke,<br />

der „im Namen der deutschen progressiven Kunsthändler“ spricht. Dieser Anspruch der Pro-<br />

gressivität sei, so Jappe, nicht gewährleistet: „Ein klares Bild der Kunst in Deutschland ist<br />

nicht gegeben: es fehlen <strong>Galerie</strong>n <strong>und</strong> es fehlen Künstler, die Auswahl ist zu sehr den Um-<br />

ständen angepasst, als daß sich hier im Ernst der alleinprogressivmachende Handel prokla-<br />

mieren könnte. Die Schau definiert nicht, was progressiv ist, <strong>und</strong> rechtfertigt dadurch ihre<br />

Exklusivität nicht. […] Hier ist zuviel progressiv, was gerade arriviert ist.“ 47 Als Beispiel<br />

nennt er „progressive“ Händler, die u. a. Werke von Braque <strong>und</strong> Nolde zeigten. Gottfried Sel-<br />

lo gibt zu bedenken, dass neue unbekannte Künstler auf dem Kunstmarkt fehlten. Die Gale-<br />

rien präsentierten die „Arrivierten“ <strong>und</strong> „Halbarrivierten“, die sich schon auf der documenta,<br />

der Biennale in Venedig oder in anderen Kollektivausstellungen einen Namen gemacht hät-<br />

ten: “Wenn sie aber auf <strong>einer</strong> progressiven Schau das Feld beherrschen, wird das Unterneh-<br />

men fragwürdig, weil Progressivität <strong>und</strong> Arriviertheit miteinander kollidieren.“ 48 Eine Gefahr<br />

sieht Jappe darin, dass auf der Messe nicht vertretene Künstler von <strong>einer</strong> avantgardistischen<br />

zu <strong>einer</strong> progressiven, auf der Messe vertretenen <strong>Galerie</strong> übertreten könnten, was auch schon<br />

eingetroffen sei. „Da sehen sich dann die Ausgeschlossenen zu recht vor einem Monopol,<br />

fürchten eine Deklassierung.“ 49 Deshalb fordert er, dass „die Schranken der Exklusivität“ fal-<br />

45 Gottfried Sello, a.a.O. 19.9.1967.<br />

46 Georg Jappe, a.a.O. 15.09.1967. Leider gibt Jappe nicht an, woher er diese Informationen erhalten hat. Da<br />

Gottfried Sello jedoch Ähnliches hierzu schreibt, ist es möglich eine Tendenz zu sehen, dass eine hohe Nachfrage<br />

nach Werken der Klassischen Moderne wahrzunehmen war.<br />

47 Georg Jappe, a.a.O. 15.09.1967.<br />

48 Sello definiert den Begriff progressiv als den Schritt nach vorn, „ins ungesicherte Terrain, progressiv ist der<br />

Augenblick, wo Fontana zum ersten Mal eine Leinwand durchlöchert oder Max Ernst die Frottage erfindet, wenn<br />

Paolozzi seine Frottage auf dem Schrotthaufen sucht…“ Gottfried Sello, a.a. O., 19.09.1967.<br />

49 Georg Jappe, a.a.O. 15.09.1967. Leider nennt Jappe die von ihm angesprochenen Künstler, die von <strong>einer</strong> nicht<br />

progressiven zu <strong>einer</strong> progressiven <strong>Galerie</strong> wechselten nicht. Die Aussage kann deshalb nicht auf ihren Wahrheitsgehalt<br />

überprüft werden.<br />

19


len müssten: „Durch eine höhere Beteiligung sänken die Kosten, stiege der Überblick, stärkte<br />

sich die Objektivität.“ 50<br />

Die Kritik veranlasst den Verein der progressiven deutschen Kunsthändler zum Nach-<br />

denken über bestimmte Aspekte <strong>und</strong> Abkommen des Vereins: In der Mitgliederversammlung<br />

vom 23. Februar 1968 wird der Begriff „progressiv“ ausführlich diskutiert <strong>und</strong> die Mitglieder<br />

entscheiden sich dafür, ihn bei der Werbung für den Kunstmarkt 68 wegzulassen. „Ferner soll<br />

darauf hingearbeitet werden, dass das Wort „progressiv“ bei der Presse richtig interpretiert<br />

wird.“ (Quelle 9, 51) Leider erfährt man hier nicht, was die Galeristen genau unter „progres-<br />

siv“ verstehen. Des Weiteren nehmen die Vereinsmitglieder bei der Jahresversammlung im<br />

Oktober 1967 eine Satzungsänderung vor: Eventuell angeregt durch die Kritik an der Mono-<br />

polstellung des Vereins soll nun eine Zweidrittelmehrheit für die Aufnahme neuer Vereins-<br />

mitglieder genügen. (Quelle 8, 182)<br />

2.4 Kunstmarkt '68 <strong>und</strong> '69 – Die beiden Folgejahre<br />

Trotz der Kritik steigert sich der Erfolg des ersten Kölner Kunstmarktes in den Folgejahren.<br />

Diese Anfangsjahre der weltweit ersten Kunstmesse für zeitgenössische Kunst sind auch eine<br />

Suche nach der bestmöglichen Form der Messe. Was ist der adäquate Veranstaltungsort? Wie<br />

verhalten sich die Mitglieder in Bezug auf die Teilnahme ausländischer <strong>Galerie</strong>n? Wie ist die<br />

Reaktion auf die Kombination von Ausstellung <strong>und</strong> Verkaufsveranstaltung?<br />

2.4.1 Rahmenbedingungen<br />

In den Folgejahren verdoppeln sich die Besucherzahlen von 15.000- 16.000 Besuchern im<br />

Jahre 1967 auf 30.000 im Jahre 1968 <strong>und</strong> 50.000 im Jahre 1969. Auch die Umsätze steigen<br />

von ca. 1 Mio. auf ca. 2 Mio. <strong>und</strong> 1969 auf ca. 3,5 Mio. DM. 51 Auf dem Kunstmarkt ’68 trifft<br />

der Besucher 26 <strong>Galerie</strong>n an, davon sechs aus dem Ausland, 1969 sind 22 ausschließlich<br />

deutsche <strong>Galerie</strong>n vertreten. (Tabelle 11) 1968 siedelt die Veranstaltung vom Kölner Gürze-<br />

nich in die Kölner Kunsthalle über, welche die Stadt zur Verfügung stellt. Die Anordnung der<br />

Kojen gleicht jener des Vorjahres: Die gleichgroßen Stände sind in zwei Reihen angeordnet<br />

<strong>und</strong> durch Trennwände unterteilt. (Abb. 4/5) Die Verkaufsmesse findet in der Kunsthalle statt,<br />

eine Sonderausstellung, in welcher jede <strong>Galerie</strong> ein bis zwei Künstler vorstellt, im Kölner<br />

Kunstverein. Dieser Umzug ist von Vorteil, weil sich zum einen Messe <strong>und</strong> Ausstellung nun<br />

50 Ebd.<br />

51 Auf diese Angaben weist Dieter Brusberg im Vorwort zum Katalog des Kölner Kunstmarktes von 1970 hin.<br />

Statistische Angaben der Zeitschrift sediment, die vom Zentralarchiv des Internationalen Kunsthandels herausgegeben<br />

wird <strong>und</strong> weiteres Archivmaterial veröffentlicht, geben hingegen andere Werte an. Vgl. Tabelle 2.<br />

20


innerhalb eines Gebäudekomplexes befinden <strong>und</strong> zum anderen die Kunsthalle „eine großzü-<br />

gigere Raumaufteilung ermöglicht“ (K68, o.p.). Die Messedauer pendelt sich auf sechs Tage<br />

ein, <strong>und</strong> findet sowohl 1968 als auch 1969 Mitte Oktober statt.<br />

Im Vorwort des Messekataloges von 1968 informiert der Vorsitzende Otto van de Loo<br />

über die Absicht des Vereins: „Die Veranstalter der Kunstmesse haben sich zwei Ziele ge-<br />

setzt: Einmal, durch ein jährliches, in einem Messeraum konzentriertes Angebot zeitgenössi-<br />

scher Kunst, den Handel mit dieser Kunst auch hierzulande lebendiger <strong>und</strong> müheloser zu ges-<br />

talten <strong>und</strong> populär zu machen. Zum anderen erhoffen sich die Veranstalter von der<br />

Sonderausstellung im Kunstverein ein verstärktes Interesse des Publikums an der Auseinan-<br />

dersetzung mit der Kunst unserer Tage.“ (K68, o.p.) Möglicherweise als Reaktion oder gar<br />

Rechtfertigung auf die Kritik in der Presse, die Messe sei nicht progressiv <strong>und</strong> würde keine<br />

neuen, unbekannten Künstler zeigen, bemerkt er: „Auch besteht nicht der falsche Ehrgeiz,<br />

sogenannte Kunstrichtungen, oder gar ihre ersten Schritte von morgen, zu prophezeien, viel-<br />

mehr der Wunsch, das gefilterte Angebot von heute vorzulegen <strong>und</strong> die Qualität aus der na-<br />

hen Vergangenheit zu vermitteln. Dabei versteht es sich von selbst, dass in diesem Programm<br />

die begabten <strong>und</strong> ernst zu nehmenden Kräfte der jungen Generation vorgestellt <strong>und</strong> zu Worte<br />

kommen werden.“ (K68, o.p.) Diese Aussage wirkt wie ein Versuch, sich von dem vermeint-<br />

lich progressiven Image der Messe zu distanzieren <strong>und</strong> klarzumachen, dass die Veranstalter<br />

auch arrivierte Kunst oder wie van de Loo es ausdrückt „Qualität aus der nahen Vergangen-<br />

heit“ präsentieren werden.<br />

2.4.2 Die vertretenen <strong>Galerie</strong>n<br />

Auf dem Kunstmarkt 1968 trifft der Messebesucher auf sechs ausländische <strong>Galerie</strong>n. Wie<br />

kommt es zu dieser Öffnung der Messe für nichtdeutsche <strong>Galerie</strong>n, die der Kunsthändlerver-<br />

ein im Vorjahr noch vehement ablehnte? Dieser nicht sofort verständliche Entschluss wurde<br />

hauptsächlich aus einem bestimmten Gr<strong>und</strong> gefasst: In Düsseldorf planen die Galeristen Kon-<br />

rad Fischer <strong>und</strong> Hans Strelow eine Ausstellung mit dem Namen „Prospect 68“, zu welcher sie<br />

ausländische <strong>Galerie</strong>n einladen möchten. Um diese Pläne zu durchkreuzen berichtet der Vor-<br />

stand Otto van der Loo in einem Mitgliederbrief: „Es wurde beschlossen, alle die ausländi-<br />

schen <strong>Galerie</strong>n, die im Sinne <strong>einer</strong> progressiven <strong>Galerie</strong>arbeit für das Düsseldorfer Unterneh-<br />

men von Interesse gewesen wären, durch eine Einladung unsererseits von den Düsseldorfer<br />

Plänen abzulenken.“ (Quelle 10, 47) 52 Daraufhin nehmen von den insgesamt 26 <strong>Galerie</strong>n fol-<br />

gende ausländische Aussteller als Gäste am Kunstmarkt ’68 teil: Dell Ariete (Mailand),<br />

52 Brief von Otto van de Loo an die Vereinsmitglieder vom 25.4.1968.<br />

21


Castelli (New York), Denise René (Paris), Feigen (New York), Fischbach (New York) <strong>und</strong><br />

Rowan (London). (K68, o.p.)<br />

Für jede deutsche <strong>Galerie</strong> wird eine Koje zur Verfügung gestellt, die ausländischen Ga-<br />

lerien hingegen stellen im Foyer des Obergeschosses der Kunsthalle aus. (K68, o.p.) Dass<br />

ihnen weniger Platz zur Verfügung steht als den deutschen Kunsthändlern <strong>und</strong> dass sie keine<br />

eigene Koje besitzen, weist auf ihre Sonderstellung hin. Die Teilnahme ausländischer Gale-<br />

rien bleibt auch nach dem Kunstmarkt `68 ein Thema der Vereinsmitglieder. Im Vorwort des<br />

Kataloges von 1968 beteuert Otto van de Loo noch: „Es ist vorgesehen, in der Zukunft diese<br />

Teilnahme ausländischer <strong>Galerie</strong>n zu erweitern.“ In einem Protokoll der Mitgliederversamm-<br />

lung im November ´68 – also nach dem zweiten Kunstmarkt – wird Folgendes dokumentiert:<br />

„Die Herren Müller <strong>und</strong> Wilbrand äußern sich eindringlich für eine Beteiligung ausländischer<br />

<strong>Galerie</strong>n, deren Anzahl <strong>und</strong> Namen unter Beachtung der verschiedenen Interessen der Ver-<br />

einsmitglieder sorgfältig ausgewählt werden müssten. Sie weisen auf die Gefahr hin, dass sich<br />

die Bedeutung des Kölner Kunstmarktes verringern wird, wenn die Ausländer kategorisch<br />

vom Kunstmarkt ausgeschlossen werden <strong>und</strong> sich dadurch gezwungen sehen, selbst einen<br />

Kunstmarkt zu organisieren, der dem Kölner Kunstmarkt eine provinzielle Bedeutung zu-<br />

kommen ließe.“ (Quelle 11, 24) Die Mitglieder sind sich also durchaus der Problematik ihrer<br />

Exklusivität bewusst <strong>und</strong> sprechen ein Thema an, das den Verein auch in den kommenden<br />

Jahren beschäftigen wird. Bei dem gleichen Treffen kontert Hein Stünke jedoch, dass 2/3 der<br />

Verkäufe der Mitglieder ausländische Kunst <strong>und</strong> deshalb die Teilnahme ausländischer Gale-<br />

rien gegen das Interesse des Vereins sei. (Quelle 11, 24) Letztendlich setzt er sich bzw. setzt<br />

sich seine Ansicht durch, da in den Jahren 1969 <strong>und</strong> 1970 nur deutsche <strong>Galerie</strong>n auf der Mes-<br />

se ausstellen.<br />

2.4.3 Künstler <strong>und</strong> Kunstrichtungen<br />

Wie als Bestätigung für Stünkes Ansicht dominieren sowohl 1968 als auch 1969 die Pop Art<br />

Künstler den Markt. Quantitativ am häufigsten vertreten sind 1968 Roy Lichtenstein, Tom<br />

Wesselmann, Jim Dine, Claes Oldenburg <strong>und</strong> Andy Warhol. (Tabelle 12) Die Preise für Bil-<br />

der dieser Künstler sind rapide angestiegen. Rudolf Zwirner weist darauf hin, dass sich bei-<br />

spielsweise die Preise für Kunst von Roy Lichtenstein innerhalb eines Jahres verdoppelt hät-<br />

ten. 53 Dies liegt sicherlich auch daran, dass die oben genannten Pop Art Künstler 1968 zum<br />

53 Hans Kinkel: Die Schlacht der Kunsthändler. In: FAZ, 18.10.1968, S. 22.<br />

22


ersten Mal bei der documenta 4 in Kassel vertreten waren. 54 Damit steigt auch das Ansehen<br />

dieser Künstler, was zeigt, dass viele Galeristen auf dem Kölner Kunstmarkt ihren Schwer-<br />

punkt auf arrivierte Kunst setzen. Neben den Pop Art Künstlern präsentieren die <strong>Galerie</strong>n<br />

jedoch auch ein breites Angebot von konstruktiver Kunst über Op Art – <strong>und</strong> hier insbesondere<br />

Victor Vasarely –, Nouveau Réalisme hin zu informeller <strong>und</strong> monochromer Malerei. (Tabelle<br />

12).<br />

1969 trifft der Besucher vermehrt auf neue Tendenzen wie Minimal Art, Land Art <strong>und</strong><br />

Konzeptkunst. Diese findet er in den <strong>Galerie</strong>n Konrad Fischer aus Düsseldorf <strong>und</strong> H<strong>einer</strong><br />

Friedrich aus München. (Kat 68, o.p.) Vertreten sind hier u. a. Carl Andre, Donald Judd, Sol<br />

Le Witt <strong>und</strong> Konzeptkünstler wie Mel Bochner <strong>und</strong> Hanne Darboven. (Tabelle 12)<br />

In den Verkaufskojen setzt sich die Tendenz fort, dass jede <strong>Galerie</strong> viele verschiedene<br />

Künstler ausstellt, teilweise mit Programmen, die sich auf einzelne Tendenzen oder Stilrich-<br />

tungen konzentrieren wie beispielsweise die <strong>Galerie</strong> Appel & Fertsch mit überwiegend abs-<br />

trakter Plastik, die <strong>Galerie</strong> Fischer mit Land Art, Konzept- <strong>und</strong> Minimal Art oder die <strong>Galerie</strong><br />

Sydow mit Grafikeditionen surrealistischer <strong>und</strong> fantastischer Malerei. Andere <strong>Galerie</strong>n kon-<br />

zentrieren sich auf ein gemischtes Programm, wie beispielsweise die <strong>Galerie</strong> Thomas, die<br />

neben Vertretern der Klassischen Moderne wie Heckel <strong>und</strong> Nolde sowohl Pop Art Künstler<br />

wie Roy Lichtenstein als auch Künstler wie Joseph Beuys oder Horst Antes ausstellt. (K68,<br />

o.p.)<br />

2.4.4 Resultate, Reflexionen, Tendenzen<br />

Als positiv bewertet wird die Übersiedlung im Jahr 1968 vom Gürzenich in die von der Stadt<br />

zur Verfügung gestellte, größere Kunsthalle. 55 Aus <strong>einer</strong> Mitgliederversammlung vom Januar<br />

1969 geht hervor, dass viele der Vereinsmitglieder sich negativ gegen die Form der Son-<br />

derausstellung äußern. Die Gründe hierfür werden jedoch nicht thematisiert. Rudolf Zwirner<br />

weist darauf hin, dass die Stadt den Kunstverein für eine Ausstellung zur Verfügung stelle<br />

<strong>und</strong> dies nicht ungenutzt bleiben dürfe. Deshalb schlägt er vor, dass der Verein eine Ausstel-<br />

lung internationaler Kunst konzipieren könnte, <strong>einer</strong> documenta gleich, welche „die wichtigen<br />

Tendenzen der heutigen Kunst zeigen soll.“ (Quelle 12, 175) Begrüßt wird der Vorschlag von<br />

Hein Stünke, weil somit junge ausländische Künstler auf dem Kunstmarkt vertreten seien,<br />

„ohne dass eine Konkurrenzgefahr durch ausländische <strong>Galerie</strong>n entsteht.“ (Quelle 12, 176)<br />

54 Zum ersten Mal auf der documenta 4 im Jahre 1968 vertreten waren folgende Pop Art Künstler: Jim Dine, Roy<br />

Lichtenstein, Claes Oldenburg, James Rosenquist, Andy Warhol <strong>und</strong> Tom Wesselmann. Siehe<br />

SCHNECKENBURGER [1983, 213ff].<br />

55 Hans Kinkel, a.a.O.<br />

23


Zum Einen zeigt dieser Ausspruch die große Angst vor der ausländischen Konkurrenz.<br />

Zum Anderen geht aus diesem Protokoll hervor, dass die Sonderausstellung besonders des-<br />

halb durchgeführt wird, weil die Stadt die Sonderausstellung finanziell unterstützt: „Die Stadt<br />

Köln wird die Katalogkosten, sowie bis zu <strong>einer</strong> bestimmten Summe die Transportkosten ü-<br />

bernehmen.“ (Quelle 12,176) Die Ausstellung findet unter dem Titel „Eine Tendenz zeitge-<br />

nössischer Malerei – Malerei 1960-1969, Licht in der Malerei“ statt. Ausgestellt sind interna-<br />

tionale Künstler wie Morris Louis, Kenneth Noland <strong>und</strong> Larry Poons. Kritische Bemerkungen<br />

zur Ausstellung sind beispielsweise in der Zeit zu finden. Petra Kipphoff sieht in der Ausstel-<br />

lung keine neuen Tendenzen <strong>und</strong> ein Programm, das völlig unabhängig von dem der <strong>Galerie</strong>n<br />

sei. Sie geht soweit, dass sie von weiteren Zusatzausstellungen abrät. 56 Da die Transportkos-<br />

ten enorm hoch waren – <strong>und</strong> eventuell auch aufgr<strong>und</strong> der Reaktionen der Öffentlichkeit –<br />

beschließt der Verein im Oktober ´69 in den Folgejahren keine Ausstellung mehr zu veran-<br />

stalten <strong>und</strong> den Kunstverein für weitere Verkaufskojen zu verwenden. (Quelle 13, 59) Somit<br />

durchläuft der Kölner Kunstmarkt in den ersten drei Jahren eine Entwicklung, die von <strong>einer</strong><br />

Messe mit paralleler Informationsausstellung zu <strong>einer</strong> reinen Verkaufsmesse führt.<br />

2.5 Gegenveranstaltungen <strong>und</strong> Zwischenfazit<br />

Auf die Exklusivität des Kunstmarktes reagiert nicht nur die Presse, sondern auch der<br />

Münchner Galerist H<strong>einer</strong> Friedrich, der sich entscheidet, eine Gegenausstellung zu veranstal-<br />

ten. Unter dem Titel Demonstrative ’67 stellt er im Studio DuMont Künstler wie Sigmar Pol-<br />

ke, Gerhard Richter, Konrad Lueg, Palermo <strong>und</strong> R<strong>einer</strong> Ruthenbeck aus. Seine Ausstellung<br />

sieht er als „Demonstration der Nichtbeteiligung“ am Kölner Kunstmarkt an, die besser sei als<br />

„zu prozessieren oder zu klagen“ 57 . Er ordnet sich ein in eine Reihe von Gegenveranstaltun-<br />

gen, die den Kunstmarkt auch in den Folgejahren begleiten werden. Bereits 1968 folgt eine<br />

weitere Konkurrenzveranstaltung zu Köln in der Düsseldorfer Kunsthalle. Initiiert wird sie<br />

von dem Künstler <strong>und</strong> Galeristen Konrad Lueg <strong>und</strong> dem Kunstkritiker Hans Strelow. Ein in-<br />

ternationales Ausstellungskomitee wählt überwiegend ausländische <strong>Galerie</strong>n aus, die aktuelle<br />

internationale Kunst der letzten zehn Jahre präsentieren sollen. Zu sehen sind Kunstrichtun-<br />

gen wie Conceptual Art, Land Art <strong>und</strong> Minimal Art. 58 Obwohl der Verein progressiver deut-<br />

scher Kunsthändler dem Düsseldorfer Unternehmen einige der ausländischen <strong>Galerie</strong>n ab-<br />

56 Petra Kipphoff: Die Kunst Geld zu machen. In: Die Zeit, 24.10.1969. Zitiert nach RATTEMEYER [1986, 41]<br />

57 Georg Jappe: Aggressiv oder progressiv – Ausstellungen r<strong>und</strong> um den Kölner Kunstmarkt. In: FAZ,<br />

23.9.1967.<br />

58 JACOBS [2003, 30].<br />

24


werben kann, wie in Kapitel 3.3 genauer ausgeführt, findet Prospect ’68 in der Presse großen<br />

Anklang <strong>und</strong> kann auf internationales Publikum zählen. 59<br />

Zum gleichen Zeitpunkt <strong>und</strong> in unmittelbarer Nähe zum Kölner Kunstmarkt – auf Kölns<br />

zentralem Platz, dem Neumarkt – veranstalten 1969 Michael Siebrasse <strong>und</strong> Ingo Kümmel<br />

unter dem Titel „Neumarkt der Künste“ eine Art Ergänzungs- bzw. Konkurrenzveranstaltung<br />

zum Kölner Kunstmarkt. Auch diese Veranstaltung wird von der Stadt Köln unterstützt <strong>und</strong> es<br />

finden sich hier die <strong>Galerie</strong>n ein, die nicht zum Kölner Kunstmarkt zugelassen werden. Eben-<br />

falls vertreten sind sowohl Künstlergruppen, die Happenings <strong>und</strong> Dichterlesungen vorführen<br />

als auch Studentengruppen wie der ASTA der Kölner Kunstakademie. Seine Vertreter agieren<br />

vor allem politisch <strong>und</strong> errichten auf dem Neumarkt eine Mauer, um zu zeigen, dass sie sich<br />

wie im Ghetto fühlen. Sehr günstige, signierte Seriendrucke von Künstlern wie Beuys, Vostell<br />

<strong>und</strong> Uecker sind schon für acht Mark zu erwerben <strong>und</strong> „tatsächlich dürften noch nie so viele<br />

Arbeiter <strong>und</strong> Hausfrauen, Verkäuferinnen <strong>und</strong> Lehrlinge Kunst von heute gesehen haben wie<br />

hier in den Spitzenbuden.“ 60 Der Neumarkt ist zum einen ein „ ‚politisches Ventil’, um den<br />

nicht zum ‚elitären’ Kunstmarkt zugelassenen <strong>Galerie</strong>n ein Terrain zu bieten“. 61 Zum anderen<br />

kann man ihn jedoch auch als Indiz für die einsetzende Popularisierung der Kunst sehen. Dass<br />

der „elitäre“ Kunstmarkt Köln nicht die einzige Form hierfür ist, wird durch den Neumarkt<br />

der Künste, der laut JACOBS [2003, 31] „enorme Besucherzahlen“ anzieht, bestätigt. Die vie-<br />

len Gegenveranstaltungen können zwar als Konkurrenz zu Köln gesehen werden, da sie je-<br />

doch immer aus Protest gegen Köln entstehen, bleibt Köln stets Mittelpunkt <strong>und</strong> Maßstab. 62<br />

1969 wird die Internationale Frühjahrsmesse von Berliner Galeristen gegründet. 1971<br />

folgen Messen in Duisburg, Göttingen, Kiel <strong>und</strong> München. Volker RATTENMEYER drückt die<br />

Entwicklung treffend aus: „Kunst als Ware ist kein Tabu mehr, sondern inzwischen schon fast<br />

zur Selbstverständlichkeit geworden.“ [RATTEMEYER 1986, 44]<br />

Mit dem Kunstmarkt Köln ist eine Institution entstanden, die eine neue Vermarktungs-<br />

form zeitgenössischer Kunst einführt. Der Empörung, dass sie Kunst vom Sockel stieße <strong>und</strong><br />

wie Konsumgüter verkaufe, stehen die hohen Umsatz- <strong>und</strong> Besucherzahlen des Kunstmarktes<br />

Köln gegenüber. „Der Kölner Kunstmarkt“, so schreibt Ewald Rathke schon 1967 „hat sicher<br />

vielen zum erstenmal vor Augen geführt, dass Kunstwerke zu kaufen sind, er hat sicher die<br />

59 Anna Klapheck: Blick in die neue Kunstszene. In: Rheinische Post, 20.09.1968, zitiert nach JAKOBS [2003,<br />

30]; Georg Jappe: Noch progressiver. „Prospect 68“ in Düsseldorf. In: FAZ, 27.4.1968.<br />

60 Georg Jappe: Oktoberrevolution – farbig. In: FAZ, 17.09.1969, S. 14.<br />

61 JAKOBS [2003, 30f].<br />

62 Georg Jappe, a.a.O., 23.9.1967.<br />

25


Scheu vor der <strong>Galerie</strong> abgebaut“. 63 Das Phänomen Kunstmarkt hat sich etabliert <strong>und</strong> scheint<br />

weniger in Frage gestellt zu werden oder in zu große Kritik zu geraten, als im Gründungsjahr<br />

des Kunstmarktes Köln. Anders verhält es sich mit der Form dieser Messe: Die vermeintliche<br />

Progressivität <strong>und</strong> die Zulassungsbeschränkungen, welche die Vorwürfe eines Kartells herauf<br />

beschwören, werden weiterhin von Seiten der Presse <strong>und</strong> von Künstlern <strong>und</strong> nichtteilnehmen-<br />

den Galeristen kritisiert. Das ist die Ausgangssituation für die <strong>Entstehung</strong> der Art <strong>Basel</strong>.<br />

63 Ewald Rathke: Ist der deutsche Kunstmarkt progressiv? In: Schweizerische Handelszeitung, 12.10.1967. Zi-<br />

tiert nach HERZOG [2003, 11f].<br />

26


3 Die <strong>Entstehung</strong>sjahre der Art <strong>Basel</strong><br />

Die Exklusivität des Kunstmarktes Köln, welche zum Ausschluss vieler <strong>Galerie</strong>n führt, ist ein<br />

wichtiger Gr<strong>und</strong> für die <strong>Entstehung</strong> neuer Messen. Der Erfolg dieser neuen Form, Kunst aus-<br />

zustellen <strong>und</strong> zu verkaufen, lässt auch Basler Galeristen über die Gründung <strong>einer</strong> Messe<br />

nachdenken.<br />

3.1 Ausgangsbedingungen <strong>und</strong> Konzeption der Messe<br />

Ende der sechziger Jahre finden regelmäßige Treffen der Basler Galeristen statt, bei welchen<br />

sich alle „über den schlechten Gang der Geschäfte“ beschweren. 64 Wie kommt es zu dieser<br />

unbefriedigenden Lage? Der damalige Direktor des Kunstmuseums <strong>Basel</strong>, Franz Meyer, be-<br />

merkt zum kulturellen Klima <strong>Basel</strong>s: „…es war ein kulturelles Defizit in <strong>Basel</strong> entstanden.<br />

<strong>Basel</strong> im ‚down’ brauchte dringendst ein aktives, kulturbewusstes <strong>und</strong> aufgeschlossenes Pub-<br />

likum.“ 65 Laut dem Galeristen Balz <strong>Hilt</strong> besaß <strong>Basel</strong> nach dem Zweiten Weltkrieg einen sehr<br />

guten Ruf als <strong>Galerie</strong>nplatz, da sowohl Franzosen als auch Deutsche aufgr<strong>und</strong> der noch nicht<br />

intakten <strong>Galerie</strong>nszenen in ihren Ländern in <strong>Basel</strong> Kunst kauften. Als in den Sechziger Jahren<br />

zum einen die Zollbedingungen erschwert wurden, zum anderen Zürich als Kunsthandelsplatz<br />

mit <strong>Basel</strong> in immer stärkere Konkurrenz trat, habe sich die Lage verschlechtert. (Quelle 24,<br />

1) 66 Die zunehmende Bedeutung Zürichs bestätigt 1973 Paul Fischer: „Die jüngste Entwick-<br />

lung führte dahin, dass Zürich zum größten internationalen Umschlagplatz besonders für mo-<br />

derne Kunst geworden ist, wo die meisten bedeutenden Firmen der Welt auf diesem Gebiet<br />

vertreten sind.“ 67 Margit Staber präzisiert: Die Konzentration des Kunsthandels in Zürich sei<br />

in den Jahren 1970/71 zur Tatsache geworden <strong>und</strong> zwar durch die Niederlassung ausländi-<br />

scher <strong>Galerie</strong>n wie Paul Faccetti (Paris), Aimé Maeght (Paris) <strong>und</strong> auswärtiger <strong>Galerie</strong>n wie<br />

Eberhard Kornfeld, der von Bern nach Zürich wechselte. „Sie können auf die von den altein-<br />

gesessenen Kunsthandlungen Nathan <strong>und</strong> Feilchenfeldt geleistete Vorarbeit zählen, wie auf<br />

64<br />

Trudl Bruckner in einem Interview mit Samuel Herzog: Die erste „Art“ – ein voller Erfolg. In: Neue Zürcher<br />

Zeitung, 14.6.1999, S. 61. Gleiches behauptet Balz <strong>Hilt</strong>. Im Archiv der <strong>Galerie</strong> <strong>Hilt</strong> befindet sich ein Text von<br />

Balz <strong>Hilt</strong> über die Vorgeschichte <strong>und</strong> Gründung der Art <strong>Basel</strong>. (Quelle 24) Ursprünglich war er nach Anfrage<br />

der Messe <strong>Basel</strong> für eine Publikation für das 20. Jubiläum der Art <strong>Basel</strong> gedacht. (Quelle 23)<br />

65<br />

Leider präzisiert er nicht, was er unter „kulturellem Defizit“ versteht. Er scheint es jedoch vor allem auf die<br />

Situation der Museen zu beziehen, da er sich über die Situation der Kunsthalle äußert: „Um die nicht mehr so<br />

aktive Kunsthalle war es ruhiger geworden.“ Sigmar Gassert: Franz Meyer über die Anfänge der „Art“ in <strong>Basel</strong>.<br />

In: Basler Zeitung, 13.06.1989.<br />

66<br />

Auch Annemarie MONTEIL [2001, 29] bestätigt, dass bei der Galeristenzusammenkunft das Problem diskutiert<br />

wurde, dass Zürich <strong>Basel</strong> den Rang ablaufe.<br />

67<br />

Fischer, Paul: Kunsthandel in der Schweiz. In: Die Weltkunst, (1973) 17, S. 1348.<br />

27


die Lockerung des Terrains durch die progressiven <strong>Galerie</strong>n Bruno Bischofberger <strong>und</strong> René<br />

Ziegler.“ 68<br />

Somit zeigt sich die Konkurrenzsituation mit Zürich als wichtiger Gr<strong>und</strong>, der die Basler<br />

Galeristen veranlasst, neue Möglichkeiten zu suchen, um <strong>Basel</strong> als bedeutenden Kunsthan-<br />

delsplatz zu bewahren. Erste Erfolge zeigen sich laut Balz <strong>Hilt</strong> durch eine Ausstellung im<br />

Freiburger Kunstverein unter dem Titel „Europäische Kunst aus Basler <strong>Galerie</strong>nbesitz“. Ein<br />

Versuch von Balz <strong>Hilt</strong> <strong>und</strong> Trudl Bruckner, näher mit Mulhouser Galeristen zusammenzuar-<br />

beiten, scheitert hingegen. 69 Letztendlich ist der Auslöser für die Gründung der Basler Messe,<br />

so Balz <strong>Hilt</strong>, ein Zeitungsbericht, der auf eine geplante Kunstmesse in Stuttgart hinweist. A-<br />

larmiert habe er Frau Bruckner angerufen <strong>und</strong> beide hätten beschlossen: „Wenn schon eine<br />

Kunstmesse, dann aber in <strong>Basel</strong>“. (Quelle 24) 70 Dass der Kunstmarkt Köln einen Einfluss auf<br />

die <strong>Entstehung</strong> <strong>einer</strong> Messe in <strong>Basel</strong> hat, bestätigt sowohl Ernst Beyeler (Siehe S. 83) als auch<br />

Balz <strong>Hilt</strong>: „Durch die beschränkten Platzverhältnisse der Kunstmesse Köln-Düsseldorf <strong>und</strong><br />

der exklusiven Ausstellerpolitik der dortigen Messeleitung stellte sich uns zudem die Frage,<br />

eine zweite, kl<strong>einer</strong>e Messe in <strong>Basel</strong> zu gründen.“ (Quelle 24) Unter den Basler Galeristen,<br />

die zu den Teilnehmern der Galeristentreffen gehören, stößt die Idee eines Kunstmarktes auf<br />

allgemeine Zustimmung, über den Veranstaltungsort sind sich die Galeristen jedoch uneinig.<br />

Die Vorschläge reichen von der Kunsthalle bis zur Schweizer Mustermesse. (Quelle 26) 71<br />

Letztere setzt sich durch. Die Messeleitung habe sich nach <strong>einer</strong> Anfrage sofort für das Pro-<br />

jekt begeistert. (Quelle 24) 72 Anders als in Köln beschließen die Basler Galeristen die Kunst-<br />

messe schon im ersten Jahr in <strong>einer</strong> Messehalle zu veranstalten. Trudl Bruckner betont, dass<br />

sie die Messe nicht ohne Ernst Beyeler veranstalten konnte, da er die wichtigen internationa-<br />

68 Stabler, Margit: Zürcher Kunstbrief. In: Art International (1971) XV/3, S. 36.<br />

69 Über diese Versuche berichten <strong>Hilt</strong> <strong>und</strong> Bruckner bei einem Galeristentreffen am 16.5.1968 (Quelle 25). Balz<br />

<strong>Hilt</strong> schreibt von den Versuchen <strong>einer</strong> Zusammenarbeit der Basler Galeristen mit Mulhouse. (Quelle 24) Aus<br />

dem Bericht geht jedoch nicht hervor, ob man mit der Stadt Mulhouse oder mit den Galeristen zusammenarbeiten<br />

will, auch gibt <strong>Hilt</strong> keine genauen Gründe über das Scheitern der Zusammenarbeit an. Dieser Schritt zeigt<br />

jedoch das Streben nach überregionaler Zusammenarbeit. Er zeigt eine Richtung an, die sich in der späteren<br />

Messe zeigt: die länderübergreifende Zusammenarbeit von Galeristen.<br />

70 Trudl Bruckner hingegen behauptet, die Messe sei ihre Idee gewesen. Siehe Samuel Herzog, a.a.O. Trotz den<br />

unterschiedlichen Aussagen, die teilweise subjektiv geprägt sind, bestätigen jedoch andere Aussagen, dass der<br />

„Initialfunke“ von Balz <strong>Hilt</strong> <strong>und</strong> Trudl Bruckner ausging. Siehe Interview von Franz Meyer. Sigmar Gassert,<br />

a.a.O. <strong>und</strong> Interview mit Ernst Beyeler vom 23.5.2007. (Siehe S. 83)<br />

71 Dies geht aus dem Protokoll <strong>einer</strong> Galeristenzusammenkunft vom 10.6.1968 hervor.<br />

72 Das gleiche behauptet auch Trudl Bruckner in einem Interview. Samuel Herzog, a.a.O. Etwas anders stellt<br />

jedoch Emil Bammatter, der damalige Messeleiter, die Situation dar. In einem Interview betont er, dass es innerhalb<br />

der Messegesellschaft anfangs Widerstand gegen eine „nichttechnische Messe“ gegeben hätte: „Der damalige<br />

Generaldirektor Hauswirth war zuerst strikt dagegen.“ Emil Bammatter in einem Interview mit Raphael<br />

Suter: Der Kunstmarkt braucht eine Plattform wie die Art (Beilage Art 30). In: Basler Zeitung, 16.06.1999, S.<br />

b5.<br />

28


len Kontakte gehabt habe. 73 Der Idee <strong>einer</strong> Messe gegenüber anfangs misstrauisch eingestellt,<br />

stimmt Beyeler letztendlich zu, das Projekt zu unterstützen. (Siehe S. 83f)<br />

Am 30. Juni 1969 treffen die Basler Galeristen Herbert Cahn, Ernst Beyeler, Balz <strong>Hilt</strong><br />

<strong>und</strong> Trudl Bruckner mit Vertretern der Schweizer Mustermesse <strong>und</strong> des Schweizerischen<br />

Buchhändler- <strong>und</strong> Verleger-Vereins im Direktionszimmer der Schweizer Mustermesse in Ba-<br />

sel zusammen. Ziel der „Konstituierenden Sitzung des Messekomitees“ ist die „Durchführung<br />

<strong>einer</strong> Fachmesse für den Kunsthandel“. (Quelle 27) Die Mitglieder beschließen, dass sowohl<br />

Kunstwerke des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts als auch Kunstbücher ausgestellt werden sollen. (Quelle 27,<br />

Trakt. 2) Zugelassen sind auch ausländische Aussteller: „Das Angebot soll international sein<br />

<strong>und</strong> auch Firmen aus den Ostblockstaaten sind als Aussteller zugelassen.“ (Quelle 27, Trakt.<br />

3) Als Datum wird der Zeitraum vom 11. – 22. Juni 1970 vorgeschlagen, als Veranstaltungs-<br />

ort sieht das Messekomitee die Halle 8 der Schweizer Mustermesse vor. (Quelle 27, Trakt.<br />

4/6)<br />

Bei der zweiten Sitzung des Messekomitees vom 12. August 1969 tritt Franz Meyer, der<br />

Direktor des Kunstmuseums <strong>Basel</strong> dem Messekomitee bei. Die Standmiete wird auf 95<br />

Schweizer Franken pro Quadratmeter festgesetzt. (Quelle 28, Trakt. 2.2) Entschließen sich die<br />

Mitglieder des Messekomitees in der ersten Sitzung noch für eine Expertengruppe, die dar-<br />

über entscheiden soll, was ausgestellt werden darf (Quelle 27, Trakt. 3), so wird darauf in der<br />

zweiten Sitzung schon verzichtet: „Die Echtheit der ausgestellten Werke ist vom Aussteller zu<br />

garantieren. Auf die Konstituierung <strong>einer</strong> Jury, die über die Zulassung der Objekte entschei-<br />

det, wird verzichtet.“ (Quelle 28, Trakt. 3.2) Da mehr Kunsthändler als erwartet an der Messe<br />

teilnehmen möchten, wird das Messekomitee mit Peter F. Althaus (Kunsthalle <strong>Basel</strong>) <strong>und</strong> Dr.<br />

Paul Gutzwiller (Verkehrsverein <strong>Basel</strong>) erweitert. (Quelle 28, Trakt. 3.2) Das große Interesse<br />

der Kunsthändler zeigt, dass die Idee <strong>und</strong> Form der Basler Messe erfolgreich zu sein scheint.<br />

Anfangs zieht das Messekomitee die Überlegung in Betracht, die Messe später durch<br />

den Antiquitätenbereich zu erweitern. (Quelle 27, Trakt. 6) Der Verband Schweizer Antiquare<br />

<strong>und</strong> Kunsthändler lehnt dies jedoch ab, obwohl er das Vorhaben <strong>einer</strong> Kunstmesse für gut<br />

heiße. (Quelle 28, Trakt. 3.2) Diese Überlegungen des Messekomitees zeigen, wie unter-<br />

schiedlich die Vorstellung von <strong>einer</strong> Kunstmesse im Vergleich zu jener des Vereins progres-<br />

73 Samuel Herzog, a.a.O. Dies bestätigt Ernst Beyeler in einem Interview vom 23. 5. 2007: Der damalige Messedirektor<br />

Hauswirth habe Beyeler zu verstehen gegeben, dass die Messe nur mit ihm <strong>und</strong> s<strong>einer</strong> Unterstützung<br />

stattfinden könne. (Siehe S. 83f) Ernst Beyeler berichtet in einem weiteren Interview mit Christophe Mory, dass<br />

er beispielsweise Kontakte zu den beiden [bedeutenden] New Yorker Galeristen Leo Castelli <strong>und</strong> Sidney Janis<br />

<strong>und</strong> zu William Rubin, dem Direktor des Ressorts Malerei des MoMA pflegte [BEYELER/MORY 2005, 101ff].<br />

Auch Franz Meyer betont, dass Beyeler mit seinen „Kenntnissen <strong>und</strong> Beziehungen“ geholfen habe. Siehe Interview<br />

vom 13.6.1989, a.a.O.<br />

29


siver deutscher Kunsthändler sind. Letztere bestehen auf eine begrenzte Anzahl von Teilneh-<br />

mern, bei welchen der progressive Charakter der Werke überwiegen solle, wie in Kapitel 2.1<br />

dargelegt wird. Den Basler Veranstaltern scheint sowohl die Öffnung in Bezug auf ausländi-<br />

sche <strong>Galerie</strong>n als auch ein breites Angebot – man möchte sogar den Antiquitätenbereich mit<br />

einbeziehen – wichtig zu sein. Anders als bei den Veranstaltern des Kunstmarkts Köln, die<br />

nur aus Kunsthändlern bestehen, bildet sich in <strong>Basel</strong> ein Komitee, das sich aus breiter gefä-<br />

cherten Berufs- <strong>und</strong> Interessengruppen wie Galeristen, Vertretern der Mustermesse, aber auch<br />

dem Direktor des Kunstmuseums zusammen setzt.<br />

3.2 Standort <strong>Basel</strong><br />

Welche Bedeutung hat der Standort <strong>Basel</strong> <strong>und</strong> seine Museen- <strong>und</strong> Kulturlandschaft? Ein be-<br />

deutender Vorteil der Art <strong>Basel</strong> gegenüber dem Kölner Kunstmarkt liegt am Standort Schweiz<br />

in Bezug auf das Folgerecht, welches in Deutschland existiert, in der Schweiz hingegen nicht.<br />

Das Folgerecht ist ein Teil des Urheberrechts <strong>und</strong> beeinflusst unmittelbar das Kunstmarktge-<br />

schehen. 74 Das Folgerecht ermöglicht Künstlern oder deren Nachfahren Erlöse aus dem Wei-<br />

terverkauf ihrer Kunstwerke zu erzielen. Laut § 26 UrhG sind Kunsthändler, Galeristen <strong>und</strong><br />

Auktionatoren verpflichtet, fünf Prozent des Verkaufs eines Kunstwerkes, das folgerechts-<br />

pflichtig ist, abzugeben. 75 Als folgerechtspflichtig gelten künstlerische Originale, die weiter<br />

veräußert werden. Unter den Begriff des künstlerischen Originals fallen sowohl Unikate als<br />

auch limitierte Editionen wie Druckgrafiken, Güsse <strong>und</strong> Fotografien. Nach dem Tod des Ur-<br />

hebers wird das Folgerecht auf seine Erben übertragen <strong>und</strong> endet nach 70 Jahren. 76 Bei zeit-<br />

genössischer Kunst sind die Galeristen somit bei fast allen Werken verpflichtet, eine Folge-<br />

rechtsvergütung zu leisten. Birgit Maria Sturm weist darauf hin, dass Galeristen in<br />

folgerechtspflichtigen Ländern ihre Werke entweder teurer verkaufen müssen als jene in den<br />

Ländern ohne Folgerechtsabgaben wie der Schweiz oder Gewinneinbußen unterliegen. 77<br />

Für einen positiven Verlauf der Messe spricht sicherlich auch die günstige Lage der<br />

Stadt <strong>Basel</strong>, die sich im Dreiländereck an der Grenze zu Frankreich <strong>und</strong> Deutschland befindet.<br />

Auch besitzt <strong>Basel</strong> einen Ruf als bedeutende Museumsstadt. Laut Harry ZELLWEGER [1991,<br />

50] gehören das Kunstmuseum, das Museum für Völkerk<strong>und</strong>e <strong>und</strong> das Antikenmuseum zu<br />

74 CHRISTOPHERSEN [1995, 116ff].<br />

75 Sturm, Birgit Maria: Zehn Fragen <strong>und</strong> Antworten zum Thema Folgerecht. In: Kunst <strong>und</strong> Urheberrecht (2005)<br />

5, S. 135. Dass die Abgabe auch in den siebziger Jahren 5 Prozent beträgt, bestätigt ein Mitgliedsprotokoll des<br />

Vereins progressiver deutscher Kunsthändler vom 10.04.1972. Die Mitglieder sprechen darüber, dass sich einige<br />

Bestimmungen geändert haben: „Die 5% Abgabe vom Erlös eines folgerechtspflichtigen Werkes ist dagegen<br />

geblieben…“ (Quelle 16, 107)<br />

76 Birgit Maria Sturm, a.a.O., 2005, S.135f.<br />

77 Ebd. S. 136.<br />

30


den international bedeutendsten Museen. Auch Willi Bongard ordnet in den Siebziger Jahren<br />

das Kunstmuseum <strong>Basel</strong> in die Reihe bedeutender Museen wie das Museum of Modern Art,<br />

New York, die Tate Gallery in London oder das Stedelijk Museum in Amsterdam ein. 78 Laut<br />

ZELLWEGER kommt das Kunstmuseum <strong>Basel</strong> in den sechziger <strong>und</strong> siebziger Jahren „dank der<br />

kühnen, vorwärtsgewandten Ankaufpolitik Franz Meyers <strong>und</strong> den pionierhaften Zeichnungs-<br />

<strong>und</strong> Grafikausstellungen Dieter Koepplins allmählich in den Ruf des progressivsten Kunstmu-<br />

seums auf dem Kontinent“. [ZELLWEGER 1991, 54] Das Kunstmuseum erhält 1958 durch eine<br />

Schenkung der Schweizerischen-National-Versicherungsgesellschaft vier Gemälde von Kline,<br />

Newman, Rothko <strong>und</strong> Still, womit es sich als das erste Museum Europas mit Werken des<br />

Abstrakten Expressionismus rühmen kann. 79 Diese Begebenheit verweist <strong>einer</strong>seits auf die<br />

Progressivität des Museums, macht andererseits jedoch auch auf <strong>Basel</strong>s Bedeutung als Kapi-<br />

tal- <strong>und</strong> Bankenzentrum aufmerksam <strong>und</strong> somit auf potentielle Kaufkraft. Auf die Bedeutung<br />

<strong>Basel</strong>s als internationaler Bankenplatz weist auch Klaus Staeck hin. (Siehe S. 99)<br />

Über großes Vermögen verfügen auch bedeutende Basler Stiftungen, wie die Christoph<br />

Merian Stiftung, Max Geldner Stiftung, Rudolf Staehelinsche Familienstiftung <strong>und</strong> die Ema-<br />

nuel Hoffmann Stiftung. Vor allem letztere schenkte dem Kunstmuseum zahlreiche Werke<br />

zeitgenössischer Kunst, <strong>und</strong> könnte somit auch potentieller Käufer auf der Basler Kunstmesse<br />

sein. 80 Für den Standort <strong>Basel</strong> spricht auch die seit 1917 existierende Schweizer Mustermesse,<br />

die sich durch jahrelange Messeerfahrung profiliert hat <strong>und</strong> von ihrem zentralen Standort zwi-<br />

schen dem Badischen Bahnhof <strong>und</strong> der Altstadt profitiert. 81<br />

„Von den Basler Institutionen zu reden, ohne die <strong>Galerie</strong> Beyeler zu erwähnen, ist un-<br />

möglich“, so ZELLWEGER, da sie „über eine Potenz gebietet, wie sie selbst in europäischen<br />

<strong>und</strong> amerikanischen Metropolen selten ist“. [ZELLWEGER 1991, 60] Ist von bedeutenden<br />

Kunsthändlern die Rede, so hört man den Namen Ernst Beyeler. Dies gilt sowohl innerhalb<br />

als auch außerhalb der Schweiz: Paul Fischer zählt zu den wichtigsten Schweizer Kunsthänd-<br />

lern, „die in weitesten Kreisen Interesse an alter <strong>und</strong> moderner Kunst“ weckten für die Stadt<br />

<strong>Basel</strong> Ernst Beyeler <strong>und</strong> Willy Raeber. 82 Genauere Angaben hierzu geben Willy Bongard <strong>und</strong><br />

Harry Zellweger. Laut BONGARD ist die heraus stechende Qualität, welche die <strong>Galerie</strong> Beye-<br />

78 Willi Bongard: Capital Kunst Kompass. In: Capital (1970) 10, S. 148.<br />

79 Einleitung von Katharina Schmidt. In: SCHMIDT/URSPRUNG [1999, 10]<br />

80 Im Zeitraum von 1948 – 1970 schenkte die Emanuel Hoffmann Stiftung dem Kunstmuseum 11 Werke. Eine<br />

ausführliche Liste der Erwerbungen <strong>und</strong> Schenkungen des Museums ist bei SCHMIDT/ URSPRUNG [1999, 19ff] zu<br />

finden.<br />

81 Peter Killer bemerkt zur ersten Kunstmesse 1970: „Die Durchführung wurde dadurch erleichtert, dass <strong>Basel</strong><br />

auf dem Mustermessegelände riesige Ausstellungshallen besitzt <strong>und</strong> auf eine Administration zählen kann, die<br />

von den verschiedensten Fachmessen hier bestens trainiert ist.“ Peter Killer: Nach <strong>Basel</strong> der Reklame wegen. In:<br />

Die Zeit, 19.06.1970, S. 12.<br />

82 Paul Fischer: Kunsthandel in der Schweiz. In: Die Weltkunst (1973) 17, S. 1348<br />

31


ler neben einigen anderen europäischen <strong>Galerie</strong>n biete „ein Reservoir von Kunstschätzen, das<br />

auch den anspruchsvollsten Museumsdirektor oder Sammler befriedigen dürfte.“ [BONGARD<br />

1967, 61] Ein weiterer Gr<strong>und</strong> für die Bedeutung der <strong>Galerie</strong> seien die Initiative, die Bezie-<br />

hungen <strong>und</strong> das Organisationstalent Ernst Beyelers. 83 Dass der wohl bedeutendste Galerist der<br />

Stadt, der über die Grenzen Europas bekannt ist, <strong>und</strong> der Direktor eines der wichtigsten Mu-<br />

seen Europas Mitglieder des Messekomitees sind, steigert sicherlich den Anreiz für Sammler,<br />

die Messe zu besuchen.<br />

Anders als der Verein progressiver deutscher Kunsthändler, der auf große Unterstützung<br />

der Stadt Köln zählen kann, erhält das Basler Messekomitee keine Unterstützung der Stadt<br />

<strong>Basel</strong>. Dietrich Lohberger bemerkt zur ersten Messe 1970, dass sie „mit äußerst geringer i-<br />

deeller <strong>und</strong> praktischer Unterstützung durch die Stadt <strong>Basel</strong>“ statt gef<strong>und</strong>en habe. 84 Bestätigt<br />

wird diese Aussage von Ernst Beyeler. (Siehe S. 31)<br />

3.3 <strong>ART</strong> 70 – Die erste internationale Kunstmesse in <strong>Basel</strong><br />

Vom 12. bis 16. Juni eröffnet die Messe unter dem Namen „Art 70 – Internationale Kunst-<br />

messe“ zum ersten Mal ihre Tore. In den Messehallen 8 <strong>und</strong> 9 der Schweizer Mustermesse<br />

bieten 110 Aussteller aus zehn verschiedenen Ländern auf knapp 6000 m² Kunst des 20. Jahr-<br />

h<strong>und</strong>erts <strong>und</strong> Kunstbücher der letzten zehn Jahre zum Verkauf an. Darunter befinden sich 90<br />

Kunsthändler <strong>und</strong> 20 Kunstbuchverleger. (Tabelle 1) Das Angebot der Messe reicht von Ma-<br />

lerei, Skulptur <strong>und</strong> Grafik-Editionen über verschiedene Formen von Objekten <strong>und</strong> Happe-<br />

nings bis hin zu Kunstbuchbänden.<br />

3.3.1 Rahmenbedingungen<br />

Zur Messe erscheint ein dreisprachiger Katalog auf Deutsch, Französisch <strong>und</strong> Englisch, in<br />

welchem den einzelnen <strong>Galerie</strong>n ein bis drei Seiten zur Verfügung stehen. Diesem Katalog ist<br />

ein Verzeichnis der ausgestellten Werke beigelegt, das jedoch unvollständig ist. Neben dem in<br />

Kapitel 3.1 aufgeführten Organisationskomitee wird im Katalog auch ein „Auswärtiges Ko-<br />

mitee“ genannt. Mitglieder sind die Galeristen André Emmerich (New York), Graziano Ghi-<br />

ringhelli (Mailand), Charles <strong>und</strong> Peter Gimpel (London), Eberhard Kornfeld (Bern), Aimé<br />

Maeght (Paris) <strong>und</strong> Rudolf Zwirner (Köln). Des Weiteren beteiligen sich die Verlage Du<br />

Mont Schauberg aus Köln <strong>und</strong> Thames + Hudson aus London. Der schweizerische B<strong>und</strong>es-<br />

präsident Prof. Dr. H.P. Tschudi übernimmt das Patronat für die Messe. (B70, 3)<br />

83<br />

ZELLWEGER [1991, 60]. Auf die internationalen Beziehungen verweist auch Franz Meyer. Siehe Sigmar Gassert,<br />

a.a.O.<br />

84<br />

Dietrich Lohberger: <strong>Basel</strong> war keine Messe wert. In: Die Welt, 18.06.1970, S. 23.<br />

32


Das Messekomitee äußert sich im Vorwort über <strong>Entstehung</strong>sgründe der Messe: „Ver-<br />

mehrte Freizeit, gute Löhne, weitreichende Kommunikationsmittel <strong>und</strong> ein intensives Aus-<br />

stellungswesen haben dazu geführt, dass sich heute immer mehr Menschen für die Kunst un-<br />

serer Zeit interessieren. Die dynamische Entwicklung der aktuellen Kunst hat breite Schichten<br />

aktiviert <strong>und</strong> aus vielen Betrachtern interessierte Teilnehmer am Kunstleben, Sammler <strong>und</strong><br />

potentielle Sammler gemacht.“ (B70, 6) Auch findet der Kölner Kunstmarkt als Vorgänger<br />

der Basler Messe im Katalog Beachtung: „So hat beispielsweise der anhaltende Erfolg des<br />

von <strong>einer</strong> Gruppe westdeutscher progressiver Kunsthändler veranstalteten Kölner Kunstmark-<br />

tes gezeigt, wie notwendig gerade heute für die aktuelle Kunst ein solcher Markt ist, der den<br />

Kunsthändlern Kontakte mit neuen Käuferschichten <strong>und</strong> dem Publikum ausser dem Kontakt<br />

mit dem Kunsthandel auch eine Übersicht über das Angebot, die Möglichkeit des Preisver-<br />

gleichs <strong>und</strong> damit eine größere Transparenz des Marktes vermittelt.“ (B70, 6) Des Weiteren<br />

wird betont, dass alle ausgestellten Werke verkäuflich seien <strong>und</strong> dass die Aussteller für die<br />

Echtheit ihrer Werke garantierten. (B70, 7)<br />

Anders als die nebeneinander in <strong>einer</strong> Reihe angeordneten, gleichgroßen Kojen auf dem<br />

Kölner Kunstmarkt (Abb. 4/5) gruppieren sich die Kojen in <strong>Basel</strong> zu einzelnen Blöcken.<br />

(Abb. 6) Bildet in Köln jede Koje eine abgeschlossene Einheit, so wirkt die Anordnung der<br />

teilweise ineinander verschachtelten Kojen in <strong>Basel</strong> luftiger, offener <strong>und</strong> abwechslungsrei-<br />

cher. (Abb. 7) Auffällig ist die unterschiedliche Kojengröße, die auf die finanziellen Mög-<br />

lichkeiten <strong>und</strong> die Bedeutung der einzelnen <strong>Galerie</strong>n in <strong>Basel</strong> verweist. Den mit Abstand<br />

größten Raum nimmt die <strong>Galerie</strong> Marlborough mit Vertretern ihrer Dependancen aus New<br />

York, London <strong>und</strong> Rom ein, die sich auf der <strong>Galerie</strong> der Halle 8 befindet. (Abb. 6)<br />

Neben den Kojen in den Hallen präsentieren einige <strong>Galerie</strong>n in den Grünanlagen um das<br />

Basler Messegelände Großbronzen von beispielsweise Jean Arp, Joan Mirò <strong>und</strong> Henry Moo-<br />

re. Daneben befinden sich u. a. „Nanas“ von Niki de Saint Phalle sowie eine Wasserplastik<br />

von Jean Tinguely. Des Weiteren führen Künstler im Park Aktionen <strong>und</strong> „künstlerische Pro-<br />

zesse“ vor, beispielsweise eine „Staubstraße“ <strong>und</strong> „Fongi ‚Aktionen’“ bei der <strong>Galerie</strong> Küm-<br />

mel aus Köln. (Quelle 29). Auch wenn der „Skulpturengarten“ den Charakter <strong>einer</strong> Ausstel-<br />

lung besitzt, ist eine Begleitausstellung wie in den ersten Jahren in Köln in <strong>Basel</strong> nicht<br />

vorgesehen.<br />

3.3.2 Die vertretenen <strong>Galerie</strong>n<br />

Anders als in Köln stellen in <strong>Basel</strong> Aussteller aus zehn verschiedenen Ländern aus. Darunter<br />

befinden sich <strong>Galerie</strong>n, Editionen <strong>und</strong> Verlage. Eine genaue Abgrenzung ist jedoch schwierig,<br />

da manche Aussteller sowohl <strong>Galerie</strong> als auch Edition sind. Teilweise geht aus den Informati-<br />

33


onen der Kataloge nicht genau hervor, ob es sich um eine <strong>Galerie</strong> oder Edition handelt. Zah-<br />

lenmäßig am häufigsten vertreten sind die 45 deutschen Aussteller, gefolgt von den Schwei-<br />

zern mit 40 <strong>und</strong> den Franzosen mit 11 Teilnehmern. Aus Italien nehmen fünf, aus England<br />

drei <strong>und</strong> aus den USA zwei Aussteller teil. Aus Österreich, Norwegen, Spanien <strong>und</strong> Holland<br />

ist je eine <strong>Galerie</strong> vertreten. (Tabelle 11) Wie auf dem Kunstmarkt Köln ist eindeutig festzu-<br />

stellen, dass fast alle <strong>Galerie</strong>n sich auf mehrere Künstler konzentrieren. Eine Ausnahme bil-<br />

den die norwegische <strong>Galerie</strong> 27 A/S mit dem Künstler Arne Bendik Sjur, Kornfeld <strong>und</strong><br />

Klippstein mit Picasso <strong>und</strong> die Galleria Lorenzelli mit Arturo Bonfanti. 85<br />

Welche <strong>Galerie</strong>n gelten als die Wichtigen <strong>und</strong> Großen? Waren alle in <strong>Basel</strong> dabei? Als<br />

„Magnaten“ bezeichnet Dietrich Lohberger <strong>Galerie</strong>n wie Beyeler, Marlborough (London,<br />

Rom, New York), Maeght (Paris), Faccetti (Paris-Zürich) <strong>und</strong> Krugier (Genf). 86 Letztere wird<br />

sowohl bei Lohberger als auch bei Eduard Beaucamp vor allem ihrer hohen Preise wegen<br />

erwähnt. 87 Neben Beyeler, Krugier aus Genf <strong>und</strong> Maeght aus Paris führt Beaucamp als „ton-<br />

angebende Giganten“ die <strong>Galerie</strong> Stadler <strong>und</strong> Denise René aus Frankreich an. Er weist auf die<br />

Rolle der Marlborough <strong>Galerie</strong>n hin: „Strategie <strong>und</strong> Macht eines Großkonzerns der Kunst<br />

demonstriert in <strong>Basel</strong> geradezu einschüchternd Marlborough, die mit ihren drei Filialen Lon-<br />

don, New York <strong>und</strong> Rom geschlossen auftreten, die r<strong>und</strong> zehnfache Fläche der Durch-<br />

schnittsgalerien beanspruchten <strong>und</strong> von der Empore souverän residieren.“ 88 Hier zeigt sich ein<br />

großer Unterschied zum Kölner Kunstmarkt, bei welchem den <strong>Galerie</strong>n gleichgroße Stände<br />

zugeteilt werden. In <strong>Basel</strong> hingegen herrscht das Prinzip, dass die <strong>Galerie</strong>n – je nach wirt-<br />

schaftlicher Macht – die Größe ihrer Koje bestimmen können.<br />

Margit Staber teilt einige der <strong>Galerie</strong>n in zwei Gruppen ein, diejenigen „die ihr Prestige<br />

– seit langem bewährt, teuer <strong>und</strong> gewinnträchtig – in starken Dosen zur Geltung brachten“<br />

<strong>und</strong> in jene <strong>Galerie</strong>n, „die asketisch ihr Image der Kunstspezialitäten mit einem mehr oder<br />

minder starken Flair für Avantgarde pflegten“. 89 Zur ersten Gruppe zählt sie die <strong>Galerie</strong>n<br />

Beyeler, Marlborough, Maeght, Emmerich (New York) <strong>und</strong> Krugier, zur zweiten Gruppe<br />

ordnet sie Denise René <strong>und</strong> Hans Mayer, Bruno Bischofberger <strong>und</strong> Suzanne Bollag aus Zü-<br />

rich <strong>und</strong> die Galeristen Schmela aus Düsseldorf <strong>und</strong> Friedrich aus München, welche auch auf<br />

der Kölner Messe ausstellen. Sie betont jedoch, dass die wichtigen <strong>Galerie</strong>n aus den USA<br />

fehlen.<br />

85<br />

Die Angaben sind im „Verzeichnis der ausgestellten Werke“ zu finden, das dem Messekatalog von 1970 beiliegt<br />

(B70, o.p.).<br />

86<br />

Dietrich Lohberger, a.a.O., 18.06.1970.<br />

87<br />

Eduard Beaucamp: Start der Basler Kunstmesse. In: FAZ, 15.6.1970, S. 2.<br />

88<br />

Ebd.<br />

89<br />

Staber, Margit: Kunstsommer 1970. In: Art International (1970) XIV/8, S.65.<br />

34


Obwohl der größte Beweggr<strong>und</strong> sicherlich der Verkauf ihrer Werke ist, so geben Inter-<br />

views mit Galeristen doch Aufschluss über weitere Gründe ihrer Teilnahme. Für Bruno Bi-<br />

schofberger aus Zürich ist eine Messe eine sehr gute Form, um Kunst zu verkaufen: „Es<br />

kommen Sammler aus ganz Europa <strong>und</strong> Amerika. Wir profitieren hier von der Anziehungs-<br />

kraft, die die Schweiz in verschiedener Hinsicht ausübt, <strong>und</strong> der Kornfeld-Auktion, die in den<br />

nächsten Tagen stattfindet.“ 90 Für die <strong>Galerie</strong> Maeght aus Paris ist es besonders wichtig, Kon-<br />

takte aufzunehmen, da sie plant, im kommenden Herbst eine <strong>Galerie</strong> in Zürich zu eröffnen.<br />

Des Weiteren wolle sie Künstler der <strong>Galerie</strong> vorstellen. 91 Einige Galeristen kommen in der<br />

Hoffnung, dass die Messe zukünftig großen Erfolg haben könnte, an welchem die Galeristen<br />

dann teil hätten: „Daß man dabei ist, ist letztendlich eine Prestigesache. Wenn uns das Publi-<br />

kum nicht im Stich lässt, wird die Kunstmesse schon nächstes Jahr eine ganz große Sache.“ 92<br />

Eberhard W. Kornfeld aus Bern gibt an, er sei nur aus Solidarität gegenüber seinen Kollegen<br />

gekommen. 93 Mit „Kollegen“ könnte er sich auf die Gründungsmitglieder der Messe bezie-<br />

hen. Dies deutet darauf hin, wie wichtig die Kontakte dieser sein müssen, um bedeutende Ga-<br />

leristen zu <strong>einer</strong> Teilnahme zu bewegen.<br />

Obwohl es schon in Köln eine Messe gibt, an der nur deutsche <strong>Galerie</strong>n teilnehmen dür-<br />

fen, zählt die Art <strong>Basel</strong> 45 deutsche Aussteller, die Deutschland zum meist vertretenen Land<br />

auf der Messe machen. Wolfgang Ketterer aus München äußert sich zu seinen Beweggrün-<br />

den: „Wir kommen in erster Linie der Reklame wegen. Da wir ja nicht zum progressiven<br />

Kunsthandel gehören, sondern vorerst Auktionen machen, können wir in Köln nichts zeigen.<br />

Dazu kommt, dass <strong>Basel</strong> für uns ganz gut gelegen ist.“ 94 Klaus Staeck nennt einen weiteren<br />

Gr<strong>und</strong>: „Ich habe mich damals bei der Basler Messeleitung beworben, weil ich für meine Edi-<br />

tion keine Chance sah, beim Kölner Kunstmarkt zugelassen zu werden, obwohl ich all die<br />

Künstler auch im Programm hatte, die dann von anderen Kollegen auf der Messe vertreten<br />

wurden. Die Gründer hatten dieses Exklusivmodell für sich gepachtet.“ (Siehe S. 99)<br />

Unter den teilnehmenden <strong>Galerie</strong>n der Basler Messe befinden sich zehn Mitglieder des<br />

Vereins progressiver deutscher Kunsthändler, wie beispielsweise die <strong>Galerie</strong>n Schmela aus<br />

Düsseldorf, Thomas <strong>und</strong> Otto Stangl aus München. (Tabelle 11) Aus der zahlreichen Teil-<br />

nahme der Mitglieder des Kölner Vereins lässt sich schließen, dass <strong>Basel</strong> Vorteile bietet, wel-<br />

che Köln nicht bieten kann. Otto Stangl entschließt sich zu <strong>einer</strong> Teilnahme „weil wir hier auf<br />

90<br />

Peter Killer, a.a.O. 19.06.1970.<br />

91<br />

Ebd.<br />

92<br />

Hier wird nur auf die <strong>Galerie</strong> Gimpel & Hanover verwiesen, jedoch nicht darauf von wem der Ausspruch<br />

stammt. Ebd.<br />

93 Ebd.<br />

94 Ebd.<br />

35


internationaler Ebene deutsche Kunst mitzeigen dürfen, Kontakte aufnehmen <strong>und</strong> unsere<br />

Maßstäbe vergleichen können. Im Gegensatz zu Köln sind in <strong>Basel</strong> nicht nur die progressivs-<br />

ten der Kunsthändler; bei den meisten – so auch bei mir gehört die Liebe immer noch der Ma-<br />

lerei.“ 95<br />

Der Kontakt zu ausländischen Sammlern <strong>und</strong> Händlern, die Möglichkeit internationale<br />

Preise <strong>und</strong> Angebote zu vergleichen <strong>und</strong> die Möglichkeit, nicht nur „progressive“ Kunst zei-<br />

gen zu müssen sind demnach wichtige Aspekte, welche die Basler Messe für einige Galeristen<br />

interessanter als die Kölner Messe machen. Es wird jedoch auch ersichtlich, dass <strong>Basel</strong> Auf-<br />

fangbecken für einige <strong>Galerie</strong>n ist, die in Köln nicht zugelassen wurden.<br />

3.3.3 Künstler <strong>und</strong> Kunstrichtungen<br />

Einige der in Kapitel 3.3.2 erwähnten Kunsthändler betonen, dass in Köln progressivere Gale-<br />

rien vertreten seien als in <strong>Basel</strong>. Dieser Behauptung soll nun durch den Vergleich der vertre-<br />

tenen Künstler <strong>und</strong> Kunstrichtungen nachgegangen werden. Welche Künstler <strong>und</strong> welche<br />

Kunstrichtungen werden ausgestellt? Welche Tendenzen zeigen sich in <strong>Basel</strong>? Was unter-<br />

scheidet <strong>Basel</strong> von Köln?<br />

Aus dem „Verzeichnis der ausgestellten Werke“, das dem Katalog beiliegt <strong>und</strong> weiteren<br />

Informationen des Katalogs der Basler Messe gehen 553 verschiedene Künstler hervor. (B70)<br />

Die Informationen sind jedoch unvollständig <strong>und</strong> die Angaben sind ungenau. 96 Deshalb kön-<br />

nen in der folgenden Analyse nur Tendenzen aufgezeigt werden, jedoch kein genauer „Ist-<br />

Zustand“ zu allen damals vertretenen Künstlern <strong>und</strong> Kunstrichtungen. Die laut den vorhande-<br />

nen Informationen zahlenmäßig am häufigsten vertretenen Künstler sind Horst Antes, Lucio<br />

Fontana, Pablo Picasso, Max Bill, Miguel Berrocal <strong>und</strong> Victor Vasarely. (Tabelle 6) In Köln<br />

sind 1970 496 verschiedene Künstler im Katalog vermerkt, hier dominieren zahlenmäßig Die-<br />

ter Roth, Antoní Tàpies, Victor Vasarely, Arman, David Hockney <strong>und</strong> Joseph Beuys. (Tabel-<br />

le 6)<br />

Beide Messen präsentieren konstruktive Kunst, in <strong>Basel</strong> vermehrt die Vertreter der<br />

„Schule der Zürcher Konkreten“ wie Bill, Graeser <strong>und</strong> Lohse, in Köln Künstler wie<br />

Fruhtrunk, Pfahler <strong>und</strong> Heerich. Von den Op Art Vertretern tritt auf beiden Messen Victor<br />

95 Ebd.<br />

96 64 Aussteller von insgesamt 110 informieren im Verzeichnis über die auf der Messe ausgestellten Werke.<br />

Über 26 weitere Aussteller gibt der Katalog mit Abbildungen der Werke Auskunft. Es wird nicht bestätigt, dass<br />

die Abbildungen im Katalog identisch mit den von der <strong>Galerie</strong> ausgestellten Werken auf der Messe sind. Da die<br />

tatsächlich ausgestellten Werke im „Verzeichnis der ausgestellten Werke“ mit den Katalogabbildungen mit einigen<br />

Ausnahmen übereinstimmen, wird in dieser Arbeit davon ausgegangen, dass die im Katalog abgebildeten<br />

Werke auch auf der Messe zu sehen waren. In der Neuen Zürcher Zeitung ist hierzu zu lesen: „In dem über 200<br />

Seiten starken Katalog zeigte jede <strong>Galerie</strong> eine Auswahl der vorgelegten Werke.“ Paul Werder: Erste internationale<br />

Kunstmesse in <strong>Basel</strong>. In: NZZ, 15.06.1970.<br />

36


Vasarely hervor, von der Gruppe Nouveau Réalisme vor allem Arman <strong>und</strong> von den Malern,<br />

die sich der monochromen Malerei widmen Lucio Fontana. Künstler des Abstrakten Expres-<br />

sionismus sind sowohl in <strong>Basel</strong> als auch in Köln kaum vertreten. Auf beiden Messen findet<br />

der Besucher die Vertreter der Pop Art, wobei sie in Köln quantitativ dominieren. Von den<br />

Amerikanern sind Dine, Lichtenstein, Oldenburg <strong>und</strong> Wesselmann fünf Mal <strong>und</strong> Warhol<br />

sechs Mal vertreten, auf die englischen Vertreter Hockney <strong>und</strong> Jones trifft man sieben bzw.<br />

sechs Mal. Bei den Happening- <strong>und</strong> Aktionskünstlern sind vor allem Wolf Vostell <strong>und</strong> Joseph<br />

Beuys zu nennen. (Tabelle 12/13)<br />

Es zeigen sich auf den beiden Messen jedoch auch deutliche Unterschiede in Bezug auf<br />

die Schwerpunkte der Aussteller. In <strong>Basel</strong> dominiert die Klassische Moderne mit Künstlern<br />

wie Picasso, Arp, Kokoschka <strong>und</strong> den „Brücke“- Künstlern, die der Besucher in Köln kaum<br />

antrifft. Von den Surrealisten sind Künstler wie Dalí, Ernst, Matta <strong>und</strong> Miró häufig vertreten.<br />

(Tabelle 13) In Köln hingegen stellen die Galeristen Künstler neuerer Strömungen wie Kon-<br />

zeptkunst, Land- <strong>und</strong> Minimal Art aus. Zu nennen sind hier u. a. Dan Flavin, Donald Judd,<br />

Hanne Darboven <strong>und</strong> Dan Graham. (Tabelle 12) Der wohl größte Unterschied beider Messen<br />

in Bezug auf die vertretenen Künstler zeigt sich somit darin, dass ein großer Teil der Basler<br />

Aussteller Kunst der Klassischen Moderne ausstellt, in Köln hingegen neuere Kunstströmun-<br />

gen Beachtung finden.<br />

Ist es möglich eine Aussage zu treffen, welches die bedeutenden Künstler der Sechziger<br />

<strong>und</strong> Siebziger Jahre waren, um dann in einem zweiten Schritt zu analysieren, welche der Mes-<br />

sen die meisten dieser Künstler präsentiert? Die vorliegende Arbeit zieht hierzu den erstmals<br />

1970 in der Zeitschrift Capital erscheinenden Kunstkompass heran. Laut Capital habe die<br />

Zeitschrift gemeinsam mit Experten einen Kunstkompass entwickelt, „der wichtige Anhalts-<br />

punkte für die Einschätzung des Werts aktueller Kunst bietet <strong>und</strong> die Orientierung auf dem<br />

Internationalen Kunstmarkt erleichtern soll.“ 97 Der Kompass soll die h<strong>und</strong>ert angesehensten<br />

Künstler der Sechziger Jahre ausmachen. <strong>Galerie</strong>-Inhaber, Museumsdirektoren <strong>und</strong> Leiter<br />

sonstiger Kunstinstitutionen wurden befragt, welche <strong>Galerie</strong>n, Museen <strong>und</strong> internationalen<br />

Ausstellungsinstitutionen sie für die wichtigsten hielten. Aufgr<strong>und</strong> dieser Aussagen wird eine<br />

Liste der bedeutendsten Institutionen erstellt <strong>und</strong> daraufhin untersucht, welche Künstler in den<br />

genannten Institutionen ausgestellt waren. Je nach Bedeutung der Institutionen, in welchen<br />

die Künstler ausgestellt wurden, werden Punkte vergeben. Der Künstler mit der höchsten<br />

Punktzahl führt die Kompass-Liste an. Der Kompass solle jedoch „lediglich eine Orientie-<br />

97 Capital Kunstkompass. In: Capital 10/1970, S. 143. Der Name des Verfassers wird nicht genannt, 1971 erfährt<br />

der Leser jedoch, dass der Journalist Willi Bongard den Kompass erstellt. Capital 10/1971, S. 67.<br />

37


ungshilfe für die Einschätzung von Künstlern bieten“ <strong>und</strong> sage nichts aus über „junge Künst-<br />

ler, die sich erst seit kurzem hervorgetan haben – <strong>und</strong> möglicherweise noch größere Bedeu-<br />

tung erlangen werden.“ 98<br />

1970 gehören laut Kompass Rauschenberg, Vasarely, Fontana, Johns <strong>und</strong> Oldenburg zu<br />

den bekanntesten Künstlern. Ingesamt werden in der Liste u. a. 16 Pop Art Künstler ange-<br />

führt, neun Vertreter des Nouveau Réalisme, je fünf Op Art, Minimal Art-Künstler <strong>und</strong><br />

Künstler kinetischer Kunst, vier Vertreter konstruktiver Kunst <strong>und</strong> unter den ersten 25 je drei<br />

Vertreter der Hard-Edge Malerei <strong>und</strong> der Zero-Gruppe. In Köln sind 78 Künstler der Liste<br />

vertreten, in <strong>Basel</strong> 51. (Tabelle 14) Da im Künstlerverzeichnis des Basler Katalogs von 1970<br />

nicht alle Künstler aufgeführt sind, bleibt unklar, ob noch weitere Künstler auf der Kompass-<br />

Liste in <strong>Basel</strong> vertreten waren. Der Kunstkompass könnte jedoch die Tendenz anzeigen, dass<br />

Köln vermehrt zeitgenössische Künstler ausstellt, die in den Sechziger Jahren verstärkt Be-<br />

kanntheit durch Präsenz in Museen, Ausstellungen, <strong>Galerie</strong>n erworben haben.<br />

3.3.4 Resultate, Reflexionen, Tendenzen<br />

Laut Angaben der Basler Messeleitung zählten die Veranstalter innerhalb der fünf Tage<br />

16.300 Besucher <strong>und</strong> setzten 5,78 Mio. Schweizer Franken um. 99 Betont wird, dass der Um-<br />

satz den des letzten Kölner Kunstmarktes um 2 Millionen Schweizer Franken übersteige.<br />

(Quelle 30) Die Basler Messe rühmt sich damit, dass sie Köln in der Umsatzhöhe überholt<br />

habe, es wird jedoch nicht darauf hingewiesen, dass in Köln nur 24 <strong>Galerie</strong>n teilgenommen<br />

haben, was nicht mit den 110 Ausstellern in <strong>Basel</strong> vergleichbar ist. Nimmt man diese Anga-<br />

98 Ebd. S. 147. Zur Methode der Expertenumfrage wird betont: „Es sollte ein Höchstmaß an Objektivität in der<br />

Beurteilung dessen gesichert werden, was zur Bewertung der Kunst der Gegenwart beiträgt.“ Transparent ist die<br />

Vorgehensweise jedoch nicht, da der Bericht keinen Aufschluss über die Experten gibt, die befragt wurden. Es<br />

werden nur die Namen der bedeutenden Institutionen aufgeführt. Außerdem wird nicht angegeben, innerhalb<br />

welchen Zeitraums die Ausstellungen der Museen untersucht wurden. Der Kompass stößt auf große Kritik. Es<br />

wird bemängelt, dass viele bedeutende Künstler fehlten, wie beispielsweise Picasso oder Max Ernst. Siehe<br />

BAUMANN [2001, 13]. In einem Brief an Bongard wünscht der Künstler Jean Tinguely, von der Liste gestrichen<br />

zu werden, da er in den genannten <strong>Galerie</strong>n bewusst nicht ausstelle. Siehe BAUMANN [2001, 15]. Einige Bewertungen<br />

des Kunstkompasses sind nicht nachvollziehbar <strong>und</strong> verfälschend. So werden beispielsweise Robert Rauschenberg<br />

auf Platz eins, die Künstler Victor Vasarely <strong>und</strong> Lucio Fontana 1970 auf die Plätze zwei bzw. drei<br />

gesetzt. Im folgenden Jahr ist zu lesen: „Fünf Namen vom letzten Jahr erscheinen nur deshalb nicht wieder, weil<br />

sie bereits als ‚Alte Meister der Moderne’ angesehen werden können, deren Überleben weithin nicht mehr in<br />

Frage steht: Joseph Albers, Max Bill, Lucio Fontana, Richard Lindner <strong>und</strong> Victor Vasarely.“ Capital 10/71, S.<br />

65. Robert Rauschenberg hingegen führt die Liste auch die folgenden Jahre an; die Erläuterungen zum Kompass<br />

geben jedoch keinen Aufschluss darüber, ab wann <strong>und</strong> warum ein Künstler als „Alter Meister der Moderne“ gilt.<br />

Trotz den Mängeln des Kunstkompasses gibt es keine genauere <strong>und</strong> umfangreichere Untersuchung darüber,<br />

welche Künstler in den Sechziger Jahren in welchen bedeutenden Museen <strong>und</strong> <strong>Galerie</strong>n ausstellten. Der Kompass<br />

wird in der vorliegenden Arbeit verwendet, um anzuzeigen, welche Künstler bei den verschiedensten Ausstellungen<br />

vertreten waren <strong>und</strong> somit einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht haben. Er soll helfen, bestimmte<br />

Tendenzen aufzuzeigen, nicht jedoch dazu dienen, die „100 Größten“ zu ermitteln.<br />

99 Georg Jappe weist darauf hin, dass der Umsatz „um ein beträchtliches höher liegen dürfte“. Augr<strong>und</strong> der Zollbestimmungen<br />

würden die ausländischen Kunsthändler „vorsichtige Angaben machen“. Georg Jappe: Bilanz der<br />

Basler Kunstmesse. In: FAZ, 22.6.1970, S. 14.<br />

38


en als Gr<strong>und</strong>lage <strong>und</strong> berechnet den Umsatz pro <strong>Galerie</strong> auf der Basis eines Umsatzes von<br />

5,78 Mio. Schweizer Franken für die Art <strong>Basel</strong> <strong>und</strong> von 3,78 Mio. Schweizer Franken für den<br />

Kölner Kunstmarkt so erhält man 52.545 Schweizer Franken pro <strong>Galerie</strong> in <strong>Basel</strong> <strong>und</strong><br />

157.500 Schweizer Franken pro <strong>Galerie</strong> in Köln. Damit war Köln auf einzelne <strong>Galerie</strong>n bezo-<br />

gen finanziell etwa dreimal so erfolgreich wie <strong>Basel</strong>. Keine Aussage lässt sich jedoch treffen<br />

über die Verteilung des Umsatzes. Es ist beispielsweise möglich, dass ein Großteil des Um-<br />

satzes von <strong>einer</strong> vergleichsweise geringen Anzahl <strong>Galerie</strong>n erzielt wurde. Zudem wird der<br />

Umsatz des Kölner Kunstmarktes 1969 an anderer Stelle mit 3,5 Mio. DM angegeben (Tabel-<br />

le 2), was unter den 3,78 Mio. Schweizer Franken liegen dürfte.<br />

Zu den Verkäufen bemerkt die Messeleitung, dass die Aussteller eine sehr hohe Anzahl<br />

an Grafikkäufen zwischen 100 <strong>und</strong> 5.000 Schweizer Franken pro Blatt meldeten. (Quelle 30)<br />

Aufgr<strong>und</strong> der „Zurückhaltung des amerikanischen Handels“, der durch die schlechte Börsen-<br />

lage hervorgerufen worden sei, verkauften sich die „hochkotierten Meisterwerke der Moder-<br />

ne“ bis hin zu den „klassischen Werken der Popart“ in preislichen Bereichen von <strong>einer</strong> Viertel<br />

bis zu <strong>einer</strong> Million schlecht. Gut verkauft hingegen hätten sich Werke von Antes, Beuys,<br />

Tàpies <strong>und</strong> Twombly in Preislagen zwischen 15.000 <strong>und</strong> 30.000 Schweizer Franken. Auf e-<br />

benfalls großes Interesse stießen kl<strong>einer</strong>e Multiples der kinetischen Kunst, die für 700 <strong>und</strong><br />

3.000 Schweizer Franken viele Abnehmer fanden <strong>und</strong> „Livres Objet“ in <strong>einer</strong> Preislage von<br />

2.000 Schweizer Franken. Diese Tendenzen könnten ein Hinweis darauf sein, dass sich in<br />

<strong>Basel</strong> ein neues Käuferpublikum auftut, das nicht in exklusiv wirkende <strong>Galerie</strong>n geht <strong>und</strong><br />

auch keine teuren Werke kaufen würde, für welche jedoch Grafiken in einem Wert von 100<br />

Franken erschwinglich sind. Dass nicht nur die Stammk<strong>und</strong>schaft, sondern auch neue Käufer<br />

die Stände besuchen, bestätigen Ergebnisse von Befragungen der Galeristen. (Quelle 30)<br />

Gelobt wird der vorteilhafte Zeitpunkt der Messe; sie verläuft fast parallel zur Biennale<br />

von Venedig <strong>und</strong> liege „im Schnittpunkt der großen Auktionen“. 100 Im Vergleich zum<br />

Kunstmarkt Köln, bei welchem die Veranstalter 1970 eine Besucherzahl von ca. 40.000 –<br />

50.000 angeben, ist der Andrang in <strong>Basel</strong> jedoch gemäßigt. (Tabelle 1/2) Des Weiteren wird<br />

der Mangel an Werbung im In- <strong>und</strong> Ausland kritisiert. 101 Als „durchweg ungenügend“ be-<br />

zeichnen sie fast alle Aussteller in einem Fragebogen. (Quelle 31) Weitere Kritik bringt der<br />

laut Lohberger zu hohe Eintrittspreis von fünf Franken ein, der nicht auf das „normale Aus-<br />

100 Beaucamp, a.a.O. 15.6.1970. Auch der Galerist Bruno Bischofberger sieht in der fast zeitgleichen Auktion bei<br />

Kornfeld einen Vorteil für die Basler Messe. Peter Killer, a.a.O.<br />

101 Dietrich Lohberger, a.a.O. 18.06.1970; Georg Jappe, a.a.O. 22.6.1970.<br />

39


stellungspublikum“ abgestimmt sei. 102 Auch habe das Publikum, so ein Bericht der FAZ, über<br />

mangelnden Überblick geklagt, da die <strong>Galerie</strong>n nicht nach Themengruppen geordnet seien.<br />

Des Weiteren hätten Galeristen <strong>und</strong> Käufer die Zollbedingungen als sehr störend emp-<br />

f<strong>und</strong>en, „da man mit jedem K<strong>und</strong>en mit jedem Blatt zum Zoll musste“. 103 Das große „Kölner<br />

ABC der Kunstpolitik“ sei noch nicht beherrscht worden <strong>und</strong> es seien fast alle Fehler gemacht<br />

worden, die gemacht werden konnten: „Aber – sie sind leicht zu beheben. Deshalb wird der<br />

Kölner Kunstmarkt sich wahrscheinlich internationalisieren müssen, will er gegenüber <strong>einer</strong><br />

verbesserten Neuauflage der Basler Kunstmesse seine Position halten.“ 104<br />

Nicht nur eine mögliche Internationalisierung des Kölner Kunstmarktes wird in der<br />

Presse <strong>und</strong> Öffentlichkeit diskutiert, sondern auch die Zulassungsbeschränkung für <strong>Galerie</strong>n.<br />

Für besonderes Aufsehen sorgt die Aktion „Wir betreten den Kunstmarkt“ des Galeristen<br />

Helmut Rywelski, der beiden Künstler Wolf Vostell <strong>und</strong> Joseph Beuys <strong>und</strong> des Galeristen <strong>und</strong><br />

Künstlers Klaus Staeck. Ihren Protest zeigen sie, indem sie am Tag vor der Eröffnung des<br />

Kölner Kunstmarktes bei der Pressekonferenz mit Schlüsseln <strong>und</strong> Uhren gegen die Türe der<br />

Messe klopfen <strong>und</strong> Einlass erbitten, der ihnen letztendlich auch gewährt wird. 105 Mit dieser<br />

Aktion demonstrieren sie gegen das Kölner „Exklusivsystem“ <strong>und</strong> setzen sich für eine Öff-<br />

nung des Kunstmarktes ein. Klaus Staeck macht darauf aufmerksam, dass die Exklusivität<br />

Kölns dem Geist der damaligen Zeit, der vom Streben nach Demokratisierung geprägt war,<br />

nicht entsprach. (Siehe S. 100) In einem Interview wird Joseph Beuys die Frage gestellt, wa-<br />

rum er <strong>einer</strong>seits Preisfavorit auf dem Kunstmarkt sei <strong>und</strong> andererseits gegen ihn demonstrie-<br />

re. Beuys Antwort lautet: „Ich habe nicht gegen die demonstriert, die den Kunstmarkt betrei-<br />

ben, ich habe für einen neuen, freien Kunstmarkt demonstriert. Ich denke, so wie bisher kann<br />

es auf dem Kunstmarkt nicht weitergehen. Man muß einen Ort finden, der groß genug ist,<br />

damit alle, die aktuelle Kunst handeln <strong>und</strong> machen – also auch die Künstler selbst – , unter<br />

gleichen Bedingungen ausstellen können.“ 106 Diese Aussage Beuys’ ist ein Beispiel für die<br />

Sichtweise eines Künstlers, der den Kunstmarkt als Institution akzeptiert, sich jedoch gegen<br />

die Eigenart Kölns ausspricht, nur eine beschränkte, auserwählte Anzahl an Galeristen aufzu-<br />

nehmen.<br />

102<br />

Ebd.<br />

103<br />

Georg Jappe, a.a.O. 22.6.1970.<br />

104<br />

Ebd.<br />

105<br />

RATTENMEYER [1986, 46f].<br />

106<br />

Joseph Beuys in einem Interview im Kölner Stadtanzeiger. Schreiber/Krüger: Ich protestiere für den freien<br />

Kunstmarkt. In: Kölner Stadtanzeiger, 21.10.1970. Zitiert nach RATTEMEYER [1986, 52].<br />

40


4 <strong>ART</strong> 1971 – 1974: Die Basler Kunstmesse im Vergleich mit<br />

dem Kunstmarkt Köln<br />

Trotz der Anfangsschwierigkeiten öffnet die Basler Messe auch in den Folgejahren ihre Tore.<br />

Das offene <strong>und</strong> juryfreie Messekonzept <strong>Basel</strong>s bleibt nicht ohne Auswirkungen auf den Köl-<br />

ner Kunstmarkt, was sich in konzeptionellen Veränderungen in Köln manifestiert. Die Jahre<br />

1971-1974 spiegeln die Suche beider Messen nach der besten Form <strong>und</strong> Struktur <strong>einer</strong> Messe.<br />

4.1 1971 – Der Boykott der Kölner Kunsthändler<br />

Schon im zweiten Messejahr scheinen die Veranstalter des Kölner Kunstmarktes die Basler<br />

Messe als ernsthafte Konkurrenz wahrzunehmen, da sie ihre Mitglieder vor die Wahl stellen:<br />

entweder eine Teilnahme an der Basler Messe oder am Kunstmarkt Köln.<br />

4.1.1 Rahmenbedingungen<br />

Vom 24.-29. Juni 1971 findet die zweite Internationale Kunstmesse <strong>Basel</strong> unter dem Namen<br />

„<strong>ART</strong> 2’71“ in den Hallen 8 <strong>und</strong> 9 der Schweizer Mustermesse statt. Vertreten sind 132 Aus-<br />

steller aus 11 Ländern. (Tabelle 1) Im Vorwort des Messekatalogs betont Hermann Haus-<br />

wirth, der Direktor der Schweizer Mustermesse, dass die Messe „allen Kunsthändlern als<br />

Aussteller offen steht“ (B71,4).<br />

Etwa drei Monate später öffnet zum fünften Mal der Kölner Kunstmarkt vom 5.-10. Ok-<br />

tober 1971 seine Tore. Zu den achtzehn Mitgliedern des Vereins progressiver deutscher<br />

Kunsthändler werden weitere sieben deutsche <strong>und</strong> zehn ausländische <strong>Galerie</strong>n aus Europa <strong>und</strong><br />

den USA eingeladen. Der Vorsitzende des Vereins Dieter Brusberg begründet den Beschluss,<br />

ausländische <strong>Galerie</strong>n teilnehmen zu lassen, in seinem Vorwort zum Ausstellungskatalog des<br />

fünften Kunstmarktes: „Wenn es zunächst darum ging, die Interessen des meist kapitalschwa-<br />

chen jüngeren deutschen Kunsthandels überhaupt erst einmal wahrzunehmen <strong>und</strong> in diesem<br />

Anfangsstadium aus ökonomischen Gründen vor solcher meist sehr kapitalkräftigen Konkur-<br />

renz zu schützen, so sind es heute (unter anderem) wieder wirtschaftliche Erwägungen, die<br />

ihre Einladung nicht nur rechtfertigen, sondern geradezu verlangen: der Kölner Kunstmarkt,<br />

von vornherein weder mit monopolistischen noch chauvinistischen Hintergedanken veranstal-<br />

tet, hat mittlerweile eine Position erlangt, die ein buchstäbliches internationales Angebot er-<br />

fordert – <strong>und</strong> die damit nicht nur behauptet, sondern ausgebaut werden soll.“ (K71, o.p.)<br />

Ein anderer Gr<strong>und</strong> scheint jedoch wahrscheinlicher: Köln reagiert auf die internationale<br />

Basler Messe. Ein Mitgliederprotokoll des Vereins gibt hierüber Aufschluss: Kurze Zeit nach<br />

41


der Basler Messe von 1970 diskutiert der Verein progressiver deutscher Kunsthändler über<br />

mögliche Konsequenzen für die Kölner Messe. Der Verein ist sich zwar einig darüber, dass in<br />

<strong>Basel</strong> zu viele <strong>Galerie</strong>n teilgenommen hätten <strong>und</strong> das Niveau zu unterschiedlich gewesen sei<br />

<strong>und</strong> möchte deshalb nicht vom Einladungsprinzip abkommen. 107 Jedoch beschließt der Verein<br />

1971 auch europäische <strong>und</strong> möglicherweise amerikanische <strong>Galerie</strong>n nach Köln einzuladen.<br />

Auch bei der Frage nach dem möglichen Ort der Veranstaltung ziehen die Vereinsmit-<br />

glieder das Basler Konzept in Erwägung. Da der Platz zu eng werden könnte, wird nun auch<br />

in Köln die Überlegung herangezogen, den Kunstmarkt auf einem Messegelände zu veranstal-<br />

ten. (Quelle 14, 32) Diese ersten Überlegungen deuten darauf hin, dass die Kunsthalle <strong>und</strong> der<br />

Kunstverein für eine große Messe aufgr<strong>und</strong> des eingeschränkten Platzes auf Dauer nicht die<br />

beste Wahl sein könnten. Letztendlich findet die Messe jedoch wieder in der Kunsthalle <strong>und</strong><br />

im Kölner Kunstverein statt.<br />

4.1.2 Die vertretenen <strong>Galerie</strong>n<br />

Von den 132 Ausstellern in <strong>Basel</strong> sind 92 <strong>und</strong> damit mehr als zwei Drittel aus Deutschland<br />

<strong>und</strong> der Schweiz (Tabelle 1). Darauf folgen zahlenmäßig sechzehn französische <strong>und</strong> zwölf<br />

italienische <strong>Galerie</strong>n sowie einige weitere europäische <strong>Galerie</strong>n. Aus den USA hingegen sind<br />

nur drei Aussteller vertreten.<br />

In Köln kommen zu den 25 deutschen Ausstellern vier <strong>Galerie</strong>n aus New York, je zwei<br />

italienische <strong>und</strong> französische, eine schweizerische <strong>und</strong> eine belgische <strong>Galerie</strong>. Die meisten<br />

sind sehr namhafte <strong>und</strong> bedeutende <strong>Galerie</strong>n wie Leo Castelli, Richard Feigen <strong>und</strong> André<br />

Emmerich aus New York <strong>und</strong> Ileana Sonnabend <strong>und</strong> Denise René aus Paris. 108 (Tabelle 2)<br />

Auf der Basler Messe sind viele <strong>Galerie</strong>n des Vorjahres nicht mehr vertreten. So fehlen<br />

beispielsweise die 1970 in der Presse immer wieder erwähnten <strong>Galerie</strong>n Marlborough <strong>und</strong><br />

Maeght. Auch fehlen in diesem Jahr fast alle Mitglieder des Vereins progressiver deutscher<br />

Kunsthändler. Der Gr<strong>und</strong> für letzteres ist ein Aufruf des Vereins, in welchem den Mitgliedern<br />

<strong>und</strong> Gästen nahegelegt wurde, 1971 nicht an der Basler Messe teilzunehmen, was laut Presse-<br />

107 Schon zu Beginn beschließt der Verein: „<strong>Galerie</strong>n, die nicht Mitglieder des Vereins sind, können als Gäste zu<br />

Ausstellung <strong>und</strong> Messe eingeladen werden. Über die Einladung entscheidet die Mitgliederversammlung einstimmig.“<br />

(Quelle 2, 93)<br />

108 Als die „großen New Yorker <strong>Galerie</strong>n“ bezeichnet Eduard Beaucamp Castelli, Feigen, Emmerich <strong>und</strong> Sonnabend.<br />

Eduard Beaucamp: Boykott für <strong>Basel</strong>. In: FAZ, 28.06.1971, S. 2. Leo Castelli, der u. a. Robert Rauschenberg<br />

unter Vertrag hat, war schon in den Sechziger Jahren <strong>einer</strong> der wichtigsten Galeristen in New York.<br />

BONGARD [1967, 132ff]; THURN [1994, 196ff] Denise René, die ab 1944 konstruktivistische <strong>und</strong> kinetische<br />

Kunst ausstellt, kann laut THURN [1994, 208f] besonders ab 1970 großen „kulturellen <strong>und</strong> ökonomischen“ Erfolg<br />

verbuchen.<br />

42


stimmen einem Boykott gleichkomme. 109 Dieter Brusberg kommentiert die Empfehlung des<br />

Vereins im Vorwort des Messekatalogs von 1971: „Der Entschluß der in Köln ausstellenden<br />

Händler, auf eine solche finanzielle wie künstlerische Doppelbelastung zu verzichten <strong>und</strong> zum<br />

Kunstmarkt 71 von den zahlreichen Interessenten diejenigen einzuladen, die ebenfalls nicht<br />

auf allen Märkten tanzen wollen, ist frühzeitig veröffentlicht <strong>und</strong> begründet worden – <strong>und</strong> es<br />

kann eigentlich nur in Unkenntnis dessen geschehen sein, dass man diese Entscheidung hier<br />

<strong>und</strong> da <strong>und</strong> sogar in <strong>Basel</strong> selbst ‚als deutschen Monopolanspruch’ <strong>und</strong> ‚Aufruf zum Boykott’<br />

mißverstanden hat. Wenn schon die beiden wichtigsten europäischen Kunstmessen nur durch<br />

drei Sommermonate <strong>und</strong> vier Autost<strong>und</strong>en voneinander getrennt sind – wem sollte es dienen,<br />

wenn sie sich letztlich nur durch die Zahl der Teilnehmer unterscheiden?“ (K71, o.p.) Diese<br />

Maßnahme lässt erahnen, wie stark der Verein die Basler Messe als Konkurrenz wahrnimmt<br />

<strong>und</strong> fürchtet. Sie demonstriert jedoch auch die Macht, die der Kölner Verein inne hat: Fast<br />

alle <strong>Galerie</strong>n des Vereins progressiver deutscher Kunsthändler, die 1970 auch in <strong>Basel</strong> vertre-<br />

ten waren, entscheiden sich für Köln: Block, Buchholz, Müller, Rothe, Stangl, Thelen, Tho-<br />

mas, van de Loo. Auch die New Yorker <strong>Galerie</strong> André Emmerich wechselt nach Köln. (Ta-<br />

belle 11) Die <strong>Galerie</strong>n Denise René aus Paris, Arturo Schwarz aus Mailand <strong>und</strong> René Ziegler<br />

aus Zürich beugen sich der Aufforderung der Kölner nicht <strong>und</strong> präsentieren sich auf beiden<br />

Messen. Der Galerist H<strong>einer</strong> Friedrich tritt in <strong>Basel</strong> in Form eines Gemeinschaftsstandes mit<br />

<strong>einer</strong> Grafik-Edition auf <strong>und</strong> findet somit einen Weg, um an beiden Messen teilzunehmen. 110<br />

Es gibt jedoch keine <strong>Galerie</strong>, die 1971 von Köln nach <strong>Basel</strong> wechselt.<br />

4.1.3 Künstler <strong>und</strong> Kunstrichtungen<br />

Unter den zehn meistvertretenen Künstlern findet der Besucher in <strong>Basel</strong> Künstler wie Max<br />

Ernst, Pablo Picasso <strong>und</strong> Horst Antes. (Tabelle 7) Anders als in Köln sind in <strong>Basel</strong> eine be-<br />

trächtliche Menge an Surrealisten wie Miró <strong>und</strong> Dalí <strong>und</strong> weitere Klassiker der Moderne wie<br />

Beckmann <strong>und</strong> Nolde häufig vertreten. Von den Pop Art Künstlern sind wie in Köln David<br />

Hockney <strong>und</strong> Jim Dine die meistvertretenen. Auch Dieter Roth <strong>und</strong> Victor Vasarely sind auf<br />

beiden Messen häufig gesehene Künstler. Zeigt sich bei den Basler Galeristen ein gemischtes<br />

Programm der Stile – klassischer als in Köln mit vielen Surrealisten, aber auch Pop Art <strong>und</strong><br />

konstruktive Kunst von Albers, Bill <strong>und</strong> Vasarely – so sind in Köln eindeutig die Pop Art<br />

Künstler am häufigsten vertreten. Beispielsweise präsentieren zehn Galeristen u. a. Warhol,<br />

neun Hockney <strong>und</strong> acht zeigen Lichtenstein. (Tabelle 7)<br />

109 Hecht, Axel: Progressive boykottieren <strong>Basel</strong>. In: Die Welt, 29.6.1971, S.12. Eduard Beaucamp, a.a.O.<br />

28.06.1971.<br />

110 Beaucamp, a.a.O., 28.06.1971.<br />

43


Auch im Allgemeinen konzentriert sich <strong>Basel</strong> neben zeitgenössischen Künstlern auf<br />

Klassiker der Moderne. Trifft der Besucher hier häufig auf Expressionisten, Kubisten, Kon-<br />

struktivisten <strong>und</strong> Vertreter der neuen Sachlichkeit, so findet er diese auf dem Kölner Kunst-<br />

markt kaum. Künstler wie Braque, Chagall oder Giacometti, die in <strong>Basel</strong> an vielen Ständen zu<br />

sehen sind, werden auf dem Kunstmarkt Köln nicht zum Verkauf angeboten. Informelle<br />

Künstler sind auf beiden Messen in ungefähr gleichem Maße vertreten, am häufigsten in Köln<br />

Bernard Schultze, in <strong>Basel</strong> Karl-Fred Dahmen, bei beiden Messen Antoni Tàpies. Auch die<br />

Strömungen des Phantastischen Realismus, Pop Art, Op Art <strong>und</strong> konstruktive Kunst, „Zero“<br />

Künstler fehlen auf k<strong>einer</strong> der beiden Messen. (Tabelle 12/13)<br />

Kunstströmungen, die Mitte der Sechziger Jahre aufkommen, wie die Minimal Art <strong>und</strong><br />

später Land Art, Arte Povera <strong>und</strong> Konzeptkunst sind wie im Vorjahr in <strong>Basel</strong> weniger zu fin-<br />

den als in Köln. Dass die Künstler der Minimal Art jedoch im Jahre 1971 an Bekanntheit ge-<br />

winnen, ist aus der Kompassliste ersichtlich: Sowohl bei Robert Morris <strong>und</strong> Carl Andre als<br />

auch bei Sol Le Witt ist ein großer Anstieg zu beobachten. (Tabelle 12) Haben sich in <strong>Basel</strong><br />

einige Vertreter der Minimal Art wie Le Witt, Flavin <strong>und</strong> Judd schon durchgesetzt – Carl<br />

Andre <strong>und</strong> Robert Morris fehlen – , so findet der Besucher fast keine Vertreter der Land Art<br />

<strong>und</strong> Concept Art <strong>und</strong> nur vereinzelt Künstler, die der Arte Povera zugeordnet werden. (Tabel-<br />

le 13)<br />

Im Kunstkompass 1971 von Willi Bongard befinden sich folgende Künstler auf den ers-<br />

ten zehn Rängen: Robert Rauschenberg, Claes Oldenburg, Jasper Johns, Jean Tinguely, Yves<br />

Klein, Jim Dine, Fernandez Arman, Joseph Beuys, Roy Lichtenstein <strong>und</strong> Frank Stella. In<br />

Köln sind 78 der Künstler der Rangliste vertreten, in <strong>Basel</strong> 71. (Tabelle 14) Die Galeristen in<br />

Köln präsentieren eine größere Anzahl an amerikanischen Künstlern, die im Kunstkompass<br />

bei den oberen 50 Plätzen liegen, wie Morris, Noland, Kitaj, Andre <strong>und</strong> Bontecou. Dass diese<br />

in <strong>Basel</strong> nicht vertreten sind, liegt daran, dass in <strong>Basel</strong> die bedeutenden New Yorker <strong>Galerie</strong>n<br />

fehlen, welche diese Künstler vertreten. So zeigt Castelli in Köln die Künstler Morris, Bonte-<br />

cou, Chamberlain, Sonnier <strong>und</strong> André Emmerich stellt Noland, Caro <strong>und</strong> Frankenthaler aus.<br />

(K71, o.p.) Die Galeristen in <strong>Basel</strong> hingegen bieten viele italienische Künstler wie Rotella,<br />

Pomodoro <strong>und</strong> Colombo, die in Köln nicht zu finden sind.<br />

Alles in allem sind in Köln jedoch mehr Künstler vertreten, die laut Kunstkompass im<br />

Jahre 1971 die angesehensten sind. Was sich 1970 ankündigt, bestätigt sich 1971: In <strong>Basel</strong><br />

konzentrieren sich die Galeristen stärker auf die Klassische Moderne, in Köln auf neuere<br />

Strömungen.<br />

44


4.1.4 Resultate, Reflexionen, Tendenzen<br />

Gegen Ende der Art `71 gibt Eduard Beaucamp zu bedenken: „Das offene Modell, der freie<br />

Markt dürfte mehr Zukunft haben, sofern diese Messe ihre Anfangsschwierigkeiten durch-<br />

steht. Auch beim zweiten Mal sind diese Kinderkrankheiten nicht überw<strong>und</strong>en. Wie zu <strong>einer</strong><br />

großen Saisonschau strömt das Publikum von selbst in die Kunsthalle. Die Basler stehen noch<br />

im Ruch <strong>einer</strong> Fischmesse, sie müssen ihr Publikum noch suchen.“ 111 Tatsächlich zählen die<br />

Kölner Veranstalter 1971 40.000 Besucher, <strong>Basel</strong> hingegen besuchten nur 21.500. (Tabelle<br />

1/2)<br />

Sowohl Eduard Beaucamp als auch Axel Hecht loben das Konzept der <strong>Galerie</strong>n, die auf einen<br />

einzigen Künstler oder eine sehr reduzierte Anzahl von Künstlern setzen. Damit werde mehr<br />

Information gegeben, als „so manche <strong>Galerie</strong>, die glaubt, von jeder Schule etwas präsentieren<br />

zu müssen“. 112 Zu nennen sind hier die <strong>Galerie</strong> Juda aus London mit Christo (B71, 128) <strong>und</strong><br />

Kornfeld <strong>und</strong> Klippstein mit Sam Francis <strong>und</strong> Alfred Jensen (B71, 138). 113 Auch wenn diese<br />

Art der Präsentation gelobt wird, so sind die meisten <strong>Galerie</strong>n jedoch eindeutig auf die Prä-<br />

sentation mehrerer Künstler ausgerichtet. Gleiches zeigt sich in Köln. Laut Katalog speziali-<br />

sieren sich nur zwei <strong>Galerie</strong>n auf einen Künstler: Denise René auf Max Bill <strong>und</strong> die Wide<br />

White Space <strong>Galerie</strong> auf Marcel Broodthaers. (K71, o.p.)<br />

Paul Werder lobt in der „Neuen Zürcher Zeitung“ die „freie“ Struktur der Basler Messe,<br />

die eine klare Trendentwicklung anzeige: „Darum sind in <strong>einer</strong> freien Veranstaltung mit Mes-<br />

secharakter, wo jedermann zugelassen ist, der aktuelle Originalkunst anbietet, die Trends eher<br />

erkennbar als in <strong>einer</strong> Sammelausstellung, wo die Veranstalter aus didaktischen oder anderen<br />

Gründen die anfallende Produktion sichten <strong>und</strong> gruppieren.“ 114<br />

Trotz vielen lobenden Worten weist Axel Hecht darauf hin, dass viele renommierte Ga-<br />

lerien – im Besonderen die bedeutenden New Yorker – nicht vertreten waren, <strong>und</strong> dass die<br />

Messe sich noch behaupten müsse: „Die Veranstalter der Basler Kunstmesse sollten beim<br />

Planen von Art 3`72 den Kölner Fehdehandschuh aufnehmen <strong>und</strong> stärker um die international<br />

renommierten <strong>Galerie</strong>n werben, zugleich sollten sie auch versuchen, die Vertreter der Avant-<br />

garde für das kommende Jahr intensiver zu engagieren.[…] Wenn das nicht gelingt, dann<br />

111 Ebd.<br />

112 Hecht, a.a.O. , 29.6.1971.<br />

113 Sowohl Beaucamp als auch Hecht weisen auf die <strong>Galerie</strong> Onnasch hin, die viele Objekte von Edward Kienholz<br />

zeige. Die Konzentration der <strong>Galerie</strong> auf Kienholz geht aus dem Katalog jedoch nicht hervor. Vgl. B71,<br />

216.<br />

114 Paul Weder: „Art 2`71“ Zweite internationale Kunstmesse in <strong>Basel</strong>. In: NZZ, 26.06.1971, S. 33. Dies ist<br />

gewiss ein wichtiger Aspekt <strong>einer</strong> freien Messe wie der Art <strong>Basel</strong>. Werder erwähnt jedoch nicht den Aspekt, dass<br />

die Art <strong>Basel</strong> trotz ihres „freien“ Prinzips im Jahr 1971 nicht alle aktuellen Trends zeigen kann, da wichtige<br />

Avantgardegalerien – im Besonderen die deutschen – aufgr<strong>und</strong> des Kölner Boykotts fehlen.<br />

45


könnte die Kunstmesse Gefahr laufen, ihr Image zu verlieren, bevor sie es überzeugend profi-<br />

liert hat.“ 115 Dass sich fast alle Galeristen unter Druck für Köln entschieden haben zeigt, dass<br />

<strong>Basel</strong> in den Anfangsjahren den Ruf als bedeutendste Kunstmesse noch nicht inne hat.<br />

4.2 1972 – Konsolidierungsphase<br />

Bereits im Jahr 1972 festigt sich die Art <strong>Basel</strong> als Institution. Die Besucherzahl steigt, <strong>und</strong><br />

auch die Anzahl bedeutender ausländischer <strong>Galerie</strong>n. Die Presse ist der Messe gegenüber<br />

fre<strong>und</strong>licher gestimmt als im Vorjahr. Der Verein progressiver deutscher Kunsthändler hinge-<br />

gen wird durch das neue Messekonzept der Düsseldorfer Messe gezwungen sein „exklusives“<br />

Prinzip zu überdenken.<br />

4.2.1 Rahmenbedingungen<br />

Mit einem weiteren Zuwachs an Ausstellern zieht die Art 3’72 in die großen Hallen 10, 11<br />

<strong>und</strong> 13 der Schweizer Mustermesse, die sich um einen großen, r<strong>und</strong>en Innenhof gruppieren.<br />

(Abb. 8-10) Nahmen im Vorjahr noch 132 Aussteller teil, so sind es 1972 schon 204, also<br />

mehr als 50 % Zuwachs. In Köln hingegen verändert sich die Teilnehmerzahl kaum, der Ka-<br />

talog zählt 33 Aussteller. Neben den Ausstellern steigt in <strong>Basel</strong> auch die Besucherzahl um ein<br />

Drittel von 21.500 im Vorjahr auf 28.300 <strong>und</strong> nähert sich somit den in den Vorjahren deutlich<br />

höheren Besucherzahlen des Kunstmarktes Köln an. Diese reduzieren sich 1972 auf 30.000.<br />

Der knapp 490 Seiten starke Basler Messekatalog zählt 1.377 verschiedene Künstler. (Tabelle<br />

1/2)<br />

Der Verein progressiver deutscher Kunsthändler beschließt im Dezember 1971: „Für<br />

1972 gilt weiterhin für Mitglieder <strong>und</strong> Gäste die Alternative zwischen der Basler <strong>und</strong> der<br />

Kölner Kunstmesse.“ (Quelle 15, 128) Laut Presseberichten hebt der Verein kurze Zeit vor<br />

der Basler Messe seine Forderung auf: „Yesterday at the press conference, one of the Frank-<br />

furt fair representatives, Hans Onnasch of Onnasch <strong>Galerie</strong>, said the boycott was off.“ 116 Die-<br />

se Auflösung des „Boykotts“ kommt jedoch so spät, dass sich viele Galeristen nicht mehr für<br />

die Basler Messe anmelden können. 117<br />

4.2.2 Die vertretenen <strong>Galerie</strong>n<br />

Neben 73 schweizerischen Ausstellern folgen in <strong>Basel</strong> 59 aus Deutschland, 16 aus Italien, 14<br />

aus den USA <strong>und</strong> 12 aus Frankreich. Mehr als ein Drittel der Teilnehmer des Vorjahres sind<br />

115 Axel Hecht, a.a.O. 29.6.1971.<br />

116 Souren Melikian: <strong>Basel</strong>’s Parochialism And Internationalism. In: International Herald Tribune, 24./25. 06.<br />

1972, S. 7. Siehe auch Eduard Beaucamp: Der Kunstmarkt reproduziert sich. In: FAZ, 22.6.1972, S. 2.<br />

117 Beaucamp, a.a.O., 22.6.1972.<br />

46


in diesem Jahr in <strong>Basel</strong> nicht mehr anwesend. In Köln beteiligen sich von den insgesamt 33<br />

<strong>Galerie</strong>n wieder 26 des Vorjahres am Kunstmarkt. (Tabelle 11) Dem Kölner Aufruf schenken<br />

1972 fünf <strong>Galerie</strong>n keine Aufmerksamkeit <strong>und</strong> nehmen an beiden Messen teil. Wie im Vor-<br />

jahr ist die <strong>Galerie</strong> Denise René wieder bei beiden Messen anzutreffen. Ihr gleich tun es in<br />

diesem Jahr Leo Castelli, H<strong>einer</strong> Friedrich, Margret Müller aus Stuttgart <strong>und</strong> die Onnasch<br />

<strong>Galerie</strong> aus Köln. Allein für <strong>Basel</strong> entscheiden sich nun drei <strong>Galerie</strong>n, die zuvor nur bzw.<br />

auch in Köln waren: die <strong>Galerie</strong> Rothe aus Heidelberg, die <strong>Galerie</strong> Schwarz aus Mailand <strong>und</strong><br />

die <strong>Galerie</strong> René Ziegler aus Zürich. (Tabelle 11)<br />

Souren Melikian weist auf die vielen englischen <strong>und</strong> amerikanischen <strong>Galerie</strong>n hin, die<br />

in diesem Jahr erstmals in <strong>Basel</strong> ausstellen. Als sehr bedeutend für die Messe betont er die<br />

Teilnahme wichtiger amerikanischer <strong>Galerie</strong>n wie Sidney Janis <strong>und</strong> Leo Castelli: „American<br />

participation this year is regarded by many as the final push toward consecration on the <strong>Basel</strong><br />

show.“ 118<br />

Janis <strong>und</strong> Castelli werden in den meisten Presseberichten erwähnt 119 , jedoch nicht im-<br />

mer wegen ihres besonderen Programms oder wegen hervorragender Kunst. So schreibt bei-<br />

spielsweise Eduard Beaucamp. „Auch der diesjährige Aufmarsch der ‚großen’ Amerikaner<br />

besagt nicht allzu viel. Castelli <strong>und</strong> Janis demonstrieren ihre Anwesenheit, Castelli fast sym-<br />

bolisch mit fünf großformatigen Farbfolienobjekten des Kaliforniers Ron Davie…“ 120 Die<br />

bloße Nennung dieser <strong>Galerie</strong>n in den meisten Artikeln weist jedoch auf ihre Bedeutung hin.<br />

Auf einen der Gründe warum vermehrt amerikanische <strong>und</strong> englische <strong>Galerie</strong>n in diesem<br />

Jahr in <strong>Basel</strong> teilnehmen verweist Souren Melikian. Er befragte hierzu einige der Galeristen<br />

wie Spencer Samuel <strong>und</strong> Sidney Janis aus New York <strong>und</strong> Leslie Waddington aus London <strong>und</strong><br />

stellt fest: „…and all frankly admit that their decision was influenced by Ernst Beyeler, the<br />

director of the world-famous modern art gallery in <strong>Basel</strong>.” 121 Ihm <strong>und</strong> seinen internationalen<br />

118 Souren Melikian, a.a.O. In Anbetracht der Tatsache, dass sich in den Siebziger Jahren das Kunsthandelszentrum<br />

in New York befindet, ist die Teilnahme amerikanischer <strong>Galerie</strong>n sehr bedeutend, auch für das internationale<br />

Renommee der Basler Messe. Melikian spricht hier einen wichtigen Aspekt an. Er konzentriert sich jedoch<br />

hauptsächlich auf die amerikanischen <strong>und</strong> englischen <strong>Galerie</strong>n wie Leslie Waddington, Spencer Samuel, Leo<br />

Castelli <strong>und</strong> Sidney Janis. Teilweise sind seine Äußerungen subjektiv <strong>und</strong> verfälschend. So schreibt er „American<br />

tastes and trends are a dominating feature.[…] Some other German galleries, whose names are best forgotten,<br />

offer a perfect parody of American trends.” Er vernachlässigt jedoch den Aspekt, dass auf der Basler Messe<br />

sehr viele <strong>Galerie</strong>n sich auf europäische Kunst <strong>und</strong> Kunst der Klassischen Moderne konzentrieren <strong>und</strong> viele<br />

europäische zeitgenössische Künstler eine wichtige Rolle einnehmen <strong>und</strong> häufig vertreten sind. Um nur einige zu<br />

nennen: Dieter Roth, Victor Vasarely, Lucio Fontana, etc.<br />

119 Eduard Beaucamp, a.a.O., 22.06.1972. Souren Melikian, a.a.O. <strong>und</strong> Axel Hecht: Strelows Koje war die<br />

schönste. In: Die Welt, 26.06.1972, S. 15.<br />

120 Eduard Beaucamp, a.a.O., 22.06.1972.<br />

121 Souren Melikian, a.a.O.<br />

47


Kontakten misst er auch eine bedeutende Rolle für den Erfolg der Messe bei: „His prestige<br />

and backing has had an obvious impact on the growing success of the entreprise.“ 122<br />

Die wohl größte Aufmerksamkeit erhalten die Kojen der <strong>Galerie</strong> Denise René <strong>und</strong> Hans<br />

Mayer Paris/Krefeld/Düssseldorf, die „in der von Max Bill delikat ausgestatteten Nobelkoje<br />

ihr erlesenes Hausprogramm zeigen“ 123 . Eduard Beaucamp bezeichnet die Galeristen als „ü-<br />

ber Marktveränderungen <strong>und</strong> Niveauschwankungen erhaben“ 124 . Wie in den Jahren zuvor<br />

wird der Auftritt der <strong>Galerie</strong> Beyeler als „museumswürdige Schau“ 125 gelobt. Mit <strong>einer</strong> Aus-<br />

stellung unter dem Titel „Von Venus zu Venus“ zeigt sie „fast das ganze Spektrum internati-<br />

onal renommierter Künstler unseres Jahrh<strong>und</strong>erts“ 126 . Als <strong>Galerie</strong>, die sich auf aktuelle Kunst<br />

konzentriert, wird stets die <strong>Galerie</strong> Bischofberger erwähnt. 127 Sie ist eine der wenigen Gale-<br />

rien, die Konzeptkünstler wie Art & Language <strong>und</strong> Joseph Kosuth ausstellt. (B72, 82) Sowohl<br />

Beaucamp als auch Hecht loben die Gemeinschaftskoje von Lawrence Rubin <strong>und</strong> Hans Stre-<br />

low, die amerikanische Koloristen wie Bannard, Olitski, Poons <strong>und</strong> Stella präsentieren. (B72,<br />

375) Axel Hecht bew<strong>und</strong>ert die „sehr ruhige, kontemplative Koje“ als eine der „schönsten<br />

Stände von Art 3’72“ 128 . Laut Beaucamp setzen die Galeristen „einen großzügigen neuen <strong>und</strong><br />

frischen Akzent“ mit „einem halben Dutzend großer <strong>und</strong> souveräner Formate“ 129 . Des weite-<br />

ren lobt er „geschlossene Programme“ von nationaler Art wie bei der <strong>Galerie</strong> Onnasch aus<br />

Köln (junge deutsche Künstler wie Richter <strong>und</strong> Palermo), der Nürnberger <strong>Galerie</strong> Defet (ü-<br />

berwiegend deutsche Plastik) oder der Mailänder <strong>Galerie</strong> Ariete (italienische Künstler wie<br />

Fontana, Pomodoro, Dorazio). Außerdem empfiehlt Beaucamp die „meist sehr qualifizierten<br />

Spezialangebote“. Zu letzteren zählt er beispielsweise die <strong>Galerie</strong> Gmurzynska, die osteuropä-<br />

ische Avantgarde ausstellt, Piccadilly aus London mit einem Symbolistenprogramm oder die<br />

<strong>Galerie</strong> Schwarz aus Mailand, die sich auf Dada Künstler spezialisiert.<br />

Im Allgemeinen loben die Kritiker überwiegend übersichtlich aufgebaute Stände mit ei-<br />

nem geschlossenen Programm. Dies können erstens unterschiedliche Künstler sein, die jedoch<br />

unter ein Thema gestellt werden wie bei Beyeler, zweitens <strong>Galerie</strong>n, die eine bestimmte Stil-<br />

richtung vertreten wie die oben genannte <strong>Galerie</strong> Schwarz aus Mailand oder drittens <strong>Galerie</strong>n,<br />

122 Ebd.<br />

123 Axel Hecht, a.a.O., 26.06.1972.<br />

124 Beaucamp, a.a.O., 22.06.1972. Leider sind im Katalog der Art <strong>Basel</strong> keine Angaben über die Künstler gegeben.<br />

Beaucamp spricht vom „Konstruktivisten-Programm“ der <strong>Galerie</strong>. Ebenfalls lobend erwähnt Souren Melikian<br />

die <strong>Galerie</strong> als „one significant international aspect of the Fair“ <strong>und</strong> die Koje bezeichnet er als „impressive“.<br />

Souren Melikian, a.a.O.<br />

125 Beaucamp, a.a.O., 22.06.1972.<br />

126 Axel Hecht, a.a.O., 26.06.1972. Die <strong>Galerie</strong> zeigt Werke von 38 Künstlern von Albers, Antes, Arp über Francis,<br />

de Kooning, Tobey hin zu Mack <strong>und</strong> Piene. (B72,76)<br />

127 Eduard Beaucamp, a.a.O., 22.06.1972.<br />

128 Axel Hecht, a.a.O., 26.06.1972.<br />

129 Eduard Beaucamp, a.a.O., 22.6.1972.<br />

48


die sich auf wenige Künstler beschränken. Ein Bericht der „Neuen Zürcher Zeitung“ fasst die<br />

Argumente zusammen: „Einigen <strong>Galerie</strong>n ist es erfreulich gut gelungen, etwas von der Atmo-<br />

sphäre ihrer eigenen Räume auf die ihnen zugewiesene Koje zu übertragen, indem sie bei-<br />

spielsweise ihre Präsentation unter ein bestimmtes Thema stellen oder sich auf ein paar weni-<br />

ge Künstler beschränken. Viele der Präsentationen enttäuschen, weil versucht wird, von allem<br />

<strong>und</strong> jedem etwas ins „Schaufenster“ zu stellen.“ 130 Ähnliches formuliert Axel Hecht, er sieht<br />

jedoch einen eindeutigen Zuwachs an <strong>Galerie</strong>n – <strong>und</strong> zwar stärker als im Vorjahr – , die ein<br />

geschlossenes Programm mit wenigen Arbeiten vorstellten. 131<br />

Auch auf dem Kölner Kunstmarkt zeigen sich diese Tendenzen. Es wird vermehrt dar-<br />

auf hingewiesen, dass die <strong>Galerie</strong>n ihr Angebot reduziert haben <strong>und</strong> jede Koje ihr eigenes<br />

Profil besitze, um sich vom Nachbarn zu unterscheiden. 132 Georg Jappe betitelt die Tendenz<br />

in Köln als „das Kölner Prinzip Visitenkarte: wenige groß herausgestellte Werke von Klassi-<br />

kern“ 133 <strong>und</strong> behauptet, man pflege nun „das Image exklusiver Qualität“. 134 Neben Jappe be-<br />

merkt auch Eo Plunien, dass man „durchweg alten Bekannten“ begegne: „Es sieht so aus, als<br />

gäben die ‚Progressiven’ jetzt, wo es ernst wird, der Qualität die bessere Konterchance als der<br />

ungeprüften <strong>und</strong> unverlässlichen Novität.“ 135 Zur Qualität kann allein aufgr<strong>und</strong> der Katalog-<br />

angaben keine gültige Aussage getroffen werden, denn viele <strong>Galerie</strong>n geben im Katalog nur<br />

die Namen der Künstler an, jedoch nicht die ausgestellten Werke. Beim Vergleich mit dem<br />

Katalog des Vorjahres bestätigen sich die Angaben der Presseberichte in Bezug auf das redu-<br />

zierte Programm der <strong>Galerie</strong>n. Tatsächlich ist bei einigen der 25 <strong>Galerie</strong>n, die im Katalog<br />

Informationen über ihr Programm geben, ein reduziertes Angebot erkennbar, wie beispiels-<br />

weise bei den <strong>Galerie</strong>n Reckermann, van de Loo <strong>und</strong> Thelen. Die <strong>Galerie</strong> Reckermann prä-<br />

sentiert nur zwei Künstler: Tadaaki Kuwayama <strong>und</strong> Fred Sandback. Bei der <strong>Galerie</strong> Müller<br />

wird ausschließlich ein Künstler – Robin Page – ausgestellt. Auch H<strong>einer</strong> Friedrich be-<br />

schränkt sich, indem er zwar mehrere Künstler ausstellt, jedoch jeden Tag nur Bilder von ei-<br />

nem dieser Künstler präsentiert. Zu sehen sind u. a. <strong>Basel</strong>itz, Polke, Richter. (K72, o.p.) Über<br />

zwei weitere reduzierte Programme, auf welche im Katalog nicht hingewiesen wird, berichtet<br />

130 Paul Weder: „Art 3, 72“ Internationale Kunstmesse in <strong>Basel</strong>. In: NZZ, 23.06.1972. Der Artikel geht hauptsächlich<br />

auf allgemeine Tendenzen ein, leider werden die Feststellungen nicht durch Beispiele erläutert bzw.<br />

belegt. Aber wie in den anderen Berichten, wird auch in diesem Bericht der Wunsch nach einem klaren Profil<br />

der <strong>Galerie</strong>n, die sich auf wenige Künstler beschränken, deutlich.<br />

131 Axel Hecht, a.a.O., 26.06.1972.<br />

132 Gottfried Sello: Mafia, Markt <strong>und</strong> Messe. Der Düsseldorfer hat den Kölner Kunstmarkt überr<strong>und</strong>et. In: Die<br />

Zeit, 13.10.1972, S. 17. Auch Horst Richter betont das „Prinzip der Beschränkung“, das auf dem Kölner Kunstmarkt<br />

geherrscht habe. Horst Richter: Kunstmärkte in Köln <strong>und</strong> Düsseldorf. In: Weltkunst, (1972) 21, S. 1649.<br />

133 Georg Jappe: Die Leiden des jungen Sammlers. In: FAZ, 10.10.1972, S. 21.<br />

134 Georg Jappe: Ein Appell an das Auge. In: FAZ, 5.10.1972, S. 28.<br />

135 Eo Plunien: Der Handel vertraut dem Bewährten. In: Die Welt, 5.10.1972, S. 21.<br />

49


Horst Richter: Konrad Fischer präsentiere ausschließlich Zeichnungen von <strong>Basel</strong>itz, <strong>und</strong> bei<br />

der <strong>Galerie</strong> Art & Project aus Amsterdam fände der Besucher an den Kojenwänden keine Ar-<br />

beiten sondern ausschließlich Ausstellungsmitteilungen. 136<br />

4.2.3 Künstler <strong>und</strong> Kunstrichtungen<br />

Sicherlich auch aufgr<strong>und</strong> der großen Anzahl an <strong>Galerie</strong>n sind auf der Basler Messe einige<br />

Künstler mehr als zehnfach vertreten. So zählt der Katalog 17 Mal Dieter Roth, 16 Mal Miró,<br />

15 Mal Picasso <strong>und</strong> Dalí, 13 Mal Horst Antes, 12 Mal Max Ernst, Vasarely, Tàpies <strong>und</strong> 10<br />

Mal Jean Arp. Wie im Vorjahr dominieren die Surrealisten in <strong>Basel</strong> <strong>und</strong> die Pop Art Künstler<br />

in Köln. In Köln führt die Liste der meistvertretenen Künstler Andy Warhol mit Vertretungen<br />

in 8 <strong>Galerie</strong>n, David Hockney mit 7 <strong>und</strong> Cy Twombly, Dieter Roth, Roy Lichtenstein, Ri-<br />

chard Hamilton, <strong>und</strong> Joseph Beuys mit je 6 Vertretungen. (Tabelle 8)<br />

Im Allgemeinen zeigen sich ähnliche Tendenzen wie im Vorjahr. Künstler der in <strong>Basel</strong><br />

stark vertretenen Klassischen Moderne findet der Besucher in Köln noch seltener als im Vor-<br />

jahr. Expressionisten, Kubisten <strong>und</strong> Künstler wie Dalí, Miró, Picasso oder Chagall sind auf<br />

dem Kölner Kunstmarkt nicht vertreten. (Tabelle 13) Schwerpunkte liegen in Köln neben der<br />

Pop Art bei jungen deutschen Künstlern. So sind beispielsweise neben Beuys die Künstler<br />

Palermo, Richter, Walther <strong>und</strong> Polke häufig vertreten. (Tabelle 12) In <strong>Basel</strong> ist ein vermehrter<br />

Anstieg von Künstlern der verschiedensten Stilrichtungen zu beobachten. So stellen 1972<br />

<strong>Galerie</strong>n vermehrt Künstler des Abstrakten Expressionismus aus, vor allem jedoch im Vorjahr<br />

noch nicht vertretene Stilrichtungen wie Künstler, die der Arte Povera zugeordnet werden <strong>und</strong><br />

Konzeptkünstler wie u. a. Daniel Buren, Lawrence W<strong>einer</strong> <strong>und</strong> Joseph Kosuth. Die Konzept-<br />

künstler werden in <strong>Basel</strong> überwiegend von der <strong>Galerie</strong> Yvonne Lambert aus Paris ausgestellt.<br />

(B72, 240) Im gleichen Jahr erscheinen erstmals vermehrt Konzeptkünstler wie Jan Dibbets,<br />

Douglas Huebler, Hans Haacke, Joseph Kosuth <strong>und</strong> Lawrence W<strong>einer</strong> auf der Liste des<br />

Kunstkompasses. In Köln stellen die Galeristen schon ab 1969 Konzeptkünstler aus <strong>und</strong> ver-<br />

mehrt im Jahre 1971. Dies zeigt, dass die damals noch eher unbekannten Konzeptkünstler<br />

zumeist in Köln ausgestellt wurden. In diesem Fall kann der „progressive“ Ruf des Kölner<br />

Kunstmarktes bestätigt werden. Andererseits findet der Besucher auf dem Kölner Kunstmarkt<br />

weniger Strömungen, die 1972 auf der documenta zu sehen sind, wie beispielsweise Künstler<br />

des Fotorealismus. 137 In <strong>Basel</strong> hingegen sind die meisten dieser Künstler von der <strong>Galerie</strong> de<br />

136 Horst Richter, a.a.O.<br />

137 Auf der documenta 5 sind 1972 folgende Vertreter des Fotorealismus vertreten: Chuck Close, Robert Cottingham,<br />

Richard Estes, Franz Gertsch, Howard Kanovitz, Malcolm Morley, John Salt <strong>und</strong> Ben Schonzeit. Siehe<br />

SCHNECKENBURGER [1983, 213ff].<br />

50


Gestlo aus Hamburg vertreten. (B72, 102) Trifft der Besucher in <strong>Basel</strong> auf 84 der laut Kunst-<br />

kompass „angesehensten Künstler“, sind es in Köln 77. (Tabelle 14)<br />

4.2.4 Resultate, Reflexionen, Tendenzen<br />

Am Ende der Art 3`72 sind die meisten Pressekritiken sehr positiv. Axel Hecht bemerkt „Die<br />

fünf Basler Kunsttage haben mit ‚Art ’72’ endgültig den Durchbruch geschafft.“ 138 Einen<br />

Schritt weiter geht Beaucamp: „Beim dritten Mal scheint die Basler Kunstmesse endgültig zur<br />

Institution geworden, die weltweit nicht ihresgleichen hat.“ 139<br />

Wird im Vorjahr noch darüber gesprochen, dass die Museen Köln bevorzugten, so wird<br />

1972 zweimal auf Ankäufe von Museen auf der Basler Messe hingewiesen: Die Ankaufs-<br />

kommission des Kunstmuseums <strong>Basel</strong> kauft ein Bild von Frank Stella <strong>und</strong> der Sammler Karl<br />

Ströher das Editionsprogramm des Verlags Friedrich/Hahn aus München für das Darmstädter<br />

Landesmuseum. 140 In einem Fragebogen des Messekomitees an die Galeristen stellt sich je-<br />

doch heraus, dass von den 155 Befragten 92 mangelnde Kontakte zu Museumsdirektoren be-<br />

klagten. (Quelle 32) Zufriedener äußern sich die meisten Aussteller über Kontakte zu privaten<br />

Sammlern <strong>und</strong> „ernsthaft interessierten Besuchern“. Als sehr gut stellt sich die Messe für<br />

Kontakte unter den „ausstellenden oder nicht ausstellenden Galeristen“ heraus. Diese Anga-<br />

ben der Galeristen zeigen, wie wichtig die Messe ist, um Netzwerke unter den Galeristen auf-<br />

zubauen <strong>und</strong> mit wenig Aufwand einen Preis- <strong>und</strong> Angebotsvergleich anzustellen. Ihren Er-<br />

folg bezüglich der erzielten Umsätze bewerten die meisten, sprich 71 Aussteller als<br />

befriedigend, 41 als gut <strong>und</strong> 43 als unbefriedigend. Insgesamt scheinen die Galeristen mit der<br />

Messe zufrieden gewesen zu sein, da von den 155 Befragten 118 angeben, sich im kommen-<br />

den Jahr wieder beteiligen zu wollen.<br />

Ein weiteres Ereignis beeinflusst 1972 die Kunstmarktsituation: Neben der Basler <strong>und</strong><br />

der Kölner Messe öffnet fast zeitgleich mit dem Kunstmarkt Köln vom 6.-11. Oktober in Düs-<br />

seldorf die „Internationale Kunst- <strong>und</strong> Informationsmesse e.V.“ (IKI) zum zweiten Mal ihre<br />

Tore. In diesem Jahr findet die IKI nicht mehr in der Volkshochschule <strong>und</strong> dem Belgischen<br />

Haus in Köln wie im Vorjahr statt. Gemeinsam mit der Düsseldorfer Messegesellschaft prä-<br />

sentieren 188 Aussteller aus dem In- <strong>und</strong> Ausland moderne Kunst in der Düsseldorfer Messe-<br />

halle auf <strong>einer</strong> Fläche von 12.000 m². 141 Die Initiatoren der Messe Ingo Kümmel, Michael<br />

138 Axel Hecht, a.a.O., 26.6.1972.<br />

139 Eduard Beaucamp, a.a.O., 22.6.1972.<br />

140 1971 weist Axel Hecht darauf hin, „dass Sammler <strong>und</strong> Museumsleute Köln den Vorzug gaben.“ Axel Hecht:<br />

Progressive boykottieren <strong>Basel</strong>. In: Die Welt, 28.06.1971. Er gibt jedoch keine Beispiele, die seine Aussage<br />

belegen könnten. Auf die Museumskäufe von 1972 weist Beaucamp, a.a.O., 22.06.1972, hin.<br />

141 Georg Jappe, a.a.O., 10.10.1972.<br />

51


Siebrasse <strong>und</strong> Helmut Rywelski erklären: „Wir gingen von dem Gedanken aus, dass jedem,<br />

der an der Vermittlung aktueller Kunst in irgend<strong>einer</strong> Form beteiligt ist, die Möglichkeit zur<br />

Präsentation geboten werden muss.“ 142 Durch ihr „offenes Prinzip“, die hohe Teilnehmerzahl<br />

<strong>und</strong> den Veranstaltungsort in <strong>einer</strong> Messehalle gleicht sie der Basler Messe. Georg Jappe be-<br />

merkt zur Messe: „IKI hat nun ihre Machtdemonstration gehabt, dem Kölner Kunstmarkt ge-<br />

wachsen zu sein, ja ihn im Angebot weit zu übertreffen, nur geht das Angebot unter. Vor zwei<br />

Jahren, als sich die Stagnation des selbst gewählten Eliteklubs zeigte, wäre diese Schau eine<br />

kunstpolitische Tat gewesen, ad oculos vorzuführen, wie viele <strong>Galerie</strong>n von Rang auf der<br />

ganzen Welt auf den mitteleuropäischen Markt drängen. Doch diese Tat hat die Basler Früh-<br />

sommermesse schon geleistet…“ 143 Wie in <strong>Basel</strong> <strong>und</strong> in Köln nehmen in Düsseldorf bedeu-<br />

tende <strong>Galerie</strong>n wie Leo Castelli <strong>und</strong> Denise René teil, aber laut Laszlo Glozer ist es auch „ein<br />

Fest der mittleren <strong>Galerie</strong>n, die bislang wie Rothe aus Heidelberg oder Defet aus Nürnberg,<br />

nicht so recht das Kunstmarkt-Licht auf sich lenken konnten.“ 144 Durch die größere Auswahl<br />

an <strong>Galerie</strong>n <strong>und</strong> Kunst <strong>und</strong> die räumliche <strong>und</strong> zeitliche Nähe tritt die Düsseldorfer Messe in<br />

direkte Konkurrenz zum Kölner Kunstmarkt. Als Beleg für die Konkurrenz der beiden Städte<br />

berichtet Axel Hecht von einem mit „Plakaten übersäten Werbebus“, den die Initiatoren der<br />

IKI während des Kölner Kunstmarktes direkt vor der Kölner Kunsthalle platziert hatten. 145<br />

Auch Gottfried Sello berichtet von einem „spannenden Kampf“ zwischen den beiden Messen<br />

<strong>und</strong> behauptet, dass die IKI in Düsseldorf klar in Führung gegangen sei. Als Begründung<br />

nennt er, dass Düsseldorf eine größere Übersicht über die Kunst des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts biete als<br />

Köln. Auf der IKI präsentierten die Aussteller sowohl eine große Auswahl an Künstlern der<br />

Klassischen Moderne wie beispielsweise Norbert Ketterer, als auch die neuesten Tendenzen<br />

der Kunst, die beispielsweise die <strong>Galerie</strong> Bischofberger aus Zürich <strong>und</strong> Alfred Schmela aus<br />

Düsseldorf ausstellen. 146<br />

Die neue Situation regt den Verein progressiver deutscher Kunsthändler zu <strong>einer</strong> Dis-<br />

kussion über die Situation des Kölner Kunstmarktes an. Bei <strong>einer</strong> Mitgliederversammlung im<br />

September ’72 beratschlagt der Verein, ob es noch sinnvoll sei, den Kunstmarkt in der glei-<br />

142 Gottfried Sello, a.a.O., 13.10.1972.<br />

143 Jappe fährt fort: “Im Gr<strong>und</strong>e entlastet IKI den Kölner Kunstmarkt von seinem gesellschaftlichen Auftrag <strong>und</strong><br />

macht ihn zur ersten Spezialmesse, was die Sammler honorieren (in Köln war man wider aller Erwartung in<br />

bester Laune), <strong>und</strong> richtet sich in seinem ganzen Image <strong>und</strong> in seinen Vergleichsmöglichkeiten gegen <strong>Basel</strong>:<br />

Welche Messe wird wichtiger?“ Georg Jappe, a.a.O., 10.10.1972. Dass sich Köln von der IKI durch seine Exklusivität<br />

abgrenzt, was sicherlich von einem Teil der Sammler geschätzt wird, ist verständlich. Jappe vernachlässigt<br />

jedoch den Aspekt, dass die Basler Messe zu einem anderen Zeitpunkt <strong>und</strong> in <strong>einer</strong> anderen Region stattfindet,<br />

die IKI hingegen fast zeitgleich <strong>und</strong> in räumlicher Nähe zu Köln, was sie vor allem in unmittelbare<br />

Konkurrenz zu Köln treten lässt.<br />

144 Laszlo Glozer: Mammutrevue der <strong>Galerie</strong>n. In: Süddeutsche Zeitung, 11.10.1972.<br />

145 Gottfried Sello: Das Museum in der Messe-Koje. In: Die Welt, 10.10.1972, S.21.<br />

146 Gottfried Sello, a.a.O., 13.10.1972.<br />

52


chen Form <strong>und</strong> am gleichen Ort weiterzuführen. Als Alternativen werden verschiedene Vari-<br />

anten besprochen: Der Kunstmarkt soll in die Kölner Messehallen ziehen <strong>und</strong> sich somit ver-<br />

größern oder abwechselnd mit der IKI in den Kölner oder Düsseldorfer Messehallen stattfin-<br />

den. Eine weitere Möglichkeit sei ein alternierendes Modell zwischen Kunstmarkt <strong>und</strong> IKI<br />

<strong>und</strong> der Art <strong>Basel</strong>. Sogar die Auflösung des Kunstmarktes wird in Betracht gezogen. (Quelle<br />

17, 95) Auch wenn die Mitglieder am Ende an ihrem alten Prinzip der Exklusivität <strong>und</strong> <strong>einer</strong><br />

Messe in der Kunsthalle festhalten, so zeigt diese Diskussion doch die schwierige Lage, in der<br />

sich der Kölner Kunstmarkt durch seine neue Konkurrenz befindet.<br />

Gottfried Sello vergleicht die Kunstmesse mit der Buchmesse <strong>und</strong> stellt dabei einen<br />

deutlichen Unterschied fest: Eine Buchmesse präsentiere Neuerscheinungen eines Jahres,<br />

„Kunstmärkte dagegen, ob sie in Köln oder Düsseldorf stattfinden, ob sie sich aktuell oder<br />

progressiv nennen, sind retrospektiv eingestellt, sie versuchen eine möglichst komplette Über-<br />

sicht der Kunst des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts [zu zeigen]“ 147 Hiermit spricht er einen wichtigen Aspekt<br />

der Gattung oder des Modells Messe an. Ob sich dieser Aspekt in den Folgejahren durchsetzt,<br />

soll in den folgenden Kapiteln weiter untersucht werden. Ist dies der Fall, so hat die Basler<br />

Messe mit ihrem breiten Spektrum eine gute Vorraussetzung für einen erfolgreichen Verlauf.<br />

4.3 1973 – Die Wachstumsgrenze ist erreicht<br />

Mit <strong>einer</strong> nochmals erhöhten Teilnehmerzahl von 279 Ausstellern findet die Art 4’73 vom<br />

20.-25. Juni in den Hallen 10-17 der Schweizer Mustermesse statt. Über einen Zeitraum von<br />

acht Tagen erstreckt sich vom 29.9.-6.10. der Kunstmarkt Köln, der 39 Aussteller zählt. Der<br />

Veranstaltungsort bleibt trotz einiger Diskussionen der Vereinsmitglieder in der Kölner<br />

Kunsthalle <strong>und</strong> im Kunstverein.<br />

4.3.1 Rahmenbedingungen<br />

Im Vorfeld planen sowohl das Basler Messekomitee als auch der Verein progressiver deut-<br />

scher Kunsthändler einige Neuerungen <strong>und</strong> Zusatzveranstaltungen. In <strong>Basel</strong> beschließt das<br />

Komitee eine Unterteilung zwischen Editionen, Kunstbuchverlagen <strong>und</strong> Grafikhändlern, die<br />

im ersten Stock platziert <strong>und</strong> zwischen <strong>Galerie</strong>n mit Originalen, die im Parterre ausstellen.<br />

Des Weiteren plant Ernst Beyeler in Zusammenarbeit mit den New Yorker Galeristen Leo<br />

Castelli, Sidney Janis <strong>und</strong> Pace Editions aus New York eine „Artist Show“ mit bekannten<br />

147 Ebd. Auch wenn man Sello aus heutiger Sicht Recht geben muss, denn bei den Messen 2007 zeigt sowohl<br />

Köln als auch <strong>Basel</strong> ein breites Spektrum an Kunst des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts, so spezialisieren sich die Galeristen des<br />

Kölner Marktes 1972 auf tendenziell jüngere Kunst <strong>und</strong> präsentieren so gut wie keine Künstler der Klassischen<br />

Moderne, die ebenfalls zum Spektrum der Kunst des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts gehören.<br />

53


amerikanischen Künstlern im ersten Stock. (Quelle 33,4) Diese Ausstellung ist der Beginn<br />

<strong>einer</strong> Reihe von Sonderschauen, welche in den Folgejahren fortgesetzt werden <strong>und</strong> sich im-<br />

mer den Künstlern eines Landes widmen werden. 148 Laut Ernst Beyeler war es keine Ver-<br />

kaufsausstellung. (Siehe S. 92) Zusätzlich wird 1973 ein Wohltätigkeitsabend vorbereitet, der<br />

u. a. eine Auktion von gespendeten Bildern beinhaltet; der Erlös soll einem Kinderdorf zu<br />

Gute kommen. Wie im Vorjahr wird die Art 4’73 von Filmvorführungen in dem sich inner-<br />

halb der Messehallen befindenden Messekino begleitet. 149<br />

Nicht nur in <strong>Basel</strong> ist die Zunahme an Zusatzveranstaltungen zu beobachten, auch in<br />

Köln werden neue Programmpunkte erarbeitet. Der Kunsthändlerverein führt eine jährliche<br />

Preisverleihung an eine Person oder Organisation ein, die einen wichtigen Beitrag zur<br />

„Durchsetzung der modernen Kunst“ geleistet hat. Die Funktion dieses Preises sei „die Public<br />

Relation für den Verein <strong>und</strong> den Kunsthandel im allgemeinen“. (Quelle 18, 62) Auch plant<br />

der Verein eine Rahmenveranstaltung während des Kunstmarktes unter dem Titel „Kunst-<br />

markt Tage Köln“ mit Programmpunkten aus den Bereichen Theater, Ballett, Musik <strong>und</strong> Poe-<br />

sie. Hier soll eng mit der Stadt Köln zusammengearbeitet werden. (Quelle 18, 63f) Neben den<br />

Zusatzveranstaltungen versucht der Verein wie auch das Messekomitee in <strong>Basel</strong> die Messe<br />

klarer als im Vorjahr zu strukturieren: „die Kojen sollen klar <strong>und</strong> übersichtlich sein <strong>und</strong> Gra-<br />

fik, die nicht in direktem Zusammenhang mit den ausgestellten Werken steht“ soll getrennt in<br />

<strong>einer</strong> Grafikkoje gezeigt werden. (Quelle 18, 63) Sowohl die Besucher der Art’73 als auch<br />

jene des Kölner Kunstmarktes finden 1973 strukturierte Messen vor, die sich vermehrt um<br />

Zusatzprogramme bemühen.<br />

Des Weiteren publiziert der Kölner Kunsthändlerverein 1973 zwei Ausgaben <strong>einer</strong> Zeit-<br />

schrift unter dem Titel „Zeitschrift des Vereins progressiver deutscher Kunsthändler“. Die<br />

zweite Ausgabe der Zeitschrift beinhaltet den Messekatalog. Neben den Informationen zu den<br />

<strong>Galerie</strong>n wird u. a. auch über das Rahmenprogramm <strong>und</strong> die Preisverleihung berichtet. Nach-<br />

dem die Vereinsmitglieder des Öfteren über die Kataloggröße diskutierten <strong>und</strong> einige dessen<br />

Unhandlichkeit bemängelten (Quelle 17, 94), wird 1973 die Kataloggröße von 45 x 32 cm auf<br />

DinA4 Format verkl<strong>einer</strong>t. 150<br />

148 Die letzte Länderschau findet 1983 statt. Bis dahin werden die Sonderschauen beispielsweise 1975 britischen<br />

(B75,8), 1976 spanischen (B76, 8) <strong>und</strong> 1977 deutschen Künstlern (B77, 8) gewidmet.<br />

149 Paul Weder: „Art 4 ’73“ Internationale Kunstmesse in <strong>Basel</strong>. In: NZZ, 21.06.1973, S. 29.<br />

150 Nicht nur unter den Vereinsmitgliedern wird das unhandliche Format diskutiert. Georg Jappe betitelt das<br />

1972 noch größere Format als „Handatlas um 1800“. Georg Jappe, a.a.O., 5.10.1972.<br />

54


4.3.2 Die vertretenen <strong>Galerie</strong>n<br />

Von den 279 Ausstellern in <strong>Basel</strong> stammen u. a. je 75 aus der Schweiz <strong>und</strong> aus Deutschland,<br />

33 aus Italien, 27 aus Frankreich, 15 aus Großbritannien <strong>und</strong> 16 aus den USA. In Köln kom-<br />

men von den insgesamt 39 Ausstellern 28 aus Deutschland <strong>und</strong> 11 aus dem Ausland, darunter<br />

drei New Yorker <strong>und</strong> drei Pariser <strong>Galerie</strong>n. (Tabelle 11) Auffallend ist, dass drei bedeutende<br />

New Yorker <strong>Galerie</strong>n, die in den Vorjahren nur in Köln oder auf beiden Messen vertreten<br />

waren, nun ausschließlich in <strong>Basel</strong> ausstellen: Leo Castelli, André Emmerich <strong>und</strong> Richard L.<br />

Feigen. Auch die Münchner <strong>Galerie</strong> van de Loo ist 1973 nur noch in <strong>Basel</strong> vertreten. Des<br />

Weiteren trifft der Besucher auf viele <strong>Galerie</strong>n, die zuvor nur in Köln ausstellten <strong>und</strong> nun so-<br />

wohl in Köln als auch in <strong>Basel</strong> zu finden sind, wie beispielsweise die <strong>Galerie</strong>n Sonnabend,<br />

René Block, <strong>und</strong> Thomas. (Tabelle 11) Gleiches geschieht auch mit zuvor nur in <strong>Basel</strong> vertre-<br />

tenen <strong>Galerie</strong>n, die nach Köln wechseln. Zu nennen sind hier die <strong>Galerie</strong>n Handschin (<strong>Basel</strong>),<br />

Lambert (Paris), Müller (Stuttgart), Onnasch (Köln) <strong>und</strong> Strelow (Düsseldorf). Ein Prestige-<br />

anstieg ist jedoch vor allem bei der Basler Messe zu sehen: Zum Einen wechseln sehr nam-<br />

hafte <strong>Galerie</strong>n nach <strong>Basel</strong> – insbesondere Leo Castelli – , zum Anderen zeigt sich eine zu-<br />

nehmende Bedeutung der Basler Messe durch die Tatsache, dass sich 1971 noch alle <strong>Galerie</strong>n<br />

für Köln entschieden, 1973 hingegen diese hohe Attraktivität des Kölner Kunstmarktes im<br />

Vergleich zu <strong>Basel</strong> abzunehmen scheint.<br />

Einigkeit herrscht in der Presse über den Hang der <strong>Galerie</strong>n, auf der Art 4’73 vermehrt<br />

„Klassiker“ <strong>und</strong> arrivierte Künstler zu präsentieren, so Walo von Fellenberg: „Es zeigt sich<br />

dieses Jahr noch deutlicher als 1972 die Absicht der Galeristen, bekannte Namen anzuführen<br />

<strong>und</strong> die Käuferschicht mit Werken zu konfrontieren, über die sich ein Konsens gebildet<br />

hat.“ 151 Heidi Bürklin betitelt ihren Artikel über die Art ’73: „Rückzug auf das Klassische“ 152<br />

<strong>und</strong> Joy Davenport bemerkt: „The popular International artists Matta, Max Ernst, Jean Dubuf-<br />

fet, Miró […] seem to be everywhere and are not news“ 153 . Auch Paul Weder stellt fest „dass<br />

sich das Angebot in Richtung auf die ‚Klassiker der Moderne’ <strong>und</strong> damit auf die höchstkotier-<br />

ten Werte verschoben hat.“ 154 Diesen Behauptungen ist zuzustimmen, denn 1973 präsentieren<br />

die <strong>Galerie</strong>n vermehrt Künstler der Klassischen Moderne wie beispielsweise Expressionisten,<br />

Surrealisten <strong>und</strong> Kubisten. (Tabelle 13 <strong>und</strong> Kapitel 4.3.3) Eduard Beaucamp sieht in dieser<br />

Entwicklung einen „konservierenden“ Aspekt, „ferner erfinderisch im Aufspüren <strong>und</strong> Aufar-<br />

151<br />

Walo von Fellenberg: <strong>Basel</strong> Art’73 – eine Messe mit Wachstumsschwierigkeiten. In: Die Weltkunst (1973)<br />

12, S. 1028.<br />

152<br />

Heidi Bürklin: Rückzug auf das Klassische. In: Die Welt, 25.6.1973.<br />

153<br />

Joy Davenport: <strong>Basel</strong> Fair – A Gigantic Panorama. In: International Herald Tribune, 23/24.6.1973, S. 7.<br />

154 Paul Weder, a.a.O. 21.06.1973.<br />

55


eiten von verlorener Historie“ 155 . Dass <strong>Galerie</strong>n Strömungen wie beispielsweise Künstler des<br />

osteuropäischen Konstruktivismus <strong>und</strong> der Neuen Sachlichkeit wiederentdeckt hätten, sieht er<br />

als positiv. Hiermit bestätigt sich eine Tendenz, auf die 1972 schon Gottfried Sello hinweist,<br />

nämlich dass Kunstmessen retrospektiv eingestellt seien <strong>und</strong> versuchten „eine möglichst<br />

komplette Übersicht der Kunst des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts“ zu zeigen. (Kapitel 4.2.4)<br />

Wie in den Vorjahren werden vor allem die <strong>Galerie</strong>n gelobt, die einen Schwerpunkt set-<br />

zen oder sich auf wenige Künstler konzentrieren. Stets Beachtung finden die <strong>Galerie</strong>n Denise<br />

René/Hans Mayer <strong>und</strong> Ernst Beyeler: „So arrangierten die Giganten häufig erlesene Schau-<br />

fenster wie der Basler Galerist Beyeler mit seinen Rothkos – eine Oase prachtvoller Malerei –<br />

oder man arrangierte ein nobles Mini-Museum, wie Denise René/Hans Mayer mit der Zero-<br />

Gruppe <strong>und</strong> Konstruktivisten.“ 156 Auch bei den kl<strong>einer</strong>en <strong>Galerie</strong>n sieht Bürklin Erfolg <strong>und</strong><br />

Profilierung des Programms, indem sie sich auf Schwerpunkte konzentrieren. Diese Entwick-<br />

lung ist auch auf dem Kölner Kunstmarkt zu beobachten: „fast jede [Koje] eine Visitenkarte<br />

der <strong>Galerie</strong> statt Basar, statt Abstoßung von Ramsch eine Konzentration auf wenige Beispiele<br />

des <strong>Galerie</strong>programms, so stellt sich der Kölner Kunstmarkt dar.“ 157 Bestätigung findet diese<br />

Aussage darin, dass fünf der 32 im Kölner Katalog genannten <strong>Galerie</strong>n nur einen bzw. zwei<br />

Künstler präsentieren: Block mit Lueg <strong>und</strong> Richter, Buchholz mit Erró, Onnasch mit Kien-<br />

holz, Denise René/Hans Mayer mit Agam, Springer mit Jost Vobeck. (K73, o.p.) Heidi<br />

Bürklin sieht auch bei den in Köln vertretenen <strong>Galerie</strong>n eine Tendenz zu Werken der Klassi-<br />

schen Moderne. 158<br />

4.3.3 Künstler <strong>und</strong> Kunstrichtungen<br />

Manche Künstler sind auf der Art 4’73 doppelt so häufig vertreten wie im Vorjahr. In <strong>Basel</strong><br />

dominiert in diesem Jahr Picasso, der bei 32 <strong>Galerie</strong>n zu finden ist, gefolgt von den Surrealis-<br />

ten Miró, Ernst <strong>und</strong> Dalí. Wie im letzten Jahr gehören Vasarely, Antes <strong>und</strong> Roth zu den<br />

155 Eduard Beaucamp: Der Kunstmarkt als Salon. In: FAZ, 25.6.1973, S. 24.<br />

156 Heidi Bürklin, a.a.O., 25.6.1973. Joy Davenport bemerkt zu Beyelers Stand: „The effect, needless to say is<br />

splendid“ <strong>und</strong> „The fascination of abstract rationalisme is to be fo<strong>und</strong> in two of the outstanding booths – those of<br />

Denise René/Hans Mayer”. Joy Davenport, a.a.O. Und Beaucamp nennt ihren Stand “ein kleines Museum von<br />

Spitzenwerken”. Eduard Beaucamp, a.a.O., 25.6.1973.<br />

157 Georg Jappe: Große Bankspekulation <strong>und</strong> kleine Zufallskäufe. In: FAZ, 4.10.1973, S.26.<br />

158 Bürklin schreibt sogar: „Auf den Kunstmessen Düsseldorf <strong>und</strong> Köln dominiert die klassische Moderne“.<br />

Wirft man jedoch einen Blick auf die ausgestellten Werke, so sind wie in den Vorjahren die Vertreter der Klassischen<br />

Moderne kaum zu finden. (Tabelle 12) Von <strong>einer</strong> Dominanz der Klassischen Moderne kann nicht gesprochen<br />

werden. Es stellt sich hier die Frage, wie Bürklin zu dieser Feststellung kommt. Ein Gr<strong>und</strong> hierfür könnte<br />

sein, dass Werke der Klassischen Moderne damals ausgestellt wurden, diese jedoch nicht im Katalog vermerkt<br />

sind. Dieser gibt nur Informationen über 32 von insgesamt 39 <strong>Galerie</strong>n. Weitere Gründe könnten eine andere<br />

Definition Bürklins von „Klassischer Moderne“ sein, worüber der Leser jedoch nichts erfährt. Des Weiteren<br />

könnte die Feststellung Bürklins auch darüber Aufschluss geben, wie subjektiv die Wahrnehmung des Messeangebots<br />

aus der Sicht der Besucher sein kann, <strong>und</strong> wie wichtig eine statistische Auswertung des Angebotes ist, um<br />

objektivere Aussagen treffen zu können.<br />

56


meistvertretenen Künstlern. (Tabelle 9) In Köln trifft der Besucher in diesem Jahr am häufigs-<br />

ten auf Dan Flavin, Cy Twombly <strong>und</strong> Andy Warhol. Im Vergleich zum Vorjahr ist ein deutli-<br />

cher Rückgang der Pop Art Künstler auszumachen. Sehr häufig ausgestellt sind die Künstler<br />

der Minimal Art Flavin, Le Witt <strong>und</strong> Judd, <strong>und</strong> konzeptuelle Künstler wie Buren <strong>und</strong> W<strong>einer</strong>,<br />

aber auch junge deutsche Künstler wie Sigmar Polke <strong>und</strong> Gerhard Richter. (Tabelle 9) 159<br />

Im Allgemeinen setzen sich die Tendenzen des Vorjahres bei beiden Messen fort: in<br />

<strong>Basel</strong> liegt ein deutlicher Schwerpunkt auf der Klassischen Moderne. Besonders auffällig ist<br />

die steigende Anzahl an Werken von Beckmann, Braque, Heckel, Kirchner <strong>und</strong> Kokoschka,<br />

die sich im Vergleich zum Vorjahr verdreifachen <strong>und</strong> Chagall, Giacometti, Kandinsky, Jaw-<br />

lensky, Miró die sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppeln. (Tabelle 13) Dies könnte zeigen,<br />

dass sich viele der in diesem Jahr neu hinzu gekommenen <strong>Galerie</strong>n auf die klassischen Werke<br />

konzentrieren.<br />

Neben Werken der Klassischen Moderne nimmt auch die Präsenz der Pop Art Künstler<br />

1973 in <strong>Basel</strong> zu. Im Vergleich zum Vorjahr stellen die <strong>Galerie</strong>n vermehrt Werke der engli-<br />

schen Künstler R. B. Kitaj <strong>und</strong> David Hockney <strong>und</strong> der Amerikaner Warhol, Dine <strong>und</strong> India-<br />

na aus. (Tabelle 13) Andere Tendenzen zeigen sich in Köln: 1973 ist ein Rückgang der Pop<br />

Art Künstler insbesondere bei Hamilton, Hockney <strong>und</strong> Lichtenstein zu beobachten. (Tabelle<br />

12) Hier stellt sich die Frage warum? Laut den Angaben des von Bongard erstellten Kunst-<br />

kompasses sind 16 Pop Art Künstler auf der Liste der angesehenen Künstler verzeichnet –<br />

<strong>und</strong> dies seit 1970. Das heißt, dass diese Künstler sich durch Ausstellungen <strong>und</strong> die Präsenz in<br />

Museen bis 1973 schon einen Namen gemacht haben. Die Basler Galeristen zeigen mit den<br />

Pop Art Künstlern wieder – wie bei der Klassischen Moderne – arrivierte Künstler. Ein<br />

Gr<strong>und</strong>, warum die Zahl der Pop Art Künstler in Köln abnimmt, könnte das Bestreben der<br />

Kölner <strong>Galerie</strong>n sein, progressive Kunst zu zeigen, was die Pop Art im Jahre 1973 nicht mehr<br />

in dem Maße ist, wie zu Beginn des Kunstmarktes Ende der Sechziger Jahre. 160 Eine neuere<br />

Tendenz in den Siebziger Jahren ist die Konzeptkunst <strong>und</strong> diese tritt in Köln 1973 noch stär-<br />

ker als in den Vorjahren auf. Zu nennen sind Künstler wie Daniel Buren, Hanne Darboven,<br />

Jan Dibbets <strong>und</strong> Lawrence W<strong>einer</strong>. (Tabelle 12) In <strong>Basel</strong> hingegen präsentieren die <strong>Galerie</strong>n<br />

weniger Konzeptkünstler als im Vorjahr. Trifft man jedoch in <strong>Basel</strong> 83 der im Kunstkompass<br />

aufgeführten Künstler an, so sind es in Köln nur 69. In <strong>Basel</strong> sind alle der ersten 45 Künstler<br />

159 Der Katalog des Kunstmarktes Köln gibt Aufschluss über Künstler von 31 der insgesamt 39 Aussteller. <strong>Galerie</strong>n<br />

wie Ileana Sonnabend, Paul Maenz <strong>und</strong> Springer führen im Katalog keine Künstler auf. In <strong>Basel</strong> geben 20<br />

Aussteller keine Katalogangaben. In der folgenden Analyse kann somit nur mit unvollständigen Angaben über<br />

die Künstler gearbeitet <strong>und</strong> deshalb können nur Tendenzen aufgezeigt werden.<br />

160 1972 zählt beispielsweise Eo Plunien Lichtenstein <strong>und</strong> Warhol schon zu Klassikern <strong>und</strong> „Arrivierten“. Eo<br />

Plunien, a.a.O.<br />

57


der Liste anzutreffen, die im Kunstkompass als die bekanntesten angesehen werden. (Tabelle<br />

14) Die Basler Messe bietet somit eine größere Bandbreite an Stilen wie Expressionismus,<br />

Konstruktivismus <strong>und</strong> eine größere Anzahl an zeitgenössischen Künstlern, die einen hohen<br />

Bekanntheitsgrad erreicht haben.<br />

4.3.4 Resultate, Reflexionen, Tendenzen<br />

Beide Messen werden von Zusatzveranstaltungen begleitet. Die neugegründete „Stiftung des<br />

Vereins progressiver deutscher Kunsthändler e.V.“ verleiht ihren Kunstpreis an Willem<br />

J.H.B. Sandberg, den einstigen Direktor des Stedelijk Museums in Amsterdam <strong>und</strong> Präsident<br />

des Vorstandes des Israel Museums in Jerusalem. (Quelle 19, 33) Wie in Kapitel 4.3.1 schon<br />

erwähnt, sieht der Verein die Preisverleihung als Öffentlichkeitsarbeit. Für größeres Aufsehen<br />

scheint jedoch das „Art Festival“ in <strong>Basel</strong> zu sorgen, dem die Presse große Beachtung<br />

schenkt. In <strong>einer</strong> Auktion werden von Künstlern, <strong>Galerie</strong>n <strong>und</strong> Privatpersonen gespendete<br />

Kunstwerke versteigert <strong>und</strong> der Erlös kommt einem Kinderdorf zu gute. 161 Heidi Bürklin be-<br />

merkt: „Als ‚gesellschaftlicher Höhepunkt’ wurde das Festival annonciert, in dem sich Publi-<br />

city mit gutem Zweck paarte.“ 162 Walo von Fellenberg gibt zu bedenken, dass man durch den<br />

zusätzlichen Auftritt von Fernsehen <strong>und</strong> „Vertretern des Show-Business“ der Veranstaltung<br />

einen „besonderen Glanz“ verleihen wolle. Die Aussteller seien damit jedoch nicht zufrieden,<br />

da ihnen somit eine Kaufkraft von 1 bis 1,5 Millionen Franken entgehen könnte. 163 Dass die<br />

Mehrzahl der Aussteller von <strong>einer</strong> Auktion tatsächlich nicht begeistert ist, zeigt die Auswer-<br />

tung der Umfragebögen von 1972. (Quelle 32) Hier stimmten 69 für <strong>und</strong> 86 Aussteller gegen<br />

eine Auktion. Das „Art Festival“ zeigt, wie wichtig es den Veranstaltern ist, dass die Messe –<br />

wenn auch nicht immer zum finanziellen Besten der Aussteller – durch Zusatzveranstaltungen<br />

die Aufmerksamkeit auf sich zieht <strong>und</strong> sich somit einen Namen macht. Von Fellenberg kriti-<br />

siert, dass durch das Festival die Attraktivität der Messe mit Mitteln erhöht werden solle, die<br />

„von der wahren Problemstellung“ ablenkten, nämlich dem enormen Wachstum der Messe. 164<br />

161<br />

Beachtung findet dieses Ereignis bei Paul Weder, a.a.O, 21.06.1973; Walo von Fellenberg, a.a.O. <strong>und</strong> Heidi<br />

Bürklin, a.a.O., 25.06.1973.<br />

162<br />

Heidi Bürklin, a.a.O., 25.06.1973.<br />

163<br />

Walo von Fellenberg, a.a.O.<br />

164<br />

Von Fellenberg hinterfragt das Phänomen der Basler Messe <strong>und</strong> ihres enormen Wachstums zu Recht kritisch,<br />

er beachtet jedoch nicht den Aspekt, dass Ereignisse wie die Auktion mehr Besucher anziehen könnten. Dem<br />

Patronatskomitee der Auktion gehören wichtige Persönlichkeiten aus Kunst, Industrie <strong>und</strong> Politik an wie Walther<br />

Scheel, der Botschafter Paul Jolles <strong>und</strong> der parlamentarische Sekretär für Industrie Peter Emery aus London.<br />

Siehe Paul Weder, a.a.O., 21.06.1973. Diese bekannten Namen dienen der Messe als Aushängeschild <strong>und</strong> Werbung.<br />

Und besonders der Mangel an Werbung wurde in den Anfangsjahren der Messe kritisiert. (Siehe Kapitel<br />

3.3.4)<br />

58


In den Pressekritiken von 1973 über die Art <strong>Basel</strong> ist die Größe der Messe ein dauerhaft<br />

präsentes Thema. Der Direktor Frédéric Walthard schreibt im Vorwort zum Messekatalog:<br />

„Wir sind deshalb glücklich <strong>und</strong> stolz, dem diesjährigen Katalog, der als Begleiter zur noch<br />

umfangreicher <strong>und</strong> umfassender gewordenen vierten „Art“ dienen soll, ein Wort vorauszu-<br />

schicken, das vor allem als Einladung <strong>und</strong> Willkommen verstanden sein will.“ (B73,4) Diese<br />

Steigerung an Umfang <strong>und</strong> Größe lässt viele Kritiker an einen Wettbewerb denken: „Rekorde<br />

zu brechen, das Vorjahresergebnis zu übertreffen, mehr Hallen zu beanspruchen <strong>und</strong> noch<br />

mehr Aussteller anzuziehen: das war offensichtlich bis heute das Ziel jeder neuen Art.“ 165 Joy<br />

Davenport betont: „With roughly 300 galleries and editors <strong>und</strong>er one gargantuan roof, statisti-<br />

cally the Art <strong>Basel</strong> Fair has reached some kind of world record. 166 Auch Heidi Bürklin erin-<br />

nert die Messe an eine Olympiade mit dem Streben nach Rekorden: “Rekorde müssen pur-<br />

zeln, was hier bedeutet: noch zahlreicher die <strong>Galerie</strong>n, noch schwerer der Katalog, noch höher<br />

die Umsätze.” 167 Eduard Beaucamp ist der Meinung, dass die Wachstumsgrenze nun endgül-<br />

tig überschritten sei: „Nichts gegen Expansion die in <strong>einer</strong> Fachmesse <strong>und</strong> <strong>einer</strong> Branche wie<br />

dem Kunsthandel ansteht. Aber der Rahmen verschlingt seinen Gegenstand, wenn die Ware<br />

Kunst heißt <strong>und</strong> wenn dieses empfindlichste, individuellste optische Angebot in einem Brei,<br />

gegen den es gerade ankämpft verschwimmt <strong>und</strong> untergeht.“ 168 Warum entwickelt sich die<br />

Basler Messe zu <strong>einer</strong> „Mammutmesse“, wie sie in der Presse betitelt wird? 169 Ein Gr<strong>und</strong> liegt<br />

sicherlich darin, dass die „Art“ in den Hallen der Schweizer Mustermesse stattfindet <strong>und</strong> das<br />

Hauptinteresse der Messegesellschaft darin besteht, ihre Hallen mit Ausstellern zu füllen. Wa-<br />

lo von Fellenberg betont: „Erschwerend kommt hinzu, dass die Kunsthändler gegenüber der<br />

Mustermesse nicht als Gesellschaft auftreten, wie etwa die Schweizerische Kunst- <strong>und</strong> Anti-<br />

quitätenmesse, <strong>und</strong> dass sie in keinem offiziellen Organ vereinigt sind.“ 170 Hier zeigt sich ein<br />

bedeutender Unterschied zum Kölner Kunstmarkt, der von einem Kunsthändlerverein organi-<br />

siert wird, der auf eine überschaubare Messe Wert legt, die nicht durch zu viele unterschiedli-<br />

che <strong>Galerie</strong>n Niveauschwankungen unterliegen soll. (Kapitel 4.1.1) Dass die Wachstumsgren-<br />

ze in <strong>Basel</strong> nun endgültig überschritten ist, erkennt auch die Messeleitung. In <strong>einer</strong><br />

Pressekonferenz verweist sie auf eine geplante Besprechung, in der sie über eine Begrenzung<br />

der Teilnehmerzahl diskutieren möchte. 171<br />

165 Paul Weder, a.a.O., 21.06.1973.<br />

166 Joy Davenport, a.a.O.<br />

167 Heidi Bürklin, a.a.O., 25.06.1973.<br />

168 Eduard Beaucamp, a.a.O., 25.6.1973.<br />

169 Als Mammutmesse bezeichnen sie beispielsweise Heidi Bürklin, 25.6.1973, a.a.O. <strong>und</strong> Gottfried Sello: „Seit<br />

der Mammutmesse 1973…“ Gottfried Sello: Heiter bis wolkig. In: Die Zeit, 28.06.1974, S.15.<br />

170 Walo von Fellenberg, a.a.O.<br />

171 Ebd.<br />

59


Unterschiedlicher als im Jahre 1973 könnten die beiden Kunstmarktmodelle <strong>Basel</strong> <strong>und</strong><br />

Köln kaum sein. In <strong>Basel</strong> führen die Veranstalter das offene, demokratische Prinzip fort, das<br />

letztendlich in Diskussionen über ihre Übergröße gipfelt. <strong>Basel</strong> wirbt mit gesellschaftlichen<br />

Ereignissen <strong>und</strong> Eduard Beaucamp weist auf eine Fülle an museumswürdigen aber auch sehr<br />

teuren Gemälden hin, „vom millionenschweren Dalí über Redon <strong>und</strong> Max Ernst (jeweils über<br />

500.000 Mark), Oelze <strong>und</strong> die Konstruktiven bis zu Asger Jorn (Spitzenpreis 122.000) <strong>und</strong><br />

den amerikanischen Klassikern.“ 172 In Köln hingegen bleiben die Zulassungsbeschränkungen<br />

bestehen. Der Auftritt der <strong>Galerie</strong>n erinnert an eine Museumsausstellung, das Angebot wirkt<br />

gezielt ausgewählt aber überschaubar <strong>und</strong> laut Georg Jappe habe sich der Kölner Kunstmarkt<br />

auf den Mittelwert eingependelt. Sensationen seien genauso wenig anzutreffen wie „Herbst-<br />

schlussverkauf“, der Kölner Markt suche die Solidarität der Teilnehmer <strong>und</strong> konzentriere sich<br />

auf „das mittlere Preisformat <strong>und</strong> den mittelgroßen Sammler“. 173<br />

Sehr deutlich wird in diesem Jahr die Tatsache, dass die Institution Kunstmarkt sich<br />

vollkommen etabliert hat. Georg Jappe betont, dass sowohl <strong>Basel</strong> als auch Köln <strong>und</strong> Düssel-<br />

dorf nicht mehr „Spiegel der regionalen Situation“ seien, sondern von internationalem Rang.<br />

Die Messen hätten laut Jappe „die Funktion der Publicity übernommen“ <strong>und</strong> der Erfolg <strong>einer</strong><br />

<strong>Galerie</strong> mache sich nicht nur am Umsatz auf der Messe aus, sondern ebenfalls an den interna-<br />

tionalen Kontakten <strong>und</strong> „langfristigen Vertragsabschlüssen“. Die Teilnahme an <strong>einer</strong> der „re-<br />

nommierten“ Messen komme <strong>einer</strong> „optischen Anzeige“ gleich: „Wer nicht teilnimmt, dem<br />

wird unterstellt werden, sich einen Auftritt vom Programm oder von den Finanzen her nicht<br />

leisten zu können – <strong>und</strong> vor allem wird er im Überangebot präsenter <strong>Galerie</strong>n vergessen wer-<br />

den.“ 174 Dieser Druck, an <strong>einer</strong> der Messen teilnehmen zu müssen, der bei vielen Galeristen<br />

entsteht, könnte darauf hinweisen, dass viele <strong>Galerie</strong>n eine Teilnahme erstreben, auch wenn es<br />

sich möglicherweise für ihr Unternehmen nicht rechnet. Wie Georg Jappe betont auch Eduard<br />

Beaucamp die zunehmende Bedeutung <strong>und</strong> Macht der Kunstmessen: „Was der Salon für das<br />

19. Jahrh<strong>und</strong>ert <strong>und</strong> später dazu im Widerspruch die Sezessionsausstellungen waren, wird für<br />

die zweite Hälfte des Jahrh<strong>und</strong>erts zunehmend der offene Markt. Je mehr jurierte oder pro-<br />

grammatische Ausstellungen in die Krise gerieten, umso mehr sind die Märkte erstarkt. Man<br />

kann darüber gesellschaftskritisch w<strong>und</strong>erbar räsonieren, kommt aber kaum darum herum,<br />

172 Beaucamp gibt keine Angaben darüber, ob die Bilder auf der Messe mit Preisen versehen sind, oder ob er die<br />

Information aus Presseberichten der Messe selbst erhalten hat. Seine Preisangaben können zwar nicht überprüft<br />

werden, weisen jedoch auf die Tendenz hin, dass in <strong>Basel</strong> des Öfteren teure Werke zu finden sind. Eduard Beaucamp,<br />

a.a.O., 25.6.1973.<br />

173 Georg Jappe, a.a.O., 4.10.1973.<br />

174 Ebd.<br />

60


dass der Markt ein realistisches Modell ist, was selbst linke <strong>Galerie</strong>n <strong>und</strong> Künstler durch ihre<br />

Teilnahme unterstreichen.“ 175<br />

Gegen Ende des Jahres 1973 kristallisiert sich also heraus, dass die Institution Messe als<br />

„realistisches Modell“ zunehmend akzeptiert ist. Bemerkenswert ist dies, wenn man sich die<br />

Kritik nochmals vor Augen führt, die gerade in den ersten Jahren am Kunstmarkt Köln geübt<br />

wurde (s. Kapitel 2.3). Die Messen entwickeln sich zunehmend zu einem Ort, an dem interna-<br />

tionale Kontakte geknüpft werden. Eine Teilnahme wird fast schon zu einem „Muss“ für die<br />

<strong>Galerie</strong>n, um für sich zu werben <strong>und</strong> im Gespräch zu bleiben. Unterstützt wird dies durch<br />

vermehrte pressewirksame Zusatzveranstaltungen von Seiten der Kölner <strong>und</strong> Basler Organisa-<br />

toren – wobei <strong>Basel</strong> mit dem „Art Festival“ stärker die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf<br />

sich zieht als Köln.<br />

4.4 1974 – Der Durchbruch<br />

Durch weitere Zusatzveranstaltungen <strong>und</strong> Maßnahmen, die Messe besser zu gliedern, setzt die<br />

Basler Messe ihren <strong>Erfolgs</strong>kurs auch 1974 fort. Zudem schwächen sich die beiden Mitbewer-<br />

ber Köln <strong>und</strong> Düsseldorf durch ihren Konkurrenzkampf. Durch Neuerungen gleicht sich die<br />

Kölner Messestruktur in ihrem Aufbau der Basler an <strong>und</strong> unterstreicht somit den Erfolg der<br />

Art 5’74.<br />

4.4.1 Rahmenbedingungen<br />

287 Aussteller belegen vom 19.- 24.6.1974 ca. 13.000 m² Nettostandfläche der Basler Messe-<br />

hallen. Im Vergleich zum Vorjahr steigt die Teilnehmerzahl von 279 auf 287 nur gering an.<br />

Laut einem Pressecommuniqué wurden bis zum März 1973 schon 170 Neuinteressenten ab-<br />

gewiesen, da man die Messe nicht nochmals erweitern wollte. (Quelle 35) Dieser Entschluss<br />

ist sicherlich eine Reaktion auf die vielen kritischen Stimmen des Vorjahres, dass die Messe<br />

ihre Wachstumsgrenze überschritten habe. In einem Beschlussprotokoll des Arbeitsausschus-<br />

ses ist zu lesen: „Die Liste der Neuinteressenten wird kritisch durchgegangen. Herr Dr. Felix<br />

liefert eine Namensliste geeigneter <strong>Galerie</strong>n, welche noch angefragt werden, sich an der Art<br />

5`74 zu beteiligen.“ (Quelle 34) Zwar geht aus diesem Kommentar nicht eindeutig hervor,<br />

dass weniger geeignete <strong>Galerie</strong>n abgewiesen wurden, das Adjektiv „kritisch“ könnte jedoch<br />

darauf schließen lassen. Um die Messe überschaubarer zu gestalten, nimmt der Arbeitsaus-<br />

175 Eduard Beaucamp, a.a.O., 25.6.1973. In Bezug auf den Aspekt, dass die Basler Messe alle Teilnehmer zulässt,<br />

zeigt sich ein Unterschied zum Salon. Die Sezessionen waren jedoch meistens Abspaltungen zum akademischen<br />

Kunstbetrieb. Häufig stellten hier Avantgardekünstler aus, die vom Salon abgewiesen wurden. In <strong>Basel</strong><br />

werden jedoch sehr viele etablierte Künstler ausgestellt, oft wird sogar bemängelt, dass die Avantgarde fehlt.<br />

Deshalb ist der Vergleich mit <strong>einer</strong> Sezessionsausstellung weniger angebracht.<br />

61


schuss eine neue Einteilung vor: etwa 50 Avantgardegalerien werden zu <strong>einer</strong> Gruppe unter<br />

dem Titel „Neue Tendenzen“ zusammengefasst <strong>und</strong> stellen im 1. Stock in der Halle 15 aus.<br />

Zusätzlich konzentrieren sich 40 <strong>Galerie</strong>n nach <strong>einer</strong> Aufforderung durch den Ausstellerbeirat<br />

auf eine „One-man-show“. Die Konzentration auf einen Künstler – das habe man an den frü-<br />

heren Messen feststellen können – fände bei großen Messen mit einem reichhaltigen Angebot<br />

stärkere Beachtung als ein gemischtes Programm. (Quelle 36)<br />

In Köln zeigen sich 1974 große Veränderungen. Der Kunstmarkt findet mit 71 Ausstel-<br />

lern, davon 38 deutschen <strong>und</strong> 33 ausländischen <strong>Galerie</strong>n in den Rheinhallen Köln statt <strong>und</strong><br />

wird nicht mehr vom Verein deutscher progressiver Kunsthändler veranstaltet, sondern von<br />

der Europäischen Kunsthändlervereinigung e.V. Ein R<strong>und</strong>brief an die Vereinsmitglieder gibt<br />

erste Anhaltspunkte zu dieser plötzlichen Veränderung: Hein Stünke informiert, dass sich in<br />

Zürich eine Vereinigung europäischer Kunsthändler gegründet habe. (Quelle 20, 21) Dieser<br />

Vereinigung seien Gespräche europäischer Kunsthändler vorausgegangen, die sich einen Zu-<br />

sammenschluss internationaler Kunsthändler wünschten, mit dem Ziel einen Kunstmarkt mit<br />

ca. 80 – 100 Teilnehmern zu veranstalten. Je zwei Vertreter eines Landes bilden den Vor-<br />

stand, die Geschäftsführung übernimmt 1974 Rudolf Zwirner. Die Vorstandsmitglieder erhal-<br />

ten die Aufgabe, <strong>Galerie</strong>n ihres Landes für eine Mitgliedschaft vorzuschlagen. (Quelle 21,18)<br />

Ab 1974 soll nun die europäische Kunsthändlervereinigung den ehemaligen Kunstmarkt<br />

Köln durchführen. „Die Organisation übernimmt die Messegesellschaft, die aber k<strong>einer</strong>lei<br />

Anspruchsrecht bezüglich der Teilnehmer hat. Die Messe darf nicht selbständig Kojen an die<br />

<strong>Galerie</strong>n verkaufen. Die <strong>Galerie</strong>n werden ausschließlich von der europäischen Kunsthändler-<br />

Vereinigung eingeladen <strong>und</strong> unterliegen damit automatisch den Vereinsbedingungen, d. h.<br />

keine reinen Grafikhändler, keine Verlage <strong>und</strong> keine Teilnahme an <strong>einer</strong> anderen deutschen<br />

Messe.“ 176 (Quelle 21, 20) Bemerkenswert ist hier die Tatsache, dass sich auch die europäi-<br />

176 Der R<strong>und</strong>brief Stünkes an die Vereinsmitglieder weist darauf hin, dass einige Mitglieder des Vereins progressiver<br />

deutscher Kunsthändler sich im Alleingang an der Gründung des europäischen Kunsthändlervereins beteiligten:<br />

„Durch Presse <strong>und</strong> R<strong>und</strong>funk sind Meldungen über die Gründung <strong>einer</strong> Vereinigung europäischer Kunsthändler<br />

verbreitet worden, die zum Teil nicht den Tatsachen entsprechen. Tatsache ist, dass die Vereinigung sich<br />

in Zürich gebildet hat.“ (Quelle 20, 21) Dass Stünke diese Begebenheit erklärt, zeigt, dass viele Vereinsmitglieder<br />

hiervon nichts wussten. Stünke fährt fort: „Durch die Aktivitäten einiger Mitglieder unseres Vereins für die<br />

internationale Vereinigung sah sich Herr Thomas veranlasst als Vorsitzender des Vereins zurückzutreten.“ Diese<br />

Aussage bestätigt den Alleingang einiger Mitglieder <strong>und</strong> die Konflikte die dadurch im deutschen Kunsthändlerverein<br />

entstanden. Unkritisch äußert sich zu dieser Begebenheit Werner KRÜGER [1996, 63], der nur erwähnt,<br />

dass Stünke <strong>und</strong> Zwirner die Schrittmacher für eine „andere Gestaltung“ der Messe gewesen seien. Volker<br />

RATTEMEYER [1986, 92] geht ausführlich auf die Gründung der „Europäischen Kunsthändlervereinigung e.V.“<br />

(EKV) ein: Der Vorschlag, in die Rheinhallen umzuziehen, sei von Rudolf Zwirner <strong>und</strong> Hein Stünke gekommen<br />

<strong>und</strong> vom Verein progressiver deutscher Kunsthändler befürwortet worden. Erst danach hätte sich die EKV gebildet.<br />

Diese wichtigen Informationen können jedoch nicht nachgeprüft werden, da er auf Quellenverweise verzichtet.<br />

Weder KRÜGER [1996] noch RATTEMEYER [1986] erwähnen, dass die Aussteller beim Kunstmarkt 1974 an<br />

k<strong>einer</strong> anderen deutschen Messe teilnehmen dürfen. Diese Begebenheit ist jedoch wichtig, da sie wieder an einen<br />

Boykott erinnert, diesmal jedoch gegenüber der Düsseldorfer Messe. Und besonders die Feindschaft zwischen<br />

62


sche Kunsthändlervereinigung wieder für eine Messe mit Zugangsbeschränkungen entschei-<br />

det – also ganz im Gegensatz zur Art <strong>Basel</strong>. Wie in <strong>Basel</strong> hat sich hingegen auch in Köln das<br />

Prinzip durchgesetzt, dass die Kojengröße, je nach den finanziellen Möglichkeiten der Gale-<br />

rien, variiert. (Abb. 11) Die Beschränkung des Vereins progressiver deutscher Kunsthändler<br />

auf Kunst ab 1910 scheint aufgehoben zu sein, denn bei der <strong>Galerie</strong> Krugier trifft der Besu-<br />

cher auf Werke von Cézanne, Pissarro <strong>und</strong> sogar Courbet. (K74, 94)<br />

Wurde der Katalog des Kunstmarktes Köln 1973 schon in s<strong>einer</strong> Größe an den Basler<br />

Katalog angepasst, so gleicht er ihm 1974 auch in seinem Aufbau. Von dem Prinzip, den Ka-<br />

talog wieder mit der Kunstmarkt-Zeitschrift zu verbinden, sind die Vereinsmitglieder abge-<br />

kommen. Wie in <strong>Basel</strong> geht den Doppelseiten, die den <strong>Galerie</strong>n gewidmet sind, nun auch ein<br />

Ausstellerverzeichnis <strong>und</strong> ein Künstlerverzeichnis voraus, die dem Basler gleichen. (K74,<br />

11ff) Schon seit 1971 beinhaltet der Basler Messekatalog ein Verzeichnis, das sowohl jeden<br />

auf der Messe vertretenen Künstler aufführt als auch die <strong>Galerie</strong>n, bei welchen er zu finden<br />

ist, was dem Besucher die Übersicht erleichtert. (B71, 12ff) Diese klare Struktur wird durch<br />

den Namen „Art’71 <strong>Basel</strong>“, der in den Folgejahren analog verwendet wird, noch verstärkt.<br />

(Tabelle 2) In Köln hingegen vermerkt der Messekatalog fast jährlich einen veränderten Na-<br />

men der Messe. (Tabelle 1)<br />

Die Neuerungen des Kunstmarktes Köln gleichen diesen der Art <strong>Basel</strong> an <strong>und</strong> verwei-<br />

sen somit auf <strong>Basel</strong>s Vorreiterfunktion in Bezug auf den Veranstaltungsort in Messehallen,<br />

die unterschiedliche Kojengröße, die Präsentation von Kunst auch vor 1910 <strong>und</strong> die Gestal-<br />

tung des Messekatalogs.<br />

4.4.2 Die vertretenen <strong>Galerie</strong>n<br />

Stärker als in den Vorjahren gliedern die Basler Messeveranstalter die <strong>Galerie</strong>n inhaltlich <strong>und</strong><br />

räumlich nach ihren Programmen. 49 Galeristen präsentieren in 15 Blöcken, die zwei Drittel<br />

des Platzes der Halle 15 einnehmen, laut Pressemitteilung der Mustermesse „die jüngsten Er-<br />

scheinungsformen der zeitgenössischen Kunst“. (Quelle 37). Zu finden sind hier <strong>Galerie</strong>n wie<br />

beispielsweise Leo Castelli (New York), Block (Berlin), Onnasch (Köln, New York), Sperone<br />

(Turin), Sonnabend (Paris, New York, Genf), Ziegler (Zürich, Genf), welche „Werke der Pop<br />

Art, der Minimal-Art, der Conceptual-Art, der Body-Art, Filme <strong>und</strong> Videos“ ausstellen.<br />

(Quelle 37) Die <strong>Galerie</strong>n werden als „progressiv“ bezeichnet. Da Pop Art <strong>und</strong> Minimal Art<br />

jedoch schon in den Anfangsjahren des Kölner Kunstmarktes zu sehen sind, <strong>und</strong> viele ihrer<br />

der Düsseldorfer <strong>und</strong> Kölner Messe wird in der Presse immer wieder als ein wichtiger Gr<strong>und</strong> angeführt, warum<br />

<strong>Basel</strong> Köln den Rang abgelaufen hat. (Siehe Kapitel 4.4.4 )<br />

63


Vertreter laut Kunstkompass in den Siebziger Jahren zu den angesehensten Künstlern gehö-<br />

ren, fallen sie nicht mehr unter die Bezeichnung „jüngste Erscheinungsformen der zeitgenös-<br />

sischen Kunst“. Die Einteilung in „Neue Tendenzen“ zeigt jedoch den Versuch der Basler<br />

Veranstalter sich als Messe darzustellen, die sich sowohl auf Klassische Moderne speziali-<br />

siert, als auch „progressive“ <strong>Galerie</strong>n präsentiert.<br />

Auf eine weitere inhaltliche Gliederung verweisen die „One-man-shows“, welche 40<br />

<strong>Galerie</strong>n einem ihrer Künstler widmen. (Quelle 36) Bevorzugt werden von den Galeristen vor<br />

allem die schon bekannten Künstler wie Jean Dubuffet (Beyeler) (B74, 86), Sam Francis (Ga-<br />

lerie d’Art Moderne) (B74, 74), Yves Klein (Karl Flinker) (B74, 210) oder Horst Antes (Ga-<br />

lerie Schmücking) (B74, 560). Diese Neuerung stößt auf allgemeinen Zuspruch. Die Messe-<br />

leitung habe die Idee „erfolgreich propagiert“. 177 Laut Eduard Beaucamp fühle sich der<br />

Besucher dadurch „besser geführt <strong>und</strong> orientiert“ 178 <strong>und</strong> Heidi Bürklin ist der Meinung, dass<br />

die Konzentration auf einen Künstler sich schon in den Vorjahren als „publikumswirksam“<br />

erwiesen habe. 179 Tatsächlich fanden in den Vorjahren in Presseberichten vor allem jene Gale-<br />

rien Beachtung, die ihr Programm auf wenige Künstler reduzierten. (Siehe Kapitel 4.1.4,<br />

4.2.2, 4.3.2.) Auch Rudolf ZWIRNER weist rückblickend auf Sinn <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong> hin, sich auf ei-<br />

nen oder zwei Künstler zu konzentrieren, wie es bis heute – laut Zwirner – von den Messe-<br />

veranstaltern empfohlen werde: „damit der verheerende Eindruck der Beliebigkeit vermindert<br />

wird“. [ZWIRNER 2000, 59] Die Basler Messeleitung hat somit eine Strategie entdeckt, wie die<br />

Messe übersichtlicher gestaltet werden kann; diese wird konsequent umgesetzt – indem die<br />

Aussteller zu „One man shows“ aufgefordert werden – <strong>und</strong> dieser Strategie wird zusätzlich<br />

ein pressewirksamer Name gegeben.<br />

Eine Tendenz, die in <strong>Basel</strong> schon sehr früh zu erkennen war, ist 1974 auch verstärkt auf<br />

dem Internationalen Kunstmarkt Köln zu beobachten: Die hohe Anzahl an <strong>Galerie</strong>n, die sich<br />

auf die Werke der Klassischen Moderne konzentrieren. Ausschließlich Werke der Klassiker<br />

der Moderne präsentieren auf dem Internationalen Kunstmarkt Köln die <strong>Galerie</strong>n Gunzenhau-<br />

ser aus München <strong>und</strong> die <strong>Galerie</strong> Sabarsky aus New York mit u. a. Vertretern der Neuen<br />

Sachlichkeit <strong>und</strong> Brücke-Künstlern. Sowohl Klassische Moderne als auch neuere Kunstrich-<br />

tungen findet der Besucher bei den <strong>Galerie</strong>n Bargera (Köln), Borgmann (Köln), Krugier<br />

(Genf), Motte (Genf), New Smith Gallery (Brüssel), Pudelko (Bonn), Thomas (München).<br />

In Bezug auf den Kunstmarkt Köln, welcher eine betont progressive Position in der<br />

Auswahl der <strong>Galerie</strong>n einnahm, stellt sich nun die Frage, worauf der steigende Anteil an Ga-<br />

177 Gottfried Sello: Heiter bis wolkig. In: Die Zeit, 28.06.1974, S. 15.<br />

178 Eduard Beaucamp: Das imaginäre Museum des Kunstmarkts. In: FAZ, 24.6.1974, S. 25.<br />

179 Heidi Bürklin: Picasso bleibt Superstar. In: Die Welt, 24.6.1974, S.15.<br />

64


lerien mit Klassischer Moderne zurückzuführen ist. Eine Erklärung könnte das Wachstum des<br />

Kunstmarkts Köln sein: Durch die bewusste Auswahl von progressiven <strong>Galerie</strong>n stellten die<br />

Kölner Messeveranstalter in den ersten Jahren nur einen eingeschränkten Bereich des Kunst-<br />

marktes dar. Durch die nun steigende Zahl der Aussteller wird ein größerer Ausschnitt des<br />

Marktes dargestellt. Der sich in Köln vollziehende Wandel im Angebot würde somit einfach<br />

ein größeres <strong>und</strong> damit repräsentativeres Bild der tatsächlichen Verhältnisse am Kunstmarkt<br />

wiedergeben. In <strong>Basel</strong> sind die <strong>Galerie</strong>n von Anfang an unselektiert <strong>und</strong> zeigen schon seit<br />

Beginn der Basler Messen einen großen Anteil an Werken der Klassischen Moderne. (Tabelle<br />

13) Die Werke der Klassischen Moderne nehmen also bei den <strong>Galerie</strong>n einen hohen Stellen-<br />

wert ein. Dies lässt wiederum darauf schließen, dass die Nachfrage nach diesen Werken vor-<br />

handen ist.<br />

Wie in Kapitel 2.3.4 angeführt, wurden 1967 in Köln laut Presseangaben viele Werke<br />

der Klassischen Moderne verkauft bzw. mit ihnen die größten Gewinne erzielt. Diese Ent-<br />

wicklung scheint sich mit den Jahren noch zu steigern. Laut Christian HERCHENRÖDER [1990,<br />

205] war 1973 „das Jahr der größten deutschen Expressionisten-Erfolge“. Künstler wie Erich<br />

Heckel, Emil Nolde <strong>und</strong> Karl Schmidt-Rotluff erzielen in diesem Jahr auf Auktionen Höchst-<br />

preise. 180 Eine ähnliche Marktsituation zeigt sich bei den Surrealisten. Auch hier beginnen die<br />

Preise Anfang der Siebziger Jahre zu steigen <strong>und</strong> laut HERCHENRÖDER [1990, 198ff] werden<br />

Surrealisten zu „Klassikern“. Dieser Preisanstieg – <strong>und</strong> der damit eventuell einhergehende<br />

Prestigeanstieg – könnte ein zusätzlicher Gr<strong>und</strong> sein, warum im Folgejahr 1974 in Köln viele<br />

Galeristen vermehrt Bilder der Expressionisten <strong>und</strong> Surrealisten ausstellen.<br />

4.4.3 Künstler <strong>und</strong> Kunstrichtungen<br />

Wie im Vorjahr sind in <strong>Basel</strong> Picasso mit 35 Vertretungen <strong>und</strong> Dalí <strong>und</strong> Ernst, deren Werke<br />

der Besucher je 31 mal antrifft, die meistvertretenen Künstler. Joan Miró <strong>und</strong> Roberto Matta<br />

sind 29 bzw. 19 mal auf der Messe zu finden. (Tabelle 10) Damit setzen die Galeristen wieder<br />

einen Schwerpunkt auf die Surrealisten. Wie kommt es jedoch dazu, dass Picasso die beiden<br />

letzten Jahre der meistvertretene Künstler <strong>und</strong> von 1970-1972 unter den zwei bzw. drei meist-<br />

vertretenen Künstlern anzutreffen ist? Immer wieder wird die Volksabstimmung der Basler<br />

180 Laut HERCHENRÖDER [1990, 207] wurde in Hamburg 1973 für das Gemälde „Blühende Bäume“ von Karl<br />

Schmidt-Rottluff netto 410.000 DM geboten. Das Gemälde „Leuchtende Sonnenblumen“ von Emil Nolde wurde<br />

von R.N. Ketterer bei Hauswedell & Nolde für 310.000 DM gekauft <strong>und</strong> nur wenige Monate später - im Herbst<br />

1973 - schon für knapp 450.000 DM in <strong>einer</strong> Düsseldorfer Sonderschau angeboten. Ein weiterer Verkauf des<br />

Gemäldes des Brücke-Künstlers Erich Heckel zeigt die enorm hohen Summen, die 1973 für Expressionisten-<br />

Gemälde gezahlt wurden: „Ein II b-Druck des nicht gerade seltenen Farbholzschnitts ‚Fränzi liegend’ wurde in<br />

Hamburg auf 52.000 DM netto hochgeboten.“ 1977 hingegen konnte das Gemälde „Drei Frauen vor roter Uferwand“<br />

bei <strong>einer</strong> Hauswedell-Auktion „nur mit Mühe einen Auftragskäufer“ bei 48.000 DM finden.<br />

65


Bürger für den Kauf zweier Picasso Bilder erwähnt. In der ständigen Sammlung des Basler<br />

Kunstmuseums befanden sich zwei Werke Picassos (Arlequin assis <strong>und</strong> Les Deux Frères) aus<br />

der Sammlung Rudolf Staechlin. Als Staechlins Sohn die beiden Bilder 1967 verkaufen woll-<br />

te, führte dies zu <strong>einer</strong> Volksabstimmung, ob die Stadt die Bilder kaufen solle oder nicht.<br />

Nachdem die Bevölkerung zugestimmt hatte, schenkte Picasso dem Kunstmuseum zusätzlich<br />

vier s<strong>einer</strong> Werke <strong>und</strong> die Kunstsammlerin Maja Sacher ein weiteres s<strong>einer</strong> kubistischen<br />

Werke. 181 Laut Emil Bammatter habe dieses Ereignis die Aufmerksamkeit vieler Galeristen<br />

<strong>und</strong> Künstler in der ganzen Welt erregt <strong>und</strong> somit <strong>Basel</strong> als Kunststadt ins Gespräch ge-<br />

bracht. 182 Franz Meyer ist der Meinung, dass dieses Ereignis einen wichtigen Beitrag zur<br />

„Anerkennung der Kunst in der Öffentlichkeit“ bedeutete. 183 Dieses Ereignis könnte ein<br />

Gr<strong>und</strong> dafür sein, dass man sowohl in <strong>Basel</strong> als auch außerhalb <strong>Basel</strong>s die Stadt mit Picasso<br />

verbindet, was die enorme Anzahl an Picassogemälden auf der Messe verständlich machen<br />

würde.<br />

Stärker als im Vorjahr dominieren in Köln die Konzeptkünstler. Der Katalog zählt zehn<br />

Mal Daniel Buren, <strong>und</strong> je sechs Mal Robert Barry, Stanley Brouwn, Jan Dibbets <strong>und</strong> Douglas<br />

Huebler, Lawrence W<strong>einer</strong> <strong>und</strong> fünf Mal Hanne Darboven. (Tabelle 12) Vergleicht man die<br />

Ränge der Konzeptkünstler in der Kunstkompassliste mit jenen des Vorjahres, so ist bei allen<br />

ein deutlicher Anstieg nach oben zu erkennen. Fand man Jan Dibbets im Vorjahr noch auf<br />

Rang 63, belegt er 1974 schon Rang 38. Daniel Buren <strong>und</strong> Lawrence W<strong>einer</strong> waren 1973<br />

noch nicht in der Liste genannt. (Tabelle 14) Dies lässt darauf schließen, dass die Konzept-<br />

künstler im Jahre 1974 einen deutlichen Prestigeanstieg erleben.<br />

Neben den Konzeptkünstlern ist in Köln jedoch auch ein beträchtlicher Anstieg der<br />

Meister der Klassischen Moderne zu beobachten. War in den Jahren 1972 <strong>und</strong> 1973 laut Kata-<br />

log kein Künstler der Gruppe „Brücke“ vertreten, so zeigen die <strong>Galerie</strong>n 1974 zwei bis drei<br />

Mal Kirchner, Nolde, Heckel <strong>und</strong> Pechstein. (Tabelle 12) Ähnliches zeigt sich bei Jawlensky<br />

<strong>und</strong> Kandinsky. Ebenfalls auffällig ist der enorme Anstieg von surrealistischen Künstlern wie<br />

Max Ernst – der 1974 zehn Mal vertreten ist – Magritte, Tanguy, Miró <strong>und</strong> Dalí. Ein Gr<strong>und</strong>,<br />

wie es zu dieser Entwicklung kommen konnte, ist der enorme Zuwachs an neu hinzugekom-<br />

menen <strong>Galerie</strong>n <strong>und</strong> <strong>einer</strong> wahrscheinlich hohen Nachfrage nach diesen Werken. (Siehe Kapi-<br />

tel 4.4.2)<br />

Es stellt sich hier die Frage, warum die Nachfrage nach klassischen Werken so hoch ist.<br />

Ernst BEYELER gibt zu bedenken: „Das Publikum misstraut gewöhnlich zeitgenössischen<br />

181 BEYELER [2005, 21f].<br />

182 Raphael Suter, a.a.O.<br />

183 Franz Meyer in einem Interview. In: Le Bulletin des Arts. Sonderausgabe Art 5’ 74 , 20.06.1974.<br />

66


Künstlern, weil ihr Wert sich noch nicht in der Zeit bestätigt hat“. [BEYELER 2005, 13] Auch<br />

Willy BONGARD betont: „Damals wie heute ist das Käuferpublikum um zwei bis drei Jahr-<br />

zehnte hinter s<strong>einer</strong> Zeit zurück.“ [BONGARD 1967, 42] Als schon „akzeptierte“ <strong>und</strong> „hono-<br />

rierte“ Künstler nennt er im Jahre 1967 Matisse, Braque, Kandinsky, Mondrian, Klee, Magrit-<br />

te, Arp, Giacometti <strong>und</strong> auch die zu diesem Zeitpunkt noch lebenden „modernen Meister“ wie<br />

Picasso, Chagall, Miró, Ernst <strong>und</strong> Kokoschka. [1967, 42] Bongards Aussage, die nahe legt,<br />

dass es kaum Käuferpublikum für zeitgenössische Kunst gibt, muss widersprochen werden.<br />

Die hohen Besucher- <strong>und</strong> Umsatzzahlen auf dem Kölner Kunstmarkt, der bis 1974 hauptsäch-<br />

lich für progressive Kunst steht, widerlegen dies. Dass es jedoch auch viele Interessenten <strong>und</strong><br />

Käufer für die Klassische Moderne gibt, die der zeitgenössischen Kunst gegenüber misstrau-<br />

isch sind, zeigt das Angebot der Basler Messe, die neben Avantgardekunst auch die Werke<br />

der Klassischen Moderne präsentiert <strong>und</strong> damit Erfolg zu haben scheint. Bestätigung findet<br />

dieser Erfolg darin, dass nun durch die partielle Öffnung des Kölner Kunstmarktes auch hier<br />

ähnliche Tendenzen entstehen. Anzumerken sei hier, dass sich dieses Prinzip des gemischten<br />

Programms auf beiden Messen bis heute gehalten hat.<br />

Eine weitere Überlegung weist auf die neue Entwicklung in Köln hin. Ist in den Sechzi-<br />

ger Jahren ein enormer Anstieg an neuen, innovativen Kunstrichtungen wie Pop Art, Minimal<br />

Art, Concept Art, Land Art <strong>und</strong> auch an neuen Formen wie Happening <strong>und</strong> Aktionskunst zu<br />

beobachten, so stellt der Anfang der Siebziger Jahre eine bloße „Verlängerung, Verbreiterung<br />

<strong>und</strong> Verdünnung“ der Leistungen der Sechziger <strong>und</strong> auch der Fünfziger Jahre dar. 184 Somit<br />

wird es auch für die <strong>Galerie</strong>n, die sich progressiv nennen immer schwieriger, jedes Jahr neue,<br />

innovative, avantgardistische Kunst auszustellen.<br />

4.4.4 Resultate, Reflexionen, Tendenzen<br />

Dass in <strong>Basel</strong> trotz der Abteilung „Neue Tendenzen“ die Tendenzen jedoch nicht so neu wa-<br />

ren bemängelt Heidi Bürklin. 185 Sie weist darauf hin, dass das Etablierte dominiere, neue Ak-<br />

zente hingegen kaum zu finden seien. Auch Gottfried Sello betont diese Tendenz <strong>und</strong> schließt<br />

daraus: „Junge, unerprobte Künstler zu präsentieren, die aktuelle Kunstszene sichtbar zu ma-<br />

184 Dies ist ein Teil der Gedanken, die sich Willi Bongard 1972 <strong>und</strong> 1973 über die Situation des Kunstmarktes<br />

macht. Hierauf verweist Volker RATTEMEYER [1986, 82]. Bedauerlicherweise gibt er – wie auch bei anderen<br />

Aussagen s<strong>einer</strong> Publikation – keine Literatur- bzw. Quellenverweise, was die Aussagen nicht überprüfbar<br />

macht. Da diese Überlegungen jedoch auf einen wichtigen Aspekt der Entwicklung der Kunst <strong>und</strong> des Kunstmarktes<br />

hinweisen, sollen sie in der vorliegenden Arbeit diskutiert werden. Tatsächlich sind Anfang der Siebziger<br />

Jahre auf den Kunstmessen kaum neue Stilrichtungen vertreten. Die <strong>Galerie</strong>n präsentieren weiterhin Künstler<br />

der Minimal Art, Concept Art, Arte Povera, etc. (Tabelle 12/13) Die Liste der angesehenen Künstler auf der<br />

Liste Bongards führen wie in den Vorjahren die Pop Art Künstler an. (Tabelle 14)<br />

185 Heidi Bürklin, a.a.O., 24.06.1974.<br />

67


chen, liegt außerhalb der Kompetenzen <strong>und</strong> Zielvorstellungen <strong>einer</strong> Kunstmesse. 186 Sowohl in<br />

<strong>Basel</strong> als auch in Köln wird die hervorragende Qualität gelobt. 187 Des Öfteren wird die Art<br />

’74 mit einem Museum verglichen: „Nie zuvor kam die schon immer nobel ausstaffierte Bas-<br />

ler Kunstmesse einem kostbaren Museum so nah.“ 188 Gottfried Sello sieht die Basler Messe<br />

nicht nur als „rein kommerzielles Unternehmen“, sondern behauptet „sie will sich zur Infor-<br />

mationsmesse, zur Kunstausstellung, zum Sechs-Tage Museum hochstilisieren“ 189 . Zu diesem<br />

Ruf der Messe trägt gewiss die neue Gliederung, die von allen Seiten gelobt wird, einen gro-<br />

ßen Teil bei. „Der Besucher fühlt sich diesmal besonders geführt <strong>und</strong> orientiert.“ 190 Die Mes-<br />

se sei übersichtlicher gegliedert <strong>und</strong> die Kojen großzügig gestaltet. 191 Die Basler Messe hat es<br />

geschafft, ohne die Teilnehmerzahl zu verringern, durch ihre neue Einteilung <strong>und</strong> die „One<br />

Man Shows“ die Veranstaltung klarer zu strukturieren, einem Museum ähnlich zu machen.<br />

Georg Jappe schreibt ähnliches über den Kölner Kunstmarkt: „Kein Museum der Welt<br />

hat auf <strong>einer</strong> Fläche, die etwa zwei bis drei Sälen entspricht, eine so komplette Auswahl des<br />

20. Jahrh<strong>und</strong>erts mit so guten bis hervorragenden Belegen zu bieten.“ 192 Ihm fehle jedoch die<br />

Inszenierung, die den Markt einem Museum gleichgemacht hätte <strong>und</strong> er kritisiert die „fast<br />

bunkerartig gegeneinander verschachtelten“ Kojen. Sowohl Jappe als auch Friedrich beobach-<br />

ten in Köln, dass jede <strong>Galerie</strong> versuche ein geschlossenes, klares Programm zu präsentie-<br />

ren. 193 Neben <strong>einer</strong> ähnlichen Entwicklung beider Messen hin zu größter Qualität <strong>und</strong> Struk-<br />

tur zeigt sich eine weitere Tendenz: Auf beiden Messen seien die Preise enorm gestiegen <strong>und</strong><br />

beide entwickelten sich weg vom „Markt des kleinen Mannes“ hin zu „Investmentmärk-<br />

186<br />

Gottfried Sello, a.a.O., 28.06.1974.<br />

187<br />

Zum Kölner Kunstmarkt schreibt Yvonne Friedrichs: „Die Präsentation ist hervorragend, die Qualität optimal.“<br />

In: Die Weltkunst (1974), 21, S. 1926. Was versteht sie unter Qualität? Sie gibt zwar keine Definition,<br />

versucht jedoch durch ihre Beschreibung darauf hinzuweisen, was für sie Qualität bedeutet: „Die <strong>Galerie</strong> Denise-<br />

René – Hans Mayer […] zeigt auf ihrem makellos schönen, lichten Stand ihr exquisites Programm von Calder,<br />

Newman <strong>und</strong> Kelly…“. Ohne Erläuterung des Begriffs der Qualität hingegen behauptet Barbara Catoir, dass die<br />

Basler Messe „in diesem Jahr ein derart hohes Qualitätsniveau präsentiert, das ihr eine zentrale Rolle zu garantieren<br />

scheint.“ Barbara Catoir: Fünfte Internationale Kunstmesse <strong>Basel</strong> Art 5’74. In: Das Kunstwerk (1974) 5-6<br />

XXVII, S.154.<br />

188<br />

Eduard Beaucamp, a.a.O., 24.6.1974. Auch Heidi Bürklin behauptet, man könne in den sechs Tagen <strong>Basel</strong> ein<br />

„Museum of Modern Art“ erleben. Heidi Bürklin, a.a.O., 24.06.1974.<br />

189<br />

Gottfried Sello, a.a.O., 28.06.1974.<br />

190<br />

Eduard Beaucamp, a.a.O., 24.06.1974.<br />

191<br />

Heidi Bürklin, a.a.O., 24.06.1974.<br />

192<br />

Georg Jappe: Spiegeln die Kunstmessen noch die Kunst? In: FAZ, 21.10.1974, S. 21.<br />

193<br />

Yvonne Friedrichs formuliert es lobend: „Trotz des bereits überreichen Angebots von 73 Galeristen […] ist<br />

der Eindruck nicht verwirrend. Immer wieder wurden gezielt Schwerpunkte gesetzt durch <strong>Galerie</strong>programme,<br />

die sich auf wenige Künstler <strong>und</strong> bestimmte Stilrichtungen beschränken.“ Yvonne Friedrichs, a.a.O. Georg Jappe<br />

sieht diese Tendenz kritisch: „Und in jeder Koje findet sozusagen eine kleine Supereröffnung statt, von der Accrochage<br />

bis zur Einzelausstellung, so chic, so perfekt, so ‚seriös’ wie möglich. Das, womit Konrad Fischer <strong>und</strong><br />

Hans Mayer herausragten, die gestochene Visitenkarte: das machen nun alle.“ Ihm fehle jedoch die Lebendigkeit.<br />

Georg Jappe, a.a.O., 21.10.1974. Ob diese Entwicklung als positiv oder negativ zu bewerten ist, sei dahingestellt;<br />

sie zeigt jedenfalls welches Messemodell für die Präsentation der <strong>Galerie</strong>n sich bis zum Jahr 1974<br />

durchsetzt: ein auf wenige Künstler reduziertes, ausgewähltes <strong>Galerie</strong>programm.<br />

68


ten“. 194 Trotz den ähnlichen Entwicklungen auf beiden Messen behaupten Pressestimmen<br />

1974, dass <strong>Basel</strong> Köln den Rang abgelaufen habe. So hört man von Eduard Beaucamp: „Das<br />

Wettrennen mit den Kölner <strong>und</strong> Düsseldorfer Konkurrenzunternehmen scheint heute ent-<br />

schieden.[…] 1970 schien noch alles offen. Doch bereits durch seine Konstruktion war das<br />

offene <strong>und</strong> liberale Basler Modell dem exklusiven Kölner <strong>Galerie</strong>verband mit seinem Mono-<br />

polanspruch überlegen.“ 195 Der Erfolg der Basler Messe verstärkt sich durch die Konkurrenz<br />

<strong>und</strong> den damit einhergehenden Streitigkeiten <strong>und</strong> gegenseitigen Abwerbungsversuchen von<br />

<strong>Galerie</strong>n zwischen Köln <strong>und</strong> Düsseldorf. Für Yvonne Friedrichs sind die Kölner <strong>und</strong> Düssel-<br />

dorfer Messen „ein Beispiel wirtschaftlicher Unvernunft, rückhaltslosen egoistischen Ge-<br />

winn- <strong>und</strong> Prestigestrebens <strong>und</strong> mangelnder Kooperationsbereitschaft, die man einseitig Köln<br />

anlasten muß.“ 196 Bestätigt wird diese Aussage durch Ingo Kümmel, den Mitbegründer der<br />

IKI, der 1974 Köln <strong>und</strong> Düsseldorfs Chance, „zum wichtigsten internationalen Kunstzentrum<br />

nach New York zu werden“ als verspielt ansieht. Gründe hierfür seien u. a. die „ewigen Que-<br />

relen“ zwischen dem Kölner Kunstmarkt <strong>und</strong> der IKI, welchen der internationale Kunstmarkt<br />

überdrüssig sei, <strong>und</strong> in deren Streit er nicht hineingezogen werden wolle. Dies ist für Kümmel<br />

<strong>einer</strong> der Gründe, warum <strong>Basel</strong> „unzweifelhaft“ im Vorteil sei. 197 Auch Georg Jappe sieht in<br />

den beiden „konkurrierenden Riesenmessen im Abstand von 60 km“ ein Problem <strong>und</strong> folgert<br />

hieraus: „Die Basler Kunstmesse ist die lachende Dritte, die Architektur <strong>und</strong> die Jahreszeit<br />

sind fre<strong>und</strong>licher, das psychische <strong>und</strong> ökonomische Klima lockerer.“ 198 Tatsächlich wirkt die<br />

Architektur der Basler Messehallen offen <strong>und</strong> fre<strong>und</strong>lich, da diese sich zum R<strong>und</strong>hof hin öff-<br />

nen <strong>und</strong> so den Einfall von Tageslicht gewährleisten. (Abb. 8-10) Paul Weder weist darauf<br />

hin, dass sich der Besucher durch den R<strong>und</strong>hof leichter orientieren könne, <strong>und</strong> Barbara Catoir<br />

spricht von <strong>einer</strong> glücklicheren Architektur der Basler Messehallen im Vergleich zu Düssel-<br />

194<br />

Jappe weist darauf hin, dass die „Spekulanten“ in <strong>einer</strong> Pressemitteilung erstmals offen genannt würden:<br />

„Privatsammler, Museumsfachleute <strong>und</strong> Vertreter des Kunstinvestments aus vielen Ländern haben ihren Besuch<br />

in Köln angekündigt.“ Jappe behauptet sogar, dass der kleine Privatsammler kaum mehr erwünscht sei, da Käufe<br />

unter 1.000 DM kaum mehr möglich seien. Ebd. Dies liegt mitunter sicherlich daran, dass laut Yvonne Friedrichs<br />

kaum Grafik angeboten wurde, sondern hauptsächlich Originale. Yvonne Friedrichs, a.a.O. Sowohl Georg<br />

Jappe als auch Eduard Beaucamp beklagen, dass in Köln bzw. <strong>Basel</strong> die Werke kaum mit Preisen versehen seien.<br />

Eduard Beaucamp schreibt: „Die Preise sind, wo sie überhaupt noch mitgeteilt werden, enorm gestiegen. Wo<br />

man auch hinhört, das Geschäft scheint exklusiv unter Händlern zu laufen.“ Beaucamp, a.a.O., 24.06.1974. Bestätigt<br />

wird diese Aussage von Gottfried Sello, a.a.O., 28.06.1974.<br />

195<br />

Beaucamp, a.a.O., 24.6.1974.<br />

196<br />

Yvonne Friedrichs, a.a.O.<br />

197<br />

Ingo Kümmel: Verspielte Chancen. In: Das Kunstwerk (1974), 5-6 XXVII, S. 6.<br />

198<br />

Georg Jappe, a.a.O., 21.10.1974. Jappe präzisiert nicht, was er unter dem „psychischen Klima“ versteht. Er<br />

könnte jedoch auf die Streitigkeiten <strong>und</strong> Abwerbungsversuche der Kölner <strong>und</strong> Düsseldorfer Veranstalter anspielen.<br />

69


dorf oder Köln, da die Hallen in zwei Etagen unterteilt seien, die eine intimere <strong>und</strong> „weniger<br />

ermüdende Atmosphäre als Großhallen“ schaffen. 199<br />

1974 trifft der Besucher in <strong>Basel</strong> auf eine übersichtlichere Messstruktur als in den Vor-<br />

jahren. Diese neue Strategie wird konsequent umgesetzt <strong>und</strong> mit Bezeichnungen wie „One<br />

Man Show“ <strong>und</strong> „Neue Tendenzen“ dem Besucher transparent gemacht. Ganz besonders tritt<br />

in diesem Jahr die Vorreiterfunktion <strong>Basel</strong>s hervor, denn die Struktur des „Internationalen<br />

Kunstmarkts Köln“ wird der Struktur der Basler „Art“ angeglichen. So wird eine höhere Teil-<br />

nehmerzahl zugelassen <strong>und</strong> der Standort in eine Messehalle verlagert, womit unterschiedliche<br />

Kojengrößen einhergehen. Außerdem präsentiert Köln vermehrt Kunst, die vor 1910 entstan-<br />

den ist <strong>und</strong> gestaltet den Messekatalog in Anlehnung an den Basler Katalog. Auch die Messe-<br />

architektur <strong>Basel</strong>s erweist sich als vorteilhafter. Die Streitigkeiten zwischen den Düsseldorfer<br />

<strong>und</strong> Kölner Veranstaltern verschlechtern die Stimmung auf den Messen im Rheinland weiter,<br />

während die Basler Messe 1974 in der Presse überwiegend gelobt wird. Daher kann man mit<br />

der Art 5’74 von einem Durchbruch sprechen <strong>und</strong> bestätigen, dass sie den Kölner Kunstmarkt<br />

überholt hat.<br />

199 Paul Weder, a.a.O., 21.6.1973; Barbara Catoir, a.a.O.<br />

70


5 Fazit <strong>und</strong> Ausblick<br />

Die <strong>Entstehung</strong> <strong>und</strong> die ersten Erfolge des Phänomens Kunstmesse sind dem Kölner Kunst-<br />

markt zuzuschreiben. Die Messe nimmt vielen Besuchern die Schwellenangst vor den Gale-<br />

rien, führt zu <strong>einer</strong> größeren Preistransparenz <strong>und</strong> Popularisierung von zeitgenössischer<br />

Kunst. Die hohen Besucherzahlen <strong>und</strong> der große finanzielle Erfolg zeigen, dass eine Nachfra-<br />

ge nach dieser Form Kunst zu präsentieren <strong>und</strong> zu verkaufen ab den Sechziger Jahren vorhan-<br />

den ist. Der Messeerfolg führt zusätzlich zu einem hohen Zuwachs an <strong>Galerie</strong>n in der Stadt<br />

Köln, die sich somit zum deutschen Kunsthandelszentrum entwickelt. Köln hat mindestens<br />

bis 1971 den Ruf inne, die bedeutendste Kunstmesse zu sein, was die hohen Besucherzahlen<br />

<strong>und</strong> Reaktionen auf den Boykottaufruf gegen <strong>Basel</strong> zeigen: Fast alle <strong>Galerie</strong>n entscheiden<br />

sich für Köln. Des Weiteren präsentieren Anfang der Siebziger Jahre – im Vergleich zur Art<br />

<strong>Basel</strong> – vor allem die <strong>Galerie</strong>n auf dem Kunstmarkt Köln die neuesten Strömungen wie bei-<br />

spielsweise Konzeptkunst.<br />

Der Verein progressiver deutscher Kunsthändler leistet mit dem Kölner Kunstmarkt Pi-<br />

onierarbeit, die jedoch auch viel Kritik hervorruft, welche wiederum zeigt, dass die perfekte<br />

Form für eine Kunstmesse noch nicht gef<strong>und</strong>en wurde. Davon zeugen auch die zahlreichen<br />

Gegenveranstaltungen <strong>und</strong> Künstlerproteste. Die Kritik an der Exklusivität des Kölner<br />

Kunstmarktes ist sicherlich ein wichtiger Faktor, welcher der Basler Messe von Anfang an zu<br />

<strong>einer</strong> verbesserten Form verhilft, die letztendlich zu ihrem Erfolg führt. Dieser lässt sich in<br />

verschiedene Faktoren unterteilen, wie beispielsweise der Standort. Die Schweiz ist ein wirt-<br />

schaftlich stabiles Land, in welchem die Galeristen zu keinen Folgerechtsabgaben verpflichtet<br />

sind. Der Standort <strong>Basel</strong> eignet sich sehr gut für eine Messe, da er sich im Dreiländereck zwi-<br />

schen Frankreich <strong>und</strong> Deutschland befindet <strong>und</strong> <strong>Basel</strong> eine der finanzstärksten Städte der<br />

Schweiz ist. Des Weiteren verfügt <strong>Basel</strong> über bedeutende Museen, insbesondere das Kunst-<br />

museum, dessen Direktor Franz Meyer Mitglied des Messekomitees der Art <strong>Basel</strong> ist. Von<br />

Vorteil ist auch die zentral gelegene Schweizer Mustermesse, die auf eine langjährige Erfah-<br />

rung in der Organisation <strong>und</strong> Durchführung von Messen zurückblicken kann.<br />

Neben guten Voraussetzungen in Bezug auf den Standort verhilft die Organisation <strong>und</strong><br />

Struktur der Art <strong>Basel</strong> zu ihrem Erfolg. Indem sie international ausgerichtet ist, kann sie auch<br />

auf dem internationalen Markt mithalten <strong>und</strong> Galeristen <strong>und</strong> Sammler können hier Preise ver-<br />

gleichen <strong>und</strong> weltweit Kontakte knüpfen. Dies ist von großer Bedeutung, da sich das wich-<br />

tigste Kunsthandelszentrum in New York befindet <strong>und</strong> wie Eduard Beaucamp treffend aus-<br />

71


drückt, gewährleisten nur „internationale Foren“ einen zuverlässigen Marktüberblick. 200 Auch<br />

der Zeitpunkt ist sinnvoll ausgewählt, da er nahe an bedeutenden Auktionen wie bei Kornfeld,<br />

an der Biennale in Venedig <strong>und</strong> der documenta liegt, was viele ausländische Besucher veran-<br />

lasst, die Termine im Urlaubsmonat Juni mit einem Messebesuch zu verbinden. Hilfreich für<br />

den Erfolg der Art <strong>Basel</strong> sind auch die Mitglieder des Messekomitees wie Franz Meyer <strong>und</strong><br />

vor allem Ernst Beyeler, der durch seine internationalen Kontakte bedeutende ausländische<br />

<strong>Galerie</strong>n zu <strong>einer</strong> Teilnahme veranlasst. Auch heben seine stets in der Presse gelobten muse-<br />

umsähnlichen Präsentationen das Niveau der Messe.<br />

Weitere <strong>Erfolgs</strong><strong>faktoren</strong> der Art <strong>Basel</strong> sind gleichzeitig Entwicklungen, die sich bis<br />

heute gehalten haben: Die Anzahl der Aussteller hat sich heute bei vielen Messen auf 200 -<br />

300 eingependelt. 201 Ob diese „Mammutmessen“ – als welche die Art <strong>Basel</strong> von Beginn an<br />

gesehen wird – eine positive oder negative Entwicklung darstellen, sei dahingestellt; sie zei-<br />

gen jedoch eindeutig, dass sich das Basler Konzept gegenüber dem Kölner durchgesetzt hat.<br />

Um Internationalität bemühen sich heute fast alle Messen, auch die Art Cologne, die sich<br />

dementsprechend nun ebenfalls „<strong>ART</strong>“ nennt. Wie in <strong>Basel</strong> schon von Beginn an, so setzt<br />

besonders ab 1974 auch in Köln die Entwicklung ein, einen Überblick über die Kunst des 20.<br />

<strong>und</strong> 21. Jahrh<strong>und</strong>erts zu geben. Dem gleich tun es die Kunstmessen FIAC in Paris, ARCO in<br />

Madrid <strong>und</strong> auch die Art Karlsruhe. Die schon 1972 von Gottfried Sello festgestellte Tendenz<br />

der Institution Kunstmesse hat sich bis heute erhalten: „Kunstmärkte […] ob sie sich aktuell<br />

oder progressiv nennen, sind retrospektiv eingestellt, sie versuchen eine möglichst komplette<br />

Übersicht der Kunst des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts [zu zeigen].“ (Siehe Kapitel 4.2.4) 202 Die Basler<br />

Messeleitung hat diese Tendenz schon sehr früh erkannt, wie auch die Bedeutung von pres-<br />

sewirksamen Zusatzveranstaltungen, die heute bei den meisten Messen ein fester Bestandteil<br />

geworden sind. Die Art <strong>Basel</strong> scheint bis heute durch ihre ständigen Neuerungen eine Vorrei-<br />

terfunktion inne zu haben. Um nur ein Beispiel zu nennen: 2002 entsteht die Tochtermesse<br />

der Art <strong>Basel</strong>, die Art <strong>Basel</strong> Miami Beach. Fünf Jahre später werden nun die Veranstalter der<br />

200 Eduard Beaucamp, a.a.O., 25.6.1973.<br />

201 Auf der Art Cologne nahmen 2007 306 Aussteller teil, inklusive 117 Verlagen, Institutionen, etc. Quelle:<br />

http://www.artcologne.de/wDeutsch/artcologne/img/dokumente/ArtCologne_Daten_Fakten.pdf. Bei der Madrider<br />

Kunstmesse ARCO zählten die Veranstalter 2007 an die 250 <strong>Galerie</strong>n. Quelle:<br />

http://www.ifema.es/ferias/arco/default.html. In <strong>Basel</strong> waren 2007 über 300 <strong>Galerie</strong>n vertreten. Quelle:<br />

http://www.art.ch/go/id/elb. Bei FIAC in Paris werden 2007 voraussichtlich 171 <strong>Galerie</strong>n teilnehmen. Quelle:<br />

http://www.fiacparis.com/themes/front/pdf/uk/exhibitor_list.pdf.<br />

202 Auf der Homepage der Art Cologne ist zu lesen, dass die internationalen <strong>Galerie</strong>n auf der Messe „einen umfassenden<br />

Überblick über das Kunstgeschehen des 20. <strong>und</strong> 21. Jahrh<strong>und</strong>erts – von der Klassischen Moderne bis<br />

zu aktuellsten Kunstproduktionen“ geben. Quelle: http://www.artcologne.de. Gleiches gilt für ARCO in Madrid:<br />

“The work on view covers the historical avant-gardes, classic contemporary and emerging art.” Quelle:<br />

http://www.ifema.es/ferias/arco/default_i.html. Auch das Programm der <strong>Galerie</strong>n, die bei FIAC in Paris ausstellen,<br />

schließt Werke der Klassischen Moderne ein. Quelle: http://www.fiacparis.com/galeries.php?lang=uk.<br />

72


Art Cologne vom 19.-23. September 2007 ebenfalls eine Tochtermesse – die Art Cologne<br />

Palma de Mallorca – auf Mallorca ausrichten.<br />

Die vorliegende Arbeit hat die <strong>Entstehung</strong>sjahre <strong>und</strong> die wichtigen <strong>Erfolgs</strong><strong>faktoren</strong> der<br />

Anfangsjahre der Art <strong>Basel</strong> von 1970 bis 1974 dargelegt. Der finanzielle Erfolg der Messe<br />

konnte mangels verwendbarer Daten nicht berücksichtigt werden <strong>und</strong> bleibt eine offene For-<br />

schungsfrage. Offen bleibt auch die Frage, wie sich in den Jahren ab 1975 weitere <strong>Erfolgs</strong>kri-<br />

terien der Art <strong>Basel</strong> herausentwickelten. Eine Analyse dieser Jahre, die bis jetzt vollkommen<br />

unerforscht sind, wäre in Bezug auf die Bedeutung der Messe eine lohnende Aufgabe für wei-<br />

tere Forschungsarbeiten.<br />

73


Literatur <strong>und</strong> Abkürzungen<br />

K67-74 = Kataloge des Kölner Kunstmarktes von 1967 bis 1974<br />

B70-B77 = Kataloge der Art <strong>Basel</strong> von 1970 bis 1977<br />

ZADIK = Zentralarchiv des Internationalen Kunsthandels e. V.<br />

BÄTZNER, Nike: Arte Povera: zwischen Erinnerung <strong>und</strong> Ereignis. Nürnberg 2000.<br />

BAUMANN, Margret: Die <strong>Entstehung</strong> des Kunstkompass. In: Rohr-Bongard, Linde (Hrsg.):<br />

Kunst = Kapital. Der Capital Kunstkompass von 1970 bis heute. Köln 2001, S. 10-15.<br />

BEYELER, Ernst; MORY, Christophe: Leidenschaftlich für die Kunst. Zürich 2005.<br />

BLOCHMANN, Georg: Das W<strong>und</strong>er von Köln. Zum Wiederbeginn der Kölner Museen nach<br />

1945. In: Kunst <strong>und</strong> Kultur in Köln nach 1945. Herausgegeben vom Historischen Archiv<br />

der Stadt Köln. Köln 1996, S. 191-206.<br />

BLOCK, René (Hrsg.): Grafik des Kapitalistischen Realismus. Berlin 1971.<br />

BOLL, Dirk: Der Kampf um die Kunst. Handel <strong>und</strong> Auktionen positionieren sich am<br />

Kunstmarkt. Dissertation am Institut für Kulturmanagement der Pädagogischen<br />

Hochschule Ludwigsburg 2004. Halle 2005.<br />

BONGARD, Willi: Kunst & Kommerz. Zwischen Passion <strong>und</strong> Spekulation. Oldenburg<br />

Hamburg 1967.<br />

CHRISTOPHERSEN, Doris: Umfeldanalyse von Kunsthandels- <strong>und</strong> Kunstauktionsunternehmen:<br />

Ein Beitrag zur Ökonomie des Kunstmarktes. Bergisch Gladbach 1995.<br />

HACKENBERG, Kurt: Ausstellungen in Köln. In: Ausstellungen in Köln 1946-1966. Amt für<br />

Kunst <strong>und</strong> Volksbildung (Hrsg.). Köln 1966.<br />

HERCHENRÖDER, Christian: Die Kunstmärkte. Unveränderter Nachdruck der völlig revidierten<br />

<strong>und</strong> ergänzten Neuauflage von 1979. Düsseldorf 1990.<br />

HERSTATT, Claudia: Fit für den Kunstmarkt. Ostfilder-Ruit 2002.<br />

HERZOG, GÜNTER; JACOBS, BRIGITTE (Hrsg.): Sediment. Mitteilungen zur Geschichte des<br />

Kunsthandels (2003) 6.<br />

HERZOG, Günter: Aus dem Himmel auf den Markt. Die <strong>Entstehung</strong> der Kunstmesse <strong>und</strong> die<br />

„Säkularisierung“ der Modernen Kunst. In: Sediment. Mitteilungen zur Geschichte des<br />

Kunsthandels (2003) 6, S. 11-18.<br />

HERZOGENRATH, Wulf; LUEG, Gabriele (Hrsg.): Die 60er Jahre: Kölns Weg zur<br />

Kunstmetropole. Vom Happening zum Kunstmarkt. Köln 1986.<br />

74


HOLTMANN, Heinz (Hrsg.): Concept Art [Ausstellungskatalog, Kunstverein Braunschweig,<br />

25. Januar bis 17. Februar 1974] Braunschweig 1974.<br />

HOLTMANN, Heinz: Amerikanischer Fotorealismus. Grafik. [Ausstellungskatalog,<br />

Kunstverein Braunschweig 14. September bis 28. Oktober 1973] Braunschweig 1973.<br />

HONNEF, Klaus: Concept Art. In: Holtmann, Heinz (Hrsg.): Concept Art.<br />

[Ausstellungskatalog, Kunstverein Braunschweig, 25. Januar bis 17. Februar 1974]<br />

Braunschweig 1974.<br />

ILLNER, Eberhard: „Kenner, kauft Kunst in Köln auf dem Kunstmarkt 68“. Die Stadt Köln<br />

<strong>und</strong> der Kölner Kunstmarkt. In: Sediment. Mitteilungen zur Geschichte des Kunsthandels<br />

(2003) 6, S. 43-58.<br />

ILLNER, Eberhard: Von der Botschaft zur Gesellschaftskritik. Kulturpolitik 1945-1979. In:<br />

Kunst <strong>und</strong> Kultur in Köln nach 1945. Herausgegeben vom Historischen Archiv der Stadt<br />

Köln. Köln 1996, S. 13-44.<br />

JAKOBS, Brigitte: Im Spannungsfeld zwischen Kunstelite <strong>und</strong> Populärkultur. Der Kölner<br />

Kunstmarkt <strong>und</strong> seine Gegen- <strong>und</strong> Konkurrenzveranstaltungen in der Medienkritik. In:<br />

Sediment. Mitteilungen zur Geschichte des Kunsthandels (2003) 6, S. 25-42.<br />

JAPPE, Elisabeth: Performance Ritual Prozeß. Handbuch der Aktionskunst in Europa.<br />

München New York 1993.<br />

JAPPE, Georg: Ein kurzer Traum mit langen Folgen. In: Herzogenrath, Wulf; Lueg, Gabriele<br />

(Hrsg.): Die 60er Jahre: Kölns Weg zur Kunstmetropole. Vom Happening zum<br />

Kunstmarkt. Köln 1986, S. 572-575.<br />

KÖLTZSCH, Georg-W.: Informel in Deutschland. In: Anna, Susanne (Hrsg.): Die Informellen<br />

von Pollock bis Schumacher. [anlässlich der gleichnamigen Ausstellung vom 13.9. –<br />

22.11.1998 <strong>und</strong> des Morsbroicher Kolloquiums (21.11.1998) im Städtischen Museum<br />

Leverkusen Morsbroich] Ostfildern-Ruit 1999, S. 23-32.<br />

KRÜGER, Werner: Vom Kunstmarkt 67 zur Art Cologne 96. Herausgegeben von der<br />

KölnMesse <strong>und</strong> dem B<strong>und</strong>esverband Deutscher <strong>Galerie</strong>n. Köln 1996.<br />

LINK, Jochen: Pop Art in Deutschland. Die Rezeption der amerikanischen <strong>und</strong> englischen Pop<br />

Art durch deutsche Museen, <strong>Galerie</strong>n, Sammler <strong>und</strong> ausgewählte Zeitungen in der Zeit<br />

von 1959 bis 1972. Stuttgart 2000.<br />

LIPPERT, Werner: 1965. Fragmente <strong>einer</strong> Reise durch die Kunst. 1975. In: Concept Art,<br />

Minimal Art, Arte Povera, Land Art. [Ausstellungskatalog, Kunsthalle Bielefeld,<br />

18. Februar – 8. April 1990] Stuttgart 1990, S. 9-78.<br />

75


LIVINGSTONE, Marco: Pop Art. [Ausstellungskatalog, Museum Ludwig Köln, 22. Januar -<br />

21. April 1992] München 1992.<br />

LUEG, Gabriele: Studien zur Malerei des deutschen Informel. Aachen 1983.<br />

MAUR, Karin von: Munch, Nolde, Beckmann… Private Kunstschätze aus Süddeutschland<br />

[Ausstellungskatalog, Staatsgalerie Stuttgart, 3.7.-7.11.2004] Heidelberg 2004.<br />

MEYER, Franz: Nach dem Abstrakten Expressionismus. Ein Rückblick auf die Minimal Art.<br />

Vortrag im Kunstmuseum <strong>Basel</strong> 1988. In: Friedli, Isabel (Hrsg.): Franz Meyer. Testfälle<br />

der Kunstgeschichte. Von Odilon Redon bis Bruce Nauman. <strong>Basel</strong> 2005.<br />

MONTEIL, Annemarie: Trudl Bruckner. Die frühen Jahre. Die Galeristin. Im inneren Kreis.<br />

<strong>Basel</strong> 2001.<br />

MONTEIL, Annemarie: Zeigen, schauen, kaufen: 25 Jahre Art, 1970-1994. <strong>Basel</strong> 1994.<br />

NEUBURGER, Susanne (Hrsg.): Nouveau Réalisme. Wien 2005.<br />

OSCHATZ, Andreas: Kunstmessen in Deutschland <strong>und</strong> der Schweiz als Indikator für die<br />

Entwicklung des Kunstmarktes. Diplomarbeit Albert-Ludwigs-Universität Freiburg 1995.<br />

RATTEMEYER, Volker: 20 Jahre Kunstmarkt. Herausgegeben vom B<strong>und</strong>esverband Deutscher<br />

<strong>Galerie</strong>n e.V. Köln 1986.<br />

RICHTER, Horst: Geschichte der Malerei im 20. Jahrh<strong>und</strong>ert. Stile <strong>und</strong> Künstler. Köln ²1998.<br />

ROHR-BONGARD, Linde (Hrsg.): Kunst = Kapital. Der Capital Kunstkompass von 1970 bis<br />

heute. Köln 2001.<br />

ROTZLER, Willy: Konstruktive Konzepte. Zürich ³1995.<br />

ROTZLER, Willy: Objektkunst: von Duchamp bis zur Gegenwart. Köln 1981.<br />

RUHRBERG, Karl: Malerei. In: Walther, Ingo F. (Hrsg.): Kunst des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts. Bd. 1.<br />

Köln ²2005.<br />

SCHMIDT, Katharina; URSPRUNG, Philip: White Fire – Flying Man. Amerikanische Kunst<br />

1959-1999 in <strong>Basel</strong>. <strong>Basel</strong> 1999.<br />

SCHMIED, Wieland: 200 Jahre Phantastische Malerei. Berlin 1973.<br />

SCHNECKENBURGER, Manfred: Skulpturen <strong>und</strong> Objekte. In: Walther, Ingo F. (Hrsg.): Kunst<br />

des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts. Bd. 2. Köln ²2005, S. 407-575.<br />

SCHNECKENBURGER, Manfred (Hrsg.): documenta. Idee <strong>und</strong> Institution. Tendenzen Konzepte<br />

Materialien. München 1983.<br />

SCHNEEDE, Uwe M.: Die Kunst des Surrealismus. München 2006.<br />

SCHNEEDE, Uwe M.: Amerikanischer Fotorealismus [Ausstellungskatalog, Württembergischer<br />

Kunstverein, 16. November - 26. Dezember 1972] Stuttgart 1972.<br />

76


STÜNKE, Hein: Bemerkungen zur Vorgeschichte <strong>und</strong> Geschichte des Kölner Kunstmarktes.<br />

In: Herzogenrath, Wulf (Hrsg.): Die 60er Jahre. Kölns Weg zur Kunstmetropole. Vom<br />

Happening zum Kunstmarkt. Köln 1986, S. 342-346.<br />

TETTINGER, Peter J.; WANK, Rolf: Gewerbeordnung. München 1999.<br />

THOMAS, Karin: Bis Heute: Stilgeschichte der bildenden Kunst im 20. Jahrh<strong>und</strong>ert. Köln<br />

1986.<br />

THURN, Hans Peter: Der Kunsthändler. Wandlungen eines Berufes. München 1994.<br />

WEINH<strong>ART</strong>, Martina; HOLLEIN, Max: OP <strong>ART</strong>. [Ausstellungskatalog, Schirn Kunsthalle<br />

Frankfurt, 17.2.- 20.5. 2007] Köln 2007.<br />

ZDENEK, Felix (Hrsg.): Arte Povera 1971 <strong>und</strong> 20 Jahre danach. Köln 1991.<br />

ZELLWEGER, Harry: Kunst in <strong>Basel</strong>. In: Fischer, Robert; Russek, Pidu P. (Hrsg.): Kunst in der<br />

Schweiz. Köln 1991, S. 50-73.<br />

ZUSCHLAG, Christoph: Undeutbar – <strong>und</strong> doch bedeutsam. Überlegungen zur informellen<br />

Malerei. In: Zuschlag, Christoph; Gerke, Hans; Frese, Anette (Hrsg.): Brennpunkt<br />

Informel. Köln 1998, S. 38-44.<br />

ZWIRNER, Rudolf: Ausverkauf der Moderne. Die Entwicklung des Kunsthandels nach 1945.<br />

In: Jäger, Joachim; Schuster, Peter-Klaus (Hrsg.): Das Ende des XX. Jahrh<strong>und</strong>erts.<br />

Standpunkte zur Kunst in Deutschland. Köln 2000, S.47-68.<br />

77


Katalogverzeichnis<br />

K67: Kunstmarkt 67 [Hrsg.: Verein progressiver Kunsthändler e.V.] Köln 1967.<br />

K68: Kunstmarkt – 68 [Hrsg.: Verein progressiver Kunsthändler e.V.] Köln 1968.<br />

K69: Kunstmarkt Köln 1969 [Hrsg.: Verein progressiver Kunsthändler e.V.] Köln 1969.<br />

K70: Kölner Kunstmarkt 70 [Hrsg.: Verein progressiver Kunsthändler e.V.] Köln 1970.<br />

K71: Kölner Kunstmarkt ’71 [Hrsg.: Verein progressiver Kunsthändler e.V.] Köln 1971.<br />

K72: Kölner Kunstmarkt 1972 [Hrsg.: Verein progressiver Kunsthändler e.V.] Köln 1972.<br />

K73: 7. Kölner Kunstmarkt. Zeitschrift des Vereins progressiver deutscher Kunsthändler<br />

<strong>und</strong> Katalog zum 7. Kölner Kunstmarkt. Köln 1973.<br />

K74: Internationaler Kunstmarkt Köln 1974. [Hrsg.: Messe- u. Ausstellungs-Ges. mbH<br />

Köln in Zusammenarbeit mit der Europäischen Kunsthändler-Vereinigung e.V., Köln]<br />

Köln 1974.<br />

B70: Internationale Kunstmesse Salon International International Art Fair. <strong>Basel</strong> 1970.<br />

B71: Art 2’71 Zweite Internationale Kunstmesse <strong>Basel</strong>. <strong>Basel</strong> 1971.<br />

B72: Art 3’72 Dritte Internationale Kunstmesse Art 3’72 <strong>Basel</strong>. <strong>Basel</strong> 1972.<br />

B73: Art 4’73 Vierte Internationale Kunstmesse <strong>Basel</strong>. <strong>Basel</strong> 1973.<br />

B74: Art 5’74 Fünfte Internationale Kunstmesse <strong>Basel</strong>. <strong>Basel</strong> 1974.<br />

B75: Art 6’75 Sechste Internationale Kunstmesse <strong>Basel</strong>. <strong>Basel</strong> 1975.<br />

B76: Art 7’76 Siebte Internationale Kunstmesse <strong>Basel</strong>. <strong>Basel</strong> 1976.<br />

78


Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 1: Überblick über die Art <strong>Basel</strong>. Quellen: B70-74, MONTEIL [1994], <strong>Hilt</strong> (Quelle 24).<br />

Tabelle 2: Überblick über den Kölner Kunstmarkt. Quellen: K67-74, HERZOG/JAKOBS<br />

[2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />

Tabelle 3: Meistvertretene Künstler auf dem Kunstmarkt '67. Quelle: K67.<br />

Tabelle 4: Meistvertretene Künstler auf dem Kunstmarkt '68. Quelle: K68.<br />

Tabelle 5: Meistvertretene Künstler auf dem Kunstmarkt '69. Quelle: K69.<br />

Tabelle 6: Meistvertretene Künstler im Jahr 1970. Quellen: K70; B70.<br />

Tabelle 7: Meistvertretene Künstler im Jahr 1971. Quellen: K71; B71.<br />

Tabelle 8: Meistvertretene Künstler im Jahr 1972. Quellen: K72; B72.<br />

Tabelle 9: Meistvertretene Künstler im Jahr 1973. Quellen: K73; B73.<br />

Tabelle 10: Meistvertretene Künstler im Jahr 1974. Quellen: K74; B74.<br />

Tabelle 11: Vertretene <strong>Galerie</strong>n Art <strong>Basel</strong>/Kunstmarkt Köln. Quellen: K67-74; B70-74.<br />

Tabelle 12: Künstler auf dem Kölner Kunstmarkt. Quellen: K67-74.<br />

Tabelle 13: Künstler auf der Art <strong>Basel</strong>. Quellen: B70-74.<br />

Tabelle 14: Rangliste des Kunstkompass' 1970-1974. Quellen: ROHR-BONGARD [2001]; K70-<br />

74; B70-74.<br />

79


Abbildungsverzeichnis<br />

Abb. 1: Kojenplan des Kunstmarktes Köln '67. In: HERZOG/JAKOBS [2003]:<br />

Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />

Abb. 2: Kojenarchitektur, Gürzenich, Kunstmarkt '67. In: HERZOG/JAKOBS [2003]:<br />

Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />

Abb. 3: Koje der <strong>Galerie</strong> Änne Abels, Gürzenich, Kunstmarkt '67. In: HERZOG/JAKOBS<br />

[2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />

Abb. 4: Gr<strong>und</strong>riss, Kunsthalle Köln, Kunstmarkt ’68. In: HERZOG/JAKOBS [2003]:<br />

Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />

Abb. 5: Kunsthalle Untergeschoss, Kunstmarkt ’68. In: HERZOG/JAKOBS [2003]:<br />

Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />

Abb. 6: Gr<strong>und</strong>riss, Hallen 8/9, Art ’70. In: B70, 18f.<br />

Abb. 7: Blick von der <strong>Galerie</strong> auf die Messehalle 8, Art ’70. In: Claudia Herstatt: Das<br />

Auge der Art <strong>Basel</strong>. In: Weltkunst Contemporary (2006) 2, S. 48.<br />

Abb. 8: Gr<strong>und</strong>riss, Hallen 10/12, Art 4’73. In: B72, 486f.<br />

Abb. 9: Blick in die Messehalle, Art 5’74. In: Archiv Art <strong>Basel</strong>, Ordner: Fotos.<br />

Abb. 10: Blick in den R<strong>und</strong>hof, 1976. In: Archiv Art <strong>Basel</strong>, Ordner: Fotos.<br />

Abb. 11: Kojenplan, Internationaler Kunstmarkt Köln `74: In: HERZOG/JAKOBS [2003]:<br />

Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />

80


Quellenverzeichnis<br />

Quelle 1: Zentralarchiv des Internationalen Kunsthandels e.V (ZADIK) C2, IV, 15, Bl. 13-<br />

17, Redemanuskript Hein Stünkes vom 23.5.1966. In: Herzog/Jacobs [2003]:<br />

Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />

Quelle 2: ZADIK C2, IV, 15, Bl. 93-94, Protokoll des ersten Treffens des Vereins<br />

progressiver deutscher Kunsthändler vom 23.5.1966. In: Herzog/Jacobs [2003]:<br />

Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />

Quelle 3: ZADIK C2, IV, 15, Bl. 41-42, Protokoll der Gründungsversammlung des Vereins<br />

progressiver deutscher Kunsthändler vom 4.7.1966. In: Herzog/Jacobs [2003]:<br />

Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />

Quelle 4: ZADIK A12, XVII, 6, Bl. 1-7; Satzung des Vereins progressiver deutscher<br />

Kunsthändler e.V. vom 25.11.1966. In: Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf<br />

CD-ROM.<br />

Quelle 5: ZADIK A72, IV, 1, Bl. 20-21; Protokoll der Sitzung des Vereins progressiver<br />

deutscher Kunsthändler vom 24.1. 1967. In: Herzog/Jacobs [2003]:<br />

Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />

Quelle 6: ZADIK A72, IV, Bl. 131-133, Sitzungsprotokoll vom 31.3.1967. In:<br />

Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />

Quelle 7: ZADIK C2, IV, 15, Bl.108-111; R<strong>und</strong>schreiben an die Vereinsmitglieder<br />

bezüglich Termin <strong>und</strong> Planung für den Kunstmarkt ´67 vom 27.7.1967. In:<br />

Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />

Quelle 8: ZADIK C2, IV, 15, Bl. 179-183; Protokoll der Jahreshauptversammlung des<br />

Vereins vom 17.11.1967. In: Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-<br />

ROM.<br />

Quelle 9: ZADIK A72, IV,1, Bl. 51-55, Protokoll der Mitgliederversammlung vom<br />

23.2.1968. In: Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />

Quelle 10: ZADIK A 72, IV, 1, Bl. 47-48; Otto van de Loo, Brief an die Mitglieder,<br />

München, 25.4.1968. In: Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />

Quelle 11: ZADIK A 72, IV, 1, Bl. 22-26; Protokoll der Jahreshauptversammlung vom<br />

29.11.1968. In: Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />

Quelle 12: ZADIK A72, IV, 2, Bl. 175-177; Protokoll der Mitgliederversammlung vom<br />

24.1.1969. In: Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />

81


Quelle 13: ZADIK A 72, IV, 2, Bl. 59-61: Protokoll der Mitgliederversammlung vom<br />

19.10.1969. In: Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />

Quelle 14: ZADIK A 72, IV, 2, Bl. 32-33: Bericht über die Mitgliederdiskussion vom<br />

2.7.1970. In: Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />

Quelle 15: ZADIK A 72, IV, 3, Bl. 126-128, Protokoll der Mitgliederversammlung vom<br />

8.12.71. In: Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />

Quelle 16: ZADIK A 72, IV, 3, Bl. 106-108, Protokoll der Mitgliederversammlung vom<br />

10.4.1972. In: Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />

Quelle 17: ZADIK A 72, IV, 3, Bl. 94-96, Protokoll der Mitgliederversammlung vom<br />

6.9.1972. In: Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />

Quelle 18: ZADIK A 72, IV,3, Bl. 58-68, Protokoll der Mitgliederversammlung vom 20./21.<br />

1. 1973. In: Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />

Quelle 19: ZADIK A 72, IV, 3, Bl. 32, Geschäftsstelle Kölner Kunstmarkt: Pressemeldung<br />

vom 24.7.1973. In: Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />

Quelle 20: ZADIK A 72, IV, 3, Bl. 21-22, R<strong>und</strong>schreiben von Hein Stünke an die Mitglieder<br />

des Vereins progressiver deutscher Kunsthändler vom 4.12.1973. In:<br />

Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />

Quelle 21: ZADIK A 72, IV, 3, 17-20, Protokoll der Mitgliederversammlung vom 7.2.1974.<br />

In: Herzog/Jacobs [2003]: Begleitmaterial auf CD-ROM.<br />

Quelle 22: Anzeige der Stadt Köln „Art goes Cologne“ In: Art International (1968) Vol.<br />

XII, 6.<br />

Quelle 23: Archiv der <strong>Galerie</strong> <strong>Hilt</strong>, Brief von Peter Wirth an Balz <strong>Hilt</strong> vom 5.1.1989.<br />

Quelle 24: Archiv der <strong>Galerie</strong> <strong>Hilt</strong>, Brief von Balz <strong>Hilt</strong> an Philipe Lévy mit <strong>Hilt</strong>s Bericht<br />

über die Vorgeschichte der Art <strong>Basel</strong> vom 29.3.1989.<br />

Quelle 25: Archiv der <strong>Galerie</strong> <strong>Hilt</strong>, Protokoll des Treffens Basler Galeristen im Restaurant<br />

Drachen vom 16.5.1968.<br />

Quelle 26: Archiv der <strong>Galerie</strong> <strong>Hilt</strong>, Protokoll der Galeristenzusammenkunft im<br />

Matterhornstübli vom 10.6.1968.<br />

Quelle 27: Archiv der Art <strong>Basel</strong>, Ordner „Art 1970“, Protokoll: „Konstituierende Sitzung des<br />

Messekomitees zur Durchführung <strong>einer</strong> Fachmesse für den Kunsthandel, Montag,<br />

30. Juni 1969“.<br />

Quelle 28: Archiv der Art <strong>Basel</strong>, Ordner „Art 1970“, „Protokoll der 2. Sitzung des<br />

Messekomitees der Internationalen Kunstmesse <strong>Basel</strong>. Dienstag, den 12. August“.<br />

82


Quelle 29: Archiv der Art <strong>Basel</strong>, Ordner „Art 1970“, Pressemitteilung “Der Skulpturengarten<br />

der Art: von Arp bis Aktion“.<br />

Quelle 30: Archiv der Art <strong>Basel</strong>, Ordner „Art 1970“, Pressemitteilung „Erfolgreicher<br />

Abschluss der Art 70 in <strong>Basel</strong>“ vom 18.6.1970.<br />

Quelle 31: Archiv der Art <strong>Basel</strong>, Ordner „Art 1970“, Fragebogen an die Aussteller der Art<br />

<strong>Basel</strong> <strong>und</strong> Umfrageauswertung, 7.7.1970.<br />

Quelle 32: Archiv der Art <strong>Basel</strong>, Ordner 1973, Umfrageauswertung der Art 3’72.<br />

Quelle 33: Archiv der Art <strong>Basel</strong>, Ordner „Art 1973“, Protokoll der Sitzung des<br />

Messekomitees der Art 4’73, 24. Januar 1973.<br />

Quelle 34: Archiv der Art <strong>Basel</strong>, Ordner „Art 1974“, „Beschlussprotokoll“ des<br />

Arbeitsausschusses der Art 5’74, 10.12.1973.<br />

Quelle 35: Archiv der Art <strong>Basel</strong>, Ordner „Art 1974“, „Pressecommuniqué Nr.1“, 11.3.1974.<br />

Quelle 36: Archiv der Art <strong>Basel</strong>, Ordner „Art 1974“, „Pressemappe ’74: Pressebericht der<br />

Mustermesse: „’One-man-shows’ an der Art 5’74 in <strong>Basel</strong>“.<br />

Quelle 37: Archiv der Art <strong>Basel</strong>, Order „Art 1974“, Pressemappe ’74: Pressemitteilung der<br />

Mustermesse: „Neue Tendenzen an der Art 5’74“.<br />

83


Anhang<br />

Anhang 1: Abschrift des Interviews mit Ernst Beyeler 85<br />

Anhang 2: Abschrift des Interviews mit Klaus Staeck 101<br />

Anhang 3: Tabellen 104<br />

Anhang 4: Abbildungen 143<br />

84


Anhang 1: Abschrift des Interviews mit Ernst Beyeler<br />

Interview mit Ernst Beyeler, 23. Mai 2007, 10.00-11.00 Uhr<br />

Das Gespräch fand in der <strong>Galerie</strong> Beyeler statt. Anwesend waren Ernst Beyeler (EB), Gioia<br />

Dal Molin (GM), Ilona Genoni (IG), Dora Imhof (DI), Claudia Munz (CM), Corina Rombach<br />

(CR), Philip Ursprung (PU).<br />

Gioia Dal Molin: Beginnen wir gleich mit der Vorgeschichte der Art <strong>und</strong> zwar gehörten<br />

Sie zusammen mit Frau Bruckner <strong>und</strong> mit Herr <strong>Hilt</strong> zu den Begründern der Art <strong>Basel</strong>. Wenn<br />

Sie sich zurückerinnern, von wem ging die Initiative für die Lancierung <strong>einer</strong> Kunstmesse<br />

damals aus?<br />

Ernst Beyeler: Also von Bruckner, Trudl Bruckner <strong>und</strong> von <strong>Hilt</strong>. Und die wollten das<br />

unbedingt machen, weil Köln eben gerade was gemacht hatte. ( ) Ich halte nicht so viel von<br />

Messen, die etwas „Gleichschalterisches“ haben. Und ich habe nicht grosses Interesse daran<br />

gehabt, weil ich zufrieden war mit der <strong>Galerie</strong> <strong>und</strong> mit unserer Ausströmung. ( ) Ja, also ich<br />

war nicht so begeistert, weil ich nicht so viel von Kunst hielt, die zu populär gemacht wird.<br />

Kunst war für mich noch so etwas Ausgewähltes <strong>und</strong> nicht etwas, das an Massen geht. Und<br />

dann hat der Messedirektor, der damalige Messedirektor Hauswirth gesagt: “Also, Herr Beye-<br />

ler wenn Sie nicht mitmachen, dann können sie das nicht machen. Und es wäre eine Chance<br />

für <strong>Basel</strong>“. Da habe ich gedacht, dass begreif ich schon. Da habe ich mir das überlegt, da kann<br />

ich ja nicht so forsch sein, dass <strong>Basel</strong> diese Chance nicht hat. Und habe ja gesagt – <strong>und</strong> war<br />

erstaunt, wie schnell der Erfolg eintraf – ein gewisser Erfolg natürlich. Natürlich Anfangser-<br />

folg, aber dass er doch internationale <strong>Galerie</strong>n <strong>und</strong> so weiter [angezogen hat]. Man kann<br />

schon sagen, dass wegen mir in der Ausstellung <strong>und</strong> in der <strong>Galerie</strong>, das stattgef<strong>und</strong>en hat.<br />

Und das war ermutigend <strong>und</strong> dann haben wir an dieser Messe gearbeitet <strong>und</strong> auch diskutiert<br />

<strong>und</strong> heftige Kämpfe gehabt. Es hat langsam die Form angenommen, die dann (Pause) berühmt<br />

geworden ist, muss man schon sagen. (…) Es war auch eine gute - muss man auch sagen -<br />

eine gute Chance für <strong>Basel</strong>, weil, ich habe natürlich gedacht, da haben wir keine Chance ge-<br />

genüber Köln oder so einen grösseren Ort (Telefon klingelt). Aber die Chance war erstens<br />

mal, weil es war noch ziemlich früh nach den Ereignissen, die stattgef<strong>und</strong>en haben. Da kamen<br />

also die Juden; die jüdische K<strong>und</strong>schaft, die nicht gerne nach Deutschland (gehen wollte), das<br />

hat sich ausgewirkt. Und dann kam noch dazu, <strong>Basel</strong>, also eine Schweizer Stadt - Schweiz<br />

eben mit Bankgelegenheit, Möglichkeiten <strong>und</strong> so weiter – da kamen Leute vorbei, die hatten,<br />

was auch immer, ein Konto in der Schweiz <strong>und</strong> fanden dann, ja das wäre eine Gelegenheit<br />

85


<strong>und</strong> dann könnte man ja auch etwas von dem Geld abheben. Und so wuchs der Erfolg der<br />

Messe <strong>Basel</strong>, langsam aber stetig. Ich würde sagen, die Messe ist auch gut eingestiegen, wir<br />

haben auch kräftig Forderungen gestellt, alles Verbesserungen verlangt <strong>und</strong> so. Und das hat<br />

das Ganze dann sehr gefördert.<br />

GM: Und jetzt nochmals konkret zu dieser Zusammenarbeit, Sie sagten, Sie wurden<br />

dann angefragt von Frau Bruckner <strong>und</strong> von Herrn <strong>Hilt</strong> oder vom Messedirektor, oder wie<br />

ging das?<br />

EB: Das heißt, Hauswirth der Direktor der Messe, hat sofort gesagt, da müssten sie<br />

mich dabei haben, so was könnten sie nie daran denken zu starten. Und dann hat er mich ge-<br />

rufen, <strong>und</strong> ich habe gesagt, da mache ich eigentlich nicht mit - im Prinzip, weil ich nicht für<br />

Messen bin. Und dann habe ich, wie gesagt, die Chance von <strong>Basel</strong> auch gesehen. Und ich<br />

denke das muss man schon wahrnehmen, dass es ein solcher Erfolg wird, natürlich auch für<br />

die <strong>Galerie</strong>n nachher. Das hat sich sicher auch enorm ausgewirkt, das hat man nicht voraus<br />

gesehen.<br />

GM: Dann waren Sie damals nicht zwingend der Meinung, dass <strong>Basel</strong> so eine Messe<br />

gebraucht hätte?(…) Sie haben ja jetzt vom Erfolg für die <strong>Galerie</strong>n geredet…<br />

EB: Nein, ich hatte damals schon den für mich zufriedenstellenden Erfolg. So dass ich<br />

so was gar nicht gesucht habe. Und da habe ich einfach so gedacht, ich setzte das fort. Ich<br />

wurde mehr <strong>und</strong> mehr als <strong>Galerie</strong> bekannt. Wir haben ja ziemlich früh… weil ich sehr rasch<br />

Kataloge publiziert habe, was die <strong>Galerie</strong>n noch international noch wenig gemacht haben. Die<br />

<strong>Galerie</strong>n in Paris, aber auch London haben einfach Ausstellungen gemacht am Schluss. Und<br />

ich habe gedacht, ich muss doch bekannt werden <strong>und</strong> dann habe ich Kataloge gemacht. Die<br />

wurden ziemlich rasch bekannt. Ich habe Gewicht auf gute Reproduktionen gelegt <strong>und</strong> gute<br />

Aufmachung, <strong>und</strong> diese Kataloge wurden dann ziemlich rasch berühmt. Die Künstler aus dem<br />

Ausland haben dann auch gesagt, wir möchten aber gerne einen Beyeler-Katalog <strong>und</strong> das hat<br />

dann die <strong>Galerie</strong>n dann aufgerüttelt <strong>und</strong> so kam alles in Fluss.<br />

GM: Als Sie dann zusagten, für die Mitarbeit an der Kunstmesse, der Art <strong>Basel</strong>, hatten<br />

Sie eine persönliche Vision, wie diese Messe aussehen sollte?<br />

(längere Pause)<br />

EB: Nein, ich war schon von Anfang an eigentlich beeindruckt – was für gute <strong>Galerie</strong>n<br />

kamen mit internationaler Kunst. Es war also nicht ein lokales Unternehmen, sondern es war<br />

schon auf internationaler Basis. Die anderen <strong>Galerie</strong>n, gut, das waren lokale <strong>und</strong> auch <strong>Basel</strong>,<br />

Zürich <strong>und</strong> da <strong>und</strong> da ( ), aber es waren auch schon markante ausländische <strong>Galerie</strong>n da, die<br />

86


das Gepräge der Messe rasch geprägt haben <strong>und</strong> dann hat sich das herumgesprochen. Und wie<br />

gesagt, mit den Gründen gegen Köln, ist <strong>Basel</strong> stärker <strong>und</strong> stärker geworden.<br />

GM: War Köln ein Vorbild? Oder waren Sie zum Beispiel am Kunstmarkt in Köln?<br />

EB: Ich glaube, ich war einmal. Ja, ich glaub’ da war ich nur einmal, ja.<br />

GM: Und für die Konzipierung von <strong>Basel</strong>, diente Köln so als Vorbild, oder wollte man<br />

etwas anderes machen?<br />

EB: Nein, (Köln) war nicht gross Vorbild, weil es ist doch sehr lokal-deutsch geworden<br />

<strong>und</strong> deutsch geblieben. Das ist es auch, <strong>und</strong> das war unsere Chance, wir haben eben rasch<br />

einen internationalen Touch gehabt, <strong>und</strong> die Beliebtheit von <strong>Basel</strong> eben auch aus den Gründen<br />

dass Leute gerne hierher kamen. Wir wären auch in eine andere Stadt, aber warum sind nicht<br />

nach Zürich? Aber Zürich hatte nicht so den Drang danach <strong>und</strong> das Gefühl dafür war nicht so<br />

vorhanden. Die kamen dann alle hinten nach.<br />

Und ich glaube es hat auch mit <strong>Basel</strong> zu tun. Als die Stadt des Humanismus – frühe U-<br />

ni, frühe Kunstkontakte auch mit Böcklin <strong>und</strong> wer da früher war, <strong>und</strong> <strong>und</strong>. Es war eine grös-<br />

sere Tradition hier, nicht. Schliesslich ist hier vis-à-vis auch das Haus von Erasmus, wo er<br />

gelebt hat, die letzten Jahre, als Gast des Buchdruckes Froben. Ich glaube, das alles prägt.<br />

Und auch der Geist von Georg Schmidt, der hat auch sehr mitgewirkt. Georg Schmidt war<br />

auch europäisch berühmt, weil er einen gewissen Standard von Museum <strong>und</strong> so weiter <strong>und</strong><br />

auch moderne Kunst sehr geprägt hat, wobei er auch in der Schweiz verschiedentlich mit Vor-<br />

trägen (gewirkt) <strong>und</strong> es so verbreitet hat. Diese Tradition hat auch sehr mitgewirkt. Die<br />

Kunsthalle hatte auch eine gute Tradition. Das war der Dr. Lichtenhahn, Lukas Lichtenhahn,<br />

der hatte ein sehr gutes Gespür <strong>und</strong> war auch zum Beispiel mit Monets Sohn, Michel Monet,<br />

bekannt. Und hat die erste Ausstellung gemacht in <strong>Basel</strong> der späten Monet-Bilder. Abgesehen<br />

davon sind die Traditionen in Basler Kunsthalle waren sowieso schon stark mit [Wilhelm]<br />

Barth, der hat die ersten Picasso-Ausstellungen <strong>und</strong> so weiter nach <strong>Basel</strong> gebracht, die zum<br />

Teil auch in Zürich waren. Und es war wie gesagt eine gewisse Tradition, die da sehr mitge-<br />

wirkt hat.<br />

GM: Die erste Art wurde ja dann im Sommer, im Juni, durchgeführt. Können Sie sich<br />

erinnern wieso man gerade den Sommer ausgewählt hat? Das wurde ja beibehalten bis jetzt.<br />

Oder wurden da alternative Durchführungszeiten auch diskutiert?<br />

EB: Es wurde schon noch Gewisses diskutiert, aber im Allgemeinen doch beibehalten.<br />

Weil – im Allgemeinen ist eben das Frühjahr, späteres Frühjahr, Sommer der allgemeine Rei-<br />

semonat, wo man auch Ausstellungen besucht <strong>und</strong> öfters vorbei kommt. Es kamen ja auch<br />

kaum Leute vorbei unter dem Jahr, ausser eben dann zu dieser Saison.<br />

87


GM: Und noch zum Namen - Art <strong>Basel</strong> ist ja heute ein fester Begriff, fast ein Branding.<br />

Stand der Name von Anfang an fest, erinnern Sie sich da? Oder wurden da andere Namen<br />

diskutiert?<br />

EB: Nein, nichts anderes. Nein<br />

GM: Also es stand von Anfang an fest?<br />

EB: Ja.<br />

GM: Wissen Sie, wessen Idee das war?<br />

EB: Art?<br />

GM: Ja, das man es Art <strong>Basel</strong> nennt?<br />

EB: Ich müsste mal nachsehen, ob da noch andere Titel vorher zur Rede gestanden ha-<br />

ben. Aber ich glaube, es war nie in Diskussion. Ich glaube, es lief von Anfang an als das.<br />

GM: Bei der Durchführung der ersten Art, fanden Sie da, dass Ihre Ideen <strong>und</strong> Ihre Visi-<br />

onen auch verwirklicht werden konnten? – Also, waren Sie zufrieden, sagen wir einmal, mit<br />

der ersten Art?<br />

EB: Nein. Wir haben ständig reklamiert (allgemeines Schmunzeln).<br />

Haben mehr gefordert <strong>und</strong> wollten mehr Organisation. Damals war noch alles ein biss-<br />

chen primitiv: Es war noch keine Lüftung, es war noch heiss im Sommer <strong>und</strong> <strong>und</strong> <strong>und</strong>. Und<br />

dann hat man immer schönere Wände, <strong>und</strong> bequemere Korridore <strong>und</strong> so weiter ( ). Man hat<br />

alles langsam verbessert. Man muss ja auch sagen, die Art, die Messeorganisation in <strong>Basel</strong><br />

hatte schon eine Tradition <strong>und</strong> darauf konnte man auch aufbauen. Das war sehr wichtig. Und<br />

auch die Bereitschaft in der Bevölkerung, also zum Beispiel, die Leute, die Kunsthändler<br />

wurden, wurden als noch was Exotisches betrachtet <strong>und</strong> man hat da nicht unbedingt gast-<br />

fre<strong>und</strong>lich gewirkt. Und dann haben gewisse Kunstinteressierte eingeladen zu Nachtessen<br />

oder Partys. Und das war dann natürlich schon etwas besonderes, wenn man dabei sein konnte<br />

– der Martin Burckhardt, der hatte ja einen w<strong>und</strong>erbaren Besitzt im Gellertpark – an so gewis-<br />

sen Orten. Und dann gab es dann eine gewisse kleine Konkurrenz unter diesen Damen <strong>und</strong><br />

Herren, die da mitgewirkt haben, das hat alles stimulierend gewirkt. Das ist ja in anderen<br />

Städten auch so gewesen. Und es war sehr, sehr wichtig, dass es eben mehr <strong>und</strong> mehr ver-<br />

knüpft wird <strong>und</strong> nicht einfach der Kunsthandel einfach da ist. Das ist ganz ganz etwas ande-<br />

res, es muss mehr <strong>und</strong> mehr Verbindung geschaffen werden. Das ist überall sehr wichtig, in<br />

Köln <strong>und</strong> so passiert das auch; genau so.<br />

Claudia Munz: Sie haben gesagt, Herr Hauswirth habe Sie überzeugen müssen bei der<br />

Kunstmesse mitzumachen. War es von Anfang an klar, wer von den drei – also von Trudl<br />

88


Bruckner, Balz <strong>Hilt</strong> <strong>und</strong> von Ihnen – welche Aufgaben übernimmt? Oder hat man da mal<br />

spontan einfach das Beste daraus gemacht?<br />

EB: Nein, der damalige Sekretär dieser Geschichte ... Es gab einen Ausstellungsbeirat<br />

<strong>und</strong> die haben alle mitgewirkt <strong>und</strong> jeder hat auch auf seine Weise versucht, noch andere Leute<br />

hierher zu holen. Und so wuchs das alles. Es gab dann einen Beirat, der hat jedes Jahr ent-<br />

schieden über Zulassungen, ob die Qualität gut genug ist <strong>und</strong> man hat versucht, das Niveau<br />

hoch zu halten.<br />

CM: Sie waren – wenn ich mich nicht täusche – im Organisationskomitee zusammen mit<br />

Bruckner <strong>und</strong> <strong>Hilt</strong>. Was war die Aufgabe dieses Organisationskomitees? Waren Sie für die<br />

internationalen Kontakte zuständig oder haben Sie auch sonst organisatorische Dinge ge-<br />

macht?<br />

EB: Auch lokale Dinge musste man machen. Und das war unsere Aufgabe, dass wir<br />

diese Verbindung mit <strong>Basel</strong>, mit der Basler Szene hatten. Und das hat man natürlich gepflegt.<br />

CM: Wie würden Sie die Zusammenarbeit mit den zwei anderen Galeristen charakteri-<br />

sieren, das Trio?<br />

EB: Ja, die haben sich also nicht mehr so gut darum gekümmert. Also das heisst, die<br />

Trudl Bruckner, die ja eine Fre<strong>und</strong>in war, die war sehr aktiv, auch mit den Künstlern. <strong>Hilt</strong><br />

jedoch hat sich nicht so sehr interessiert. Das war [ihm] also nicht so wichtig, aber Trudl<br />

Bruckner war immer ein sehr aktives Element.<br />

die Form…<br />

CM: Und zwischen Ihnen verlief alles reibungslos oder gab es manchmal Konflikte über<br />

EB: Nein, es gab höchstens Konflikte um lokale <strong>Galerie</strong>n, die auch rein wollten, die<br />

dann aber nicht gut genug waren in der Qualität. Aber das ging eigentlich gut. Ich habe eher<br />

für das internationale Element gesorgt. Trudl Bruckner hatte nicht so die Verbindungen. Ich<br />

hatte noch die <strong>Galerie</strong>n in London <strong>und</strong> in New York usw. automatisch gepflegt. Und ich<br />

glaube – also ich will mich da jetzt auch nicht rühmen – aber dank meinen internationalen<br />

Verbindungen hat es sich automatisch ergeben, dass ich eben mit diesen <strong>Galerie</strong>n in New Y-<br />

ork <strong>und</strong> da <strong>und</strong> da <strong>und</strong> da, die auch her holte. Und da haben dann die Deutschen oder an ande-<br />

ren Orten, die das gemacht haben, die haben nicht so Verbindungen gehabt wie ich. Das spielt<br />

schon noch eine Rolle.<br />

CM: Sie haben ja auch als <strong>Galerie</strong> an der Art <strong>Basel</strong> teilgenommen. Gab es da Interes-<br />

senkonflikte zwischen Ihrer Position als Begründer <strong>und</strong> Ihrer Teilnahme als <strong>Galerie</strong>?<br />

EB: Ja, ich habe immer versucht, mit der <strong>Galerie</strong> mit <strong>einer</strong> guten Ausstellung zu kom-<br />

men. Die anderen <strong>Galerie</strong>n kommen einfach an eine Messe mit dem, was sie haben, so quasi<br />

89


kommerziell. Und ich habe versucht – weil ich fand, für <strong>Basel</strong> müsse ich ja etwas Besonderes<br />

tun, musste besonders gut kommen, um da mitzuhelfen – dem Ganzen ein Gesicht zugeben.<br />

Das waren also meine egoistischen Interessen <strong>und</strong> gleichzeitig die Interessen für die Stadt.<br />

Und das ging so Hand in Hand. Ich musste auch mich mehr <strong>und</strong> mehr besinnen, was kann ich<br />

da bieten. Ich musste auch überlegen <strong>und</strong> musste vor allem versuchen, dem Ganzen keinen zu<br />

kommerziellen Anstrich zu geben.<br />

CM: Wenn Sie sich an die Eröffnung der ersten Art <strong>Basel</strong> erinnern, wie würden Sie Ihre<br />

Stimmung da beschreiben? Können Sie sich da noch zurück erinnern?<br />

EB: Ja, das war so eine gewisse Begeisterung – immer natürlich, das ist eine Vorausset-<br />

zung –, aber auch eine gewisse „Festlichkeit“, weil da schliesslich doch sehr viele auswärtige<br />

Gäste kamen, auch sehr hübsche Gäste. Das war natürlich eine Attraktion auch für die Stadt.<br />

Das wurde da berühmt, dass man sich eben an der Messe zeigt, weil man diese Attraktionen<br />

hat. Und das wurde auch einfach so das Image besser <strong>und</strong> besser. Und da kamen zu der Zeit<br />

auch die jungen Damen zum Teil sehr extravagant gekleidet. Das war damals noch nicht so<br />

<strong>und</strong> das fiel natürlich auch auf. Das war auch eine Propaganda für die Messe. Und da wusste<br />

man, dass da etwas Besonderes passiert, auch in der Hinsicht. Und das steigerte eben auch die<br />

Attraktivität.<br />

CM: Sie sagen ja, dass die erste Art <strong>Basel</strong> ein ziemlicher Erfolg war. War damals schon<br />

eine nächste Art geplant oder wie weit gingen die Zukunftspläne?<br />

EB: Nein. Was einmal gestartet war, das ruft natürlich nach Fortsetzung. Und obwohl<br />

manche ihre Spesen noch nicht einmal gemacht haben oder manchmal auch unter dem Strich<br />

nicht sehr viel herausschaute mit dem Aufwand. ( ) Das ist dann einfach so gelaufen. Aber so<br />

toll war es kommerziell nicht. Ich habe solche Ausstellungen gemacht an der Art mit einem<br />

Künstler <strong>und</strong> habe praktisch nichts verkauft. Ich weiss noch eine Ausstellung mit Dubuffet –<br />

das weiss ich zufällig – da hatte ich noch nichts verkauft, da kam eine Fre<strong>und</strong>in aus London<br />

vorbei <strong>und</strong> hat sich sozusagen erbarmt <strong>und</strong> hat gesagt „ich kaufe ein Bild“. Da war noch so<br />

damals, solche Zustände. Da war noch gar nichts festgeschrieben. Das läuft wie es jetzt eben<br />

fast übertrieben, in der heutigen Gesichtsform.<br />

CM: Wie war das denn für die <strong>Galerie</strong>n gewesen Ende der 60er Jahre? Da gab es viel-<br />

leicht eine Krise in der <strong>Galerie</strong>szene, wie Sie jetzt beschreiben, kann man ja in den ersten<br />

Jahren noch keinen so klaren Erfolg für die <strong>Galerie</strong>n sehen.<br />

EB: Nein, nein.<br />

CM: Aber was war dann der Antrieb gewesen doch weiter zumachen?<br />

90


EB: Ja, das ist eben dieser Massentrieb, dass man da einfach mitmachen muss. Wenn<br />

<strong>einer</strong> keinen Erfolg hat, dann zeigt er das nicht, sondern es muss dann einfach so getan wer-<br />

den, als ob es doch läuft. Und bei einem anderen läuft es eben, der hat Erfolg. Und dann<br />

kommt irgend<strong>einer</strong> aus Deutschland oder aus Skandinavien <strong>und</strong> so <strong>und</strong> hat eine gute Sache<br />

<strong>und</strong> verkauft <strong>und</strong> das stimuliert. Und dann denkt man: „Donnerwetter, das kann ich doch<br />

auch!“ Und diese Konkurrenz befruchtet natürlich auch sehr. Und das hat zum Erfolg beige-<br />

tragen. Wie gesagt, das Klima, die Atmosphäre, all das ist sehr wichtig für den Erfolg <strong>einer</strong><br />

Messe, auch an anderen Orten.<br />

CM: Wie reagierte dann die Öffentlichkeit? In dem Fall reagierte sie sehr positiv auf<br />

die erste Art <strong>Basel</strong>?<br />

EB: Ja, doch, doch. Dann haben sich allmählich auch Leute – wir sind ja eine kleine<br />

Stadt <strong>und</strong> haben nicht so grosse finanzielle Möglichkeiten, aber es sind doch auch grosse Fir-<br />

men da, wie Roche usw. Diese haben dann auch Einkäufe getätigt <strong>und</strong> auch Banken <strong>und</strong> so.<br />

Und das hat sich alles auch ausgewirkt.<br />

CM: Und gab es keine kritischen Stimmen wie beispielsweise in Köln?<br />

EB: Nein …<br />

CM: Dass eben die kommerzielle Seite kritisiert wird <strong>und</strong> dass die Kunst … Das was<br />

eben Sie vielleicht auch an <strong>einer</strong> Kunstmesse kritisieren, dass Kunst <strong>und</strong> Popularität kritisch<br />

betrachtet werden.<br />

EB: Aha … Nein, da war eigentlich nicht viel Kritik da, weil es ja so eine multikulturel-<br />

le Veranstaltung, nach verschiedenen Seiten. Und da kann ja <strong>einer</strong> einen Stand kritisieren <strong>und</strong><br />

sagen, „das gefällt mir gar nicht!“ Aber die Vielfalt hebt das auf. Die Vielfalt ist dann so reich<br />

gestreut, dass es automatisch zu einem Erfolg wird.<br />

CM: Wenn Sie an das Publikum, an die Aussteller, an die Käufer denken – inwiefern<br />

haben sich diese verändert? Sie haben ja lange an der Art <strong>Basel</strong> teilgenommen. Können Sie<br />

sich da erinnern? Ist das Publikum jetzt anders?<br />

EB: Das Publikum will zum vornherein nicht gerne Geld ausgeben. Aber dann kommen<br />

die Frauen <strong>und</strong> stupfen den Mann <strong>und</strong> sagen „Das hätte ich eigentlich gern“. Und das belebt<br />

dann das Ganze. Und eben diese Vielfalt trägt dann dazu bei, dass es zu einem Erfolg wird. Es<br />

gab ja – das sehe ich auch an Pariser Messen <strong>und</strong> so weiter – solche, die bis zum Schluss kei-<br />

nen Erfolg haben, obwohl sie sehr viel verdienten mit dem Material. Aber das ist eben auch<br />

das Verkaufsgenie oder das Verkaufstalent der Galeristen. Ich war kein besonders guter Ver-<br />

käufer. Bei mir mussten eigentlich die Ausstellungen bewirken, dass die Käufer sich auch<br />

angestrengt haben. Das war aber auch schon so in der <strong>Galerie</strong>, andere haben Leute überreden<br />

91


können. Ich habe zum Beispiel an der Messe einen Konkurrenten aus Köln immer vis-à-vis<br />

gehabt. Der hatte erstens einmal einen sehr guten, einen sehr spektakulären Auftritt gehabt<br />

mit dem, was er ausgestellt hat, zweitens auch wie er gesprochen hat. Der hat den Leuten qua-<br />

si den Himmel versprochen, hat aber die Leute gar nicht angeguckt, er hat nur gegen den<br />

Himmel geguckt. Und ich habe mir dauernd gesagt, „Wenn ich nur das machen könnte, wie<br />

der das macht“. Das war aber auch richtig, das hat mich auch animiert <strong>und</strong> ich habe mir über-<br />

legt, dass man das nächste Mal vielleicht doch noch das <strong>und</strong> das noch besser machen könnte.<br />

Aber im Grossen <strong>und</strong> Ganzen kann man nicht hexen. Im Grossen <strong>und</strong> Ganzen ist es das, was<br />

man bietet an Qualität, ob man etwas Gescheites zu bieten hat, oder etwas was überzeugt,<br />

auch wenn es im Moment noch kein grosser Erfolg ist.<br />

CM: Würden Sie sagen, das Publikum war von Anfang an sehr bunt, sehr unterschied-<br />

lich. Eben weil auch die Aussteller – wie Sie gesagt haben – sehr abwechslungsreich waren<br />

<strong>und</strong> weil das ganze Programm geboten haben <strong>und</strong> dass das Publikum dementsprechend…<br />

EB: Ich glaube, das Konzept war sehr gut, wir hatten einen guten Ausstellungsraum von<br />

dem Architekten… Wie heisst er gleich, der aus Zürich, ein guter Architekt, der die Uhr ge-<br />

macht hat…<br />

Dora Imhof: War das Otto Senn?<br />

EB: Nein, nein. Es kommt mir nicht in den Sinn. Das Konzept war gut, die Aufteilung<br />

der Räume war gut übersichtlich. Unten war die Klassik <strong>und</strong> oben die Moderne, <strong>und</strong> zum Teil<br />

noch eben die Avantgarde. Und diese Aufteilung – die man zwar nicht gerade als sehr seriös<br />

angesehen hat – hat doch die Messe frisch gehalten, immer wieder vorne, vorne <strong>und</strong> nicht<br />

erstickt in der Tradition. Und das hat sich sehr bewährt.<br />

kann?<br />

lange“.<br />

CM: Hätten Sie gedacht, dass die Art <strong>Basel</strong> ihren 38. Geburtstag dieses Jahr feiern<br />

EB: Das habe ich mir gar nicht überlegt. Ich habe nur gedacht „hoffentlich halte ich so<br />

CM: Sie haben gesagt, am Anfang hätten Sie keine klaren Ideen oder Visionen gehabt,<br />

wie denn diese Kunstmesse ausschauen sollte. Aber wenn Sie zurückdenken an 1970 <strong>und</strong> an<br />

jetzt – sind Sie immer noch zufrieden mit der Kunstmesse, wie sie heute auftritt?<br />

EB: Ja, die tritt sehr vielfältig <strong>und</strong> sehr andersartig auf <strong>und</strong> mit vieler Kunst, die mich<br />

überhaupt nicht mehr interessiert. Aber das ist normal, das schreitet eben weiter <strong>und</strong> geht wei-<br />

ter. Und was mich noch interessiert oder was mich interessiert hat, das kann den nächsten<br />

schon nicht mehr interessieren, er muss auch seine Existenz finden. Und das regt mich also<br />

92


gar nicht auf. Gut ist nur, dass die Messe darüber wacht <strong>und</strong> dass geachtet wird, dass das<br />

Image, dass die Qualität lebendig bleibt.<br />

CM: Und wenn jetzt Kritiker vielleicht sagen, dass die Art <strong>Basel</strong> zu Kommerz tendiert –<br />

was meinen Sie dazu?<br />

EB: Ja, das tendiert sowieso dahin. Aber es wird immerhin doch immer etwas übrig<br />

bleiben. Aber es ist weltweit eben schwer, Qualität aufzuspüren, <strong>und</strong> wenn man ganz gründ-<br />

lich durchsieht, dann ist es sehr, sehr schwer. Und Qualität kann oft nicht an die Messe kom-<br />

men, weil man oft gewisse Dinge nicht an die Messe bringen will. Heute ist das alles ein biss-<br />

chen ausgeglichener <strong>und</strong> nicht so differenziert. Aber – wie gesagt – es ist sehr schwer das zu<br />

steuern. Schlussendlich muss man fast sagen, es ist so gross, dass es sich selber steuert <strong>und</strong><br />

reguliert. Und es geht so weiter, wie es ist. Und wenn jemand an die Messe kommt <strong>und</strong> sagt<br />

„Da ist ja nichts Gescheites da“, <strong>und</strong> es gibt die anderen die sagen, dass das ja hochinteressant<br />

ist, was es da hat. Man muss nur sehen, wo sind noch gute Dinge, wo hat es noch eine gewis-<br />

se Qualität.<br />

Mein Nachfolger, Sam Keller, der die Fondation (Beyeler) weiter führt nach mir, weil<br />

ich ja habe sehen müssen, dass das in gute Hände kommt, der macht ja auch die Messe weiter.<br />

Und er hat das von mir übernommen, dieses Prinzip, dass man eben das eben lebendig hält,<br />

aufrecht erhält, soviel man eben kann. Wie die Qualität weiter verläuft, kann man schwer sa-<br />

gen. Wie Kunst dann überhaupt noch aussehen wird in ein paar Jahren, kann man auch<br />

schwer sagen. Vielleicht ist das Ganze ein bisschen ein Vergnügungspark oder was auch im-<br />

mer. Aber das wird sich eben so (…) (entwickeln), wie es kommen muss. Und wie Kunst e-<br />

ben ausschaut. Wir sehen im kleinen Rahmen schon hier oder im grösseren Rahmen dann an<br />

der Messe, die Leute haben immer noch das Bedürfnis nach Qualität, dass ihnen Kunst etwas<br />

bietet, dass sie in <strong>einer</strong> gewissen Hinsicht befriedigt. Und sie sind im Allgemeinen nicht rasch<br />

abzufertigen mit oberflächlicher, billiger Kunst, obwohl es das auch gibt, geben wird zu Ge-<br />

nüge. Es gibt auch Kunstzentren in der Schweiz von solcher Kunst, das hat es immer gegeben.<br />

Wichtig ist, dass irgendwie ein Standart aufrecht erhalten werden kann.<br />

Philip Ursprung: Sie hatten gesagt, dass Sie in Ihrer <strong>Galerie</strong> schon früh immer schon<br />

Kataloge zu den Ausstellungen produziert haben. Es gehört auch ja zum Auftritt der Art Ba-<br />

sel, dass ein substanzieller Katalog dabei ist. Können Sie uns erzählen, wie es dazu kam, war<br />

es von Anfang an klar, wie wurde das diskutiert, wie dieser Katalog aussehen muss?<br />

EB: Ja, ja, das wurde sehr intensiv diskutiert, aber es wurde im Allgemeinen realisiert,<br />

dass die nötigen Informationen zu geben sind, was die <strong>Galerie</strong> jeweils zu bieten hat, <strong>und</strong> dass<br />

es auf einem gewissen Standart, einem gewissen Niveau passiert. Das ist aber überall so. Aber<br />

93


ich glaube, manchmal war es gut (…), dass es hier eine gewisse Tradition von Grafiken gibt,<br />

es waren gute Grafiker hier, <strong>und</strong> das hat auch dazu beigetragen.<br />

PU: Am Anfang wurde ja Peter Althaus mit der Kataloggestaltung beauftragt, wenn ich<br />

mich richtig erinnere. Wie war das? Können Sie sich da erinnern, was seine Funktion war?<br />

EB: Ja, aber er hat nicht speziell eingegriffen. Es wurde einfach die Information gelie-<br />

fert nach den Unterlagen <strong>und</strong> das war massgebend. Aber Althaus hat nicht eine besondere<br />

Gestaltung gesucht oder beigetragen, nein. Das hatte insofern kein Gesicht.<br />

PU: Wie war generell der Austausch zwischen den Verantwortlichen der Art <strong>und</strong> der<br />

Museumsdirektoren <strong>und</strong> den Kunsthallendirektoren in <strong>Basel</strong> <strong>und</strong> in der weiteren Umgebung?<br />

EB: Ja, wir haben natürlich immer auch die Museen eingeladen, dass sie teilnehmen, die<br />

waren ein bisschen zögerlich, wie diese Museen oft sind, aber sie haben dann auch die Chan-<br />

ce wahrgenommen, dass man dort doch auch auftreten kann <strong>und</strong> haben auch dazu beigetragen.<br />

Ich habe auch ziemlich bald mit ein paar Kollegen aus Amerika Sonderausstellungen gemacht<br />

– oder manchmal nur mit einem, zwei. Janis <strong>und</strong> Castelli, das wir beide Sonderausstellungen<br />

gemacht haben. Zum Beispiel über amerikanische Kunst. Und das war eine Weile so, aber es<br />

wurde dann zu kompliziert <strong>und</strong> wir mussten das Konzept dann relativ bald aufgeben, weil<br />

dann die <strong>Galerie</strong>n keine Bilder zur Verfügung stellen wollten, die wir haben wollten. Das<br />

konnte man nicht auf die Länge durchführen. Aber es waren alles solche Versuche, die Messe<br />

aktueller <strong>und</strong> stärker zu machen.<br />

PU: Und eine solche Ausstellung hätten Sie dann mit Castelli kuratiert? Und das haben<br />

Sie auch gemacht?<br />

EB: Ja, ein, zwei Mal. Einmal Janis, einmal Castelli.<br />

Ilona Genoni: Das war dann aber keine Verkaufsaustellung, sondern eine Sonderschau?<br />

EB: Ja. Da hatten wir auch oben noch ein paar Räume, die nur dafür reserviert waren.<br />

IG: Ich finde, etwas besonders Revolutionäres an der Art ist, dass sie in der Mustermes-<br />

se war. Köln war ja in der Kunsthalle ganz am Anfang, in diesem Grüzenich. Und die Art war<br />

in der Mustermesse. Wissen Sie noch, wie es dazu gekommen ist?<br />

EB: Ja, wir hatten keine anderen Lokalitäten. Die Kunsthalle <strong>Basel</strong> war ja doch sehr be-<br />

schränkt, es sind zwar gute Räume in der Kunsthalle, aber das sind doch wenige <strong>Galerie</strong>n.<br />

Wir mussten von Anfang an grössere Räume haben. Und dann war eben – Gott sei Dank –<br />

dieser Neubau vorhanden, der das ermöglicht hat. Und trotzdem auch in zentraler Lage.<br />

IG: In einem ganz frühen Protokoll steht dann noch der Safransaal zur Diskussion <strong>und</strong><br />

irgendein Saal <strong>einer</strong> Möbelschau – „En Gros Möbel“…<br />

94


gen)<br />

EB: Das weiss ich nicht mehr… Das waren jedenfalls keine seriösen (…) (Überlegun-<br />

DI: Sie haben gesagt, dass <strong>Basel</strong> als Standort gut war, als Kleinstadt. Spielte da auch<br />

das Zollfreilager eine Rolle?<br />

EB: Ganz sicher, ja, ja! Es gab am Anfang gewissen Schwierigkeiten, weil die Händler<br />

gemeint haben, in <strong>Basel</strong> dürfte man frei einführen <strong>und</strong> man sei nicht diesen Kontrollen unter-<br />

legen. Und dann hat sich doch herausgestellt, dass da auch ein Zollbeamter kommt <strong>und</strong> das<br />

kontrolliert, das hat ihnen gar nicht gepasst. (…) Das hat Zeit gebraucht bis sich das etwas<br />

etabliert hat. (Ernst Beyeler führt kurzes Telefongespräch).<br />

Das mit dem Zollfreilager war auch für die Beamten noch sehr neu, die waren noch sehr<br />

misstrauisch, <strong>und</strong> die Ausländer haben natürlich gedacht, „ja, in <strong>Basel</strong> kann man frei rein <strong>und</strong><br />

raus“. Und das hat sehr viel gebraucht. Es gab auch einige Prozesse, bis die das kapiert haben.<br />

Sowohl die Schweizer K<strong>und</strong>en (…). Der Zoll wird auf der ganzen Welt umgangen, wenn es<br />

geht.<br />

Corina Rombach: Köln wurde ja von Anfang an von der Stadt Köln unterstützt. Gab es<br />

das in <strong>Basel</strong> auch?<br />

EB: Nicht in dem Masse. Das heisst, es ist eine Genossenschaft, die Messe. Auch mit<br />

staatlicher Beteiligung, aber die hat da nicht so grosse Beiträge gesprochen. Manchmal woll-<br />

ten die ausländischen Aussteller schon grössere Unterstützung, aber (…). Eigentlich habe ich<br />

immer die Aussteller bew<strong>und</strong>ert, die auf eigene Kosten herkamen. Die ganzen Kosten für<br />

Transport, Hotel <strong>und</strong> was da alles, da habe ich immer gedacht, das würde ich gar nicht gerne<br />

machen (allgemeines Schmunzeln). Und es waren doch grosse Opfer, die die erbringen muss-<br />

ten <strong>und</strong> manchmal nichts verkauft haben. Das war sehr erstaunlich, <strong>und</strong> da hab ich mir natür-<br />

lich gefreut darüber, hier auf eigenem Boden zu sein. Aber dass war nur ein kl<strong>einer</strong> Sektor.<br />

Ich hatte dafür Kirschen aus dem Garten mitgebracht (allgemeines Schmunzeln), hab da groß-<br />

zügig verteilt an die Stände.<br />

CR: Sie als Organisationskomitee bekamen nicht noch irgendwelche Zuschüsse von der<br />

Stadt <strong>Basel</strong>?<br />

EB: Nein.<br />

CR: Das haben sie alles komplett allein finanziert?<br />

EB: Wir haben da gar nicht daran gedacht, dass so was möglich wäre. Und haben auch<br />

nicht daran gedacht, dass die Stadt mehr an die Messe beitragen könnte. Das hat man gedacht,<br />

das ist so, das war eben das (Prinzip des) „Selbsterbringens“.<br />

CR: Und Sponsoren gab es die ersten Jahre wahrscheinlich auch noch nicht?<br />

95


EB: Nein, nein. Es gibt auch jetzt noch keine Sponsoren, aber es gibt vielleicht Gale-<br />

rien, die haben gewisse Unterstützung. Also, ich weiß zum Beispiel österreichische <strong>Galerie</strong>n<br />

haben schon Unterstützung von der – weiß nicht wie die Behörde heißt – in Wien, bekommen<br />

<strong>und</strong> bekommen diese auch an anderen Orten, wenn sie nach Graz, oder weiß ich wo, hinge-<br />

hen. Als Schweizer kennen wir das überhaupt nicht. Aber ist heute alles so vermischt. Je nach<br />

Staat gibt es Beiträge oder nicht.<br />

so weiter.<br />

CR: Aber private Sponsoren das gibt’s ja schon viele für die Art <strong>Basel</strong> jetzt, Bulgari <strong>und</strong><br />

EB: Ja, nein, dass ist nicht die Art. Das ist für die Uhrenmesse, da wird Geld ausgege-<br />

ben, enorm - Bulgari <strong>und</strong> so weiter, ja. Aber nicht für Kunst. Aber es kann schon sein, dass ...<br />

ich habe schon gehört, dass Pariser <strong>Galerie</strong>n mit solchen Geldern herkommen. Hab ich das<br />

noch nicht gehört, ich glaube auch nicht. Das ist denen zu wenig wichtig.<br />

Ja, aber heute ist alles möglich. Wenn geschickte Teilnehmer jemanden mobilisieren als<br />

Sponsor; ist das sicher möglich heute. Es ist aber noch nicht „Gang <strong>und</strong> Gäbe“, wie man sagt.<br />

(Längere Pause)<br />

PU: Sie haben gesagt Sie waren vor allem für internationale Verbindungen zuständig.<br />

Können Sie uns sagen, welches die für Sie wichtigsten <strong>Galerie</strong>n in USA, London <strong>und</strong> Deutsch-<br />

land damals waren?<br />

EB: Ja, also in Amerika war es eindeutig Sidney Janis, der war auch Nachbar bei den<br />

Ausstellungen, ständig via à vis bei mir; <strong>und</strong> Leo Castelli, das waren damals die wichtigsten.<br />

In London Marlborough <strong>und</strong> der hatte ja auch eine Filiale in Zürich gehabt, <strong>und</strong> dann hat er<br />

das sehr auf diesen Sparten geritten. Und äh, (…) international (…) Paris? Nein, nichts Be-<br />

sonderes.<br />

PU: Und Deutschland?<br />

EB: Wüsste ich jetzt nichts mehr.<br />

IG: Der Zwirner vielleicht?<br />

EB: Zwirner am Anfang, aber der hat sehr rasch nur Köln bevorzugt. Er hat mit <strong>Basel</strong><br />

keinen starken Auftritt gehabt. Und, ich studier noch wer ... Nein, könnt jetzt nicht mehr nen-<br />

nen ...<br />

Es ist so dass, die Art <strong>Basel</strong> Miami sehr stark geworden ist <strong>und</strong> dass Miami eine größere<br />

Attraktion für New Yorker <strong>Galerie</strong>n ist als New York. Die gehen nach Miami <strong>und</strong> das läuft<br />

als Art <strong>Basel</strong> Miami <strong>und</strong> hat enormen Erfolg. Da müssen also diese internationalen <strong>Galerie</strong>n<br />

nach Miami um dort ihren Auftritt zu haben.<br />

96


CM: Wird die Art <strong>Basel</strong> Miami Konkurrentin für die Art <strong>Basel</strong>, wenn es um die ameri-<br />

kanischen <strong>Galerie</strong>n geht?<br />

EB: Nein, das hat man schon vermutet, aber das kann nicht so schnell ausgelöscht wer-<br />

den, weil es ist qualitativ nicht zu vergleichen, nicht zu vergleichen! Aber es hat so einen ge-<br />

wissen exotischen Wert.<br />

CM: Also mehr Event?<br />

EB: Ja, ja. Aber natürlich, dadurch dass der Sam Keller Miami hat, hat er die natürlich<br />

auch Aufsicht darüber <strong>und</strong> er ist interessiert daran, das <strong>Basel</strong> sehr stark ist, nicht aus lokalen<br />

Gründen, sondern einfach weil er spürt, wo etwas läuft, wo etwas gehen kann <strong>und</strong> was an<br />

Stärke ausgespielt werden kann <strong>und</strong> was einen gewissen Auftritt haben kann. Sonst würde er<br />

sich da auch nicht so verpflichten.<br />

GM: Wie standen eigentlich die Künstler, die Sie hier in der <strong>Galerie</strong> ausgestellt haben<br />

<strong>und</strong> mit denen Sie dann an die Art <strong>Basel</strong> gegangen sind, zur Kunstmesse?<br />

EB: Ja, das ist eine sehr gute Frage, weil die Künstler wollten auf keinen Fall an der Art<br />

mitmachen. Das war direkt ein Gebot, ja nicht an der Art! Das war ihnen zu kommerziell.<br />

Was wir früher mal hatten, hatten die Künstler weiter getragen, dass sie nicht so kommerziell<br />

auftreten wollten <strong>und</strong> ja nicht an der Art. Sie zeigen heute, heute hat sich alles verbessert. Da<br />

kommt sogar der <strong>und</strong> der <strong>und</strong> der <strong>und</strong> zeigt sich an der Messe <strong>und</strong> es wird ein Essen für ihn<br />

veranstaltet <strong>und</strong> was da alles so läuft. Es ist alles vermischt <strong>und</strong> vermengt.<br />

CR: Aber Sie würden sagen, der Grossteil der Künstler war dagegen? Nicht dass es die<br />

Künstler gab, die wussten, dass sie auch daran verdienen würden. Sie würden sagen, ein gro-<br />

ßer Teil der Künstler war dagegen?<br />

EB: Ja. Ich weiß zum Beispiel, Kiefer, von dem hatte ich damals eine Ausstellung, <strong>und</strong><br />

dann hat er gesagt, aber wenn Sie an der Art Kiefer bringen, dann mach ich nicht mehr mit.<br />

Und so wie er war, so waren manche. Das war noch sehr strikt. Ich glaube zum Beispiel, Kie-<br />

fer würde es auch heute noch nicht schätzen, wenn er an der Art wäre. Aber man nimmt es<br />

nicht mehr so genau.<br />

CR: Wenn Sie sich noch einmal in die 70er Jahre, in die Anfänge der Art zurückversetz-<br />

ten, was würden Sie sagen, mit welcher Kunst hat man <strong>Basel</strong> verb<strong>und</strong>en? War das eher die<br />

klassische Moderne oder war das eher die avantgardistische Kunst?<br />

EB: Weitgehend die klassische Moderne. Das war die Stärke, <strong>und</strong> darauf hat man ge-<br />

baut. Denn die Leute die gekauft haben, die wollten auch etwas Etabliertes haben. Und die,<br />

die dann Avantgarde gekauft haben, das war noch so etwas gewagt <strong>und</strong> wacklig. Und sofern<br />

war das auch der Garant des <strong>Erfolgs</strong>, die klassische Moderne.<br />

97


CR: Das Basler Publikum hat eher auf Sicherheit gesetzt?<br />

EB: Ja, auch. Aber es gab schon seit jeher einige Leute die in <strong>Basel</strong> auch, Georg<br />

Schmidt <strong>und</strong> so, die Avantgarde gepflegt haben, die mitgemacht haben. Aber es ist natürlich<br />

wie überall in der Schweiz, dass traditionelle Kunst es leichter hat. Aber eine Stadt im Nie-<br />

mandsland, sagen wir Wolfsburg, da wäre was ich weiß möglich. Aber hier geht man zuerst<br />

doch noch auf Qualität.<br />

PU: Ich wollte zum Kommerziellen noch eine Frage stellen. Und zwar ist es ja so, dass<br />

man beobachten kann, dass der Kunstmarkt für Gegenwartskunst ab den 70er Jahren sehr<br />

stark zu wachsen beginnt, dass auch die Preise vor allem in den späten 70er <strong>und</strong> in den 80er<br />

Jahren sehr stark steigen, etwas das in den 50er <strong>und</strong> 60er Jahren noch nicht so der Fall war.<br />

Würden Sie sagen, dass die Art <strong>Basel</strong> ein Gr<strong>und</strong>, ein Motor für diese Veränderungen ist, oder<br />

ist sie quasi im richtigen Moment am richtigen Ort gewesen, um an diesem Wachstum teilzu-<br />

haben?<br />

EB: Ja, sicher sie war gut platziert.<br />

PU: Aber wenn es die Art jetzt nicht gegeben hätte, wenn sie nie gegründet worden wä-<br />

re, hätte sich dann der Kunstmarkt anders entwickelt?<br />

EB: Sie wäre auch gekommen. Es geht einfach nach dem großen Geld, wo das läuft <strong>und</strong><br />

dann ( ) geht es einfach darum, wo am meisten bezahlt wird. Und da läuft die Kunst hin, da<br />

laufen auch die Käufer <strong>und</strong> Verkäufer hin. Das die Funktion des Marktes <strong>und</strong> die ist doch<br />

sehr, sehr stark. Auch heute noch bei den irren Preisen, die man täglich liest, geht es nach<br />

Angebot <strong>und</strong> Nachfrage.<br />

PU: Habe Sie sich da mit anderen <strong>Galerie</strong>n jeweils vorher abgesprochen, was Sie unge-<br />

fähr zeigen werden? Wenn Sie jetzt einen Janis gegenüber haben beispielsweise, haben Sie da<br />

ihr Programm aufeinander abgestimmt?<br />

EB: Nein, gar nicht. Damals sowieso schon nicht. Aber heute natürlich geht es sehr,<br />

sehr schwierig, <strong>und</strong> dann gibt es Absprachen über Länder <strong>und</strong> über Grenzen hinweg, das gibt<br />

es schon. Wie gesagt, es ist halt alles doch begrenzt, am Schluss verkauft <strong>einer</strong> die Kunst, die<br />

er am besten verkaufen kann, die die besten Voraussetzungen hat. Die schaffen sich jeweils<br />

diese Galeristen <strong>und</strong> das verteilt sich dann nach den gegebenen Möglichkeiten.<br />

DI: Die Zulassung zur Art ist ja für die <strong>Galerie</strong>n ganz zentral, dass sie da ausstellen<br />

können. Gab es da Probleme, wenn <strong>Galerie</strong>n abgewiesen wurden oder wer da entscheidet?<br />

EB: Ja, die haben auch mit Prozessen gedroht, es wurden auch schon Prozesse geführt.<br />

Und da wurde das sehr strikt gehandhabt, dass nämlich einfach versucht wurde, die Qualität<br />

98


hochzuhalten, denn das ist das Gr<strong>und</strong>prinzip der Art, <strong>und</strong> die Gefahr dass sie schlechter wird<br />

<strong>und</strong> dass auch das Niveau sinkt <strong>und</strong> sie nicht mehr lebendig genug ist.<br />

CM: Sie haben gesagt, dass Qualität das Kriterium für die Teilnahme an der Art ist,<br />

dass es auch das ist, was die Art <strong>Basel</strong> auszeichnet. Können Sie sagen, was für Sie der Quali-<br />

tätsbegriff bedeutet?<br />

fällt?<br />

EB: Ja, das was Sie gut finden.<br />

CM: Also Sie richten sich nach dem Publikum? Qualität ist das, was dem Publikum ge-<br />

EB: Nein, nicht was dem Publikum gefällt. Aber was man voraus setzen kann, dass je-<br />

mand diesen Anspruch von der Qualität auch mit trägt, <strong>und</strong> das auch zum Ausdruck bringt.<br />

Das ist nicht ganz leicht festzulegen, aber das was wir unter Qualität verstehen, das setzt man<br />

voraus. Qualität ist eigentlich immer wieder das Wort, das im Raum steht, das überall ver-<br />

langt wird oder angestrebt wird. Die Qualität der Kunst. Davon lebt auch die Messe, der gan-<br />

ze Messebetrieb <strong>und</strong> der ganze Kunstbetrieb.<br />

CM: Haben Sie ein paar Beispiele?<br />

EB: Das ist sehr schwer zu sagen. Ich habe schon festgestellt, dass wir Dinge ausstellen,<br />

von denen wir denken, dass sie sehr, sehr gut sind <strong>und</strong> dann kommen Leute <strong>und</strong> sagen, das<br />

gefällt uns gar nicht. Zum Beispiel, als wir die erste Picasso-Ausstellung gemacht haben, da<br />

wurde er noch gar nicht gut gef<strong>und</strong>en.<br />

Gerade jetzt, wie ich da runter gucke (in das Zimmer, das in sein Büro führt) ( ), wir ha-<br />

ben diese Räume (…) wir haben ja diese Haus nicht von Anfang an besetzt gehabt, wir haben<br />

immer wieder Räume dazubekommen. Und jetzt hatten wir diese Räume zum ersten Mal <strong>und</strong><br />

da ging das grad so durch, da war alles leer. Und da habe ich grad eine Giacometti-Sammlung<br />

gekauft in Amerika <strong>und</strong> habe gedacht, das ist w<strong>und</strong>erbar, ich stelle das hier aus, von hier bis<br />

da vorne. Das waren siebzig Skulpturen <strong>und</strong> Zeichnungen. Und dann kam grad zufällig Alber-<br />

to Giacometti auf der Durchreise vorbei <strong>und</strong> hat gesagt, das sieht ja aus wie bei mir im Ate-<br />

lier. Weil wir auch diese Enge hatten. Und das war so w<strong>und</strong>erbar. Das war das einzige erste<br />

Mal… Ich denke nur gerade daran, weil ich jetzt gerade da durch gucke. Das war so schön…<br />

Und das ist auch Qualität. Er (Giacometti) hätte Gelegenheit gehabt in Paris ein guter<br />

Künstler zu werden, ein beachteter Künstler. Sicher ein beachteter Schweizer Künstler. Weil<br />

sein Vater war ja schon bekannt, sein Onkel war (Cuno) Amiet <strong>und</strong> Hodler war auch mit der<br />

Familie verb<strong>und</strong>en. Es war also alles da, dass er eine gute Karriere hätte machen können.<br />

Nein, er ist in diesem ganz bescheidenen, ärmlichen Atelier (geblieben), hat da gehaust. Nicht<br />

weil er arm <strong>und</strong> bescheiden sein wollte. Aber er wollte eigentlich aus dem Nichts anfangen<br />

99


<strong>und</strong> sich beweisen, wie er durchkommt, obwohl er am Anfang noch das Geld von seinem Va-<br />

ter bekommen hat aus dem Bergell. Aber er hat sich dann selbst durchgebracht, hat daran ge-<br />

schaffen. Ich meine nur, das ist so ein Beispiel von Qualität, er hat einfach dann etwas in die<br />

Welt gesetzt. (In <strong>einer</strong> Welt) wo so viel produziert wird, dass da noch <strong>einer</strong> eine Aussage ma-<br />

chen kann, die verbindlich ist. Ich weiß noch, als ich das erste Mal eine solche Skulpturen-<br />

Ausstellung gemacht habe, <strong>und</strong> die Leute gesagt haben, „aber diese Skulpturen <strong>und</strong> was soll<br />

das?“ Aber das hat sich dann einfach eisern durchgesetzt <strong>und</strong> ist eine Weltmarke geworden,<br />

die fantastisch ist. Und so ist es doch mit allem auch, mit den Tätigkeiten, von denen wir<br />

sprechen. Qualität ist schwer zu beschreiben, aber es ist etwas das Talent braucht, das auch<br />

Können braucht, das auch den Geist braucht. Und das kommt immer wieder durch <strong>und</strong> das ist<br />

die Chance.<br />

Jetzt weiß ich nicht, ob ich genug gesagt habe, ob ich genug geschwatzt habe?<br />

Alle: Ja, auf jeden Fall. Das war sehr interessant. Vielen Dank für dieses Gespräch.<br />

100


Anhang 2: Abschrift des Interviews mit Klaus Staeck<br />

Interview mit Klaus Staeck, 7. August, 2007, 11.30-12.00 Uhr<br />

Das Gespräch fand in der <strong>Galerie</strong> Staeck statt. Anwesend waren Klaus Staeck (KS) <strong>und</strong> Cori-<br />

na Rombach (CR).<br />

CR: Sie nahmen seit 1970 – also von Anfang an – an der Art <strong>Basel</strong> teil. Was waren Ihre<br />

Beweggründe?<br />

KS: Ich habe mich damals bei der Basler Messeleitung beworben, weil ich für meine<br />

Edition keine Chance sah, beim Kölner Kunstmarkt zugelassen zu werden, obwohl ich all die<br />

Künstler auch im Programm hatte, die dann von anderen Kollegen auf der Messe vertreten<br />

wurden. Die Gründer hatten dieses Exklusivmodell für sich gepachtet. Die erste Basler war<br />

eine seltsame Messe. Es ging recht dilettantisch zu. Die Messeleitung war damals auf Kunst-<br />

messen offenbar gar nicht vorbereitet. Ich erinnere mich an einen Ausstellerabend in <strong>einer</strong><br />

leeren Messehalle. Die Marlborough <strong>Galerie</strong> aus London hatte wohl sehr teure Arbeiten zur<br />

Messe mitgebracht. Deshalb patrouillierte immer eine Doppelstreife von Wachleuten durch<br />

die Gänge, was dem Ganzen ein recht martialisches Ansehen verlieh.<br />

CR: Der Hauptgr<strong>und</strong> <strong>einer</strong> Teilnahme war also hauptsächlich deshalb, weil Sie in Köln<br />

nicht zugelassen wurden?<br />

KS: Viele, die damals in <strong>Basel</strong> teilnahmen, waren <strong>Galerie</strong>n, die in Köln keine Chance<br />

sahen. Mir hat eine Galeristin, die in Köln einmal als Gast zugelassen worden war, gesagt:<br />

"Herr Staeck, der Kunstmarkt ist eine w<strong>und</strong>erbare Sache. Man verdient dort sehr viel Geld in<br />

wenigen Tagen". Sie würde alles unternehmen, um wieder teilzunehmen <strong>und</strong> sich nicht dafür<br />

engagieren, dass der Kreis noch größer wird. Die Kölner wollten den Kuchen einfach unter<br />

sich aufteilen. Ich habe das als einen der größten Fehler angesehen, weil sich die Exklusivität<br />

nicht halten lassen würde. Auch die Buchmesse ist eine Messe, die viele Aussteller zulässt. Es<br />

war immer absehbar, dass früher oder später eine Konkurrenzsituation entstehen würde <strong>und</strong><br />

<strong>Basel</strong> bot sich da natürlich an. Auch, weil <strong>Basel</strong> ein internationaler Bankenplatz ist, an dem<br />

viele Leute ihr Geld deponiert haben. Daraus ergeben sich auch ganz besondere Geschäfte.<br />

Aber am Anfang spielte das wohl noch keine Rolle. Erst später. Zunächst haben die Leute<br />

über <strong>Basel</strong> nur gelächelt. Es war nicht die große Konkurrenz wie heute. Aber für mich war<br />

immer klar, dass dieses Exklusivsystem, wie es der Kölner Kunstmarkt praktizierte, auf Dauer<br />

nicht aufrecht erhalten werden kann. Deshalb sind wir sehr früh – auch als Künstler – für eine<br />

Öffnung des Kunstmarkts eingetreten. Deshalb haben wir damals auch mit Beuys an die Tü-<br />

101


en geklopft. Aber es war den Kölnern nicht klar zu machen, dass sie sich mit ihrer Starrheit<br />

ins eigene Fleisch schneiden.<br />

CR: War somit die Exklusivität der größte Unterschied der beiden Messen <strong>und</strong> gab es<br />

weitere Gründe?<br />

KS: Die Exklusivität widersprach auch dem Geist der damaligen Zeit. Es hat 1968 ge-<br />

geben, den Neumarkt der Künste. Dort herrschte ein w<strong>und</strong>erbares Chaos. Die Exklusivität<br />

entsprach nicht dem Demokratisierungsgedanken. Es war auch die große Zeit der Grafik. Man<br />

wollte auch Leuten mit kleinem Geldbeutel Zugang verschaffen <strong>und</strong> zum Sammeln anregen.<br />

Das soll heute teilweise wieder zurückgedreht werden, wenn ich höre, dass eine Kunstmesse<br />

in Amerika Grafiken ganz ausschließt, weil sie meinen, es störe die hochpreisigen Geschäfte.<br />

CR: Und weitere Unterschiede?<br />

KS: Für mich war es Hauptgr<strong>und</strong>. Es war nicht in Ordnung, dass <strong>Galerie</strong>n, die in der<br />

Provinz oft schwierige Vermittlungsarbeit leisten, wie Bettler behandelt wurden, mit Warte-<br />

listen <strong>und</strong> Abweisungen.<br />

CR: Ab 1974 hörte man in der Presse vermehrt, dass die Art <strong>Basel</strong> der Art Cologne den<br />

Rang abgelaufen hätte. Würden Sie dem zustimmen <strong>und</strong> wenn ja, warum?<br />

KS: Damals war es noch nicht so extrem. Aber im Laufe der Zeit traf es zu. Es gab ja<br />

dann auch noch eine Messegründung, die IKI. Ich war <strong>einer</strong> der Mitbegründer. Überlebt hat<br />

schließlich das Modell der IKI. Beide haben sich dann auch irgendwann zusammen getan.<br />

Nochmals: Der Kölner Kunstmarkt beruhte auf dem Exklusivmodell, das war mit der IKI<br />

nicht zu vereinbaren. Mit dem Zusammenschluss war in Wahrheit der Kölner Kunstmarkt<br />

beendet. Durchgesetzt hat sich das offene Modell der IKI, die sich heute Art Cologne nennt.<br />

Die IKI war ja zunächst in Düsseldorf, auch teilweise in Köln. Ich erinnere mich noch an eine<br />

Veranstaltung in der Kölner Volkshochschule. Da saßen wir dem Kunstmarkt nebenan unmit-<br />

telbar im Kreuz. Meinen Stand hatte ich in einem Klassenzimmer.<br />

CR: Um nochmals zur Art <strong>Basel</strong> zurückzukommen. Worin sehen Sie die Faktoren für<br />

den Erfolg der Basler Messe?<br />

KS: Es sind sicher die Internationalität <strong>und</strong> der Geldplatz, an dem lange Zeit nicht so<br />

genau gefragt wurde, woher das Geld kommt.<br />

CR: Und wie war das mit den Zollfreilagern?<br />

KS: Das spielt sicherlich eine Rolle. Auch ist der Zoll in der Schweiz eigenartig. Man<br />

muss alles nach Gewicht verzollen. Ich weiß nicht, ob das heute noch so ist. Uns hat das ir-<br />

gendwann so gestört, dass wir nicht mehr hingegangen sind. Ich habe ja jahrelang an der Bas-<br />

ler Messe teilgenommen.<br />

102


CR: Und weitere Kriterien für den Erfolg?<br />

KS: Das ganze hat auch viel mit Psychologie zu tun. Es ist wie bei <strong>einer</strong> Wahl. Man<br />

wird nicht gewählt, weil man so gut ist, sondern man wird abgewählt. Das ist ein altes Prinzip<br />

bei politischen Wahlen. Köln hat auch einige Fehler gemacht. Zum Beispiel die mehrmalige<br />

räumliche Verlagerung. Das ist nie gut für eine Messe. An der Standmiete kann es nicht lie-<br />

gen. Die ist in <strong>Basel</strong> sicherlich höher als in Köln. Ich glaube, es ist das Internationale, was<br />

<strong>Basel</strong> besser verstanden hat. Da hat Köln etwas verschlafen. Und ob jetzt der Versuch mit der<br />

Messe in Mallorca ein Erfolg wird, wage ich zu bezweifeln. Aber ich lasse mich gerne über-<br />

raschen. Auch weil ich natürlich wünsche <strong>und</strong> hoffe, dass die Kölner Messe überlebt. Gerade<br />

für die kleinen <strong>Galerie</strong>n aus der Provinz ist Köln überlebensnotwendig. Köln hatte immer<br />

einen großen Vorteil, weil es im Rheinland eine große Sammlerschaft gibt. Aber darauf kann<br />

man sich nicht ausruhen. Das ist keine Garantie für ewiges Überleben. Dennoch war Köln<br />

immer ein guter Standort. Aber ich habe auch keine endgültige Erklärung. Das sind auch<br />

schleichende Entwicklungen. Irgendwann setzte sich die Behauptung durch, dass <strong>Basel</strong> Köln<br />

den Rang abgelaufen habe. Nun widerlegen Sie das mal.<br />

103


Anhang 3: Tabellen<br />

Tabelle 1: Überblick über die Art <strong>Basel</strong> 203<br />

Name Art 70 Art 2`71 Art 3`72 Art 4`73 Art 5`74<br />

Jahr 1970 1971 1972 1973 1974<br />

Anzahl der Aussteller insges. 110 132 204 279 287<br />

davon Kollektivstände 9 20<br />

Brasilien 0 0 0 1 1<br />

Deutschland 45 42 59 75 73<br />

Belgien 0 0 2 4 4<br />

Dänemark 0 0 1 2 2<br />

Großbritannien 3 1 7 15 20<br />

Frankreich 11 16 12 27 30<br />

Japan 0 0 0 1 1<br />

Iran 0 0 0 1 0<br />

Israel 0 1 1 1 3<br />

Italien 5 12 16 33 26<br />

Kanada 0 0 1 1 2<br />

Liechtenstein 0 1 0 0 0<br />

Niederlande 1 1 5 7 2<br />

Norwegen 1 0 0 0 0<br />

Österreich 1 4 6 12 11<br />

Polen 0 0 0 1 0<br />

Schweden 0 0 3 1 2<br />

Schweiz 40 49 73 75 78<br />

Spanien 1 2 3 5 7<br />

Südafrika 0 0 0 0 1<br />

Venezuela 0 0 1 1 2<br />

USA 2 3 14 16 22<br />

Ort (Mustermesse <strong>Basel</strong>) Hallen 8/9 Hallen 8/9 Hallen 10- Hallen 10- Hallen<br />

13 17 10-17<br />

Dauer 12. - 16. Juni 24 .- 29. 22. - 26. 20. - 25. 19. - 24.<br />

Juni Juni Juni Juni<br />

Besucherzahl 16.300 21.500 28.300 32.043 30.000<br />

Eintrittspreise SFr. 5,- SFr. 5,- SFr. 5,- SFr. 6,- SFr. 6,belegte<br />

Ausstellungsfläche<br />

(m²)<br />

3.442 keine Info 6.270 10.050 13.059<br />

Anzahl der vertretenen Künst- keine vollstän- 939 1.377 2.046 2.247<br />

lerdigeInformation<br />

203 Die Daten basieren auf den Messekatalogen von 1970 – 1974 sowie den Angaben bei MONTEIL [1994] <strong>und</strong><br />

HILT (Quelle 24). Wo die Angaben zwischen verschiedenen Quellen nicht übereinstimmten, wurden eigene<br />

Auswertungen der Katalogdaten herangezogen.<br />

104


Tabelle 2: Überblick über den Kölner Kunstmarkt<br />

Name Kunstmarkt<br />

67<br />

Kunstmarkt<br />

68<br />

Kunstmarkt<br />

Köln 1969<br />

Kölner<br />

Kunstmarkt<br />

70<br />

Kölner<br />

Kunstmarkt<br />

`71<br />

Kölner<br />

Kunstmarkt<br />

1972<br />

7. Kölner<br />

Kunstmarkt<br />

Internationaler<br />

Kunstmarkt<br />

Köln<br />

Jahr 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974<br />

Anzahl der<br />

Aussteller insges.<br />

18 26 22 24 35 33 39 71<br />

davon Inland 18 20 22 24 25 25 28 38<br />

davon Ausland - 6 - - 10 8 11 33<br />

Ort Gürzenich,<br />

Kunstverein<br />

(Ausstellung:<br />

13.9.-18.10.)<br />

Kunsthalle,<br />

Kunstverein<br />

(Ausstellung:<br />

15.10-15.11.)<br />

Kunsthalle,<br />

Kunstverein<br />

(Ausstellung:<br />

14.10-9.11.)<br />

Kunsthalle,<br />

Kunstverein<br />

Kunsthalle,<br />

Kunstverein<br />

Kunsthalle,<br />

Kunstverein<br />

Kunsthalle,<br />

Kunstverein<br />

Rheinhallen<br />

Köln<br />

Dauer 13.-17. 9. 15.-20.10. 14.-19.10. 13.-18.10. 5.10-10.10 3.10.-8.10 29.9.-6.10. 19.10-24.10<br />

Besucherzahl 15.-16.000 ca. 30.-50.000 35.-40.000 40.-50.000 40.000 30.000 30.000<br />

Eintrittspreise - - - -<br />

ca. 3,5- 4<br />

- - - 5 DM, erm. 3<br />

Umsätze in DM ca. 1 Mio. ca. 2 Mio. ca. 3,5 Mio. Mio. ca. 4 Mio. ca. 4,5 Mio. ca. 2,5 Mio. Keine Inform.


Tabelle 3: Meistvertretene Künstler auf dem Kunstmarkt '67<br />

Künstler Vorname Köln 67<br />

Lichtenstein Roy 7<br />

Ernst Max 6<br />

Vasarely Victor 6<br />

Albers Josef 5<br />

Antes Horst 5<br />

Bellmer Hans 5<br />

Geiger Rupprecht 5<br />

Dubuffet Jean 4<br />

Götz K.O. 4<br />

Jones Allen 4<br />

Picasso Pablo 4<br />

Schröder-Sonnenstern Friedrich 4<br />

Tàpies Antoni 4<br />

Warhol Andy 4<br />

Wols 4<br />

Tabelle 4: Meistvertretene Künstler auf dem Kunstmarkt '68<br />

Künstler Vorname<br />

Lichtenstein Roy 6<br />

Vasarely Victor 6<br />

Wesselmann Tom 6<br />

Albers Josef 5<br />

Dine Jim 5<br />

Oldenburg Claes 5<br />

Twombly Cy 5<br />

Antes Horst 4<br />

Christo Javacheff 4<br />

Ernst Max 4<br />

Fontana Lucio 4<br />

Jones Allen 4<br />

Krushenick Nikolas 4<br />

Léger Fernand 4<br />

Richter Gerhard 4<br />

Roth Dieter 4<br />

Warhol Andy 4<br />

Wols 4<br />

Anzahl<br />

<strong>Galerie</strong>n<br />

106


Tabelle 5: Meistvertretene Künstler auf dem Kunstmarkt '69<br />

Künstler Vorname<br />

Arman 6<br />

Ernst Max 5<br />

Roth Dieter 5<br />

Albers Josef 4<br />

Bellmer Hans 4<br />

Beuys Joseph 4<br />

Fontana Lucio 4<br />

Hockney David 4<br />

Lichtenstein Roy 4<br />

Twombly Cy 4<br />

Wols 4<br />

Anzahl<br />

<strong>Galerie</strong>n<br />

Tabelle 6: Meistvertretene Künstler im Jahr 1970<br />

Kunstmarkt Köln 1970 Art <strong>Basel</strong> 1970<br />

Künstler Vorname<br />

Anzahl<br />

<strong>Galerie</strong>n Name Vorname<br />

Roth Dieter 10 Antes Horst 11<br />

Tàpies Antoni 8 Fontana Lucio 8<br />

Vasarely Victor 8 Picasso Pablo 8<br />

Arman 7 Berrocal Miguel 6<br />

Hockney David 7 Bill Max 6<br />

Beuys Joseph 6 Arp Hans 5<br />

Fontana Lucio 6 Chilida Eduardo 5<br />

Jones Allen 6 Dalí Salvador 5<br />

Rainer Arnulf 6 Marini Marino 5<br />

Richter Gerhard 6 Vasarely Victor 5<br />

Warhol Andy 6<br />

Tabelle 7: Meistvertretene Künstler im Jahr 1971<br />

Kunstmarkt Köln 1971<br />

Anzahl<br />

Art <strong>Basel</strong> 1971<br />

Künstler Vorname <strong>Galerie</strong>n Künstler Vorname<br />

Anzahl<br />

<strong>Galerie</strong>n<br />

Warhol Andy 10 Ernst Max 12<br />

Hockney David 9 Picasso Pablo 11<br />

Lichtenstein Roy 8 Antes Horst 9<br />

Rainer Arnulf 8 Miró Joan 9<br />

Roth Dieter 8 Roth Dieter 9<br />

Dine Jim 7 Vasarely Victor 9<br />

Fontana Lucio 7 Dalí Salvador 8<br />

Jones Allen 7 Albers Josef 7<br />

Nauman Bruce 6 Arman 7<br />

Anzahl<br />

<strong>Galerie</strong>n<br />

107


Kunstmarkt Köln 1971<br />

Anzahl<br />

Art <strong>Basel</strong> 1971<br />

Künstler Vorname <strong>Galerie</strong>n Künstler Vorname<br />

Richter Gerhard 6 Arp Jean 7<br />

Vasarely Victor 6 Beckmann Max 7<br />

Wesselmann Tom 6 Bill Max 7<br />

Tabelle 8: Meistvertretene Künstler im Jahr 1972<br />

Chagall Marc 7<br />

Dine Jim 7<br />

Hockney David 7<br />

H<strong>und</strong>ertwasser Friedensreich 7<br />

Nolde Emil 7<br />

Tobey Marc 7<br />

Kunstmarkt Köln 1972 Art <strong>Basel</strong> 1972<br />

Künstler Vorname<br />

Anzahl<br />

<strong>Galerie</strong>n Künstler Vorname<br />

Warhol Andy 8 Roth Dieter 17<br />

Hockney David 7 Miró Joan 16<br />

Beuys Joseph 6 Dalí Salvador 15<br />

Hamilton Richard 6 Picasso Pablo 15<br />

Roth Dieter 6 Antes Horst 13<br />

Twombly Cy 6 Ernst Max 12<br />

Flavin Dan 5 Tàpies Antoni 12<br />

Palermo Blinky 5 Vasarely Victor 12<br />

Richter Gerhard 5 Arp Jean 10<br />

Rosenquist James 5 Matta Roberto 9<br />

Walther Franz Erhard 5 Poliakoff Serge 9<br />

Wewerka Stefan 5<br />

Lichtenstein Roy 5<br />

Tabelle 9: Meistvertretene Künstler im Jahr 1973<br />

Kunstmarkt Köln 1973<br />

Anzahl<br />

Art <strong>Basel</strong> 1973<br />

Künstler Vorname <strong>Galerie</strong>n Vorname Künstler<br />

Flavin Dan 6 Picasso Pablo 32<br />

Twombly Cy 6 Miró Joan 28<br />

Warhol Andy 6 Ernst Max 23<br />

LeWitt Sol 5 Dalí Salvador 22<br />

Broodthaers Marcel 4 Vasarely Victor 21<br />

Buren Daniel 4 H<strong>und</strong>ertwasser Friedensreich 18<br />

Girke Raim<strong>und</strong> 4 Antes Horst 17<br />

Judd Donald 4 Calder Alexander 17<br />

Long Richard 4 Braque Georges 15<br />

Anzahl<br />

<strong>Galerie</strong>n<br />

Anzahl<br />

<strong>Galerie</strong>n<br />

Anzahl<br />

<strong>Galerie</strong>n<br />

108


Kunstmarkt Köln 1973<br />

Anzahl<br />

Art <strong>Basel</strong> 1973<br />

Künstler Vorname <strong>Galerie</strong>n Vorname Künstler<br />

Merz Mario 4 Chagall Marc 15<br />

Nauman Bruce 4 Fontana Lucio 15<br />

Oldenburg Claes 4 Roth Dieter 15<br />

Polke Sigmar 4 Tàpies Antoni 15<br />

Richter Gerhard 4<br />

Roth Dieter 4<br />

Ryman Robert 4<br />

W<strong>einer</strong> Lawrence 4<br />

Wesselmann Tom 4<br />

W<strong>und</strong>erlich Paul 4<br />

Tabelle 10: Meistvertretene Künstler im Jahr 1974<br />

Anzahl<br />

<strong>Galerie</strong>n<br />

Kunstmarkt Köln 1974 Art <strong>Basel</strong> 1974<br />

Künstler Vorname Anzahl<br />

Anzahl<br />

<strong>Galerie</strong>n Künstler Vorname <strong>Galerie</strong>n<br />

LeWitt Sol 12<br />

Picasso Pablo 35<br />

Buren Daniel 10<br />

Dalí Salvador 31<br />

Ernst Max 10<br />

Ernst Max 31<br />

Twombly Cy 10<br />

Miró Joan 29<br />

Warhol Andy 9<br />

Tàpies Antoni 21<br />

Broodthaers Marcel 8<br />

Chagall Marc 20<br />

Ryman Robert 8<br />

Vasarely Victor 20<br />

Francis Sam 7<br />

Matta Roberto 19<br />

Magritte René 7<br />

Roth Dieter 18<br />

Oldenburg Claes 7<br />

Antes Horst 17<br />

Tàpies Antoni 7<br />

Tabelle 11: Vertretene <strong>Galerie</strong>n Art <strong>Basel</strong>/Kunstmarkt Köln<br />

<strong>Galerie</strong> 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974<br />

Abrams Original Editions, N. Y. (USA)/Abrams<br />

<strong>Galerie</strong> (NL) B<br />

Aberbach Fine Art , N.Y. (USA) B<br />

<strong>Galerie</strong> Abis, Berlin (D) B + K<br />

Galleria Adelphi, Mailand (I) B<br />

<strong>Galerie</strong> Änne Abels (D) K<br />

The Agra Galleries, Washington D.C./Palm<br />

Beach (USA) B<br />

Acoris - The Surrealist Art Centre, London (GB) B B B<br />

Adeva, Akademische Druck- <strong>und</strong> Verlagsanstalt,<br />

Graz (A) B<br />

A.H. Grafik, Stockholm (S) B<br />

Aktionsgalerie Bern (CH) B B B<br />

109


<strong>Galerie</strong> 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974<br />

Brooke Alexander, Inc., N. Y. (USA) B<br />

Amelia Arte, Mailand (I) B B<br />

<strong>Galerie</strong> Angelo, Wollerau (CH) B B<br />

<strong>Galerie</strong> Annagasse, Wien (A) B<br />

Salone Annunciata, Mailand (I) B B<br />

Editions d’Art Antarès, Saint Cloud (F) B B<br />

<strong>Galerie</strong> Antoinette, Paris (F) B B B B<br />

AP-AP Limited, London (GB) B B<br />

<strong>Galerie</strong> Apfelbaum, Karlsruhe (D) B<br />

<strong>Galerie</strong> d'Art L'Apogée, Québec, (CDN) B<br />

<strong>Galerie</strong> Appel & Fertsch (D) K K K K K<br />

<strong>Galerie</strong> <strong>und</strong> Edition Argelander, Bonn (D) B<br />

<strong>Galerie</strong> Ariadne, Wien (A) B B B B K<br />

Galleria dell’Ariete, Mailand (I) K B B B B<br />

<strong>Galerie</strong> Aronowitsch (S) K<br />

Ars Grafica, Bad Wildungen (D) B<br />

Ars Moderna, <strong>Basel</strong> (CH) B<br />

Arta S.A., Genf (CH) B B<br />

Art-C.C. Christophe Czwiklitzer, Paris-<strong>Basel</strong> (F-<br />

CH) B<br />

Art Courrier, Paris (F) B<br />

Art de I’II France, Paris (F) B B<br />

Galleria Arte/SI, Mailand (I) B<br />

<strong>Galerie</strong> Art in Progress AG, Zürich (CH)/1974:<br />

München B B B + K<br />

art intermedia Helmut Rywelski, Köln (D) B<br />

Art & Project (NL) K K K<br />

Galleria Arte Borgogna, Mailand (I) B B B + K<br />

Galleria Artecentro, Milano (I) B<br />

<strong>Galerie</strong> d’ Art Moderne <strong>Basel</strong> (CH) B B B B B<br />

Art Protis, J.B. Bronimann, Mézières (CH) B<br />

<strong>Galerie</strong> Arts/Contacts, Paris (F) B<br />

Arts et Lettres - Berrocal-Multicetero, Brüssel<br />

(B) B<br />

Art Vivant (F) K<br />

<strong>Galerie</strong> Badkeller, Dulliken (CH), ab 1974<br />

Kaufmann, Olten (CH) B B B<br />

<strong>Galerie</strong> Bargera, Köln (D) B B + K<br />

Galeria da Barra S.A., Barcelona (E) B<br />

Basilius-Presse AG, <strong>Basel</strong> (CH) B B B<br />

Batik-<strong>Galerie</strong>, Köln (D) B<br />

<strong>Galerie</strong> Beaubourg (F) K<br />

Edition de Beauclaire, Frankfurt (D) B B B<br />

Belser Verlag, Stuttgart (D) B<br />

<strong>Galerie</strong> D. Bénador, Genf (CH) B<br />

110


<strong>Galerie</strong> 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974<br />

<strong>Galerie</strong> d’ Art Benedek-Grenier, Québec (Canada)<br />

B<br />

<strong>Galerie</strong> Bernard, Paris (F) B<br />

<strong>Galerie</strong> Bernard, Solothurn (CH), ab 1973 <strong>Galerie</strong><br />

Medici B B<br />

<strong>Galerie</strong> Ernst Beyeler, <strong>Basel</strong> (CH) B B B B B<br />

Bibliothèque des Arts, Lausanne (CH) B B<br />

<strong>Galerie</strong> Bilder-Klause, Riehen (CH) B<br />

<strong>Galerie</strong> Birch, Kopenhagen (DK) B B<br />

<strong>Galerie</strong> Bischofberger, Zürich (CH) B B B B + K B + K<br />

„Il Bisonte“ di Maria Luigia Guaita, Firenze (I) B B<br />

Edition René Block, Berlin (D) K K K B + K K K B + K B + K<br />

Dario Boccara, Paris (F) B<br />

Galleria Bocchi, Mailand (I) B<br />

La Boetie, Inc., Helene Serger, N.Y. (USA) B<br />

<strong>Galerie</strong> Suzanne Bollag, Zürich (CH) B B B B<br />

<strong>Galerie</strong> Bonnier, Genf (CH) B B<br />

<strong>Galerie</strong> Thomas Borgmann, Köln (D) B B B B B + K<br />

<strong>Galerie</strong> Isy Brachot, Köln (D)/ ab 1974 Belgien B B + K<br />

<strong>Galerie</strong> Claire Brambach, <strong>Basel</strong> (CH)/ab 1973<br />

auch Bremen (D) B B B<br />

<strong>Galerie</strong> Toni Brechbühl, Brenchen (CH) B B<br />

<strong>Galerie</strong> Brockstedt, Hamburg (D) B B + K<br />

Brook Street Gallery, London (GB) B<br />

Michèle Broutta, Paris (F) B B B<br />

Studio Bruckmann, München (D) B B<br />

Dieter Brusberg, <strong>Galerie</strong> <strong>und</strong> Verlag (D) K K K K K K K K<br />

Edition Bucher, Luzern (CH) B B B B<br />

<strong>Galerie</strong> Bucher, Paris (F) B<br />

<strong>Galerie</strong> Buchholz, München (D) K K B + K K K K<br />

<strong>Galerie</strong> Eva Callejo, Genf (CH) B B<br />

Galleria della Cappelletta, Osnago (I) B<br />

Leo Castelli, N.Y. (USA) K K B + K B B + K<br />

Galleria del Cavallino, Venedig (I) B B<br />

Jacqueline de Champvallins, Paris (F) B B<br />

<strong>Galerie</strong> Chiquet, <strong>Basel</strong> (CH) B<br />

Christie's Contemporary Art, London (GB) B<br />

Cirrus Editionen Ltd., Los Angeles (USA) B B<br />

Club de Livre, Paris (F) B B<br />

Codifrance "Plaisir de France", Paris (F) B<br />

Galeria Conkright C.A., Caracas (YV) B B B<br />

<strong>Galerie</strong> Les Contards, Lacoste (F) B<br />

<strong>Galerie</strong> Contemporaine & Co., Carouge-Genf<br />

(CH) B B B<br />

<strong>Galerie</strong> Gilles Corbeil, Montreal (CDN) B<br />

111


<strong>Galerie</strong> 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974<br />

<strong>Galerie</strong> Cornels, Baden-Baden (D) B B B B<br />

Editions Cougniac, Brüssel (B) B<br />

<strong>Galerie</strong> Cour St.-Pierre, Genf (CH) B B<br />

<strong>Galerie</strong> Cramer, Genf (CH) B B<br />

<strong>Galerie</strong> Craven, Paris (F) B<br />

Editions du Damier, Paris (F) B B B<br />

<strong>Galerie</strong> Defet, Nürnberg (D) B B B<br />

<strong>Galerie</strong> Demenga, Riehen (CH) B<br />

Diagramma, Mailand (I) B B<br />

<strong>Galerie</strong> Diana, Rheinfelden (CH) B<br />

<strong>Galerie</strong> Die Treppe, Lahr (D) B B<br />

Dietz Offizin, Lengmoos Post Soyen (D) B<br />

<strong>Galerie</strong> Ditesheim, Neuchâtel (CH) B<br />

<strong>Galerie</strong> Dina Vierny, Paris (F) B<br />

<strong>Galerie</strong> + Edition Domberger, Reutlingen (D) B B B B<br />

<strong>Galerie</strong> Doyle (USA) K<br />

<strong>Galerie</strong> Dreiseitel (D) K<br />

René Dreyfus, Neuilly-sur-Seine (F) B B<br />

<strong>Galerie</strong> Elke Dröscher, Hamburg (D) B B B + K<br />

Duerreci, Editione Grafiche, Rom (I) B<br />

Verlag DuMont Schauberg, Köln (D) B B B B B<br />

<strong>Galerie</strong> d’Art Alain Durvil, Paris (F) B<br />

Eat-Art <strong>Galerie</strong>, Carlo Schröter, Düsseldorf (D) B<br />

Atelier de l'Ecluse, Neuchâtel (CH) B<br />

<strong>Galerie</strong> D’Eendt N.V., Amsterdam (NL) B B B B B<br />

Edition Bremen im Schünemann Verlag, Bremen<br />

(D) B B B<br />

Edition 999, Zollikon (CH) B<br />

<strong>Galerie</strong> Suzanne Eggloff, <strong>Basel</strong> (CH) B B B<br />

Electric Gallery, Toronto (CDN) B B<br />

Robert Elkon Gallery, N.Y. (USA) B B B<br />

André Emmerich Gallery Inc., N.Y.<br />

(USA)/Zürich (CH) B K K B B + K<br />

Editions Empreinte, Paris (F) B B<br />

Epogravure, Lausanne (CH) B B<br />

Erker-<strong>Galerie</strong>, St. Gallen (CH) B<br />

<strong>Galerie</strong> Ernst, Hannover (D) B B + K<br />

<strong>Galerie</strong> Espace, Montréal (CA) B B<br />

Estudio Actual, Caracas, (YV) B<br />

Euro Art, Europa Verlag AG, Wien (A) B B<br />

<strong>Galerie</strong> Paul Facchetti, Lille (F)/Zürich (CH) B K<br />

Fackelträger-Verlag Schmidt-Küster GmbH,<br />

Hannover (D) B<br />

<strong>Galerie</strong> Fagel, P.C., Amsterdam (NL) B<br />

112


<strong>Galerie</strong> 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974<br />

Edition Georges Fall, Paris (F) B B<br />

"Il Cechio" Galleria d'Arte Moderne (I) K<br />

Galleria "Il Fante di Spade", Rom (I) B<br />

Galleria Il Fauno, Turin (I) B<br />

Richard L. Feigen & Co. N.Y. (USA) K K B<br />

Roland Feldman, Fine Art, N.Y. (USA) B<br />

<strong>Galerie</strong> Fey & Nothelfer, Berlin (D) B B<br />

Ernst Fick, Tempagraphie, Ars Multiplicata,<br />

Niederteufen (CH) B<br />

Fischbach (USA) K<br />

<strong>Galerie</strong> Konrad Fischer (D) K K K K<br />

<strong>Galerie</strong> Susanne Fischer, Baden-Baden (D) B<br />

Edition Flamberg, Zürich (CH) B<br />

Galleria/Edizione Flaviana, Lugano (CH) B B<br />

<strong>Galerie</strong> Karl Flinker, Paris (F) K B<br />

Angela Flowers Gallery, London (GB) B<br />

Fotogalerie die Brücke, Wien (A) B B + K<br />

Kunstkeller, Dorothe Freiburghaus, Bern (CH) B B<br />

<strong>Galerie</strong> H<strong>einer</strong> Friedrich, München (D) K K B + K K B + K B + K B + K<br />

<strong>Galerie</strong> Gaetan, Carouge (CH) B B B<br />

<strong>Galerie</strong> 21, Johannesburg (Südafrika ZA) B<br />

Galleri 27 A/S, Oslo (N) B<br />

galerie 68, F. Häuselmann, Zofingen/Strengelbach<br />

(CH) B<br />

<strong>Galerie</strong> 1640, Montréal (CDN) B<br />

galeriepress, Konstanz (D) B<br />

Galeria LP 220, Turin (I) B<br />

<strong>Galerie</strong> S.A.P.Q., VieuB Montréal (CDN)<br />

<strong>Galerie</strong> T, Haarlem (NL) B B<br />

<strong>Galerie</strong> Zwei, Stuttgat (D) B<br />

Editorial Gustavo Gili, Barcelona (E) B<br />

Gemini G.E.L., Los Angeles (USA) B B<br />

Georg & Cie. S.A., Genf (CH) B<br />

galerie + edition toni gerber, Bern (CH) B B B<br />

<strong>Galerie</strong> Daniel Gervis, Paris (F) B<br />

<strong>Galerie</strong> Germain, Paris (F) B<br />

<strong>Galerie</strong> de Gestlo, Hamburg (D) B B B B + K<br />

John Gibson, N.Y. (USA) B B + K<br />

Gimpel & Hanover <strong>Galerie</strong>, Zürich (CH) B B B B B<br />

Galleria del Girasole, Udine (I) B B<br />

<strong>Galerie</strong> Gmuzynska, Köln (D) B B B B B<br />

Goldman’s Art Gallery, Haifa (IL) B B B B<br />

A. et P. Gonin, Lausanne (CH) B<br />

Martin Gordon Gallery, N.Y. (USA) B<br />

113


<strong>Galerie</strong> 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974<br />

Graphica Contemporanea, Mailand (I) B<br />

Edition Graphika, <strong>Basel</strong> (CH) B B B<br />

Galleri Grafikhuset, Stockholm (S) B<br />

Grafikmeyer, Karlsruhe (D) B B B<br />

<strong>Galerie</strong> am Grasholz, Rottendorf (D) B<br />

Nigel Greenwood, London (GB) B<br />

Editions du Griffon, Neuchâtel (CH) B B<br />

Groupe des Editeurs d'Art, Paris (F) B B B B B<br />

<strong>Galerie</strong> Grünangergasse 12, Wien (A) B B B + K<br />

GTPS – Gdanskie Towarzystwo Przyjaciol Sztuki,<br />

Gdansk (PL) B<br />

<strong>Galerie</strong> Odile Guerin, Avignon (F) B<br />

Guilde Graphique, Montréal (CDN) B<br />

<strong>Galerie</strong> Gunar (D) K K K<br />

<strong>Galerie</strong> Gunzenhauser, München (D) B B B + K<br />

<strong>Galerie</strong> Haas, Vaduz (FL) B<br />

<strong>Galerie</strong> Evelyn Hagenbeck, Hamburg (D) B B B B B<br />

<strong>Galerie</strong> Felix Handschin, <strong>Basel</strong> (CH) B B K K<br />

<strong>Galerie</strong> Richard P. Hartmann, München (D) B B B B B<br />

A. Harnach & Co, Buchhandlung, Hannover (D) B<br />

<strong>Galerie</strong> Hasenclever, München (D) B + K<br />

Helbing & Lichtenhahn, Buchhandlung, <strong>Basel</strong><br />

(CH) B B B B<br />

Galleria Henze S.A.S., Campione d’Italia (CH) B B B B<br />

<strong>Galerie</strong> Paul Hervieu, Nizza (F) B<br />

<strong>Galerie</strong> Herzog, Ladenburg (D) B B<br />

<strong>Galerie</strong> Herzog, Wien (A) B B<br />

<strong>Galerie</strong> Heseler München (D) B<br />

Les Heures Claires, Paris (F) B<br />

<strong>Galerie</strong> <strong>Hilt</strong> A. B. <strong>Hilt</strong>, <strong>Basel</strong> (CH) B B B B B<br />

<strong>Galerie</strong> Henry Hirts, Berlin (D) B<br />

<strong>Galerie</strong> Historial, Nyon (CH) B<br />

<strong>Galerie</strong>n Graphische Editionen Hans Hoeppner,<br />

Trittau (D) B B B<br />

Renate Hörmann, Schlangenbad-Georgenborn<br />

(D) B<br />

Edition Hoffmann, Frankfurt (D) B B B<br />

Hofhaus Presse, Düsseldorf (D) B B<br />

<strong>Galerie</strong> Dr. Rainer Horstmann, Düsseldorf (D) B<br />

<strong>Galerie</strong> Edition Howeg, Hinwil (CH) B B<br />

<strong>Galerie</strong> Semiha Huber, Zürich (CH) B B B B K<br />

Edition Volker Huber, Offenbach a. M., ab '74:<br />

Frankfurt (D) B B B<br />

Humbert Collection, Münster (D) B<br />

Edition <strong>und</strong> Buchhandlung H<strong>und</strong>ertmark, Berlin<br />

(D) B B B<br />

114


<strong>Galerie</strong> 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974<br />

Leonard Hutton Galleries, N. Y. (USA) B<br />

International Artist Center Zürich, Pfäffikon (CH) B B B<br />

Internationale Agentur Edition, Kehl (D) B B<br />

Galleria dell`Incisione, Elio Palmisano, Mailand,<br />

(I) B B B<br />

Inter Art, <strong>Galerie</strong> H. Reich, Köln (D) B B<br />

I.T.F. Edizioni, Milano (I) B<br />

Bernard Jacobson Ltd., London (GB) B B<br />

Edition Friedrich Jahn, München (D) B<br />

Sidney Janis Gallery, N.Y. (USA) B B B<br />

<strong>Galerie</strong> Stéphane Janssen, Brüssel (B) B B + K<br />

Annely Juda Fine Art, London (GB) B B B B B<br />

<strong>Galerie</strong> Kaiser, Wien (A) B<br />

Hartmut Kaminsky, Düsseldorf (D) B B<br />

<strong>Galerie</strong> Hansjürgen Kammer, Hamburg (D) B B<br />

<strong>Galerie</strong> Jaques Kaplan, N. Y. (USA) B B<br />

<strong>Galerie</strong> Katakombe, <strong>Basel</strong> (CH) B B B B<br />

<strong>Galerie</strong> Daniel Keel, Zürich (CH) B<br />

KKB Kunstkreis Graphika, <strong>Basel</strong> (CH) B<br />

<strong>Galerie</strong> Thomas Keller, München (D) B B<br />

<strong>Galerie</strong> Roman Norbert Ketterer, Campione d'Italia<br />

(I) B<br />

<strong>Galerie</strong> Wolfgang Ketterer, München (D) B<br />

<strong>Galerie</strong> Klang (D) K<br />

<strong>Galerie</strong> Kley, Hamm (D) B B<br />

M. Knoedler + Co, New York (USA) B<br />

Verlag <strong>und</strong> Buchhandlung Walter König, Köln<br />

(D) B<br />

Kornfeld <strong>und</strong> Klippstein, Bern (CH) B B<br />

<strong>Galerie</strong> Rochus Kowallek (D) K K<br />

Buchhandlung Robert Krauthammer, Zürich<br />

(CH) B B B B<br />

<strong>Galerie</strong> Krebs, Bern (CH) B B B B<br />

Galeria Kreisler, Madrid (E) B<br />

Kölner Kunstkabinett, Köln (D) B<br />

<strong>Galerie</strong> Krinzinger, Innsbruck, (A) B B B + K<br />

<strong>Galerie</strong> Charles Kriwin, Brüssel (B) B B<br />

<strong>Galerie</strong> Dr. Luise Krohn, Badenweiler (D) B B B B<br />

Jan Krugier, Genf (CH) B B B B B + K<br />

<strong>Galerie</strong> Kühl, Hannover (D) B B<br />

<strong>Galerie</strong> Kümmel, Köln (D) B B<br />

Kunstkabinett Wien, Wien (A) B B B<br />

Kunstkeller Kriens (CH) B<br />

Kunstkreis AG, Luzern (CH) B B<br />

<strong>Galerie</strong> Werner Kunze, Berlin (D) B<br />

115


<strong>Galerie</strong> 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974<br />

<strong>Galerie</strong> Kurfis, Zürich (CH) B B<br />

La Boetie, Helen Seger, N.Y. (USA) B<br />

Lacourière et Frélaut, Paris (F) B<br />

<strong>Galerie</strong> La Gravure, Pully-Lausanne (CH) B<br />

Editions Lahumière, Paris (F) B B B B B<br />

Lambert, Yvonne, Paris (F)/Francoise, Mailand<br />

(I) B B K K<br />

Landfall Press, Chicago (USA) B<br />

Edition Lanz, <strong>Basel</strong> (CH) B<br />

<strong>Galerie</strong> La Pochade, Paris (F) B<br />

<strong>Galerie</strong> Laurent, Genf (CH) B<br />

<strong>Galerie</strong> Carl Lazlo, <strong>Basel</strong> (CH) B B B B B<br />

<strong>Galerie</strong> Margarete Lauter, Mannhein (D) B B<br />

Le Corbusier <strong>Galerie</strong>, Heidi Weber, Zürich (CH) B<br />

Editions Le Moulin, Muri (CH) B<br />

<strong>Galerie</strong> Leger, Malmö (S) B<br />

<strong>Galerie</strong> Leresche, Montreux (CH) B<br />

Galleria del Levante, Mailand (I)/München (D) B<br />

Galleria Levi, Mailand (I) B B + K<br />

<strong>Galerie</strong> Levy, Hamburg (D) (1972: Artoma- <strong>Galerie</strong>)<br />

B B B<br />

<strong>Galerie</strong> Liatowitsch, <strong>Basel</strong> (CH) B B B<br />

<strong>Galerie</strong> Edition Udo Liebelt, Marburg (D) B<br />

<strong>Galerie</strong> Ursula Lichter (D) K K<br />

<strong>Galerie</strong> Lietzow, Berlin (D) B B<br />

Galeri Edition Siggi Limbrock, Dienstlaken (D) B B<br />

Lineart, Gesellsch. für Sammeleditionen, Offenbach<br />

(D) B<br />

<strong>Galerie</strong> Albert Loeb, Paris (F) B<br />

<strong>Galerie</strong> Loeb, Bern (CH) B B B B B<br />

<strong>Galerie</strong> Lock, St. Gallen (CH) B<br />

<strong>Galerie</strong> Dorothea Loehr, Frankfurt (D) B B<br />

<strong>Galerie</strong> von Loeper, Hamburg (D) B B<br />

<strong>Galerie</strong> Löwenadler, Stockholm (S) B<br />

Galleria LP-220, Turin (I) B<br />

Galleria Lorenzelli, Bergamo (I) B<br />

Lunn, Graphics International (USA) B<br />

<strong>Galerie</strong> Maeght, Zürich (CH)/ Paris (F) B B B B<br />

<strong>Galerie</strong> Paul Maenz (D) K K K<br />

<strong>Galerie</strong> Daniel Malingue, Paris (F) B<br />

Maltzahn Gallery Ldt., London (GB) B<br />

Galerei Mammouth, Bassecourt (CH) B B<br />

Manus Presse GmbH, Stuttgat-Möhringen (D) B B<br />

<strong>Galerie</strong> Marbach, Bern (CH)1973 / Paris (F)<br />

1971/72 B B B B<br />

116


<strong>Galerie</strong> 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974<br />

<strong>Galerie</strong> Mark, Vedbaek (DK) B<br />

Marlborough <strong>Galerie</strong> AG, Zürich (CH)/London<br />

(GB)/N.Y (USA) B B B B<br />

Gravure Matignon, Paris (F) B<br />

"Il Moro" Galleria Studio'Arte, Florenz (I) B<br />

A & G de May, Lausanne (CH) B B B B B<br />

<strong>Galerie</strong> Maya, Brüssel (B) B<br />

Mayer, (op) art <strong>Galerie</strong> 1967 Esslingen, ab 1968<br />

Krefeld (D) K K<br />

<strong>Galerie</strong> Mayor, London (GB) B B<br />

Média Gravures et Multiples, Montréal (CAN) B<br />

<strong>Galerie</strong> Medici, vormals <strong>Galerie</strong> Bernard (1972),<br />

Solothurn (CH) B B<br />

Meissner Edition, Hamburg (D) B B<br />

Librairie et <strong>Galerie</strong> Melisa, Lausanne (CH) B B<br />

<strong>Galerie</strong> Melki, Paris (F) B B<br />

Ursula Menzer, Hamburg (D) B<br />

Mercury-Gallery, London (GB) B B B<br />

<strong>Galerie</strong> René Metras, Barcelona (E) B<br />

<strong>Galerie</strong> Herbert Meyer-Ellinger, Frankfurt (D) B B K<br />

<strong>Galerie</strong> Mikro, Berlin (D) B B<br />

Galleria Milano, Mailand (I) B B B<br />

Galleria del Milione, Mailand (I) B<br />

Mitch Morse Graphics Inc., N.Y. (USA) B<br />

Modern Art Agency, Neapel (I) B B B + K B + K<br />

Modern Art <strong>Galerie</strong>, Berlin (D) B B<br />

<strong>Galerie</strong> Möllenhof, Köln (D) B B B<br />

Achim Moeller, London (GB) B<br />

<strong>Galerie</strong> Mona Lisa, Paris (F) B<br />

<strong>Galerie</strong> de Montréal, Montréal (CDN) B<br />

<strong>Galerie</strong> George Moos, Genf (CH) B B<br />

Galeria Juana Mordó, Madrid (E) B B<br />

<strong>Galerie</strong> Motte (CH) K<br />

<strong>Galerie</strong> des 4 Mouvements, Paris (F) B B<br />

<strong>Galerie</strong> Münsterberg, <strong>Basel</strong> (CH) B B<br />

<strong>Galerie</strong> Margret Müller, Stuttgart (D) K K K B + K K B + K K B + K<br />

<strong>Galerie</strong> Verena Müller, Bern (CH) B<br />

<strong>Galerie</strong> Müller <strong>und</strong> Kunst-Börse, Köln (D) B<br />

Multiples Inc. N.Y. (USA) B B + K B<br />

<strong>Galerie</strong> Multiples, Paris (F) B<br />

Galleria Multipli, Turin (I) B<br />

Myriades Diffusion et Edition Krugier, Genf<br />

(CH) B B B<br />

<strong>Galerie</strong> Nächst St. Stephan, Wien (A) B B B<br />

Richard Nathanson, London (GB) B<br />

117


<strong>Galerie</strong> 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974<br />

Nanthenshi Gallery, Tokyo (J) B<br />

Galleria d’arte del Naviglio, Mailand (I) B B B<br />

<strong>Galerie</strong> Nebenan, Berlin (D) B<br />

<strong>Galerie</strong> Neuendorf, Köln (D) K K K K K K K K<br />

New Art Center; London (GB) B<br />

New Art Gallery, Odense (DK) B B<br />

New Smith Gallery (B) K<br />

Neue <strong>Galerie</strong>, Dr. P. Nathan, Zürich (CH) B B B<br />

Neue Schweizer Bibliothek, Zürich (CH) B<br />

<strong>Galerie</strong> Niebuhr, Berlin (D) B B<br />

Atelier Edition Niemeyer-Partanen, Feldberg (D) B<br />

<strong>Galerie</strong> Niepel, Düsseldorf (D) K K K K K K K<br />

<strong>Galerie</strong> Ida Niggli, Niederteufen (CH) B B B B B<br />

Fritz Nonn, Stuttgarter Buchdienst, Stuttgart (D) B<br />

Editions Nouvelle Images, Lombreuil (F) B B B B B<br />

Galleria „Fiamma Vigo“/ Rom; “Numero“/Venedig<br />

(I) B B B<br />

Object Art, Döttingen (CH) B B B<br />

Object Art, Düsseldorf (D) B<br />

<strong>Galerie</strong> Hervé Odermatt, Paris (F) B B<br />

Ofakim Art Gallery, Tel Aviv (IL) B<br />

Office du Livre, Fribourg (CH) B B<br />

Galleri Östermalm, Stockholm (S) B<br />

Edition Olympia 1972, München (D) B B B<br />

Onnasch <strong>Galerie</strong>, Köln (D) B B B + K K B + K<br />

<strong>Galerie</strong> Oppenheim, Köln (D)/Brüssel (B) B<br />

<strong>Galerie</strong> <strong>und</strong> Verlag Orangerie, Köln (D) B B B B B<br />

<strong>Galerie</strong> Orly, <strong>Basel</strong> (CH) B B B<br />

Studio Carla Ortelli, Mailand (I) B<br />

Centa Ottiger, Luzern (CH) B<br />

Pace Editions, New York (USA) B<br />

Pantheon Presse, Rom (I) B B<br />

P.A.P. Filmgalerie, K. Hein, München (D) B B B<br />

Parasol-Press, Ney York (USA) B B B<br />

Galleria "Pari e Dispari", Reggio Emilia (I) B B<br />

<strong>Galerie</strong> du Passeur, Paris (F) B<br />

P & P <strong>Galerie</strong> Zug, Zug (CH) B B<br />

Edition Patjes, <strong>Basel</strong> (CH) B B B<br />

<strong>Galerie</strong> Alice Pauli, Lausanne (CH) B B<br />

PBO Fine Arts, New York (USA) B<br />

<strong>Galerie</strong> Peithner-Lichtenfels, Wien (A) B B B B<br />

Petersburg Press, London (GB) B B B B<br />

Petschek Arts, London (GB) B<br />

118


<strong>Galerie</strong> 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974<br />

Piccadilly Gallery, London (GB) B B B<br />

Ediciones Polígrafa, Barcelona (E) B B B B<br />

<strong>Galerie</strong> Poll, Berlin (D) K<br />

Alexander Postan Fine Art, London (GB) B B<br />

Rolf Preisig (D) K<br />

Présences, Fryns & Cie., Brüssel (B) B<br />

Printshop, Amsterdam (NL) B B<br />

Galleria d’Arte Primo Piano, Rom (I) B B<br />

<strong>Galerie</strong> Pro Arte Kasper, Morges (CH) B B B<br />

Propyläen Verlag (Ullstein), Berlin (D) B<br />

MaB Protetch, Washington DC (USA) B<br />

<strong>Galerie</strong> Pudelko (D) K<br />

Galeria de Arte Punto, Valencia (E) B<br />

Edition Pyra AG, Zumikon (CH) B B B B<br />

Timm Rabofsky, Kunstkabinett, Berlin (D) B B<br />

<strong>Galerie</strong> Raeber Luzern, Luzern (CH) B B<br />

<strong>Galerie</strong> Rasser, <strong>Basel</strong> (CH) B<br />

Galleria Ravagnan, Venedig (I) B<br />

<strong>Galerie</strong> Reckermann, Köln (D) K K K K K K K B + K<br />

Reese Palley (USA) K<br />

<strong>Galerie</strong> Regio, Lörrach (D) B B B B B<br />

Rembrandt-Verlag, Berlin (D) B<br />

<strong>Galerie</strong> Schloss Remseck, Neckarems b. Stuttgart<br />

(D) B B B<br />

Denise René (D/F/USA) K K K K<br />

<strong>Galerie</strong> Denise René, Hans Mayer, Düsseldorf<br />

(D) B B B B B + K<br />

<strong>Galerie</strong> Ricke, Köln (D) K K K K K K K K<br />

<strong>Galerie</strong> Riehentor, <strong>Basel</strong> (CH) B B B B B<br />

Delson Richter <strong>Galerie</strong>s, Jaffa (Israel) B B<br />

<strong>Galerie</strong> Rivolta, Lausanne (CH) B<br />

Editions d'Art Robert S.A., Moutier (CH) B<br />

Gallerie Rondanini, Rom (I) B<br />

Edition Rose-Verlag, München (D) B<br />

<strong>Galerie</strong> Rosenbach, Hannover (D) B B B B B<br />

<strong>Galerie</strong> Rothe, Heidelberg (D) B + K K B B K<br />

Edition Rottloff, Karlsruhe (D) B B B B B<br />

Editions Rousseau, Genf (CH) B B B<br />

Lawrence Rubin, N.Y. (USA) B<br />

<strong>Galerie</strong> Saint-Léger, Genf (CH) B<br />

<strong>Galerie</strong> Salzbüchsle <strong>Galerie</strong> Presse, Konstanz (D) B<br />

Felicity Samuel Gallery, London (GB) B<br />

Spencer A. Samuels & Co., N.Y. (USA) B B B<br />

Sander Gallery Inc. (USA) K<br />

119


<strong>Galerie</strong> 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974<br />

"Sant' Ambroeus" Bottega d’Arte, Mailand (I) B B B<br />

Santa Reperata, Florenz (I) B<br />

<strong>Galerie</strong> Scandinavia, Stockholm (S) B<br />

<strong>Galerie</strong> Scheidegger + Maurer, Zürich (CH) B B B<br />

Edition Jörg Schellmann, Nünchen (D) B<br />

<strong>Galerie</strong> Schiessel, Freiburg i.Br. (D) B B B<br />

<strong>Galerie</strong> Schindler, Bern (CH) B B B B<br />

Schirmer, Mosel München Verlagsgesellschaft,<br />

München (D) B<br />

<strong>Galerie</strong> & Edition Dr. Istvan Schlégl, Zürich<br />

(CH) B B<br />

<strong>Galerie</strong> Alfred Schmela, Düsseldorf (D) K K K B + K B<br />

<strong>Galerie</strong> Schmücking, Braunschweig (D) B B B B B<br />

<strong>Galerie</strong> Schneider, Karlsruhe (D) B B B B<br />

<strong>Galerie</strong> Schoeneck (vormals <strong>Galerie</strong> Spatz), Riehen<br />

(CH) B B<br />

<strong>Galerie</strong> Schöttle, München (D) B B<br />

<strong>Galerie</strong> Schr<strong>einer</strong>, <strong>Basel</strong> (CH) B B<br />

Galleria Schubert, Milano (I) B<br />

Edition Schünemann, Bremen (D) B<br />

<strong>Galerie</strong> Schulze-Theiler, Münster (D) B<br />

Gerry Schum, Videogalerie, Düsseldorf (D) K K<br />

Schwarz, Galleria d’Arte, Mailand (I) B + K B B<br />

Schwitter Reproduktion, <strong>Basel</strong> (CH) B<br />

<strong>Galerie</strong> Seebacher, Bludenz-Nüziders (A) B B<br />

<strong>Galerie</strong> de Seine, Paris B<br />

Seriaal N.V., Amsterdam (NL) B B<br />

Seyhoun-Khalil, Téhéran (Iran) B<br />

Shorewood Atelier Inc., New York (USA)/<br />

München (D) B B B B B<br />

Editions d'Art Albert Skira, Genf (CH) B<br />

<strong>Galerie</strong> Folker Skulima, Berlin (D) K B + K<br />

Carl Solway Gallery, Ohio (USA) B B<br />

Editions Sonet, Lidingö (S) B<br />

<strong>Galerie</strong> Sonnabend, N. Y. (F)/ (USA) K B + K B<br />

<strong>Galerie</strong> Spatz, Riehen (CH) B B B<br />

Galleria Sperone, Turin (I) K K K B + K<br />

<strong>Galerie</strong> Der Spiegel, Köln (D) K K K K K K K K<br />

<strong>Galerie</strong> Springer, Berlin (D) K K K K K K K<br />

<strong>Galerie</strong> & Edition S Press, Hattingen-<br />

Blankenstein (D) B B B<br />

<strong>Galerie</strong> Stadler, Paris (F) B<br />

Edition Staeck, Heidelberg (D) B B B B B<br />

P. B. Stähli, Luzern (CH) B B B<br />

<strong>Galerie</strong> Stampa, <strong>Basel</strong> (CH) B B B B B<br />

120


<strong>Galerie</strong> 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974<br />

<strong>Galerie</strong> Stangl München (D) K K K B + K K K<br />

Brigitte Starckmann, Paris (F) B<br />

Andrée Stassart, Paris (F) B<br />

Stefanotty Gallery, New York (USA) B<br />

<strong>Galerie</strong> Steiger, Moers (D) B<br />

<strong>Galerie</strong> V. Still, Berlin (D) B<br />

Stolperverlag Rosemarie Haas, Berlin (D) B<br />

Danielle Stonyer, London (GB) B<br />

Hans Strelow, Düsseldorf (D) B K K<br />

Studio Brescia, Brescia (I) B<br />

Sudio d'Arte Lia Rummer, Napoli (I) B<br />

Studio Morra, Neapel (I) B<br />

Studio LD, Pescara (I) B<br />

Studio S, Roma (I) B<br />

<strong>Galerie</strong> Stummer & Hubschmid, Zürich (CH) B B B B<br />

Stuttgarter Buchdienst, Stuttgart (D) B<br />

<strong>Galerie</strong> Sydow, Frankfurt (D) K B B<br />

Team Colore (<strong>Galerie</strong> E), Mailand (I) B<br />

<strong>Galerie</strong> Teufel, 1970-72: Koblenz/ 1973: Köln<br />

(D) B B B B + K K<br />

<strong>Galerie</strong> M.E. Thelen, Köln/Essen (D) B + K K K K K<br />

<strong>Galerie</strong> Thomas, München (D) K K K B + K K K B + K B + K<br />

<strong>Galerie</strong> Tobiès & Silex, Löln (D) K K K K K K<br />

Tomić <strong>Galerie</strong>, München, ab 1974: Kampen auf<br />

Sylt (D) B B<br />

Toninelli Arte Moderne, Mailand (I) B B B + K B + K<br />

Il Nuovo Torcoliere, Roma (I) B B B<br />

Editions de la Tortue, Paris, (F) B B B<br />

Transworld Art Corporation, N. Y. (USA) B B<br />

Nicholas Treadwell Galleries, London (GB) B B<br />

Nuova Galería Trece S.A., Barcelona (E) B B<br />

<strong>Galerie</strong>/Verlag Tsamas, Villingen (D) B<br />

Union Latine d'Editions, Paris (F) B<br />

Galerei „Val i 30“, Valencia (E) B B<br />

<strong>Galerie</strong> Valentien Stuttgat (D) B B B B B + K<br />

<strong>Galerie</strong> Van de Loo, München (D) K K K B + K K K B B + K<br />

Galería Carl van der Voort, Ibiza (E) B B B<br />

Galeria Vandres (E) K<br />

Daniel Varenne, Paris (I) B<br />

Galerei Vayhinger Radolfzell (D) B<br />

Véhicule Art, Montréal (CDN) B<br />

Galleria Venturi Arte, Cadriano-Bologna (I) B B<br />

<strong>Galerie</strong> <strong>und</strong> Edition A. Verna, Zürich (CH) B B B B<br />

Vernissage Galeria de Arte Ltda., Rio de Janeiro B B<br />

121


<strong>Galerie</strong> 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974<br />

(BR)<br />

<strong>Galerie</strong> Vierny, Paris (F) B B B<br />

Galeria Vinciana, Mailand (I) B B<br />

Vision Nouvelle, Paris (D) B<br />

Edition Vogelsperger, Birsfelden (CH) B B B B B<br />

U. Voigt KG, Grafisches Kunstkabinett, Bremen<br />

(D) B<br />

<strong>Galerie</strong> Voort, Ibiza (E) B<br />

Edition Wack, Kaiserslautern (D) B B<br />

The Waddington Galleries, London (GB) B B B B<br />

<strong>Galerie</strong> Waldersee AG, Kreuzlingen (CH) B<br />

<strong>Galerie</strong> Ben Wargin, Berlin (D) B B<br />

John Weber Gallery, N.Y. (USA) K B + K K<br />

Weber S.A. Editions, Genf (CH) B B<br />

<strong>Galerie</strong> Judith Weingarten, Amsterdam (NL) B<br />

Henriette Weisz, <strong>Galerie</strong>, Cannes (F) B<br />

<strong>Galerie</strong> Bogislav von Wentzel, Hamburg (D) B B + K<br />

<strong>Galerie</strong> Michael Werner, Köln (D) K K K K K<br />

Kunsthandel Wolfgang Werner KG, Bremen B B + K<br />

Wide White Space Gallery (B) K K K K<br />

White Gallery, Lutry-Lausanne (CH) B B<br />

<strong>Galerie</strong> et Editions Wiebenga, Epalinges (CH) B B<br />

Kunsthandel Tjerk Wiegersma, Deurne (NL) B B<br />

<strong>Galerie</strong> Wilbrand, Köln (D) K K K K K K<br />

Edition William Wise, Lacoste (F) B<br />

<strong>Galerie</strong> Wolfrum, Wien (A) B B B<br />

Kunstsalon Wolfsberg, J. E. Wolfenberger AG,<br />

Zürich (CH) B B B B B<br />

Bartcollection, Bart AG, Zürich (CH) B B<br />

Donald Young, Gennets Farm, SusseB (GB) B B B<br />

zehn neun, München (D) B<br />

<strong>Galerie</strong> für Zeitgenössische Kunst, Hamburg (D) B B<br />

Ziegler Editionen <strong>und</strong> Grafik, Zürich (CH) B B<br />

<strong>Galerie</strong> Ziegler S.A., Genf/Zürich (CH) B B + K B B B<br />

<strong>Galerie</strong> Zielemp, Olten (CH) B B B B<br />

<strong>Galerie</strong> Rudolf Zwirner, Köln (D) K K K K K K K K<br />

122


Tabelle 12: Künstler auf dem Kölner Kunstmarkt<br />

Künstler Vorname 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974<br />

Klassische Moderne 204<br />

Arp Jean 3 3 2 2 3 2 2 1<br />

Baumeister Willi 3 2 3 - 2 - 1 4<br />

Beckmann Max 1 - - - 1 - - 3<br />

Giacometti Alberto 1 - - - - - - 2<br />

Kandinsky Wassily 1 - - - - - 1 4<br />

Klee Paul 1 - - 1 - - - 4<br />

Picasso Pablo 4 1 1 2 1 - 1 6<br />

Expressionismus*<br />

Barlach Ernst - - - - - - -<br />

Heckel Erich 1 - 1 - - - - 2<br />

Jawlensky Alexej, von - - 1 - - - - 4<br />

Kirchner Ernst Ludwig 2 - 1 - - - - 2<br />

Klimt Gustav - 1 - - - - - 1<br />

Kokoschka Oskar 1 - - 1 1 - - 1<br />

Kubin Alfred - - - - - - - 2<br />

Macke August - - - - - - 1 2<br />

Marc Franz 1 1 - - - - - 1<br />

Meidner Ludwig - - - - - - - 1<br />

Modersohn-Becker Paula - - - - - - - -<br />

Mueller Otto 1 - 1 - - - - -<br />

Münter Gabriele - - - - - - - 1<br />

Munch Edvard - - - - - - 1<br />

Nolde Emil 2 - 1 - - - - 2<br />

Pechstein Max 1 - - - - - - 3<br />

Rohlfs Christian 1 - - - - - 2<br />

Schiele Egon - 1 - - - - - 1<br />

Schmidt-Rottluff Karl - - - - - - - 2<br />

Werefkin - - - - - - - -<br />

Fauvismus*<br />

204 Die Herkunft <strong>und</strong> Geschichte des Begriffs „Klassische Moderne“ ist meines Wissens nicht erforscht. Auch<br />

Fachlexika verweisen nicht darauf. Der Begriff taucht sehr oft im Kunsthandel <strong>und</strong> in den in dieser Arbeit angeführten<br />

Presseberichten über die Art <strong>Basel</strong> auf. Karin von MAUR [2004, 10ff] definiert den Begriff als Kunst der<br />

ersten Hälfte des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts, die „im wesentlichen die Strömungen des Expressionismus, Fauvismus, Kubismus,<br />

Konstruktivismus <strong>und</strong> Surrealismus“ umfasst. Des Weiteren zählt sie die Bauhaus-Künstler <strong>und</strong> jene, die<br />

der Neuen Sachlichkeit zugeordnet werden, zu Künstlern der Klassischen Moderne. Da der Begriff schon zu<br />

Beginn der Art <strong>Basel</strong> in der Presse im Zusammenhang mit den dort ausgestellten Werken verwendet wird, soll er<br />

auch in dieser Arbeit Verwendung finden. Folgende Richtungen, die in der Tabelle mit einem Stern (*) versehen<br />

sind, fallen in der vorliegenden Arbeit unter „Klassische Moderne“: Expressionismus, Fauvismus, Konstruktivismus,<br />

Bauhaus, Surrealismus, Dada <strong>und</strong> Neue Sachlichkeit. Auch Künstler, die k<strong>einer</strong> dieser Richtungen zuzuordnen<br />

sind, wie beispielsweise Beckmann, Baumeister <strong>und</strong> Giacometti, oder die verschiedenen Gruppen oder<br />

Stilrichtungen der ersten Hälfte des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts angehörten, wie Arp, Klee <strong>und</strong> Picasso, fallen unter „Klassische<br />

Moderne“.<br />

123


Künstler Vorname 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974<br />

Derain André - 1 - - - - - -<br />

Dufy Raoul - - - - - - - -<br />

Marquet Albert - - - - - - - -<br />

Matisse Henri - - - - 1 - - 1<br />

Vlaminck Maurice, de - - - - - - - -<br />

Kubismus*<br />

Braque Georges 2 1 1 - - - - -<br />

Gris Juan - 1 - - - - - 1<br />

Léger Fernand - 4 1 - - 1 2 4<br />

Picasso Pablo 1 1 2 1 - 6<br />

Konstruktivismus 205 *<br />

Doesburg Theo, van - - - - - - 1<br />

Kassák Lajos 1 1 1 - - - - 1<br />

Leck Bart, van der - - - - - - - -<br />

Lissitzky El - - - - - - - 1<br />

Malewitsch Kasimir - - - - - - - 1<br />

Mondrian Piet - - - - - - - 1<br />

Bauhaus*<br />

Feininger Lyonel 2 - 1 - - - - 2<br />

Moholy-Nagy László - - - 1 1 1 2 3<br />

Schlemmer Oskar 1 1 - 1 1 1 1 4<br />

Surrealismus 206 *<br />

Brauner Victor - - - - - - - 5<br />

De Chirico Giorgio - - - - 1 - - 3<br />

Dalí Salvador - 1 2 1 - - 1 4<br />

Delvaux Paul - - - - - - - 3<br />

Ernst Max 6 4 5 4 5 4 3 10<br />

Magritte René 1 2 2 3 3 3 2 7<br />

Masson André - - - - - - 1 -<br />

Matta Roberto 2 1 2 1 1 - - 6<br />

Miró Joan 1 2 1 - 2 - 1 4<br />

Tanguy Yves 1 - - 1 - - 1 5<br />

205 Unter der Bezeichnung „konstruktivistische Kunst“ fallen in der vorliegenden Arbeit die Hauptvertreter von<br />

De Stijl (van Doesburg, van der Leck, Mondrian) sowie des Suprematismus (Malewitsch) <strong>und</strong> Konstruktivismus<br />

(El Lissitzky, Kassák). Siehe RICHTER [1998, 87ff] <strong>und</strong> THOMAS [1986, 134ff].<br />

206 Hierzu zählen die Künstler, die der Begründer der surrealistischen Bewegung André Breton 1925 in der Juliausgabe<br />

der Zeitschrift „La Revolution Surréaliste“ als surrealistische Maler betitelt: de Chirico, Picasso, Ernst,<br />

Masson, Man Ray [SCHNEEDE 2006, 84f]. U. a. schließen sich in den kommenden Jahren weitere Künstler der<br />

surrealistischen Bewegung an: Joan Miró (1924), Victor Brauner (1933), Tanguy (1927), Salvador Dalí, Roberto<br />

Matta, René Magritte. Durch seine Nähe zu der Gruppe soll in dieser Arbeit auch Paul Delvaux genannt werden,<br />

obwohl er nicht Mitglied war. Jean Arp <strong>und</strong> Alberto Giacometti treten für kurze Zeit den Surrealisten bei, fallen<br />

in dieser Arbeit jedoch nicht unter diese Gruppe: Arp steht laut SCHNEEDE [2006, 235] durch die Nähe bzw.<br />

Mitbegründung anderer Gruppen „am Rand der [surrealistischen] Bewegung“ <strong>und</strong> von Giacometti distanziert<br />

sich Breton aufgr<strong>und</strong> s<strong>einer</strong> figürlichen Skulpturen, die ab 1933 entstehen [2006, 242].<br />

124


Künstler Vorname 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974<br />

Neue Sachlichkeit*<br />

Dix Otto - 1 1 1 - - - 2<br />

Grosz George 2 1 - - - - - 3<br />

Dada*<br />

Duchamp Marcel - - 1 1 - 1 2<br />

Man Ray 1 1 1 1 2 3 1 -<br />

Schwitters Kurt 2 2 1 1 1 2 - 5<br />

Konstruktive Kunst ab 1945 207<br />

Baier Jean - 1 - - -<br />

Bill Max 2 2 - 2 5 1 2 1<br />

Fleischmann Adolf Richard - - - - 2 - - 3<br />

Fruhtrunk Günther 2 2 3 5 4 3 2 3<br />

Girke Raim<strong>und</strong> - 1 3 3 4 3 4 5<br />

Glarner Fritz - - - - - - - -<br />

Graeser Camille 1 - 1 - - - 1 1<br />

Hauser Erich 3 2 2 3 1 - 1 1<br />

Heerich Erwin 3 3 3 3 3 4 1 1<br />

Herbin Auguste 3 - - - 2 - 1 3<br />

Lenk Thomas 2 2 1 1 3 1 - 1<br />

Loewensberg Verena - - - - - - - -<br />

Lohse Paul Richard 1 1 - 1 3 - 1 -<br />

Pfahler Karl Georg 2 3 2 3 3 1 1 1<br />

Vordemberge-Gildewart Friedrich 1 - 1 1 1 - - 3<br />

Op Art 208<br />

Agam Yaacov 1 1 - 1 1 1 1 -<br />

Anuszkiewicz Richard 2 1 1 1 2 1 1 1<br />

Cruz-Diez Carlos 1 - 1 1 2 1 1 -<br />

Mavignier Almir 3 3 1 3 2 1 2 2<br />

Riley Bridget 1 2 2 1 3 1 - -<br />

207 Unter diese Bezeichnung fallen in der vorliegenden Arbeit Strömungen, denen ungegenständliche, geometrische<br />

Formen zugr<strong>und</strong>e liegen. Willi ROTZLER [³1995, 152] weist darauf hin, dass nach 1945 viele Künstler <strong>und</strong><br />

Bildhauer zu <strong>einer</strong> konstruktiven Arbeitsweise übergegangen sind. Konstruktiv verwendet er für abstraktgeometrische<br />

Formen. Unter dem Titel „Konstruktive Konzepte“ fasst er alle Kunst zusammen, die auf geometrischen<br />

Gr<strong>und</strong>strukturen beruht, vom Kubismus bis zur Minimal Art.<br />

Da auf den Messen in <strong>Basel</strong> <strong>und</strong> Köln zahlreiche Werke konstruktiver Kunst vor allem ab 1945 ausgestellt werden,<br />

soll diese Gruppe in der vorliegenden Arbeit unter der Bezeichnung „Konstruktive Kunst ab 1945“ besprochen<br />

werden. Hierunter fallen sowohl die Werke der „Zürcher Konkrete“ von Max Bill, Camille Graeser, Verena<br />

Loewensberg, Richard Paul Lohse als auch Günter Fruhtrunk, Adolf Fleischmann, Raim<strong>und</strong> Girke, Georg-Karl<br />

Pfahler, Kaspar-Thomas Lenk, Fritz Glarner, Friedrich Vordemberge-Gildewart, Jean Baier <strong>und</strong> die Bildhauer<br />

Erich Hauser <strong>und</strong> Erwin Heerich. Der Franzose Auguste Herbin setzt sich zwar schon vor 1945 mit geometrischen<br />

Formen auseinander, ist auf den Messen jedoch meistens durch seine neuesten Werke vertreten.<br />

208 Zu der in den 1960er Jahren aufkommenden Op Art, zählt RICHTER [²1998, 197f] folgende Künstler: Yaacov<br />

Agam, Almir Mavignier, Bridget Riley, Victor Vasarely. Neben den schon genannten Künstlern nennt Karl<br />

RUHRBERG [2005, 344ff] Richard Anuszkiew, Jesús Rafael Soto <strong>und</strong> Carlos Cruz-Diez. Bei der Ausstellung „Op<br />

Art“ 2007 in der Schirn Kunsthalle in Frankfurt werden neben anderen alle in der Tabelle aufgeführten Künstler<br />

ausgestellt [WEINHARD/HOLLEIN 2007, 314ff].<br />

125


Künstler Vorname 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974<br />

Soto Jesús-Rafael 3 2 1 1 3 2 2 3<br />

Vasarely Victor 6 6 3 8 6 2 2 6<br />

Kinetische <strong>und</strong> kybernetische<br />

Kunst 209<br />

Calder Alexander - 1 - - - - - 2<br />

Bury Pol 2 1 3 3 4 2 1 1<br />

Le Parc Julio 2 3 3 2 2 1 - -<br />

Rickey George 1 - - 1 - - - -<br />

Schoeffer Nicolas - 2 - - - - - -<br />

Tinguely Jean<br />

Informelle Kunst 210<br />

Brüning Peter 3 1 1 1 2 1 2 2<br />

Buchheister Carl 2 1 2 - - - 2 4<br />

Burri Alberto 1 - - - - - - -<br />

Dahmen Karl Fred 2 - - 1 1 - 1 2<br />

Fautrier Jean - - - - - - - 1<br />

Gaul Winfred 3 1 1 1 2 2 1 -<br />

Götz K.O. 4 2 - - - - 1 1<br />

Greis Otto 1 1 - - 1 - - -<br />

Hartung Hans - 2 1 1 - 5<br />

Hoehme Gerhard - - - 1 1 - 1 1<br />

Mathieu Georges 2 - - - - - 1 3<br />

Michaux Henry 1 1 2 1 1 - 1 2<br />

Poliakoff Serge 1 2 1 - 5<br />

Saura Antonio 1 1 1 2 2 - - 1<br />

Schultze Bernard 2 4 4 3 3 5<br />

Schumacher Emil 3 1 1 3 3 - 2 2<br />

Sonderborg K.H.R. 3 2 1 2 1 - 1 3<br />

209 In der vorliegenden Arbeit zählen zu dieser Gruppe sowohl Alexander Calder, der sich vor allem durch seine<br />

bewegten <strong>und</strong> somit veränderlichen Mobiles auszeichnet, George Rickey, Pol Bury <strong>und</strong> Julio Le Parc, die sich<br />

kinetischen Skulpturen bzw. Objekten widmen <strong>und</strong> Jean Tinguely mit seinen Maschinenskulpturen, als auch<br />

Nicolas Schoeffer, der die kinetische Kunst zur kybernetischen weiterführt. Unter dem Titel „Die kinetische<br />

Expansion“ führt Manfred SCHNECKENBURGER [²2005, 499ff] Le Parc, Rickey <strong>und</strong> Bury auf. Auch Willi Bongard<br />

teilt im Kunstkompass die Künstler Bury, Le Parc <strong>und</strong> Tinguely unter „Richtung Kinetik“ ein [ROHR-<br />

BONGARD 2001, 42ff].<br />

210 Die Bezeichnung “Informel“ geht auf den Kritiker Michel Tapié zurück, der den Begriff im Kontext der Ausstellung<br />

„Signifiants de l’informel“ im Jahre 1951 im Pariser Studio Paul Facchetti prägt. Unter dem Titel „Un<br />

art autre, où il s’agit de nouveaux dévidages du réel“ veröffentlicht er im folgenden Jahr die Programmschrift<br />

des Informels [ZUSCHLAG 1998, 40]. Neben dem Begriff „Informel“ existieren für diese Strömung auch die<br />

Begriffe „Tachismus“ <strong>und</strong> „Lyrische Abstraktion“. Zu <strong>einer</strong> ausführlichen Auseinandersetzung mit den Begriffen<br />

siehe LUEG [1983, 15ff]. Da sich vor allem der Begriff des „Informel“ durchsetzt, soll er in dieser Arbeit als<br />

Sammelbegriff für die oben genannten Künstler verwendet werden. Unter diesen Begriff fallen in der vorliegenden<br />

Arbeit folgende Künstler laut RUHRBERG [2005, 252ff]: Alberto Burri, Jean Fautrier, Georges Mathieu,<br />

Henri Michaux, Antonio Saura, Antoni Tàpies, Wols <strong>und</strong> auch die Vertreter der abstrakten Ecole de Paris wie<br />

Hans Hartung, Pierre Soulages <strong>und</strong> Serge Poliakoff [2005, 230ff]. Als die wichtigen deutschen Maler des Informel<br />

nennt Georg-W. KÖLTZSCH [1999, 26]: Peter Brüning, Carl Buchheister, Karl-Fred Dahmen, Winfred Gaul,<br />

K.O. Götz, Otto Greis, Gerhard Hoehme, Bernard Schultze, Emil Schumacher, K.H.R. Sonderborg, Fred Thieler,<br />

Hann Trier.<br />

126


Künstler Vorname 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974<br />

Soulages Pierre - - -<br />

Tàpies Antoni 4 3 3 8 4 2 2 7<br />

Thieler Fred - - - - - 1 - -<br />

Trier Hann 2 1 1 2 - - 1 -<br />

Wols 4 4 4 2 2 - 1 6<br />

Abstrakter Expressionismus 211<br />

Baziotes William - - - - - 1 - -<br />

Francis Sam 3 1 2 1 1 1 1 7<br />

Frankenthaler Helen - 1 - - 1 1 - 2<br />

Gottlieb Adolph - - - - - - - -<br />

Gorky Arshile - - - - 2 - - -<br />

Guston Philip - - - - - - - -<br />

Kline Franz 2 - - - - - 1 -<br />

De Kooning Willem - - - - - - 1 -<br />

Motherwell Robert 1 1 - - 1 - - 3<br />

Newman Barnett - - - - - - - 1<br />

Pollock Jackson 1 - - - - - 1 1<br />

Rothko Mark - - - - - - - 1<br />

Still Clyfford - - - - - - - -<br />

Twombly Cy 3 5 4 5 4 6 6 10<br />

Hard Edge 212<br />

Held Al 1 1 1 2 1 - 1<br />

Kelly Ellsworth 1 - - - - - 2<br />

Noland Kenneth 1 - 1 2 3 2 2 6<br />

Stella Frank 2 1 3 4 3 2 4<br />

211 Unter den Begriff „Abstrakter Expressionismus“ fallen in dieser Arbeit sowohl die Maler des „Action Painting“<br />

wie William Baziotes, Sam Francis, Helen Frankenthaler, Adolph Gottlieb, Arshile Gorky, Philip Guston,<br />

Franz Kline, Willem De Kooning, Robert Motherwell, Jackson Pollock, Clyfford Still als auch die Farbfeldmaler<br />

wie Mark Rothko <strong>und</strong> Barnett Newman. Hiermit beziehe ich mich auf die Einteilung von Willy ROTZLER [1981,<br />

152]. Für Karl RUHRBERG hingegen gilt der Bergriff „Abstrakter Expressionismus“ nur für die Maler des Action<br />

Paintings. Vgl. RUHRBERG [²2005, 270ff]. Da jedoch sowohl die Bilder Rothkos als auch jene Newmans über<br />

den Bildrand hinaus wirken <strong>und</strong> meist von großem Format sind, zeigen sie eine Ähnlichkeit zu den Bildern des<br />

Action Paintings. Sie grenzen sich hingegen von den Hard-Edge-Paintings wie beispielsweise von Frank Stella<br />

ab, in welchen die einzelnen Formen scharfkantig voneinander abgetrennt sind. Siehe RICHTER [²1998, 200].<br />

Auch Cy Twombly, dessen Malerei vom Action Painting ausgeht, sich dann jedoch laut RUHRBERG [2005, 285]<br />

inhaltlich <strong>und</strong> formal weiterentwickelt, wird in dieser Arbeit dem Abstrakten Expressionismus zugerechnet.<br />

212 Den 1958 von Jules Langsner im Rahmen der Vorbereitung <strong>einer</strong> Ausstellung für konstruktiv- geometrische<br />

Kunst geprägten Bergriff beziehen ROTZLER [ 3 1995, 270ff] <strong>und</strong> RICHTER [ 2 1998, 200ff] auf Al Held, Ellsworth<br />

Kelly, Frank Stella. Sowohl ROTZLER als auch RUHRBERG [2005, 350] zählen Kenneth Noland in den Umkreis<br />

der Hard Edge Malerei.<br />

127


Künstler Vorname 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974<br />

Pop Art 213<br />

D' Arcangelo Allan 3 1 1 1 5 1 - -<br />

Blake Peter 1 - - - - - - 1<br />

Chamberlain John - 1 - 1 3 1 - 3<br />

Dine Jim 3 5 3 5 7 4 2 3<br />

Hamilton Richard 3 3 2 3 3 6 1 3<br />

Hockney David 3 3 4 7 9 7 3 3<br />

Indiana Robert 2 2 1 1 4 1 - 1<br />

Jones Allen 4 4 2 6 7 4 2 1<br />

Kitaj R.B. 2 1 2 4 2 - -<br />

Lichtenstein Roy 7 6 4 5 8 5 2 2<br />

Oldenburg Claes 3 5 2 5 5 4 4 7<br />

Paolozzi Eduardo 2 1 3 1 1 1 - 1<br />

Phillips Peter 3 - 2 - 2 1 1 -<br />

Ramos Mel 3 1 - 1 - - 1 .<br />

Rosenquist James 3 1 1 4 4 5 3 3<br />

Smith Richard - 2 - - 2 - - 2<br />

Tilson Joe 1 3 2 1 1 - - -<br />

Warhol Andy 4 4 3 6 10 8 6 9<br />

Wesselmann Tom 3 6 2 5 6 1 4 2<br />

Nouveau Réalisme 214<br />

Arman 2 3 6 7 3 3 2 5<br />

César - - - - - 1 - 4<br />

Christo Javacheff 3 4 1 2 4 4 1 6<br />

Dufrene Francois - - - - - - - -<br />

Hains Raymond - - - 1 1 1 1 3<br />

Klein Yves - - 1 4 3 - 3 2<br />

Raysse Martial - 1 2 3 2 2 2 3<br />

Rotella Mimmo 1 1 - 1 - - 1 2<br />

Saint Phalle Niki, de 1 2 3 2 2 1 - 2<br />

Spoerri Daniel 2 3 3 2 1 2 1 2<br />

Tinguely Jean 3 2 1 2 3 2 3 6<br />

213 Zu dem von Lawrence Alloway geprägten Stilbegriff „Pop Art“ zählt Horst RICHTER [1998, 208] folgende<br />

britische Künstler: Hamilton, Paolozzi, Peter Blake, R. B. Kitaj, Richard Smith, David Hockney, Allen Jones<br />

<strong>und</strong> Peter Phillips. Jochen LINK [2000, 21] nennt zusätzlich Joe Tilson.<br />

Zu den amerikanischen Pop Art Künstlern in ihrer „reinsten Form“ zählt Constance W. Glenn in ihrem Artikel<br />

„Amerikanische Pop Art: Wie der Mythos geschaffen wurde“ ausschließlich sechs Künstler: Warhol, Lichtenstein,<br />

Rosenquist, Dine, Oldenburg <strong>und</strong> Wesselmann. In: LIVINGSTONE [1992, 31]. In der vorliegenden Arbeit<br />

werden noch folgende Künstler unter den Stilbegriff „Amerikanische Pop Art“ eingeordnet: Allen D’Arcangelo,<br />

John Chamberlain, Robert Indiana, Mel Ramos. Siehe LINK [2000, 21].<br />

214 Hierzu zählen sowohl die Künstler, die am 27. Oktober 1960 die Gründungserklärung der Nouveau Réalistes<br />

unterzeichnen, genauer: Arman, Francois Dufrêne, Raymond Hains, Yves Klein, Martial Raysse, Daniel Spoerri<br />

<strong>und</strong> Jean Tinguely, als auch die später zur Gruppe stoßenden Künstler César, Mimmo Rotella, Niki de Saint<br />

Phalle <strong>und</strong> Christo. Siehe NEUBURGER [2005, 123]; SCHNECKENBURGER [²2005, 518].<br />

128


Künstler Vorname 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974<br />

Fantastischer Realismus 215<br />

Bellmer Hans 5 1 4 2 3 1 2 3<br />

Brauer Erich - - 1 1 - - - -<br />

Bremer Uwe - - - 1 2 2 - -<br />

Fuchs Ernst - - 1 - 1 - - -<br />

Hausner Rudolf - - - 1 1 - - 1<br />

Hutter Wolfgang - - - - - - - -<br />

Lehmden Anton - - - - - - - -<br />

Oelze Richard 1 - - - - - - 2<br />

Schröder-Sonnenstern Friedrich 4 1 2 1 1 - - -<br />

W<strong>und</strong>erlich Paul 2 1 2 2 4 3 4 2<br />

Monochrome Malerei/Plastik 216<br />

Fontana Lucio 3 4 4 6 7 1 3 6<br />

Geiger Rupprecht 5 3 3 4 4 4 2 -<br />

Graubner Gotthard 2 1 2 3 4 2 1 3<br />

Klein Yves - - 1 3 - 3 2<br />

Mack Heinz 3 3 1 3 5 4 2 3<br />

Manzoni Piero - - 1 5 4 2 1 5<br />

Piene Otto 1 1 2 2 4 2 1 1<br />

Uecker Günter 3 3 3 2 5 3 3 3<br />

Minimal Art 217<br />

Andre Carl - - 2 2 3 3 3 6<br />

Flavin Dan - 1 1 5 4 5 6 5<br />

Judd Donald - - 2 2 4 4 4 4<br />

LeWitt Sol - 1 2 3 4 4 5 12<br />

Morris Robert 3 3 1 2 3 1 2 3<br />

Land Art 218<br />

Heizer Mike - - 2 2 1 1 2 2<br />

215 Die Bezeichnung „Malerei des Phantastischen Realismus“, die erstmals Mitte der Fünfziger Jahre von dem<br />

Kunsthistoriker Johann Muschig verwendet wird, bezieht sich hauptsächlich auf die Maler der „Wiener Schule<br />

des phantastischen Realismus“. Laut Wieland SCHMIED [1973, 13] zählen zu den bedeutendsten Künstlern der<br />

Wiener Schule Rudolf Hausner, Ernst Fuchs, Erich Brauer, Anton Lehmden, Wolfgang Hutter. Horst RICHTER<br />

[1998, 225] nennt zusätzlich Hans Bellmer, Uwe Bremer, Richard Oelze, Friedrich Schröder-Sonnenstern, Bernhard<br />

Schultze <strong>und</strong> Paul W<strong>und</strong>erlich als Vertreter der „Phantastischen Malerei“.<br />

216 Ganz im Gegensatz zum Abstrakten Expressionismus widmen sich Künstler wie Lucio Fontana, Yves Klein,<br />

Gotthard Graubner, Rupprecht Geiger <strong>und</strong> die Künstler der ZERO Gruppe (Mack, Piene, Uecker) Anfang der<br />

Sechziger Jahre <strong>einer</strong> monochromen Malerei bzw. Plastik. Themen sind die Wirkung von Farbe, Lichtwert der<br />

Farbe, die Einheit von Farbe <strong>und</strong> Raum. Otto Piene versteht Farbe als „Licht <strong>und</strong> Energie“, Yves Klein als „sensibilisierte<br />

Materie“ [zitiert nach RUHRBERG ²2005, 294]. Fontana möchte das Bild zum Raum hin öffnen, indem<br />

er die Leinwand aufschlitzt oder durchlöchert. Siehe RICHTER [2005, 344ff]. Graubner entwickelt die „Farbraumkörper“<br />

<strong>und</strong> Manzoni in weiß gehaltene Arbeiten, die er „Achromes“ nennt. Gemeinsam ist diesen Arbeiten<br />

die Reduktion auf eine Farbe.<br />

217 Die in der Tabelle aufgeführten Künstler sieht Franz MEYER [2005, 270] als „die wichtigsten Protagonisten<br />

der Minimal Art“. SCHNECKENBURGER [²2005, 525] nennt sie den „inneren Kern“.<br />

218 Zu den Künstlern, die sich ab Ende der 1960er Jahre dem natürlichen Landschaftsraum widmen <strong>und</strong> diesen<br />

zum wichtigsten Bestandteil ihres Kunstwerkes machen, zählen Lippert, Ruhrberg <strong>und</strong> Thomas u. a. die in der<br />

Tabelle aufgeführten Künstler. Siehe LIPPERT [1990, 72ff], RUHRBERG [2005, 543ff], THOMAS [1986, 333]<br />

129


Künstler Vorname 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974<br />

Long Richard - - 1 1 2 1 4 5<br />

Maria Walter, de - 1 1 1 2 2 1 1<br />

Smithson Robert - - 1 1 1 1 1 1<br />

Arte Povera 219<br />

Anselmo Giovanni - - - - 2 1 2 4<br />

Boetti Alighiero - - - - 3 1 2 6<br />

Calzolari Pier Paolo - - - - 1 - 1 1<br />

Fabro Luciano - - - - 1 - - 2<br />

Kounellis Jannis - - - - 1 - 2 3<br />

Merz Mario - - - 1 4 2 4 3<br />

Paolini Giulio - - - - 1 1 3 6<br />

Pascali Pino - - - - 1 - - -<br />

Penone Giuseppe - - - - 1 1 1 2<br />

Pistoletto Michelangelo 1 1 - - 2 - 1 2<br />

Prini Emilio - - - - - - - -<br />

Salvo - - - - 2 1 2 5<br />

Zorio Gilberto - - - - 2 1 1 4<br />

Konzeptkunst 220<br />

Art & Language - - - - 1 1 2 4<br />

Baldessari John - - - - 1 1 1 6<br />

Barry Robert - - - - 2 1 2 6<br />

Becher Bernd <strong>und</strong> Hilla - - 1 1 1 - 1 1<br />

Bochner Mel - - 2 1 2 - 1 -<br />

Brouwn Stanley - - 1 1 3 1 2 6<br />

Buren Daniel - - - 1 4 2 4 10<br />

Darboven Hanne - - 2 3 4 2 3 5<br />

Dibbets Jan - - 1 1 3 1 3 6<br />

Fulton Hamish - - - 1 3 - 2 5<br />

Gilbert & George - - - 1 4 1 3 5<br />

219 Die Einordnung der Künstler unter den von Germano Celant stammenden Begriff „Arte Povera“ verändert<br />

sich über die Jahre. Unter diesen Begriff fallen in der vorliegenden Arbeit zum einen die Künstler, die am 27.<br />

September 1967 in der Galleria La Bertesca in Genua unter dem Titel “Arte Povera” ausstellten (Alighiero Boetti,<br />

Luciano Fabro, Jannis Kounellis, Giulio Paolini, Pino Pascali, Emilio Prini). Zum anderen kommen bei weiteren<br />

Ausstellungen unter dem Titel „Arte Povera“ in den Jahren 1967-1969 folgende Künstler hinzu: Giovanni<br />

Anselmo, Pier Calzolari, Mario Merz, Michelangelo Pistoletto <strong>und</strong> Gilberto Zorio. Siehe BÄTZNER [2000, 23ff].<br />

Im Kunstverein München werden unter dem Titel „Arte Povera. 1971 <strong>und</strong> 20 Jahre danach“ auch Giuseppe Penone<br />

<strong>und</strong> SALVO zu dieser Strömung gezählt. Siehe ZDENEK [1991, 5].<br />

220 Der von Sol Lewitt erstmals 1967 in der Kunstzeitschrift „Artforum“ angeführte Begriff in seinem Aufsatz<br />

„Paragraphs on Conceptual Art“, der zu Beginn von den Künstlern heftigst diskutiert wird, bezeichnet keinen<br />

einheitlichen Stil. Im Mittelpunkt steht jedoch bei allen Künstlern die Idee <strong>und</strong> das Konzept, die Ausführung ist<br />

von sek<strong>und</strong>ärer Bedeutung. Siehe HONNEF [1974, o. p.]. Unter dem Titel „Concept Art“ stellt der Kunstverein<br />

Braunschweig 1974 folgende Künstler aus: Robert Barry, Stanley Brouwn, Daniel Buren, Hanne Darboven, Jan<br />

Dibbets, Gilbert & George, Douglas Huebler, On Kawara, Joseph Kosuth, Sol Lewitt, Lawrence W<strong>einer</strong>, Ian<br />

Wilson. Siehe HOLTMANN [1974, o. p.]. Karin THOMAS [1986, 335f] nennt zusätzlich Hans Haacke <strong>und</strong> die<br />

Gruppe Art & Language. Werner LIPPERT [1990, 55ff] zählt zusätzlich folgende Künstler zu den Konzeptkünstlern:<br />

John Baldessari, Mel Bochner, Hamish Fulton, Dan Graham <strong>und</strong> Bernd <strong>und</strong> Hilla Becher.<br />

130


Künstler Vorname 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974<br />

Graham Dan - - - 2 1 2 1 3<br />

Haacke Hans - - - - 1 2 1 2<br />

Huebler Douglas - - - 1 1 - 2 6<br />

Kawara On - - - - 1 - 1 1<br />

Kosuth Joseph - - 1 - 2 1 2 3<br />

W<strong>einer</strong> Lawrence - - 1 1 4 2 4 6<br />

Wilson Ian - - - - 1 - 1 4<br />

Aktionskunst 221<br />

Beuys Joseph 2 2 4 6 4 6 3 6<br />

Nauman Bruce - 2 1 6 3 4 6<br />

Vostell Wolf 2 2 2 2 1 1 - 2<br />

Walther Franz Erhard 3 3 5 5 3 2<br />

Kapitalistischer Realismus 222<br />

Brehmer K.P. 1 1 1 1 - 1 - 1<br />

Hödicke K.H. 1 1 1 1 - 1 - 1<br />

Lueg (ab 1968 Konrad Fischer) Konrad 1 2 1 1 - - 1 1<br />

Polke Sigmar 1 1 2 3 4 4 4 4<br />

Richter Gerhard 1 4 3 6 6 5 4 6<br />

Fotorealismus 223<br />

Clarke John Clem - - - 1 1 - - -<br />

Close Chuck - - - - - - - 1<br />

Cottinham Robert - - - - - - - 2<br />

Estes Richard - - - - - - - 1<br />

Gertsch Franz - - - - - - 1 -<br />

Goings Ralph - - - 1 - - - -<br />

Kacere John - - - - - - - 2<br />

Kanovitz Howard - - - 1 1 1 1 2<br />

221 Franz Eberhart Walther beginnt ab 1963 mit Aktionen, die er selbst jedoch „Werkhandlungen“ <strong>und</strong> „Werkvorführungen“<br />

nennt. Siehe JAPPE, E. [1993, 212]. Joseph Beuys führt ab 1965 Aktionen durch <strong>und</strong> Rolf Vostell<br />

ab 1961 erste Happenings. Siehe JAPPE, E. [1993, 162]. Bruce Nauman widmet sich ab 1965 dem eigenen Körper<br />

als „Instrument für Erk<strong>und</strong>ungen über die Kunst <strong>und</strong> die Identität des Künstlers.“ Siehe SCHNECKENBURGER<br />

[ 2 2005, 548].<br />

222 Die beiden Künstler Konrad Lueg <strong>und</strong> Gerhard Richter veranstalten am 11.10.1963 „Eine Demonstration für<br />

den kapitalistischen Realismus“ in einem Düsseldorfer Möbelhaus, in welchem sie ihre eigenen Werke inmitten<br />

der Ausstellungsmöbel präsentieren. Siehe THOMAS [1986, 303]. Seit diesem „Happening“ wird der Begriff<br />

„Kapitalistischer Realismus“ vor allem durch den Galeristen René Block geprägt, der zu dieser Gruppe bzw.<br />

Richtung neben Lueg, Richter, Sigmar Polke, KP Brehmer <strong>und</strong> KH Hödike zählt. Siehe BLOCK [1971, 190ff].<br />

Der Begriff bezieht sich laut THOMAS [1986, 303] vor allem auf die Frühphasen dieser Künstler. Die Werke<br />

dieser Frühphase sind auf den Messen von 1967-1974 vertreten, insbesondere bei der <strong>Galerie</strong> René Block. Deshalb<br />

fallen die Künstler in der vorliegenden Arbeit unter diese Einteilung, auch wenn sie sich laut BLOCK [1971,<br />

30] in den späteren Jahren von diesem Begriff distanzieren.<br />

223 1972 werden auf der documenta 5 folgende Künstler unter der Rubrik „Realismus“ ausgestellt: Chuck Close,<br />

Cottingham, Don Eddy, Estes, Kanovitz, Morley, John Salt, Ben Schonzeit <strong>und</strong> Franz Gertsch. Siehe<br />

SCHNECKENBURGER [1983, 213ff]. Bei den beiden Ausstellungen mit dem Titel „Amerikanischer Fotorealismus“<br />

im Württembergischen bzw. Frankfurter Kunstverein 1972/73 <strong>und</strong> bei der Ausstellung im Jahr 1973 in Braunschweig<br />

werden noch folgende Künstler zu den Fotorealisten gezählt: John Clem Clarke, Ralph Goings, John<br />

Kacere. Siehe HOLTMANN [1973, 22ff]; SCHNEEDE [1972, 36ff].<br />

131


Künstler Vorname 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974<br />

Morley Malcolm - - - 1 1 1 1 2<br />

Nesbitt Lowell - - - 1 2 1 2 1<br />

Salt John - - - 1 1 - - 1<br />

Schonzeit Ben - - - - - - - 1<br />

Abstrakte Plastik<br />

Chillida Eduardo - 1 2 2 1 1 -<br />

Moore Henry 1 - - - - - -<br />

Zadkine Ossip 1 - 1 - - - -<br />

Tabelle 13: Künstler auf der Art <strong>Basel</strong><br />

Künstler Vorname 1970 1971 1972 1973 1974<br />

Klassische Moderne<br />

Arp Jean 5 7 10 10 14<br />

Baumeister Willi 1 3 5 5 10<br />

Beckmann Max 3 7 4 12 5<br />

Giacometti Alberto 2 5 6 14 7<br />

Kandinsky Wassily 2 4 6 13 8<br />

Klee Paul 2 4 1 11 15<br />

Picasso Pablo 8 11 15 32 35<br />

Expressionismus<br />

Barlach Ernst - 2 3 1<br />

Heckel Erich 2 2 2 7 7<br />

Jawlensky Alexej, von 3 4 3 6 3<br />

Kirchner Ernst Ludwig 2 5 3 8 7<br />

Klimt Gustav 2 1 3 4 6<br />

Kokoschka Oskar 4 6 3 11 10<br />

Kubin Alfred 1 2 6 3 6<br />

Macke August - 2 1 2 2<br />

Marc Franz - - - 3 3<br />

Meidner Ludwig 1 1 - - -<br />

Modersohn-Becker Paula - - 2 1 1<br />

Mueller Otto - 2 3 4 2<br />

Münter Gabriele - - 2 1 -<br />

Munch Edvard - 1 1 3 5<br />

Nolde Emil 2 7 5 11 8<br />

Pechstein Max - 2 4 10 5<br />

Rohlfs Christian - - 1 2 2<br />

Schiele Egon - 1 4 2 7<br />

Schmidt-Rottluff Karl 3 3 3 4 3<br />

Werefkin - - - - -<br />

Fauvismus<br />

Derain André - - 2 3 5<br />

132


Künstler Vorname 1970 1971 1972 1973 1974<br />

Dufy Raoul - 1 3 4 4<br />

Marquet Albert - - 1 2 2<br />

Matisse Henri - 3 5 6 5<br />

Vlaminck Maurice, de - 1 - 3<br />

Kubismus<br />

Braque Georges 1 6 3 15 14<br />

Gris Juan 1 - 2 4<br />

Léger Fernand 3 3 5 9 12<br />

Picasso Pablo 11 15 32 35<br />

Konstruktivismus<br />

Doesburg Theo, van - - - 3 2<br />

Kassák Lajos 1 3 3 6 4<br />

Leck Bart, van der - - - - -<br />

Lissitzky El - - - 6 2<br />

Malewitsch Kasimir 1 4 1 6 1<br />

Mondrian Piet 1 1 3 2 2<br />

Bauhaus<br />

Feininger Lyonel 2 4 1 11 6<br />

Moholy-Nagy László 1 4 2 4 4<br />

Schlemmer Oskar 2 - 2 3 7<br />

Surrealismus<br />

Brauner Victor 2 1 2 5 10<br />

De Chirico Giorgio 2 6 5 6 2<br />

Dalí Salvador 5 8 15 22 31<br />

Delvaux Paul 3 5 2 7 10<br />

Ernst Max 4 12 12 23 31<br />

Magritte René 1 1 7 10 14<br />

Masson André - 2 3 8 13<br />

Matta Roberto 4 4 9 12 19<br />

Miró Joan 4 9 16 28 29<br />

Tanguy Yves - 1 4 6 8<br />

Neue Sachlichkeit<br />

Dix Otto 3 3 4 3 6<br />

Grosz George 1 4 4 4 4<br />

Dada<br />

Duchamp Marcel 1 2 2 1 4<br />

Man Ray 1 2 4 9 9<br />

Schwitters Kurt 1 2 3 4 5<br />

Konstruktive Kunst<br />

Baier Jean 2 2 5 6 3<br />

Bill Max 6 7 8 14 11<br />

Fleischmann Adolf Richard 1 3 4 3 6<br />

133


Künstler Vorname 1970 1971 1972 1973 1974<br />

Fruhtrunk Günther 2 1 1 2 1<br />

Girke Raim<strong>und</strong> 1 2 3 4 4<br />

Glarner Fritz 1 - 1 - -<br />

Graeser Camille 2 2 5 4 1<br />

Hauser Erich 2 2 5 2 2<br />

Heerich Erwin - 1 5 3 3<br />

Herbin Auguste 2 4 6 8 9<br />

Lenk Thomas-Kaspar 1 3 3 2 2<br />

Loewensberg Verena 1 1 3 2 2<br />

Lohse Richard 4 3 6 6 1<br />

Pfahler Karl Georg 2 2 3 7 4<br />

Vordemberge-Gildewart Friedrich 2 1 3 4 7<br />

Op Art<br />

Agam Yaacov 1 2 4 5 6<br />

Anuszkiewicz Richard 1 2 - 1 2<br />

Cruz-Diez Carlos 2 - - 1 1<br />

Mavignier Almir 1 1 1 2 1<br />

Riley Bridget - - 2 2 1<br />

Soto Jesús-Rafael 2 - 3 8 3<br />

Vasarely Victor 5 9 12 21 20<br />

Kinetische <strong>und</strong> kybernetische Kunst<br />

Calder Alexander 1 3 7 17 13<br />

Bury Pol - - 1 3 -<br />

Le Parc Julio - - - - 1<br />

Rickey George - 2 1 1 -<br />

Schoeffer Nicolas - - - 1 1<br />

Tinguely Jean<br />

Informelle Kunst<br />

Brüning Peter - - 1 - -<br />

Buchheister Carl 1 1 4 3 3<br />

Burri Alberto - - - 3 2<br />

Dahmen Karl Fred 2 4 6 3 6<br />

Fautrier Jean - - - 1 3<br />

Gaul Winfred - 1 - 1 1<br />

Götz K.O. - - 1 - 2<br />

Greis Otto - 1 - - -<br />

Hartung Hans 2 5 4 5 9<br />

Hoehme Gerhard - - 1 - -<br />

Mathieu Georges 1 1 - 1 2<br />

Michaux Henri 1 - - 2 2<br />

Poliakoff Serge 3 5 9 14 14<br />

Saura Antonio - 1 3 3 5<br />

134


Künstler Vorname 1970 1971 1972 1973 1974<br />

Schultze Bernard 2 1 4 4 3<br />

Schumacher Emil - 1 5 2 1<br />

Sonderborg K.H.R. 1 - 2 2 2<br />

Soulages Pierre - 2 - 3 4<br />

Tàpies Antoni 2 5 12 15 21<br />

Thieler Fred - - 1 - -<br />

Trier Hann - - - - -<br />

Wols 1 4 1 4 4<br />

Abstrakter Expressionismus<br />

Baziotes William - - - - -<br />

Francis Sam - 3 2 6 8<br />

Frankenthaler Helen - - 1 3 2<br />

Gottlieb Adolph 1 - - 1 1<br />

Gorky Arshile - - 1 1 -<br />

Guston Philip - - - - -<br />

Kline Franz - 1 1 1 3<br />

De Kooning Willem - - 2 3 -<br />

Motherwell Robert 1 - 1 2 4<br />

Newman Barnett - - - - -<br />

Pollock Jackson 1 - 1 1 1<br />

Rothko Mark 1 1 1 5 1<br />

Still Clyfford 1 - - - 1<br />

Twombly Cy - 4 7 8 6<br />

Hard Edge<br />

Held Al 1 1 - 2 2<br />

Kelly Ellsthworth - 1 4 4 4<br />

Noland Kenneth 2 - 3 3 3<br />

Stella Frank - 2 4 7 3<br />

Pop Art<br />

D’Arcangelo Allan 2 2 4 3 3<br />

Blake Peter - 2 3 3 4<br />

Chamberlain John - - - 1 -<br />

Dine Jim 4 7 8 12 8<br />

Hamilton Richard 1 1 4 3 6<br />

Hockney David 3 7 8 12 16<br />

Indiana Robert 1 3 3 7 1<br />

Jones Allen 3 2 5 7 6<br />

Kitaj Ronald B. 2 - 1 4 2<br />

Lichtenstein Roy 2 4 6 8 7<br />

Oldenbourg Claes 1 3 3 8 4<br />

Paolozzi Eduardo 2 3 4 2 4<br />

Phillips Peter 1 2 3 2 2<br />

Ramos Mel 1 2 1 1 1<br />

135


Künstler Vorname 1970 1971 1972 1973 1974<br />

Rosenquist James - 2 4 6 7<br />

Smith Richard 1 1 4 2 6<br />

Tilson Joe 2 1 2 2 2<br />

Warhol Andy 2 5 3 10 8<br />

Wesselmann Tom 1 2 2 4 7<br />

Nouveaux Realisme<br />

Arman 4 7 7 8 13<br />

César 1 3 5 5 6<br />

Christo Javacheff 4 2 8 11 14<br />

Dufrene Francois - - - - -<br />

Hains Raymond - - - - 1<br />

Klein Yves - 1 3 6 5<br />

Raysse Martial - 1 2 2 2<br />

Rotella Mimmo - 1 1 - -<br />

Saint Phalle Niki, de 2 3 4 4 4<br />

Spoerri Daniel 1 4 4 2 2<br />

Tinguely Jean 1 5 4 4 4<br />

Fantastischer Realismus<br />

Bellmer Hans 3 4 7 8 15<br />

Brauer Erich - 6 4 9 3<br />

Bremer Uwe 2 4 2 7 5<br />

Fuchs Ernst 4 6 2 11 9<br />

Hausner Rudolf - 1 3 7 5<br />

Hutter Wolfgang - - 1 4 2<br />

Lehmden Anton - - - 6 3<br />

Oelze Richard - - - 1 2<br />

Schröder-Sonnenstern Friedrich 1 2 3 10 5<br />

W<strong>und</strong>erlich Paul 1 4 7 14 14<br />

Monochrome Malerei/Plastik<br />

Fontana Lucio 8 5 8 15 9<br />

Geiger Rupprecht 3 5 3 - 3<br />

Graubner Gotthard 2 - 6 4 8<br />

Klein Yves 1 1 3 6 5<br />

Mack Heinz 2 3 6 7 4<br />

Manzoni Piero 2 2 5 6 9<br />

Piene Otto 1 3 2 3 2<br />

Uecker Günther 2 2 3 5 5<br />

Minimal Art<br />

Andre Carl - - 2 2 2<br />

Flavin Dan - 2 2 4 5<br />

Judd Donald - 3 1 4 3<br />

LeWitt Sol 1 4 5 7 8<br />

136


Künstler Vorname 1970 1971 1972 1973 1974<br />

Morris Robert 1 - - 2 1<br />

Land Art<br />

Heizer Mike - 1 1 1 1<br />

Long Richard - - 1 1 -<br />

Maria Walter, de - - 1 - 1<br />

Smithson Robert - - - - -<br />

Arte Povera<br />

Anselmo Giovanni - - - 1 -<br />

Boetti Alghiero - - - 2 -<br />

Calzolari Pier Paolo - - - - -<br />

Fabro Luciano - - 1 1 2<br />

Kounellis Jannis - 1 1 1 2<br />

Merz Mario - 1 - 2 3<br />

Paolini Giulio - - 2 2 4<br />

Pascali Pino - - - - 1<br />

Penone Giuseppe - - - - -<br />

Pistoletto Michelangelo - - 1 1 2<br />

Prini Emilio - - - 1 -<br />

Salvo - - 1 1 -<br />

Zorio Gilberto - - 1 2 -<br />

Konzeptkunst<br />

Art & Language - - 1 1 2<br />

Baldessari John - - 1 1 -<br />

Barry Robert - - 1 - -<br />

Becher Bernd <strong>und</strong> Hilla - - - - 1<br />

Bochner Mel - - - 1 2<br />

Brouwn Stanley - - - - -<br />

Buren Daniel - - 2 1 2<br />

Darboven Hanne - - 1 1 3<br />

Dibbets Jan - - 1 - -<br />

Fulton Hamish - - - - -<br />

Gilbert & George - - - - -<br />

Graham Dan - - 2 1 5<br />

Haacke Hans - - 1 - -<br />

Huebler Douglas - - 1 - 1<br />

Kawara On - - 1 - -<br />

Kosuth Joseph - - 1 1 1<br />

W<strong>einer</strong> Lawrence - - 1 - 1<br />

Wilson Ian - - - - -<br />

Happening <strong>und</strong> Aktionskunst<br />

Beuys Joseph 3 4 6 6 12<br />

Nauman Bruce - 1 2 4 4<br />

137


Künstler Vorname 1970 1971 1972 1973 1974<br />

Vostell Wolf 3 4 3 1 6<br />

Walther Franz Erhard - - 1 2 1<br />

Kapitalistischer Realismus<br />

Brehmer KP 1 - - - 1<br />

Hödicke KH 1 - - 1 2<br />

Lueg (ab 1968 Konrad Fischer) 1 - - - -<br />

Polke Sigmar 1 4 5 6 8<br />

Richter Gerhard 1 5 5 6 12<br />

Fotorealismus<br />

Clarke John Clem - 1 2 1 2<br />

Close Chuck - - 1 2 1<br />

Cottingham Robert - - 1 5 4<br />

Estes Richard - 1 1 3 2<br />

Gertsch Franz - - 1 2 2<br />

Goings Ralph - 1 1 3 3<br />

Kacere John - 1 1 1 3<br />

Kanovitz Howard 1 1 1 - 1<br />

Morley Malcolm - 1 1 3 4<br />

Nesbitt Lowell 1 1 3 3 1<br />

Salt John - 1 1 3 3<br />

Schonzeit Ben - - 2 2 2<br />

Abstrakte Plastik<br />

Chillida Eduardo 5 4 4 6 8<br />

Moore Henry 3 6 7 14 10<br />

Zadkine Ossip 4 3 7 8 5<br />

138


Tabelle 14: Rangliste des Kunstkompass' 1970-1974<br />

Vertreten<br />

Vertreten<br />

Vertreten<br />

Vertreten<br />

Vertreten<br />

Rang Liste 1970 1970 Rang Liste 1971 1971 Liste 1972 1972 Liste 1973 1973 Liste 1974 1974<br />

1 Rauschenberg K 1 Rauschenberg B + K Rauschenberg B + K Rauschenberg B + K Rauschenberg B + K<br />

2 Vasarely B + K 2 Oldenburg B + K Oldenburg B + K Johns B + K Oldenburg B + K<br />

3 Fontana B + K 3 Johns B + K Johns B + K Oldenburg B + K Johns B + K<br />

4 Johns 4 Tinguely B + K Tinguely B + K Beuys B + K Tinguely B + K<br />

5 Oldenburg B + K 5 Klein B + K Beuys B + K Klein B + K Beuys B + K<br />

6 Tinguely B + K 6 Dine B + K Klein B Warhol B + K Warhol B + K<br />

7 Arman B + K 7 Arman B + K Arman B + K Lichtenstein B + K Klein B + K<br />

8 Klein B + K 8 Beuys B + K Warhol B + K Tinguely B + K Lichtenstein B + K<br />

9 Lichtenstein B + K 9 Lichtenstein B + K Lichtenstein B + K Stella B + K Stella B + K<br />

10 Dine B + K 10 Stella B + K Dine B + K Arman B + K Arman B + K<br />

11 Stella K 11 Soto B + K Soto B + K Dine B + K Christo B + K<br />

12 Paolozzi B + K 12 Warhol B + K Stella B + K Soto B Dine B + K<br />

13 Soto B + K 13 Paolozzi B + K Cesar B + K Christo B Soto B + K<br />

14 Warhol B + K 14 Hockney B + K Christo B + K Louis B + K Rosenquist B + K<br />

15 Rosenquist K 15 Rosenquist B + K Paolozzi B + K Noland B + K Morris B + K<br />

16 Hockney B + K 16 Morris K Uecker B + K Rosenquist B + K Louis B + K<br />

17 Louis 17 Uecker B + K Morris K Morris B + K Uecker B + K<br />

18 Uecker B + K 18 Christo B + K Noland B + K Cesar B Segal B + K<br />

19 Mack B + K 19 Noland K Rosenquist B + K Uecker B + K Lewitt B + K<br />

20 Piene B + K 20 Louis B + K Mack B + K Paolozzi B Kelly B + K<br />

21 Kelly 21 Raysse B + K Louis B + K Kelly B Noland B + K<br />

22 Raysse K 22 Kelly B Hockney B + K Lewitt B + K Judd B + K<br />

23 Kitay B + K 23 Mack B + K Raysse B + K Bury B + K Paolozzi B + K<br />

24 Noland B + K 24 Piene B + K Kienholz B + K Judd B + K Manzoni B + K<br />

25 Albers K 25 Judd B + K Piene B + K Hockney B + K Hamilton B + K<br />

26 Jones B + K 26 Cesar B + K Hamilton B + K Kienholz B + K Bury K<br />

27 Morris B + K 27 Riley K Bury K Flavin B + K Cesar B + K<br />

28 Segal K 28 Segal B + K Jones B + K Hamilton B + K Mack B + K<br />

29 Judd K 29 Kienholz B + K Judd B + K Raysse B + K Flavin B + K<br />

30 Christo B + K 30 Jones B + K Naumann B + K Segal B + K Nauman B + K<br />

31 Antes B + K 31 Kitaj K Segal B + K Mack B + K Andre B + K<br />

32 Beuys B + K 32 Antes B + K Kelly B Andre B + K Hockney B + K<br />

139


Vertreten<br />

Vertreten<br />

Vertreten<br />

Vertreten<br />

Vertreten<br />

Rang Liste 1970 1970 Rang Liste 1971 1971 Liste 1972 1972 Liste 1973 1973 Liste 1974 1974<br />

33 Cesar B 33 Flavin B + K Andre B + K Manzoni B + K Kienholz B + K<br />

34 Le Parc K 34 Le Parc K Wesselmann B + K Nauman B + K Serra B + K<br />

35 Riley K 35 Wesselmann B + K LeWitt B + K Schoeffer B Raysse B + K<br />

36 Flavin K 36 Pistoletto B + K Schoeffer Piene B + K Rot B + K<br />

37 Hamilton B + K 37 Andre K Kitaj B + K Jones B + K Wesselmann B + K<br />

38 Schoeffer 38 Tilson B + K Riley B + K Kitaj B Dibbets K<br />

39 Tilson B + K 39 Indiana B + K Antes B + K Wesselmann B + K Spoerri B + K<br />

40 Wesselmann B + K 40 Smith, R. B Manzoni B + K Pistoletto B + K De Maria B + K<br />

41 Indiana B + K 41 Hamilton B + K Le Parc Klapheck B + K Twombly B + K<br />

42 Bill B + K 42 Schoeffer Dorazio B + K Indiana B Richter B + K<br />

43 Rivers B 43 Spoerri B + K Flavin B + K Serra B + K Schoeffer B<br />

44 Pistoletto 44 Bury K Spoerri B + K Twombly B + K Pistoletto B + K<br />

45 Smith, R B 45 Nauman B + K Indiana B + K Riley Klapheck B + K<br />

46 Brüning K 46 Lewitt B + K Pistoletto B Chillida B Kitaj B<br />

47 H<strong>und</strong>ertwasser B + K 47 H<strong>und</strong>ertwasser B Klapheck B + K De Maria K Gnoli B + K<br />

48 Bell K 48 Rivers B Tilson B Le Parc Piene B + K<br />

49 Schultze B + K 49 St. Phalle B + K Dibbets B + K Rot B + K Jones B + K<br />

50 Kienholz K 50 Bontecou K Smith, R. B Tilson B Schoonhoven B + K<br />

51 Klapheck K 51 Twombly B + K Chillida B + K Caro B Chillida B<br />

52 Twombly K 52 Dorazio B + K Serra B + K Antes B + K Ryman B + K<br />

53 King 53 Chillida B + K Caro K Spoerri B + K Kosuth B + K<br />

54 Fahlström 54 Fahlström De Maria B + K Schoonhoven B + K Arakawa B + K<br />

54 Lindner B + K 55 Bell K Huebler B Richter B + K Long K<br />

56 Geiger B + K 56 Klapheck B + K Sonnier B + K Rivers B St. Phalle B + K<br />

57 Richter B + K 57 Caro K Rot B + K Long B + K Riley B<br />

58 Frankenthaler 58 King Chamberlain K Huebler K Caro B + K<br />

59 Bury K 59 Chamberlain K St. Phalle B + K Agam B + K Tilson B<br />

60 St. Phalle B +K 60 Schultze B + K Richter B + K Saint Phalle B Agam B<br />

61 Lewitt B + K 61 Brüning Morellet B + K Smith, R. B Indiana B + K<br />

62 Andre K + K 62 Chryssa K Merz K Arakawa B + K Sonnier B + K<br />

62 Chamberlain K + K 63 Arakawa B + K King B Dibbets K Huebler B + K<br />

62 Marisol 64 Manzoni B + K Bontecou K Chamberlain B Merz B + K<br />

65 Pomodoro B + K 65 Geiger B + K Twombly B + K Bontecou Gilbert & B + K<br />

140


Vertreten<br />

Vertreten<br />

Vertreten<br />

Vertreten<br />

Vertreten<br />

Rang Liste 1970 1970 Rang Liste 1971 1971 Liste 1972 1972 Liste 1973 1973 Liste 1974<br />

George<br />

1974<br />

66 Caro 66 Frankenthaler K Fahlström B Sonnier B + K Le Parc B<br />

67 Phillips B 67 Phillips B + K Smithson Olitsky B W<strong>einer</strong> B + K<br />

67 Berrocal B + K 68 Poons Arakawa B + K Gnoli B Ruscha B + K<br />

69 Arakawa B + K 69 D'Arcangelo B + K Rivers B Kosuth B + K Walther B + K<br />

69 Poons 70 Morellet K Blake B King B Darboven B + K<br />

71 Naumann K 71 Marisol Haacke B + K Walther B + K Rivers B + K<br />

72 Chryssa K 72 Haese Smith, T. B Fahlström B Chamberlain K<br />

73 Rickey K 73 Pomodoro, A. Brüning B + K Bell B + K Antes B + K<br />

74 Manzoni B + K 74 Richter B + K Long B + K D'Arcangelo B Smith, T.<br />

75 Spoerri B + K 75 Blake B Visser B + K Smith, T. Smith, R. B + K<br />

75 Lenk B + K 76 Rotella B Luginbühl B Takis K Bontecou B<br />

77 Gaul K 77 Rickey B Pomodoro, A. K Kolar B Morellet B + K<br />

78 Trova K 78 Smith, T. Rotella B + K Luginbühl B King B<br />

79 Pfahler B + K 79 Luginbühl B + K Agam B + K Ryman B + K Martin B<br />

80 Haese 80 Pomodoro, G. B Heizer B + K Krushenik B Broodthaers B + K<br />

81 Morellet K 81 Berrocal B + K Bell<br />

Gilbert &<br />

K Jensen Dekkers B<br />

82 Blake 82 Rainer B + K George K Poons B + K Filliou B + K<br />

83 Bontecou 83 Sonnier K Walther B + K Haacke K Olitski B + K<br />

84 Heerich K 84 Serra B + K Kosuth B + K Heerich B + K Poons B + K<br />

85 Demarco 85 Ipostegy B Gaul K Chryssa<br />

Gilbert &<br />

Graubner B + K<br />

86 Mavignier B + K 86 Smithson K Marisol<br />

George K Blake B + K<br />

87 Smith, T 87 Mavignier B + K D'Arcangelo B Morellet B + K Heerich B + K<br />

88 D'Arcangelo K 88 Visser Poons B Samaras Takis B + K<br />

88 Luginbühl B + K 89 De Maria K Hains K Darboven B + K Panamarenko B + K<br />

90 Smithson K 90 Gaul K Geiger B + K Heyboer Jensen B<br />

91 Colombo B + K 91 Trova B + K Phillips B + K Merz B + K Fahlström B + K<br />

92 W<strong>und</strong>erlich B + K 92 Hoyland B + K W<strong>einer</strong> B + K Rainer B + K Visser K<br />

93 Anuszkiewicz B + K 93 Pfahler B + K Iposteguy Graubner B + K Rainer B + K<br />

93 Kramer K 94 Demarco Rickey B Marisol B D`Arcangelo B + K<br />

95 De Maria K 95 Heerich B + K Pomodoro, G. B Alviani B + K Alviani B + K<br />

95 Gerstner B + K 96 Verheyen B + K Filliou B + K Blake B Buren B + K<br />

141


Vertreten<br />

Vertreten<br />

Vertreten<br />

Vertreten<br />

Vertreten<br />

Rang Liste 1970 1970 Rang Liste 1971 1971 Liste 1972 1972 Liste 1973 1973 Liste 1974 1974<br />

95 Sonnier K 97 Rot B + K Haese B Ruscha B + K Heizer B + K<br />

98 Hains K 98 Colombo B Oppenheim B + K Brüning K Kolár B + K<br />

99 Serra K 99 Krushenick B + K Rainer B + K Davis, R. K Ruthenbeck B + K<br />

100 Hoyland 100 Lenk B + K Artschwager B + K Geiger K Haacke K<br />

142


Anhang 4: Abbildungen<br />

Abbildung 1: Kojenplan des Kunstmarktes Köln '67<br />

Abbildung 2: Kojenarchitektur, Gürzenich, Kunstmarkt '67<br />

143


Abbildung 3: Koje der <strong>Galerie</strong> Änne Abels, Gürzenich, Kunstmarkt '67<br />

Abbildung 4: Gr<strong>und</strong>riss, Kunsthalle Köln, Kunstmarkt ’68<br />

144


Abbildung 5: Kunsthalle Untergeschoss, Kunstmarkt ’68<br />

Abbildung 6: Gr<strong>und</strong>riss, Hallen 8/9, Art '70<br />

145


Abbildung 7: Blick von der <strong>Galerie</strong> auf die Messehalle 8, Art ’70<br />

Abbildung 8: Gr<strong>und</strong>riss, Hallen 10/12, Art `73<br />

146


Abbildung 9: Blick in die Messehalle, Art' 74<br />

Abbildung 10: Blick in den R<strong>und</strong>hof, 1976<br />

147


Abbildung 11: Kojenplan, Internationaler Kunstmarkt Köln `74<br />

148

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