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Erfolgreiche Jägerprüfung - Jägervereinigung Kreis Böblingen eV

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Kommentar<br />

Seit September 2010 habe ich die<br />

„Schulbank“ im Lehrgangsraum<br />

der KJV <strong>Böblingen</strong> im Schützenhaus<br />

in Sindelfingen gedrückt, um<br />

den Jagdschein zu erwerben. Man<br />

hat mich acht Monate in Wildbiologie,<br />

Wildhege, Wildbrethygiene,<br />

Jagd- und Naturschutz sowie<br />

dessen Recht, Hundeführung,<br />

Waffenkunde und -recht und<br />

reichlich Praxis geschult. Woche<br />

für Woche mindestens jeden<br />

Montag, Mittwoch und Samstag<br />

ging es zum Jagdkurs. Hinzu<br />

kam in den Praxisphasen noch<br />

Fallenlehrgang, Drückjagdpraxis,<br />

Waldbegänge und Hochsitzbau.<br />

Alles erste Erfahrungen, die in<br />

der späteren Revierpraxis wichtig<br />

sind.<br />

Schon während der Ausbildung<br />

habe ich einen Revierpächter gefunden,<br />

der mir neben den Inhalten<br />

zum Erwerb des Jagdscheines<br />

die Jagdpraxis zeigte. So habe ich<br />

an einigen Tages- und Nachansitzen<br />

mit dem Fernglas teilgenommen<br />

und konnte verschiedene<br />

Wildtierarten in der Natur<br />

beobachten. Ob Nachtansitz auf<br />

Wildschweine oder in der Dämmerung<br />

auf Rehwild – alles war<br />

und ist spannend.<br />

Am Freitag, den 13. Mai 2011,<br />

haben ich und meine Mit-Jungjäger<br />

den Lehrgang zum Erwerb<br />

des Jagdscheines mit Erfolg abgeschlossen.<br />

Jeder musste morgens<br />

die mündlich-praktische Prüfung<br />

in fünf Fächern absolvieren, die<br />

noch einmal alle Konzentrati-<br />

12<br />

Vom grünen Abitur in die Praxis<br />

Erste Erfahrungen eines Jungjägers<br />

on erforderte. Es war eine tolle<br />

Anerkennung, als bereits nach<br />

der Prüfung im letzten Fach die<br />

Prüfer gesagt hatten: „Herzlichen<br />

Glückwunsch zur bestandenen“.<br />

So waren ich und alle meine Mitjungjäger<br />

sicher, wir haben den<br />

Jagdschein geschafft und das letzte<br />

dreiviertel Jahr war von Erfolg<br />

gekrönt. Am späten Nachmittag<br />

wurden uns dann die Prüfungszeugnisse<br />

überreicht, und jeder<br />

war Stolz auf das, was er geschafft<br />

hat.<br />

Einige von unserem Lehrgang<br />

hatten den Jagdschein schon<br />

vorher beantragt und mussten<br />

nur noch das Prüfungszeugnis<br />

nachreichen. Ich hatte mir damit<br />

etwas mehr Zeit gelassen - als<br />

ich das Zertifikat „Bestanden“ in<br />

den Händen hielt, habe ich am<br />

Samstag die Jagdhaftpflicht abgeschlossen<br />

und am Dienstag, 17.<br />

Mai, den Jagdschein für drei Jahre<br />

beim <strong>Kreis</strong>jagdamt in <strong>Böblingen</strong><br />

beantragt. Die überaus freundliche<br />

Mitarbeiterin sagte mir, es<br />

dauert zirka vierzehn Tage und<br />

dann senden wir Ihnen den Jagdschein<br />

zu. Ich finde, das ist ein<br />

klasse Service, denn genau nach<br />

vierzehn Tagen war der Jagdschein<br />

in der Post.<br />

Am Vortag der Zustellung meines<br />

Jagdscheines hatte sich mein<br />

Jagdherr mit mir für einen Frühabendansitz<br />

auf Rehböcke verabredet.<br />

Wir hatten uns eine Kanzel<br />

am Waldrand mit Sicht auf eine<br />

große Grünfläche ausgesucht.<br />

Eine idealer Platz, wie sich he-<br />

rausstellte. Im Anblick kamen<br />

mehre Füchse, Hasen und Rehböcke.<br />

Leider waren die Rehböcke<br />

auf der anderen Seite der Wiese<br />

und mindestens dreihundert<br />

Meter weit weg. Also anschauen,<br />

ansprechen und merken. Ohne<br />

Jagdglück, aber mit reichlich Anblick,<br />

haben wir nach Sonnenuntergang<br />

den Hochsitz verlassen.<br />

Am Mittwoch Nachmittag rief<br />

mich mein Jagdherr an und fragte,<br />

ob ich tagsdarauf einen Morgenansitz<br />

mitmachen möchte.<br />

Bis dahin hatte ich noch keinen<br />

Morgenansitz erlebt. Ich sagte ja,<br />

auch wenn ich noch nicht wusste,<br />

dass ich abends meinen ersten<br />

Jagdschein in den Händen halten<br />

sollte. Ein tolles Gefühl - endlich<br />

die Erlaubnis, auf die ich über<br />

ein dreiviertel Jahr hingearbeitet<br />

habe. Und dann gleich morgen<br />

früh am 2. Juni mein ersten<br />

Morgenansitz mit Jagdschein. In<br />

der Zeit vor dem Jagdschein fehlte<br />

mir nichts - jetzt nachdem ich<br />

den Jagdschein gelößt habe, weiß<br />

ich, dass mir etwas fehlte.<br />

Also hieß es am Donnerstag, 2.<br />

Juni, morgens um 4:00 Uhr raus<br />

aus dem Bett, rein in die Jagdklamotten<br />

und los zum Treffpunkt.<br />

Um 5:00 Uhr haben wir uns getroffen;<br />

es war noch dunkel und<br />

der Tag wollte gerade beginnen.<br />

Also haben wir uns kurz abgesprochen,<br />

auf welche Kanzel wir<br />

uns heute setzen werden. Die<br />

Entscheidung fiel auf die gleiche<br />

Kanzel vom Vorvortag mit dem<br />

reichlichen Anblick. Also dann<br />

los auf die Kanzel, der Tag erwacht.<br />

Kaum saßen wir auf der<br />

Kanzel, kamen uns schon zwei<br />

Rehböcke, vier Weibliche und einige<br />

Hasen in den Anblick. Und<br />

wie am Vorvortag wieder alles<br />

jenseits der zweihundert Meter<br />

entfernt. Nur die Hasen waren<br />

näher dran, haben jedoch keine<br />

Jagdzeit und werden geschont.<br />

Also hieß es warten, vielleicht<br />

ziehen die Rehböcke zu uns rüber,<br />

wo die Chance vorhanden<br />

ist, eine Rehbock zur Strecke zu<br />

bringen.<br />

Immer mal wieder kam in 300<br />

Meter Entfernung ein Fuchs im<br />

Anblick. Alles zu weit entfernt<br />

und außerdem ein zur Aufzucht<br />

notwendiges Elterntier.<br />

Dann kam plötzlich hinter dem<br />

Hochsitz aus dem Wald ein junger<br />

Fuchs über die Wiese und<br />

schnürte vor unserer Kanzel entlang.<br />

Fernglas hoch und ansprechen.<br />

Ein junger Fuchs. Er hatte<br />

Vom grünen Abitur in die Praxis<br />

Erste Erfahrungen eines Jungjägers<br />

uns nicht bemerkt. Mein Jagdherr<br />

sagte kurz und knapp: „Nimm‘<br />

meine Büchse, der Fuchs kann<br />

Dein erster werden.“<br />

In dem Moment gingen mir tausend<br />

Gedanken durch den Kopf:<br />

Ist es richtig diesen Fuchs zu töten?<br />

Ist es ein junger Fuchs, der<br />

keinen Nachwuchs aufzieht? Ist<br />

der Fuchs männlich? Die Büchse<br />

hat einen deutschen Stecher.<br />

Wie war das noch - erst entsi-<br />

chern und dann einstechen oder<br />

andersherum? Das Zielfernrohr<br />

steht auf 12-fache Vergrößerung.<br />

Ist das nicht zu viel? Kann ich den<br />

Fuchs damit richtig ansprechen,<br />

bevor ich schieße?<br />

Nachdem ich den Fuchs über das<br />

Zielfernrohr das zweite Mal angesprochen<br />

habe, stach ich die<br />

Büchse ein, entsicherte und zielte<br />

weiter auf den Fuchs. Ich dachte<br />

nach: Die Entfernung stimmt,<br />

Fuchs steht breit, die Waffe ist ge-<br />

Kommentar<br />

stochen und entsichert, ich will<br />

ihn erlegen. Ein Knall im Morgengrauen<br />

und der Fuchs, ja wo<br />

ist der Fuchs? Repetieren und<br />

durch Zielfernrohr den Anschuß<br />

kontrollieren. Ich war mir sehr<br />

sicher, dass ich den Fuchs erlegt<br />

habe. Über das Zielfernrohr war<br />

nichts mehr zu erkennen - Waffe<br />

sichern, entstechen und ablegen,<br />

Fernglas hoch und Wiese<br />

mit dem Glas absuchen. Auch<br />

nichts zu sehen. Wo ist der Fuchs?<br />

Wahrscheinlich liegt der Fuchs in<br />

einer Bodenvertiefung.<br />

Nach einer kurzen Weile sind wir<br />

dann vom Hochsitz heruntergestiegen<br />

und sind zum Anschuss<br />

gegangen. Da lag der Fuchs, in<br />

einer Bodenvertiefung ca. 100m<br />

vom Hochsitz entfernt und tot.<br />

Der Büchsenschuss ging direkt<br />

durch die Kammer. Mein erster<br />

Fuchs, weidmännisch erlegt - ein<br />

positives Gefühl.<br />

Nach nur zwölf Stunden nach<br />

Zugang meines ersten Jagdscheines<br />

in meinem Leben, nach einem<br />

dreiviertel Jahr Lehrgang<br />

und Theorie, an meinem ersten<br />

Morgenansitz überhaupt, mit<br />

klarer Luft, mit so viel Anblick<br />

wie bei keinem Ansitz davor,<br />

am Donnerstag den 2. Juni um<br />

6:15 Uhr habe ich meinen ersten<br />

Fuchs weidmännisch zur Strecke<br />

gebracht. Es ist einfach ein tolles<br />

Gefühl, dass danach noch mehrere<br />

Tage angehalten hat und heute<br />

in der Rückschau immer noch ein<br />

angenehmes Gefühl auslöst.<br />

– Roland Lachenroth<br />

13

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