Gustav Klimt - Auslandsösterreicher-Weltbund
Gustav Klimt - Auslandsösterreicher-Weltbund
Gustav Klimt - Auslandsösterreicher-Weltbund
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oTWeISSroT<br />
Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt A-1010 Wien, P.b.b., Zulassungsnummer GZ 06 Z036826 P<br />
<strong>Auslandsösterreicher</strong> Journal 1/2012 € 3,–<br />
AÖWB 2012<br />
TAGunGSorT GrAZ<br />
InformATIon<br />
neueS AuS ÖSTerreIch<br />
SchmAnKerLecKe<br />
erBSenrAvIoLI<br />
<strong>Gustav</strong><br />
<strong>Klimt</strong><br />
Seine Kunst<br />
und seine Zeit
Bildung überwindet<br />
Armut weltweit!<br />
JuGend eIne Welt ist ein österreichisches Hilfswerk,<br />
das seit 15 Jahren weltweit Kinder und Jugendliche in<br />
Risikosituationen fördert.<br />
Wir setzen uns ein für:<br />
• Internationale Projektförderungen in Afrika, Asien und Lateinamerika<br />
• Bewusstseinsbildung: entwicklungspolitische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
• Volontariat: freiwilliges soziales Jahr zu Gunsten benachteiligter Kinder<br />
• Faire Geldanlagen: Geld ethisch und nachhaltig investieren<br />
Wir bitten um Ihre unterstützung!<br />
Nähere Informationen und Online-Spenden unter:<br />
www.jugendeinewelt.at<br />
Bankverbindung: Jugend Eine Welt, Konto-Nr. PSK 92.083.767, BLZ 60.000<br />
IBAN AT02 6000 0000 9208 3767, BIC OPSKATWW<br />
Unsere Partner:
© Belvedere / thomas Preiss<br />
Zahlreiche <strong>Klimt</strong>-sonderausstellungen locken Besucher in die Museen.<br />
04 AÖWB online<br />
Weiterentwicklung der internetplattform<br />
05 AÖWB intern<br />
Der <strong>Weltbund</strong>tagungsort Graz stellt sich vor<br />
06 Information<br />
Alles über die Diskussion zur „schuldenbremse“<br />
08 Nachruf<br />
Georg Kreisler im Portrait<br />
11 Aktuell aus dem BMeiA<br />
Wichtige informationen aus dem Außenministerium<br />
12 Potpourri<br />
Bundeshymne, Kirche, Zweisprachigkeit, Behindertensport<br />
20 Kulturkalender<br />
Ausstellungsüberblick, theater- und Filmprogramm<br />
24 Schwerpunkt-Thema<br />
<strong>Klimt</strong>jahr 2012: Der Künstler und seine Zeit<br />
34 Aus den Bundesländern<br />
Die Länder berichten über aktuelle themen<br />
40 Österreich News<br />
interessante Neuigkeiten und Chronik aus Österreich<br />
44 Österreicher in aller Welt<br />
Aktivitätsberichte aus dem 10. Bundesland<br />
48 Schmankerlecke<br />
Rezept von Johann Lafer: Erbsenravioli<br />
49 Buchbesprechungen<br />
Neuerscheinungen und Lesenswertes<br />
50 Impressum<br />
ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />
Vorwort<br />
Günter Düriegl, Chefredakteur<br />
Günter Düriegl<br />
Chefredakteur<br />
Inhalt/Editorial<br />
Weichenstellend für den AÖWB war die Errichtung der RotWEiss-<br />
Rot online-Plattform www.austrians.org im letzten Jahr allemal: Der<br />
Erfolg darf sich sehen lassen, viele sind schon dabei.<br />
Alle, die noch nicht dabei sind, wollen wir mit einigen praktischen tipps<br />
gewinnen. Auch für sie, die sie das lesen, sind wir überzeugt, steht es<br />
dafür, sich gewinnen zu lassen. Übrigens: Wussten sie, dass die sozialen<br />
Netzwerke des internet Parallelen zu europäischen Briefformen<br />
des 16. Jahrhunderts haben? Weit verbreitet waren damals aus zwei<br />
teilen bestehende Briefe: dem „intimen“ teil (die private Nachricht im<br />
Netz), der sich in einem eigenen Umschlag innerhalb des größeren<br />
Briefumschlags befand und sich nur an den einen Adressaten richtete,<br />
sowie einem lose ins Kuvert gelegten halböffentlichen teil (die Nachricht<br />
an die „Freunde“ eines sozialen Netzes), den der Adressat an Bekannte<br />
und Gleichgesinnte weiterreichen sollte, wenn er ihn für interessant<br />
hielt. Es ist nicht falsch zu erkennen, dass in dieser Weise schon Jahrhunderte<br />
vor uns vergleichbare soziale Netzwerke entstanden sind.<br />
Leichter haben wir’s mit der Elektronik heute.<br />
Auch diese erste Ausgabe des Jahres 2012 unseres RotWEissRot<br />
will zu dem Vielen, das man über Österreich wissen sollte, stellung<br />
nehmen. Es kann aber, das liegt nun einmal in der Natur eines Journals,<br />
stets nur eine Auswahl sein. Die „schuldenbremse“ ist ein zentrales<br />
thema, das von höchster innenpolitischer, finanz- und wirtschafts-<br />
und damit gesellschaftspolitischer Relevanz ist. Es lässt nicht<br />
gleichgültig, dass es in der Katholischen Kirche seit dem Zweiten<br />
Vatikanum brodelt. seit 1. Jänner dieses Jahres besingt Österreich<br />
auch seine töchter in der Bundeshymne, unser Land hat ein großes<br />
Potenzial an mehrsprachigen Bürgern, der Behindertensport nimmt<br />
in Österreich einen besonderen Rang ein – wir informieren.<br />
Die <strong>Weltbund</strong>tagung 2012 wird in Graz in der steiermark stattfinden.<br />
Daher gibt unser Kulturkalender vor allem Hinweise auf kulturelle<br />
Höhepunkte in diesem Bundesland.<br />
Das schwerpunkt-thema gilt dieses Mal dem weltweit bekannten<br />
Malerfürsten <strong>Gustav</strong> <strong>Klimt</strong>, der das Kunstjahr 2012 bestimmt. Es gibt<br />
viele Gründe, Kunst in den Mittelpunkt zu stellen. oscar Wilde nannte<br />
den wohl entscheidenden: „Die Kunst spricht von seele zu seele.“<br />
3
AÖWB intern<br />
Weltweit freunde:<br />
www.austrians.org<br />
Einige praktische Tipps zum Einstieg in die<br />
rot-weiß-rote Online-Plattform.<br />
um vollen Gebrauch der Plattform ist<br />
Z es erforderlich, dass man sich zuerst<br />
persönlich auf der startseite registriert. Es<br />
müssen dabei eine gültige E-Mail-Adresse<br />
und ein Passwort angegeben werden.<br />
ist die Registrierung vollständig, wird an<br />
die angegebene E-Mail-Adresse ein Aktivierungslink<br />
verschickt. Dieser Link<br />
muss angeklickt werden, damit die Registrierung<br />
abgeschlossen werden kann.<br />
Ab diesem Zeitpunkt ist es möglich, mit<br />
dem bei der Registrierung ausgewählten<br />
Passwort auf der startseite unter „Anmelden“<br />
(der Button gleich neben „Registrierung“)<br />
ins social Network einzusteigen.<br />
Die „Registrierung“ erfolgt einmalig, „Anmelden“<br />
müssen sie sich jedes Mal, wenn<br />
sie ins Netzwerk einsteigen möchten.<br />
Wichtiger Hinweis: Durch die Stellung<br />
und Verantwortung des AÖWB im<br />
öffentlichen Leben der Republik Österreich<br />
als Betreiber der Plattform ist –<br />
im Gegensatz zu manch anderem<br />
sozia len Netzwerk – absolut sichergestellt,<br />
dass alle relevanten datenschutzrechtlichen<br />
Bestimmungen zum<br />
Schutz der Benutzer eingehalten werden<br />
und auch keine Daten für Werbezwecke<br />
weitergegeben werden!<br />
Wenn sie erfolgreich registriert sind, steht<br />
einer Vervollständigung des persönlichen<br />
Profils unter dem Reiter „Mein Profil“ und<br />
der Unterkategorie „Mein Profil bearbeiten“<br />
nichts mehr im Wege.<br />
Tipp: Je mehr Daten Sie ausfüllen,<br />
desto leichter können Sie von Gleichgesinnten<br />
über die Suche gefunden<br />
werden, und vom System können Ihnen<br />
automatisiert nach den eingetragenen<br />
persönlichen Interessen Vernetzungsvorschläge<br />
oder interessante<br />
Forenbeiträge angezeigt werden.<br />
Unter „Mein Profil bearbeiten“<br />
können sie auch<br />
– zusätzlich zu den einschlägigendatenschutzrechtlichenBestimmungen<br />
(siehe AGB auf www.<br />
austrians.org) – ihre Privatsphäre<br />
durch individuelle<br />
Einstellungen schützen.<br />
Jeder User kann<br />
nach seinen persönlichen<br />
Maßstäben Einstellungen<br />
auswählen, und Daten<br />
sind nur aufgrund dieser<br />
Einstellungen des Users öffentlich zugänglich.<br />
Privatsphäre-Einstellungen können<br />
unter „Mein Profil / Mein Profil bearbeiten<br />
/ Privatsphäre“ für die einzelnen Positionen<br />
festgelegt werden.<br />
Erstellung von Gruppen – Vereinsgruppen<br />
– thematischen Gruppen<br />
Um eine Gruppe zu erstellen, muss die<br />
veranlassende Person bereits registriert<br />
sein. Unter dem Reiter „Mein Profil“ (in der<br />
linken spalte an unterster stelle unter den<br />
angezeigten Freunden oder Kontakten)<br />
gibt es den Button „Eine neue Gruppe erstellen“.<br />
Klickt man darauf, erscheint ein<br />
Feld, in dem man einen Gruppennamen<br />
vergeben kann. Es kann der Name für<br />
einen bereits bestehenden Verein, eine<br />
thematische Gruppe, eine Länder- oder<br />
Städtegruppe sein. An dieser stelle<br />
muss auch eine für die Gruppe wesentliche<br />
Entscheidung getroffen werden – der<br />
„Gruppentyp“: eine offene oder eine geschlossene<br />
Gruppe. offenen Gruppen<br />
können User und Userinnen schnell und<br />
unkompliziert beitreten – über den Button<br />
„Dieser Gruppe beitreten“. Der Beitritt<br />
muss, im Gegensatz zur geschlossenen<br />
Gruppe, nicht vom Administrator (das ist<br />
jene Person, die die Gruppe gegründet<br />
hat) bestätigt werden. Auch die inhalte<br />
(etwa Bilder oder Veranstaltungen) sind<br />
sichtbar, bei geschlossenen Gruppen sind<br />
diese verborgen und nur für Mitglieder<br />
zugänglich. Das eigene Gruppenforum ist<br />
bei beiden Gruppentypen nur für Mitglieder<br />
einsehbar.<br />
sowohl offene als auch geschlossene<br />
Gruppen können veröffentlicht werden,<br />
das heißt, sie sind dann auch auf der<br />
Google-Maps-Karte von der startseite<br />
aus angezeigt. Für die Anzeige auf der<br />
Karte ist eine geografische Verortung nötig,<br />
dazu müssen Kontaktdaten eingegeben<br />
werden – mit einem ausgewählten<br />
Land und einem ort. Über die Karte sind<br />
nur die Gruppenbeschreibungen, sozusagen<br />
das „Profil“ der Gruppe, zu sehen, für<br />
alle weiteren informationen müsste man<br />
sich bei der Plattform erst registrieren<br />
bzw. anmelden und dann der Gruppe beitreten<br />
oder – bei geschlossenen Gruppen<br />
– um Beitritt ansuchen.<br />
Sie sind noch nicht dabei? Dann sollten<br />
Sie schnell in das weltweite Netz unter<br />
den rot-weiß-roten Farben einsteigen!<br />
Wir wünschen Ihnen dazu viele schöne<br />
und interessante Stunden. ❍<br />
4 www.weltbund.at ROTWEISSROT
© Graz tourismus / Harry schiffer<br />
Graz: Österreichs Genuss- und<br />
Kulturhauptstadt<br />
raz, die zweitgrößte stadt Öster-<br />
G reichs, bietet so viel Abwechslung<br />
auf so engem Raum wie kaum eine andere<br />
stadt: Das sonnige Flair des südens,<br />
futuristische Architektur neben mittelalterlichen<br />
Häusern, kulturelle und kulinarische<br />
Leckerbissen – all das und noch viel mehr<br />
macht Graz zu einer charmanten, lebenslustigen<br />
stadt und zu einem idealen ort für<br />
tagungen und Kongresse.<br />
Kulturhauptstadt<br />
Der „besterhaltene stadtkern Mitteleuropas“<br />
war der Grund für die UNEsCo, die<br />
Grazer Altstadt mit ihrem einzigartigen<br />
Ensemble an Baustilen von Gotik, Renaissance,<br />
Barock, Jugendstil bis zur Moderne<br />
zum „Weltkulturerbe“ zu erklären. Graz<br />
ist aber auch eine stadt der Gegensätze,<br />
vor allem im kulturellen Leben. Zeitgenössische<br />
Kunst und Architektur beleben die<br />
szene im selben Maß wie oper, theater<br />
und klassische Festivals. Doch selbst in<br />
den Gemäuern klassischer Häuser oder<br />
bei Festivals wagt man sich in Graz immer<br />
wieder auf spannende Experimentierfelder:<br />
im Jahr 2003 war Graz gefeierte<br />
„Kulturhauptstadt Europas“.<br />
Das einzigartige Grazer Kunsthaus und<br />
die Murinsel sind nur einige Errungenschaften<br />
dieses Jubeljahres, die zeigen,<br />
dass Graz seit damals auch „Kulturhauptstadt“<br />
geblieben ist.<br />
Das kürzlich neu eröffnete „Joanneumsviertel“<br />
ist ein weiteres Beispiel für eine<br />
gelungene symbiose aus tradition und<br />
Moderne. Mit der Präsentation der sammlungen<br />
des ältesten Museums Österreichs<br />
ist es den Architektenbüros Nieto/sobejano<br />
und eep architekten gelungen, einen<br />
modernen städtebaulichen Akzent inmitten<br />
historischer Bausubstanz zu setzen.<br />
Das Joanneumsviertel beherbergt die<br />
ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />
AÖWB intern<br />
Titel, die verpflichten – und Graz wird ihnen gerecht: Auch im Jahr 2012 kann sich das Angebot<br />
für Kulturinteressierte und Feinschmecker wieder sehen lassen! Doris stimpfl-tiefenbacher<br />
Lange tafel der Genuss-Hauptstadt, das Highlight im kulinarischen Jahreskalender.<br />
Neue Galerie, die Multimedialen sammlungen<br />
sowie die steiermärkische Landesbibliothek.<br />
Die Fertigstellung des Naturkundemuseums<br />
in der Raubergasse ist für<br />
2013 geplant, womit dann die Neuaufstellung<br />
des Universalmuseums Joanneum<br />
abgeschlossen ist.<br />
Genuss-Hauptstadt<br />
seit August 2008 ist offiziell, was die<br />
Grazer schon immer wussten: Graz ist<br />
Genuss-Hauptstadt.<br />
Die steirischen Produkte und spezialitäten<br />
der Region, allen voran weltmeisterliche<br />
Weine und das dunkle Kürbiskernöl,<br />
sind die Botschafter dieser kulinarischen<br />
identität. Das mediterrane Flair ist allgegenwärtig:<br />
in den charmanten Gastgärten,<br />
auf den urigen Bauernmärkten, in den engen<br />
Gässchen, auf den belebten Plätzen<br />
und in verträumten innenhöfen. Knapp 30<br />
Partnerbetriebe haben sich entschlossen,<br />
bei einer Qualitätsoffensive mitzumachen<br />
und sich auf regionale Produkte für Küche<br />
und Keller zu spezialisieren. Diese Betriebe<br />
sind mit dem „Genuss-Hauptstadt“symbol<br />
gekennzeichnet und garantieren<br />
Produkte aus der nächsten Umgebung in<br />
hochwertiger Verarbeitung.<br />
Absolut kulinarisch – auch wenn’s nicht<br />
ausschließlich ums Essen und trinken<br />
geht – sind unsere Veranstaltungen:<br />
www.genussball.at<br />
www.gourmetreisefestival.at<br />
www.graztourismus.at ❍<br />
termine 2012<br />
» 28. April 2012:<br />
Präsidentenkonferenz in Wien<br />
» 6. bis 9. September 2012:<br />
<strong>Weltbund</strong>tagung in Graz<br />
5
Information<br />
Das verflixte dritte „A“<br />
Die Krisen, die einander unmittelbar abzuwechseln scheinen, führten zu einem Paradigmenwechsel<br />
in der Finanzgebarung – an Einschränkungen führt kein Weg vorbei. Michael Mössmer<br />
ber einige Jahrzehnte waren die Füll-<br />
Ü hörner von einem Wirtschaftswachstum<br />
gefüllt worden, von dessen tempo wir<br />
heute – mit Ausnahme vereinzelter Volkswirtschaften<br />
– nur träumen können, jene<br />
Füllhörner, an die sich der staat und seine<br />
Bürger wohlig gewöhnt hatten. Viele so -<br />
zia le Errungenschaften wurden – glücklicherweise<br />
– zur selbstverständlichkeit.<br />
Darüber hinaus wurden aber oft teure<br />
„Annehmlichkeiten“ (also: Privilegien für<br />
bestimmte Bevölkerungsgruppen) gewährt<br />
oder institutionen geschaffen, deren<br />
Nachhaltigkeit nicht immer im Detail hinterfragt<br />
wurde. An sparen war kaum gedacht<br />
worden, Budgetdefizite wurden damals<br />
leichter hingenommen, konnte man<br />
den Zinsendienst doch locker bedienen.<br />
schon damals wäre der Zeitpunkt gekommen<br />
gewesen, in so manchen Bereichen<br />
den sparstift anzusetzen, was aber nicht<br />
passierte. Dann zogen die zwei Ölkrisen<br />
in den 1980er Jahren eine schwere Rezession<br />
nach sich, doch die regierungsführenden<br />
Parteien bedienten ihre Bürger<br />
bzw. Wähler weiterhin mit Annehmlichkeiten,<br />
die man sich in diesem Ausmaß<br />
eigentlich nicht mehr leisten konnte. Wenn<br />
man nun davon spricht, es müssten endlich<br />
strukturreformen angegangen werden,<br />
auch wenn diese schmerzlich wären,<br />
so bedeutet das nichts anderes, als lange<br />
gewachsene strukturen zu verändern, die<br />
sich aber über die Jahre auch im privatwirtschaftlichen<br />
Bereich und im unmittelbaren<br />
Lebensumfeld der Menschen verfestigt<br />
haben.<br />
Paradigmenwechsel<br />
spätestens seit der Herabstufung der<br />
Kreditwürdigkeit Griechenlands durch drei<br />
Ratingagenturen ist aber nun die gesamte<br />
Eurozone unter Druck geraten. Die gemeinsame<br />
Währung befindet sich in einer<br />
schweren Krise – jetzt muss also gespart<br />
werden.<br />
seit vielen Monaten dominiert der Begriff<br />
„schuldenbremse“ nahezu jede innenpolitische<br />
Debatte. Die Regierungen werden<br />
gegeißelt, weil sie keine unpopulären Einschnitte<br />
wagen. Wenn sie solche auch nur<br />
androhen, sind die Betroffenen teils auf<br />
der straße (siehe Griechenland, italien,<br />
spanien u. a.), zumindest aber auf der Palme.<br />
Nicht hier, sondern da sollte eingespart<br />
werden, nicht bei der Bildung, nicht<br />
bei der Gesundheit, nicht bei den straßen,<br />
nicht bei den Pensionen, nicht bei den<br />
„Auch wenn Österreich die<br />
bisherigen Krisen bisher recht gut<br />
überstanden hat: Es muss jetzt<br />
drastisch gespart werden.“<br />
Förderungen … Neue steuerquellen werden<br />
dort und da angedacht (wie Finanztransaktionssteuer,<br />
Besteuerung des 13.<br />
und 14. Monatsgehalts, Erhöhung der<br />
Mehrwertsteuer, Grundsteuer u. a.), es<br />
wird auch über die Wiedereinführung aufgehobener<br />
steuern nachgedacht (wie<br />
Erbschaft- und Vermögensteuer). Jedenfalls<br />
wissen mittlerweile alle, dass bis<br />
2016 zehn Milliarden Euro hereingebracht<br />
werden müssen.<br />
Weltweit 100<br />
Ratingagenturen bewerten<br />
Es war offensichtlich, dass der Finanzmarkt<br />
sehr genau analysierte, welche Länder<br />
welche Maßnahmen ergreifen und vor<br />
allem wie ernsthaft sie an deren Umsetzung<br />
herangehen würden. Das hatte und<br />
hat unmittelbare Auswirkungen auf jene<br />
Zinsen, die ein staat als Kreditnehmer zu<br />
zahlen hat. in dieser Bewertung üben sich<br />
weltweit rund 100 Ratingagenturen, die<br />
nicht nur die einzelnen Länder, sondern<br />
auch die Finanzgebarung ihrer größten<br />
Banken unter die Lupe nehmen. Aus mehr<br />
als berechtigter sorge über bevorstehende<br />
negative Bewertungen haben sich 15<br />
Euroländer darauf verständigt, die „schuldenbremse“<br />
in die Verfassung aufzunehmen<br />
(oder, wie es für Länder ohne Verfassung<br />
heißt, in „verfassungsähnlichem<br />
Rang“). Und dies als deutliches Zeichen<br />
dafür, dass das entsprechende Gesetz<br />
nicht von einer nachfolgenden Regierung<br />
mit Mehrheitsbeschluss gleich wieder<br />
geändert werden kann.<br />
Überraschung am Freitag, dem 13.<br />
Österreich zählte bis zum 13. Jänner zu<br />
den besten schuldnern weltweit, war es<br />
doch von den drei führenden der weltweit<br />
rund 100 Agenturen mit triple-A eingestuft<br />
worden. im Dezember 2011 bestätigte<br />
Moody’s Österreichs Kreditwürdigkeit,<br />
und noch im Jänner 2012 folgte Fitch mit<br />
demselben Ergebnis. standard & Poor’s<br />
jedoch ließ zuvor schon verlauten, dass<br />
mit einer Herabstufung Österreichs zu<br />
rechnen sei – im Wesentlichen mit der<br />
Begründung, dass die österreichischen<br />
Bankbilanzen unter den negativen Entwicklungen<br />
bei wichtigen Handels- und<br />
Direktinvestitionspartnern (wie etwa italien<br />
und Ungarn) leiden und zusätzliche<br />
Unterstützung von der Regierung benötigen<br />
könnten – und stufte Österreich durch<br />
den Entzug des dritten „A“ herab.<br />
Bundeskanzler Dr. Werner Faymann sagte<br />
in einer ersten Reaktion, es sei jetzt<br />
wichtiger denn je, dass die opposition der<br />
Verankerung der schuldenbremse in der<br />
Verfassung zustimme. Er machte auch<br />
deutlich, „dass Österreichs Wirtschaftsdaten<br />
nach wie vor sehr gut sind. Allerdings<br />
bestätigt sich erneut, dass Österreich unabhängiger<br />
von den Finanzmärkten werden<br />
muss“. Und Faymann bekräftigte,<br />
dass die intensiven Gespräche der Regierung<br />
über die Haushaltskonsolidierung<br />
fortgesetzt und bis Ende Februar abgeschlossen<br />
sein würden. „Wichtig ist: Die<br />
6 www.weltbund.at ROTWEISSROT
© BKA/HBF / Andy Wenzel<br />
spar- und Konsolidierungsmaßnahmen<br />
sind so zu setzen, dass Gesamtnachfrage,<br />
Konjunktur, Wachstum und Arbeitsmarkt<br />
nicht gefährdet werden.“<br />
Vizekanzler und Außenminister Dr.<br />
Michael spindelegger (ÖVP) sagte, ausschlaggebend<br />
für die Herabstufung seien<br />
laut standard & Poor’s „das Engagement<br />
heimischer Banken in Mittel- und osteuropa<br />
und die dortigen wirtschaftlichen Probleme“<br />
gewesen. „Nationalbank und Finanzmarktaufsicht<br />
haben hier bereits<br />
Richtlinien zur Risikominimierung angekündigt.<br />
Aufgrund der restlichen Bewertung<br />
Österreichs und der europäischen<br />
sicherungsmaßnahmen bleibt die Herabstufung<br />
jedoch mehr als unverständlich.“<br />
Finanzministerin Dr. Maria Fekter ergänzte,<br />
dass die schulden für Österreich ein<br />
Risiko seien, wenn sie weiter anwachsen.<br />
„Die Herabstufung ist ein ganz klares<br />
signal mehr beim schuldenabbau zu tun,<br />
als wir es bisher getan haben.“<br />
FPÖ-obmann Heinz Christian strache<br />
erklärte, noch vor wenigen Wochen sei er<br />
von Regierungsvertretern als schwarzmaler<br />
bezeichnet worden, weil er den Verlust<br />
des triple-A auf Basis der Faktenlage<br />
angekündigt habe. Es sei völlig klar, dass<br />
die Aufrechterhaltung der Fehlkonstruktion<br />
des Euro – die darin bestehe, schwache<br />
und starke Volkswirtschaften in ein Wäh-<br />
rungskorsett zu zwängen – eine optimale<br />
Voraussetzung für jene sei, die dieses<br />
system von außen spekulativ angreifen<br />
wollen. Einer schuldenbremse im Verfassungsrang<br />
könne er nur zustimmen, würde<br />
die Regierung ein von der FPÖ gefordertes<br />
Demokratiepaket annehmen.<br />
BZÖ-obmann Josef Bucher forderte nach<br />
der Herabstufung durch standard &<br />
Poor’s einen „Reformfrühling für Österreich“.<br />
Jetzt müsse am system gespart<br />
werden, um das Land nachhaltig zu sanieren<br />
und wieder an die spitze Europas zu<br />
bringen. „Österreich braucht einen Modernisierungsschub<br />
und eine Verwaltung, die<br />
vom überflüssigen speck der letzten Jahrzehnte<br />
befreit wird.“ Und Bucher warnte<br />
davor, das Budget, wie es sPÖ und ÖVP<br />
mit Unterstützung der FPÖ und der Grünen<br />
planen würden, hauptsächlich mittels<br />
steuererhöhungen sanieren zu wollen.<br />
Eva Glawischnig, Bundessprecherin der<br />
Grünen, ließ eine Zustimmung zur verfassungsrechtlichen<br />
Verankerung der schuldenbremse<br />
auch nach einem Gespräch<br />
mit Bundeskanzler Werner Faymann weiterhin<br />
offen. Faymann habe die Eckpunkte<br />
des Konsolidierungspakets in deren<br />
Grundzügen vorgestellt, dabei aber lediglich<br />
die Richtung, nicht jedoch Detailmaßnahmen<br />
erläutert. Eine große Rolle für die<br />
Konsolidierung 2012 müsse die Einnah-<br />
ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />
Information<br />
Bundeskanzler Faymann (r.) mit Außenminister und Vizekanzler spindelegger (l.) nach dem Ministerrat am 17. Jänner 2012 im Bundeskanzleramt.<br />
menseite spielen, da strukturreformen<br />
nicht so rasch umgesetzt werden könnten,<br />
erklärte Glawischnig. „Der Eindruck ist<br />
stark da: Die Regierung hat große schwierigkeiten,<br />
zu einem gemeinsamen Programm<br />
zu kommen.“<br />
Sparpaket steht bis Ende Februar<br />
Bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe<br />
hat es zwei berichtenswerte Entwicklungen<br />
gegeben: Eine Herabstufung des<br />
Eurorettungsschirms EFsF durch standard<br />
& Poor’s hat interessanterweise den<br />
Finanzmarkt praktisch nicht interessiert,<br />
die Börsen überraschten am tag darauf<br />
mit steigenden indizies. Das ist ein Zeichen<br />
dafür, dass die Macht der Ratingagenturen<br />
doch nicht so groß zu sein<br />
scheint. Und Bundeskanzler und Vizekanzler<br />
wollen sich, wie sie sagten, von<br />
den Ratingagenturen nicht unter Druck<br />
setzen lassen. Der sparplan werde bis<br />
Ende Februar fertig sein. Die Bemühungen,<br />
die opposition bezüglich Verfassungsgesetz<br />
ins Boot zu holen, haben<br />
die beiden aufgegeben.<br />
Faymann sah keine Bewegung in den<br />
Verhandlungen, spindelegger ortete<br />
mangelnden Willen zur Gemeinsamkeit.<br />
Dennoch wird uns alle das thema sparen<br />
in den nächsten Jahren wohl nicht mehr<br />
loslassen. ❍<br />
7
Portrait<br />
Der Tod eines Außenseiters<br />
Georg Kreisler – Kabarettist, Komponist, Schriftsteller und Satiriker – ist am 22. November<br />
2011 in Salzburg gestorben. Michael Mössmer<br />
eorg Kreisler, einer der wohl schil-<br />
G lerndsten <strong>Auslandsösterreicher</strong> des<br />
letzten Jahrhunderts, wurde am 18. Juli<br />
1922 als sohn eines Rechtsanwalts in<br />
Wien geboren, wo er auch das Gymnasium<br />
besuchte und Musikunterricht nahm. Wie<br />
unzählige andere auch musste die Familie<br />
1938 emigrieren und entschied sich für<br />
Hollywood. Zwischen 1942 und 1945 war<br />
Kreisler im amerikanischen Mili tärdienst,<br />
kam nach Europa und verfasste hier<br />
shows für soldaten.<br />
1945 kehrte er – als mittlerweile amerikanischer<br />
staatsbürger – nach Hollywood<br />
zurück und arbeitete wieder beim Film.<br />
Wenig später, 1946, zog es ihn nach New<br />
York, wo er als interpret seiner Chansons<br />
in Nachtlokalen auftrat und später auch<br />
auf tourneen in vielen Bundesstaaten<br />
sein Publikum begeisterte.<br />
Rückkehr nach Wien<br />
Neun Jahre sollte es dauern, bis Kreisler<br />
wieder nach Wien zurückkehrte, und er trat<br />
vorwiegend in der von Gerhard Bronner (er<br />
kam schon 1948 nach Wien zurück)<br />
gepachteten „Marietta-Bar“ auf, aus der<br />
später die legendäre „Fledermaus“ werden<br />
sollte – Heimat des „Kabarettisten-trios“<br />
Bronner, Carl Merz und Helmut Qualtinger.<br />
1956 pachteten Kreisler und Bronner gemeinsam<br />
das „intime theater“ in der Liliengasse,<br />
wo sie mit Carl Merz, Helmut Qualtinger,<br />
Peter Wehle, Louise Martini u. a. das<br />
„Blattl vor’m Mund“ herausbrachten.<br />
schallplattenaufnahmen folgten.<br />
Große Karriere – aber im Ausland<br />
1958 übersiedelte er mit seiner damaligen<br />
Ehefrau topsy Küppers nach München<br />
und gab mit ihr Chansonabende. 1962 bis<br />
1976 lebten sie wieder in Wien. Kreisler<br />
schrieb während dieser Jahre auch eine<br />
Reihe von theaterstücken und gestaltete<br />
gemeinsam mit topsy Küppers „Die heiße<br />
Viertelstunde“ im oRF-Fernsehen.<br />
Der Vielseitige<br />
Neben rund 500 Liedern schrieb er aber<br />
auch Romane, Gedichte, Kurzgeschichten<br />
und opern (2000: „Der Aufstand der<br />
Georg Kreisler und Barbara<br />
Peters waren 2010/2011 auf<br />
tournee mit der szenischen<br />
Lesung „Anfänge oder Zufällig<br />
in san Francisco“.<br />
schmetterlinge“, 2009: „Das Aquarium<br />
oder Die stimme der Vernunft“).<br />
im Herbst 2009 stellte Kreisler in Hamburg<br />
seine Autobiografie „Letzte Lieder“<br />
8 www.weltbund.at ROTWEISSROT
© privat<br />
vor. Es folgten die Bücher „Anfänge – Eine<br />
literarische Vermutung“, „Georg Kreisler<br />
für Boshafte“ und der Roman „Ein Prophet<br />
ohne Zukunft“.<br />
Lieder wie „tauben vergiften im Park“ zählen<br />
zu absoluten Klassikern. Damals, als<br />
Kreisler sie herausbrachte, galten die<br />
meisten von ihnen als revolutionär. „tauben<br />
vergiften“ etwa wurde erst einige<br />
Jahre nach seiner Entstehung für den<br />
Rundfunk freigegeben, so sehr stießen<br />
sich viele daran. Doch neben seinen berühmten<br />
Liedersammlungen, etwa „Zwei<br />
alte tanten tanzen tango“ oder „Nichtarische<br />
Arien“, machte sich Kreisler auch als<br />
Autor des Musicals „Lola Blau“ sowie mit<br />
zahlreichen Bühnenstücken und Fernsehspielen<br />
einen Namen.<br />
Sein Werk wird weiterleben<br />
2003 erhielt er den Prix Pantheon in der<br />
Kategorie „Reif und bekloppt“, 2004 einen<br />
„stern der satire“ am „Walk of Fame des<br />
Kabaretts“ in Mainz sowie auch 2004 den<br />
Richard-schönfeld-Preis für literarische<br />
satire, und 2010 wurde sein Lebenswerk<br />
durch den Hölderlin-Preis der stadt Bad<br />
Homburg gewürdigt.<br />
Georg Kreisler arbeitete u. a. auch mit<br />
dem deutschen Chansonnier tim Fischer<br />
zusammen, der Kreislers texte – alte wie<br />
neue – furios vorträgt. 2010/2011 war er<br />
gemeinsam mit Barbara Peters im<br />
deutschsprachigen Raum mit der szenischen<br />
Lesung „Anfänge oder Zufällig in<br />
san Francisco“ unterwegs.<br />
Kulturministerin Claudia schmied sagte<br />
zum tod Georg Kreislers, er sei der Außenseiter<br />
gewesen, „der das innerste der<br />
österreichischen politischen Kultur und<br />
Gesellschaft treffend zu charakterisieren<br />
vermochte. seine Distanz und Nähe ließen<br />
ihn zu einem der wichtigsten künstlerischen<br />
Analytiker der österreichischen Zeitgeschichte<br />
werden“.<br />
Georg Kreisler, der große Österreicher,<br />
sah sich aber selbst nicht mehr als solcher,<br />
haderte er doch damit, dass die Republik<br />
ihm nicht automatisch die staatsbürgerschaft<br />
zurückgab. Die hatte er durch die<br />
Annahme der amerikanischen im Jahr<br />
1943 verloren … ❍<br />
www.georgkreisler.de<br />
www.kabarettarchiv.at<br />
Bücher und Musik<br />
ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />
» Kreisler, G., Die alten bösen Lieder. Ein Erinnerungsbuch. Ueberreuter, Wien 1989.<br />
» Der guate alte Franz und andere Lieder. sanssouci, Zürich 1962.<br />
» Mutter kocht Vater und andere Gemälde der Weltliteratur. illustriert vom Künstler selbst.<br />
Buch- und schallträger-Verlag Karl schwarzer, Wien o. J.<br />
» ist Wien überflüssig? satiren über die einzige stadt der Welt, in der ich geboren bin.<br />
Ueberreuter, Wien 1987.<br />
» Worte ohne Lieder. satiren. Neff Verlag, Wien 1986.<br />
» Wenn ihr lachen wollt ... Ein Lesebuch. Hrsg. v. thomas B. schumann. Edition Memoria.<br />
Hürth-Wien 2001.<br />
Portrait<br />
» Das Auge des Beschauers. Mit illustrationen v. Christoph Gloor. Nebelspalter, Rorschach o. J.<br />
» Mein Heldentod. Prosa und Gedichte. Arco Verlag, Wuppertal 2003.<br />
» Letzte Lieder. Autobiografie. Arche, Zürich-Hamburg 2009.<br />
» Georg Kreisler gibt es gar nicht. Die Biographie aufgeschrieben v. Hans-Jürgen Fink und<br />
Michael seufert. scherz, München 2005.<br />
» Zufällig in san Francisco. Unbeabsichtigte Gedichte. Verbrecher Verlag, Berlin 2010.<br />
» Anfänge – Eine literarische Vermutung. Atrium, Zürich/Hamburg 2010.<br />
» Georg Kreisler für Boshafte. insel, Berlin 2010.<br />
» Ein Prophet ohne Zukunft. Roman. Vollständig überarbeitete Neuausgabe, Verbrecher<br />
Verlag, Berlin 2011.<br />
Musik<br />
» Everblacks. Preiser 1996.<br />
» Everblacks 2. Preiser 1996.<br />
» Die alten bösen Lieder. Preiser 1997.<br />
» „Nichtarische“ Arien. Preiser 1988.<br />
» Literarisches und Nichtarisches. Preiser<br />
» seltsame Liebeslieder. Preiser 1990.<br />
» sodom und Andorra. Eine Parodie von<br />
» Georg Kreisler. Preiser 1999.<br />
» Unheilbar gesund. Preiser 1989.<br />
» Allein wie eine Mutterseele. Preiser 1992.<br />
» Vorletzte Lieder. Preiser 1992.<br />
» Kreislers Purzelbäume. Preiser 1990.<br />
» Der tod, das muss ein Wiener sein.<br />
Preiser 1994.<br />
Georg Kreisler:<br />
Kabarettist, Komponist,<br />
schriftsteller und satiriker.<br />
* 18. Juli 1922 in Wien<br />
† 22. November 2011 in salzburg<br />
» Heute abend: Lola Blau. Preiser 1990.<br />
» Mit dem Rücken zur Wand. Preiser 1994.<br />
» Lieder gegen fast alles. kip records 2002.<br />
www.preiserrecords.at<br />
9
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© BMeiA<br />
frischer Wind für<br />
die österreichische<br />
entwicklungspolitik<br />
eit oktober letzten Jahres weht ein<br />
S frischer Wind in der österreichischen<br />
Entwicklungspolitik. Am 5. oktober 2011<br />
lud staatssekretär Dr. Wolfgang Waldner<br />
zum ersten entwicklungspolitischen Jour<br />
fixe der neuen zentralen Plattform für die<br />
Vernetzung aller österreichischen Akteure<br />
auf dem Gebiet der Entwicklungspolitik.<br />
Mehr als 80 interessierte – darunter staatliche<br />
Akteur/innen, Parlamentarier/innen<br />
und Vertreter/innen der sozialpartner, von<br />
Nichtregierungsorganisationen, Wissenschaft<br />
und Wirtschaft, trafen sich im Außenministerium,<br />
um eine breite öffentliche<br />
Diskussion zur Zukunft der österreichischen<br />
Entwicklungspolitik anzustoßen<br />
unter dem Motto „Entwicklungspolitik besser<br />
vernetzen“.<br />
Neue globale Herausforderungen wie Klimawandel,<br />
Migration, Ernährungssicherheit<br />
oder internationale politische und<br />
humanitäre Krisen verlangen eine verstärkte<br />
Zusammenarbeit zwischen den<br />
verschiedenen Akteuren, einen Austausch<br />
über Aktivitäten und geplante<br />
initia tiven, kurz gesagt eine kohärentere<br />
Politik auf dem Gebiet der Entwicklungszusammenarbeit.<br />
Vernetzung wird immer<br />
wichtiger, wird aber auch bereits gelebt.<br />
Als ein gutes Beispiel kann hier die Zusammenarbeit<br />
zwischen sicherheits- und<br />
entwicklungspolitischen Akteuren herausgegriffen<br />
werden. Rechtzeitig zum ersten<br />
Jour fixe wurde der „strategische Leitfaden<br />
für sicherheit und Entwicklung“ von<br />
der Bundesregierung angenommen. Dieses<br />
Dokument gibt den Rahmen für ein<br />
gesamtösterreichisches Engagement in<br />
den Bereichen Konfliktprävention, Krisenmanagement,<br />
Friedenskonsolidierung<br />
und Aufbau staatlicher strukturen vor und<br />
erhöht die Politikkohärenz in diesem<br />
Bereich. Gerade in fragilen situationen<br />
bedarf es eines hohen Maßes an Koordi-<br />
ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />
Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten<br />
nation, um Fortschritte zu erzielen: Kein<br />
externer Akteur kann für sich allein erfolgreich<br />
sein, alle müssen sich aufeinander<br />
abstimmen und sich der oft wechselnden<br />
situation anpassen.<br />
Friede und Sicherheit – untrennbar<br />
verbunden<br />
Friede und sicherheit bedingen einander<br />
und sind grundlegende Voraussetzungen<br />
für Armutsminderung. in den vergangenen<br />
Jahren hat sich Österreich aktiv für den<br />
schutz von Menschen in Konfliktsituationen<br />
engagiert. im Rahmen seiner Mitgliedschaft<br />
im VN-sicherheitsrat 2009/2010<br />
setzte sich Österreich insbesondere für<br />
den schutz der Zivilbevölkerung in bewaffneten<br />
Konflikten ein. Auch beim schutz<br />
von Frauen und Kindern in Konfliktsituationen<br />
konnten nachhaltige Fortschritte erzielt<br />
werden. im Mai 2011 wurde Österreich<br />
in den VN-Menschenrechtsrat gewählt und<br />
wird sich auch in diesem Gremium für den<br />
schutz der Bevölkerung in Konfliktgebieten<br />
und besonders verletzliche Bevölkerungsgruppen<br />
einsetzen.<br />
Gute Regierungsführung, sicherheit und<br />
Achtung der Menschenrechte sind Pfeiler<br />
der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit<br />
(oEZA). Denn nur dadurch sind<br />
Entwicklung, Frieden und sicherheit dauerhaft<br />
möglich. Aus diesem Grund engagiert<br />
sich die oEZA in ihren Partnerländern für<br />
mehr Rechtssicherheit und transparenz im<br />
öffentlichen sektor sowie für die Eindämmung<br />
von Korruption.<br />
Das große interesse an den ersten beiden<br />
entwicklungspolitischen Jours fixes zeigt,<br />
dass sich viele der österreichischen<br />
Akteure dafür einsetzen wollen, eine<br />
gemeinsame Vision zum Wohl von Menschen<br />
in Entwicklungsländern zu entwickeln<br />
– ein Engagement, das 2012 mit<br />
Elan fortgesetzt wird. ❍<br />
Aktuelles aus Österreich<br />
Gesandte<br />
Dr. Brigitta Blaha,<br />
Leiterin der <strong>Auslandsösterreicher</strong>/innen- <br />
Abteilung im BMeiA.<br />
Working Holiday Programm<br />
Nachdem viele junge Österreicher/innen<br />
den Wunsch geäußert haben, während<br />
eines Ferienaufenthalts kurze, befristete<br />
Arbeitsverhältnisse einzugehen und dabei<br />
praktische Berufserfahrungen zu sammeln,<br />
wurde am 15. 12. 2011 das erste Working<br />
Holiday Programm mit Neuseeland unterzeichnet.<br />
Ab März 2012 können Österreicher/innen<br />
zwischen 18 und 30 Jahren<br />
ein Working Holiday Visum beantragen.<br />
Ende der Gültigkeit der<br />
Kinder mitein tragungen<br />
Die Gültigkeit der Miteintragung von Kin-<br />
dern im Reisepass eines Elternteils erlischt<br />
mit 15. Juni 2012. Ein Reisepass mit Kindermiteintragung<br />
behält seine Gültigkeit für<br />
die Person, für die das Dokument ausgestellt<br />
ist. Bis zu einem Alter von zwei Jahren<br />
wird ein Kinderreisepass mit einer zweijährigen<br />
Gültigkeitsdauer und ab dem zweiten<br />
Geburtstag mit einer fünfjährigen Gültigkeitsdauer<br />
ausgestellt, ab dem zwölften<br />
Geburtstag ein Erwachsenenpass.<br />
Änderungen bei österreichischen<br />
Vertretungen im Jahr 2011<br />
Aufgrund budgetärer Notwendigkeiten kam<br />
es zu Umstrukturierungen bei den österreichischen<br />
Vertretungsbehörden. Die<br />
Österreichischen Botschaften (ÖB) in Hara-<br />
re und Maskat sowie das Generalkonsulat<br />
(GK) in Zürich wurden geschlossen. Angola,<br />
Mosambik und simbabwe werden nun<br />
von der ÖB Pretoria betreut, Malawi und<br />
sambia von der ÖB Nairobi, der oman und<br />
Jemen von der ÖB Riyadh. Den Amtsbereich<br />
des GK Zürich, zu dem die ostschweiz<br />
und das Fürstentum Liechtenstein<br />
gehörten, hat die ÖB Bern übernommen.<br />
Der südsudan wird von der ÖB Addis<br />
Abeba mitbetreut. Neu eröffnet wurde die<br />
ÖB Doha im Emirat Katar.<br />
11
Information<br />
Die heimat der Töchter<br />
Seit 1. 1. 2012 besingt Österreich auch seine Töchter in der Bundeshymne. Dieser Schritt<br />
wurde viel diskutiert: Was bedeutet Authentizität in einer Nationalkultur? Hanna Ronzheimer<br />
igentlich ging es nur um zwei kleine<br />
E Änderungen im text. Als am 7. Dezember<br />
vergangenen Jahres der Nationalrat<br />
ein Bundesgesetz zur geschlechtergerechten<br />
Änderung der österreichischen<br />
Bundeshymne beschließen sollte, ging es<br />
trotzdem hoch her im Parlament. Zwar erhielt<br />
das Gesetz 112 Ja-stimmen bei 39<br />
Nein-stimmen, doch feststeht: Eingriffe in<br />
symbole nationaler identität sind eine<br />
emotionale Angelegenheit.<br />
Während sich sPÖ, ÖVP und Grüne einig<br />
über den Beschluss schienen, bezeichnete<br />
Kultursprecherin Heidemarie Unterreiner<br />
von der FPÖ die Umtextung als<br />
„kulturlos“. stefan Petzner vom BZÖ wird<br />
auch weiterhin die alte Hymne singen,<br />
kündigte er trotzig an.<br />
Kultur ist eine vielstimmige, kontroverse,<br />
auf jeden Fall aber eine dynamische<br />
Angelegenheit. Das wird kaum deutlicher<br />
als in der Geschichte der Hymnen. Als<br />
symbol nationalkultureller identität sind<br />
sie stets abhängig vom politischen und<br />
sozialen Kontext.<br />
„… du herrliches Land“<br />
Für die am 12. November 1918 gegründete<br />
1. Republik verfasste der damalige<br />
staatskanzler Karl Renner (1870–1950)<br />
eine Hymne, die dem neuen Österreich<br />
und insbesondere seinem Heer gerecht<br />
werden sollte. Der Komponist Wilhelm<br />
Kienzl (1857–1941) erhielt den Auftrag,<br />
Renners Gedicht „Deutsch-Österreich, du<br />
herrliches Land“ zu vertonen.<br />
Ein fester Marschrhythmus sollte die<br />
Verherrlichung der nach Deutschland<br />
blickenden Heimat symbolisieren, passend<br />
wurde das Lied 1920 am Wiener<br />
Heldenplatz zur Vereidigung des neuen<br />
Heers uraufgeführt.<br />
Bis dahin hatten die Österreicher über 120<br />
Jahre die von Joseph Haydn komponierte<br />
Kaiserhymne gesungen, und an diesem<br />
Vergleich scheiterte die neue Hymne. Ein<br />
Der Piaristenchor singt erstmals die neue Bundeshymne.<br />
diplomatisches Marschlied für die Massen<br />
sei Renners Hymne, so das Urteil der Kritiker,<br />
die mit der Poetik seines Vorgängers<br />
Lorenz Leopold Haschka nicht mithalten<br />
könne.<br />
„Gott erhalte, Gott beschütze<br />
unsern Kaiser, unser Land!<br />
Mächtig durch des Glaubens Stütze<br />
Führt er uns mit weiser Hand!“<br />
(Kaiserhymne, Quelle:<br />
Österreichische Mediathek)<br />
Kernstock-Hymne<br />
Die Melodie der Monarchie kehrte schon<br />
1929 auf Wunsch vor allem bürgerlichkonservativer<br />
Kreise zurück – allerdings in<br />
Form eines Gedichtes des radikalen<br />
deutschnationalen Lyrikers ottokar Kernstock<br />
(1848–1928).<br />
Kernstock, geboren im heute slowenischen<br />
Maribor, war Mitglied der schlagen-<br />
den Verbindung „Gothia“. Karl Kraus<br />
nannte ihn einmal den „blutigsten Dilettanten<br />
der Weltkriegslyrik“. Kernstock dichtete<br />
1923 bereits für die DNsAP Fürstenfeld<br />
das „Hakenkreuzlied“.<br />
Den Hymnentext „sei gesegnet ohne<br />
Ende“ hatte Kernstock bereits Jahre zuvor<br />
in einem Gedichtband als „Österreichische<br />
Volkshymne“ veröffentlicht – er war<br />
von Beginn an auf die Haydn-Melodie<br />
zugeschnitten. Am 13. Dezember 1929<br />
beschloss der Ministerrat, die Melodie<br />
Haydns mit der 1., 2. und 4. strophe des<br />
Kernstock-Gedichts zur „Österreichischen<br />
Bundeshymne“ zu erklären. Die politische<br />
Ausrichtung im Österreich der Ersten Republik<br />
war damit unübersehbar. Die Hymne<br />
war Ausdruck eines breit verankerten<br />
Anschlussgedankens an eine großdeutsche<br />
Republik. Die neue Haydn-Hymne<br />
sei der „gefühlsmäßige wie offizielle Ausdruck<br />
des Einheitsbewusstseins eines gesamtdeutschen<br />
Volkes“, heißt es im Wiener<br />
stadtschulrat am 12. 2. 1930.<br />
12 www.weltbund.at ROTWEISSROT<br />
© Parlamentsdirektion / Carina ott
Notenblatt der neuen Bundeshymne mit der Passage „Heimat großer töchter und söhne“.<br />
Heimat großer Söhne …<br />
Nach dem verbrecherischen Höhepunkt<br />
des Natio nalsozialismus schließlich veranstaltete<br />
der Ministerrat der Zweiten Republik<br />
ein Jahr nach Kriegsende ein Preisausschreiben,<br />
bei dem eine neue Hymne<br />
für den neuen österreichischen Bundesstaat<br />
gefunden werden sollte. Auf gar keinen<br />
Fall mehr durfte es ein Lied nach der<br />
Haydn-Hymne werden, dessen Melodie<br />
nur mehr Provokationen hervorrief und die<br />
übrigens heute die Melodie der deutschen<br />
Nationalhymne ist.<br />
10.000 schilling sollte die Person erhalten,<br />
die das beste Lied hymnischen Charakters<br />
erfand, das den neuen österreichischen<br />
Bundesstaat und seine Menschen<br />
im in- und Ausland sowohl textlich als<br />
auch musikalisch würdig zu repräsentieren<br />
vermochte, so die Ausschreibung.<br />
im Februar 1947 stand die neue österreichische<br />
Bundeshymne fest. Gewonnen<br />
hatte unter 1800 eingereichten Vorschlägen<br />
die Dichterin Paula Preradović, die<br />
Mutter unseres Ehrenpräsidenten Prof.<br />
Fritz Molden. Melodisch untermalt wird ihr<br />
text auf Grundlage des Freimaurer-Bundeslieds<br />
„Brüder, reicht die Hand zum<br />
Bunde“. Die 1951 verstorbene Gattin des<br />
Wiederbegründers der tageszeitung „Die<br />
Presse“, Ernst Molden, hatte mit ihrem<br />
Vorgänger Kernstock so gut wie nichts<br />
gemeinsam, geriet sie doch wegen ihrer<br />
kritischen Einstellung zum Nationalsozialismus<br />
in den letzten Kriegsmonaten in<br />
Gestapo-Haft.<br />
… und auch Töchter<br />
Vielleicht strahlte ihre Hymne gerade deshalb<br />
so viel positive Kraft und einen in die<br />
Zukunft gerichteten Blick aus, wie die Begründung<br />
der Jury lautete.<br />
„Heimat bist du großer söhne, Volk, begnadet<br />
für das schöne“ – statt dessen<br />
wird ab 2012 „Heimat großer töchter und<br />
söhne gesungen“. Die Bruderchöre werden<br />
durch Jubelchöre ersetzt. Was Paula<br />
Preradović zu einer geschlechtssensiblen<br />
ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />
Information<br />
Anpassung der Bundeshymne gesagt<br />
h ätte, wissen wir nicht. Erbin Koschka<br />
Hetzer-Molden jedenfalls zeigte sich über<br />
die geplante textänderung nicht erfreut,<br />
sieht sie doch die originalfassung als teil<br />
der Geschichte Österreichs.<br />
Endlich Gleichberechtigung auch<br />
in der Bundeshymne<br />
sPÖ-Frauensprecherin Gisela Wurm freute<br />
sich, dass es endlich gelungen sei, auch<br />
die „zweite Hälfte der Menschheit“ in die<br />
Hymne zu integrieren. Das ist wohl wahr,<br />
denn schließlich ist die „zweite Hälfte der<br />
Menschheit“ Verfasserin des originaltextes<br />
gewesen. Eine Hymne ohne Frauen sei<br />
eine nationale schande, äußerte sich der<br />
schriftsteller Franz schuh zum thema in<br />
der tageszeitung „Die Presse“. in die<br />
Kultur von Renner und Kernstock hatte<br />
großdeutsches Gedankengut, aber keine<br />
Gendergerechtigkeit gepasst – in der heutigen<br />
österreichischen Kultur ist es glücklicherweise<br />
umgekehrt. ❍<br />
13
Information<br />
Der hausfriede hängt schief<br />
In der Katholischen Kirche brodelt es seit dem Zweiten Vatikanum (1962 bis 1965).<br />
Kritiker werfen ihr vor, sich gegen eine Demokratisierung zu wehren. Michael Mössmer<br />
amals, zum Ende des Konzils am<br />
D 8. Dezember 1965, hatte Papst<br />
Paul Vi. Anlass zur Hoffnung für all jene<br />
gegeben, die gern ein Ende des antimodernistischen<br />
Weltbildes der Kirche gesehen<br />
hätten. Durch höhere Wertschätzung<br />
von Pfarrgemeinderäten, pastoralen Räten<br />
und Bischofssynoden entstand ein<br />
Gefühl der Demokratisierung, eine weltweite<br />
Aufbruchstimmung beim Kirchenvolk,<br />
das seine Kirche gern mitgestalten<br />
wollte. in Österreich wurde dieses aber<br />
durch eine Reihe von Bischofsernennungen<br />
schnell wieder zunichte gemacht,<br />
denn trotz Zusicherungen, eine (sanfte)<br />
Erneuerung der Kirche zuzulassen, wurde<br />
nahezu unverändert autokratisch weiterentschieden.<br />
Jene, die diese Entwicklung<br />
kritisch verfolgten und ihre Meinung öffentlich<br />
machten, wurden als „einzelne<br />
Querulanten“ abgetan.<br />
Folgenschwere Entscheidung<br />
Die einschneidende Entscheidung des<br />
Vatikans, den Benediktinerpater Hans<br />
Hermann Groër 1986 als Nachfolger von<br />
Kardinal Franz König einzusetzen (der<br />
hatte sich im Alter von 80 Jahren, fünf<br />
Jahre nach seinem Ersuchen um Entlassung,<br />
aus den kirchlichen Ämtern zurückgezogen),<br />
löste ein leichtes Beben im<br />
Land aus, noch dazu, als damit eine Reihe<br />
„logischer“ Nachfolger „übergangen“<br />
worden war. Richtig erschüttert wurde die<br />
Kirche aber 1995, als Groër in einer Predigt<br />
im stephansdom mit „Unzüchtigen<br />
und Knabenschändern“ hart ins Gericht<br />
ging, denen „das Reich Gottes verwehrt“<br />
bleiben würde. Unmittelbar darauf enthüllte<br />
einer seiner ehemaligen schüler –<br />
Groër unterrichtete zuletzt im Priesterseminar<br />
in Hollabrunn –, er sei von Groër<br />
missbraucht worden. Wie eine Lawine<br />
schwappten weitere Anschuldigungen gegen<br />
den ohnehin nicht gerade beliebten<br />
Wiener Erzbischof über die Kirche, die<br />
sich bei der Aufarbeitung der Vorwürfe<br />
damals nicht eben sehr hervortat und es<br />
wohl lieber gesehen hätte, die Probleme<br />
intern zu klären.<br />
„Wir sind Kirche“<br />
Diese unhaltbare situation löste bei einigen<br />
engagierten Katholikinnen in der Diözese<br />
innsbruck den Wunsch aus, der<br />
Unzufriedenheit auf breiter Basis Luft zu<br />
machen. Unter Federführung des Gründers<br />
der Plattform „Wir sind Kirche“, tho-<br />
„Nichts wird unsere Erzdiözese<br />
… mehr verändern als unsere<br />
persönliche Umkehr.“<br />
Kardinal Christoph Schönborn<br />
mas Plankensteiner, wurde 1995 zu einem<br />
Kirchenvolksbegehren aufgerufen in der<br />
Hoffnung, das Ergebnis würde – wie auch<br />
in der Politik vorgesehen – von der Kirchenführung<br />
entsprechend behandelt und<br />
möglichst lückenlos umgesetzt werden.<br />
„Die Unterzeichneten erwarten, dass die<br />
derzeitige schwere Krise der katholischen<br />
Kirche für längst überfällige Reformen genützt<br />
wird.“ Konkret hatte man fünf Forderungen<br />
aufgestellt:<br />
» Aufbau einer geschwisterlichen Kirche<br />
» Volle Gleichberechtigung der Frauen<br />
» Freie Wahl zwischen zölibatärer und<br />
nichtzölibatärer Lebensform der<br />
Priester<br />
» Positive Bewertung der sexualität als<br />
wichtiger teil des von Gott geschaffenen<br />
und bejahten Menschen und<br />
» Frohbotschaft statt Drohbotschaft.<br />
Die erhoffte Zahl wurde um ein Vielfaches<br />
übertroffen, immerhin beteiligten sich<br />
exakt 501.154 Österreicherinnen und<br />
unter stützten die Forderungen mit ihrer<br />
Unterschrift. thomas Plankensteiner war<br />
damals sicher, dass man so viele stimmen<br />
nicht überhören würde, ja dass viele<br />
Bischöfe diese auch verstehen würden.<br />
Doch selbst eine steigende Zahl an<br />
Kirchen austritten konnte nichts daran ändern,<br />
dass die Kirchenleitung keine Aussicht<br />
auf die erhoffte Demokratisierung<br />
aufkommen ließ. Bereits am tag der Bekanntgabe<br />
dieser Zahl ließ der damalige<br />
st. Pöltner Diözesanbischof Kurt Krenn,<br />
ein enger Vertrauter Groërs, verlauten, er<br />
jedenfalls stünde als Garant für den status<br />
quo. Verschärft wurde diese situation,<br />
in der Katholikinnen und Kirchenleitung<br />
einander immer weniger verstanden,<br />
durch stetig neue Enthüllungen, die Missbräuche<br />
in kirchlichen institutionen ins<br />
Licht der Öffentlichkeit zogen. Groër<br />
selbst hüllte sich konsequent in schweigen<br />
und wurde schließlich im september<br />
1995 von Weihbischof Christoph schönborn<br />
als Wiener Erzbischof abgelöst.<br />
Hoffnung auf neue Basis<br />
Alle hofften nun darauf, das neue Kirchenoberhaupt<br />
würde neues Leben in die<br />
Erzdiözese bringen, denn unter Groër war<br />
das Gespräch mit der Basis abgebrochen.<br />
Die Ernennung des damaligen Caritas-<br />
Präsidenten Helmut schüller zum Generalvikar<br />
wurde als Bestätigung dafür angesehen.<br />
Doch vier Jahre später wurde<br />
Monsignore schüller vom Kardinal wegen<br />
„tiefgreifender Meinungsverschiedenheiten“<br />
abgesetzt, und der Universitätsseelsorger<br />
übernahm etwas später die kleine<br />
Pfarre im niederösterreichischen Probstdorf,<br />
in der er bis heute als Pfarrer tätig ist.<br />
Und über allem kam die Kirche nicht aus<br />
den schlagzeilen, denn nicht nur in Österreich,<br />
sondern auf der ganzen Welt tauchten<br />
immer mehr Fälle von sexuellem Missbrauch<br />
auf – leider auch durch „weltliche“<br />
Erzieher in staatlichen und privaten Kinderheimen.<br />
Durch die besondere gesellschaftliche<br />
stellung und den hohen An-<br />
14 www.weltbund.at ROTWEISSROT
© kathbild.at/Rupprecht<br />
Kardinal Christoph schönborn überreicht nach einer Aussprache über die „Pfarrerinitiative“ deren<br />
sprecher Monsignore Helmut schüller eine Kerze als Zeichen der Versöhnlichkeit.<br />
spruch an Moral steht die Kirche allerdings<br />
besonders am Pranger.<br />
Ernsthafte Auseinandersetzungen finden<br />
ansatzweise zwar immer wieder statt,<br />
auch wenn von der Kirche nicht zu erwarten<br />
ist, dass sie sich zu einem immensen,<br />
durch Mitbestimmung geprägten Verein<br />
umbauen lässt. Und gemessen an der<br />
über zwei Jahrtausende währenden Kir-<br />
chengeschichte und der rund 1,2 Milliarden<br />
Gläubigen ist es nicht verwunderlich,<br />
dass konservative Kräfte alles daransetzen,<br />
weder die Autorität noch die institution<br />
zu gefährden. Und diesem nicht von<br />
der Hand zu weisenden Risiko sieht sich<br />
die heimische Kirchenführung neuerlich<br />
ausgesetzt, denn eine namhafte Anzahl<br />
österreichischer Priester, die sich zur<br />
„Pfarrerinitiative“ zusammengeschlossen<br />
haben, wollen ihren Dienst in der Kirche<br />
so nicht mehr weiter ausüben. Allen voran<br />
findet sich einer der wohl bekanntesten<br />
Priester Österreichs: der Pfarrer von<br />
Probstdorf, Helmut schüller. Er hat mit<br />
einem „Aufruf zum Ungehorsam“ wieder<br />
„Wird nicht von den Bischöfen die Identität und die Einheit der Kirche<br />
mehr aufs Spiel gesetzt durch das laufende Negieren der Erwartungen,<br />
die die Pfarrer und die Gemeinden haben?“<br />
Monsignore Helmut Schüller in „Die Presse“<br />
einige Bewegung in die Kirche gebracht –<br />
und das nicht nur in Österreich, sondern,<br />
wie schüller sagt, auch in vielen anderen<br />
Ländern der Welt, denn „die römische<br />
Verweigerung einer längst notwendigen<br />
Kirchenreform und die Untätigkeit der Bischöfe<br />
erlauben uns nicht nur, sondern sie<br />
ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />
Information<br />
zwingen uns, dem Gewissen zu folgen<br />
und selbstständig tätig zu werden …“<br />
Rund 500 Priester stehen hinter sieben<br />
Grundforderungen, eine oRF-Umfrage<br />
sagt, dass sieben von zehn Pfarrern den<br />
„Ungehorsam-Aufruf“ als Reformimpuls<br />
grundsätzlich positiv sehen.<br />
Wie steht die Kirchenführung dazu?<br />
Zweimal hat es bereits treffen auf höchster<br />
Ebene gegeben, Kardinal Christoph<br />
schönborn und Monsignore Helmut<br />
schüller haben sich mit den Forderungen<br />
auseinandergesetzt. Der Kardinal meinte,<br />
es sei den Pfarrern unbenommen, ihre<br />
Wünsche nach Änderungen in der Kirche<br />
in der Öffentlichkeit zu äußern, meinte<br />
aber, die Bezeichnung „Ungehorsam“<br />
würde die kirchliche Gemeinschaft gefährden.<br />
Jedenfalls gab er sich erfreut,<br />
dass die Pfarrer weiterhin loyal zur Kirche<br />
stünden. Er stellte aber auch klar, dass er<br />
sich „nicht zum Kämpfer für die meisten<br />
Forderungen machen werde“, ebenso wenig<br />
sei es fair, den Bischöfen vorzuwerfen,<br />
sie würden nicht jede initiative gleich in<br />
Rom vortragen. Und ein Dialog sei nicht<br />
erst dann ein Dialog, „wenn die Bischöfe<br />
die sichtweise ihrer Kritiker vollinhaltlich<br />
übernehmen“, wie er in einem Gespräch<br />
im oRF-Radio festhielt.<br />
Es wird wohl noch dauern …<br />
Von seiten der initiative hieß es dann,<br />
man sei sich bewusst, dass „Ungehorsam“<br />
als Reizwort verstanden werden könne,<br />
weshalb man gern bereit sei, zu erklären,<br />
dass kein genereller Ungehorsam um des<br />
Widerspruchs willen gemeint sei, sondern<br />
jener abgestufte Gehorsam, den man<br />
zuerst Gott, dann dem Gewissen und zuletzt<br />
auch der kirchlichen ordnung schulde.<br />
in dieser Reihenfolge habe man stets<br />
die Lehre der Kirche, den Papst und die<br />
Bischöfe gesehen – so wolle man es auch<br />
weiterhin halten. Da man in der Kirche mit<br />
zweitausendjähriger tradition in anderen<br />
Zeiträumen denkt, ist mit einer Einigung in<br />
den nächsten paar Jahren wohl kaum zu<br />
rechnen. Von einer bevorstehenden spaltung<br />
der Kirche will jedenfalls keiner der<br />
Beteiligten etwas hören. ❍<br />
www.erzdioezese-wien.at/<br />
www.pfarrer-initiative.at<br />
15
Information<br />
Bilinguales Österreich<br />
Österreich hat ein großes Potenzial an mehrsprachigen Bürgern. Doch jede Sprache muss<br />
mehr Anerkennung und Förderung bekommen. Hanna Ronzheimer<br />
prachenvielfalt hat in Österreich tra-<br />
S dition. Noch zu Zeiten der Monarchie<br />
mussten österreichische Beamte die Beherrschung<br />
von mindestens drei sprachen<br />
nachweisen: Ungarisch, tschechisch und<br />
Deutsch. Das hatte seinen Grund: Wien,<br />
Hauptstadt der Monarchie, hatte über<br />
die Hälfte Einwohner mit nichtdeutscher<br />
sprache.<br />
Heute gehören Ungarisch und tschechisch,<br />
gemeinsam mit slowakisch, Burgenlandkroatisch,<br />
slowenisch und dem<br />
Romanes, zu den sogenannten Volksgruppensprachen.<br />
Österreich hat sich<br />
verpflichtet, diese sprachen im Rahmen<br />
des Volksgruppengesetzes von 1976 zu<br />
schützen und zu fördern. Es gibt das<br />
Recht auf zwei Amts- und Behördensprachen<br />
sowie auf zweisprachige ortsbezeichnungen<br />
und eine bilinguale schulbildung<br />
– zumindest theoretisch.<br />
Experten des Europarates kritisierten im<br />
vergangenen November teile dieser Umsetzung,<br />
zu der Österreich sich auch im<br />
Rahmen der Europäischen Charta der<br />
Regional- oder Minderheitensprachen<br />
verpflichtet hat: Das Angebot an bilingualem<br />
Unterricht konzentriere sich hauptsächlich<br />
auf Kindergarten und Volksschule,<br />
zweisprachige Hauptschulen oder<br />
Gymnasien wie in Klagenfurt (slowenisch/Deutsch),<br />
in oberwart (Ungarisch/<br />
Kroatisch/Deutsch) oder die private<br />
Wiener Komensky schule (tschechisch/<br />
slowakisch/Deutsch) stellen immer noch<br />
rare Ausnahmen dar.<br />
Volksgruppen: Immer weniger aktive<br />
autochthone Sprachkenntnisse<br />
Doch das thema Minderheitensprachen<br />
ist widersprüchlich: Während die Nachfrage<br />
nach sprachunterricht für slowenisch<br />
und Kroatisch steigt, sinkt die autochthone<br />
Bevölkerung. Eingebettet in ein lebendiges<br />
soziales Umfeld sind die sprachen<br />
nur noch in sehr vereinzelten Dörfern.<br />
Nach der Volksschule ist auch der bilinguale<br />
Unterricht meist zu Ende, danach<br />
gibt es oft nur Freifachangebote für Minderheitensprachen.<br />
Für eine lebensweltliche<br />
Verankerung der Minderheitensprache<br />
reicht das nicht.<br />
Für Vladimir Wakounig, Erziehungswissenschaftler<br />
und obmann der initiative<br />
Minderheiten, ist das ein „systembruch<br />
zwischen den schulstufen“, der keine<br />
wirkliche sprachbildung ermögliche. Wakounig<br />
hat das bilinguale schulmodell<br />
„Eine Woche slowenisch – eine Woche<br />
Deutsch“ entwickelt und ist wissenschaftlicher<br />
Begleiter dieses schulmodells an<br />
einer zweisprachigen Volksschule in Klagenfurt.<br />
Jeweils eine Woche lang gibt es<br />
für die schüler nur eine der beiden sprachen,<br />
womit ihnen der „Fluchtweg“ in die<br />
sichere Erstsprache genommen und die<br />
Zweitsprache fester verankert wird.<br />
Wakounig, der in Kärnten unterrichtet,<br />
spricht von einem regen Zulauf bei den Anmeldungen<br />
für den zweisprachigen Unterricht<br />
– allerdings nehmen kaum Kinder der<br />
slowenischen Minderheit teil. Zwei Drittel<br />
der schüler kommen aus deutschsprachigen<br />
Familien, also ohne Vorkenntnisse –<br />
eigentlich bemerkenswert in einem minderheitenfeindlichen<br />
Bundesland wie diesem.<br />
Die schulaktion „interkulturalität und Mehrsprachigkeit – eine Chance!“ wurde vom BMUKK initiiert<br />
und von KulturKontakt Austria umgesetzt. im Bild: Projekt der Volksschule schattendorf.<br />
16 www.weltbund.at ROTWEISSROT
© KulturKontakt Austria, Barbara Mair, privat (3)<br />
Vladimir Wakounig, obmann der<br />
initiative Minderheiten.<br />
Stigmatisierung durch Sprache<br />
Für Walter Dujmovits, Burgenländer und<br />
Präsident der Burgenländischen Gemeinschaft<br />
in Güssing, liegen die Ursachen für<br />
den schwund der Kultur der Minderheiten<br />
in der Vergangenheit. „Die Minderheitenförderung<br />
kam 30 bis 40 Jahre zu spät“,<br />
meint er. Die Kultur und auch die sprachen<br />
der Minderheiten (im Burgenland<br />
sind es Ungarisch, Romanes und Burgenlandkroatisch)<br />
seien in den 1960er Jahren<br />
mit der Assimilation für den Wohlstand<br />
aufgegeben worden, denn „die ethnische<br />
Zugehörigkeit drückt sich immer auch in<br />
der sozialen Zugehörigkeit aus“.<br />
Monolingualer ist Österreich trotzdem<br />
nicht geworden: Weit über 60 sprachen<br />
werden im Land gesprochen, ergab die<br />
Volkszählung 2001. Laut dem sprachwissenschaftler<br />
Rudolf de Cillia haben fast<br />
22 Prozent der Pflichtschüler in Österreich<br />
eine andere Muttersprache als<br />
Deutsch, in Wien sind es gar 54,2 Prozent<br />
– fast wie zu Zeiten der Monarchie.<br />
Mehrsprachigkeit gewünscht<br />
Auch de Cillia sieht einen Zusammenhang<br />
zwischen ethnischer und sozialer Zugehörigkeit,<br />
er bezieht sich allerdings auf die<br />
Bürger migrantischer Herkunft: in der<br />
sekundarstufe seien sie in Hauptschulen<br />
(20,5 %) und sonderschulen (27,8 %)<br />
überrepräsentiert und in den Gymnasien<br />
(AHs, 13,3 %, bzw. BHs, 11,0 %) deutlich<br />
unterrepräsentiert. 177.320 österreichische<br />
staatsbürger gaben 2001 serbisch<br />
Walter Dujmovits, Präsident der<br />
Burgenländischen Gemeinschaft.<br />
als ihre Umgangssprache an, für 183.445<br />
ist es türkisch. Das ist mehr als die Zahl<br />
aller Volksgruppensprachen zusammen.<br />
Doch die Förderung der nichtdeutschen<br />
Muttersprache für türkisch oder serbisch<br />
lässt auf sich warten. Zweisprachigen Unterricht<br />
gibt es zwar in „Prestigesprachen“<br />
wie Englisch und Französisch, nicht aber<br />
für die typischen migrantischen sprachen.<br />
immerhin: Bei genügend Nachfrage<br />
kommt meist ein Angebot an Förderung<br />
der Muttersprache als Zusatzstunden in<br />
der schule zustande.<br />
„Nicht nur individuelle,<br />
auch gesellschaftliche Mehrsprachigkeit<br />
ist die Regel.“<br />
(Rudolf de Cillia)<br />
Experten wie de Cillia kritisieren die verbreitete<br />
stigmatisierung der Migrantensprachen<br />
bis hin zum sprechverbot auf<br />
dem schulhof. statt dessen fordert er,<br />
Mehrsprachigkeit sichtbar zu machen und<br />
als positive Kompetenz auszuweisen.<br />
Nicht zuletzt sei das vollständige Erlernen<br />
der Muttersprache wichtigste Vorraussetzung,<br />
um kognitiv in der Lage zu sein,<br />
überhaupt eine zweite sprache (Deutsch)<br />
zu erlernen. Doch um Mehrsprachigkeit<br />
zu fördern, müsse man zuerst einmal bei<br />
der Lehrerausbildung ansetzen, so inci<br />
Dirim, Österreichs erste Universitätsprofessorin<br />
für Deutsch als Zweitsprache an<br />
ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />
Rudolf de Cillia, Prof. am institut<br />
für sprachwissenschaft in Wien.<br />
Information<br />
inci Dirim, erste Professorin für<br />
Deutsch als Zweitsprache.<br />
der Universität Wien, denn dort sei bisher<br />
weder der Umgang mit Mehrsprachigkeit<br />
ein thema, noch werde der Unterricht in<br />
Deutsch als Zweitsprache genügend thematisiert<br />
– ein Grund, warum viele Migrantenkinder<br />
immer noch vorschnell in Haupt-<br />
und sonderschulen landen.<br />
Wirtschaft hat Zeichen erkannt<br />
Während die Politik noch eine Weile<br />
braucht, ist die Wirtschaft längst in der<br />
bilingualen Realität angekommen. Bürger<br />
mit migrantischem Hintergrund sind eine<br />
kaufkräftige Kundengruppe und werden<br />
als diese auch speziell umworben. Der<br />
Molkereibetrieb NÖM bietet längst zweisprachige<br />
Milchtüten in türkisch/Deutsch<br />
an, andere Firmen wollen mit Werbe botschaften<br />
auf türkisch, Kroatisch, serbisch<br />
oder Russisch Gefühle von Heimat und<br />
Zugehörigkeit wecken.<br />
Modesprachen<br />
Groß im Kommen ist auch Chinesisch:<br />
seit 2011 gibt es in Wien ein Lehramtsstudium<br />
für Chinesisch – eine Antwort auf die<br />
vermehrt gesuchten Chinesischlehrer an<br />
Wiens schulen. Finanzielle Unterstützung<br />
erhält die Uni Wien von ihrem Partner,<br />
dem chinesischen Erziehungsministerium.<br />
Chinesisch sprechen in Österreich rund<br />
2.400 schüler als Muttersprache – für die<br />
steigende Zahl der interessierten schüler<br />
ist wohl auch eher der wirtschaftliche<br />
denn der ethnische Faktor ausschlaggebend.<br />
❍<br />
17
Information<br />
hervorragende Leistungen<br />
behinderter menschen<br />
Die mentalen und physischen Anstrengungen behinderter Sportler lassen sich mit jenen<br />
„normaler“ Sportler kaum vergleichen. Michael Mössmer<br />
Das Paralympics-team in den einheitlichen roten sportdressen, die für die olympischen spiele 2010 in Vancouver designt wurden.<br />
er Behindertensport hat in Österreich<br />
D einen besonderen Rang und ein sehr<br />
hohes Niveau. Das unterstreichen nicht<br />
zuletzt die großartigen Erfolge der österreichischen<br />
Athletinnen bei den special<br />
olympics in Athen. Das konstante Engagement<br />
der sportlerinnen, trainerinnen,<br />
Funktionärinnen und vieler freiwilliger Helferinnen<br />
ist beispielhaft“, erklärte sozialminister<br />
Rudolf Hundstorfer anlässlich des<br />
Empfangs der olympionikinnen bei Bundespräsident<br />
Heinz Fischer. Das war am<br />
12. Juli 2011, als sich das staatsoberhaupt<br />
über die Leistung beeindruckt zeigte: in<br />
Athen hatten rund 7.500 sportlerinnen<br />
und sportler aus 185 Nationen in 22<br />
sportarten um Medaillen gekämpft, das<br />
österreichische team brachte mit 91 Medaillen,<br />
darunter 31 goldene, ein Rekordergebnis<br />
von der weltweit größten sportveranstaltung<br />
für Menschen mit mentaler<br />
Behinderung nach Hause. Dies steht nur<br />
beispielhaft für eine lange Reihe hervorragender<br />
Erfolge der heimischen sportlerinnen<br />
– schade nur, dass ihnen die<br />
BP Heinz Fischer empfing die olympionikinnen in seinen Amtsräumen in der Hofburg.<br />
Öffentlichkeit nur einen Bruchteil der ihnen<br />
gebührenden Aufmerksamkeit widmet.<br />
Die Geschichte des österreichischen Behindertensports<br />
nimmt ihren Ausgang in<br />
der (an sich tragischen) tatsache, dass<br />
nach dem Zweiten Weltkrieg unzählige<br />
Kriegsversehrte, vor allem skisportler,<br />
trotz der erlittenen Behinderungen wieder<br />
begonnen hatten, sport zu treiben. Bald<br />
wurden Versehrtensportvereine gegrün-<br />
18 www.weltbund.at ROTWEISSROT<br />
© ÖPC / Franz Baldauf, Gunter Pusch / HBF
© ÖPC / Franz Baldauf<br />
det, in denen im sommer auch Leichtathletik,<br />
schwimmen und diverse Ballspielarten<br />
angeboten wurden. Während<br />
die Vereine in den Bundesländern rasch<br />
wuch sen, dauerte es auf Bundesebene<br />
fast zehn Jahre, bis sich diese Vereine<br />
dem im Juni 1958 in Wien gegründeten<br />
Österreichischen Versehrtensportverband<br />
(ÖVsV) anschlossen. Bereits 1951<br />
fand die erste Versehrtensportwoche für<br />
teilnehmer aus ganz Österreich in Wien<br />
statt. obwohl der ÖVsV in erster Linie zur<br />
Wahrung gemeinsamer interessen im inland<br />
gegründet wurde, übernahm er bald<br />
auch eine Mittlerfunktion zu ausländischen<br />
Verbänden, unterstützte internationale<br />
Begegnungen und war aktiv am Aufbau<br />
internationaler Behindertensportorganisationen<br />
beteiligt. in den 80er<br />
Jahren erfuhr der sport für behinderte<br />
Menschen in Österreich durch mehrere<br />
Faktoren enormen Auftrieb. Einmal war<br />
dies dem Umstand zu verdanken, dass die<br />
Gesellschaft stärker auf die Existenz<br />
behinderter Menschen und ihrer Bedürfnisse<br />
hingewiesen wurde. Das von den<br />
Vereinten Nationen proklamierte Jahr für<br />
die behinderten Menschen (1981) hat<br />
dazu wesentlich beigetragen.<br />
Die Struktur<br />
Ganz enormen Anteil am Aufschwung des<br />
Verbandes hatten die beiden Weltwinterspiele<br />
für Behinderte 1984 und 1988 in<br />
innsbruck. Der ÖVsV erwarb sich damit<br />
einen hervorragenden Ruf als Veranstalter<br />
und trug damit dazu bei, die Anerkennung<br />
des internationalen olympischen<br />
Komitees (ioC) zu erhalten. Die spiele in<br />
innsbruck waren die ersten Winterspiele<br />
für Behinderte, die unter der Patronanz<br />
des ioC stattfanden.<br />
Damals zeigte sich zunehmend, dass<br />
sport auch für die Rehabilitation mental<br />
behinderter Menschen eine wesentliche<br />
Rolle spielt – weshalb der ÖVsV 1989 bei<br />
einer Generalversammlung den Beschluss<br />
fasste, als sportorganisation für alle behinderten<br />
sportlerinnen in Österreich da<br />
zu sein und dies auch im geänderten<br />
Namen, nämlich Österreichischer Behindertensportverband<br />
(ÖBsV), deutlich zu<br />
machen. Der Behindertensport ist aus<br />
politischer und geografischer sicht föde-<br />
ralistisch organisiert. Der Österreichische<br />
Behindertensportverband (ÖBsV) ist die<br />
schnittstelle der Landesorganisationen.<br />
Fünf Fachausschüsse koordinieren die<br />
Bedürfnisse aus der sicht der unterschiedlichen<br />
Behinderungen: Amputiertensport,<br />
Blinden- und sehbehindertensport,<br />
Cerebralparetikersport, Mentalbehindertensport<br />
und Rollstuhlsport.<br />
Das im Februar 1998 gegründete Öster-<br />
Erich stauffer fuhr beim Radfahren in Peking<br />
2008 bei zwei Bewerben ganz vorne mit.<br />
reichische Paralympische Committee<br />
(ÖPC) organisiert und finanziert die Entsendung<br />
zu den Paralympics, den olympischen<br />
spielen der behinderten sportlerinnen,<br />
die alle zwei Jahre – abwechselnd<br />
im sommer und Winter – unter dem<br />
Dach des internationalen Paralympischen<br />
Committees (iPC) stattfinden.<br />
Bewegung fasziniert<br />
Daraus wächst der Wunsch, eine erlernte<br />
Bewegung zu verbessern und sich mit<br />
anderen zu vergleichen. so entsteht ein<br />
natürlicher Wettkampfgedanke – auch im<br />
Behindertensport. sportliche Leistungsträger<br />
entwickeln sich oft zu Vorbildern.<br />
sie werfen damit eine Rettungsleine für<br />
behinderte Menschen, die in ihrer Verzweiflung<br />
festgemauert sind. Behinderte<br />
Leistungssportler streben nach Verbesserung<br />
ihrer Fähigkeiten, stehen aber nicht<br />
unter pathologischem Leistungszwang,<br />
um ihren Funktionsverlust zu kompensieren.<br />
sport ist eine wesentliche stütze der<br />
ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />
Information<br />
persönlichen Entwicklung. Der ÖBsV ermöglicht<br />
den sportlichen Vergleich und<br />
Erfahrungsaustausch auf nationaler und<br />
internationaler Ebene. Hier sind es vor<br />
allem die Großereignisse, die das interesse<br />
der Medien auf sich ziehen.<br />
Diese Wettkämpfe sind oft der einzige<br />
Augenblick, um die Öffentlichkeit auf die<br />
Leistungen und Anliegen der sportlerinnen<br />
und sportler mit Behinderung aufmerksam<br />
zu machen. Leistungssport ist<br />
auch der Motor, um die Entwicklung von<br />
Prothesen und Hilfsgeräten voranzutreiben.<br />
in Kleinarbeit und mit viel Akribie<br />
feilen die Leistungsträger an Details. Das<br />
erarbeitete Wissen nutzen die Hersteller<br />
für die alltäglichen Hilfs mittel.<br />
Die Betreuung<br />
Der ÖBsV treibt die Ausbildung der Betreuerinnen<br />
voran – diese arbeiten ehrenamtlich,<br />
keiner davon ist angestellt, doch<br />
leider sind immer weniger dazu bereit. Um<br />
die notwendige Qualität in der Betreuung<br />
zu sichern, muss investiert werden, denn<br />
nur mit geschulten Betreuerinnen kann<br />
die wichtige behindertenspezifische Anleitung<br />
im sport bereitgestellt werden.<br />
Der ÖBsV organisiert Wettkämpfe und<br />
trainingskurse – für den Leistungs- und<br />
den Breitensport. Über 150 sportveranstaltungen<br />
mit Österreichischen Meisterschaften<br />
und staatsmeisterschaften werden<br />
jährlich organisiert. 20 bis 25 internationale<br />
Veranstaltungen werden mit<br />
sportlerinnen beschickt. Für Europa- und<br />
Welt meisterschaften übernimmt der<br />
ÖBsV die Finanzierung der österreichischen<br />
Mannschaft ebenso wie die Vorbereitung<br />
auf die Paralympics.<br />
Dank einer Novelle zum Bundes-sportfördergesetz<br />
ist die Förderung des Behindertensports<br />
gesetzlich gesichert. Wesentliche<br />
Unterstützung erfährt er durch die<br />
Allgemeine Unfallversicherungsanstalt<br />
(AUVA) und das Bundeskanzleramt, sektion<br />
sport, als bei Weitem größte Förderer.<br />
Weitere Einnahmen kommen vom Bundesministerium<br />
für soziale sicherheit, Generationen<br />
und Konsumentenschutz, aus spenden<br />
wie der oRF-Aktion „Licht ins Dunkel“,<br />
von sponsoren und Mitgliedsbeiträgen.<br />
Also: Jede Hilfe ist willkommen! ❍<br />
www.oebsv.or.at<br />
19
Kulturkalender<br />
Kunst in Graz<br />
Auch in diesem Jahr hat ROTWEISSROT die interessantesten Events des Jahres zusammengestellt.<br />
Diesmal liegt das Hauptaugenmerk bei den Festivals rund um den Tagungsort.<br />
or allem im Bereich der Festivals hat<br />
V die „grüne Mark“ viel zu bieten: in der<br />
Landeshauptstadt macht das springfestival<br />
– nomen est omen – den Anfang: Von<br />
16. bis 20. Mai verwandelt sich Graz<br />
wieder in eine pulsierende Metropole<br />
lebendiger Popkultur. internationale Elektronik-top-Acts,<br />
superstar-DJs, Visual<br />
Artists, Clubkulturpioniere und Vorreiter<br />
werden zusammen mit lokalen Elektro-<br />
Hoffnungsträgern, Nachwuchs-DJs und<br />
Underground-Helden sämtliche nennenswerten<br />
Locations der stadt zu einer rauschenden<br />
Partyzone erklären (www.<br />
springfestival.at).<br />
Eine weitere nicht ganz so bekannte und<br />
der tradition verpflichtete Veranstaltung<br />
ist „Aufsteirern“. Das Programm startet<br />
fünf tage nach der <strong>Weltbund</strong>tagung. Es ist<br />
ein Fest für all jene, die steirisch denken,<br />
Auswahl: Beate Krapfenbauer<br />
leben, reden, singen, tanzen oder einfach<br />
nur das typisch „steirische“ lieben. Die<br />
Grazer Altstadt wird bis 19. september zur<br />
Bühne, kurzum zum Dorfplatz, wenn zahlreiche<br />
Mitwirkende zu einem streifzug<br />
durch die Vielfalt der grünweißen Volkskultur<br />
einladen (www.aufsteirern.at).<br />
Alle Veranstaltungen im Überblick sind<br />
auch online im internet zu finden unter<br />
www.kulturserver-graz.at. ❍<br />
Kulturagentur<br />
ivents<br />
Kunsthaus an der Mur. Festival Center des springfestivals.<br />
timski, schiffer, Harry / tourismus Graz N.Lackner, / Joanneum Universalmuseum<br />
Aufsteirern: im Herbst geht es musizierend und tanzend zünftig zu, zum Beispiel beim … … schuhplattln.<br />
©<br />
20 www.weltbund.at ROTWEISSROT
© Werner Kmetitsch, Vincent Lucas, Wolfgang silveri<br />
festivals in der Steiermark<br />
tradition trifft auf Moderne<br />
styriarte 2012<br />
22. 6. bis 22. 7. 2012<br />
Die steirischen Festspiele styriarte (Bild oben) stehen in diesem Jahr ganz<br />
unter dem Motto „FamilienMenschen“: „Manche behaupten ja, man könne<br />
sich seine Familie nicht aussuchen. schließlich werden wir immer in eine<br />
hineingeboren. Aber wie wir uns zu ihr verhalten, das ist nicht erst in Zeiten<br />
der Patchworkbeziehungen Entscheidungssache. Da gibt es Menschen,<br />
die lieber für sich sind. Andere gehen ganz auf im Verein mit ihren Nächsten,<br />
ob verwandt oder gesucht. Diesen Familienmenschen widmet die<br />
styriarte ihre neue saison. Familie – das ist auch für viele Künstler mehr als<br />
bloß eine Gemeinschaft per Geburt. Viele musikalische Genies wären ohne<br />
ihre Familien nie das geworden, als was sie uns heute erscheinen, sind<br />
ohne ihre Familien gar nicht zu verstehen. Da ist etwa Johann sebastian<br />
Bach, der einer unüberschaubaren Musikerdynastie entspringt und dessen<br />
Kinder ihn im musikalischen Ruhm zeitweilig sogar übertrafen, ohne dass<br />
der Familienfrieden jemals gefährdet gewesen wäre. Und da ist auch Wolfgang<br />
Amadeus Mozart, dessen Vater Leopold das Genie des Filius geradezu<br />
generalstabsmäßig plante und die Abnabelungsversuche des sohnes<br />
gar nicht gelassen hinnehmen konnte. Und da wäre Johann strauß, in dessen<br />
Musikerfamilie überhaupt keine Eintracht, sondern Konkurrenz bis aufs<br />
Blut das Leben beherrschte. All diese Familienmenschen und noch mehr<br />
präsentiert die styriarte und eröffnet mit ihrem thema Blicke in das Heim<br />
großer Komponisten, um zu zeigen, wie das Private zur Kunst wird.“<br />
Veranstaltungsorte sind zum Beispiel in Graz die Universität oder das Freilichtmuseum<br />
stübing, die für einen entsprechenden Rahmen sorgen.<br />
www.styriarte.com<br />
vokal.total<br />
23. bis 26. 7. 2012<br />
im Rahmen von vokal.total 2012 findet die internationale A-Cappella-Competition<br />
für Jazz- und Popensembles statt. internationale topgruppen werden<br />
in diesem europaweit bekannten Wettbewerb um den „Ward swingle<br />
Award“ rittern und sich einer weltbekannten Jury stellen.<br />
www.vokal.at<br />
La Strada – die vielen Bühnen einer Stadt<br />
27. 7. bis 4. 8. 2012<br />
La strada (Bild Mitte) ist theater und Musik, Projektion und Pantomime,<br />
Clownerie und Cirque Nouveau, ist große inszenierung und leise Verwirklichung,<br />
show und Ritual. Grundmotiv: Auseinandersetzung mit der stadt<br />
auf allen Ebenen.<br />
www.lastrada.at<br />
steirischer herbst<br />
21. 9. bis 15. 10. 2012<br />
seit Jahrzehnten präsentiert das Festival (Bild unten) hochklassige<br />
Produktionen und Projekte aus allen sparten der zeitgenössischen Kunst.<br />
www.steirischerherbst.at<br />
ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />
Kulturkalender<br />
21
Kulturkalender<br />
Ausstellungen und sonderschauen<br />
KUB – Kunsthaus Bregenz, 4. 2. bis 9. 4. 2012<br />
Bleibender Wert? Haltbarkeit und Verfall kritischer Kunstpublizistik.<br />
Kooperation ›springerin‹. Ausstellung von Yvonne Rainer.<br />
www.kunsthaus-bregenz.at<br />
ZS art Galerie, 20. 3. bis 5. 4. 2012<br />
Gesichtsfeld – mund hand fuss font zeigt Beispiele künstlerischer<br />
Ausschreitungen ins Wort, lädt zum Dialog und versammelt Werke<br />
und Projekte im Raum der Galerie – dies in einer Aufstellung, die<br />
Wechselwirkungen zwischen Positionen zulässt.<br />
www.zsart.at<br />
Secession, 23. 2. bis 15. 4. 2012<br />
Rudolf stingel (i, südtirol) und Michael snow (CA): Mit seinen Arbeiten<br />
befragt stingel seit nunmehr über 20 Jahren den Begriff der<br />
Malerei. in der secession zeigt er eine speziell für diesen Kontext<br />
produzierte Arbeit. Zur gleichen Zeit kann die erste Einzelausstellung<br />
des einflussreichen kanadischen Künstlers snow besichtigt werden.<br />
www.secession.at<br />
Akademie der bildenden Künste Wien, 16. 3. bis 29. 4. 2012<br />
Jonathan Meese. totalste Graphik (Arbeitstitel): Meese zählt zu den<br />
schillerndsten deutschen Künstlern der Gegenwart. sein Werk ist umfassend,<br />
obsessiv und radikal. Meese arbeitet in allen techniken und<br />
kombiniert Malerei, Zeichnungen und Plastik mit Collagen, texten<br />
und Materialsammlungen zu ausufernden Rauminstallationen, in denen<br />
er die „Diktatur der Kunst“ als utopisches Fernziel propagiert.<br />
seine Arbeit, zu der auch Performances, Filme, Künstlerbücher und<br />
theaterprojekte gehören, hat einen entschiedenen Aktionscharakter.<br />
www.akbild.ac.at<br />
Palais Liechtenstein, Neues Konzept 2012<br />
im Zuge der Neuausrichtung des Hauses – aus dem Liechtenstein<br />
Museum wurde das „Palais Liechtenstein“ – werden die Highlights<br />
der Fürstlichen sammlungen im Gartenpalais Liechtenstein künftig<br />
ausschließlich im Rahmen von gebuchten Führungen zu besichtigen<br />
sein. Der Fokus liegt künftig auf hochkarätigen Veranstaltungen.<br />
www.palaisliechtenstein.com<br />
theater, Kleinkunst, independent, Bühne<br />
Rabenhof Theater<br />
Vorschau März bis Mai 2012<br />
Wort- und stimmgewaltig geht es in die neue saison: in den Literatursalon<br />
im Rabenhof theater laden diesmal sarah Kuttner, Deutschlands Fräuleinwunder<br />
2.0 (23. März), der Wiener Krimi-shootingstar thomas Raab<br />
(25. März) und Erdberg-stammgast Max Goldt (10. und 11. April). t.C.<br />
Boyle rockt mit seinem neuesten furiosen wie apokalyptischen Roman den<br />
Gemeindebau (2. Mai), und Hosea Ratschiller geht als FM4-ombudsmann<br />
auf Dienstreise (ab 24. März).<br />
www.rabenhof.at<br />
Interkulttheater: Derwisch<br />
15. 2. bis 31. 3. 2012<br />
Auch im neuen, sechsten Derwisch-Programm „Kreuzkümmel und Morgenrot“<br />
kann wieder auf Pölstern gekuschelt oder gemütlich an tischchen<br />
sitzend seinen Geschichten gelauscht werden. Mandana Alavi Kia mit ihren<br />
berauschenden tänzen und die Wahrsagerin, die dem Publikum aus der<br />
Hand liest, sind natürlich wieder mit dabei. Der Duft der Gewürze, die<br />
schmankerln aus der Ferne und der tee aus dem samowar unterstreichen<br />
die sinnlichkeit dieses theatererlebnisses und machen einen Derwisch-<br />
Abend zum unvergesslichen Genuss.<br />
www.interkulttheater.at<br />
Aktionsradius Wien – Augarten<br />
Monatlich wechselndes Programm<br />
Der Aktionsradius Wien versteht sich als Kulturbüro und Projektwerkstatt im<br />
urbanen Kontext und arbeitet an der schnittstelle von gesellschaftsrelevanten<br />
Zeit- und stadtthemen, stadtgeschichte, Kunst, multikulturellem<br />
Engagement und partizipativer stadtentwicklung. Urbane themen und die<br />
aktuellen Fragen unserer Zeit werden in vielfältiger Form behandelt und<br />
geben den Bewohnern die Möglichkeit einer persönlichen Annäherung.<br />
Das monatlich wechselnde Programm kann im internet abgerufen werden:<br />
www.aktionsradius.at<br />
22 www.weltbund.at ROTWEISSROT<br />
© Liechtenstein, stefan smidt, Alexi Pelekanos, Diagonale/iris Windhaber
Filmfestivals<br />
Viennale in Wien<br />
25. 10. bis 7. 11. 2012<br />
Jedes Jahr im oktober findet in der Wiener innenstadt mit ihren schönen,<br />
komfortablen Kinos ein Festival mit urbanem Flair und internationaler Ausrichtung<br />
statt. insgesamt werden etwa 347 Kinovorstellungen gezeigt, 120<br />
davon waren ausverkauft. Die zahlreichen Viennale-Gäste aus dem in- und<br />
Ausland sorgen für spannung und Flair. Die Viennale 2011 konnte ihren<br />
Erfolgskurs fortsetzen. Mit einer steigerung der Besucherzahlen von<br />
96.300 2010 auf 96.700 beim letzten Festival 2011 ist der Zuwachs zwar<br />
geringer als in den letzten Jahren, aber zugleich eine wichtige und schöne<br />
Bestätigung der weiterhin wachsenden Beliebtheit der Viennale. Ebenso<br />
leicht angestiegen ist die Gesamtauslastung von 79,8 Prozent (2010) auf<br />
79,9 Prozent in der letzten saison. selbst der Viennale-trailer – im Vorjahr<br />
von David Lynch gestaltet – hat tradition und Kultstatus.<br />
www.viennale.at<br />
The taste of Austria!<br />
Kulturkalender<br />
www.austriangrocery.com – und die Heimat kommt mit der Post!<br />
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Diagonale in Graz<br />
20. bis 25. 3. 2012<br />
Die Diagonale versteht sich als zentrale Plattform für die Präsentation und<br />
Diskussion österreichischer Filmproduktionen mit dem Ziel, das heimische<br />
Filmschaffen fest im öffentlichen Diskurs zu verankern und dadurch mehr<br />
Aufmerksamkeit für Kino aus Österreich zu generieren. im Zentrum des<br />
Festivals stehen die Filmemacher/innen und ihre Arbeiten. Mit ihrer akzentuierten<br />
Programmauswahl bietet die Diagonale die einzigartige Möglichkeit,<br />
das österreichische Filmschaffen in seiner ganzen Vielfalt kennenzulernen,<br />
aktuellen künstlerischen tendenzen nachzuspüren und so manche<br />
filmische (Wieder-)Entdeckung zu machen. Die Diagonale Graz hat sich in<br />
den letzten 14 Jahren als unverzichtbarer treffpunkt für die Filmbranche<br />
und das Publikum etabliert. Rund 25.000 Besucher sehen die Auswahl an<br />
spiel- und Dokumentarfilmen, Kurz-, Animations- und Experimentalfilmen.<br />
www.diagonale.at<br />
Sommerfilmfestival – Kino wie noch nie<br />
Anfang Juli bis Mitte August<br />
Bereits zum fünften Mal findet im „schönsten Kinosaal unter freiem Himmel“<br />
am Wiener Augartenspitz das open-Air KiNo WiE NoCH NiE statt.<br />
Auch kulinarisch ist man hier mit „slow Food“ im Garten bestens versorgt.<br />
www.kinowienochnie.at<br />
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23
Schwerpunkt-Thema<br />
<strong>Gustav</strong> <strong>Klimt</strong> 2012 in Wien<br />
Die Stadt gedenkt eines Herausragenden der österreichischen Kunst – die Ausstellungen:<br />
Belvedere<br />
<strong>Gustav</strong> <strong>Klimt</strong> / Josef Hoffmann<br />
25. 10. 2011 bis 4. 3. 2012<br />
seit Herbst 2011 präsentiert das Belvedere <strong>Gustav</strong> <strong>Klimt</strong> gemeinsam mit<br />
dem kongenialen Architekten und Gestalter Josef Hoffmann. Die Ausstellung<br />
widmet sich der Zusammenarbeit dieser beiden Künstler, die mit der<br />
Gründung der Wiener secession 1897 begann und mit <strong>Klimt</strong>s tod 1918<br />
endete.<br />
Die ersten gemeinsamen Projekte verweisen auf eine Phase des Übergangs<br />
vom dekorativen, floralen Jugendstil hin zu einem nüchternen, sich<br />
vorwiegend an orthogonalen strukturen orientierenden Gestaltungsprinzip.<br />
Die Radikalität des in weniger als einem Jahr vollzogenen stilwechsels wird<br />
in dieser Ausstellung durch die Gegenüberstellung beider Raumprinzipien<br />
bildhaft gemacht. Die Wandabwicklung der Pariser Weltausstellung begegnet<br />
dabei der von Hoffmann geplanten und realisierten Beethoven-Ausstellung<br />
in der secession 1902. Eine detailgetreue Rekonstruktion des <strong>Klimt</strong>-<br />
Raums, der <strong>Klimt</strong>s Beethovenfries beherbergte, und ein maßstabgetreues<br />
Modell der gesamten Ausstellungsfläche veranschaulichen das erste Gesamtkunstwerk<br />
Wiens.<br />
Mit <strong>Klimt</strong>s tod endete die Verbindung dieser beiden Pioniere der österreichischen<br />
Moderne, die gemeinsam danach strebten, einen Gleichklang<br />
zwischen bildender und angewandter Kunst zu schaffen, und mit ihrer<br />
Zusammenarbeit im Bereich des Gesamtkunstwerks neue Maßstäbe in<br />
Europa setzten.<br />
Meisterwerke im Fokus: 150 Jahre <strong>Gustav</strong> <strong>Klimt</strong><br />
15. 6. 2012 bis 6. 1. 2013<br />
Auf der Basis der weltweit größten sammlung von Gemälden <strong>Gustav</strong> <strong>Klimt</strong>s<br />
bereitet das Belvedere im Jubiläumsjahr eine sonderpräsentation vor. Die<br />
Ausstellung in der Beletage des oberen Belvedere wird sämtliche Gemälde<br />
seidl<br />
<strong>Klimt</strong>s aus dem Bestand der Österreichischen Galerie auf besondere Weise<br />
präsentieren. im Gegensatz zu den meisten Ausstellungen der letzten<br />
Manfred<br />
Jahre soll es dabei nicht um die thematisierung stilistischer oder kunst-<br />
Preiss,<br />
historischer Zusammenhänge gehen, sondern um die Reduktion auf die<br />
Arbeit selbst, auf die Aussage, die jedes Einzelne dieser Hauptwerke dem<br />
thomas<br />
Betrachter vermitteln kann.<br />
Das Jubiläum fordert geradezu dazu auf, sich über die Lebenszeit <strong>Klimt</strong>s<br />
Wien,<br />
hinaus mit jedem einzelnen Jahr auseinanderzusetzen. Daher legt die<br />
Ausstellung einen weiteren schwerpunkt auf die bislang wenig berücksich-<br />
Ludwig<br />
tigte Rezeptionsgeschichte von <strong>Klimt</strong>s Werk und seiner Person.<br />
stiftung<br />
im Verlauf von 150 Jahren ist <strong>Klimt</strong> nicht nur zu einem kunstwissenschaftlichen,<br />
sondern auch zu einem zeitgeschichtlichen Phänomen geworden.<br />
Kunst<br />
Die interdisziplinäre Vorgangsweise und die Auswahl der objekte sowie<br />
die grafische und intermediale Aufbereitung werden dem Betrachter <strong>Klimt</strong><br />
Moderner<br />
und seine Folgen auf einer vollkommen neuen Vermittlungsebene näher<br />
bringen.<br />
Museum<br />
www.belvedere.at ©<br />
24 www.weltbund.at ROTWEISSROT
© KHM<br />
Kunsthistorisches Museum<br />
<strong>Gustav</strong> <strong>Klimt</strong> im Kunsthistorischen Museum<br />
14. 2. bis 6. 5. 2012<br />
Bedeutende Wandgemälde, die <strong>Klimt</strong> für das große stiegenhaus des<br />
Kunsthistorischen Museums entworfen und selbst ausgeführt hat, werden<br />
gezeigt. 1890, ein Jahr vor der Eröffnung des neu errichteten Hofmuseums<br />
für die „Kunsthistorischen sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses“,<br />
erhielten <strong>Gustav</strong> <strong>Klimt</strong>, sein Bruder Ernst sowie ihr gemeinsamer studienkollege<br />
und Freund Franz Matsch den staatsauftrag zur Erstellung eines<br />
malerischen Zyklus, in dem sie die bedeutenden stilepochen der europäischen<br />
Kunst – das alte Ägypten sowie die griechische und die römische<br />
Antike – den Besuchern nahe bringen sollten.<br />
Dieser großartige Bilderzyklus befindet sich eingebettet in die säulen- und<br />
Arkadenarchitektur in einer Höhe von 12 Metern über der Eingangshalle<br />
des Museums.<br />
Zum ersten Mal wird es möglich sein, <strong>Klimt</strong>s Gemälde an der Nordwand<br />
des stiegenhauses aus der Nähe zu betrachten. Dazu wird eine Brücke<br />
über die gesamte Breite des stiegenhauses gespannt, die während des<br />
<strong>Klimt</strong>-Jubiläumsjahres 2012 begehbar sein wird.<br />
Zusätzlich wird in einer sonderausstellung im saal Viii die Entstehungsgeschichte<br />
dieses Zyklus dargestellt, der zu den schlüsselwerken in <strong>Klimt</strong>s<br />
Œuvre um 1900 und danach zählt. Dabei wird besonderer Nachdruck auf<br />
die „Ringstraßenperiode“ <strong>Gustav</strong> <strong>Klimt</strong>s gelegt. Bilder und Grafiken aus<br />
dem Besitz des Kunsthistorischen Museums sowie Leihgaben aus öffentlichen<br />
sammlungen in der schweiz und Deutschland, aber auch solche von<br />
privaten Leihgebern spannen den Bogen von seinen Bildern im Burgtheater<br />
über diejenigen im Kunsthistorischen Museum bis hin zu <strong>Klimt</strong>s „Goldener<br />
Periode“.<br />
www.khm.at<br />
ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />
Schwerpunkt-Thema<br />
Zum ersten Mal wird es möglich<br />
sein, <strong>Klimt</strong>s Gemälde aus der<br />
Nähe zu betrachten. Dazu wird<br />
eine Brücke über die gesamte<br />
Breite des stiegenhauses<br />
gespannt, die während des<br />
Jubiläumsjahres begehbar sein<br />
wird (vgl. Visualisierung links).<br />
25
Schwerpunkt-Thema<br />
Albertina Wien Museum<br />
<strong>Gustav</strong> <strong>Klimt</strong>. Die Zeichnungen<br />
14. 3. bis 10. 6. 2012<br />
Die Ausstellung zeigt einen Großteil der insgesamt 170 Blätter aus<br />
eigenem Bestand, ergänzt von sorgfältig ausgewählten Leihgaben.<br />
Als Zentrum der Erforschung der Zeichnungen <strong>Gustav</strong> <strong>Klimt</strong>s präsentiert<br />
die Albertina Werke aus allen Arbeitsphasen des Künstlers. im<br />
Mittelpunkt steht das einzigartige zeichnerische talent <strong>Gustav</strong> <strong>Klimt</strong>s,<br />
dessen Denk- und Arbeitsweise sich in den zahlreichen Figurenstudien<br />
wie auch in den preziös ausgeführten Allegorien unmittelbar offenbart.<br />
www.albertina.at<br />
Leopold Museum<br />
<strong>Klimt</strong> persönlich. Bilder – Briefe – Einblicke<br />
24. 2. bis 27. 8. 2012<br />
Die Ausstellung rückt nicht nur den faszinierenden Bestand an <strong>Klimt</strong>-Werken<br />
des Leopold Museums in den Mittelpunkt, sondern konfrontiert sie mit<br />
den Postkarten und Korrespondenzen, die <strong>Gustav</strong> <strong>Klimt</strong> über 20 Jahre hinweg<br />
an seine Lebensgefährtin Emilie Flöge schrieb. Dabei lenkt diese Ausstellung<br />
erstmals den Blick auf die private, persönliche seite des Künstlers,<br />
so, wie er sich ansonsten nur seiner Familie und engsten Freunden gegenüber<br />
zeigte. Die Ausstellung präsentiert neben den Bildern der eigenen<br />
sammlung rund 400 Postkarten und somit den Großteil jener Karten, die<br />
<strong>Klimt</strong> im Lauf seines Lebens an Emilie Flöge adressierte. Mehr als die<br />
Hälfte davon befindet sich in der sammlung Leopold ii, die andere Hälfte<br />
wird in der Österreichischen Nationalbibliothek verwahrt. in der Ausstellung<br />
werden beide teile wieder zu einer Einheit zusammengeführt.<br />
www.leopoldmuseum.org<br />
<strong>Klimt</strong>. Die Sammlung des Wien Museums<br />
16. 5. bis 16. 9. 2012<br />
Das Wien Museum besitzt nicht nur die weltweit größte <strong>Klimt</strong>-sammlung,<br />
sondern auch die vielfältigste. sie umfasst alle schaffensperioden und<br />
reicht von der studienzeit und den ersten Großaufträgen in den 1880er<br />
Jahren bis ins Jahr vor seinem tod 1918.<br />
Unter den Gemälden sind mit „Pallas Athene“ und dem „Porträt von Emilie<br />
Flöge“ zwei absolute Meisterwerke. Vor allem befinden sich in der sammlung<br />
rund 400 Zeichnungen, aber auch Raritäten wie das skandalplakat für<br />
die erste Ausstellung der secession, <strong>Klimt</strong>s Malkittel, kostbare Druckwerke,<br />
Vintage Prints von Porträtfotos, die totenmaske sowie Egon schieles<br />
Zeichnung von <strong>Klimt</strong> auf dem totenbett.<br />
Mit dieser Ausstellung werden die vielen Facetten eines Künstlers am Übergang<br />
vom 19. ins 20. Jahrhundert spürbar. speziell die Zeichnungen – skizzen<br />
für zentrale Werke ebenso wie erotische Blätter – ermöglichen eine<br />
faszinierende innenschau von <strong>Gustav</strong> <strong>Klimt</strong>s Entwicklung und Arbeitsweise:<br />
ein Künstler in Nahaufnahme.<br />
Die Ausstellung stellt auch provokante Fragen zum heutigen Umgang mit<br />
<strong>Klimt</strong>, ob unkritische Verehrung oder hemmungslose Verkitschung: Wie viel<br />
„<strong>Klimt</strong>isieren“ (Ludwig Hevesi) hält Wien auf Dauer aus? Wo ist die Grenze<br />
zwischen erfolgreichem City Branding „Wien um 1900“ und <strong>Klimt</strong>-Überdosis?<br />
ist jede Bleistiftskizze ein Meisterwerk?<br />
www.wienmuseum.at<br />
26 www.weltbund.at ROTWEISSROT<br />
© Albertina Wien, Wien Museum, Leopold Museum
© Österreichisches Museum für Volkskunde Wien, MAK/Georg Mayer<br />
Österreichisches theatermuseum<br />
Gegen <strong>Klimt</strong>. Die „Nuda Veritas“ und ihr Verteidiger Hermann Bahr<br />
10. 5. bis 29. 10. 2012<br />
<strong>Klimt</strong>s berühmtes und selten gezeigtes Gemälde „Nuda Veritas“ (1899)<br />
kam über den Nachlass Hermann Bahrs in das Österreichische theatermuseum.<br />
in ungeschützter Frontalität fordert die „Nackte Wahrheit“ die<br />
Betrachter heraus. Der vorgehaltene spiegel wird ganz im sinne der<br />
secession zur programmatischen Haltung.<br />
Hermann Bahr begleitete den Aufbruch der secessionisten mit großem<br />
publizistischem Engagement. Die heftigen Auseinandersetzungen um<br />
<strong>Klimt</strong>s Kunstwerke konterte er mit einer schrift „Gegen <strong>Klimt</strong>“, einer entlarvenden<br />
Zusammenstellung <strong>Klimt</strong>- und kunstkritischer schmähungen.<br />
Die Ausstellung eröffnet Zugänge zu <strong>Klimt</strong>s Bildsprache und zeigt zugleich,<br />
wie prägend Empörung, Kritik und Enthusiasmus für die Rezeption der<br />
klassischen Moderne waren und wie aufschlussreich diese Kontroversen<br />
für die Gegenwart sein können.<br />
www.theatermuseum.at<br />
Künstlerhaus<br />
<strong>Klimt</strong> und das Künstlerhaus<br />
6. 7. bis 2. 9. 2012<br />
Die Ausstellung zeigt die vielen künstlerischen und biografischen<br />
Berührungspunkte aus Leben und Werk <strong>Gustav</strong> <strong>Klimt</strong>s (von 1891 bis<br />
1897 war er Mitglied des Künstlerhauses), die durch Dokumente,<br />
Briefe und Fotos im Künstlerhausarchiv erhalten sind.<br />
www.k-haus.at<br />
MAK – Österreichisches Museum für<br />
angewandte Kunst<br />
<strong>Gustav</strong> <strong>Klimt</strong>: Erwartung<br />
und Erfüllung – Entwürfe zum<br />
Mosaikfries im Palais Stoclet<br />
21. 3. bis 15. 7. 2012<br />
Das Palais stoclet in Brüssel gilt<br />
als Jugendstil-Gesamtkunstwerk<br />
und wurde von Josef Hoffmann<br />
und <strong>Gustav</strong> <strong>Klimt</strong> maßgeblich entworfen.<br />
<strong>Klimt</strong>s neun Entwürfe für<br />
das Mosaik im speisesaal mit den<br />
bekannten Motiven „Erwartung“,<br />
„Erfüllung“ und „Lebensbaum“<br />
entstanden 1910/11. Nach mehr-<br />
jähriger Restaurierung sind sie im<br />
MAK zu sehen.<br />
www.mak.at<br />
ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />
Schwerpunkt-Thema<br />
Österreichisches Museum für Volkskunde<br />
Objekte im Fokus: Die Textilmustersammlung Emilie Flöges<br />
25. 5. bis 14. 10. 2012<br />
Leuchtende stickereien, zarte spitzen, feine Borten: Die umfangreiche<br />
textilmustersammlung der Modeschöpferin Emilie Flöge, Muse und<br />
Partnerin <strong>Gustav</strong> <strong>Klimt</strong>s, stammt zum großen teil aus dem südosteuropäischen<br />
Raum.<br />
Das Österreichische Museum für Volkskunde konnte im Jahr 1998<br />
über 350 dieser objekte aus dem Nachlass Flöges erwerben. sie werden<br />
nun erstmals in einer Ausstellung präsentiert und in den Kontext<br />
der Entdeckung bzw. Erfindung der „Volkskunst“ um 1900 gestellt.<br />
Über das sammeln dieser dekorativen, jedoch als primitiv und urtümlich<br />
imaginierten Kunst wurde deren künstlerisch-ästhetische Bedeutung<br />
überhaupt erst erzeugt, was schließlich auch Einfluss auf die<br />
stilistische Entwicklung des Jugendstils nahm.<br />
www.volkskundemuseum.at<br />
27
Schwerpunkt-Thema<br />
<strong>Gustav</strong> <strong>Klimt</strong>: ein malerfürst<br />
bestimmt das Kunstjahr 2012<br />
Österreich gewinnt sein Selbstverständnis zum Teil aus dem „Wien um 1900“ und verdichtet<br />
es in der Person <strong>Gustav</strong> <strong>Klimt</strong>s. Günter Düriegl<br />
s wäre nicht Wien, es wäre nicht<br />
E Öster reich, wenn nicht eine Künstlerpersönlichkeit<br />
zum Jahresregenten erkoren<br />
würde: 2012 – <strong>Gustav</strong> <strong>Klimt</strong>, wer<br />
sonst? Weltweit ist sein Name bekannt,<br />
zählen seine Werke zu den begehrtesten<br />
und höchstbezahlten, sind die Österreicher<br />
stolz auf sein Œuvre und verstehen<br />
es als Charakteristikum österreichischer<br />
identität. Damit gewinnen wir Österreicher<br />
unsere identität zu einem Gutteil aus dem<br />
„Wien um 1900“, verdichten dieses aber in<br />
der Person <strong>Klimt</strong>s, denn immer noch entkommen<br />
wir dem Rigorismus der Aufklärung<br />
durch unser ungebrochenes Bekenntnis<br />
zu Kunst und Kultur in gleicher<br />
Weise, wie es das Bildungsbürgertum<br />
nach dem Befund Carl E. schorskes um<br />
die „Wiener Jahrhundertwende“ getan hat.<br />
„trotz aller Bedeutung, die den Werten der<br />
Vernunft und des Gesetzes zugemessen<br />
wurde und die so als gesellschaftliches<br />
idealbild zugleich einen Homo juridicus<br />
und einen vernunftbegabten Homo sapiens<br />
hervorbrachten, pflegte das gebildete<br />
öster reichische Bürgertum eine Kultur, für<br />
die das Ästhetische in einem Maße bestimmend<br />
war wie nirgendwo sonst in Europa.“<br />
Ein stürmischer Aufbruch<br />
Aber wenn wir nicht ohne Grund <strong>Gustav</strong><br />
<strong>Klimt</strong> ins Zentrum stellen, dann sollten wir<br />
zumindest mitdenken, wie Hermann Bahr<br />
diese Zeit in der Rückschau sah: „Riegl<br />
war Wickhoffs Kollege an der Universität<br />
in Wien seit 1895, zur Zeit da Hugo Wolf<br />
noch lebte, Burckhard das Burgtheater,<br />
Mahler die oper erneuerte, Hofmannsthal<br />
und schnitzler jung waren, <strong>Klimt</strong> reif<br />
wurde, die secession begann, otto Wagner<br />
seine schule, Roller das malerische<br />
theater, olbrich, Hoffmann und Moser<br />
das österreichische Kunstgewerbe schu-<br />
fen, Adolf Loos eintraf, Arnold schönberg<br />
aufstand, Reinhardt unbekannt in stillen<br />
Gassen Zukunft träumend ging, Kainz<br />
heimkam, Weininger in Flammen zerfiel,<br />
Ernst Mach seine popularwissenschaftlichen<br />
Vorlesungen hielt, Joseph Popper<br />
seine Fantasien eines Realisten und<br />
Chamberlain, vor der zerstreuenden Welt<br />
in unsere gelinde stadt entflohen, hier die<br />
,Grundlagen des 19. Jahrhunderts‘<br />
schrieb … Es muss damals in Wien ganz<br />
interessant gewesen sein.“<br />
„Das gebildete österreichische<br />
Bürgertum pflegte eine Kultur,<br />
für die das Ästhetische …<br />
bestimmend war.“<br />
Am 14. Juli 1862 wurde <strong>Gustav</strong> <strong>Klimt</strong> im<br />
Wiener Vorort Baumgarten (heute Wien<br />
14, Linzer straße 247) als sohn des aus<br />
Böhmen stammenden Goldgraveurs Ernst<br />
<strong>Klimt</strong> d. Ä. und von Anna Rosalia Finster<br />
geboren. Er war das zweite von sieben<br />
Kindern, seine Brüder Ernst und Georg<br />
waren ebenfalls Künstler.<br />
<strong>Gustav</strong> sollte zunächst den Beruf des<br />
Vaters erlernen, erhielt jedoch 1876 ein<br />
stipendium zum studium an der Wiener<br />
Kunstgewerbeschule des k. k. Österreichischen<br />
Museums für Kunst und industrie<br />
(heute MAK). Er studierte bei Ferdinand<br />
Laufberger, Julius Victor Berger und<br />
Michael Rieser.<br />
Die „Künstlercompagnie“<br />
1879 begann er mit seinem Bruder Ernst<br />
und dem gemeinsamen Freund Franz<br />
Matsch zusammenzuarbeiten und bildete<br />
mit beiden schließlich von 1883 bis 1892<br />
eine als „Künstlercompagnie“ geführte<br />
Ateliergemeinschaft (Wien 6, sandwirtgasse<br />
8, später, 1892, Wien 8, Josefstädter<br />
straße 21). Von der Mitarbeit am<br />
Makartfestzug führte die Arbeit der drei<br />
Künstler über zahlreiche dekorative Aufträge<br />
wie unter anderem Vorhang- und<br />
Deckengemälde für die theater in Reichenberg,<br />
Karlsbad, Rijeka, Deckengemälde<br />
in der Wiener Hermesvilla, zu den<br />
Deckenfresken in den beiden stiegenhäusern<br />
des Burgtheaters und den<br />
Zwickel- und interkolumnenbildern im<br />
Kunsthistorischen Museum.<br />
Die Suche nach Neuem<br />
Für die Burgtheaterbilder wurde <strong>Klimt</strong> 1888<br />
von Kaiser Franz Joseph mit dem Goldenen<br />
Verdienstkreuz ausgezeichnet, sein<br />
schaffen stand im Einklang mit der ideenwelt<br />
der Ringstraßenepoche, mit der spätphase<br />
der historistischen staatskunst. Und<br />
dennoch zeichnete sich in der Folge bereits<br />
manches von dem ab, was seine<br />
Kunst später bestimmte. Wie Alice strobl,<br />
die unbestrittene <strong>Klimt</strong>-Kennerin feststellte,<br />
ging er in der Komposition „Ägyptische<br />
Kunst ii“ für das Kunsthisto rische Museum<br />
so weit, dass er die Kopfdarstellung des<br />
Mumiensarkophags, des Hathorkapitells<br />
und der isisstatue verlebendigte und mit<br />
seelischem Ausdruck erfüllte.<br />
so stellt sich die Frage, welche Einflüsse<br />
auf <strong>Klimt</strong>s schaffen wir annehmen dürfen.<br />
sicher haben die Malerei Hans Makarts<br />
und der Einfluss der Professoren an der<br />
Kunstgewerbeschule ihre Wirkung gehabt.<br />
später kamen Anregungen aus dem<br />
schaffen von Fernand Khnopff und Jan<br />
toorop hinzu, deren Werke in Wien zu<br />
sehen waren. Von Einflüssen, wie sie in<br />
Wien auch auf Freud wirkten, abgesehen,<br />
nahm <strong>Klimt</strong> an Eindrücken auf, was sich<br />
ihm bot. Das bezog sich sowohl auf die<br />
28 www.weltbund.at ROTWEISSROT
© imagno / Austrian Archives, Moriz Nähr<br />
ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />
Schwerpunkt-Thema<br />
29
Schwerpunkt-Thema<br />
Kunst und Kultur der Ringstraße als auch<br />
auf Anregungen, die er aus der Kenntnis<br />
archäologischer Entdeckungen, aber<br />
auch aus der Hinwendung zu ostasiatischer,<br />
insbesondere japanischer Kunst<br />
und Kultur gewann.<br />
1891 trat <strong>Gustav</strong> <strong>Klimt</strong> der Genossenschaft<br />
bildender Künstler (Künstlerhaus)<br />
bei, drei Jahre später erhielten er und<br />
Franz Matsch, <strong>Klimt</strong>s Bruder Ernst war<br />
1892 gestorben, den Auftrag für die<br />
Deckengemälde im Festsaal der Universität.<br />
<strong>Klimt</strong> wurden die themen Philosophie,<br />
Jurisprudenz und Medizin zugewiesen.<br />
Erst im Jahr 1900 stellte er das erste seiner<br />
„Fakultätsbilder“, die „Philosophie“,<br />
der Öffentlichkeit vor. sein künstlerisches<br />
Wollen hatte sich entscheidend verändert.<br />
Er vertrat nicht länger die Kunstrichtung<br />
der im Künstlerhaus vereinigten Künstler<br />
und hatte sich einer Gruppe fortschrittlich<br />
gesinnter Maler und Architekten angeschlossen,<br />
die gegen die im Künstlerhaus<br />
herrschende Mentalität aufbegehrten.<br />
Hier waren die Erfolgreichen, die schöpfer<br />
der Ringstraße versammelt, die alles<br />
zurückwiesen, was dem Kanon des Historisierens<br />
nicht entsprach und zu folgenreichen<br />
Fehlentscheidungen wie der<br />
Zurückweisung theodor Hörmanns oder<br />
Josef Engelharts führte.<br />
Die Secession<br />
1897 trat <strong>Klimt</strong> mit anderen aus dem<br />
Künstlerhaus aus und gründete mit ihnen<br />
– neben ihm waren Kolo Moser, Josef<br />
Hoffmann und Alfred Roller die führenden<br />
Persönlichkeiten – eine neue Künstlervereinigung,<br />
die „secession“. Von März<br />
bis Juni 1898 fand die erste von dieser<br />
jungen Künstlervereinigung veranstaltete<br />
Ausstellung im Gebäude der Gartenbaugesellschaft<br />
statt, denn noch hatte Joseph<br />
Maria olbrich das uns allen bekannte<br />
secessionsgebäude nicht errichtet. Hermann<br />
Bahr kommentierte:<br />
„so eine Ausstellung haben wir noch nicht<br />
gesehen! Eine Ausstellung, in der es kein<br />
schlechtes Bild gibt! Eine Ausstellung in<br />
Wien, die ein Resumé der ganzen modernen<br />
Malerei ist! Eine Ausstellung, die zeigt,<br />
dass wir in Österreich Leute haben, die<br />
neben die besten Europäer treten und sich<br />
mit ihnen messen dürfen! Ein Wunder!“<br />
Und so ging es weiter. in den ersten Jahren<br />
eilte diese Vereinigung von sieg zu<br />
sieg: sie gab ihre eigene Zeitschrift „Ver<br />
sacrum“ heraus, das Ausstellungshaus<br />
mit dem berühmten „Goldenen Krauthappel“<br />
wurde am 15. November 1898 eröffnet,<br />
und in ständiger Folge fand eine secessionsausstellung<br />
nach der anderen<br />
statt, mit denen sich die hier versammelten<br />
Künstler immer mehr profilierten und<br />
ihre künstlerischen Absichten deutlich<br />
machten. Die secessionisten sprachen<br />
jenen liberalen, urbanen und weltoffenen<br />
teil der Wiener Gesellschaft an, der für<br />
die phänomenal dichte Atmosphäre von<br />
Kultur und Wissenschaft verantwortlich<br />
war und sich so Verdienste erworben hat,<br />
die nicht hoch genug eingeschätzt werden<br />
können. Einen Bruch erfuhr diese Entwicklung<br />
1905, als es innerhalb der Vereinigung<br />
zu Zerwürfnissen mit dem „naturalis-<br />
„Eine Ausstellung, die zeigt, dass<br />
wir in Österreich Leute haben, die<br />
neben die besten Europäer treten<br />
und sich mit ihnen messen dürfen!“<br />
tischen“ Flügel um Josef Engelhart kam<br />
und die „stilkünstler“, angeführt von <strong>Klimt</strong>,<br />
aus dieser wieder austraten.<br />
Aber zurück zur hohen Zeit der secession:<br />
Es erstaunt, dass trotz aller Weltoffenheit<br />
<strong>Klimt</strong>, als er 1900 nacheinander in der<br />
secession seine Fakultätsbilder „Philosophie“,<br />
„Medizin“ und „Jurisprudenz“ der<br />
Öffentlichkeit vorstellte, den heftigsten<br />
Angriffen ausgesetzt war. Gerbert Frodl<br />
bringt die wütende Ablehnung, die diese<br />
Werke erfuhren, auf den Punkt: „Die noch<br />
den konservativen historistischen traditionen<br />
anhängenden Kreise konnten nicht<br />
mitansehen, dass die Allegorie nicht mehr<br />
in hehrer klassischer Gestalt erschien,<br />
sondern in die tiefe menschlichen seins<br />
wies, und dass – im formalen sinn – endgültig<br />
die Loslösung von einer illusionistischen<br />
Raumvorstellung erfolgt war. so<br />
wurde der Maler zum ersten Kämpfer im<br />
sinne des Mottos, das auf der Fassade<br />
des Gebäudes der secession zu lesen ist:<br />
‚Der Zeit ihre Kunst. Der Kunst ihre Freiheit.‘“<br />
Denn bösartig war die Ablehnung:<br />
Friedrich Jodl, Professor der Philosophie,<br />
lenkte seinen Angriff nicht auf die Aussage<br />
des Werks, sondern hin auf die ästhetische<br />
Qualität: „Der Kampf geht nicht<br />
gegen nackte Kunst noch gegen freie<br />
Kunst, sondern gegen hässliche Kunst.“<br />
Die Auseinandersetzungen endeten<br />
schließlich damit, dass <strong>Klimt</strong> von seinem<br />
Auftrag zurücktrat und die bereits ausgeführten<br />
Bilder zurückkaufte.<br />
Ähnliches widerfuhr Evard Munch mit<br />
seinen Universitätsbildern für oslo und<br />
Ferdinand Hodler mit seinen Entwürfen<br />
für das Landesmuseum in Zürich.<br />
<strong>Klimt</strong>s Fakultätsbilder heute zu beurteilen<br />
fällt reichlich schwer, verbrannten sie<br />
doch während der letzten Kampftage des<br />
Jahres 1945 mit anderen Hauptwerken im<br />
Bergungsort schloss immendorf in Niederösterreich.<br />
Der „Beethovenfries“<br />
Mit diesen Bildern hatte <strong>Klimt</strong> die Merkmale<br />
seiner Malerei bereits voll entwickelt: den<br />
Wechsel zwischen Flächigkeit und Dimension,<br />
ornament und Modellierung. Für<br />
diesen künstlerischen Weg sprechen die<br />
Gemälde „Liebe“ 1895, „Pallas Athene“<br />
1898, und „Emilie Flöge“ 1902 (alle Wien<br />
Museum). Den monumentalen Ausdruck<br />
fand diese Malerei in der von April bis Juni<br />
1902 gezeigte XiV. Ausstellung der<br />
secession. in dieser schau ging es der<br />
Künstlervereinigung um eine Zusammenarbeit<br />
unterschiedlichen Kunstschaffens,<br />
die zu einer Demonstration ihrer neuen,<br />
kultisch betonten Auffassung vom „Gesamtkunstwerk“<br />
führen sollte. im Zentrum<br />
der Ausstellung stand die von Max Klinger<br />
eben aus verschiedenfarbigen Marmorarten,<br />
Elfenbein, Glasflüssen und Bronze<br />
fertiggestellte Beethoven-Figur (heute<br />
Gewandhaus Leipzig). in einem der seitensäle<br />
schuf <strong>Gustav</strong> <strong>Klimt</strong> den auf diese<br />
Beethoven-Plastik bezogenen „Beethovenfries“.<br />
Unter Einwirkung der damaligen,<br />
besonders von Richard Wagner propagierten<br />
Beethoven-Auffassung (Genie-<br />
Kult) entfaltete <strong>Klimt</strong> im Fries ein reich -<br />
haltiges, an der 9. symphonie orientiertes<br />
Programm, in dem der Künstler befähigt<br />
ist, die „sehnsüchte“ und „Leiden der<br />
schwachen Menschheit“ nach Überwindung<br />
der diesem Erlösungswerk entge-<br />
30 www.weltbund.at ROTWEISSROT
© Privatbesitz<br />
<strong>Gustav</strong> <strong>Klimt</strong> persönlich: Fotografie von Anton Josef trčka.<br />
gentretenden „feindlichen Gewalten“ im<br />
idealen Reich ewiger Liebe aufzuheben:<br />
„Diesen Kuss der ganzen Welt.“<br />
Der Kritiker Ludwig Hevesi war besonders<br />
von den ausdrucksstarken, dann auf<br />
Kokoschka und schiele weiterwirkenden<br />
„feindlichen Gewalten“ begeistert: „Diese<br />
Prachtszene <strong>Klimt</strong>s ist ohne Frage ein<br />
Gipfel der modernen dekorativen Malerei.“<br />
Hermann Ubell stellte fest: „Die Fresken<br />
<strong>Klimt</strong>s sind ad hoc gemalt, nach schluss<br />
der Ausstellung werden sie von den Wänden<br />
des secessionsgebäudes heruntergeschlagen.<br />
Es ist ein wirklicher Verlust<br />
für die Kunst. in dieser Huldigung <strong>Klimt</strong>s<br />
an Klinger steckt ein stück selbstaufopferung,<br />
die einen antik großartigen<br />
Charakter hat.“<br />
Glücklicherweise wurde <strong>Klimt</strong>s Beethovenfries<br />
nicht zerstört. Er wurde von privater<br />
seite angekauft und 1903 von der<br />
Wand abgenommen. Nach einem Besitzerwechsel<br />
und Lagerung an verschiedenen<br />
orten wurde er 1973 durch die Republik<br />
Österreich erworben.<br />
sehr früh schon hatte <strong>Klimt</strong> begonnen,<br />
Porträts, insbesondere Damenporträts, zu<br />
malen. An seiner Art, Bildnisse zu schaffen,<br />
lässt sich der Wandel seines künstlerischen<br />
Ausdrucks deutlich nachvollziehen.<br />
Bediente er sich zunächst einer altmeisterlichen,<br />
akademischen Maltechnik,<br />
so stellte er zunehmend seine immer noch<br />
klassisch durchmodellierten Porträts in<br />
ein immer kompakter werdendes ornament.<br />
Mit dem Bildnis seiner Lebens-<br />
ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />
Schwerpunkt-Thema<br />
gefährten Emilie Flöge begann die Reihe<br />
jener Bilder, die man als der „goldenen<br />
Periode“ zugehörig bezeichnet. Gold- und<br />
silberauflagen wurden in die Bildfläche<br />
eingefügt.<br />
Ein spitzenwerk dieser Art der Malerei ist<br />
das 1907 entstandene Bildnis Adele<br />
Bloch-Bauers; man fühlt sich nicht von ungefähr<br />
an die Mosaiken in Ravenna erinnert,<br />
hatte <strong>Klimt</strong> diese doch anlässlich<br />
einer Reise 1903 studiert. Das Bildnis<br />
„Adele Bloch-Bauer“ wurde von der<br />
Österreichischen Galerie Belvedere an<br />
die rechtmäßige Erbin restituiert und als<br />
eines der teuersten Gemälde der Welt um<br />
88 Millionen Us-Dollar verkauft.<br />
Der Zeichner<br />
„Der Kuss“, 1908 geschaffen, ist der<br />
unbestrittene, durch nichts übertroffene<br />
Höhepunkt im Wollen <strong>Klimt</strong>s, das Menschliche,<br />
allzu Menschliche im sinne Nietzsches<br />
darzustellen.<br />
<strong>Gustav</strong> <strong>Klimt</strong> war aber nicht nur Maler, er<br />
war auch Zeichner. serge sabarsky, einer<br />
der bedeutendsten Kenner der Kunst<br />
<strong>Klimt</strong>s, meinte 1984 treffend: „Während<br />
seine Gemälde intellektuell ausgewogen,<br />
sorgfältig geplant und mit größter Exaktheit<br />
ausgeführt sind, beeindrucken seine<br />
Zeichnungen durch ihre Unmittelbarkeit<br />
und spontaneität. <strong>Klimt</strong>s Malstil gehört,<br />
trotz aller originalität, noch zum Jugendstil.<br />
Dagegen sind seine Zeichnungen in<br />
ihrer Einmaligkeit zeitlos und daher zeitgemäß.<br />
Auf diesen Blättern lässt der<br />
Künstler seinen Gefühlen freien Lauf und<br />
erlaubt seinen impulsen, den stift zu führen.<br />
<strong>Klimt</strong>s Zeichnungen sind nicht nur eine<br />
Bereicherung der Kunst jener Periode –<br />
sie sind in ihrer Einzigartigkeit bedeutend<br />
für die Zeichenkunst aller Zeiten.“<br />
Aber lassen wir zu all diesen Anmerkungen<br />
zu <strong>Gustav</strong> <strong>Klimt</strong> doch den Künstler<br />
selbst das schlusswort sprechen. in einer<br />
kurzen Autobiografie schrieb er:<br />
„Wer über mich – als Künstler, der allein<br />
beachtenswert ist – etwas wissen will, der<br />
soll meine Bilder aufmerksam betrachten<br />
und daraus zu erkennen suchen, was ich<br />
bin und was ich will.“<br />
Am 6. Februar 1918 starb <strong>Gustav</strong> <strong>Klimt</strong>,<br />
er wurde auf dem Hietzinger Friedhof<br />
bestattet. ❍<br />
31
Schwerpunkt-Thema<br />
Wiener Jahrhundertwende<br />
für die halbe Welt<br />
150 Jahre <strong>Klimt</strong>, 100 Jahre Serge Sabarsky: Mit der Liebe eines Vertriebenen zur Kunst der<br />
alten Heimat stiegen die Preise und fand der Tourismus neue Ziele. Hans Haider<br />
serge sabarsky hatte seine schaufenster für österreichische Kunst in der Madison Avenue.<br />
ustav <strong>Klimt</strong> in tokio, Rom, Mailand,<br />
G Florenz, Neapel, tel Aviv, Paris, Prag,<br />
Krakau. <strong>Gustav</strong> <strong>Klimt</strong> in der Kestner-Gesellschaft<br />
in Hannover, in der Villa stuck in<br />
München, in der Jahrhunderthalle Hoechst<br />
und im Museum Ferdinandeum in innsbruck.<br />
Eine <strong>Gustav</strong>-<strong>Klimt</strong>-Retro spektive im<br />
Königlichen Museum der schönen Künste<br />
in Brüssel 1987 zum Auftakt der Verhandlungen<br />
Österreichs mit der Europäischen<br />
Union über die Aufnahme. Rund vierzig<br />
<strong>Klimt</strong>-Ausstellungen zeigte serge sabarsky<br />
vom Beginn der achtziger Jahre an in aller<br />
Welt, zehn davon in Verbindung mit schiele<br />
und Kokoschka.<br />
Keiner hat den Namen <strong>Klimt</strong> weiter hinausgetragen<br />
als dieser sammler und<br />
Kunsthändler in New York – der ein Wiener<br />
Jude war mit dem Vornamen siegfried.<br />
in Paris, der ersten station seiner<br />
Flucht vor den Nazis, nannte er sich serge<br />
– und hieß so auch in New York, seiner<br />
zweiten Heimat, wo er im Februar 1996<br />
verstorben ist. Am 3. November 2012 wird<br />
seines 100. Geburtstags zu gedenken<br />
sein.<br />
Vertriebene jüdische Österreicher – so<br />
auch der zwölf Jahre ältere otto Nirenstein-Kallir<br />
mit seiner Galerie st. Etierre –<br />
leisteten mit ihrem Werben für <strong>Klimt</strong>, aber<br />
auch schiele, Kokoschka, Kubin ihrer<br />
alten Heimat trotz schmerzhaftester Enttäuschung<br />
Liebesdienste: indem sie den<br />
Ruf des alten Österreich und der dort aufgeblühten<br />
Moderne mehrten.<br />
Café Sabarsky im Museum<br />
in einem Alter, in dem andere in Pension<br />
gehen, begann serge sabarsky mit dem<br />
Kunsthandel. in seiner Galerie in der Madison<br />
Avenue und später in der 79. straße<br />
East lagen Blätter von <strong>Klimt</strong> immer griffbereit.<br />
Auch teure Ölbilder von <strong>Klimt</strong>, die<br />
Emigranten nach Amerika mitgebracht<br />
hatten, gingen durch seine Hände. Und<br />
hätte er nicht so beharrlich seinen Plan<br />
vorangetrieben, in New York für die österreichischen<br />
und deutschen Klassiker der<br />
Moderne ein eigenes Museum einzurichten,<br />
gäbe es heute nicht die „Neue Galerie“<br />
Ecke Fifth Avenue und 86. straße.<br />
Fünf Jahre nach sabarskys tod konnte<br />
sein Freund Ronald Lauder, Kosmetik-<br />
Kronprinz und kurzzeitig Us-Botschafter<br />
in Wien, dieses Privatmuseum eröffnen.<br />
Der Namen des „Co-Founders“ bekam<br />
gleich beim Eingang einen Erinnerungsort,<br />
wie er wienerischer nicht sein kann:<br />
das „Café sabarsky“, ausgestattet mit<br />
Bugholzmöbeln und in New York berühmt<br />
für seine Mehlspeisen.<br />
Gold-Adele aus Wien<br />
Darüber, in der Beletage des ehemaligen<br />
Vanderbilt-Palais, hängt seit 2006 <strong>Klimt</strong>s<br />
„goldenes“ Porträt von Adele Bloch- Bauer<br />
(1907). Bis zur Restitution gehörte es dem<br />
Wiener Belvedere, dann wurde es bei<br />
einer Christie’s-Auktion für 88 Millionen<br />
Dollar Ronald Lauder zugeschlagen. Dem<br />
Verzicht Österreichs auf diese <strong>Klimt</strong>-ikone<br />
ging ein politischer Kompromiss voraus,<br />
der – dank der nun von den UsA garan-<br />
32 www.weltbund.at ROTWEISSROT
© Neue Galerie New York<br />
tierten „Rechtssicherheit“ – vielen tausend<br />
jüdischen opfern und deren Nach -<br />
kommen in aller Welt Geldspenden aus<br />
Wien sicherte. Die „Goldene Adele“ bekam<br />
in New York den schönsten und richtigen<br />
Platz als Memento an das kulturbegeisterte<br />
Wiener Großbürgertum, das<br />
vertrieben und vernichtet wurde.<br />
Ein <strong>Klimt</strong> für das MoMA<br />
1981 begann sabarskys <strong>Klimt</strong>-Kampagne<br />
im isetan-Museum in tokio. 1984 fand er<br />
in Wien einen großzügigen Partner. Die<br />
schau „<strong>Gustav</strong> <strong>Klimt</strong> – Zeichnungen aus<br />
amerikanischem Privatbesitz und aus<br />
Beständen des Historischen Museums<br />
der stadt Wien“ erreichte am Karlsplatz<br />
108.000 Besucher und wurde danach auf<br />
tournee nach Deutschland geschickt.<br />
Mit dem Wiener sammler Rudolf Leopold<br />
arbeitete sabarsky trotz etlicher Krisen<br />
gern zusammen. sie blieben bei aller<br />
Freundschaft auch Konkurrenten – vor allem<br />
beim Aufspüren und Ankaufen „marktfrischer“<br />
Bilder und Zeichnungen. Leopold<br />
(gestorben 2010) war der sammler, der<br />
mitunter als Händler und Restaurator seine<br />
Ankaufskasse füllte. sabarsky suchte<br />
Einnahmen auf Ausstellungstourneen, damit<br />
er sich nie mehr von seinen schätzen<br />
trennen musste.<br />
Erst als nach seinem tod steuern fällig<br />
wurden, musste u. a. sein <strong>Klimt</strong>-Gemälde<br />
„Litzlbergerkeller“ versteigert werden. Es<br />
brachte 1997 den damaligen Rekordpreis<br />
von 14,7 Millionen Dollar. Wie viel würde<br />
heute das Goldbild „Die Hoffnung ii“ kosten?<br />
<strong>Gustav</strong> <strong>Klimt</strong> malte es 1907/08, also<br />
unmittelbar vor oder nach dem „Kuss“, der<br />
heute Hunderttausende ins Wiener<br />
schloss Belvedere lockt. Gemeinsam mit<br />
dem Ehepaar Lauder und dem Helen<br />
Acheson Fund stiftete es sabarsky dem<br />
Museum of Modern Art.<br />
Der weltweiten Propaganda für Wien als<br />
Metropole eines Großreichs mit einer faszinierenden<br />
Kulturblüte in dessen letzten<br />
Jahren folgten nicht nur Preissteigerungen<br />
bei den Bildern und Grafiken. sabarsky<br />
hat, wie auch Kallir und Leopold, viele<br />
Kunstverkäufer in Europa und Amerika<br />
reich gemacht. Für den Wien-tourismus<br />
wurde der Name <strong>Klimt</strong> ein immer glänzenderer<br />
Magnet.<br />
im beruhigenden Wohlstand ist siegfried<br />
sabarsky in Wien aufgewachsen. Vater<br />
Noah/Norbert schaffte in Wien den Aufstieg<br />
zum Fabrikanten von Gummischuhabsätzen.<br />
„Norbin“ hieß seine Marke.<br />
Doch 1930 fiel er in eine tiefe Depression.<br />
Ein Jahr später war er tot: selbstmord.<br />
Vom Vermögen blieb nichts. sohn siegfried<br />
hatte bis dahin sorglos dahingelebt<br />
und in einem teuren Frankfurter internat<br />
die Matura versäumt. Nun musste er mit<br />
Gelegenheitsarbeiten Geld verdienen. Als<br />
Garderobier in einem Kaffeehaus, als<br />
Kulissenschieber in einem Kabarett, wo<br />
auch Hans Moser für kurze „Einlagen“<br />
vorbeischaute.<br />
Clown, Propagandist, Sammler<br />
Jung-siegfried bewies sein talent als<br />
Alleinunterhalter und kreativer Verkäufer.<br />
in Revuetheatern machte er mit komischen<br />
Gratisprogrammen bei freiem Eintritt<br />
für Firmen wie schmoll-schuhpaste,<br />
indatren-tischtücher, steinmetz-Brot Reklame.<br />
Dann wechselte er zu künstlerisch<br />
ambitionierten „Fahrenden“, nämlich zum<br />
Circus Medrano. Als „weißer“ Clown, der<br />
etwa den torero mimt, der einem stier<br />
hinterherläuft; doch sobald er ihn „erstochen“<br />
hat, rennen dessen Vorder- und<br />
Hinterteil getrennt davon … Und zwischendurch<br />
auch im Circus: Werbung.<br />
Mit zwanzig schilling und einem Handköfferchen<br />
schlüpfte er am 29. März 1938<br />
durch die Grenzkontrollen. in Wien stand<br />
ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />
Schwerpunkt-Thema<br />
Das Kaffeehaus in der „Neuen Galerie“ in New York ist für seine Mehlspeisen berühmt.<br />
sein Name noch unter der Berufsbezeichnung<br />
„Propagandist“ im Adressbuch. Da<br />
war er schon in Paris. seinen Bruder<br />
Eduard holte er nach. Die Mutter aber<br />
konnte er nicht retten. Die trauer um die<br />
im osten ermordete Hana sabarsky, geborene<br />
Helmon, verließ ihn sein Leben<br />
lang nicht.<br />
in den UsA meldete er sich zur Armee.<br />
Auch in Uniform stattete er Revuen aus –<br />
im trainingscamp zur Unterhaltung der<br />
Kameraden. Bei Kriegsende war er wieder<br />
in Paris. in New York baute er ein Baugeschäft<br />
auf. seine Frau Vally hatte an der<br />
Wiener Kunstgewerbeschule studiert und<br />
ihm die Verehrung für die Jahrhundertwendemeister<br />
weitergegeben. Er begann<br />
zu sammeln.<br />
Ein Propagandist ist er geblieben. Er<br />
machte sich selber die größte Freude,<br />
wenn er bei den Eröffnungen seiner Ausstellungen<br />
den Gästen mit seinem legendären<br />
Charme und Witz <strong>Klimt</strong>s schaffen<br />
und das Gesamtkunstwerk des Wiener<br />
Fin de siècle erklären durfte. Die Begeisterung<br />
übertrug sich auf das Publikum.<br />
Bisweilen nannte er sich einen von der<br />
Kunst „Besessenen“. Ein solcher spricht<br />
feuriger und herzhafter als die akademischen<br />
Kunstkuratoren, die er übrigens nie<br />
besonders schätzte. Doch selber hielt er<br />
in New York Universitätskurse für Art Dealer<br />
und solche, die es werden wollten.<br />
sein Leben erzählte er selber im Buch „ich,<br />
serge sabarsky“. ❍<br />
33
Österreich regional – Aus den Bundesländern<br />
Burgenland Kärnten<br />
Verteidigungsminister Mag. Norbert Darabos und LH Hans Niessl beim<br />
Abschreiten der Formation der soldaten vor dem Landhaus in Eisenstadt.<br />
21 Jahre Sicherheit an der Grenze<br />
Nach 21 Jahren ging Mitte Dezember 2011 der Assistenzeinsatz<br />
des Bundesheers an der burgenländisch-niederösterreichischen<br />
Grenze zu Ungarn und der slowakei zu Ende. Nach dem Fall des<br />
Eisernen Vorhangs hat die Bundesregierung am 4. september<br />
1990 den Assistenzeinsatz für ursprünglich zehn Wochen beschlossen<br />
– geworden sind es 21 Jahre. insgesamt waren knapp<br />
356.000 soldaten im Einsatz. 90.648 illegale Grenzgänger aus<br />
111 verschiedenen Ländern wurden aufgegriffen. im Rahmen<br />
eines militärischen Festaktes vor dem Landhaus in Eisenstadt<br />
sagte das Land Burgenland in Anwesenheit von Bundesminister<br />
Mag. Norbert Darabos, zahlreichen Ehrengästen und ranghoher<br />
Militärs offiziell „Danke“ für die Leistungen im Rahmen dieser<br />
sicherheitspolitischen initiative.<br />
Ehrungen anlässlich der Beendigung des Assistenzeinsatzes<br />
Als Anerkennung wurden soldaten, die sich rund um den Assistenzeinsatz<br />
besondere Verdienste erworben haben, geehrt. Generalleutnant<br />
Mag. Christian segur-Cabanac erhielt von Landeshauptmann<br />
Hans Niessl und Landeshauptmann-stellvertreter<br />
Mag. Franz steindl das Komturkreuz des Landes Burgenland<br />
verliehen. oberst Gerhard Petermann, Militärkommandant des<br />
Burgenlandes, und oberstleutnant Wolfgang Gröbming MsD –<br />
beide vom Militärkommando Burgenland – wurden mit der Ehrenmedaille<br />
ausgezeichnet. ❍<br />
www.burgenland.gv.at<br />
Die euregio als vitales<br />
kleines europa<br />
Die Euregio „senza Confini“ ist von einer freundschaftlichen Beziehung<br />
zwischen den Menschen und Politikern Kärntens, Friaul-<br />
Julisch Venetiens und des Veneto geprägt. Kürzlich verlängerten<br />
Landeshauptmann Gerhard Dörfler sowie die Präsidenten Renzo<br />
tondo und Luca Zaia in Klagenfurt das 2007 gefasste Protokoll zur<br />
trilateralen Zusammenarbeit. Damals waren Landeshauptmann<br />
Jörg Haider und die Präsidenten Riccardo illy (Friaul-Julisch Venetien)<br />
und Giancarlo Galan (Veneto) die Unterzeichner.<br />
Wie Dörfler, tondo und Zaia betonten, wurden seitdem viele<br />
grenzüberschreitende Projekte umgesetzt. Höhepunkt war für sie<br />
der gemeinsame Einsatz für die Baltisch-Adriatische Achse in<br />
Brüssel. Diese wurde daraufhin von der Europäischen Kommission<br />
in das prioritäre Core-Network aufgenommen. Von der<br />
Hochleistungsbahnstrecke erwartet man sich enorme wirtschaftliche<br />
und touristische impulse für alle an ihr liegenden Regionen<br />
von Helsinki und Danzig über Graz, Klagenfurt und Villach bis<br />
nach Bologna. All diese Regionen werden sich 2012 auf Einladung<br />
von Dörfler, tondo und Zaia zu einer großen Veranstaltung<br />
in Venedig oder triest treffen.<br />
„Mit der Euregio wollen wir ein vitales kleines, kräftiges Europa<br />
schaffen“, erklärte Dörfler. ihr sollen bald auch slowenien und<br />
Regionen Kroatiens beitreten. „Gemeinsam als Freunde werden<br />
wir uns in die Zukunft bewegen“, so der Landeshauptmann. ❍<br />
www.ktn.gv.at<br />
Renzo tondo (Friaul-Julisch Venetien), Gerhard Dörfler (Kärnten) und<br />
Luca Zaia (Veneto) arbeiten als Freunde zusammen.<br />
34 www.weltbund.at ROTWEISSROT<br />
© Bgld. Landesmedienservice, LPD / Michael salbrechter
© NLK/Reinberger, Ferienregion Attersee-salzkammergut<br />
Niederösterreich oberösterreich<br />
Präsentierten die „st. Pöltner Erklärung“ (v. l.): EU-Kommissar Dr. Johannes<br />
Hahn, Michéle sabban, die Präsidentin der Versammlung der Regionen<br />
Europas, Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll und die polnische Ministerin<br />
Elżbieta Bieńkowska als Vertreterin der EU-Ratspräsidentschaft Polens.<br />
208 regionen und 114 Städte<br />
unterstützen „St. Pöltner erklärung“<br />
Von einer „wichtigen Zäsur für die europäische Regionalpolitik“<br />
sprach Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll anlässlich der Unterzeichnung<br />
der „st. Pöltner Erklärung“ im NÖ Landhaus. im Rahmen<br />
des Gipfeltreffens der europäischen Regionen und Kommunen<br />
in st. Pölten im oktober des vergangenen Jahres wurde<br />
das Manifest an den zuständigen EU-Kommissar Dr. Johannes<br />
Hahn sowie an die polnische Ministerin Elżbieta Bieńkowska als<br />
Vertreterin der EU-Ratspräsidentschaft Polens übergeben. Mit der<br />
„st. Pöltner Erklärung“, die von 208 Regionen und 114 städten<br />
unterstützt wird, sollen der Rat der Europäischen Union und das<br />
Europäische Parlament aufgefordert werden, regionale interessen<br />
in der Kohäsionspolitik zu verankern.<br />
Bereits am 7. oktober 2010 wurde eine von 143 Regionen unterzeichnete<br />
Deklaration an den Kommissionspräsidenten Jose Manuel<br />
Barroso übergeben mit der Forderung, die Kohäsionsmittel<br />
auch nach 2013 für alle Regionen weiterzuführen. „Dieses Manifest<br />
ist der nächste schritt, mit dem wir unsere Regioneninitiative<br />
ausweiten“, meinte Landeshauptmann Pröll. Derzeit laufe die<br />
Rechtswerdung der finanziellen Vorschau auf europäischer Ebene,<br />
informierte er: „in dieser Phase wollen wir mit Nachdruck die<br />
interessen der Regionen vertreten.“<br />
Der Landeshauptmann zeigte sich davon überzeugt, „dass die<br />
europäische Union gerade jetzt die Regionen braucht“, denn „die<br />
Regionen sichern die wirtschaftliche Prosperität sowie die grenzüberschreitende<br />
Zusammenarbeit, und sie übersetzen Europa für<br />
die Bürger“.<br />
seit 1995 wurden in Niederösterreich mit der Regionalförderung<br />
der EU rund 5.600 Projekte umgesetzt und damit drei Milliar den<br />
Euro an investitionen ausgelöst. Damit wurden rund 57.000<br />
Arbeits plätze abgesichert bzw. neu geschaffen. im Zuge des Gipfeltreffens<br />
der Regionen und Kommunen betonte Landeshauptmann<br />
Pröll: „Dieses Manifest ist ein wichtiger Ausdruck der Geschlossenheit<br />
der Regionen in Europa und ein Zeichen der Bereitschaft<br />
der Regionen, sich in Europa einzubringen.“ ❍<br />
www.noe.gv.at<br />
ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />
Österreich regional – Aus den Bundesländern<br />
neues <strong>Klimt</strong>-Zentrum am Attersee<br />
Zum 150. Geburtstag von <strong>Gustav</strong> <strong>Klimt</strong> am 14. Juli 2012 wird in<br />
Kammer am Attersee ein <strong>Klimt</strong>-Zentrum eröffnet. Damit wird die<br />
Aufarbeitung und Vermarktung der engen Beziehung des Malers<br />
zu dem salzkammergutsee, die 2003 mit dem Anlegen eines<br />
themenwegs begonnen wurde, intensiviert.<br />
Ein privater <strong>Klimt</strong>-Verein will in Kooperation mit dem Wiener Leopold<br />
Museum mit dem neuen Zentrum einen ort schaffen, von dem<br />
künftige Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Künstler ausgehen.<br />
Der Platz für das Gebäude befindet sich direkt neben der berühmten,<br />
von <strong>Klimt</strong> gemalten schloss-Allee. themenschwerpunkt<br />
wird die Beziehung des Malers zum Attersee sein: <strong>Klimt</strong> verbrachte<br />
hier viele Jahre auf sommerfrische, fand wertvolle Motive und<br />
schuf hier die meisten seiner Landschaftsgemälde, die ein Viertel<br />
seines gemalten Werks umfassen.<br />
Das zu 70 Prozent aus EU-Regionalförderungsmitteln finanzierte<br />
Projekt – Gesamtkosten: 280.000 Euro – wurde von Erich Kaniak,<br />
dem Chef der seeapotheke in Kammer, initiiert. Kaniak betont die<br />
synergien zwischen Zentrum, <strong>Klimt</strong>-shop und örtlichem tourismusbüro.<br />
Kooperiert wird mit dem Wiener Leopold Museum. Auch<br />
ein Kaffeehaus wird eingerichtet. Auf einem 20.000 Quadratmeter<br />
großen Areal der Gemeinde ist auch an <strong>Klimt</strong>-Mustergärten gedacht.<br />
Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer lädt sie herzlich ein,<br />
bei einem Urlaub die schönheit des Attersees und die Faszination,<br />
die von <strong>Klimt</strong>s Werken ausgeht, zu genießen. ❍<br />
www.land-oberoesterreich.gv.at<br />
Das neue <strong>Klimt</strong>-Zentrum am Attersee: www.attersee.at<br />
35
Österreich regional – Aus den Bundesländern<br />
salzburg steiermark<br />
„Litzlberg am Attersee“ von <strong>Gustav</strong> <strong>Klimt</strong> (Öl auf Leinwand, 110 x 110 cm).<br />
Salzburg gab wertvolles<br />
<strong>Klimt</strong> -Gemälde zurück<br />
Die Restituierung eines wertvollen Gemäldes sorgte im vergangenen<br />
Jahr nicht nur in salzburg für schlagzeilen. Das um 1915 entstandene<br />
Bild „Litzlberg am Attersee“ von <strong>Gustav</strong> <strong>Klimt</strong> (Öl auf<br />
Leinwand, 110 x 110 cm) zählte zu den bekanntesten und wertvollsten<br />
Werken der sammlung des Museums der Moderne salzburg.<br />
Gutachten haben allerdings ergeben, dass die Ansprüche von<br />
Georges Jorisch auf dieses Bild gerechtfertigt sind. Jorisch ist<br />
Enkel und Alleinerbe von Amalie Redlich, der ursprünglichen<br />
Eigentümerin des Gemäldes, die 1941 von den Nazis nach Polen<br />
deportiert und dort ermordet wurde. Das Bild wurde von der Gestapo<br />
beschlagnahmt und kam in weiterer Folge über tauschgeschäfte<br />
und andere Umwege in den Besitz des Landes salzburg. Bei der<br />
konsequenten Beibehaltung der selbstbindung des Landes zur Anwendung<br />
der Bundeskriterien zur Restitution von Kunstgegenständen<br />
wurde das Gemälde an Georges Jorisch als Erben restituiert.<br />
„so schmerzlich die Rückgabe dieses Gemäldes für den sammlungsbestand<br />
des Landes ist, so meine ich doch, dass die salzburger<br />
Landesregierung bei dem 2002 eingeschlagenen Wege bleiben<br />
muss, nicht Nutznießerin eines verbrecherischen Regimes<br />
sein zu dürfen“, betonte Landeshauptmann-stellvertreter Wilfried<br />
Haslauer bei der Bekanntgabe der Restituierung des Bildes. Mittlerweile<br />
wurde das Gemälde mit einem Zuschlag von knapp 30 Millionen<br />
Euro bei sotheby’s versteigert. ❍<br />
www.salzburg.gv.at<br />
82 steirische Ausflugsziele setzen<br />
alles auf eine Karte<br />
82 große und kleine steirische Ausflugsziele vom stift Admont,<br />
dem Gestüt Piber und der tierwelt Herberstein bis zum Bummelzug<br />
tauplitzalm werden erstmalig mit einer steiermark-Card in der<br />
Ausflugszielesaison 2012 von 1. April bis 31. oktober gegen ein<br />
einmaliges Entgelt meist mehrfach zu besuchen sein.<br />
Mit einer einzigen Karte gleich mehr als 80 steirische sehenswürdigkeiten<br />
besuchen zu können, dieser Wunsch geht nun in Erfüllung.<br />
„Die neue steiermark-Card ist ein tolles neues Angebot für<br />
alle steirerinnen und steirer, insbesondere für unsere Familien,<br />
aber selbstverständlich auch für unsere Gäste. Gleichzeitig verfolgen<br />
wir mit dieser Card das Ziel, die steirischen Ausflugsziele<br />
durch eine Erhöhung der Gästezahlen zu stärken und damit die<br />
Vielfalt und Attraktivität dieser touristischen Betriebe zu erhalten<br />
und weiter auszubauen“, freut sich Landeshauptmann-stellvertreter<br />
Hermann schützenhöfer über dieses lange ersehnte tourismusangebot.<br />
Georg Bliem betont als Chef von steiermark tourismus,<br />
dass es wichtig ist, dass sich die steirer im eigenen Land noch besser<br />
auskennen, da sie im sinne der Mundpropaganda die besten<br />
Botschafter sind – anderen steirern wie Gästen gegenüber.<br />
Doris Wolkner-steinberger und Rudolf Huber vom Verein steiermark-Card:<br />
„Wir erwarten uns eine höhere Frequenz an Besuchern,<br />
aber auch neue Gäste, die man bis dato nicht erreichen<br />
konnte und für die die steirischen Ausflugsziele damit noch attraktiver<br />
werden.“<br />
Die Karte ist bis 31. Jänner zum Einstandspreis von 65 Euro für<br />
Erwachsene und um 30 Euro für Kinder ab vier Jahren erhältlich.<br />
Man kann sie online unter www.steiermark-card.net bestellen oder<br />
bei Raiffeisen-Zweigstellen und großen Ausflugszielen kaufen. ❍<br />
www.steiermark-card.net<br />
V. l.: Doris Wolkner-steinberger (sprecherin steiermark-Card), LH-stv.<br />
Hermann schützenhöfer, Georg Bliem (GF steiermark tourismus),<br />
Rudolf Huber (Bergbahnen tauplitz).<br />
36 www.weltbund.at ROTWEISSROT<br />
© Museum der Moderne salzburg, steiermark tourismus
© Archäologisches Museums Fließ<br />
tirol Vorarlberg<br />
Künstlerisch neu gestaltetes Freigelände: Auf der tiroler Pillerhöhe zieht<br />
die Prozession mit einem opfertier zum Kultplatz.<br />
Wo einst Tiere, Waffen und<br />
münzen geopfert wurden<br />
Zweitausend Jahre lang brachten die Menschen den Göttern auf<br />
der Pillerhöhe tiere, schmuck, Werkzeuge, Waffen und Münzen<br />
als Dank oder Bitte dar. Mit dem Ende des Römischen Reiches erloschen<br />
diese opferfeuer im tiroler oberland. Der überregional<br />
bedeutende Kultplatz wurde inzwischen wissenschaftlich, aber<br />
auch durch die künstlerische Neugestaltung des Freigeländes für<br />
die Öffentlichkeit aufbereitet: Das Archäologische Museum Fließ<br />
erhielt für das Projekt „Alpines Heiligtum Pillerhöhe“ den Museumspreis<br />
des Landes tirol in der Höhe von 6.000 Euro.<br />
Eine lebensgroße opferprozession aus stahl begleitet die Besucherinnen<br />
zum prähistorischen Brandopferplatz. Die Vorlage dazu<br />
fand sich auf einem verzierten Bronzeeimer aus dem sechsten<br />
Jahrhundert vor Christus. Auf der Festwiese wurden tausende<br />
opfergaben gefunden, die im Museum Fließ zu bewundern sind.<br />
Eine dieser Felsspalten, wo man früher opfer deponierte, wurde<br />
nun durch einen Einstieg erschlossen.<br />
„seit Jahren setzen wir in tirol konsequent auf die Förderung der<br />
Qualität in den Museen. Wir sind stolz auf eine besonders dichte<br />
Museumslandschaft. Das ist auch den zahlreichen hoch motivierten<br />
und gut qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in<br />
den tiroler Museen zu verdanken“, sagte Kulturlandesrätin Beate<br />
Palfrader bei der Preisverleihung. ❍<br />
Info: http://museum.fliess.at<br />
ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />
Österreich regional – Aus den Bundesländern<br />
„vertrauen stärken,<br />
Bürgernähe leben“<br />
Markus Wallner, neu gewählter Vorarlberger Landeshauptmann,<br />
skizzierte die wesentlichen Grundsätze der zukünftigen Landespolitik:<br />
schwerpunkt Kinder, Jugendliche, Familie, Fokus auf Bildung,<br />
Energieautonomie und finanzielle stabilität.<br />
in seiner Antrittsrede vor dem Vorarlberger Landtag kündigte Wallner<br />
an, die Bevölkerung noch stärker in die wichtige Zukunftsarbeit<br />
einbeziehen zu wollen. „Was es gerade jetzt braucht, ist Vertrauen<br />
zu stärken und Bürgernähe zu leben“, so der Landeshauptmann.<br />
Einen besonderen schwerpunkt kündigte er bei der Unterstützung<br />
für die Familien, für Kinder und Jugendliche sowie für das freiwillige<br />
Engagement an. Als ein wichtiges tragfähiges Konzept bezeichnete<br />
Wallner das Ziel der Energieautonomie Vorarlbergs bis 2050.<br />
Der Wirtschaftsraum Vorarlberg soll auch in Zukunft ein Produktionsstandort<br />
bleiben. Die Chancen für Vorarlberg in den nächsten<br />
Jahren beurteilt Wallner positiv, weil das Haus „auf einem stabilen<br />
Fundament und sicheren Finanzen“ gebaut sei.<br />
„Gesunder“ Föderalismus<br />
Neben dem direkten Bürgerkontakt sollen auch die Kontakte zu<br />
den Landsleuten außerhalb Vorarlbergs sowie die Beziehungen zu<br />
den Nachbarn im Bodenseeraum, den Alpenländern, im EU-Ausschuss<br />
der Regionen und zu den anderen Bundesländern weiter<br />
ausgebaut werden. Wallner kündigte zudem an, sich für einen<br />
gesunden und zukunftsweisenden Föderalismus einzusetzen:<br />
„Vorarlberg tritt in vielen Fragen den Beweis an, regional zu<br />
besseren, bürgerfreundlicheren und innovativeren Lösungen mit<br />
überschaubaren Verwaltungskosten zu kommen.“ ❍<br />
www.vorarlberg.at/lh<br />
Landeshauptmann Markus Wallner bei der Angelobung durch Landtagspräsidentin<br />
Bernadette Mennel.<br />
37
Österreich regional – Aus den Bundesländern<br />
Wien Kunst und Kultur<br />
Porträt der Emilie Flöge im Wien Museum.<br />
<strong>Gustav</strong> <strong>Klimt</strong> und die Geburt<br />
der moderne in Wien<br />
Der Geburtstag des Jugendstilmalers jährt sich heuer zum 150.<br />
Mal. Ein willkommener Anlass, im Lauf des Jahres 2012 acht Ausstellungen<br />
und zahlreiche sonderveranstaltungen seinem schaffen<br />
zu widmen. Den Anfang macht die schau „<strong>Gustav</strong> <strong>Klimt</strong> / Josef<br />
Hoffmann im schloss Belvedere, das die weltweit größte sammlung<br />
mit dem wohl berühmtesten <strong>Klimt</strong>-Gemälde „Der Kuss“ beherbergt.<br />
Großformatige Arbeiten des Meisters – wie der Beethovenfries<br />
– sind in der seccession, aber auch im Burgtheater und im<br />
Kunsthistorischen Museum zu bewundern. Die Albertina, das<br />
Leopold Museum, das Österreichische theatermuseum, das<br />
Künstlerhaus und das Museum für Volkskunde werden anschließend<br />
den Ausstellungsreigen fortsetzen, der sowohl die Wiener/innen<br />
wie auch viele ausländische Gäste begeistern wird. Das Wien<br />
Museum am Karlsplatz besitzt mit 400 Blättern den weltgrößten<br />
Bestand an <strong>Klimt</strong>-Zeichnungen und wird diese im Jubiläumsjahr<br />
seinen Besucher/innen in stilvollem Ambiente präsentieren.<br />
Als Andenken der besonderen Art bietet das Wachsfigurenkabinett<br />
von Madame tussauds im Wiener Prater die Möglichkeit, sich mit<br />
<strong>Klimt</strong> fotografieren zu lassen. Jugendstildesign zum Mit-nach-Hause-Nehmen<br />
gibt es von den Designern von Wien Products, und mit<br />
der <strong>Klimt</strong>-torte beweist die Café-Konditorei Gerstner, dass Kunst<br />
auch durch den Magen gehen kann. ❍<br />
www.klimt2012.info<br />
Die Seitenhafenbrücke in Wien –<br />
ein kaum gesehenes Bauwerk<br />
Am 22. November 2011 wurde die 130 Meter lange Brücke über<br />
den Donaukanal, knapp vor der Einmündung des Kanals in die<br />
Donau, die den 2. und den 11. Bezirk verbindet, eröffnet. sie ist<br />
das Ergebnis eines Wettbewerbs, den das ingenieurbüro PCD,<br />
vertreten durch Gerald Foller und Michael Kleiser in Kooperation<br />
mit zeininger Architekten und der Architektengruppe U-Bahn,<br />
gewonnen hat.<br />
Es ist eine Brücke aus einem stück, eine der längsten „integralbrücken“<br />
Europas und daher auch konstruktiv eine innovation.<br />
Die Fahrbahnplatte verwandelt ihren Querschnitt zum Brückenscheitel<br />
hin in eine Addition schmaler Balken, die ihre Lasten über<br />
stützenbündel auf zwei Fundamentpunkte am Ufer abtragen.<br />
Jeder Punkt an dieser Brücke ist zugleich präzise konstruiert und<br />
formal durchgearbeitet. Das Ergebnis ist höchst elegant und<br />
international konkurrenzfähig. ohne die gute Zusammenarbeit<br />
von ambitionierten tragwerksplanern und Architekten wäre diese<br />
Brücke nie entstanden, der Auftraggeber war der städtische<br />
Grund- und Brückenbau.<br />
Die Brücke zwischen der seitenhafenstraße und der 11. Haidequerstraße<br />
dient in erster Linie dem individualverkehr und dem<br />
Betrieb des Wiener Hafens, sie soll vor allem den Lkw-Verkehr auf<br />
den Autobahnen A23 und A4 entlasten. Aber auch für Fußgänger<br />
und Radfahrer wurde genügend Platz gelassen.<br />
Diese Brücke sehend zu würdigen, sollte man nicht nur Joggern<br />
und den Passagieren der hier vorbeifahrenden touristenschiffe<br />
überlassen. ❍<br />
www.bruecken.wien.at<br />
Die seitenhafenbrücke in Wien verbindet den 2. und 11. Bezirk.<br />
38 www.weltbund.at ROTWEISSROT<br />
© Wien Museum, pcd-zt
Das Handbuch für die ökologische Zukunft:<br />
Der nächste Green Business Guide<br />
erscheint im vierten Quartal 2012<br />
MEDIA-KONTAKT:<br />
MARKUS WAGNER (CPG)<br />
TEL: +43/1/405 46 40-768<br />
MOBIL: +43/(0)664/14 15 868<br />
M.WAGNER@CPG.AT
Österreich News<br />
trauer um sena Jurinac<br />
„Die salzburger Festspiele verdanken<br />
sena Jurinac sternstunden, für die sie von<br />
Publikum und Presse gleichermaßen gefeiert<br />
wurde“, drückte Festspielpräsidentin<br />
Helga Rabl-stadler ihre trauer um die<br />
wunderbare sängerin aus, die am 23. November<br />
2011 nur einen Monat nach ihrem<br />
90. Geburtstag gestorben ist.<br />
in salzburg gehörte sie in den Nachkriegsjahren<br />
zu jenen Künstlern, die den Festspielen<br />
ihren herausragenden internationalen<br />
Ruf gegeben haben.<br />
1947 trat sena Jurinac das erste Mal bei<br />
den Festspielen als „Dorabella“ in „Cosi<br />
fan tutte“ auf und wurde sofort zum Publikumsliebling.<br />
im darauffolgenden sommer feierte sie als<br />
Herbert von Karajans Cherubin in „Le<br />
Nozze di Figaro“ und Eros in „orpheus<br />
und Eurydike“ wahre triumphe. „Göttlich<br />
in Erscheinung, Ausdruck, Musikalität ist<br />
sena Jurinac als Eros“, überschlug sich<br />
etwa die „Wiener Zeitung“ in ihrem<br />
Premieren bericht.<br />
in den folgenden Jahren festigte sena<br />
Jurinac ihren Ruf als die maßstabsetzende<br />
Persönlichkeit im Mozart- und Richardstrauss-Fach.<br />
so urteilte Max Kaindl-<br />
Hönig in den „salzburger Nachrichten“<br />
über ihre Darstellung des octavian im<br />
„Rosenkavalier“ zur triumphalen Eröffnung<br />
des neuen Großen Festspielhauses unter<br />
Herbert von Karajan: „sena Jurinac als<br />
Quinquin gab wohl die beste Figur der<br />
ganzen Besetzung ab. sie war es wahrhaft<br />
fähig, ‚ein junger Herr‘ … zu sein und<br />
lieh dennoch in spiel und lyrischer Gestaltung<br />
auch dem ephebenhaften Zartsinn<br />
dieser Rolle den Zauber natürlichsten<br />
Ausdrucks.“<br />
www.salzburgerfestspiele.at<br />
Michael Mössmer<br />
Redakteurin Andrea Eckert (l.) mit Leopold Hawelka, Josefine Hawelka anlässlich einer 2002<br />
entstandenen oRF-Dokumentation über das „Hawelka“.<br />
„I wär net der hawelka ohne mei frau“<br />
m 29. Dezember starb, sechs Jahre<br />
A nach seiner Frau Josefine, der legendäre<br />
Cafétier Leopold Hawelka im 101.<br />
Lebensjahr nach einem erfüllten Arbeitsleben,<br />
währenddessen die beiden Wiener<br />
Kaffeehauskultur geschrieben hatten.<br />
Bereits im Jahr 1939 erwarb Hawelka gemeinsam<br />
mit seiner Frau das Kaffeehaus<br />
in der Dorotheergasse Nr. 6, und beide<br />
arbeiteten mit großem Fleiß, wodurch es<br />
ihnen gelang – trotz widrigster Umstände<br />
während der Kriegs- und Nachkriegszeit<br />
– eine institution zu erschaffen. Unzählige<br />
Menschen hatten das „Hawelka“ als zweites<br />
Zuhause empfunden, so wie es einst<br />
Peter Altenberg formuliert hatte: „Nicht zu<br />
Hause und doch nicht an der frischen<br />
Luft ...“ Viele von ihnen sind als studen t/in -<br />
nen oder junge Künstler/innen dort ein und<br />
aus gegangen – und sind später, als arrivierte<br />
Persönlichkeiten, ihren Hawelkas<br />
treu geblieben. Ein paar Namen aus der<br />
langen Liste der stammgäste: oskar<br />
Werner, Friedensreich Hundertwasser,<br />
Elias Canetti, Ernst Fuchs, Albert Paris<br />
Gütersloh, Heimito v. Doderer, Friedrich<br />
torberg, Alfred Hrdlicka, senta Berger,<br />
Hans Moser, Helmut Qualtinger, André<br />
Heller, Georg Danzer u. v. a.<br />
Ein Leben für die Kaffeehauskultur<br />
Josefine und Leopold Hawelka lebten für<br />
ihr Kaffeehaus, und das im wahrsten sinne<br />
des Wortes: in den frühen Morgenstunden<br />
verließ Leopold Hawelka die nahege-<br />
legene Wohnung, um die wichtigsten Vorarbeiten<br />
zu erledigen. Dazu gehörte es<br />
auch, Guglhupf zu backen – wie er es von<br />
seiner Frau gelernt hatte. Um die Lieferanten<br />
brauchte er sich kaum zu kümmern,<br />
denn diese verstauten routinemäßig ihre<br />
Waren an allen möglichen stellen, denn<br />
stauraum ist nicht viel vorhanden. so finden<br />
etwa Getränkekisten seit Jahrzehnten<br />
unter den gepolsterten sitzbänken Platz.<br />
Das morgendliche Geschäft schaukelte<br />
Leopold Hawelka mit seinen Kellnern allein,<br />
seine Frau Josefine kam im Lauf des<br />
früheren Vormittags, um sich der Küche<br />
anzunehmen. Bis in die späten Abendstunden<br />
waren die beiden dann für ihre<br />
Gäste da, Josefine Hawelka musste ihren<br />
Mann – mit sanftem Druck – dazu bewegen,<br />
nach oft 14 stunden endlich nach<br />
Hause zu gehen. sie selbst harrte bis zur<br />
sperrstunde aus, machte um zwei Uhr<br />
früh noch die tägliche Abrechnung, bevor<br />
sie das Kaffeehaus für knapp vier stunden<br />
zusperrte. Dann war wieder Leopold<br />
Hawelka an der Reihe. Und das über 70<br />
Jahre hindurch, in denen sich die beiden<br />
nur selten Urlaub gönnten.<br />
Der Fortbestand des Cafés ist gesichert,<br />
denn schon vor Jahren hat Leopold<br />
Hawelka die Verantwortung an seinen<br />
sohn Günter und seine beiden Enkelsöhne<br />
Amir und Michael übergeben, die das<br />
traditionsreiche Lokal in seinem sinne<br />
weiterführen wollen. ❍<br />
www.hawelka.at<br />
40 www.weltbund.at ROTWEISSROT<br />
© oRF / Gabriela Brandenstein
© UMJ / N. Lackner, internationales Kammermusikfest Lockenhaus<br />
Der abendliche Blick über den innenhof zeigt die harmonische Gestaltung des neuen Kulturbezirks.<br />
Joanneum neu<br />
m 26. November 2011 – dem 200. stif-<br />
A tungstag des Universalmuseums<br />
Joanneum – wurde in Graz das Joanneumsviertel<br />
eröffnet. Dieses neue Kulturzentrum<br />
auf einem geschichtsträchtigen Areal verbindet<br />
die historischen Museums- und<br />
Biblio theksgebäude in der Rauber-, Neutorund<br />
Kalchberggasse zu einer architektonischen<br />
Einheit, die den ursprünglichen<br />
Charakter der einzelnen Gebäude bewahrt<br />
und oberhalb eines tiefer liegenden Besucher/innenzentrums<br />
eine urbane Piazza in<br />
die Grazer Altstadt bringt. Die Neue Galerie<br />
Graz, die Multimedialen sammlungen<br />
und die steiermärkische Landesbibliothek<br />
nahmen bereits mit dem tag der Eröffnung<br />
ihren Betrieb an ihrem neu gestalteten<br />
standort auf, das Naturkundemuseum im<br />
Gebäude Raubergasse wird im Frühjahr<br />
2013 eröffnet.<br />
Neuer Kulturbezirk<br />
Die architektonische Gestaltung des<br />
Joanneumsviertels durch die ARGE Nieto<br />
sobejano Arquitectos / eep architekten,<br />
Madrid/Graz, räumt nicht nur den histori-<br />
schen Gebäuden den ihnen gebührenden<br />
stellenwert ein, sie berücksichtigt auch<br />
die räumlichen und funktionalen Ansprüche<br />
moderner Museums- und Bibliotheksarbeit.<br />
Während das historische Zentrum<br />
von Graz vor allem wegen seiner Dachlandschaft<br />
geschätzt wird, entwickelte<br />
sich der Neubau direkt unter dem Boden.<br />
Der zentrale Platz wird perforiert von runden<br />
Öffnungen, aus denen transparente<br />
Kegelstümpfe ragen – sie bringen Licht in<br />
die darunter liegenden Räume. Ein großer,<br />
zentral im Hof gelegener Kegel mit 13<br />
Metern Durchmesser bildet den Haupteingang<br />
des Ensembles und führt in das<br />
Besucher/innenzentrum, wo auch Freihand-<br />
und Entlehnbereiche der Landesbibliothek<br />
untergebracht sind.<br />
Ausgestattet mit einer modernen technischen<br />
infrastruktur bietet das Joanneumsviertel<br />
nun die idealen Voraussetzungen<br />
für einen verantwortungsbewussten, zeitgemäßen<br />
und publikumsfreundlichen<br />
Umgang mit den dort untergebrachten<br />
sammlungen. ❍<br />
www.museum-joanneum.at<br />
ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />
Österreich News<br />
Von Freunden für Freunde<br />
Der Cellist Nicolas Altstaedt, gefeierter<br />
solist mit spitzenorchestern wie den Wiener<br />
Philharmonikern und international<br />
gefragter Kammermusiker, wurde auf<br />
Vorschlag von Gidon Kremer zum neuen<br />
künstlerischen Leiter für das Kammermusikfest<br />
in Lockenhaus bestellt, das 2012<br />
von 5. bis 11. Juli stattfinden wird. Altstaedt<br />
hat das thema „Metamorphosen“ gewählt.<br />
Dies deshalb, so Altstaedt, „da dem Neustart<br />
in Lockenhaus keine Grenzen gesetzt<br />
werden sollen und dieses Festival –<br />
auch bis dato – immer für Überraschungen<br />
gut war“. Etwa 40 Musiker werden auf<br />
Burg Lockenhaus und in der barocken<br />
Pfarrkirche des ortes Werke von mehr als<br />
30 Komponisten aufführen und Programme<br />
erarbeiten, die nur in dieser Formation<br />
im Rahmen des Festivals zu hören sein<br />
werden. Dem Lockenhaus-Prinzip, die<br />
detaillierten Konzertprogramme erst etwa<br />
48 stunden vor Konzertbeginn bekannt zu<br />
geben, will Altstaedt treu bleiben.<br />
Altstaedt ist in den vergangenen Jahren<br />
häufig hier aufgetreten und genießt den<br />
Ruf eines genialen Musikers mit einem<br />
Repertoire aller stilrichtungen der klassischen<br />
Musik inklusive der Moderne. seine<br />
hochgepriesenen CD-Aufnahmen reichen<br />
von Bach über Haydn, Beethoven, schumann<br />
und tschaikowsky bis hin zu Webern<br />
und Ligeti.<br />
Wie zu den besten Zeiten in seiner<br />
30- jährigen Geschichte soll Lockenhaus<br />
aber auch wieder Komponisten zur „Geburt“<br />
verhelfen, die durch dieses Musikfest<br />
die Weltöffentlichkeit erreichen.<br />
www.kammermusikfest.at<br />
Mit der neuen künstlerischen Leitung<br />
durch Nicolas Altstaedt (r.) wird die erfolgreiche<br />
Arbeit von Gidon Kremer fortgeführt.<br />
41
Österreich News<br />
„Zu Hilfe, Roboter!“<br />
Ältere Menschen leben immer länger<br />
selbstständig zu Hause – häufig ganz allein.<br />
Falls akute gesundheitliche Probleme<br />
auftreten, kann viel Zeit vergehen, bis die<br />
Notlage von Angehörigen oder Nachbarn<br />
bemerkt wird. Ein neuer Home-Care-Roboter,<br />
der an der JKU entwickelt wurde,<br />
kann solche Notfälle erkennen und rasch<br />
Hilfe rufen. Auch wenn das Gerät nicht für<br />
die serienproduktion gedacht ist: Die<br />
gewonnenen Erkenntnisse tragen enorm<br />
zur Entwicklung neuer systeme bei.<br />
„Bei dieser Bevölkerungsgruppe können<br />
selbst kleine Unfälle oder akute Gesundheitsänderungen<br />
zu einer regelrechten<br />
Falle mit möglicherweise dramatischen<br />
Folgen werden“, weiß Prof. Luigi del Re<br />
vom institut für Design und Regelung<br />
mechatronischer systeme an der JKU<br />
Linz. Gemeinsam mit seinem team hat er<br />
daher basierend auf bereits erhältlichen<br />
Robotersystemen einen „Home-Care-Roboter“<br />
entwickelt, der in solchen Fällen<br />
rasch für Hilfe sorgt. Dieses europäische<br />
interreg-iVC-Projekt „innovation for Welfare“<br />
wurde gemeinsam mit Partnern aus<br />
italien, tschechien, den Niederlanden und<br />
Estland durchgeführt.<br />
Ermöglicht wurde das Projekt durch Fortschritte<br />
in der Entwicklung von kabellosen<br />
und nicht invasiven sensoren, die es möglich<br />
machen, signale wie Hauttemperatur,<br />
EKG und Körperbeschleunigungen zu<br />
messen. in die Haut eindringen müssen<br />
diese modernen Geräte nicht.<br />
Durch die kontinuierliche Messung dieser<br />
signale ist es möglich, für den Benutzer<br />
kritische situationen zu erkennen. so<br />
kann der Computer z. B. anhand der Messung<br />
der Körperbeschleunigung einen<br />
sturz feststellen und einen Hilferuf veranlassen.<br />
hauptbahnhof Wien: noch ein Jahr<br />
bis zum ersten Zug<br />
m 12. Juni 2007 war Baubeginn für<br />
A den Hauptbahnhof Wien, den schon<br />
pünktlich zum Fahrplanwechsel 2012/<br />
2013 die ersten Züge frequentieren und<br />
den Bahnverkehr weit über die Grenzen<br />
Wiens hinaus neu ordnen werden. Bahnreisende<br />
werden eine neue Qualität erleben,<br />
die Region einen wirtschaftlichen<br />
impuls. Der Hauptbahnhof Wien wird neue<br />
Märkte ansprechen und Menschen verbinden.<br />
„Der Hauptbahnhof macht Wien zu<br />
einem europäischen schienenverkehrsknoten<br />
ersten Ranges. Damit legen wir die<br />
Basis für einen weiteren Ausbau Wiens<br />
zum multifunktionalen Wirtschaftszentrum<br />
für den zentral- und osteuropäischen<br />
Raum“, sagte Wiens Bürgermeister<br />
Michael Häupl über die Bedeutung des<br />
Hauptbahnhofs für Wien.<br />
Alternative zu Auto und Flugzeug<br />
Der damalige infrastrukturminister und<br />
heutige Bundeskanzler Werner Faymann<br />
betonte die strategische Bedeutung des<br />
neuen Bahnhofs, eines der wichtigsten<br />
Ausbauprojekte für die ÖBB: „Das Ziel ist<br />
es, die Bahn zu einer wirklich attraktiven<br />
Alternative zum Auto und zum Flugzeug<br />
zu machen. Mit dem neuen Hauptbahnhof<br />
gibt es erstmals einen Durchgangsbahnhof<br />
in Wien. Das verkürzt die Fahrzeiten<br />
Michael Mössmer<br />
Anstelle der zwei Kopfbahnhöfe süd- und ostbahnhof schaffen die ÖBB bis 2013 einen zentralen<br />
Durchgangsbahnhof, der 2014 in Vollbetrieb gehen wird.<br />
und schafft eine Verbindung der beiden<br />
wichtigsten Bahnachsen in Österreich.“<br />
Auf dem Gelände befanden sich zwei<br />
Kopfbahnhöfe: der südbahnhof und der<br />
ostbahnhof; sie lagen unmittelbar nebeneinander<br />
und wurden getrennt betrieben.<br />
Anstelle dieser zwei Kopfbahnhöfe schaffen<br />
die ÖBB bis 2013 einen zentralen<br />
Durchgangsbahnhof – einen Knotenpunkt<br />
im transeuropäischen schienenverkehr<br />
und die wichtigste Drehscheibe für den<br />
internationalen und nationalen Personenverkehr.<br />
Eröffnung am 14. Dezember 2014<br />
Pünktlich zum Fahrplanwechsel 2012/2013<br />
werden die ersten Züge den neuen Hauptbahnhof<br />
frequentieren. Mit der Umlegung<br />
der ostbahn auf die neue Verkehrsstation<br />
geht diese zuerst in teilbetrieb, zwei Jahre<br />
später in Vollbetrieb.<br />
Die nördliche Halle und weitere sechs<br />
Bahnsteigkanten – Richtung südtiroler<br />
Platz bzw. Gürtel – werden zwischen Dezember<br />
2012 und Dezember 2014 errichtet.<br />
Am 14. Dezember 2014 wird die Verkehrsstation<br />
eröffnet, das Einkaufszentrum<br />
bereits drei Monate davor im september.<br />
2015 werden die Arbeiten am gesamten<br />
Bahninfrastrukturprojekt beendet sein. ❍<br />
www.hauptbahnhof-wien.at<br />
42 www.weltbund.at ROTWEISSROT<br />
© JKU Linz, ÖBB / Roman Boensch
© tU Wien, selmer GmbH objekteinrichtungen, Wienbibliothek im Rathaus<br />
ultramikroskop macht rückenmark durchsichtig<br />
ervenzellen können sich nach Rücken-<br />
N marksverletzungen wieder regenerieren.<br />
Wie sie das tun, war bis heute schwer<br />
zu erforschen: Wollte man bisher ins innere<br />
des Rückenmarks blicken, musste man<br />
Proben in feine scheiben schneiden und<br />
sie nacheinander untersuchen. An der<br />
Fakultät für Elektrotechnik und informationstechnik<br />
der tU Wien wurde eine<br />
Methode entwickelt, die das Gewebe<br />
durchsichtig werden lässt. Dadurch sind<br />
tiefe Blicke in die struktur des Rückenmarks<br />
möglich, feinste Details in der Größenordnung<br />
von tausendstel Millimetern<br />
werden sichtbar. in Zusammenarbeit mit<br />
dem Max-Planck-institut für Neurobiologie<br />
wurde die neue Ultramikroskop-Methode<br />
nun im Fachjournal „Nature Medicine“<br />
vorgestellt.<br />
erster rollstuhl ohne metall „made in Austria“<br />
selmer will den „EasyRoller“ vorerst in<br />
Österreich, der schweiz sowie in osteuropa<br />
und auch in Australien vermarkten.<br />
er salzburger Unternehmer Carl<br />
D Gerald selmer bringt einen revolutionären<br />
Rollstuhl auf den Markt, der als<br />
weltweit erstes Modell zu 100 Prozent aus<br />
Kunststoff besteht. Der neue „EasyRoller“<br />
ist speziell für Menschen mit Gehbehinderung<br />
auf Flugreisen geeignet, er ist extrem<br />
leicht und kommt problemlos durch alle<br />
3-D-Rekonstruktion eines Mäuserückenmarks<br />
mithilfe des Ultramikroskops der tU Wien.<br />
in der Medizin wird nach Methoden gesucht,<br />
Wachstum und Regeneration verletzter<br />
Nervenzellen zu fördern. Mit der<br />
neuen technik ist es nun möglich, die<br />
Wirksamkeit dieser Methoden genau zu<br />
untersuchen. Auch für andere Gewebetypen<br />
ist die Methode verwendbar – etwa<br />
zur Untersuchung von tumorgewebe. ❍<br />
www.tuwien.ac.at<br />
sicherheitskontrollen, da er völlig frei von<br />
Metall ist. Dies erleichtert auch Unterwassertherapien<br />
in Reha-Kliniken oder Wellnesseinrichtungen.<br />
Komplett rostfrei, einfach zu warten<br />
Die Lösung: ein Rollstuhl aus 100 Prozent<br />
recyclingfähigem Hochleistungskunststoff,<br />
hergestellt in einem speziellen<br />
spritzgussverfahren. Besonderen Wert<br />
legte selmer auf eine ergonomische Form<br />
samt großer und komfortabler sitzfläche.<br />
Zudem enthält der stuhl keine losen teile<br />
und lässt sich besonders leicht warten.<br />
Der größte Vorteil liegt aber in der komplett<br />
metallfreien Konstruktion.<br />
Internationaler Vertrieb geplant<br />
selmer will den „EasyRoller“ vorerst in<br />
Österreich, der schweiz sowie in osteuropa<br />
und auch in Australien vermarkten.<br />
„Das interesse ist enorm, und wir können<br />
bereits jetzt zahlreiche Anfragen und<br />
Bestellungen von Privatpersonen ebenso<br />
wie von Gesundheitsinstitutionen verzeichnen“,<br />
freut sich selmer. ❍<br />
www.easyroller.info<br />
ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />
originalmanuskripte<br />
Österreich News<br />
im Neujahrskonzert 2012 der Wiener<br />
Philharmoniker bildeten die „Rathaus-Balltänze“,<br />
ein kostbares spätwerk von<br />
Johann strauß (sohn), den ersten Höhe-<br />
punkt. strauß komponierte die Walzer-<br />
partie für den ersten Ball der stadt Wien,<br />
mit dem am 12. Februar 1890 der Festsaal<br />
im neu erbauten Rathaus eingeweiht<br />
wurde. Das Fest war „nicht allein ein Ball,<br />
es war eine Demonstration für den Glanz,<br />
das Ansehen, die stellung Wiens als erste<br />
stadt des Reiches“. Zwei orchester unterhielten<br />
die tanzenden, an ihrer spitze<br />
standen keine Geringeren als Hofball-<br />
Musikdirektor Eduard strauß und Carl<br />
Michael Ziehrer, die ebenfalls neue Kompositionen<br />
aus ihrer Feder beisteuerten.<br />
Die weltweit größte und bedeutendste<br />
strauß-sammlung befindet sich im Besitz<br />
der Wienbibliothek im Rathaus. Mehr als<br />
1.700 Musikhandschriften und noch weitaus<br />
mehr Musikdrucke zu fast allen 1.600<br />
Kompositionen der Familie strauß werden<br />
in der Musiksammlung der Wienbibliothek<br />
aufbewahrt. im Frühjahr 2011 wurde diese<br />
sammlung digitalisiert. Mit der online-Präsentation<br />
von 308 ausgewählten strauß-<br />
Autografen bietet die Wienbibliothek Einsicht<br />
in das umfangreiche schaffen der<br />
strauß-Familie.<br />
www.wienbibliothek.at<br />
ouvertüre zur operette „Die Fledermaus“,<br />
einer der 308 ausgewählten strauß-Autografen<br />
der Wienbibliothek.<br />
43
Österreicher in aller Welt – Das 10. Bundesland<br />
Stammtisch Austria Peru<br />
5 Jahre Stammtisch Austria Peru<br />
im August 2006 wurde in Lima der stammtisch<br />
Austria Peru ins Leben gerufen, der<br />
sich seither einmal im Monat trifft. Mittlerweile<br />
ist der stammtisch stark angewachsen<br />
und zum fixen treffpunkt der Auslands<br />
österreicher-Gemeinde in Lima<br />
geworden. Zur Jubiläumsfeier lud Botschafter<br />
Dr. Melan in seine Residenz, wo<br />
man bei österreichischen speisen und<br />
Getränken feierte.<br />
Die warmherzige Atmosphäre dieser treffen<br />
wird die Gruppe der stammtisch-<br />
Geher in Peru auch weiterhin anwachsen<br />
lassen.<br />
Erster Wien-Ball in Lima<br />
Mit „Alles Walzer“ eröffnete Botschafter<br />
Dr. Andreas Melan am 22. 10. 2011 den<br />
ersten Wien-Ball in Lima. Nach der klassischen<br />
Fledermaus-Quadrille wurden<br />
österreichische spezialitäten genossen<br />
und das tanzbein geschwungen. Umrahmt<br />
Österreicher in mainz<br />
Die Österreicher in Mainz sind stolz auf<br />
ihren Univ.-Prof. Dr. Dr. hc. Hellmut Federhofer,<br />
der am 6. August seinen 100. Geburtstag<br />
feiern konnte.<br />
Frau Anne-Marie Gunsam, die Ansprechpartnerin<br />
der „Österreicher in Mainz“, und<br />
der ehemalige öster reichische Honorarkonsul<br />
für Rheinland-Pfalz, Dr. Hans-Herbert<br />
Gartner, gratu lierten ihm bei einem<br />
persönlichen Besuch (siehe Foto). Mit<br />
geradezu bewundernswerter geistiger Frische<br />
konnte man sich mit ihm unterhalten.<br />
Der Grazer Prof. DDr. Federhofer leitete<br />
von 1962 bis zu seiner Emeritierung 1979<br />
das musikwissenschaftliche institut der<br />
Johannes-Gutenberg-Universität Mainz.<br />
Weit über die Grenzen von Mainz hinaus<br />
ist er in seinem Fach als Musikwissenschaftler<br />
und durch seine vielen Veröffentlichungen<br />
bekannt.<br />
so erfolgte auch ihm zu Ehren eine große<br />
akademische Feier am 27. september an<br />
der Universität Mainz, zu der neben dem<br />
Präsidenten der Universität Persönlichkei-<br />
V. l.: Mag. Hubert oberhuber und Mag. silvia<br />
Zippelius (Präsidenten des stammtisches Austria<br />
Peru), Dr. Andreas Melan (Botschafter in Lima),<br />
Dr. Andrea Hofer (Vertrauensärztin der<br />
österreichischen Botschaft in Lima).<br />
durch das Wiener Damenorchester „Fledermaus“<br />
sowie durch internationale<br />
opernsolisten wurde bis in die frühen Morgenstunden<br />
gefeiert. Die Benefizveranstaltung<br />
diente zur Unterstützung der NGo<br />
APAi (Asociación Peru Austria internacional),<br />
die mehrere schulbäckereien in<br />
Armutsvierteln von Lima betreibt. ❍<br />
V. l.: A. M. Gunsam, Prof. DDr. Hellmut Federhofer,<br />
Hon.Konsul a. D. Dr. Hans-Herbert Gartner.<br />
ten aus Wien wie u. a. Univ.-Prof. Dr. Gernot<br />
Gruber von der österreichischen Kommission<br />
für Musikforschung der Akademie<br />
der Wissenschaften u. a. Laudatien hielten.<br />
Die Universität Graz hat ihm schon<br />
2001 die Ehrendoktorwürde verliehen. Er<br />
lebt in seinem schönen Haus in Mainz und<br />
ist glücklich darüber, dass ihm seine Frau,<br />
die übrigens ebenfalls sehr bekannte<br />
Musikwissenschaftlerin Frau Prof. Dr.<br />
Renate Federhofer-Königs, immer zur<br />
seite steht. ❍<br />
Austrian-American<br />
Society of oregon<br />
Immer wenn wir Österreicher vom Club<br />
etwas feiern, ist es eine reine Freude, dabei<br />
zu sein. Am samstag, den 10. Dezember<br />
kamen wieder über 94 Mitglieder (inkl.<br />
Kinder) unserer Gemeinschaft in der st.-<br />
Luke-Lutheran-Kirche zusammen, um sich<br />
mit traditionellen Weihnachtsliedern auf die<br />
Weihnachtszeit einzustimmen. Mit einem<br />
Lächeln (und doch leicht gestresst) wurden<br />
Kaffee, tannenzweigerl, Dekorationen,<br />
selbst gebackene herrliche Kuchen und<br />
obst und knusprige Laugenbrote gebracht.<br />
Und innerhalb kürzester Zeit schafften es<br />
die Helfer, den Raum für die Feier gemütlich<br />
herzurichten. Dann kamen die Kinder<br />
und bastelten, sangen wunderschöne<br />
Weihnachtslieder, führten einen schuhplattler<br />
auf und waren mit Gaudi dabei in<br />
ihren Dirndln oder karierten Hemden. Ein<br />
paar Mütter sangen das Herbergsspiel mit<br />
kleinen süßen Engerln um sie herum. Und<br />
wir alle sangen unsere schönen Lieder zusammen.<br />
Als Höhepunkt erschien der Heilige<br />
Nikolaus mit dem Krampus, der heuer<br />
über seinem schwarzen Fell einen besonderen<br />
Glockengürtel trug und mit gekonnten<br />
salsa-Hüftschwüngen heftig schellte.<br />
Der Nikolaus lobte oder tadelte. Gütig und<br />
humorvoll sprach er mit jedem einzelnen<br />
Kind und beschenkte alle mit den traditionellen<br />
roten sackerln.<br />
Am sonntag, den 11. Dezember durften wir<br />
dann mit unserem Nikolaus-Programm<br />
unter dem Motto „Austrian Christmas“ den<br />
Menschen im Altersheim Calloroga terrace<br />
Freude bereiten. Unsere Jugend hat<br />
viele Herzen gerührt. Es war schön, unsere<br />
traditionen zu teilen und einen Winternachmittag<br />
aufzuhellen. ❍<br />
Die Jugend der Austrian-American society of<br />
oregon beim singen der Weihnachtslieder.<br />
44 www.weltbund.at ROTWEISSROT<br />
© privat
© privat<br />
Austrian-American<br />
council new York<br />
Das Austrian-American Council New<br />
York ehrte im österreichischen Generalkonsulat<br />
Herrn Dieter Beintrexler mit der<br />
nur selten verliehenen „Austrian-American<br />
Council“-Medaille für seine außerordentlichen<br />
Verdienste, freiwillige Arbeit<br />
und Unterstützung zahlreicher Wohltätigkeitsprojekte<br />
im Namen der <strong>Auslandsösterreicher</strong><br />
im Kreise New York, New<br />
Jersey und Connecticut. Herr Beintrexler<br />
ist Präsident der Raiffeisen Bank international<br />
UsA. Frühere Empfänger dieser<br />
Medaille waren United states senator<br />
Mike Enzi, der frühere Us-Botschafter in<br />
Wien, Dr. Milton Wolf, und die frühere<br />
österreichische Außenministerin, Frau Dr.<br />
Benita Ferrero-Waldner. ❍<br />
V. l.: Juliana Belcsak, Chairwoman Austrian-<br />
American Council, Herr Dieter Beintrexler und<br />
der Gastgeber, der österreichische Generalkonsul<br />
in New York, Dr. Peter Brezovszky.<br />
Österreicherverein madrid<br />
Auszeichnung von ehemaligen<br />
Vorstandsmitgliedern des<br />
Österreichervereins Madrid<br />
Botschafter Dr. Rudolf Lennkh überreichte<br />
am 13. oktober 2011 in der österreichischen<br />
Residenz vier ehemaligen Vorstandsmitgliedern<br />
des Österreichervereins<br />
Madrid (Asociación Benéfica Austriaca<br />
Madrid) österreichische Auszeichnungen.<br />
Einem fünften Vereinsmitglied, Frau Veronika<br />
Künzel, wurde eine Auszeichnung am<br />
11. November überreicht.<br />
Bei den ausgezeichneten Persönlichkeiten<br />
handelt es sich um Herrn Dipl.-ing. Federi-<br />
co sterba, Vereinspräsident von 1992 bis<br />
2010, sowie um Frau Dr. Hedwig Brandl,<br />
Frau Veronika Künzel, Frau Christa Maria<br />
seewald und Herrn Dipl.-ing. Hugo de Verga,<br />
die viele Jahre im Vorstand des Vereins<br />
in verschiedenen Bereichen (organisation<br />
von Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit,<br />
Betreuung der Vereins-Homepage, sozialprojekte<br />
etc.) tätig waren. Der Österreicherverein<br />
Madrid (früher: Österreichischer<br />
Hilfsverein) wurde bereits 1898 gegründet<br />
und ist damit einer der weltweit ältesten<br />
Österreichervereine. Er zählt derzeit über<br />
130 Familien als Mitglieder. ❍<br />
ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />
Österreicher in aller Welt – Das 10. Bundesland<br />
Die Musiker-Brüder Johannes und Eduard Kutrowatz aus der Liszt-Geburtsstadt Raiding im<br />
Liszt-Jahr 2011 mit Präsidentin ilse-Maria Engel-tizian im Kurfürstlichen Palais in trier.<br />
Österreich forum Trier<br />
Ob Liszt-Konzert oder Wiener obdachlosenchor:<br />
Die Bandbreite der kulturellen<br />
Veranstaltungen ist groß. seit Jahren ist<br />
es dem Österreich Forum trier e. V. ein<br />
Anliegen, auch entsprechend seiner satzung<br />
in der ältesten stadt Deutschlands<br />
österreichische Kultur und Lebensart den<br />
Mitbürgern nahe zu bringen.<br />
Mit zunehmendem Erfolg, denn das Österreich<br />
Forum ist Partner des Mosel-Musik-<br />
Festivals, das eines der größten in<br />
Deutschland ist. Es ist eine symbiose,<br />
denn der Verein nutzt die Plattform als<br />
Werbung, und die Festivalleitung ist ganz<br />
begeistert vom „Drumherum“. Österreichischer<br />
Wein und ein paar schmankerln, mit<br />
Liebe zubereitet und kredenzt von Vorstandsmitgliedern,<br />
machen den Unterschied<br />
aus. inzwischen hat sich ein<br />
stammpublikum gebildet. Der trierer ober-<br />
bürgermeister Klaus Jensen und seine<br />
Gattin, die Rheinland-Pfälzische Gesundheitsministerin<br />
Malu Dreyer, gehören dazu.<br />
Etwas Klassisches und etwas Lustiges –<br />
das ist der Mix, der ankommt.<br />
Bei klassischen Konzerten bemüht sich<br />
der Verein, im runden Geburts- oder<br />
todes jahr eines österreichischen Komponisten<br />
österreichische Künstler für ein<br />
Konzert in trier zu gewinnen. Natürlich ist<br />
das nicht so einfach, denn im Mozart-,<br />
Haydn- oder Liszt-Jahr sind sie oft aus -<br />
gebucht. Qualtinger, Erika Pluhar und<br />
stimmgewitter Augustin, der obdachlosenchor,<br />
diesmal als Charity-Veranstaltung<br />
– das sind eben die Gegensätze.<br />
Dazwischen beteiligt sich der Verein an<br />
orgelkonzerten im Rahmen der trierer<br />
orgeltage, natürlich auch mit österreichischen<br />
organisten. ❍<br />
V. l.: Botschafter Dr. Rudolf Lennkh, Dipl.-ing. F.<br />
sterba, Frau Christa seewald, Frau Dr. Hedwig<br />
Brandl und Herr Dipl.-ing. Hugo de Verga.<br />
45
Österreicher in aller Welt – Das 10. Bundesland<br />
Österreichisch-Deutsche Gesellschaft e. v.<br />
Berlin-Brandenburg<br />
Stilvolle Eröffnung der Wanderausstellung<br />
„Das 10. Bundesland“<br />
Am 7. oktober 2011 wurde in der österreichischen<br />
Botschaft Berlin die fantastische<br />
Ausstellung des AUsLANDsÖstERREi-<br />
CHER-WELtBUNDEs „Das 10. Bundesland“<br />
eröffnet. im angenehmen Ambiente<br />
der Botschaft sprachen der Botschafter,<br />
Herr Dr. Ralph scheide, der Präsident des<br />
<strong>Weltbund</strong>es, Herr Dkfm. ing. <strong>Gustav</strong><br />
Chlestil, und der Präsident der ÖDG<br />
V. l.: der Präsident des <strong>Weltbund</strong>es Dkfm.<br />
ing. <strong>Gustav</strong> Chlestil und der Vizepräsident<br />
Dr. Jürgen Em.<br />
Vereins-Adventsfest<br />
Der Altbayerisch-schwäbische Verein der<br />
Österreicher in Putzbrunn bei München,<br />
der 2010 gegründet wurde und jeden<br />
Monat zu seinem gut besuchten stammtisch<br />
einlädt, feierte am 25. November<br />
2011 sein diesjähriges Vereins-Adventsfest<br />
im stilvoll vorweihnachtlich geschmückten<br />
Hotel Rheingoldhof von Udo<br />
und Margit Kesselring in Neubiberg. Zur<br />
großen Freude der Mitglieder besuchte<br />
uns die österreichische Generalkonsulin<br />
Frau Dr. Pech.<br />
Unser Vereinsleben und die Anliegen<br />
unserer jungen Mitglieder haben Frau Dr.<br />
Berlin-Brandenburg, Herr Werner Götz,<br />
Worte des Dankes und auch der Anerkennung<br />
für die initiatoren und den Gestalter<br />
der Ausstellung, Herrn Dipl.-ing. Alban<br />
Vigelius, den stellvertretenden Generalsekretär<br />
des <strong>Weltbund</strong>es. Viele bekannte<br />
und berühmte Persönlichkeiten Österreichs,<br />
die sich weltweit einen Namen gemacht<br />
haben, werden in dieser Ausstellung<br />
vorgestellt.<br />
Mit brillanten Worten – wie schon so oft –<br />
brachte sich der Direktor für kulturelle<br />
Angelegenheiten der österreichischen Botschaft<br />
Berlin, Herr Magister Wilhelm Pfeistlinger,<br />
zum thema „Heimat“ in den Abend<br />
ein. Von „Hoamad“ bis „heim-at“ ließ er<br />
seinen Wortwitz sprühen und rührte die<br />
Anwesenden.<br />
Musikalisch umrahmt wurde das Ganze<br />
von Frau Elfriede Lenk mit der Zither, was<br />
dem Abend insgesamt einen schönen<br />
Rahmen bot. Viele interessierte Besucher<br />
aller Altersklassen waren anwesend und<br />
genossen die stunden in der Botschaft.<br />
Fazit: ein insgesamt sehr gelungener<br />
Abend, bei dem sich das Land Österreich<br />
stolz und gut präsentierte. Die Wanderausstellung,<br />
die bis zum 28. 10. 2011 in<br />
Berlin zu sehen war, kann nur jedem ans<br />
Herz gelegt werden. ❍<br />
Altbayerisch-schwäbischer verein der Österreicher e. v.<br />
Pech sehr interessiert, und es wurde für<br />
uns alle ein informativer Abend. Auch das<br />
Feiern kam nicht zu kurz – mit steirischen<br />
spezialitäten: die in der steiermark für uns<br />
extra hergestellte Breinwurst, Kartoffelstrudel<br />
mit Grammeln, hausgemachte<br />
Kekse und südsteirische Weine. Das Musizieren<br />
von Ruth und Adi und ihr Gesang<br />
haben uns das typisch Wienerische so<br />
näher gebracht, dass es eine lange, heitere<br />
Adventnacht wurde, die uns noch lange<br />
in Erinnerung bleiben wird. ❍<br />
V. l.: die österreichische Generalkonsulin Frau<br />
Dr. Pech mit der Präsidentin Frau Erika ide.<br />
Associazione Austria-<br />
Italia in Toscana<br />
Blick über Florenz vom Dachgarten des Hotel<br />
Baglioni.<br />
Florenz: Anlässlich der Generalversammlung<br />
trafen sich die Mitglieder der „Associazione<br />
Austria-italia in toscana“ am<br />
25. November im wunderbaren Roofgarden<br />
des Hotel Baglioni in Florenz. Der<br />
Ausblick auf Fiesole, den Dom und den<br />
Palazzo Vecchio bot die perfekte Kulisse<br />
für ein geschmackvolles Abendessen in<br />
angenehmer Atmosphäre. Wie immer<br />
wur de während der Generalversammlung<br />
der Vorstand neu gewählt und über das<br />
Klubprogramm diskutiert. Dabei wurde<br />
Frau Ulrike Harmach Agostini in ihrer Funktion<br />
als Präsidentin bestätigt, weiters wurde<br />
über kulturelle und kulinarische Veranstaltungen<br />
sowie die Gestaltung der alljähr<br />
lichen Weihnachtsfeier debattiert. ❍<br />
46 www.weltbund.at ROTWEISSROT<br />
© privat
verein der Österreicher<br />
in chile<br />
Ein Kindertraum wurde wahr:<br />
Besuch bei der Freiwilligen Feuerwehr<br />
„Bomba República de Austria“<br />
sonntag, 3. April 2011, vormittags. Parkplatz<br />
des Einkaufszentrums Florida-Center.<br />
17 Kinder und ebenso viele Erwachsene<br />
erwarten gespannt die Freiwillige<br />
Feuerwehr „Bomba República de Austria“<br />
Und dann ist es so weit: Ein Leiterwagen<br />
und ein Mannschaftswagen fahren zu.<br />
Alle Kinder werden in den Leiterwagen<br />
verfrachtet, einige Erwachsene kommen<br />
in den Mannschaftswagen, und ab geht’s<br />
zum Übungsgelände der Feuerwehr. Am<br />
Übungsplatz war die Kompanie angetreten,<br />
sowohl die aktiven Feuerwehrleute<br />
als auch die Jugendgruppe.<br />
Zum Abschluss ging es dann noch auf die<br />
Feuerwache. in einem kleinen Vortrag<br />
wurde die Entstehungsgeschichte dieser<br />
Feuerwehrkompanie gezeigt.<br />
Auch wurde uns von der Reise von drei<br />
Mitgliedern der Feuerwehr nach Wien<br />
berichtet, wo sie 2009 an einem Kurs der<br />
Wiener Berufsfeuerwehr teilgenommen<br />
haben, eine Reise, die vom österreichischen<br />
Botschafter Dr. Wolfgang Angerholzer<br />
organisiert wurde.<br />
Auch sind es bereits mehr als 25 Jahre,<br />
dass diese Kompanie den Namen „Bomba<br />
República de Austria“ trägt und den<br />
Österreichische vereinigung in Belgien<br />
Weihnachtsfeiern mit<br />
kleinen Über raschungen<br />
in traditioneller Weise mit einigen innovativen<br />
Elementen stimmten sich die Österreicher/innen<br />
in Belgien auf das Weihnachtsfest<br />
ein. Höhepunkt war die traditionelle<br />
Weihnachtsfeier der Öster reichischen<br />
Vereinigung in Belgien in einem stimmungsvoll<br />
dekorierten saal eines Brüsseler<br />
Hotels.<br />
Bereits zum dritten Mal spielte das exquisite<br />
Weihnachtsensemble der Vereinigung<br />
die schönsten Weihnachtslieder mit zartem<br />
saitenklang von Geige und Gitarre,<br />
begleitet von einer Ziehharmonika:<br />
s. E. Botschafter Walter Grahammer<br />
spielte spontan und „aushilfsweise“ die<br />
Gitarre, der stellvertretende Generaldirektor<br />
Wolfgang Burtscher die Ziehharmonika<br />
und Direktor Berthold Berger sowie der<br />
Vertreter der Landwirtschaftskammer<br />
Gerfried Gruber Geige. Die Weihnachtsgeschichte<br />
über Liebe, Friede, Glaube<br />
und Hoffnung trug das ihre zur besinnlichen<br />
stimmung bei.<br />
im Namen der Österreichischen Vereinigung<br />
in Belgien übergab Präsident Christian<br />
Macek einen scheck an Frau Barbara<br />
François, die Verwaltungsrats-Präsidentin<br />
der sos Kinderdörfer in Belgien.<br />
Für einige teilnehmerinnen gab es eine<br />
vorweihnachtliche Bescherung bereits an<br />
diesem Abend in Form von attraktiven<br />
ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />
Österreicher in aller Welt – Das 10. Bundesland<br />
Ein Kindertraum wurde wahr: Kinder im Wagen der Feuerwehr.<br />
Namen unseres Landes bekannt macht.<br />
Dass die 7. Kompanie das österreichische<br />
Wappen auf Fahrzeugen, Bekleidung und<br />
Feuerwache tragen darf, wurde möglich<br />
durch den damaligen Botschafter Herrn<br />
Walther Lichem. Ein herzliches Dankeschön<br />
an die Mitglieder der Feuerwehr<br />
Österreich darf in diesem Bericht nicht<br />
fehlen. Für alle teilnehmer war es ein<br />
unvergesslicher sonntagvormittag. ❍<br />
Weihnachtsensemble v. l. n. r.: Botschafter Walter Grahammer, Direktor Berthold Berger, Gerfried<br />
Gruber (Vertreter der Landwirtschaftskammer) und stv. Generaldirektor Wolfgang Burtscher.<br />
Preisen der tombola. Für die braven Kinder<br />
der Vereinigung war einige tage vor<br />
der Weihnachtsfeier bereits der Heilige<br />
Nikolaus gekommen und hatte kleine rote<br />
Päckchen gebracht. Einigen Kleinen hat<br />
es so gut gefallen, dass sie bereits bei der<br />
Weihnachtsfeier eine Woche später wieder<br />
dabei waren … ❍<br />
47
Die Schmankerlecke<br />
Die Zutaten<br />
Rezept für 4 Personen:<br />
Nudelteig:<br />
400 g griffiges Hartweizenmehl<br />
4 Eier, 2 EL olivenöl, salz<br />
Erbsenpüree:<br />
200 g Erbsen, tiefgekühlt<br />
2 bis 3 schalotten<br />
60 g Butter, salz, Muskat, Zucker<br />
Zitronen-Kapern-Sauce:<br />
1 schalotte, 50 g Butter<br />
2 EL Zitronensaft, 200 ml Geflügelfond<br />
100 g obers, 2 Zitronen, 2 EL Kapern<br />
1 EL Petersilie, gehackt<br />
1 EL Crème fraîche<br />
1 EL geschlagenes obers<br />
Erbsenravioli:<br />
1 Ei, 100 g Zuckerschoten gekocht<br />
Der spezialist<br />
Johann Lafer<br />
ist ein über die<br />
Grenzen hinaus<br />
berühmter österreichischer<br />
Fernsehkoch<br />
und lebt mit seiner<br />
Familie in Deutschland.<br />
erbsenravioli<br />
mit Zitronen<br />
Diesmal kommt ein frühlingsfrisches Gericht auf den Tisch.<br />
rbsen und Zuckerschoten sind die<br />
E grünen Eyecatcher in und an diesem<br />
Gericht. Was ist eigentlich der Unterschied?<br />
oft kommt einem in deutschsprachigen<br />
Kochbüchern oder bei der Rezeptsuche<br />
im internet auch der Name „Zuckererbsen“,<br />
„Kaiserschote“, „Gartenbohne“<br />
oder „Mange-tout“ unter. Der Feinspitz<br />
weiß: im Prinzip werden die Zuckerschoten<br />
mit allem Drum und Dran gegessen<br />
(daher der französische Name, abgeleitet<br />
von manger/essen und tout/alles). Die<br />
Erbse wird zur Unterfamilie der schmetterlingsblütler<br />
innerhalb der Hülsenfrüchte<br />
gezählt. sie war früher einer der Hauptproteinlieferanten<br />
für die menschliche<br />
Ernährung. Heute wird sie vor allem als<br />
Gemüse und als tierfutter verwendet. Gesund<br />
sind beide: 100 g enthalten rund 36<br />
kcal, 2,1 g Eiweiß, 6 g Kohlenhydrate und<br />
0,3 g Fett. Das grüne Gemüse wird in<br />
Euro pa, Nordamerika und indien angebaut<br />
und braucht humusreichen Boden.<br />
Kochanleitung<br />
Nudelteil: Hartweizenmehl, Eier, olivenöl<br />
und salz zu einem glatten, geschmeidigen<br />
teig verkneten. Den teig in Frischhaltefolie<br />
wickeln und zirka 1 stunde<br />
kühl stellen.<br />
Erbsenpüree: in der Zwischenzeit die Erbsen<br />
in kochendem Wasser zirka 2 Minuten<br />
blanchieren, abgießen und abschrecken.<br />
Die schalotten schälen, in feine Würfel<br />
schneiden und in der Butter so lange braten,<br />
bis die Butter eine nussbraune Farbe<br />
hat. Die Erbsen in einem Küchentuch gut<br />
auspressen, damit die Füllung nicht zu<br />
feucht wird. Mit den schalotten und der<br />
Butter im Mixer pürieren, mit salz, Muskat<br />
und Zucker abschmecken. Das Erbsenpüree<br />
durch ein feines sieb streichen und<br />
kühl stellen.<br />
Zitronen-Kapern-sauce:<br />
schalotte schälen, in feine Würfel schneiden<br />
und in der Butter glasig dünsten. Mit<br />
Zitronensaft und Geflügelfond ablöschen.<br />
Das obers zugeben und die sauce auf die<br />
Hälfte einkochen lassen. Die Zitronen<br />
sorgfältig schälen und die Filets aus den<br />
trennhäuten herausschneiden. Die Filets<br />
mit den Kapern, der Petersilie, Crème<br />
fraîche und geschlagenem obers in die<br />
sauce geben und diese zugedeckt warm<br />
halten.<br />
Erbsenravioli:<br />
Die Hälfte des Nudelteigs mit dem Nudelmeister<br />
zu einer dünnen teigplatte ausrollen.<br />
Das Erbsenpüree mit einem teelöffel<br />
in kleinen Portionen im Abstand von zirka<br />
5 Zentimetern auf die teigplatte setzen.<br />
Das Ei verquirlen und den teig zwischen<br />
den Häufchen damit bestreichen. Die<br />
zweite Hälfte des Nudelteigs ebenfalls<br />
dünn ausrollen, auf die vorbereitete teigplatte<br />
legen und leicht andrücken. Mit<br />
einem Messer oder einem teigrad Ravioli<br />
(mit 5 Zentimeter Kantenlänge) ausschneiden<br />
und die Ränder gut festdrücken. Die<br />
Ravioli in reichlich kochendes salzwasser<br />
geben, die Hitze reduzieren und die Nudeln<br />
im leicht siedenden Wasser offen zirka<br />
4 Minuten garen.<br />
Die Ravioli herausnehmen, gut abtropfen<br />
lassen und mit den Zuckerschoten und<br />
der Zitronen-Kapern-sauce servieren.<br />
Guten Appetit wünscht Ihnen Ihr<br />
Johann Lafer<br />
48 www.weltbund.at ROTWEISSROT<br />
© Lafer<br />
© Lafer / Guido Karp
Uwe Mauch,<br />
Mario Lang.<br />
In 80 Arbeitstagen<br />
um die Welt.<br />
Verlagshaus Hernals,<br />
Wien 2011, 170 seiten.<br />
45,90 Euro<br />
isBN 978-3-902744-30-2<br />
in tolles tagebuch, ein wunderschöner<br />
EBildband und ein interessantes Zeitdokument<br />
zugleich: „in 80 Arbeitstagen um<br />
die Welt“. Der „Kurier“-Journalist Uwe<br />
Mauch und der Fotograf Mario Lang begaben<br />
sich in 80 Arbeitstagen um die Welt<br />
und haben erfolgreiche österreichische<br />
Unternehmen in vielen Ländern besucht.<br />
Die Weltreise startete in Marokko, wo die<br />
Drogistin Gertraud Völkl, die eigentlich<br />
eine Auszeit nehmen wollte, jetzt im süden<br />
des Landes mit den Einheimischen<br />
das exklusive Argan-Öl produziert.<br />
Mit einem Hotspot auf dieser Welt geht es<br />
im zweiten Kapitel weiter – Lagos/Nigeria.<br />
„Chaos, Elend, Kampf ums nackte Überleben,<br />
so weit das Auge reicht, ist bei tag<br />
fünf nachzulesen. Dann folgen Länder in<br />
Nordafrika wie Libyen und Ägypten, die<br />
heute, ein Jahr später, mit dem Arabischen<br />
Frühling Geschichte geschrieben haben.<br />
im zwölften Kapitel wird mit allen Vorurteilen,<br />
die man mit der türkei verbindet, aufgeräumt.<br />
Auch im taurusgebirge wird der<br />
Wintersport großgeschrieben – die skilifte<br />
stammen von der Firma Doppelmayr aus<br />
oberösterreich. Die Reise geht weiter in<br />
die Arabischen Emirate, wo der einstige österreichische<br />
teamchef Josef Hickersberger<br />
jetzt sein Fußballglück versucht. in indien<br />
fährt man auf die österreichische Erfolgsstory<br />
der Metro in Neu Dehli ab. Kurzwei lig<br />
und lustig geht es in Lateinamerika zu.<br />
im Buch werden Bilderbuchkarrieren beschrieben,<br />
Pioniere porträtiert und prominente<br />
<strong>Auslandsösterreicher</strong> und <strong>Auslandsösterreicher</strong>innen<br />
aufgesucht. Es weckt<br />
die Lust auf Reisen in fremde Länder und<br />
die Neugier auf die dort lebenden Menschen<br />
– und es macht auch stolz auf die<br />
Österreicher und Österreicherinnen, die in<br />
einem weit entfernten Land, in einer fremden<br />
Kultur oft unter extremsten Bedingungen<br />
tolles geleistet haben. ih ❍<br />
Hermann Schlösser<br />
Die Wiener in Berlin.<br />
Edition steinbauer<br />
Wien 2011<br />
22,50 Euro<br />
isBN 978-3-402494-51-1<br />
en Auftakt macht das von Willi Kollo<br />
D vertonte Lied „Lieber Leierkastenmann“,<br />
weil damit um 1929 viele sängerinnen<br />
und sänger ihre Verbundenheit mit<br />
Berlin ausdrückten:<br />
„Jeder schimpft heut auf Berlin. Alle aber<br />
loben Wien. Überall steht ein tenor und<br />
singt Wienerlieder vor. Niemals hörte ich<br />
in Wien Lieder aus der stadt Berlin. Doch<br />
ich muss euch eingestehn, ich find die<br />
genauso schön. Das Lied ist schon ’n Groschen<br />
wert Und wenn’s mich auch beim<br />
schlafen stört.“<br />
Gesungen wurde es u. a. von der „urberlinerischen“<br />
Volkssängerin aus Gelsenkirchen,<br />
Claire Waldorff. Nicht nur sänger,<br />
schauspieler und Musiker, auch Literaten<br />
und Journalisten zog es nach Berlin. Und<br />
viele der zugewanderten Künstler kamen<br />
aus Wien. Denn das Berlin der 20er Jahre<br />
galt als kulturelle Metropole der<br />
deutschsprachigen Welt. Der Autor vermittelt<br />
einen sensiblen Einblick in die euphorische<br />
wie melancholische stimmung<br />
der Zeit und ihr Künstlermilieu, das 1933<br />
allerdings ein jähes Ende nahm. Der in<br />
Worms Geborene fand Verbindendes<br />
zwischen den städten, das einer Liaison<br />
gleicht: „Es war stets ein zärtliches Verhältnis<br />
zwischen den beiden Hauptstädten.<br />
Das Rauhe, Nüchterne, Gründliche<br />
des Berliner Bären paarte sich gern mit<br />
dem Zarten, Romantischen, Leichtlebigen<br />
der Dame Wien.“ Wie das Wienerische<br />
schon vor den 20er Jahren die stadt an<br />
der spree beeinflusste, zeigt der 59-jährige<br />
Germanist anhand von heute noch als<br />
Zeitzeugen dienenden institutionen wie<br />
dem 1835 vom österreichischen Konditor<br />
Johann Georg Kranzler eröffneten gleichnamigen<br />
Café Unter den Linden. Dass<br />
Berlin Wien liebt und eben auch die Wiener<br />
Berlin, zeigen die bunten Geschichten<br />
über die Zugereisten. bk ❍<br />
ROTWEISSROT www.weltbund.at<br />
Adolf Loos<br />
Hummer unter der<br />
Bettdecke<br />
Metroverlag<br />
16,90 Euro<br />
isBN 978-3-99300-053-0<br />
Buchbesprechung<br />
ie themen Essen und Benehmen<br />
D (nicht nur bei tisch) beschäftigten<br />
den Architekten Adolf Loos als Kulturphilosophen<br />
in Form von Vorträgen und Essays<br />
sein ganzes Leben lang. Wesentliche,<br />
sehr persönliche Auslöser für seine<br />
diesbezüglichen Auseinandersetzungen<br />
waren seine Essgewohnheiten und seine<br />
Hassliebe zu Wien und den Wienern. sein<br />
Kampf gegen die Vorliebe der Wiener für<br />
Marillenknödel und Einbrenn ist legendär.<br />
Besonders hoch schätzte Loos hingegen<br />
die englischen und französischen Esssitten.<br />
Ein einleitender Aufsatz von Loos-<br />
Kenner und Herausgeber Markus Kristan<br />
über den welt berühmten Architekten und<br />
seine Ansichten übers Essen komplettieren<br />
dieses Buch, das zahlreiche originaltexte<br />
des Architekten zum thema versammelt.<br />
Es ist nicht nur der „köstlich“ aufbereitete<br />
inhalt dieser Loos-schriftstücke,<br />
der Gusto auf mehr macht, insbesondere<br />
auch die hübsche Gestaltung lädt zum<br />
schmökern ein. Und zum sammeln, denn<br />
die journalistischen Loos-Werke wurden in<br />
einer Reihe herausgegeben und behandeln<br />
themen wie „Warum Architektur keine<br />
Kunst ist“, „Wie man eine Wohnung<br />
einrichten soll“ oder „Warum ein Mann gut<br />
angezogen sein soll“. Alle Bände sind mit<br />
praktischen Lesebändchen versehen. Darüber<br />
hinaus sind über Loos im Metroverlag<br />
erschienen: „Änderungen sind der Zeit<br />
vorbehalten“, „Wiener Verhältnisse“ oder<br />
von Peter stuiber ein Buch für Loos-Einsteiger,<br />
in gleicher Aufmachung passend<br />
zur oben genannten Loos-Reihe: „Maßgeschneidert<br />
modern“.<br />
Auch über seinen Zeitgenossen erscheint<br />
demnächst ein Buch – „<strong>Gustav</strong> <strong>Klimt</strong> und<br />
Wien“ –, das sich mit der leidenschaftlichen<br />
Beziehungsgeschichte zwischen<br />
<strong>Klimt</strong> und seiner Geburtsstadt von seinen<br />
Lebzeiten bis heute beschäftigt. bk ❍<br />
49
Buchbesprechung/Impressum<br />
G. Fritz / F. Fettner<br />
Ski Guide Austria<br />
Mehr als 200 skigebiete<br />
medianet, Wien 2012<br />
14,90 Euro<br />
isBN 978-3-902843-05-0<br />
in Guide voll schnee – das ist keine<br />
E Übertreibung – denn dieses „Weißbuch“<br />
zeigt Österreichs Wintersport in all<br />
seinen spielarten auf über 350 seiten. Und<br />
das taschenbuch gibt die besten tipps<br />
rund um das thema schnee: Es zeigt die<br />
neuesten skimodelle und Ergebnisse des<br />
World skitest, gibt tipps zum skischuhund<br />
sportaccessoirekauf. Das Wichtigste<br />
aber ist der übersichtliche Blick auf die<br />
österreichischen skigebiete. Der Leser<br />
startet bei der Österreichkarte, in der alle<br />
skigebiete von 1 wie Montafon in Vorarlberg<br />
bis 55, die Hohe-Wand-Wiese in<br />
Wien, durchnummeriert sind. Einleitend<br />
führt ein text atmosphärisch in das jeweilige<br />
Bundesland ein, um dann detaillierter<br />
auf die jeweiligen skigebiete einzugehen.<br />
Zum Abschluss unter der Pistenkarte werden<br />
alle Fakten der Region wie Höhenlage,<br />
Pistenkilometer, Lifte, Preise, Loipen, Besonderheiten<br />
und die Kontaktdaten zum<br />
touristenverband zusammengefasst. Diese<br />
dritte Ausgabe des „ski Guide Austria“<br />
beschreibt die größten bis kleinen der 300<br />
orte mit mindestens drei Liftanlagen und<br />
mehreren Pistenkilometern, nur die Einzellifte<br />
blieben ausgespart.<br />
Die Autoren, selbst begeisterte Wintersportler,<br />
haben die meisten skigebiete<br />
selbst befahren und beschreiben ihre Eindrücke<br />
über deren Besonderheiten. Neu<br />
in der Ausgabe 2012 ist das thema sicherheit,<br />
dem auch die skigebiete selbst<br />
in dieser saison besonderes Augenmerk<br />
geschenkt haben, denn die rund 57 Millionen<br />
skifahrer, die pro Jahr auf die Berge<br />
befördert werden, wollen und sollen unfallfrei<br />
im tal ankommen. Eine sehr gute Ergänzung<br />
ist die Beilage „Wintersporthotels“<br />
der Autoren Lukele und Hascher.<br />
Hier werden über 400 Hotels beschrieben<br />
und davon die besten mit schneesternen<br />
bewertet. www.derskiguide.at bk ❍<br />
RotWEissRot – <strong>Auslandsösterreicher</strong>-Journal<br />
Impressum<br />
Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: AUsLANDsÖstERREiCHER-WELtBUND<br />
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informiert seine Leser im<br />
in- und Ausland über österreichrelevante<br />
themen zu Politik, Wirtschaft, Kultur,<br />
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