Podiumsdiskussion <strong>der</strong> Sektion Dithmarschen am 07. November 2012 in MeldorfWINDENERGIENUTZUNG INSCHLESWIG-HOLSTEINBestehende und neueEignungsgebiete in denKreisen (in ha)Teilfortschreibung 2012EignungsgebieteWindenergienutzungBestandsfläche <strong>der</strong> Teifortschreibung von 1998Neue Eignungsgebiete durch die Teilfortschreibungvom 6. Nov. 2012*Flächengröße <strong>der</strong> Eignungsgebiete in Schleswig-Holsteingesamt = 26.891 ha (Bestandsflächen 1998 = 13.669 ha,neue Eignungsgebiete = 13.222 ha)* Durch Teilfortschreibung 2012 neu ausgewiesene Windeignungsgebiete,vermin<strong>der</strong>t um gestrichene Bestandsflächen.Alle Flächen sind gerundet auf volle Hektar (ha).Netzausbau in Dithmarschen –Kosten und ZeitplanDas Podium von links: Stefan Brumm (E.ON Hanse G), Landrat Dr. Jörn Klimant,Mo<strong>der</strong>ator Knut Frisch, Jens Magnussen MdL, Hans Peter WittAm 26. November hat die Bundesnetzagentur festgelegt, welche neuen 380-kV-Leitungen Deutschland vorrangig braucht, damit die <strong>Energiewende</strong> nicht schonim Ansatz steckenbleibt. In Schleswig-Holstein sind dabei an <strong>der</strong> Ostsee zweiTrassen auf <strong>der</strong> Strecke geblieben: Kiel – Göhl und Göhl – Lübeck. Unverän<strong>der</strong>tVorrang genießt die Trasse Niebüll – Brunsbüttel. Unklar bleibt aber weiterhin,wie <strong>der</strong> Strom über die Elbe gelangen soll. Diese Sorge konkretisierte schon <strong>der</strong>energiepolitische Sprecher <strong>der</strong> <strong>CDU</strong>-Landtagsfraktion, Jens Magnussen, auf einerPodiumsdiskussion <strong>der</strong> Sektion Dithmarschen des <strong>Wirtschaftsrat</strong>es in Meldorf.Wird Brunsbüttel zur – vorläufigen – Endstation?Quelle: Staatskanzlei Schleswig-Holstein, Landesplanung„Die <strong>Energiewende</strong> hat einen Punkterreicht, an dem sie nicht mehr um -kehrbar ist“, sagt Jens Magnussen. Dasei er sich sicher, fügt <strong>der</strong> energiepolitischeSprecher <strong>der</strong> <strong>CDU</strong>-Landtagsfraktionhinzu. Keineswegs sicher sei er sichjedoch, ob sie zum Erfolg führt – o<strong>der</strong>gegen die Wand fährt. „Noch immerfehlt <strong>der</strong> Masterplan“, sagt Magnussen.Wer immer zu Wort komme: Er beschäftigesich ausschließlich mit seinen individuellenProblemen.Knut Frisch, Leiter des von Vattenfallzum Rückbau angemeldeten Kernkraft -werks Brunsbüttel – und an diesemAbend als Sprecher <strong>der</strong> einladendenSek tion Dithmarschen auch Mo<strong>der</strong>ator– provoziert das Podium: Wenn <strong>der</strong>Sachverstand nicht ausreiche o<strong>der</strong> nichtkompatibel sei, um zu einer Integration<strong>der</strong> Vorgehensweise zu kommen, helfevielleicht „eine Ethikkommission“. DochMagnussen legt noch weiter den Fingerin die technischen, finanziellen undpolitischen Wunden. Der am selben Tagverbreitete Erklärung von MinisterpräsidentTorsten Albig, bis 2017 werde die380-kV-Höchstspannungsleitung vonNiebüll nach Brunsbüttel stehen, traue62 Landesverband Schleswig-Holstein | Ausgabe Dezember 2012
Dietrich Austermann (Wirtschaftsministera.D.); Prof. Dr. Hans-Jürgen Block (Gesellschaftfür Energie- und Klimaschutz); EnergieexperteJens Magnussen MdL (<strong>CDU</strong> SH)er nicht. Viel zu viele Meinungs- undInteressenunterschiede bei allen Beteiligtenauf allen Ebenen stünden solcherZuversicht im Weg. Und wenn doch?„Dann ist in Brunsbüttel Feierabendund die Leitung nützt niemandem.“Die Vielzahl <strong>der</strong> ungeklärten Auffassungsunterschiedevon <strong>der</strong> Wegenutzungbis zur Positionierung vonStrommasten machte <strong>der</strong> auch im Bauernverbandaktive Landwirt Hans PeterWitt aus Hemme deutlich. Daß Knicksaus Landschaftsschutzgründen nicht alsMastenstandort genutzt werden könnten,kann er überhaupt nicht verstehen„Und mit uns überhaupt nicht zumachen“, sagt er, sei die Option einerunterirdischen Verkabelung von 380-kV-Leitungen: „Darüber wächst keinGras mehr.“ Mit an<strong>der</strong>en Worten: Einelandwirtschaftliche Nutzung solcherFlächen sei mit dem ersten Stromflußausgeschlossen. Und überhaupt: EineEntschädigung von möglicherweise5.000 Euro pro Mast und Hektar beiLandesfachkommissionEnergiewirtschaftDie Kommission hat in <strong>der</strong> letzten Sitzungam 21.09.2012 in Neumünster ihre energiepolitischeBestandsaufnahme fortgesetzt.Torsten Seemann, Business Devel -opment Siemens AG/Siemens Deutschland,berichtete über den „Entwicklungsstandund die Markt be din gungen fürPower-To-Gas aus Sicht <strong>der</strong> Siemens AG.Dr. Gernot-Rüdiger Engel, Luther RechtsanwaltsgesellschaftmbH/Partner PracticeGroup Environment Regulatory, informierteüber: die von <strong>der</strong> EU-Kommissiongeplanten Herausnahmen von CO2-Emissionszertifikatenim Umfang von 400 Millionen,900 Millionen o<strong>der</strong> 1,2 Milliardenim sogenan nten „Back Loading“-Verfahrenim Zeitraum von 2013 bis 2015. BjörnSpiegel, Fachgebietsleiter Energiepolitik,<strong>Wirtschaftsrat</strong> <strong>der</strong> <strong>CDU</strong> e.V., stellte ergänzenddie bundespolitischen Vorhaben undv.l. Stefan Brumm, Uwe Frahm (beide E.ONHanse AG); Peter Albers (Ernst Günter AlbersGmbH) und Telsche Ott (IHK Dithmarschen)überirdischer Trassierung sei absolutindiskutabel.Gleichwohl begrüßt die E.ON-TochterSchleswig-Holstein Netz AG die jetztbeschlossene „Wind-Landkarte“ (sieheAbb.) entgegen den permanenten Verän<strong>der</strong>ungen<strong>der</strong> Vergangenheit als verbindlicheGrundlage für eigene Planungen.Das Unternehmen, das bislang100 Millionen Euro in den Anschlußerneuerbarer Energien investiert hat,geht nun von weiteren Netz-Investitionenin dreistelliger Millionenhöhe aus.Ingesamt wurden bislang 36 Umspannwerkeerweitert o<strong>der</strong> komplett neu eingerichtet,mehrer hun<strong>der</strong>t Transformatorenverstärkt o<strong>der</strong> neu aufgestelltso wie rund 500 Kilometer Mittelspannungskabelneu verlegt. Aktuell sind andas Netz <strong>der</strong> Schleswig-Holstein Netz AGrund 31.000 EEG-Anlagen angeschlossen.Dabei gibt es Windrä<strong>der</strong> im Mo -ment mehr als genug. Er halte die vonBranchenexperten genannte Zahl, imJahr 2015 würden 100 bis 150 MillionenDr. Stefan LiebingKommissionsleiterGrafik: Siemensdie laufende Meinungsbildung im <strong>Wirtschaftsrat</strong>vor.Die Kommission wird sich in <strong>der</strong>nächsten Sitzung ergänzend mit demWärmemarkt und dem Netzausbau aus -ein an<strong>der</strong>setzen, um auf dieser Grund lageerste Positionen für den <strong>Wirtschaftsrat</strong> inSchleswig-Holstein abzuleiten. Am 15.Euro an Entschädigungsleistungen fürWindmüller fällig, <strong>der</strong>en Anlagen we -gen fehlen<strong>der</strong> Netzkapazitäten zumStillstand gezwungen sind, für realistisch,sagt <strong>der</strong> Dithmarscher LandratDr. Jörn Klimant: „Ein volkswirtschaft -licher Irrsinn.“ Deshalb, gibt er zu be -denken, müsse ernsthaft darüber nachgedachtwerden, den Zubau weitererStromerzeugungsanlagen an den Ausbau<strong>der</strong> Netzkapazitäten zu koppeln. Eskönne nicht angehen, daß Private wieUnternehmen, auf die letztlich alleKosten <strong>der</strong> <strong>Energiewende</strong> zukommen,sie nicht mehr bezahlen könnten.Bernd Bartels von <strong>der</strong> Beba EnergieGmbH & Co. KG warb in <strong>der</strong> Diskussionfür die Möglichkeiten, durch den Stromaus Wind und Sonne auch den WärmeundMobilitätsmarkt in <strong>der</strong> Region zuversorgen und gemeinsam mit denBetreibern <strong>der</strong> auslaufenden Kraftwerkstypenden Ersatz <strong>der</strong> Energieimportein Form von Gas und Öl zu ersetzen.Sektionssprecher Frisch warnteabschließend davor, daß die optimaleNetzausbauplanung durchaus an<strong>der</strong>sals <strong>der</strong>zeit geplant aussehen könnte,falls <strong>der</strong> Windstrom zukünftig auch zuWärmezwecken in <strong>der</strong> Region eingesetztwerde. Dafür müsse das im Jahr2007 beschlossene Verbot von Nacht -speicheröfen allerdings wie<strong>der</strong> aufgehobenwerden.WBFebruar besteht dann die Möglichkeit, diePosition des neuen <strong>Energiewende</strong>ministersaufzunehmen und zu prüfen, <strong>der</strong>dann auf Einladung <strong>der</strong> Sektion Schleswig/Flensburg „Die deutsche <strong>Energiewende</strong>und die politische Planung für denBeitrag Schleswig-Holsteins“ erläuternwird.63