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Energiewende - Wirtschaftsrat der CDU e.V.

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leiben muss mit allen Län<strong>der</strong>n, diedazugehören.“Ein großes Risiko sieht Sinn auch inFrankreich, das mit einer Staatsquotevon 56 Prozent unter den entwickeltenLän<strong>der</strong>n an zweiter Stelle liege. DerAnteil <strong>der</strong> französischen Industrie an<strong>der</strong> Wertschöpfung betrage nur nochneun Prozent (Deutschland: 20 Prozent).Kein Land <strong>der</strong> Euro-Zone sei dem So -zialismus so nahe wie Frankreich.„Hollande spricht von einer Wachstumspolitik.Wenn Politiker von einerWachstumspolitik reden, meinen sieimmer Verschuldungspolitik. Hollandeist noch nicht da, wo Schrö<strong>der</strong> vor zehnJahren war.“Ausführlich widmete sich Sinn <strong>der</strong>„Target-Falle“. In seinem gleichnamigenBuch hatte <strong>der</strong> Volkswirt die Theseaufgestellt, dass die Krisenlän<strong>der</strong> ihreFinanzprobleme mit Hilfe des Zahlungssystems<strong>der</strong> Europäischen Zentralbank(Target) gelöst und damit eineRettungskaskade erzeugt hätten: DenKreditblasen wurde mit Staatspapierkäufen<strong>der</strong> Europäischen Zentralbankund <strong>der</strong> Einführung von Rettungsschirmen(EFSF und ESM) begegnet.Über eine Bankenunion wird <strong>der</strong>zeitdiskutiert. Als letzte Konsequenz in <strong>der</strong>„Logik <strong>der</strong> Target-Falle“ sieht Sinn dieEinführung von Eurobonds. Eine Stufefolge auf die nächste, „sodass sich fürPolitiker die Situation ergibt, dass siegar keine Alternative zulassen undauch keine öffentliche Diskussion“.Mit Eurobonds werde nicht nur dieMarktwirtschaft verlassen, es würdenauch zwischenstaatliche Konflikte heraufbeschworen.Eine solche Politikschaffe keinen Frieden in Europa. „Eshat noch nie so viel Unfrieden gegebenin Westeuropa wie heute. Der Euro hatdie Län<strong>der</strong> Südeuropas in eine zum Teilausweglose Situation in <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeitgebracht. Das, was dasFriedensprojekt sein soll, erwies sich alsProjekt maximalen Unfriedens. Daswird bei den Eurobonds erst recht sosein. Weil wir aus Nachbarlän<strong>der</strong>n,befreundeten Län<strong>der</strong>n, Gläubiger undSchuldner machen. Und Gläubiger undSchuldner gehen nie beson<strong>der</strong>s nettmiteinan<strong>der</strong> um.“Beson<strong>der</strong>s problematisch sei dieRettung <strong>der</strong> Banken. Mit 9.300 Mil -liarden Euro übersteige ihre Verschuldungdie europäischen Staatsschulden(3.400 Milliarden Euro) erheblich. FürAb schrei bungsverluste dürfe nicht <strong>der</strong>Steuerzahler aufkommen, vielmehrmüsse das jeweils betroffene Vermögenherangezogen werden (Debt-Equity-Swaps).Da in Europa ein Ausgleichssystemfehle, for<strong>der</strong>te Sinn, das Geldsystemnach amerikanischem Muster zu organisieren:„Das System in Amerika funktioniert.Das führt dazu, dass sich dieZinsen regional ausspreitzen. Wennirgendwo Geld gebraucht wird, mussman sich das am Kapitalmarkt besorgen,und man kann es sich nicht aus <strong>der</strong>Druckerpresse ziehen.“Eine Lösung könnten Pfandbriefesein. Der amerikanische BundesstaatNew York überwand 1975 auf dieseWeise eine Finanzierungskrise. AuchFinnland ging in den 90er Jahren diesenWeg. Der griechische Staat verfügeüber ein Immobilienvermögen im Um -fang des Wertes eines Sozialprodukts.Ebenso interessant für Pfän<strong>der</strong> könntenGasfunde in <strong>der</strong> Ägäis sein. Plänefür die sogenannten „Covered Bonds“seien in Vorbereitung. Schon vor zweiJahren sei auf einer Konferenz in Griechenlanddarüber diskutiert worden.„Aber solange das Geld aus Europafließt, muss man diese Kugel, die mannoch hat, nicht einsetzen.“Aus deutscher Perspektive sei <strong>der</strong>Euro keinesfalls eine Erfolgsgeschichte:„Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopfwar 1995 beim Gipfel in Madrid, als <strong>der</strong>Euro angekündigt wurde, an dritterStelle im Euro-Raum und jetzt sind wiran siebter Stelle. Wir sind also dramatischbei <strong>der</strong> Wirtschaftsleistung proKopf zurückgefallen.“ Dennoch hältSinn nichts davon, aus dem Euro auszusteigeno<strong>der</strong> ihn ganz aufzugeben.Der Ausweg liege vielmehr im tempo -rären Austritt peripherer Euro-Län<strong>der</strong>und damit in einer Verdichtung <strong>der</strong>Eurozone auf einen harten Kern. Jefrüher, desto besser. Die Konsequenzenfürchtet er weniger. Seit dem ZweitenWeltkrieg habe es weltweit über 180Staatskonkurse gegeben. „Die Weltdreht sich immer noch“, versicherteSinn.CAProf. Dr. Dres h.c. Hans Werner Sinn undGunther BonzDr. Ernst Wer<strong>der</strong>mann, Axel Kiel,Fritz Jürgen Kröger (v.l.)Prof. Dr. Dres. h.c. Hans Werner Sinn imGespräch mit Mitglie<strong>der</strong>nDietrich von Sal<strong>der</strong>n, Martin Sillem,Andreas Villavicencio (v.l.)Frank Eilers und Eric M. Balzer23

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