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Genetische Ursachen epileptischer Enzephalopathien (Zeitschrift für

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<strong>Zeitschrift</strong> <strong>für</strong><br />

Epileptologie<br />

Organ der Deutschen Gesellschaft <strong>für</strong> Epileptologie e.V.<br />

Mitteilungsblatt der Stiftung Michael · Mitteilungsblatt der AG Epilepsiechirurgie<br />

Elektronischer Sonderdruck <strong>für</strong><br />

S. Spiczak<br />

Ein Service von Springer Medizin<br />

Z Epileptol 2011 · 24:108–113 · DOI 10.1007/s10309-011-0169-7<br />

© Springer-Verlag 2011<br />

S. von Spiczak · A. Caliebe · H. Muhle · I. Helbig · U. Stephani<br />

<strong>Genetische</strong> <strong>Ursachen</strong> <strong>epileptischer</strong><br />

<strong>Enzephalopathien</strong><br />

www.zepi.springer.de<br />

zur nichtkommerziellen Nutzung auf der<br />

privaten Homepage und Institutssite des Autors


Z Epileptol 2011 · 24:108–113<br />

DOI 10.1007/s10309-011-0169-7<br />

Eingegangen: 21. Februar 2011<br />

Angenommen: 03. März 2011<br />

Online publiziert: 30. März 2011<br />

© Springer-Verlag 2011<br />

Epileptische <strong>Enzephalopathien</strong> sind<br />

durch einen frühen Beginn in den<br />

ersten Lebensjahren und einen therapieschwierigen<br />

Verlauf sowie multiple<br />

Komorbiditäten gekennzeichnet.<br />

Die einzelnen Syndrome sind<br />

seltene Erkrankungen; in ihrer Gesamtheit,<br />

in der Bedeutung <strong>für</strong> die<br />

betroffenen Patienten und letztlich<br />

in den Auswirkungen auf das Sozial-<br />

und Gesundheitssystem sind sie jedoch<br />

durchaus schwerwiegend. Neben<br />

symptomatischen Formen nach<br />

prä- und perinatalen Komplikationen<br />

sowie strukturellen Hirnfehlbildungen<br />

stellen genetisch bedingte<br />

Erkrankungen eine dritte bedeutende<br />

ätiologische Entität dar.<br />

Die Bedeutung genetischer Grundlagen<br />

<strong>für</strong> seltene sowie schwer verlaufende<br />

Epilepsien und epileptische <strong>Enzephalopathien</strong><br />

wird zunehmend erkannt. Dabei<br />

reicht das Spektrum von familiären<br />

monogenen Formen über autosomal-rezessiv<br />

oder X-chromosomal vererbte Erkrankungen<br />

bis zu sporadischen Fällen<br />

mit dominant wirkenden De-novo-Mutationen.<br />

Für viele dieser Erkrankungen<br />

wird schließlich das Vorliegen einer komplexen<br />

Vererbung mit zusätzlichen modifizierenden<br />

Veränderungen und Einflüssen<br />

von Umweltfaktoren angenommen.<br />

In den letzten Jahren konnten zahlreiche<br />

genetische <strong>Ursachen</strong> <strong>epileptischer</strong><br />

<strong>Enzephalopathien</strong> aufklärt und<br />

108 | <strong>Zeitschrift</strong> <strong>für</strong> Epileptologie 2 · 2011<br />

Leitthema<br />

S. von Spiczak 1 · A. Caliebe 2 · H. Muhle 1 · I. Helbig 1 · U. Stephani 1<br />

1 Klinik <strong>für</strong> Neuropädiatrie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein,<br />

Campus Kiel, und Christian Albrechts Universität Kiel, Kiel<br />

2 Institut <strong>für</strong> Humangenetik, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein,<br />

Campus Kiel, und Christian Albrechts Universität Kiel, Kiel<br />

<strong>Genetische</strong> <strong>Ursachen</strong><br />

<strong>epileptischer</strong><br />

<strong>Enzephalopathien</strong><br />

verantwortliche Gene identifiziert werden.<br />

Weiterhin haben klinische Untersuchungen<br />

das phänotypische Spektrum<br />

bekannter genetisch bedingter Epilepsieformen<br />

erheblich erweitert. Die Aufklärung<br />

genetischer <strong>Ursachen</strong> bedeutet eine<br />

ätiologische Klärung, ermöglicht die humangenetische<br />

Beratung betroffener Familien<br />

und eröffnet in einigen Fällen<br />

spezifische Behandlungsmöglichkeiten.<br />

Daher sind diese Erkenntnisse nicht nur<br />

<strong>für</strong> den Wissenschaftler, sondern auch<br />

<strong>für</strong> den klinisch tätigen Epileptologen<br />

von Bedeutung und sollen im Folgenden<br />

dargestellt werden. Die Beschreibung erfolgt<br />

chronologisch nach dem Altersbeginn<br />

der assoziierten Epilepsiesyndrome.<br />

Erweiterungen des phänotypischen<br />

Spektrums sind der Beschreibung des typischen<br />

Krankheitsbilds nachgestellt. Im<br />

Hinblick auf metabolische Erkrankungen<br />

sind nur Krankheitsbilder beschrieben,<br />

bei denen die Epilepsie als führendes<br />

Symptom in Form einer früh beginnenden<br />

epileptischen Enzephalopathie<br />

auftritt.<br />

In dieser Übersicht werden Krankheitsbilder<br />

und assoziierte Gene mit aktueller<br />

diagnostischer Bedeutung dargestellt.<br />

Diese und weitere Gene, die nur in<br />

Einzelfällen beschrieben wurden und deren<br />

ätiologische Bedeutung größtenteils<br />

noch unklar ist, sind in . Abb. 1 und<br />

. Tab. 1 aufgeführt.<br />

Vitamin-B6-abhängige<br />

Epilepsien: ALDH7A1 und PNPO<br />

Vitamin-B6-abhängige Epilepsien beginnen<br />

in der Regel in den ersten Lebensstunden<br />

bis -tagen und sind durch therapieresistente<br />

epileptische Anfälle, schwere<br />

EEG-Veränderungen bis hin zu „Burstsuppression“-Mustern<br />

und Hypsarrhythmie<br />

und eine globale Retardierung gekennzeichnet<br />

[34]. Man unterscheidet<br />

Pyridoxin- von Pyrodoxal-5-Phosphatabhängigen<br />

Epilepsieformen.<br />

Pyridoxin-abhängige Epilepsien zeigen<br />

einen Defekt im Lysinstoffwechsel,<br />

der indirekt durch Inaktivierung von Vitamin<br />

B6 zu einem erhöhten Bedarf führt.<br />

Die Gabe von Vitamin B6 resultiert in<br />

einem raschen Sistieren der Anfälle und<br />

einer Normalisierung der EEG-Veränderungen<br />

innerhalb von Minuten bis wenigen<br />

Stunden. Ursächlich sind homozygote<br />

bzw. „compound“-heterozygote<br />

Mutationen im ALDH7A1-Gen, das<br />

<strong>für</strong> das Enzym Antiquitin codiert [27].<br />

Als Folge des Stoffwechseldefekts sind α-<br />

Aminoadipinsemialdehyd (α-AASA) im<br />

Urin sowie Pipecolinsäure in Serum und<br />

Liquor erhöht. Neuere Untersuchungen<br />

beschreiben ein deutlich erweitertes phänotypisches<br />

Spektrum mit späterem Beginn,<br />

zusätzlichen Symptomen und verzögertem<br />

oder unvollständigem Ansprechen<br />

auf die Therapie [3, 26]. Verlässliche<br />

Werte zur Sensitivität und Spezifität<br />

von α-AASA und Pipecolinsäure lie-


gen bislang nicht vor, sodass das vollständige<br />

klinische Spektrum der ALDH7A1assoziierten<br />

Epilepsien vermutlich weiterhin<br />

nicht bekannt ist. So werden z. B.<br />

auch bei Patienten mit folinsäureabhängigen<br />

Epilepsien Mutationen in ALDH7A1<br />

beschrieben [14].<br />

Aufgrund der phänotypischen Breite<br />

der ALDH7A1-assoziierten Epilepsien<br />

scheint eine klinische Diagnose häufig<br />

schwierig. Hier kann der Einsatz genetischer<br />

Diagnostik helfen, in unklaren Fällen<br />

eine ätiologische Klärung und damit<br />

spezifische Therapieoptionen zu ermöglichen.<br />

Pyridoxinabhängige Epilepsien mit<br />

Mutationen in ALDH7A1 unterscheiden<br />

sich von Pyrodoxal-5-Phosphat-abhängigen<br />

Epilepsieformen mit Mutationen<br />

im PNPO-Gen. PNPO codiert die Pyridox(am)ine-5’-Phosphatoxidase,<br />

die die<br />

Umwandlung von Pyridoxin in die aktive<br />

Form Pyridoxal-5-Phosphat katalysiert.<br />

Die durch Veränderungen im PNPO-Gen<br />

bedingte Epilepsie ist entsprechend nur<br />

durch Gabe von Pyridoxal-5-Phosphat<br />

behandelbar [28]. Es sind bislang nur wenige<br />

Einzelfälle beschrieben, sodass das<br />

phänotypische Spektrum weitgehend unbekannt<br />

ist. Weitere Studien müssen zeigen,<br />

bei welchen Patienten eine genetische<br />

Diagnostik sinnvoll ist.<br />

Ohtahara-Syndrom:<br />

ARX und STXBP1<br />

Das auch als frühinfantile epileptische Enzephalopathie<br />

bezeichnete Ohtahara-Syndrom<br />

beschreibt ein im Neugeborenen-<br />

oder frühen Säuglingsalter beginnendes<br />

Epilepsiesyndrom, das durch das Burstsuppression-EEG-Muster<br />

gekennzeichnet<br />

ist. Es treten v. a. tonische Spasmen auf,<br />

die Anfälle sind therapieresistent, und die<br />

Gesamtprognose ist aufgrund einer meist<br />

schweren globalen Entwicklungsstörung<br />

und einer hohen Sterblichkeit ungünstig.<br />

Bei etwa drei Viertel der Patienten geht<br />

das Ohtahara-Syndrom in ein West-Syndrom<br />

über [33]. Neben unterschiedlichen<br />

symptomatischen und genetischen <strong>Ursachen</strong><br />

wurden zuletzt zwei kausale Veränderungen<br />

näher charakterisiert: hetero-<br />

bzw. hemizygote Mutationen und Deletionen<br />

im ARX-Gen („early infantile epileptic<br />

encephalopathy type I“, EIEE1, OMIM<br />

Häuf igkeit der Epilepsiesyndrome<br />

a<br />

Häuf igkeit der Epilepsiesyndrome<br />

b<br />

BFNS, BFIS<br />

Ohtahara-Syndrom<br />

"Early infantile epileptic encephalopathy"<br />

West-Syndrom<br />

Dravet-Syndrom<br />

Lennox-Gastaut-Syndrom<br />

Doose-Syndrom<br />

"Early-onset absence epilepsy"<br />

Säugling Kleinkind Kindergarten- und Schulkind Alter<br />

Weitere Epilepsien mit frühem Beginn und genetischen<br />

<strong>Ursachen</strong>:<br />

Epilepsien bei kortikalen Fehlbildungen<br />

Epilepsien bei metabolischen Erkrankungen<br />

Epilepsien bei chromosomalen Veränderungen<br />

Epilepsien bei syndromalen Erkrankungen<br />

SCN2A<br />

KCNQ2 CDKL5<br />

KCNQ3<br />

MEF2C<br />

PNPO<br />

ALDH7A1<br />

PLCB1<br />

SCN1A<br />

STXBP1<br />

ARX PCDH19<br />

SLC25A22<br />

SLC2A1<br />

Säugling Kleinkind Kindergarten- und Schulkind Alter<br />

#308350) und im STXBP1-Gen (EIEE4,<br />

OMIM #612164; [20, 35]).<br />

Veränderungen im ARX-Gen führen<br />

zu unterschiedlichen Phänotypen wie<br />

Ohtahara-Syndrom, West-Syndrom, Xchromosomal<br />

vererbter Lissenzephalie<br />

mit Störung der Geschlechtsentwicklung<br />

u. a. [40]. Dabei können gleiche Mutationen<br />

inter-, aber auch intrafamiliär unterschiedliche<br />

Krankheitsbilder hervorrufen.<br />

Entsprechend des X-chromosomalen<br />

Erbgangs finden sich die typischen Symptome<br />

im männlichen Geschlecht, es sind<br />

jedoch auch milder betroffene weibliche<br />

Merkmalsträger beschrieben.<br />

STXBP1 codiert <strong>für</strong> syntaxinbindendes<br />

Protein 1, das auf präsynaptischer Seite<br />

glutamaterger und GABAerger Synapsen<br />

(GABA: γ-Aminobuttersäure) an der Ve-<br />

Rolando-Epilepsie<br />

IGE<br />

Mikrodeletionen<br />

Abb. 1 8 Zeitliches Auftreten und relative Häufigkeit (nicht maßstabsgetreu) wichtiger Epilepsiesyndrome<br />

des Kinder- und Jugendalters (a) und bekannte genetische <strong>Ursachen</strong> (b). Die fett<br />

gedruckten Gene werden im Text näher dargestellt. BFNS „benign familial neonatal seizures“ (benigne<br />

familiäre Neugeborenenepilepsie), BFIS „benign familial infantile seizures“ (benigne familiäre<br />

Säuglings epilepsie), IGE „idiopathic generalized epilepsy“<br />

sikelfreisetzung in den synaptischen Spalt<br />

beteiligt ist. Kürzlich wurde eine deutliche<br />

Erweiterung der mit STXBP1-Mutationen<br />

assoziierten Krankheitsbilder beschrieben<br />

[9]: Mutationen konnten auch bei Patienten<br />

mit einer früh beginnenden, schwer<br />

verlaufenden epileptischen Enzephalopathie<br />

mit variablen Anfallstypen, unspezifischen<br />

EEG-Auffälligkeiten, schwerer Entwicklungsverzögerung<br />

und Bewegungsstörungen<br />

identifiziert werden. Ein Teil<br />

der Patienten zeigte im Verlauf ein therapieresistentes<br />

West-Syndrom, andere Patienten<br />

hingegen wurden bei allerdings<br />

bleibender Retardierung und Bewegungsstörung<br />

schnell und anhaltend anfallsfrei.<br />

Weiterhin sind auch Patienten mit isoliertem<br />

West-Syndrom und Mutationen im<br />

STXBP1-Gen beschrieben.<br />

<strong>Zeitschrift</strong> <strong>für</strong> Epileptologie 2 · 2011 |<br />

109


Tab. 1 <strong>Genetische</strong> <strong>Ursachen</strong> <strong>epileptischer</strong> <strong>Enzephalopathien</strong><br />

Gen Lokalisation<br />

Protein Krankheitsbild Literatur<br />

ALDH7A1 5q31 Antiquitin Vitamin-B6-abhängige Epilepsie [26, 27]<br />

PNPO 17q21.32 Pyridox(am)ine-5-Phosphat-<br />

Oxidase<br />

Pyridoxal-5-Phosphat-abhängige Epilepsie [28]<br />

SLC2A1 1p35–p31.3 Glucosetransporter 1 (GLUT1) Glut1-Defizienz-Syndrom, EOAE, paroxysmale aktivitätsinduzierte<br />

Dyskinesie und Epilepsie<br />

[6, 31, 38, 41, 42]<br />

MECP2 Xq28 „Methyl-CpG-binding<br />

protein 2“<br />

Rett-Syndrom [1, 44]<br />

FOXG1 14q13 „Forkhead box G1“ Kongenitales Rett-Syndrom [2]<br />

ARX Xp22.13 „Aristaless-related homeobox“ EIEE1: Ohtahara-Syndrom, West-Syndrom, mentale Retardierung,<br />

X-chromosomal vererbte Lissenzephalie mit Störung der Geschlechtsentwicklung<br />

u. a. (v. a. Jungen betroffen)<br />

[20]<br />

CDKL5 Xp22 „Cyclin-dependent kinaselike<br />

5“<br />

West-Syndrom und<br />

atypisches Rett-Syndrom:<br />

CDKL5 und FOXG1<br />

Veränderungen des CDKL5-Gens, codierend<br />

<strong>für</strong> eine Serin-/Threoninkinase,<br />

wurden erstmals 2003 als Ursache<br />

<strong>für</strong> ein schwer verlaufendes West-Syndrom<br />

mit ausgeprägter globaler Retardierung<br />

bei Mädchen beschrieben (auch<br />

EIEE2, OMIM #300672; [18]). X-Inaktivierung<br />

des normalen Allels führt bei<br />

Vorhandensein einer heterozygoten Mutation<br />

zu einem funktionellen Verlust des<br />

Gens. Männliche Anlageträger weisen ein<br />

EIEE2: frühes, schwer verlaufendes West-Syndrom, atypisches Rett-Syndrom<br />

(v. a. Mädchen betroffen)<br />

schwerstes Krankheitsbild auf oder versterben<br />

pränatal [12].<br />

Nachfolgend wurden Mutationen in<br />

CDKL5 auch bei Patientinnen mit atypischem<br />

Rett-Syndrom (Hanefeld-Variante)<br />

mit frühem Epilepsiebeginn und Auftreten<br />

eines West-Syndroms beschrieben<br />

[13]. Als verantwortliches Gen der kongenitalen<br />

Variante des Rett-Syndroms konnte<br />

2008 FOXG1, ein Transkriptionsrepressor<br />

mit hirnspezifischer Expression, identifiziert<br />

werden [2].<br />

Aufgrund des breiten phänotypischen<br />

Spektrums sollte eine genetische Diagnostik<br />

bei Patientinnen mit früh begin-<br />

nender <strong>epileptischer</strong> Enzephalopathie das<br />

CDKL5-Gen einschließen. Bei Patientinnen<br />

mit einem Rett-ähnlichen Phänotyp<br />

wäre nach Ausschluss von Veränderungen<br />

in MECP2, dem <strong>für</strong> das „klassische“ Rett-<br />

Syndrom mehrheitlich verantwortlichen<br />

Gen, eine Stufendiagnostik mit Untersuchung<br />

von 1. CDKL5 und 2. FOXG1 zu<br />

empfehlen.<br />

GLUT1-Defizienz-<br />

Syndrom: SLC2A1<br />

[13, 18]<br />

SLC25A22 11p15.5 „Solute carrier family 25“ EIEE3: refraktäre Epilepsie, v. a. myoklonische Anfälle, Beginn in ersten<br />

Lebensmonaten, früher Tod oder vegetativer Status, EEG: „burst<br />

suppression“<br />

[29, 30]<br />

STXBP1 9q34.1 „Syntaxin-binding protein 1“ EIEE4: Ohtahara-Syndrom, frühinfantile epileptische Enzephalopathie<br />

mit variablen EEG- und Anfallsmustern<br />

[9, 35]<br />

SPTAN1 9q33-q34 Spektrin EIEE5: epileptische Enzephalopathie mit Hypsarrhythmie und schwerer<br />

Retardierung, Tetraspastik, MRT: Hypomyelinisierung und globale Atrophie<br />

[36]<br />

SCN1A 2q24 Spannungsabhängiger Natriumkanal,<br />

α1-Untereinheit<br />

EIEE6: Dravet-Syndrom [5, 11]<br />

KCNQ2 20q13.3 Spannungsabhängiger Kaliumkanal<br />

ARHGEF9 Xq22.1 ρ-Guanin-Nukleotid-<br />

Austausch faktor-9<br />

EIEE7: neonatal beginnende epileptische Enzephalopathie mit therapiere- [4, 7]<br />

fraktärer Epilepsie, Burst-suppression-Muster im EEG, schwere Retardierung,<br />

muskuläre Hypotonie und Dystonie, auch als schwere Verlaufsform bei BFNS<br />

EIEE8: Hyperekplexia und frühinfantile epileptische Epilepsie [23]<br />

PCDH19 Xq22 Protocadherin 19 EIEE9: Epilepsie mit mentaler Retardierung bei Mädchen, atypisches<br />

Dravet-Syndrom<br />

PNKP 19q13.4 Polynukleotid-Kinase-3’-<br />

Phosphatase<br />

SCN2A 2q23–q24.3 Spannungsabhängiger Natriumkanal,<br />

α2-Untereinheit<br />

EIEE10: epileptische Enzephalopathie mit progredienter Mikrozephalie und<br />

globaler Retardierung<br />

EIEE11: epileptische Enzephalopathie, West-Syndrom, selten: Dravet-<br />

Syndrom (Mutationen auch bei BFNIS)<br />

PLCB1 20p12 Phospholipase Cβ1 EIEE12: therapierefraktäre Epilepsie mit tonischen Anfällen, Übergang in<br />

West-Syndrom, Regression und Entwicklungsstopp, Tetraspastik<br />

[8, 10, 24, 37]<br />

[39]<br />

[15, 19, 22, 32]<br />

Aufgeführt sind alle genetischen Formen <strong>epileptischer</strong> <strong>Enzephalopathien</strong> entsprechend der Datenbank Online Mendelian Inheritance in Man (OMIM, EIEE1–EIEE12)<br />

sowie die zusätzlich im Text beschriebenen Krankheitsbilder und Gene. BFNIS „benign familial neonatal-infantile seizures“ (benigne familiäre neonatal-infantile Epilepsie),<br />

BFNS „benign familial neonatal seizures“ (benigne familiäre Neugeborenenepilepsie), EIEE „early infantile epileptic encephalopathy“, EOAE „early-onset absence epilepsy“<br />

(frühkindliche Absence-Epilepsie).<br />

110 | <strong>Zeitschrift</strong> <strong>für</strong> Epileptologie 2 · 2011<br />

Leitthema<br />

[21]<br />

Das klassische GLUT1-Defizienz-Syndrom<br />

(OMIIM #606777) bezeichnet ein


1991 von de Vivo beschriebenes Krankheitsbild<br />

mit im Säuglingsalter beginnender,<br />

therapieresistenter Epilepsie und<br />

<strong>epileptischer</strong> Enzephalopathie, schwerer<br />

Entwicklungsstörung, erworbener Mikrozephalie<br />

sowie einer komplexen Bewegungsstörung<br />

mit muskulärer Hypotonie<br />

oder Spastik, Ataxie und Dystonie<br />

[6]. Verantwortlich sind Mutationen des<br />

SLC2A1-Gens, die in der Regel als dominante<br />

De-novo-, selten auch als autosomal-rezessive<br />

Ereignisse auftreten [38].<br />

Das Gen codiert <strong>für</strong> den Glucosetransporter<br />

der Blut-Hirn-Schranke, GLUT1.<br />

Da das Protein die einzige Möglichkeit<br />

des Glucosetransports über die Blut-Hirn-<br />

Schranke darstellt, resultiert eine Hypoglykorrhachie<br />

bei normaler Blutglucosekonzentration(Liquorglucose-Blutglucose-Ratio<br />

70% der Patienten mit Dravet-Syndrom<br />

Veränderungen im SCN1A-<br />

Gen auf [5]. In der Mehrzahl sind dies<br />

De-novo-Mutationen, es sind allerdings<br />

auch familiäre Fälle bei Mosaikstatus<br />

eines Elternteils beschrieben. Charakterisiert<br />

ist das Dravet-Syndrom durch<br />

einen frühen Beginn, meist mit Fieberkrämpfen<br />

noch vor dem 6. Lebensmonat<br />

und nachfolgend dem Auftreten unterschiedlicher<br />

Anfallstypen, insbesondere<br />

febrilen und afebrilen generalisierten tonisch-klonischen<br />

Anfällen, wechselseitig<br />

hemiklonischen Anfällen, myoklonischen<br />

Anfällen, Absencen, komplex-fokalen<br />

Anfällen und Umdämmerungsstatus.<br />

Oft bleibt eine starke Temperaturempfindlichkeit<br />

auch nach dem 6. Lebensjahr,<br />

d. h. leichte Temperaturerhöhungen<br />

führen zu epileptischen Anfällen.<br />

Es kommt gehäuft zu prolongierten<br />

Anfällen und epileptischen Status. Mit<br />

Beginn der Epilepsie tritt eine Entwicklungsverzögerung<br />

im Sinne einer epilep-<br />

Zusammenfassung · Abstract<br />

Z Epileptol 2011 · 24:108–113<br />

DOI 10.1007/s10309-011-0169-7<br />

© Springer-Verlag 2011<br />

S. von Spiczak · A. Caliebe · H. Muhle ·<br />

I. Helbig · U. Stephani<br />

<strong>Genetische</strong> <strong>Ursachen</strong><br />

<strong>epileptischer</strong> <strong>Enzephalopathien</strong><br />

Zusammenfassung<br />

Genetisch bedingte Erkrankungen stellen<br />

eine wichtige Ursache schwerer frühkindlicher<br />

Epilepsiesyndrome und <strong>epileptischer</strong><br />

<strong>Enzephalopathien</strong> dar. In den letzten Jahren<br />

wurden zahlreiche verantwortliche Gene<br />

identifiziert. Das phänotypische Spektrum<br />

bekannter genetisch bedingter Epilepsieformen<br />

wurde erheblich erweitert. Die Aufklärung<br />

genetischer <strong>Ursachen</strong> bedeutet die<br />

ätiologische Klärung, ermöglicht die genetische<br />

Beratung betroffener Familien und eröffnet<br />

in einigen Fällen spezifische Behandlungsmöglichkeiten.<br />

Im Rahmen dieses Beitrags<br />

werden Krankheitsbilder, genetische<br />

Grundlagen und spezifische Therapieoptionen<br />

beschrieben sowie Einschätzungen der<br />

diagnostischen Bedeutung der einzelnen Gene<br />

gegeben.<br />

Schlüsselwörter<br />

Epileptische Enzephalopathie ·<br />

West-Syndrom · Dravet-Syndrom ·<br />

Vitamin B6 · Glucosetransporterprotein, Typ 1<br />

Genetic etiologies of epileptic<br />

encephalopathies<br />

Abstract<br />

Genetically determined disorders comprise<br />

an important etiological entity for severe infantile<br />

epilepsies and epileptic encephalopathies.<br />

In the past decade, several causative<br />

genes have been identified. In addition, clinical<br />

genetic studies have revealed a broadened<br />

phenotypic spectrum for various disease-related<br />

genes. Identification of the underlying<br />

genetic causes will allow for an etiological<br />

diagnosis and genetic counseling<br />

of affected families. In addition, specific<br />

therapeutic options exist for several disorders.<br />

In this review, the clinical picture, genetic<br />

causes, and relevant therapeutic options<br />

are described. Furthermore, the diagnostic<br />

relevance of genetic testing with regard<br />

to particular genes and disease entities<br />

is evaluated.<br />

Keywords<br />

Epileptic encephalopathy · West syndrome ·<br />

Dravet syndrome · Vitamin B6 · Glucose<br />

transporter type 1<br />

<strong>Zeitschrift</strong> <strong>für</strong> Epileptologie 2 · 2011 |<br />

111


Infobox 1: EuroEPINOMICS – Genetics of<br />

Rare Epilepsy Syndromes<br />

Im Rahmen des EuroEPINOMICS-Programms<br />

der European Science Foundation<br />

stellt das Projekt „Genetics of Rare Epilepsy<br />

Syndromes“ die Genetik seltener Epilepsiesyndrome<br />

und <strong>epileptischer</strong> Epilepsien in<br />

den wissenschaftlichen Fokus. Innerhalb<br />

dieses Forschungsnetzwerks werden ab<br />

Sommer 2011 verschiedene europäische<br />

Arbeitsgruppen gemeinsam an der Aufklärung<br />

der genetischen <strong>Ursachen</strong> von<br />

seltenen, meist schwer verlaufenden Epilepsien<br />

arbeiten. Hier<strong>für</strong> stehen durch die<br />

verschiedenen Partner alle Methoden der<br />

modernen Genetik, einschließlich genomweiter<br />

Analysen, zur Verfügung. Eine zentrale<br />

Datenbank zur Phänotypisierung soll<br />

die Identifizierung neuer Krankheitsentitäten<br />

und Genotyp-Phänotyp-Korrelationen<br />

ermöglichen.<br />

Die Arbeitsgruppe Pädiatrische Epilepsiegenetik<br />

der Klinik <strong>für</strong> Neuropädiatrie in Kiel<br />

ist an diesem Projekt beteiligt und steht als<br />

Ansprechpartner zur Verfügung.<br />

tischen Enzephalopathie auf [11]. Während<br />

das Krankheitsbild in der pädiatrischen<br />

Epileptologie mittlerweile gut bekannt<br />

ist, kann die Diagnosestellung bei<br />

Erwachsenen schwierig sein [16].<br />

Die genetische Diagnostik sollte möglichst<br />

frühzeitig bei Auftreten der genannten<br />

Symptom- und Befundkonstellationen<br />

erfolgen, da dies weitere diagnostische<br />

Maßnahmen verhindert, eine<br />

humangenetische Beratung ermöglicht<br />

und durch die Vermeidung provozierender<br />

Medikamente (v. a. Lamotrigin, Carbamazepin/Oxcarbazepin<br />

und Phenytoin<br />

als „Natriumkanalblocker“) sowie den<br />

Einsatz spezifisch zugelassener Medikamente<br />

(Stiripentol) therapeutische Konsequenzen<br />

folgen [25].<br />

Epilepsie mit mentaler<br />

Retardierung bei<br />

Mädchen: PCDH19<br />

Die Epilepsie mit mentaler Retardierung<br />

bei Mädchen wurde erstmals 1971 in<br />

einer großen Familie beschrieben („epilepsy<br />

with mental retardation limited<br />

to females“, EFMR, OMIM #3000888;<br />

[17]). Im Jahr 2008 folgten eine weiterführende<br />

Charakterisierung des Krankheitsbilds<br />

und die Identifikation des zugrunde<br />

liegenden Gens [10, 37]. Weibli-<br />

112 | <strong>Zeitschrift</strong> <strong>für</strong> Epileptologie 2 · 2011<br />

Leitthema<br />

che Familienmitglieder zeigen eine im<br />

frühen Kleinkindalter (6 bis 36 Monate)<br />

beginnende Epilepsie, die sich häufig<br />

zunächst mit Fieberkrämpfen manifestiert.<br />

Im Verlauf folgen unterschiedliche<br />

generalisierte und fokale Anfallsformen;<br />

ebenso finden sich generalisierte und fokale<br />

EEG-Veränderungen. Meist kommt<br />

es in der Adoleszenz zu einem Sistieren<br />

der Epilepsie. Daneben besteht eine Entwicklungsverzögerungunterschiedlichen<br />

Ausmaßes, von Lernschwierigkeiten<br />

bis hin zur geistigen Behinderung<br />

reichend. Bei einem Teil der Patientinnen<br />

und einigen männlichen Anlageträgern<br />

treten psychiatrische Auffälligkeiten<br />

auf. Mithilfe von Kopplungsanalysen<br />

wurde EFMR als ein X-chromosomal<br />

vererbtes Krankheitsbild identifiziert.<br />

In der Folge gelang die Identifikation<br />

von PCDH19 als verantwortlichem<br />

Gen [10]. Das codierte Protein Protocadherin<br />

19 ist ein Zelladhäsionsprotein,<br />

das <strong>für</strong> Zellkontakte von Neuronen<br />

verantwortlich ist. Eine mögliche Erklärung<br />

<strong>für</strong> den ungewöhnlichen X-chromosomalen<br />

Erbgang mit männlichen<br />

Anlageträgern und weiblichen Betroffenen<br />

ist die zelluläre Interferenz: Ein Mosaik<br />

mit PCDH19-positiven und -negativen<br />

Zellen, bedingt durch die zufällige<br />

X-Inaktivierung bei der Frau, scheint<br />

<strong>für</strong> die Zelladhäsion problematischer<br />

zu sein als ein einheitliches Muster ausschließlich<br />

PCDH19-negativer Zellen bei<br />

männlichen Mutationsträgern [8].<br />

Nachfolgend konnten mehrere Arbeiten<br />

eine deutliche Ausweitung des phänotypischen<br />

Spektrums belegen. Sporadisch<br />

auftretende Mutationen und seltene<br />

Deletionen führen bei betroffenen<br />

Patientinnen zu einem Dravet-ähnlichen<br />

Phänotyp. Im Vergleich zum Dravet-Syndrom<br />

bestehen ein späterer Beginn der<br />

Epilepsie, weniger epileptischen Status<br />

und Anfallsfreiheit bei einem Großteil<br />

der Patienten im Verlauf [8]. Des Weiteren<br />

sind Patientinnen mit Fieberkrämpfen<br />

und einer fokalen Epilepsie unter den<br />

Merkmalsträgerinnen beschrieben [24].<br />

Die genetische Untersuchung von<br />

PCDH19 ist sinnvoll bei Patientinnen mit<br />

einem Dravet-ähnlichen Phänotyp ohne<br />

SCN1A-Mutation, evtl. auch bei Mädchen<br />

mit anderen Epilepsieformen und<br />

mentaler Retardierung.<br />

Chromosomale Veränderungen<br />

Neben den genannten monogenen Erkrankungen<br />

sind in den letzten Jahren<br />

zunehmend chromosomale Veränderungen<br />

wie Translokationen und Mikrodeletionen<br />

als Ursache <strong>für</strong> schwere Epilepsien<br />

des Kindesalters identifiziert worden.<br />

Diese können bekannte Gene einschließen<br />

oder unabhängig auftreten.<br />

Gerade bei komplexen Krankheitsbildern<br />

mit zusätzlichen Symptomen sollte<br />

daher eine entsprechende Diagnostik<br />

mithilfe der Chromosomenanalyse und<br />

der „array comparative genomic hybridization“<br />

(Array-CGH) erfolgen.<br />

Fazit <strong>für</strong> die Praxis<br />

F Schwere, früh beginnende Epilepsien<br />

und epileptische <strong>Enzephalopathien</strong><br />

sind oft genetisch bedingt.<br />

Zahlreiche ursächliche Gene konnten<br />

in den letzten Jahren identifiziert<br />

werden.<br />

F Die Identifikation einer genetischen<br />

Ursache ermöglicht eine humangenetische<br />

Beratung und verhindert<br />

weitere invasive Diagnostik. Für einige<br />

Krankheitsbilder resultieren auch<br />

therapeutische Konsequenzen.<br />

F Viele Erkrankungen sind durch eine<br />

genetische Heterogenität gekennzeichnet.<br />

F Neben „klassischen“, gut charakterisierten<br />

Krankheitsbildern wurde<br />

<strong>für</strong> mehrere Gene zuletzt ein erweitertes<br />

klinisches Spektrum beschrieben.<br />

Diese phänotypische Heterogenität<br />

kann die klinische Diagnose erschweren.<br />

F Auch chromosomale Veränderungen<br />

sind beschrieben und können mithilfe<br />

der Chromosomenanalyse und der<br />

Array-CGH diagnostiziert werden.<br />

F Insbesondere bei behandelbaren Erkrankungen<br />

sollte frühzeitig eine genetische<br />

Diagnostik erfolgen.


Korrespondenzadresse<br />

Dr. S. von Spiczak<br />

Klinik <strong>für</strong> Neuropädiatrie, Universitätsklinikum<br />

Schleswig-Holstein, Campus Kiel, und<br />

Christian Albrechts Universität Kiel<br />

Arnold-Heller-Str. 3 Haus 9, 24105 Kiel<br />

s.vonspiczak@pedneuro.uni-kiel.de<br />

Interessenkonflikt. Die Autoren geben an, dass<br />

keine Interessenkonflikte bestehen.<br />

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<strong>Zeitschrift</strong> <strong>für</strong> Epileptologie 2 · 2011 |<br />

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