Freitag, 30. Oktober 2009 Samstag, 31. Oktober 2009 - Ubi Bene
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Freitag, 30. Oktober 2009 Samstag, 31. Oktober 2009 - Ubi Bene
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BaCKSTAGE<br />
Geschichte<br />
zum anfassen<br />
die Wikinger waren schon da, ebenso ein Heer von Playmobil-Figuren. Momentan sind<br />
idole wie James dean und Madonna „zu Gast“ und als nächstes kommen die Hexen: Mit<br />
hochkarätigen Ausstellungen zu überregionalen themen macht das historische Museum<br />
in speyer regelmäßig auf sich aufmerksam. Ganz nebenbei erfahren die besucher, dass<br />
auch die Pfalz historische Highlights zu bieten hat.<br />
Wer den Raum betritt, fühlt sich erst<br />
mal selbst als Promi: Kofi Annan und<br />
Antonio Banderas, Verona Pooth und<br />
Claudia Schiffer, Veronica Ferres, Helge Schneider<br />
und Wim Wenders – sie alle richten die<br />
Objektive ihrer Fotoapparate auf den Besucher.<br />
Wer weitergeht, trifft noch mehr alte Bekannte:<br />
Marilyn Monroe, Albert Schweitzer, Pablo Picasso,<br />
Michael Jackson, Muammar al-Gaddafi,<br />
Jürgen Klinsmann … Sie alle sind in Speyer versammelt,<br />
blicken in teils vertrauten, teils ungewohnten<br />
Posen und Situationen den Betrachter<br />
an. „Idole“ heißt der Titel der Sonderausstellung,<br />
die noch bis zum 17. Januar 2010 zu sehen<br />
ist. Viel Prominenz und viel Glitzerwelt also an<br />
einem Ort, dessen Name, „Historisches Museum<br />
der Pfalz“, so gar nichts Glamouröses hat.<br />
„Besucherinnen und Besucher sollen zur Auseinandersetzung<br />
mit der Geschichte und der<br />
Kultur der Pfalz angeregt werden“, heißt es in<br />
der Selbstbeschreibung des Museums. Aber wie<br />
passt diese Zielsetzung zur „Idole“-Ausstellung<br />
oder anderen hochkarätigen Schauen etwa über<br />
Perser, Piraten, das Alte Ägypten oder Heinrich<br />
IV., die Hunderttausende von Besuchern nach<br />
Speyer locken?<br />
„Wir versuchen, die Menschen für uns zu interessieren.<br />
Allein über die Sammlungsthemen<br />
funktioniert das aber nicht“, erklärt Sabine<br />
Karle-Coen, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit<br />
des Museums. Die Vorgeschichte in der<br />
Pfalz, Römer in der Pfalz, die Neuzeit in der<br />
Pfalz – zu all diesen Themen haben die Speyerer<br />
Sehenswertes zusammengetragen und<br />
stellen ihre Schätze – nicht zuletzt den Domschatz<br />
– ansprechend vor. Für die großen wie<br />
die kleinen Besucher wollen sie die Geschichte<br />
der Region (be)greifbar machen: So lädt der<br />
Nachbau eines Pfahlhauses ein, den Alltag der<br />
Steinzeitmenschen nachzuempfinden, ein paar<br />
Räume weiter begrüßt ein römischer Soldat die<br />
Betrachter.<br />
Große Sonderausstellungen<br />
und Pfälzer Geschichte<br />
Dennoch: Echte Besuchermagneten sind die<br />
Exponate der Sammlungen nicht. Seit der großen<br />
Da Vinci-Präsentation im Jahr 1994 verfolgt<br />
das Museum daher das Konzept der Sonderausstellungen.<br />
Drei bis vier davon gibt es pro Jahr.<br />
Mit den spektakulären Themen und Mitmach-<br />
Aktionen sprechen die Speyerer so auch über<br />
die Region hinaus Publikum an. Früher wurden<br />
viele Ausstellungen sogar international beworben.<br />
Heute wird das aber immer schwieriger,<br />
denn auch in der Museumswelt schläft die Konkurrenz<br />
nicht: „Immer mehr Häuser rüsten auf“,<br />
hat Karle-Coen beobachtet. Nur in Einzelfällen<br />
lohne es sich noch, die ganz große Werbetrommel<br />
zu rühren. Etwa bei der im Sommer zu<br />
Ende gegangenen Wikingerausstellung, für die<br />
auch in Skandinavien geworben wurde. Ansonsten<br />
konzentrieren sich die Museumsmacher aus<br />
der Domstadt auf einen Umkreis von etwa 200<br />
Kilometern, innerhalb dessen sie verstärkt auf<br />
die Extra-Schauen aufmerksam machen.<br />
Die Idee hinter diesem Konzept: Wer schon mal<br />
in Speyer ist, um eine der Sonderausstellungen<br />
zu sehen, macht oft auch noch einen Abstecher<br />
in die Pfalz-Sammlungen. „Das funktioniert<br />
vor allem bei kulturhistorischen Themen“, berichtet<br />
Karle-Coen. Verständlich: Wer sich für<br />
Geschichtsträchtiges wie Kaiser Heinrich oder<br />
den Barbarenschatz interessiert, hat tendenziell<br />
auch ein Auge für die Historie, die sich vor der<br />
eigenen Haustür abgespielt hat. Schwieriger ist<br />
es bei den großen Familien-Mitmach-Ausstel-<br />
DAS HiSTORiScHE MUSEUM DER pFAlz in SpEYER BEHERBERGT in SEinER ScHAUSAMMlUnG „vORGEScHicHTE<br />
DER pFAlz“ WERTvOllE ScHäTzE, DARUnTER DEn RUnD 3.500 JAHRE AlTEn „GOlDEnEn HUT vOn ScHiFFER-<br />
STADT“. zUR SAMMlUnG DOMScHATz GEHöRT DiE GRABkROnE kAiSER kOnRADS ii. AUS DEM JAHR1039. AUS DER<br />
RöMERzEiT STAMMT DER kEnTAUREnkOpF. in FÜHRUnGEn könnEn SicH BESUcHER AUcH ÜBER DAS MiTTEl-<br />
AlTERlicHE SpEYER inFORMiEREn (FOTOS iM UHRzEiGERSinn vOn OBEn REcHTS).<br />
lungen, wie der im Sommer zu Ende gegangenen<br />
Wikinger-Schau. Bis hier alles entdeckt und<br />
ausprobiert ist, sind die Energiereserven aufgebraucht.<br />
„Da geht höchstens noch der Papa kurz<br />
durch die Sammlung“, weiß Karle-Coen.<br />
Gesichter,<br />
die Geschichten erzählen<br />
Diese Erfahrung macht auch, wer sich mit den<br />
„Idolen“ auseinandersetzt: Rund 300 Fotos aus<br />
dem fast zehn Millionen Aufnahmen umfassenden<br />
Archiv der picture alliance, einem Tochterunternehmen<br />
der Deutschen Presse Agentur<br />
(dpa), hat Kuratorin Susanne Völker zusammengetragen.<br />
Und jedes der Bilder erzählt seine<br />
ganz eigene Geschichte. Da sitzen auf einem<br />
Foto Albert Einstein und David Ben Gurion zusammen:<br />
Der Politiker hatte dem Wissenschaftler<br />
kurz nach der israelischen Staats- �<br />
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