Freitag, 30. Oktober 2009 Samstag, 31. Oktober 2009 - Ubi Bene

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30.11.2012 Aufrufe

titelSTORY Gut vernetzt Sie sind erfolgreich, haben einen Job, der sie fordert, ein erfülltes Privatleben und vielseitige interessen – was bewegt Menschen, sich darüber hinaus in einem oder mehreren der unzähligen netzwerke in der Metropolregion rhein-neckar zu engagieren? Ubi bENE hat nachgefragt und Menschen getroffen, die dabei nicht nur wirtschaftliche interessen verfolgen. Sondern die etwas zurückgeben wollen. Und die mit ihrem Engagement das leben in der Region und darüber hinaus ein kleines bisschen lebenswerter machen. der Begriff „Netzwerk“ ist in aller Munde. Nicht nur unter Computerspezialisten, die Rechner verkabeln. Seit fast jeder sich im Internet bewegt, ist das nächste Netzwerk nur noch einen Mausklick entfernt. Doch um die so genannten „social networks“ wie Xing, Facebook oder Twitter soll es hier nicht gehen. Sondern um mehr oder weniger organisierte und dauerhafte Zusammenschlüsse in der Region zur Kontaktpflege, zum Gedankenaustausch und auch zur Koordinierung und Durchsetzung von Interessen. Und um Menschen aus der Region, die – so verschieden sie sind – eines gemeinsam haben: ein Anliegen und die Bereitschaft, sich dafür und für andere Menschen einzusetzen. Es geht zum Beispiel um Manfred Schnabel. Der geschäftsführende Gesellschafter des Mannheimer Traditionshauses Expert Esch ist seit einigen Monaten Präsident des Einzelhandelsverbandes Nordbaden. Oder um WER iM MAnnHEiMER ScHlOSS STUDiERT HAT, kAnn SEinER UnivERSiTäT Ein lEBEn lAnG vERBUnDEn BlEiBEn – iM nETzWERk „ABSOlvEnTUM MAnnHEiM“. Frank Merkel. Der Gründer der Viernheimer Werbeagentur WOB AG hat im vergangenen Jahr den Vorsitz von Absolventum, der Alumni-Vereinigung der Universität Mannheim, übernommen. Es geht auch um Regine Maier. Die Mannheimer Designerin hat sich dem Frauen-Netzwerk Soroptimist International angeschlossen, um Kontakte zu knüpfen und sich ehrenamtlich sozial zu engagieren. Die Metropolregion Rhein-Neckar: Netzwerk der Netzwerke Und es geht auch um hauptberufliche Netzwerker wie Regina Pfriem und Dr. Felix Gress. Die heute 53-jährige langjährige BASF-Mitarbeiterin wurde 2003 gefragt, ob sie sich nicht vorstellen könnte, die Leitung der Öffentlichkeitsarbeit der neu gegründeten Metropolregion Rhein- � 6 UBI BENE UBI BENE 7

titelSTORY Neckar GmbH (MRN) zu übernehmen. Sie konnte. „Ich komme aus Altrip, also aus dieser Region, und es hat mich gereizt, hier etwas zu bewegen und die Region voranzubringen“, begründet sie. Heute ist Regina Pfriem „Wir sind nicht die Region, zudem Geschäftsführerin des Vereins Zukunft Metropol- wir organisieren sie.“ region Rhein-Neckar (ZMRN) und sitzt im Vorstand der Dr. Felix Gress Stiftung MRN. Felix Gress (49), der frühere Leiter der BASF-Unternehmenskommunikation, stieß Anfang des Jahres als MRN-Geschäftsführer zum Team der GmbH und erzählt: „Kommunikation ist Beziehungsmanagement. Wir bringen Leute an einen Tisch, damit sie Egoismen hinten anstellen, um miteinander und nicht übereinander zu reden. Der Job ist gelebte Praxis.“ Dass die noch junge Geschichte der Metropolregion zu einer Erfolgsgeschichte wurde, erklären beide mit der hohen Bereitschaft von politischen Akteuren, ansässigen Unternehmen und Bewohnern, zum Erfolg beizutragen. Und zwar jenseits von verhärteten Parteifronten, kommunalem Kirchturmdenken oder Konflikten zwischen großen und kleinen Unternehmen. Die Warnung, dass viele Köche den Brei verderben, gilt hier nicht. Im Gegenteil. „Ein Kuchen, den alle gemeinsam backen, wird größer“, verdeutlicht Felix Gress: „Es herrscht die Einsicht, dass es miteinander besser und schneller geht.“ In den Gremien und Arbeitskreisen sitzen unterschiedlichste Charaktere. Dass alle ihre Eigenständigkeit behalten, steht für den Mannheimer außer Frage. „Wir müssen nicht dieselbe Uniform tragen“, erklärt er und offenbart sein Selbstverständnis: „Wir sind nicht die Region, wir organisieren sie.“ Als Netzwerk der Netzwerke sozusagen. „ich bin überzeugt von dem, was ich tue. Und nur wer brennt, kann andere anstecken.“ Dass dabei der Fokus auf der Vernetzung der regionalen Wirtschaft liegt, ist für Regina Pfriem nur konsequent. „Die Wirtschaft ist der Leitton im Dreiklang von innovativer Wirtschaft, brillanter Wissenschaft und höchster Lebensqualität“, sagt sie: „Sie ist der Motor. Wenn die Wirtschaft floriert, strahlt das auf die anderen Bereiche aus und macht die Region attraktiv. Menschen sind ja keine Arbeitsroboter. Sie leben hier und wollen sich wohl fühlen.“ Dafür die Rahmenbedingungen zu schaffen, ist eines ihrer Hauptziele – erste Erfolge sind bereits zu spüren. In den baden-württembergischen Kommunen der Metropolregion können Eltern Kindergartenplätze nun auch außerhalb ihres Wohnsitzes wählen. In den Ländern Hessen und Rheinland-Pfalz stehen einem solchen Abkommen bislang Gesetze im Weg. „Hier machen wir Lobbyarbeit“, verrät Regina Pfriem. Auch der Regionalpark Rhein-Neckar mit seinen zahlreichen Sehenswürdigkeiten und Naturdenkmälern erhält langsam Konturen: Radwege, Wanderrouten und ein funktionierendes Nahverkehrsnetz laden zu Erkundungstouren ein. 83 Prozent der Bewohner kennen inzwischen den Begriff Metropolregion Rhein-Neckar. „Ein Mannheimer wird immer sagen, dass er Mannheimer ist, und ein Heidelberger, dass er aus Heidelberg kommt. Das ist auch gut so“, erklärt Regina Pfriem: „Aber dennoch gibt es ein starkes Wir-Gefühl.“ Und das lässt sich messen: Bei einer repräsentativen Umfrage fand die Mehrheit der Befragten die Region als Ganzes attraktiver als den jeweiligen Wohnort. Für die Netzwerkerin ist genau das der Ansporn weiterzumachen: „Ich bin überzeugt von dem, was ich tue. Und nur wer brennt, kann andere anstecken.“ Regina pfriem Wie viele Netzwerke es in der Region genau gibt, kann niemand sagen – dazu sind viele zu informell organisiert. Doch genau darin liegt oft ihre Stärke. „Netzwerke sind flexibler, schneller und dynamischer“, zählt Felix Gress auf: „Oft ist die Zusammenarbeit untereinander auf eine bestimmte Zeit begrenzt. Wenn man ein gemeinsames Thema hat, bekommt man die unterschiedlichsten Leute an einen Tisch und kann in kurzer Zeit Entscheidungen auf den Weg bringen.“ Einzelhandelspräsident Manfred Schnabel: „Ein Netzwerk ist nie Selbstzweck“ Genau das schätzt auch der Mannheimer Manfred Schnabel. „Die Zugehörigkeit zu einem Netzwerk darf nie Selbstzweck sein. Es braucht ein bestimmtes Ziel oder Anliegen“, erklärt der 48-Jährige. Gemeinsam mit sei- nem Bruder Thilo führt er die Geschäfte des Elektro-Handels Expert Esch mit 120 Mitarbeitern. Er ist bekennender Mittelständler im besten Sinne und hat vor einigen Jahren die bundesweite „Initiative Marken-Mehrwert“ gegründet. Träger sind der Bundesverband Technik des Einzelhandels (BVT) und führende Markenhersteller, europaweit unterstützen inzwischen mehr als 11.000 Händler verschiedener Branchen dieses Netzwerk, das den Mitgliedern ein IT-gestütztes Marketingtool zur Vertriebsoptimierung an die Hand gibt. Als der Nordbadische Einzelhandelsverband einen Nachfolger für den scheidenden Präsidenten Claus Seppel suchte, wurde er in Schnabel schnell fündig. „Häufig zieht ein Netzwerk das andere nach sich“, hat der inzwischen festgestellt. Dass dies viel Aufwand und Pflege erfordert, verhehlt er nicht. „Es geht darum mitzuspielen. Netzwerke sind Teil des Geschäfts“, erklärt er: „Sie bringen nicht nur Kontakte, sondern auch viele Ideen und Anregungen. Da rechnet man nicht auf, was man investiert und wie es sich auszahlt. Oft sind es kleine Bausteine, die in der Summe einen großen Erfolg ausmachen.“ Seine Aufgabe als Präsident des Einzelhandels sieht Schnabel im Moderieren der Interessen. „Die großen Unternehmen erwarten die politische Vernetzung und Interessenvertretung auf der Landes-, Bundes- und internationalen Ebene“, erklärt er: „Die kleineren Händler schätzen konkrete Angebote wie die Rechtsberatung für die Mitglieder oder die Interessenvertretung gegenüber Kommunen.“ Auch Konflikte könnten im Netzwerk gelöst werden: „Da setzen sich zwei Parteien mit einem Schiedsrichter zusammen. Das versachlicht die Atmosphäre.“ Absolventum Mannheim: Verbundenheit mit der Alma Mater Durch die elektronischen Medien seien viele Netzwerke offener geworden, findet Manfred Schnabel. „Früher waren das geschlossene Clubs, heute funktioniert die Vernetzung durch E-Mails und Internet schneller und auch über größere Entfernungen“, vergleicht der Diplom-Kaufmann, der auch Mitglied bei Absolventum, der Alumni-Organisation der Universität Mannheim ist. Deren 46 Regionalgruppen sind über den ganzen Erdball verteilt und liefern den besten Beleg für Schnabels These. Einen Absolventen verschlägt es nach München? Ein E-Mail an Matthias Glasmeyer genügt – der erste Anschluss in der neuen Umgebung steht. Ein neuer Job in Australien? Keine Angst, Andreas Schaaf antwortet sofort. Mit sehr netten Worten und einem hilfreichen Link zu den Einwanderungsbestimmungen in Down under. Andreas Schaaf freut sich daher jedes Mal, wenn er Post von einem ihm bis dahin völlig unbekannten Absolventum-Mitglied erhält, das dienstlich oder privat in Sydney ist. „Oft kommt ein Treffen zustande, das sind immer sehr nette Abende“, erzählt der Wirtschaftsinformatiker, der 1999 nach Sydney kam. Seine Motivation für seinen Einsatz bei Absolventum, neben dem Aufbau von Kontakten vor Ort und in der Heimat: „Ich halte es für angebracht, sich ehrenamtlich zu engagieren – etwas, was hier in Australien viel weiter verbreitet und anerkannt ist, als dies in Deutschland der Fall ist.“ Frank Merkel: „Ich will meiner Uni etwas zurückgeben“ Vom ehrenamtlichen Engagement der mittlerweile knapp 5.000 Mitglieder lebt auch die Absolventum-Zentrale in Mannheim – und von der lebenslangen emotionalen Verbundenheit der Ehemaligen mit ihrer Alma Mater. „Diese Verbundenheit zu fördern, war das Hauptanliegen bei der Gründung von Absolventum Mannheim“, erklärt Frank Merkel. Hans Raffée, � Die beiden Absolventum-Regionalgruppen in München und Sydney verdeutlichen, wie unterschiedlich Netzwerke funktionieren „netzwerke sind Teil des Geschäfts. können – im Kleinen wie im Großen. In Sie bringen nicht nur kontakte, München sind rund 250 ehemalige Mann- sondern auch viele ideen und Anregungen.“ heimer Studierende aus den unterschied- Manfred Schnabel lichsten Berufen vom Pressesprecher über Banker bis zum Jesuitenpater organisiert, in Sydney sind es nur eine Handvoll Leute. Die drei Leiter der Münchner Gruppe, Dr. Matthias Glasmeyer, Michael Keller und Sven Kienzle, organisieren Skiausflüge, Museumsbesuche und monatliche Stammtische sowie jedes Jahr den Besuch der „Wiesn“ zum Münchner Oktoberfest. In Sydney verzichtet man auf feste Termine und verabredet sich nur hin und wieder. Was alle verbindet, fasst Matthias Glasmeyer zusammen: „Es ist der Wunsch, sich mit Menschen auszutauschen, mit denen man eine schöne Zeit an der Uni Mannheim verbracht hat.“ 8 UBI BENE UBI BENE 9

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Neckar GmbH (MRN) zu übernehmen. Sie konnte.<br />

„Ich komme aus Altrip, also aus dieser Region, und es<br />

hat mich gereizt, hier etwas zu bewegen und die Region<br />

voranzubringen“, begründet sie. Heute ist Regina Pfriem „Wir sind nicht die Region,<br />

zudem Geschäftsführerin des Vereins Zukunft Metropol-<br />

wir organisieren sie.“<br />

region Rhein-Neckar (ZMRN) und sitzt im Vorstand der<br />

Dr. Felix Gress<br />

Stiftung MRN. Felix Gress (49), der frühere Leiter der<br />

BASF-Unternehmenskommunikation, stieß Anfang des<br />

Jahres als MRN-Geschäftsführer zum Team der GmbH<br />

und erzählt: „Kommunikation ist Beziehungsmanagement. Wir bringen<br />

Leute an einen Tisch, damit sie Egoismen hinten anstellen, um miteinander<br />

und nicht übereinander zu reden. Der Job ist gelebte Praxis.“<br />

Dass die noch junge Geschichte der Metropolregion zu einer Erfolgsgeschichte<br />

wurde, erklären beide mit der hohen Bereitschaft von politischen<br />

Akteuren, ansässigen Unternehmen und Bewohnern, zum Erfolg beizutragen.<br />

Und zwar jenseits von verhärteten Parteifronten, kommunalem Kirchturmdenken<br />

oder Konflikten zwischen großen und kleinen Unternehmen.<br />

Die Warnung, dass viele Köche den Brei verderben, gilt hier nicht. Im<br />

Gegenteil. „Ein Kuchen, den alle gemeinsam backen, wird größer“, verdeutlicht<br />

Felix Gress: „Es herrscht die Einsicht, dass es miteinander besser<br />

und schneller geht.“ In den Gremien und Arbeitskreisen sitzen unterschiedlichste<br />

Charaktere. Dass alle ihre Eigenständigkeit behalten, steht<br />

für den Mannheimer außer Frage. „Wir müssen nicht dieselbe Uniform<br />

tragen“, erklärt er und offenbart sein Selbstverständnis: „Wir sind nicht die<br />

Region, wir organisieren sie.“ Als Netzwerk der Netzwerke sozusagen.<br />

„ich bin überzeugt von dem, was ich tue.<br />

Und nur wer brennt, kann andere anstecken.“<br />

Dass dabei der Fokus auf der Vernetzung der regionalen Wirtschaft liegt,<br />

ist für Regina Pfriem nur konsequent. „Die Wirtschaft ist der Leitton im<br />

Dreiklang von innovativer Wirtschaft, brillanter Wissenschaft und höchster<br />

Lebensqualität“, sagt sie: „Sie ist der Motor. Wenn die Wirtschaft floriert,<br />

strahlt das auf die anderen Bereiche aus und macht die Region attraktiv.<br />

Menschen sind ja keine Arbeitsroboter. Sie leben hier und wollen<br />

sich wohl fühlen.“<br />

Dafür die Rahmenbedingungen zu schaffen, ist eines ihrer Hauptziele<br />

– erste Erfolge sind bereits zu spüren. In den baden-württembergischen<br />

Kommunen der Metropolregion können Eltern Kindergartenplätze nun<br />

auch außerhalb ihres Wohnsitzes wählen. In den Ländern Hessen und<br />

Rheinland-Pfalz stehen einem solchen Abkommen bislang Gesetze im<br />

Weg. „Hier machen wir Lobbyarbeit“, verrät Regina<br />

Pfriem. Auch der Regionalpark Rhein-Neckar mit seinen<br />

zahlreichen Sehenswürdigkeiten und Naturdenkmälern<br />

erhält langsam Konturen: Radwege, Wanderrouten und<br />

ein funktionierendes Nahverkehrsnetz laden zu Erkundungstouren<br />

ein. 83 Prozent der Bewohner kennen inzwischen<br />

den Begriff Metropolregion Rhein-Neckar.<br />

„Ein Mannheimer wird immer sagen, dass er Mannheimer<br />

ist, und ein Heidelberger, dass er aus Heidelberg<br />

kommt. Das ist auch gut so“, erklärt Regina Pfriem: „Aber dennoch gibt<br />

es ein starkes Wir-Gefühl.“ Und das lässt sich messen: Bei einer repräsentativen<br />

Umfrage fand die Mehrheit der Befragten die Region als Ganzes<br />

attraktiver als den jeweiligen Wohnort. Für die Netzwerkerin ist genau das<br />

der Ansporn weiterzumachen: „Ich bin überzeugt von dem, was ich tue.<br />

Und nur wer brennt, kann andere anstecken.“<br />

Regina pfriem<br />

Wie viele Netzwerke es in der Region genau gibt, kann niemand sagen<br />

– dazu sind viele zu informell organisiert. Doch genau darin liegt oft ihre<br />

Stärke. „Netzwerke sind flexibler, schneller und dynamischer“, zählt Felix<br />

Gress auf: „Oft ist die Zusammenarbeit untereinander auf eine bestimmte<br />

Zeit begrenzt. Wenn man ein gemeinsames Thema hat, bekommt man die<br />

unterschiedlichsten Leute an einen Tisch und kann in kurzer Zeit Entscheidungen<br />

auf den Weg bringen.“<br />

Einzelhandelspräsident Manfred Schnabel:<br />

„Ein Netzwerk ist nie Selbstzweck“<br />

Genau das schätzt auch der Mannheimer Manfred Schnabel. „Die Zugehörigkeit<br />

zu einem Netzwerk darf nie Selbstzweck sein. Es braucht ein bestimmtes<br />

Ziel oder Anliegen“, erklärt der 48-Jährige. Gemeinsam mit sei-<br />

nem Bruder Thilo führt er die Geschäfte des Elektro-Handels Expert Esch<br />

mit 120 Mitarbeitern. Er ist bekennender Mittelständler im besten Sinne<br />

und hat vor einigen Jahren die bundesweite „Initiative Marken-Mehrwert“<br />

gegründet. Träger sind der Bundesverband Technik des Einzelhandels<br />

(BVT) und führende Markenhersteller, europaweit unterstützen inzwischen<br />

mehr als 11.000 Händler verschiedener Branchen dieses Netzwerk,<br />

das den Mitgliedern ein IT-gestütztes Marketingtool zur Vertriebsoptimierung<br />

an die Hand gibt.<br />

Als der Nordbadische Einzelhandelsverband einen Nachfolger für den<br />

scheidenden Präsidenten Claus Seppel suchte, wurde er in Schnabel<br />

schnell fündig. „Häufig zieht ein Netzwerk das andere nach sich“, hat<br />

der inzwischen festgestellt. Dass dies viel Aufwand und Pflege erfordert,<br />

verhehlt er nicht. „Es geht darum mitzuspielen. Netzwerke sind Teil des<br />

Geschäfts“, erklärt er: „Sie bringen nicht nur Kontakte, sondern auch viele<br />

Ideen und Anregungen. Da rechnet man nicht auf, was man investiert und<br />

wie es sich auszahlt. Oft sind es kleine Bausteine, die in der Summe einen<br />

großen Erfolg ausmachen.“<br />

Seine Aufgabe als Präsident des Einzelhandels sieht Schnabel im Moderieren<br />

der Interessen. „Die großen Unternehmen erwarten die politische<br />

Vernetzung und Interessenvertretung auf der Landes-, Bundes- und internationalen<br />

Ebene“, erklärt er: „Die kleineren Händler schätzen konkrete<br />

Angebote wie die Rechtsberatung für die Mitglieder oder die Interessenvertretung<br />

gegenüber Kommunen.“ Auch Konflikte könnten im Netzwerk<br />

gelöst werden: „Da setzen sich zwei Parteien mit einem Schiedsrichter<br />

zusammen. Das versachlicht die Atmosphäre.“<br />

Absolventum Mannheim:<br />

Verbundenheit mit der Alma Mater<br />

Durch die elektronischen Medien seien viele Netzwerke offener geworden,<br />

findet Manfred Schnabel. „Früher waren das geschlossene Clubs,<br />

heute funktioniert die Vernetzung durch E-Mails und Internet schneller<br />

und auch über größere Entfernungen“, vergleicht der Diplom-Kaufmann,<br />

der auch Mitglied bei Absolventum, der Alumni-Organisation der Universität<br />

Mannheim ist. Deren 46 Regionalgruppen sind über den ganzen<br />

Erdball verteilt und liefern den besten Beleg für Schnabels These. Einen<br />

Absolventen verschlägt es nach München? Ein E-Mail an Matthias Glasmeyer<br />

genügt – der erste Anschluss in der neuen Umgebung steht. Ein<br />

neuer Job in Australien? Keine Angst, Andreas Schaaf antwortet sofort.<br />

Mit sehr netten Worten und einem hilfreichen Link zu den Einwanderungsbestimmungen<br />

in Down under.<br />

Andreas Schaaf freut sich daher jedes Mal, wenn er Post von einem ihm<br />

bis dahin völlig unbekannten Absolventum-Mitglied erhält, das dienstlich<br />

oder privat in Sydney ist. „Oft kommt ein Treffen zustande, das sind<br />

immer sehr nette Abende“, erzählt der Wirtschaftsinformatiker, der 1999<br />

nach Sydney kam. Seine Motivation für seinen Einsatz bei Absolventum,<br />

neben dem Aufbau von Kontakten vor Ort und in der Heimat: „Ich halte<br />

es für angebracht, sich ehrenamtlich zu engagieren – etwas, was hier in<br />

Australien viel weiter verbreitet und anerkannt ist, als dies in Deutschland<br />

der Fall ist.“<br />

Frank Merkel:<br />

„Ich will meiner Uni etwas zurückgeben“<br />

Vom ehrenamtlichen Engagement der mittlerweile knapp 5.000 Mitglieder<br />

lebt auch die Absolventum-Zentrale in Mannheim – und von der lebenslangen<br />

emotionalen Verbundenheit der Ehemaligen mit ihrer Alma Mater.<br />

„Diese Verbundenheit zu fördern, war das Hauptanliegen bei der Gründung<br />

von Absolventum Mannheim“, erklärt Frank Merkel. Hans Raffée, �<br />

Die beiden Absolventum-Regionalgruppen<br />

in München und Sydney verdeutlichen, wie<br />

unterschiedlich Netzwerke funktionieren „netzwerke sind Teil des Geschäfts.<br />

können – im Kleinen wie im Großen. In Sie bringen nicht nur kontakte,<br />

München sind rund 250 ehemalige Mann-<br />

sondern auch viele ideen und Anregungen.“<br />

heimer Studierende aus den unterschied-<br />

Manfred Schnabel<br />

lichsten Berufen vom Pressesprecher über<br />

Banker bis zum Jesuitenpater organisiert, in<br />

Sydney sind es nur eine Handvoll Leute. Die<br />

drei Leiter der Münchner Gruppe, Dr. Matthias Glasmeyer, Michael Keller<br />

und Sven Kienzle, organisieren Skiausflüge, Museumsbesuche und monatliche<br />

Stammtische sowie jedes Jahr den Besuch der „Wiesn“ zum Münchner<br />

<strong>Oktober</strong>fest. In Sydney verzichtet man auf feste Termine und verabredet<br />

sich nur hin und wieder. Was alle verbindet, fasst Matthias Glasmeyer<br />

zusammen: „Es ist der Wunsch, sich mit Menschen auszutauschen, mit<br />

denen man eine schöne Zeit an der Uni Mannheim verbracht hat.“<br />

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