Freitag, 30. Oktober 2009 Samstag, 31. Oktober 2009 - Ubi Bene
Freitag, 30. Oktober 2009 Samstag, 31. Oktober 2009 - Ubi Bene
Freitag, 30. Oktober 2009 Samstag, 31. Oktober 2009 - Ubi Bene
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
KuNStSinn | BUcH-TippS cD-TippS | KuNStSinn<br />
netzwerke – iN dER liEbE UNd iM lEbEN So WiCHtiG WiE iN dER KUNSt.<br />
diE <strong>Ubi</strong> bENE-bUCHtiPPS FÜR dEN HERbSt.<br />
liebe<br />
in der Großstadt<br />
Als sie sich kennen lernen, ist Wolf ein mittelmäßig<br />
erfolgreicher Autor, Alina eine buchhändlerin<br />
mit Studienwunsch. doch erst einige<br />
Zeit später im berlin kurz nach dem Mauerfall<br />
werden Wolf und Alina ein Paar. Viele Jahre<br />
leben sie in einsamer Zweisamkeit in zwei nebeneinander<br />
liegenden Wohnungen – bis sie<br />
sich entschließen, ins alte ostberlin zu ziehen.<br />
die gemeinsame Wohnung jedoch wird für Wolf<br />
zum inbegriff für unerträgliche Nähe. distanz<br />
schafft eine sexuelle beziehung zu einer alten<br />
bekannten.<br />
das viel gerühmte erzählerische talent von<br />
Ralf Rothmann ist in diesem Roman das tragende<br />
Element – es ist beeindruckend, wie er<br />
die Quintessenz der beziehung zwischen Alina<br />
und Wolf auf entscheidende Momente zu reduzieren<br />
vermag und dabei das lebensgefühl in<br />
berlin nach der Wende beschreibt.<br />
ralf rothmann<br />
feuer brennt nicht<br />
Suhrkamp <strong>2009</strong><br />
ungeschminkte<br />
Wahrheiten<br />
Mätressen wie Madame Pompadour oder Königinnen<br />
wie Marie Antoinette sind heute noch<br />
Gegenstand von literatur und Film – als inbegriff<br />
dekadenter lebensart. in ihrem buch „Königinnen<br />
und Mätressen“ versucht Autorin benedetta<br />
Craveri eine Annäherung an die Frauen<br />
hinter dem trügerischen Schein des Klischees<br />
und liefert eine spannende Geschichtsstunde<br />
der Weiblichkeit.<br />
die Professorin für französische literatur portraitiert<br />
21 Frauen mit wissenschaftlicher Genauigkeit<br />
– und gerade darin liegt der Reiz des<br />
buches. ihre – soweit es die Quellen zulassen<br />
– präzisen darstellungen sind einnehmend,<br />
pointiert und äußerst klar. Ungeschminkt<br />
zeichnet sie Geliebte und Herrscherinnen, die<br />
durch ihr tun, ihren Stammbaum oder ihre<br />
Sexualität die damals mächtigsten Männer<br />
der Welt lenkten.<br />
<strong>Bene</strong>detta Craveri<br />
Königinnen und Mätressen<br />
Carl hanser verlag 2008<br />
Kunst<br />
als Botschaft<br />
Ausstellungskataloge bieten oftmals nur ein<br />
flüchtiges Vergnügen für das Auge. das über<br />
350 Seiten starke Werk zur Kunstausstellung<br />
im Wiener Museum für angewandte Kunst ist<br />
eine Ausnahme. der band versammelt farbenprächtige<br />
Abbildungen wie die selten gezeigten<br />
Hamzanama-blätter, eine kunstvoll illustrierte<br />
dichtung aus dem Reich der Moguln, und detaillierte<br />
textbeiträge über die globalen Netzwerke<br />
der Kunst.<br />
die Aufsätze von Kunstexperten nehmen sich<br />
aller Facetten des fruchtbaren künstlerischen<br />
Austausches zwischen Europa und Asien vom<br />
15. bis 17. Jahrhundert an. der Höhepunkt ist<br />
der Essay des literaturnobelpreisträgers Salman<br />
Rushdie, der die Entstehung des Hamzanama<br />
mit subtilem Witz vor Augen führt.<br />
Global:lab ist eine exakte dokumentation des<br />
Kulturtransfers zwischen ost und West.<br />
GloBal:laB<br />
Kunst als Botschaft<br />
hatje Cantz verlag <strong>2009</strong> text: viktoria jerke n<br />
dREi loNdoNER tEENAGER, EiNE FASZiNiERENdE StiMME UNd<br />
KÜHlE tANGo-KläNGE – hypnotische ohrwürMer Für den herbst.<br />
Kitty, daisy & lewis:<br />
„Kitty, daisy & lewis“<br />
Unfassbar. Was klingt wie Zeitgenossen eines<br />
Rockabilly-befeuerten Johnny Cash aus den<br />
frühen 50ern im tiefsten Süden der USA, sind<br />
teenager-Geschwister aus der Nähe von london.<br />
Kitty, daisy & lewis durham kanalisieren<br />
mit original-Equipment und beschwingten Versionen<br />
klassischer Songs von Country bis blues<br />
die Energie und Aufbruchstimmung dieser Zeit<br />
dermaßen authentisch, dass man den Regler<br />
immer lauter drehen und nicht mehr zu tanzen<br />
aufhören möchte.<br />
dass die Multiinstrumentalisten nicht das ganze<br />
Arsenal zwischen lapsteel, Harp, Posaune,<br />
banjo, Akkordeon und Xylophon virtuos beherrschen,<br />
spielt dabei keine Rolle. im Gegenteil:<br />
Kleine Wackler machen umso deutlicher, wie<br />
sehr das trio den Geist seiner Musik trifft. deshalb<br />
sind sie auch auf den ganz großen bühnen<br />
bei Rock am Ring und im Vorprogramm der<br />
Stadiontournee von Coldplay gut aufgehoben.<br />
(Rough trade)<br />
florence + the Machine:<br />
„lungs“<br />
Florence Welch beschreibt es selbst am besten:<br />
Auf „lungs“ fände sich „die Musik, die lily Allen<br />
oder Kate bush machen würden, wären sie,<br />
eingesperrt in einen Käfig voller Schlangen, im<br />
Keller eines beerdigungsinstituts in louisiana<br />
aufgewachsen“.<br />
dass die 22-jährige Frontfrau des britischen<br />
Projekts Florence + the Machine dabei teilweise<br />
an die gesangliche Energie von ikonen<br />
wie Annie lennox oder Patti Smith heranreicht,<br />
ist eine Seite dieser auf Anhieb faszinierenden<br />
Medaille. Aus abgründigen texten,<br />
Soul, Punk und harfenumwehtem 80er-Jahre-<br />
Songwriter-Pop entstehen aber auch geradezu<br />
hypnotische ohrwürmer – teils wuchtig wie<br />
der Single-Hit „Kiss With A Fist“, teils sphärische<br />
balladen wie aus dem Märchenreich<br />
von Kate bush und Co. Ein großartiges debüt.<br />
(island / Universal)<br />
Wenn Sie mehr suchen als nur ein Restaurant! Feiern im Schloss mit Möglichkeiten für 120 Personen<br />
Restaurant · Bar · Konditorei<br />
Obertorstraße 9 · 69469 Weinheim · Telefon: 0 62 01/99 55-0 · Telefax: 0 62 01/99 55 24<br />
E-Mail: info@hutter-im-schloss.de · www.hutter-im-schloss.de<br />
artemis Quartet & Jacques<br />
ammon: „the piazzolla projekt“<br />
Auf dem schmalen Grat zwischen E und U<br />
scheiterten schon viele mit läppischem. oft<br />
klingt, was entsteht, wie ein lauwarmer Aufguss.<br />
Nun ist Astor Piazzollas Musik zwar fast<br />
immer tango-Musik und also dem U zuzurechnen.<br />
Aber die Art und Weise, wie Piazzolla die<br />
Stimmen setzte, hat fast schon wieder etwas<br />
Klassisches. das Artemis Quartet und der Pianist<br />
Jacques Ammon widmen sich dieser Musik<br />
mit einer großen Verve, die aber eines nie wird:<br />
frei pulsierend und improvisatorisch.<br />
Natürlich kann man das als etwas künstlich<br />
empfinden. Aber in der artifiziellen Perfektion<br />
der interpretationen besteht bei genauerem<br />
Hinhören der Reiz. Für den tanzenden tango-<br />
Fan könnte das zu kühl sein, für den Musikhörer<br />
indes, der diese Musik in gepflegter Atmosphäre<br />
genießen möchte, scheinen das Klaviertrio,<br />
das Streichquartett und die beiden Klavierquintette<br />
ein Nonplusultra des Crossover. (Virgin<br />
Classics)<br />
text: stefan M. dettlinger, jörg-peter klotz n<br />
76 UBI BENE<br />
UBI BENE 77