Freitag, 30. Oktober 2009 Samstag, 31. Oktober 2009 - Ubi Bene
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kunstsinn<br />
panorama im Quadrat<br />
Ein Quadrat ist klar definiert: als Viereck mit vier rechten Winkeln und vier gleich langen Seiten.<br />
doch nicht alles passt in die Fläche eines Quadrats – schon gar nicht Fotografien von steil aufragenden<br />
Hochhäusern und grandiosen landschaften. der Mannheimer verlag „edition Quadrat“ hat daher<br />
längst seinen ursprünglichen Zuschnitt gesprengt. Hinzugekommen ist die „Edition Panorama“, in der<br />
hochwertige Kunstbände und –kalender mit Motiven aus der ganzen Welt erscheinen. Auch das neue<br />
Verlagsgebäude in G 7, 14 eröffnet Ein- und Ausblicke im Panoramaformat.<br />
Wer nach Literatur zum Thema Mannheim<br />
stöbert, landet schnell bei einem<br />
kleinen Verlag. Seit 1976 erscheinen<br />
unter dem Dach der „Edition Quadrat“ sehenswerte<br />
Regionalia: Bildbände zu Stadt-, Kultur-<br />
und Sozialgeschichte, liebevoll und detailreich<br />
gestaltete Werke zum jüdischen Leben oder<br />
auch zum Widerstand im Dritten Reich. Auch<br />
ein früher Band des Mannheimer Fotografen<br />
Horst Hamann ist darunter: „Zeitraum Gleichzeitig<br />
– Gleichgültig?“ aus dem Jahr 1988.<br />
Und genau hier verknüpfen sich zwei Geschichten<br />
zu einer bis heute andauernden Zusammenarbeit:<br />
die zwischen dem Fotokünstler, der ein<br />
Jahr später in die USA auswanderte, und dem<br />
Verleger Bernhard Wipfler. „Kennen gelernt ha-<br />
ben wir uns, als er einen Verlag für seinen Ausstellungskatalog<br />
suchte“, erinnert sich Wipfler<br />
heute: „Der Kontakt ist nie abgerissen, auch als<br />
er in New York arbeitete.“ Dort erfand Hamann<br />
die Panorama-Fotografie neu: Mit extremen<br />
Hochformaten in Schwarzweiß dokumentierte<br />
er die Wolkenkratzer Manhattans. 1993 zeigte<br />
er Bernhard Wipfler die ersten Motive. Der war<br />
begeistert und begann zu tüfteln, wie man diese<br />
jedes gängige Format sprengenden Arbeiten zwischen<br />
zwei Buchdeckeln in Szene setzen könnte.<br />
Drei Jahre später erschien „New York Vertical“,<br />
50 Zentimeter hoch, aufwendig gestaltet und in<br />
Handarbeit gebunden. Fans der Stadt New York<br />
und Kenner der Fotografie waren gleichermaßen<br />
begeistert. Die Buchhändler weniger. „Die<br />
haben dieses Format nicht in ihren Regalen un-<br />
tergebracht“, blickt Bernhard Wipfler zurück.<br />
Heute kann er darüber schmunzeln, doch vor 13<br />
Jahren brauchte er einige Überzeugungskunst –<br />
und eine massive Buchstütze aus Edelstahl, die<br />
er eigens hatte anfertigen lassen: „Damit kann<br />
man den Bildband wunderbar präsentieren. Er<br />
ist ohnehin viel zu schade, um ihn in ein Regal<br />
zu legen.“<br />
Fans und Kenner waren begeistert,<br />
die Buchhändler weniger<br />
Mittlerweile ist „New York Vertical“ nicht nur<br />
ein weltweiter Bestseller und das Standardwerk<br />
der Vertikal-Fotografie, sondern auch das<br />
„Grund-Buch“ der „Edition Panorama“. Mit Hamanns<br />
Werk begann 1996 die Geschichte von<br />
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Bernhard Wipflers anderem Verlag. Bis heute<br />
erscheinen Hamanns Bücher in Mannheim,<br />
doch aus dem „kleinen Laden“, wie Wipfler die<br />
Anfangszeit liebevoll nennt, ist längst der weltweit<br />
führende Hersteller von großformatigen<br />
Bildbänden geworden, die zahlreiche nationale<br />
und internationale Auszeichnungen gewonnen<br />
haben. Den Panorama-Kalender hat er ebenfalls<br />
marktfähig gemacht, und weil die hochwertigen<br />
Drucke viel zu exquisit sind, um nur<br />
einen Monat lang eine Wand zu schmücken,<br />
können inzwischen auch passende Rahmen direkt<br />
beim Verlag bestellt werden.<br />
Auch Horst Hamann hat Gesellschaft bekommen.<br />
35 Fotografen, darunter Künstler wie Helmut<br />
Hirler, Jaroslav Poncar oder Michael Mar-<br />
tin, veröffentlichen ihre Panorama-Arbeiten<br />
beim Mannheimer Verlagshaus. Den Schwerpunkt<br />
des Portfolios bilden Städte- und Landschaftsfotografien.<br />
Jährlich erscheinen 80 bis<br />
100 Publikationen, darunter etliche Firmenprojekte,<br />
aber auch Auftragsarbeiten des Verlags.<br />
„Die Fotografen suchen uns, weil Edition Panorama<br />
das Original ist“, erklärt Bernhard Wipfler<br />
nicht ohne Stolz: „Aber wir suchen auch die Fotografen<br />
und bestimmte Themen.“ Von Alpen<br />
bis Himalaya verzeichnet das Programm beinahe<br />
jede reizvolle Region der Erde, im Herbst<br />
erscheinen opulente Bände über Japan und Patagonien.<br />
Häufig fährt Bernhard Wipfler selbst<br />
in die Gegenden, zu denen Neuerscheinungen<br />
anstehen: um sich selbst ein Bild zu machen<br />
und um vor Ort mit Autoren zu sprechen. „Bei<br />
uns bilden Text und Fotografie eine Einheit“,<br />
begründet er: „Unsere Schreiber sind erstklassige<br />
Experten.“<br />
Zwei moderne Betonquader<br />
schmiegen sich in die Altbauzeile<br />
Seit einigen Jahren führt Wipfler beide Verlage<br />
gemeinsam mit seinem Sohn Sebastian, seit<br />
einem halben Jahr in neu erbauten Räumen in<br />
G 7. Der Standort ist auch ein Bekenntnis: „Die<br />
Edition Quadrat hat die Quadrate schon im Namen,<br />
und die Edition Panorama beherbergt die<br />
ganze Welt – so wie die Quadrate auch“, erklärt<br />
der 55-Jährige: „Dies ist das spannendste Viertel<br />
der Stadt mit einem enormen kreativen Potential.“<br />
Mit dem Bau beauftragte Sebastian �<br />
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