Freitag, 30. Oktober 2009 Samstag, 31. Oktober 2009 - Ubi Bene

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GaStGEBER Gehaltvolle erkenntnisse bei der probe auf’s Wein-Exempel Wein war schon immer ein Mysterium, dessen Geheimnisse wohl niemals gelüftet werden. Ein Grund mehr, warum sich über ihn so wunderbar philosophieren lässt. doch nicht alles schlummert im Verborgenen: Vieles wartet nur darauf, erforscht und entdeckt, neugierig genossen und kollektiv besprochen zu werden. wein ist Mythos, statussymbol und lifestyle. Weine zu probieren bedeutet, sie bewusster zu schmecken, beschreiben und bewerten zu können. der Weg zur persönlichen Erkenntnis ist eine sinnliche Entdeckungsreise, die gehaltvolle Erkenntnisse verspricht. Ein kulinarisches Erlebnis entfaltet nie seinen vollen Glanz, wenn kein Wort darüber verloren wird. Es ist ein Grundbedürfnis des Menschen, seine Emotionen mit anderen zu teilen und individuellen Eindrücken und Gefühlen Ausdruck zu verleihen. So auch beim Wein. Im Laufe der vergangenen Jahrhunderte hat sich daher eine eigene Weinsprache entwickelt, die Experten das Fachsimpeln erleichtert und dem Laien dabei hilft, seine Geschmackserlebnisse in passende Worte zu fassen. Denn Kommunikation braucht Gesellschaft. Vom wechselseitigen Gedankenaustausch profitieren alle, die gemeinsam den unendlichen Kosmos dieses Kulturguts erforschen wollen. Schließlich ist und bleibt die Weinlese das Beste am Herbst. Grundaroma und Mundgefühl, Nase und Länge, Körper und Gewicht: Das kontrollierte Reizen der Geschmacksnerven lässt den Menschen seine individuellen Vorlieben erkennen und systematisch ausbauen. Schnuppern ist ausdrücklich erwünscht! Bei einer Weinprobe lernt man, seine Sinne zielgenau einzusetzen und Eindrücke genau zu analysieren: Das Sehen von Tönung und Glanz, das Riechen von Aromen und das Schmecken als die komplexe Vollendung der persönlichen Urteilsbildung. Grüner Apfel oder schwarze Johannisbeere, Zitrone oder Muskatnuss? Ein beliebter Gesellschaftssport ist auch die sensorische Untersuchung des spezifischen Terroirs, also der mikroklimatischen und geolo- gischen Besonderheiten des Weins. Eine solche „Boden-Probe“ gilt als anspruchsvolle Herausforderung unter Fortgeschrittenen. Nur wer tief ins Glas schaut, entlockt dem Wein sein Geheimnis Bei der Degustation offenbart sich der Unterschied zwischen Trinken und Verkosten: Das eine ist purer, unbeschwerter Genuss, das andere kennzeichnet die objektivierte und konzentrierte Form des Wahrnehmens. Was so wenig hedonistisch klingt, ist in Wahrheit der Schlüssel zu den höchsten Sphären des Genießens. Man muss also sinnbildlich „tief ins Glas schauen“, um den Geheimnissen des Weins auf die Spur zu kommen. Doch Vorsicht: Nicht die Masse, sondern die Vielfalt macht den Kenner. Lernen braucht Lehrer. Menschen, die Türen öffnen. Wer Wein verstehen will, ist gut beraten, sich einen fachkundigen Übersetzer zu suchen, der einem die Charakteristik, die Herkunft und das Gesicht eines Weines näher bringt. Jeder gute Winzer ist ein professioneller Geburtshelfer und wird den Interessierten erschöpfend mit den Ecken und Kanten seines Zöglings vertraut machen können. Viele Weingüter in der Pfalz und an der Hessischen Bergstraße bieten moderierte Verkostungen an, bei denen der Winzer oder Kellermeister über die Spezialitäten des Hauses informiert und Tipps für die harmonische Kombination von Wein und Speisen gibt. Probieren kann man in nahezu jedem Betrieb. In so berühmten Pfälzer Gütern wie Müller- Catoir in Neustadt, Reichsrat von Buhl in Deidesheim oder Knipser in Laumersheim gehört das Verkosten zum Weinkaufen selbstverständlich dazu. Das Ambiente in den altehrwürdigen Gutshäusern macht das Wein-Rendezvous zu einem besonderen Erlebnis. Auch Winzergenossenschaften wie die in Schriesheim bieten fachkundige Anleitung und überraschende Geschmackserlebnisse. Der persönliche Geschmack entscheidet Ein internationales Sortiment und eine kompetente Beratung bieten sich dem Weinfreund in feinen Fachhandlungen, wie sie in der Metropolregion Rhein-Neckar immer zahlreicher zu finden sind. Viele dieser Geschäfte veranstalten themenbezogene Weinproben, nicht selten mit edlen Raritäten und Topweinen aus Deutschland und dem Rest der Welt. Die Weinprobe zu Hause ist ein sensorisches Erlebnis, bei dem auch der persönliche Geschmack eine Hauptrolle spielen darf und soll: Wer beispielsweise mit seinem Lieblingswein beginnt und sich dann glasweise neuen Sphären öffnet, der schult sein Wein-Wissen quasi von der Pike auf. Denn es ist eine sinnlose und ganz und gar eintönige Angelegenheit, Nase und Zunge ausschließlich mit Spitzenweinen zu ver- SEHEn, RiEcHEn, ScHMEckEn – UnD DARÜBER REDEn: ERST ERFAHRUnG UnD REGElMäSSiGER kOnTRAST ERMöGlicHEn ES, GUTE vOn SEHR GUTEn WEinEn UnTERScHEiDEn zU könnEn. MARkAnTE GEScHMAcklicHE UnTERScHiEDE BlEiBEn AUF iMMER iM GEDäcHTniS. wöhnen. Erst Erfahrung und regelmäßiger Kontrast ermöglichen es, gute von sehr guten und ordentliche von mittelmäßigen Weinen unterscheiden zu können. Beim Genießen die Sinne trainieren Für eine gelungene Verkostung braucht es wenige Voraussetzungen: einen taghellen und geruchsneutralen Raum, in dem Farbe und Reflexe des Weins klar zur Geltung kommen. Parfums und Tabakduft sollten tabu sein. Eine blütenweiße Tischdecke und dünnwandige, bauchige Stielgläser, die sich nach oben hin verjüngen, sind selbst- hier geht probieren über stUdieren Weingüter n Christmann, Neustadt-Gimmeldingen VdP-Chef Steffen Christmann bringt tradition und innovation zusammen, seit einigen Jahren werden die Weinberge biodynamisch bewirtschaftet. die Großen Gewächse vom Riesling gehören zu den besten Weißweinen der Welt. www.weingut-christmann.de n dr. Kern Schloss deidesheim Auf der ehemaligen Residenz der Speyrer Fürstbischöfe wird seit 1715 Wein angebaut. Neben klassischen Rebsorten wie Riesling und Gewürztraminer sind auch Weißburgunder und Chardonnay vertreten. die Weine können auch im angeschlossenen Gutsausschank probiert werden. www.weingut-dr-kern.de verständlich. Klare Verhältnisse sind in diesem Falle wichtiger als verblendende Romantik. Eine Degustation benötigt einen guten Regisseur, der klare Spielregeln formuliert. Interessanter als ein weinhaltiges Allerlei ist es, verschiedene Rebsorten (einer Farbe), bestimmte Weintypen oder Jahrgänge eines spezifischen Weines kennen zu lernen. Ein deutscher Riesling in Kombination mit einem Grünen Veltliner aus Österreich oder einem spanischen Albarino beispielsweise kann den persönlichen Wein-Horizont nachhaltig öffnen und eine tiefer gehende Leidenschaft entfachen. Auch ein Rendezvous von badischem Spätburgunder, italienischem Chianti und australischem Shiraz hilft Einsteigern beim Erkennen von wesentlichen geschmacklichen Unterschieden, die so markant sind, dass sie auf immer im Gedächtnis bleiben – das hilft beim Einschätzen neuer oder unbekannter Tropfen und ist eine schöne Grundschule zur systematischen sensorischen Weiterbildung. Sehen, Riechen, Schmecken: Eine gute Weinprobe findet immer auch im Kopf statt. Die Verkostung ist eine Melange aus chemischen Reizen, sensorischem Training und einem fitten emotionalen Erinnerungsvermögen. Nach wie vor der schönste Gedächtnissport der Welt. text: thomas tritsch n n august Ziegler, Maikammer die brüder Harald und Uwe Ziegler gelten als Erfolgsduo an der deutschen Wein-Front. im vergangenen Jahr wurden sie von der deutschen landwirtschaftsgesellschaft (dlG) zu „Winzern des Jahres“ gekürt. die achte Generation hat das historische Weingut aus Maikammer in die nationale Spitze geleitet und auch mit internationalen Rebsorten wie Cabernet Franc für Aufsehen gesorgt. www.august-ziegler.de n Josef Biffar, deidesheim lilli biffar-Hirschbil erzeugt auf zwölf Hektar bester deidesheimer lagen exzellente trockene Riesling Spätlesen, die zu den besten der Mittelhaardt zählen. Seit 2006 stellt das Weingut schrittweise auf ökologischen Anbau um. www.josef-biffar.de � 58 UBI BENE UBI BENE 59

Genießen Sie die letzten Sommertage in unserem romantischen Garten oder in unserem gemütlich eleganten Restaurant. * * * * Probieren Sie ausgesuchte Weine, aber auch weniger bekannte, sowie zahlreiche Bio-Weine. * * * * Ausgefallene, raffi nierte Menues sind die entsprechenden Begleiter. Hauptstraße170 · 69488 Birkenau Telefon (06201) 32368 www.restaurant-drei-birken.de Öffnungszeiten: 11.30 – 14.00Uhr und ab 17.30 Uhr Montag und Dienstag Ruhetag Mehr als 500 Weine der besten deutschen Winzer zum original ab Hof-Listenpreis der Weingüter 300 Weine von nachhaltiger Qualität und Idendität im Direktimport aus Frankreich, Italien, Spanien und Österreich Hausmessen mit umfangreichem umfangreichem Verkostungsprogramm und Aktionspreisen Tagesaktueller Online Shop unter www.weinrefugium.de Wein-Refugium GmbH Filiale Mannheim Seckenheimer Straße 29 | 0621/449539 Filiale Heidelberg-Bergheim Bergheimer Straße 97 | 06221/20385 Filiale Heidelberg-Handschuhsheim Dosssenheimer Landstraße 47 | 06221/136161 GaStGEBER n rothweiler, Bensheim-auerbach Junges Weingut, das seit 1983 die Weinszene an der Hessischen bergstraße bereichert. Als erster hat Hanno Rothweiler die Sorte St. laurent angebaut und zu wegweisenden Qualitäten erzogen. der Riesling dominiert den Rebsortenspiegel des kreativen und experimentierfreudigen Winzers, dessen Weine weit über deutschlands zweitkleinstes Anbaugebiet einen großen Fanclub haben. www.weingut-rothweiler.de n Simon-Bürkle, Zwingenberg Ambitioniertes Weingut mit konsequent qualitätsorientierter Ausrichtung, das sich schnell an die Spitze der Hessischen bergstraße vorgearbeitet hat. der trockene Riesling „Granit“ verkörpert wunderschön das terroir der Zwingenberger lagen. darüber hinaus erzeugt das Weingut einen außergewöhnlich gehaltvollen Cabernet Sauvignon. im Restaurant und Weinbistro „bunter löwe“ werden die Weine zu feiner regionaler Küche serviert. www.simon-buerkle.de Winzergenossenschaften n Bergsträßer Winzer e. G., heppenheim Von den zirka 450 Hektar Anbaufläche an der Hessischen bergstraße bewirtschaftet die Genossenschaft mehr als die Hälfte. der betrieb wurde 1904 gegründet und umfasst heute 17 Einzellagen mit rund 265 Hektar an der Hessischen und badischen bergstraße. Erzeugt werden gebietsund sortentypische Weine von großer Vielfalt. Eine Spezialität sind die vielfach prämierten trockenbeerenauslesen und Eisweine. www.bergstraesserwinzer.de n Winzergenossenschaft Schriesheim der 1930 gegründete betrieb hat die gesamte Wein-Vielfalt der badischen bergstraße im Keller. Knapp 200 engagierte Winzer bewirtschaften rund 130 Hektar Weinberge in Schriesheim und den Nachbargemeinden. im Mittelpunkt stehen klassische badische Rebsorten wie Riesling, Weißund Grauburgunder sowie Silvaner. der Spätburgunder spielt hier eine besondere Rolle und präsentiert sich als aromatischer Rotwein, frischer Rosé und gehaltvoller blanc de Noir. die zahlreichen Ehrenpreise sind für Geschäftsführer Harald Weiss ein Ansporn, den aufstrebenden betrieb qualitativ weiter auszubauen. Man setzt auf einen naturnahen und schonenden Anbau, reduzierte Erträge und sortentypische Weine mit klarem Herkunftscharakter. im gemütlichen Weinladen können Kunden das Sortiment unter fachkundiger beratung verkosten. Für Gruppen stehen nach terminabsprache die „Kuhbergstube“ oder das Gewölbe des Zehntkellers für Weinproben zur Verfügung. www.wg-schriesheim.de Wein-handlungen n Wein-atrium, heidelberg Seit 25 Jahren eine der ersten Adressen in Heidelberg mit einem wunderbaren Sortiment von Weinen aus Europa und Übersee – vom „Alltagswein“ bis zum noblen Grand Cru. täglich können Weine verkostet werden, das gediegene Haus veranstaltet themen-Proben und kulinarische Weinreisen mit Schwerpunkt Frankreich, italien und deutschland. Ein fachkundiges und geschultes Personal beantwortet Fragen und gibt tipps für die Weinprobe daheim. www.wein-atrium.de FAcHkUnDiGE AnlEiTUnG UnD ÜBERRAScHEnDE GEScHMAckSERlEBniSSE: WEinpROBEn in DER WinzERGEnOSSEnScHAFT ScHRiESHEiM ODER DER pROBiERSTUBE iM WEinGUT AUGUST ziEGlER. n Wein-refugium innovative Weinhandlung mit Filialen in Mannheim und Heidelberg und exzellenter Auswahl an deutschen Spitzenerzeugern, internationalen Kostbarkeiten und einem Riecher für die Aufsteiger der Wein- Szene. Als unabhängiges Haus kauft man ohne Zwischenhändler vornehmlich bei den Weingütern der Alten Welt. Allein aus deutschland sind über 500 Weine von top-Erzeugern vorrätig, darunter immer wieder Entdeckungen, die man außer im Weingut selbst kaum findet. bei den regelmäßig stattfindenden Hausmessen können die Weine unverbindlich verkostet werden. Nächster termin am 26. bis 28. November im trafohaus in der Schwetzingerstadt. www.weinrefugium.de n Weinhaus puppel im Goldenen adler, Weinheim Über 400 Kreszenzen von Spitzenerzeugern lassen die Herzen der Weinfreunde höher schlagen. insbesondere Frankreich, Spanien und italien sind repräsentiert. die Güte der offenen Weine ist überdurchschnittlich hoch, die beratung äußerst freundlich und bewandert. die angeschlossene Gastronomie ist geschmackvoll auf die flüssigen Genüsse abgestimmt. der tipp für mediterrane Spätsommerabende an der badischen bergstraße. www.weinhaus-puppel.de n Barbara’s Wine-yards, Schwetzingen Neben einem gut sortierten Weinladen bieten barbara Grundler und Arno Gänsmantel diverse kulinarische Seminare, auch zum thema Wein. Neben Sensorik-Kursen werden unter anderem länderspezifische Verkostungen angeboten oder die großen Weltstars der Weinszene vorgestellt. www.barbaras-wine-yards.de n Weinkontor Schwarz, Speyer Zwei Mal im Jahr lädt der ambitionierte Weinladen in Speyer zur Hausmesse ein. Gäste können die feine und ausgewogene Kollektion des 1999 eröffneten Fachgeschäfts in Gesellschaft fachkundiger beratung verkosten und mehr über den individuellen Stil, über Herkunft und Geschichte der Weine erfahren. Pfälzer Erzeugnisse spielen eine besondere Rolle im Geschäft von Stefan Schwarz und Jürgen Kemmerer. www.weinkontor-schwarz.de Ehrenpreis fünf mal in Folge! Badische Gebietsweinprämierung 2004, 2005, 2006, 2007 & 2008 Bereich Badische Bergstrasse Präsentideen rund um den Wein · Weinproben Besuchen sie unseren Weinladen! Heidelberger Str. 3 · 69198 Schriesheim Telefon 0 62 03-615 60 Mo – Fr: 8:00 – 18:00 Uhr, Sa: 8:00 – 13:00 Uhr www.wg-schriesheim.de 60 UBI BENE UBI BENE 61

GaStGEBER<br />

Gehaltvolle erkenntnisse<br />

bei der probe auf’s Wein-Exempel<br />

Wein war schon immer ein Mysterium, dessen Geheimnisse wohl niemals gelüftet werden.<br />

Ein Grund mehr, warum sich über ihn so wunderbar philosophieren lässt. doch nicht alles<br />

schlummert im Verborgenen: Vieles wartet nur darauf, erforscht und entdeckt, neugierig<br />

genossen und kollektiv besprochen zu werden. wein ist Mythos, statussymbol und lifestyle.<br />

Weine zu probieren bedeutet, sie bewusster zu schmecken, beschreiben und bewerten<br />

zu können. der Weg zur persönlichen Erkenntnis ist eine sinnliche Entdeckungsreise,<br />

die gehaltvolle Erkenntnisse verspricht.<br />

Ein kulinarisches Erlebnis entfaltet nie<br />

seinen vollen Glanz, wenn kein Wort<br />

darüber verloren wird. Es ist ein Grundbedürfnis<br />

des Menschen, seine Emotionen mit<br />

anderen zu teilen und individuellen Eindrücken<br />

und Gefühlen Ausdruck zu verleihen. So auch<br />

beim Wein. Im Laufe der vergangenen Jahrhunderte<br />

hat sich daher eine eigene Weinsprache<br />

entwickelt, die Experten das Fachsimpeln<br />

erleichtert und dem Laien dabei hilft, seine<br />

Geschmackserlebnisse in passende Worte zu<br />

fassen. Denn Kommunikation braucht Gesellschaft.<br />

Vom wechselseitigen Gedankenaustausch<br />

profitieren alle, die gemeinsam den unendlichen<br />

Kosmos dieses Kulturguts erforschen<br />

wollen. Schließlich ist und bleibt die Weinlese<br />

das Beste am Herbst.<br />

Grundaroma und Mundgefühl, Nase und Länge,<br />

Körper und Gewicht: Das kontrollierte Reizen<br />

der Geschmacksnerven lässt den Menschen<br />

seine individuellen Vorlieben erkennen und systematisch<br />

ausbauen. Schnuppern ist ausdrücklich<br />

erwünscht! Bei einer Weinprobe lernt man,<br />

seine Sinne zielgenau einzusetzen und Eindrücke<br />

genau zu analysieren: Das Sehen von Tönung<br />

und Glanz, das Riechen von Aromen und<br />

das Schmecken als die komplexe Vollendung der<br />

persönlichen Urteilsbildung. Grüner Apfel oder<br />

schwarze Johannisbeere, Zitrone oder Muskatnuss?<br />

Ein beliebter Gesellschaftssport ist auch<br />

die sensorische Untersuchung des spezifischen<br />

Terroirs, also der mikroklimatischen und geolo-<br />

gischen Besonderheiten des Weins. Eine solche<br />

„Boden-Probe“ gilt als anspruchsvolle Herausforderung<br />

unter Fortgeschrittenen.<br />

Nur wer tief ins Glas schaut,<br />

entlockt dem Wein sein Geheimnis<br />

Bei der Degustation offenbart sich der Unterschied<br />

zwischen Trinken und Verkosten: Das<br />

eine ist purer, unbeschwerter Genuss, das andere<br />

kennzeichnet die objektivierte und konzentrierte<br />

Form des Wahrnehmens. Was so<br />

wenig hedonistisch klingt, ist in Wahrheit der<br />

Schlüssel zu den höchsten Sphären des Genießens.<br />

Man muss also sinnbildlich „tief ins Glas<br />

schauen“, um den Geheimnissen des Weins auf<br />

die Spur zu kommen. Doch Vorsicht: Nicht die<br />

Masse, sondern die Vielfalt macht den Kenner.<br />

Lernen braucht Lehrer. Menschen, die Türen<br />

öffnen. Wer Wein verstehen will, ist gut beraten,<br />

sich einen fachkundigen Übersetzer zu suchen,<br />

der einem die Charakteristik, die Herkunft und<br />

das Gesicht eines Weines näher bringt. Jeder<br />

gute Winzer ist ein professioneller Geburtshelfer<br />

und wird den Interessierten erschöpfend mit<br />

den Ecken und Kanten seines Zöglings vertraut<br />

machen können. Viele Weingüter in der Pfalz<br />

und an der Hessischen Bergstraße bieten moderierte<br />

Verkostungen an, bei denen der Winzer<br />

oder Kellermeister über die Spezialitäten des<br />

Hauses informiert und Tipps für die harmonische<br />

Kombination von Wein und Speisen gibt.<br />

Probieren kann man in nahezu jedem Betrieb.<br />

In so berühmten Pfälzer Gütern wie Müller-<br />

Catoir in Neustadt, Reichsrat von Buhl in Deidesheim<br />

oder Knipser in Laumersheim gehört<br />

das Verkosten zum Weinkaufen selbstverständlich<br />

dazu. Das Ambiente in den altehrwürdigen<br />

Gutshäusern macht das Wein-Rendezvous zu<br />

einem besonderen Erlebnis. Auch Winzergenossenschaften<br />

wie die in Schriesheim bieten<br />

fachkundige Anleitung und überraschende Geschmackserlebnisse.<br />

Der persönliche Geschmack<br />

entscheidet<br />

Ein internationales Sortiment und eine kompetente<br />

Beratung bieten sich dem Weinfreund in<br />

feinen Fachhandlungen, wie sie in der Metropolregion<br />

Rhein-Neckar immer zahlreicher zu<br />

finden sind. Viele dieser Geschäfte veranstalten<br />

themenbezogene Weinproben, nicht selten mit<br />

edlen Raritäten und Topweinen aus Deutschland<br />

und dem Rest der Welt.<br />

Die Weinprobe zu Hause ist ein sensorisches<br />

Erlebnis, bei dem auch der persönliche Geschmack<br />

eine Hauptrolle spielen darf und soll:<br />

Wer beispielsweise mit seinem Lieblingswein<br />

beginnt und sich dann glasweise neuen Sphären<br />

öffnet, der schult sein Wein-Wissen quasi<br />

von der Pike auf. Denn es ist eine sinnlose und<br />

ganz und gar eintönige Angelegenheit, Nase und<br />

Zunge ausschließlich mit Spitzenweinen zu ver-<br />

SEHEn, RiEcHEn, ScHMEckEn – UnD DARÜBER REDEn: ERST ERFAHRUnG UnD REGElMäSSiGER<br />

kOnTRAST ERMöGlicHEn ES, GUTE vOn SEHR GUTEn WEinEn UnTERScHEiDEn zU könnEn.<br />

MARkAnTE GEScHMAcklicHE UnTERScHiEDE BlEiBEn AUF iMMER iM GEDäcHTniS.<br />

wöhnen. Erst Erfahrung und regelmäßiger Kontrast<br />

ermöglichen es, gute von sehr guten und<br />

ordentliche von mittelmäßigen Weinen unterscheiden<br />

zu können.<br />

Beim Genießen<br />

die Sinne trainieren<br />

Für eine gelungene Verkostung braucht es wenige<br />

Voraussetzungen: einen taghellen und geruchsneutralen<br />

Raum, in dem Farbe und Reflexe des<br />

Weins klar zur Geltung kommen. Parfums und<br />

Tabakduft sollten tabu sein. Eine blütenweiße<br />

Tischdecke und dünnwandige, bauchige Stielgläser,<br />

die sich nach oben hin verjüngen, sind selbst-<br />

hier geht probieren über stUdieren<br />

Weingüter<br />

n Christmann, Neustadt-Gimmeldingen<br />

VdP-Chef Steffen Christmann bringt tradition und innovation zusammen,<br />

seit einigen Jahren werden die Weinberge biodynamisch bewirtschaftet.<br />

die Großen Gewächse vom Riesling gehören zu den besten Weißweinen<br />

der Welt. www.weingut-christmann.de<br />

n dr. Kern Schloss deidesheim<br />

Auf der ehemaligen Residenz der Speyrer Fürstbischöfe wird seit 1715<br />

Wein angebaut. Neben klassischen Rebsorten wie Riesling und Gewürztraminer<br />

sind auch Weißburgunder und Chardonnay vertreten. die Weine<br />

können auch im angeschlossenen Gutsausschank probiert werden.<br />

www.weingut-dr-kern.de<br />

verständlich. Klare Verhältnisse sind in diesem<br />

Falle wichtiger als verblendende Romantik.<br />

Eine Degustation benötigt einen guten Regisseur,<br />

der klare Spielregeln formuliert. Interessanter<br />

als ein weinhaltiges Allerlei ist es, verschiedene<br />

Rebsorten (einer Farbe), bestimmte<br />

Weintypen oder Jahrgänge eines spezifischen<br />

Weines kennen zu lernen. Ein deutscher Riesling<br />

in Kombination mit einem Grünen Veltliner<br />

aus Österreich oder einem spanischen Albarino<br />

beispielsweise kann den persönlichen<br />

Wein-Horizont nachhaltig öffnen und eine<br />

tiefer gehende Leidenschaft entfachen. Auch<br />

ein Rendezvous von badischem Spätburgunder,<br />

italienischem Chianti und australischem Shiraz<br />

hilft Einsteigern beim Erkennen von wesentlichen<br />

geschmacklichen Unterschieden, die so<br />

markant sind, dass sie auf immer im Gedächtnis<br />

bleiben – das hilft beim Einschätzen neuer<br />

oder unbekannter Tropfen und ist eine schöne<br />

Grundschule zur systematischen sensorischen<br />

Weiterbildung.<br />

Sehen, Riechen, Schmecken: Eine gute Weinprobe<br />

findet immer auch im Kopf statt. Die<br />

Verkostung ist eine Melange aus chemischen<br />

Reizen, sensorischem Training und einem fitten<br />

emotionalen Erinnerungsvermögen. Nach wie<br />

vor der schönste Gedächtnissport der Welt.<br />

text: thomas tritsch n<br />

n august Ziegler, Maikammer<br />

die brüder Harald und Uwe Ziegler gelten als Erfolgsduo an der deutschen<br />

Wein-Front. im vergangenen Jahr wurden sie von der deutschen<br />

landwirtschaftsgesellschaft (dlG) zu „Winzern des Jahres“ gekürt. die<br />

achte Generation hat das historische Weingut aus Maikammer in die nationale<br />

Spitze geleitet und auch mit internationalen Rebsorten wie Cabernet<br />

Franc für Aufsehen gesorgt. www.august-ziegler.de<br />

n Josef Biffar, deidesheim<br />

lilli biffar-Hirschbil erzeugt auf zwölf Hektar bester deidesheimer lagen<br />

exzellente trockene Riesling Spätlesen, die zu den besten der Mittelhaardt<br />

zählen. Seit 2006 stellt das Weingut schrittweise auf ökologischen<br />

Anbau um. www.josef-biffar.de �<br />

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