Freitag, 30. Oktober 2009 Samstag, 31. Oktober 2009 - Ubi Bene
Freitag, 30. Oktober 2009 Samstag, 31. Oktober 2009 - Ubi Bene
Freitag, 30. Oktober 2009 Samstag, 31. Oktober 2009 - Ubi Bene
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UBI BENE Herbst <strong>2009</strong><br />
zu tisch!<br />
Juan Amador<br />
schneiderMeisterin<br />
Christiane Fuchs<br />
spielMacher<br />
Marcus Kuhl<br />
netzwerker<br />
Treibende Kräfte<br />
Lifestyle in der Metropolregion Rhein-Neckar<br />
3/<strong>2009</strong><br />
€ 4,00
Ute Maag – Redaktion<br />
Es gibt große und kleine, berufliche und<br />
private, familiäre und öffentliche – die<br />
Rede ist von Netzwerken. Jeder Mensch<br />
ist Bestandteil solcher sozialen Beziehungsgeflechte.<br />
Was dem einen sein Familiennetzwerk,<br />
ist dem anderen sein Freundeskreis: Menschen,<br />
die zusammenhalten, die Rat und Hilfe geben<br />
und die sich gegenseitig, wenn nötig, auch<br />
einmal auffangen. Auch in Wirtschaft und Gesellschaft<br />
ist der Begriff des „networking“ von<br />
immer größerer Bedeutung. Hier geht es um<br />
Aufbau und Pflege von Kontakten, Austausch<br />
von Wissen und Informationen sowie um Diskussion<br />
und Dialog.<br />
Der Herbst-Ausgabe von UBI BENE haben<br />
wir das Thema „Netzwerke“ gegeben, doch es<br />
soll hier nicht um die gerade viel diskutierten<br />
Internetplattformen wie Xing, StudiVZ und wie<br />
sie alle heißen gehen, in denen Online-User<br />
mehr oder weniger unbedacht Persönliches und<br />
Privates von sich preisgeben. Und es soll auch<br />
nicht um Vetternwirtschaft oder Seilschaften<br />
gehen. Sondern um transparente Netze. Nicht<br />
um Filz.<br />
Wie viele Netzwerke es in der Region gibt, kann<br />
niemand sagen, denn viele erscheinen in keinem<br />
Vereinsregister und keiner Statistik, weil sie zu<br />
lose organisiert oder zu flüchtig sind. Andere wiederum<br />
sind weithin bekannt: Die Ehemaligen-<br />
Vereinigung der Universität Mannheim, Absolventum,<br />
beispielsweise, oder die Metropolregion<br />
Rhein-Neckar, ein Netzwerk der Netzwerke. In<br />
unserer Titelstory haben wir exemplarisch einige<br />
Menschen gefragt, warum und wofür die sich<br />
engagieren – das Heftmotto hätte daher auch<br />
„Netzwerker“ heißen können. Auch die Frau, der<br />
wir unser Ladyspecial gewidmet haben, ist eine<br />
Networkerin par excellence: Christiane Fuchs.<br />
Die in Paris ausgebildete Modedesignerin setzt<br />
sich neben ihrem kreativen Unternehmerjob<br />
für die Einzelhändler in den östlichen Stadtteilen<br />
ein und bietet begabten Jugendlichen eine<br />
erstklassige Ausbildung. Und auch im Sport geht<br />
ohne Netzwerke gar nichts – das beweist Marcus<br />
Kuhl, der sich in den Sommermonaten bei der<br />
Vorbereitung der Eishockey-Saison über die<br />
Schulter hat schauen lassen. In der Mode hingegen<br />
sind gerade Netzwerke einer ganz anderen<br />
Art angesagt: Im Herbst laden feinste Strickwaren<br />
zum Hineinkuscheln ein.<br />
Doch eine Herbst-Ausgabe von UBI BENE<br />
wäre nicht denkbar ohne das Thema Wein. Unser<br />
Autor Thomas Tritsch hat diesmal tief ins<br />
Glas geschaut. Seine Probe aufs Wein-Exempel<br />
bei Winzern und Weinhändlern hat einige Top-<br />
Adressen zutage gefördert, wo das Probieren der<br />
edlen Tropfen über das Studieren von Flaschen-<br />
etiketten geht. Die Kraft der Rebe wirkt übrigens<br />
auch auf der Haut: in der Kosmetik-Linie<br />
LaVigne, die die Deidesheimer Winzerin Regina<br />
Menger-Krug gemeinsam mit dem Leiter der<br />
Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive<br />
Chirurgie an der BG-Unfallklinik in Ludwigshafen,<br />
Prof. Dr. Günter Germann, entwickelt hat.<br />
Die Mannheimer Restaurant-Landschaft ist um<br />
einen Leuchtturm reicher. In der ehemaligen<br />
Schildkröt-Fabrik in Neckarau hat Juan Amador<br />
vor wenigen Wochen sein „Amesa“ eröffnet.<br />
Unser Genuss-Experte Michael Schröder<br />
hat bereits gekostet. Und wer lieber schon am<br />
Vormittag schlemmt, dem wird beim Anblick<br />
unserer Frühstücks-Tipps und den Fotos von<br />
Christoph Blüthner das Wasser im Munde zusammenlaufen.<br />
In diesem Sinne: Genießen Sie den Herbst.<br />
UBI BENE. Da, wo es gut ist.<br />
Ihre UBI BENE Redaktion<br />
editorial<br />
UBI BENE 3
4<br />
iNhalt<br />
titelSTORY<br />
Treibende Kräfte<br />
Netzwerker in der<br />
Metropolregion Rhein-Neckar 06<br />
BaCKSTAGE<br />
Geschichte zum Anfassen<br />
Das Historische Museum<br />
der Pfalz in Speyer 14<br />
ladySpEciAl<br />
Femininer Chic<br />
Die Modedesignerin<br />
Christiane Fuchs 20<br />
treNdART<br />
Woll-Lust<br />
Strickmode für den Herbst 26<br />
Neue Leichtigkeit<br />
Outdoor-Kleidung für<br />
höchste Ansprüche 34<br />
UBI BENE<br />
06<br />
86<br />
50<br />
78<br />
Kathedralen des Geschmacks<br />
Neue Küchen locken immer<br />
mehr Männer hinter den Herd 36<br />
Eventtipps<br />
UBI BENE-<br />
Veranstaltungskalender 40<br />
pferdeSTäRkEn<br />
Rallye-Legenden<br />
Walter Röhrl und Christian<br />
Geistdörfer in Weinheim 42<br />
GaStGEBER<br />
Zu Tisch!<br />
Juan Amador eröffnet sein<br />
Restaurant „Amesa“ in Mannheim 50<br />
Das fängt ja gut an!<br />
Frühstücken<br />
in der Metropolregion 54<br />
Gehaltvolle Erkenntnisse<br />
Weinproben trainieren<br />
die Sinne beim Genießen 58<br />
42<br />
uNternEHMEn<br />
26<br />
Luxus-Bäder, ökologisch sinnvoll<br />
Die Willer Sanitär und<br />
Heizung GmbH in Ludwigshafen 62<br />
KuNStSinn<br />
Haute Coiffure<br />
Friseurmeister Thomas-Armin<br />
Mathes auf künstlerischen Wegen 66<br />
Spannende Blickwinkel<br />
Der Verlag Edition Panorama und<br />
seine neue Galerie in G 7 72<br />
Gelesen<br />
Bücher zu den Themen<br />
Liebe, Macht und Kunst 76<br />
Gehört<br />
Hypnotische Klänge für den Herbst 77<br />
KÖrperGEFÜHl<br />
Der Spiel-Macher<br />
Wie Adler-Manager Marcus Kuhl<br />
UBI BENE Herbst <strong>2009</strong><br />
UBI BENE Herbst <strong>2009</strong><br />
ZU TISCH!<br />
Juan Amador<br />
SCHNEIDERMEISTERIN<br />
Christiane Fuchs<br />
SPIELMACHER<br />
Marcus Kuhl<br />
NETZWERKER<br />
Treibende Kräfte<br />
Lifestyle in der Metropolregion Rhein-Neckar<br />
3/<strong>2009</strong><br />
€ 4,00<br />
titElbild: Modell aUs der strick-kollektion<br />
der designerin anja gnUtzMann<br />
Foto: now+zen<br />
die Meisterschaft nach<br />
Mannheim holen will 78<br />
In der Rebe liegt die Kraft<br />
LaVigne – Kosmetik aus Wein 82<br />
reiSeFREUDE<br />
Expedition ins Tierreich<br />
Südafrika –<br />
Land der tausend Möglichkeiten 86<br />
SZeNeTREFF<br />
Golf<br />
Reuter + Schmidt-Cup<br />
in Heidelberg-Lobenfeld 93<br />
fraGeBOGEn<br />
Nachgefragt<br />
bei Laith Al-Deen 94<br />
Editorial 03<br />
Impressum 92<br />
Original Fritz Hansen EGG CHAIR designed von Arne Jacobson 1958<br />
Haariges Design trifft zeitloses Original.<br />
Ein Statement von Fritz Hansen.<br />
N6, 3-7 68161 Mannheim<br />
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www.SuR.de
titelSTORY<br />
Gut vernetzt<br />
Sie sind erfolgreich, haben einen Job, der sie fordert, ein erfülltes Privatleben und vielseitige<br />
interessen – was bewegt Menschen, sich darüber hinaus in einem oder mehreren<br />
der unzähligen netzwerke in der Metropolregion rhein-neckar zu engagieren? <strong>Ubi</strong> bENE<br />
hat nachgefragt und Menschen getroffen, die dabei nicht nur wirtschaftliche interessen<br />
verfolgen. Sondern die etwas zurückgeben wollen. Und die mit ihrem Engagement das<br />
leben in der Region und darüber hinaus ein kleines bisschen lebenswerter machen.<br />
der Begriff „Netzwerk“ ist in aller Munde. Nicht nur unter Computerspezialisten,<br />
die Rechner verkabeln. Seit fast jeder sich im<br />
Internet bewegt, ist das nächste Netzwerk nur noch einen Mausklick<br />
entfernt. Doch um die so genannten „social networks“ wie Xing,<br />
Facebook oder Twitter soll es hier nicht gehen. Sondern um mehr oder<br />
weniger organisierte und dauerhafte Zusammenschlüsse in der Region zur<br />
Kontaktpflege, zum Gedankenaustausch und auch zur Koordinierung und<br />
Durchsetzung von Interessen. Und um Menschen aus der Region, die –<br />
so verschieden sie sind – eines gemeinsam haben: ein Anliegen und die<br />
Bereitschaft, sich dafür und für andere Menschen einzusetzen.<br />
Es geht zum Beispiel um Manfred Schnabel. Der geschäftsführende Gesellschafter<br />
des Mannheimer Traditionshauses Expert Esch ist seit einigen<br />
Monaten Präsident des Einzelhandelsverbandes Nordbaden. Oder um<br />
WER iM MAnnHEiMER ScHlOSS STUDiERT HAT, kAnn SEinER UnivERSiTäT Ein<br />
lEBEn lAnG vERBUnDEn BlEiBEn – iM nETzWERk „ABSOlvEnTUM MAnnHEiM“.<br />
Frank Merkel. Der Gründer der Viernheimer Werbeagentur WOB AG hat<br />
im vergangenen Jahr den Vorsitz von Absolventum, der Alumni-Vereinigung<br />
der Universität Mannheim, übernommen. Es geht auch um Regine<br />
Maier. Die Mannheimer Designerin hat sich dem Frauen-Netzwerk Soroptimist<br />
International angeschlossen, um Kontakte zu knüpfen und sich<br />
ehrenamtlich sozial zu engagieren.<br />
Die Metropolregion Rhein-Neckar:<br />
Netzwerk der Netzwerke<br />
Und es geht auch um hauptberufliche Netzwerker wie Regina Pfriem<br />
und Dr. Felix Gress. Die heute 53-jährige langjährige BASF-Mitarbeiterin<br />
wurde 2003 gefragt, ob sie sich nicht vorstellen könnte, die Leitung der<br />
Öffentlichkeitsarbeit der neu gegründeten Metropolregion Rhein- �<br />
6 UBI BENE<br />
UBI BENE 7
titelSTORY<br />
Neckar GmbH (MRN) zu übernehmen. Sie konnte.<br />
„Ich komme aus Altrip, also aus dieser Region, und es<br />
hat mich gereizt, hier etwas zu bewegen und die Region<br />
voranzubringen“, begründet sie. Heute ist Regina Pfriem „Wir sind nicht die Region,<br />
zudem Geschäftsführerin des Vereins Zukunft Metropol-<br />
wir organisieren sie.“<br />
region Rhein-Neckar (ZMRN) und sitzt im Vorstand der<br />
Dr. Felix Gress<br />
Stiftung MRN. Felix Gress (49), der frühere Leiter der<br />
BASF-Unternehmenskommunikation, stieß Anfang des<br />
Jahres als MRN-Geschäftsführer zum Team der GmbH<br />
und erzählt: „Kommunikation ist Beziehungsmanagement. Wir bringen<br />
Leute an einen Tisch, damit sie Egoismen hinten anstellen, um miteinander<br />
und nicht übereinander zu reden. Der Job ist gelebte Praxis.“<br />
Dass die noch junge Geschichte der Metropolregion zu einer Erfolgsgeschichte<br />
wurde, erklären beide mit der hohen Bereitschaft von politischen<br />
Akteuren, ansässigen Unternehmen und Bewohnern, zum Erfolg beizutragen.<br />
Und zwar jenseits von verhärteten Parteifronten, kommunalem Kirchturmdenken<br />
oder Konflikten zwischen großen und kleinen Unternehmen.<br />
Die Warnung, dass viele Köche den Brei verderben, gilt hier nicht. Im<br />
Gegenteil. „Ein Kuchen, den alle gemeinsam backen, wird größer“, verdeutlicht<br />
Felix Gress: „Es herrscht die Einsicht, dass es miteinander besser<br />
und schneller geht.“ In den Gremien und Arbeitskreisen sitzen unterschiedlichste<br />
Charaktere. Dass alle ihre Eigenständigkeit behalten, steht<br />
für den Mannheimer außer Frage. „Wir müssen nicht dieselbe Uniform<br />
tragen“, erklärt er und offenbart sein Selbstverständnis: „Wir sind nicht die<br />
Region, wir organisieren sie.“ Als Netzwerk der Netzwerke sozusagen.<br />
„ich bin überzeugt von dem, was ich tue.<br />
Und nur wer brennt, kann andere anstecken.“<br />
Dass dabei der Fokus auf der Vernetzung der regionalen Wirtschaft liegt,<br />
ist für Regina Pfriem nur konsequent. „Die Wirtschaft ist der Leitton im<br />
Dreiklang von innovativer Wirtschaft, brillanter Wissenschaft und höchster<br />
Lebensqualität“, sagt sie: „Sie ist der Motor. Wenn die Wirtschaft floriert,<br />
strahlt das auf die anderen Bereiche aus und macht die Region attraktiv.<br />
Menschen sind ja keine Arbeitsroboter. Sie leben hier und wollen<br />
sich wohl fühlen.“<br />
Dafür die Rahmenbedingungen zu schaffen, ist eines ihrer Hauptziele<br />
– erste Erfolge sind bereits zu spüren. In den baden-württembergischen<br />
Kommunen der Metropolregion können Eltern Kindergartenplätze nun<br />
auch außerhalb ihres Wohnsitzes wählen. In den Ländern Hessen und<br />
Rheinland-Pfalz stehen einem solchen Abkommen bislang Gesetze im<br />
Weg. „Hier machen wir Lobbyarbeit“, verrät Regina<br />
Pfriem. Auch der Regionalpark Rhein-Neckar mit seinen<br />
zahlreichen Sehenswürdigkeiten und Naturdenkmälern<br />
erhält langsam Konturen: Radwege, Wanderrouten und<br />
ein funktionierendes Nahverkehrsnetz laden zu Erkundungstouren<br />
ein. 83 Prozent der Bewohner kennen inzwischen<br />
den Begriff Metropolregion Rhein-Neckar.<br />
„Ein Mannheimer wird immer sagen, dass er Mannheimer<br />
ist, und ein Heidelberger, dass er aus Heidelberg<br />
kommt. Das ist auch gut so“, erklärt Regina Pfriem: „Aber dennoch gibt<br />
es ein starkes Wir-Gefühl.“ Und das lässt sich messen: Bei einer repräsentativen<br />
Umfrage fand die Mehrheit der Befragten die Region als Ganzes<br />
attraktiver als den jeweiligen Wohnort. Für die Netzwerkerin ist genau das<br />
der Ansporn weiterzumachen: „Ich bin überzeugt von dem, was ich tue.<br />
Und nur wer brennt, kann andere anstecken.“<br />
Regina pfriem<br />
Wie viele Netzwerke es in der Region genau gibt, kann niemand sagen<br />
– dazu sind viele zu informell organisiert. Doch genau darin liegt oft ihre<br />
Stärke. „Netzwerke sind flexibler, schneller und dynamischer“, zählt Felix<br />
Gress auf: „Oft ist die Zusammenarbeit untereinander auf eine bestimmte<br />
Zeit begrenzt. Wenn man ein gemeinsames Thema hat, bekommt man die<br />
unterschiedlichsten Leute an einen Tisch und kann in kurzer Zeit Entscheidungen<br />
auf den Weg bringen.“<br />
Einzelhandelspräsident Manfred Schnabel:<br />
„Ein Netzwerk ist nie Selbstzweck“<br />
Genau das schätzt auch der Mannheimer Manfred Schnabel. „Die Zugehörigkeit<br />
zu einem Netzwerk darf nie Selbstzweck sein. Es braucht ein bestimmtes<br />
Ziel oder Anliegen“, erklärt der 48-Jährige. Gemeinsam mit sei-<br />
nem Bruder Thilo führt er die Geschäfte des Elektro-Handels Expert Esch<br />
mit 120 Mitarbeitern. Er ist bekennender Mittelständler im besten Sinne<br />
und hat vor einigen Jahren die bundesweite „Initiative Marken-Mehrwert“<br />
gegründet. Träger sind der Bundesverband Technik des Einzelhandels<br />
(BVT) und führende Markenhersteller, europaweit unterstützen inzwischen<br />
mehr als 11.000 Händler verschiedener Branchen dieses Netzwerk,<br />
das den Mitgliedern ein IT-gestütztes Marketingtool zur Vertriebsoptimierung<br />
an die Hand gibt.<br />
Als der Nordbadische Einzelhandelsverband einen Nachfolger für den<br />
scheidenden Präsidenten Claus Seppel suchte, wurde er in Schnabel<br />
schnell fündig. „Häufig zieht ein Netzwerk das andere nach sich“, hat<br />
der inzwischen festgestellt. Dass dies viel Aufwand und Pflege erfordert,<br />
verhehlt er nicht. „Es geht darum mitzuspielen. Netzwerke sind Teil des<br />
Geschäfts“, erklärt er: „Sie bringen nicht nur Kontakte, sondern auch viele<br />
Ideen und Anregungen. Da rechnet man nicht auf, was man investiert und<br />
wie es sich auszahlt. Oft sind es kleine Bausteine, die in der Summe einen<br />
großen Erfolg ausmachen.“<br />
Seine Aufgabe als Präsident des Einzelhandels sieht Schnabel im Moderieren<br />
der Interessen. „Die großen Unternehmen erwarten die politische<br />
Vernetzung und Interessenvertretung auf der Landes-, Bundes- und internationalen<br />
Ebene“, erklärt er: „Die kleineren Händler schätzen konkrete<br />
Angebote wie die Rechtsberatung für die Mitglieder oder die Interessenvertretung<br />
gegenüber Kommunen.“ Auch Konflikte könnten im Netzwerk<br />
gelöst werden: „Da setzen sich zwei Parteien mit einem Schiedsrichter<br />
zusammen. Das versachlicht die Atmosphäre.“<br />
Absolventum Mannheim:<br />
Verbundenheit mit der Alma Mater<br />
Durch die elektronischen Medien seien viele Netzwerke offener geworden,<br />
findet Manfred Schnabel. „Früher waren das geschlossene Clubs,<br />
heute funktioniert die Vernetzung durch E-Mails und Internet schneller<br />
und auch über größere Entfernungen“, vergleicht der Diplom-Kaufmann,<br />
der auch Mitglied bei Absolventum, der Alumni-Organisation der Universität<br />
Mannheim ist. Deren 46 Regionalgruppen sind über den ganzen<br />
Erdball verteilt und liefern den besten Beleg für Schnabels These. Einen<br />
Absolventen verschlägt es nach München? Ein E-Mail an Matthias Glasmeyer<br />
genügt – der erste Anschluss in der neuen Umgebung steht. Ein<br />
neuer Job in Australien? Keine Angst, Andreas Schaaf antwortet sofort.<br />
Mit sehr netten Worten und einem hilfreichen Link zu den Einwanderungsbestimmungen<br />
in Down under.<br />
Andreas Schaaf freut sich daher jedes Mal, wenn er Post von einem ihm<br />
bis dahin völlig unbekannten Absolventum-Mitglied erhält, das dienstlich<br />
oder privat in Sydney ist. „Oft kommt ein Treffen zustande, das sind<br />
immer sehr nette Abende“, erzählt der Wirtschaftsinformatiker, der 1999<br />
nach Sydney kam. Seine Motivation für seinen Einsatz bei Absolventum,<br />
neben dem Aufbau von Kontakten vor Ort und in der Heimat: „Ich halte<br />
es für angebracht, sich ehrenamtlich zu engagieren – etwas, was hier in<br />
Australien viel weiter verbreitet und anerkannt ist, als dies in Deutschland<br />
der Fall ist.“<br />
Frank Merkel:<br />
„Ich will meiner Uni etwas zurückgeben“<br />
Vom ehrenamtlichen Engagement der mittlerweile knapp 5.000 Mitglieder<br />
lebt auch die Absolventum-Zentrale in Mannheim – und von der lebenslangen<br />
emotionalen Verbundenheit der Ehemaligen mit ihrer Alma Mater.<br />
„Diese Verbundenheit zu fördern, war das Hauptanliegen bei der Gründung<br />
von Absolventum Mannheim“, erklärt Frank Merkel. Hans Raffée, �<br />
Die beiden Absolventum-Regionalgruppen<br />
in München und Sydney verdeutlichen, wie<br />
unterschiedlich Netzwerke funktionieren „netzwerke sind Teil des Geschäfts.<br />
können – im Kleinen wie im Großen. In Sie bringen nicht nur kontakte,<br />
München sind rund 250 ehemalige Mann-<br />
sondern auch viele ideen und Anregungen.“<br />
heimer Studierende aus den unterschied-<br />
Manfred Schnabel<br />
lichsten Berufen vom Pressesprecher über<br />
Banker bis zum Jesuitenpater organisiert, in<br />
Sydney sind es nur eine Handvoll Leute. Die<br />
drei Leiter der Münchner Gruppe, Dr. Matthias Glasmeyer, Michael Keller<br />
und Sven Kienzle, organisieren Skiausflüge, Museumsbesuche und monatliche<br />
Stammtische sowie jedes Jahr den Besuch der „Wiesn“ zum Münchner<br />
<strong>Oktober</strong>fest. In Sydney verzichtet man auf feste Termine und verabredet<br />
sich nur hin und wieder. Was alle verbindet, fasst Matthias Glasmeyer<br />
zusammen: „Es ist der Wunsch, sich mit Menschen auszutauschen, mit<br />
denen man eine schöne Zeit an der Uni Mannheim verbracht hat.“<br />
8 UBI BENE<br />
UBI BENE 9
10<br />
titelSTORY<br />
„An amerikanischen Universitäten ist die Mitgliedschaft<br />
in der Alumni-Organisation für fast alle Ehemaligen<br />
eine Herzensangelegenheit.“<br />
der mittlerweile emeritierte Professor für allgemeine Betriebswirtschaftslehre<br />
und Marketing, hatte das Alumni-Netzwerk 1995 ins Leben gerufen.<br />
Nach dem Uni-Professor Peter Eichhorn steht seit dem vergangenen<br />
Jahr in Merkel nun erstmals ein Absolvent an der Spitze. Raffée steht<br />
als Vizepräsident an seiner Seite, was Merkel aus vielerlei Gründen sehr<br />
schätzt. „Er hat den Verein mit hohem persönlichem Engagement zu dem<br />
gemacht, was er ist. Da tragen die Nachfolger große Verantwortung“, bekennt<br />
der Unternehmer und Gründer der Werbeagentur WOB in Viernheim:<br />
„Außerdem bringt er sich nach wie vor sehr stark ein, daher ist es für<br />
mich eher ein Nebeneinander-Hergehen, als dass ich in große Fußstapfen<br />
treten müsste.“<br />
Seine Motivation, das Ehrenamt des Absolventum-Präsidenten zu übernehmen,<br />
wird deutlich, wenn er die Geschichte seiner Verbundenheit der<br />
Uni Mannheim erzählt. „Ich habe schon während des Studiums meine<br />
Agentur aufgebaut und war daher, gerade in den letzten Semestern, sehr<br />
eingespannt. Die Diplomarbeit bei Professor Raffée habe ich komplett<br />
versemmelt.“ Merkel wollte sein BWL-Studium aber unbedingt abschließen<br />
und bekam seine zweite Chance: „Ich konnte ihn überzeugen, dass<br />
es weder an Dummheit noch Faulheit lag. Er hat mir ein neues Thema<br />
zugewiesen. Raffée hat mir nichts geschenkt, aber ich habe das Diplom<br />
geschafft. Heute versuche ich, der Uni dafür etwas zurückzugeben.“<br />
UBI BENE<br />
Frank Merkel<br />
Merkel war jahrelang Dozent an verschiedenen Lehrstühlen, trieb die Initiative<br />
Renaissance des Barockschlosses voran und setzt sich nun für das<br />
größte Alumni-Netzwerk Deutschlands ein, das er – wie Gründer Raffée<br />
– nicht als Karriereclub für BWLer, sondern als Forum für Absolventen<br />
aller Fachrichtungen verstanden wissen will. Dass derzeit dennoch 69 Prozent<br />
der Mitglieder aus der Fakultät für Betriebswirtschaftslehre kommen,<br />
spiegelt nur zum Teil die Mehrheitsverhältnisse unter den Studierenden<br />
der Universität mit dem klaren Fokus auf der ökonomischen Ausbildung<br />
wider – möglicherweise schätzen Kaufleute den Wert des Netzwerks höher<br />
ein als zum Beispiel Geisteswissenschaftler. „Das Verhältnis verändert<br />
sich aber stetig zugunsten der anderen Fakultäten“, erklärt Merkel: „Im<br />
Gegensatz zu den amerikanischen Universitäten, bei denen die Mitgliedschaft<br />
in der Alumni-Organisation für fast alle Ehemaligen eine Herzensangelegenheit<br />
ist, stellen unsere Absolventinnen und Absolventen doch<br />
häufig eine Kosten-Nutzen-Rechnung auf.“<br />
Das breit gefächerte Angebot für Kultur, Freizeit und Beruf wird daher immer<br />
weiter ausgebaut – auch mit Hilfe anderer erfolgreicher Absolventen.<br />
Im von Raffée und Eichhorn initiierten Mentoring-Programm beispielsweise<br />
bekommen begabte Studentinnen und Studenten einen erfahrenen<br />
Ehemaligen zur Seite gestellt, der ihnen Tipps fürs Studium oder Praktika<br />
gibt und sie über seine Schulter schauen lässt. „Das wird sowohl von �<br />
stichwort: absolventUM MannheiM<br />
das Absolventen-Netzwerk der Universität Mannheim wurde 1995<br />
von Prof. dr. Hans Raffée gegründet, um ehemaligen Studierenden<br />
zu ermöglichen, die Verbindung zu Hochschule und Kommilitoninnen<br />
ein leben lang aufrechtzuerhalten. der Verein versteht sich als Knotenpunkt<br />
für Kontakte und den Austausch von informationen – und<br />
das fakultätsübergreifend. im Zentrum des Vereinslebens stehen die<br />
bereiche beruf und Karriere, Kultur und gesellschaftliche Verantwortung.<br />
Absolventum unterstützt die Universität und ihre Einrichtungen,<br />
Hochschulgruppen und Studierenden materiell und ideell.<br />
in den vergangenen Jahren wurden u. a. die Renovierung und Ausstattung<br />
eines Hörsaals finanziert sowie Gebührenstipendien für begabte<br />
und ein Mentoring-Programm eingeführt. Außerdem sponsert<br />
das Netzwerk die jährlichen Absolventenfeiern aller Fakultäten.<br />
im Vorstand sitzen neben dem Präsidenten Frank Merkel, dem Vizepräsidenten<br />
Prof. dr. Hans Raffée, Schatzmeisterin dr. Susann-<br />
Annette Storm und Jürgen M. Schneider sechs weitere Mitglieder mit<br />
besonderen Aufgaben. derzeit zählt das Netzwerk rund 5.000 Mitglieder<br />
und 46 Regionalgruppen. Sein wichtigstes Partner-Netzwerk<br />
sind die Freunde der Universität, in dem sich Unternehmen der Region<br />
zusammengeschlossen haben. das Vermögen der gemeinsamen<br />
Stiftung beträgt derzeit eine Million Euro.<br />
www.absolventum.de<br />
stichwort: die Metropolregion rhein-neckar<br />
Seit dem 28. Mai 2005 trägt die Region im Schnittpunkt der drei bundesländer<br />
baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz den<br />
titel „Europäische Metropolregion“. Sie erstreckt sich über sieben<br />
landkreise und acht kreisfreie Städte von Wörth im Süden bis zur<br />
bergstraße im Norden und von der Südlichen Weinstraße im Westen<br />
bis nach buchen im osten. Auf den fünfeinhalb tausend Quadratkilometern<br />
Fläche leben insgesamt 2,4 Millionen Menschen. den rund<br />
134.000 Unternehmen gehören rund 770.000 Arbeitnehmer an. 54<br />
Prozent der in der Region hergestellten Produkte sind für den Export<br />
bestimmt, zum beispiel landmaschinen, Kraftwerkstechnik,<br />
druckmaschinen und Nutzfahrzeuge. darüber hinaus befindet sich<br />
der größte Chemie-Cluster Europas in der Region, die mit München<br />
und berlin zudem zu den drei führenden life-Sciences-Standorten in<br />
deutschland gehört.<br />
die Wissenschafts- und Forschungslandschaft ist breit gefächert.<br />
An 21 Hochschulen lernen 81.000 Studierende. Zur lebensqualität<br />
tragen drei UNESCo-Weltkulturerbestätten, vier Weinbaugebiete, 81<br />
theater und bühnen sowie 15 internationale top-Festivals bei.<br />
organisatorisch bilden der Verband Region Rhein-Neckar, der Verein<br />
Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar und die industrie- und<br />
Handelskammern sowie die Handwerkskammern das strategische<br />
dreigestirn, das operative Geschäft regelt die Metropolregion Rhein-<br />
Neckar GmbH mit Sitz in der Mannheimer innenstadt.<br />
www.m-r-n.com<br />
bulthaup<br />
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12<br />
titelSTORY<br />
Mentoren als auch von den Mentees sehr gut angenommen“, freut sich<br />
Merkel: „Die so Geförderten sind im Übrigen in der Mehrheit Frauen.“<br />
Regine Maier:<br />
„Frauen haben Nachholbedarf.“<br />
Schaut man jedoch genauer auf die Mitgliederstruktur von Absolventum,<br />
stellt man fest, dass immerhin 70 Prozent Männer sind. Das ist auch in<br />
anderen Netzwerken nicht anders. Sind Netzwerke also Männersache?<br />
„Leider immer noch“, sagt Regine Maier: „Frauen haben hier gewaltigen<br />
Nachholbedarf.“ Die Mannheimer Designerin hat sich vor zwölf Jahren<br />
dem Frauen-Netzwerk Soroptimist International angeschlossen. In der<br />
Ludwigshafener Sektion engagiert sie sich mit rund 40 anderen im Beruf<br />
erfolgreichen Frauen für soziale Projekte. „Erfahrungsaustausch, Wissenstransfer,<br />
Kontakte auch außerhalb des Beruflichen“, zählt sie als weitere<br />
Beweggründe auf. „Ich wollte etwas für andere tun“, erinnert sie sich an<br />
die Anfänge. Das tut sie bis heute, zum Beispiel in der Bildungs- und<br />
Mentoren-Arbeit für Mädchen mit Migrationshintergrund in Ludwigshafen,<br />
denn: „Bildung ist der Schlüssel zu allem.“<br />
Als Soroptimist-Mitglied wird man – wie auch beim Rotary Club – berufen.<br />
Jeder Beruf ist in jeder Sektion nur einmal vertreten. „Das sorgt<br />
für ein breites Spektrum“, erklärt Regine Maier. Der Job spiele bei den<br />
Treffen zwar meist eine untergeordnete Rolle, aber: „Wenn ich mal einen<br />
anwaltlichen oder ärztlichen Rat brauche, rufe ich eine Club-Schwester<br />
UBI BENE<br />
„Wenn ich mal einen Rat brauche,<br />
rufe ich eine club-Schwester an.<br />
Das ist einfach praktisch.“<br />
Regine Maier<br />
an. Das ist einfach praktisch.“ Eine Erklärung, warum sich weniger Frauen<br />
in Netzwerken engagieren, liegt für die Designerin auf der Hand. „Wenn<br />
Frauen Kinder haben, ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie schon<br />
schwierig. Da hat man wenig Zeit für weitere Dinge.“<br />
Für Regina Pfriem von der Metropolregion Rhein-Neckar sind Netzwerke<br />
ein Spiegelbild der Wirtschaft: „Frauen sind auch in Führungspositionen<br />
unterrepräsentiert.“ Pfriem wurde 2008 zum Mitglied des Rotary Clubs<br />
Mannheim berufen, als zweite Frau nach Regula Gerber, der Generalintendantin<br />
des Nationaltheaters. „Mir wurde das aufgrund meiner Position<br />
bei der Metropolregion angetragen und ich bin das mit großer Freude<br />
geworden“, erzählt sie. Wie mehr Frauen in Führungspositionen gebracht<br />
werden, die sie dann auch zu wichtigen Akteuren in Netzwerken machen?<br />
Regina Pfriem überlegt nur kurz. „Ich bin gegen Quoten. Aber es bedarf<br />
Männer, die Frauen fördern. Und auch wir Frauen können uns gegenseitig<br />
fördern. Indem wir gut übereinander reden. Vor allem, wenn Männer<br />
dabei sind.“ text: Ute Maag n<br />
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BaCKSTAGE<br />
Geschichte<br />
zum anfassen<br />
die Wikinger waren schon da, ebenso ein Heer von Playmobil-Figuren. Momentan sind<br />
idole wie James dean und Madonna „zu Gast“ und als nächstes kommen die Hexen: Mit<br />
hochkarätigen Ausstellungen zu überregionalen themen macht das historische Museum<br />
in speyer regelmäßig auf sich aufmerksam. Ganz nebenbei erfahren die besucher, dass<br />
auch die Pfalz historische Highlights zu bieten hat.<br />
Wer den Raum betritt, fühlt sich erst<br />
mal selbst als Promi: Kofi Annan und<br />
Antonio Banderas, Verona Pooth und<br />
Claudia Schiffer, Veronica Ferres, Helge Schneider<br />
und Wim Wenders – sie alle richten die<br />
Objektive ihrer Fotoapparate auf den Besucher.<br />
Wer weitergeht, trifft noch mehr alte Bekannte:<br />
Marilyn Monroe, Albert Schweitzer, Pablo Picasso,<br />
Michael Jackson, Muammar al-Gaddafi,<br />
Jürgen Klinsmann … Sie alle sind in Speyer versammelt,<br />
blicken in teils vertrauten, teils ungewohnten<br />
Posen und Situationen den Betrachter<br />
an. „Idole“ heißt der Titel der Sonderausstellung,<br />
die noch bis zum 17. Januar 2010 zu sehen<br />
ist. Viel Prominenz und viel Glitzerwelt also an<br />
einem Ort, dessen Name, „Historisches Museum<br />
der Pfalz“, so gar nichts Glamouröses hat.<br />
„Besucherinnen und Besucher sollen zur Auseinandersetzung<br />
mit der Geschichte und der<br />
Kultur der Pfalz angeregt werden“, heißt es in<br />
der Selbstbeschreibung des Museums. Aber wie<br />
passt diese Zielsetzung zur „Idole“-Ausstellung<br />
oder anderen hochkarätigen Schauen etwa über<br />
Perser, Piraten, das Alte Ägypten oder Heinrich<br />
IV., die Hunderttausende von Besuchern nach<br />
Speyer locken?<br />
„Wir versuchen, die Menschen für uns zu interessieren.<br />
Allein über die Sammlungsthemen<br />
funktioniert das aber nicht“, erklärt Sabine<br />
Karle-Coen, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit<br />
des Museums. Die Vorgeschichte in der<br />
Pfalz, Römer in der Pfalz, die Neuzeit in der<br />
Pfalz – zu all diesen Themen haben die Speyerer<br />
Sehenswertes zusammengetragen und<br />
stellen ihre Schätze – nicht zuletzt den Domschatz<br />
– ansprechend vor. Für die großen wie<br />
die kleinen Besucher wollen sie die Geschichte<br />
der Region (be)greifbar machen: So lädt der<br />
Nachbau eines Pfahlhauses ein, den Alltag der<br />
Steinzeitmenschen nachzuempfinden, ein paar<br />
Räume weiter begrüßt ein römischer Soldat die<br />
Betrachter.<br />
Große Sonderausstellungen<br />
und Pfälzer Geschichte<br />
Dennoch: Echte Besuchermagneten sind die<br />
Exponate der Sammlungen nicht. Seit der großen<br />
Da Vinci-Präsentation im Jahr 1994 verfolgt<br />
das Museum daher das Konzept der Sonderausstellungen.<br />
Drei bis vier davon gibt es pro Jahr.<br />
Mit den spektakulären Themen und Mitmach-<br />
Aktionen sprechen die Speyerer so auch über<br />
die Region hinaus Publikum an. Früher wurden<br />
viele Ausstellungen sogar international beworben.<br />
Heute wird das aber immer schwieriger,<br />
denn auch in der Museumswelt schläft die Konkurrenz<br />
nicht: „Immer mehr Häuser rüsten auf“,<br />
hat Karle-Coen beobachtet. Nur in Einzelfällen<br />
lohne es sich noch, die ganz große Werbetrommel<br />
zu rühren. Etwa bei der im Sommer zu<br />
Ende gegangenen Wikingerausstellung, für die<br />
auch in Skandinavien geworben wurde. Ansonsten<br />
konzentrieren sich die Museumsmacher aus<br />
der Domstadt auf einen Umkreis von etwa 200<br />
Kilometern, innerhalb dessen sie verstärkt auf<br />
die Extra-Schauen aufmerksam machen.<br />
Die Idee hinter diesem Konzept: Wer schon mal<br />
in Speyer ist, um eine der Sonderausstellungen<br />
zu sehen, macht oft auch noch einen Abstecher<br />
in die Pfalz-Sammlungen. „Das funktioniert<br />
vor allem bei kulturhistorischen Themen“, berichtet<br />
Karle-Coen. Verständlich: Wer sich für<br />
Geschichtsträchtiges wie Kaiser Heinrich oder<br />
den Barbarenschatz interessiert, hat tendenziell<br />
auch ein Auge für die Historie, die sich vor der<br />
eigenen Haustür abgespielt hat. Schwieriger ist<br />
es bei den großen Familien-Mitmach-Ausstel-<br />
DAS HiSTORiScHE MUSEUM DER pFAlz in SpEYER BEHERBERGT in SEinER ScHAUSAMMlUnG „vORGEScHicHTE<br />
DER pFAlz“ WERTvOllE ScHäTzE, DARUnTER DEn RUnD 3.500 JAHRE AlTEn „GOlDEnEn HUT vOn ScHiFFER-<br />
STADT“. zUR SAMMlUnG DOMScHATz GEHöRT DiE GRABkROnE kAiSER kOnRADS ii. AUS DEM JAHR1039. AUS DER<br />
RöMERzEiT STAMMT DER kEnTAUREnkOpF. in FÜHRUnGEn könnEn SicH BESUcHER AUcH ÜBER DAS MiTTEl-<br />
AlTERlicHE SpEYER inFORMiEREn (FOTOS iM UHRzEiGERSinn vOn OBEn REcHTS).<br />
lungen, wie der im Sommer zu Ende gegangenen<br />
Wikinger-Schau. Bis hier alles entdeckt und<br />
ausprobiert ist, sind die Energiereserven aufgebraucht.<br />
„Da geht höchstens noch der Papa kurz<br />
durch die Sammlung“, weiß Karle-Coen.<br />
Gesichter,<br />
die Geschichten erzählen<br />
Diese Erfahrung macht auch, wer sich mit den<br />
„Idolen“ auseinandersetzt: Rund 300 Fotos aus<br />
dem fast zehn Millionen Aufnahmen umfassenden<br />
Archiv der picture alliance, einem Tochterunternehmen<br />
der Deutschen Presse Agentur<br />
(dpa), hat Kuratorin Susanne Völker zusammengetragen.<br />
Und jedes der Bilder erzählt seine<br />
ganz eigene Geschichte. Da sitzen auf einem<br />
Foto Albert Einstein und David Ben Gurion zusammen:<br />
Der Politiker hatte dem Wissenschaftler<br />
kurz nach der israelischen Staats- �<br />
14 UBI BENE<br />
UBI BENE 15
BaCKSTAGE<br />
HiGHliGHTS DER „iDOlE“-AUSSTEllUnG:<br />
GRAcE kEllY, AlBERT EinSTEin UnD DER DAlAi lAMA<br />
gründung das Ministerpräsidentenamt angeboten,<br />
doch Einstein lehnte ab. Die Politik, so die<br />
Furcht des überzeugten Pazifisten, würde ihm<br />
zu viele Kompromisse abnötigen.<br />
Sehen so Idole aus? Oder eher so wie Pierce<br />
Brosnan alias James Bond, der lässig an einem<br />
Martini (geschüttelt, nicht gerührt) nippt? Und<br />
was ist mit den religiösen Führern? Der Dalai<br />
Lama, Papst <strong>Bene</strong>dikt und Ayatollah Khamenei<br />
– hier hängen sie einträchtig nebeneinander. Für<br />
die einen anbetungswürdig, für die anderen verachtens-<br />
wenn nicht hassenswert, haben sie alle<br />
für ihre Anhänger Idolstatus, und zwar qua Amt.<br />
„Es ist nicht die Person als Ganzes, die zum Idol<br />
wird, sondern ein bestimmter Inszenierungsinhalt<br />
– eine Rolle“, hat Susanne Völker im Zuge<br />
ihrer Recherchen erkannt. Diese Rolle spielen<br />
die Idole auch auf Fotos, die vermeintlich ganz<br />
privat daherkommen: Richard von Weizsäcker<br />
mit Einkaufstasche und Regenschirm, wie er im<br />
Urlaub in Bad Tölz einer Frau auf der Straße<br />
die Hand schüttelt. Volksnah ist das sicher, aber<br />
privat? Auch diese Aufnahme hat schließlich ein<br />
Pressefotograf gemacht.<br />
Das gewisse Etwas: Was einen<br />
Menschen zum Idol macht<br />
Alles, was wir über unsere Idole wissen, haben<br />
wir aus den Medien erfahren, so eine weitere<br />
Beobachtung der Kuratorin, die mit ihrer Auswahl<br />
der Bilder auch zeigt: „Idole sind so unterschiedlich<br />
wie die Lebensentwürfe, die sich an<br />
ihnen orientieren. Doch eines ist ihnen gemein:<br />
Sie sind Unikate.“ Und diese Unikate erkennt<br />
man auf Anhieb, selbst wenn man ihr Gesicht<br />
nicht sieht. Rotes Rennauto, roter Helm und<br />
rot behandschuhte Arme, die sich siegesgewiss<br />
in die Höhe recken? Das kann nur Michael<br />
Schumacher im Ferrari sein. Andere Szenen<br />
haben sich derart ins kollektive Gedächtnis gebrannt,<br />
dass man nicht einmal mehr das Foto<br />
dazu sehen muss – eine Beschreibung reicht, �<br />
verhexter terMinkalender<br />
n 12. September <strong>2009</strong>, 16 uhr<br />
Eröffnung der Sonderausstellung „Hexen – Mythos und<br />
Wirklichkeit“ und „Hexen – Krötenschleim und Spinnenbein“<br />
(Mitmachausstellung für die ganze Familie)<br />
n 22. oktober <strong>2009</strong>, 19 uhr<br />
Einführungsvortrag: „Vom außgelasnen wütigen teuffelsheer,<br />
allerhand Zauberern, Hexen und Hexenmeistern …“<br />
Überblick über die Geschichte der europäischen<br />
Hexenverfolgungen<br />
lars börner, M. A., Speyer<br />
n <strong>31.</strong> oktober <strong>2009</strong>, 16 bis 20 uhr<br />
Junges Museum: Hexen, Geister und dämonen –<br />
Halloween<br />
n 5. November <strong>2009</strong>, 20 uhr<br />
Vortrag: „der Umgang mit Hexerei in einer verfolgungsarmen<br />
Region. Stadt und Hochstift Speyer, Kurpfalz und<br />
das Reichskammergericht“<br />
dr. Walter Rummel, Speyer<br />
n 19. November <strong>2009</strong>, 19 uhr<br />
Vortrag: „die Strafbarkeit der Wahrsager“<br />
Prof. dr. Wolfgang Schild, bielefeld<br />
n 29. November <strong>2009</strong>, 17 bis 18 uhr<br />
Junges Museum: „die kleine Hexe“ –<br />
Kindertheater (ab vier Jahren)<br />
n 3. dezember <strong>2009</strong>, 19 uhr<br />
Vortrag: „Hexentanz und Hexenmacht.<br />
Verbotene tänze in luzerner Hanffeldern“<br />
Kurt lussi, luzern<br />
n 21. Januar 2010, 19 uhr<br />
Märchenabend für Erwachsene<br />
Alfred Pointner, Worms, erzählt Hexenmärchen<br />
n 16. februar 2010, 10.30 bis 12.30 uhr<br />
Junges Museum: Hexen-Fasching<br />
n <strong>30.</strong> april 2010<br />
Hexennacht – Partytreiben für große Hexen<br />
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16 UBI BENE<br />
UBI BENE 17
18<br />
BaCKSTAGE<br />
um das Bild in Erinnerung zu rufen: Der damalige<br />
Bundeskanzler Willy Brandt fällt 1970 vor<br />
dem Mahnmal für die Opfer des Warschauer<br />
Ghettos auf die Knie; mit erhobener Tatze grüßt<br />
im Juli 2007 Eisbär-Baby Knut bei seinem ersten<br />
öffentlichen Auftritt im Berliner Zoo das<br />
Publikum – die Motive sind in den Köpfen der<br />
Betrachter gespeichert.<br />
Aus ganz unterschiedlichen Bereichen stammen<br />
die Fotos, die Susanne Völker zusammengetragen<br />
hat: Der Sport produziert Idole ebenso<br />
wie die Musikbranche, das Showbusiness<br />
und die Politik. Aber auch fiktive Personen wie<br />
Harry Potter oder Pippi Langstrumpf und sogar<br />
Gegenstände wie der VW-Käfer haben das Zeug<br />
zum Idol. Interessiert hat die studierte Kunst-<br />
UBI BENE<br />
historikerin bei ihren Recherchen vor allem die<br />
Frage, wie Idole „gemacht“ werden. Denn nicht<br />
jeder Promi oder Star ist auch ein Idol. Um zu<br />
einem Symbol der Zeitgeschichte zu werden,<br />
brauche es eine gut inszenierte Marke mit hervorragender<br />
Performance, sagt Völker. Und noch<br />
etwas ist nötig, die berühmte geheime Zutat:<br />
das gewisse Etwas. Aber wie entsteht das nun<br />
wieder? Und wieso hat es der eine und die andere<br />
nicht? Und wie sieht es aus mit dem Idolstatus<br />
des Menschen, der uns anblickt, wenn<br />
wir im letzten Ausstellungsraum einen Vorhang<br />
lupfen und in einen Spiegel schauen?<br />
Fragen über Fragen, über die nachzudenken sich<br />
lohnt. Was aber auch Zeit kostet. Zeit, in der<br />
man auch den Domschatz hätte anschauen kön-<br />
DiE SpEYERER „iDOlE“-AUSSTEllUnG zEiGT<br />
zAHlREicHE DOkUMEnTE DER zEiTGEScHicHTE: Ein<br />
FAMiliEnFOTO vOn JOHn F. kEnnEDY MiT SEinER FRAU<br />
JAckiE UnD TOcHTER cAROlinE, FRAUEnREcHTlERin<br />
AlicE ScHWARzER vOR EinER FOTOGRAFiE vOn<br />
SiMOnE DE BEAUvOiR UnD DAS TEnniS-EHEpAAR<br />
STEFFi GRAF UnD AnDRé AGASSi.<br />
nen oder die Flasche aus dem römischen Speyer<br />
entdecken, in der sich der älteste flüssige Wein<br />
der Welt befindet. Aber die Sammlungsstücke<br />
laufen ja nicht weg. Und die nächste Sonderausstellung<br />
kommt bestimmt: Ab Mitte September<br />
flattern die Hexen durchs Museum.<br />
text: nicole pollakowsky n<br />
Weitere informationen<br />
Historisches Museum der Pfalz<br />
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67346 Speyer<br />
www.museum.speyer.de<br />
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paris im Herzen,<br />
Mode im Blick<br />
Es ist mehr als ein Faible, mehr als eine Schwärmerei, es ist definitiv „l’amour“. die Seine-Metropole ist<br />
nicht einfach nur eine Station im lebenslauf von designerin christiane Fuchs. Auch in ihrem Schneider-<br />
Atelier in Mannheim ist Paris – nicht nur in Form von hochwertigen Stoffen – immer ganz nah.<br />
Gerade erst begeisterte die Modedesignerin zum Filmstart von<br />
„Coco Chanel – Der Beginn einer Leidenschaft“ in der Quadratestadt<br />
mit einer eigens hierfür kreierten Modenschau. Anfang des<br />
Jahres stand zudem Audrey Hepburn, die Schauspielerin und Muse des<br />
französischen Modedesigners Hubert de Givenchy, Pate für eine Kollektion.<br />
Präsentiert wurden die Modelle mit einer Lesung von Auszügen aus<br />
„Frühstück bei Tiffany“. Aktuell zieren noch immer Kunstwerke rund um<br />
die Stilikone der 50er und 60er Jahre – allesamt Leihgaben der Galerie<br />
Neumühle aus Edenkoben – den Showroom von Christiane Fuchs in der<br />
Tullastraße 2.<br />
„Coco Chanel begleitet mich seit meiner Studienzeit und Audrey passt<br />
zu mir“, sagt die gebürtige Heidelbergerin mit Wurzeln im pfälzischen<br />
Neustadt. Ihren Stil sieht Fuchs ganz deutlich von den großen Couturiers<br />
geprägt. Dabei ist es nicht der pompöse oder manieristisch verspielte Auftritt,<br />
der ein Modell von Christiane Fuchs Couture beziehungsweise C.F.<br />
Design ausmacht. Im Feinen, Eleganten – dem besonderen Detail und femininen<br />
Chic – zeigt sich die Handschrift der Modeschöpferin. „Paris hat<br />
mir in Sachen Mode die Augen geöffnet“, erinnert sich die Geschäftsfrau,<br />
die sowohl innerhalb als auch über die Branche hinaus gut vernetzt ist:<br />
„Als ich 1989 einen Studienplatz an den Ecole de la Chambre Syndicale<br />
de la Couture Parisienne bekam, lagen zwischen der deutschen und der<br />
Pariser Mode noch Welten.“<br />
Heute nähere man sich innerhalb der Branche deutlich an, aber die Haute-<br />
Couture-Schauen seien dennoch immer wieder ein ganz besonderes Erlebnis,<br />
berichtet die Damen- und Herrenschneidermeisterin mit einem<br />
Funkeln in den Augen. Die clevere Existenzgründerin weiß dabei ganz<br />
genau, wie man an die branchenrelevanten Hintergrundinformationen<br />
kommt. „Bin ich bei Chanel nicht reingekommen, kann es hilfreich sein,<br />
in der Nähe der Presse zu sitzen. Da kann man ganz nebenbei die Journalistin<br />
der amerikanischen Vogue fragen, was sie von der Show gehalten<br />
hat“, zwinkert Fuchs.<br />
Die Jung-Unternehmerin ist<br />
regional und international vernetzt<br />
Schafft es die Wahl-Mannheimerin nicht zu den Laufsteg-Highlights,<br />
muss sie sich nicht mit Sonderbeilagen in Modezeitschriften oder Internet-Recherche<br />
begnügen. Als Vorstandsmitglied im Europäischen Arbeitskreis<br />
Creative Mode pflegt sie bei den regelmäßigen Treffen nicht<br />
nur die „unschätzbar wertvollen Kontakte zu ihren Couture-Kollegen“ aus<br />
Deutschland, Frankreich, Italien, der Schweiz und den Niederlanden,<br />
sondern erhält auch immer einen Bericht zu den aktuellen Modenschauen<br />
weltweit. „Wir haben extra einen Fotografen und eine Kollegin vor Ort,<br />
die das übernehmen.“<br />
Welches Engagement dieser multinationale Zusammenschluss für seine<br />
Zunft entwickelt, beweist die Tatsache, dass man sich neben dem regelmäßigen<br />
Austausch unter Kollegen die Wahrung des hochwertigen Handwerks<br />
sowie gezielte Nachwuchsförderung als erklärte Ziele auf die Fahnen<br />
geschrieben hat. Eine Aufgabe, die die engagierte Jungunternehmerin<br />
wie alles, was sie sich vornimmt, konsequent verfolgt.<br />
Sowohl mit der Damen- und Herrenschneider-Innung Region Unterer<br />
Neckar als auch mit der Justus-von-Liebig-Schule in Mannheim �<br />
20 UBI BENE<br />
UBI BENE<br />
21
… warme Zärtlichkeit<br />
für kalte Tage …<br />
by Pelzhaus Plappert<br />
Mannheim . R 7, 27 . Tel. 0621 21104<br />
Hockenheim . 1. Industriestr. 8 . Tel. 06205 12285<br />
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pflegt sie enge Kontakte. „Ich koche nicht mein eigenes Süppchen, sondern<br />
bilde wirklich gerne aus, wenn ich so gute Leute von der Schule bekomme<br />
und einen solchen Rückhalt von der Innung habe“, betont Fuchs.<br />
Aktuell lernen vier Auszubildende das Damenschneiderhandwerk in dem<br />
2000 eröffneten Atelier im Gebäude des Dorint Hotels Mannheim. Nicht<br />
ohne Stolz erzählt die Meisterin von ihren Azubis, die zum Teil als Kammersieger<br />
ausgezeichnet wurden oder direkt nach der Lehre eine Anstellung<br />
in London gefunden haben.<br />
Aus dem Handarbeits-Unterricht<br />
trat sie einst aus<br />
Auch Praktikanten sind bei Christiane Fuchs willkommen. Als erste Vorsitzende<br />
der Aktionsgemeinschaft der Gewerbetreibenden Mannheim-Ost<br />
e. V. (ADG) pflegt sie besonders den Austausch mit der Pestalozzi Haupt-<br />
und Realschule im Mannheimer Stadtteil Schwetzingerstadt. Sieht Fuchs<br />
Potenzial in einem Bewerber, ist der Bildungsweg zweitrangig. Sie weiß,<br />
wie wichtig Unterstützung in so jungen Jahren ist. Schließlich hat auch sie<br />
ihre Kreativität erst durch die Hilfe ihrer Großtante entdeckt.<br />
Die Eltern und Geschwister hatten sich zunächst nicht träumen lassen,<br />
dass aus dem Mädchen, das lieber auf Bäumen herumkletterte als mit<br />
Puppen zu spielen, und der späteren vehementen Gegnerin des Handarbeitsunterrichts<br />
– Christiane Fuchs schaffte sogar den Austritt aus diesem<br />
Unterrichtsfach – einmal eine Schneidermeisterin und Designerin werden<br />
würde. „Ich habe zwar schon als Kind meine Schwestern eingekleidet,<br />
aber ich selbst war wohl eher wie ein wilder Junge“, lacht Fuchs. Als Jugendliche<br />
kam die Wende: „Ich wollte Kleidung für mich, die es nicht<br />
gab.“ Die Großtante half schließlich beim Nähen. „Da habe ich gemerkt,<br />
dass in der Kreativität meine Stärke liegt und wollte in die Modebranche<br />
gehen.“<br />
Gesagt, getan: Zielstrebig arbeitet Christiane Fuchs an der Verwirklichung<br />
ihres Traums und nimmt dafür in der zehnten Klasse auch einen Schulwechsel<br />
auf eine Mädchenschule am Bodensee in Kauf. „Das Kloster<br />
Wald ist dafür bekannt, dass man dort parallel zum Abitur eine Lehre zum<br />
DER STOlz DER MEiSTERin: cHRiSTiAnE FUcHS BilDET GERnE AUS.<br />
DERzEiT lERnEn viER AzUBiS DAS ScHnEiDERHAnDWERk BEi iHR.<br />
iHREn ABSOlvEnTEn STEHEn AllE TÜREn OFFEn.<br />
Schneider, Schreiner, Holzbildhauer oder Töpfer machen kann. Ich habe<br />
bereits ein Dreivierteljahr nach dem Abitur – also 1990 – meine Gesellenprüfung<br />
im Damen-Schneiderhandwerk abgelegt.“<br />
Unvergessliche Zusammenarbeit<br />
mit Diva Hildegard Knef<br />
Es folgen drei Jahre Studium in Paris und 1993 das Diplom als Styliste /<br />
Modéliste de Haute Couture. Eines ihrer Modelle wird beim internationalen<br />
Nachwuchs-Wettbewerb „Concours International des Jeunes Créateurs<br />
de Mode“ ausgezeichnet und geht auf Tournee nach Japan. In London,<br />
wohin Fuchs ein Stipendium des Central St. Martins College of Art<br />
and Design führt, arbeitet die damals 24-Jährige an ihrer Mappe. Diese<br />
wiederum öffnet ihr die Türen zu zahlreichen internationalen Labels im<br />
Bereich der gehobenen Anlassmode.<br />
Nach einem Exkurs nach Düsseldorf, wo Fuchs – die Selbstständigkeit<br />
im Hinterkopf – die Ausbildung zum Schnitttechniker macht, wird sie<br />
schließlich Chefdesignerin des Leipziger „Atelier Lotzmann“. Besonders<br />
gerne erinnert sie sich an die Hildegard-Knef-Kollektion. „Dazu habe ich<br />
auch mit der Knef zusammengearbeitet – unvergesslich“, schwärmt die<br />
Modeschöpferin. Eine Erfahrung, die auch heute noch nachwirkt. Denn<br />
zur Klientel der Damen- und Herrenschneidermeisterin gehören Darstellerinnen<br />
und Musikerinnen von Oper bis Pop.<br />
Den Schritt in die Selbstständigkeit wagte die Couture-Schneiderin vor<br />
zehn Jahren mit einem winzigen Geschäft im Elternhaus in Neustadt. „Es<br />
lief von Anfang an aber so gut, dass ich im Mai 2000 nach Mannheim<br />
umgesiedelt bin“, fasst Fuchs zusammen.<br />
Fachfrau für Lieblingsstücke<br />
Das Atelier erstreckt sich über zwei Stockwerke. Dort entstehen mit zwei<br />
Festangestellten, Auszubildenden und Praktikanten zu 90 Prozent Maßanfertigungen.<br />
Unter der Marke C.F. Design vertreibt die Meisterin der<br />
feinen Nadel Shirts und Accessoires und fertigt mit ihrem �<br />
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inFo<br />
Stoffgewordene inspirationen von Christiane Fuchs gibt<br />
es übrigens nicht nur im Atelier in der tullastraße 2,<br />
sondern auch am 12. oktober im landesmuseum für<br />
technik und Arbeit zu bewundern, wenn die damen- &<br />
Herrenschneider-innung Region Unterer Neckar ihre<br />
diesjährige „best of“-Modenschau präsentiert.<br />
zU cHRiSTiAnE FUcHS’ kUnDinnEn GEHöREn kÜnSTlERinnEn<br />
vOn OpER BiS pOp, WiE DiE SOpRAniSTin SABinE GOETz (OBEn).<br />
DAS zARTGElBE kOSTÜM iST EinES DER liEBlinGSSTÜckE DER<br />
DESiGnERin.<br />
Team für Firmen so genannte Corporate-Identity-Kollektionen für Messeauftritte.<br />
Christiane Fuchs Couture steht für die begehrten Unikate der<br />
Fachfrau für Lieblingsstücke.<br />
Vom Brautkleid bis zum chicen Business-Outfit entwirft, probiert und<br />
schneidert die Kurpfälzerin mit ihren Auftraggeberinnen gemeinsam.<br />
„Meine Kundinnen sind dabei, wenn ich die Skizze anfertige, suchen den<br />
Stoff mit aus und haben auch bei den verschiedenen Anproben immer<br />
Mitspracherecht.“ Den Balanceakt zwischen Kundenwunsch, ansprechendem<br />
Design und Stoffauswahl empfindet die Fachfrau keinesfalls als<br />
solchen. „Im Grunde bin ich mir mit meinen Kundinnen immer einig.“<br />
Etwas verkäuferisches Geschick ist allerdings dann doch gefragt, wenn<br />
sich für ein und denselben Anlass zwei Damen für einen identischen Stoff<br />
entscheiden. „Aber auch das haben wir schon gemeistert“, lacht Fuchs.<br />
Das größte Augenmerk liegt für die Perfektionistin auf dem Schnitt. „Auch<br />
da bin ich sehr von der Pariser Couture beeinflusst“, gibt sie zu. „Material<br />
und Schnitt führen zum eleganten Chic und dadurch kann auch eine Größe<br />
46 grazil wirken.“ Den durchschnittlichen Zeitaufwand für ihre Kreationen<br />
– ob Maßanfertigungen oder Kollektionsmodelle – kann Fuchs nicht<br />
genau beziffern. „Das variiert. Von 15 Stunden für ein einfaches Kleid bis<br />
160 Stunden für eine bestickte Stola hatten wir alles schon.“<br />
Inspiration aus dem Alltäglichen<br />
Dabei bedauert die Meisterin der flinken Nadel es nicht, dass sie Acht-<br />
Stunden-Arbeitstage nicht kennt. „Wenn einem etwas Spaß macht, dann<br />
ist es nicht nur Arbeit, sondern immer auch Vergnügen.“ Eine Einstellung,<br />
die sie auch bei ihren zahlreichen ehrenamtlichen Engagements an den<br />
Tag legt. „Wenn ich beim ADG-Straßenfest an der Tombola stehe, Preise<br />
ausgebe und nebenbei etwas über unsere Vereinigung der Gewerbetreibenden<br />
erzähle, dann ist das Freizeit für mich und ich habe richtig Spaß<br />
dabei.“<br />
Spaß und Entspannung findet die 40-Jährige darüber hinaus bei ihren<br />
regelmäßigen Kurztrips innerhalb Deutschlands und nach Paris. Im Alltag<br />
sind gutes Essen oder ein besonderes Gläschen Wein ein Muss. Für<br />
Letzteres macht die Schneiderin gerne einen Abstecher – nein, nicht nach<br />
Frankreich – ins nahe gelegene Deidesheim. Ihr Geheimtipp: das Casino<br />
Vinorant. „Auch der Deidesheimer Bürgermeister sitzt hier ab und an am<br />
Tresen“, lacht Fuchs und fügt hinzu: „Nicht, dass jetzt der Eindruck entsteht,<br />
ich würde Mannheim nicht mögen. Ganz im Gegenteil – ich liebe<br />
Mannheim und die Kurpfalz.“<br />
Das von den Franzosen viel gerühmte „savoir-vivre“ erlebt Fuchs ebenso<br />
bei einem sonntäglichen Spaziergang durch den Waldpark wie bei einem<br />
Schaufensterbummel in der Mannheimer Innenstadt. „Ich gehe dann gerne<br />
bis an den Hafen oder in den Jungbusch – dorthin, wo so vieles im<br />
Verborgenen blüht.“ Denn meist ist es gerade das vermeintlich Alltägliche,<br />
das Fuchs’ Kreativität speist. „Es kann immer und überall passieren, dass<br />
ich um eine Straßenecke biege und mich ein Detail an einer Person, eine<br />
Farbe, ein Bauwerk oder vielleicht auch ein Lebensgefühl fesselt, fasziniert<br />
und inspiriert.“ text: cordula schuhmann Fotos: christoph blüthner n<br />
london, paris, Mannheim …<br />
cashmere, Style & more<br />
Ausschließlich über Private Sale in den angesagtesten Städten und locations in Europa<br />
vertreibt parenti’s seine exklusive Cashmere-Mode. Nach einem erfolgreichen ersten<br />
durchlauf in der Metropolregion Rhein-Neckar im Frühjahr dieses Jahres, etabliert sich<br />
parenti’s mit seinem Verkaufskonzept jetzt in Mannheim und Heidelberg.<br />
Mit Anja Neuhaus<br />
hat parenti’s die<br />
erste Agentin für<br />
Mannheim und Heidelberg<br />
gewonnen. Sie war<br />
von dem Konzept sofort<br />
begeistert: „Der parenti’s Look<br />
hat einfach Klasse und diesen ausgeprägten<br />
Casual Chic. Und das sehen meine Kundinnen<br />
genauso“, so Anja Neuhaus.<br />
Der ersten, an exklusive Kundinnen verschickten<br />
Einladung folgten zahlreiche Modeinteressierte.<br />
Die aktuelle Private Sale Präsentation der<br />
Herbst- / Winterkollektion <strong>2009</strong> / 2010 wird daher<br />
in einem größeren Rahmen stattfinden. „Das<br />
Hotel Steigenberger Mannheimer Hof mit seinen<br />
repräsentativen Räumlichkeiten und seiner zentralen<br />
Lage bietet dafür eine ideale Location“,<br />
schwärmt Anja Neuhaus.<br />
Hier werden die topaktuellen Trends und Highlights<br />
der Winterkollektion einem ausgewählten<br />
Kundenkreis präsentiert. parenti’s steht nicht<br />
nur für hochwertige Qualität im Material und<br />
der Verarbeitung, sondern auch für ausgefallenes<br />
Design, originelle Details und Tragbarkeit.<br />
Private Sale Konzept<br />
Sabine Parenti hat das Label parenti’s kreiert.<br />
Mit viel Gespür für Trends, Design und Qualität<br />
bringt sie zweimal jährlich eine 50-teilige Kollektion<br />
heraus.<br />
Präsentiert wird die Kollektion im exklusiven,<br />
sehr persönlichen Rahmen: Bei parenti’s kauft<br />
die Kundin als Privatperson im „Showroom“ ein.<br />
„Man kann alle Teile anprobieren und sich bezüglich<br />
Farben oder Schnitt professionell beraten<br />
lassen. Jedes Teil der Kollektion ist in fünf Größen<br />
und 20 verschiedenen Farbtönen erhältlich<br />
und wird für die Kundin speziell angefertigt“,<br />
erklärt die Designerin. Ein weiteres Highlight:<br />
Die Preise sind erstaunlich moderat.<br />
Dies liegt daran, dass bei der Produktion auf Bestellung<br />
größere Lager- und Verkaufsraumkapazitäten<br />
eingespart werden können. Die Verkäufe<br />
finden nur zu bestimmten Terminen innerhalb<br />
einer Woche statt.<br />
Mittlerweile ist das parenti’s-Konzept sehr erfolgreich<br />
in 25 Städten in Europa sowie in<br />
Dubai und New York etabliert, in denen die<br />
Cashmere-Mode über ein Agentinnennetzwerk<br />
ver trieben wird.<br />
Persönliche Einladung<br />
Die neue parenti’s Kollektion wird im September<br />
<strong>2009</strong> in Mannheim vorgestellt. Interessenten<br />
können sich über den genauen Termin im Internet<br />
informieren oder schon jetzt per E-Mail zur<br />
Order der Kollektion Herbst / Winter anmelden.<br />
Ihnen wird dann umgehend eine persönliche<br />
Einladung zugeschickt.<br />
parenti’s private Sale:<br />
Fragen und Anmeldungen:<br />
anja.neuhaus@parentis-cashmere.de<br />
www.parentis-cashmere.de<br />
24 UBI BENE<br />
UBI BENE 25<br />
promotion
treNdART<br />
ins netz gegangen<br />
strick ist wieder chic. Edle Garne, feine Schnitte und<br />
ungewöhnliche Kombinationen wecken die neue Woll-lust.<br />
bei manchen Trends ist es wie bei der Frage<br />
nach Huhn und Ei: Was war zuerst<br />
da? Waren es die skurrilen Strickevents<br />
unzähliger Briten in Pubs, U-Bahnen und Museen,<br />
die den entspannenden Zeitvertreib ebenso<br />
wie die filigrane Masche in den vergangenen<br />
Jahren wieder populär machten? Oder brachten<br />
Promis wie Madonna, Julia Roberts und Russel<br />
Crowe mit ihrer Begeisterung für munteres Nadelgeklapper<br />
den Stein ins Rollen? Oder waren<br />
es doch die Modedesigner selbst, die das Image<br />
von Norweger und Co. entstaubten und nun<br />
auch in diesem Herbst mit dem vielseitigen Faden<br />
Modebewusste umgarnen?<br />
Bei der Auswahl zwischen luftigleichten<br />
Wollgebilden, aufwendigkunstvollen<br />
Kreationen im Strickmustermix<br />
bis hin zu Klassikern<br />
„Strick bedeutet ja nicht zwangsläufig,<br />
mit luxuriösen Applikationen ist dass ich mich in einen zentimeterdicken<br />
der Gedanke an Herbststürme<br />
Wollpullover hüllen muss. Strick kann<br />
und klirrend kalte Winternächte<br />
auch hauchdünn, luftig und leicht sein.“<br />
kein bisschen erschreckend. Im<br />
Gegenteil: Flauschige Jacken und<br />
Anja Gnutzmann<br />
Strickmäntel laden geradezu zum<br />
Hineinkuscheln ein. Hochwertige<br />
Materialien wie Kaschmir, Merino<br />
oder Seide kombiniert mit Brokat, Fell oder Leder<br />
tun das Übrige, um schon fast sehnsüchtig<br />
Richtung Herbst zu blicken.<br />
Knielange Cardigans und<br />
extravagante Accessoires für Sie<br />
Dabei hat, wie Designerin Anja Gnutzmann<br />
bestätigt, Strick im Winter wie im Sommer Saison.<br />
„Strick bedeutet ja nicht zwangsläufig, dass<br />
ich mich in einen zentimeterdicken Wollpullover<br />
hüllen muss, sondern Strick kann auch ein<br />
hauchdünnes Leinenoberteil sein, das luftiger<br />
und leichter als ein T-Shirt ist“, hebt der kreative<br />
Kopf des Labels NOW+ZEN mit Sitz in Ludwigshafen<br />
hervor. Kein Wunder also, dass die<br />
Modeschöpferin bei ihren eigenen Kollektionen<br />
gerne feine Maschen und Jersey – so genannte<br />
Rundstrickware – im „Layerlook“ kombiniert. �<br />
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26 UBI BENE UBI BENE 27
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In puncto Griff und Tragegefühl haben Jersey<br />
und Strick ganz klar die Nase vorn. Denn ein<br />
entscheidender Vorteil der beliebten Maschenware:<br />
Sie ist universell kombinierbar und stets<br />
ein angenehmer wie ungemein praktischer Begleiter.<br />
„Strick ist in der Regel immer elastisch,<br />
passt sich damit dem Körper und der Bewegung<br />
gut an. Dadurch ist Strick einfach bequem zu<br />
tragen. Außerdem“, wirft Anja Gnutzmann ein,<br />
„passt ein dünner Pullover immer in die Handtasche<br />
für abends.“<br />
Hochwertige Naturfasern schmeicheln also<br />
nicht nur dem Träger, sondern auch der Haut,<br />
und so könnten die aktuellen Herbst-Winter-<br />
Aussichten nicht sinnlicher sein. Mit spannenden<br />
Kontrasten sowie luxuriöser Eleganz überzeugte<br />
der chice Strick bei den Laufstegevents<br />
der vergangenen Monate. Es scheint daher nur<br />
noch eine Frage des persönlichen Geschmacks,<br />
bei welchen Modellen frau den Designern in<br />
diesem Jahr ins Netz geht. Mit knielangen<br />
Cardigans, voluminösen Kragenlösungen sowie<br />
extravaganten Strick-Accessoires wickelten die<br />
Modemacher bei der Fashion Week in Berlin<br />
schon alle um den Finger.<br />
Wollige Pulloversakkos und<br />
klassische Rollkragen für Ihn<br />
Oder darf es statt des klassischen Business-Anzuges<br />
für den Winter ein XXL-Strickoutfit sein?<br />
Hinsichtlich der neuen Masche scheint auch bei<br />
den Herren der Schöpfung der Knoten geplatzt.<br />
Pulloversakkos aus Wolle oder Jersey stehen<br />
ebenso hoch im Kurs wie der klassische Rollkragenpullover.<br />
Gestricktes aus Tweedgarnen sowie<br />
Grobwolliges im Holzfällerstil setzen Outdoor-<br />
Akzente. Ein überraschendes Comeback feiert<br />
in dieser Saison zudem der Norweger-Pullover.<br />
Modebewusste beider Geschlechter dürfen sich<br />
wieder ganz ungeniert mit den klassischen Eiskristallen,<br />
Rentieren, Tannenbäumen oder neuen<br />
grafischen Mustern schmücken.<br />
Die Gestaltungs- und Kombinationsmöglichkeiten<br />
von Strick sind also vielfältig – und das<br />
nicht nur in dieser Saison. Das ist wohl auch<br />
der Grund, warum sich die wandelbaren Garne<br />
wie ein roter Faden durch die Arbeiten von Anja<br />
Gnutzmann ziehen. Abgesehen davon, dass sie<br />
vor 15 Jahren im Strickdesign des inzwischen<br />
weltweit bekannten Labels Schumacher arbeitete,<br />
nutzt die Designerin dieses einzigartige<br />
Material heute nicht nur für ihre Kollektionen,<br />
sondern durchaus auch einmal für ihre künstlerischen<br />
Arbeiten. „Zusätzlich zum Design eines<br />
Modells kann ich entscheiden, wie das jeweilige<br />
Garn verarbeitet werden soll. Ob es fest oder<br />
locker gestrickt wird, mit Muster und Struktur<br />
oder einfach glatt. Das eröffnet gegenüber einem<br />
gewebten Stoff, durch den Struktur und<br />
Fall schon vorgegeben sind, immense Freiräume.“<br />
Kurz: Strick lädt zum Experimentieren ein<br />
– Modeschöpfer wie Träger.<br />
text: cordula schuhmann n<br />
28 UBI BENE<br />
UBI BENE 29
treNdART<br />
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biS PHil PEttER UMGARNEN StRiCK-liEbHAbER Mit<br />
FiliGRANEN GEWEbEN.<br />
petra schmiedel-baggio: „den Style der Saison trifft für uns<br />
zweifelsohne der kuschelige ‚Aminata Cocoon Knit Coat’<br />
aus der aktuellen Nomad-Kollektion von diane von Fürstenberg.<br />
bordüren mit anziehenden Farbverläufen von oliv<br />
bis türkis sowie Stickereien mit Anklängen an indianische<br />
Muster sind der blickfang des schwarzgrundigen Winterbegleiters,<br />
der sich optimal zu coolen Röhrenjeans oder angesagten<br />
leder-leggings kombinieren lässt. Mega-trendy ist<br />
zudem der Strick von Missoni. Gleich ob flauschiger Mantel,<br />
Poncho, Schal oder Strickkleid – mit dem unverkennbaren<br />
Muster des italienischen trendlabels sind alle diese Stücke<br />
für uns absolute Highlights.“<br />
la bottega – institutstraße 7/1 (burgenpassage),<br />
69469 Weinheim, www.labottega.de<br />
anja neuhaus: der trend für die kommende Herbst- / Wintersaison<br />
heißt für uns: Cashmere-Strick in überraschenden<br />
Kombinationen. Parenti’s zeigt in seiner neuen Kollektion<br />
sportlich-elegante Cashmere-Jacken mit femininen Seidenjerseytops,<br />
kurze Jacken über langen Pullovern (auch mit<br />
bestickten details für den Abend) sowie dazu passende Accessoires<br />
wie Schals, Mützen und Handschuhe für den individuellen<br />
look – alles in den schönsten Naturtönen und brandaktuellen<br />
Modefarben wie bordeaux, Rosenholz und Grün.<br />
parenti’s cashmere, www.parentis-cashmere.de<br />
gernot bier: „der trend geht bei den Herren ganz klar zum<br />
hochwertigen Strick in gedeckten Farben. Klassisch und<br />
dabei kein bisschen bieder zeigen sich die neuen Herrenmodelle,<br />
wie dieser maskuline und gleichzeitig sportive<br />
Pullover von Phil Petter. der neue ‚rough chic’ aus Österreich<br />
macht optisch durch seine ausgefallene Strickung<br />
und Verarbeitung auf sich aufmerksam. Einmal angezogen<br />
besticht er durch seinen hohen tragekomfort. Sicher kein<br />
lieblingsstück für nur eine Saison.“<br />
Village de Heidelberg – Friedrich-Ebert-Anlage 1,<br />
69117 Heidelberg<br />
georg amling: „leichter Strick, wie diese Kreation von luisa Cerano,<br />
versüßen die Modesaison. Frei nach dem Motto ‚Hauptsache entspannt’,<br />
sorgen Wohlfühlteile aus federleichtem Strick, gerne auch in<br />
Kombination mit anderen soften Materialien, für ein kuschelig-gutes<br />
tragegefühl. diese filigranen, formschönen Gewebe sind zudem ideal<br />
für den angesagten lagenlook geeignet.“<br />
fashion house amling – ludwigstraße 30a, 67059 ludwigshafen,<br />
www.fashionhouse-lu.de<br />
Klassisch-sportliche Herrenkleidung.<br />
Schuhwerk.<br />
Accessoires.<br />
Kleidung nach Maß.<br />
sonja baron: „Hektik, Stress und leistungsdruck, die jeder von uns<br />
auf irgendeine Weise zu spüren bekommt, sind meiner Meinung nach<br />
der Grund dafür, dass Strick zurzeit so erfolgreich ist. Er umgibt den<br />
Körper wie eine zweite Haut. Anspruchsvolle Schnitte und Materialien<br />
machen ihn zudem gesellschaftsfähig, wie zum beispiel bei diesem<br />
Cardigan von Allude. Von büro bis bank – zu allen Gelegenheiten ist<br />
Strick heute akzeptiert. besonders begeistern mich die zum Verlieben<br />
schönen Kreationen von brunello Cucinelli und iris von Arnim.“<br />
Sentimento & friends di Sonja baron, Hauptstraße 60,<br />
69469 Weinheim, www.sentimento.biz<br />
VON KOPF BIS FUSS MANN.<br />
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30 UBI BENE<br />
UBI BENE 31
32<br />
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das duX-Bett:<br />
lebensqualität pur<br />
Höchsten Schlafkomfort garantiert das dUX-System des exklusiven schwedischen bettenherstellers<br />
duxiana, der auf Klasse statt Masse setzt. Mannheim zählt zu den ausgewählten Filialstädten.<br />
Mannheim hat viele Vorzüge. Elegante<br />
Kaufhäuser, schicke Passagen, edle<br />
Boutiquen – und eine Rarität, mit der<br />
sich nur wenige deutsche Metropolen schmücken<br />
können: eine eigene Filiale des Bettenspezialisten<br />
Duxiana. Seit die Quadratestadt 2007<br />
in den erlesenen Kreis der Duxiana-Standorte<br />
aufgenommen wurde, wächst die Zahl der gesundheitsbewussten<br />
Kunden, die auf das Schlafsystem<br />
des 1926 gegründeten schwedischen<br />
Familienunternehmens schwören, beständig.<br />
„Viele Menschen in der Region kannten und<br />
schätzten DUX-Betten schon seit Jahren und<br />
empfinden es nun als sehr angenehm, eine Anlaufstelle<br />
direkt vor der Tür zu haben“, weiß Brigitte<br />
Madani, die gemeinsam mit ihrem Mann<br />
Mansur seit zweieinhalb Jahren die exquisite<br />
Duxiana-Niederlassung am Rande der Mannheimer<br />
Planken führt. Qualität bleibt nicht<br />
verborgen: Kunden aus dem Saarland oder dem<br />
Freiburger Raum reisen eigens nach Mannheim,<br />
um sich fundiert beraten zu lassen.<br />
Einzigartiger Schlafkomfort<br />
Aus gutem Grund: Denn das DUX-Schlafsystem<br />
garantiert einen unvergleichlichen Liegekomfort.<br />
„Schultern und Hüften sinken perfekt ein und<br />
UBI BENE<br />
lUxUS iM ScHlAFziMMER: SEiT GUT zWEiEinHAlB JAHREn iST DER ScHWEDiScHE EDElBETTEn-HERSTEllER DUx<br />
in MAnnHEiM MiT EinER DUxiAnA-niEDERlASSUnG vERTRETEn.<br />
„Wir verkaufen im Grunde kein<br />
Bett, sondern lebensqualität.“<br />
Brigitte & Mansur Madani, Duxiana Mannheim<br />
geben dem Körper genau dort Halt, wo er ihn benötigt“,<br />
erklärt Brigitte Madani: „Der Wirbelsäule<br />
verschafft ein DUX-Bett Nacht für Nacht die<br />
einzig gesunde Position, die natürliche.“ Möglich<br />
macht den Schlafkomfort ein weltweit patentierter,<br />
nach orthopädischen Gesichtspunkten gefertigter<br />
Federkern mit einzigartig vielen Stützpunkten.<br />
Präventiv-medizinisch<br />
anerkannt<br />
Das ist kein leerer Werbeslogan, sondern wissenschaftlich<br />
erwiesen. Das DUX-Schlafsystem<br />
ist präventiv-medizinisch anerkannt und in der<br />
Schlafforschung erprobt. Davon zeugt das schon<br />
mehrfach verliehene „Vertrauenssiegel“ des unabhängigen<br />
Zentrums für Präventivmedizin Bad<br />
Kissingen. Spätestens der Selbsttest überzeugt.<br />
Denn im feinen Duxiana-Salon in Q 3,1-3 – nur<br />
einen Steinwurf vom Paradeplatz entfernt – kann<br />
jedes Modell ausgiebig geprüft werden. Wer ganz<br />
auf Nummer sicher gehen will, kann das DUX-<br />
Bett gegen Gebühr in den eigenen vier Wänden<br />
zwei Wochen lang auf Herz und Nieren – besser<br />
Rücken – testen.<br />
Eine gute Gelegenheit, in die DUX-Welt einzutauchen<br />
und sich auch mit dem hochwertigen<br />
und eleganten Daunen- und Bettwäscheprogramm<br />
zu verwöhnen, welches das Sortiment<br />
von Brigitte und Mansur Madani bereichert,<br />
steht vor der Tür: die Herbstaktion, bei der sich<br />
alles um die „13“ dreht. 13 Duxiana-Geschäfte,<br />
13 exklusive Angebote – vom 13. September bis<br />
13. <strong>Oktober</strong>. Ihrer Gesundheit zuliebe.<br />
Fotos: dietrich bechtel n<br />
duxiana Mannheim<br />
Q 3, 1–3<br />
68161 Mannheim<br />
tel. 0621 1247272<br />
Fax 0621 1247274<br />
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34<br />
treNdART<br />
die Entdeckung der leichtigkeit<br />
Fast die Hälfte der deutschen tut es inzwischen. trendforscher diagnostizieren eine neue lust am wandern.<br />
Aus dem einstigen Seniorensport ist ein Freizeitvergnügen für alle geworden, in dessen Zentrum Entspannung<br />
und Naturerfahrung stehen. Auch für Wanders-Frauen geht’s steil bergauf: dank Kleidung, Schuhen<br />
und Rucksäcken, die speziell auf ihre bedürfnisse abgestimmt sind.<br />
Egal, ob gemütlich in den Hügeln des Pfälzer<br />
Waldes oder beim alpinen Abenteuertrip<br />
auf 2.500 Metern Höhe – glaubt<br />
man einer Studie der Universität Marburg,<br />
ist Wandern einer der Wellnesstrends dieses<br />
Herbstes. Die Begegnung mit der Natur, Fitness<br />
und Entspannung sowie anregende Gespräche<br />
während der Tour identifizierte der Natursoziologe<br />
Rainer Brämer als Hauptgründe, warum<br />
das Wandern längst nicht mehr nur des Müllers<br />
Lust ist. Das Gehen über Stock und Stein ist<br />
chic geworden – und auch die Mode ist inzwischen<br />
durchaus city-tauglich. Dank frischer Farben<br />
und körpernaher Schnitte.<br />
Doch nicht nur aus optischen Gründen sind<br />
Kniebundhosen und Lodenjanker inzwischen<br />
Kandidaten für die Mottenkiste. Auch die Materialien<br />
der Textilien haben sich grundlegend<br />
gewandelt. Auf Tuchfühlung mit der Natur geht<br />
der Wanderer heutzutage meist in Kunstfasern.<br />
UBI BENE<br />
Atmungsaktiv, wasserabweisend, winddicht,<br />
elastisch und schnell trocknend, dabei flauschig<br />
auf der Haut und im Winter wärmend,<br />
im Sommer kühlend sollen die Gewebe sein<br />
– den althergebrachten Klamotten aus Wolle<br />
oder Baumwolle haben sie den Rang abgelaufen.<br />
Ein weiterer Trend zeigte sich auf der diesjährigen<br />
Fachmesse „Outdoor“ in Friedrichshafen:<br />
„Lightweight“ ist das neue Zauberwort.<br />
Claes Broqvist, Sales und Marketing-Manager<br />
beim schwedischen Hersteller Haglöfs, erwartet<br />
„stabilere und dennoch leichtere Stoffe“ für<br />
die Funktionsbekleidung der Zukunft. Schöffel<br />
stellte eine neue, superleichte Funktionsjackenlinie<br />
vor.<br />
Beim Bergschuh zählen<br />
Material und Passform<br />
Die neue Leichtigkeit erwarten viele Wanderer<br />
auch von ihren Schuhen. Edmund Keller vom<br />
Ludwigshafener Schuhhaus Keller berichtet:<br />
„Gefragt sind leichte Schuhe mit Festigkeit.<br />
Beim Material gibt es daher derzeit gerade einen<br />
Umbruch, hin zu synthetischen Materialien.“<br />
Komplett auf Kunstfasern verzichtet ohnehin<br />
kein Hersteller mehr: Zwischen der Gummisohle<br />
und dem Schuh wird eine dämpfende Schicht<br />
aus Polyurethan eingearbeitet, und zum Leder<br />
kommt eine Membrane, die Nässe und Kälte<br />
fernhält. „Wir setzen auf Gore-Tex-Membranen,<br />
die sind in Wirkung und Dauerhaftigkeit führend“,<br />
verrät er.<br />
Keller ist Experte in Sachen Wanderschuhe<br />
und selbst bergerfahren. Seine Kunden reisen<br />
aus ganz Deutschland an oder bestellen telefonisch<br />
auch aus Australien oder den USA. Bevor<br />
er ihnen aber einen Schuh empfiehlt, will<br />
er alles ganz genau wissen. Wo wird gewandert,<br />
in der Pfalz oder den Alpen? Eher bei 30 oder<br />
bei zehn Grad Celsius? In so nassen Gebieten<br />
wie Finnland oder Irland oder in der Sahara?<br />
„Entsprechend müssen Material, Festigkeit und<br />
Sohlenbeschaffenheit gewählt werden“, begründet<br />
er: „Hier in der Gegend empfehle ich eine<br />
leicht biegsame Sohle. In höheren Regionen ist<br />
Trittfestigkeit gefragt. Werden die Schuhe bei<br />
Temperaturen über 30 Grad getragen, sollte die<br />
XCR-Membrane eingearbeitet sein, die Dura-<br />
therm schützt dagegen im Winter vor extremer<br />
Kälte und Nässe.“<br />
Rucksäcke in Gelb und Orange<br />
für zarte Frauen-Schultern<br />
Eine Schuh-Anprobe dauert im Schuhhaus<br />
Keller nicht selten mehrere Stunden. Doch am<br />
Ende hat der Wanderer meist nicht nur den<br />
passenden Stiefel, sondern auch noch gleich<br />
die richtigen Strümpfe – auch hier kombiniert<br />
aus Synthetik und Wolle in zwei Schichten –<br />
und jede Menge Pflegetipps. Das Aussehen des<br />
Schuhs ist vor allem für ambitionierte Wanderer<br />
zweitrangig. „Selbstverständlich reagieren die<br />
Hersteller auf die Mode, neben dem klassischen<br />
Braun und Blau gibt es auch rote, grüne oder<br />
gelbe Schuhe“, sagt Keller: „Aber das Wichtigste<br />
ist letztlich, dass der Schuh sitzt.“ Daher hat<br />
auch das Unisex-Modell Konkurrenz bekommen<br />
– von Damen-Bergschuhen, deren Leis-<br />
ten ein wenig schmaler sind. „Vielen Frauen<br />
kommt die Damenform entgegen“, vergleicht<br />
Edmund Keller: „Es gibt aber auch breitere<br />
Frauen-Füße, die in den Herren-Modellen<br />
besser aufgehoben sind.“<br />
Ähnliche Erfahrungen macht auch Angela<br />
Vögele vom Rucksack-Hersteller Deuter –<br />
allerdings nur bei sehr großen Bergsteigerinnen.<br />
„Die handelsüblichen Rucksäcke passen<br />
Frauen in den allermeisten Fällen nicht, weil<br />
diese für Männerrücken konzipiert wurden“,<br />
erklärt sie. Weil Frauen aber schmalere Schultern,<br />
eine kürzere Rückenpartie und ein anders<br />
geformtes Becken haben, legt Deuter seit<br />
drei Jahren die komplette Kollektion in einer<br />
speziellen Damenvariante auf, ein Haargummi<br />
mit gelber Blume kennzeichnet sie. „Die<br />
Damenmodelle werden sehr gut angenommen,<br />
vor allem auch die Light-Versionen“,<br />
berichtet sie: „Gewicht ist in der ganzen Branche<br />
ein starkes Thema.“ Auch auf die Optik<br />
achtet die Wandersfrau bei der Wahl ihres<br />
Gepäckstücks: helle Farben, besonders Gelbund<br />
Orangetöne sind die Renner, doch wie<br />
Edmund Keller ist auch Angela Vögele überzeugt:<br />
„Letztlich gibt beim Kauf die Passform<br />
den Ausschlag.“<br />
text: Ute Maag n<br />
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trendart<br />
Männer<br />
an den herd!<br />
Jahrtausende liegen zwischen der steinzeitlichen Feuerstelle<br />
und der high-tech-küche des 21. jahrhunderts. damals wie<br />
heute war der ort der Nahrungszubereitung der Mittelpunkt<br />
des häuslichen lebens. doch vor knapp 100 Jahren wurde<br />
dieses Zentrum umfunktioniert zu Muttis Kommandozentrale,<br />
in der sie allein schaltete und waltete. Erst seit wenigen Jahrzehnten<br />
öffnen sich die Kochstellen wieder – und immer mehr<br />
Männer entdecken ihren Platz am heimischen Herd.<br />
Man muss sich Margarete Schütte-Lihotzky als eine energische<br />
Person vorstellen. Die 1897 geborene Wienerin wollte unbedingt<br />
Architektin werden – gegen den Widerstand von Lehrern,<br />
Vater und Großvater. „Sie haben geglaubt, ich werde dabei verhungern,<br />
kein Mensch wird sich von einer Frau ein Haus bauen lassen“, erinnert sie<br />
sich als fast 100-jährige Greisin in ihren Memoiren. Margarete Schütte-<br />
Lihotzky ist nicht verhungert. Sie hat als erste Frau an der Wiener Akademie<br />
Architektur studiert. Und sie baute viele Häuser. Ulrike Müller beschreibt<br />
sie in ihrem Buch „Bauhaus-Frauen“ als eine der Vorkämpferinnen<br />
des sozialen Bauens im Wien zwischen den Weltkriegen.<br />
Wohnraum war knapp Anfang der 20er Jahre, in den Städten wuchsen<br />
moderne, funktionale Siedlungen mit kleinen Einheiten. Der technische<br />
Fortschritt erreichte das Private. Die streitbare Bauhaus-Anhängerin hatte<br />
den neuen Typ der berufstätigen Frau vor Augen, wenn sie Entwürfe ersann.<br />
Ihr berühmtester: Die „Frankfurter Küche“ von 1926, der Prototyp<br />
der Einbauküche.<br />
Die Frankfurter Küche:<br />
Ein Arbeitsplatz auf sechs Quadratmetern<br />
Die große Wohnküche hatte damit ausgedient. Die Arbeit der Hausfrau<br />
rationeller zu gestalten war das Ziel – die Frankfurter Küche orientierte<br />
sich am industriellen Arbeitsplatz. Gerade mal 1,9 mal 3,4 Meter Platz<br />
benötigte dieses Raumwunder, das sich im besten Fall mit einer Durchreiche<br />
zum Rest des Wohnbereichs öffnete. Die Botschaft lautete: Kochen<br />
ist, wie die gesamte häusliche Arbeit, notwendiges Übel. Wertgeschätzt<br />
wird nur das Ergebnis, bei der Zubereitung macht man die Tür zu. Sie galt<br />
Jahrzehnte.<br />
Noch 1970 interpretierte der Designer und Visionär Luigi Colani das Kochen<br />
als automatisierten Vorgang, als er für Poggenpohl die futuristisch<br />
anmutende „Kugelküche“ mit einem Durchmesser von 2,40 Metern entwarf.<br />
Wie ein Satellit konnte die Kapsel von außen an ein �<br />
9210_Anzeige_v2_RZ_PF.indd 17.08.<strong>2009</strong> 17:54:07 Uhr<br />
36 UBI BENE UBI BENE 37
38<br />
treNdART<br />
Wohnmodul angedockt werden – im Jahr eins nach der Mondlandung bediente<br />
die Köchin von einem drehbaren Kommandositz aus alle Geräte.<br />
Per Funk kommunizierte sie mit Familienmitgliedern. Die Kugelküche<br />
blieb eine Studie und hat heute Museumswert. Erst Otl Aichers neue Interpretation<br />
des Kochens als sinnliches Gemeinschaftserlebnis inspirierte<br />
Küchenbauer und Küchennutzer späterer Jahre. Der gelernte Bildhauer<br />
und Lehrmeister für visuelle Kommunikation wurde durch seine Gestaltung<br />
der Piktogramme für die Olympischen Spiele in München 1972 bekannt.<br />
1982 legte er seine Studie „Die Küche zum Kochen. Das Ende einer<br />
Architekturdoktrin“ vor. Und Muttis Kommandozentrale war plötzlich<br />
viel zu klein geworden.<br />
bulthaup<br />
Das ist eine Einladung: Lernen Sie die neue<br />
Freiheit der Küchenplanung kennen. Besuchen<br />
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Wirtschaftskrise melden die führenden deutschen Hersteller stetiges<br />
Wachstum und steigende Verkaufszahlen. Bulthaup hat es dank seiner<br />
High-End-Küche b3 inzwischen unter die Top fünf der deutschen Luxusmarken<br />
geschafft, und Poggenpohl, die älteste deutsche Küchenmarke,<br />
hat sich wieder einmal neu erfunden.<br />
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Ein Porsche für den<br />
häuslichen Gebrauch<br />
Denn Küchenträume sind neuerdings auch Männerträume. Wem ein Porsche<br />
in der Garage nicht reicht, der kann sich jetzt auch einen in die<br />
Küche stellen. „P’7340“ oder „Porsche Design Küche“ heißt der Bolide,<br />
Vom stillen Kämmerchen zur<br />
zu dem Poggenpohl die Karosserie und Miele die Motoren liefert. Porsche<br />
Kathedrale des Geschmacks<br />
steht für die Extras in Ausstattung und Design. „Die moderne Küche hat<br />
sich zum Erlebnis- und Repräsentationsraum gewandelt. Mit Porsche De-<br />
Berühmt und vielfach nachgeahmt wurden Aichers „Werkbank“-Entwürfe sign konnten wir eine Küche entwickeln, die sich mit ihrer klaren, funktio-<br />
für den Küchen-Visionär Gerd Bulthaup. In die Mitte des Raumes rücknalen Formensprache speziell an männliche Kunden wendet“, sagte Elmar<br />
te er einen Tisch, an dem mehrere Menschen arbeiten konnten, Geräte Duffner, Geschäftsführer der Poggenpohl Möbelwerke GmbH, bei der<br />
wurden zu Funktionsinseln gruppiert. Die Küche war nicht mehr steriles Markteinführung 2008 in Hamburg. Sechs Monate später hatte er bereits<br />
Labor, sondern – wieder – Lebensraum, Zentrum, Ort der Kommunika- rund 100 Stück an den Mann gebracht, wahlweise in schwarz oder weiß.<br />
tion. Seitdem wurden viele Küchen entrümpelt. Und nicht selten fielen, Die Beschreibung des Herstellers könnte in großen Teilen auch einem<br />
wenn das alte Mobiliar entsorgt wurde, auch gleich Wände und Mauern Auto gelten: Aluminium-Rahmen, integrierte Beleuchtung, einschlagende<br />
der neuen Freiheit beim Kochen zum Opfer. Aus dem stillen Kämmerchen Türen, High-Tech-Audio-Video-System mit Internet und Flachbildschirm.<br />
wurde ein Show-Room, eine Kathedrale des Geschmacks.<br />
Jede Menge Spielzeug für Männer eben, für Spielwiesen von mindestens<br />
30 Quadratmetern oder in miteinander verschmelzenden Wohnbereichen<br />
Inzwischen ist die Küche ein Statussymbol, das sich nicht nur im Kauf- ohne trennende Wände.<br />
preis, sondern auch in Quadratmeterzahl und Ausstattung bemisst. Trotz<br />
Und während Mann sich dem sinnlichen Vergnügen des Kochens in sei-<br />
V13_90x130_4c_Q_Amend.qxp:Q 12.05.<strong>2009</strong> 15:36 Uhr Seite 1<br />
ner Porsche-Küche hingibt, kann Frau das High-Tech-Audio-Video-System<br />
mit Internet und Flachbildschirm erkunden. Oder auch eine Runde<br />
im 911er drehen. Beides hätte bestimmt auch der Architektin Margarete<br />
Schütte-Lihotzky gefallen. text: Ute Maag n<br />
UBI BENE<br />
DAS DESiGn MODERnER kÜcHEn BERUHT AUF DEn iDEEn OTl AicHERS.<br />
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reGioNal<br />
AUSStEllUNGEN<br />
alexander der große und die Öffnung der welt: Einzigartige Kunstobjekte<br />
aus Zentralasien, darunter top-Exponate aus dem Nationalmuseum<br />
der Antike tadschikistans und dem Nationalmuseum Afghanistans<br />
in Kabul, veranschaulichen die Öffnung der damals bekannten Welt(en)<br />
durch Alexander den Großen. Viele in der Ausstellung der Mannheimer<br />
Reiss-Engelhorn-Museen versammelten Funde – darunter leihgaben<br />
aus dem louvre, dem british Museum und der Eremitage – sind europaweit<br />
erstmalig zu sehen (3. oktober bis 21. Februar 2010). www.<br />
alexander-der-grosse-<strong>2009</strong>.de<br />
- - - - -<br />
Martin luther: Kaum eine historische Persönlichkeit hat die geistige<br />
Entwicklung Europas so geprägt wie die des großen Reformators Martin<br />
luther (1483–1546). doch obwohl er als eine der wichtigsten Gestalten<br />
der Weltgeschichte gilt, ist über seine Familie und sein Privatleben wenig<br />
bekannt. die Ausstellung in den Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen<br />
(Museum Weltkulturen d 5) zeigt archäologische Funde aus dem Geburts-<br />
und Elternhaus sowie dem späteren Wohnhaus des Reformators.<br />
Sie geben seltene Einblicke in die lebensgeschichte luthers und seiner<br />
Familie (bis 15. november). www.rem-mannheim.de<br />
- - - - -<br />
FEStiVAlS / FEStE / bällE<br />
enjoy jazz: Zum 11. Mal verspricht das Festival in Mannheim, Heidelberg<br />
und ludwigshafen große Musik von hochkarätigen Künstlern. Zahlreiche<br />
Jazz-Größen wie Richard bona, branford Marsalis, Joshua Redman,<br />
Cassandra Wilson oder Jan Garbarek geben sich die Ehre. Ein umfangreiches<br />
begleitprogramm mit Matineen, Masterclasses und Vorträgen runden<br />
das sechswöchige Musik-Spektakel ab (2. oktober bis 11. november).<br />
www.enjoyjazz.de<br />
- - - - -<br />
ball der sterne: die benefiz-Gala im Mannheimer Rosengarten ist Jahr<br />
für Jahr das gesellschaftliche Highlight im Südwesten. internationale<br />
Musikstars begeistern das Publikum, das von hochdekorierten Sterneköchen<br />
kulinarisch verwöhnt wird. der Jubiläumsball <strong>2009</strong>, die 20. Auflage,<br />
findet zugunsten des im vergangenen Jahr in Wiesloch eröffneten<br />
Hospizes Agape statt (17. oktober). www.regenbogen.de<br />
- - - - -<br />
internationales Filmfestival: das internationale Filmfestival Mannheim-<br />
Heidelberg setzt auch bei der 58. Auflage einzig und allein auf Autorenfilme<br />
von Newcomern: auf junge erste Meisterwerke also. längst genießt<br />
das Festival einen exzellenten Ruf und gilt nach der berlinale als<br />
das zweitwichtigste deutsche Filmfest. Über 1.000 akkreditierte Gäste,<br />
Hunderte von Filmrechtehändlern, Journalisten und Produzenten reisen<br />
jedes Jahr an, um neue Sterne am Filmhimmel zu entdecken und zu fördern<br />
(5. bis 15. november). www.mannheim-filmfestival.com<br />
- - - - -<br />
SHoW<br />
cirque du soleil – saltimbanco: die einstige Straßenkünstler-Gruppe<br />
aus dem kanadischen Quebec versammelt heute die 1.000 besten Akrobaten<br />
der Welt in einzigartigen Shows. Seit seiner Gründung 1984 hat<br />
der Cirque du Soleil mehr als 80 Millionen Zuschauer in über 200 Städten<br />
auf fünf Kontinenten begeistert. in Mannheim verzaubert das Ensemble<br />
sein Publikum mit der monumentalen Arena-Produktion „Saltimbanco“<br />
(11. bis 14. november). www.saparena.de<br />
- - - - -<br />
litERAtUR / SCHAUSPiEl<br />
hesse projekt live – „die welt unser traum“: die poetische Reise zeigt<br />
im Mannheimer Rosengarten lyrik und Prosa des literatur-Nobelpreisträgers<br />
in einer faszinierenden Gesamtinstallation aus inszenierter lesung,<br />
freiem Vortrag, Musik und assoziativen bilderwelten, getragen von<br />
den Schauspielern Jürgen Prochnow, Anna thalbach und Franz dinda<br />
sowie hochklassigen Musikern, darunter Ani Choying drolma mit nepalesischen<br />
Gesängen (12. november). www.rosengarten-mannheim.de<br />
- - - - -<br />
KoNZERtE<br />
Mannheimer Meisterkonzerte: die neue Konzertsaison verspricht anlässlich<br />
des 90-jährigen bestehens der deutschen Staatsphilharmonie<br />
Rheinland-Pfalz im Mannheimer Rosengarten Gastspiele hochkarätiger<br />
internationaler Solisten und dirigenten. Auf dem Premieren-Programm<br />
steht Gustav Mahlers 1908 / 09 komponiertes „lied von der Erde“ mit Altistin<br />
Ulrike Schneider und tenor Michael König sowie die sechste Sinfonie<br />
ludwig van beethovens mit dem beinamen „Pastorale“ (28. september).<br />
www.mannheim-klassik.de<br />
- - - - -<br />
NatioNal<br />
AUSStEllUNGEN<br />
tutanchamun – sein grab und die schätze: die Ausstellung in Hamburg<br />
(Alte oberpostdirektion am Stephansplatz) zeigt die weltweit einzigartige<br />
originalnachbildung in Museumsqualität des faszinierendsten Grabmals<br />
der Menschheit und seine Schätze. Sie bietet erstmals nach 87 Jahren<br />
die Gelegenheit, das Grab des berühmten Pharao dreidimensional in seiner<br />
originalen Fundsituation zu besichtigen. Über 1.000 der kostbaren<br />
Grabbeigaben wurden aufwendig und bis ins detail getreu repliziert – sie<br />
sind in ihrer Vollständigkeit weltweit einmalig (1. oktober bis <strong>31.</strong> januar<br />
2010). www.tut-ausstellung.com<br />
- - - - -<br />
MUSiCAlS<br />
thriller – live: Zum Andenken an den „King of Pop“ gastiert das erfolgreiche<br />
Musical „thriller – live“ aus dem londoner Westend für kurze<br />
Zeit im Kölner Musical dome. die sensationelle Show feiert den „King of<br />
Pop“ und lässt die größten Hits und den unverwechselbaren tanzstil des<br />
wahrscheinlich erfolgreichsten Künstlers aller Zeiten live auf der bühne<br />
auferstehen. das einzigartige Musik-Spektakel vereint „Jackos“ über 40<br />
Jahre dauernde Karriere in einer noch nie dagewesenen Mischung aus<br />
Gesang, tanz und Performance und ist dabei mehr als nur eine tribute-<br />
Show (22. september bis 4. oktober). www.thrillerlive.com<br />
- - - - -<br />
FEStiVAlS / FEStE / bällE<br />
Festival of lights: berlin setzt spektakuläre leuchtende Akzente. Einzigartige<br />
illuminationen und kunstvolle Projektionen auf mehr als 40 berühmten<br />
berliner Wahrzeichen wie brandenburger tor oder Siegessäule<br />
ziehen im oktober zwei Wochen lang ein magisches lichterband durch<br />
die gesamte Stadt. das Festivalspektakel wird von einem facettenreichen<br />
Spektrum an exklusiven Kunst- und Kulturveranstaltungen umrahmt<br />
(14. bis 25. oktober). www.city-stiftung-berlin.eu<br />
- - - - -<br />
MESSEN<br />
Frankfurter buchmesse: Ehrengast der größten buchmesse der Welt ist<br />
in diesem Jahr China. das Reich der Mitte präsentiert dem deutschen<br />
und internationalen Publikum mit einem vielseitigen Programm seine<br />
literatur und Kultur (14. bis 18. oktober). www.buchmesse.de<br />
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40 UBI BENE<br />
UBI BENE 41
schnelles duo<br />
mit Allrad-Power<br />
Sie waren ein unschlagbares doppel auf vier Reifen: walter röhrl und christian geistdörfer sind lebende<br />
Rallye-legenden, die in ihrem Audi Quattro Motorsportgeschichte geschrieben haben. Jetzt hat sich das<br />
erfolgreiche duo erneut ins Cockpit seines berühmten Allradboliden gesetzt: bei der 15. AdAC oldtimer-<br />
Rallye Heidelberg Historic war das dream-team gewohnt zügig in der Region unterwegs.<br />
zUR RAllYE HEiDElBERG HiSTORic TREFFEn SicH<br />
AllJäHRlicH TAUSEnDE OlDTiMER-liEBHABER<br />
An DER BERGSTRASSE. DAS STARTERFElD iST DAS<br />
ExklUSivSTE DEUTScHlAnDS.<br />
der geht wie früher.“ Im Weinheimer<br />
Schlosspark klopft Walter Röhrl dem<br />
Wagen anerkennend auf die Motorhaube.<br />
25 Jahre ist es her, dass er den Audi bei der<br />
Rallye Schloss Heidelberg erstmals getestet –<br />
und das Rennen auf Anhieb gewonnen hat. Damals<br />
war es die erste offizielle Rallye mit dem<br />
Quattro. Damals kam das Auto einer Revolution<br />
gleich: modernste Technik und satte 560 Pferdestärken,<br />
die von vier Reifen auf den Boden gebracht<br />
wurden. Heute ist der Motor auf 420 PS<br />
gezügelt, doch die Faszination ist gänzlich ungedrosselt,<br />
wie der zweifache Rallye-Weltmeister<br />
versichert: „Ich komme mir vor wie auf einer<br />
Zeitreise.“ Scharen von Fans beschleunigen die<br />
Erinnerung.<br />
Heidelberg im Juli 1984. Drei Tage lang dreht<br />
sich alles um den Rallyesport. Für den ausrichtenden<br />
MSC Ziegelhausen mit seinem Rennleiter<br />
Kuno Hug ist es durchaus eine Überraschung,<br />
dass Audi mit Röhrl und Geistdörfer<br />
zwei Piloten aus dem WM-Team an den Neckar<br />
schickt. Mit dem brandneuen Sport Quattro will<br />
Audi die Szene aufmischen und technisch neue<br />
Maßstäbe setzen. Noch teilen sich Peugeot und<br />
Lancia den Rallye-Thron. Heidelberg soll der<br />
Testlauf werden – und wird die Geburt einer<br />
Rennsportlegende. Zwei Wochen später siegt<br />
das Doppel in Irland, es folgen Triumphe in<br />
Monte Carlo und San Remo. Eine Ära beginnt.<br />
pferdeSTäRkEn<br />
Auf dem Weinheimer Marktplatz rollen die<br />
Champions mit zehn Minuten Vorsprung ein.<br />
Wie vor 25 Jahren. Die Ex-Partner verstehen<br />
sich noch immer bestens. Zwar sind die Sonderprüfungen<br />
der Oldie-Tour nicht gerade die<br />
Lieblingsspeise der beiden, doch mit Coolness<br />
und abgeklärtem Gasfuß zeigt das Gespann<br />
noch heute Gegnern gerne seinen Auspuff. „Tolle<br />
Landschaft“, sagt Röhrl mit einem gepflegten<br />
bayrischen Akzent. Für den 62-Jährigen ist die<br />
650 Kilometer lange Rundfahrt durch das Neckartal,<br />
den Kraichgau und die Bergstraße der<br />
pure Spaß und Grund genug, sich noch einmal<br />
hinter das Lenkrad seines eher kurzen Erfolgsmodells<br />
zu klemmen. Der Mann ist immerhin<br />
1,95 Meter lang. Seinem – zwei Köpfe kleineren<br />
– Copiloten vertraut Röhrl blind. „Er ist der<br />
mit dem Gebetbuch in der Hand.“ So werden<br />
im Rallyesport die Notizen zum jeweiligen Streckenverlauf<br />
genannt.<br />
Mit Gasfuß und Gebetbuch<br />
„Das ist schon in Ordnung so“, kommentiert<br />
Christian Geistdörfer die Frage nach dem<br />
zwangsläufig zweitrangigen Ruhm des Beifahrers.<br />
Wenn der Fahrer für Fotografen und Fans<br />
posiert, bleibt Geistdörfer meistens im Hintergrund.<br />
Das gefällt ihm. Er strahlt jene Art souveräner<br />
Gelassenheit aus, die für den Job lebenswichtig<br />
ist. Von 1978 an war er neun Jahre �<br />
42 UBI BENE UBI BENE 43
44<br />
pferdeSTäRkEn<br />
UnGEDROSSElTE lEiDEnScHAFT: cHRiSTiAn GEiSTDöRFER (linkS) UnD WAlTER RöHRl kEHRTEn<br />
MiT iHREM lEGEnDäREn AUDi qUATTRO An DiE BERGSTRASSE zURÜck – 25 JAHRE, nAcHDEM SiE HiER<br />
iHR ERSTES REnnEn GEWOnnEn UnD EinE äRA BEGRÜnDET HATTEn.<br />
UBI BENE<br />
der Mann an Röhrls rechter Seite. Zwei gegensätzliche<br />
Typen, aber im Auto eine perfekte<br />
Einheit. Röhrl ist der Chirurg, der ambitionierte<br />
Perfektionist. Sein auf Anhieb sympathischer<br />
Copilot ist ein entspanntes Organisationstalent<br />
mit einem todsicheren Gefühl für die Risiken<br />
des Sports. Der eine fuhr um die Kurven und<br />
der andere sagte ihm, um welche. Heute ist<br />
Christian Geistdörfer mit eigenem Unternehmen<br />
im Sport-Sponsoring unterwegs. Seine<br />
Firma und er selbst sitzen auf Malta. „Schöneres<br />
Wetter.“ Die Erfolge sind beiden nicht annähernd<br />
zu Kopf gestiegen. „Frag ruhig weiter.<br />
Isst du was mit?“<br />
Gegensätzliche Typen,<br />
im Auto eine Einheit<br />
Bei Pasta und Mineralwasser spricht Walter<br />
Röhrl über den schlimmsten Unfall seiner Karriere.<br />
Es war 1984 in San Remo. Mit Tempo<br />
200 überschlägt sich der Audi auf regennasser<br />
Fahrbahn. „Sechs Stunden vorher hatte es<br />
wahnsinnig geschüttet“, erinnert er sich. Der<br />
Fahrer bleibt unversehrt, sein Nebenmann trägt<br />
schwere Verletzungen an Kopf und Nackenmus-<br />
kulatur davon. An den Folgen arbeitet er heute<br />
noch. Die Rallye-Ehe wird 1977 eher zufällig<br />
geschlossen. Als Röhrl, damals auf Fiat, plötzlich<br />
der Copilot ausfiel, war Geistdörfer in der<br />
Nähe. „Willst du mitfahren?“, fragte der eine<br />
den anderen. Wenig später ging es rüber nach<br />
Kanada.<br />
Das Weinheimer Kopfsteinpflaster ist für den<br />
betagten Quattro kein Problem. „Drinnen spürt<br />
man fast nichts. Der Wagen ist sehr komfortabel“,<br />
sagt Walter Röhrl. Erst im vergangenen<br />
Jahr hatte Audi den Oldie von einem privaten<br />
Sammler zurück gekauft und grundlegend<br />
überholt. Unverändert blieben der legendäre<br />
gelb-weiße Look und die Namen über dem<br />
Kotflügel: „W. Roehrl A+“, darunter „Ch. Geistdörfer<br />
0+“. Die Blutgruppen der Insassen. Auf<br />
dem Dach die Unterschriften der berühmten<br />
Piloten vom Audi-Werksteam: Stig Blomqvist,<br />
Hannu Mikkola, Michèle Mouton und Walter<br />
Röhrl. Anfassen erlaubt. Wer ins Cockpit darf,<br />
ahnt bestenfalls etwas von der Power, mit der<br />
das technisch ausgefeilte und überaus kompakte<br />
Allrad-Geschoss jahrelang die Rallye-Szene<br />
dominiert hat.<br />
Für Niki Lauda ist Röhrl<br />
ein „Genie auf Rädern“<br />
Walter Röhrl nickt spontan: Es dürften gut und<br />
gerne 10 Millionen Kilometer gewesen sein, die<br />
der Fahrer in seiner Karriere bisher hinter sich<br />
gelassen hat. Gezählt habe er sie aber nicht. Als<br />
zweifacher Rallye-Weltmeister, vierfacher Monte-Carlo-Sieger<br />
und mit insgesamt 14 Rallye-<br />
Siegen bei WM-Läufen hat sich der gebürtige<br />
Regensburger auch in die Herzen seiner Fans<br />
gefahren. Niki Lauda nannte ihn einst „Genie<br />
auf Rädern“. Seit 1992 ist Röhrl Repräsentant<br />
und Testpilot für Porsche. Für ihn die Erfüllung<br />
schlechthin. In dieser Funktion war er unter<br />
anderem für die Entwicklung des Supersportwagens<br />
Carrera GT verantwortlich, der von<br />
2003 bis 2006 gebaut wurde. Auch privat sitzt<br />
Walter Röhrl in einem Porsche 911 turbo. Für<br />
die Teilnahme an der Heidelberg Historic und<br />
die Auftritte im 100. Jubiläumsjahr von Audi hat<br />
der Rennfahrer eine besondere Freigabe erhalten.<br />
„So ist das halt mit Verträgen“, meint der<br />
erfolgreichste deutsche Rallye-Fahrer aller Zeiten.<br />
Neben ihm sitzt Jochen Berger, mit dem er<br />
1975 auf einem Opel Ascona A �<br />
FOR THE REAL SLOW-WEAR-MAN…<br />
Wahre Eleganz kommt von innen.<br />
Sie ist eine Haltung,<br />
die sich auch im Äußeren zeigen kann.<br />
Aber nicht Maßanzug, Chauffeur und Jaguar sind<br />
elegant, sondern das Verhalten anderen gegenüber.<br />
Respekt, Mitgefühl, Achtsamkeit und Würde<br />
können einen Menschen elegant machen.<br />
Was die Mode angeht,<br />
können wir eleganten Menschen helfen,<br />
sich gut zu kleiden,<br />
aber wir können keinen Menschen elegant machen.<br />
Kiton kommt aus Neapel zu einem<br />
der TOP TEN Herrenausstatter Deutschlands:<br />
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<strong>Freitag</strong>, <strong>30.</strong> <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong><br />
<strong>Samstag</strong>, <strong>31.</strong> <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong><br />
Hauptstraße 88-90 ◆ 64625 Bensheim an der Bergstraße<br />
Tel.: 06251-2223 ◆ Mobil: 0170-4411661<br />
www.waltemode.de<br />
Termine auch außerhalb der üblichen Geschäftszeiten
pferdeSTäRkEn<br />
Europameister wurde. 1982 gewinnt Röhrl auf<br />
einem Ascona B 400 die Rallye Monte Carlo. In<br />
Heidelberg ist Berger mit dem ehemaligen Radweltmeister<br />
Klaus-Peter Thaler unterwegs. So<br />
ändern sich die Zeiten.<br />
Vom Chauffeur des Bischofs<br />
zur Rallye-Legende<br />
Für Walter Röhrl kam eine Karriere im Motorsport<br />
ursprünglich überhaupt nicht in Frage.<br />
Nach dem Vorbild seines Vaters hätte er<br />
Steinmetz werden sollen, zieht es aber vor, als<br />
Dienstfahrer des Bischöflichen Ordinariats Regensburg<br />
jährlich über 120.000 Kilometer auf<br />
der Straße zu lassen. Erst 1968 vernimmt Röhrl<br />
den Ruf des schnellen Sports, ein Jahr später<br />
belegt er bei der Bavaria Rallye den zweiten<br />
Platz. Ein Naturtalent. Über Porsche und Ford,<br />
Lancia und BMW kommt er zu Audi. Seine letzte<br />
Rallye beendet er 1987 mit einem Sieg – und<br />
Christian Geistdörfer auf dem Beifahrersitz. Im<br />
gleichen Jahr triumphiert Röhrl beim renommierten<br />
Pikes Peak Hill Climb, dem berühmtesten<br />
Bergrennen der Welt.<br />
Weinheim: Der Quattro mit der Startnummer<br />
eins glänzt in der Sonne. Eine Waffe, die jederzeit<br />
losgehen kann. Mit dem Auto wurde die<br />
Geschichte des Rallye-Sports unter völlig neuen<br />
Vorzeichen weiter geschrieben. Walter Röhrl<br />
und Christian Geistdörfer haben einer Legende<br />
die Sporen gegeben. Als der Motor anspringt,<br />
wird die Vergangenheit wach. Die Zeitreise geht<br />
weiter. text: thomas tritsch Fotos: thomas neu n<br />
Innovation in einer<br />
neuen Dimension.<br />
Die Doppelpremiere im <strong>Oktober</strong>.<br />
Der BMW 5er Gran Turismo -<br />
Der erste seiner Art.<br />
Der BMW X1 -<br />
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Freude am Fahren<br />
ANZ X1 5er GT_<strong>Ubi</strong>bene.indd 1 <strong>31.</strong>07.<strong>2009</strong> 13:52:16<br />
UBI BENE 47
48<br />
promotion<br />
prickelndes<br />
für höchste Ansprüche<br />
in den Flaschen von geldermann, der Privatsektkellerei aus breisach am Rhein mit<br />
Wurzeln in der Champagne und im Elsass, perlt eine Cuvée aus Extravaganz, Eleganz und<br />
französischem Esprit. Vive la différence! Es lebe der Unterschied – und den schmeckt man.<br />
ob klassisch-elegant oder jung und spritzig:<br />
Sekt der Marke Geldermann erfüllt<br />
höchste Ansprüche. Dieser Genuss bedarf<br />
eines besonderen Herstellungsverfahrens:<br />
Bei der traditionellen Flaschengärung reifen<br />
sorgfältig ausgewählte Grundweine der Spitzenklasse<br />
viele Jahre in der Flasche auf der Hefe.<br />
Von Brut nature bis Demi Sec reichen die Premium-Varianten<br />
des Sortiments.<br />
Die Tradition des Hauses Geldermann wird 1838<br />
begründet, als der Aachener Peter Geldermann<br />
zusammen mit seinem Partner William Deutz in<br />
die Champagne aufbricht, um die hohe Kunst<br />
der Sektherstellung zu erlernen. Über das elsässische<br />
Hagenau zieht das Unternehmen 1924<br />
ins badische Breisach, wo die über 600 Jahre<br />
alten, direkt unter dem Breisacher Schlossberg<br />
gelegenen Felsenkeller optimale Bedingungen<br />
für die Sektreife bieten und Besucher ein Ambiente<br />
finden, das sie Tradition und Stil des<br />
UBI BENE<br />
DER 600 JAHRE AlTE FElSEnkEllER iM BREiSAcHER ScHlOSSBERG BiETET GElDERMAnn-SEkT OpTiMAlE REiFEBEDinGUnGEn UnD<br />
GäSTEn Ein ExklUSivES AMBiEnTE BEiM vERkOSTEn DER EDlEn TROpFEn. DiE HERSTEllUnG ERFORDERT GEDUlD UnD SORGFAlT:<br />
BEi DER TRADiTiOnEllEn FlAScHEnGäRUnG REiFEn DiE WEinE MEHRERE JAHRE AUF DER HEFE.<br />
Hauses atmen lässt. Und das die Sektprobe zum<br />
unvergesslichen Erlebnis macht. Zum Beispiel<br />
die luxuriöse Cuvée 01: eine Komposition nuancenreicher<br />
Pineau de Loire-Weine und fünf<br />
Jahre gereift, mit feinem, unverwechselbarem<br />
Geschmack. Der Genuss beginnt schon beim<br />
Entkorken: Die Cuvée 01 präsentiert sich, eingehüllt<br />
in ein glänzendes Seidentuch, in einer<br />
silberfarbenen Metalldose.<br />
Eine kleine Kostprobe<br />
der Supérieur-Marken<br />
Oder der raffinierte Brut Jahrgang 2004: eine<br />
kraftvolle und doch elegante Komposition aus<br />
französischen Spitzenweinen eines einzigen<br />
Jahrgangs, frisch, lebendig, mit dem Duft von<br />
Waldhimbeeren und weißen Blüten und weichen<br />
Honignoten im Abgang. Eine Freude ist<br />
er auch fürs Auge: grün-gelblich schimmernd<br />
im Glas, mit glänzenden Reflexen und beson-<br />
ders feinen Perlen. Oder der Rosé: ein trockener<br />
Geldermann von ganz anderer Couleur. Extravagant.<br />
Komponiert aus Kaiserstühler Rotwein<br />
und besten Pineau de Loire- und Chardonnay-<br />
Trauben. Und ideal zum Aperitif.<br />
Die Geldermann Carte Blanche ist ein Klassiker<br />
für Genießer: elegant, fruchtig und körperreich.<br />
Einen interessanten Kontrapunkt zur Carte<br />
Blanche setzt die Carte Noire: fruchtig, halbtrocken,<br />
gaumenschmeichelnd und ideale Begleiterin<br />
von Dessert und Konfekt. Raffinierter<br />
kann ein Menü nicht ausklingen.<br />
Ein eleganter Sekt in Reinkultur für Anspruchsvolle<br />
ist Geldermann Brut. Seine frische und<br />
besonders trockene Note verdankt der Brut<br />
Spitzenweinen aus Chardonnay-, Pineau de<br />
Loire- und Pinot-Trauben. Nach einem Reifeprozess<br />
von mindestens zwei Jahren in der Flasche<br />
wird er gerüttelt und degorgiert. n<br />
GM•210x297 Herrenrunde X3 20.04.2006 16:20 Uhr Seite 1<br />
In guten Zeiten soll man sich etwas gönnen,<br />
damit man in schlechten weiss, wie es geht.<br />
V I V E L A D I F F é R E N C E<br />
Geldermann Privatsektkellerei Traditionelle Flaschengärung seit 1838 Bezugsquellen: www.geldermann.de
GaStGEBER<br />
„amesa“ –<br />
Amador bittet zu Tisch<br />
juan amador ist Visionär, aber kein schwärmerischer Schöngeist. der im schwäbischen Strümpfelbach<br />
aufgewachsene Sohn spanischer Einwanderer hat hart geschuftet, bis ihm der Guide Michelin drei Sterne für<br />
sein Restaurant „Amador“ im südhessischen langen verlieh. Es ist die höchste Auszeichnung, die sich ein<br />
Koch wünschen kann. in deutschland dürfen sich nur noch acht Kollegen neben dem 40-jährigen Vertreter<br />
der Avantgarde-Küche darüber freuen. Jetzt hat er in Mannheim das Restaurant „Amesa“ eröffnet.<br />
Amador versteht sich als Herdkünstler. Mit der Kunst eines Anselm<br />
Kiefer, Joseph Beuys oder Damien Hirst konnte er dagegen nicht<br />
viel anfangen. Zumindest nicht bis Mitte vergangenen Jahres, als<br />
ihm der inzwischen verstorbene Heidelberger Gesichtschirurg Joachim<br />
Mühling seine Privatsammlung in der ehemaligen Mannheimer Schildkröt-Fabrik<br />
zeigte und ihn fragte, ob er nicht Lust hätte, in dem 1873 gebauten<br />
Industrie-Denkmal ein Lokal aufzumachen. „Mein erster Eindruck<br />
war: Wahnsinn“, erzählt Juan Amador heute im Gespräch mit UBI BENE.<br />
„Diesen Hallen wohnt ein eigener Zauber inne.“ Palästen und Schlössern<br />
sieht man an, was einen hinter den Mauern erwartet. Aber hier, am riesigen<br />
Parkplatz des Metro-Großmarkts im Mannheimer Stadtteil Neckarau,<br />
erlebt man eine faustdicke Überraschung.<br />
Wo einst Spielzeug-Puppen aus Celluloid hergestellt wurden, führt jetzt<br />
eine unscheinbare Tür in das „Amesa“. Das ist spanisch und heißt auf<br />
Deutsch „zu Tisch“. Der Gast lässt sich nicht zweimal bitten. Drinnen<br />
empfängt ihn kühle Sachlichkeit. Er sieht weiß gestrichene Wände, matt<br />
schimmernden Stahl und viel Rot. Das Interieur hat der Mannheimer Innenarchitekt<br />
Mathias Reuter von Reuter und Schmidt in Zusammenarbeit<br />
mit dem Designer Norbert Hacker gestaltet. Die runden roten Teppiche<br />
wirken wie riesige Punkte, auf denen die Tische und die weißen, lederbezogenen<br />
Designer-Stühle stehen. Dazwischen recken sich weiß-rote<br />
Röhren, die abends von innen leuchten, als Raumteiler zur Decke. Zur<br />
Industrie-Architektur passt das puristische Ambiente kongenial.<br />
Das Essen kommt aus der High-Tech-Küche<br />
In warme Farben und weiche Formen eingekleidet ist hingegen der weibliche<br />
Service – dafür sorgt die Mannheimer Mode-Designerin Dorothee<br />
Schumacher. Maximal 34 Gäste haben die jungen Damen zu betreuen.<br />
Die Terrasse im rund 1.000 Quadratmeter großen Innenhof eröffnet den<br />
Blick auf das imposante, abends illuminierte Kesselhaus, das nun die Objekte<br />
des deutschen, aber meist in Frankreich lebenden Künstlers Anselm<br />
Kiefer beherbergt. Zum Restaurant gehören noch ein Private-Dining-<br />
Bereich, eine Raucherlounge und ein begehbarer Weinkeller.<br />
Auch wenn Amador der Ruf vorauseilt, er sei das deutsche Pendant des<br />
spanischen Molekular-Zauberers Ferran Adrià, so kann der Besucher in<br />
Mannheim beruhigt sein: Das Essen kommt nicht aus dem Labor, sondern<br />
aus einer High-Tech-Küche. „Ich mache keine Dekonstruktion und will<br />
auch nicht die Gerichte verfremden“, sagt Amador. Auf der Speisekarte<br />
stehen vielmehr Klassiker der deutschen, französischen, italienischen und<br />
auch spanischen Küche, die „neu interpretiert“ werden. Amador ist ein<br />
Ästhet des Anrichtens. Um im Bild des Künstlers zu bleiben: Er mischt<br />
die Farben immer wieder anders, aber das Kunstwerk bleibt erkennbar.<br />
Das „Amesa“ ist also keine Kopie des „Amador“ in Langen. Der Maître<br />
spricht lieber von der „Mannheimer Schwester“. Sie soll den Einstieg in<br />
die Küchenphilosophie Amadors erleichtern, die in Langen zelebriert wird.<br />
Dort experimentiert er auf der Basis der katalanischen, baskischen und<br />
französischen Küche mit Texturen und Aromen, testet neue Gartechniken<br />
und überrascht auch mal mit neckischen Stickstoff-Spielchen. In Mannheim<br />
dagegen werden „Evergreens“ wie Tournedos „Rossini“, Seezunge „à<br />
la meunière“ (nach „Müllerin-Art“) oder „Pfirsich Melba“ modernisiert.<br />
Die spanische „Gazpacho“ beispielsweise tritt als feine, kühle Tomaten-<br />
Suppe auf, kombiniert mit gebratenem Kaisergranat und Gurken-Eis. Auf<br />
„Schwarzwälder Art“ wird die marinierte Gänseleber serviert; allenfalls<br />
die Kirschen und entfernt auch noch der Kakao erinnern an die berühmte<br />
Torte. Atlantik und Mittelmeer fusionieren bei der bretonischen �<br />
inDUSTRiE-ARcHiTEkTUR UnD kÜHlE SAcHlicHkEiT BilDEn DiE kUliSSE FÜR AMADORS kREATiOnEn. iM AMESA in MAnnHEiM<br />
inTERpRETiERT ER klASSikER DER DEUTScHEn, FRAnzöSiScHEn, iTAliEniScHEn UnD SpAniScHEn kÜcHE nEU.<br />
50 UBI BENE<br />
UBI BENE 51
52<br />
treNdART<br />
Ein MEnÜ AlS GESAMTkUnSTWERk: FÜR DEn kUlinARiScHEn GEnUSS iST JUAn AMADOR (MiTTE) zUSTänDiG. DAS inTERiEUR DES<br />
RESTAURAnTS HABEn DER MAnnHEiMER innEnARcHiTEkT MATHiAS REUTER (linkS) UnD DESiGnER nORBERT HAckER (REcHTS) GESTAlTET.<br />
in DER HiGH-TEcH-kÜcHE WERDEn GEnÜSSE WiE TOURnEDOS ROSSini, GAzpAcHO ODER GänSElEBER AUF ScHWARzWälDER ART zUBEREiTET.<br />
Sardine „niçoise“: Bohnen, Oliven, Kapern und Tomaten dekorieren den<br />
Fisch. Die „Tournedos Rossini“ schließlich kommen als Filet-Türmchen,<br />
belegt mit Scheiben von gebratener Gänseleber und Trüffel, auf den Tisch.<br />
Das Regiment am Herd führt<br />
eine Frau: Caroline Baum<br />
Auch preislich fällt der Einstieg im „Amesa“ etwas leichter. Das Sieben-<br />
Gänge-Menü kostet in Langen 209 Euro – damit hat Amador als einer<br />
der ersten Drei-Sterne-Köche in Deutschland die 200-Euro-Schallmauer<br />
durchbrochen. In Mannheim wird ein Fünf-Gang-Menü zu 129 Euro angeboten,<br />
inklusive „süßer“ Tapas zum Abschluss, wie etwa die knusprigen<br />
Lollies aus Karamell und Kaffee, die man schon von Langen her kennt.<br />
Natürlich kann auch à la carte bestellt werden, Menüzwang gibt es nicht.<br />
Rund 350 Positionen aus Deutschland, Frankreich und Spanien umfasst<br />
die Weinkarte. Ausgewählte Tropfen können glasweise (0,1 Liter) zu den<br />
einzelnen Gängen bestellt werden.<br />
Komponiert hat Amador die neuen Kreationen zusammen mit seiner langjährigen<br />
Sous-Chefin Caroline Baum. Die 27-Jährige trägt mittlerweile<br />
allein die Verantwortung für die „Amesa“-Küche. Amador selbst stand nur<br />
an den ersten Tagen mit am Herd in Mannheim, als „Spielertrainer“, wie<br />
UBI BENE<br />
er sagt. Längst gehen ihm andere Projekte durch den Kopf. Nach einem<br />
gescheiterten Engagement in Moskau hat er mit der Hotelkette Rotana<br />
einen Zehn-Jahres-Vertrag über fünf Restaurants in der Golfregion abgeschlossen.<br />
Auch auf Mallorca ist Amador aktiv. Und dann muss er sich ja<br />
noch um seine Versuchsküche mit der angeschlossen Amador-Suite als<br />
Mikro-Hotel im Frankfurter Stadtteil Fechenheim kümmern.<br />
„Die Mannheimer sind mir auf Anhieb sympathisch gewesen“, sagt Amador,<br />
„ich liebe ihre offene, direkte Art.“ Wurzeln schlägt er hier dennoch<br />
nicht. Den umtriebigen Schwaben zieht es immer wieder hinaus in die<br />
Welt. text: Michael schröder n<br />
Weitere informationen<br />
Restaurant Amesa<br />
Floßwörthstraße 38 (neben Metro)<br />
68199 Mannheim<br />
tel. 0621 8547496<br />
Öffnungszeiten:<br />
Mittwoch bis <strong>Samstag</strong> ab 18.30 Uhr<br />
GMBH FÜR KÜCHENDESIGN . Q 4, 10 . D-68161 MANNHEIM<br />
FON 06 21 - 2 75 58 . FAX 06 21 - 2 75 04<br />
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mail@bueroundwohnen.de, www.bueroundwohnen.de
GaStGEBER<br />
das fängt ja gut an!<br />
Morgens soll man wie ein Kaiser essen, mittags wie ein König und abends wie ein<br />
bettler, sagt eine alte Weisheit. Was Sie mittags und abends machen, überlassen<br />
wir ihnen. Aber für das kaiserliche Mahl am Morgen hätten wir ein paar Vorschläge.<br />
die <strong>Ubi</strong> bene-Frühstücks-tipps.<br />
text: petra wandernoth Fotos: christoph blüthner<br />
// le corange – über den dächern von Mannheim<br />
in der 5. und 6. Etage von engelhorn Mode im Quadrat thront das Restaurant<br />
mit bar und terrasse le Corange. in elegantem Ambiente<br />
können die Gäste auf der liebevoll begrünten weitläufigen terrasse<br />
dank integrierter Heizstrahler auch im Winter draußen sitzen und den<br />
blick über die dächer Mannheims bis hin zum odenwald schweifen<br />
lassen. Vor einem bummel durch Mannheims Einkaufsmeile beginnt<br />
der tag hier mit einem exquisiten Frühstück. Sei es ein teller mit raffinierten<br />
Canapés, gebeizter lachs, ein traditionelles Rührei oder aber<br />
ein delikates Süppchen – die beiden Mannheimer Spitzenköche Manfred<br />
bantle und Andreas löffler begeben sich bereits am Morgen im le<br />
Corange auf kulinarische Höhen. Übrigens ist der Name le Corange<br />
eine wohl durchdachte Anspielung auf seine Residenz bei engelhorn:<br />
Er setzt sich aus dem französischen „cor“ (Horn) und „ange“ (Engel)<br />
zusammen.<br />
Frühstückszeiten:<br />
Montag bis <strong>Samstag</strong> von 10 bis 12 Uhr<br />
le corange<br />
o 5, 9–12, 68161 Mannheim, tel. 0621 1671133<br />
// bernstein – wie der zar in Frankreich<br />
Sich fühlen wie in einem französischen bistro und frühstücken wie ein<br />
russischer Zar: diese Kombination ist möglich in der gemütlichen brasserie<br />
bernstein in der Schwetzinger Vorstadt in Mannheim. le Flair<br />
français ist hier gepaart mit einer Hommage an das legendäre bernsteinzimmer<br />
des russischen Zaren Peter der Große. So gibt es für Frankophile<br />
natürlich Milchkaffee mit Croissants und als eine besonderheit<br />
unter den 13 Frühstücksvariationen das opulente Zarenfrühstück. Zwei<br />
Personen können sich an geräuchertem lachs mit Sahne-Meerrettich,<br />
tomaten mit Mozzarella, Eier mit Schinken, Kräuterquark, Wurst- und<br />
Käsevariationen, beerenjoghurt, Prosecco und frisch gepresstem orangensaft<br />
laben. An Sonntagen ist für Frühaufsteher, langschläfer oder<br />
von einem „Kater“ Geplagte ein reichhaltiges brunch-büfett im Angebot.<br />
im Sommer lockt übrigens ein romantischer innenhof ins Freie oder man<br />
setzt sich vor das Café in die Sonne.<br />
Frühstückszeiten:<br />
Montag bis <strong>Samstag</strong> 9 bis 18 Uhr, Sonntagsbrunch 10 bis 15 Uhr<br />
brasserie bernstein<br />
Seckenheimer Str. 58, 68165 Mannheim, tel. 0621 4949159<br />
// Maruba – Urlaubsfeeling am Fluss<br />
Seine lage am Wasser macht den Charme des<br />
„MaRuba das Gasthaus“ aus: Von der terrasse<br />
des ehemaligen Vereinslokals der Mannheimer<br />
Rudergesellschaft baden blickt man direkt<br />
auf den Neckar. das verleiht dem modern gestalteten<br />
Gasthaus seinen unverwechselbaren<br />
südländischen Charakter und lässt bei Gästen<br />
Urlaubsfeeling aufkommen. bei einem Frühstück<br />
auf der terrasse kann man bereits am<br />
Morgen die besondere Stimmung am Fluss<br />
einfangen, seine Gedanken mit dem Wasser ein<br />
// kaffee kult – wo Frühstücken kult ist<br />
Es war einmal ein winziges Eckcafé mit Stehplätzen<br />
… so könnte die Geschichte vom Kaffee<br />
Kult beginnen. inzwischen ist daraus ein in Eigenregie<br />
renoviertes Straßencafé mit ein paar<br />
Sitzplätzen draußen vor der tür geworden. Eng,<br />
aber gemütlich, die vielen Stammgäste wissen<br />
den besonderen Charme zu schätzen. das<br />
Frühstücksangebot steht hier im Mittelpunkt<br />
und ist fein und liebevoll ausgesucht, zum beispiel<br />
die Pfannkuchen, das bircher Müesli oder<br />
die Variation Kult: Honigmelonen-Schiffchen<br />
mit Parmaschinken, tomaten-Mozzarella mit<br />
wenig treiben lassen und so den tag gelassen<br />
angehen. An Sonntagen und Feiertagen lockt<br />
ein reichhaltiges Frühstücksbüfett.<br />
Frühstückszeiten:<br />
täglich von 9.30 bis 12 Uhr<br />
Sonn- und Feiertag 9.30 bis 14 Uhr<br />
Maruba das gasthaus<br />
Feudenheimer Str. 2, 68167 Mannheim,<br />
tel. 0621 34007<br />
olivenöl und Pesto, ein Spiegelei an herzhafter<br />
tomatensauce, butter und ein gemischter<br />
brotkorb. Am Wochenende kann man es sogar<br />
bis 20 Uhr genießen.<br />
Frühstückszeiten:<br />
Montag bis <strong>Freitag</strong> 8 bis 12 Uhr<br />
<strong>Samstag</strong> 9 bis 20 Uhr und Sonntag 10 bis 20 Uhr<br />
kaffee kult<br />
Seckenheimer Str. 34, 68165 Mannheim,<br />
tel. 0621 4406771<br />
54 UBI BENE<br />
UBI BENE 55
GaStGEBER<br />
// Maximilian – Für individualisten<br />
im Herzen Speyers, einen Steinwurf von dom und Altpörtel entfernt, weht<br />
ein duft von frisch gebackenem brot durch das maximilian. Nicht nur<br />
Hausgäste, die in den Appartements im maximilian übernachtet haben,<br />
sind im Café herzlich willkommen. Speyerer und besucher der domstadt<br />
dürfen zwischen zehn vorzüglichen Frühstücksvariationen wählen. Kräftig<br />
zupacken kann man nach einem Farmer-Frühstück mit knusprigen<br />
bratkartoffeln mit Speck, Zwiebeln und Spiegeleiern. Körperbewusste<br />
machen sich fit für den tag mit einem hausgemachten Wellnessdrink<br />
und Rührei mit frischen Kräutern. Zünftig geht es bei einem bayerischen<br />
Frühstück mit Hefeweizen, Weißwürsten mit süßem Senf und brezeln zu.<br />
langschläfer kommen bei einem Prosecco-Frühstück mit lachsplatte<br />
mit dip und Kaviar sowie frischem obstsalat auf touren. individualisten<br />
haben im maximilian die Möglichkeit, sich ganz kreativ ihr Frühstück aus<br />
verschiedenen Komponenten selbst zusammenzustellen.<br />
Frühstückszeiten:<br />
Montag bis <strong>Freitag</strong> 8 bis 14 Uhr, <strong>Samstag</strong> und Sonntag 9 bis 14 Uhr<br />
maximilian<br />
Korngasse 15, 67346 Speyer, tel. 06232 1002500<br />
// kaffeehaus – regionale Frische ist das gebot<br />
das Kaffeehaus gibt es gleich zweimal. doch wer glaubt, es mit Zwillingen<br />
zu tun zu haben, liegt falsch. die beiden Häuser in Schriesheim<br />
und ladenburg sind Geschwister – und so individuell, wie Geschwister<br />
nun mal sind. Gemeinsamkeiten sind die reichhaltigen Frühstückskarten<br />
und die verwendeten frischen Zutaten aus der Region. in ladenburg wird<br />
zum Schülerfrühstück ein belegter bagel gereicht, das Amerikanische<br />
Frühstück wartet unter anderem mit Pancakes und Ahornsirup auf. im<br />
zeitlos-elegant eingerichteten Haus in Schriesheim gibt es an jedem<br />
letzten Sonntag im Monat ab 10 Uhr ein reichhaltiges buffet. Moderner<br />
und stylischer ist das Ambiente in ladenburg, hier kann man von der<br />
terrasse aus das treiben auf dem Marktplatz beobachten.<br />
Frühstückszeiten:<br />
täglich 9 bis 14 Uhr<br />
kaffeehaus ladenburg<br />
Marktplatz 9, 68526 ladenburg, tel. 06203 9577988<br />
kaffeehaus schriesheim<br />
Heidelberger Straße 13, 69198 Schriesheim, tel. 06203 600868<br />
// piano lounge – für Manager und Fitnessfreunde<br />
in angenehm ruhiger Atmosphäre in den Arbeitstag starten, das ist in<br />
der Piano lounge in Weinheim garantiert. Für den kleinen Hunger am<br />
Morgen ist genauso gesorgt wie für ein stärkendes Manager- oder ein<br />
vitaminreiches Fitness-Frühstück. Freunde von deftigen englischen oder<br />
pikanten italienischen Muntermachern kommen dabei genauso auf ihre<br />
Kosten wie die ausgesprochenen Gourmets bei Räucherlachs und einem<br />
Glas Champagner. Wer es authentisch mag, dem sei das Weinheimer<br />
oder das Piano-Frühstück empfohlen. Seit 1990 gab es in dem verträumten<br />
Städtchen an der bergstraße das Café-bistro Piano am dürreplatz.<br />
Seit dezember 2008 präsentiert sich das Piano am neuen Standort, dem<br />
Atrium in Weinheim, und mit einem neuen Konzept als „Piano lounge“.<br />
Frühstückszeiten:<br />
täglich von 10 bis 14 Uhr<br />
piano lounge<br />
bahnhofstraße 3–7, 69469 Weinheim, tel. 06201 63553<br />
// café burkardt – wie bei oma<br />
Wo findet man heute noch einen klassischen Hefezopf, der schmeckt wie<br />
der von der Großmutter? Jeden Morgen frisch und locker-luftig gebacken?<br />
Mit Milchkaffee, butter und leckeren Marmeladen? im Café burkardt in<br />
der Heidelberger Altstadt! inhaberin Uli Zierl legt Wert auf gepflegte traditionelle<br />
Kaffeehauskultur. das Ambiente des 100-jährigen Hauses ist<br />
im besten Sinne altmodisch. die Frühstückskarte mit Müslis, baked beans<br />
und Eiervariationen ist reichhaltig. Und wenn am späten Nachmittag<br />
noch was vom Hefezopf übrig ist, kann man sich den sogar einpacken<br />
lassen – und am nächsten Morgen zuhause in den Kaffee tauchen.<br />
Frühstückszeiten:<br />
täglich von 11 bis 17 Uhr<br />
café weinstube burkardt<br />
Untere Straße 27, 69117 Heidelberg, tel. 06221 166620<br />
// café gaudi – Frühstück vom baumeister<br />
Antoni Gaudì hat dem Café im Herzen von Schifferstadt nicht umsonst<br />
seinen Namen gegeben. Wie der große katalanische baumeister hat auch<br />
inhaber Sead bradaric selbst Hand angelegt und das alte backsteinhaus<br />
von 1899 von Grund auf restauriert. ob im innern unter gemauerten<br />
bögen oder auf dem gepflasterten Vorplatz unter der großen Standuhr<br />
frühstückt man äußerst gemütlich. Sechs verschiedene Varianten, von<br />
schottisch bis schwedisch, stehen auf der Karte. Zu empfehlen ist das<br />
Frühstück „Gaudì“ mit einer Extra-Portion frischem obst, oder auch das<br />
„Rustico“ mit einem wunderbar schaumigen omelett.<br />
Frühstückszeiten:<br />
täglich außer montags ab 10 Uhr<br />
café gaudì<br />
Speyerer Str. 2, 67105 Schifferstadt, tel. 06235 98603<br />
Entspanntes Frühstücken<br />
ab 9.00 Uhr<br />
Sonntagsbrunch<br />
von 10.00 – 15.00 Uhr<br />
Montags bis freitags 11.30 – 15.00 Uhr<br />
Abwechslungsreicher Mittagstisch<br />
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Seckenheimer Straße 58 · 68165 Mannheim<br />
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www.brasserie-bernstein.de<br />
Mo. – Sa.: 8 – 1 Uhr · So./Feiertag: 9 – 1 Uhr<br />
durchgehend warme Küche bis 23.30 Uhr<br />
56 UBI BENE<br />
UBI BENE 57
GaStGEBER<br />
Gehaltvolle erkenntnisse<br />
bei der probe auf’s Wein-Exempel<br />
Wein war schon immer ein Mysterium, dessen Geheimnisse wohl niemals gelüftet werden.<br />
Ein Grund mehr, warum sich über ihn so wunderbar philosophieren lässt. doch nicht alles<br />
schlummert im Verborgenen: Vieles wartet nur darauf, erforscht und entdeckt, neugierig<br />
genossen und kollektiv besprochen zu werden. wein ist Mythos, statussymbol und lifestyle.<br />
Weine zu probieren bedeutet, sie bewusster zu schmecken, beschreiben und bewerten<br />
zu können. der Weg zur persönlichen Erkenntnis ist eine sinnliche Entdeckungsreise,<br />
die gehaltvolle Erkenntnisse verspricht.<br />
Ein kulinarisches Erlebnis entfaltet nie<br />
seinen vollen Glanz, wenn kein Wort<br />
darüber verloren wird. Es ist ein Grundbedürfnis<br />
des Menschen, seine Emotionen mit<br />
anderen zu teilen und individuellen Eindrücken<br />
und Gefühlen Ausdruck zu verleihen. So auch<br />
beim Wein. Im Laufe der vergangenen Jahrhunderte<br />
hat sich daher eine eigene Weinsprache<br />
entwickelt, die Experten das Fachsimpeln<br />
erleichtert und dem Laien dabei hilft, seine<br />
Geschmackserlebnisse in passende Worte zu<br />
fassen. Denn Kommunikation braucht Gesellschaft.<br />
Vom wechselseitigen Gedankenaustausch<br />
profitieren alle, die gemeinsam den unendlichen<br />
Kosmos dieses Kulturguts erforschen<br />
wollen. Schließlich ist und bleibt die Weinlese<br />
das Beste am Herbst.<br />
Grundaroma und Mundgefühl, Nase und Länge,<br />
Körper und Gewicht: Das kontrollierte Reizen<br />
der Geschmacksnerven lässt den Menschen<br />
seine individuellen Vorlieben erkennen und systematisch<br />
ausbauen. Schnuppern ist ausdrücklich<br />
erwünscht! Bei einer Weinprobe lernt man,<br />
seine Sinne zielgenau einzusetzen und Eindrücke<br />
genau zu analysieren: Das Sehen von Tönung<br />
und Glanz, das Riechen von Aromen und<br />
das Schmecken als die komplexe Vollendung der<br />
persönlichen Urteilsbildung. Grüner Apfel oder<br />
schwarze Johannisbeere, Zitrone oder Muskatnuss?<br />
Ein beliebter Gesellschaftssport ist auch<br />
die sensorische Untersuchung des spezifischen<br />
Terroirs, also der mikroklimatischen und geolo-<br />
gischen Besonderheiten des Weins. Eine solche<br />
„Boden-Probe“ gilt als anspruchsvolle Herausforderung<br />
unter Fortgeschrittenen.<br />
Nur wer tief ins Glas schaut,<br />
entlockt dem Wein sein Geheimnis<br />
Bei der Degustation offenbart sich der Unterschied<br />
zwischen Trinken und Verkosten: Das<br />
eine ist purer, unbeschwerter Genuss, das andere<br />
kennzeichnet die objektivierte und konzentrierte<br />
Form des Wahrnehmens. Was so<br />
wenig hedonistisch klingt, ist in Wahrheit der<br />
Schlüssel zu den höchsten Sphären des Genießens.<br />
Man muss also sinnbildlich „tief ins Glas<br />
schauen“, um den Geheimnissen des Weins auf<br />
die Spur zu kommen. Doch Vorsicht: Nicht die<br />
Masse, sondern die Vielfalt macht den Kenner.<br />
Lernen braucht Lehrer. Menschen, die Türen<br />
öffnen. Wer Wein verstehen will, ist gut beraten,<br />
sich einen fachkundigen Übersetzer zu suchen,<br />
der einem die Charakteristik, die Herkunft und<br />
das Gesicht eines Weines näher bringt. Jeder<br />
gute Winzer ist ein professioneller Geburtshelfer<br />
und wird den Interessierten erschöpfend mit<br />
den Ecken und Kanten seines Zöglings vertraut<br />
machen können. Viele Weingüter in der Pfalz<br />
und an der Hessischen Bergstraße bieten moderierte<br />
Verkostungen an, bei denen der Winzer<br />
oder Kellermeister über die Spezialitäten des<br />
Hauses informiert und Tipps für die harmonische<br />
Kombination von Wein und Speisen gibt.<br />
Probieren kann man in nahezu jedem Betrieb.<br />
In so berühmten Pfälzer Gütern wie Müller-<br />
Catoir in Neustadt, Reichsrat von Buhl in Deidesheim<br />
oder Knipser in Laumersheim gehört<br />
das Verkosten zum Weinkaufen selbstverständlich<br />
dazu. Das Ambiente in den altehrwürdigen<br />
Gutshäusern macht das Wein-Rendezvous zu<br />
einem besonderen Erlebnis. Auch Winzergenossenschaften<br />
wie die in Schriesheim bieten<br />
fachkundige Anleitung und überraschende Geschmackserlebnisse.<br />
Der persönliche Geschmack<br />
entscheidet<br />
Ein internationales Sortiment und eine kompetente<br />
Beratung bieten sich dem Weinfreund in<br />
feinen Fachhandlungen, wie sie in der Metropolregion<br />
Rhein-Neckar immer zahlreicher zu<br />
finden sind. Viele dieser Geschäfte veranstalten<br />
themenbezogene Weinproben, nicht selten mit<br />
edlen Raritäten und Topweinen aus Deutschland<br />
und dem Rest der Welt.<br />
Die Weinprobe zu Hause ist ein sensorisches<br />
Erlebnis, bei dem auch der persönliche Geschmack<br />
eine Hauptrolle spielen darf und soll:<br />
Wer beispielsweise mit seinem Lieblingswein<br />
beginnt und sich dann glasweise neuen Sphären<br />
öffnet, der schult sein Wein-Wissen quasi<br />
von der Pike auf. Denn es ist eine sinnlose und<br />
ganz und gar eintönige Angelegenheit, Nase und<br />
Zunge ausschließlich mit Spitzenweinen zu ver-<br />
SEHEn, RiEcHEn, ScHMEckEn – UnD DARÜBER REDEn: ERST ERFAHRUnG UnD REGElMäSSiGER<br />
kOnTRAST ERMöGlicHEn ES, GUTE vOn SEHR GUTEn WEinEn UnTERScHEiDEn zU könnEn.<br />
MARkAnTE GEScHMAcklicHE UnTERScHiEDE BlEiBEn AUF iMMER iM GEDäcHTniS.<br />
wöhnen. Erst Erfahrung und regelmäßiger Kontrast<br />
ermöglichen es, gute von sehr guten und<br />
ordentliche von mittelmäßigen Weinen unterscheiden<br />
zu können.<br />
Beim Genießen<br />
die Sinne trainieren<br />
Für eine gelungene Verkostung braucht es wenige<br />
Voraussetzungen: einen taghellen und geruchsneutralen<br />
Raum, in dem Farbe und Reflexe des<br />
Weins klar zur Geltung kommen. Parfums und<br />
Tabakduft sollten tabu sein. Eine blütenweiße<br />
Tischdecke und dünnwandige, bauchige Stielgläser,<br />
die sich nach oben hin verjüngen, sind selbst-<br />
hier geht probieren über stUdieren<br />
Weingüter<br />
n Christmann, Neustadt-Gimmeldingen<br />
VdP-Chef Steffen Christmann bringt tradition und innovation zusammen,<br />
seit einigen Jahren werden die Weinberge biodynamisch bewirtschaftet.<br />
die Großen Gewächse vom Riesling gehören zu den besten Weißweinen<br />
der Welt. www.weingut-christmann.de<br />
n dr. Kern Schloss deidesheim<br />
Auf der ehemaligen Residenz der Speyrer Fürstbischöfe wird seit 1715<br />
Wein angebaut. Neben klassischen Rebsorten wie Riesling und Gewürztraminer<br />
sind auch Weißburgunder und Chardonnay vertreten. die Weine<br />
können auch im angeschlossenen Gutsausschank probiert werden.<br />
www.weingut-dr-kern.de<br />
verständlich. Klare Verhältnisse sind in diesem<br />
Falle wichtiger als verblendende Romantik.<br />
Eine Degustation benötigt einen guten Regisseur,<br />
der klare Spielregeln formuliert. Interessanter<br />
als ein weinhaltiges Allerlei ist es, verschiedene<br />
Rebsorten (einer Farbe), bestimmte<br />
Weintypen oder Jahrgänge eines spezifischen<br />
Weines kennen zu lernen. Ein deutscher Riesling<br />
in Kombination mit einem Grünen Veltliner<br />
aus Österreich oder einem spanischen Albarino<br />
beispielsweise kann den persönlichen<br />
Wein-Horizont nachhaltig öffnen und eine<br />
tiefer gehende Leidenschaft entfachen. Auch<br />
ein Rendezvous von badischem Spätburgunder,<br />
italienischem Chianti und australischem Shiraz<br />
hilft Einsteigern beim Erkennen von wesentlichen<br />
geschmacklichen Unterschieden, die so<br />
markant sind, dass sie auf immer im Gedächtnis<br />
bleiben – das hilft beim Einschätzen neuer<br />
oder unbekannter Tropfen und ist eine schöne<br />
Grundschule zur systematischen sensorischen<br />
Weiterbildung.<br />
Sehen, Riechen, Schmecken: Eine gute Weinprobe<br />
findet immer auch im Kopf statt. Die<br />
Verkostung ist eine Melange aus chemischen<br />
Reizen, sensorischem Training und einem fitten<br />
emotionalen Erinnerungsvermögen. Nach wie<br />
vor der schönste Gedächtnissport der Welt.<br />
text: thomas tritsch n<br />
n august Ziegler, Maikammer<br />
die brüder Harald und Uwe Ziegler gelten als Erfolgsduo an der deutschen<br />
Wein-Front. im vergangenen Jahr wurden sie von der deutschen<br />
landwirtschaftsgesellschaft (dlG) zu „Winzern des Jahres“ gekürt. die<br />
achte Generation hat das historische Weingut aus Maikammer in die nationale<br />
Spitze geleitet und auch mit internationalen Rebsorten wie Cabernet<br />
Franc für Aufsehen gesorgt. www.august-ziegler.de<br />
n Josef Biffar, deidesheim<br />
lilli biffar-Hirschbil erzeugt auf zwölf Hektar bester deidesheimer lagen<br />
exzellente trockene Riesling Spätlesen, die zu den besten der Mittelhaardt<br />
zählen. Seit 2006 stellt das Weingut schrittweise auf ökologischen<br />
Anbau um. www.josef-biffar.de �<br />
58 UBI BENE<br />
UBI BENE 59
Genießen Sie die letzten<br />
Sommertage in unserem<br />
romantischen Garten oder<br />
in unserem gemütlich<br />
eleganten Restaurant.<br />
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Probieren Sie ausgesuchte<br />
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Telefon (06201) 32368<br />
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11.30 – 14.00Uhr und ab 17.30 Uhr<br />
Montag und Dienstag Ruhetag<br />
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www.weinrefugium.de<br />
Wein-Refugium GmbH<br />
Filiale Mannheim<br />
Seckenheimer Straße 29 | 0621/449539<br />
Filiale Heidelberg-Bergheim<br />
Bergheimer Straße 97 | 06221/20385<br />
Filiale Heidelberg-Handschuhsheim<br />
Dosssenheimer Landstraße 47 | 06221/136161<br />
GaStGEBER<br />
n rothweiler, Bensheim-auerbach<br />
Junges Weingut, das seit 1983 die Weinszene an der Hessischen bergstraße<br />
bereichert. Als erster hat Hanno Rothweiler die Sorte St. laurent<br />
angebaut und zu wegweisenden Qualitäten erzogen. der Riesling dominiert<br />
den Rebsortenspiegel des kreativen und experimentierfreudigen<br />
Winzers, dessen Weine weit über deutschlands zweitkleinstes Anbaugebiet<br />
einen großen Fanclub haben. www.weingut-rothweiler.de<br />
n Simon-Bürkle, Zwingenberg<br />
Ambitioniertes Weingut mit konsequent qualitätsorientierter Ausrichtung,<br />
das sich schnell an die Spitze der Hessischen bergstraße vorgearbeitet<br />
hat. der trockene Riesling „Granit“ verkörpert wunderschön das<br />
terroir der Zwingenberger lagen. darüber hinaus erzeugt das Weingut<br />
einen außergewöhnlich gehaltvollen Cabernet Sauvignon. im Restaurant<br />
und Weinbistro „bunter löwe“ werden die Weine zu feiner regionaler Küche<br />
serviert. www.simon-buerkle.de<br />
Winzergenossenschaften<br />
n Bergsträßer Winzer e. G., heppenheim<br />
Von den zirka 450 Hektar Anbaufläche an der Hessischen bergstraße bewirtschaftet<br />
die Genossenschaft mehr als die Hälfte. der betrieb wurde<br />
1904 gegründet und umfasst heute 17 Einzellagen mit rund 265 Hektar<br />
an der Hessischen und badischen bergstraße. Erzeugt werden gebietsund<br />
sortentypische Weine von großer Vielfalt. Eine Spezialität sind die<br />
vielfach prämierten trockenbeerenauslesen und Eisweine.<br />
www.bergstraesserwinzer.de<br />
n Winzergenossenschaft Schriesheim<br />
der 1930 gegründete betrieb hat die gesamte Wein-Vielfalt der badischen<br />
bergstraße im Keller. Knapp 200 engagierte Winzer bewirtschaften rund<br />
130 Hektar Weinberge in Schriesheim und den Nachbargemeinden. im<br />
Mittelpunkt stehen klassische badische Rebsorten wie Riesling, Weißund<br />
Grauburgunder sowie Silvaner. der Spätburgunder spielt hier eine<br />
besondere Rolle und präsentiert sich als aromatischer Rotwein, frischer<br />
Rosé und gehaltvoller blanc de Noir. die zahlreichen Ehrenpreise sind<br />
für Geschäftsführer Harald Weiss ein Ansporn, den aufstrebenden betrieb<br />
qualitativ weiter auszubauen. Man setzt auf einen naturnahen und<br />
schonenden Anbau, reduzierte Erträge und sortentypische Weine mit<br />
klarem Herkunftscharakter. im gemütlichen Weinladen können Kunden<br />
das Sortiment unter fachkundiger beratung verkosten. Für Gruppen stehen<br />
nach terminabsprache die „Kuhbergstube“ oder das Gewölbe des<br />
Zehntkellers für Weinproben zur Verfügung. www.wg-schriesheim.de<br />
Wein-handlungen<br />
n Wein-atrium, heidelberg<br />
Seit 25 Jahren eine der ersten Adressen in Heidelberg mit einem wunderbaren<br />
Sortiment von Weinen aus Europa und Übersee – vom „Alltagswein“<br />
bis zum noblen Grand Cru. täglich können Weine verkostet<br />
werden, das gediegene Haus veranstaltet themen-Proben und kulinarische<br />
Weinreisen mit Schwerpunkt Frankreich, italien und deutschland.<br />
Ein fachkundiges und geschultes Personal beantwortet Fragen und gibt<br />
tipps für die Weinprobe daheim. www.wein-atrium.de<br />
FAcHkUnDiGE AnlEiTUnG UnD ÜBERRAScHEnDE GEScHMAckSERlEBniSSE: WEinpROBEn in DER<br />
WinzERGEnOSSEnScHAFT ScHRiESHEiM ODER DER pROBiERSTUBE iM WEinGUT AUGUST ziEGlER.<br />
n Wein-refugium<br />
innovative Weinhandlung mit Filialen in Mannheim und Heidelberg<br />
und exzellenter Auswahl an deutschen Spitzenerzeugern, internationalen<br />
Kostbarkeiten und einem Riecher für die Aufsteiger der Wein-<br />
Szene. Als unabhängiges Haus kauft man ohne Zwischenhändler<br />
vornehmlich bei den Weingütern der Alten Welt. Allein aus deutschland<br />
sind über 500 Weine von top-Erzeugern vorrätig, darunter immer<br />
wieder Entdeckungen, die man außer im Weingut selbst kaum<br />
findet. bei den regelmäßig stattfindenden Hausmessen können die<br />
Weine unverbindlich verkostet werden. Nächster termin am 26. bis<br />
28. November im trafohaus in der Schwetzingerstadt.<br />
www.weinrefugium.de<br />
n Weinhaus puppel im Goldenen adler, Weinheim<br />
Über 400 Kreszenzen von Spitzenerzeugern lassen die Herzen der<br />
Weinfreunde höher schlagen. insbesondere Frankreich, Spanien und<br />
italien sind repräsentiert. die Güte der offenen Weine ist überdurchschnittlich<br />
hoch, die beratung äußerst freundlich und bewandert. die<br />
angeschlossene Gastronomie ist geschmackvoll auf die flüssigen<br />
Genüsse abgestimmt. der tipp für mediterrane Spätsommerabende<br />
an der badischen bergstraße. www.weinhaus-puppel.de<br />
n Barbara’s Wine-yards, Schwetzingen<br />
Neben einem gut sortierten Weinladen bieten barbara Grundler und<br />
Arno Gänsmantel diverse kulinarische Seminare, auch zum thema<br />
Wein. Neben Sensorik-Kursen werden unter anderem länderspezifische<br />
Verkostungen angeboten oder die großen Weltstars der Weinszene<br />
vorgestellt. www.barbaras-wine-yards.de<br />
n Weinkontor Schwarz, Speyer<br />
Zwei Mal im Jahr lädt der ambitionierte Weinladen in Speyer zur<br />
Hausmesse ein. Gäste können die feine und ausgewogene Kollektion<br />
des 1999 eröffneten Fachgeschäfts in Gesellschaft fachkundiger<br />
beratung verkosten und mehr über den individuellen Stil, über Herkunft<br />
und Geschichte der Weine erfahren. Pfälzer Erzeugnisse spielen eine besondere<br />
Rolle im Geschäft von Stefan Schwarz und Jürgen Kemmerer.<br />
www.weinkontor-schwarz.de<br />
Ehrenpreis fünf mal in Folge!<br />
Badische Gebietsweinprämierung<br />
2004, 2005, 2006, 2007 & 2008<br />
Bereich Badische Bergstrasse<br />
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Heidelberger Str. 3 · 69198 Schriesheim<br />
Telefon 0 62 03-615 60<br />
Mo – Fr: 8:00 – 18:00 Uhr, Sa: 8:00 – 13:00 Uhr<br />
www.wg-schriesheim.de<br />
60 UBI BENE<br />
UBI BENE 61
uNternEHMEn<br />
exklusive Bad-Kultur<br />
für nachhaltige lebensart<br />
Kultur bestimmt Konsum. Soziale Veränderungsprozesse sind eine Melange aus gesellschaftlichem<br />
Wandel und kultureller Kontinuität. Mit ihnen reformiert sich das lebensgefühl einer Gemeinschaft.<br />
Nur wer soziale Mutationen wirklich versteht, kann sie für sich und sein Unternehmen nutzen. „Man<br />
kann Werke schließen oder neue Kunden suchen“, sagt dr. Ragnar K. Willer. Für den Wirtschafts- und<br />
Kulturwissenschaftler ist unternehmerischer Erfolg vor allem eine Frage der richtigen Perspektive.<br />
Seit über zehn Jahren beschäftigt er sich mit der Frage, warum Menschen so leben und kaufen, wie<br />
sie es tun. im elterlichen Handwerksbetrieb willer sanitär und heizung gmbh in ludwigshafen will<br />
der kreative Vordenker demnächst sein Meisterstück vollenden.<br />
in der aktuellen Krise erkennt Ragnar K. Willer<br />
den Übergang von einem fossilen zu einem<br />
post-fossilen Zeitalter: Die Lebensweise<br />
von immer mehr Menschen folgt den Prinzipien<br />
Gesundheit und Nachhaltigkeit und mündet in<br />
einer Nachfrage nach wirtschaftlich und ökologisch<br />
sinnvollen Produkten und Dienstleistungen.<br />
Dies bedeutet gerade nicht Verzicht oder<br />
Verlust, sondern eine Befreiung des Konsumenten<br />
aus kulturell überholten Denkmustern<br />
zu Gunsten einer höheren Lebensqualität. Die<br />
alten Statussymbole sind eingerostet, in den sozialen<br />
Laboratorien eines urbanen Mikrokosmos<br />
siegt die Kreativität über den Materialismus.<br />
„Wir erleben gerade das Ende der Öko-Spießigkeit“,<br />
ist Willer überzeugt.<br />
Umweltschutz und ökosoziale Themen werden<br />
in den Medien edler und trendiger präsentiert.<br />
„Green Living“ und Bio-Lifestyle transportieren<br />
ein positives Image, der Weg führt weg vom<br />
angestaubten Müsli-Image. Ethik und Hedonismus<br />
sind keine Widersprüche mehr. Öko<br />
entdeckt Design, die „Generation Environment“<br />
startet voll durch. Trendbewusste Anhänger<br />
der LOHAS-Bewegung („Lifestyle of Health<br />
and Sustainability“) tragen menschenrechtlich<br />
korrekt gewebte Pullover und trinken natürlich<br />
fermentierte Limonade. Ragnar Willer spricht in<br />
einem durchaus positiven Sinne von einer „Bionadisierung<br />
der Gesellschaft“, die insbesondere<br />
die Erwartungen der jüngeren Generation an<br />
eine Gesellschaft im Wandel spiegelt.<br />
Oceo – eine vietnamesische Stadt<br />
gab Willers Netzwerk seinen Namen<br />
Bio ist schick. Glamour wird grün. Luxus leuchtet<br />
heute dezenter als bisher. Eine boomende<br />
Branche bietet Unternehmen eine Menge<br />
Spielraum. Öko-Marketing ist zumeist schlicht,<br />
transparent und konsequent informativ. Das Design<br />
ist frisch und minimalistisch. „Ein Produkt<br />
muss inszeniert werden, um die Zielgruppe zu<br />
erreichen. Hässlichkeit verkauft sich schlecht“,<br />
weiß der Kulturexperte, der in Berlin eine Agen-<br />
DUScHvERGnÜGEn xxl: BäDER DER lUDWiGSHAFEnER WillER GMBH<br />
SinD BEiDES, lUxURiöS UnD ökOlOGiScH SinnvOll.<br />
tur für Konsumsoziologie gegründet hat, die als<br />
kreativ-kollektives Netzwerk mit Universitäten<br />
und Forschungseinrichtungen zusammenarbeitet.<br />
OC EO Consult untersucht gesellschaftliche<br />
Veränderungen und ihren Einfluss auf das<br />
Konsumverhalten der Bevölkerung an einem soziokulturell<br />
durchaus avantgardistischen Standort.<br />
„Wir möchten den Wandel für Unternehmen<br />
verständlich machen und ihnen auf diese<br />
Weise helfen, neue Kunden zu finden“, erläutert<br />
Ragnar Willer den interdisziplinären Ansatz<br />
seiner Beraterfirma im Herzen der Hauptstadt.<br />
Der Forscher legt das Augenmerk auf den kulturellen<br />
Aspekt der Globalisierung, der seiner<br />
Meinung nach gerade in der deutschen Wirtschaft<br />
auf das Sträflichste vernachlässigt wird:<br />
„Globaler Austausch dreht sich auch, aber eben<br />
nicht nur um ökonomische Interessen.“<br />
Schon der außergewöhnliche Name seines Kreativ-Pools<br />
ist ein Sinnbild für ein weit gefächertes<br />
Vernetzungsdenken: OC EO ist eine vietnamesische<br />
Hafenstadt, die bereits im zweiten �<br />
62 UBI BENE<br />
UBI BENE 63
64<br />
uNternEHMEn<br />
bis sechsten Jahrhundert als zentraler Umschlagplatz<br />
für Handelsgüter eine tragende Rolle<br />
eingenommen hatte. Ausgrabungen von römischen<br />
Münzen zeugen von der Existenz früher<br />
globaler Austauschbewegungen auf zunächst<br />
kultureller, politischer und religiöser wie auch<br />
auf ökonomischer Ebene.<br />
Natur ist zum Lifestyle geworden<br />
In einem besseren kulturellen Verständnis sieht<br />
Willer enorme wirtschaftliche Potenziale. Auf<br />
der unternehmerischen Prioritätenliste sollte der<br />
Kunde in jedem Fall vor dem Produkt platziert<br />
sein, so der Berater, den vor allem die Ursachen<br />
und Motive wirtschaftlicher und gesellschaftlicher<br />
Veränderungen interessieren. In seiner Dissertation<br />
an der Berliner Humboldt-Universität<br />
hat er sich mit dem Konsumverhalten in der<br />
indonesischen Mischkultur beschäftigt und den<br />
„Mythos des globalen Konsumenten“ entkernt:<br />
UBI BENE<br />
Das ökonomische Zusammenwachsen führt<br />
laut Willer nicht zu einer Homogenisierung der<br />
Welt. Vielmehr entstehen lokale Besonderheiten,<br />
die den Bedürfnissen der Menschen nach<br />
kleinräumigen Identitätsräumen entsprechen.<br />
Er selbst spricht dabei von „Glokalisierung“: In<br />
jedem Kulturkreis wird landesspezifisch konsumiert.<br />
Darin erkennt Willer die entscheidende<br />
neue Dimension für eine nachhaltig erfolgreiche<br />
Entwicklung und Vermarktung von Produkten.<br />
Jedes erfolgsorientierte Unternehmen müsse sich<br />
mit diesen Tatsachen auseinandersetzen und sie<br />
verstehen, sagt der Südostasienexperte. Seinen<br />
Landsleuten verordnet Ragnar Willer, den Blick<br />
nach Fernost zu schärfen. Für deutsche Unternehmer<br />
sei Asien außer China meist nur „rest<br />
of the world“ – eine mangelnde Umsicht mit erheblichen<br />
ökonomischen Folgen. Wichtige Zukunftsmärkte<br />
könnten so leichtfertig übersehen<br />
werden. Statt die Welt flüchtig zu betrachten,<br />
SOlARAnlAGEn RÜckEn iMMER MEHR<br />
inS BlickFElD. RAGnAR WillER iST<br />
ÜBERzEUGT: „WiR ERlEBEn GERADE DAS<br />
EnDE DER ökO-SpiESSiGkEiT."<br />
müssen soziale Zusammenhänge in ihrer gesamten<br />
Komplexität wahrgenommen werden, so der<br />
Wissenschaftler, der unter anderem an der London<br />
School Of Economics studiert hat.<br />
Im Kontext des 21. Jahrhunderts bedeutet das<br />
die von Willer propagierte Ausrichtung auf das<br />
post-fossile Zeitalter: Natur ist zum Lifestyle geworden.<br />
Eine ökologisch denkende und handelnde<br />
Gesellschaft ist trendy. Bio lebt von einem<br />
ganzheitlichen positiven Image. Öko-Produkte<br />
kommen nicht mehr in Sack und Asche daher,<br />
sie zeigen sich amüsant, pfiffig und sexy. Das<br />
Kommunikationsdesign entspricht ihrer grünen<br />
Natur, ein guter visueller Auftritt gilt nicht<br />
mehr als verdächtig. Die neue Öko-Ästhetik<br />
spricht Sinne und Gewissen des Konsumenten<br />
an. „Werbung ist die Projektionsfläche unserer<br />
Wünsche und Hoffnungen“, konstatiert Ragnar<br />
Willer. Als Insider und unternehmerischer Visionär<br />
hat er sich ein Ziel definiert und den Weg<br />
eingeschlagen: die Umstellung und Anpassung<br />
des elterlichen Betriebs, der Willer Sanitär und<br />
Heizung GmbH, auf den soziokulturellen Werte-Wandel.<br />
Das Projekt ist ein lokales Modell<br />
seiner global gültigen Überzeugung.<br />
Design muss ästhetischen und<br />
ökosozialen Ansprüchen genügen<br />
Vor zwei Jahren hat Willer mit einer umfassenden<br />
Neupositionierung begonnen. Auf Wunsch<br />
seiner Eltern hat er die 1890 gegründete Willer<br />
Sanitär und Heizung GmbH auf eine zunehmend<br />
ökosozial tickende Gesellschaft und den<br />
ästhetisch anspruchsvollen Konsumenten ausgerichtet.<br />
„Die Frage war: Wie bleibt die Firma<br />
relevant?“, erklärt der Unternehmer, der für den<br />
mittelständischen Betrieb mit 65 Mitarbeitern<br />
eine konsequente neue Strategie entworfen hat:<br />
Willer inszeniert das Luxus-Bad als Lifestyle-<br />
Komponente von dauerhaftem Wert.<br />
Durch eine verbesserte Firmen-Kommunikation<br />
via Internet und Infoveranstaltungen holt<br />
er sich die Wünsche der Kunden ins Haus. Die<br />
Beziehung zum Konsumenten wird enger, der<br />
Dialog in beide Richtungen forciert. Willer startet<br />
Marketing-Kampagnen zum Thema Regenerative<br />
Energien und stellt das Firmengebäude<br />
komplett auf Holzpellets-Heizung um. Auf dem<br />
Dach des Lagers ist eine Photovoltaikanlage<br />
installiert, zwei weitere solarthermische Anlagen<br />
sind in Vorbereitung. Der Kundenbereich<br />
wird zum Concept Store umgebaut, in dem anspruchsvolles,<br />
minimalistisches Bad-Design des<br />
21. Jahrhunderts professionell und zeitgemäß<br />
inszeniert wird.<br />
„Erneuerbare Energien sind nicht spießig,<br />
sondern stylish“, erläutert der Kreativkopf und<br />
überzeugte Bahnfahrer. Bis zum 120. Jubiläum<br />
der Firma im kommenden Jahr soll die konzeptionelle<br />
und ideelle Neuausrichtung vollendet<br />
sein. Ragnar K. Willer möchte exklusive Bad-<br />
Kultur als Aspekt einer nachhaltigen Lebensart<br />
verstanden wissen. Funktion, Ästhetik und<br />
Emotion, die sich in einem individualisierten<br />
Lebensraum vereinigen, der Qualität mit Langlebigkeit<br />
verbindet. Nachhaltigkeit als Lifestyle.<br />
Öko und Luxus vereint. Strategischer Konsum<br />
ist das Gebot der Stunde. text: thomas tritsch n<br />
Weitere informationen<br />
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Auszeichnungen und Awards:<br />
AIPP AWARD 2008-<strong>2009</strong><br />
1.Platz: Gewinner der Kategorie BEST PHOTO<br />
German Hairdressing Award 2008<br />
3x TOP TEN<br />
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TOM|CO. im Finale unter TOP TEN - WELTWEIT<br />
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Wenn die Grenzen zwischen Hand-<br />
werk und Kunst fließen, ist thomas-<br />
armin Mathes in seinem Element.<br />
der kreative Kopf von tomCo – Fri-<br />
seure + Seminare geht gerne neue,<br />
künstlerische Wege. in seiner preisge-<br />
krönten Kollektion „Avantgarde“ spielt<br />
Naturhaar eine untergeordnete Rolle.<br />
Auch sein Kreativteam zur Entwicklung<br />
neuer Schnitte lässt er mit anderen Ma-<br />
terialien experimentieren, denn: „Wer nur<br />
mit dem vertrauten Material Haare arbeitet,<br />
macht irgendwann nur noch das Vertraute.“<br />
66 UBI BENE<br />
UBI BENE 67
KuNStSinn<br />
68 UBI BENE<br />
UBI BENE 69
KuNStSinn<br />
THOMAS-ARMin MATHES WURDE in pARiS<br />
FÜR SEinE AvAnTGARDE-kREATiOnEn DER<br />
REnOMMiERTE Aipp-AWARD vERliEHEn.<br />
„MiCH REiZt ES, EtWAS<br />
grenzgängerisches ZU MACHEN.“<br />
thomas-Armin Mathes eröffnete 1996 gemeinsam<br />
mit thomas Mück den ersten tomCo-<br />
Salon in Mannheim. Heute gehören die vier<br />
Filialen der beiden Friseure in Mannheim, Heidelberg<br />
und Saarbrücken zu den top-Adressen<br />
deutschlands. der 46-Jährige, der die Entwicklung<br />
der tomCo-Frisurenkollektionen verantwortet,<br />
bewundert den Friseur-Pionier Vidal<br />
Sassoon und den britischen Mode-Fotografen<br />
Nick Knight und schätzt die Kunst von Anselm<br />
Kiefer und thomas Ruff.<br />
herr Mathes, tomco steht doch eigentlich für<br />
Frisuren, die funktionieren. die kreativ sind,<br />
aber vor allem tragbar. das sind die gebilde ihrer<br />
„avantgarde“-kollektion ja nicht gerade …<br />
thomas-Armin Mathes: Nein, eindeutig nicht!<br />
Unsere Frisurenkollektionen sind natürlich<br />
kommerziell. das gilt auch für die Fotos der<br />
Kollektionen: damit wir sie unseren Kundinnen<br />
und Kunden anbieten und das Schnittkonzept<br />
dokumentieren können. denn hinter jedem<br />
Schnitt steckt eine Arbeitstechnik, die geschult<br />
und trainiert werden muss. daneben reizt mich<br />
aber auch die idee, etwas zu inszenieren, das<br />
nicht verkäuflich ist, etwas Grenzgängerisches<br />
zu machen.<br />
dann ist „aventgarde“ also haute couture, im<br />
gegensatz zum prêt-à-porter der konventionellen<br />
Frisurenkollektion?<br />
t. M.: in gewisser Weise schon. Wir stehen in<br />
der Fachwelt ja nicht nur für hohe handwerkliche<br />
Qualität, sondern auch für Kreativität. bei<br />
„Avantgarde“ steht der künstlerische Anspruch<br />
im Vordergrund.<br />
was machen sie, wenn jemand dennoch einen<br />
haarschnitt aus der „avantgarde“-serie haben<br />
möchte?<br />
t. M.: (lacht) das ist schon passiert. Eine Kundin<br />
in Saarbrücken stellte sich vor, den langen<br />
bewegten Zopf abends zu tragen. Eine statische<br />
Unmöglichkeit. Aber wir haben was anderes<br />
gemacht, nämlich mit Kunsthaaren und draht<br />
gebastelt. Nicht ganz in diesen dimensionen.<br />
Aber das Ergebnis war sehr interessant.<br />
wie entstand die idee zu der Fotostrecke?<br />
t. M.: die Grundidee war die Silhouette. die Herausforderung<br />
war eine technische: Wir haben<br />
bei extrem starkem Gegenlicht gearbeitet, das<br />
eine ganz bestimmte Schärfe der Konturen erzeugt.<br />
Was man schwarz-weiß wahrnimmt, ist<br />
in Wirklichkeit ein Farbfoto, aber die Farbigkeit<br />
tritt durch dieses Gegenlicht völlig zurück. die<br />
Frisurenformen sollten überdimensionierte<br />
Formen haben. Es sind ja nicht alles Haare auf<br />
den Fotos.<br />
welche Materialien kamen noch zum einsatz?<br />
t. M.: Nehmen Sie zum beispiel den Afro:<br />
dieses schwammartige Material wird in Filteranlagen<br />
für Gartenteiche verwendet.<br />
sie haben sich im baumarkt inspirieren lassen?<br />
t. M.: Ja. dieses Zeug gibt es in großen blöcken,<br />
die man mit der Schere bearbeiten kann.<br />
bei Wolle-Rödel habe ich außerdem Wolle gefunden,<br />
die die den Effekt gekrauster Haare<br />
hat. ich habe wochenlang experimentiert.<br />
wie immer gemeinsam mit dem Fotografen<br />
daniel lukac …<br />
t. M.: Wir arbeiten seit vielen Jahren zusammen.<br />
Gemeinsam mit Ann-Christin Schuhmacher,<br />
die die digitale bildbearbeitung übernimmt,<br />
sind wir ein perfektes team. Unsere<br />
drei Modelle haben zwei tage lang Schwerstarbeit<br />
geleistet: in diesen dehnbaren strumpfartigen<br />
Netzen mussten sie ihre Positionen<br />
gegen den druck des Gewebes halten. Außerdem<br />
schauten sie ständig ins Gegenlicht. Aber<br />
das Shooting hat unglaublichen Spaß gemacht,<br />
weil wir vom ersten testschuss an ein Gefühl<br />
der begeisterung hatten, dass alles sehr, sehr<br />
rund ist.<br />
die association internationale presse professionnelle<br />
coiffure (aipp) hat ihnen in paris für<br />
diese serie den „best photo“-award verliehen.<br />
eine ehre?<br />
t. M.: Eine ganz besondere Ehre! in der AiPP<br />
sind die weltweit wichtigsten Fachmagazine<br />
der Friseurbranche organisiert. Salons von<br />
Australien bis Alaska reichen ihre bewerbung<br />
ein. Aus einer Vorauswahl von zehn bewerbern<br />
können dann alle Mitglieder der Vereinigung<br />
den Sieger wählen.<br />
eine expertenwahl also …<br />
t. M.: … bei der jede Redaktion eine Stimme<br />
hat. die beteiligung ist sehr hoch. dass wir uns<br />
hier durchgesetzt haben, macht mich ganz besonders<br />
stolz.<br />
was macht mehr spaß: die avantgardistische<br />
Fotostrecke oder die entwicklung einer neuen<br />
kommerziellen Frisurenkollektion?<br />
t. M.: Kann ich gar nicht sagen. bei Frisuren<br />
geht es um individualität. Es ist nicht entscheidend,<br />
ob man was besonders Schräges oder<br />
Schrilles macht. An einem Haarschopf hängt<br />
eine Person. Und zu der muss das passen. Alles<br />
ist befriedigend, wenn es stimmig ist.<br />
es heißt, dass sie ihr kreativteam zur entwicklung<br />
neuer schnitte und techniken auch mal<br />
mit papier und klebstoff basteln lassen …<br />
t. M.: Wir beginnen seit diesem Jahr an Styroporköpfen,<br />
an die Papierstreifen geklebt<br />
werden, geformt, gefaltet oder geknüllt. dann<br />
werden die Köpfe getauscht und interpretiert.<br />
Aus der Abstraktion entwickelt ein anderer Mitarbeiter<br />
an einem Puppenkopf einen Schnitt.<br />
Wenn man immer nur mit dem vertrauten Material<br />
Haare arbeitet, läuft man Gefahr, irgendwann<br />
nur noch das Vertraute zu machen.<br />
interview: Ute Maag n<br />
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panorama im Quadrat<br />
Ein Quadrat ist klar definiert: als Viereck mit vier rechten Winkeln und vier gleich langen Seiten.<br />
doch nicht alles passt in die Fläche eines Quadrats – schon gar nicht Fotografien von steil aufragenden<br />
Hochhäusern und grandiosen landschaften. der Mannheimer verlag „edition Quadrat“ hat daher<br />
längst seinen ursprünglichen Zuschnitt gesprengt. Hinzugekommen ist die „Edition Panorama“, in der<br />
hochwertige Kunstbände und –kalender mit Motiven aus der ganzen Welt erscheinen. Auch das neue<br />
Verlagsgebäude in G 7, 14 eröffnet Ein- und Ausblicke im Panoramaformat.<br />
Wer nach Literatur zum Thema Mannheim<br />
stöbert, landet schnell bei einem<br />
kleinen Verlag. Seit 1976 erscheinen<br />
unter dem Dach der „Edition Quadrat“ sehenswerte<br />
Regionalia: Bildbände zu Stadt-, Kultur-<br />
und Sozialgeschichte, liebevoll und detailreich<br />
gestaltete Werke zum jüdischen Leben oder<br />
auch zum Widerstand im Dritten Reich. Auch<br />
ein früher Band des Mannheimer Fotografen<br />
Horst Hamann ist darunter: „Zeitraum Gleichzeitig<br />
– Gleichgültig?“ aus dem Jahr 1988.<br />
Und genau hier verknüpfen sich zwei Geschichten<br />
zu einer bis heute andauernden Zusammenarbeit:<br />
die zwischen dem Fotokünstler, der ein<br />
Jahr später in die USA auswanderte, und dem<br />
Verleger Bernhard Wipfler. „Kennen gelernt ha-<br />
ben wir uns, als er einen Verlag für seinen Ausstellungskatalog<br />
suchte“, erinnert sich Wipfler<br />
heute: „Der Kontakt ist nie abgerissen, auch als<br />
er in New York arbeitete.“ Dort erfand Hamann<br />
die Panorama-Fotografie neu: Mit extremen<br />
Hochformaten in Schwarzweiß dokumentierte<br />
er die Wolkenkratzer Manhattans. 1993 zeigte<br />
er Bernhard Wipfler die ersten Motive. Der war<br />
begeistert und begann zu tüfteln, wie man diese<br />
jedes gängige Format sprengenden Arbeiten zwischen<br />
zwei Buchdeckeln in Szene setzen könnte.<br />
Drei Jahre später erschien „New York Vertical“,<br />
50 Zentimeter hoch, aufwendig gestaltet und in<br />
Handarbeit gebunden. Fans der Stadt New York<br />
und Kenner der Fotografie waren gleichermaßen<br />
begeistert. Die Buchhändler weniger. „Die<br />
haben dieses Format nicht in ihren Regalen un-<br />
tergebracht“, blickt Bernhard Wipfler zurück.<br />
Heute kann er darüber schmunzeln, doch vor 13<br />
Jahren brauchte er einige Überzeugungskunst –<br />
und eine massive Buchstütze aus Edelstahl, die<br />
er eigens hatte anfertigen lassen: „Damit kann<br />
man den Bildband wunderbar präsentieren. Er<br />
ist ohnehin viel zu schade, um ihn in ein Regal<br />
zu legen.“<br />
Fans und Kenner waren begeistert,<br />
die Buchhändler weniger<br />
Mittlerweile ist „New York Vertical“ nicht nur<br />
ein weltweiter Bestseller und das Standardwerk<br />
der Vertikal-Fotografie, sondern auch das<br />
„Grund-Buch“ der „Edition Panorama“. Mit Hamanns<br />
Werk begann 1996 die Geschichte von<br />
SicHTBETOn UnD pAnORAMA-FEnSTER kEnnzEicHnEn<br />
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(klEinES FOTO linkS UnD OBEn) BiETEn<br />
inTERESSAnTE Ein- UnD AUSBlickE.<br />
Bernhard Wipflers anderem Verlag. Bis heute<br />
erscheinen Hamanns Bücher in Mannheim,<br />
doch aus dem „kleinen Laden“, wie Wipfler die<br />
Anfangszeit liebevoll nennt, ist längst der weltweit<br />
führende Hersteller von großformatigen<br />
Bildbänden geworden, die zahlreiche nationale<br />
und internationale Auszeichnungen gewonnen<br />
haben. Den Panorama-Kalender hat er ebenfalls<br />
marktfähig gemacht, und weil die hochwertigen<br />
Drucke viel zu exquisit sind, um nur<br />
einen Monat lang eine Wand zu schmücken,<br />
können inzwischen auch passende Rahmen direkt<br />
beim Verlag bestellt werden.<br />
Auch Horst Hamann hat Gesellschaft bekommen.<br />
35 Fotografen, darunter Künstler wie Helmut<br />
Hirler, Jaroslav Poncar oder Michael Mar-<br />
tin, veröffentlichen ihre Panorama-Arbeiten<br />
beim Mannheimer Verlagshaus. Den Schwerpunkt<br />
des Portfolios bilden Städte- und Landschaftsfotografien.<br />
Jährlich erscheinen 80 bis<br />
100 Publikationen, darunter etliche Firmenprojekte,<br />
aber auch Auftragsarbeiten des Verlags.<br />
„Die Fotografen suchen uns, weil Edition Panorama<br />
das Original ist“, erklärt Bernhard Wipfler<br />
nicht ohne Stolz: „Aber wir suchen auch die Fotografen<br />
und bestimmte Themen.“ Von Alpen<br />
bis Himalaya verzeichnet das Programm beinahe<br />
jede reizvolle Region der Erde, im Herbst<br />
erscheinen opulente Bände über Japan und Patagonien.<br />
Häufig fährt Bernhard Wipfler selbst<br />
in die Gegenden, zu denen Neuerscheinungen<br />
anstehen: um sich selbst ein Bild zu machen<br />
und um vor Ort mit Autoren zu sprechen. „Bei<br />
uns bilden Text und Fotografie eine Einheit“,<br />
begründet er: „Unsere Schreiber sind erstklassige<br />
Experten.“<br />
Zwei moderne Betonquader<br />
schmiegen sich in die Altbauzeile<br />
Seit einigen Jahren führt Wipfler beide Verlage<br />
gemeinsam mit seinem Sohn Sebastian, seit<br />
einem halben Jahr in neu erbauten Räumen in<br />
G 7. Der Standort ist auch ein Bekenntnis: „Die<br />
Edition Quadrat hat die Quadrate schon im Namen,<br />
und die Edition Panorama beherbergt die<br />
ganze Welt – so wie die Quadrate auch“, erklärt<br />
der 55-Jährige: „Dies ist das spannendste Viertel<br />
der Stadt mit einem enormen kreativen Potential.“<br />
Mit dem Bau beauftragte Sebastian �<br />
72 UBI BENE<br />
UBI BENE 73
KuNStSinn<br />
Wipfler, selbst Architekt, den renommierten<br />
Schweizer Baumeister Prof. Beat Consoni, der<br />
sich mit modernen Sichtbeton-Gebäuden international<br />
einen Namen gemacht hat. „Zum<br />
Glück hat ihn das Projekt sofort gereizt“, erzählt<br />
der 33-Jährige: „Wir fanden es spannend,<br />
in diese Altbauzeile einen modernen Kontrast<br />
zu setzen.“ Die Stadt Mannheim ließ sich gern<br />
von den Plänen überzeugen, Mieter waren nach<br />
drei Jahren Planungs- und Bauzeit schnell gefunden.<br />
Genau genommen sind es zwei Quader, mit<br />
denen Consoni eine der letzten Baulücken in<br />
der Verbindung zwischen Marktplatz und Jungbusch<br />
geschlossen hat, ein Hinterhaus mit mehreren<br />
großzügig geschnittenen Wohnungen und<br />
ein Vorderhaus mit Büroräumen und der neuen<br />
Edition Panorama Galerie im Erdgeschoss. Beide<br />
Betonblöcke sind von riesigen Glasfronten<br />
durchbrochen: Von innen eröffnet sich ein Panorama-Blick<br />
auf die umliegenden Quadrate, von<br />
außen ist durch das Schaufenster der Galerie<br />
das gesamte Panorama des Verlags-Programms<br />
zu sehen.<br />
Hineinschauen lohnt sich, denn im Innern werden<br />
nicht nur eine riesige Auswahl an Büchern<br />
und Kalendern ausgestellt, sondern vor allem<br />
Originalfotografien der Künstler. Für die Wipflers<br />
war es nur logisch, die erste Ausstellung<br />
dem Mann zu widmen, mit dem alles anfing,<br />
Horst Hamann. Weitere Fotografen werden nun<br />
in regelmäßigen Abständen folgen. Demnächst<br />
sollen auch die kleine Küche und die großzügige<br />
Bar ins Konzept einbezogen werden: mit einem<br />
Mittagstisch und der Gelegenheit, einen Espresso<br />
oder einen Drink im Showroom zwischen den<br />
großformatigen Exponaten zu nehmen, oder sich<br />
zwischen die beiden Häuser in den kühlen, puristischen<br />
Innenhof zu setzen. Bernhard Wipfler<br />
hat ein klares Ziel, aber keine Eile dabei. „Wir<br />
möchten ein offenes Haus, nicht nur für das<br />
fotografie-interessierte Publikum, das uns ohnehin<br />
schon kennt“, erklärt er: „Daher wählen wir<br />
den Partner für die Gastronomie sehr sorgfältig<br />
aus – er muss ja schließlich zu uns passen.“<br />
text: Ute Maag n<br />
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liebe<br />
in der Großstadt<br />
Als sie sich kennen lernen, ist Wolf ein mittelmäßig<br />
erfolgreicher Autor, Alina eine buchhändlerin<br />
mit Studienwunsch. doch erst einige<br />
Zeit später im berlin kurz nach dem Mauerfall<br />
werden Wolf und Alina ein Paar. Viele Jahre<br />
leben sie in einsamer Zweisamkeit in zwei nebeneinander<br />
liegenden Wohnungen – bis sie<br />
sich entschließen, ins alte ostberlin zu ziehen.<br />
die gemeinsame Wohnung jedoch wird für Wolf<br />
zum inbegriff für unerträgliche Nähe. distanz<br />
schafft eine sexuelle beziehung zu einer alten<br />
bekannten.<br />
das viel gerühmte erzählerische talent von<br />
Ralf Rothmann ist in diesem Roman das tragende<br />
Element – es ist beeindruckend, wie er<br />
die Quintessenz der beziehung zwischen Alina<br />
und Wolf auf entscheidende Momente zu reduzieren<br />
vermag und dabei das lebensgefühl in<br />
berlin nach der Wende beschreibt.<br />
ralf rothmann<br />
feuer brennt nicht<br />
Suhrkamp <strong>2009</strong><br />
ungeschminkte<br />
Wahrheiten<br />
Mätressen wie Madame Pompadour oder Königinnen<br />
wie Marie Antoinette sind heute noch<br />
Gegenstand von literatur und Film – als inbegriff<br />
dekadenter lebensart. in ihrem buch „Königinnen<br />
und Mätressen“ versucht Autorin benedetta<br />
Craveri eine Annäherung an die Frauen<br />
hinter dem trügerischen Schein des Klischees<br />
und liefert eine spannende Geschichtsstunde<br />
der Weiblichkeit.<br />
die Professorin für französische literatur portraitiert<br />
21 Frauen mit wissenschaftlicher Genauigkeit<br />
– und gerade darin liegt der Reiz des<br />
buches. ihre – soweit es die Quellen zulassen<br />
– präzisen darstellungen sind einnehmend,<br />
pointiert und äußerst klar. Ungeschminkt<br />
zeichnet sie Geliebte und Herrscherinnen, die<br />
durch ihr tun, ihren Stammbaum oder ihre<br />
Sexualität die damals mächtigsten Männer<br />
der Welt lenkten.<br />
<strong>Bene</strong>detta Craveri<br />
Königinnen und Mätressen<br />
Carl hanser verlag 2008<br />
Kunst<br />
als Botschaft<br />
Ausstellungskataloge bieten oftmals nur ein<br />
flüchtiges Vergnügen für das Auge. das über<br />
350 Seiten starke Werk zur Kunstausstellung<br />
im Wiener Museum für angewandte Kunst ist<br />
eine Ausnahme. der band versammelt farbenprächtige<br />
Abbildungen wie die selten gezeigten<br />
Hamzanama-blätter, eine kunstvoll illustrierte<br />
dichtung aus dem Reich der Moguln, und detaillierte<br />
textbeiträge über die globalen Netzwerke<br />
der Kunst.<br />
die Aufsätze von Kunstexperten nehmen sich<br />
aller Facetten des fruchtbaren künstlerischen<br />
Austausches zwischen Europa und Asien vom<br />
15. bis 17. Jahrhundert an. der Höhepunkt ist<br />
der Essay des literaturnobelpreisträgers Salman<br />
Rushdie, der die Entstehung des Hamzanama<br />
mit subtilem Witz vor Augen führt.<br />
Global:lab ist eine exakte dokumentation des<br />
Kulturtransfers zwischen ost und West.<br />
GloBal:laB<br />
Kunst als Botschaft<br />
hatje Cantz verlag <strong>2009</strong> text: viktoria jerke n<br />
dREi loNdoNER tEENAGER, EiNE FASZiNiERENdE StiMME UNd<br />
KÜHlE tANGo-KläNGE – hypnotische ohrwürMer Für den herbst.<br />
Kitty, daisy & lewis:<br />
„Kitty, daisy & lewis“<br />
Unfassbar. Was klingt wie Zeitgenossen eines<br />
Rockabilly-befeuerten Johnny Cash aus den<br />
frühen 50ern im tiefsten Süden der USA, sind<br />
teenager-Geschwister aus der Nähe von london.<br />
Kitty, daisy & lewis durham kanalisieren<br />
mit original-Equipment und beschwingten Versionen<br />
klassischer Songs von Country bis blues<br />
die Energie und Aufbruchstimmung dieser Zeit<br />
dermaßen authentisch, dass man den Regler<br />
immer lauter drehen und nicht mehr zu tanzen<br />
aufhören möchte.<br />
dass die Multiinstrumentalisten nicht das ganze<br />
Arsenal zwischen lapsteel, Harp, Posaune,<br />
banjo, Akkordeon und Xylophon virtuos beherrschen,<br />
spielt dabei keine Rolle. im Gegenteil:<br />
Kleine Wackler machen umso deutlicher, wie<br />
sehr das trio den Geist seiner Musik trifft. deshalb<br />
sind sie auch auf den ganz großen bühnen<br />
bei Rock am Ring und im Vorprogramm der<br />
Stadiontournee von Coldplay gut aufgehoben.<br />
(Rough trade)<br />
florence + the Machine:<br />
„lungs“<br />
Florence Welch beschreibt es selbst am besten:<br />
Auf „lungs“ fände sich „die Musik, die lily Allen<br />
oder Kate bush machen würden, wären sie,<br />
eingesperrt in einen Käfig voller Schlangen, im<br />
Keller eines beerdigungsinstituts in louisiana<br />
aufgewachsen“.<br />
dass die 22-jährige Frontfrau des britischen<br />
Projekts Florence + the Machine dabei teilweise<br />
an die gesangliche Energie von ikonen<br />
wie Annie lennox oder Patti Smith heranreicht,<br />
ist eine Seite dieser auf Anhieb faszinierenden<br />
Medaille. Aus abgründigen texten,<br />
Soul, Punk und harfenumwehtem 80er-Jahre-<br />
Songwriter-Pop entstehen aber auch geradezu<br />
hypnotische ohrwürmer – teils wuchtig wie<br />
der Single-Hit „Kiss With A Fist“, teils sphärische<br />
balladen wie aus dem Märchenreich<br />
von Kate bush und Co. Ein großartiges debüt.<br />
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artemis Quartet & Jacques<br />
ammon: „the piazzolla projekt“<br />
Auf dem schmalen Grat zwischen E und U<br />
scheiterten schon viele mit läppischem. oft<br />
klingt, was entsteht, wie ein lauwarmer Aufguss.<br />
Nun ist Astor Piazzollas Musik zwar fast<br />
immer tango-Musik und also dem U zuzurechnen.<br />
Aber die Art und Weise, wie Piazzolla die<br />
Stimmen setzte, hat fast schon wieder etwas<br />
Klassisches. das Artemis Quartet und der Pianist<br />
Jacques Ammon widmen sich dieser Musik<br />
mit einer großen Verve, die aber eines nie wird:<br />
frei pulsierend und improvisatorisch.<br />
Natürlich kann man das als etwas künstlich<br />
empfinden. Aber in der artifiziellen Perfektion<br />
der interpretationen besteht bei genauerem<br />
Hinhören der Reiz. Für den tanzenden tango-<br />
Fan könnte das zu kühl sein, für den Musikhörer<br />
indes, der diese Musik in gepflegter Atmosphäre<br />
genießen möchte, scheinen das Klaviertrio,<br />
das Streichquartett und die beiden Klavierquintette<br />
ein Nonplusultra des Crossover. (Virgin<br />
Classics)<br />
text: stefan M. dettlinger, jörg-peter klotz n<br />
76 UBI BENE<br />
UBI BENE 77
KÖrperGEFÜHl<br />
DiE BAnk in DER TRAininGSHAllE iST DER liEBlinGSplATz vOn MARcUS kUHl.<br />
HiER BEOBAcHTET ER TEAM UnD TRAinER, niMMT klEinSTE STRöMUnGEn WAHR.<br />
der spiel-Macher<br />
Anfang September hat die Saison der deutschen Eishockey liga (dEl) begonnen.<br />
die Adler Mannheim, sechsmaliger deutscher Meister, haben sich die gewohnt hohen<br />
Ziele gesteckt. Um erstmals nach 2007 wieder den titel in die SAP-Arena zu holen, hat<br />
Manager Marcus kuhl schon früh seine Netzwerke aktiviert. denn es geht auch um<br />
sein lebenswerk.<br />
Ein Tag im August. Marcus Kuhl ist längst<br />
zurück aus seinem alljährlichen Urlaub<br />
in Florida. Mit Ehefrau Elvira und Bekannten<br />
hat er Entspannung beim Golfen gesucht.<br />
Mit durchwachsenem Erfolg. „So oft<br />
habe ich gegen meine Kumpel noch nie verloren“,<br />
berichtet er mit einem Schmunzeln: „Ich<br />
hatte eine schlechte Saison.“ Eine schlechte<br />
Saison hatte Kuhl nicht nur auf dem Golfplatz.<br />
Nach dem Meister-Hattrick von 1997 bis 1999<br />
reichte es für die Adler Mannheim im vergangenen<br />
Jahrzehnt nur zu zwei Titeln – und zuletzt<br />
zweimal nicht mal mehr für die Finalspiele.<br />
Und das macht das Leben für ihn als Hauptverantwortlichen<br />
nicht leichter.<br />
Kuhl ist seit 1994 der Manager der Adler, und<br />
er weiß: „Mannheim ist Eishockey-Stadt. Hier<br />
musst du deutscher Meister werden.“ Seit er<br />
die Geschicke des Klubs lenkt, hat er also<br />
fünfmal die Pflicht erfüllt, zuletzt 2007. Zehnmal<br />
aber auch nicht. „In 15 Jahren sind schon<br />
auch heftige Jahre dabei“, gesteht er mit leiser<br />
Stimme.<br />
Die vergangenen beiden Jahre waren heftig. Es<br />
ist nicht so, dass Kuhl dann nicht mehr auf die<br />
Straße geht. „Aber wenn’s ganz schlecht läuft,<br />
dann schicke ich schon mal meine Frau zum<br />
Bäcker“, sagt er – halb ernst, halb scherzhaft.<br />
Marcus Kuhl ist aus Mannheim, Marcus Kuhl<br />
ist Mannheim – zumindest, wenn es um Eishockey<br />
geht.<br />
Acht Millionen Miese, Stallgeruch<br />
und klare Vorstellungen<br />
August. Nicht mehr lange bis zum Beginn der<br />
neuen Saison der Deutschen Eishockey-Liga<br />
am 2. September. Kuhl sitzt auf der Lehne einer<br />
Spielerbank in der Trainingshalle der Adler unter<br />
dem Dach der SAP-Arena. Er sieht zu, wie<br />
der neue Coach Doug Mason die alten und neuen<br />
Spieler auf die Saison vorbereitet.<br />
Es geht hier auch ein bisschen um das Lebenswerk<br />
von Marcus Kuhl. Vor 15 Jahren ging seine<br />
Karriere als Eishockeyspieler in Mannheim zu<br />
Ende, aber das Ende, betont er, „war vorberei-<br />
tet“. Kuhl wurde Unternehmer, machte Jeansläden<br />
auf und Fitness-Studios. Und doch kam<br />
wieder der Puck ins Spiel.<br />
Im Frühjahr 1994 stand der Mannheimer ERC<br />
mit acht Millionen Mark in den Miesen. Dass<br />
im Friedrichspark dennoch nicht die Lichter<br />
ausgingen, lag auch an Kuhl. Er erdachte ein<br />
umfassendes Konzept, erhielt dafür den Segen<br />
des damaligen Präsidenten Jochen Engel - und<br />
machte sich ans Werk.<br />
Es sei wichtig, sagt Kuhl, dass er Stallgeruch<br />
hatte, als er damit begann, die Adler von heute<br />
zum Fliegen zu bringen. Alles, was gut und<br />
damals regelmäßig auch schlecht lief unter den<br />
ehrenamtlichen Vereinsvorständen, hatte er<br />
aus nächster Nähe miterlebt. „Wenn du Spieler<br />
bist, hast du deine eigenen Vorstellungen“, sagt<br />
Kuhl.<br />
Kuhl hatte klare Vorstellungen, wie es besser zu<br />
machen sei. Und den Vorteil, dass er sich in der<br />
Branche bereits auskannte, sich einen �<br />
78 UBI BENE<br />
UBI BENE 79
KÖrperGEFÜHl<br />
Namen gemacht hatte als Nationalspieler. Und<br />
nicht weniger hilfreich war, dass er als Mannheimer<br />
die Verhältnisse in seiner Stadt kannte,<br />
dass er sah und ahnte, was möglich wäre.<br />
Kuhl brachte nicht nur die Adler zum Fliegen.<br />
Sein Konzept ist, wie es so schön heißt, ganzheitlich<br />
und auf Nachhaltigkeit angelegt. Er hat<br />
unter anderem die Jungadler erdacht, er hat ein<br />
Netz gesponnen, in das Mannheimer Schulen<br />
integriert sind, um den Nachwuchs erst zum<br />
Eishockey zu holen und dann zu binden.<br />
Seit 1999 die Familie Hopp einstieg bei den Adlern,<br />
ist die Arbeit für Kuhl ein wenig entspannter<br />
geworden. „Es gibt nichts Besseres“, sagt er<br />
über sein Zusammenspiel mit Geschäftsführer<br />
Daniel Hopp: „Er kennt sich in dem Sport aus,<br />
die Entscheidungswege sind kurz, ich kann mir<br />
nichts Besseres vorstellen.“<br />
Als der Coach kündigt,<br />
ist Betrieb im Netzwerk<br />
Immer noch August. Kuhl ist dieser Tage praktisch<br />
arbeitslos. Er hat einen neuen Trainer<br />
verpflichtet, er hat eine neue Mannschaft zu-<br />
MARcUS kUHl STEHT BEi JEDEM SpiEl DER ADlER An DER BAnDE. iM OkTOBER BEGinnEn BEREiTS SEinE<br />
plAnUnGEn FÜR DiE kOMMEnDE SAiSOn. SEin ziEl FÜR 2010: MAl WiEDER GEMEinSAM MiT ADlER-GEScHäFTSFÜHRER<br />
MATTHiAS BinDER DiE MEiSTERScHAFT zU FEiERn.<br />
sammengestellt. Er hatte ein Bild im Kopf und<br />
dann versucht, die dafür notwendigen Mosaiksteinchen<br />
zu finden. Er hat, berichtet er, „viel<br />
vorsortiert und viele Gespräche geführt“.<br />
Kuhl spricht viel von Netzwerken, das Wort<br />
kommt ihm regelmäßig über die Lippen. Im<br />
Grunde genommen besteht seine gesamte Arbeit<br />
darin, seine Netzwerke zu pflegen. Wissen<br />
ist nicht nur Macht, es ist für den Manager einer<br />
Sportmannschaft auch existenziell, die besseren<br />
Informationen zu haben als die Konkurrenz.<br />
„Als Spieler hast du ja schon ein Netzwerk mit<br />
Leuten, auf das du zurückgreifen kannst“, sagt<br />
Kuhl. Es hat ihm den Start erleichtert. „Du<br />
kannst nicht einfach von der Uni kommen. Du<br />
musst das Netzwerk kennen, und du musst es<br />
pflegen.“ Kuhl pflegt es – mit einem Handy, das<br />
schon als prähistorisch zu gelten hat. Aber es<br />
reicht.<br />
Kuhl sichert sich ab, das Netzwerk ist auch sein<br />
Netz. Er holt Informationen auch von ehemaligen<br />
Weggefährten ein, wenn er einen Trainer,<br />
einen Spieler verpflichtet. Er hat außerdem<br />
einen Vertrag mit einer amerikanischen Firma<br />
abgeschlossen, die ihm bei Bedarf halbe Bücher<br />
über potentielle Neuverpflichtungen zusammenstellt.<br />
Als Coach Dave King im vergangenen Winter<br />
frühzeitig ankündigte, die Adler am Saisonende<br />
verlassen zu wollen, da war richtig Betrieb im<br />
Netzwerk von Kuhl. Am Schluss ist eben Doug<br />
Mason übrig geblieben, und es überrascht dann<br />
doch, wenn Kuhl mit einem Lächeln sagt: „Den<br />
Trainer, den nimmst du dann auch aus dem<br />
Bauch heraus.“<br />
Im <strong>Oktober</strong> macht er das Spiel<br />
für die kommende Saison<br />
September. Die ersten Spiele sind vorbei. „Jetzt<br />
ist das Ding erst mal am Laufen“, sagt Kuhl. Es<br />
ist die Beobachtungsphase. Der Manager ist bei<br />
jedem Spiel dabei, bis zu 80 sind es mittlerweile<br />
pro Saison, um kleinste Strömungen sofort zu<br />
erkennen. Machen aber kann er nicht mehr viel.<br />
Zumindest für diese Saison.<br />
„Es ist schwieriger geworden“, gesteht Kuhl. Wie<br />
gesagt, Mannheim will die Adler siegen sehen.<br />
„Wenn du hier nicht gewinnst, wirst du gleich in<br />
Frage gestellt.“ In den vergangenen beiden Jahren<br />
sind die Eisbären Berlin Meister geworden<br />
und offenkundig, räumt selbst Kuhl ein, „hatten<br />
sie das bessere Händchen“.<br />
Bald ist <strong>Oktober</strong>. Dann wird Kuhl einen Blick<br />
dafür haben, wie die Saison laufen wird. Diese<br />
Saison ist, so kurios es klingen mag, für Kuhl<br />
dann aber schon wieder vorbei. „Im <strong>Oktober</strong>,<br />
November, da geht es schon wieder los“, da<br />
fängt es langsam an, in seinem Netzwerk zu<br />
brummen, „da ist man dann schon am Planen<br />
für das nächste Jahr.“<br />
Der Urlaub im kommenden Sommer wird aber<br />
auf jeden Fall zu kurz kommen. Im Mai 2010<br />
ist Eishockey-Weltmeisterschaft, Mannheim ist<br />
Spielort, Kuhl ist selbstverständlich eingebunden.<br />
Das mag schlecht sein für sein Golfspiel.<br />
Aber wenn er zuvor keine schlechte Saison hatte,<br />
wird er es verschmerzen können.<br />
text: tom häberlein Fotos: sörli binder n<br />
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Wein ist gesund. das tägliche Gläschen Rebensaft minimiert<br />
das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung nachweislich. doch<br />
wein wirkt auch auf und durch die haut. Regina Menger-Krug<br />
hat diese Erfahrung schon als Kind gemacht, an der Hand des<br />
Vaters im Weinberg. in siebenjähriger Entwicklungszeit hat sie<br />
gemeinsam mit Prof. dr. Günter Germann, dem leiter der Klinik<br />
für Hand-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie an der bG-<br />
Unfallklinik in ludwigshafen, die Kosmetiklinie laVigne entwickelt,<br />
eine exklusive Anti-Aging-Pflege aus der Kraft der Rebe.<br />
Früher, als Jugendliche, hat Regina Menger-Krug diese Sonntagsspaziergänge<br />
oft verflucht. Morgens um kurz nach sechs holte der<br />
Vater sie aus dem Bett, um mit ihr durch die Weinberge der Motzenbäckers<br />
in Deidesheim zu streifen, den Wuchs der Reben zu begutachten<br />
und dabei über Gott, die Welt und natürlich den Weinbau zu reden.<br />
„Dabei habe ich so viel gelernt“, sagt sie heute: „Auch viele Dinge, die<br />
mir viel später erst klar geworden sind.“ Die Geschichte mit der Schnittwunde<br />
zum Beispiel. „Wenn sich einer bei der Lese geschnitten hatte,<br />
hat mein Vater ein Stück aus der Rebe geschnitten und den Saft auf die<br />
Wunde geträufelt. Das begünstigte offenbar den Heilungsprozess.“ Viel<br />
wurde ihr mitgegeben, noch mehr hat sie sich selbst angeeignet – beim<br />
Weinbau-Studium in Geisenheim und später, in der Beschäftigung mit<br />
ihren wertvollsten Gütern: der Natur und dem Boden, auf dem ihre Reben<br />
wachsen.<br />
Die begeisterte Reiterin hatte die freie Berufswahl: „Meine Eltern haben<br />
mich zu nichts gedrängt, ich hätte auch zur Bühne gehen oder Gauklerin<br />
werden können“, erzählt die temperamentvolle Winzerin, deren Liebe zum<br />
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Weinbau dann doch noch erwachte. Beim Studium lernte sie ihren heutigen<br />
Ehemann kennen. Mit Klaus Menger-Krug bewirtschaftet sie seit 1976<br />
auf insgesamt 100 Hektar die Deidesheimer Güter Motzenbäcker, Villa Im<br />
Paradies und den Krug’schen Hof in Rheinhessen, in der Sektmanufaktur<br />
Menger-Krug entstehen außerdem edle Sektspezialitäten. Dass inzwischen<br />
auch Tochter Marie in die Leitung der Firma eingestiegen ist, zeigt<br />
zweierlei: Erstens, dass die Liebe zum Weinbau offenbar erblich ist, und<br />
zweitens, dass die Menger-Krugs eine sehr naturverbundene Familie sind.<br />
Die ältere Tochter Eve ist Diplom-Geo-Ökologin am Fraunhofer-Institut<br />
in Karlsruhe.<br />
Mit der Natur arbeiten, nicht gegen sie<br />
Ihre Weingärten bewirtschaftet die Familie nach umweltschonenden<br />
Richtlinien. Zwischen den Reben wachsen unzählige Kräuter, die Nützlinge<br />
anlocken, den Boden stabilisieren und biologische Vielfalt in die Monokultur<br />
Weinberg bringen. „Biodiversität ist die Grundlage einer intakten<br />
Natur“, erklärt Regina Menger-Krug: „Nachhaltigkeit bedeutet für uns, �<br />
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bewusst mit der Natur zu arbeiten. Wir sehen unsere Weinberge als Teil<br />
des gesamten Ökosystems, von dessen Funktion und Gesundheit letztlich<br />
die Qualität unserer Weine abhängt.“ Wann immer sie Zeit hat, macht die<br />
quirlige Pfälzerin Spaziergänge im Weinberg rund um das idyllische Gutshaus<br />
im Stil einer Florentiner Villa aus dem 19. Jahrhundert – den Blackberry<br />
hat sie immer dabei, denn die Kunden kommen mittlerweile aus der<br />
ganzen Welt. Neben Lufthansa und Deutscher Bahn beliefert Menger-<br />
Krug auch Unternehmen und Weinliebhaber in Thailand und China.<br />
Vor ungefähr acht Jahren las Regina Menger-Krug von den Antioxidantien<br />
Resveratrol und OPC im Wein und ihrer Wirkung auf die Zellstruktur.<br />
Sie erinnerte sich an die alte Geschichte mit der Schnittwunde und ließ<br />
eine ihrer alten Burgunderreben untersuchen. Das Ergebnis: Die beiden<br />
Wirkstoffe waren in hoher Konzentration vorhanden. Die Idee einer Kosmetiklinie<br />
auf der Basis der Wein-Wirkstoffe war geboren. „Also habe ich<br />
unseren Freund Günter Germann angerufen, um zu fragen, was er von der<br />
Sache hält“, erzählt Regina Menger-Krug.<br />
Der plastische und ästhetische Chirurg und Professor an der Heidelberger<br />
Universität, als Leiter der Klinik für Hand-, Plastische und Rekonstruktive<br />
Chirurgie an der BG-Unfallklinik in Ludwigshafen ein Experte auf<br />
dem Gebiet der Hautregeneration, war sofort begeistert. „Die schützende<br />
Wirkung des Weins ist lange bekannt“, erklärt er: „In der Weinrebe sind<br />
in hoher Konzentration Polyphenole enthalten, die positive Auswirkungen<br />
auf unsere Zellen haben. Diese Wirkstoffe können durch die Haut in<br />
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Sekundäre Pflanzenstoffe, so genannte Polyphenole,<br />
schützen die Körperzellen durch ihre antioxidative Wirkung<br />
nachhaltig gegen Angriffe von freien Radikalen, die<br />
Zellschädigungen, Krankheiten und vorzeitige Hautalterung<br />
auslösen können. Zwei dieser Polyphenole sind in<br />
hohen Konzentrationen im Wein vorhanden.<br />
Resveratrol nennt man auch die „Methusalem-Substanz“,<br />
weil es die Zellregeneration und -neubildung anregt. oPC<br />
(oligomeres Proantho Cyanidin) ist das stärkste bekannte<br />
Antioxidans überhaupt. Es bindet sich an Kollagenfasern,<br />
erhöht deren Elastizität und steigert dadurch die Flexibilität<br />
in blutgefäßen, Muskeln, Sehnen und im bindegewebe<br />
der Haut.<br />
unseren Körper dringen, wo sie die Zellalterung positiv beeinflussen, vor<br />
Zell-Zerstörung schützen und auch gegen schädliche UV-Strahlung oder<br />
Umwelteinflüsse wirken. “<br />
LaVigne – eine Kosmetikinie<br />
setzt zum Höhenflug an<br />
In umfangreichen Forschungen wurden die Extrakte aus den Deidesheimer<br />
Burgunderreben analysiert, verschiedene hypoallergene Trägersubstanzen<br />
ausprobiert, und mit der Konsistenz und dem Duft experimentiert,<br />
bis das perfekte Produkt erreicht war. Ein erfahrenes Labor entwickelte<br />
die sieben Pflegeprodukte, die von Gesichtscremes über ein Lifting-Serum<br />
bis hin zum Duschgel reichen. Ihr Name: LaVigne, französisch für:<br />
die Rebe, oder auch: der Weinberg. Seit dem vergangenen Jahr ist die exklusive<br />
Marke am Markt und hat längst zum Höhenflug angesetzt – nicht<br />
nur weil sie auch im Lufthansa-Worldshop vertrieben wird. Bestellungen<br />
kommen auch aus China.<br />
Für den Mediziner Günter Germann hat sich mit der Kosmetiklinie ein<br />
neues, spannendes Interessengebiet ergeben. „So weit ist es ja nicht von<br />
dem entfernt, was ich als Chirurg tue. Die ästhetische Chirurgie ist ein<br />
unverrückbarer Teil der plastischen Chirurgie“, erklärt er: „Denn es geht ja<br />
auch bei der Wiederherstellung um ästhetische Ergebnisse. Jeder Patient<br />
möchte das Schöne. Es gibt also durchaus Schnittmengen zwischen Medizin<br />
und Kosmetik.“<br />
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Unsere Haut ist mehr als nur eine Schutzhülle.<br />
Sie ist die Visitenkarte unseres Körpers,<br />
Sinnesorgan und erogene Zone. Seidenweich<br />
und streichelzart soll sie sein, damit wir uns in<br />
unserer Haut wohl fühlen. Unerwünschte Härchen,<br />
lästige Stoppeln und Irritationen durch<br />
regelmäßige Epilation, Rasur oder Entwachsung<br />
stören unser ästhetisches Empfinden. Erst die<br />
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Enthaarungsprozeduren. Auch immer mehr<br />
Männer entdecken das wunderbare Gefühl<br />
streichelweicher Haut nach der Behandlung<br />
durch die erfahrene Expertin. „Eine eingehende<br />
Beratung und das Kennenlernen der Lichttherapie<br />
sind selbstverständlich“, erklärt Simone<br />
Voltmer: „Unsere Kunden sind begeistert von<br />
dem schonenden Verfahren und dem schnell<br />
sichtbaren Erfolg.“ Denn nichts ist eben so<br />
schön wie Haut, in der man sich wohl fühlt.<br />
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Auch die Winzerin Regina Menger-Krug sieht die Pflegelinie als logische<br />
Ergänzung zu ihren Wein- und Sekterzeugnissen. „LaVigne ist ein weiteres<br />
Naturprodukt aus dem Haus Menger-Krug“, erklärt sie. Dass die naturverbundene<br />
Pfälzerin sich selbst als „Bäuerin, die mit der Natur lebt und sie<br />
bewahren will“ sieht, ist deshalb auch gar kein Widerspruch: „Die Natur<br />
und unsere Gesundheit – das ist doch der größte Luxus, den wir haben.“<br />
text: Ute Maag n<br />
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Man muss kein Fußball-Fan sein, um südafrika faszinierend zu finden. die im nächsten Jahr statt-<br />
findende Weltmeisterschaft hat das land am Kap der Guten Hoffnung ins blickfeld der Welt gerückt<br />
und die diskussion verengt auf Problemfelder wie soziale Unterschiede und Kriminalität. doch Südafrika<br />
hat mehr zu bieten: Gastfreundschaft und Herzlichkeit. die pulsierende Metropole Kapstadt. idyllische<br />
Weingegenden. Und fast unberührte Wildnis mit einem ungeahnten tierreichtum. Höchste Zeit für eine<br />
Entdeckungsreise.<br />
Kapstadt ist für viele Weltenbummler die schönste Stadt der Welt.<br />
Auch für Daniela Keil. Die UBI BENE-Reiseexpertin ist gerade<br />
zurückgekehrt von einer Tour quer durch Südafrika. Sie kennt das<br />
Land von vielen Reisen, doch wenn es um ihre Lieblingsstadt geht, gerät<br />
sie sofort ins Schwärmen. „Die malerischen Viertel, die afrikanischen<br />
Märkte, diese fast unecht bunte Natur, die Abendstimmung und die Lichter<br />
dieser Stadt – das ist einfach unvergleichlich“, zählt sie auf: „Diese<br />
Stadt hat alles: lebendige Urbanität, einmalige Naturdenkmäler und einen<br />
wunderschönen Stadtstrand.“<br />
Das Herz Kapstadts schlägt an der Waterfront, jenem kolonialen Hafenviertel,<br />
das vom dahinter aufragenden Tafelberg beschützt wird. Restaurants<br />
und Bars, kleine Märkte und Straßenkünstler bilden die Kulisse der<br />
Table Bay, wo die Fähre nach Robben Island ablegt, jener Gefängnisinsel,<br />
auf der Nelson Mandela viele Jahre gefangen gehalten wurde. Die Wege<br />
sind kurz am Kap. Der Besucher hat daher die Qual der Wahl, ob er sich<br />
direkt im quirligen Zentrum oder doch ein wenig außerhalb niederlässt.<br />
Für die Waterfront spricht das neu eröffnete „One & Only Cape Town“,<br />
das erste Sechs-Sterne-Boutiquehotel in der Stadt. Sein unbescheidener<br />
Name ist nicht übertrieben: Die kleinen Villen und Suiten eröffnen<br />
einen sensationellen Blick auf die Bucht oder den Tafelberg, das Spa<br />
liegt auf einer Insel inmitten einer Wasserlandschaft. Wer es ein wenig<br />
ruhiger mag, zieht das 15 Autominuten vom Zentrum entfernte „Twelve<br />
Apostles Hotel & Spa“ bei Camps Bay vor. Hier ist die Felsformation<br />
„Zwölf Apostel“ nicht weit. Wie schön diese Bucht ist, haben inzwischen<br />
auch einige Brillenpinguine entdeckt, die sich hier niedergelassen haben.<br />
Die größte Kolonie der watschelnden Frackträger außerhalb der Antarktis<br />
kann man auf halbem Weg zum Kap am Boulders Beach besuchen.<br />
Die Gardenroute, die sich auf über 700 Kilometern Länge östlich von<br />
Kapstadt bis nach Port Elizabeth durch traumhafte Landschaften schlängelt,<br />
gehört eigentlich zum Pflichtprogramm jedes Südafrika-Reisenden.<br />
Doch auch die nächste Umgebung Kapstadts hat Reizvolles zu bieten.<br />
„Direkt vor den Stadtgrenzen findet man tolle Weingegenden mit einer<br />
exklusiven Hotellerie“, berichtet Daniela Keil. Das „Steenberg“ in Constantia,<br />
südlich des Tafelbergs auf der Kap-Halbinsel gelegen, ist das älteste<br />
Weingut des Landes. Lange lag der Weinbau brach, doch seit 15<br />
Jahren wird hier wieder gekeltert. Im erstklassigen Restaurant des kleinen<br />
First-Class-Hotels werden daher nicht nur eigene, sondern die besten<br />
Weine des Landes serviert. Inmitten von Weinbergen liegt auch das<br />
„Mont Rochelle“ im romantischen Örtchen Franschhoek, rund 60 Kilometer<br />
östlich von Kapstadt. Das Dach der Villa im kap-holländischen Stil<br />
ist reetgedeckt, der weitläufige Garten und die umgebenden Hügel laden<br />
zu Wanderungen ein und das Spezialitätenrestaurant des Boutiquehotels<br />
genießt einen exzellenten Ruf.<br />
Reetgedeckte Häuser und<br />
traumhafte Landschaften<br />
Doch ein Südafrika-Urlaub wäre nichts ohne eine Safari. Daniela Keil ist<br />
dafür von Kapstadt nach Johannesburg geflogen, dort umgestiegen und<br />
mit einer kleinen Propellermaschine direkt in einem privaten Wild- �<br />
86 UBI BENE<br />
UBI BENE 87
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DER WEinkEllER DER EARTH lODGE läDT zUM TAFEln Ein.<br />
DAS ABEnDlicHE FÜnF-GänGE-MEnÜ iST ExqUiSiT.<br />
reservat am Rande des Krüger-Nationalparks gelandet, wo sie nicht nur<br />
eine traumhafte Tierwelt fand, sondern auch unvergleichlichen Luxus.<br />
„Bei einer mehrtägigen Safari muss man auf keine Annehmlichkeit verzichten,<br />
im Gegenteil“, erzählt sie: „Die Lodges der besten Private Game<br />
Reserves sind mit Sechs-Sterne-Komfort ausgestattet.“ Zum Beispiel das<br />
Sabi Sabi-Reservat. Die neu eröffnete Earth Lodge mit ihren 13 Suiten<br />
verfügt nicht nur über futuristische Zimmer mit vielen Holzelementen,<br />
sondern auch über ein Outdoor-Spa und einen Weinkeller, in dem das<br />
Fünf-Gänge-Dinner serviert wird. Die benachbarte Selati Lodge ist im<br />
klassischen Kolonialstil erbaut, ihre acht Suiten lassen keine Wünsche<br />
offen: Die Dusche steht unter freiem Himmel und von der Frühstücksterrasse<br />
aus kann man Elefanten beim Baden im Wasserloch zusehen.<br />
Sechs-Sterne-Komfort<br />
mitten in der Wildnis<br />
Dreimal am Tag geht es auf Pirschfahrt mit erfahrenen Rangern. „Die lesen<br />
die Fährten und folgen ihnen“, erzählt Daniela Keil: „Wir haben überwältigt<br />
zugesehen, wie 14 Löwinnen gemeinsam ein Gnu gerissen haben.“<br />
Zebraherden, Nashörner und Giraffen hat die Reise-Fachfrau außerdem<br />
aus dem offenen Jeep beobachtet, im Morgengrauen eingehüllt in warme<br />
Decken und dankbar für die Wärmflasche und den heißen Tee, den die<br />
Ranger im südafrikanischen Winter reichten. Safaris sind ganzjährig möglich.<br />
Im Winter wird es nachts empfindlich kalt. „Morgens um sechs hatte<br />
es um null Grad“, berichtet sie: „Dafür ist es am Tag nicht so heiß, und<br />
die Vegetation ist nicht so üppig – man sieht so mehr von der Tierwelt.“<br />
Im südafrikanischen Sommer steigen die Temperaturen tagsüber auf rund<br />
35 Grad – da ist die Kühle der Morgenpirsch der erfrischendste Moment<br />
des Tages.<br />
Safaris sind nichts für Langschläfer. Um sechs Uhr starten die Jeeps zur<br />
ersten Pirschfahrt. Dann ist die Chance, viele Tiere beim Jagen zu entdecken,<br />
am größten. Seinen Reiz hat aber auch die Nachmittagspirsch: Zum<br />
Sundowner reichen die Ranger auch mal ein Gläschen Champagner – mitten<br />
in der Wildnis. „Die nächste Stadt ist eine Flugstunde entfernt, ringsum<br />
ist reine Natur“, schildert Daniela Keil und kramt in ihren Erinnerungen:<br />
„Beim Beobachten der Tiere oder bei einer Wanderung durch den Busch<br />
merkt man, wie klein man als Mensch gegenüber diesem atemberaubenden<br />
Naturschauspiel ist.“ Angesichts solcher Eindrücke kann man sich die<br />
Gardenroute getrost für den nächsten Südafrika-Urlaub aufheben.<br />
text: Ute Maag n<br />
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88 UBI BENE<br />
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20. Ball der Sterne<br />
im Mannheimer Rosengarten<br />
Am 17. oktober wird wieder der rote teppich vor dem Mannheimer Rosengarten entrollt. Zum 20. Mal<br />
pilgern Gäste aus der Region und ganz deutschland zum „ball der Sterne“. radio-regenbogen-geschäftsführer<br />
klaus schunk lässt sich zwar noch nicht entlocken, welcher internationale top-Künstler die besucher<br />
zu mitternächtlicher Stunde mitreißen wird, doch er lässt keinen Zweifel: „Unser ball ist einer der schönsten<br />
in ganz deutschland.“<br />
herr schunk, sie laden in diesem jahr zum 20.<br />
ball der sterne ein. was ist für sie das besondere<br />
an diesem ball?<br />
Klaus Schunk: dass es ihn immer noch gibt!<br />
Was gab es für Unkenrufe vor dem ersten ball<br />
der Sterne. So was gehe hier überhaupt nicht,<br />
das könne man nur in Hamburg oder düsseldorf<br />
machen. Und jetzt feiern wir ihn zum 20. Mal.<br />
die Unkenrufe sind längst verstummt.<br />
K. S.: Sie sind sogar sehr schnell verstummt.<br />
bei der Premiere sind viele Gäste noch staunend<br />
durch den Rosengarten gegangen, es war<br />
feierlich wie in der Kirche. im zweiten Jahr haben<br />
alle gesagt „Schön. das ist wieder genauso<br />
wie im letzten Jahr.“ die Vertrautheit hat sich<br />
schnell eingestellt.<br />
die meisten gäste sind stammgäste?<br />
K. S.: Viele kommen jedes Jahr, aber es werden<br />
immer mehr. 1990 hatten wir 850 Gäste. im<br />
vergangenen Jahr haben sich allein 1.050 Helfer<br />
um die 2.500 ballbesucher gekümmert. ich<br />
stelle immer wieder fest: Gäste, die zum ersten<br />
UBI BENE<br />
Mal kommen und die ballszene in deutschland<br />
kennen, urteilen viel euphorischer als unser<br />
Stammpublikum.<br />
sie haben ihre gäste in den vergangenen zwei<br />
jahrzehnten mit internationalen top-acts und<br />
kulinarischen highlights aber auch sehr verwöhnt<br />
…<br />
K. S.: Weil unsere Spitzenleistungen nie zur<br />
Routine wurden.<br />
der 20. ball – das weckt erwartungen. auf was<br />
dürfen sich die gäste freuen?<br />
K. S.: der ball wird noch gemütlicher. Wir werden<br />
den Musensaal in diesem Jahr nicht öffnen,<br />
alles wird sich in der unteren Etage abspielen.<br />
dies ist der Größe des Rosengarten geschuldet.<br />
die Fläche wurde für einen ball zu groß.<br />
Um den top act, in den vergangenen jahren<br />
roger hodgson oder robin gibb, machen sie<br />
noch ein großes geheimnis?<br />
K. S.: ich verrate nie, wer auftreten wird. da<br />
kann so vieles bis kurz vor dem großen Abend<br />
STARS UnD STERncHEn AUF DEM ROTEn TEppicH:<br />
DER BAll DER STERnE lOckT AUcH iM 20. JAHR<br />
zAHlREicHE GäSTE An (linkS). RADiO-REGEnBOGEn-<br />
GEScHäFTSFÜHRER klAUS ScHUnk MiT GATTin HilDE<br />
(REcHTS).<br />
noch schief gehen. Und ich will auch nicht,<br />
dass sich jemand nur wegen unseres Stargasts<br />
eine Karte kauft.<br />
warum sollte man sich denn eine karte kaufen?<br />
K. S.: Weil unsere Veranstaltung eine der<br />
schönsten in ganz deutschland ist, das bestätigen<br />
mir Gäste immer wieder. Nirgends finden<br />
Sie ein so tolles Programm und so exquisites<br />
Essen.<br />
wer sorgt in diesem jahr für die leiblichen<br />
genüsse, wieder eine ganze riege von spitzenköchen?<br />
K. S.: Einige, wie Harald Wohlfahrt, Martin<br />
Herrmann, Stefan Neugebauer, Frank buchholz<br />
und Manfred Schwarz sind uns aus den<br />
Vorjahren schon gut bekannt. dazu kommen<br />
einige neue Gesichter, allen voran Juan Amador,<br />
der ja gerade in Mannheim ein Restaurant<br />
eröffnet hat.<br />
ein ziel des balles ist immer auch, gutes zu<br />
tun. welche organisationen dürfen sich im jubiläumsjahr<br />
auf eine spende freuen?<br />
K. S.: Wir möchten in diesem Jahr ausschließlich<br />
regionale Projekte unterstützen, vor allem<br />
das Hospiz Agape in Wiesloch. in dieser Herberge<br />
für Menschen in ihrer letzten lebensphase<br />
wird hervorragende Arbeit in der begleitung<br />
Sterbender und ihrer Angehörigen gemacht.<br />
da wollen wir helfen. n<br />
2 0 . BALL DER STERNE<br />
Die <strong>Bene</strong>fiz-Gala in der<br />
Metropolregion Rhein-Neckar<br />
17. <strong>Oktober</strong> <strong>2009</strong><br />
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Herausgeber Mannheimer Morgen<br />
großdruckerei & verlag gmbh,<br />
dudenstr. 12–26,<br />
68167 Mannheim<br />
Redaktionsleitung Ute Maag<br />
stefan wagner (v.i.s.d.p.)<br />
Anschrift der Redaktion impuls verlags gmbh<br />
redaktion <strong>Ubi</strong> bene<br />
dudenstr. 12–26<br />
68167 Mannheim<br />
e-Mail: swagner@mamo.de<br />
Autoren dieser Ausgabe stefan dettlinger, tom häberlein,<br />
viktoria jerke, jörg-peter klotz,<br />
nicole pollakowsky, Michael schröder,<br />
cordula schuhmann, thomas tritsch,<br />
petra wandernoth<br />
Fotos/bildmaterial allude, restaurant amesa, bb-promotion,<br />
dietrich bechtel, sörli binder, christoph blüthner,<br />
bulthaup (über amend einrichten), luisa cerano,<br />
christian dammert, dpa, editionpanoraMa<br />
gmbh, expert esch, diane von Fürstenberg,<br />
geldermann, Markus gilliar / ges, peter haagkirchner<br />
/ historisches Museum der pfalz, carl<br />
park plaza trier<br />
Nikolaus-Koch-Platz 1 | 54290 trier<br />
tel. 0651 9993560 | Fax 0651 9993512<br />
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Museum der pfalz, bernhard kunz, lavigne<br />
cosmetics, thommy Mardo, hans-georg Merkel /<br />
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rhein-neckar, thomas neu, now+zen, parenti’s,<br />
phil petter, poggenpohl, radio regenbogen,<br />
reuter + schmidt, Manfred rinderspacher,<br />
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Anzeigen gerhard haeberle<br />
Anzeigenberatung birgit jersch-bergmann, tel. 06201 980398<br />
claus Meyer, tel. 0621 3922863<br />
Für Fragen und informationen ubibene@mamo.de<br />
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Gestaltungskonzept & layout xmedias gmbh, Mannheim<br />
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druck druckhausdiesbach gmbh, weinheim<br />
dr. viggo vogeley und evelin dispan Mathias reuter und dr. Wolf-dieter Starp<br />
ilka Müller, dr. fritz Schedel und<br />
peter amend<br />
reuter + SChMidt Golf cup<br />
Rund 100 teilnehmer waren begeistert. „Genial“, „perfekt“, „wunderbar“ lautete das einhellige Fazit der<br />
Golfer beim REUtER + SCHMidt Golf Cup im Rahmen der 35. offenen Heidelberger Golftage. Rechtzeitig<br />
zum turnier der „mannheimer einrichtung“ in Zusammenarbeit mit der Firma lambert schien die Sonne.<br />
die herrliche Anlage des golfclubs heidelberg-lobenfeld mit ihrem alten baumbestand war in hervorragendem<br />
Zustand – und die Golfer in top-Form und bester laune. die strahlende Siegerin hieß Julia<br />
Siebeck. die SAP-direktorin verbesserte ihr Handicap auf 8,6.<br />
dr. hans Joachim Bremme, Christoph Boehringer,<br />
Mathias reuter und harald Schaaf<br />
dr. dieter Baas, thomas Schnepf (vizepräsident lobenfeld),<br />
anja Neuhaus, peter Neuhaus<br />
alle Gewinner des reuter + SChMidt Golf Cup Jochen peters (Spielführer), Julia Siebeck (1. Brutto damen),<br />
Gregor Schuol (1. Brutto herren), Mathias reuter<br />
Wolfgang Schneider und<br />
dr. eberhard rappold<br />
92 UBI BENE<br />
UBI BENE 93
94<br />
UBI BENE<br />
fraGeBOGEn<br />
Nachgefragt<br />
Mit Ende 20 will er es wissen und nimmt sein erstes Album auf, das<br />
genau so heißt: „ich will nur wissen“. Seitdem lebt laith al-deen für,<br />
mit und von der Musik.<br />
Zur person<br />
das Studium der Sozialwissenschaften konnte<br />
den in Mannheim aufgewachsenen Sohn eines<br />
irakers und einer deutschen ebenso wenig begeistern<br />
wie die nie vollendete Ausbildung zum<br />
Röntgenassistenten. Zum Glück: Seit „bilder<br />
von dir“ ist laith Al-deen (37) eine feste Größe<br />
in der deutschen Musikszene. derzeit ist er mit<br />
seinem sechsten Studioalbum „Session“ auf<br />
tour. Seine beziehung zu seiner Heimatstadt<br />
beschreibt er kurz und bündig: „ich bin Monnemer!“<br />
Am 19. und 20. oktober hat er zwei<br />
Heimspiele – im Mannheimer Capitol.<br />
welchen berufswunsch hatten sie als kind?<br />
laith Al-deen: Alles, was irgendwie mit fliegen<br />
zu tun hatte.<br />
Mit wem würden sie gerne mal eine woche<br />
lang tauschen?<br />
l. A.: Mit dem Musikchef eines öffentlichrechtlichen<br />
Radiosenders.<br />
welche charaktereigenschaften sind für sie<br />
wichtig?<br />
l. A.: Ehrlichkeit, Humor und Respekt.<br />
was bringt sie auf die palme?<br />
l. A.: Unentschlossenheit, Feilschen um Kleinigkeiten<br />
und Selbstgefälligkeit.<br />
ihr vorbild?<br />
l. A.: Abgesehen von vielen Musikern alle, die<br />
über ihre eigenen interessen hinaus für etwas<br />
einstehen.<br />
welches buch haben sie zuletzt gelesen?<br />
l. A.: „Vater unser“ von Jilliane Hoffman. begeistert<br />
hat es mich nicht gerade.<br />
wie halten sie sich fit?<br />
l. A.: Abgesehen von lauf–Aktionen, definitiv zu<br />
wenig.<br />
wobei entspannen sie?<br />
l. A.: laute Musik hören im Auto, geräuschvolles<br />
Kochen und natürlich beim Musizieren.<br />
wie kann man sie kulinarisch verwöhnen?<br />
l. A.: Am ehesten mit einfachen Gerichten, die<br />
frisch und mit liebe zubereitet wurden.<br />
welchen luxusartikel haben sie sich zuletzt<br />
gegönnt?<br />
l. A.: Eine triumph bonneville America. i’m<br />
loving it …<br />
ihr lieblingslaster?<br />
l. A.: Wurde gerade wieder teurer und qualmt.<br />
worauf sind sie stolz?<br />
l. A.: Auf geschätzte 2.000 Auftritte, ohne größere<br />
menschliche Verluste.<br />
wie feiern sie einen erfolg?<br />
l. A.: Am liebsten als rauschendes Fest, doch<br />
im Notfall tut es ein Spiegel.<br />
welchen traum hatten sie mit 17?<br />
l. A.: Einmal vor Metallica spielen …<br />
welchen traum möchten sie sich heute noch<br />
erfüllen?<br />
l. A.: ich sehe ein gut besuchtes Wembley Stadion<br />
…<br />
interview: Ute Maag Foto: sony bMg n